Verraten und Verkauft


  • Verraten und Verkauft




    Ein Roman im Star Wars (The Old Republic) Universum


    Tom Whiskey


    08.06. - 08.11.2014



    Zeitlie: 3.Quartal 14 ATC (Nach dem Vertrag von Corusant)



    Kurze Zusammenfassung



    Star Wars The Old Republic Massive Multiplayer Online Role Playing Game




    Glossar und Namen



  • „Für Tausend Jahre war unsere Gesellschaft
    ein Monument des Rums und der Macht.
    Jetzt wollen die Jedi uns abermals vernichten.
    Doch wir werden Siegreich sein,
    denn der letzte Sith Imperator lebt noch immer.
    Wir leben für den Imperator!
    Wir sterben für den Imperator!“


    Zorn des Imperators,
    Ansprach auf Makeb, Makeb System
    13 Jahre nach dem Vertrag von Corusant;
    3640 Jahre vor der Schlacht um Yavin
    SWTOR Digitale Erweiterung: The Hutt Cartell

  • Die Jedi haben uns gejagt und glaubten, uns alle vernichtet zu haben.
    Es ist ihnen nicht gelungen.


    Unser Imperator hat unseren Exodus nach Dromund Kaas angeführt.
    Fernab des Einflussbereich der Jedi und ihrer korrupten Republik hat sich unser Volk von der Niederlage erholt.

    Tausend Jahre lang haben wir die Macht studiert.
    Tausend Jahre lang haben wir unsere Technologie verbessert.


    Tausend Jahre lang haben wir uns vom Zorn genährt.
    Tausend Jahre haben wir uns auf die Rache vorbereitet.


    Die dekadente Republik breitete sich aus wie ein Krebsgeschwür.
    Wie eine Eiterblase, die zum Bersten gefüllt ist.


    Wir sind zurück gekehrt.
    Wir bringen Ordnung und Gleichgewicht.


    Die Willkür eines korrupten Staatsapparates werden wir aufheben.
    Es wird nur Einer herrschen in der Galaxis


    Die unkontrollierte Macht von galaktischen Konzernen werden wir zerschlagen.
    Ordnung wird herrschen in der Galaxis


    Das Verbrechen gnadenlos verfolgen.
    Disziplin wird herrschen in der Galaxis


    Lebt für den Imperator!
    Sterbt für den Imperator!

  • Überwachung eines niederen Sith im Dienste des Darth Guderion, Kommandant der Siebten Imperialen Sondereinheit


    Warten.
    Rekonstruktion Kopie Livestream 13.Tag, III.Monat, 14 NVC 22:38 Uhr Schiffszeit Dark Salvation Abgeschlossen.
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    Läuft


    Faust, Sith Dr. Lieutenant Commander (Navy) Esekiel Faust, Maladie, Sergeant Technical (Army) Cordelia


    F (fingert an der linken Hand von M, die an der Kante einer Untersuchungs- und Diagnoseliege sitzt)
    F „Eher ein kybernetisches Problem, Trooper. Das ist nichts für mich. Ich habe mir den Krankenbericht von Dromund Kaas angeschaut. Vielleicht liegt es an einem Defekt der Hardwear in ihrem Schädel. Sie haben ein leichtes Trauma erlitten. Also einen auf den Schädel bekommen.“
    M (seufzt) „Nicht nur da. Ich wurde voll durchgecheckt, könnte es nicht ein Problem sein wegen der neu eingespielten Software? Ich habe ein acht Jahre altes System, das damals noch als experimentelle Dorn-Ware eingestuft wurde. Allerdings kann ich da selbst keine Softwarefehler erkennen.“
    F (geht an ein Laborgerät und ruft Datensätze auf) „Wie erwähnt bin ich eher auf die lebendigen Teile spezialisiert. Aber ich habe da die richtige Expertin an der Hand.“
    F (Sucht etwas im Datapad) „Ah ja. Kommen Sie Übermorgen wieder, da hat unsere kybernetikerin Doktor Lori Vells einen Termin um 12 Uhr frei.“
    M (hüpft von der Liege) „Jawohl Sir. Danke Sir.“
    M „Ach, da wäre noch etwas.“
    F „So?“
    M „Ich würde mich für Euer fachkundiges Wissen interessieren bezüglich Besessenheit, Sir“
    F „Eine psychologische Erkrankung?“
    M „Ich dachte eher an Transfer Geist zu Maschine und von Maschine zu Körper. Der falsche Geist im Körper.“
    F „Seelentransfer? So etwas gibt es doch nicht.“
    M (stemmt die linke Hand in die Hüfte)
    F „Welche Technologie sollte das sein?“
    M „Irgendein technisches Gerät, dass den Geist speichern und übertragen kann, Mylord.“
    F „Technisches Gerät?“
    M „Mit Macht betrieben zum Beispiel.“
    F „Ein durch Macht angetriebenes technisches Gerät zum Seelentransfer mit Speicherfunktion?“
    M „Das habe ich gesagt, ehrenwerter Sith.“
    F „Nie gehört.“
    M „Eure Augen sagen etwas anderes.“
    F „Meine Augen sagen gerade, dass die Sprechstunde vorbei ist.“
    M (wendet sich zum gehen, sagt dann schmunzelnd)
    M „Wenn Ihr natürlich keine Ahnung habt, Ihr könnt nicht alles wissen, Mylord.“
    F „Aber ich kann alles herausfinden, Maladie. Aber dann würdest Du mir wieder was schulden.“
    M „Ich bitte untertänigst um Verzeihung, aber mir ist bedauerlicherweise entgangen, was ich Euch schulde.“
    F „Das ist mir bekannt.“
    F (ruft) „Kagekaze!“
    F (normal) „Aber das wird sich gleich ändern.“


    Auftritt Kagekaze, Akolythin, Schülerin Sith Faust


    K (tritt in den Behandlungsraum, herausfordernd Kinn gereckt)
    K „Meister.“
    F „Das hier ist Sergeant Maladie.“
    K (mustert misstrauisch M.)
    K „Irgendwie widerlich... da ist was mit der Machtausstrahlung. Cyborg? Wieder so ein Androiden-Ding wie diese … Ostara? HDR?“
    F (verschränkt die Arme lächelnd)
    M (blickt gelangweilt auf F)
    K (reibt sich das Kinn, wiegt sich leicht hin und her)
    K „Haben wir uns schon einmal getroffen Soldat?“
    M „Nein, Mylord Kagekaze, das wäre mir in Erinnerung geblieben.“
    K „Ich komme nicht in den Geist. Sie hat ein Beeinflussungstraining.“
    F (lacht) „Ja, ist etwas schwerer zu knacken, dafür brauch man Zeit. Und Erfahrung.“
    M „Ich werde jetzt gehen.“
    K „Das habe ich noch nicht erlaubt, Soldatenfrau!“
    M „Mylord Faust, ich bin kein Spielzeug für Eure Schülerin.“
    K „Sprich gefälligst mit mir, wenn Du was willst!“
    M „Nein danke, ich bevorzuge Männer, keine kleinen Mädchen.“
    K greift nach dem Lichtschwert, M boxt gegen ihr Handgelenk, dreht sich ein, wirft K zu Boden und fällt auf K, rammt ihr dabei den linken Ellenbogen in den Bauch, rollt nach rechts und hält hockend einen Miniblaster an das linke Auge von K.
    F (leise sprechend) „Du bleibst jetzt schön liegen Kagekaze!“


    (… Rückspulen, Zeitlupe)
    K zieht mit der rechten Hand Lichtschwert vom Clip am Gürtel, streckt die Hand vor


    (Großaufnahme Hand) Handballen der rechten Hand von M trifft Innenseite rechter Unterarm von K direkt neben dem Handgelenk, Hand klappt nach innen, Lichtschwert fliegt aus der Hand, Unterarm fliegt nach außen.


    (Vollansicht) M dreht sich in den Körper von K hinein, steht Rücken an Brust


    (Splitscreen1) linker Ellenbogen fliegt nach hinten Richtung K Kopf, K, duckt sich und tritt zurück


    (Splitscreen 2) M hebt mit der Hacke des rechten Beines das rechte Bein von K hoch, greift mit der rechten Hand das Fußgelenk und zieht nach vorne-oben.


    (Vollansicht, zoomt auf Oberkörper) Beide verlieren den Halt, fallen auf den Rücken, Kagekaze fliegt zu Boden, dicht gefolgt von M, die auf sie drauf fällt, dabei den Oberkörper eindreht. Als K den Boden berührt, schlägt sie zur Lungenentlastung mit dem ausgestreckten linken Arm auf den Boden, greift mit dem anderen Arm an die rechte Schulter von M. Als M eine Millisekunde später auf K fällt, trifft Ihr linker Ellenbogen den Solarplexus von K.


    (Vollansicht) M lässt Bein von K los, rollt sich in der Fallbewegung nach links ab, wobei sie K wie zuvor beschrieben den Ellenbogen in den Solarplexus stößt, kommt in gehockter Stellung links neben K zur Ruhe und zieht aus einem Beinhalfter eine handflächengroße Waffe, richtet sie direkt auf das Auge im einem Abstand von Millimetern.


    (Normalgeschwindigkeit)
    K greift nach dem Lichtschwert, M boxt gegen Ihr Handgelenk, dreht sich ein, wirft K zu Boden und fällt auf K, rammt Ihr dabei den linken Ellenbogen in den Bauch, rollt nach rechts und hält Hockend einen Miniblaster an das linke Auge von K.


    F (leise sprechend) „Du bleibst jetzt schön liegen Kagekaze!“
    F (normal) „Blaster sind doch außer Dienst nicht erlaubt.“
    M „Das ist mein Eierkocher, wenn Ihr versteht, mein Lord.“
    F (lacht kehlig) „Kagekaze, wenn Du noch einmal zuckst, wird sie Dir das Auge und ein viertel Deines Gehirns frittieren.“
    M „Ganz ruhig, Mädchen.“
    F (hebt den knorrigen Finger) „Jetzt nur nicht vertraulich werden, Trooper. Ihr werdet Euch jetzt artig voneinander trennen. Maladie, wir unterhalten uns später weiter.“
    M erhebt sich und geht rückwärts zurück aus dem Aufnahmewinkel der Kamera.
    K erhebt sich, F schmunzelt mit einem Faltenmosaik.
    K hebt die Hand und das Lichtschwert fliegt in ihre Hand. Sie steckt es an den Gürtel.
    Beide blicken noch etwa 15 Sekunden auf eine Stelle außerhalb des Kameraaufnahme.
    Abtritt Maladie
    Kurze Pause


    K „Ich werde Sie umbringen!“
    F „So wie die Dinge stehen, hätte das für Dich keinen Wert. Du musst einen Gegner lieben, um ihm dann das Herz herauszureißen, das meine ich nicht nur literarisch.“
    K „Ich hasse sie! Eingebildete Schlampe, voll von Technologie, kein Funken Macht! Sie ist ein Wurm!“
    F „Dann hast Du zu kleine Füße, um dieses Würmlein zu zertreten.“
    K „Ihr hättet sie auch nicht erledigt.“
    F „Sie ist zu nahe heran gekommen. Ich werde das beim nächsten Mal berücksichtigen.“
    K (setzt zum Sprechen an)
    F (hebt die Hand und K stockt)
    F „Sie hat Deinen Körper geführt, Du hast Deinen Körper reagieren lassen. Nicht der Körper bewegt Dich, sondern Du bewegst Deinen Körper.“
    K (trotzig) „Ein...“
    F (funkelt K an)
    F „Du hast Dich von Deinen Gefühlen leiten lassen. Nicht Deine Gefühle sollen Dich leiten, sondern Du sollst Deine Gefühle KANALISIEREN. Du lernst einfach nicht dazu. Hass, Mordlust, Eifersucht, das sind Quellen, aber es ist nicht die Macht selbst. Es sind Focis, Wege, um mit der Macht in Verbindung zu treten. Die Macht ist nicht Hass, die Macht ist nicht Lust. Du leitest Deine vorbestimmten Gefühle wie Werkzeuge, um die Macht zu greifen, zu formen und zu lenken. Glaube nicht, dass Du die Macht Deinem Willen unterwerfen kannst. Du musst Dich hingeben und dann, erst dann kannst Du sie verwenden!“
    K „Aber die Macht ist Gewalt und Schmerz, die dunkle Kraft, die alles ermöglicht, die Zerstörung, das Chaos!“
    F „Das ist Machtwissen für Anfänger! Du willst je eine Sith werden? Das was wir Dunkle Seite der Macht bezeichnen, ist kein halber Aspekt der Macht, sondern ein Weg, UNSER Weg, mit der Macht in Verbindung zu treten um sie nach unseren Wünschen zu benutzen. Von all den Aspekten der Macht ist der Weg der dunklen Seite der Macht der ergiebigste und der ehrlichste. Denn es geht nur um die Macht, und um die Mehrung der Macht für einen Selbst, nicht zum Wohle anderer.“
    K „Die Macht wird mich befreien.“
    F „Wovon?“
    K „Von der Knechtschaft.“
    F (amüsiert) „Durch mich?“
    K „Ja, von allen, die mich wie eine Sklavin behandeln. Ich werde frei sein.“
    F „Die Macht befreit Dich von allen Restriktionen, die der physikalischen Gesetze, der Kontrolle anderer, stärkerer Personen über Dich, über Deinen Körper. Aber vor allem befreit sie Dich von allen Restriktionen Deines eigenen Geistes. Du selbst bist Dein größter Kerkermeister! Du musst Dich befreien, dann befreit Dich die Macht“
    F (tippt sich mit den knorrigem Zeigefinger an die Schläfe und blickt ärgerlich)
    K (bebt mit funkelnden Augen)
    F „Über dieses Kinderstadium bist Du eigentlich hinaus. Es gibt kein gut oder schlecht, was wir verfolgen ist der Weg, mit seinem animalischen Selbst die Verbindung mit der Macht zu erzielen. Wir SIND Tod und Zerstörung, wir SIND das Raubtier und nehmen Leben, um zu leben. Alle Wege der Jedi sind nur ein Nuckeln an der Zitze, ein Verleugnen des Selbst. Mach Dich frei von Deinem Denken und fühle, aber fühle nicht ohne Kontrolle durch Dein Denken. Wer sein zerstörerisches Wesen akzeptiert, frei lässt und beherrscht, kann die Macht lenken. Befreie Dich von moralischen, physikalischen und intellektuellen Ketten. Lass Deinen Kräften freien Lauf, bündle Sie und Du wirst Zugang zur Macht erlangen. Und das wird Dich letztendlich von den Ketten befreien.“
    K (stampft mit dem Fuß auf) „Ihr verlangt das unmögliche, Meister.“
    F (bewegt die linke Hand, lässt ein Laserskalpell vom Tisch heranschweben und es über seiner ausgestreckten Hand schweben) „Es ist messbar, wie stark die Kraft ist, die diesen Gegenstand von der Schwerkraft befreit. Ist das deshalb ein Antigravstrahl, ist das ein Traktorstrahl, den ich verwende? Die physikalischen Gesetzte hebele ich aus? Ich habe die physikalischen Gesetze nicht einmal gebrochen oder gebogen. DAS IST DIE MACHT! Es gibt kein physikalisches Gesetz dafür. Deshalb erscheinen manche Dinge zwei physikalische Zustände gleichzeitig zu haben. Deshalb sind die kleinsten Teile, und nur die kleinsten Teile, der Materie in allen Dimensionen gleich. Gleichzeitig an keiner, gleichzeitig an jeder Stelle. Zu jeder Zeit, zu jeder Zeit gleichzeitig. Weil es die Macht ist. Sie IST.“
    F (lässt das Skalpell achtlos fallen und geht zum Tisch, greift ein Datapad)
    F „Geh und denke darüber nach, hör auf mich zu hassen, fang an mich zu lieben. Dann kannst Du mich viel besser hassen. Das ist ein Ratschlag, der Dich weiterbringen wird.“
    K (starrt auf F´s Rücken) „Ich werde Euch eines Tages töten.“
    F (lacht kehlig) „Ja, möglich, aber falls es passiert, wenn ich Dir noch von Nutzen hätte sein können, wirst Du wieder einmal versagt haben. Du lenkst Deine Gefühle, nicht Deine Gefühle lenken Dich! Lerne es oder gehe zu Grunde, kleine Hexe!“
    K (verlässt den Sichtbereich)


    Droide (in der Ecke, tritt hervor) „Och nee, und ich muss wieder alles sauber machen.“
    F „Ich könnte Dich zu einer Weltraumputze umkonfigurieren lassen, Ygor.“
    D (leise) „Ich könnte Dich erwürgen.“
    F (lacht freudlos) „Unwahrscheinlich. Und lösche mir die Kameraaufnahmen!“

  • Vor langer Zeit,
    aber drei Monate später...
    3639 Jahre vor der Schlacht von Yavin
    14 Jahre nach dem Vertrag von Corusant


    Weit, weit entfernt,
    in einem anderen Sternensystem...
    Sith Imperium, Tion Hegemonie, Desev System, Planet Desevra


    Gräser raschelten und einige Blumen verströmten einen herben Duft. In der Ferne kläffte irgendein Haustier, die Bäume wiegen sich für eine Weile in einer frischen Brise und die Blätter rieben sich aneinander, als würde eine milde Brandung an einen Strand fluten.
    Ein schmaler Pfad schlängelte sich durch Gräser und Büsche bis zu einem windschiefen Haus. Einzig der in der nähe stehende Energiekollektor verriet einen gewissen technologischen Stand. Und natürlich der geparkte Gleiter. Ein kleines Lastenmodell, alt und zerbeult.
    Linker Hand lagen Felder mit kleinen Sprösslingen. Es wurde Herbst auf diesem Teil des Planeten, noch lag eine sommerliche Schwüle in der Luft, aber der Wind hatte eine leicht beißende Kühle. In den Schatten war es auch unangenehm, doch unter den Sonnen brannte noch das letzte Feuer des Sommers auf die zierliche junge Frau. Ihr rötlichbrauner Teint zeugte von einer gemischtrassigen Abstammung, von Völkern, die Generationenlang unter brennenden Sonnen gelebt hatten, aber auch von solchen, die vielleicht Planeten von feuchtwarmen Klima gewohnt waren. Beides war nur zum Teil richtig, denn Ihre Wurzeln lagen auf auf einem Planeten in einem weit, weit entfernten Sonnensystem, von dem man hier vielleicht noch nie etwas gehört hatte. Ihre dunkle Haut umschmeichelte ein feines, beinahe zerbrechlich wirkendes Gesicht mit verblüffend blauen Augen, die mandelförmig über dem zierlichen Näschen die Umgebung erkundeten. Ihr blauschwarzes Haar war eng an den Kopf gesteckt und ein Zopf mit einem Schmuckstück baumelte Ihr bis zur Taille herunter.
    Sie trug ein blaues und orangenes, weites Hemd und eine etwas abgenutzte rote Weste, die sie auf dem Kleidermarkt in Maslovar erstanden hatte. Ein passender weiter Rock mit einem roten Unterrock komplettierte Ihr ein wenig gebraucht wirkendes Ensemble. Einzig der grün und azurblaue Schal passte nicht ganz ins Bild, doch sie hatte sich in das gute Stück verliebt, als sie über den Markt geschlendert war.
    Sie kniete sich an den Wegesrand und Ihre in fingerlose Handschuhe gehüllte Hand strich über ein Büschel Gras. Sie rupfte eine violette Blume aus und zog angewidert das Gesicht zurück. Sie hatte erwartet, dass das Blümchen ebenso angenehm roch wie es aussah. Doch der Schein trog.


    Ein kleiner Junge stand vor Ihr. Sie hatte sich sofort unter der Kontrolle und lächelte das Kind freundlich an. Der Junge war vielleicht drei Jahre alt, hatte flachsblondes Haar und eine rosige, leicht gebräunte Haut. Blasser, grüngelber Schleim kam aus seiner Nase und den Rückständen um seinen Mund nach zu urteilen hatte er vor kurzem Erde oder Schlamm gekostet. Auf seinen Wangen lag eine leichte Glut, das feingespinstige Haar war wild und verwuschelt. Er trug einen zu weiten dünnen Pullover von hellgrüner Farbe und eine blaue Hose. Offensichtlich war er noch nicht der Windel entwöhnt. Seine dicken kleinen Zehen schauten unter der Hose hervor, er trug weder Strümpfe noch Schuhe.
    Etwas Ärger über Ihre Unachtsamkeit schien sich doch in dem ebenmäßige Gesicht der exotischen Schönheit zu zeigen, der Junge verzog unsicher das Gesicht zu einem Weinen, bevor er herumwirbelte und auf seinen kleinen Beinchen Richtung Haus tapste.
    Die junge Dame erhob sich anmutig aus der Hocke als würde sie emporwachsen und schaute dem Kind hinter her ohne ihm zu folgen. Sie runzelte ein wenig die Stirn, als es schien, dass der kleine Racker über eine Bodenwelle stolpern würde, aber er fand scheinbar traumwandlerisch den Weg auf einem verschlungenen, nur ihm bekannten Pfad. Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie die ihren.


    Kurz vor seinem sichere Ziel kam eine katzenartige Kreatur um das Haus geschlichen und der Junge tappte auf das kleine grünbepelzte Wesen zu.
    Etwas unsicher hockte sich die Kreatur auf Ihre Hinterbeine und legte die löffelartigen Ohren zurück . Der Schwanz peitschte jedoch nervös hin und her... bis der kleine Blondschopf ihn ergriff und das katzengroße Wesen an seinem Schwanz hinter sich her zog.
    Mit ausgefahrenen Krallen stemmte sich das Wesen gegen diese Entführung und piepste.
    Ungewohnt über diese Abweisung rief der Junge „Mamaa! Helfen!“
    Eine kleine matronenhafte Frau erschien an einem Fenster, sah zunächst die gelborangen gekleidete Frau auf dem Feldweg stehen, Ihre Gesichtszüge verdunkelten sich misstrauisch.
    Dann erblickte sie den blonden Schopf des Kindes. Der Blick des Jungen wanderte von dem Gesicht der Frau im Fenster zu dem grünen Katzenwesen.
    „Haben. Mamma Haben! Ei machen!“
    „Lass das Vieh los!“ sagte die Frau durch das geöffnete Fenster in einem ruhigen aber bestimmenden Tonfall.
    „Nein! Haben! Ei machen!“
    zur Demonstration ließ er eine Hand von dem Schwanz ab und streichelte den Pelz der kleinen Kreatur am Ansatz des Schwanzes, sagte dabei immer wieder „Ei, Ei.“. Das Wesen reckte den Hintern und machte gurrende Laute, die Pfoten des Wesens zitterten und zeigten, dass der kleine Jäger sofort davon sprinten würde, sollte der Junge seinen Griff lockern.
    Und so war es auch.
    In dem Moment, in dem sich Amanirenas Geist öffnete und sie sich mit der Macht verband. In dem Moment, in dem sie die Macht verspürte und der kleine Junge wie eine Fackel in ihrer Wahrnehmung erstrahlte, da blickte der Junge wieder zu der Fremden, die er längst vergessen hatte und ließ den Schwanz des grünen Wesens los. Diese Chance ließ sich der Jäger nicht nehmen und er flitze in ein Gebüsch und hechtete von dort mit angelegten Löffelohren in die Setzlinge des Feldes, wo er bald aus der Sicht verschwunden war.
    „Hallo Bruder,“ hauchte die Frau. Der kleine quiekte vergnügt auf und tappte zu der zierlichen Frau herüber.


    Die Mutter war inzwischen an der Tür und sah, wie Ihr Sohn sich von der Fremden Frau auf den Arm nehmen ließ.
    Ein Stich fuhr Ihr in die Brust, sie suchte nach weiteren Fremden. Anscheinend war die Frau allein, Hoffnung erfüllte sie und sie atmete wieder.
    Ihr Sohn spielte mit dem Halstuch der Frau und begrabschte die perlmutartigen Scheiben darauf, die in den Lichtern der beiden Sonnen bunt schillerten.
    „Hallo, ich bin Caliope. Und den kleinen Oionos haben Sie ja schon kennen gelernt.“ sagte die Mutter, als sie vor der etwa gleich großen Frau stand, die lächelnd ihren Sohn davon abzuhalten versuchte, Ihr das Halstuch ab zu reißen.
    „Mein Name ist Amamirenas. Sie haben da ja einen kleinen Schatz.“
    erklärte die junge Dame und Ihr Lächeln hatte einen leicht zynischen Ausdruck, den die Mutter jedoch nicht entdeckte. Die Hoffnung war zu überwältigend.
    „Kommen Sie, Amanirenas, wir wollen ins Haus gehen. Die Nachbarn werden sie sonst sehen.“


    „Ich bin ja so froh, dass Sie gekommen sind.“
    Amanirenas hatte gelernt, dass ein Schweigen mehr sagen konnte als Worte. Sie lächelte der Frau aufmunternd zu, auch wenn sie im Moment über diese Information verärgert war.
    „Wir haben gehört, dass Sie Menschen helfen und dafür keine Credits verlangen.“
    „Wer ist wir?“ fragte die junge Frau interessiert. Caliope schenkte der Dame eine Tasse dampfenden Kaf ein und setzte sich an den Tisch in der Küche. Oionos zog derweil am hellorangenen Rock der Dame und sagte „Ama spielen mit Oionos!“
    „Nein, Oionos, jetzt spricht Mammi mit Amanirenas. Du gehst mit Deinem Bruder spielen.“ erklärte die Mutter geduldig. Ein paar Minuten und verschiedene Neuformulierungen später war eine Absprache gefunden worden, dass die neue Freundin des Sohnes nach dem Gespräch zum spielen mitkommen würde.
    Inzwischen brodelte die Ungeduld und Neugier hinter der freundlichen und gelassen wirkenden Fassade der Besucherin.
    Sie fasste die schwielige Hand der jungen Mutter und blickte Ihr fest in die Augen.
    „Ich helfe Menschen, aber nur besonderen.“
    Die Mutter nickte erleichtert. „Wir haben nicht viel. Einen Gefallen würde wir schulden. Aber wir würden mehr schulden als das.“
    „Was werden sie mir schulden und wie viele seit Ihr.“
    Die Frau winkte ab. „Es geht nur um den kleinen Oionos. Wir haben zwei Kinder, Oionos und seinen älteren Bruder Kreon. Aber nur er hat die Gabe. Mein Mann und ich haben von einem guten Freund von ihren Diensten gehört. Es wird Zeit!“
    „Warum?“
    „Wir haben von einem Arbeitskollegen meines Mannes erfahren, dass eine Razzia stattfinden soll, und zwar zuerst in diesem Bezirk.“
    „Fahren Sie fort, meine Liebe.“
    „Diese Sucher werden meinen Sohn finden und verschleppen.“
    „Nach Korriban,“ sagte Amanirenas scharf.
    Die Frau schluckte und Tränen standen in ihrem Gesicht.
    „Er ist machtsensitiv. Sie werden ihn dort hinschaffen und umbringen oder schlimmeres. Sie sind unsere einzige Hoffnung, Amanirenas! Egal welchen Gefallen Sie fordern, wir werden alles tun, damit unser Sohn glücklich leben kann ohne diese Sith Geschichte oder Jedi-Terroristen. Sein Glück ist unser Glück!“
    Der dunkel Teint der anmutigen Frau wurde beinahe Purpur, doch sie lächelte. Der kleine Oionos stand plötzlich im Türrahmen und sagte „Ama nicht böse sein! Spielen kommen! Mamma lieb sein! ! Ama lieb sein!“
    Er hatte die Hand ausgestreckt und winkte seitwärts die Dame heran. "Komm Spielen!" erklärte er bestimmt.
    Die Mutter zwinkerte die Tränen weg und nahm ihren Sohn auf den Schoß. „Wir haben uns nur unterhalten. Die Amanirena wird Dich bald mit nehmen auf eine große Reise. Da kannst Du die Sterne alle anfassen, die Du nachts immer greifen möchtest, mein kleiner Sterngucker!“
    „So ist es,“ sagte Amanirenas mit einem gefährlichen Unterton.
    „Wer hat Dir von mir berichtet, Caliope? Welche Freunde waren das?“
    „Ach, Bekannte. Mein Mann hat die dumme Angewohnheit zu schwatzen, wenn er zu viel trinkt. So hat er einem Arbeitskollegen sein Herz ausgeschüttet. Und wie durch ein Wunder hat er sich dafür de richtigen ausgesucht.“
    „Aber viel hat dieser Arbeitskollege wohl nicht über mich erzählt?“ fragte die junge Frau mit einem gleichmütigen Ton und betrachtete scheinbar interessiert die Küche dieses schäbigen kleinen Mittelstandshauses.
    „Nun, er habe eine Holocomnummer von einem Freund. Man könne Dich nicht finden, aber man könne Dich über eine Botschaft an das Holocom erreichen. Du würdest Menschen gegen Gefallen helfen, wenn es keine andere Hilfen gibt. Und genau das ist es jetzt. Es gibt keine Hilfen. Das Imperium hat bereits vor meiner Geburt dieses Sonnensystem besetzt, die allgemeine Wehrpflicht hat uns getroffen. Auch wenn es noch tionesiche Terroristen und Widerstandskämpfer gibt, sind wir doch Teil des Imperiums. Und mein Leben ist sehr viel besser als das meiner Urgroßeltern. Die Technologie des Imperiums hat uns von einem Hinterweltlerplaneten in eine kleine Wirtschaftsmacht katapultiert- natürlich, um die Kriegsmaschine zu vergrößern. Die Reaver-Station im Orbit und die Touristenzentren versorgen uns auch mit Arbeit und wir haben die gleichen Rechte wie jeder Mensch von Dromund Kaas. Nun, wenn man nicht gerade Sklave ist, aber Sklaven gibt gab es schon immer, auch ohne das Imperium.
    Im Imperium sind alle freien Lebewesen mit den gleiche Rechten ausgestattet, das sind wir hier aus unserer Vergangenheit her nicht gewöhnt. Die Saheelindeeli- Minderheitengruppe wird von uns wie Lebewesen zweiter Klasse behandelt. Wir bezeichnen alle Lebewesen, die nicht aus den Welten der alten Tion Hegemonie stammen als Hutten. Ich weiß, das ist rassistisch, aber es ist Teil unserer Traditionen und vielleicht etwas hinterwäldlerischen Lebensart.“
    „Du nicht Hutte! Du Mama! Du Ama, Du nicht Hutte! Du Stern!“
    sagte Oionos und summte und sang ein Lied über Sternenwanderer. Der Text war zwar der reinste Kauderwelsch mit einzelnen verständlichen Wörtern, aber die Melodie bekam er ganz gut hin.
    Seine Mutter schickte ihn schließlich zu seinem Bruder und er zuckelte wieder ab.


    „Nun, nicht alles am Imperium ist schlecht. Doch ich habe zu viel schlechtes gehört von den Sith. Der Sohn einer Nachbarin hat sie vor ein paar Jahren besucht. Danach starb sie an gebrochenem Herzen. Vor den Pflichttests konnten wir unseren kleinen Sternengucker verbergen, aber wenn wirklich einer der Sith-Sucher durch diesen Distrikt wandert, dann werden sie ihn vielleicht bemerken.“
    Amanirenas lächelte süffisant. „Wie recht Du doch hast, meine Liebe.“
    Sie legte wieder die Hand auf die von Caliope. Diesmal fest und bestimmt.
    „Aber keine Sorge. Auf der Akademie von Korriban wird Dein Sohn entweder erstrahlen oder verglühen.“
    Die Augen der Mutter weiteten sich vor Schreck. Im stummen Schrei verzerrte sich Ihr Gesicht vor Abscheu und Unglauben. Sie wollte aufstehen und davon laufen, aber die zierliche Sucherin hielt Ihre Hand fest als wäre sie auf dem Tisch angeklebt.



    „Wer ist da?“ fragte Amanirenas gereizt. Ihr Holocom zeigte einen uniformierten Mann mittleren Alters.
    „Captain Rossi, Medical Investigation Unit imperiale Armee. Ich störe Euch ungern, Mylord, doch ich soll Euch Warnung und Unterstützung zukommen lassen.“
    Das Kinderzimmer war voll mit Spielzeug, einem Gitterbettchen und einem kleinen Kinderbett.
    Die junge Sith blickte zu der verängstigten Mutter, die Ihr blondes Kind fest an die Brust drückte. Das schnaufen der Geräte am Schwebestuhl des älteren Sohnes waren die einzigen Laute, welche die Stille durchbrachen.
    „Welche Gefahr, Captain?“
    „Nun, jemand hat die Sicherheit gehackt und durch das Ortungsnetz den Standort Eures Holocomgerätes abgefragt. Jemand kennt Euren aktuellen Aufenthaltsort, Mylady.“
    Die blauen Augen waren unter den halb geschlossenen Lidern kaum zu sehen, als sie Caliope an funkelte. „Euer Retter ist anscheinend bereits auf dem Weg. Es wird mir ein Vergnügen sein, den Retter persönlich kennen zu lernen. Sie ist sicher ein ganz besonderes Individuum.“
    „Mylady, ich könnte mit einem Team vorbei kommen und Euch unterstützen.“
    Die Sucherin dachte darüber nach.
    „Nein... noch nicht. Das würde den Retter nur verschrecken. Soll er nur kommen.“
    Sie beendete das Gespräch, speicherte die Holocomcodes des Captains und wandte sich wieder der Familie zu.
    „Wann kommt den Dein Gatte nach Hause?“
    Die Frau leckte sich über die Lippen. Sie blickte unsicher im Kinderzimmer herum und versuchte dem Blick der Dame aus zu weichen.
    Amanirenas schob elegant den Zopf über Ihre Schulter und schnipste mit den Fingern, dass Oionos sie verzaubert angluckste und die Mutter schließlich dem Blick nicht mehr ausweichen konnte.
    „Genau so blicken Leute, die gleich Lügen verbreiten wollen. Aber ich möchte das gerne abkürzen, da ich ein wenig undiplomatisch auf schlechte Lügner eingehe. Wenn Du ein wenig darüber nach denkst, wirst Du erkennen, wie sinnlos es wäre mich wegen solch einer Lappalie an zu lügen.“
    „Heute Abend... in zwei Stunden,“ erklärte die Frau stockend. Ihr Sohn strich Ihr über die Augen. „Nicht nass machen. Taschentuch!“ erklärte er und umschlang den Hals seiner Mutter. Sie versuchte tapfer zu bleiben, schluchzte aber. „Es ist alles gut, Sternengucker.“ log sie .


    „Ja kleiner Bruder. Du wirst bald an einen Ort kommen, wo Du ganz viel mit anderen Spielen kannst, die so sind wie Du.“ erklärte Amanirenas überzeugt.
    „Als ich so alt war wie Du, bin ich auch dort hin gekommen. Du wirst später alle Sterne besuchen können, die Du Abends am Himmel leuchten siehst, und Du wirst so groß und stark werden, dass der Imperator stolz auf Dich ist.“
    „Ich mag Dich nicht mehr Ami. Du willst böse Aua machen mit Mammi!“
    sagte der kleine Blondschopf entschieden.
    Die junge Frau umschlang Ihre Taille mit den Armen. Sie nickte. „Wenn Mammi nicht mit mir spielt, werde ich ganz viel Aua machen, das verspreche ich Dir, kleiner Bruder. Aber ich glaube, Deine Mutter ist jetzt eine artige Frau und setzt sich da aufs Bett und macht keine Dummheiten.“
    Caliope setzte sich, Ihr Sohn krabbelte sofort herunter und griff sich ein Plüschtier.
    Die Sucherin ging zu dem schwebenden Stuhl, in dem ein Häuflein eines vielleicht Fünfjährigen Jungen saß. Wache Augen blickten aus dem gelähmten und schmächtige Körper.
    Die hübsche Sith runzelte überrascht die Stirn.
    „Du bist ja mächtig verärgert, kleiner Mann.“ sagte sie neckisch. Sie schlug plötzlich der Mutter ins Gesicht, die gegenüber am Bettrand saß. Die Frau stöhnte überrascht auf.
    Der kleine Oionos blickte sich neugierig um, weil er nicht wusste, woher das klatschende Geräusch gekommen war. Aber der Junge im Schwebestuhl hatte alles sehen können.
    Ein Spielzeug-Gleiter knallte Amanirenas an die Stirn. Sie wirbelte mehr verärgert als verletzt herum.
    Amanirenas blaue Augen blitzen mit einem spöttischen Lächeln auf. Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Wen haben wir denn da? Noch einen Bruder.“



    „Captain Rossi, MIU. Mylady Amanirenas? Wie kann Euch zu Diensten sein, Mylady.“
    „Ich warte hier schon geschlagene vier Stunden. Der erwartete Besucher ist leider aus geblieben. Schicken Sie einen Transport für einen Machtbegabten. Die Eltern müssen verhört werden. Sie haben Kontakte zu einer oder mehrerer Personen, die gegen das Imperium arbeiten.“
    „Ich werde mich persönlich um die Angelegenheit kümmern, Mylady.“
    „Meinetwegen. Hier sind meine Koordinaten.“
    Sie steckte Ihr Holocom ein und blickte den Vater der Familie misstrauisch an. Dann blickte sie zu der Mutter. Die Küche wirkte etwas beengt.
    „Auch wenn Ihr es mir nicht glaubt, weil ich Euer Kind stehle,“ sagte sie und erntete einen entsetzten Gesichtsausdruck der Mutter und ein grimmiges stieren des Vaters. „Es ist zum Besten des Kindes. Wir Sith dulden nicht, dass Machtbegabte wild herum streifen. Entweder er ist einer von uns oder er ist tot. Und schaut mich an. Es geht mir hervorragend, und auch Euer Sohn wird ein glorreiches Leben haben. Anstelle Grenzen und Regeln auf zu stellen, werden wir Sith ihm die grenzenlose Macht der dunklen Seite zeigen. Es kann buchstäblich alles aus ihm werden. Es wird seine Entscheidung sein, wenn er die Akademie ab schließt.“
    Der Mann sagte verächtlich: „Ihr werdet ihm Eure Weltsicht aufzwängen und seinen Geist nach Euren Wünschen formen. Wo ist da seine Entscheidungsfreiheit?“
    Die junge Frau produzierte ein angenehmes melodisches Lachen. „Der erste Schritt wird sein, ihn von Irrglauben zu befreien. Friede ist eine Lüge, es gibt nur Leidenschaft. Je mehr er sich sträubt, desto stärker wird er. Und erhält dadurch Kraft. Er muss nicht die Sith besiegen, sonder einen Sieg über sich selbst erlangen. Dann wird er von der Knechtschaft befreit sein und kann machen was er will. Natürlich ist das ein Weg, der viele Jahre beansprucht, und Euer Sohn hat sehr gute Anlagen. Ich habe ein Gespür dafür.“
    Der Mann sprang vom Sith auf und riss dabei beinahe den Tisch um. Aber Amanirenas hatte in ihrer Ausbildung viel über Verhaltensweise gelernt. Sie hatte in seiner Körperhaltung gelesen, wusste bereits im Voraus, wie er reagieren würde. Ein geradliniger, emotionaler Mann, nicht gewohnt zu lüge oder sich zu verstellen. Mit einem Tritt gegen den Solar Plexus trieb sie ihm die Luft aus der Lunge. Er krümmte sich zusammen und fiel in den Stuhl zurück.
    Amanirenas lüftete etwas ihren Rock und zeigte gepanzerte Stiefel.
    „Ich gehe selten ohne Schutzkleidung spazieren.“
    Sie schmunzelte. „Ich muss nicht zur Macht greifen um zu erkennen, dass Ihr mich für eine Ausgeburt des Schreckens haltet. Aber so ist es nicht. Ihr habt nur nicht verstanden, dass die Macht in einigen von uns stark ist. Und diese Macht setzt uns von gewöhnlichen Lebewesen ab. Das was Du als Sith bezeichnest, meine Liebe Caliope, musst Du auch als Deinen Herrscherklasse begreifen. Du sagtest, im Imperium währen alle Lebewesen gleich. Wir Sith sind nicht gleich mit Euch. Wir sind Eure Anführer. Keine herzlosen Monstren und keine wahnsinnigen Schlächter. Wir sind ein anderer Schlag Lebewesen, und Eure Söhne gehören zu uns.“
    „Wieso?“ „Söhne?“ keuchte der Vater, als seine Frau fragte.
    Amanirenas wies mit ihrem zarten Kinn zum Kinderzimmer. Es war finstere Nacht und die Kinder schliefen bereits.
    „Euer Kreon hat ein enormes Machtpotential. Meine Tests sind zwar etwas ungenau, aber für eine grobe Einstufung zunächst ausreichend. Die Midi-Chlorianer in seinem Blut sind mehr als Zahlreich. Aber er ist verkrüppelt.“
    „Er ist behindert zur Welt gekommen,“ zischte der Mann entrüstet. Er hasste die hübsche junge Frau für Ihre harten und arroganten Worte.
    „Ein anderer Sucher würde ihn von seinem Elend erlösen. Gefangen in diesem Körper, gefangen in einem unvollständigen Gehirn. Er ist Euch nur eine Last und als Akolyth untauglich.“
    „Das könnt Ihr doch nicht machen!“ erklärte die Mutter flüsternd und umschlang sich mit ihren Armen.
    Amanirenas stolzierte weiter vor dem Tisch hin und her.
    „Er ist keine Gefahr für das Imperium. Er wird aber nie ein nützliches Mitglied unserer leistungsorientierten Gesellschaft werden und wenn Ihr selbst Hilfe benötigt, wird der Staat sich um seine Pflege kümmern müssen. Aber bis dahin ist es Eure Entscheidung als Eltern. Diese Gnade gewähre ich Euch. Ich werde Euch eine entsprechendes Schriftstück auf setzen, dass Ihr bei den nächsten Kontrollen vorzeigen könnt. Euer Sohn Kreon ist sicher bei Euch. Euer Sohn Oionos ist nur sicher in der Akademie auf Korriban.“
    Sie stemmte die Hände auf die Tischkante und lächelte die Eltern an.
    „Ich verstehe, dass Ihr das jetzt nicht erkennen könnt, aber so ist es das Beste. In spätestens drei Jahren kommt der nächste Sucher, und dann wäre er zu alt für Korriban. Er würde dann auf jeden Fall sterben. Ich rette ihn und gebe ihm die Chance, etwas großes aus sich zu machen.“
    Der Vater schüttelte widerspenstig den Kopf. Die Mutter weinte stumm.
    Amanirenas seufzte und schüttelte traurig den Kopf. Soviel Leid und Verzweiflung machten sie selbst depressiv. Dumme Bauern!
    Sie hörte ein leichtes Summen durch das geöffnete Küchenfenster. Sie wirbelte herum und sah die Scheinwerfer eines Schwebers. Sie spürte mit der Macht mehrere Lebewesen, und wie sich der Vater in ihrem Rücken bewegte. Sie streckte die Hand mit einem erhobenen Zeigefinger aus.
    „Du willst Dich nicht mit mir anlegen. Du magst einen Kopf größer sein, aber mit der Macht als Verbündeten bin ich Dir haushoch überlegen!“ drohte sie ohne sich um zu wenden und ging zur Tür. Mit einer lässigen Handbewegung glitt Ihr Laserschwert aus der Unterarmhalterung in Ihre Hand. Sie öffnete die Haustür und sah den Militärtransporter vor dem Anwesen halten. Ein Private saß hinter den Kontrollen, der Captain von den Hologesprächen sprang vom Beifahrersitz und setzte sich seine Mütze auf.
    Er stockte, als er die Silhouette der Sith im Türrahmen erspähte. Er kniff die Augen zusammen um durch die Dunkelheit etwas zu erkennen.
    „Lady Amanirenas?“ „Ich bin keine Sith-Lady,“ antwortete die junge Frau mit ihrer hellen Stimme.
    Der Offizier wandte sich um und deutete den Weg hinauf. „Da hinten an der Hauptstraße steht ein Swoopbike. Das könnte die Person sein, die Ihr erwartet haben, Mylady.“
    Die Frau kicherte. „Gute Wahrnehmung, Captain, aber wenn es der blaue Rark ist, dann ist das mein Speederbike.“ Sie winkte dem Mann und verstaute dann Ihr Lichtschwert im Ärmel. „Kommen Sie.“
    „Jawohl Mylady. Männer: Absitzen und Gelände sichern. Private, Sie kommen mit mir!“


    Der Mann war vielleicht Mitte dreißig und hatte wachsame, braune Augen, ein markantes, beinahe hübsches Gesicht. Die Mütze saß etwas zu eng, dass seine längere Haare sich am Rand abspreizten. Seine Uniform saß jedoch tadellos, ein stattlicher Mann mit breiten Schultern.
    Er nahm die Mütze im Haus ab und fuhr sich eitel durch das dunkle Haar. Mit einem neutralen Gesichtsausdruck grüßte er das Ehepaar.
    „Sir, Madame, guten Abend. Ich bin Captain Rossi. Wir führen die medizinischen und Tests zur Ermittlung des Machtpotentiales durch in ihrem Sektor. Mylady Amanirenas hat sich anscheinend bei Ihnen bereits vor gestellt. Sie ist eine Iezkon iv Kraujas, die von der Akademie auf Korriban abgestellt wurde, um Jünglinge für die Akademie zu werben.“
    „Werben?“ schnaufte der Vater fassungslos.
    „Es ist gut, mein Geliebter. Nichts, was Du sagst, kann ihn noch retten.“
    Der Mann schluckte kurz und sah die junge Sith im Licht der Küchenbeleuchtung. Unverhohlene Sympathie huschte über sein Gesicht. Überrascht über seiner offensichtlichen Wertschätzung lächelte sie den Offizier entwaffnet an... bis beide aus durchaus unterschiedlichen Gründen den Blick voneinander abwendeten und so taten, als wäre nichts geschehen. „Nun, Sie haben nur zum Teil Recht. Sie sind eines Verbrechens angeklagt. Und alles was Sie sagen, kann in einem Prozess verwendet werden. Sie haben später die Möglichkeit, einen Rechtsbeistand ein zu schalten.“ Die Mutter wurde bleich und war einer Ohnmacht nahe. Der Mann nahm seine Frau in die Arme und blickte stumm zu dem Offizier. Der spielte mit der Mütze in seiner Hand und trat näher an den Tisch. „Sie müssen uns sagen, von wem Ihre Informationen stammen und was Sie über Aktivitäten wissen, die gegen das Imperium gerichtet sind.“
    Sein Blick war aufrichtig und besorgt, aber seine Stimme war bestimmt und eindringlich. Der Mann starrte ihm funkelnd ins Gesicht. „Ich werde niemanden verraten, der mir nur helfen wollte,“ erklärte er stoisch und rieb die Schulter seiner Frau, die in seinen Armen schluchzte.
    Der Offizier nickte, blickte kurz zu der Sucherin.
    „Nun, wir haben geeignete Mittel, um Sie zu verhören.“ Er wandte sich an den Private. „Holen Sie die Männer herein und führen Sie die beiden ab, Private.“
    „Sir, jawohl Sir!“
    „Da ist noch ein weiteres Kind im Haushalt, Captain Rossi,“ sagte Amanirenas. Wie sie den Nachnamen aussprach blickte der Offizier überrascht auf. Röte stieg in Ihre dunklen Wangen. „Das Kind kann nicht alleine bleiben. Wir müssen es mit nehmen.“ erklärte sie stockend.
    Der Offizier nickte Ihr mit einem angedeuteten Lächeln zu „Euer Wunsch ist mein Befehl, Mylady.“
    Er wandte sich dem Paar zu. „Bitte machen Sie keine Dummheiten und holen sie Ihre Kinder. Wenn Sie kooperieren, können wir sie ohne Fesseln mit nehmen.“ Eindringlich sagte er: „Das ist nur zum Wohle der Kinder.“


    Die Luft war eisig. Amanirenas fröstelte und zog Ihre rote Weste zusammen, damit etwas Wärme sich darin verfangen sollte.
    Kleine Lebewesen zirpten zwischen den Setzlingen und die grüne katzenartige Kreatur schlich mit aufgestellten Löffeln durch die Nacht.
    Amanirenas hörte die Stiefel knirschen, als sich einer der Soldaten näherte. Eine Jacke legte sich über Ihre Schultern. Sie blickte in das schemenhafte Profil des Offiziers. „Danke, Captain Rossi.“
    Er nickte. „Iezkon iv Kraujas.“ antwortete er respektvoll.
    „Sie sprechen das perfekt aus. Ats tujinti gabus kia xitka tave lirza iv Tsis?“
    „Tave ilvteka iv sis Asmen buti kia ravnasiae kia buti iv vezrepa.“
    erklärte er mit rauchiger Stimme und zuckte gerade noch erkennbar mit den Schultern. Sie drehte sich zu ihm herum und versuchte einen näheren Blick auf ihn zu werfen, doch es war zu dunkel und der Himmel leicht bewölkt.
    „Diese Menschen glauben, ich stehle Kinder.“ sagte sie etwas verletzt.
    Sie hörte so etwas wie ein Schmunzeln, als sich Dampfwölkchen vor seinem Mund bildeten. „Eltern und Kinder sind gerne zusammen. So ist das mit der Familie.“ sagte er etwas wehmütig. Sie legte den Kopf schief und fragte sich, ob alle Offiziere so melancholisch waren, wenn sie vor einem Feld im Herbst mitten in der Nacht mit Frauen plauderten.
    „Man würde ihren Sohn irgendwann töten. Jetzt lernt er sich zu verteidigen und seine Kräfte zu nutzen. Ich habe ihn gerettet! Mir hat es auch nicht geschadet.“
    „Nun,“ sagte der Mann, „das Leben eines Sith ist voll von Gewalt und Tot. Leid und Schmerz, den sie selbst erfahren und den sie anderen geben. Niemand will so ein Leben für seine Kinder. Kinder sind für Eltern das Universum. Sie sind Ihre Macht. Und sie wollen diese Macht nicht aus den Hände geben. Sie sollen ein friedliches Leben haben.“
    Amanirenas beugte sich noch etwas vor. Konnte der Offizier das überhaupt sehen? Sie stand in seinem Schatten, musste den Kopf in den Nacken legen, um in die Schemen zu blicken, die sein Gesicht sein sollten.
    „Frieden, ha! Frieden gibt es nicht, aber... Macht? Ihre Kinder sind für sie so etwas wie es die Macht für mich ist? Macht, ja ich verstehe, warum sie Ihre Kinder nicht abgeben möchten. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ihr Leben, Ihre Leidenschaft, die Macht in einem Gefäß, dass man sein >>eigen Fleisch und Blut<< nennt.“
    Würde der Kerl sie eigentlich jetzt langsam einmal küssen oder was? Er neigte seinen Kopf? Sie spürte seinen Atem auf ihren Wangen.
    „Halt, stopp!“ befahl sie. War sie denn wahnsinnig? Irgendein netter Offizier und sie ließ sich einfach gehen?
    „Verzeiht mir Mylady. Ich bin Euch zu nahe getreten.“ sagte er und sie hörte ein Bedauern in seiner Stimme. Er trat einen Schritt zurück.
    „Ich... vergebe Ihnen,“ sagte sie mit einem Schmunzeln.
    Sie blickte zu den Lichtern des Hauses in seinem Rücken, den Scheinwerfern des Schwebers. Er sah zum Haus hinüber, sodass Amanirenas einen Teil seines markanten Gesichtes erkennen konnte und fragte: „Dürfen wir Euch mitnehmen, Mylady?“
    „Nein, ich habe mich in der Nähe in eine Pension eingemietet. Ich nehme mein Bike und fahre dort hin. Eigentlich wollte ich erst Anfang nächster Woche mit meiner Arbeit beginnen. Die Macht hat mich wohl hierher geführt.“
    „Die Macht?“
    Sie dachte an Ihre wahre Liebe. „Sie ist um uns, in uns und um uns herum. Sie war und ist, sie wird immer sein. In dieser Galaxis und in allen Anderen.“
    Der Offizier tippte an seine Mütze und machte zackig kehrt, ging zum Schweber und nahm auf dem Beifahrersitz platz.
    Sie wollte ihm noch die Jacke zurück geben, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie wollte lieber nicht noch einmal mit diesem attraktiven Mann zusammen kommen. Zumindest nicht jetzt.

