Ich bin ein bisschen erschrocken über das Abstimmungsergebnis.
Laut dem können aktuell 39% der Teilnehmer an der Abstimmung OOC und IC nicht trennen.
Das erklärt dann eine ganze Menge endloser Kleinkriege, die über all die Jahre so stattgefunden haben, bzw. könnte das eine Erklärung sein.
Früher habe ich immer gesagt, dass die der einzige valide Grund jemandem vermeintlich schlechtes Rollenspiel vorzuwerfen dann gegeben ist, wenn dieser Mensch OOC und IC nicht trennen kann. Warum? Weil man keine Rolle mehr spielt, wenn man OOC und IC nicht zu trennen vermag, ergo man kein wirkliches Rollenspiel mehr betreibt, was das RP zu schlechtem RP macht.
Grundsätzlich ist es natürlich so, dass wir alle fehlbare Wesen sind und eine gewisse Trennung von Wissen schwer fällt.
Wenn ich OOC mehr weiß als mein Charakter es IC tut, dann wird es anstrengender. Daher möchte ich OOC idR. von laufenden Plots gar nicht so viel Hintergrundwissen haben. Ich möchte auf der einen Seite OOC vom Storytelling überrascht werden, aber auch möglichst authentisch mit meinem Charakter reagieren können.
Das ist nicht immer möglich, gerade wenn man selbst leitet oder wenn es um schieres Metawissen geht, das man selbst besitzt, der Charakter aber nicht.
Grundsätzlich ist OOC und IC jedoch zu trennen.
Umso mehr, wenn es um Konflikte geht. Wenn jemand meinen Charakter anranzt nehme ich das natürlich nicht persönlich.
Ich hatte schon sehr gutes und kooperatives Rollenspiel mit den Charakteren von Menschen, die ich OOC für totale Arschlöcher halte, die aber nun einmal mit Charakteren da waren, sei es Online oder auf LARPs. Ebenso hatte ich massives Konflikt-RP mit Spielern, die zu meinen engsten Freunden zählten.
Es gibt keine 100%ige Trennung, weil wir als Menschen dazu kognitiv nicht in der Lage sind. So kann man sich bemühen, einem Schauspieler gleich, einen Charakter zu spielen, der nicht dem eigenen OOC-Charakter entspricht, der andere Ideale besitzt, andere Motivationen, eine andere Art zu sprechen, etc. Aber aus seinem eigenen Hirn kann man nicht ausbrechen, weshalb solche Charaktere je nach RP-Erfahrung in OOC-Stresssituationen vielleicht eher so handeln, wie wir OOC handeln würden. Das kann vorkommen, weil man am Ende doch nicht ganz aus seiner Haut kommt. Umso mehr RP-Erfahrung man hat, umso besser gelingt einem dies über die Jahre. Am Anfang meiner RP-Laufbahn vor gut 23 Jahren habe ich auch mehr "dargestellt" als konsequent in einer Rolle geblieben zu sein.
Dennoch sollte man nach dieser strikten Trennung, so gut sie einem möglich ist, streben, ansonsten betreibt man kein Rollenspiel mehr, ansonsten spielt man gar gar keine Rolle, sondern stellt etwas da. Im schlimmsten Falle ist das "man selbst in einer Wunschrolle in einem anderen Universum". Dann nimmt man aber auch alles an OOC-Kritik zum RP direkt persönlich, sowie jede IC gerichtete Aktion gegen den eigenen Charakter ebenso.
Das man mal OOC-Gespräche führt ist für mich überdies kein Bruch dieser Trennung von IC und OOC, sondern schlichte RP-Organisation.
Die Trennung besagt, dass mein OOC Wissen nicht auf den Charakter überspringt, bzw. auch OOC-Einstellungen meinerseits nicht der des Charakters entsprechen und, dass meine persönlichen OOC Sympathien und Antipathien nicht auf den Charakter gespiegelt werden. Dennoch kann ich OOC-Gespräche mit Mitspieler*innen führen, mir Notizen machen oder auch mal Dinge OOC nachfragen, wenn ich etwas inhaltlich beschriebenes gar nicht verstehe, bzw. verstanden habe.
Der Part "ich habe OOC etwas vergessen, das mein Charakter IC eigentlich wüsste" ist so eine Sache.
Das ist Eigenverantwortung: Dann sollte man sich Notizen machen.
