Ahoi hoi abermals,
wir benutzen die Begriffe "Sandbox" und "Themepark" gerne für allgemeine MMO-Konzepte.
Wenn man genau hinschaut, dann findet man sie jedoch eigentlich schlicht gelebt, gar nicht ohne sie zu benennen und das so klar zu formulieren, auch im Rollenspiel.
Die beiden Begriffe sind dabei parallel zueinander zu verstehen. Es gibt dabei keine "Wertung", kein "das eine ist besser als das andere". Beides sind Rollenspielarten die unterschiedliche Spieler ansprechen, die wiederum an unterschiedlichen Arten von Rollenspiel Spaß haben.
Themepark-Rollenspiel
Der klassischte Themepark-Hotspot ist Nar Shaddaa im Open-RP.
Auch das ist keine Wertung.
Themepark meint hier, dass Spieler ein "Angebot" haben in das sie sich reinfallen lassen können. Es wird etwas "geboten", dass man "mitnehmen" kann. Es gibt permanente Aufhänger.
Die Motivation ist einzuloggen ist extrinsisch: Externe Reize locken. Da ist ein Event, hier ist eine Cantina geöffnet, da sind viele Spieler in die man sich fallen lassen kann.
Die eigene Charaktermotivation tritt ein wenig, nicht vollständig, in den Hintergrund. Man kann "Termin-RP" machen, mal hier reinschauen, mal da reinschauen.
Im Tischrollenspiel ist der klassische "Dungeon Crawler" ein Themepark-Rollenspiel. Man beginnt, die Spielleiter nehmen einen enger an die Hand, die "führende Hand" ist spürbarer, das Szenario von mehr "cineastischen Effekten" gelenkt.
Man könnte auch sagen: Es ist reaktiver.
Sandbox-Rollenspiel
Sandbox Rollenspiel lebt von intrinsischen Motivationen. Es gibt weniger externe Reize. Aufhänger, ja. Dinge, die Charaktere zum Anlaß für Handlungen nehmen können. Es gibt auch eine Rahmenhandlung aber die "unsichtbare Hand" der Spielleitung ist weniger präsent. Alles ist offener. Die Charaktere sind "freier".
Es wird mehr Wert auf die Freiräume für die einzelnen Charaktere gelegt, es gibt weniger "cineastische Effekte".
Ein klassisches Tischrollenspielszenario könnte, je nachdem wie es geleitet wird, das Intrigenspiel in "Vampire: The Masquerade" sein.
Nun gibt es gut und gerne Missstimmung, wenn ein "Themepark-Spieler", der eher mit Terminen und klaren "Plots" und "Reingaben" an die Hand genommen werden möchte plötzlich in einer "Sandbox"-Umgegung steht. Die Spieler fühlen sich dann plötzlich "allein gelassen". Das endet in Charakteren die lethargisch da sitzen und Spieler die sagen "ist ja nichts los!"
Im LARP sieht man das gut und gerne wenn Spieler Stundenland da sitzen, In-Character zu warten scheinen das etwas passiert und dann wenn der NPC mit dem Plot durch die Tür kommt aufblühen und aufdrehen.
Sandbox-Spieler sind da genau anders herum. Die Leitung stellt den Rahmen und die Spieler suchen sich ihre Plots, geboren aus ihren Charakterhintergründen und Charaktermotivationen. Wenn die SL dann einen Plot reingibt kann es passieren, dass sie sich eher "gestört" und "eingeengt" fühlen wenn dies zu viel von ihrer Freiheit raubt, sie das Gefühl haben ihre Eigenmotivationen nicht mehr ausspielen zu können.
Manchmal frage ich mich ob es bei Gilden- und Projektvorstellungen hier im Forum nicht gar sinnvoll wäre die Prädikate "Themepark" und "Sandbox" mit aufzunehmen um deutlich zu machen welche Ausrichtung das Rollenspiel innerhalb der Gruppe besitzt.
Ich bin auf Meinungen und Erfahrungen gespannt.