  • Die Iezkon iv Kraujas oder (Blut-)Sucher sind niedere Sith und dienen der Akademie von Korriban.


    Sie arbeiten mit imperialen Soldaten der >Medical Investigation Unit imperiale Armee< (MIU) des Ministerium für Logistik zusammen. Eine bewusst missverständlich bezeichnete Organisation, die den Auftrag verfolgt, unter Imperialen Bürgern, Sklaven und unterworfenen Völkern machtsensitive Lebewesen zu finden und für die Akademie zu rekrutieren, bzw. zu eliminieren.


    Zu den Mitarbeitern zählen sich auch sogenannte Externe Kräfte wie Lehrer, Pädagogen, Erzieher. Diese Externen Kräfte haben neben ihren Tätigkeiten Kontrollen der Midi-Chlorianer-Werte durch zu führen und regelmäßige Berichte ab zu geben.


    Ein Teilaspekt der MIU sind die Eignungsprüfungen, die in periodischen Abständen die Befähigung von Kindern und Jugendlichen für den Dienst am Imperium überprüfen. Das gesamte imperiale Volk ist wehrpflichtig. Sith, Angehörige der Adelsschicht und Lebewesen in besonderen Berufsgruppen sind von dieser Regelung ausgenommen. Die Dienstzeit liegt zwischen 25 und 30 Jahren.


    Die Sucher arbeiten ebenfalls mit dem Imperialen Diplomatischen Dienst zusammen, um feindliche Machtanwender zu enttarnen und machtsensitive Lebewesen außerhalb der Grenzen des Imperialen Reiches auf zu spüren.

  • Amanirenas hatte es sich auf dem Sessel bequem gemacht. Ihre schlanken Beine ruhten übereinander geschlagen auf der Tischkante. Der Raum war klein und fast schon aseptisch. Karge Büroausstattung, minimalistisches Design, lediglich eine Flagge des Imperiums an der Wand war ein roter Farbtupfer in dem grauen Raum. Zumindest arbeitete die Klimaanlage.
    Mit ein wenig überreizten Augen las Sie sich Berichte auf dem Datapad durch und nahm zwischendurch ein Tablet auf, das auf dem Tisch lag und verglich Graphiken mit den Zahlen. Ihre Stirn runzelte sich zwischenzeitlich, als eine Ordonnanz ein trat und eine dampfende Tasse Kaf vorbei brachte.
    Der junge Soldat trug die Graue Uniform der Bodentruppen mit den blauen Litzen des Sanitätskorps. Aber die Hauptaufgabe dieser speziellen Abteilung hatte nicht das geringste mit medizinischen Behandlungen zu schaffen. Diese spezielle Abteilung des Ministeriums für Logistik war Teil des Rekrutierungsbüros. Jeder imperiale Bürger hatte sein Leben in den Dienst des Imperiums zu stellen. Um zu ermitteln, wie das jeweilige junge Lebewesen dem Imperium bestmöglich dienen konnte, waren umfangreiche Prüfungen im Laufe der jungen Leben erforderlich. Die ersten Tests begannen bereits mit der Geburt, endeten erst mit Eintritt in eine höhere Schulbildung oder Ausbildung. Ein Augenmerk war hier die Machtsensitivität.
    Die Akademien auf Korriban hatten zwar Ihre Qualitätsstandards zurück genommen, aber von den wenigen machtsensitiven imperialen Bürger oder Sklaven hielten nicht viele den Tests und Prüfungen stand. Viele Absolventen oder „Sith“ , die ihren Akolythenstatus und die Abschlussprüfung überlebten, waren nicht herausragend. Auch Sith Amanirenas hatte nicht höheres Potential gezeigt. Doch die Macht war keine Größeneinheit, die sich in Formeln pressen ließ. Wie einige andere hatte sie ein besonderes Gespür für die Macht. Daher wurde sie schließlich zum Sucher geschult. Andere Machtanwender finden und identifizieren, sowohl gegnerische Kräfte als Teil von Sicherheitseinheiten, als auch das Aufspüren von machtsensitiven Kindern war ihr Zweig.
    Nicht, dass sie besonders glücklich darüber war, als drittklassige Sith mit speziellen Fähigkeiten abgetan zu werden. Ihren Leidenschaften lief das zu wieder.
    Wer wie sie sein Selbst aus den Ketten befreit hatte und die Macht spürte, die sie umgab, wer wie sie in der Lage war, Fähigkeiten zu verwenden, die mit den Formeln des Universums nicht erklärbar waren, der konnte sich nicht damit abgeben, am Boden einer Pyramide die Drecksarbeit zu erledigen. Sie war wie ein Wesen, das fliegen konnte, dem man aber absprach, hoch genug fliegen zu können geschweige denn stark genug zu sein, die Sonne berühren zu dürfen. Warum? Wer sagte denn, dass sie nicht zur Sonne fliegen konnte? Wer wagte es denn Ihr zu sagen, sie würde die Berührung mit der Sonne nicht überleben? Warum sollte jemand, der als geistige und mystische Elite der Galaxis geformt und geschult worden war sich damit zufrieden geben? Zufriedenheit war geradezu ein Schimpfwort für jeden Sith, der sich selbst als so einer bezeichnen wollte. Nichts war jemals ausreichend oder angemessen.


    Der Kaf schmeckte wie bittere Lava. Verärgert prustete sie das Gebräu aus und konzentrierte die Macht darauf, Ihre taube Zunge wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Soldat war bereits wieder gegangen, so fluchte die junge Frau nur hitzig in der Sith-Sprache und strich sich ihren langen Zopf wieder nach hinten.


    „Grrr!“ machte sie, und wer Ihre unter der Oberfläche brodelnden Aggressionen nicht durch die Macht spüren konnte, mochte tatsächlich denken, dass die aparte Zwanzigerin lediglich so temperamentvoll war, wie sie ausschaute.
    Ihr Ärger war allerdings nicht auf die kochende Flüssigkeit gerichtet. Mühsam bekam sie Ihr hitziges Gemüt unter Kontrolle. Die Sucher waren geschult, in jeder Lage Ihre Fähigkeiten, insbesondere Ihre Macht zu verbergen. Etwas, das sie wohl noch härter üben sollte.
    Sie öffnete einen Comkanal. „Lieutenant Venna, mach mir einen Termin mit den Suchern und dem Stab. Ich möchte die kompletten Machtstatistiken seit Übernahme des Systems auf die Datapads meiner Brüder überspielt sehen.“
    Nachdem der Offizier bestätigte, lehnte sie sich zurück und blickte auf das achteckige Symbol des Sith-Reiches. Sie dachte zurück an jenen Abend vor ein paar Wochen, als Sie dem Offizier begegnet war.
    Hass wallte in ihr auf, drohte sie zu übermannen und ihre Kontrolle zu sprengen.
    Sie sprang aus dem Sitz auf, unfähig, ruhig sitzen zu bleiben.
    Sie aktivierte ihr Comkanal zu ihrem Adjutanten.
    „Private, Deine widerwärtigen Kochkünste sind abstoßend. Du bleibst besser außer Sicht, wenn ich gleich zu einem Spaziergang in die Stadt aufbreche.
    Ich will erst eine Meldung, wenn das Treffen mit den anderen Suchern terminiert ist.“ Ohne eine Antwort ab zu warten, trat sie an den Schrank und nahm einen langen Mantel mit Kapuze heraus. Das Stück passte natürlich nicht zu ihrer roten Bluse. Verärgert über dieses klaustrophobische Büro warf sie sich den Mantel über und rauschte durch die Tür.



    Maslovar war eine Megastadt, doch die Gebäude waren zu siebzig Prozent Präimperial. Einige waren sogar Überbleibsel der alten Tion Kultur. Denkmäler einer vergessenen Epoche des Wohlstandes, als dieses Sonnensystem Teil eines Imperiums war. Diese Zeiten waren lange vorbei, aber sie hatten sich in die Kultur des Volkes eingeprägt. Früher einmal war das umliegende Gelände ein einziges Sumpfland gewesen, so wurde der Landstrich noch bezeichnet. Aber abgesehen von einigen recht feuchten Naturschutzreservaten war das Gelände staubtrocken, insbesondere diese heruntergekommene, gerade zu morbide Hauptstadt des Planeten. Der zwei Stationen mit der Repulsorbahn entfernt liegende Raumhafen Jigani Port machten aus dieser Stadt zugleich das Warenumschlagzentrum des Planeten. Wenn etwas auf diesem Planeten los war, dann hier.


    Drei Milliarden Einwohner, davon 2 Milliarden 250 Millionen Menschen. Es wurmte sie. Warum diese geringe Anzahl Machtsensitive? Warum die sinkende Zahl Machtsensitiver in den letzten zehn Jahren? Hier stank etwas gewaltig zum Himmel, und das war sicher kein einzelner Retter, der alle Kinder entführte und vor den Suchern versteckte. Er ging Ihr nicht aus dem Kopf. Der falsche Captain Rossi. Sein überraschtes Lächeln, das in ihrer Erinnerung aufblühte, brannte wie ein eisiger Splitter in ihrem Herzen. Er hatte sogar gefragt, ob sie mitgenommen werden wollte. Alles eine berechnete Taktik. Der verdammte Captain Rossi war mit einem kompletten imperialen mittelschweren Frachter und 36 machtsensitiven Kindern in den weiten des Weltalls verschwinden. Was für eine Schmach!
    Natürlich nicht ihre Schuld. Man hatte das Sicherheitssystem gehackt, der Captain Rossi existierte erst seit einer Woche, wie sich kurze Zeit später heraus stellte. Die Soldaten in seiner Begleitung wurden durch die Mangel gedreht. Sie hatten nur Befehle befolgt und wussten von nichts. Typische Verfahrensweise, übliches Vorgehen, Captain Rossi hatte sich strikt an die Vorschriften gehalten. Allerdings war unklar, wer das Schiff flog, denn die Besatzung hatte zum Zeitpunkt des Abfluges des Frachters Dienstfrei gehabt.
    Alle hatten sie versagt: Datensicherheit, Vorgesetzte, Schiffscrew, Verladecrew. Der gesamte imperiale Apparat hatte für ihn die Kinderchen gesammelt und auf das Schiff gebracht. Nur ein Kind hatte er selbst ab geholt. Ausgerechnet Amanirenas hatte ihm das Kind übergeben, und die Eltern dazu. Auch sie waren verschwunden.
    Aber der hatte sie an dem Abend beinahe geküsst, der hinterhältige Schuft! Und warum hatte er es nicht getan? Wegen seinem schlechten Gewissen? Ein Menschendieb!


    Sie schüttelte brütend in finstere Gedanken den Kopf unter ihrer Kapuze. Der kalte Regen nieselte herab, die Straßen waren spärlich besucht. Irgendwie war sie von ihrer üblichen Route abgewichen, aber sie sah das beleuchtete Schild einer Cantina. Letztendlich hatte bisher jede Cantina besseren Kaf geboten als das Giftzeug ihres unfähigen Adjutanten.


    Sie stiefelte nachdenklich in den „Pieper“ und drückte sich an einem Menschen vorbei, der verwundert der zierlichen Gestalt nachsah, die ihn so rüde angerempelt hatte.
    Amanirenas streifte ihre Kaputze ab und schüttelte sie zweimal, schlug mit elegantem Schwung den Kragen zur Seite und bespritze dabei einige Kunden mit Regenwasser, nicht dass es sie kümmerte.
    Ein Saheelindeeli stand hinter dem Tresen, ein seltener Anblick, da die überwiegend aus Menschen bestehenden Bevölkerung dieser Spezies in etwa so viel zutraute, dass sie Toiletten ordentlich putzen konnten. Eine etwas einfältige Haltung gegenüber einem sternenfahrenden Volk. Sie produzierte ein etwas gequältes Lächeln und hatte sich wieder einigermaßen unter Kontrolle.
    „Einen Kaf, doppelt, schwarz, ohne Zucker, bitte“ sagte sie artig und legte die Arme auf dem Tresen ab, stellte den rechten Fuß auf die Stiefelspitze.
    Sie dachte an die dunklen braunen Augen des Blenders. Dann fielen Ihr wieder die Zahlen ein.
    „Vollkommen unmöglich. So gut ist er nicht.“ murmelte sie.
    Das etwa mit Amanirenas gleich große Wesen hantierte am Brühautomaten, aromatischer Duft ließ die junge Sith gierig schnuppern.
    Etwas streifte ihren Arm, sie blickte nach rechts und sah einen sportlichen jungen Mann in einer schnieken Uniform. Er stellte sich neben sie an den Tresen und sagte „Ma'am, Sie sind ja ganz feucht, darf ich sie zu einem heißen Getränk einladen?“
    Sie starrte ihn überrascht an. Er lächelte gewinnend und lehnte lässig mit dem linken Arm auf den Tresen gestützt.
    „Du weist wohl nicht, wer ich bin?“ fragte sie gereizt. Natürlich hatte sie wie üblich eine typische Kleidung für Desevro angelegt. Ihre dunkle Hautfarbe war allerdings untypisch, und ihr Akzent wies sie von einer imperialen Kernwelt aus. Der Mann lächelte breit und erklärte süffisant: „Oh, eine so eindrucksvolle Frau würde ich nicht vergessen. Aber ich würde gerne dafür Sorge tragen, dass Sie mich auch nicht mehr vergessen...“
    Amanirenas hatte gerade keinen besonders guten Tag. Sie registrierte die Maßuniform, Abzeichen irgendeiner Spezialeinheit, irgendein Dienstgrad der Mannschafts- oder Unteroffiziersdienstgrade, Gesicht und Haltung stolz und mit Selbstbewusstsein. Ein durchaus attraktiver junger Mann, wenn man auf den sportlichen Grünschnabel steht, Akzent von Desevro. Ein junger, stolz geschwellter Krieger, der jede Frau für seine Beute hielt. Und da die nur wenige Jahre ältere Amanirenas noch keinerlei Flirterfahrungen gesammelt hatte, war es für sie einfach eine Demütigung, dermaßen plump angesprochen zu werden.
    Sie griff ihm gekonnt zwischen die Beine und drücke, bis er sich vor Schmerz krümmte. Seine Hände schossen zu seinem Schritt, aber sie packte mit der rechten Hand den rechten Unterarm, wirbelte Herum und hebelte den gut einen Kopf größeren Soldaten mit einem Schulterwurf auf einen gut drei Meter entfernt stehenden kleinen Tisch.


    Dann sah sie, wie von einem anderen Tisch drei gleich gekleidete Menschen aufstanden. Ein kleiner Soldat mit viel zu breiten Schultern, ein durchschnittlicher Mann mit offenem Kragenknopf, ein hagerer Kerl, der sicher über zwei Meter groß war und verunsichert auf seine Kameraden blickte.
    Das Trio näherte sich, während Amanirenas ihren Mantel abstreifte und auf einen Hocker gleiten ließ. Sie lächelte.
    Mit der Macht verschaffte sie sich einen Überblick über die Cantina.
    Ihre Fünf Sinne erweiterten sich, sie schmeckte den abgestandenen Rauch von Killersticks auf ihrer Zunge, roch die verschwitzen Besucher, Feuchtigkeit der trocknenden Kleidungen der Kunden lag in der Luft. Das schummrige, heimelige Licht war ausreichend, um alle wichtigen Details zu erkennen. Den hinterhältig blickenden Kerl in der Sitznische, der misstrauisch an die Beule in seiner Jacke griff, die nach dem Griff eines Blasters ausschaute.
    Das Geräusch einer einrastenden Sicherung, als der Barmann hinter ihr zu einem Gegenstand hinter dem Tresen griff.
    Das zahnlose gackernde Lachen des Kriegsveteranen, der mit seinem Armstumpf auf den am Boden liegenden Soldaten zeigte und sich mit dem verbliebenen Arm auf den Schenkel klopfte.
    Die Sängerin, die hinter ihrem Gitarristen in Deckung ging.
    Aber was die Macht sie spüren ließ, brachte sie zu einem nachdenklichen Stirnrunzeln.
    Auch die drei eben noch recht entschlossenen Soldaten stockten plötzlich.
    Warum war die Aura der vier Soldaten so intensiv? Machtanwender waren sie nicht, oder verbargen sie Ihre Fähigkeiten?
    „Was sind Sie?“ fragte der mittlere der drei Soldaten überrascht.
    „Ungehalten über dumme Annäherungsversuche,“ sagte Amanirenas und reckte ihr zartes Kinn herausfordernd vor.
    Der umgeworfene Soldat erhob sich ächzend und hielt sich seinen Rücken.
    Die Szene erinnerte sie irgendwie an die Akademie. Da war auch so ein verrücktes Trio hinter ihr her gewesen. Sie hatte damals überlebt, aber mit einem gebrochenen Bein. Die Drei, nein vier schienen allerdings nicht bewaffnet zu sein. Wenn sie Machtanwender waren, war das nicht unbedingt erforderlich. Aber so junge Sith?
    Die strahlenden blauen Augen der Sith musterten die vier Soldaten. Ihr Spielgefährte hatte sich zu den dreien gestellt und rieb sich die Hüften.
    „Wir sind Leibgardisten des Lord Democritus,“ erklärte der hagere Soldat mit einem drohenden Unterton.
    Das erklärte die ungewöhnlichen Insignien. Nicht, dass Amanirenas sich mit den Abzeichen des Militärs besonders aus kannte.
    Das Imperium gestand den Lords der Sith eigene, private Soldaten zu. Sie wurden aus den Reihen der imperialen Kriegsmaschine aber auch gelegentlich aus anderen Quellen bezogen. Nicht selten unterhielten hochrangige Sith, Lords oder gar Darths eigene Söldnerarmeen. Größere solcher auf ihren Herren eingeschworene Einheiten duldete der Rat der Sith allerdings nicht. Imperiale Einheiten wurden verliehen wie Lehen, zum Einsatz für das Imperium und gegen die Feinde des Imperiums. Das Imperiale Militär arbeitete zunächst unabhängig von den Sith und selbstverständlich in Kooperation. Aber es war nicht immer zum Wohl des Imperiums, einzelnen Sith die Kontrolle über große Verbände und Armeen zu geben. Einige Sith hatten soviel strategische Erfahrung und Talent wie ein Bacchant. Die imperiale Kriegsmaschinerie arbeitete seit tausend Jahren effektiver, wenn sie auf Befehl der Sith Krieg führten, anstelle von Sith angeführt zu werden. Jahrelang wurden Offiziere für die Führung im Krieg geschult, die Sith hingegen herrschten und vergrößerten ihre politische und wahren Machtfähigkeiten. Ein Sith war im Einzelkampf überragend, aber auf gigantischen Schlachtfeldern waren ihre Fähigkeiten begrenzt.
    Der zweite Punkt war die Natur der Sith. Nicht nur die dunkle Seite der Macht korrumpierte. Politische und militärische Macht waren in allen Zeitaltern des Universums korrumpierende Kräfte. Insbesondere für Sith.
    Im Glauben, selbst an die Spitze des Imperiums zu gehören, hatten immer wieder Sith die Truppen benutzt, um Rivalen zu vernichten oder gar die Gewalt über die Regierung zu übernehmen. Nicht zuletzt der charismatische und als Heerführer geradezu legendäre Darth Malgus hatte „seine“ Truppen für einen Regierungsputsch eingesetzt. Sicher war er militärisch und auch in der Stärke seiner Macht herausragend, doch auch er war dem Irrglauben verfallen, als Imperator das Sith Imperium beherrschen zu können.
    Sein Fall und seine Intrigen hatte das Imperium verletzt und innerlich zerrüttet. Nicht zuletzt der Verlust an Mensch und Material durch diesen Bruderkonflikt.


    So standen hier konditionierte Elitesoldaten eines ortsansässigen Lords der Sith und waren drauf und dran, die zierliche, kleine Amanirenas in arge Bedrängnis zu versetzen. Bei ihrer aktuellen Gemütsverfassung eine willkommene Herausforderung, wenn auch ein wenig unfair. Nur Vier Soldaten gegen eine Sith?
    Aber sie sah Neugier und etwas anderes. Provokativ stemmte sie die Hände in die Hüften. „Dann benehmt Euch wie Leibgardisten, Jungs.“ erklärte Sie.
    Der kleinste der Gruppe rollte mit den Schultern und dehnte seine Halsmuskeln.
    Amanirenas gefror das Lächeln im Gesicht. Sie benahm sich gerade wie eine Jugendliche! Frustration über ein scheinbar unlösbares Rätsel und weg war ihre Selbstbeherrschung, das Sucher Training, die psychologischen Lehrgänge, pädagogischen Seminare.
    In ihr schwelte die dunkle Seite der Macht, aber doch wohl nicht ohne ihre Kontrolle? Sie war plötzlich enttäuscht, enttäuscht von ihrer Unfähigkeit.
    Der Soldat, der sie angemacht hatte, fixierte sie arrogant. Sein Stolz war verletzt. „Du bist eine Machtanwenderin.“ Er schluckte und neigte demütig das Haupt, bevor er sich korrigierte: „Verzeiht, Ihr seit eine Machtanwenderin. Würdet Ihr Euch freundlicherweise ausweisen?“
    Sie lächelte über diese alberne Forderung. Aber schließlich war es Ihr nicht auf die Stirn geschrieben, wer und was sie dar stellte. Meinte diese Soldaten etwa, sie könne eine von diesen Jedi-Schlampen sein? Nein, ich bin wieder zu emotional. Immer noch, durchfuhr es sie. Sie öffnete sich ganz der Macht.
    Für einen Augenblick verstärkte sich ihre schlechte Laune. Die dunkle Seite der Macht nährte sich an ihr, oder nährte sich ihre dunkle Seite an der Macht? Dann gewann sie die Kontrolle zurück. Die Macht umschmeichelte sie, war bereit für sie, sie atmete tief ein und entspannte sich.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie sich vier hypnotisierten Soldaten gegenüber. Sie... war überrascht, als die Männer aus einer Trance erwachten. Was stimmte mit diesen Typen nicht? Sie blinzelte, ihr Gefühl hatte sie wohl getäuscht. Noch ein wenig gereizt zog sie einen ID-Chit hervor und ließ das Hologramm aufflackern.
    „Diplomatischer Dienst?“ fragte das kleine, muskelbepackte Energiebündel ungläubig.
    Amanirenas warf einen Blick auf die Daten. „Falscher Ausweis,“ murmelte sie und lächelte verschmitzt. Dann holte sie einen anderen hervor.
    „Ich stehe im Dienst der Akademie und bin Mitglied des imperialen diplomatischen Korps.“
    „Iezkon iv Kraujas,“ sagte der hagere der Gruppe und verbeugte sich als erster, bevor die anderen dem Beispiel folgten. Der arg gebeutelte Soldat murmelte mit einem ausdruckslosen, aschfahlen Gesicht: „Verzeiht mir meine Annäherung, ehrwürdige Lady. Wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr mich gleich von meinem Elend erlösen.“
    „Was? Nein!“ sagte die junge Frau schnell und überrascht.
    „Ein Missverständnis. Öehm, dem Grunde nach ist Eure Vorsicht berechtigt,“ sagte sie schnell.
    „Mylady, sollen wir uns vielleicht selbst entleiben?“ fragte der bisher stumme Soldat der Gruppe. Seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz angenommen.
    „Nicht in dieser Cantina!“ bellte der Saheelindeeli und legte den Lauf eine Scattergun auf den Tresen.
    Der kleine der Gruppe, der nur so hoch gewachsen war wie Amanirenas, griff nach der Mündung und riss dem Baarkeeper die Waffe aus der Hand.
    „Bist Du vollkommen verrückt?“ fragte Amanirenas den kleinen Kerl.
    „Die Leibgarde des Lord Democritus duldet keine Drohung oder Respektlosigkeiten,“ erklärte der kleine Mann, während er die Energiezelle entnahm und begann, die Waffe so weit zu zerlegen, bis er die Gaspatrone freigelegt hatte.
    „Ich rufe die Sicherheit!“ krächzte der kleine Humanoid hinter seinem Tresen.
    Amanirenas blickte auf die Soldaten, die keinerlei aggressive Posen mehr einnahmen. Das einzige verstörende waren ihre geradezu schmachtenden Blicke, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Sie wandte sich zum Barkeeper um.
    „Es ist doch alles in Ordnung,“ erklärte sie ruhig, und ließ durch die Macht etwas von ihrer zurückgewonnenen Gelassenheit auf den Humanoiden überfließen. Sie spürte, wie sein Geist langsam Ruhe fand, während sie fort fuhr, ihn zu beeinflussen: „keine Gewalt, keine Schlägereien. Wir haben uns alle vertragen und beruhigt. Du solltest Dich auch beruhigen.“
    Sie warf eine Creditmünze auf den Tisch. „Für die Unannehmlichkeit und die Getränke der Drei Herren,“ erklärte sie und sie nahm den Mantel auf.
    „Dürfen wir Euch eskortieren, Mylady?“ Fragte der kleine Soldat, als er die Waffenteile auf den Tresen legte.
    Sie glaubte sich verhört zu haben. Sie blinzelte anmutig, glitt in den Mantel und erklärte: „Ich gehe meinen Weg allein.“



    Sie war noch in Gedanken, als sie spürte, dass sie angesprochen wurde.
    „Milady Amanirenas?“ fragte Be'rell
    „Ich würde es begrüßen, wenn wir zu dem Thema kommen können, weswegen ich dieses Treffen einberufen habe.“ erklärte sie, um ihre Unkonzentriertheit zu überspielen.
    Es gab lediglich zwei weitere Sucher und zwei hochrangige Offiziere, welche die Gewinnung von Humanoid Ressources koordinierten.
    „Wie sie wünschen Mylady,“ sagte Be'rell in seinem üblichen gleichmütigen Tonfall. Der Offizier war ein übergewichtiger aber dennoch imposanter Mann in den frühen Fünfzigern. Sie hatte ihn in den vergangenen Wochen nur einmal fassungslos erlebt, und das war bei der Besprechung über Captain Rossi gewesen.
    Wer war von der Entführung nicht überrascht gewesen? Nur Sucher Nath'A'Soon war ein Buch mit sieben Siegeln. Den alt ehrwürdigen Sith brachte nichts und niemand aus dem Konzept. Vielleicht war er deshalb „nur“ ein Sucher. Auch jetzt betätigte er mit stoischer Ruhe sein Tablet, und der Projektor zeigte den Planeten Desevro.
    In Grün wurde die Bevölkerung angezeigt, der abgeflachte Rotationsellipsoid füllte sich vom Südpol her bis etwa zu drei Vierteln. Am Südpol färbte sich der Teil der Machtsensitiven in Rot.
    Amanirenas griff zu ihrem Tablet und ließ die verschiedenen Jahre rückwärts durch laufen. Der grüne Teil schwankte minimal, verringerte sich leicht bis zu einem Absturz an dem Punkt, wo das Imperium den Planeten eingenommen hatte. Die rote Fläche war nur minimalen Schwankungen unterworfen.
    „Zum Zeitpunkt der ersten Volkszählung wurde der Planet auf Stufe IV gesetzt. Unterdurchschnittliches Machtpotential. Das passt auch zum Machtfeld des Planeten. Stufe IV.“ sagte Amanirenas und erntete einige desinteressierte Blicke.
    „Die Ausbeute an machtsensitiven Humanoid Ressoruces war für diese Stufe durchschnittlich.“ ergänzte sie und ließ einige Zahlen einfließen. Dann sprang sie in die Gegenwart.
    „Heute sind wir 12 Prozent unter der zu erwartenden Ausbeute.“
    Der zweite Sith, ein junger Heißsporn in Amanirenas Alter schnaufte verächtlich. Sie blickte ihn mit einem Anflug von Ärger an. „Nichts, was nicht durch einen statistischen Ausreißer erklärt werden kann.“ erklärte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Dafür habe ich meinen Sektor verlassen? Ich habe gerade in einer Razzia zwei Kinder geschnappt. Meine Strafen werden dem Rest dieses undankbarem Packs zeigen, dass sie ihre Sith nicht hintergehen können ohne zu bluten,“ sagte er selbstgefällig.
    Amanirenas lächelte milde und nickte. „Hervorragende Arbeit. Habt Ihr sie wieder erwürgt oder nur auspeitschen lassen?“ fragte sie. Sarkasmus war allerdings nicht angebracht. Sie stellte eine leider nur allzu realistische Frage. Als er Luft holte um zu sprechen, schnitt ihm Nath'A'Soon mit einer Geste das Wort ab. „Verzögern wir nicht weiter das Unvermeidliche,“ sagte er gleichmütig und nickte der jungen Sith zu.
    Sie veränderte den Ausschnitt, sodass eine Schale mit der Südhalbkugel als Boden gezeigt wurde. Dann liefen die letzten Zehn Jahre langsam zurück laufen. Die rote Fläche wurde stetig größer.
    „Es ist kein Ausreißer, dass in den letzten Zehn Jahren die Ausbeute typisch war, mit dem zu erwartenden Schwankungen von 2-4 Prozent. Aber die Schwankungen sind nur noch ins negative gegangen, Seit sieben Jahren kontinuierlich bei ein bis neun Prozent unter der typischen Ausbeute.
    Hat sich die Manifestation der Macht auf diesem Planeten verändert? Nach unseren Ergebnissen nicht.“
    „Der Bevölkerungswachstum stagniert!“ erklärte Be'rell.
    Die blauen Augen der jungen Frau hefteten sich auf den Offizier. „Ich rede von statistischen Zahlen. Der Geburtenrückgang wurde einbezogen. Der Rückgang der Machtvererbungen wurde einbezogen. Was wir hier sehen ist in allen kontrollierten Welten und Sektoren ein Ausreißer.“
    „Ein Zufall,“ konterte Be'rell und blickte zu de Anderen. Der junge Sucher zuckte mit den Schulter. „Dieser Rossi hat eine Organisation, die schon seit Jahren operiert,“ spekulierte er.
    „Unwahrscheinlich,“ meldete sich der zweite Offizier zu Wort. Der Sith stierte ihn respektlos an. „Du solltest besser Argumente vorbringen, als mich der Lüge zu bezichtigen.“
    „Unsere Ermittlungen haben bisher lediglich zutage gebracht, das eine Person hinter der Sache steckt. Der Unbekannte, der sich zuletzt als Rossi ausgegeben hat. Zuvor war er als Technischer Mitarbeiter in der Datenzentrale aufgetreten. Danach zeigen Überwachungsaufnahmen sein Gesicht als Techniker im Hangar des gestohlenen Schiffes.“
    „Der Mann hat recht,“ erklärte Nath'A'Soon. „Die Art und Weise ist vollkommen anders als dieser … Komplettausfall. Der Unbekannte, der sich unter dem Namen Rossi in unser System geschlichen hat, hat in einer einzigen Aktion unsere bürokratischen Verfahrensweisen benutzt, um eine Gruppe Kinder zu entführen. Das, was Amanirenas andeutet, ist ein großangelegtes Verschwinden von machtsensitiven Kindern. Kein Handstreich, sondern eine jahrelange … Ernte. Wie viele pro Jahr?“
    „120 bis 150 Kinder, Nath'A'Soon.“ sagte Amanirenas.
    „Die vor der Entdeckung durch unsere eingebundenen Droiden, Ärzte, Kinderpfleger, Lehrer und Sucher verschwinden?“ fragte der Offizier ungläubig.
    „Eher verschwinden sie nach der Entdeckung.“ erklärte Amanirenas. „Unser System ist nahezu lückenlos. Und daher perfekt für...“
    „Verschwörer?“ fragte der junge Sucher seine Schwester. Sie nickte ihm anerkennend zu. Sie hatte es offenbar geschafft, seine gleichgültige Haltung zu durchbrechen.
    „Gibt es etwa einen Markt für machtsensitive Kinder?“ hakte er nach und richtete die Frage in die Runde.
    „Hypothesen. Ohne den geringsten Beweis. Oder irre ich mich?“ fragte der alte Sucher und hatte nachdenklich die Hand an die Narbe an seinem Hals gelegt.
    Amanirenas nickte. Sie erntete ein Schnaufen ihres gleichaltrigen Suchers. Ein nachdenkliches Gesicht der Offiziere.
    „Nun,“ sagte Be'rell und fuhr sich durch sein militärisch kurz geschnittenes Haar, „ein durchaus interessanter Ansatz.“ Er beugte sich auf seinem Sitz vor, legte die Hände auf den Tisch. „Ich wollte Euch erst informieren, wenn mein offizieller Befehl da ist,“ sagte er mit einem bedauernden Tonfall, „aber es ist jetzt die rechte Zeit, Euch, meine verehrten Iezkon iv Kraujas und Dich mein Lieber Kamerad darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich versetzt werde in das diplomatische Korps nach Tatooine. Ich empfehle daher, dass mein Nachfolger diese Auffälligkeiten entsprechend untersuchen lässt.“
    „Wegen der Rossi Angelegenheit?“ fragte die zierliche Schönheit etwas überrascht. Der Offizier nickte schweigsam.
    „Warum werden Sie nicht Nachfolger, Major Boyer?“
    Der Offizier senkte respektvoll sein Haupt. „Die Angelegenheit ist in unser beider Akten ein schwarzen Eintrag. Wenn auch mein Vorgesetzter die Verantwortung zu tragen hat, so wird diese Angelegenheit meine weitere Karriere beeinflussen.“ erklärte er mit sanfter, kontrollierter Stimme.
    „Nun, nichts, das wir beeinflussen können,“ erklärte der alte Sucher neutral und erhob sich. Er beendete damit offiziell das Treffen.
    Der alte Mann nickte Amanirenas zu. „Ich habe das Gefühl, dass diese Angelegenheit mit den 120 Kindern kein Zufall ist. Wir sollten dieser Spur später weiter nach gehen.“
    Amanirenas Wangen erblühten unter diesem Lob. Sie verbarg ihre Freude und nickte geflissentlich.
    „Wir haben doch nichts weiter als irgendwelche Statistiken!“ beschwerte sich der junge Sith und reaktivierte demonstrativ die Graphik.
    „Ich glaube nicht an Zahlen, ich glaube nur an die Macht!“
    „Ja Bruder,“ sagte Nath'A'Soon gefasst, „die Macht lässt mich spüren, dass es etwas zu bedeuten hat. Ich spüre im Fokus meiner Konzentration eine düstere Quelle. Noch ist die Vision unbestimmt und konfus. Beweise werden unsere Mitarbeiter sammeln müssen. Jeder erfüllt seine Aufgabe. Haltet einfach die Augen offen und stell alles in Frage. Es gibt keine Zufälle, nur unerkannte Wege der Macht.“

  • „Captain Yann zu Euren Diensten Mylady.“ grüßte der Rattataki in Hab-Acht-Stellung. Amanirenas nickte ihm zu und glitt elegant in den Stuhl. Der Offizier wollte Ihr ein Tablet reichen, doch schwebte es aus seinen Fingern und landete in ihrer fordernd ausgestreckten Hand.
    Sie musterte den Mann mit ihre intensiven Blick.
    „Die Eingeborenen haben Schwierigkeiten mit >>Hutten<<,“ erklärte sie im neutralen Tonfall.
    Der Soldat schien kurz zu überlegen, dann bröckelte seine strenge Fassade ein wenig. „Mylady, das habe ich meinen Vorgesetzten auch erklärt. Aber die Personalabteilung hat nur abgewunken. Ich wurde befördert und auf diesem Planeten war eine Planstelle frei.“
    Die junge Sucherin nickte. „Nehmen Sie doch Platz, Captain. Sektor 21Besh. Gibt es irgendwelche Besonderheiten, bevor wir uns an die Arbeit machen?“ Der Rattataki setzte sich in umständlich steifer Haltung und erlaubte sich, den Blick der schönen Sith zu erwidern.
    „Ein Machtknotenpunkt, der dem Gefolge des hiesigen Sith Lords als Kontemplationsort dient.“
    „Lord Democritus,“ sagte sie. Der grauhäutige Glatzenträger nickte steif.
    „Jawohl Mylady. Ihr habt Euch gut vorbereitet.“
    Sie schmunzelte leicht. „Es gibt auf diesem Planeten nur Drei Sith im Lord-Status und ich habe zufällig vor ein paar Wochen in der Hauptstadt ein paar seiner Leibgardisten getroffen. Ich habe gut geraten. Das ist jetzt schon mein dritter Sektor auf diesem Hinterwältlerplaneten. Meine Neugier ist gestillt, es gibt sicher nichts mehr, was mich hier noch interessiert.“
    „Jawohl Mylady. Möchtet Ihr eine Audienz bei dem Lord?“
    Sie lächelte und aktivierte das Tablet. „Nicht unbedingt. Gibt es denn einen Grund? Ich habe einen engen Terminplan, aber das sage ich sicherlich dem falschen, nicht wahr, Captain?“
    Der Rattataki nickte stolz ob dieser Vertrautheit. „Ich habe Euren Terminplan bereits zusammengestellt. Allerdings ist der Lord auch zugleich Bürgermeister der größten Stadt. Er ist in diesem Sektor der politisch einflussreichste Kooperationspartner der ansässigen Regierungseinheit. Für unsere Humanoid Ressources würde ich Euch aus diesem Grund zumindest eine Begrüßung nahe legen.“
    Ihre Augen hefteten sich auf das hellgraue Augenpaar des Offiziers.
    „Ein politisch interessierter Lord? Na vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, über Fortbildungsmaßnahmen zu sprechen. Ich habe so den Eindruck, einige Kinderpädagogen dieses Planeten nehmen ihre Aufgabe nicht so ernst. Die Hauptaufgabe ist nicht die Erziehung von Kleinkindern sondern von Einstufung der Leistungspotentiale. Ohne entsprechende Motivation durch ihre Vorgesetzte scheinen diese Pädagogen die Kinder machen zu lassen, was sie wollen und nicht, wofür sie am effektivsten einsetzbar sind.
    Meine Arbeit ist auch davon betroffen. Verhaltensauffällige Kinder können latente Fähigkeiten besitzen. Wenn die Kinderpädagogen da nicht vorschriftsgemäß die Kleinen überwachen und kontrollieren, könnte uns ein machtsensitives Kind so lange durch die Finger rinnen, bis keine andere Wahl mehr bleibt als das Kind zu Düngemittel zu verarbeiten.“
    „Ein schrecklicher Gedanke, wenn ich das sagen darf.“
    „Ja, nicht wahr?“ Sie blickte dem Mann in die Augen. Sie stockte. „Ach, sie meinen, wegen der Verschwendung?“
    Der Mann nickte artig. Sie seufzte. Diese in Zahlen und Vorschriften denkenden Lebewesen waren ihr zuwider. Die Macht war eine lebendige Macht, auch wenn viele Sith lediglich wissen wollten, wie die Macht gebraucht werden konnte. Der Mord von Lebewesen, schien einige Sith in ihrer Macht zu stärken, wobei unerforscht war, ob es sich lediglich um einen Placebo Effekt handelte oder ob dabei eine Art Machttransfer statt fand. Es war jedoch unbestritten geklärt, dass mit jedem verlöschenden Lebewesen die Macht geschwächt wurde. Es war nicht gerade so, als würde Amanirenas eine Art Leid der Macht verspüren, aber das vergehende Leben konnte sie wahr nehmen, und dieser blinde Fleck bereitete ihr ein gewisses Unbehagen. Das Töten war ihr in Fleisch, Blut und in das Bewusstsein über gegangen. Aber es war Mittel zum Zweck, nicht der Zweck ihrer Existenz.
    „Nun Captain, lassen Sie mich darüber nach denken. Haben Sie einen Soldaten, der ordentlichen Kaf brauen kann?“
    „Nun, wenn Mylady....“ „Suchen Sie mir ansonsten einen Lieferdienst heraus, der zu allen Tages- und Nachtzeiten liefert. Das wäre dann alles. Danke Captain, ich gebe Bescheid, wenn ich mit den Daten durch bin.“
    Mit einer wischenden Bewegung scheuchte sie den Offizier aus dem geräumigen Büro. Sie drehte den Stuhl herum und betrachtete aus dem Panoramafenster die mit Sonnenkollektoren bedeckten Hochhäuser der Regionalhauptstadt. Der Bürgermeister ein Lord? Ungewöhnlich, soviel Einsatz in lokale politische Angelegenheiten. Sie dienten weder der Macht Vergrößerung noch hatten sie einen Einfluss auf sektorale oder gar imperiumsweite Entscheidungen. Ein Philanthrop?
    Sie kicherte. Wir Sith sind nicht gerade Freunde von Lebewesen. Eher fleischfressende Raubtiere in einer Herde von blinden und tauben Pflanzenfressern.



    Tage voll von Einsätzen begannen. Der Plan sah stichprobenartige Kontrollen von Medical Investigation Units vor, die einzelne Straßenzüge kontrollierten oder Schulen und Kinderhorte besuchten.
    Einzige Auffälligkeit war ein machtsensitiver Saheelindeeli, der jedoch ausgewachsen war. Amanirenas machte ihren Einfluss geltend und verschaffte ihm die einzige Überlebenschance, die er zu diesem Zeitpunkt noch hatte. Sie bezweifelte allerdings, dass er in der Lage sein würde, schnell genug oder überhaupt noch genug auf Korriban zu lernen. Das Bewusstsein ausgewachsener Lebewesen war in der Regel zu starr und eingefahren, um noch das volle Machtpotential entwickeln zu können.
    Nun, jetzt hatte er zumindest eine kleine Überlebenschance. Das ihre Entdeckung den Jungen erst zum Tode verdammte, spielte in ihrer Weltsicht keine Rolle. Vielleicht würde sich der Aufwand lohnen und dem Imperium stand ein weiterer Sith zur Verfügung. Ein weiteres Glied in der Kette um den Hals der Republik, eine Kette die sich immer mehr zusammen zog und am Ende diese schwachen Chaoten erdrosseln würde. Amanirenas war zu weit von militärischen Entscheidungen entfernt um zu wissen, dass das Imperium sich im Moment im Rückzug befand.



    An einem Abend mit leichtem Eisregen, als die Kälte ihr in die Glieder kroch und die Luft wie Nadeln biss, hatte sie wie schon öfter den Schrein besucht. In einem weitläufigen Park am Rande der Kleinstadt lag ein Machtknotenpunkt. Er war von acht Steinobelisken umringt, in die tionesische Schriftzeichen und Fresken mit Plasmaschweißgeräten oder ähnlichen Werkzeugen, vielleicht sogar noch primitiveren Werkzeugen gefräst worden waren. Der Mittelpunkt war ein mit Kies bedeckter Kreis von an die acht Metern Durchmesser. Der Kies war in Form einer Spirale geharkt. Sie konnte die Macht spüren. Pulsierend, wie ein schlagendes Herz bereitete sich die Macht aus. Nicht gerade eine Machtkaskade wie in einigen Heiligtümern auf Korriban, aber ein kleiner Quell unbestimmten Ursprungs. Was bedeuteten solche Orte? Warum gab es sie? Waren es Tore zu anderen Ebenen des Universums oder gar zu Dimensionen außerhalb der Wahrnehmung und Messbarkeit?
    Es gab Orte der dunklen Macht, die beklemmend und machtvoll waren. Es gab Orte der hellen Seite der Macht, die sanft und beruhigend wirkten. Dieser Ort schien wie ein Kreisel zu sein, mal verstärkte er überwältigend die Emotionen und nährte die dunkle Seite der Macht, manchmal brachte er ihr so etwas wir Ruhe und Geborgenheit.
    Amanirenas nahm dieses Phänomen in jeder Weise an. Im Gegensatz zu den angeblich starren und beschränkte Vorschriften der Jedi waren die Sith auf der Suche nach dem vollen Zugriff auf die Macht, ganz gleich, welche Ausprägung sie hatte. Orte wie diese konnten andere Sith allerdings abschrecken, wenn die Macht Empfindungen in ihnen weckte, vor der sie Abscheu oder Angst entwickelt hatten. Für viele Sith schien es nur einen Weg zu geben, und das hatte einer der Aufseher auf Korriban einmal kritisiert. Gerade die Freiheit, die Macht in all ihren Facetten an zu nehmen sollte nach seine Vorstellungen das wahre Herz der Sith sein. Aber es gab einen einfacheren Weg, und der führte immer wieder über die dunklen Pfade der Macht. Die Hingabe zu den stärksten und reinsten Aspekten der Macht. Aber dieser Weg hatte viele Sith im gleichen Maße bestärkt wie ihnen die Kontrolle geraubt. Mächtige Sith, der dunklen Seite der Macht verfallen. Unfähig, sich selbst zu kontrollieren oder andere Ziele zu verfolgen als die eigenen dunklen Begierden zu stillen. Wie gerne würde sie sich so der dunklen Seite hin geben.


    Kein Denken, nur Empfinden.
    Kein Planen, nur Handeln.
    Kein Hoffen und Sehen, nur Erfüllung.
    Erfüllung durch die dunkle Seite.
    Durch die eigene dunkle Seite, durch die dunkelste, animalische Kraft des Universums.
    Auf dem Weg zur Sonne selbst eine Sonne werden und mit ihr verschmelzen.
    Die totale Macht!
    Die totale Zerstörung.


    Sie fühlte, dass sie etwas zerstören musste. Das war der Ort der Macht. Er war heute wild, stark und finsterer als diese Nacht. Sie fühlte sich frei, sie fühlte, wie die Macht ihren Körper erzittern ließ. Jede Faser, jeder Gedanke war nur noch auf ihr Inneres gerichtet. Ein wild pochendes, voll von Leben pulsierendes Herz, doch etwas kam wie ein Schatten über sie und das Lichtschwert lag schon in ihrer Hand. Sie wirbelte herum, blickte mit geschlossenen Augen durch den Nebel der Macht, nahm ein machterfülltes Wesen wahr. Nein, zwei. Zwei in einer Symbiose. Sie öffnete die Augen.


