
Nackte Füßen stampften hastig über den sauberen, glatten Tempelboden. Schweiß lief die Stirn in Bahnen hinab, schweres Keuchen hallte durch den Körper über die Lippen hinaus. Er hatte den Kopf gesenkt und fokussierte seine eigenen Schritte stoisch mit den Augen. Xine stützte sein Voranschreiten mit der rechten Hand an der Wand. Die Dunkelheit in seinem Zimmer hatte ihn eingeholt und der Flur schien mit jedem Gang schmaler zu werden und nicht nur, weil ihm sein halbes Augenlicht fehlte. Im Inneren kämpfte er gegen dieses pochende Gefühl an. "Nur ein Traum", murmelte er zu sich. "Nur ein verdammter Traum".
"Beim Imperium. Das soll der Jedi sein?", fragte der imperiale Soldat seinen Kameraden zu seiner Rechten, dabei einen abschätzenden Blick auf das Rothaar in der Energiezelle werfend. "Offenkundig. Wieso?", kam die nüchterne Frage von der Seite zurück.
"Wieso!?", drehte sich der imperiale Soldat zu seinem Kameraden um. Obwohl sie Helme trugen, konnte man ihrer Stimme und Haltung die jeweilige Gesichtsmimik erahnen. Ein geschocktes Gesicht wurde von einem Resignierenden quittiert.
"Weil er aussieht, als hätten sie ihm die scheiße aus dem Leib geprügelt. Mehrfach", deutete der Soldat mit seinem Gewehrlauf auf den in der Energiezelle sitzenden Jedi. Das nüchterne Gesicht folgte dem Gewehrlauf und blickte auf den zugerichteten Jedi. Im Gesicht war das getrocknete Blut unter der Nase, die angeschwollene Wange und die blutunterlaufenden Augen nur ein Vorgeschmack darauf, was sich auf dem restlichen Körper finden ließ. Zahlreiche Hämatome, frische Einschnitte in die Haut, Fesselspuren an den Gliedmaßen. Die Haltung des Jedi tat ihr übriges um das Bild eines getretenen Hundes zu vermitteln, zusammengekauert auf dem Boden liegend.
"Mhm. Ich glaube du unterschätzt zu was ein Jedi oder Machtanwender generell, fähig sind. Glaub nicht, dass es dir anders ergehen würde, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten, Corporal", schmetterte dies nicht nur jeden Versuch eines Konters ab, sondern forderte augenblicklich wieder sofortige Disziplin. "Jawohl Sergeant", war mit diesen Worten das Thema sofort ad Acta gelegt. Die zwei Soldaten deaktivierten das Energieschild und stupsten den Jedi an. "Hey, aufstehen! Hey!"
Die Hände klatschten gegen den Türrahmen und pressten sich mit aller Kraft dagegen. Der Schweiß tropfte von dem nassen Haar herunter und Xine hatte den Kopf gesenkt. Die Stimmen hallten durchseinen Körper. Er schüttelte sein Haupt und versuchte die Bilder loszuwerden. Das Gefühl der Dunkelheit - obwohl es eingebildet war - kroch sich langsam den Nacken herauf. Das Rothaar atmete tief, löste eine Hand von dem Rahmen und legt sie auf seinen Brustkorb. Das Herz pochte stark und brüllte immer wieder durch die Brust. Jeder Schlag vibrierte bis in die Fingerspitzen hinein. Von ihm eröffnete sich der Blick auf die Waschräume der Ritter. Mit langsam aber festen Schritten bewegte er sich zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und blickte in sein Spiegelbild. Die Pupille des blau-grünen Auges strahlte weit geöffnet in das Gesicht des Jedi.
Mit jedem Schritt, den die Soldaten machten, klapperten ihre Rüstungen. In fester Reihenfolge hörte man wie nackte Zehen immer wieder an den Fugen der Fliesen entlang schrammten. Jeweils ein Arm unter die Achseln gelegt, links und rechts, wanderten die Soldaten durch den Flur und schliffen den Jedi zwischen sich mit. Ihre Gewehre auf jeweils anderen Seite angelegt und durch die Kameras streng bewacht. Xine war wesentlich wacher, als es den Anschein machte. Er sammelte seine Kräfte. Seit Stunden war er nun ohne Betäubungsmittel und seine Wahrnehmung kehrte zurück, aber damit auch der pochende und brüllende Schmerz in jeder Faser. Klarheit war ein Fluch, vor allem wenn man seine Kräfte sammelte und sich dennoch nicht genug konzentrieren konnte. Xine spürte wie die Macht in unerreichbarer Nähe war, dafür war etwas anderes zu spüren. Ein dunkler Keim, der sich über die Wochen in ihm genistet hatte und kurz davor war aus ihm heraus zu brechen. Er hob langsam den Kopf und erkannte seine zwei Leibwachen, spürte wie sie ihn über den Boden zogen. Mit seinen Zehen testete er seine Empfindungen, streckte sie immer wieder wodurch sie gegen die Fugen prallten. Er atmete langsam durch, seine Wut hatte er dem Kodex nach aufgelöst. War sich ihrer Gewahr und stoppte sie. Aber nach Wochen der Folter füllte die Resignation das Machtvakuum. Und durch die Resignation erwachte der Wille. Ein einziger Gedanke füllte seinen Kopf. Überleben.