Ein Freund spielt in Tischrunden gerne Charaktere, die sich eigentlich Dinge merken würden. Profiler, Forensiker, Agenten, etc. Er selbst macht sich aber keine Notizen, weshalb er öfter IC da steht und Dinge einfach nicht mehr weiß. Wir haben da schon seit Jahren eine sehr strikte Agenda: Wenn es keine abstrakten Dinge sind, wie etwa "wo ist noch mal das Büro meines Vorgesetzten" oder "wie war der Name der Sekretärin des Chefs von der Arasaka Zweigstelle?", also abstrakte Beschreibungen, dann hat er das halt IC wirklich vergessen, sofern er sich keine Notizen machte. Das gilt umso mehr, wenn Dinge plotrelevant sind. Der Spieler geht damit aber auch um. Seine Charaktere wirken stets etwas zerstreut. Damit spielt er aber auch und das gar nicht so schlecht.
Was "Lorefetischisten" angeht - ich wusste als OOC Kinkster gar nicht, dass das ein Fetisch ist, aber gut - so ist dieser Vorwurf der vermeintlichen Selbstdarstellerei einer, der seit über einem Jahrzehnt in der Community herumgeistert. Alles dazu wurde hier sehr stereotyp erneut aufgewärmt: Der Loretyp/typse, der oder die sich nur selbst profiliert, die Leute abwatscht, Spieler aus dem RP ausschließt, etc.
Das hat es hier in der Form noch nie gegeben.
Nicht einmal.
Dieses Narrativ wird mindestens einmal im Jahr hier im Forum bedient und reproduziert, ja, wird davon aber nicht wahrer.
Was viel eher aufkommt ist das, was andere schrieben: Das Neulinge zwangsweise die unangreifbaren Superhelfen mit Special-Snowflake-Konzepten spielen wollen, sie auf sachliche Kritik aber total pissed reagieren, dann selbst über "Lorenazis" meckern - der Angriff auf persönlicher Ebene also direkt erfolgt - und man dann die, die einem Kritik gaben, noch in der eigenen Bubble mies macht.
Meistens, das ist noch das Schlimme daran, erfolgt die Kritik gar nicht proaktiv. Ich glaube ich bin noch nie per Whisper ungefragt auf einen Spieler zugegangen und habe rumbelehrt. Wenn ich das tat dann ist das vorgekommen, weil jemand mit seinem Charakter gleich einer brennenden Lunte in organisiertes RP lief, in das dieses Konzept nicht passte, weshalb man den OOC-Knall kommen sah. Das kam früher etwa vor, wenn auf Korriban damals noch das organisierte Akolythen-RP lief und dann ein Charakter auftauchte, der der Akademie-Lore widersprach, über das Powerlevel hinausschoss und dazu noch Metawissen besaß, dass Charaktere dort einfach nicht haben. Überzogen gesprochen: Da kommt der Neffe des Ratsherren Darth Vowrawn, der als Halb-Sith-Twi'lek mit 16 schon Machtstürme beherrscht. Da sagt man dann natürlich irgendwann mal im Whisper freundlich, dass das etwas drüber ist. Und was kommt als Reaktion? Persönliche Angriffe und der "Lorenazi"-Vorwurf.
Ansonsten wird das Feedback ja sogar meist erbeten. Sei es, indem in den diversen Communityboards, die es im Laufe der Jahre gab, Charakterkonzepte vorgestellt und bewusst nach Feedback gefragt wurde. Bekam man dann aber nicht nur Bauchpinselei, sondern ehrliches Feedback, dann war und ist das Geschrei groß, denn eigentlich wollte und will man oft gar kein ehrliches Feedback, sondern eben jene Bauchpinselei. Dann darf man aber nicht nach Feedback fragen. Selbst hartes und ehrliches Feedback ist in dieser Community meist von Verbesserungsvorschlägen begleitet worden und war stets mehr als nur ein Verriss.
Dieses Narrativ von der toxischen Community, die Konzepte zerreisst und Spieler ausschließt ist schlicht nicht wahr und war es nie.
Natürlich kann der Neffe von Darth Vorwrawn auf seinem Konzept bestehen. Dann, das ist seine Konsequenz, darf er möglicherweise bei einer Gilde oder einem Konzept nicht mitspielen. Das liegt dann aber nicht an irgendeiner Toxizität der Community, sondern der Uneinsichtigkeit dieses Spielers.