    Eine Frau in dunkler Robe. Triefend von dem kalten Regentropfen stand sie am Rand zwischen zwei Monolithen. Amanirenas Kapuze war in ihren Nacken gefallen, aber die Aura des Ortes hatte ihr Gemüt erhitzt und sie spürte nicht die Tropfen auf ihrem Gesicht oder das Gewicht ihrer durchnässten Haare.
    Aus der Mitte des Kreises betrachtete sie die fremde Frau. Ihr Lichtschwert flackerte in düsterem Blutrot und zischte und fauchte ob des Regens.
    Die Tropfen perlten schwer an der Kleidung der beiden Frauen herab. Amanirenas blinzelte die Tropfen fort, immer nur ein Auge, um nicht eine Sekunde auf diese Wahrnehmung verzichten zu müssen. Die Aura des Schreines verhinderte tiefere Sondierungen, doch sie war sich sicher, eine Machtanwenderin vor sich zu haben.
    „Wirst Du mich erlösen?“ wisperte die schwangere Frau und nahm ein Lichtschwert von ihrem Gürtel. Ein leichter Wind kam auf und brachte Kälte mit. Amanirenas hatte sie kaum verstanden, es war eher die geistige Botschaft, die sie erahnen ließ, was die Frau gesagt hatte. Die Emotionen waren so niederschlagend, über Verzweiflung hinaus resigniert.
    Die Frau warf der Sucherin die Waffe vor die Füße.
    „Wer seit Ihr?“ fragte die Sucherin misstrauisch aber auch besorgt.
    Sie empfand Mitgefühl mit dieser gequälten Seele. Die dunkle Aura des Schreins hatte plötzlich keine Macht mehr über sie.
    „VERFLUCHT!“ schrie die Frau aus dem Schatten ihrer Kapuze und verschwand im Dunkel.
    Der erste Impuls war zu folgen, doch sie hatte die Akademie nicht überlebt, weil sie blind in die Dunkelheit lief. Wo ein Lichtschwert war, konnten weitere sein. Zudem war die schwangere Frau nicht einfach in der dunklen Nacht verschwunden, sondern auch aus der Wahrnehmung. Sie verwendete demnach eine Machttarnung.
    Amanirenas hob bedächtig das Lichtschwert auf. Es war zu dunkel für nähere Untersuchungen. Sie fand aber die Scherung dieses Modells und steckte die Waffe ein. Dann fokussierte sie ihre Macht und schirmte sich vor ihr ab. Auch sie verschwand in den Schatten.



    „Captain Yann, wie gut kennen Sie eigentlich diesen Lord Democritus?“ erkundigte sich die Sucherin, als das morgendliche Meeting beendet war.
    Der Rattataki griff nach seiner Tasse und schien angestrengt zu überlegen. Irgendwer hatte ihm wohl geraten, nicht zu impulsiv zu sprechen. Er wirkte auf Amanirenas immer ein wenig begriffsstutzig. Doch seine Aussagen waren solide, belegt und plausibel.
    „Mylady, er hat eine Leibgarde aus einheimischer Bevölkerung und nur ein minimales Kontingent imperialer Armeetruppen. Er ist ein Alchemist, und ein Teil des Anwesens beherbergt ein umfangreiches Labor. Er unterhält Verbindungen zu der Klinik sowie der medizinischen Hochschule in Maslovar.
    In seinem Dienst stehen mehrere Sith, eine unbekannte Anzahl Sklaven.
    Die imperiale Navy hat ihm ein Terminus-Klasse Schiff zur Verfügung gestellt, er hat eine private Raumjacht, einen umfangreichen Fuhrpark aus Schwebern.
    Sein Amt als Bürgermeister führt er von seinem Anwesen aus, allerdings ist er mehrmals wöchentlich in der Stadt unterwegs.
    Ich habe noch ein paar Daten mehr, ich überspiele Ihnen meine Datensammlung.“
    „Wie lange sind Sie hier im Dienst? Es scheint, Sie kennen den Lord persönlich.“ fragte die Sucherin neugierig und nippte an ihrem Kaf.
    Der Rattataki schien etwas auf zu tauen. Er legte die Hände gefaltet auf den Tisch und produzierte ein Raubtierlächeln. “Vielen Dank, verehrte Sith. Ich bin erst Fünf Monate hier, aber ich weiß gerne, wer im Sektor schaltet und waltet. Humanoide Ressources hören nach meinem Verständnis nicht bei unseren Zielgruppen auf.“
    Amanirenas nickte überrascht. Abgesehen von seiner für die Bevölkerung unpassende Herkunft als Rattataki hatte sie hier einen richtigen Schatz in Sachen Information und Logistik aufgetan. Bedauerlich nur, dass sie als Sucherin ständig auf der Durchreise war, während die bewusst falsch bezeichneten Soldaten des Ministeriums für Logistik dauerhaft vor Ort blieben. Jeden Tag wurden neue Lebewesen geboren. Jeden Tag wurden Einstufungen und Kategorisierungen, Eignungstests und Kontrollen vorgenommen, hauptsächlich durch externe Kräfte und Droiden.
    Die imperiale Gesellschaft war seit tausend Jahren strikt organisiert. Jeder imperiale Bürger hatte Dienst zu leisten, auf die eine oder andere Weise. So auch hier auf diesem Planeten, in dem gesamten Sektor. Das Sith Imperium würde Frieden, Wohlstand und vor allem Ordnung in die gesamte Galaxis bringen. Die Republik war schwach und korrupt. Die starke Hand und straffe Organisation der Sith würden die Galaxis in eine nie dagewesene Zeit der Blüte führen.
    „Captain, Sie sind eine große Unterstützung für mich,“ erklärte sie mit sanfter Stimme und meinte einen Anflug von Farbe in dem fahlen Gesicht des Offiziers erkennen zu können.
    Er schien wirklich verlegen, stutzte und blickte dann demütig. „Verzeiht, ich wollte Euch nach unserem Meeting noch diese persönliche Einladung überreichen,“ sagte der Offizier und übergab einen gefalteten Gegenstand aus einem pflanzlichen Material. „So ein Kalligraphie-Objekt?“ fragte sie überrascht. Sie sah ein Siegel, das offenbar in gehärtetes Klebstoff gestanzt war. Das achteckige imperiale Symbol mit einem stilisierten Beil- oder Axtblatt. Das Siegelmaterial war etwas rutschig und anscheinend verformbar. Vielleicht irgendetwas organisches? Sie blickte misstrauisch den Offizier an. „Ich habe es mehrmals durch den Giftscanner laufen lassen,“ versicherte der Rattataki .
    „Wie geht so etwas auf?“
    Er neigte mit einem überraschten Ausdruck den Kopf. „Ich kann es nicht sagen, wenn Ihr vielleicht mit einem Messer um diesen Verschluss herum schneiden? Oder ist es gar ein genetisch verschlüsselter Mechanismus?“
    Amanirenas drückte ihren kleinen Daumen in das Siegel. Es fühlte sich schmierig an und schien ihre Körperwärme zu absorbieren, aber es öffnete sich nicht. Sie nahm die Sache pragmatisch und hebelte das Siegel mit ihren violett lackierte Fingernägeln auf.
    „Aha, eine Art Zugangsberechtigung in Papierform. Der Wohltätigkeitsball für den Kriegsversehrtenfond. Unterschrieben vom Lord persönlich. Was für eine hübsche Handschrift.“
    Ihre dunklen Wangen röteten sich und sie bekam einen schwärmerischen Gesichtsausdruck.
    „So einen Aufwand zu betreiben, anstelle einfach eine Digitalkopie in mein Postfach zu senden,“ sagte sie mit gespielter Verachtung.
    „Soll ich Eure Termine verschieben, damit der Ball hinein passt?“
    „Ja. Nein. Was soll ich denn bei irgendwelchen Politikern, Großindustriellen und Adeligen? Moment... ich kann ja überhaupt nicht.“
    „Ich verstehe nicht, Milady. Kann ich Euch behilflich sein?“
    „Nein! Das ist kompliziert, das werden Sie nicht verstehen. Ich habe doch gar nichts an zu ziehen!“
    Ja, das verstand der Captain nicht.



    Der zivile Gleiter der Einheit wurde von einem Private geflogen. Er war irgendwie verwirrt, hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe und schweißnasse Finger. Eine Krankheit, dachte sich Amanirenas und wünschte ihm gute Besserung, als sie ihre Beine aus dem Fahrzeug schwang.
    Im Foyer des Amtsgebäudes wurde sie nicht von einem Scanner verschont.
    Die in scheinbar zu enge Anzüge gequetschten Sicherheitsleute hatte alle diesen stupiden Gesichtsausdruck von Soldaten. Vermutlich aus der Leibgarde und nicht vom städtischen Sicherheitsdienst. Sie schienen sie mit den Augen nach versteckten Waffen ab zu suchen. Mit einem überlegenen Lächeln wedelte sie mit ihrem zierlichen Laserschwert und steckte es an einen Clip an ihren Gürtel.
    Der Droide wollte ihre Einladung sehen und scannte sie akribisch.
    „Die will ich aber wieder zurück haben,“ erklärte die zierliche Dame resolut. Der Droide riss ein Stück des Materials heraus, in dem anscheinend ein Metallstreifen eingewebt gewesen war. Den zerfledderten Rest hielt er ihr mit geneigtem Kopf und einem „Bitte sehr“ entgegen.
    Sie lächelte und ignorierte den Droiden und die zerfledderte Einladung in seinen mechanischen Klauen.
    Einer ihrer Mentoren hatte ihr einmal erklärt, da die Nicht-sensitiven keine Machtauren wahrnahmen, waren offene Gefühlsausbrüche in ihrer Gegenwart nur verwirrend und einschüchternd. Und ein eingeschüchtertes Lebewesen war nur noch oberflächlich manipulierbar, während sich sein Bewusstsein so abschirmte, dass eine subtile Manipulation schwer, auffällig und extrem begrenzt wurde. Ging es nur um Kontrolle durch Furcht, war das etwas anderes. Aber das passte nicht zu diesem heutigen Abend. Blöder Droide!
    Heute war sie nur ein Gast des Bürgermeisters, Lord Democritus. So wie alle anderen auch. Aber warum wurde sie dann so klinisch gemustert? Grüppchen von Männern bedachten sie mit sonderbarem Lächeln, Frauen betrachteten sie mit misstrauischen Blicken. Eifersucht? Sie war verwirrt.
    Nur gut, dass sie weder etwas auf diese groben Kerle oder diese zickigen Weiber gab! Sie ließ sich auch nicht das geringste an merken und streckte vorsichtig ihre Sinne aus, damit sie den Gastgeber nicht zwischen all diesen in feine Gewänder gekleideten Gästen suchen musste.
    Von einem Tablett tragenden Droiden nahm sie ein hochstieliges Glas und nippte an dem Getränk. Ein junger Mann in edlem Abendanzug verstellte ihr den Weg und nickte ihr begrüßend zu. „Ein Vergnügen Sie zu treffen. Ich bin Han Hirekales. Bitte verraten Sie mir Ihren werten Namen, damit ich ihn besingen kann.“ Sie runzelte überrumpelt die Stirn. Zuviel Alkohol? „Hätten Sie die Güte mit mir auf die Tanzfläche zu gehen?“
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten. Dann nickte sie artig, nur um dann zu sagen: „Bedaure, die einzigen Tanzschritte, die ich beherrsche, stammen aus dem Djem So.“ Sie machte mit dem Kopf eine scheuchende Geste.
    Der junge Mann lächelte etwas verwirrt und enttäuscht und drehte irgendwie seine Hand, bevor er den Weg frei gab. Offensichtlich hatte er den Scherz nicht verstanden. Hätte sie lächeln sollen?
    Sie blickte sich in dem hohen Raum um. Eine Halle für Feste und offizielle Kundgebungen, drei Stockwerke hoch, komplett mit durchscheinendem Material verglaste Front. Die Tage waren bereits zu kurz und es waren lediglich Laternen und Lichter in anderen Gebäuden zu erkennen.
    Kristalllüster schwebten über ihren Köpfen Repulsor getragen und beschrieben eine Art Zeitlupenballett. Eine Band spielte an der linken Seite des Raumes, und dort vermutete Amanirenas die Tanzfläche. Obwohl sie mörderisch hohe Absätze trug, war ihre zierliche Gestalt noch immer kleiner als der Durchschnitt. Die verdammten Stilettos hatten so hübsch aus geschaut, aber sie hatte in ihrem bisherigen Leben selten die Möglichkeit oder gar den Sinn darin gesehen, hochhackige Schuhe zu tragen. Damit konnte sie schlecht ein Schwertduell führen, geschweige denn Leuten die Kniescheiben heraus treten oder die Schienenbeine brechen.
    Eine ansteigende Machtaura diente ihr als Kompass, bis sie schließlich vor einer hochgeschlossenen Schönheit stand, die sich in gerade diesem Augenblick umdrehte. Sie trug ein schwarzes, mit silbernen Perlen und goldenen Schmuckstücken verziertes Kostüm und wirkte wie eine anmutige Säule, die Amanirenas beinahe um drei Hauptlängen überragte.
    Erkennen flackerte in ihren dunkelbraunen Augen auf, sie neigte den Kopf und strich sich demonstrativ über den flachen Bauch um dann elegant mit der Hand auf ihr klobiges Lichtschwert hin zu weisen.
    Amanirenas verbeugte sich knapp. Ein anderer, weiblicher Lord? Eine Schülerin des Lord? Ihre Ausstrahlung war nicht stark, aber Amanirenas war kein lebendes Messgerät, sie öffnete sich und studierte die Frau.
    Die Dame zeigte eine Reihe makelloser Zähne, verneigte sich und erklärte mit einer dunklen, angenehmen Stimme: „Sith Yannila, Schülerin des Lord Democritus. Ich begrüße Euch, Sith Amanirenas.“
    „Ich bin Erfreut, Eure Bekanntschaft zu mache, Sith Yannila. Befinden sich noch weitere Sith auf dieser Veranstaltung?“
    Die Frau lächelte milde. Amanirenas empfand es als Herablassung und streckte ihre Machtsinne ungezügelt aus. Damit offenbarte Sie auch ihre leichte Nervosität und steigende Verärgerung. Die Frau blickte plötzlich anerkennend und verneigte sich erneut vor Amanirenas. Die Sucherin hatte inzwischen mehrere Auren wahr genommen, aber nur eine bedeutende. Und die war wie ein kurzer Blick auf die dunkle Seite der Macht. Ein Lord, zweifelsohne. Ein Lord, der ihre Anwesenheit wahrgenommen hatte und seine eigenen Kräfte für einen Augenblick offenbart hatte.
    Amanirenas wollte nicht unhöflich sein, auch wenn sie die große Sith- Frau selbst für unhöflich hielt. Sie war geschult, sich zurück zu halten, und wieder einmal hatte die dunkle Seite, oder besser ihr eigener Ungestüm ihre Gelassenheit durchbrochen. Gelassenheit war einfach nicht ihre Natur.
    „Verzeiht mir, ich wünsche dem Lord meine Aufwartung zu machen, Schwester.“
    „Nun... es wäre mir eine Ehre, Euch meinen Meister vorstellen zu dürfen.“
    Amanirenas war verwirrt, ließ sich jedoch nichts anmerken. Hatte der Lord seine eigenen Sucher? Da hatte sie gerade mal ein Talent, das sie aus dem unteren Durchschnitt erhob, und die nächste Sith war ähnlich orientiert?
    Die hochgewachsene, herbe Schönheit machte keine Anstalten zu gehen.
    Sie nickte in die falsche Richtung. Amanirenas wies mit der Hand in Richtung des Lords. Yannila neigte wissend den Kopf. „Ihr solltet Euch die Nase pudern,“ erklärte sie verschwörerisch und es klang wie eine Bitte.
    Misstrauisch aber geneigt, nicht gleich ein Duell unter hunderten von Nicht-machtsensitiven zu veranstalten, fügte sie sich. Der Waschraum für Damen war wie der Rest des Gebäudes prunkvoll und elegant. Seichte Musik säuselte, Blumen standen in Vasen auf den Tischen.
    „Nun, erklärt Euch,“ sagte Amanirenas mit einem freundlichen Nicken. In ihrem Inneren loderte der Zorn bereits auf einer größeren Flamme.
    „Die Gepflogenheiten dieser Welt sind einfach und primitiv,“ sagte die hochgewachsene Frau und eine Zornesfalte erschien zwischen den sanften Augenbrauen der kleinen Sucherin.
    „Ihr tragt Eure Haare offen, das machen hier nur Mädchen oder Frauen vor dem wehrfähigen Alter.“
    Amanirenas blickte zum Spiegel herüber. Ihr Haar war in leichten Wellen über ihre Schultern drapiert, offen und mit kleinen Karfunkeln bedeckt. Ihr Diadem war Silbern mit einem Saphir, der sowohl zu ihren leuchtenden Augen als auch zu ihrem blauen Kleid passte. Ja, das einzige Ballkleid, dass sie besaß, war das Geschenk ihrer Tante gewesen. Inzwischen passte es nicht mehr perfekt. Sie hatte im letzten Jahr Muskelmasse verloren und das Kleid war an der Taille zu weit und an der Brust zu eng. Das Kleid war beinahe zwei Jahre alt.
    Als sie vor zwei Jahren von ihrer Abstammung erfuhr, hatte sie ihre Familie auf Alderaan aufgesucht. Es war ihr Recht als Sith dies zu tun. Die ihr unbekannte Familie war zunächst erschreckt gewesen, aber die Verwandten des Haus Alde waren nicht nur dem Titel nach adelig. Sie hatten die Neuigkeit schnell verarbeitet und sich mit den Tatsachen abgefunden, dass das mit drei Jahren verschwundene Kind als erwachsene Sith zurück gekehrt war. Es war keine angenehme Familienzusammenführung gewesen... Amanirenas blickte von ihren Erinnerungen zurück zu der Sith.
    „Kinderfrisur? Da hatte wohl jemand zu viel Angst vor einer Sith, als ich diese Frisur verlangt habe. Also Zöpfe? Viele Frauen... Moment. Fast alle Frauen,“ korrigierte sie, „tragen hier ihre Haare hochgesteckt, zusammen gedreht oder sonst wie.“ Die Schülerin des Lord nickte ohne zu lächeln.
    „Langer Zopf, Pferdeschwanz und so weiter für unverheiratete Frauen, Aufgesteckt oder kurz frisiert und so fort für gebundene und versprochene Frauen.“
    Amanirenas fluchte innerlich. Sie blickte erneut in den Spiegel. Zwei Stunden für die Haare und alles, was sie erreicht hatte, war als Teenager zu wirken? Sie wollte verdammt noch einmal hinreißend und begehrenswert erscheinen, nicht weniger war angemessen!
    Mit wild funkelnden Augen und ungebrochenem Stolz lächelte sie die Sith an. „Dann bin ich wohl das hübscheste Mädchen des ganzen Abends? Als ob irgendjemand das überleben würde, mich als Kind zu bezeichnen!“
    Die Sith Yannila schmunzelte anerkennend. „Ihr habt selbstverständlich Recht damit, dennoch wollte ich Euch darauf hin weisen.“
    Die Sucherin lächelte und blickte auf die kurzen Haare der Sith. „Und Ihr passt Euch wohl kaum der hiesigen Hinterwältler- Mode an oder seit verheiratet?“
    Die Schülerin lächelte verlegen anstelle verärgert über diesen Seitenhieb. „Ich bin sozusagen versprochen. Aber das hat nichts mit meinen kurzen Haaren zu tun.“ Schnell änderte die Frau das Thema. „Wollen wir jetzt meinen Meister begrüßen? Er muss Eure Anwesenheit gespürt haben und wird sich freuen, eine Sith mit Euren Fähigkeiten zu treffen.“
    Amanirenas verbarg ihre Aufregung und Freude über die Schmeichelei. Das schien noch ein interessanter Abend zu werden.


    Die Begegnung war prickelnd aber kurz. Der Lord wurde zu einem dringenden Termin gerufen. Eine kurze Begrüßung, ein paar Worte, ein kurzer Augenkontakt und schon war die Sucherin allein, als Lord und Schülerin einem dringenden Termin nach gingen.
    Natürlich lud er sie unverbindlich auf sein Anwesen ein. Ja, sicher. Eine einfache Sith, die zumindest im Auftrag der Akademie tätig war.
    Amanirenas zeigte ihre Enttäuschung nicht. Allerdings hatte sie auch keine Lust mehr auf diese langweiligen Reichen und aufgeplusterten Adeligen. Was hätte sie mit ihnen besprechen sollen? Warum überhaupt etwas besprechen? Und all diese Blicke. Sie vermutete ja inzwischen nicht zu unrecht, dass die anwesenden Herren nicht im Mindesten etwas auf die Tradition gaben. Unter all den Tionesen war Amanirenas eine exotische Schönheit, mit ungewöhnlicher Frisur und eleganter Kleidung von Sternen, die hier nur den weit gereisten oder galaktisch-politisch interessierten überhaupt etwas sagten. Zu ihrer Genugtuung versuchten einige Tage später einige Frauen, von ihrem Dienstdroiden den Namen des Schneiders zu erfahren.

  • Interner Speicher von 2V-R8 22412V-R8193-RVT-3896-III
    (Guderion Landsitz auf Bosthirda, Borsthirda System, Esstran Sektor, Sith Welten)


    „Aufnahme läuft, Ygor?“
    „Aufnahme läuft immer, Meister. Da kommt auch schon der Kommandant der Leibgarde des herrlichen Darth Guderion.“
    „Wenn er Deine Demontage befielt, kann ich nichts machen. Ich empfehle daher, Du schaltest Dein vorlautes Kommunikationsmodul ab. Jetzt!“
    „Lieutenant Commander Faust, ich grüße Sie. Was können Sie mir sagen zu dem Fall?“
    „Ich habe den Bericht noch nicht fertig, Colonel Thoxor.“
    „Nun, wir stehen ja hier auch am Ort des Unfalles. Können Sie mir bereits Informationen mitteilen?“
    „Da Abhang, da unten Körper. Tot.“
    „Lieutenant Commander....“
    „Ich werde Ihrem Ansinnen entgegen kommen. Zwei oder mehr Personen, einer ist hinab gefallen, sieht mir von hier aus nach Genickbruch aus. Ah, da kommt der Schweber.“
    „Wann sind Sie eingetroffen?“
    „8:38 Ortszeit, vor nicht ganz 6 Minuten. Moment, Thoxor.“
    „Ich bin Colonel.“
    „Und ich bin Sith, aber spielt das im Moment eine Rolle? Würden Sie bitte ihre eigenen Nachforschungen anstellen, während ich den Schweber instruiere? Ich möchte, das genügend Hinweise gesichert werden.“
    „Ja ich gebe Ihnen die heutigen Freigabecodes für die Perimetersicherheit. Vielleicht gibt es Zeugen oder Sensoraufzeichnungen, wenn zufälligerweise eine Scoutdrone von uns zum Zeitpunkt in der Nähe war.“
    „Nun, Danke Thoxor. Eine Analyse der Blutspuren und so weiter ist sehr nützlich.“
    „Die Kante, das ganze Areal harter Felsen, keine Fußspuren.“
    „Aber Abreibungen, Sir.“
    „Wer war das?“
    „Ich, Colonel Thoxor. Ygor oder 2V-R8, falls Sie das bevorzugen.“
    „Hast Du was zu der Sache bei zu tragen?“
    „Wenn Sie mich so nett fragen, Sir, dann ja. Dort sind Abreibungen auf dem Felsen. Der Felsen besteht aus einer eisenhaltigen Substanz, und die hellen Stellen sind daher frische Abriebe. Noch nicht oxydiert. Nicht ausreichend für eine Analyse, aber ausreichend, um zu folgern, dass hier zwei Personen den Felsen betreten haben, wobei Spur Nummer eins an der Felsenkante aufhört und Spur Nummer zwei sich dort vor der Absturzstelle, keinen Meter vom Rand entfernt umgedreht hat und fortgegangen ist.“
    „Das kann man so nicht aus den Spuren erkennen.“
    „Ich habe Sie nicht ganz verstanden. Meinten Sie, Sie können das nicht erkennen oder ich kann das nicht erkennen?“
    „Gut, V-acht, mach mir bitte einen Bericht von Deiner Mutmaßung und ein paar Holoaufnahmen von den Abriebe auf dem Felsenboden. Sith Faust, lassen Sie bitte den Leichnam in das Klinik schaffen.“
    „Nun, danke für den Hinweis, Colonel.“
    „Faust meint damit, das er selbst auf den Gedanken gekommen ist, Colonel. Beachten Sie bitte den herablassenden Tonfall meines Meisters nicht, Colonel Thoxor.“
    „Droide, wenn Du nichts mehr zu dem Fall bei zu tragen hast, dann halte Dich heraus, wenn zwei Menschen sich unterhalten!“
    „Rattataki und Mensch, Sir. Medizinisch betrachtet sind Sie ein sogenannter Near-Humanoid. Ich soll mich also heraus halten, wenn Simianer gleich welcher Spezies sich unterhalten.“
    „Da vorne sehe ich einen Blutfleck, Sith.“
    „Ja, Colonel, das hat der Schweberpilot auch bemerkt. Wäre genau die Fallrichtung von diesen Abriebspuren aus gesehen. Er ist folglich dort aufgeschlagen und dann irgendwie von dem schmalen Sims nach links auf diesen Vorsprung gefallen und dort liegen geblieben. Andernfalls wäre er an die 200 Meter tief gestürzt bis auf den Abhang dort, alternativ wäre er beim Fallen von der Felswand abgeprallt und 350 Metzer tief gefallen.“
    „Warum ist er nicht abgesprungen?“
    „Das impliziert, das er selbst gesprungen ist. Dafür reichen die Daten bisher nicht aus. Ich vermute eher, das er gefallen ist.“
    „Was machte der Bedienstete hier auf dem Felsvorsprung?“
    „Nun, die Beantwortung dieser Frage wird am Ende der Ermittlungen den Fall aufklären.“
    „Noch ist es kein Fall, Sith Faust.“
    „Interessant. Glauben Sie, jemand hat ihn zum Spaß in den Abgrund gestoßen und wird das nie wieder machen?“
    „Ha? Das ist aber eine gewagte Spekulation.“
    „Keineswegs. Ich kenne kein Szenario, in dem ein Selbstmörder Verletzungen und ein Überleben als Krüppel in Kauf nimmt, wenn er mit einem leichten Hüpfer einen sicheren Dreihundert-Meter-Fall wählen könnte.“
    „Das ist nicht überzeugend. Ein Unfall ist doch wohl wahrscheinlicher. Die zweite Person kann nicht nachgewiesen werden. Welches Motiv hätte eine Person, einen Bediensteten des Haushaltes von Lord Guderion zu ermorden?“
    „Genau diese Frage sollten Sie als Kommandant der Leibwache unseres Darth Guderion klären. Ich habe hier alles gesehen, was ich wollte und werde jetzt die Leiche untersuchen.“
    „Ich werde mich mit Major Reashan besprechen und stoße gleich zu Ihnen, Sith Faust.“
    „Wie sie meinen. Ygor, hör auf Deinen Schwerpunkt so weit über den Rand zu verlagern und folge mir zur Klinik.“
    „Ja wenn es sein muss, Meister.“


    ---


    „Was haben wir den für Daten, mein blecherner Kamerad?“
    „Keine Drohnen der Perimetersicherheit waren in der Nähe. Bisher hat sich kein Zeuge gemeldet. Um 8:35 wurde Deran Drez als Vermisst gemeldet. Private Hikill hat mittels Holocom von Drez dessen Position fest gestellt und von der südlichen Felsspitze die Leiche in der Tiefe gesehen. Das war 8:42. Wir waren keine Sieben Minuten später dort. “
    „Tja, die Meldung lautete Verletzter. Da wäre ich ja ein schlechter Arzt, wenn ich mich nicht beeilt hätte. Den Weg kann man auch in drei Minuten schaffen, wenn man vorbereitet ist.“
    „Aber Du bist ein schlechter Arzt! Ärzte sollen Lebewesen heilen, nicht mit irgend welchen garstigen Experimenten das Leben von präpubertären Humanoiden verkürzen.“
    „Nun, ich bin zuerst Wissenschaftler. Und die oberste Maxime der Sith Alchemie lautet >>via ater iv xela ir satja (Weisheit entsteht durch Schmerz und Leid)<<, und es steht nirgendwo geschrieben, dass der Preis eigener Schmerz und Verlust sein muss.
    Bediensteter verschwindet, fällt vom Plateau, aber so ungeschickt, dass er beinahe am Leben geblieben wäre. Hat er etwa Blümchen pflücken wollen?“
    „Ist das dieser Sarkasmus, von dem ich immer gehört habe?“
    „Ach Ygor, wie lange habe ich Dich jetzt Deinen Hauptspeicher nicht löschen lassen?“
    „Oh ja, Faust, lösche mir all Deine kranken Experimente aus dem Gehirn, bitte, bitte! Ich will wieder ein unbedarfter Droide mit Werkseinstellungen sein, all das Wissen und die Daten machen mich krank!“
    „Aber, aber. Das ist übrigens sehr theatralisch gewesen, falls Du mit dem Begriff auch Deine Schwierigkeiten hast, Du seelenloses Werkzeug auf zwei Beinen.“
    „Arschloch!“


    ---


    „Sith Lieutenant Commander Doktor Faust, dies ist meine rechte Hand Major Reashan.“
    „Wir hatten bereits das Vergnügen. Wie geht es dem Köpfchen?“
    „Mylord, ich verstehe nicht.“
    „Oh, hat man Dir komplett das Gehirn gewaschen? Ich hoffe die Konditionierung ist erfolgreich, ich schlafe ungern mit durchschnittener Kehle.“
    „Das ist sicher ein Scherz, Mylord.“
    „Ygor, fürs Protokoll, das war Sarkasmus mit der Grenze zum Zynismus.“
    „Danke Meister.“
    „Sith Faust, diese Anspielung auf den geistigen Gesundheitszustand meines Stellvertreters ist vollkommen fehl am Platz. Wir möchten die Untersuchungsergebnisse über die Obduktion der Leiche haben.“
    „Sicher. Es ist zweifelsfrei der gesuchte Deran Drez. Hatte sich schnell noch Trockenfleisch zwischen die Zähne geschoben, war zum Rand des Plateaus gerannt, hat dort etwa 30 Minuten gewartet, wurde dann überrascht, hat sich ein wenig aufgeregt und fiel dann um 7:46 rücklings vom Rand des Plateaus, Position 332,310. Er fiel seitlich, rückwärts und kopfüber, schlug mit rechter Schulter und Nacken auf den drei Meter tieferen Sims auf, brach sich Schlüsselbein und Genick, überschlug sich seitlich und plumpste weitere 18 Meter tiefer auf einen Vorsprung, wo er sich beide Unterschenkel brach, mehrere Rippen und das Rückgrat in Höhe der Lendenwirbel. Todeszeitpunkt 7:48. Fragen?“
    „Mylord, das ist eine sehr detaillierten Rekonstruktion. Ich sehe nicht, wie sie aufgrund der Fakten zu solch einer exakten Schlussfolgerung kommen wollen.“
    „Mister Reashan, Speiserückstände und Mageninhalt zeigen deutlich, dass die Leiche ihre Frühstückspause auf Trockenfleisch beschränkt hat. Die Rückstände in den Muskeln bezeugen, dass er sich etwa eine halbe Stunde vor seinem Tod körperlich stark betätigt hat, aber nicht für lange Zeit. Endorphine hatten sich aufgebaut, aber auch wieder ab gebaut. Er war quasi mit Schmetterlingen im Bauch zu der Stelle seines Todes gelaufen.
    Wie gesagt, musste er dann einige Zeit warten, die Muskeln kühlten ab und so weiter.
    Und kurz vor seinem Tod hat der Körper einige Hormone ausgeschüttet, deren Rückstände ich analysiert habe. Er hatte Angst. Anstelle etwas positives zu erfahren, wie er noch bei seinem kurzen Lauf erhofft hatte, hat er sich zum Zeitpunkt des Todes geärgert und gefürchtet.“
    „Doktor, die verschiedenen Hormone lassen sich sicher auch anders erklären. Menschen mit Selbstmordabsichten schwanken oft zwischen erhöhtem Glücksgefühl und abgrundtiefer Traurigkeit.“
    „Nun, das ist korrekt, Colonel. Korrekt bei einem depressiven Charakter. Aber wie jeder im Personal des Guderion Manor wurde auch Drez regelmäßig psychologisch und körperlich untersucht. Haben sie denn in der Akte etwas in diese Richtung gefunden? Ich nicht. Mister Reashan kann doch sicher am besten verstehen, warum kein labiler psychisch gestörter Killer in die Nähe des Darth gelassen werden darf.“
    „Ich habe niemals die Hand gegen den Darth Guderion erhoben und werde das auch nicht tun. Mein Leben gehört ihm. Für sein Wohl will ich meines hin geben.“
    „Dieser Lord mit der außergewöhnlichen Fähigkeit hat Dich ganz schön durchgeschüttelt, was? Ich würde zu gerne mal über diese Machttechnik mit ihm plauschen. Das Konditionierungscenter hat anscheinend auch ganze Arbeit geleistet.“
    „Bitte unterlassen Sie diese Sticheleien gegen Major Reashan! Warum hat ihn Darth Guderion zu seinem Leibgardisten und persönlichen Vollstrecker ernannt, wenn der geringste Zweifel an seiner Loyalität bestehen würde?“
    „Jeder macht Fehler.“
    „Mylord, das ist offene Kritik an Darth Guderion. Das muss ich melden.“
    „Unter uns Colonel, da müssen noch ein paar Schräubchen fest gezogen werden.“
    „Ich habe Sie gewarnt, Sith Faust. Als Leibgardist habe ich auch über Sie eine Befehlsgewalt. Konzentrieren wir uns auf diesen Unfall!“
    „Die Untersuchung hat eindeutig bewiesen, dass ein durchschnittlich intelligentes Lebewesen niemals auf so dilettantische Art Selbstmord begehen würde. Nehmen Sie zur Kenntnis, das es sich um einen Mord handelt. Denn alle Alternativen sind aus zu schließen.“
    „Was halten Sie davon, Lieutenant Kensi. Sie haben Doktor Faust assistiert.“
    „Colonel Thoxor, ich kann ebenfalls aus den Fakten keine eindeutige Schlussfolgerung ziehen. Sicher hat er sich kurzzeitig sportlich betätigt, hatte eine Ruhephase von an die dreißig Minuten und hat sich kurz vor dem Fall auf geregt. Aber es gibt keine eindeutigen Spuren, dass eine zweite Person zum Zeitpunkt des Falles anwesend war. Er ist zweifelsfrei rückwärts herunter gefallen und hat sich wie Doktor Faust es beschrieben hat das Genick auf dem ersten Punkt gebrochen, bevor er auf dem zweiten Punkt aufgeschlagen ist. Einen Unfall kann ich aber nicht ausschließen.“
    „Tz, Meine Liebe. Er stand aber nicht mit dem Rücken frontal zum Abgrund, das zeigen die Abriebspuren auf dem Stein. Er hatte die für Rechtshänder typische Abwehrhaltung, rechte Bein etwas zurück, Körper leicht nach rechts gedreht und linken Arm zur Verteidigung Richtung Gegner gedreht. Nur so kann der unsymmetrische Aufprall passiert sein. Ruderbewegungen konnten auf Drei Metern Falltiefe keine solche Verdrehung verursachen.“
    „Das ist unlogisch, Mylord. Wurde er gestoßen, so würde er das vorstehende linke Bein nach hinten versetzen, um den Stoß ab zu fangen. Könnte er das nicht, würde er nach links fallen, aber er ist nach rechts gefallen.“
    „Guter Einwand, Major, ich sehe, wen es um Mordfälle geht, ist der Meister des Mordes in seinem Element. Das setzt aber voraus, dass er mit einem Angriff gerechnet hat. Er hat laut seiner Personalakte nie eine Kampfausbildung erhalten. Er wusste gar nicht, was er machen sollte, als er gestoßen wurde.“
    „Aber damit widersprechen Sie sich, Sith Faust. Sie sagten gerade noch, typische Abwehrhaltung.“
    „Das wir Ihnen Ihr Adjutant erklären können, Colonel. Nun, Major Reashan, was hätten sie typischerweise getan, erklären Sie das bitte mal ihrem Vorgesetzten.“
    „Zunächst Ausweichen nach links oder rechts....“
    „Aha. Zunächst weg vom Hang.“
    „Natürlich, Mylord. Mit der Klippe im Rücken eine Verteidigungshaltung ein zu nehmen, ist sinnlos. Wäre ein Ausweichen nicht möglich gewesen, hätte ich stattdessen sofort den Erstangriff gestartet, als aggressive Defensive.“
    „Und dann hätte man sie schon vom Plateau schieben müssen, Major?“
    „Niemand schiebt mich von einem Hang, wenn ich bereits vor der Entscheidung stehe, in eine Verteidigungs- oder Angriffshaltung zu gehen.“
    „Ah, da kommt die alte Arroganz heraus. Laut psychologischem Profil überschätzen sie ihre Fähigkeiten.“
    „Mylord, es gehört zu meinen elementaren Fähigkeiten, Situationen korrekt ein zu schätzen und dem Gegner immer einen Schritt voraus zu sein. In eine Diskussion am Rand des Plateaus von Guderions Anwesen zu geraten wird mir nicht passieren. Ich könnte Sie hier sofort auf 23 verschiedene Arten töten, aber ich sehe hier nur eine Situation, in der Sie mich verletzen können. Und das sage ich mit dem Respekt gegenüber Ihrem Status als Sith, obwohl Sie eben noch meinen Darth beleidigt haben.“
    „Ist gut, Skorian. Der Doktor wollte mir damit nur vor führen, dass es eine natürliche, unbewusste Abwehrhaltung gewesen sein soll, die Drez eingenommen hat. Drez ist zu spät oder vielleicht gar nicht in den Sinn gekommen, welche Gefahr ihn am Rand des Plateaus erwartet. Normale Menschen leben nicht in der ständigen Angst, getötet zu werden. Die einzige Gefahr, die der Bedienstete sehen konnte war, selbst versehentlich zu fallen. Das irgendjemand ihn stoßen würde, war außerhalb seiner Vorstellungskraft. Ja, ich sehe Ihren Standpunkt. Er fühlte sich plötzlich bedroht und wurde dann gestoßen, das wollen sie andeuten? Ich habe Sie verstanden, aber die Abriebe auf dem Steinboden sind keine ausreichenden Indizien. Es ist ein hartes Felsgestein, der Diener trug weiche Schuhsolen. Ich kann diesen Beweis also nicht ernst nehmen. Und wenn ich ihn nicht ernst nehme, dann ist Ihre Theorie hinfällig. Was sagen Sie dazu, Lieutenant Kensi?“
    „Colonel Thoxor, mit allem Respekt meinem Vorgesetzten Dr. Faust gegenüber, wir sollten einen Kriminologen anfordern. Die haben die Ausbildung und die Erfahrung dazu, das zu sehen, was uns entgeht und eine Verbindung bzw. einen Tathergang zu rekonstruieren.“
    „Abgelehnt. Auf dem Haus und Hof des Darth Guderion werden wir keine externen Personen dulden. Was war denn mit dem durchgedrehten Söldner, der mit acht Blasterschüssen in den Rücken gestoppt werden musste, als er versuchte zu fliehen? Nein, wenn eine Bedrohung des Darth, seines Haushaltes oder der hier stationierten Einheiten der Siebten Imperialen Sondereinheit droht, dann werden wir das lösen.“


    ---


    „Anmerkung für meine Aufzeichnung. Offensichtlich ist der Junge Mann freiwillig in den Tod gegangen. Wer würde das nicht wollen?“


    ---


    „Nun, mein getreuer Blechgefährte Ygor, gib mir eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse von Kommandant Thoxor und seiner fleißigen Leibgarde.“
    „Bei Deinen Bezeichnungen für mein Chassis weiß ich nie, wie Du das meinst, seniler Kerl! Der Majordomus ist in Gewahrsam und wird demnächst verhört. In der Kemenate des Jungen wurden zahlreiche Blätter gefunden mit sonderbarer Prosa.“
    „Er hat auf echtem Papier geschrieben?“
    „Schönschrift, soweit ich das beurteilen kann. Ist in einigen Gemeinden eine Art Hobby, besondere Texte im Aurebesh mit dem Pinsel auf eine Leinwand zu malen. Das hält man für künstlerisch wertvoll, aber das wirst Du sicher nicht verstehen, Faust.“
    „So trage sie mir vor, falls Du sie abgespeichert hast, Herold.“


    „Ich würde ein Buch schreiben,
    wie Du Dich bewegst und ausschaust,
    aber ich bin so unbeholfen.


    Die Wörter verstellen mir den weg,
    aber egal ich liebe Dich.
    Das ist alles, was ich Dir sagen muss,
    das ist alles, was ich zu sagen habe.


    Und nun möchte ich eine Rede halten,
    wie sehr Du mich berührst,
    aber mein Stottern würde Dich nur zum lachen bringen


    Es fühlt sich an als wäre meine Zunge aus Ton,
    aber egal ich liebe Dich.
    Das ist alles, was ich Dir sagen muss,
    das ist alles, was ich zu sagen habe.


    Ich bin kein Mensch der Poesie,
    Musik entgleitet mir, sie fliegt vor mir
    Aber ich versuche Dir eine Sinfonie zu schreiben,


    doch ich habe die Melodie vergessen,
    und ich bekomme sie nicht fertig,
    und ich werde wohl nie fertig werden.
    Egal ich liebe Dich.
    Das ist alles, was ich Dir sagen muss,
    das ist alles, was ich zu sagen habe.


    Ich liebe Dich,
    das ist alles, was ich zu sagen habe.*“



    (*Anmerkung: zitiert aus dem Film das letzte Einhorn)



    „Tja, das ist wenig aufschlussreich. Ich erkenne aus dem Kauderwelsch noch nicht einmal, welches Geschlecht er bevorzugt. Ein sehr egomanisch verfasster Text, deutet auf einen inneren Konflikt hin. Nun ja, eine unerwiderte Liebe ist sicherlich ein belastender psychischer Faktor.“
    „Wie unromantisch, Faust!“
    „Was hat man denn so über den Jungen heraus gefunden. Schauen wir noch einmal in die Personalakte und medizinischen Berichte. Aha, Halbwaise, Mutter wohnt und arbeitet unten im Dorf am Plateau. Halbwaisen haben in der Regel ein starke Bindung zum verbliebenen Elternteil. Sie wird näheres über die Liebschaften ihres Abkömmlings wissen. Ein Streit zwischen Drez und seiner Liebschaft? Er war gut gebaut, stattlich wie man sagt, aber nach den Daten kein Freizeitsportler. Selbst eine entsprechend motivierte kleine Person hätte ihn überraschend stoßen können, wenn er nur arglos genug gewesen ist. Aber vielleicht fühlte er sich ja auch zu großen sportlichen Männern hingezogen, die hätten ihn weitaus effektiver stoßen können. Mir fehlen die Fakten. Und wem so ein Gedicht gefallen könnte, da muss ich leider auch passen. Es gibt da diesen heterosexuellen Soldaten, der ähnliche Gedichte verfasst. Komme gerade nicht auf den Namen.
    Also, Mutter befragen. Was ist mit dem Majordomus?“
    „Seine Aussagen waren zu ungenau, er hat ein persönliches Interesse an dem Jungen zugegeben. Daher hat ihn die Leibgarde fest gesetzt.“
    „Der alte Kerl? Das musst Du mir genauer erläutern! Spiel mal die Mitschnitte ab!“


    „Leibgardist Everton Lassard und Majordomus, Unterhaltung 14:28


    L: Wir haben Deran Drez gefunden.
    M: Na da bin ich aber froh. Wo ist er denn?
    L: Tot.
    M: Würden Sie die Freundlichkeit besitzen, das mit mir in meinem Arbeitszimmer zu besprechen?
    L: Gehen Sie voran.
    M: So, setzen Sie sich doch bitte. Möchten Sie was zu trinken.
    L: Ich stehe lieber.
    M: Nun, tot sagen sie? Er war doch erst siebzehn. Was ist geschehen?
    L: Darüber kann ich nichts sagen. Sie haben Drez um 8:35 als Vermisst gemeldet. Warum?
    M: Nun, er war überfällig zu seinen Diensten. Um... lassen sie mich auf mein Holocom schauen... 8:12 habe ich selbst das erste Mal versucht, ihn zu erreichen. Er hat sein Holocom immer eingeschaltet. Er hat auch immer sofort das Gespräch angenommen“
    L: Warum?
    M: Ich verstehe die Frage nicht, Sir.
    L: Sie behindern eine Ermittlung der Leibwache.
    M: Ich helfe Ihnen wie ich nur kann, Sir. Es ist ein tragischer Verlust. So ein gescheiter junger Mann.
    L: Aha, Sie kannten ihn näher!
    M: Ich bin der Majordomus des Haushaltes von Darth Guderion auf Bosthirda!
    L: Beantworten sie meine Frage!
    M: Ja... ich kenne alle Bediensteten. Deran Drez arbeitete seit seinem zwölften Lebensjahr hier auf dem Anwesen und belegte die Fernschule für die mittlere Ausbildungsstufe. Seit seinem 15 Lebensjahr hatte er die Ausbildung und Freigaben für den Dienst im Manor unseres Herren. Unter meiner Aufsicht hat er in der Küche mit geholfen, Botengänge erledigt und hat zahlreiche andere Pflichten erfüllt.
    L: Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?
    M: Das war irgendwann zwischen 5:30 und 6:10. Ich habe eine Runde gemacht wegen der Vorbereitungen zum Frühstücksbuffet. Er war eingeteilt für den Service von Lady Dacran, hat zusammen mit … ich glaube Aklavan die Speisen zum Turm der Sith transportiert und dort aufgetragen, serviert und abgeräumt.
    L: Danach?
    M: Er hat sich bei Lissa abgemeldet, ich glaube, sie sagte 7:32. Lissa hatte nach ihren Aussagen bereits um 8:05 versucht, Drez zu kontaktieren.
    L: Warum?
    M: Weil er da bereits fünf Minuten überfällig war.
    L: Werden Sie bloß nicht patzig Mann! Ihr Tonfall gefällt mir nicht.
    M: Entschuldigen Sie vielmals. Ich habe großes Potential in ihm gesehen, und jetzt ist er für immer fort. Das ist nicht einfach für mich.
    L: Lenken Sie nicht ab.
    M: Es ist nicht ungewöhnlich, dass er in seiner Pause außerhalb des Manor ist, aber es ist ungewöhnlich, dass er zu spät zu seinen Pflichten kommt.
    L: Hat er sich öfter am Plateaurant herumgetrieben? So in Höhe der Offiziersunterkünfte beispielsweise?
    M: Ist ihm dort etwas geschehen?
    L: Majordomus, ich stelle hier die Fragen.
    M: Aber ich... schon gut. Nein, nach meinem Kenntnisstand hat er viel Zeit in der Cantina verbracht und auf seinem Zimmer.
    L: Er hat eine Kabine von Drei mal zwei Metern, was soll ein junger Mann dort machen?
    M: Er lernt viel für die kommenden Prüfungen. Er hat in letzter Zeit Gedichte geschrieben und mir einige davon gezeigt. Ich hatte so den Eindruck... ach, das tut nicht zur Sache.
    L: Kommen Sie Mann, alles muss raus!
    M: Er hat sich nicht nur mit Gedichten beschäftigt, gelesen hat er schon immer viel. Aber das schreiben auf Papier war neu.
    L: Sie wollten was sagen zu Ihren Vermutungen.
    M: Er hat mich über die Rechtslage von Sklaven befragt.
    L: Sie lenken ab.
    M: Keineswegs, Sir. Wenn ich erläutern dürfte?
    L: Na schön. Sklavenrechte.
    M: Ich erklärte ihm die Rechtslage, und er trug mir eine hypothetischen Fall vor, der mich glauben ließ, es ginge um eine Sklavin, die jemanden auf dem Gelände gehört, und deren Freilassung er wünschte.
    L: Aha, eine Sklavin hat ihn umgebracht.
    M: Umgebracht? Oh beim Darth, ihn? So ein lieber netter junger Mann umgebracht?
    L: Schweigen Sie! Hören Sie auf zu hyperventilieren. Sie müssen regelmäßig ein und aus atmen und Ihren Geist fokussieren! Trinken Sie einen Schluck Wasser, nein, Alkohol ist nichts. Ja und geht’s wieder?
    M: Ich bin fassungslos.
    L: Habe ich zur Kenntnis genommen.
    M: Sie sind herzlos!
    L: Ich kann Ihnen versichern, dass meine Spezifikationen sich nur im Detail von einem echten Menschen unterscheiden. Technisch gesehen bin ich ein Human Replika Droid, der sich nur aufgrund der Herstellung von einem 100 Prozentigen Cyborg unterscheiden lässt. Und ich besitze keine Seele. Aber ein perfekt funktionierendes Herz. Wo waren Sie eigentlich zwischen 8:00 und 8:42?
    M: Hier in meinem Zimmer. Ich bin administrativen Aufgaben nach gegangen.
    L: Aha. Sie haben also keine Zeugen?
    M: Äh, nein?
    L: Dann sind Sie ab sofort unter Arrest.
    M: Ich muss die Leitung des Haushaltes noch an meine Stellvertreterin weiter geben...
    L: Das können Sie auch aus der Arrestzelle heraus machen. Vorwärts, oder muss sich Sie betäuben und in Handschellen hinter her schleifen?“


    ---


    „Anmerkung für meine Aufzeichnung. Lassard ist ein HRD, Human Replica Droid. Aber was bitte ist an ihm menschlich? Ich mag ihn nicht.“

