21 NVC - Exil

In jeder Geschichte gab es die Gewinner und die Verlierer. So gab es auch in jeder Geschichte die Guten und die Bösen. Natürlich stellte jede Seite die Geschichte anders dar, doch sie alle waren sich einig, dass nur die Gewinner Geschichte schrieben. Sie schrieben sie folglich so, wie sie ihnen dienen würde. In diesem Fall waren die Zakuul die vorläufigen Gewinner und alle Anderen die Bösen.


Doch jede Geschichte bestand aus so viel mehr Charakteren, die weder gut noch bösen waren und das taten was ihrem Sinn entsprach. War es nun stehlen um die eigene Familie zu ernähren oder der einfach Händler, der ein gutes Geschäft suchte. Xine stellte sich die Frage wo er sich nun in diesem Konstrukt befand. War er nun der Böse, der eine neue Ordnung aus falschem Stolz ablehnte und gegen sie agierte? Oder war er der Gute, der Unterdrückung und ein Imperium bekämpfte? Vielleicht, und darüber dachte er in letzter Zeit vermehrt nach, war er nur einer dieser vielen Charaktere, die Taten was sie für richtig hielten. Nur jemand der seinen Weg versuchte auf die beste Weise zu beschreiten.


Der Jedi zog ein Bein heran und stellte den Fuß auf den Stein aus dem der Abhang bestand und auf dem er saß. Seine Finger fuhren über die Stirn, die Wangen entlang über den dezenten, dunkelroten Bart. Kalt war der blau-grüne Blick, der die Steppe fixierte während Xine sich in seinen Gedanken verlor.


Jede Faser seines abgerichteten Verstandes widersprach dem. Jedes Mal, sollte er auch nur einen einzigen Gedanken darin verloren haben, erschien das Selbst seiner Jedi-Ausbildung. Immer zu erklärte es den Sinn eines Jedi, das Vertrauen in die Macht und dem damit verbundenen Kodex, dass die Jedi Hüter des Friedens waren, selbstlos. Vor fünf Jahren hätte er immer wieder zugestimmt, sich daran geklammert und aufgerichtet, niemals aufgegeben.


Ein langsames Lächeln zog sich ironisch über die Mundwinkeln. Doch auch fünf Jahre konnten ihre Spuren hinterlassen und Wunden schlagen, die kein Schwert je erzeugt hätte. Zeit konnten nicht nur heilen, Zeit konnte auch zerstören und zwar auf so eine brutale, qualvolle Art und Weise, dass es möglicherweise nie wieder aufgebaut werden kann. Zakuul gelang es tatsächlich die Galaxie für mehr als nur einen Wimpernschlag in ihrem Würgegriff festzuhalten. Jedi wurden vertrieben, Sith wurden vertrieben und scheinbar trieben alle anderen Mächte in einem unaufhaltsamen Sog auf ihr Ende zu. Xine hatte sein Bestes gegeben und versucht so zu leben wie er es für richtig hielt, doch auch er musste feststellen, dass seine Grenzen näher lagen als er es sich gewünscht hatte.


Vor zwei Jahren hatte er sich Sirali getroffen. Diejenige, die ihn damals schon mal hintergangen hatte. Aus einem unbekannten Grund zog es ihn zu ihr, denn er hatte geglaubt, dass sie helfen könne. Ihre Fähigkeiten und möglicherweise die gemeinsame Vergangenheit konnten eine gute Grundlage liefern. Doch statt Sirali für den Kampf gegen Zakuul zu akquirieren, musste er mit ihr dafür kämpfen nicht von Söldnern getötet zu werden, die Jagd auf Jedi machten. Erneut pulsierte das Gefühl, dass die Zeit der Jedi vorbei war und sie keinen Platz mehr in dieser Welt hatten.


Für einen Moment schloss Xine die Augen, atmet tief ein und lies den Atem aus dem Hals entweichen. Er hatte den Entschluss gefasst zu gehen, sich und seinen Platz zu finden. Den Kampf zu Zakuul zu tragen schien bis dato unmöglich, die Gesellschaft schien sie nicht mehr brauchen oder zu wollen. Lange hatte er mit sich gerungen, denn sollte ein Jedi nicht der Macht folgen und selbst wenn alle Zeichen gegen ihn standen, kämpfen? Doch Jedi sollten auch weitsichtig sein, umsichtig. Dieser kleine Planet, auf dem er sich seit einiger Zeit befand, war abgeschieden und ebenso konnte er hier niemanden mit seiner Präsenz stören und verweilen bis er wieder gebraucht werden würde, bis sich eine Gelegenheit ergab. Vor vielen Jahren hatte Meister Sirkos ihn auf Kashyyyk ausgesetzt, nur war er es, der das Exil suchte und auch annahm. Hätte man ihn noch letztens gefragt warum er ein Jedi war, warum er tat was er tat, dann hätte die Antwort wohl beschrieben, dass seine Ziele, Ziele von anderen waren. Heute müsste er länger darüber nachdenken, länger als er gut heißen würde.


Langsam schob Xine auch das andere Bein auf den Felsen und erhob sich aus der sitzenden Position. Sein Mund öffnete sich und erneut sog er die Luft in sich hinein, ein letztes Mal.

Vor fünf Jahren fiel der Jedi-Tempel auf Tython, vor zwei Jahren suchte er das Exil und nun schien es als würde sich der Wind drehen. Die Macht deutete erneut einen neuen Weg an und er folgte.