18 NVC - Irreparable Veränderung

Mit langsamen Schritten brachte der Ritter seinen Körper in den Gemeinschaftsbereich der sanitären Anlagen. Zu aller erst führte der Weg zu dem großen Spiegel und dem Spülbecken davor. Ein Mitarbeiter aus der technischen Abteilung putzte sich gerade die Zähne, als er den Ritter in einfachen Leinen erblickte, nickte er knapp und ging seiner Mundhygiene weiter nach. Der Ritter lehnte sich mit dem Becken gegen die Vorrichtung und fuhr sich über das ermüdete Gesicht. Seine blau-grünen Augen starrten in ihr Spiegelbild, begutachteten die dunklen Augenringe und die verschlafenen Augenlider. Die Mundwinkel zuckten etwas angestrengt als der Ritter seinen Arm aus der Schlaufe hob und die linke Hand am Wasserhahn postierte.


"Alles okay?"


Die Stimme des Technikers war zuvorkommend und freundlich während er schon dabei war, den Wasserhahn zu

drehen. Xine schüttelte energisch den Kopf.


"Lasst das, ich muss es von alleine schaffen!"


Hart, beleidigt und erzürnt prallte die Stimme des Ritters auf die Höflichkeit des Technikers, welcher verstummte und einige Schritte zurück trat. Die Augen waren weit geöffnet. Der Blick hatte etwas verwirrtes. Es war gar nicht gewollt so hart zu sein. Die Nacht war nur erneut anstrengend gewesen. Xine wandte den Kopf langsam zu dem verschreckten Techniker, doch bevor er etwas sagen konnte, verließ dieser ohne einen Laut den Raum. Das Seufzen drang vom tiefen Inneren nach außen hervor. Vom eigenen Spiegelbild abgelenkt fiel der Blick auf die linke Hand. Eine Dusche würde jetzt wohl doch eher passen als nur das bisschen Wasser also schwang sich der Ritter in eine der Kabinen.


Er verschloss er die Tür, dann entledigte er sich den Klamotten. Ein paar Momente vergingen bis der junge Mensch trotz Handicap an der Dusche ankam und den Hahn der Dusche mit der rechten Hand umdrehte. Das Wasser prasselte aus dem Duschkopf auf die roten Haare, das Gesicht hinab über den Hals und Brustkorb. Mit geschlossenen Augen stellte sich der Ritter dem Wasserstrahl entgegen und begann das Gefühl zu genießen. Ein reinigendes, allumfassendes Gefühl, dass keine Stelle unberührt lies und auch tief nach Innen vordrang. Sehr locker begann er mit der rechten Hand über den Körper zu schrubben und sich grob zu waschen. Die Hand fuhr über den Brustkorb zum linken Arm wo sie verharrte und der Ritter zusammen zuckte.


"...komisches Gefühl"


Vorsichtig, fast ängstlich strich die Hand den Arm entlang zum Ellenbogen und dann zu der Stelle wo eine hässliche Narbe, die verheilte Verletzung kennzeichnete. Mit einem Murren drückte er die Zähne aufeinander und die Muskeln spannten sich an, als das Gefühl erneut im Körper hochkam und Erinnerungen auslöste. Erinnerungen an Schmerz und Verlust. Der Moment war nicht greifbar und jeder Erinnerung daran lies immer wieder den Schmerz durch den Körper fahren, den er im ersten Moment blockiert hatte. Obwohl alles verheilt war und er nur noch etwas üben musste, so fühlte sich der Arm seltsam an. Die Narbe war der einzige Hinweis darauf, dass etwas passiert war, dass einen Wendepunkt darstellte. So betrachtete es Xine, als einen Wendepunkt, ein Ereignis, durch das er etwas verloren hatte, unwiederbringlich. Knapp strich er immer wieder über die Narbe und fühlte tief im Inneren die Halterungen und Vorrichtungen, die dieses Resultat erzeugt hatten, alles darunter war präsent und lebendig aber irgendwie taub und fremd.


Das Wasser prasselte weiter auf den Körper und schien eine beruhigende Wirkung zu haben, denn der Schmerz der aufkeimte wurde mit dem Wasser einfach mitgerissen und fortgetragen. Xine richtete den linken Arm etwas auf und begutachtete die Handfläche.


"Bist du immer noch ein Teil von mir?"


Des Ritters Worte verklangen im Rauschen des Wassers, welches zu Boden ging während der junge Mensch sich weiter in die Gedanken vertiefte und immer noch dachte, als das Wasser längst aufgehört hatte auf ihn zu strömen. Die Zeit der Veränderung war endgültig da und nun war es wohl auch Zeit, dass er sich endgültig veränderte.