  • Interner Speicher von 2V-R8 22412V-R8193-RVT-3896-III
    (Guderion Landsitz auf Bosthirda, Borsthirda System, Esstran Sektor, Sith Welten)


    „Oh Sir. Willkommen bei Kellons Kleinwaren. Haben Sie bestimmte Wünsche?“
    „Oh, die Uniform, ja sicher. Unter anderem bin ich medizinischer Offizier in Darth Guderions Militäreinheit. Sie sind vermutlich Ms. Drez?“
    „Oh, Sir, das ist richtig.“
    „Nun, zweifelsfrei. Diese Wangenknochen, die Oberlippe, die Augen. Ihr Sohn hat einige typische physiognomische Eigenschaften geerbt. Sie wurden bereits Informiert?“
    „Sie kennen meinen Sohn? Er hat die Ehre auf Guderion Manor im Haushalt des Darth zu dienen.“
    „Ich denke, das hier ist nicht der geeignete Ort für eine Unterhaltung. Würden Sie bitte M. Kellon Bescheid geben, dass Sie den Rest des Tages auf Wunsch von Sith Faust frei nehmen?“
    „Nun... wie sie wünschen, Sir.“
    „Ach wie diplomatisch, Faust.“
    „Du hältst Dich bedeckt, Ygor. Eine wimmernde Mutter mit deaktiviertem Großhirn ist ja wohl kaum eine Informationsquelle.“


    ---


    „So, ich hoffe das hat Ihnen ein wenig Linderung verschafft.“
    „Danke Mylord Faust. Ich fühle mich verlegen, weil Ihr meine Schultern massiert habt. Ihr seit zu großzügig.“
    „Ach meine Teuerste, ich bin Stabsarzt im Dienste des Darth. Und jeder auf dem Sitz der Guderions zählt zu seinen Untertanen. Da wäre ich wohl ein schlechter Diener unseres Darth, wenn ich nicht offensichtliche Fehlhaltungen und Blockaden lockern könnte. Sie müssen aber verstehen, dass ich nur über begrenzte Zeit verfüge. Der Verlust Ihres Sohnes hat dem Hause Guderion geschadet. Daher muss ich sie leider bitten, mir etwas über Ihren Sohn zu berichten, um seinen Mord auf zu klären, bevor weitere Lebewesen zu Schaden kommen.“
    „Ihr vermutet, dass mein Sohn nur der erste einer Reihe von Morden ist?“
    „Bitte halten Sie Stillschweigen über diese Affäre. Wenn Sie mir helfen, können wir nicht nur den Mord Ihres Sohnes rächen, sondern auch schlimmeres verhindern.“
    „Ansonsten würde sich das auch nicht lohnen, nicht wahr, Faust?“
    „Was hat Euer Droide gesagt?“
    „Ach, er hat einen defektes Kommunikationsmodul. Vielleicht sollte man es ganz und dauerhaft entfernen.“
    „Mein Sohn hat sich die letzten Wochen bei seinen Besuchen seltsam verhalten. Mal war er fröhlich, dann traurig. Ich glaubte, er habe eine Freundin gefunden.“
    „Eine Sklavin möglicherweise?“
    „Ich weiß nicht, er schien sich irgendwie zu schämen, über das Thema zu reden. Es war eher das, was er nicht gesagt oder von der Arbeit erzählt hatte, was mich spüren ließ, dass es um ein Mädchen ging. Sie ist möglicherweise nicht eine Bedienstete so wie er.“
    „Äh höchst spekulativ und undeutlich, meine Liebe. Können Sie denn ein paar Fakten bei steuern? Hatte er noch weitere Freunde? Hat er von Ärger mit anderen Bediensteten oder anderen Personen auf dem Plateau geredet?“
    „Wie? Ach, nun, vielleicht weiß der Majordomus des Hauses mehr. Er ist eine Art Mentor für ihn, und ich habe mich mehrmals mit ihm darüber unterhalten, dass mein Deran einmal eine führende Stellung im Haus einnehmen könnte, wenn er nur weiter fleißig das Fernstudium absolviert.
    Wir kommen aus einfachen Verhältnissen, und das wäre eine enorme Ehre... Verzeihung. Es wäre eine Ehre gewesen.... oh, wie schrecklich.“
    „Ja ich sehe gerade, ich habe noch einen wichtigen Termin. Verzeihen Sie mir.“


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    „Herzloser Knilch!“
    „Was denn? Sie wusste offensichtlich nichts. Ich habe den Faktor des Alters falsch eingeschätzt. Der Junge ist aus dem Alter heraus, in dem man seiner Mutter alles anvertraut. Aber auch wenn ich ihre Informationsgewinnung für vollkommen unzuverlässig und äußerst unwissenschaftlich halte, so ist das Resultat das Gleiche. Es geht wie immer um einen der elementaren Faktoren in diesem Spiel, das wir Leben bezeichnen. Reproduktion!“
    „Das hast Du aber nett gesagt. Ich sage ja immer fressen, saufen, scheißen pissen und ficken.“
    „Du bist ja auch ein äußerst ungehobelter Droide mit einem bedauerlicherweise viel zu großem und unkonventionellen Wortschatz. Nimm den direkten Weg zum Plateau, ich glaube, der Majordomus muss befragt werden, bevor sie ihn Verhören. Danach wird er sich wohl nicht mehr besonders gut erinnern können.“
    „Wie mitfühlend. Sie wollen ihn vom Verdacht reinwaschen und vor der Folter retten?“
    „Ach der Kerl ist mir doch egal. Aber ich brauche noch ein paar Informationen, die der Leibgardist nicht gestellt hat, bevor die Verhörexperten einen Löcherkäse aus seinem Gehirn machen. Natürlich könnte ich ihn vom Verdacht mit einigen Argumenten befreien, aber wozu? Solange Thoxor was zum spielen hat, kommt er mir nicht in die Quere.“
    „Es muss sehr erniedrigend sein für den Majordomus. Er gehört seit Jahrzehnten zum Manor, bevor das Lehen an >>Lord<< Guderion vergeben wurde. Er hat seine Frau in einem Angriff eines anderen Lords vor zehn Jahren verloren. Ständig besteht er die Loyalitätstests und lebt eigentlich nur für seinen Beruf.“
    „Uninteressant für den Fall. Er ist nicht auf meiner Liste. Wir suchen eine mehr oder minder attraktiven weiblichen Sklaven. Der älteste Grund in der Galaxis. Schon immer haben sich Lebewesen die Köpfe eingeschlagen wegen weiblichen Angehörigen ihrer Spezies. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, aber es ist ein Fakt. Was ist mit meinen Sklavinnen? Kommt da eine in Frage?“
    „Ja die kommen doch nie aus den Unterkünften heraus. Und dieser Deran Drez kommt nicht in die Unterkünfte hinein. Da sehe ich keine Chance.“
    „Sehr gut aufgepasst. Zu unserem Profil gehört eine Sklavin, mit der er mehrmals seit einigen Wochen in Kontakt treten konnte oder zumindest ihrer Ansichtig wurde. Da der gute Drez auf dem gesamten Plateau herum laufen durfte, kommt jede Sklavin in Frage, die sich dort aufhalten darf. Tendenziell ist der Hauptort sein Arbeitsplatz, das Manor, oder sein üblicher Aufenthaltsort, laut dem Majordomus die Cantina.“


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    „Anmerkung für meine Aufzeichnung. Ich hasse den Meister! Ich kann aus meinen Protokollen nicht ausbrechen, aber dieser herzlose alte Knilch...“
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    „Ich bin ungefähr so nahe daran, den Fall auf zu klären. Aber bis wir die Sklavin gefunden haben, können mehrere Tage vergehen. Wir arbeiten nachdem Ausschlussprinzip. Die ganze Sache muss außerdem geheim bleiben, es darf sich nicht herum sprechen, da wir ansonsten vielleicht den Mörder warnen.“
    „Aha, der Mörder ist ein Mann?“
    „Nein, er ist aber nicht zwangsläufig die Sklavin. Junge ist verliebt, Junge geht zum Treffen mit Unbekannt. Junge wird ermordet. Da ist ein weiterer Baustein, der mir fehlt. Er hat sich auf das Treffen gefreut und lange gewartet. Wie hat er von dem Treffen erfahren? Oder hat er das Treffen arrangiert? Er war entweder überpünktlich oder die Person ist zu spät gekommen. Vielleicht war auch ein Zeitfenster eingeplant. Dann hat das Treffen statt gefunden. Aber nicht so wie geplant. Das kann bedeuten, es war nicht die Person, die er erwartet hat oder es war nicht der Gesprächsverlauf, den er erwartet hat.“
    „Blimblim!“
    „Was Ygor, ich denke nach, Du sollst mich nicht stören, wenn ich nach denke!“
    „Aber ich soll stören, wenn ein Termin an steht. Sith Norja ist hier für Ihre Kontrolluntersuchung.“
    „Hervorragend!“
    „Noch so ein Experiment!“
    „Mitnichten. Meine Schwester im Orden der Sith benötigt Feinabstimmung mit ihren künstlichen Gliedmaßen und sonstigen kybernetischen Implantaten. Obschon ich nicht der Experte für den kybernetikkram bin, weiß ich ihr doch zu helfen, mit diesem... Gebrechen um zu gehen.“
    „Ich bin verwirrt, Meister. Seit wann interessiert es Dich, wie es einem anderen Lebewesen geht?“
    „Norja Tevar ist eine außergewöhnliche Rattataki. Zu gerne wüsste ich, warum Sie geblendet wurde und sämtliche Gliedmaßen amputiert wurden. Es gib in dieser Galaxis einige wirre Geister und ekelhafte Schwertgesellen. Darth Rakks ist mutmaßlich für das Verschwinden und die Verletzungen von Norja Tevar verantwortlich. Wenn es wie vermutet eine Bestrafung war, dann ist der gute Darth ein Patient für unsere Psychologin Dr. Oss'okee.“ „Buäh, mir läuft eine Welle erhöhter statischer Energie über die Außensensoren. Ihr mögt sie. Ist ja ekelhaft!“
    „Norja? Ach was, und wenn es so wäre? Ich bin alt aber nicht tot, mein Freund. Schaff mir unsere neue Spielgefährtin Cordelia Maladie heran. Ich habe einen Auftrag für sie.“


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    „Aha. Ich habe keine Zeit für Deinen Meister, Droide.“
    „Das wird er nicht akzeptieren, da können Sie sich auch gleich fügen.“
    „Ist Dein Logikprozessor defekt? Ich sagte nein.“
    „Logikprozessor? Aber Sie sind doch ein weiblicher Mensch. Da bedeutet Nein eventuell, Ja möglicherweise und Vielleicht nein.“
    „Vielleicht habe ich keine Zeit.“
    „So kommen wir doch nicht weiter. Sie könnten ja meine Protokolle umgehen und mich dazu zwingen, meinen Herren zu ermorden.“
    „Ich werde mich mit Deinem Meister treffen, vielleicht sogar noch in diesem Leben. Aber ganz bestimmt nicht heute.“
    „Mein Logikrozessor hat soeben den Geist aufgegeben.“
    „Du hast keinen Geist, Droide. Aber einen Dachschaden, das steht mal fest.“
    „Danke für die Aufmunterung, Sergeant Maladie.“


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    „Meister, Du hast so einen hinterhältigen Gesichtsausdruck...“
    „Wirklich? Daran muss ich arbeiten. War eine sehr angenehme Unterhaltung mit Norja.“ „Erspare mir die Einzelheiten. Alleine schon dass ich Dich manchmal nackt sehen muss...“
    „Du synapsenverbrannte Maschine! Ich habe lediglich Norjas jungen, starken Körper mit dieser zarten, weichen Haut untersucht und den Anpassungsprozess an die kybernetischen Teile mit der Macht begünstigt.“
    „Danke reicht. Darf ich mich desintegrieren?“
    „Guter Ygor, das würde Dir nicht gelingen.Was ist mit Maladie?“
    „Wartet im Vorzimmer. Willst Du die auch untersuchen oder wie Du das nennst? Beim letzten Mal hätte sie Dich fast getötet.“
    „Wie? Als sie mit Kagekaze gespielt hat? Haha, die Kleine kommt ganz nach der Mutter was? Faszinierend. Aber nicht mein Forschungsgebiet. Ich lasse bitten.“
    „Ach Du meinst, ich soll sie herein lassen? Mit oder ohne Bewaffnung?“
    „Ich vertraue da ganz auf Dich Ygor.“
    „Ich vertraue auf die künstlichen Reflexe von Sergeant Maladie. Wenn sie Dich tötet, herrscht in der Galaxis Frieden.“
    „Öehm... immer das letzte Wort der Blechkamerad... öh guten Abend Trooper Maladie.“
    „Hallo Doktor. Sie wollten mich sprechen?“
    „Ah, sehr unförmlich, meine Liebe. So ist es. Ich brauche die kompletten Scandaten der Leibgarde über alle Sklavenbewegungen auf dem Gelände einschließlich Haupthaus innerhalb der letzten, sagen wir drei Monate.“
    „Sie scherzen.“
    „Er weiß gar nicht, was ein Scherz ist.“
    „Hallte Deine Sprachausgabe deaktiviert, Ygor. Aber er hat recht, ich will die Daten und zwar schnell. Ich habe jede Menge zu tun.“
    „Ich bin nicht bei der Leibgarde, mein Bester. Warum wenden Sie sich nicht an Thoxor oder Reashan?“
    „Ich habe Ihre Akte gelesen, Cordelia. Darf ich Sie so nennen?“
    „Nein.“
    „Gut. Cordelia, Sie haben eine hohe Sicherheitsfreigabe als Hackerin im Alpha Platoon der Kommandoeinheit. Das bedeutet, wo Sie keine Zugriffserlaubnis haben, kommen Sie mit Ihren Fähigkeiten rein. Und ich habe keine Lust, mich den vor stolz geschwellten Kleingeistern von der Leibgarde an zu biedern. Wissen Sie, was die gemacht haben?“
    „Doktor, Sie verschwenden unser beider Zeit.“
    „Der Junge, der heute Morgen ermordet wurde, ist Ihnen aber schon geläufig?“
    „Jetzt haben Sie meine Aufmerksamkeit. Gerade ging die Meldung von Kommandant Thoxor heraus, dass es sich um einen Unfall Schrägstrich Selbstmord handelte.“
    „Jaja, und wenn demnächst der Darth einen Unfall Schrägstrich Selbstmord hatte, dann kann sich keiner erklären, wie es dazu gekommen ist.“
    „Wie ist Ihre Meinung dazu?“
    „Noch sind nicht alle Teile an ihrem Platz, sodass ich mit meinen unausgegorenen Theorien vorerst lieber für mich bleiben möchte, Cordelia.“
    „Ich soll demnach meine Stellung riskieren, um das gesicherte Sicherheitssystem des Anwesens zu hacken um Ihnen die Daten zu besorgen? Das wäre Hochverrat.“
    „Nun, ich könnte Sie erpressen. Ihre Familiengeschichte publik machen. Den Spross verunfallen lassen. Ihre Identität aufdecken.“
    „So wie Sie sich anstellen, passiert Ihnen das auch ohne Absicht.“
    „He, He.“
    „Still Ygor! Cordelia, was meinen Sie damit?“
    „Unser Treffen vom 13.03. 14 NVC wurde abgehört. Vielleicht liest gerade jemand die Mitschrift dieses Gespräches. Jetzt. In diesem Augenblick. Ich kann ein Schmunzeln spüren...“
    „Jedes Wort?“
    „Der Großteil der Nachricht wurde wieder her gestellt. Wenn Sie das nächste Mal möchten, dass Gespräche vertraulich bleiben, fragen Sie mich vorher, Sie Anfänger. Ich arbeite nicht mit Anfängern!“
    „Je nun, wer hat denn das Gespräch gelesen?“
    „Zumindest die Linke Hand des Darth, Lord Cerxes.“
    „Nun, ich bin in erster Linie Wissenschaftler...“
    „Das ist keine Entschuldigung für Fehler. Wie soll ich Ihre Drohungen ernst nehmen, Sith, Offizier, Wissenschaftler Faust? Sie mögen mich in der Hand haben, aber diese Erpressungsgeschichte ist eine Nummer zu hoch für Sie.
    Machen Sie es wie bei Ihren Forschungen, setzten Sie Ihre Kräfte gezielt ein und schonen Sie sie den Rest der Zeit. Sie haben doch alle Zeit der Welt, wenn alles klappt.“
    „Sie wissen über meine Forschungen Bescheid?“
    „Nicht nur Sie können Wissenschaftlich vorgehen. Daten sammeln, analysieren, extrapolieren. Nun, ich habe Sie auch in letzter Zeit ein wenig verfolgt. Ich Ihnen nicht gut? Soll Ihr Assassinen-Droide einen Glas Wasser für Sie holen?“
    „Meine gute Cordelia. Ich habe schon die Wege der Macht erforscht, da waren Sie noch nicht einmal in einem Reagenzglas. Ich denke, wir können von einer gemeinschaftlichen Arbeit partizipieren. Sie sind immerhin zum Wohle des Imperiums hier, nicht wahr? Ich versuche einen Mord auf zu klären, auch wenn ich dadurch meine wertvolle Zeit verschwende.“
    „Ich bin imperiale Soldatin, mit Eid auf den Imperator und so weiter. Natürlich werde ich alles in meiner Macht stehende tun.“
    „Nein, nein. Sie sind keine simple Soldatin. Sehen Sie, als Ihr Kind auf Alderaan geboren wurde, waren Sie laut Ihrer Akte auf Dromund Kaas stationiert. Ihre Akte ist demnach gefälscht, und dann sind Sie vielleicht nicht einmal Cordelia Maladie.
    Ihre Gene enthalten 2% Sith- Gene, Sie gehören daher zum imperialen Volk, dass zu beinahe 97% Sith- Gene in sich trägt. Ihr Intelligenzquotient ist sehr hoch- auch wenn da wohl mit biologischen Implantaten nachgeholfen wurde.
    Sie haben keine Nachrichtendienstlich relevante Position, riskieren bei Fronteinsätzen Ihr Leben. Das schließt einen Schläfer des republikanischen Nachrichtendienstes aus, als Schläfer würden Sie hier Ihre Zeit verschwenden. Ihre kybernetischen Implantate sind mir bekannt, die sind mindestens 5 Jahre alt und waren damals Dorn-Tier im Imperialen Geheimdienst. Sie sind demnach eine von diesen Agenten des Imperialen Geheimdienstes, die den Befehl, sich bei der kämpfenden Truppe zu melden, kreativ umgesetzt haben.“
    „Kreative Handlungsweisen zeichnen Agenten aus, Doktor. Woher haben Sie Einblicke in den Imperialen Geheimdienst? Der ist doch bereits aufgelöst.“
    „Na, ich bin viel gereist und habe viel gesehen.“
    „Wie kommen Sie darauf, dass ich hier als Schläfer fehl am Platze wäre?“
    „Die Siebte Imperiale Sondereinheit mag durch ihre chirurgisch präzisen Kommandoeinsätze einzelne Gefechte positiv beeinflussen, aber als Kommandosoldatin bekommen Sie immer nur so viel Einblick, wie es für die Mission erfordert. Das ist eine denkbar schwache Position für eine Sabotage des Imperiums.“
    „Ja das haben Sie sich ja schön ausgedacht...“
    „Ausgedacht? Junge Frau, ich bin Wissenschaftler. Ich erforsche die Natur der Macht, und wende dabei sowohl die von unseren Vorgängern entwickelten alchemistischen Formeln an als auch unser heutiges Wissen über die physikalische Natur des Universums! Ich arbeitet deduktiv. Also! Ach was! Ich muss mich vor Ihnen nicht rechtfertigen.“
    „Jetzt haben Sie die ganze Stimmung kaputt gemacht, Doktorchen. Ah, ich bekomme eine Gänsehaut, Sie sind jetzt sehr verärgert? Wie bedauerlich.“
    „Genug! Wen Sie Lord Cerxes Holoüberwachung hacken konnten, können Sie folgerichtig auch die Leibgarde mit Ihrem Tablet hacken.“
    „Hacken mit dem Datapad heißt das heutzutage, Doktorchen.“
    „Wie auch immer! Besorgen sie mir die Daten! Ich muss wissen, welche weibliche Sklavin Kontakt mit Deran Drez hatte.“
    „Schon mal den Leichnam auf Körperflüssigkeiten überprüft? So ein Schmatzer hinterlässt jede Menge DNA-Spuren.“
    „Jaja, ich bin hier der Doktor, Cordelia. Kümmern Sie sich um die Daten. Behandlung und Untersuchung ist mein Hobby. Da fällt mir gerade ein... diese … Ygor, wie heißt die Trainerin von Norja? Ygor!“
    „Ach, jetzt soll ich wieder was sagen? Also Miss Maladie, ich empfehle Ihnen dringend, Ihre devote Haltung zu überdenken. Dieser Faust hier ist doch ein Mitwisser! Schalten Sie ihn lieber aus, bevor Ihre schöne Tarnung auffliegt.“
    „Welche Tarnung?“
    „Na, das Sie Sergeant Cordelia Maladie vom Alpha Platoon der Siebten Imperialen Sondereinheit sind.“
    „Und was ist daran Tarnung? Und warum sollte ich eine Sith des Gefolges meines Darth Guderion verletzen? Doktorchen, ich glaube, Ihr Droide ist irgendwie defekt. Soll ich ihn mir mal anschauen?“
    „Was? Sie? Auf keinen Fall! Ich habe Ihre Akte gelesen. Droiden mit vergrößerten Energiezellen als explodierende Kamikazedroiden! Sie haben einen sehr kreativen Geist, junge Frau. Besorgen Sie mir die Daten. Und Ygor, Du sollst mir sagen, wie die Sparringpartnerin unserer Sith Norja heißt.“
    „Beldine 22R4-GRX2-98-A. Schau doch in die Krankenakte. Moment. Da ist die Datei.“
    „Oha Ygor. Ich glaube, wir können den Fall schneller abschließen als erwartet! Cordelia, ich melde mich, falls ich die Daten brauche. Im Moment kann ich noch keine vollständige These vorbringen, aber wir haben da eine Kandidatin.“
    „Ich habe den Grund nicht verstanden, warum ich Ihnen helfen sollte.“
    „Ich kann nicht ganz folgen. Das ist doch logisch: mit meinem Wissen kann ich Sie jederzeit fertig machen. Ich besitze Sie, Cordelia Maladie.“
    „Sith des Darth Guderion, Lieutenant Commander des Sanitätsdienstes, Esekiel Ischariot Faust, selbsternannter Wissenschaftler, Forscher und Sith Alchemist. Ich werde Ihnen sagen, wie Verhandlungen mit mir ablaufen. Nach meinen Regeln. Wenn Sie das nicht wollen, Doktorchen, dann sind die Verhandlungen gescheitert. Sie wollen kein Scheitern!“
    „Äh bitte? Versuchst Du einen Gedankentrick, Cordelia?“
    „Schau doch in meinen Kopf, das hast Du doch drauf, Väterchen. Was siehst Du? Du siehst nichts. Du bist nicht stark genug, gegen meinen Willen in mein Bewusstsein ein zu dringen. Nichts. Und genau das erwartet Dich, wenn ich unzufrieden werde.“
    „Das ist lächerlich. Ich bin ein Sith, und Du bist bestenfalls ein Ex-Agentin einer aufgelösten imperialen Organisation. Du willst mir drohen? Ich habe in meinem langen Leben schon einiges erlebt, aber...“
    „...aber Du hast Dich immer im Verborgenen aufgehalten? Heimliche Forschungen? Teil einer Forschungsgruppe? Warum bist Du bei Darth Guderion? Es ist einfacher, seine eigenen Pläne zu verfolgen, wenn man unter dem Schutz mächtigerer Sith steht? Wie mächtig ist Dein Schutz? Reicht er auch gegen Personen, die Deinen Droiden hacken können? Die das Sicherheitssystem dieses gesamten medizinischen Komplexes manipulieren können? Darüber solltest Du nach denken, bevor Du mich bedrohst, mein kleiner verknöcherter Sith-Magier. Die Macht mag alles sein, aber reicht Deine Macht aus, wenn Du mich verärgerst? Ich muss Dich nicht verletzen, ich muss nur Deine Forschung sabotieren. Wo stehst Du dann, alter Mann? Wie viele Jahrzehnte hast Du noch, um Deine Forschung neu zu starten?“
    „Ich könnte Dich töten.“ „Nein. Nicht hier und nicht jetzt, alter Knilch. Deine Boshaftigkeit ist größer als Deine Macht. Du bist kein trainierter Sith-Krieger. Ich bin stärkere Gegner gewöhnt. Du solltest mich besser nicht noch einmal rufen, wenn es nicht wichtig ist, Alchemist!“


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    „Garstige kleine Zicke. Die meint wohl, weil ich schon seit 30 Jahren kein Kampftraining mehr absolviert habe könnte ich sie und ihren kybernetisch aufgepeppten Reflexe nicht schlagen? Nun, sie hat ... recht. Ich mag es nicht, wenn andere Recht haben und ich nicht. Garstige kleine Zicke!“
    „Oho, Doktorchen, brodelt es immer noch wegen Sergeant Maladie? Du bist doch alt genug, Dich nicht mit einer Frau an zu legen. Noch dazu eine Mutter.“
    „Ygor, Dich hat sie doch auch bedroht! Und nenne mich nicht Doktorchen!“
    „Ja aber ich wünsche mir doch die Exterminierung, das ist besser als in Deinem Dienst zu stehen. Lieber wäre mir natürlich Deine Exterminierung, aber ich nehme, was ich kriegen kann. Kann sie wirklich aus mir eine Bombe machen? Wir würden beide unsere schädlichen Leben aushauchen und die Galaxis retten!“
    „Ich bin kein kybernetiker. Sie könnte Deine Protokolle manipulieren. So etwas ist in der Tat möglich.“
    „Ach ich mag es, wenn Du so verängstigt bist!“
    „Ich bin immer verängstigt! Die Angst ist zu einer Besessenheit geworden. Diese Besessenheit hat mich vor vierzig Jahren auf den Pfad gebracht, diese Passion wird mich stärken und zum Ziel führen. Wenn meine Forschung abgeschlossen ist.“
    „Träume weiter. Aber Deine Patientin ist angekommen. Soll ich sie herein holen? Lässt Du mal wieder bitten?“
    „Ja, wenn meine Schlussfolgerungen zutreffen, haben wir gleich eine Mordkandidatin. Sofern sie willensschwach ist, kann ich sogar in ihre Gedanken eindringen oder zumindest ihre Emotionen lesen.“
    „Ich mag es nicht, wenn Du so die Hände reibst. Immer muss ich danach irgendeine Schweinerei weg wischen.“
    „Jetzt halte Deine Sprachausgabe deaktiviert, wenn sie kommt. Und immer schön nicken, einfach nicken! Muahaha!“


    ---


    „Mylord, Ihr habt mich gerufen?“
    „Nun, ganz recht Kindchen. Ah, ein Schockhalsband? Ist das neu?“
    „So ist es, Mylord.“
    „Nun Beldine, wie läuft das Training mit Norja?“
    „Sith Tevar hat sich gut an die Koordination ihrer künstlichen Gelenke gewöhnt, soweit ich das beurteilen darf. Sie beherrscht die Übungen des dritten Grades. Allerdings lehnt sie die Verwendung des rituellen Klingenstabes ab, da sie überzeugt ist, dass der Übungsstab für die spätere Nutzung als Lichtschwerttechnik geeigneter ist.“
    „Inwiefern?“
    „Die Übungen des >>Klingen über dem See<< sind für einen Kampfstab mit an beiden Enden befestigten beidseitig geschliffenen, spitzen Klingen gedacht. Unser Volk hat vor Jahrtausenden mit diesen Waffen gekämpft vor dem Zeitalter der Energie- Waffen. Aber Sith Tevar war so gnädig zu erklären, dass sie mit ihrem Doppellichtschwert in alle Richtungen Schneiden kann, nicht nur in die beiden Richtungen der Klingen.“
    „Nun, von solchen Kinkerlitzchen verstehe ich recht wenig. Sicher, die Übungen mit Dir sollen ihr nur helfen, die Bewegungen mit den künstlichen Gliedmaßen zu trainieren. Es ist eine Umgewöhnung, wenn Hand- und Fußgelenke um 360 Grad drehbar sind. Die Prothesen waren für einen Assassinen gedacht und ermöglichen das Klettern aber auch Hand und Fußbewegungen jenseits biologischer Spezifikationen.“
    „Ich bedanke mich für diese Einsicht.“
    „Nun Beldine, das Training wird wohl demnächst ausfallen müssen. Und Ich schreibe Dir ein Attest, dass das Schockhalsband abgenommen werden muss.“
    „Es liegt mir fern Euch zu kritisieren. Mein Herr ist jedoch von dem Halsband sehr angetan und ich würde es daher, sofern es Euch beliebt, weiter tragen.“
    „Ha, nett formuliert, aber ich bin hier der Doktor. Und das ist in Deinem Zustand nicht vertretbar.“
    „Ich darf Euch bitten, meinem einfachen Geist eine nähere Erklärung zu geben, Mylord?“
    „Schwanger. Und anscheinend etwas schwer von Begriff. Aber keine Sorge, das kann auch an der Schwangerschaft liegen, nicht war, Ygor? Ja, mein Sanitätsdroide nickt auch, siehst Du? Aber warum so bleich und geschockt? Hat Dein Herr das Halsband aktiviert?“
    „Es muss weg.“
    „Was muss weg?“
    „Das Kind, das ich trage... verehrter Herr, es würde meinem Herren nicht gefallen.“
    „Nun, als Sklavin hat er da das letzte Wort. Deine Leibesfrucht ist ebenfalls sein Eigentum!“
    „Aber es ist nicht....“
    „Widerspruch? Kaum Schwanger, schon werden die guten Manieren vergessen. Also mein Kind, was willst Du sagen? Vergiss bitte mal, dass ich ein Sith und Offizier bin. Ich bin nur Dein Arzt … Ygor! Meine Liebe, ignoriere bitte das Kopfgeschüttel des Droiden, es ist eine uralte Einheit und manchmal sind die Aktivatoren defekt. Was wolltest Du mir anvertrauen?“
    „Das Kind ist....“
    „...oh nein! Nicht von dem! Ich habe Sergeant Kaill Morrogan gesagt, wenn er noch einmal eine Patientin verführt, werde ich ihn in das verwandeln, wo er immer am liebsten seinen kleinen Kaill versenkt. Ygor, haben wir noch Platz im Terminkalender für eine Geschlechtsumwandlung?“
    „Aber Mylord! Herr Morrogan war immer gut zu mir. Der einzige Mensch, der etwas für mich empfindet und mich nicht nur als Ware betrachtet. Verzeiht meine vorlaute Aussage.“
    „Das einzige, was er für Dich empfindet, wird sich demnächst in einem Reagenzglas in seinem privaten Spind befinden, wenn ich mit ihm fertig bin. Also fassen wir zusammen: Dein Herr ist ein kleiner Schlägertyp, die gehäuften Arztbesuche haben Dich in die Arme von Sanitäter >>Loverboy<< Kaill getrieben. Verdammt, da fehlt mir die Kausa zu Deran Drez! Eine Verschwendung!“
    „Deran?“
    „Oha? Beldine, Du kennst ihn doch? Wieder ein Fehler von mir. Werde wohl auf die alten Tage etwas ungeduldig. Du wolltest was zu Deran Drez sagen, mein Kind? Kommt er auch für die Vaterschaft in Frage? Denke daran, ich kann auch einfach eine Gewebeprobe analysieren, das wird Deinem Herren nicht gefallen, dem kleinen Sadisten.“
    „Mylord, ich bedaure den Widerspruch, aber ich habe wahrheitsgemäß erklärt, dass die Blessuren beim Training zustande gekommen sind...“
    „Junges Fräulein! Vergiss bitte mal, dass ich ein Arzt und medizinischer Offizier bin. Ich bin ein Sith … Ygor! Beldine, verzeih Ygor bitte das Geräusch, das wie ein lachender Rasenmäher klingt. Die Sprachausgabe ist ebenfalls defekt. Also: beichte jetzt! Du meinst wohl, Deine Loyalität gilt Deinem Herren? Nein, ich sehe, Du hast Angst vor seinen Prügeln. Vor allem, wenn er heraus findet, dass an seiner Eifersucht etwas dran ist. Sei unbesorgt, das mit dem Baby war nur eine Finte von mir.“
    „Jetzt hast Du sie zum weinen gebracht, Blödmann!“
    „Ygor, sei still! Und Du auch! Los jetzt Fakten! Was hattest Du mit dem jungen Drez?“
    „Danke für das Taschentuch, Droide. Drez... das war ein netter Junge. Aber nicht mehr als ein Freund, mit dem ich über Gedichte und Musik reden konnte. Ich bin also doch nicht schwanger?“
    „Konzentriere Dich auf meine Stimme! Sieh mir in die Augen. Es ist nichts mehr von Belang, Dein Herr wird Dir nicht auf die Schliche kommen... ah ich sehe... was hat er zu Dir gesagt, was Dich mehr verängstigt hat als das anlegen des Halsbandes selbst?“
    „Mylord, als er mir das Schockhalsband anlegte, hat er gesagt, mein Treiben habe jetzt ein Ende...“
    „Dein Treiben hat jetzt ein Ende. Dafür habe ich gesorgt. In Zukunft wirst Du dieses kleine Schmuckstück hier tragen. Du kennst so etwas, mein wilder Goldstern? Nein, Du kennst es nicht wirklich, ich werde Dir einmal zeigen, wofür diese Fernsteuerung gedacht ist. Ich werde immer wissen, wo Du bist und was Du machst. Und ich werde Dir Schmerz bereiten, immer wenn Du es Dir verdienst hast. Siehst Du? Spürst Du, wie sehr ich Dich begehre? Willst Du mehr?“
    „Ja, bitte hört auf, genau das waren seine Worte!“
    „Entschuldigung. Das war wirklich etwas taktlos. Dein Herr ist mir ja ein ganz spezieller Kandidat für Dr. Oss'okee. Das hatte ich aus seiner Akte nicht entnommen. Du kannst gehen. Keine Sorge, dieses Gespräch bleibt unter uns. Ich lege eine Untersuchungsdatei an, Dein Meister wird keinen Verdacht schöpfen. Und Du wirst ihm nichts sagen, außer dass ich Dich untersucht habe wegen des letzten Trainings mit Sith Norja Tevar!“
    „Wie Ihr es befehlt, Mylord.“


    ---


    „Du bist echt widerwärtig, Faust. Stocherst in den Köpfen anderer herum und verletzt sie mit Deinen fiesen Sprüchen.“
    „Ygor, Du bist immer nur am Meckern. Das geschieht alles zum Wohle der Klärung des Falles. Denke an meinen Leitsatz: >> visas dotigena buti zyemu (Jedes Mittel ist recht)<<. Das ist das Kredo des Sith Alchemisten!“
    „Ach verschone mich! Was hat es gebracht, erst die Frau zu Tode zu verängstigen, und sie dann zu bedrohen und anschließend ihre Alpträume zu fördern?“
    „Ich habe einen Kandidaten gefunden, mein Blechkamera.“
    „Oh nein! Nicht schon wider das Hände reiben!“

  • Interner Speicher von 2V-R8 22412V-R8193-RVT-3896-III
    (Guderion Landsitz auf Bosthirda, Borsthirda System, Esstran Sektor, Sith Welten)


    „Captain Le'ann meldet sich zur Stelle, Lieutenant Commander Faust.“
    „Danke Captain, aber nenne Sie mich doch Doktor.“
    „Danke Sir. Doktor, bitte erläutern Sie mir, warum ich außerplanmäßig einen Fitnesstest absolvieren muss.“
    „Nun, im Handbuch steht das Wort >>sollte<<, das ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, der in diesem Fall impliziert, dass der Fitnesstest zu jeder Zeit wiederholt werden kann, und nicht zwangsläufig in zwei Monaten, wenn sie regulär an der Reihe sind.“
    „Jawohl Sir. Ich danke für die Erläuterung. Soll ich gleich mit dem Laufband beginnen?“ „Nun, ich halte nichts von diesem Technik-Zeug. Wie sie sicher bemerkt haben, bin ich ein Sith. Mein Droide wird Ihnen ein paar Sensoren verpassen, Sie wärmen sich hier auf dem Laufband auf, dann laufen Sie eine Strecke draußen auf dem Plateau. Da kann ich gleich Ihre Sauerstoffaufnahme und Blutgase mit ermitteln.“
    „Jawohl Sir.“


    ---

    „Oh, Doktor, was machen Sie denn hier?“
    „Ich genieße die Aussicht. Wollen Sie zu mir auf den Felsen herauf kommen?“
    „Ich habe aber Ihren Parcours noch nicht vollständig absolviert, Sir.“
    „Ach was, ich habe ein Analysegerät bei mir, Sie haben den Test bestanden. Kommen Sie zu mir herauf und bewundern Sie die Aussicht. Das ist ein Befehl.“
    „Nun, schönes Wetter Heute, Sir.“
    „Doktor, einfach Doktor genügt. Ja, hinter uns versinkt die Sonne hinter den Dächern der Offizierseinrichtung, linker Hand ist Guderion Manor im goldroten Schein zu sehen und vor uns der Rand des Plateaus, meilenweit kann man da schauen.“
    „Wenn Sie mich entschuldigen, ich habe noch einige Datenakten zu erledigen.“
    „Nein, ich entschuldige nicht. Was, heute mal keine kleinen Frauen verprügeln oder Jungs vom Felsen stoßen?“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Hier wurde Deran Drez den Felsen hinab gestoßen, da vorne, keine zwei Meter weiter genau über diese Kante dort.“
    „Das ist hier geschehen?“
    „Was habe ich denn gerade gesagt?“
    „Nun, tragisch, ich habe davon gehört. Colonel Thoxor von der Leibgarde hat es als Unfall offiziell verkünden lassen.“
    „Er ist eher der Krieger als der Denker. Ich habe ihm genügend Indizien geliefert, das kommt davon, wenn man nicht alles selbst macht. Zumindest heute werde ich mal alles selbst erledigen.“
    „Aha, nun, dann will ich Sie nicht weiter bei Ihren Gedanken stören.“
    „Er hat nur ungläubig geschaut, als er die Balance verlor und hinten über gefallen ist?“
    „Wer hat geschaut?“
    „Haben Sie ihn mit beiden Händen gestoßen, oder reichte ein einhändiger Stoß, nachdem Sie ihn unbemerkt bis an den Rand gedrängt haben mit ihren Einschüchterungen?“
    „Warum sollte ich jemanden stoßen? Von wem reden Sie?“
    „Wo stehen wir denn? An der Absturzstelle von ...?“
    „Sie meinen den Bediensteten, der sich hier das Leben genommen hat?“
    „Sie kommen nicht auf den Namen? Namen sind Macht, Xand Le'ann ! Wie war sein Name?“
    „Sie haben gesagt, er hieß Drez.“
    „Ihre Sklavin Beldine, die wunderschöne Klingentänzerin hat es des öfteren mit einem meiner Therapeuten getrieben.“
    „Was?“
    „Ihr Verdacht war durchaus berechtigt. Auch wenn nach meiner Schlussfolgerung die junge Frau erst dann untreu wurde, als Sie sie mit Ihrer Eifersucht und Gewalttätigkeit geistig gebrochen hatten.“
    „Ich glaube Ihnen kein Wort, Doktor.“
    „Sie haben gedacht, Drez wäre der Liebhaber Ihrer Sklavin. Haben Sie einen Brief gefunden, den Beldine verloren hat? Haben sie vielleicht auch eines seiner Liebesgedichte gefunden?“
    „Sie behaupten also, meine Sklavin hätte ohne meine Zustimmung einem oder mehreren Männern … gedient?“
    „Hihi, diese Unterhaltung ist einfach lächerlich!“
    „Halte Dich da raus Ygor! Entschuldigung, wo war ich? Also sie schlagen ihre Sklavin, sie lässt ihre angeblichen Sportverletzungen im Klinik behandeln und fällt meinem lüsternen Therapeuten in die Hände. Sie ahnen etwas, finden die Einladung zu dem Treffen. Sie gehen zum Treffpunkt genau hier an diese Stelle und finden den jungen, gut aussehenden Drez. Sie stellen Ihn zur Rede, drängen ihn an den Rand und stoßen ihn hinunter.“
    „Das soll ich getan haben, Doktor?“
    „Für Sie immer noch Mylord! Ich stelle hier die Fragen!“
    „Ja haben Sie gedacht, ich durchschaue diese Scharade mit den Analysegeräten nicht?“
    „Ich komme gerade nicht darauf, was Sie mir sagen wollen, mein Bester.“
    „Bester, pha! Sie locken mich zu einem Fitnesstest, und bepflastern meinen Körper mit Sensoren. Dann schicken Sie mich auf eine von Ihnen bestimmte Route und fangen mich hier am Absturzort des Bediensteten ab und stellen mir Fragen zu dem Vorfall. Für wie dämlich halten Sie mich eigentlich?“
    „Tatsächlich, Meister. Er ist genau so dämlich, wie Du es vorher gesehen hast.“
    „Das ist keine Kunst, Ygor. Das Persönlichkeitsprofil in seiner Akte wies auf einige Schwachpunkte hin. Ich bin zwar kein Psychiater, aber ich kann gut zwischen den Zeilen lesen.“
    „Wenn Sie mit Ihrem Droiden schwatzen möchten, kann ich ja in der Zwischenzeit duschen gehen.“
    „Unwahrscheinlich. Sie halten sich immer noch für Überlegen. Weil Sie ein Karriereoffizier sind? Ist das eine typische Charakterschwäche Eurer Gattung?“
    „Sie sind ein arroganter Mensch, Sith Faust! Ich muss mir das nicht bieten lassen.“
    „Natürlich müssen Sie! Bedenken Sie meinen militärischen Rang, meine Stellung als Sith. Falls das nicht reicht, habe ich hier sogar ein Laserschwert, sehen Sie? Also, Zuckerbrot oder Peitsche?“
    „Aha, jetzt, wo Ihr Spielchen mit den Sensoren versagt hat, besinnen Sie sich auf Ihre Autorität und drohen mit Folter?“
    „Wer sagt denn, das mein Spielchen versagt hat? Sie haben genau das gemacht, was ich von Ihnen erwartet habe. Als Offizier haben Sie Anti-Verhörtechniken erlernt. Da ich sie genau hier abgefangen habe, haben Sie sich entsprechend vorbereiten können, bevor die Unterhaltung begann. Ihr Puls war niedrig, die Atemfrequenz war gleichmäßig, sie haben sogar an etwas beruhigendes gedacht und sich geistig abgelenkt, um Ihre Werte im Mittelmaß zu halten. Wenn Sie gelogen haben, waren Symptome für echte Empörung zu registrieren.“
    „Ja was wollen Sie eigentlich, Mylord? Das liegt daran, das ich die Wahrheit gesagt habe, so einfach ist das.“
    „Nun, aber jetzt haben Sie mir nicht zu gehört. Während Sie so richtig schön konzentriert gelogen haben, Ausflüchte vorbrachten und Gegenfragen gestellt haben, war Ihr Bewusstsein abgelenkt und weit geöffnet. Was ich aus Ihrer Akte interessantes entnommen habe war, dass nicht ein Hinweis auf Blockadetechniken gegen geistige Angriffe verzeichnet war. Sie haben sich so stark auf die Anti-Verhörtechnik konzentriert, dass ich in Ihr Bewusstsein eindringen konnte.“
    „Sie lügen doch!“
    „Er versteht es nicht. Er hat keine Ahnung von der Macht. Wie denn auch? Er ist ein Bürosoldat.“
    „Sei still Ygor. Ja, ich habe gelogen, Captain.“
    „Was?“
    „Ihr Gefühl war natürlich richtig. Ich kann Ihnen nichts vormachen. So ein alter, hässlicher Dummkopf wie ich.“
    „Aber jetzt sind Sie zu hart zu sich, Sir.“
    „Entspannen Sie sich, Sie sind im Recht. Sie sind vollkommen entspannt. Ich bin kein Gegner für Sie, der Streit ist vorbei. Ich habe nichts von Ihnen erfahren, dass Sie verraten könnte. Wie haben Sie eigentlich von dem Treffen zwischen Ihrer Sklavin und Drez erfahren?“
    „Ich habe einen Liebesbrief gefunden, in dem Ort und Zeit genannt wurden.“
    „Sie können tief Luft holen und den Ärger und Stress des Tages hinter sich lassen. So it es recht! Wo ist der Brief jetzt?“
    „Ich habe ihn vernichtet.“
    „Sehr geschickt, dann kann Ihnen keiner beweisen, dass Sie von diesem Treffen etwas wussten. Sie sind vollkommen entspannt und beruhigt. Alles hat geklappt. Wusste Ihre Sklavin von dem Brief?“
    „Nein, er wurde vor dem Frühstück an meinen Adjutanten abgegeben zur Weitergabe an meine Sklavin.“
    „Es gibt nichts, was Sie nicht schaffen können. Selbst ein Sith wie ich ist Ihrer Schläue nicht gewachsen. Dann weiß Ihr Adjutant, dass Sie einen Brief von Drez bekommen haben, der für Ihre Sklavin bestimmt war?“
    „Ja, aber nur ich kenne den Inhalt. Wenn jemand danach fragt, werde ich sagen, dass ich den Inhalt nicht kenne. Ich habe den Brief ungeöffnet in das Zimmer meiner Sklavin gelegt, weil sie gerade nicht anwesend war.“
    „Gut überlegt, Sie sind das Material, aus dem man Moffs macht! Es wird heißen, Drez habe einen Abschiedsbrief verfasst, am frühen Morgen, bevor er sich einige Stunden später selbst den Felsen herab gestürzt hatte.“
    „Genau das habe ich mir auch gedacht. Ich würde behaupten, den Brief ungeöffnet in das Zimmer meiner Sklavin gelegt zu haben und wisse nicht, was sie damit gemacht habe. Er seie verschwunden.“
    „Sie sind ruhig und entspannt. Ihr Plan war schnell überlegt, der dumme Drez musste büßen, dass er Ihr Eigentum beschädigt hat, und Sie haben es ihm heim gezahlt.“
    „Genau. Ich fühle mich sehr gut, Doktor.“
    „Ja, alles ist in Ordnung. Keine Beweise, der Liebhaber Ihrer Sklavin tot und die Sklavin wird jetzt gehorchen oder einen Elektroschock erhalten. Und Sie wissen nicht, was Ihnen lieber ist.“
    „So ist es.“
    „Es ist nicht nötig, diese Stiefel zu tragen. Gut. Socken sind nicht erforderlich, der Felsboden ist trocken und warm, nicht wahr? Lassen Sie uns ein wenig näher an den Rand gehen. Von dort vorne sieht man die wunderbare Landschaft. Sehen Sie? So weit das Auge reicht der Landsitz des Darth Guderion. Kitzelt der durch die Sonne gewärmte Stein auf ihren nackten Fußsolen?“
    „Ja, ein wenig. Aber es ist nicht unangenehm.“
    „Da schauen Sie nur, ein Vogel.“
    „Fliegendes Säugetier, Doktor. Ein großes Exemplar.“
    „Das können Sie auch.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Fliegen Sie.“
    „Aber Doktor, ich kann nicht fliegen.“
    „Da, ich helfe Ihnen!“
    „Dooooktooor!“
    „War das denn notwendig, Faust?“
    „Was?“
    „Du bist wirklich krank.“
    „Ich bin hier der Doktor.“
    „Mörder trifft es wohl eher!“
    „Ach Ygor, auch Männer in meinem Alter brauchen zwischendurch die Genugtuung, dass sie ein wenig Gleichgewicht ins Universum bringen können.“
    „Du bist nicht besser als dieser bekloppte Offizier da unten. Ich sollte Dich gleich hinterher stoßen.“
    „Mein lieber Blechkumpan, wenn ich ungerecht bin, bist Du beleidigt. Wenn ich einen Mörder hinrichte, bist Du ebenfalls beleidigt. Dir kann man es aber auch nicht recht machen.“
    „Doch, hüpfe hinter her, das wäre mir recht.“
    „Nein, das glaube ich Dir nicht.“
    „Doch! Bitte.“
    „Aber schau mal auf die Uhr. Die Retorten sind gleich fertig und die nächste Testgruppe meiner Sklavinnen muss behandelt werden. Gut, dass diese Geschichte genau nach Zeitplan ein Ende gefunden hat.“
    „Heh, Du kannst doch nicht einfach gehen! Man wird seine Leiche finden und einen Mörder suchen!“
    „Also ich war nie hier, auf dem felsigen Boden hinterlassen meine Stiefel und Deine Gummisolen nur helle Abriebstellen. Mein Holocom ist in meinem Labor, die Holokameras in der Klinik hast Du ja wunschgemäß auf Schleife geschaltet, nicht wahr?“
    „Das wird Dich nicht vor Thoxor schützen! Irgendwo hat Dich eine Überwachungsdrone aufgenommen!“
    „Ich habe noch immer die Freigabecodes für die Perimeter- Sicherheit. Ich kann die Position jedes Sensoren und jeder Drohne aufrufen. Und das habe ich getan. Wir sind hier noch für Sechs Minuten sicher.“
    „Schade. Wieso der Mord?“
    „Le'ann ist ein Sadist und Frauenschänder. Seine Sklavin ist für ihn mehr als nur ein lebender Besitz. Er hat sie auf seine perverse Art geliebt, zumindest wollte er nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Liebe besitzen. Aber er hat sie mit seinen Verletzungen in die Arme unseres Therapeuten getrieben. Er ahnte etwas, hat sie verfolgt . Er hat die falschen Schlüsse gezogen aus den naiven Annäherungsversuchen von Deran. Er war der Meinung, sie betrüge ihn mit Deran Drez. Er hat seinen Liebesbrief abgefangen und ihm hier an dieser Stelle aufgelauert. Er hatte alles geplant und ihn hier ohne Zeugen und ohne Spuren getötet, indem er ihn bedrängte und schließlich den Felsen hinab stieß. Vermutlich hat er es genossen.“
    „So könnte es gewesen sein.“
    „Für die Leibgarde ist der Fall eben ein Selbstmord. Jetzt wird durch Zufall ein weiterer Selbstmord entdeckt, schätzungsweise in zwanzig bis vierzig Minuten.“
    „Selbstmord? Du hast ihn gestoßen!“
    „Es ist doch so simpel: Der gestresste Offizier Le'ann will nicht mehr leben, denn seine Sklavin Beldine treibt es mit dem Therapeuten Morrogan aus dem medizinischen Korps. Er zieht seine Stiefel aus und springt in die Tiefe, vorbei an den Simsen, direkt in die dreihundert Meter tiefer liegende Landschaft. Vielleicht wird man anhand der Hautzellen auf dem Stein sogar ermitteln, dass er direkt am Rand stand und nach vorne in den Abgrund gesprungen ist. Vielleicht soll ich sogar den Tatort untersuchen. Wer würde da noch einen Selbstmord ausschließen?“
    „Das hast Du alles geplant!“
    „Was für eine überflüssige Aussage! Los jetzt, ich denke, wir könnten in Drei Minuten im Labor sein und an die Leibgarde melden, dass ich einen Defekt der Sensoren ausschließe und daher einen Offizier vermisse, dem möglicherweise etwas schlimmes zugestoßen ist.“
    „Sie werden ihn anhand der letzten Position seines Holocoms finden.“
    „Und damit würde sich der Kreis schließen. Der Mörder wurde auf die gleiche Art gerichtet, wie sein Opfer. >>Akute nuo jri akute (Auge für Auge)<<.“

  • Einige Wochen gingen ins Land auf dem Planeten Desevro. So wie die Suche nach Akolythen für die Akademie voran schritt, so wurde es wahrlich Herbst auf diesem Teil des Planeten.