Xine stemmte die Füße auf den Boden, streckte den ganzen Körper mit aller Kraft nach oben und warf sich samt Corporal ungebremst gegen die Wand. Seine gefesselten Hände griffen in der Eile nach allem was sie zu fassen bekamen und erhaschten ein Kampfmesser an der Front des Soldaten. Als beide Körper gegen die Wand prallten, aktivieren sich die Reflexe des Corporals. Er riss sich von dem Rothaar los und stieß ihn wieder in die entgegen gesetzte Richtung, dort wo sein Vorgesetzter stand und zu feuern bereit war. Xine taumelte rückwärts nach hinten und tauchte dann unter dem Gewehr ab, dabei dem Schuss entkommen, der sein Hirn beinahe an die Wand verteilt hätte. Der Instinkt bewegte wie ein Dirigent zielsicher jeden Muskeln und reagierte in Windeseile. Mit dem Messer in der Hand, nahm der Jedi das Momentum und trieb die Klinge genau unter den Helm tief in den Hals. Die eiserne Waffe durchdrang die Haut, als gäbe es keinen Widerstand und verleitete den Sergeant augenblicklich dazu seine Kampfbemühungen aufzugeben und das eigene Leben zu retten. Das Gewehr fiel zu Boden und die Hände trieben den Jedi fort um zu verhindern, dass dieser das Messer aus der Wunde zog. Der Soldat brach auf dem Boden zusammen, seine Augen mit Schock gefüllt. Analytisch beobachtete der Verstand des Jedi die Umgebung. Alle Informationen flossen augenblicklich zurück an den Instinkt. Und der Instinkt begriff schnell. Er erkannte, dass der Corporal schockiert und überfordert mit der spontanen Eskalation war. Xine hechtete wieder zurück und rammte mit dem eigenen Körper den Soldaten, drückte dabei das Gewehr zu Seite. Rote Lichtbolzen flogen den Gang entlang, als der Schussmechanismus durch die Auseinandersetzung der zwei Kämpfenden betätigt wurde.. Zusammen an die Wand gepresst, schlug Xine immer wieder auf die Hände des Corporals bis dieser das Gewehr fallen ließ. Um sich zu befreien knallte der Soldat seinen Kopf samt Helm gegen das Haupt des Jedi. Es knallte einmal laut und ein rote Fleck auf dem Helm signalisierte den Treffer. Xine taumelte kurzzeitig zurück und ergriff dabei den Arm seines Kontrahenten. Er ließ sich nach hinten fallen, riss an dem Arm und beförderte den Corporal damit auf dem Boden und die unterlegene Position. Er erste Schlag traf sofort den ungeschützten Kehlkopf und während das Schnappen nach Luft den Flur füllte, riss der Jedi dem Soldaten den Helm von dem Kopf. Das Gesicht des Corporals - ein junger Mann - war mit Schock, Furcht und Panik versetzt. Impulse für die das Rothaar gerade blind war. In Ermangelung an Alternativen sah der Jedi seinen Feind und seinen Weg zu Überleben. Er schlug er zu. Mitten ins Gesicht. Der erste Schlag brach die Nase. Der zweite Schlag den Wangenknochen. Xine schlug immer wieder zu. So lange bis das Röcheln nach Luft verstummte und nur noch der Klang einer Faust im Gesicht eines Anderen ertönte. Der Mensch schwitze und keuchte. Mit jedem Schlag verließ ihn mehr und mehr seine impulsive Kraft. Je mehr er feststellte, dass dieser Kampf gewonnen war, desto weniger Antrieb verspürte er. Mit blutigen Händen und schweren Atem brach der Jedi auf seinem Gegner zusammen. Er musste tief durchatmen, denn er Schmerz zog durch die Glieder. Sein Instinkt meldete sich, weckte ihn auf, erinnerte ihn daran, dass die Schlacht zwar gewonnen aber der Krieg noch ausstünde. Xine blickte zu dem Sergeant, der mit letzter Kraft um sein Leben kämpfte und er hob sich, das Messer einfordernd. Einige Mal wehrte er Xine ab. Einige Male erfolgreich, doch schlussendlich siegte der Überlebenswille des Jedi über den des Corporal. Als die Klinge den Hals verließ, erlosch ein weiteres Leben.
Das kühle Wasser lief den Kopf hinab, beruhigte die Gedanken und verlangsamte den Puls. Über Kopf drehte Xine den Wasserhahn wieder zu und hob sein Haupt aus dem Becken. Die Bilder waren verschwunden und der Jedi stand nun mitten in der Nacht verschwitzt in den Waschräume. Er führte seine Hände kräftig über das Gesicht und atmete in seine Handinnenflächen.
"Was für eine Scheiß Nacht"