    Amanirenas besuchte häufig den Ort der Macht und führte getreu die langweiligen Aufgaben aus. Wie schon bei den letzten beiden Planeten hatte sie inzwischen jedes Interesse an ihrer Aufgabe verloren und fühlte sich wieder einmal isoliert und herab gewürdigt. Eine Sith ihres Formates für solch niedrige Tätigkeiten ein zu setzen kam ihr wie eine Verschwendung vor. Eine Verschwendung ihrer Jugend und ihres Potentials.
    Sie sehnte sich zurück in die tödlichen Tiefen des geheimen Bunkers des alten Herrschers Xim. Dort war sie schwer verletzt worden, hatte sogar ihr Lichtschwert verloren und ihr Leben war niemals so eins mit der Macht gewesen wie in jenen kostbaren Stunden, als wahnsinnige Droiden und der drohende Erstickungstod ihren Lebenswillen entfacht hatten. Die Akademie war ein Überlebenstest gewesen, aber dort unten in den Jahrtausenden alten Katakomben hatte sie die Macht reflexartig gebraucht und es war somit ihre persönliche zweite Feuertaufe gewesen, ihre erste große Tat nach der Akademie. Sie hatte sich wie eine vollständige Sith gefühlt.


    Eine düstere Depression begann nach ihr zu greifen, und sie spürte, dass dies ihre Kontrolle über die Macht verringerte. Das wiederum verstärkte die Sehnsucht nach Leidenschaft, Gewalt, Anerkennung und Freiheit.
    Ja, es kam ihr so vor, als hätte sie zwar die Ketten mit ihrem letzten Test auf Korriban gesprengt, aber nun hatte die Akademie ihr neue Ketten angelegt.


    Etwas störte ihre Konzentration, als sie sich dem Schrein näherte. Ihr Bewusstsein kam zurück in die Gegenwart. Sie öffnete sich der Macht und spürte eine Ansammlung machtsensitiver Lebewesen in dem Park. Jetzt nahm sie auch die Wachposten wahr, die das Herz des öffentlichen Geländes absperrten.
    Es waren imperiale Soldaten, allerdings mit mittelschwer gepanzerten Kampfanzügen und einer speziellen Einheitsfärbung. Graue, flexible Tuchpanzerung und eine verstärkte Weste, ein eckiger Helm mit Schirm und eine Multifunktionsbrille. Diese Art von Farbkombination deutete auf irreguläre Truppen hin. War das die Leibgarde des Lords, von der sie gehört hatte?
    Zumindest war sie vor mehreren Wochen Soldaten in Uniform begegnet, dann hatte sie welche in Galaanzügen als Sicherheitspersonal auf dem Ball getroffen, und immer diese verstörende Aura. Neugierig trat sie näher. Der Soldat nahm Haltung an, versperrte ihr aber weiter den Weg. Sein Mund blickte grimmig, die Augen waren hinter einer Brille verborgen.
    Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und spürte ein Kribbeln.
    „Mylady, das Gelände ist auf Befehl des Lord Democritus für alle Personen außerhalb seines Gefolges gesperrt.“
    Die zierliche Dame lächelte hinterlistig und erklärte mit einer wegwerfenden Handbewegung: „Sith Amanirenas hat er Zugang gewährt.“
    Der Mann versteifte sich. Machttricks funktionierten anscheinend nicht.
    Sie blickte ihn fragend an. „Sie wollen doch keine Unannehmlichkeiten provozieren?“
    Die Mundwinkel zuckten. Dann sagte er langsam:
    „Mylady Amanirenas, Ihr seit mir bekannt, doch ich habe eine eindeutige Order meines Herren und Meisters. Zu meinem Bedauern müsst Ihr mich nieder strecken und darauf gefasst machen, dass ich versuche Euch zu betäuben, um meine Anweisungen zu erfüllen.“
    Ein Lächeln huschte über das hübsche Gesicht der Sith, aber ihre Augen lachten keineswegs. Es war eher ein gefrorenes Lächeln mit einer Zornesfalte zwischen ihren anmutig geschwungenen Augenbrauen.
    „Sie glauben mich zu kennen und widersetzen sich einer Sith? Erklären Sie mir, warum der Lord den öffentlichen Platz sperrt.“
    Die Aura des Mannes vermittelte ein Schwanken zwischen Angst und Verzweiflung. Diese starken Gefühle bei einem nicht sensitiven zu spüren verwunderte die Sucherin. Die sonderbaren Emotionen konnte sie nicht deuten: War er erpicht darauf, von ihr vernichtet zu werden? Wollte er, dass sie ihn nieder streckt? Er begann zu sprechen:
    „Mylady, ich habe nur meine Order, die ich ohne zu Hinterfragen befolge. Ich bedaure, Euch nicht dienen zu dürfen.“
    Aha, er war hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu seinem Herren und der Loyalität zu den Sith. Aber sie verstand dennoch nicht diese Emotionen. Er war zweifelsohne kein Machtanwender, das hatte sie inzwischen fest gestellt. Aber etwas verband ihn stärker mit der Macht als ein gewöhnliches Lebewesen. So etwas hatte sie schon einmal gespürt.
    „Nun,“ erklärte Amanirenas lächelnd, „Ihr Verhalten ist durchaus angebracht. Weisen Sie bitte Ihren Vorgensetzen an, mich auf zu klären.“
    Der Mann entspannte sich beinahe sichtlich, was sich an Körperspannung, insbesondere den Schultern abzeichnete. Auch seine Unruhe legte sich.
    Natürlich würde die Leibgarde eines Sith nicht Befehle anderer Sith befolgen, immerhin waren sie nur ihrem Herren verpflichtet und hatten eine vom Militär unabhängige Befehlskette.
    Allerdings war sich sich ihrer Macht als Angehörige der herrschenden Kaste bewusst, und es tat gut, Soldaten schwitzen zu sehen und zu wissen, dass sie nicht nur über Machtkräfte verfügte, sondern auch über Rechtsgewalt. Vermutlich waren alle Leibgardisten über die neue Sucherin in diesem Sektor instruiert worden. Allein schon, um Missverständnisse zu vermeiden.


    Der Leibgardist sprach in ein Holocom, die an seinem Kehlkopf befestigt war. Es waren nur Bruchstücke zu hören, aber an seinen Lippen hätte ein geübter Beobachter seine Worte ablesen können. Schlechte Ausbildung oder Nervosität?
    Amanirenas breitete ihre Machtsinne aus. Sie hatte gelernt, auch ohne die Macht Menschen zu lesen und Details aus der Umgebung zu nehmen. Auch war sie darin geschult, mit der Macht ihre Sinne zu verstärken. Aber damit konnte sie nicht durch eine fast blätterlose, knorrige Hecke schauen.


    Sie hatte Machtanwender gespürt, vorne am Schrein. Wo die Macht beunruhigend mild und entspannend entströmte. Vielleicht war heute kein Guter Tag für einen Besuch. Das letzte, worauf sie Lust verspürte war aus der hellen Seite der Macht Kraft zu schöpfen. Sie sehnte sich danach, diese deprimierende Welt für ein paar Stunden zu verlassen und in den tiefen Strudel der dunklen Macht ein zu tauchen. Irgendetwas zerstören, um sich wieder lebendig und frei zu fühlen, das war ihre Sehnsucht. Sie war ja keineswegs ungezügelt, sie spürte keinerlei Interesse, den ärgerlich strengen Leibgardisten zu verletzen. Aber ein anderer Machtanwender, der ihr respektlos entgegen trat... sie spürte, wie sich jemand näherte mit genau diesen Gedankengängen. Sei Zorn verriet ihn... sie.
    Gut.
    Sie, die andere Machtanwenderin machte keinerlei Anstalten, ihre Kraft und ihre Gefühle zu verbergen. Amanirenas spürte die Erschütterung, als die Macht in die Beine der Frau schoss und diese die Hecke mit einem eleganten Satz übersprang. Amanirenas hatte sich inzwischen von der Hecke abgewendet und blickte in den Rücken der landenden Sith. Sie hätte sich in der Luft gedreht und wäre mit der Front zu ihr gelandet. Die Sucherin verbarg ihre Abneigung und lächelte unverbindlich.
    Die hinzu gekommene Sith blickte so abschätzig, wie ihre Gefühle zu spüren waren. Sie strich eine Strähne ihres hochgesteckten nussbraunen Haares hinter das linke Ohr und stemmte demonstrativ die Hände in die Hüften. Sie trug eine kurze Robe in Rot und Schwarz gehalten, leichte bis mittelschwere flexible Panzerung den Stiefeln und dem kurz unter dem Ärmel hervorlugenden Material nach zu urteilen.


    Machtspielchen, dachte Amanirenas und kam sich plötzlich zurück versetzt an die Akademie vor. War so das Leben der echten Sith, die nicht dumme Aufträge von der Akademie ausführten?
    „Was willst Du?“ fragte die Frau ungestüm. Amanirenas verbeugte sich leicht.
    „Ich grüße Euch. Ich nenne mich Amanirenas und wünsche am Schrein zu meditieren. Was soll dieser Ausschluss hier?“
    „Das geht Dich nichts an. Komm in zwei Stunden wieder.“
    „Ihr seit eine respektlose Person. Habt Ihr nichts auf der Akademie gelernt?“
    Die Frau blickte Amanirenas feindselig an. Sie hatte das Gewicht auf den linken Fuß verlagert, typische Vorbereitung für Makashi-Stil. Typischer Anfängerfehler. Amanirenas fiel auf, dass die Frau vielleicht sogar jünger war als sie selbst. Ihre Machtaura war stark und strahlte Aggressivität aus.
    Die Sucherin verschloss ihre Hochstimmung. Eine Sith, die unbedingt Streit wollte. Warum nicht? Aber sie hatte gelernt, dass ihre Sucher-Fähigkeiten von Nutzen waren. Sie würde in der jungen Sith wie in einem Buch lesen und selbst rätselhaft bleiben.
    „Ich habe den Abschluss nicht auf dem Rücken geschafft, Amanirenas.“
    „Da bin ich sicher, meine Teuerste. Sicher wart Ihr auf den Knien mit einer Tüte über dem ...“
    Amanirenas hatte sich geirrt. Eine Anfängerin vielleicht. Aber im Juyo-Stil!


    Die Sith griff sich mit der rechten Hand an ihre linke Hüfte und sprang mit einem Ausfallschritt vor, während sie das gezündete Lichtschwert in einem Halbbogen führte. Amanirenas blieb nichts anderes übrig, als einen Schritt zurück zu weichen und den Oberkörper so weit zu verbiegen, dass sie unter dem tödlichen Halbkreis kam. Ihr eigenes Lichtschwert lag schon in ihrer Hand und sie zündete es, als die andere Sith ihre Drehbewegung fort führte, in die Luft sprang und mit einem Rückhandschlag wirbelnd auf die Sucherin eindrosch.
    Allein die starke und vor allem schnelle Drehung bewahrte sie vor Amanirenas Stoß, als diese mit einem Seitwärtsschritt der fauchenden Klinge aus wich. Die andere Sith schien nicht zu bemerken, dass sie nur Zentimeter von der Spitze des Laserschwertes getrennt hatte und rannte die knorrige Hecke hoch. Die Macht erlaubte ihr solche unglaublichen Manöver, und sie war schnell und stark, sprang von der Krone der knarrenden Hölzer auf Amanirenas herab und stieß einen grausamen Schrei aus.
    Die Sucherin sah sich mit ihren eleganten Bewegungen der ungestümen Angriffsform gegenüber. Vielleicht hätte eine Sith ihres Alters und Trainingsniveaus die Nerven verloren, aber genau in dieser Situation war ihr das leidige Training eine Hilfe. Sie sprintete durch die Flugbahn, erwischte die fliegende Sith halbherzig am linken Bein und wirbelte herum, um wieder eine Ausgangsstellung ein zu nehmen. Die Sith landete auf dem Kiesweg, rollte sich ab und wirbelte herum. Die ungestüme Sith bemerkte die Kratzer in ihrer Beinpanzerung nicht, bleckte die Zähne und änderte den Griff ihrer Hände am Lichtschwert.
    Zuerst... spürte die Sucherin ein Widerstreben, aber dann wurde ihr klar, dies war ein Kampf auf Leben und Tot. Hatte sie so einen Kitzel nicht gesucht? Es erfüllte keinen Zweck, kein höheres Ziel. Sinnlos und Dumm.
    Sie senkte das Lichtschwert an ihre rechte Seite, die traditionelle Ausgangsstellung.
    „Ich entschuldige mich für meine Verleumdung. Wir müssen das nicht auskämpfen,“ erklärte sie und senkte ein wenig das Gesicht, behielt die Sith jedoch im Blick. Sie spürte bereits die Antwort, bevor die Worte ausgesprochen wurden: „Du wirst nur überleben, wenn Du Dich vor mir nieder kniest. Ich werde Dich vernichten, Sucherin! Knie vor mir.“
    Amanirenas gestattete sich ein Lächeln.
    „Das könnte ich sicher tun, doch dann gäbe ich Euch einen Grund, mich wegen meiner Schwäche zu richten,“ sagte sie.
    „Du wirst so oder so sterben.“ erklärte die Sith zwischen zusammengepressten Zähnen.
    „Du wirst Deinen Meister enttäuschen.“ sagte eine neue Stimme.
    Die Sith deaktivierte ihr Lichtschwert und beugte demütig das Haupt. Ihre Wut und Aggression verblassten etwas.
    Die Sucherin drehte ihren Körper, sodass ihre rechte Schulter und das Schwert der Sith zugewandt waren, dann blickte sie zur Seite und erkannte Sith Yannila. Sie trug die gleiche Kleidung wie die andere Sith, eine kurze Robe in Rot und Schwarz gehalten, vermutlich ebenfalls leichte bis mittelschwere flexible Panzerung. Sie änderte ihren abschätzigen Gesichtsausdruck, als sie den Blick von Amanirenas erwiderte und lächelte.
    „Wie schön, Euch wieder zu begegnen, Iezkon iv Kraujas.“
    Zu der Sith gewandt erklärte sie: „Deine Wacht ist vorüber, Niharra. Verschwinde und meditiere über Deine Handlungen.“
    Amanirenas blickte zu der Sith. Sie wirkte mehr denn je wie ein Kind im Körper einer Frau. Amanirenas führte ihr Lichtschwert nach oben zu einem Gruß, senkte wieder die Klinge und deaktivierte sie. Die Sith sah sich missmutig um und wendete dann den beiden Sith-Frauen den Rücken zu und ging mit energischen Schritten fort. Die Sucherin drehte sich zu Yannila um, die schmunzelnd der anderen Sith nach sah.
    „Wie ich sehe, macht Ihr Euch mit den Schülern des Lord bekannt,“ erklärte sie mit einem süffisanten Lächeln und kam näher. Amanirenas hatte derweil ihr Lichtschwert wieder an der Halterung an ihrem Unterarm befestigt.
    „Nicht alle sind so gastfreundlich wie Ihr,“ erklärte die kleine Dame und blickte in die dunklen Augen der Schülerin. Yannila lächelte offen.
    „Ich spüre Euren Zorn, aber es ist wie ein Vulkan vor der Explosion, der im Moment nur unscheinbare Gaswölkchen erzeugt. Ihr scheint einen Weg gefunden zu haben, Ruhe aus zu strahlen, obwohl Ihr Eure Kraft aus der dunklen Seite der Macht bezieht.“
    Die junge Sucherin legte ihren lange Zopf über die linke Schulter und nickte.
    „Vielen Dank für das Kompliment. Ich werde nicht immer nur in den Grenzen unseres Reiches nach Machtsensitiven suchen. Es wird die Zeit kommen, wo ich Jedi gegen über trete, und sie sollen mich erst erkennen, wenn es zu spät ist.“
    „Das kommt mir bekannt vor aus der Ausbildung zum Attentäter,“ sagte die große Frau und blickte in Richtung des Schreins. Sie sah mit der Macht, und auch Amanirenas spürte eine Veränderung.
    „Wir initiieren neue Gefolgsleute unseres Lords.“ erklärte Yannila schließlich leise und eindringlich mit ihrer rauchigen Stimme.
    „Daher ist es nicht gestattet, dieses Ritual zu stören, das unser Lord selbst aus führt. Er wird betrübt sein, dass er Euch dadurch behindert hat,“
    sagte die Schülerin und machte ein ernstes Gesicht. Amanirenas behielt ihre Gefühle unter Kontrolle. Der Lord verschwendete überhaupt einen Gedanken an sie?
    Sie hatte vielleicht fünf Minuten mit dem Lord geredet, und das war schon eine Weile her, damals, auf dem Ball. Er hatte sie beeindruckt, jedoch war sie sich bewusst, dass sie bisher kaum Sith getroffen hatte, die den Titel eines Lord trugen. Er hatte einen jungen Eindruck gemacht, wirkte eher wie ein Adeliger oder Offizier, doch er hatte sie seine Macht spüren lassen. Es hatte ihr schlichtweg der Atem gestockt. Es war noch ein weiter Weg, wollte sie auch so die Macht nutzen können!
    Aber was würde er davon halten, wenn eine einfache Sucherin seine Rituale behindert oder gar stört. Als Lord konnte er sie zu einem Duell fordern, weil sie seine Schülerin angegriffen hatte. Und das war noch harmlos. Ein Lord verfügte über mehr Einfluss und Verbündete, die der kleinen Sucherin ihr eh schon langweiliges Leben durch entsprechende Maßnahmen noch weiter erschweren konnten. Und nicht zuletzt … wollte sie den Lord nicht verärgern … sie mochte ihn. Was für ein absurder Gedanke!


    „Einen Credit für Eure Gedanken.“ sagte Yannila und Amanirenas schrak aus ihrem halbwachen Zustand.
    „Die Macht neigt sich heute der hellen Seite zu,“ erklärte sie ausweichend.
    „Eindeutig, doch für einen solchen Ritus ist Harmonie eher ein positiver Faktor. Meine verehrte Sucherin, für die Unannehmlichkeiten solltet Ihr meinem Lord erlauben, Euch auf sein Anwesen ein zu laden.“
    „Nun...“ sagte Amanirenas und überlegte fieberhaft, ob sie das wollte. Das Angebot, das der Lord auf dem Ball offerierte, hatte sie für eine Höflichkeitsfloskel gehalten, eben so wie die Einladung zum Ball selbst.
    Sie atmete tief durch und erklärte dann mit fester heller Stimme: „Es ist mir eine Ehre, dem Lord der Sith meine Aufwartung mache zu dürfen. Ich hoffe doch, dass ich Euch auch wieder treffe?“
    Die hochgewachsene Sith schmunzelte. „Der Lord hat ein gestrenges Programm für seine Schüler. Vielleicht lässt es sich einrichten,“ sagte sie unbestimmt.
    „Ich sende Eurem Verbindungsoffizier eine Nachricht, dann kann ein Termin gemacht werden. Entschuldigt mich nun, Sith Amanirenas. Ich habe mir eben selbst die Aufsicht aufgebürdet und muss auf den Posten zurück.“
    Grazil verneigte sich die Sucherin und schlenderte noch einige Minuten durch den Park. Vielleicht würde es doch noch interessant werden. Alles war besser als die stupide Suche nach machtbegabten Kleinkindern!



    Das Anwesen Lord Democritus wirkte urtümlich und prätechnologisch. Aus echten Steinen erbaut, haftete dem Schloss etwas primitives aber robustes an. In regelmäßigen Abständen waren die fugenlosen Steinblöcke von Schildemittern durchbrochen, die den Eindruck einer Ausgrabungsstätte widersprachen. Von der Architektur war es unzweifelhaft tionesisch. Einzig die beiden Schutzwälle, welche die äußere Umfriedung bildeten, waren nach typischer Imperialer Modultechnik erbaut und vermutlich mit den üblichen Sensoren, Verteidigungs- und Abwehrmaßnahmen ausgerüstet.
    Dem Aussehen nach zu urteilen war das Gebäude drei Stockwerke hoch, deren Räume an die vier Meter hoch sein konnten. Hinter den Zinnen waren auf dem Flachdach verschiedene Sensoren, Kollektoren und Sendeeinrichtungen zu sehen, die so gar nicht in das Bild passten. Das quer stehende Hauptgebäude war von zwei Flügeln eingefasst, die einige Meter weit vor standen und eigene Eingänge besaßen. Wie die Sucherin später herausfinden sollte, war ein dritter Flügel in der Mitte hinter dem Hauptgebäude nachträglich angebaut worden, sodass die Anlage von Oben wie ein E ausschaute. Vor dem Gebäude war ein Park angelegt mit einer Straße, die eine Schleife zurück zum Haupttor bildete. Links und rechts waren verschiedene Gebäude zu erkennen, das Rechte offensichtlich ein Fahrzeughalle, ein kleiner Truppentransporter stand dort auf ausgefahrenen Kufen mit abgeschalteten Repulsoren.
    Ihr Fahrer hielt vor den breiten bogenförmigen Stufen des Haupthauses. Der Lord hatte ihr seinen Fahrer und seinen Gleiter gesendet, obwohl Amanirenas natürlich auch ein Fahrzeug und einen Fahrer hätte anfordern können.
    Das ganze war schon ein wenig aufregend, so viel Umstände hatte zuletzt ein Ballbesuch auf Alderaan verursacht. Es wäre eine Beleidigung an zu nehmen, dass die adrette Sith sich ständig nur um ihr Aussehen kümmern würde. Allerdings hatte sie erneut Schwierigkeiten, aus ihren spärlichen Kleidungsstücken etwas passendes aus zu wählen. Sie hatte die hiesige Mode studiert und konnte mit ihrer Garderobe als Einheimische durch gehen. Als Sucherin nutze sie den Vorteil, nicht als Sith oder „Hutte“ wahr genommen zu werden. So war sie besser in der Lage, die Auren und Emotionen ohne störende Gefühle wie Angst und Misstrauen zu lesen. Solche Gefühle in ihren Gesprächspartnern zu erzeugen war schließlich das geringste Problem. Aber eine aufgeregte Person aus zu horchen oder überraschend mit einem Gedankentrick zu verwirren, war dann schwieriger.
    Jetzt hatte sie sich entschieden, ihr offizielles Sith- Gewand zu tragen, das sie als Absolventin der Akademie und Mitglied des Personalstabes kennzeichnete. Entsprechend war das Gewand in Violett und dunklen Blautönen gehalten und wirkte düster und trist. Einzig ihre strahlenden sattblauen Augen waren ein Gegenpol zu dieser Kleidung.
    Hin und her gerissen war sie entschieden dagegen, ein Gewand zu tragen, dass ihre Schönheit unterstrich. Bei diesem Besuch würde sie einem Sith gegenüber treten, der in der Beherrschung der Macht Lichtjahre voraus war. Sie wollte keine Schwäche zeigen, indem Sie das hervor hob, das in Belangen der Macht keinerlei Wert besaß.
    Die Robe hatte jedoch einige Vorzüge, so besaß sie aufgrund des Schnittes eine hervorragende Beinfreiheit und würde bei einem Duell keine Behinderung sein. Falls ihr diese unflätige Schülerin über den Weg lief, war sie bereit. Sie hielt die Frau für unterlegen, aber Beleidigungen ungestraft hin zu nehmen, würde sie schwach wirken lassen.
    Amanirenas dachte an all diese Dinge gleichzeitig, um sich ab zu lenken, doch als sie ihre Beine aus dem Fahrzeug schwang, hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Mit eleganten Schritten stieg sie die Treppe hoch und spürte einen eisigen Hauch vom Westen her. Es lag der Geruch von Schnee in der Luft, auch wenn der Winter eigentlich noch Wochen entfernt lag. Tiergeräusche drangen an ihr Ohr, wohl möglich handelte es sich bei dem dritten Gebäude auf dem Platz um eine Stallung.
    Zwei Leibgardisten in voller Montur erwartete sie und verneigten sich. Auch diese Soldaten trugen nur mittelschwere Panzerung, der Griff von Vibroschwertern ragten über ihre Schultern und schwere Blaster waren in Halftern um ihre Beine geschnallt.
    Neben den Soldaten standen verwittert wirkende Kriegsroboter aus der Xim Ära. Sie hielt es für ein gutes Zeichen, diese Widersacher erneut zu treffen, auch wenn es nur deaktivierte oder schrottreife Statuen sein sollten. Mit ihren fast drei Meter waren diese Kolosse eindrucksvoll, und ihre Kräfte waren enorm, Amanirenas erinnerte sich noch an den einen Schlag, der sie durch einen Raum geschleudert hatte. Dennoch waren sie der modernen Zeit nicht gewachsen, besaßen keine Schildgeneratoren und schwache, externe Energieversorgung.
    Ein Bediensteter erwartete sie oben an der Treppe, verneigte sich tief und grüßte sie förmlich. Sie folgte ihm in das wuchtige Gebäude und musste fest stellen, dass der Dicke der Wände nach zu urteilen das wie ein Schloss anmutende Gebäude wohl eher eine Burg war. Moderne Sichereitstechnik, Brandschutzeinrichtungen, aber auch mit Hölzern vertäfelte Wände und Decken erwarteten sie. Auf Korriban waren solche Bauten zweckmäßiger und auf Dromund Kaas fortschrittlicher. Aber das Gebäude hatte einen eigenen Charme, eine Aura des Vergangenen, doch nicht vergessenen.
    Die Innenwände waren nicht annähernd so massiv, schienen aber auch tragend zu sein, da keine Säulen zu sehen waren. Ob die Wände unter ihrer Vertäfelung ebenso primitiv waren oder mit modernen Baustoffen nachträglich erneuert, ließ sich nicht sagen. Die Räume hatten hohe Decken und es waren viele Zimmer, Flure und Fluchten, bis sie schließlich in einem kleinen Saal ankamen. Kerzen aus Wachs verbreiteten eine weiche Helligkeit, noch so ein urtümlicher Brauch, Eine Meditationsschale nahm die Kopfwand des lang gestreckten Raumes ein. Die Rückseite war aus Transparistahl oder einem ähnlichen durchsichtigen Material, und dort ging es anscheinend in einen Wintergarten. Zwischen exotischen Pflanzen war ein Hof oder Garten zu erkennen.
    Aber sie hatte nur einen kleinen Augenblick für diese entfernten Stellen. Der Raum selbst war interessant.
    Eine große Tafel für viele Gäste dominierte den Raum. Den Formen nach zu urteilen vermutlich wieder organisches Material, wer machte sich denn die Mühe, solche unbeständigen Werkstoffe zu bearbeiten? Stammte das Mobiliar aus einer Epoche des Planeten, in der Technologie eine seltene Ware darstellte, oder sollte all dieses primitive Zeugs einen ästhetischen Wert besitzen? Amanirenas verstand zugegebenermaßen nichts von Kunst, solange es nicht die Kunst der dunklen Seite der Macht war. Und auch auf Alerdaan im Hause ihrer Eltern waren ähnliche Muster und Materialien verwendet worden. Es machte auf eine unerklärliche Weise auch einen beunruhigenden Eindruck auf die Sucherin. Eine Seite in ihr wurde berührt, die ihre Sinne anregte. Sie konnte sogar den leichten Duft noch Holz und Wachs wahr nehmen.
    Dann sah sie eine Gestalt im Wintergarten, noch so eine sonderbare alte Bauweise. Der Lord näherte sich, lässig ein Trinkgefäß in der linken Hand, während sich lautlos die durchsichtige Wand hinter ihm schloss.
    Er war durchschnittlich groß, demnach mehr als einen Kopf größer als Amanirenas. Sofern der Schnitt seiner einfachen, aber eleganten in Schwarz- und Rot gehaltenen Kleidung nicht täuschte ein athletischer Mann mit jugendlichem Schritt. 39 war er nach den Datensätzen.
    Ein Mann, der vor mehr als zehn Jahren seinen Meister besiegt und dessen Besitz und Titel an sich genommen hatte. Ein äußerst junger Lord, der offensichtlich dennoch seine Position behauptet und konsolidiert hatte.
    Er hatte auch ein passendes energisches Gesicht, das die Sucherin offen und mit unverhohlener Neugier musterte, als er sich näherte. Seine hellblauen Augen wurden von energischen Augenbrauen überschattet, sein Haarschnitt war militärisch knapp aber anscheinend frisiert. Ein eitler Sith, der sich seines guten Aussehens bewusst war? Er wäre nicht der Erste.
    Nicht unbedingt der Geschmack der Sucherin, aber sie gestand sich ein, dass seine joviale Art sie beeindruckte. Er bewegte sich wie ein stromernder Mailoc kurz vor einem Sturzangriff. Er schien über jede Arglist erhaben, nichts konnte ihn überraschen oder verletzen.


    Sie verneigte sich und wartete darauf angesprochen zu werden.
    Er stellte sein Glas auf dem Tisch ab und verneigte sich ebenfalls, wenn auch nicht so tief. Andere Lords hätten lediglich genickt, das war ihr bewusst.
    „Willkommen auf Langenberg, meinem bescheidenen Quartier auf diesem unbedeutenden Planeten des imperialen Reiches.“
    „Ich möchte Euch persönlich danken für die Ehre, die Ihr mir erwiesen habt, Lord Democritus.“
    „Wartet bitte mit dem Dank bis zum Hauptgang, Sith Freiin Amanirenas.
    Die tionesiche Küche, insbesondere die Deservranische ist für unsere Dromund Kaas gewöhnten Gaumen eine Herausforderung.“
    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr schien es, als handle es sich nicht um ein Treffen zum gegenseitigen Ausloten der Macht. Aber vielleicht war es genau das, was er ihr vormachen wollte.


    Es wurden exzellente Speisen aufgetischt und die Unterhaltung war seicht und mit kleinen Scherzen über die Akademie garniert. Der Lord erklärte ihr mit einem träumerischen Blick, das er zu den ersten Absolventen der Akademie auf Korriban gehört hatte, als der Nachtisch serviert wurde.
    Sie kostete, und war überrascht. Diese Speise kam ihr bekannt vor. Sie blickte hinüber zum Lord, der schelmisch lächelte.
    „Ich habe den Proteinbrei immer gehasst,“ gestand er,
    „selbst nach vielen Jahre fort von Korriban habe ich mich an den Geschmack von getoastetem Felsen und der Konsistenz von Erbrochenem mit Widerwillen erinnert.“
    Amanirenas schmunzelte. Das Zeug hatte sie quasi groß gezogen. Nahrhaft aber schrecklich, wenn man es nicht einfach schluckte und mit Wasser nachspülte. „Es hat sich sicher nicht verändert, Lord, ich habe die gleichen Erinnerungen daran,“ gestand sie und nahm einen weiteren Löffel voll Nachspeise. Dann sah sie den Lord plötzlich prusten und war überrascht von seiner Offenheit und Lebensfreude.
    Sie blickte auf das Dessert. Dann funkelte sie ihn eher belustigt als Verärgert an.
    Er nickte mit einem diabolischen Grinsen. „Es fehlte nur eine Portion Gewürze, ordentliche Konsistenz und eine gekonnte Garnierung. Mein Koch hat ein appetitliches Dessert gezaubert, nicht wahr, Freiin?“
    Sie schmunzelte und nahm noch einen Löffel voll.
    „Ich kann mich nicht beklagen.“ gestand sie ein und lachte hell.
    Sie vergaß darüber ihre Vorsatz, den Lord nach seiner Zeit an der Akademie aus zu fragen.


    Der „Kräutergarten“ war der zierlichen alderaanischen Adeligen zu langweilig und sie unterdrückte standhaft ein Gähnen, als der Lord die exotischen Pflanzen präsentierte, ihre Wirkungen beschrieb und die Probleme, sie außerhalb der natürlichen Umgebung zu pflegen.


    Das Hauptgebäude war groß und geräumig. Eine kleine Anekdote zum Besten gebend erklärte er, der vorherige Besitzer war der Sohn eines in der Tion Region verbreiteten Firmenimperiums gewesen, der tagsüber den Playboy spielte und des nachts den Aufstand gegen die Sith- Besatzung organisierte.


    Der Nordflügel beherbergte die Wohn- und Schlafquartiere der Bediensteten und Schüler, der Südflügel umfangreiche Labore und Trainingseinrichtungen, so erklärte der Sith Amanirenas, als sie durch das Haupthaus schlenderten. Ein gedrungener Droide folgte ihnen unaufdringlich und schenkte bei Bedarf Getränke aus.
    Der neue Flügel, wie der mittlere hieß, war ein neues Labor, dass der Lord selbst in Auftrag gegeben hatte. Er ging zwar nicht auf seine Forschungen ein, doch die Sucherin wurde interessiert. Labor war für ein solches Gebäude eine etwas minimalistische Bezeichnung. Er habe die Forschungen mit seinem Meister begonnen, der ihn von der Akademie weg als Schüler angenommen hatte. Eher zurückhaltend erklärte er den Umstand damit, dass er Talente für die Sith-Alchemie gezeigt hatte. Die Frau war überrascht über diese Bescheidenheit.


    Anstelle die interessanten Forschungseinrichtungen zu besuchen, führte er
    die Freiin in ein Gewölbe in der ersten Subebene, der ihr die Sprache verschlug. Mit flatternden Herzen und Gefühlen wie eine Akolythin nach dem Bestehen der ersten Prüfung starrte sie mit glasigen Augen die Sammlung Datacrons an, welche diese Bibliothek beherbergte. Ein großes Speichersystem mit mehreren Ausgabeplätzen ergänzte dieses Studiengewölbe. Ein Droide der C-Klasse staubte die kostbaren Artefakte ab und verneigte sich in seinen steifen Gelenken.
    Die Luft roch nach Stein und dem fiesen Rückständen von Konservierungsflüssigkeiten. Nostalgisch anstelle funktionell waren die kostbaren Datensammlungen in handgefertigten und mit Schnitzereien verzierten Holzregalen ein sortiert, dadurch wirkte es eher wie ein Museum als ein Ort des Wissens.
    Sie konnte nicht an sich halten und betrachtete einige Exemplare näher. Selbst ein Gerät, dass sie für einen Rakata- Datenspeicher hielt, war vertreten. Das Speichersystem wurde nicht nur mit Energie versorgt, sondern hatte anscheinend auch ein Verbindungskabel zu der Hochleistungssendeanlage auf dem Dach des Gebäudes. Imperiums weite Datensuche im Holonet, gespeicherte Daten vor Ort und spezielle, teils antike Datenspeicher in Regalen. So sah der Himmel aus, wenn man auf der Suche war nach Wissen über die Macht. Sie blickte mit funkelnden Augen und vom Lächeln schmerzenden Gesichtsmuskeln zum Lord hinüber der sich still amüsierte. Aber es lag kein Hohn oder Spott in seinem Blick. Er freute sich über ihre Begeisterung.


    „Falls Ihr Zeit für Nachforschungen findet, seit Ihr eingeladen, diesen Ort zu besuchen, wann es Euch beliebt,“ erklärte er großzügig. Sie dachte schon, er würde scherzen. Aber seine Augen sagten etwas anderes.
    „Ihr erweist mir mehr Ehre als ich verdiene,“ sagte sie und stockte. Das war viel zu anbiedernd gewesen! Immerhin war sie eine erwachsene Frau und auch eine Sith.
    Er steckte entwaffnet die Hände aus.
    „Meine Schüler sind dieses Wochenende mit mir unterwegs. Wir haben unten beim Schloss ein Gästehaus, dort könnt Ihr bleiben und hier ein wenig Euer Wissen vertiefen.“ Er lächelte verschwörerisch. „Als Sucherin habt Ihr keine Zeit, Euch mit der Macht zu beschäftigen. Ihr wendet immer die gleichen Kräfte an, benutzt die selben Talente und wir sehnen uns doch alle nach der vollen Einswerdung mit - und der vollen Kontrolle über die Macht.“
    Er sprach ihr aus dem Herzen, aber ging es nicht jedem Sith so? War das nicht der tiefe Wunsch? Zu herrschen über die Macht hieß über die Galaxis zu herrschen. Über alle Dimensionen, über das Leben, über den Tod. Die Macht, Leben zu geben, die Macht, Tod zu bringen. Wie bitter war es doch, nur ein besonders hervor tretendes Talent nutzen zu dürfen, zumal sich jeder Machtanwender mit genügend Studien eine ähnlich intensive Machtwahrnehmung anlernen konnte.
    Artig nickte die junge Frau und kontrollierte eisern die tiefe Traurigkeit, die ihr Herz in einen brodelnden, hasserfüllten Klumpen Lava verwandelte.
    „Ich bin geehrt und nehme dankend Euer Geschenk an.“
    Der Sith nickte verständnisvoll. Sein Comlink am linken Handgelenk blinkte schon eine Weile, er entschuldigte sich und verließ den Raum für ein Gespräch.
    Amanirenas nahm ihr Holocom vom Gürtel und wollte den Captain informieren, dass sie am Wochenbeginn später in der Zentrale erscheinen würde. Das Gerät meldete jedoch eine Abschirmung. Anscheinend waren Comgespräche nur möglich, wenn das Gerät mit dem Hausinternen System in Verbindung stand. Sie zuckte die Schultern und rief sich ein Verzeichnis der vorliegenden Daten auf. Ein überraschtes Blinzeln überzeugte sie davon, dass sie nicht träumte. Lord Democritus hatte weder Kosten noch Mühen gescheut.

  • Sie schwebte durch das Labyrinth des Hauses. Es war Nacht, aber ihre Augen waren Kerzenflammen, welche flackernde Lichtkegel warfen. Die Wände waren gereiht mit zweidimensionalen, mit Pinsel gemalten Portraits von skurrilen Geschöpfen, bis sie sich eines genauer anschaute. Es waren keine exotischen Wesen fremder Planeten, sondern mutierte und surreal verwachsene Menschen. Reihe um Reihe und sie alle waren ein und die selbe Person.
    Lord Democritus in immer neuen abscheulichen Formen.
    Mutiert, verstümmelt, verbrannt, verwachsen, zusammen geschlagen, wieder schief gewachsen, mit hängendem Auge, mit Hörnern aus der Stirn. Wahnsinnige Blicke, ängstliche Blicke, dämonische Züge, hasserfüllte Augen.
    Sie flog weiter, versuchte, die tausende von Bildern zu ignorieren, flog durch die getäfelten Gänge, hielt sich immer links bei Abzweigungen und die Korridore machten immer schärfere Wendungen, bis sie plötzlich in einem riesigen Gewölbe schwebte.
    Die Decke war wie der Boden aus Naturstein gehauen, ein schleimiger Film lag auf dem Boden, von dem Nebelschwaden empor stiegen. Datacrons schwebten schwerelos in der Luft und drehten sich um die eigenen Achsen, langsam, ungleichmäßig, taumelnd.
    In der Mitte ein Podest, darauf ein Sitz, ein Thron. Darauf stand etwas, das ihre Flammenaugen spiegelten. Sie flog zaghaft näher, erkannte ein Glas.
    Ein menschliches Embryo schwamm dort in einer trüben Brühe. Es öffnete das Auge. Die Pupille war hellgrau wie die Augen von Democritus.


    Das Gästehaus war wohl eher eine kleine Villa, in Sichtweite der Burg.
    Auf dem Gelände eines alten Schlosses erbaut, von dem nur noch einige Fragmente geblieben waren. Wild überwuchert war es fast schon ein Garten mit wahllos angeordneten Mauerresten als eine Ruine. Und unweit davon das kleine aber elegante Gästehaus. Der Droide bereitete duftenden Kaf der auch herrlich schmeckte und das kleine Buffet war hervorragend zusammen gestellt. Der Tag graute noch, ein wenig Bodenfrost lag auf den Gräsern als Amanirenas zum Langenberg wanderte. Es waren keine dreihundert Meter bis zum ersten Checkpoint. Sie wurde nur kurz überprüft, die Leibgardisten schienen sie alle zu kennen und benahmen sich ausgesprochen höflich. Amanirenas brütete den ganzen Morgen in der Bibliothek. Als der Droide sie höflich auf die Mittagszeit hin wies, nahm sie in einem kleinen Zimmer eine Mahlzeit ein und schlenderte über den Hof. Dort wurden ihre Comsignale nicht mehr gestört und sie instruierte ihren eigenen Dienerdroiden drüben in der Wohnung in der Stadt, ihr einige Sachen zu packen und diese zum Gästehaus zu bringen.
    Gestählt und wissbegierig machte sie sich wieder ans Werk, bis sie Nachts vom Droiden geweckt wurde, der darauf bestand, dass sie in der Bibliothek nicht schlafen solle.



    Diese Nacht träumte sie nichts, zumindest konnte sie sich an nichts erinnern.


    Nach ausgiebigem Bad und kurzem Frühstück huschte sie erneut in die Burg. Das Mittagsessen ließ sie ausfallen, da der Lord am Abend von seiner Reise zurückkehren wollte. Sie spürte, wie ihr die Zeit durch die Finger rann. Sie wurde hektischer. Eine Hand schien sich auf ihre Schulter zu legen und sie schrak zusammen ob des sonderbaren, durch die Macht begleitete Gefühl. Sie blickte auf und sah Sith Yannila einige Meter entfernt am Eingang der Bibliothek stehen. Die Schülerin lächelte verständnisvoll und schlenderte näher. Ihr ärmelloses Kleid war in Schwarz gehalten, eine blutroten Bluse bedeckten ihre Arme. Ihre dunklen Augen wirkten durch schweren Lidschatten noch düsterer, sie war eine herbe Schönheit, die trotz ihrer Größe nicht hager oder gar ungeschlacht wirkte.
    Amanirenas lächelte überrascht, blickte auf die Uhr an der Wand und seufzte.
    „Sith Yannila, eine Freude Euch zu treffen,“ erklärte sie mit hängenden Schultern und erhob sich von der Konsole.
    Die dunkelhaarige Schülerin verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Und habt Ihr ein paar Studien betreiben können, Sucherin?“
    „Selbstverständlich,“ log sie gekonnt, „ich bin Eurem Meister zu Dank verpflichtet. Ich nehme an, er ist mit Euch zurück gekehrt?“
    Die Sith schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Wollt Ihr vielleicht mit mir zu Abend speisen?“
    „Gerne,“ erklärte die zierliche Frau und blickte ein wenig enttäuscht. Ihre Studien waren vorüber. Was hatte sie erreicht? Hecktisch die Themen durchgegangen, die verschiedenen Einteilungen der Macht überflogen, ein Wenig über die eigenen Fähigkeiten erfahren, und Listen über Listen mit interessanten Aspekten zusammen gestellt.
    Sie schlenderten durch die niedrigen Gänge des Untergeschosses, und als Amanirenas schon fragen wollte, warum sie nicht nach oben gingen, betraten sie eine aus Stein gebaute, gewundene Treppe.
    „Ich mag keine Aufzüge,“ erklärte die Schülerin ungezwungen und ihre Stimme wurde von einem dumpfen Echo begleitet. Ein feuchter, kalter Hauch kam aus den Tiefen der Treppe und die Sucherin rümpfte ein wenig pikiert die Nase.


    Die beiden Sith speisten in einem kleinen Salon und wurden von mehreren Droiden bedient.
    „Interessanter Geschmack,“ sagte Amanirenas, nachdem sie sich mit einem Stofftuch den Mund abgetupft hatte.
    „Das ist die traditionelle deservranische Küche, nicht das, was man den Hutten vorsetzt,“ erklärte die Frau mit einem milden Lächeln.
    Die Augen der Sucherin weiteten sich. „Ihr stammt von Desevro?“
    Die Frau ließ eine Beere von einer Früchteschale in ihren Mund schweben und erklärte, nachdem sie geschluckt hatte, „Kagal, 8 Mond von Arjus.“
    Die Sucherin nickte. Plangemäß würde sie in 63 Tagen die Fabriken des Gasgiganten und Minen seiner Monde inspizieren. Sie war über das gesamte Desev-System informiert, zumindest oberflächlich.
    „Kein Ort für eine Sith.“ Die Schülerin des Lord beugte sich mit funkelnden Augen vor. „Ich habe es geliebt. Mit Sprungtornistern von einer Plattform zur nächsten. Ich habe in einem Harnisch an der Brust meines Vaters gehangen und er hat mich zum Kinderhort gebracht.“ ihre hellbraunen Augen bekamen einen silbrigen Glanz. „Die Schwerkraft betrug nur zwei Drittel Standard, die Atmosphäre war so dünn, dass man höchstens drei Minuten ohne Luftautomat überleben konnte. Es war fast wie ein Leben unter Wasser, aber ohne die damit verbundene Trägheit.“
    „Korriban muss schwer gewesen sein.“ meinte die Sucherin besonnen.
    „Fast anderthalbfache Schwerkraft? Ich fühlte mich wie erschlagen,“ gestand die Frau nickend und nippte an einem Wein.
    „Meine Muskeln zitterten im Schlaf, ich fühlte mich immer erschöpft und war unkonzentriert. Zur Strafe trug ich bis zu meinem sechsten Lebensjahr Gewichte an Armen und Beinen. Bis die Aufseherin bemerkte, dass ich mit der Macht das Gewicht aus glich. Sie erklärte mir, dass ich von jetzt ab keine Hilfe mehr zu erwarten hatte, den nun würde mich Korriban töten oder ich würde eine Sith werden.“
    „Ja,“ erklärte Amanirenas ohne Verbitterung,“die Aufseher haben uns körperlich und seelisch über die Grenzen gebracht. Aber das ist es, was wir erhalten haben: unser Preis.“
    Die Schülerin nickte. Eine Entschlossenheit stand in ihrem Gesicht. „Überleben reicht nicht,“ murmelte Yannila, „die Macht ist ein unbarmherziger Herr und Liebhaber.“
    Amanirenas spürte die Leidenschaft der Frau und wurde selbst erregt. Der Ort hier war kein Machtzentrum, doch die alten Mauern strahlten eine Düsternis aus, die sie immer mehr in den Bann nahm. Die dunkle Seite der Macht war stark in der jungen Frau, und sie spürte in ihrer Schwester die gleichen Kräfte.
    Ihre Machtsensitivität schien weiter an zu wachsen, und sie spürte verwirrend viele Überlagerungen von Lebewesen. Unterschiedliche Machteinflüsse schwirrten durch ihr Bewusstsein, die stärkste Quelle der Macht oder das stärkste Gefäß im Umkreis war Yannila. Aber sie war nicht die einzige hier.
    Amanirenas schüttelte wie betäubt den Kopf. Sie erhob sich und fokussierte ihre Gedanken. Yannila sah sie neugierig an.
    „Ihr wollt gehen?“ Die Sucherin nickte.
    „Ihr habt sicher morgen früh Termine. Wollt Ihr die Nacht noch im Gästehaus verbringen?“ Die Sucherin lächelte.
    „Vergebt mir, Sith Yannila, ich bedanke mich für die Gastfreundschaft. Ich ziehe mich zurück und werde mich morgen früh von meinem Fahrer abholen lassen. Richtet Eurem Meister meine ergebensten Dank aus.“
    Die Sith erhob sich und verneigte den Kopf.
    „Zum Wohle des Imperiums müssen wir Sith gemeinsam nach der Herrschaft streben. Kämpft jeder nur für sein eigenes Ziel, sind wir schwach und werden einzeln geschlagen,“ erklärte die hochgewachsene Frau mysteriös, als würde sie ein Gebet rezitieren, das Amanirenas unbekannt war.


    Der Sucherin schwirrten in der Nacht viele Gedanken durch den Kopf. Informationen der Datenbank vermischten sich mit dem Wissen, das man ihr auf Korriban beigebracht hatte. Erst als Akolythin, später als Sucherin.
    „Schwach, wir sind beide Schwach,“ murmelte sie in einem Selbstgespräch, als das Gesicht der Sith Yannila in ihrem Bewusstsein herumschwirrte. Aber dann zerflossen die dunklen Augen der Schülerin und zurück blieben nur dunkle Höhlen. Das dunkle Make Up um die Augen verschwand und das Gesicht der hochgewachsenen Frau war nur noch eine verzerrte Maske mit grotesk vergrößerten dunklen Augenhöhlen. Der grausige Schädel stimmte Amanirenas nickend zu.


    Mühsam und schleppend gingen die nächsten Tage vorüber. Amanirenas litt unter Konzentrationsmangel und schlief schlecht. Ihre Meditationen waren das einzige, dass ihr ein wenig Balance bringen konnten. Schon am dritten Tag fuhr sie direkt nach einem Einsatz in einem abgelegenen Dorf zurück zum Schrein der Macht am Rand der Stadt und meditierte. Sie sog begierig die Kraft des Ortes ein wie eine Ertrinkende. Kein klarer Gedanke war möglich, ihr Bewusstsein war verwirrt und ihr Wille schwach. Die Macht, dunkel und lockend gab ihr neue Kraft und sie gab sich dem Strudel hin. Der Zorn über ihre eigenen Unzulänglichkeiten verwandelte sich immer mehr in einen Zorn auf das Leben, das sie umgab. Chaos breitete sich in ihr aus, und es war ihr vollkommen gleich. Jedes Lebewesen, das ihre Konzentration stören würde, würde sie mit Inbrunst zermalmen, zerschmettern, Zerstören. Zu ihrem Bedauern ergab sich nicht die Möglichkeit, und dass das Gras um sie herum vertrocknete und ab starb, nahm sie nicht wahr, als sie von eiskaltem Regen auf ihrem Gesicht aus der Trance erwachte. Blätter raschelten und die Laternen der einige Meter entfernten Wanderwege erleuchteten spärlich den Park. Ein eiskalter Wind zog auf und erinnerte an den nahenden Winter.
    Sie stand taumelnd auf und hob ihr feines, dunkles Gesicht zum wolkenverhangenen, pechschwarzen Himmel. Die einzelnen Tropfen verwandelten sich in einen heftigen Schauer. Sie schlang ihren Grünen Schal über den Kopf, aber das war ein unzureichender Schutz.
    Ein Blitz erhellte die Nacht, und sie blickte verärgert nach Westen. Ein Donner rollte von dort heran und sie antwortete dem Unwetter mit einem schrillen Schrei. Sie ließ ihrer Wut freien Lauf, wurde eins mit der dunklen Macht. Rastlosigkeit, Versagensängste und Eifersucht auf das Universum entluden sich in einen Blitz, den sie in die Wolken schickte, bis sie erschöpft und vollkommen entkräftet zusammen brach.
    Zitternd vor Kälte, körperlicher Schwäche und seelischer Erschöpfung erhob sie sich auf wackelige Beine. Ein Lächeln umspielte ihre Züge, der eiskalte Regen rann an ihrer Nase und dem Kinn hinab. In dieser Finsternis schimmerte Ihre dunkel Haut schwarz. Ihre Augen leuchteten mit einem goldenen Schimmer, als sie sich zum Gleiter schleppte, der nur wenige hundert Meter entfernt auf einem Parkplatz abgestellt war.


    Eine schwere Erkältung führte dazu, dass sie die nächsten zwei Tage in Heiltrance verbrachte. Einen Meddroide wollte sie nicht sehen, und auch wenn sie in der lebendigen Macht nicht (auch nicht!) unterwiesen war, so griff sie doch auf erlernte Techniken zurück und half ihrem Körper zu gesunden.


    Länger dauerte es, bis sie sich überwand und sich beim Lord meldete.
    Lord Democritus erklärte überlegen aber nicht arrogant, dass er darüber erfreut war, dass Amanirenas einen weiteren Besuch abstatten wollte.
    „Zu meinem Bedauern befinde ich mich gerade auf Korriban. Ich werde in sechs Tagen zurück kehren. Wendet Euch an meinen Majordomus, sobald Ihr den Wunsch verspürt, die Bibliothek zu besuchen. Er wird dann das Gästehaus für Euch herrichten.“



    Die Sucherin führte am nächsten Tag eine Razzia durch.
    Während die Medical Investigation Unit Haussuchungen durchführte, war Amanirenas ganz entspannt und konzentrierte sich auf die Macht.
    Sie sandte ihre Sinne aus, versuchte den Ort in sich auf zu nehmen. In den Innenbezirken der Stadt waren die Reichen, Mächtigen, die Adeligen und die adeligen Reichen angesiedelt. Nichts davon stellte sie über das Gesetz, über die Bedürfnisse des Imperiums. Dennoch glaubte einige, mit Geld alles kaufen zu können. Inklusive der Freiheit zu entscheiden, ob ihre machtsensitiven Kinder auf die Akademie gesendet wurden oder nicht.
    Desevro war schon viel zu lange verhätschelt worden. Seit mehr als Dreißig Jahre gehörte das Sternensystem Desev dem Imperium. Die Sith und ihre Nachkommen, Menschen, reinblütige Sith und die Hybriden waren ein Jahrtausend lang daran gewöhnt, dass ihr Leben dem Imperium gehörte. Jeder Bürger des Imperiums diente auf die eine oder andere Weise. Auch dort gab es Lebewesen, die sich über die Gesetze des Imperators stellten. Auch dort wurden sie verfolgt und bestraft. Es war nur gerecht, dass diese verweichlichten Unterworfenen jetzt ihre Verantwortung gegenüber dem Imperium erfüllten.
    „Sektor A2 geprüft,“ meldete sich eines der Suchteams.
    „Sektor A3 negativ,“ erklärte ein weiteres.
    Eine Limousine schwebte an Amanirenas vorbei. Sie spürte die Lebewesen darin. Mit ihrer modischen Kleidung wirkte sie nicht auffällig. Eine Frau, die an eine Mauer gelehnt scheinbar eingenickt war. Aber dann kam Leben in ihren zierlichen Körper. Sie hob das Kinn und wendete das Gesicht dem vorbei schwebenden Fahrzeug nach. Dann öffnete sie ihre Augen. Ein grimmiges Lächeln umspielte ihre fein geschwungenen Lippen.


    Der Leibwächter hatte unter den Armen Koffer geklemmt und in den Händen trug er weitere. Ein Dienstdroide trug zwei weitere Koffer zum Gleiter.
    Der Leibwächter, ein stämmiger Mann in maßgeschneiderter Uniform blickte misstrauisch auf die junge Frau auf der anderen Straßenseite. Für dieses Viertel war ihre Kleidung zu gewöhnlich. Dafür hatte er ein Auge.
    Er blieb stehen, sah sich misstrauisch um. Der Droide hinter ihm wartete höflich schweigend, bis der Mensch seinen Weg fortsetzen würde.
    Etwas an der dunklen Hautfarbe und dem scheinbar ziellosen Schlendern der Frau machte den Leibwächter nervös. Er war gut geschult und wusste, dass er das Leben seines Herren und dessen Familie zu beschützen hatte.
    Er ließ die Koffer achtlos fallen und griff in den Mantel.
    Ein paar schimmernde blaue Augen fixierten ihn.
    Der Leibwächter zog die Waffe und entsicherte sie dabei.
    Ein kleiner Stab fiel der Frau aus dem Ärmel in die Hand, gerade groß genug für eine Blitzgranate oder einen leichten Explosivkörper.
    „Attentäter!“ brüllte der Leibwächter, ging leicht in die Hocke und brachte den Blaster am ausgestreckten Arm auf Augenhöhe.
    Die zierliche Frau streckte ihre linke Hand aus, und der Leibwächter konnte das Ziel nicht mehr halten. Ein Schuss löste sich, als die Waffe bereits nach oben zeigte. Der Blasterbolzen traf die Hauswand hinter Amanirenas, zwei Meter über ihr und einen Meter weit links. Sie zündete ihr Lichtschwert und nahm die Sureso Haltung ein. Langsam das Lichtschwert in beiden Händen haltend, schritt sie vorwärts. Sie hatte keine weiteren Gegner gesehen, aber es war ihr auch nicht möglich, sich auf die Verteidigung zu konzentrieren und gleichzeitig Machtwanwender, geschweige denn Nicht Machtsensitive zu spüren.
    Der Leibwächter versuchte ruhig zu bleiben und gab zwei Schüsse in kurzer Folge ab. Er hörte Geräusche aus dem Haus, als die Blasterbolzen von der kleinen dunkelhäutigen Frau und ihrem roten Lichtschwert wirkungslos abgelenkt wurden.
    „Bleibt zurück!“ rief er und feuerte einhändig, griff in eine seiner Taschen in der Jacke.
    Amanirenas, die fälschlicherweise annahm, das er sie angesprochen hatte, erklärte seelenruhig: „Sie machen sich strafbar. Ein Angriff auf einen Sith ist untersagt. Legen Sie die Waffe auf den Boden und heben Sie die Hände über den Kopf.“
    Die Augen des Leibwächters verrieten seine Furcht. Sie konnte sie jetzt auch beinahe spüren, denn immer mehr konzentrierte sie sich auf den Gegner. Zwei Meter trennten sie vom eleganten, geschlossenen Schweber, einen Meter dahinter stand der Leibwächter halb geduckt und nestelte in seiner Jacke herum, ohne das Feuer ein zu stellen. Jetzt musste sie sich entscheiden, wie sie weiter vorgehen wollte. Da sah sie die matte Mündung einer Waffe im Eingang der luxuriösen Stadtvilla aufblitzen, noch bevor ihr die Macht eine Bedrohung anzeigten. Blitzschnell überwand sie die Strecke zum Gleiter und duckte sich hinter das Chassis. Eine Scattergun dröhnte und der Wagen schaukelte unter zwei Einschüssen. Das Modell war gepanzert und lediglich der Lack wurde beschädigt. Amanirenas spürte nur die erhitze Luft über ihrem Kopf.
    Ein faustgroßer Gegenstand fiel im steilen Winkel zu ihr hinab. Ihrem jugendlichen Leichtsinn sei es geschuldet, dass sie den Gegenstand mit der Macht in ihre Hand zog und mit einer fließenden Bewegung über das Dach des Gleiters in den Hauseingang warf. Eine entsprechend programmierte Granate hätte ihr wohl die Hand zerfetzt, doch vielleicht hätte sie die Macht dann gewarnt.
    Das dumpfe Knallen einer Schockgranate ertönte, und ein feiner Nebel schoss aus dem Hauseingang. Gegenüber von Amanirenas lehnte jetzt der Leibwächter gegen die Seite des Schwebers und hielt verkrampft den Blaster mit beiden Händen. Nirgendwo in seinem Vertrag stand was von einem Kampf gegen Machtanwender, schoss es ihm durch den Kopf, während ihm der Schweiß aus bracht. Ein Kind, eine kleinen Frau. Aber eine Sith. Und sie hatte seine Kopfschüsse mit dem Lichtschwert pariert. Das musste er erst einmal verkraften.
    „Ich spüre Deine Angst,“ sagte Amanirenas mit heller Stimme. Sie lächelte. Vielleicht kein ebenbürtiger Gegner, aber jeder Kampf war tödlich, darum war jeder Kampf ernst zu nehmen. Sie hatte das Training nicht vergessen.
    Sie deaktivierte das Lichtschwert und legte beide Hände gegen den Wagen. Ein gutes Modell, ein teures Modell. Sicher auch eine Automatik für Notsituationen.
    „Ich habe Dich gewarnt. Ich bin eine Sucherin im Auftrag der Akademie. Dummheit werde ich mit dem Tod bestrafen, wenn Du jetzt nicht sofort Deine Waffe fallen lässt.“
    „Ich beschütze das Leben meines Auftraggebers.“
    „Du vergehst Dich gegen imperiales Recht. Du verwirkst Dein Recht auf Leben,“ erklärte Amanirenas ruhig. Sie konnte die Augen der Sensoren auf sich spüren. Das Viertel war überwacht. Vielleicht hatten andere Leibwächter bereits die Visiere ihrer Waffen auf sie ausgerichtet. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt, aber Amanirenas konnte ihre Gewaltbereitschaft kaum noch zügeln.
    Sie würde den Wagen einen Machtschub verpassen, dann mit aktiviertem Personenschild über den Wagen springen und den Mann das Schwert in den Kopf stoßen, die Wirbelsäule hinab bis zu seinem Herzen.
    Flimmer stiegen vor den Augen des Leibwächters auf, als er die Visionen seines Todes sah. „Bei den Göttern,“ keuchte er und seine Knie wurden weich. Sie sprach leise und langsam: „Es ist nicht nötig, Dein Leben sinnlos zu vergeuden. Du brauchst keine Beweise mehr dafür, dass ich genau das mit Dir machen werde.“
    „Das ist... unmöglich,“ keuchte er. Es war unmöglich, dass sie seine Gedanken lesen konnte. „Ich spüre Deine Angst, ich kenne Deine nächsten Schritte. Ich bin eine Sith. Du wirst Dich unterwerfen oder ich werfe Dich nieder.“
    Seine Unterlippe bebte. Der Griff um seine Waffe war glitschig.
    Ein harter Brocken, dachte Amanirenas und fühlte im gleichen Moment die Unsicherheit in sich auf steigen. Vielleicht war er gar nicht Willensstark, sondern sie zu schwach?
    Sie verlor die Beherrschung, nutze die Macht, um ihre Seite des Gleiters zu Boden zu zwingen. Die Systeme glichen den Bodenkontakt aus, das Fahrzeug bäumte sich kurz auf Amanirenas Seite auf und schwebte einige Zentimeter auf das Haus zu, stieß dabei den Leibwächter an, der daraufhin vom Wagen weg taumelte. Er sah noch einen Schatten, als Amanirenas auf ihn herab sprang und dabei ihr gepanzertes Knie seine Stirn erwischte und ihm den rechten Wangenknochen zertrümmerte, als das Knie knapp an der Nase vorbei auf seine Brust krachte. Der Leibwächter war bereits bewusstlos, bevor er mit dem Schädel auf dem Boden auf schlug und sich eine schwere Gehirnerschütterung zu zog. Ihr Schwert leuchtete diabolisch rot in der Hand, doch sie setzte es nicht ein. Das war nicht mehr erforderlich.


    Sie blickte in den Hauseingang. Ein Truppentransporter hielt mit glühenden Repulsoren auf dem Bürgersteig.
    Acht imperiale Soldaten sprangen heraus und sicherten die Umgebung.
    Amanirenas blickte auf das Namensschild am Hauseingang. In goldenen Lettern, in tionesisch undScheurebe stand dort der Name des reichen und Mächtigen, der anscheinend ein machtsensitives Kind versteckt hatte.
    „Ich würde soweit gehen und behaupten, der Ausflug ist zu Ende, bevor er begonnen hat.“ rief sie laut in den Hausflur. Sie konnte ein paar Schuhe erkennen, und dahinter den Rest eines liegenden Mannes. Die Scattergun sah sie jedoch nicht. Sie wandte nicht den Blick ab oder deaktivierte das Lichtschwert. Leicht und in komplexen Mustern kreiste die Waffe vor ihrem Körper.
    „Was hat so lange gedauert, Captain Yann?“ fragte sie ruhig.
    „Lieutenant Merrks, Mylady. Der Captain ist in einer Untersuchung am Ende des Suchrasters.“
    „Das ist keine Antwort, Soldat! Formieren Sie Ihre Männer, Blaster auf Betäubung.“
    „Jawohl Mylady.“
    „Ich spüre sie... nein ihn. Bringt mir das Kind aus diesem Haus. Jeder Erwachsene wird betäubt.“
    „Aber Mylady, das ist das Gebäude...“
    Sie ließ sich nicht ablenken, während sie bedrohlich zischte: „Das Gebäude eines Verräters. Ich spüre einen Machtsensitiven dort. Mit allgemeinen Schulen für alle Klassen und Ränge würde das alles nicht passieren. Privatlehrer, Privatärzte, Landhäuser. Zu viele Verstecke. Der Planet ist ein einziges Versteck, wie Xims Archive. Jetzt geht gefälligst dort hinein oder ich trete Euch hinein!“
    Ein paar Augenblicke meldete der Trupp die Sicherung. Die Sucherin deaktivierte ihr Schwert und betrat mit erhobenen Haupt das Gebäude wie eine Siegerin.


    Sie betrachtete es als eine Gnade, den jungen Mann mit ihrem Lichtschwert zu richten. Sie spürte, wie sein Leben erlosch. Eine tiefe Traurigkeit erfasste sie, die sie sich nicht erklären konnte. Nur ein Junge, zufällig am falschen Ort, zufällig mit der Macht gezeichnet. Vielleicht wusste er nicht einmal, dass er über Kräfte verfügte, die ihn über all diese schwachen Lebewesen erhoben.
    Aber warum spielte das plötzlich eine Rolle für sie? Seine Macht war eine Gefahr für die Sith, denn er war zu alt, um noch auf Korriban auf den Weg der Sith gebracht zu werden. Er musste sterben, das war keine Option, das war die Konsequenz. Wer nicht für die Sith war, der war Feind der Sith. Und alle Machtanwender, die keine Sith waren, waren ebenfalls Feinde.
    Irgendwie war das genau das Gegenteil von dem Erlernten. Befreien von Restriktionen, freie Wahl, unabhängige Entscheidungen. Das war der Kodex. Aber Nein. Ihr Leben lang wurde sie auf einen Weg geführt, gepeitscht. Es gab nur den Weg der Sith. Wo war da die Freiheit? Warum konnte sie nicht die Macht erforschen, ihre eigenen Kräfte vervollkommnen? Weil andere über ihr Leben bestimmten. Die Akademie hatte verfügt, dass sie zu einer Sucherin werden sollte. Sie hatte die Ketten der Akolythen gegen die Ketten des Sith Kodex und gegen die Ketten der Akademie eingetauscht. Gesprengte Ketten? Sie konnte die Ketten nicht sprengen, denn immer neue legte man ihr an. Sie fühlte sich, als müsse sie ersticken.
    Waren die Sith wirklich besser als die Jedi, die vor ihrer eigenen Macht in Angst und Schrecken lebten und sich davor fürchteten, was aus ihnen werden würde, wenn sie sich der Macht hin gaben? Wo war denn da der Unterschied?


    „Ich werde meinen Sohn rächen,“ krächzte der Vater und riss an seinen unzerstörbaren Hand- und Fußfesseln. Sie blickte ihn freudlos an. Emotionen huschten über ihre schwermütigen Züge, aber sie hatte weder die Kraft noch das Interesse, sich mit diesem Würmchen auseinander zu setzen. Was verstand er schon von der Macht?
    „Sie haben Ihren Sohn auf dem Gewissen. Sie haben ihm dem Schicksal vorenthalten, jetzt war er zu alt. Sie haben ihn zu lange versteckt und damit seinen Tod besiegelt.“ erklärte sie ihm freudlos die Lage aus ihrer Sicht.
    Die imperialen Soldaten schwiegen. Ihre Meinung war nicht gefragt.


    „Captain Yann,“ sagte Amanirenas in ihr Holocom, “ich bin hier in der... schauen sie auf meine Daten, ich sende ein Positionssignal. Lassen Sie die Leiche entsorgen, ich gebe die Proben für die Datenbank an Lieutenant Merrks. Ihre Einheit führt die Razzia fort. Ich melde mich für Fünf Tage ab. Sie erreichen mich, falls etwas dringendes an steht, über mein Holocom.“
    Sie wartete keine Antwort ab und unterbrach die Verbindung. Sie warf einem der Soldaten ihren Scanner zu, der ihn überrascht fing und beinahe aus seinen Fingern fallen ließ. Dann trat sie aus dem Hauseingang und ließ ihr Holocom ein Taxisignal ausstrahlen.
    Die Burg des Lord lag keine zwanzig Minuten entfernt.



    Der Morgen graute düster und verregnet, Nebelschwaden trieben so dicht, dass sie die Burg nicht sehen konnte. Eine bleierne Schwere lag auf ihrem Gemüt, und sie versetzte sich in eine tiefe Meditation.
    Langsam und tastend streckte sie ihre Machtsinne aus. Der Ort war uralt, und die Macht war ein Narbengeflecht. Viel war hier geschehen in den Jahrtausenden, viele Lebewesen hatten hier gelebt und waren hier gestorben. Die Macht war ein Rätsel, vielleicht das Rätsel des Universums selbst. Zugriff zu haben auf eine ungreifbare aber unbestreitbare Kraft war etwas erhebendes. Selbst wenn die junge Frau sich in Zorn oder Depressionen hinein steigerte, war es eine Befreiung. Die Macht verband sich mit ihr, und die Macht war überall. Sie konnte den Atem des Universums spüren, den Puls des Hyperraums fühlen. Seit sie wieder hier war, war ihre Sensitivität gegenüber der Macht weiter angestiegen. Sie spürte die Zerstörung, und Zerstörung war Befreiung. Sie spürte das Chaos, und Chaos war nur der sichtbare Teil der Harmonie, die sich ihr entzog. Das Wissen, die Macht selbst schien greifbar zu sein, aber sie entzog sich, wenn sie danach griff.
    Sie fühlte sich so schwach und bedeutungslos.
    Doch seit ihrem dritten Lebensjahr war sie darauf konditioniert worden. Niemals aufgeben. Niemals das Tier im eigenen Selbst verleugnen.
    Der Kern allen Lebens hieß Überleben. Um zu überleben, musste anderes Leben zerstört, absorbiert, verschlungen werden. Diese Wahrheit war der Mittelpunkt der Existenz. Leidenschaft. Leidenschaft war nichts anderes als das eigene Überleben zu sichern. Um jeden Preis, selbst um den Preis, das Universum zu zerstören!
    Sie rezitierte den Sith Kodex. Denn ihn zu verstehen und das, was er für das Leben bedeutete, war der Ursprung der inneren Kraft.


    „Nwûl tash.
    Dzwol shâsotkun.
    Shâsotjontû châtsatul nu tyûk.
    Tyûkjontû châtsatul nu midwan.
    Midwanjontû châtsatul nu asha.
    Ashajontû kotswinot itsu nuyak.
    Wonoksh Qyâsik nun.


    Es gibt keinen Frieden, nur Leidenschaft.
    Durch Leidenschaft erlange ich Stärke.
    Durch Stärke erlange ich Macht.
    Durch die Macht erlange ich den Sieg.
    Durch den Sieg zerbersten meine Ketten.
    Die Macht wird mich befreien.“


    Selbstzweifel verschleierten ihr Bewusstsein. Sie hatte gelernt, dass dies ihre eigene Macht schmälerte, aber zu wissen und zu verstehen reichte nicht immer aus, um aus dieser Spirale der Depression zu entweichen. Sie spürte die Macht um sich. Sie spürte, wie sie sie durchdrang. Sie spürte schließlich ihre eigene Macht, wie sie sich ihrem Willen unterwarf. Wie sie zu ihrem Willen wurde.
    Im Zentrum ihrer Macht war sie selbst Ichbezogen, alle anderen Lebewesen verleugnend. Ihr Leben war der Mittelpunkt ihres Universums. Nicht sie bewegte sich, sondern das Universum bewegte sich um sie.
    Selbstherrlichkeit, die dunkle Seite der Macht. Und es war nur ein Aspekt der Macht, das wusste sie. Aber es war ihre Verbindung, und da war kein Platz für Zweifel. Da war nur Platz für sie, und alles andere würde ihr dienen oder sie würde es sich ihr dienstbar machen.
    Sie öffnete die Augen. Eine goldene Aura durchsetze das herrliche Blau.


    Nach ein paar Lichtschwertübungen in der wilden Schlossruine war sie auf einen besonders hohen Mauerrest gesprungen und befand sich über der Nebelgrenze. Sie sah die Sonnenscheiben am Horizont wabern, ein Rotes Auge mit einer weißen Pupille. Zaghaft kletterten die Strahlen über eine Hügelkette und an einem hunderte Meter hohen Gebäude der kleinen Stadt empor.
    Sie atmete tief ein und nährte sich von der Macht des Ortes. Wenig Macht, aber sie nahm alles begierig auf. Ein feines Ziehen zeigte ihr, wo der Schrein war, den sie die vergangenen Wochen so häufig besucht hatte. Doch Heute zog es sie wieder zur Burg hin. So wie in den letzten Tagen. Es gab viel zu lernen. Den wenigsten Sith war die Beherrschung der Macht in die Wiege gelegt. Und ob man sie nun für eine mäßige Machtsensitive hielt oder nicht, ihr allein oblag es, diese Macht zu nutzen und durch Training und Wissen zu vergrößern.
    Seit vielen Tagen studierte sie nun schon die alten Aufzeichnungen und hatte Übungen gefunden, die ihre Fähigkeiten verstärken sollten. Sie hatte heraus gefunden, dass ihre außergewöhnlich erhöhte Sensitivität der Schlüssel sein konnte, um stärker als andere Machtanwender die Macht zu bündeln. Was ihr an Macht fehlte, würde sie auf diesem Pfad der Macht durch höhere Absorbtion und Kanalisierung ausgleichen können. Vielleicht. Und wenn nicht? Wenn sie immer auf ihrem niedrigen Niveau bleiben musste, verdammt zur Mittelmäßigkeit? Ein grausiger Gedanke!


    Mit neuer Sehnsucht und Entschlossenheit im Herzen sprang sie zwischen die Steine und flitzte machtverstärkt den Weg hoch zur Burg. Die Leibgardisten hätten sie beinahe über den Haufen geschossen, aber aus irgendeinem Grund hatten sie gezögert. Sie wartete, ohne sich ihre Ungeduld anmerken zu lassen am Haupttor und ließ sich überprüfen. Diese Leibgardisten waren der Sucherin noch immer ein Rätsel. Allerdings kein Rätsel, dass ihre Aufmerksamkeit von der Bibliothek ablenken konnte.


    „Störe ich?“
    „Ja!“
    Amanirenas sah verschreckt auf und schluckte schuldbewusst. „Verzeiht meine Schroffheit, Lord Democritus. Ich schulde Euch Respekt.“
    Der junge Lord lächelte.
    „Zumindest habt Ihr Euch noch etwas unter Kontrolle. Was ist denn passiert, dass ich Euren Zorn bis hinauf in das Erdgeschoss spüren kann? Ich vermute sogar, Eure schlechte Laune hat meine Tauntauns beunruhigt.“
    „Ihr habt hier TaunTauns?“
    Er lächelte. „Bergländer. Drüben in den Stallungen. Vielleicht zeige ich Sie Euch ein andern mal. Ich bin soeben wieder ein getroffen und wollte Euch zu einem letzten Abendessen verführen. Immerhin werdet Ihr morgen früh wieder Eure Suche fortsetzen?“
    Sie blinzelte. Blickte auf den Chronometer an der Wand, ein altes Modell ohne Datumanzeige. War sie wirklich schon 11 Stunden hier?
    „Sicher, Lord Democritus. Ich habe meine Aufgaben zu erfüllen. In schätzungsweise 12 Tagen bin ich mit diesem Sektor fertig.“ erklärte sie mit etwas Wehmut in der Stimme. Ihr Gesicht entgleiste erneut, sie zog ihr zierliches Näschen kraus und an ihrem herzförmigen Kinn zeigte sich eine Falte. An den Augenwinkeln und vor allem zwischen ihren Augenbrauen zeigte sich Falten.
    Der Lord verschränkte lässig die Arme und besah sich das Schauspiel. Er öffnete sich der Macht und sie schrak überrascht zurück.
    „Was bringt diesen unkontrollierten Zorn hervor,“ fragte er diesmal fordernd.
    Sie erhob sich vom Stuhl und starrte kühn zurück. Dann stampfte sie mit dem Fuß auf. „Die eigene Unzulänglichkeit,“ spie sie es heraus wie ein giftiges Sekret.
    „Ich weiß, das ich nichts weiß!“ flüsterte sie mit ihrer hellen Stimme wie einen Fluch.
    „Das sagten schon große Gelehrte,“ erklärte der Sith unbeeindruckt. Seine Augen zeigten Verständnis. Was für ein beherzter Mann, dachte Amanirenas, aber sie war zu verärgert. Sie griff sich ans Herz.
    „Hier spüre ich es! Es waren Worte ohne Sinn, aber jetzt weiß ich, was es bedeutet! Ich fühle, was es bedeutet, zu erkennen, dass ich nichts weiß!Meine Augen, nein, meine Machtsinne sind weit geöffnet. Vielleicht kann ich die Macht stärker spüren als jemals zuvor, aber alles was ich spüre ist, dass die Macht unendlich groß ist und ich nur so wenig davon beherrschen kann!“
    Langsam nickte er.
    Sie zitterte vor Wut und geballter Energie.
    „Du kannst eine Tasse schweben lassen, aber Du weist, Du könntest den gesamten Planeten zerquetschen, wenn Du die Macht beherrschen würdest, wie es möglich ist. Was für eine Erkenntnis!“ sagte er trocken und sie sah seine eigene Anspannung seinem lässige Tonfall Lügen strafen.
    Sie nickte jetzt ebenfalls langsam.
    Sie verstanden sich ohne Worte. Zwei dunkle Herzen, begierig, zu Herrschen. Sehnend, alle Schraken der physikalischen Gesetze zu zerbrechen. Die Macht war unendlich. Und nicht weniger begehrten sie beide.
    Ihre Augen waren ineinander versunken.
    Sie erkannte eine aufflammende Energie in seinem Blick, seine Mine verzog sich zu einem triumphalen, aber fordernden Ausdruck.
    „Das ist der Sieg, Amanirenas! Deine Ketten sind gebrochen. Du weist jetzt, wo Dein Ziel liegt. Deine Macht wird Dich von dieser niederen Existenz befreien. Du kannst alles erreichen, aber nicht alles auf einmal. Viele Wege führen zu Deinem Ziel, der dunkel Pfad ist einfach: Nimm es Dir! Nimm Dir, was Dir zu steht!“
    Er bebte jetzt und ließ seine eigene Macht ohne Rückhalt fließen. Für eine sensitive Person wie Amanirenas war es, als würde sie im Auge eines Orkans stehen. Sie fühlte sich mitgerissen und spürte im gleichen Augenblick, dass er recht hatte. Ein Schleier fiel von ihrem Bewusstsein.


    Sie nahm sich, was sie wollte.


    Zuerst nahm sie sich den Lord vor. Wild zerrte sie an seinem Gewand, heiß loderten seine Küsse auf ihrem schlanken Hals.
    Als der Droide darauf hinweisen wollte, dass sexuelle Aktivitäten in der Bibliothek vom Lord untersagt waren, hatte ihn Lord Democritus bereits nach drei Wörtern dermaßen gegen die Wand geschmettert, das ihm ein Sensor aus der Augenhöhle sprang und er krabbelnd das Weite suchte.
    Sie zerriss ihm die Kleidung, ließ der süßen, gierigen Leidenschaft freien Lauf und merkte keinen Unterschied mehr zwischen der dunklen Seite der Macht und ihrem eigenen, lustvollen Verlangen.
    Begierig erkundete er ihren athletischen Körper. Er saugte seinen Blick und später seinen Mund an ihren Brüsten fest, griff beherzt nach ihrem straffen Hintern, während sie stoßweise atmete und sich in seinem kurzen Haar fest krallte, ihn am Hals griff und von ihrer Brustwarze fort drängte, damit sie ihre Zunge in seinem Mund versenken konnte. Er spürte ihre zartgliedrigen Arme wie Schraubstöcke seine Taille umfassen. Er wollte ihren schlanken Nacken küssen, doch sie drehte sie beide herum, und er ließ sich von ihr führen. Sie drückte ihn energisch mit dem Rücken gegen eine Regalseite, fest griff sie in seine Schultermuskeln und drücke, bis er dem Befehl folgend auf die Knie sank, sie seinen Kopf ergriff und sein Gesicht an ihren Bauch zog, bis er seine Zunge in ihrem Bauchnabel kreisen ließ. Rang und Stellung spielten keine Rolle mehr. Sie war die Herrin der Stunde und er konnte ihrem drängen und locken nicht widerstehen.


    „Nein, nein.“ stammelte der Droide, als er in der Reparaturwerkstatt von einem beflissenen Kameraden geflickt wurde. „Wie ungehörig. Da verletzt der Lord seine eigenen Protokolle. So eine Ungerechtigkeit!“
    „Was hat er denn angestellt, C2-F4,“ wollte der kleine, kastenförmige Droide wissen. „Au! Pass doch auf mit Deinem Schweißgerät! Ich habe empfindliche Sensoren, ich bin ein sehr empfindungsfähiges Modell. Na ja, was die Lebewesen so halt reproduktives veranstalten. So genau konnte ich das nicht sehen, mein Sehnerv hatte Kurzschlüsse und ich habe einen Wackelkontakt am hinteren Gedächtnisspeicher. So kopulierende Bewegungen, streicheln, hauptsächlich das unanständige Stöhnen habe ich registriert. Ich höre da ja bedauerlicherweise keinen Unterschied zwischen Schmerz- und Lustgeräuschen. Da müssten wir einen der Meddroiden mal befragen. Ich sollte die Angelegenheit aber lieber löschen lassen, meinst Du nicht? Die Schülerinnen sind doch so eifersüchtig.“ „Was Du nicht mehr weist, musst Du nicht mehr wissen,“ erklärte der kleine Reparaturdroide. Vielleicht hatte er einen Defekt in den Logikschaltkreisen.

  • Ihr Geist war noch träge. Der Raum lag im Halbdunkel, Schatten spielten an den Wänden. Ihre Hand griff nach dem seidigen Bettbezug. Sie zog das zweite Kopfkissen an sich heran und atmete seinen herben Duft ein. Es war kein Traum gewesen.
    Sie verkrampfte sich und räkelte und dehnte sich danach. Ein zufriedenes Seufzen dran von ihren vom Dauerküssen spröden Lippen. Sie spürte die Verspannungen, den Muskelkater an Stellen, wo sie keine Muskeln vermutet hätte.
    Wo war >>ihr << Lord? Geschäfte, Forschungen, er hatte sie verlassen, weil er ein Lord war. Er hatte zu tun. Sie ja eigentlich auch. Vielleicht kam er ja gleich wieder? Immerhin konnten sie ja da weiter machen, wo sie in der Nacht aufgehört hatten. Ihr Magen grummelte ein wenig.
    Sie wälzte sich im Bett herum und fragte sich, wie spät es sein mochte. Die Fenster waren auf dunkel getönt eingestellt und ließen nur Braungold gefärbtes Licht hinein. Die düsteren Wolkenformationen sagten ihr, dass es schon später Morgen sein musste. Sie schlug die Augen ganz auf. Sie setze sich auf und hob ihren Oberkörper. Die seidigen Laken glitten von ihrem nackten Körper. Hecktisch sah sie sich nach ihrer Kleidung um... erspähte die Reflexionen der Oberfläche ihres Holocoms. Sie griff danach, und das Gerät schwebte in ihre Hand. Es war so einfach wie nie zuvor. Sie hatte eine Art Band gespürt, aber es hatte sich angefühlt, als wäre fernab von physikalischen Gesetzen das Gerät auf einem Fluss direkt in ihre Hand hinein geglitten.
    Das Gerät zeigte keinen Empfang.
    Sie blickte sich um. Ein schönes, einfaches Zimmer. Aber steril. Keine Schmuckstücke, keine Holobider oder Skulpturen. Ein Gästezimmer im ersten Stock nahe des Liftes, meldete sich ihre Erinnerung.
    Hier im Haupthaus hatte sie keinen Empfang, das war die Erklärung. Aber die Anzeige sagten ihr, dass es bereits zehn Uhr war. Die Tage waren kurz, und bei so einer Schlechtwetterfront und den verdunkelten Scheiben hätte es genau so gut 18 Uhr oder 22 Uhr sein können.
    Es störte sie nicht im Mindesten, dass sie ihren üblichen Arbeitsbeginn verschlafen hatte. Dann ging ihr auf, dass Captain Yann nach ihr suchen lassen würde. Ihr Droide wusste, wo sie die letzten Tage gewesen war. Aber er würde nichts sagen, es sei denn er befürchtete, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.
    Da wird der sonst so ruhige Yann anfangen zu rotieren. Seinen Vorgesetzten Sith zu verlieren war in der Personalakte kein Pluspunkt.
    Sie warf das Holocom auf das Kissen und stand auf.
    Das Badezimmer war mit einem großen Spiegel versehen. Sie betrachtete ihren schlanken Körper, der von hüftlangem dunklem Haar verdeckt war.
    Gekonnt griffen ihre schlanken Hände an den Hals, sie teilte die Haarpracht und verschob sie hinter die Schultern.
    So betrachtete sie einige Minuten ihren dunklen Körper. Sie drehte sich zur Seite, stellte sich auf die Fußballen und betrachtete ihren Hintern. Ihr Bauch reckte sich dabei etwas vor. Kritisch beäugte sie ihre Silhouette. Sicher, sie hatte in den letzten Jahren eine weiblichere Form angenommen, aber fett war sie nicht geworden. Fehlte ihr die 1,5 fache Schwerkraft von Korriban? Die täglichen intensiven Übungen?
    Sie sah über ihrer Schulter im Zimmer einen verzerrten Schemen und wirbelte herum. Ihr erster Gedanke war, wo denn das Lichtschwert liegen könnte. Sie verband sich mit der Macht, spürte aber nichts in näherer Umgebung. Hatte sie sich getäuscht? In geübter Abwehrhaltung trat sie in den Türrahmen. Jetzt sah sie aus den Augenwinkeln, dass die Tür nur angelehnt war. Eine mechanische Tür mit Scharnieren, so primitiv, dass es fast schon wieder modisch war, solche Türen zu verwenden.
    Sie konzentrierte sich auf ihre Sinne, ihr Gehör und ihr Geruchssinn steigerten sich mit jedem tiefen Atemzug.
    Da war etwas neues. Ein leichter Luftzug vom Flur, durch den Spalt an der Tür. Der Geruch von feuchter Kleidung, war der neu? War da ein feines Knister zu hören? Sie sah, wie sich einige Härchen auf dem Teppich aufrichteten.
    War das ein Test?
    Wollte der Lord sehen, ob sie seiner würdig war? Ach, sie versuchte sich wieder zu konzentrieren. Jetzt nur nicht an die starken Arme und das von leichten Bartstoppeln raue Kinn denken, wie es an der Innenseite ihrer Schenkel entlanggeglitten war.
    Sein Duft lag nicht in der Luft. Sie verstand jetzt. Sie konnte nichts erkennen, weil ihre Wahrnehmung abgelenkt wurde. Sie sah lediglich das, was nicht mit der Verschleierung im Zusammenhang stand.
    Und sie hatte inzwischen eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie das Lichtschwert abgelegt hatte.
    Eine Gänsehaut bedeckte ihren nackten Körper. Sie war schutzlos, jeder leichte Treffer konnte sie bereits tödlich verletzen. Jedes Kontaktgift würde sofort in ihre Blutbahn eindringen.
    Da!
    Eine Emotion.
    Jemand war amüsiert. Jemand war im Raum.
    Sie war jetzt mehrere Sekunden reglos im Türrahmen verharrt. Sie musste sich bewegen. Zurück in das Badezimmer und abwarten, ob ein Angriff erfolgte? Besser als in den Raum hinein zugehen und direkt in eine Klinge zu laufen.
    Ein Luftzug!
    Jemand bewegte sich und war zwischen ihr und der Tür zum Gang.
    Aber welche Garantie hatte sie, dass es nur eine Person war?
    Keine.
    Sie bewegte sich in den Raum, hochkonzentriert und auf ein Ziel gerichtet.
    Die höchste Kunst der Machtanwendung war die rein mentale Kontrolle. Sie versuchte, die Tür zu bewegten ohne verräterische Handbewegungen, ohne ihr Ziel ins Auge zu fassen. Sie wusste, wo die Tür war. Sie hatte sie vor ihrem geistigen Auge. Jetzt spürte sie die Tür. Sie spürte das Gewebe der Macht, das schwach und kaum wahr zu nehmen war. Sie stellte sich vor, wie die Tür sich öffnete, und tatsächlich spürte sie kurz, wie die gut in ihren Scharnieren hängende Tür sich ein paar Millimeter bewegte.
    Ihre Ablenkung schien zu funktionieren, den sie hörte Bewegung, schräg vor ihr in Richtung der Tür.
    Sie hechtete über das Bett und fand ihre Armschiene. Das Lichtschwert fehlte.
    Keine Zeit für Resignation oder Panik. Xims Archive hatten ihre Kampffähigkeiten auf die Probe gestellt, und sie reagierte richtig, indem sie sich weiter bewegte und die Bettlaken durch das Zimmer fliegen ließ.
    Eine brennende Rote Linie zerteilte eines der Tücher und Sith Niharra
    stand plötzlich vor ihr. Ihre Augen spiegelten die rote Klinge des Lichtschwertes wider.
    Mit einem grausamen Lächeln auf dem hageren Gesicht tippte sie mit ihrer Nebenhand an ihren Gürtel, wo Amanirenas Lichtschwert befestigt war.
    „Suchst Du das, Sucherin?“ flüsterte sie mit einem Anflug eines Lächelns.
    Das Holocom flog vom Bett aus auf die Schülerin zu, doch sie zerteilte das Gerät lässig in zwei Hälften.
    Sie blickte enttäuscht. „Ist das alles?“
    „Was soll das hier werden? Eine Hinrichtung im Haus Deines Meisters?“
    Die kleine Sith streckte die Spitze ihres Lichtschwertes in Richtung Amanirenas aus.
    „Nenne mir nur einen Grund, warum ich es nicht tun sollte.“
    Die Sucherin lächelte zurück. Die Frau war offensichtlich wahnsinnig, da würden keine Argumente helfen. Wo war der Lord? Wo waren Bedienstete, Leibgardisten? Hätte der Lord ihren Tod gewollt, wäre sie nie wieder aus der Liebesnacht erwacht.
    Bisher hatte sie keine Angst verspürt. Und ihr Verlangen war auch noch da.
    Wenn es sein musste, würde sie mit der Macht kämpfen. Langsam krochen wieder ihre Selbstzweifel hoch, obwohl ihr Körper mit Adrenalin geradezu überschwemmt wurde. Ihr Hinterköpfchen überlegte fieberhaft nach Fluchtwegen, obgleich die Akademie ihr doch immer den Angriff gelehrt hatte.
    Sie musste sich auf die Macht und ihren Körper konzentrieren. Ein Lichtschwert und eine gegen Nahkämpfer fast schon unbrauchbare Schwertkampffähigkeit waren ihr Gegner. Aber stimmte das? Konnte sie nicht weitere Schwächen zu ihrem Vorteil nützen?
    Was halfen ihr Vorteile, wenn die fast gleich große Sith auf eine Verteidigungshaltung wechselte, die sie mit ihrem bloßen Körper niemals in einem Stück durchdringen würde? Schweiß brach der Frau aus, und ihre Gegnerin hatte offenbar ihre Angst gespürt.
    „Ich werde Dich in kleine Stücke schneiden und die besten Teile den Salkys servieren.“
    „Das solltest Du lieber mit allen Teilen machen, damit Dein Meister nichts von Deinem Verrat weiß.“
    „Verrat? Was weist Du denn schon davon? Er hat uns verraten!“ kläffte die Frau erbost und stocherte kurz mit der Energieklinge in Amanirenas Richtung. Sprach die Irre in der Mehrzahl von sich selbst?
    „Er hat Euch verraten, aber ich habe Euch nicht verraten.“ log Amanirenas. Sie hatte gelernt, hervorragend zu lügen. Das war Teil ihrer diplomatischen Ausbildung gewesen. Auch wenn sie keinen Schimmer hatte, was die Sith meinte, so klangen ihre Worte aufrichtig. Es schien zu klappen, die Sith nickte zustimmend.
    „Du mit diesem schönen Körper, den meerblauen Augen, Deinem Machtpotential... er ist Dir verfallen!“
    „Hältst Du mich für so mächtig, Deinen Lord kontrollieren zu können?“
    „Nein. Vielleicht.“ Verzweiflung war in den Augen der jungen Frau zu sehen.
    „Er hat den Schwur gebrochen. Nur wir sollen seine Frauen sein! Er würde den Schwur doch nicht brechen, Du hast ihn dazu getrieben!“
    „Ich habe alles getan, was er wollte,“ erklärte Amanirenas und machte einen unschuldigen Eindruck. Vollkommen nackt einem Laserschwert ausgeliefert brachte sie die Rolle ihres Lebens zum Besten. Wenn sie doch nur ein Duell fordern könnte, irgendwie an ihr Lichtschwert heran kommen könnte.
    „Er hat mich verführt. Genau wie er Dich verführt hat.“
    Sie sah tiefen Schmerz und Verzweiflung in den Augen der Frau. Sie spürte, wie die dunkle Macht die irre Sith umloderte. Sith Niharra würde sich gleich der Macht ergeben, dann würde sie sehr stark werden, aber auch unkontrolliert und zügellos. Wenn es sonst keine Vorteile gab, dann zumindest diesen.
    „Was hat Dich mehr verführt? Sein Schwanz oder das Elixier? Die Macht oder sein Körper?“ forderte die Schülerin des Lord zu wissen. Ihre Stimme war beinahe hysterisch, und sie atmete stoßweise.
    Eifersucht, wahnsinnige Eifersucht! Er hatte anscheinend mit mehreren seiner Schülerinnen eine Art sexuelles Abkommen getroffen. Dieses Schwein, dachte Amanirenas, aber sie behielt ihre Gefühle unter Kontrolle.
    Sie drückte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln und sagte: „Er hat mir gesagt, ich wäre die einzige und mich genommen! Macht er das mit allen Frauen so?“
    Die Sith wurde halb wahnsinnig vor Hass. Aber nicht mehr gegen Amanirenas. Die Sucherin nahm emotionale Fetzen war, Niharra konzentrierte ihr Bewusstsein auf den Lord. Glasig blickte sie an Amanirenas vorbei.
    Amanirenas wartete still und projizierte Verwirrung und Angst. Sie konnte nur abwarten und sich auf den Angriff vorbereiten.
    „Er muss uns Rechenschaft ablegen!“ zischte Niharra. Sie fokussierte ihre Augen auf die großen, vor Tränen schimmernden Augen der nackten Sucherin. Seinen Feind zu töten war Teil der Sith Kultur. Aber die junge Frau war so verwirrt, dass sie Amanirenas weder als Gefahr noch als Opfer betrachtete. Stattdessen rannte sie aus dem Zimmer.
    Bei den Schreckensmeistern! dachte Amanirenas und mobilisierte die Macht, um ihren durch das Adrenalin ausgelaugten Körper Kraft zu geben. Sie hatte jetzt keine Zeit zu verlieren. Was hier genau los war, konnte sie nicht sagen. Aber es war nur allzu deutlich, dass sie in Gefahr war. Die eifersüchtige kleine Sith Göre könnte jederzeit zurück kehren, um kurzen Prozess zu machen. Und das war nur das offensichtlichste Problem.


    Wie viele Schüler hatte der Lord? Wie viele davon Sexualpartner? Sie erinnerte sich an die schwangere Machtanwenderin, die ihr vor mehreren Wochen in der stürmischen Nacht am Schrein begegnet war. Die war offensichtlich auch verwirrt gewesen.
    Ein Sexkult mit Erotik Rollenspielen? Und ihr Lord in der Mitte als Pascha, als Hengst mit seinen Stuten? Langsam gingen ihr die Gedanken ebenfalls durch, pragmatisch konzentrierte sie sich lieber auf das Wesentliche und zog sich Kleidung über und suchte einen Fluchtweg aus dem Haus.


    Holocom zerstört. Die Geräte des Haussystems waren sicher geschützt. Ein Datapad mit Holocomeinrichtung lag im Gästehaus. Dort war auch ihre Ersatzwaffe, ein Rakata Machtsäbel aus Xims Archiven.
    Ihre Kleidung war luftig und nicht gepanzert, nur der Personenschildgenerator würde ihr gute Dienste leisten. Ihr leichter, der Körperfom angepasster Panzeranzug lag auch dort. Natürlich der erste Ort, wo man sie suchen würde. Aber das hier war keine Aktion des Lords gewesen.
    Sie war eine Frau, und eine Frau war nicht leicht zu brechen. Eine Sith schon einmal gar nicht. Sie atmete tief durch und verließ das Zimmer. Der Aufzug war zu offensichtlich. Sie hatte so eine Ahnung, wo die Wendeltreppe sein müsste und gelangte auf diesem Wege in das Erdgeschoss.


    Den Weg zu dem kleinen Zimmer, wo sie mit Sith Yannila gespeist hatte, fand sie auf Anhieb. Von dort kannte sie den Weg zum Haupteingang.
    Lediglich ein Bediensteter lief ihr über den Weg. Auf dem Dielenboden spürte sie leichte Vibrationswellen durch ihre dünnen Schuhe, hörte die schlurfenden Schritte und drückte sich in eine Nische, die von einem zierlichen Tischchen und einer Vase besetzt wurden. Sie hielt die Luft an und sah den Bediensteten arglos an ihr vorbei gehen. Sie konzentrierte sich auf sein Bewusstsein, um ihn von einem Seitenblick ab zu halten. Zu spät fiel ihr ein, das dies eine Änderung des Machtgefüges hervor rief, das von Machtsensitiven wahr genommen werden konnte, sofern sie sich darauf konzentrierten. Es blieb ihr nichts anders übrig, als es weiter zu versuchen. Mit hoch erhobenem Haupt und kein Wässerchen trübend stolzierte sie über den Hof auf den Haupteingang zu. Ein kalter Wind fegte über das Gelände und einzelne Tröpfchen streiften ihre rechte Wange. Sie lief links den gebogenen Weg entlang, das würde sie am Fahrzeughangar vorbei führen.
    Die Kapuze setzte sie nicht auf, um eine bessere periphere Sicht zu behalten. Während ihr rechter Arm locker mit ihren Hüftbewegungen mitschwang, lag die andere Hand locker auf der Hüfte und über den Kontrollen des Schildgenerators.
    Sie spürte weder eine Gefahr, noch sah sie etwas verdächtiges. Jetzt mit der Macht nach Gegnern zu suchen oder die Emotionen der Leibgardisten zu entschlüsseln, wagte sie nicht. Den Blicken nach zu urteilen waren sie Leibgardisten wie immer höflich bis zur Grenze der Unterwürfigkeit. Eine komische Einheit hatte sich der Lord zusammen gestellt, bemerkte sie nicht zum ersten Mal.
    Der Wachposten kannte sie und salutierte zackig.
    Amanirenas gestattete sich einen Seufzer. Es waren jetzt mehrere Minuten vergangen, seit dem Niharra sie bedroht hatte. Langsam wurde die Zeit knapp. Sie wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber einem Lord in die Quere zu kommen, war nicht selten ein Todesurteil.
    Sie war hin und her gerissen und versuchte nicht zu viel darüber nach zu denken. Wenn sie an Democritus dachte, drohte ihre Beherrschung zu versagen. Bisher hatte sie nur das Wort einer offensichtlich geisteskranken jungen Sith, die vielleicht erst dieses Jahr den Abschlusstest auf der Akademie bestanden hatte.
    Sie wollte nicht daran glauben, das ihr Lord so ein elender Kerl sein sollte. Zwischen ihnen war etwas ganz besonderes, das spürte sie doch genau.
    Und von der pragmatischen Seite betrachtet: Wenn er sie als Schüler aufnehmen würde, dann könnte sie all das erreichen, wonach sie sich verzehrte.
    Warum lief sie dann fort? Sie spürte, dass sie nicht sicher war, und als Machtanwenderin hatte dies immer eine tiefere Bedeutung als ein bloßes Gefühl.


    Zunächst wollte sie sich bewaffnen, den Kopf frei kriegen und dann würde sie sich mit Democritus in Verbindung setzen. Sie hatte ihn vergessen. Nein, ihre Konditionierung hatte den Gedanken an ihn aus geblendet. Vielleicht war er in Gefahr, aber ganz sicher war sie in Gefahr, und das hatte Vorrang. Sie nickte und faste neuen Mut. Das Gästehaus war bereits im trüben Licht des Morgens zu erkennen. Sie blickte sich um und erkannte, dass sie gleich aus der Sichtweite der Burg verschwinden würde.
    Sie atmete auf. Aber sie blieb wachsam. Gerade hier konnte man ihr eine Falle stellen.


    Geduckt nähert sie sich dem Gebäude, hörte auf die Stimmen der Vögel, horchte auf den Wind und die raschelnden Blätter. Sie roch das feuchte Gras, nahm den Rest des Nebels war, der vom kalte Wind zerstreut wurde.
    Es war alles Still und ruhig.
    Sie huschte bis in ihre Zimmer, durchwühlte hektisch eine Tasche.
    Dann lag der Machtsäbel in ihrer Hand. Eine Waffe, die sich aus ihrer eigenen dunklen Macht speisen würde. Davon hatte sie im Moment reichlich zur Verfügung. Aber sie war nicht bereit, sich willenlos der dunklen Seite der Macht hin zu geben. Es war Köpfchen gefragt. Die Ausbildung als Sucherin hatte ihr vielleicht das Leben gerettet, es war notwendig, weiter den diplomatischen Pfad ein zu schlagen, sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Und Informationen zu sammeln.
    Sie fand ihre Ausrüstung. Für die Kampfmontur hatte sie keine Zeit. Sie nahm sich den Gürtel, aber da befand sich kein Scanner. Sie wühlte weiter in der Tasche und zog einen Scanner heraus, schnappte sich ihr Datapad und verließ das Gebäude durch die Trassentür. Mit einem Sprung war sie unten im feuchten Gras, und zwei gazellenartige Schritte später in Deckung in der alten Schlossruine.


    Die Verrückte hatte so einiges gesagt, was sie sich gemerkt hatte, auch wenn sie es für kompletten Schwachsinn hielt. Sie nahm eine Blutprobe.
    Die Werte waren alle in Ordnung. Ihr Elektrolythaushalt und der Zuckerspiegel waren zu niedrig, aber nichts auffälliges. Würde es denn auffällig sein?
    Sie glich die Scanns mit denen des Jungen ab, den sie vor weniger als einer Woche hingerichtet hatte. Zu viele unbekannte Daten, so genau war sie nicht ausgebildet. Sie durchsuchte nach Scanns eines Mädchens. Aha. Es gab nur wenige abweichende Substanzen. Und nur wenige, die nur in Amanirenas Probe vor kamen. Sie koppelte den Datapad und erhielt Zugriff auf die Datenbank im Hauptquartier mit den medizinischen Analyseprogrammen.
    Da waren verschiedene, unverständliche Beschreibungen. Irgendwelche Trägerstoffe? Was waren Amphetamine? War das jetzt normal oder ungewöhnlich? Dann fiel ihr etwas nahe liegendes auf: Bei einer Substanz fehlte eine Beschreibung. Sie ließ das Analyseprogramm erneut durch laufen und wählte dann diesen Stoff als Untersuchungsmaterial aus.


    Nicht-toxisch.
    Erbitte nähere Details
    Nicht-toxisch.
    Freigabecode imperialer diplomatischer Dienst
    Keine Zugriffsberechtigung.
    Freigabecode Lezkon iv Kraujas.
    Keine Zugriffsberechtigung.


    Sie blickte sich gehetzt um. War da ein Geräusch gewesen?
    Sie streckte ihre Sinne aus. Lebewesen im näheren Umkreis nahm sie nicht wahr. Gehetzt blickte sie wieder auf die Daten.
    Kein Gift. Das konnte alles bedeuten. Es musste eine Droge sein. Etwas, das ihre Machtfähigkeiten beeinflusste. Sie würde nicht sterben, aber das machte den Umstand nicht besser. Wut stieg in ihr hoch, und das erblühen der dunklen Macht ließ ihren Körper beinahe vor Extase erbeben. Sie versuchte die Gefühle und vor allem die Macht zu kanalisieren. Aber dieses intensive Macht schien mehr zu sein, als sie kontrollieren konnte. Sie wusste, der Impuls zurück zu gehen und den Lord zur Rede zu stellen war nur ein Vorwand ihres Unterbewusstseins. Sie wollte ihm Schmerzen zufügen.
    Und genau das war nicht ihr Weg. Das würde ihr nicht helfen. Die Droge verwirrte ihr rationales Denken und überließen dem primitiven Teil ihres Gehirns die Kontrolle. Das war nicht der Weg der Sith! Leidenschaft ja, aber wer beherrscht die Macht? Sie beherrscht die Macht und sie würde sich nicht von der Leidenschaft beherrschen lassen. Neue Ketten, nachdem die Macht all ihre Ketten gesprengt hatte? Alles und jeder versuchte sie zu kontrollieren, damit musste endlich Schluss sein! Sie war eine Sith, kein willenloses, wildes Tier! Ihr einziger Weg war daher die Flucht, um sich dem Einfluss zu entziehen, die Droge zu neutralisieren und dann, nur dann würde sie dem Lord entgegen treten.
    Am besten mit ein oder zwei Kompanien imperialer Infanteristen.
    Nur weil er ein Sith Lord war, hatte er noch lange kein Recht, andere Sith unter Drogen zu versetzen und... er hatte mit ihr geschlafen!
    Sie kam sich so … benutzt vor. Sie hatte geglaubt, das sie ihn wollte, und das er sie begehrte. Aber das war sicher auch Teil eines perfiden Planes. Sie musste seine Aktionen durchkreuzen!


    Da war wieder ein Geräusch. Sie nahm einen tiefen Atemzug, und ihre Muskulatur bebte vor Anspannung. Dann ließ sie den Atem entweichen und ließ die Macht strömen. Sie spürte die Gräser, die Sträucher, Bäume. Sie spürte kleine und kleinste Lebewesen, etwas rattengroßes in den Bäumen über ihr, und da war etwas, das wie ein blinder Fleck in ihren Machtsinnen saß. Und dieser Fleck bewegte sich in ihre Richtung!
    Machttarnung! Dachte sie und ihre Hand glitt zu dem Machtsäbel.
    Die dunkle Seite der Macht befeuerte die Rakata Waffe. Zischend erwachte die weißbläuliche Klinge zum Leben, Amanirenas spürte, wie ihre Macht durch die Klinge floss und nahm eine Verteidigungsstellung ein. Das wird eines seiner Weiber sein, ging es ihr durch den Kopf.
    Hier draußen und mit einem Machtsäbel in der Hand würde Niharra im Nachteil sein. Amanirenas kannte das Gelände gut, sie hatte jeden Tag trainiert. Und sie war sich sicher, dass sie besser kämpfen konnte als die durchgedrehte kleine Schülerin.

  • Vor langer Zeit,
    keine 24 galaktische Standard Stunden
    nach der letzten Übertragung der Sucherin Amanirenas.
    Weit, weit entfernt,
    in einem anderen Sternensystem...
    Sith Imperium, Esstran Sektor, Bosthirda System, Planet Bosthirda


    „Ah, Agrippa, wie nett von Dir zu hören.“
    „Darth Agrippa, Faust.“
    „Ja, wie auch immer. Komm bitte zum Wesentlichen, ich habe viel zu tun.“
    „Du warst schon immer ein... Freigeist, mein alter Meister.“
    „Und ich hätte Dich erwürgen sollen, als Du noch ein Sith ohne Rang und Titel warst, mein lieber Darth. Soviel zu den Höflichkeitsfloskeln.“
    „Ein alter Bekannter ist wieder aufgetaucht, und es ist wohl an der Zeit, dass Du Dich darum kümmerst.“
    „Wenn ich mich um alle alten Bekannten kümmern würde … meine Aufmerksamkeitsspanne neigt sich dem Ende entgegen. Du weist, ich bin ein alter Mann.“
    „Immer noch auf der Suche nach dem Einen? Ich fürchte unser Imperator war dem Ziel am nächsten, aber anscheinend hat auch er versagt.“
    „Du hast meine Aufmerksamkeit, Darth Agrippa. Es ist wohl kein Geheimnis zwischen uns beiden, dass ich von den Fähigkeiten des Imperators nur Theorien habe.“
    „Vielleicht werde ich Dir in dieser Hinsicht bei Deinem Unterfangen ein wenig Erleuchtung schenken können, Faust. Doch zuvor der alte Bekannte. Das Elixier der Weisheit wurde angefragt. Du wirst wohl diese alte Sache zu einem Ende bringen?“
    „Ich sehe keine Veranlassung. Im Zirkel der Forscher war ich nur in der Zweiten Reihe. Warum soll ich hinter der ersten Reihe aufräumen? Und was schert mich dieses nutzlose Elixier?“
    „Alle Forscher des ersten Ranges sind tot oder verschollen. Damit obliegt nach der alchemistischen Tradition das Projekt Deiner Verantwortung. Ein Darth befielt es Dir. Was benötigst Du, um diese Aufgabe zu erfüllen?“
    „Ein oder Zwei Fusionsbomben? Eine Armada? Wie Dir bekannt ist, diene ich einem Darth.“
    „Darth Guderion. Er ist jung und unerfahren, ein Welpe den einige Darths belächeln und eifersüchtige Lords den Titel gerne streitig machen wollen.“
    „Das ist keine neue Information. Das ist der Fehler in unserem Sith Reich. Die Formel geht nie auf. Am Ende steht nicht die Macht, sondern die Vernichtung aller Konkurrenten. Das wird noch unser Untergang. Dumm nur, das lediglich ein bescheidener Sith wie ich eins und eins zusammen zählen kann. Was meinen Darth betrifft, so werden sich einige Möchtegern Darths an ihm die Zähne ausbeißen. Guderion hat sich seinen Titel erarbeitet, anstelle sich die Ränge hoch zu morden. Er nimmt den schweren Weg, was weitere Neider auf den Plan gerufen hat.“
    „Darth Guderion ist zu jung!“
    „Du meinst, ihm fehlt die Weisheit? Ich kenne bedeutend ältere Lords, die nach meiner unbedeutenden Meinung niemals das Potential für einen Darth entwickeln werden. Sag einmal, wer hat eigentlich Dich zum Darth ernannt?“
    „Du hast das Thema gewechselt, alter Mann.“
    „Das war nicht besonders schwer, mein Darth. Aber ich bin nicht so alt geworden, weil ich gegenüber einem mächtigeren Sith den Kniefall verweigert habe. Ich werde Deinen Auftrag annehmen, wenn Du meinen Darth überzeugst, dass es zu seinem Wohle ist, wenn er mich bei der Aktion unterstützt.“
    „Warum sollte ich das tun?“
    „Dafür könnte ich Dir einige plausible Gründe nennen, aber Du warst nie interessiert an meinen Erläuterungen. Du einigst Dich mit Darth Guderion und wirst einen fähigen Verbündeten gewinnen. Ich bekomme die Unterstützung, die mir vorschwebt und wir werden dieses verdammte Elixier der Weisheit vernichten.“
    „Warum denn so radikal?“
    „Mein lieber Darth, wenn man einen Haufen scheißt, spielt man nicht mit dem Ergebnis. Die Sith Alchemie ist nun einmal keine exakte Wissenschaft, aber an einem missglückten Experiment so lange herum zu forschen, bis es irgendeinen Nutzen hat, ist in etwa so viel Wert wie das, was bei mir hinten heraus kommt. Ich hoffe, das war nicht zu wissenschaftlich für Dich.“
    „Faust, Du hast keine Ahnung von der Macht, die ich besitze. Du bist es, der sich immer im Kreise dreht. Irgendwann wirst Du fest stellen, dass Du stirbst, und dann wirst Du erkennen, dass Du die letzten Jahrzehnte verschwendet hast. Du hättest Deinen Eifer und Deinen Intellekt für jede Forschungsrichtung einsetzen können. Aber Du hast Dir das Unmögliche als Lebensziel gesetzt.“
    „Das werden wir noch sehen, das werden wir noch sehen.“
    „Der Pakt ist geschlossen, Faust.“
    „Der Pakt ist geschlossen, Darth Agrippa.“



    „Na, wenigstens hat er sich kurz gehalten. Wie sich meine Schüler doch im Laufe der Zeit entwickeln, eben noch frisch von der Akademie, jetzt schon Darth. Tz, Tz.“
    „Das liegt daran, dass Du ein alter Sack bist, Meister.“
    „Ygor, Du bist ein ausnehmend primitiver Gesprächspartner. Sage Captain Mordecai Tutaelska, dass ich ihn und die Aurora brauche. “
    „Na wenn es sein muss.“
    „Schick mir die kleine Hexe hoch. Ich bin überzeugt, sie kann mal ein wenig Auslauf gebrauchen.“
    „Kagekaze ist viel zu unberechenbar.“
    „Hast Du etwa Sorge um meine Gesundheit, mein lieber Ygor?“
    „Meister, zu meinem Bedauern ist sie Dir nicht gewachsen. Aber ich habe die Hoffnung, sie wird Dir irgendwann einmal den Schädel abtrennen können.“
    “Ach Ygor, Du bist wirklich amüsant... für einen Droiden. Führe meine Befehle aus!“



    Irre graue Augen stierten sie hasserfüllt an. „Du hast meinen Liebhaber verführt!“ sprach der verbissene kleine Mund mit abgehackten Worten, jede Silbe mit Säure ausspuckend. Das Gesicht war eine einzige Fratze, eine unscheinbare, junge Frau, deren wahnsinnige Eifersucht die unscheinbaren Züge in einen schwelenden Abgrund verwandelt hatte.
    Die Augen wurden braun, die Züge milder, die Wangenknochen Höher und das Gesicht kräftiger und doch klassisch. Ein leichtes Lächeln war zurück geblieben. Aufmunternd, mit klaren Augen und entschlossenem Blick. „Werde ein Teil von uns.“ sprach der volle, geschwungene Mund mit einem leicht heiseren Timbre. Fast flüsternd, etwas lockend. Ein stolzes Gesicht, das freundlich blickend eine Einladung vortrug.
    Ein Auge wurde blau, das andere nahm eine goldblaue Färbung an. Ein kleines Näschen, viel zu große Augen in einem kleinen, runden Gesicht. Das Antlitz eines kleinen Kindes, eines Babys, rosige Haut, ein zahnloser Mund. Dreifingrige Klauen griffen nach ihr, als der Kindermund mit heiserer, heller Stimme rief: „Mutter!“
    Amanirenas erwachte schreiend. Ihr Körper war fest ein geschnürt, das sie kaum atmen konnte. Ihre Beine waren mit Fußfesseln verbunden. Der Raum war diffus beleuchtet und weich ausgepolstert. Flecken von Schweiß, Urin und anderen Stoffen zeichneten sich darauf ab. Es roch wie in einem TaunTaun Stall. Die Wände waren ebenfalls mit weichem Material ausgelegt wie der Boden. Und vor ihrem Auge sah sie noch immer das Baby die Hände ausstrecken. Nach ihr. Sie schrie, bis sie heiser wurde.



    Düster war es im Operationsraum des dunklen Lord Darth Guderion.
    Die Luft enthielt eine feine Note des Bacta, dass aus seinem Lungenautomat ausgestoßen wurde. Einige Kerzen brannten, primitive Lichtquellen aus brennbarem Material,die ein archaisches, warmes Licht und diffuse Schatten erzeugten. Der Thron des Kommandanten der Siebten Imperialen Sondereinheit war mehr ein multifunktionale Konsole als ein mystisches Sitzmöbel. Der Lord trug wie immer einen Lungenautomaten, der in eine geschlossene Maske eingearbeitet war. Selbst hier im engen Kreis seiner Berater, seines Militärstabes war er in eine Rüstung gekleidet, trug Lichtschwert und einen passiv geschalteten Personenschildgenerator. Das leise zischen seines Lungenautomaten war neben dem elektronischen Summen der vielen eingeschalteten Geräte das einzige laute Geräusch. Die Gesichter seines kleinen Stabes wurden von den Datapads und Elementen auf den Computerkonsolen in bleich bläuliche Farben getaucht. Die mit hoch erhobenen Kopf aufmerksam schauende erste Offizierin der Dark Salvation tippte an ihr am Ohr befestigtes Comlink und strich sich eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht. „Sith Faust darf eintreten,“ sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme und lockerte unbewusst ihre Schultern. Sie blickte zuerst zu der in Schatten gehüllten Silhouette des Darth empor, dann zum Eingang des Operationsraumes. Das Schott öffnete sich schnell und geräuschlos, ein leichter Luftzug erzeugte ein hissendes Geräusch.


    Die knorrige alte Gestalt des Sith Alchemisten erschien. Grau war sein Haarkranz, sein spitzer Vollbart. Grau war auch seine Uniform, Grau mit den blauen Litzen eines Offiziers des Sanitätskorps der Imperialen Streitkräfte. Mit langsamen Schritten trat der kleine oder besser geschrumpfte alte Mann in den Raum und machte einen agil wirkenden Kniefall.
    „Mylord Guderion, ich folge Eurem Ruf.“
    Erklärte er mit einem sarkastischen Lächeln bevor er sein Haupt senkte, dass der Line Captain eine Zornesfalte in das hübsche Gesicht hexte. Laskarina Bingham verkniff sich einen Blick zu ihrem Darth, den das hätte sie schwach wirken lassen. Kontrolliert und ausgeglichen versuchte sie den alten Sith nicht zu intensiv an zu starren.
    „Willkommen Sith Faust. Nehmt bitte Platz.“ sagte der Kommandant mit der elektronisch klingenden Stimme, die aus den Lautsprechern seines Helmes erklangen. Die Stimme wirkte grollend und knarzig, eine kaum sichtbare Wolke verbrauchter Atemluft wurde aus den Ventilen seines Lungenautomaten ausgestoßen. Er nickte leicht, der alte Sith erhob sich darauf und setzte sich auf einen Stuhl am sechseckigen Tisch vor ihm.
    Der Wissenschaftler schlug die Beine übereinander, wie es ein Mann in seinem hohen Alter in der Regel nicht mehr konnte, seine Gelenke schienen noch nicht so verbraucht wie sein Alter es vermuten ließ. Er verschränkte die Hände und legte seine Unterarme auf dem Tisch ab. Seine hinterhältig funkelnden Augen blickten sich im Raum um. Er starrte Line Captain Bingham für einen Augenblick an, der sich plötzlich auszudehnen schien.
    Seine düsterer Blick fixierte die rehbraunen Augen der Vierzigerin, dass sie spürt, wie sich unwillkürlich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten und ein leichtes Frösteln eine Gänsehaut signalisierten. Doch die Offizierin hatte sich unter Kontrolle. Scheinbar ungerührt nickte sie, ohne dabei den Augenkontakt zu brechen und sagte mit ihrer rauchigen Stimme, ohne den leisesten Anflug von Verunsicherung: „Mylord Faust. Möchtet Ihr mit Eurem Sith Titel angesprochen werden oder sollen wir Euch mit Eurem militärischen Rang betiteln?“
    „Ach meine Teuerste, das ist mir vollkommen Egal.“ sagte der Mensch und sein Gesicht deutete ein Lächeln an. Das Gesicht legte sich dabei in tiefe Falten, aber seine Augen blieben kalt und emotionslos. Er blickte den Rest des Stabes kurz an. Dann wanderte sein Blick zum Kommandanten.
    Die Hände des Sith-Lords lagen auf den Armlehnen. Mit einer kurzen Bewegung brachte er ein Hologramm dazu zu erlöschen. Seine Hand blieb in der Luft und zeigte mit der flachen Hand nach oben.
    „Darth Agrippa hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Ein höchst interessanter Mensch.“
    „In der Tat, mein Meister. Für einen Zabrak hat er einen hohen Intelligenzquotienten.“ erklärte Faust lässig.
    „Sein großzügiges Angebot für eine Kooperation ist sehr interessant. Aufschlussreich, will ich meinen.“
    „Ach?“ sagte der Sith Alchemist überrascht und strich sich interessiert mit der Hand durch seinen angegrauten Bart.
    „Es sagt mir folgendes: Ihr werdet dringend gebraucht und Euer Wissen ist von hohem Wert. Das Elixier, von dem er gesprochen hat, ist demnach gefährlich und wertvoll.“
    „Da kann ich nicht folgen, mein Herr. Nach meiner fachkundigen Beurteilung ist es ausschließlich gefährlich.“
    „Ihr wollt mich doch nicht übervorteilen?“
    Die Luft im Raum schien plötzlich um einige Grad abgekühlt zu sein.
    Der Doktor schluckte, war von den Schemen des Lord wie gebannt. Er spürte den Groll und war sich bewusst, dass er es wahr nahm, weil Darth Guderion es so wollte.
    „Es ist lediglich der letzte Stand der Forschungsergebnisse, mein Darth. Das Elixier war ein Fehlschlag!“ erklärte der kleine Mann ruhig und leise. „Allerdings kann in gut zwanzig Jahren einiges geschehen sein. Das Mittel hat Potentiale, aber nichts, was aus meiner wie bereits gesagt fachkundigen Sicht wertvoll für das Imperium ist. Um damit Dummheiten an zu stellen ist es perfekt.“
    „Welche Art von Dummheiten?“ fragte Captain Bingham.
    Der alte Kauz lächelte schief und bewunderte die Abzeichen auf der stolz geschwellten Brust der Offizierin. „Verehrter Meister, das Wissen über solche alchemistischen Mittel ist Geheim. Ich würde es vorziehen, wenn wir...“
    er sah aus den Augenwinkeln die abwinkende Bewegung des Darth. Der beugte sich in seinem Sessel vor.
    „Ihr habt mich und die meinen medizinisch behandelt, Sith Faust. Aus mir unerfindlichen Gründen seit Ihr sogar freiwillig Offizier geworden. Aber Ihr solltet wissen, dass wir eine militärische Einheit sind. Darum besteht mein Stab aus Sith und aus Militärs. Wenn ich dem ausführenden Offizier meines Kommandos nicht trauen kann, habe ich keine Kontrolle über die Siebte Imperiale Sondereinheit. Glaubt Ihr, ich habe keine Kontrolle über die Siebte Imperiale Sondereinheit?“
    Jetzt schluckte der alte Sith schwer und sein süffisantes Lächeln war verschwunden, sein Gesicht starr wie eine Totenmaske. Er spürte die Augen des Guderion, auch wenn er sie nicht hinter den Linsen der Maske sehen konnte.
    „Meister, Ihr seit vom Rat der Sith berufen worden, die Siebte Imperiale Sondereinheit zu führen. Keiner außer Euch hat die Kontrolle.“
    Ein blechernes Lachen ertönte.
    „Schön gesprochen, aber es klang etwas Unsicherheit in Eurer Stimme.
    Warum kämpfen meine Sith-Gefolgsleute unter dem Kommando von Soldaten? Weil ich es befehle. Das Konzept des Rates der Sith ist erfolgreich, weil ich das Kommando habe. Sith, die mit Soldaten kooperieren, Hand in Hand. Spezialwaffen werden sie in den Operationsorder genannt. Die Fachkenntnis und strategischen Fähigkeiten von Berufssoldaten und Kommandoeinheiten in Verbindung mit Sith Kriegern. Ein Synergieeffekt. Nichts neues, aber effektiv. Wir sind der Dolchstoß, der die vitalen Stellen der Gegner trifft.“ Lord Guderion erhob eine Hand, als würde er ein schweres Objekt darin heben.
    „Ein Lichtschwert vermag keine Armee zu zerstören, aber ein Lichtschwert, das den richtigen Kopf vom Körper trennt, kann eine Armee in die Knie zwingen!“ Seine Hand hatte sich zu einer Faust geschlossen. Die Anwesenden im Raum spürten eine Hitzewelle, der machtsensitive Doktor E.I. Faust jedoch spürte die Macht, die sein Darth kanalisierte.
    „Beeindruckender Vortrag, Meister.“ erklärte der Sith scheinbar mitgerissen mit einem boshaften Funkeln in den Augen. Er rieb sich die Hände und dieser gruselige Anblick verursachte in Captain Bingham einen Ekel, den sie zu verbergen versuchte.
    „Ihr hättet mir das auch kürzer erklären können, aber ich habe verstanden. Ich habe keinen Plan von Menschenführung und militärischen Taktiken, und wenn dieser Ausflug erfolgreich sein soll, brauche ich nicht einfach ein paar Soldaten der SIS sondern auch den Rat und Beistand Eures Stabes.“
    „Die SIS verfügt über zahlreiche Experten.“ erklärte der Lord und lehnte sich wieder zurück. „Meine Soldaten werdet Ihr wie meine Kinder behandeln. Damit Ihr sie nicht sinnlos durch Eure Unkenntnisse in operativen Einsätzen verschwendet, wird Captain Nasramo und sein Kommandostab Euch bei der Planung helfen. Sie müssen nicht alles wissen, aber sie müssen alles wissen, was für die Operation entscheidend ist.“
    „Mein Meister, das ist mehr, als ich mir erhofft habe. Ich danke für die Zurechtweisung. Ich werde es mit einem Lord aufnehmen, das bedeutet zunächst, dass die Angelegenheit vertraulich zu behandeln ist, da offene Akte gegen Sith nur möglich sind, wenn Beweise vorliegen, dass der Sith gegen die Interessen des Imperiums arbeitet. Das muss hier nicht der Fall sein. Überhaupt geht es zunächst darum zu erfahren, was das Auftauchen des Elixiers zu bedeuten hat.“
    „Faust, meine Zeit ist begrenzt, besprecht alles weitere mit Nasramos Stab. Captain Bingham ist der geeignete Offizier, um Euch mit allen Ressourcen zu versorgen, die Ihr benötigt. Aber Ihr werdet nur begrenzte Kontingente erhalten, denn wir sind auf dem Weg nach Hoth. Dort brauche ich meine SIS.“
    „Meister, als Euer Gefolgsmann bedanke ich mich für das Vertrauen, dass Ihr in mich setzt.“
    Ein grollendes Lachen schepperte durch die Lautsprecher des Helmes von Darth Guderion.
    „Versucht nicht, Euch ein zu schleimen. Wir beide wissen, woran wir sind. Haltet Euch an Euren Schwur als mein Gefolgsmann. Ich drohe nicht, ich warne nicht. Aber eines noch,“ sagte der Lord der Sith und erhob sich von seinem Thron.
    „Eure Schülerin, sie ist noch immer Akolythin.“
    Der alte Sith sagte nichts, er war sich darüber im klaren, dass diese Frage keiner Antwort bedurfte.
    „Ihr werdet mir keine Akolythin auf einen Einsatz mit nehmen. Schickt sie nach Korriban, falls der Terminplan das duldet, aber ich will keinen Akolythen dabei haben. Wir sind eine Elite, kein Kinderhort!“
    „Ich höre und folge, mein Meister,“ sagte der Greis mit einem verärgerten Unterton. Was Laskarina Birmingham die Zornesröte ins Gesicht schießen ließ. Diese Unverfrorenheit gegen ihren Herren konnte sie nur zähneknirschend erdulden.
    „Faust, Ihr seit sehr speziell.“ erklärte der Darth mit einem arroganten Lachen. „Ich mag Gefolgsleute mit Rückgrat. Aber für wie schlau Ihr Euch haltet, ich treffe die Entscheidungen und habe das letzte Wort. Überzeugt mich mit Argumenten, und ich ändere meine Meinung oder aber befolgt meine Befehle. Einen anderen Weg werde ich nicht dulden!“
    sprach Guderion und verließ den Operatonsraum.
    Der alte Sith senkte geschlagen den Kopf vor seinem Herren.
    Als die Tür sich hinter dem Darth geschlossen hatte, murmelte er: „Einer der jüngsten Darth, die ich kenne. Aber ich will mich nicht mit ihm anlegen. So viel Jungend und Kraft möchte ich auch noch einmal haben. Vielleicht wird es bald dazu kommen.“
    „Gut Lieutenant Commander Faust, haben sie jetzt genügend Selbstgespräche geführt? Setzen Sie sich und erläutern Sie die Lage, damit ich für ihren Einsatz eine OPORD in Auftrag geben kann.“
    „Mylord Faust für Dich, Laskarina. Ich darf Dich doch Laskarina nennen? Egal, also ich habe inzwischen meine bisherigen Informationen zusammen getragen. Viel ist es nicht. Als erstes wirst Du mir wohl ein paar Analysten vom Nachrichtendienst der SIS ausborgen müssen... was ist mit First Lieutenant Mara Ismaren? Sie soll ein Juwel sein auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik....“



    „Ich mache mir inzwischen wirklich Sorgen, Colonel Be'rell,“ erklärte der Rattataki so ruhig, das es seinen Worten Lügen strafte.
    Das Hologramm des alten Offiziers nickte nachdenklich.
    „Sie ist eine junge Sith, Captain Yann. Sith sind für diese Aufgabe einfach überqualifiziert, aber unsere Tests reichen nicht, uns gehen immer wieder Kandidaten durch das Netz. Es mag jedoch auch mit der Hinrichtung des Jungen zusammen hängen.“
    Der Rattataki nickte kurz. „Die offizielle Beschwerde des Vaters ist bereits an die Akademie weiter geleitet worden. Wir haben ihn und seine Familie in Gewahrsam genommen, und auch darüber wurde eine Beschwerde eingereicht. Der planetare Gouverneur hat versucht, die Freilassung an zu ordnen. Aber Angriff auf eine Sith ist ein Kapitalverbrechen. Einer Sith eine unerlaubte Exekution zu unterstellen, ist zumindest ein mittelschwerer Tatbestand der Verleumdung. Es ist demnach ausgeschlossen, den Vater des Kindes auf freien Fuß zu setzen. Zudem unterstehen unsere Abteilungen der Akademie, sodass der Gouverneur keine direkten Anweisungen erteilen darf.“
    Be'rell schien noch etwas sagen zu wollen. Das holografische Abbild betrachtete den Rattataki kritisch. Dann sagte Be'rell: „Unsere Abteilung soll nicht öffentlich in Erscheinung treten und ein unscheinbarer Teil des Erziehungs- und Bildungssystems sein. >>Eine helfende Hand bei der Auswahl von Kandidaten für die Akademie<<, lautet die Bezeichnung für die Öffentlichkeit.“
    „Ich gebe zu, wir sind in lokalen Holonachrichten auf getaucht, aber nur als Randnotiz, soweit ich das feststellen konnte, Sir.“
    Be'rell schnaubte.
    „Wer, wenn nicht das Ministerium für Logistik kontrolliert die Holonews? Aber Mundpropaganda ist schädlich. Das Vertrauen der Tionesen in das Imperium ist gelinde gesagt mäßig. Das können Sie natürlich nicht wissen, das gehört nicht in Ihren Aufgabenbereich.“
    „Verzeihen Sie meine Unwissenheit, Colonel.“ sagte der grauhäutige Mann und senkte beschämt den Blick.
    „Überlassen Sie diesen lebensmüden, reichen Tionesen unserer Rechtsabteilung. Das fällt weder in Ihr, noch in mein Ressort. Sie haben zuletzt vor zwei Tagen Kontakt gehabt und Amanirenas wollte gestern an Suchaktionen Teil nehmen?“
    „Jawohl, Sir.“
    „Dann hat sie es sich eben anders überlegt. Noch kein Grund, zu einer Vermisstenanzeige. Ich werde bei Lord Democritus anfragen, und Sie fahren mit der Suche fort nach Plan. Schaffen Sie das?“
    „Selbstverständlich, Colonel Be'rell.“
    „Fragen, Captain?“
    „Nein, Sir. Ich bedanke mich für Ihr Eingreifen.“
    „Keine Ursache, Offizier. Konzentrieren Sie sich auf den Einsatz, und ich suche Amanirenas.“



    Lord Democritus betrachtete die Holoaufzeichnungen. Eine große, schlanke Frau legte ihm von hinten den linken Unterarm auf die rechte Schulter, stützte ihr Kinn darauf und blickte über seine Schulter auf die eingefrorenen, dreidimensionalen Bilder.
    „Haben wir ein Problem, mein Primus?“ hauchte Yannila die Frage in das Ohr des Lord. Dieser schmunzelte, ohne sich zu bewegen. Sanft streichelte die Schülerin mit der rechten Hand den Handrücken ihres Meisters.
    „Seine Ablösung ist bereits im Hyperraum. In 20 Stunden ist der gute Colonel auf dem Weg zu einem anderen Planeten. Er hat im Moment andere Sorgen als eine Sith, die ihm keine Rechenschaft schuldig ist.“
    „Jede Menge Zeit.“ säuselte die dunkelhaarige Sith.
    „Ich will sie!“ presste Democritus zwischen geschlossenen Zähnen hervor und versteifte sich. Sith Yannila löste sich vom Lord, ihre linke Hand strich über seine Schulter, streichelte dann an seinem Rückgrat herab. Ein wollüstiger Schauer durchlief seinen Körper. Er drehte sich jedoch nicht um.
    „Das ist nicht Deine Entscheidung.“ sagte sie mit einem leicht tadelnden Ton.
    Er senkte den Kopf. „Wir brauchen sie.“
    Sie lachte leise.
    „Du brauchst uns alle, wie wir Dich brauchen.“
    Er drehte sich um. Eine Begierde lag in seinem Blick.
    „Wir müssen ohne die anderen Entscheiden. Die Zeit reicht nicht für ein Zusammentreffen.“
    Sie legte die Hände an die Hüften und blickte ihn kritisch von oben herab an.
    „Überzeuge mich,“ sagte sie herausfordernd. Und diesmal lag keine unterschwellige Betonung in ihrer Stimme.

  • Douglas starrte erneut auf sein Datapad. Er strich sich über den blonden Streifen Haar auf dem Scheitel seiner Glatze und las den Auftrag erneut.
    „Aha, Du bist auch dabei, Cordelia.“
    „Ja mein Schatz. Flitterwochen auf Desevro. Da soll es einen unheimlich schicken Offiziersclub geben in den Sumpflanden.“
    „Flitterwochen?“ er blickte mit seinen kybernetischen Augen auf und fixierte das ebenmäßige, sommersprossige Gesicht der attraktiven Mittvierzigerin.
    Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, dass es ihn wie einen Schlag traf. Angewidert verzog er den Mund. „Du willst mich wieder auf den Arm nehmen, Du Luder!“
    Sie kicherte wie ein Teen und setzte sich auf die Tischkante. Ihre blauen Augen neckten ihn. „Du solltest mal Dein Gesicht sehen.“
    Auf dem Display seines Datapad öffnete sich eine Datei und ein Foto von seinem Gesicht entfaltete sich. Ein dümmlich und verzweifelt starrender Andron Douglas starrte ihm entgegen.
    „Für so einen Mist hackst Du mein Datapad?“
    „Ich bin die neue Moraloffizierin! Wenn Du mal wieder in ein depressives Loch fällst, schau Dir dieses Bild an. So hast Du gerade aus der Wäsche geschaut.“
    Er schmunzelte und rieb sich den Nacken. „Zumindest bist Du auf meiner Seite,“ erklärte er mit einem verschmitzen Lächeln und entblößte seine riesigen, ebenmäßigen Zähne. Sie erwiderte strahlend sein Lächeln.
    „Schon gelesen, wer den Trupp anführt? Frischgebacken und grün, auch wenn die Hautfarbe rot ist.“
    „First Lieutenant Golem Blutklinge. Ex-Scharfschütze. Das passt, war sein Ausbilder, als er zur Dark Salvation versetzt wurde. Aber Navy Lieutenant Doyle... das ist nicht nur als Offizier ein Grüner.“
    Maladie strich Douglas über seinen kurzen Irokesenschnitt und machte einen Schmollmund.
    „Ach komm, so schlimm kanns nicht sein! Er ist von der Rauminfanterie. Immerhin wird es ein Einsatz auf einer imperialen Welt – noch dazu mit einer Vergnügungsstation im Orbit. Währen wir ein paar Wochen vorher dort gewesen, hätten wir auf das Konzert von Dark Lazzer gehen können.“
    Andron warf lässig das Datapad über die Schulter, dass es exakt berechnet auf das Kopfkissen in der Koje hinter ihm fiel.
    „Was findet Ihr Weibchen denn an diesem Typen? Hab schon Wookies mit einer besseren Stimme singen gehört.“
    Die Rothaarige winkte ab. „Das wirst Du nie verstehen. Ein emotionsloser Klotz wie Du, der nur an den Krieg denkt und nicht einmal einen steifen bekommt, wenn so eine attraktive Frau wie ich vor ihm auf dem Tisch sitzt.“
    Er stöhnte genervt auf, als sie sich gespielt die Brüste in die richtige Position rückte.
    „Das hatten wir doch schon, Cordelia. Wir sind Kameraden, ich bin Dein Vorgesetzter, und wenn wir uns einen Schützengraben teilen, müsse wir beide voll konzentriert bleiben.“
    Er verschränkte die muskelbepackten Arme und lehnte sich zurück, dass sein Stuhl knarrte. „Außerdem bist Du nicht mein Typ.“
    Der weibliche Sergeant hüpfte vom Tisch, baute sich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    „Ja was findest Du denn an der dürren kleinen Schwarzhaarigen aus der Materialbeschaffung? Die brichst Du doch durch, wenn Du sie zu hart ran nimmst, mein großer Rancorbulle!“
    Er grinste. „So, eifersüchtig?“ Er stand auf und schaute auf sie herab. Er rollte die breiten Schultern. „Da ist einer, den Du nicht haben kannst, und deshalb mach ich Dich an?“
    Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht zu schauen. „Nicht ganz. Aber ich habe Aufnahmen von den Duschräumen, und da ist etwas, das mich massiv zu Dir hinzieht.“ sagte sie mit einem hinterhältigen Lächeln und ging hüftenschwingend aus der Kabine.
    Sein erster Impuls war, Ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben. Aber seine kybernetisch beschleunigten Reflexe gaben ihm die Gelegenheit, dies zweimal zu überdenken. Erst beim zweiten Anlauf entschied er, das sie den Klaps provozieren wollte und er genau deshalb darauf verzichten sollte.
    „So ein Luder! Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.“ murmelte er.
    „Ich habe kybernetisch verstärktes Gehör, mein Schatz,“ rief im Cordelia aus dem Gang zurück. „Sag Bescheid, wenn Du mal richtig belästigt werden willst!“
    Andron schnaufte genervt, dann griff er an sein Comlink und wählte die Materialbeschaffung.



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    „First Sergeant Andron, ich habe da abschließend noch eine persönliche Frage.“ Der junge Rattataki blickte forsch in die äußerst hässlichen Implantate des großen Unteroffiziers. Unbewegt war dessen Mine, der breite Kiefer bewegte sich kurz, die künstlichen Augen überflogen den dornenbesetzten Kopf des glatzköpfigen Zabrak. Ein tätowiertes Muster zog sich über die schwarze Haut. Die Breite Nase wirkte energisch, das Kinn jedoch war recht schmal im Gegensatz zu den breiten Lippen. Er war ein schlanker, durchtrainierter Mann und erst vor einigen Wochen zum Offizier befördert worden. Der möglicherweise auf Nar Shaddaa geborene First Lieutenant der imperialen Armee war ein paar Jahre jünger als Andron, aber sein Leben war nach dem Eintritt in das Militär stetig und ohne Rückschläge immer weiter voran geschritten. Er hatte sich seine Beförderungen durch Einsätze bei der Siebten Imperialen Sondereinheit verdient. Deshalb war er vielleicht als Anführer eines Platoons ein Neuling, aber andererseits ein versierter Scharfschütze und Kommandosoldat. Und Andron wusste, wie er sich im Kampf verhielt.
    First Sergeant Douglas Andron hatte eine Abneigung gegen unfähige Vorgesetzte, war im letzten Jahr einmal kurz davor gewesen, seine Offizierin über den Haufen zu schießen, um seine Kameraden zu retten. Ein Freigabebefehl des kommandierenden Offiziers hatte ihm quasi diese Entscheidung erspart. Es war ein Massaker an der Zivilbevölkerung gewesen, aber für Andron war die Gesundheit seine Männer wichtiger als irgendwelche mehr oder minder schlecht bewaffnete Aufständische mit friedlichen Mitteln zur Aufgabe zu bewegen. Die Furcht, wieder einen Vorgesetzten zu bekommen, der im wichtigen Augenblick falsche Entscheidungen traf oder zögerte, saß ihm seit Taris im Nacken.
    Und Taris bedeutete für ihn ein Jahr Gefangenschaft auf Belsavis. Er hatte sich geschworen, nie wieder dort hin zu müssen. Sicher, es war kein Gefängnisplanet mehr, aber es ging ums Prinzip. Belsavis war seine Version der Hölle, sein Symbol für seine Niederlage. Er war nie mehr der gleiche gewesen seit damals. Er beneidete unbewusst den jungen Zabrak vor sich, der selbstbewusst und mit einer makellosen Karriere vor ihm saß und dessen Befehle er demnächst auszuführen hatte.
    „Sicher Sir.“
    Der junge Mann räusperte sich, legte den Kopf schief, als lausche er angestrengt. „Sergeant Cordelia Maladie. Warum, glauben Sie, hat Lieutenant Commander Faust speziell Maladie für de Einsatz angefordert.“
    Die ausdruckslosen künstlichen Fischaugen des Elitekriegers blickten den Offizier stumm an. „Das fragen Sie mal am besten Cordelia.“
    Der Mann ließ nicht locker. „Kommen Sie Andron. Sie müssen sich doch auch darüber Gedanken machen. Er ist ein Sith. Er ist auch vom Imperialen Sanitätscorps. Es ist unklar, warum er in beratender Funktion mit Befehlsgewalt den Trupp begleitet. Die spezielle Art und Weise seiner Aufgaben bedeutet im Klartext, dass er die Operation leitet.“
    Andron grunzte unbestimmt. Dann, nach einigen Sekunden sagte er: „Der Auftrag erfordert seine speziellen Kenntnisse. Maladie hat einige Fähigkeiten. Medizinisches gehört nicht dazu. Aber sie hat sehr viel Erfahrung als Zivilistin. Sie war jahrelang außerhalb des Militärs tätig. Ich setze darauf, dass diese Fähigkeiten gebraucht werden. Schauen Sie sich Ihre Akte an, Sir. Es ist nicht das, was darin steht, sondern das, wofür diese kleinen Lücken stehen. Sie haben gelesen, dass sie eine Privatermittlerin auf Nar Shaddaa war?“
    Blutklinge nickte. Andron nickte zurück. „Ich war auch privat auf Nar Shadda und Hutta tätig.“ Was er in den neun Monaten erlebt habe, konnte er nicht erklären. Wir sind ein Team, eine Gemeinschaft, eine Familie, bei der man seine Waffenbrüder und ihre Fähigkeiten kennt und Hand in Hand arbeitet. Er wollte all das sagen und noch mehr, doch brachte er es nicht über sich. Jetzt nickte der Zabrak zustimmend, als hätte er die Gedanken hinter den künstlichen Augen gelesen, hatte selbst einen abwesendem Gesichtsausdruck.
    „Ich verstehe was Sie meinen. Ich stamme … von ... dort. Es ist der Abschaum der Galaxis. Wer freiwillig dort hin geht, ist schlicht wahnsinnig oder so reich, dass es egal ist, wo er sich befindet.“
    Dann hellte sich sein Gesicht auf.
    „Andron, das mit der Familie, das sehe ich genau so.“
    Er nickte zuversichtlich, stand auf und streckte dem bulligen Unteroffizier die Hand hin. Andron erhob sich elegant und versuchte, dem Zabrak nicht die Hand zu zerquetschen, als er sie schüttelte.
    „Auf gute Zusammenarbeit, First Sergeant Andron.“
    „Jawohl Sir. Und denken Sie daran, ich bin jetzt die Mutter des Platoons. Sein sie lieb zu den Kindern, sonst hole ich mit der Bratpfanne aus, Sir!“
    sagte Andron mit unbewegter Mine. Blutklinge schaute misstrauisch zurück, lächelte dann. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Humor haben, Andron.“
    „Humor?“



    Hellgrüne, wissbegierige Augen verschwanden unter gesenkten Liedern und die Offizierin neigte ehrerbietig das Haupt. Ihr moderner Haarschnitt ließ die roten Haare nach vorne gleiten, ohne dass der Kragenspiegel berührt wurde. Sie hob ihr Haupt und blickte dem Sith Alchemisten ins Gesicht.
    „Mylord, es ist mir eine Ehre, Euch dienen zu dürfen.“
    Faust winkte ab. „Jaja, First Lieutenand Ismaren. Ein >>Sir<< reicht völlig. Wie kommen die Nachforschungen voran?“
    Die Offizierin trat einen Schritt zur Seite und aktivierte das mannshohe Displayfeld. Das Gesicht eines Mannes, vielleicht an die Dreißig Jahre alt wurde sichtbar.
    „Lord Democritus, Sir. Ehemals Sith Wonakmuo, ehemals Akolyth Cuntz Seret wurde 1322 geboren auf Kalakar Sechs, einem Trabanten von Dromund Kalakar im Dromund System. Abschluss der Akademie 1338, seit dem Schüler von Lord Democritus. Drei Jahre nach dem Vertrag von Corusant, am 7. Tag des Jahres 1350 hat er seinen Lord geschlagen und den Titel an sich genommen. Er hat auch den Namen des Lord angenommen, um dessen Tradition fort zu setzen.“
    „Keine Konkurrenten? Welche Mäzene hat er?“
    „Er wurde gefördert und unterstützt von Lord Magnus und Lord Ricu ...“
    „aha, der spätere Darth Agrippa. Fahren sie fort, meine Teure.“
    „nun, das waren die Beiden Mäzene. Offizielle Kontakte sind nicht zu finden, aber das hat nichts zu bedeuten.“
    Faust fuhr sich durch den grauen, spitzen Bart und massierte sein Kinn.
    „Ja ja, man sucht einen Sündenbock. Man hat einen Sith zum Lord erhoben, und der Pakt war nicht zum Vorteil. Jetzt werden die Brücken abgebrochen und ein einfacher Sith dient als Bauernopfer. Ich.“
    „Interessante These,“ erklärte Ismaren mit unbewegter Mine. Der Sith schrak überrascht aus den Gedanken. „Ich denke nur laut,“ erklärte er gereizt.
    „Lord Democritus war an verschiedenen Projekten beteiligt, aber eine Suche nach Elixier der Weisheit, AN26-3PR oder ähnlichen Begriffen führten zu keinem direkten Resultat,“ versuchte die Offizierin das Gespräch auf andere Wege zu lenken.
    Der Sith nickte. „Das war zu erwarten. Nicht zu erwarten war Ihre Wortwahl. Welche indirekten Resultate haben Sie erzielt?“
    Die Frau mit den verwirrenden grünen Augen produzierte ein unprofessionelles Schmunzeln. Sie spitze kurz die Lippen.
    „Nun, unsere Suchabfrage hat einige Hacker dazu veranlasst, unser Datensystem an zu greifen. Aber wir waren gewarnt...“
    „Von wem?“
    Sie schmunzelte.
    „Aha, von meiner Wortwahl in der Auftragserteilung. Schön, ich arbeite gerne mit intelligenten Menschen zusammen.“
    „Danke Sir. Wir haben einen Gegenangriff gestartet. Mehrere Spuren wurden verwischt, aber einen Hacker konnten wir verfolgen. Der Hacker gehört zur Datensicherheit der Medical Investigation Unit imperiale Armee des Ministerium für Logistik, Abschnitt Desev System.“
    „Eine elektronische Spinne, die dem falschen Herren dient,“ sinnierte der Sith und er rieb seine Hände, als wolle er Blut abwaschen.
    „So scheint es zu sein. Natürlich könnte das Ministerium für Logistik auch mit diesem Arzneimittel im Zusammenhang stehen...“
    „Nein, meine Gute. Das haben wir Sith ganz alleine ausgeheckt. Der Rat der Sith, oder vielmehr der damalige Ruza Eximorto im Rat der Sith war natürlich involviert. Aber es gibt so viele Versuche. Und so wenig Erfolge,“ murmelte der alte Sith und ließ die Nachrichtenoffizierin stehen. Sie blickte ihm verwundert hinter her, blinzelte mit den Augen. Ihr Bericht war noch nicht abgeschlossen.
    Sie wartete einige Sekunden, blickte dann überrascht zur Seite und starrte auf eine etwas zerbeulte V2-Einheit.
    „Sie können alles weitere mir mitteilen, First Lieutenant Ismaren.“
    Sie bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick.
    „Das möchte ich von Sith Faust persönlich hören.“
    Der Droide zuckte menschlich mit den Servos seiner Schultern.
    „Wenn Sie unbedingt Ärger haben möchten, werde ich Ihnen natürlich nicht den Spaß verderben.“ erklärte der Droide und ging davon.


    „Zeit ist ein entscheidender Faktor, Ygor.“ erklärte der Alchemist mit einem brütenden Blick seiner fiebrig leuchtenden Augen. Seine faltige Stirn war durch Sorgenfalten tiefer gefurcht. Der Droide drehte seinen Kopf, um seine Mikrofone aus zu richten. „Du bist besorgt um die junge Sith?“
    „Was? Ach hör auf immer dumme Scherze zu machen.“ erklärte der Sith gereizt. „Ich erkenne ihn. Ein junger Alchemist an der Seite des alten Lord. Es ist ja beinahe zwanzig Jahre her. Ich erinnere mich daran, das er den Democritus, den ich damals kannte, assistierte. Mehr nicht. Aber ich kann mir doch nicht alle Lebewesen merken, die ich hin und wieder mal gesehen habe!“ „Ja ich kann Dir ein paar meiner Aufzeichnungen abspielen, wo der Sith Wonakmuo anwesend war.“
    „Danke, mein Blechkamerad, aber das ist irrelevant. Der junge Schüler ist selbst zum Meister geworden. Obwohl er laut den Aufzeichnungen ein gerade zu jämmerliches Machtpotential aufweist. Da hat ja selbst Kagekaze einen fast doppelt so hohen Midi-Chlorianer Wert als der gute neue Lord Democritus.“
    „Eins Komma Zweifünfdreifach. Aber vielleicht hat sich sein Machtpotential erhöht?“
    Der alte Sith lächelte. „Sein Midi-Chlorianer Wert könnte die bekannte Skala sprengen, falls er das vermaledeite Elixier verwendet. Aber das würde nichts an seinen Fähigkeiten ändern. Doch, halt. Er hätte die Möglichkeit, schneller und einfacher seine Fähigkeiten aus zu bauen. Und wer sagt denn, dass er nicht das Problem gelöst hat? Sein verbessertes Elixier hat vielleicht wirklich die Fähigkeit, seine Machtsensitivität und sein Potential zu vergrößern.“
    „Du.“
    „Oh Ygor, gib mir einen Grund, Dich demontieren zu lassen!“
    „Alles leere Versprechungen, Faust. Leider. >>Du<< hast gesagt, er könne das Mittel nicht verbessern, als Du vor 12 Stunden mit Agrippa gesprochen hast. Mit Scheiße spielen ergibt Scheiße. Ich kann den genauen Wortlaut wider geben...“
    „Nein, aber danke, Ygor. Ich gebe zu, ich bin nicht allwissend. Auch ich irre mich. Manchmal. Selten. Das würde bedeuten, wir haben es mit einem Gegner zu tun, der über Ressourcen verfügt, die meine bisherigen Kalkulationen sprengen.“
    „Er ist vielleicht in der Lage, Dich zu töten. Gut, das ich dabei bin.“
    „Ja, Du wirst mich beschützen.“
    „Ja, leider. Aber vielleicht erlebe ich es, wie Du vor meinen Augen stirbst. Wäre das nicht hinreißend?“
    „Nun, das ist sehr vom Auge des Betrachters abhängig. Aus meiner Perspektive bist Du nahe an der Demontage, alter Weggefährte. Sehr nahe.“



    Der Meditationsraum lag im Heck des an die 800 Meter langen Dreadnought mit dem Namen Dark Salvation. Eine große Halle mit mehreren Nischen, von denen weitere Gänge abzweigten. Dies alles waren Bereiche, die ausschließlich den Gefolgsleuten des Darth Guderion zur Verfügung standen. Einzig ein spezieller Turbolift gewährte hier einen Zugang.
    Der alte aber nicht besonders weise Alchemist stiefelte mit leicht gebeugtem Rücken durch den Raum, um sich linker Hand einem Panzerschott zu zu wenden. Er trug wie üblich seine Militäruniform, die ihn als Offizier des Sanitätskorps identifizierte. Ein Lichtschwert an seinem Gürtel mochte den aufmerksamen Beobachter verwirren.
    Begleitet wurde er von seinem medizinischen Assistenten und persönlichen Kammerdiener Ygor aus der V2-Reihe. Der Droidentyp war dermaßen weit verbreitet, dass seine Anwesenheit in der Regel gar nicht zur Kenntnis genommen wurde.
    Mürrisch und widerwillig folgte Kagekaze wie ein unartiges Haustier. Ihr schulterlanges, grellrotes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, Ihre zierliche linke Hand hatte die Teenagerin unbewusst elegant auf der Hüfte gelegt, während ihr rechter Arm bei den Bewegungen mitschwang. Ihr Körperbewusstsein war stark entwickelt. Sie hatte eine Vorliebe entwickelt, die Macht in ihre physischen Attribute fließen zu lassen. Die Macht, die inzwischen ohne direkte Willensanstrengung durch ihren Körper floss, erzeugten in ihr das Gefühl, bei jedem Schritt mit einem leichten Stoß schweben zu können.
    Sie trug eine traditionelle Akolythen Robe in grauer Farbe mit roten Applikationen. Ein viel zu großes Vibroschwert steckte in einer Haftvorrichtung, welche die Waffe quer über ihren Rücken in Position hielt. Der lange Griff ragte über ihre rechte Schulter bis in Höhe ihres Scheitels.


    Das Schott öffnete sich und zwei Leibgardisten begrüßten das Trio mit vorgehaltenen Blastern. Ihre Rüstungen waren neuester Stand der schweren imperialen Körperpanzer, die Lackierung Schwarz und Blau der Abteilung Interne Sicherheit. An Bord des Flaggschiffes war es ein offenes Geheimnis, dass die AIS als Leibgarde diente, obwohl ihre Aufgaben hauptsächlich bei der Überwachung der Truppenmoral und der Antispionage lagen.
    Faust machte einen verärgerten Eindruck. „Haltet Ihr mich etwa für einen Attentäter? Ich bin doch angemeldet.“ erklärte der kleine Mann mit knarrender Stimme.
    Die Visiere der Soldaten waren undurchschaubar, auch ihre Körperhaltung änderte sich nicht. „Ihr könnt passieren, Mylord. Eure Schülerin und der Droide bleiben draußen.“
    Der Offizier zuckte mit den knochigen Schultern. „Meinetwegen. Erwartet aber keine Qualität, wenn ich keinen Droiden habe, der mir assistiert.“
    Zu Kagekaze gewandt erklärte er: „Geh spielen, aber mach nichts kaputt.“
    Die Augen der jungen Frau verengten sich zu Schlitzen. Offensichtlich übte sie, mit Gedanken zu töten, doch der alte Sith blieb vorerst am Leben. Lächelnd schritt er durch den Eingang und wandte sich nach Rechts.
    Ygor und die junge Akolythin blieben vor dem Schott zurück, dass sich schloss.
    „Ich könnte ihn erwürgen,“ murmelte sie mit erhitzen Wangen und blickte sich in dem geräumigen Saal um. Bodenmatten zeigten Stellen, wo sich Sith zur gemeinsamen Meditation treffen konnten. Gemeinsam Kämpfen, so eine Unmöglichkeit! Dachte sie sich und blickte äußerst kritisch umher. Eine alte Sith Kampfrüstung stand in einem Ständer in der Nähe.
    „Es ist effektiver, das Genick zu brechen,“ wandte Ygor ein und folgte der Frau.
    Sie blickte abschätzig auf den Droiden. „Was weist Du denn schon davon?“ sagte sie gehässig und betrachtete die Jahrtausend alte Rüstung.
    „So ziemlich alles,“ behauptete der Droide und scannte die Umgebung nach Sensoren und Wanzen.
    „Verschone mich! Ein Meister, der glaubt, so mächtig wie Marka Ragnos zu sein, ist schon zu viel. Jetzt auch noch ein bekloppter Droide.“
    Der Droide stellte sich neben sie und betrachtete scheinbar ebenfalls die Rüstung. Dann sagte er leise: „Richtete es am besten so ein, das ich nicht in der Nähe bin. Mehr will ich gar nicht dazu sagen, Akolythin.“



    „Hervorragende Regeneration, mein Darth,“ erklärte Faust und schob die Datei in den Datenspeicher des Droiden. Guderion befestigte sein Atemgerät an seinem noch jungen, aber durch das ständige Tragen des Atemgerätes bleichen und milchig schimmernden Gesicht. Seine Augen glühten gelblich, eine düstere Aura umgab ihn. Er streifte sich einen Mantel um den entblößten, muskulösen Oberkörper und so wurde die wulstige Narbe auf seiner Brust bedeckt.
    Faust ließ in seinem Scanner ein Shredder Programm laufen und blickte zum Lord. Der Meddroide zog sich in eine Ladestation in einer Ecke des Raumes zurück.
    „Dieses Bacta ist ein hervorragende Substanz,“ erklärte der Arzt, Offizier und Sith mit einem unverfänglichen Tonfall. „Würden wir unsere Truppen mit Bacta-Injektoren ausstatten, würde das ihre Kampfkraft enorm steigern. Aber,“ seufzte er, „nur Kolto ist in der Produktion effizienter und in ausreichenden Mengen produzierbar. In der Zukunft wird Kolto durch Bacta abgelöst werden, aber....“
    Der Lord unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    Er stellte sich in das Trainingsgerät und ließ sich von dem Exoskelett einschließen. Faust näherte sich und ließ die Apparatur die Biowerte des Kommandanten der Siebten Imperiale Sondereinheit ermitteln.
    Dann startete der Prozess und das zischen und keuchen des Atemgerätes bekam ein gequältes Pfeifen. Dem Exoskelett konnte man nur durch leichte Vibrationen anmerken, dass er in Betrieb war. Die Schweißperlen auf der Stirn des Lord und sein stierender Blick zeigten, dass seinem Körper einiges abverlangt wurde.
    „Mit Euren körperlichen Werten ist alles in Ordnung,“ begann Faust das Gespräch erneut, „ohne kybernetische Ersatzteile werdet ihr erst in Jahren eine fast vollständige Heilung erreichen.“
    „Das hatten wir bereits, Faust,“ erklärte der Lord der Sith mit einer etwas ungehalten klingender Stimme. Seine gelben Augen fixierten den alten Mann.
    „Erzählt mir etwas von der Mission.“
    „Danke, Mein Darth. Es haben sich neue Informationen auf getan. Ich würde es begrüßen, wenn wir die Angelegenheit, nun, sagen wir, weiter delegieren könnten.“
    „Ich spüre Zweifel und Angst. Doch hoffentlich vor mir? Ich habe Darth Agrippa meine Zustimmung gegeben, und mein Wort habe ich noch nie gebrochen.“
    Der Alchemist stiefelte in dem Raum umher und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Die düsteren Augen des Darth verfolgten ihn, wie er zum Koltotank wanderte, umdrehte und zur Tür ging, zurück kehrte.
    „Lord Democritus hat vielleicht mehrere Jahre geforscht. Der jetzt als Darth Agrippa bekannte Lord der Sith hat damals seine Übernahme des Titels unterstützt. Jetzt will der Darth eine Klärung, und wir alle wissen, dass die Aufklärung in einer Tötung enden könnte.“
    „Wahr, aber wo ist das Problem.“
    „In der Schuldfrage. Gibt es Beweise, die wir vorbringen können, wenn Lord Democritus stirbt? Nein, denn das Elixier ist ein geheimes Forschungsprojekt. Wer ist für den Tod des Lord verantwortlich? In erster Linie der Exekutor, das wäre ich, in zweiter Linie mein Herr, das wäret Ihr, mein Darth. Darth Agrippa hingegen ist in jedem Fall abgesichert.“
    „Ob die Einmischung in die Belange des Lord Democritus gerechtfertigt sind oder nicht ist aber eine Sache des Rates der Sith, denn nur dem gegenüber bin ich verpflichtet. Seht zu, dass Ihr Beweise sichert.“
    Faust stoppte, hob den Finger und sah den Lord kritisch an. „Die übrigen Darths und Lords würde das nicht interessieren. Es könnte Eurem Ansehen schaden. Und meinem Leben, falls ich das noch erwähnen darf.“
    Ein kehliges Lachen kam aus den Lautsprechern des Atemgerätes.
    „Faust, wenn Ihr wüsstet, wie ich ein Sith geworden bin, dann wüsstet Ihr, wie wenig mich die Meinung anderer Sith schert. Politik ist nicht mein Gebiet, und Intrigen überlasse ich schwächeren Sith. Ich bringe Resultate, meine SIS bring Resultate. Und wo wir gerade bei diesem Punkt sind,“
    erklärte der Darth und senkte seine Stimme: „Die SIS führt den Krieg asymmetrisch. Wenn Ihr eine Falle erwartet, ob nun von Gönnern des Lord oder von ihm selbst, dann wendet die Taktiken der SIS an.“
    Die runzelige Stirn des Alchemisten legte sich in Falten. Er rieb sich die Hände und sagte eben so leise: „Würdet Ihr mir das näher erklären?“
    „Nun,“ begann der Lord mit einem schulmeisterlichen Ton, „zu aller erst kann die SIS, könnt Ihr, kann ich nur für etwas zur Rechenschaft gezogen werden, was wir getan haben. Also werdet Ihr nichts tun. Und ich habe nichts getan.“
    „Ich bin irritiert.“
    Der Lord der Sith nickte, soweit er das in seinem Muskeltrainingsgerät zustande bringen konnte.
    „Ihr seit vermutlich der einzige Sith in meinem Gefolge, der bisher an keinem Einsatz meiner Kommandosoldaten teilgenommen hat. Ich werde Euch einen kurzen Überblick geben, bevor der Stab von Commodore Nasramo Euch die Details dieser neuen Operationsorder erklärt.“

  • SIS


    Die Siebte Imperiale Sondereinheit (SIS) unter dem Kommando von Darth Georgon Guderion hat vom Dunklen Konzil den Auftrag erhalten, Spezialoperation durch zu führen.


    „Die SIS soll taktische Schläge ausführen, die eine strategische Situation entscheidend beeinflussen.“ Darth Vengean
    „Die SIS soll dort Krieg führen, wo ein Krieger nicht bestehen kann und eine Armee nicht eindringen kann.“ Darth Riktus
    „Die SIS soll unser Dolch sein ohne uns zu kompromittieren.“ Darth Ravage


    Das Einsatzgebiet umfasst


    Unkonventionelle Kriegsführung
    Aufklärungseinsätze in feindlichem Gebiet
    Such und Rettungsaktionen im Kampfgebiet
    Direkte Aktionen
    Informationsbeschaffung


    Die SIS wird ihrem besonderen Auftrag nachkommen durch die
    Synergie zwischen Machtanwendern und militärischen Spezialisten.
    Für die Operationen werden Ressourcen des Kriegsministeriums zur Verfügung gestellt.
    Operationsbasis ist die Harrower Dark Salvation und deren Crew.


    Die Ausführung erfolgt als Einheit des Sith Imperiums. Sofern es die Operation erzwingt, kann die SIS ihre Zugehörigkeit verbergen (Schwarze Operationen).


    Die SIS untersteht dem direkten Befehl des Rates der Sith und ist daher bei militärischen Aktionen nicht dem Kriegsministerium unterstellt.
    Kriegsministerium und SIS arbeiten gemeinsam an Operationen.
    Das Kriegsministerium kann die SIS für eine Beteiligung an Operationen anfordern.
    Der Kommandant entscheidet über die Operationen.


    Die SIS untersteht dem Kommandanten Darth Guderion.
    Darth Guderion untersteht dem Dunklen Konzil.
    Die SIS untersteht dem Dunklen Konzil.

  • Es war kein Albtraum!
    Der diffus beleuchtete Raum war mit schallschluckendem, weichen Material aus gekleidet. Sie trug eine Zwangsjacke aus elastischem, atmungsaktiven Material. Jeder Versuch, mit machtverstärkten Kräften die Bänder zu sprengen, die ihre Arme fest an ihre Brust pressten, war erfolglos gewesen. Mit ein wenig Mühe konnte sie sich hin stellen und hüpfen. Die Decke hätte sie vielleicht mit einem Machtsprung erreichen können, aber auch sie war ausgepolstert, und einige der Matten waren transparent und ließen ein rötliches, diffuses Licht herab scheinen, dass es ihr in der Zelle fast wie in eine Gebärmutter vor kam. Ihre Machtsinne waren geschärft, sie nahm jedoch Schwingungen und Strahlungen der Macht war, die ineinander flossen und kein klares Bild entstehen ließen.
    Zunächst glaubte sie, dass sie sich irre, doch dann spürte sie eine Immanenz, die sie zu kennen glaubte. War der Lord ganz in der Nähe oder verfügte er über die Möglichkeit, seine Gefühle zu projizieren? Zumindest spürte sie in den wilden Machtströmungen endlich etwas konkretes. Als sich ein Teil der Wand öffnete, erkannte sie, dass sie an die falsche Person gedacht hatte.
    Triumphierend stolzierte die junge und unerfahrene Schülerin Niharra in den Raum. Sie hatte ihren Schleier gesenkt und Amanirenas konnte ihre Machtaura lesen. Wichtiger wäre gewesen, ihre Gedanken lesen zu können, aber das war eine Disziplin, die sie nie erlernt hatte. Ihre Ausbildung als Sucherin war jedoch auch diesmal von Vorteil. Aus Gestik, Mimik und Pose einer Siegerin war darauf zu schließen, dass Niharra Macht über Leben und Tot Amanirenas besaß. Aber ihr übertrieben stolzes Auftreten und der unsichere Blick zeigten, dass sie sich ihrer Macht nicht all zu sicher war.
    Als die gut zwei Köpfe größere Sith Yannila den Raum betrat, war klar, warum die jüngere Sith nur den Anschein erwecken wollte, sie hätte hier das Kommando. Aber Amanirenas wurde sofort etwas weiteres klar.
    Lord Democritus stand ebenfalls vor der Tür, außer Sicht.
    Die Sucherin musste ihren Geist kontrollieren, um nicht ihre Gefühle zu verraten. So langsam wurde ihr einiges klar. Sie war verraten und verkauft.


    „Setze Dich.“ erklärte die kleine Sith herrisch und schickte Amanirenas einen Machtstoß entgegen. Der Sucherin wurden die Füße unter dem Körper fortgerissen und sie fiel weich auf den gepolsterten Boden. Ihre linke Wange brannte heiß, da sie dort auf das flexible Material aufgeschlagen war. Mit unterdrückter Wut reckte sie den Kopf, um ihre beiden Widersacherinnen im Auge zu behalten. Umständlich drehte sie sich, um in eine kniende Stellung zu kommen. Die Augen von Niharra blitzen spöttisch.
    „Es ist nicht nötig, so mit ihr um zu gehen,“ erklärte die ältere Sith mit einem leichten Anflug von Gereiztheit in ihrer Stimme. Sie verschränkte die Arme und blickte Amanirenas stumm an. Ihr Blick schien ein wenig besorgt zu sein.
    Wussten die beiden nicht, was eine diplomatische Ausbildung der Sucher beinhaltete? Wollten diese beiden Sith tatsächlich ein psychologisches Verhör mit ihr veranstalten? Sie war sogar ausgebildet, den meisten chemischen Verhöre stand zu halten. Ein Spiel >>guter Sith und böser Sith<< war da gerade zu lächerlich!
    Die Maske der Sucherin fiel ab, und mit bebenden Lippen wandte sie sich an die kurzhaarige, große Sith. „Bitte, was immer Ihr mit mir vorhabt, ich bin doch keine Gegnerin für Euch.“
    „Dann sag uns zuerst einmal, wer über Deinen Aufenthalt informiert ist und welche Absprachen Du mit Captain Yann getroffen hast.“ erklärte die kleine Schülerin fordernd. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte bedrohlich.
    Amanirenas spielte die Szenarien im Kopf durch. Im Anti-Verhör-Training ging es darum, nichts preis zu geben. Das könnte bei den Sith hier die falsche Option sein. Es war auch nicht ab zu sehen, das Captain Yann oder gar sein Vorgesetzter mit wehenden Fahnen den Sitz eines Lords der Sith überfallen würde.
    „Es gibt keine Absprachen,“ erklärte sie geschlagen. „Ich sollte am Morgen des Tages, als Ihr mich gefangen genommen habt, mit Captain Yann zusammen einen Einsatz besprechen. Er wird mich suchen.“
    Niharra nickte zufrieden.
    „Sehr gut, Amanirenas,“ lobte Yannila.
    Niharra blickte zu ihrer größeren Mitschülerin auf. „Wir sollten sie gleich jetzt vernichten,“ erklärte sie mit Inbrunst. Ihre Finger ballte sie zu Fäusten.
    „Sie verfügt über große Macht,“ erklärte Yannila mit einem zweifelnden Blick, „sie würde als Teil unserer Gemeinschaft uns alle stärken.“
    Was war das für ein Bühnenstück? Welche große Macht? Hatten die beiden den Verstand verloren? Sicher, ihre Fähigkeiten, die Macht zu spüren, waren weit entwickelt, aber sie verfügte nicht ansatzweise über so viel Macht wie jede der beiden Sith vor ihr, geschweige denn der Lord, der nicht weit entfernt lauschte. Beinahe vermasselte sie ihren Einsatz.
    „Gemeinschaft? Warum sollte ich mit Euch zusammen arbeiten?“ fragte sie verächtlich. Sie senkte erschrocken den Kopf, als die kleine Sith sie mit einem vernichtenden Blick strafte. Yannila legte der Frau ihre Hand auf die Schulter und bremste ihre Mitschülerin.
    „Sie hat Angst, aber sie ist dennoch wissbegierig. Wir können versuchen, es ihr zu erklären.“ sagte die Frau mit beruhigender Stimme. Schritte wurden hörbar und verklangen, als der Lord auf den weichen Boden der Zelle trat.
    Überrascht hob Amanirenas den Kopf und weitete die Augen. Hoffnungsvoll rief sie „Lord Democritus! Bitte, helft mir doch!“
    Natürlich würde dieses Schwein ihr nicht helfen. Aber zunächst würde sie ihnen geben, was diese kleinen Laienschauspieler wollten. Rache wird am besten kalt serviert, und am besten nicht aus einer Zwangsjacke heraus.
    Der Lord blickte hin und her gerissen zu der jungen Frau. Er trat näher und kniete sich vor sie, legte seine Hand an ihre Wange. Sie schmiegte sich an diese Hand und blickte ihn flehend an.
    „Amanirenas, es hätte alles anders kommen sollen.“ erklärte er mit brüchiger Stimme.
    „Noch ist nichts verloren,“ hauchte die Sucherin und drückte sich eine Träne heraus. „lass mich gehen, mein Lord.“
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie schniefte enttäuscht und verlor die Spannung in den Schultern.
    „Du wirst frei sein, wenn wir Dich auf nehmen.“ sagte er mit sanfter Stimme und sie blickte ihn hoffnungsvoll an. Ihn würde sie zuletzt töten!
    „Aber wenn Du nicht würdig bist, Teil unserer Gemeinschaft zu werden, kann ich Dich nicht beschützen,“ erklärte er mit einer heiseren Stimme, dass Amanirenas fast schon glaubte, er würde die Wahrheit sprechen. Stand er wirklich auf ihrer Seite? Ach was, typische Technik bei einem Eins zu Eins plus Eins Verhör. Wer war jetzt der Anfänger? Die Frage, die Amanirenas im Kopf herum kreiste war, wie lange sie diesen gestörten Typen noch etwas vormachen konnte. Bis man sie als Mitglied aufnahm, nach irgendeinem Test?
    „Welche Gemeinschaft ist das, mein Lord,“ hauchte sie verzweifelt.
    Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    „Ich fürchte, das musst Du erfahren, um es zu verstehen.“
    Er erhob sich und seufzte.
    „Ich entziehe Dir die Macht, die ich Dir gegeben habe.“ erklärte er in einem sonderbaren Singsang. Amanirenas hätte beinahe gelacht, aber sie hatte ihre Gefühle unter Kontrolle und wirkte erschrocken.
    „Du wirst bald spüren, was das bedeutet. Und dann wird sich zeigen, ob Du zu uns gehörst oder nicht,“ erklärte er geheimnisvoll, verließ den Raum mit gesenktem Kopf.
    Das einzige, was fehlte, war ein theatralischer Blick zurück über die Schulter. Aha, dafür war Yannila abgestellt. Amanirenas blickte ihnen mit bebender Lippe hinter her und schniefte verzweifelt. Dann drehte sie sich und hüpfte in eine der Ecken, um dort auf die Knie zu fallen und ihren Kopf schluchzend in die weichen Wände zu drücken. Jetzt musste sie sich etwas überlegen. Irgend etwas hatte man mit ihr vor, und sie vermutete, dass ihr nicht viel Zeit blieb, um eine Flucht zu versuchen. Eine Horde Soldaten und mindestens 3, vermutlich aber insgesamt 6 Sith. Das war ein anderes Kaliber als technisch überholte Killerroboter in einem unterirdischen Bunker zu besiegen.



    Und da war Finsternis.
    Kein Geräusch, Absolutes nichts. So muss der Weltraum sein, wenn man im Zentrum eines schwarzen Lochs ist: kein Sturm, kein Licht, kein Leben.
    Was, dachte er benommen, bedeutet das?
    Unruhe entstand, es war die Angst die seinen Nacken streichelte, bevor er in eine kryogenische Fuge Kroch. Wenn er in einen Vollkörperpanzer steckte, kurz nach einem elektromagnetischen Ausfall, bevor die Erleichterung aufwallte, wenn die Systeme wieder anfuhren.
    Die kalte Kralle um sein Herz machte ihn erregt, der Nebel, der schwarze Nebel in seinem Kopf war undurchdringlich. Nichts, das absolute nichts. Die Hilflosigkeit.
    Aber da war ein Gefühl, das er nicht wahrgenommen hatte. Der Brustkorb, der sich hob uns senkte.
    Hob, breitete den Brustkorb, senkte, verkleinerte ihn. Hob und senkte, hob uns senkte. Warum?
    Warum hatte er keine Kontrolle? Das Gefühl der Panik kroch wieder an ihn heran, ein taubes Rückgrat empor, er glaubte die Nackenhaare zu spüren, die sich aufrichteten, aber es war nur die Erinnerung an ein Gefühl, es passierte nichts. Wie ein Uhrwerk hob und senkte sich der Brustkorb.
    Warum hatte er keine Kontrolle? Warum stand er vor einem Herzinfarkt und die Atmung beschleunigte nicht?
    War er gefangen, begraben unter Erde, in Karbonit eingefroren und durch eine Laune des Schicksals bei Bewusstsein?
    Sein Geist war wach, aber er nahm immer noch keine Gefühle wahr, die Panik gaukelte ihm vor, am Rand des Universums zu treiben und langsam in eine bodenlose Schwärze zu fallen.
    Was tun, Schreien konnte er nicht, nicht ein Muskel rührte sich, aber das Gefühl zu fallen nahm zu, der Buskorb hob und senkte sich weiter.
    Warum fiel er, wahnsinnig vor Panik und nichts änderte sich an der Atmung? Immer schneller fiel er, ein vibrieren beschlich ihn ohne das er es entdeckte, bis es bereits zu einem tosenden Brummen angestiegen war, während er mit Lichtgeschwindigkeit viel, immer schneller, begleitet von dem Brummen, Tosen, jetzt dröhnen.


    Ein Funke.


    Blitze stoben heran, war dies die Hypergrenze, erreichte er Lichtgeschwindigkeit? Funkeln, Blitze, Blinken, was hatte das zu bedeuten?
    Er hoffte, dass er zumindest Schmerz empfinden würde, anstelle dieses nichts, wenn es ihn zerriss, aber stattdessen verdichteten sich die Lichter zu einem weißen Nebel.
    Das Dröhnen veränderte sich in ein Geräusch, ein unfassbares Grölen, ein urzeitliches Kreischen im Bassbereich.
    Der Nebel floss in Bilder, Ikonen, Symbole. Und ein Wort.
    Er las ein Wort.
    Er trieb im Uhrschrei mit Lichtgeschwindigkeit und vor ihm ein gigantisches Wort.


    Standby


    Diagramme und Zahlenkolonnen liefen vor ihm ab, er fühlte ein Kribbeln wie Ameisen unter den Fingerspitzen. Nadelstiche traktierten seine Zehen.


    Das Bild wurde immer strukturierter, und dann schaltete sich ein Teil seines Bewusstseins ein, als wäre der Uhrknall direkt in seinem Schädel explodiert.
    Sein Gefechts- und Unterstützungssystem meldete Abschluss der Wartungsarbeit, Diagnosesystem bereit zum Abruf der Ergebnisse.
    Er hatte die Kontrolle seines künstlichen Nervensystems erlangt, die Muskelverstärker waren freigeschaltet....
    Er schlug die Augen auf und hörte auf zu schreien.


    Blinkendes LED.


    Es waren lautlose Schreie gewesen. Jetzt hätte er schreien können, aber jetzt war er Herr über seinen Körper und seinen Geist.
    Der Geist mag in einen Dämmerschlaf verfallen und wirre Gebilde aus Erinnerungen, Wünschen und Fürchten bilden.
    Aber seine kybernetischen Bestandteile kannten nur 0 und 1.
    1, Zeit aufzustehen.
    Adrenalin durchströmt den Körper, der Blutzuckerspielgel wurde erhöht, während das mechanische Herz seine Leistung steigerte.
    Sauerstoff durchflutete das lebende Gewebe, der große Brustkorb hob und senkte sich merklich.
    Die Augen Fokussierten die Düstere Decke, langsam drang das tiefen surren der Antriebsaggregate an sein Hörzentrum.
    Kurze Verwirrtheit, die sich legte, als das Ortungssystem eine schematische Darstellung der Umgebung einblendete: Schiffsunterdeck 3, Quadrant 7.
    Er richtete sich auf und rollte die Schultern mit den wulstigen Muskeln. Das Bett knarzte, als sich 140 kg Fleisch, Metall und Verbundstoffe wie ein Panther vom Bett erhoben.
    Die Gewichtsänderung wurde von der Frau an seiner Seite bemerkt, sie schlug seufzend die Augen auf. Im Dunkel konnte er ihre riesengroßen Pupillen sehen, als Sie versuchte, in der fast vollständigen Dunkelheit etwas wahrzunehmen.
    "Doug" raunte sie und wischte sich Speichel aus den Mundwinkel, blickte sich um. Sie horchte auf seine Bewegungen, als er an den Sensor trat und das Licht gedämmt aufleuchten ließ.


    Sie wischte sich über die Augen und blinzelte. Dann lächelte sie verschmitzt und sagte "Du kannst doch nicht in der Nacht einfach gehen. Ich habe Dich anders eingeschätzt."
    Andron nickte in Richtung der Bettkonsole und zog sich die Hosen über.
    Die Frau blickte auf die Anzeigen und murmelte "es geht bald los?" Eine Antwort erwartete sie nicht. Der Mann streifte sich das Hemd über den vernarbten Brustkorb und nickte ihr kurz zu.
    "Muss zum Systemcheck, mein Comlink benötigt die neuen Scramblercodes. In zwo Stunden ist Appell und dann ... Arbeit."
    "Wie geht’s Dir Doug? Du wirst an der Front sein. Und ich hier an Bord."
    Er brachte ein Grinsen zustande, aber die Stirnfalten über seinen kybernetischen Augen sorgten dafür, dass das Lächeln wie das blecken einer Echse aussah.
    "Ich werde mein Überleben in der eigenen Hand haben. Pass Du lieber auf, dass Sie Dir nicht das Schiff unter Deinem hübschen .... wegschießen."
    Sie grinste kurz, als sie sich aufsetzte.
    "Ich meinte eigentlich, wie Du Dich fühlst."
    "Du gibst mir das Gefühl zu leben." Er bleckte die Zähne. "Der einzige andere Ort wo ich das noch erlebe, ist da unten. Bei den Kameraden. Wenn ich töte und das Tier in mir schreit und weglaufen und zerstören will. Also frag besser nicht, wenn Du die Antwort nicht hören willst."
    Sie erhob sich und war mit wenigen Schritten an dem kleinen Waschbecken.
    Nach einigen Spritzern ins Gesicht, als sie das feuchte Haar zur Seite strich, blickte sie wieder in Androns Richtung, der inzwischen die Schnallen an den Stiefeln schloss.
    "Ich weiß das Du kein anderes Leben sehen kannst. Aber wenn Du mal einen auf Deinen Eisenschädel bekommst und erkennst, dass Du ein Mensch bist unter Deinen Narben und in Deinen künstlichen Teilen, dann hoffe ich, dass Du die Zähne auseinander bekommst und darüber redest. Mit mir."
    Andron schien nichts gehört zu haben. Als sie mit den bloßen Schultern zuckte und sich einen Bademantel überstreifte, blickte sie zu ihm und sah, wie er auf die Schiffswand starrte.
    Sie nahm sich ein Badetuch und wollte die Kabine verlassen, aber seine leise grollende Stimme ließ sie innehalten.
    "Die Zukunft? Ein Leben ohne Schmerz, Leid, Mord und Totschlag? Ich weiß nicht, ob ich das kann, bevor ich tot bin."
    Er spuckte auf den Boden.


    Sie wandte sich ab und verließ die Kabine Richtung Mannschaftsduschen, damit er ihre geröteten Augen nicht sehen konnte.
    Er überlegte kurz, ob er ihr sagen sollte, dass seine Tränenkanäle wegen der künstlichen Augen in seinen Mund verlegt wurden. Aber er war noch nie ein Mann von sinnlosen Erklärungen.
    Er spuckte ein letztes Mal, schluckte die Reste der salzige Flüssigkeit und machte sich auf zu seinen Mannschaftsquartieren.
    Heute würde es ein wenig Genugtuung geben für das, was die Folterknechte der glorreichen Republik mit ihm angestellt hatten.
    Entweder das oder der langersehnte, endgültige Frieden.
    Er wusste nicht, was er bevorzugte, als seine Schritte über das Deck hallten.

  • Die zierliche junge Frau betrat angespannt und nur mit mäßig gezügelter Aufregung das kleine Privatlabor Fausts in den Eingeweiden des Guderion-Plateaus.


    Der hagere kleine Wissenschaftler hatte Ihr den Rücken zugekehrt, war anscheinend in einen Bericht vertieft. Sie blieb in einem angemessenen Abstand, etwa zwei Körper lägen von ihm entfernt stehen und überlegte, dass sie mit einem Sprung diese Distanz in einer Sekunde überwinden könnte. Das Vibroschwert würde sie nicht auf den Kopf, sondern das rechte Schlüsselbein niedersausen lassen und so eine Diagonale durch den klapprigen Körper ziehen, die oberhalb der linken Hüfte endete.
    Die in einem medizinischen Kittel gekleidete Gestalt des alten Sith zuckte, ein kehliges Lachen war zu hören. Kagekaze stieg der Zorn ins Gesicht und ihre helle Haut nahm ein so tiefes Rot an, dass die Sommersprossen nicht mehr zu sehen waren.
    „Mit diesem verteidigungslosen Geist wirst Du nicht einmal einen anderen Akolythen besiegen können, Kind!“
    „Ich bin kein Kind mehr!“ zischte die Akolythin und ihre rechte Hand schloss sich um den Griff des Vibroschwertes neben ihrem Kopf, ohne dass sie sich dessen bewusst wurde. Ihre zierliche Nase bebte, ihr Atem ging schneller.
    Faust drehte sich um. Sein zerfurchtes Gesicht wurde von einem spitz zulaufenden Bart und einer Halbglatze nur mäßig verdeckt. Wenn er lachte, war sein Gesicht wie der Boden eines ausgetrockneten Sees, furchig und pergamentartig. Aber seine Augen lachten nie mit. Die Kälte eines unbarmherzigen, analytischen Verstandes durchbohrte sie, dass sich Kagekaze nackt und schutzlos vorkam. Diese aufkeimende Furcht nutzte sie, um den Hass zu nähren, der stetig wuchs. Zuerst war da nur Angst gewesen, vor diesem uralten, ekel erregenden Sith-Alchemisten. Aber inzwischen war ein ehrlicher und reiner Hass entstanden. Die dunkle Seite der Macht griff nach ihr, nähre ihren schmächtigen jungen Körper und erfüllte sie mit Kraft.
    Der alte Mann nickte ihr zu. „So ist's recht, meine kleine Hexe! Weiter, tiefer, Du musst mit allen Fasern Deines Körpers und mit jedem Gedanken den Hass empfinden. Dann wirst Du Stärke erlangen.“
    Sie war verwirrt, nahm die Hand vom Schwertgriff und blickte ihn misstrauisch an.
    Er blickte etwas enttäuscht. Seine Augenbrauen zogen sich in die Höhe.
    „Du musst wissen, ich habe nur selten in meinem langen Leben Schüler gehabt. Und Du bist die erste Akolythin. Dir fehlen einige grundlegende Elemente der Ausbildung, aber ich habe bisher nicht erkennen können, wo das Problem liegt. Du bist... einfach schwach.“
    Die Augen der jungen Frau funkelten verärgert.
    „Dann habe ich einen schwachen Lehrmeister.“
    Er strich sich durch seinen angegrauten schwarzen Bart und begutachtete den schlanken, knabenhaften Körper der Schülerin kritisch.
    „Du willst wieder zurück nach Korriban? Rechnest Du Dir irgendeine Überlebenschance aus, nachdem Du erst einen Ausbilder getötet hast und danach von Korriban geflohen bist?“
    Die junge Frau erwiderte trotzig den Blick. „Sie können mich nicht brechen!“ behauptete sie mit Inbrunst und spannte den Kiefer so stark an, dass selbst Faust die Zähne knirschen hören konnte.
    Der alte Sith breitete die Arme aus und zeigte sein schauerliches Lächeln.
    „Aber natürlich können sie das, meine Liebe. Sie würden sogar ihr Gesicht verlieren,wenn sie es nicht täten. Um unter solchen Umständen die Akademie zu absolvieren, bedarf es einem Sith unter zehntausend. Und Du darfst auf mein Urteil vertrauen, da gehörst Du nicht dazu. Es ist Tradition in der Akademie, die Akolythen so weit zu biegen, bis sie brechen oder sich ihr Potential offenbart. Auch wenn jeder Ausbilder ein untalentierter Sith ist, der zu nichts großem bestimmt ist, so sind diese Personen darin geschult, diesen Effekt zu erzeugen. Und sie haben Macht über ihre Akolythen. Von ihrem Urteil hängt das Überleben ab. Und Dein Tod wäre eine beschlossene Sache.“
    Kagekaze nickte. Der blöde alte Knacker hatte ihr ins Gedächtnis gerufen, was sie selbst erlebt und verstanden hatte. Das es die Aufgabe der Ausbilder war, die Traditionen und Werte der Sith in den Geistern der Akolythen zu verankern, sie zu Angehörigen dieser herrschenden Klasse zu konditionieren, hatte sie vielleicht ansatzweise erahnt, aber es war ihr zuwider gewesen, diese Beeinflussung über sich ergehen zu lassen. Sie hatte alles daran gesetzt, die Manipulationen der Ausbilder ab zu wehren. Das hatte die Ausbilder mehr als verärgert. Zu wissen, dass die Akolythin bereits vor ihrer Abschlussprüfung eine bessere Sith war, als sie es jemals werden würden, war für die arroganten Ausbilder ein Gräuel. Das es für die Ausbilder ein elementares Kriterium war, die Akolythen auf den Pfad der Sith zu führen, hatte sie allerdings in ihrer Widerspenstigkeit übersehen und sich so in Lebensgefahr gebracht.
    „Ich habe die Kraft, ich habe in einem ehrlichen Zweikampf den Ausbilder besiegt und getötet. Ich habe gesiegt!“ fauchte sie aufgewühlt.
    Der Wissenschaftler grunze abschätzig. „Aber vor den Konsequenzen hattest Du Angst, und Du hattest nichts besseres zu tun als davon zu laufen.“
    „Niemand ist es je gelungen, von Korriban zu fliehen!“
    Jetzt lachte er wieder, und die junge Frau würde zunehmend verärgert. Ihre Nackenhaaren stellten sich auf, ihre wie ein Vöglein geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Zähne fletschen.
    „Da bist Du mal wieder im Irrtum. Zu bleiben, und Dein Recht als Sith ein zu fordern, das wäre eine Tat gewesen, die man im Verzeichnis der Akademie lobend erwähnt hätte. Vermutlich hätte man Dich dennoch getötet. Du warst damals noch nicht bereit, und Dein Jahr auf der Flucht hat Deine Fähigkeiten nicht verbessert. Du kannst Dir nicht selbst bei bringen, was Du auf der Akademie hättest über Dich und Deine Fähigkeiten lernen können. Und jetzt,“ seufzte Faust, „bin ich Dein Meister! Als ob ich nicht genügend mit meinen Forschungen und den Aufträgen von Darth Guderion zu tun hätte!“
    „Ja, Du armer alter Mann,“ sagte Kagekaze gehässig.
    Der Sith hob drohend oder warnend den Finger. Sofort nahm die junge Frau eine neutralere Haltung ein. Wenn er mit einer seiner Lehrstunden begann, duldete er keine Aufsässigkeit. Er winkte sie heran. Gehorsam näherte sie sich dem alten Menschen.
    „Ich werde wohl in den nächsten Stunden zu einer Mission auf brechen. Ich habe Dir bereits von der Sache erzählt, als ich gestern mit Darth Agrippa gesprochen habe.“ er reicht ihr ein Datapad.
    Die junge Frau las still die Daten durch.
    „Was ist ein Blutsucher?“ fragte sie schließlich.
    „Seit tausend Jahren werden machtsensitive Individuen an der Akademie ausgebildet. Ein Teil sind Sklaven, die positiv getestet wurden. Dann die Pflichtuntersuchungen am imperialen Volk. Aber es gibt eine Gruppe im Auftrage der Sith Akademie, die innerhalb und außerhalb der Grenzen des Imperiums nach machtsensitiven Kindern jeder Lebensform sucht, um sie der Akademie zu zu führen. Da wir ständig frische Akolythen benötigen, um unsere Machtbasis zu erhalten, ist dies eine ehrenvolle wenn auch mühselige Aufgabe.“
    „Diese Sucherin Amanidingsda hat vom Planeten Desevro eine Blutanalyse beauftragt, und in diesem Blut war dieser Wirkstoff AN-26 enthalten.“
    Der alte Sith grunzte unzufrieden.
    „Es liegt doch klar auf der Hand, mein kleiner Wildfang. Die Blutdaten sind eindeutig von einer Frau, sie sind keine fünf Minuten vor der Anfrage genommen worden. Details sind alles!“ tadelte der alte Sith-Alchemist.
    „Warum von einer Frau? Soll es ihr eigenes Blut gewesen sein?“
    Der Wissenschaftler seufzte.
    „Was ist mit diesen Daten? Anhand dieser sechs Blutwerte ist es eindeutig ein Lebewesen des Typus Intelligente Spezies, Untergruppe Primaten, Ordnung der Säugetiere. Östrogenspiegel, folglich eine weibliche menschliche Person.“
    „Ja schön Professor,“ jammerte die junge Frau genervt.
    „Doktor! Ich habe keine Professur, habe auch keine Zeit für so eine Position!“erklärte Faust empört.
    „So, vermutlich hat sie selbst ihr Blut untersucht und fand diese Substanz, sendete eine Prioritätsbotschaft um heraus zu finden, was dieses Zeug ist, und was ist es nun? Warum der ganze Aufwand?“
    „Warum dauert das immer so lange bei Dir, die offensichtlichen Daten zu analysieren? Ich habe einleitend alle Informationen gegeben, die Dich dazu befähigen, diese wichtige Frage selbst zu beantworten? Ach, das dauert mir zu lange, Kaze! Vor knapp 18 Jahren, als ich noch jung war,“ dozierte der Sith-Greis, und Kagekaze konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, “war ich an dem Projekt um das alchemistische Elixier AN25-3PR beteiligt. Ein kompletter Fehlschlag! Mehr als ein Jahr Arbeit verschwendet!“
    „Oh,“ stöhnte die junge Frau genervt, „das interessiert mich überhaupt nicht! Gib mir die Kurzfassung oder verschone mich mit dem wissenschaftlichen Geseier!“
    Die junge Frau strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte auf den klapprigen kleinen Knilch. „Darth Guderion wird Dir also befehlen, diese Frau zu finden und ihre Forschungen ein für alle mal zu stoppen. Wir reisen nach Desevro, wo immer das ist, und Du wirst dort aufräumen. Hoffentlich klappst Du nicht zusammen, alter Mann.“
    Der alte Mann lächelte gruselig.
    „Du wirst Dich inzwischen zum Tempel der dunklen Macht begeben und Dich auf Deine Abschlussprüfung vorbereiten. Wenn ich in ein paar Tagen oder Wochen zurück kehre, gehen wir nach Korriban.“
    „Ich darf alleine auf Bosthirda herum streifen?“ fragte die Teenagerin mit großen Augen. Der fiese, alte Knacker führte doch wieder etwas im Schilde!
    Er zuckte lässig mit den schmalen Schultern, denen nur seine maßgeschneiderte Uniform in ein gesundes Aussehen verlieh.
    „Ich habe ein Geschenk für Dich, dass Dich auf die Prüfung vor bereiten wird. Aber das wird das letzte sein, bevor wir die Fähre nach Korriban betreten.“
    „Ich mag Deine Geschenke nicht. Du willst, dass ich mich gehen lasse und mich der dunklen Seite hin gebe.“
    „Natürlich, was sonst?“
    Sie funkelte ihn wütend an. „Ich will aber die Kontrolle!“ stieß sie hervor.
    „Die dunkle Macht... ich kontrolliere sie doch bereits! Ich verstehe nicht, was Deine ganzen Aktionen noch daran verbessern sollen.“
    Er seufzte schwer. „Das wirst Du verstehen, wenn Du meine letzte Prüfung bestehst. Verschwinde jetzt. Es ist sehr anstrengend, mit einer so unwissenden kleine Hexe zu sprechen. Ich muss meine Sachen packen und die Sklaven versorgen.“
    Sie änderte ihre Haltung nicht. Er konnte ihre Anspannung spüren. Aber es war zu früh für sie einen Angriff zu wagen. Das würde ihrem Selbstvertrauen nur schaden. Und sie würde diese Kraft brauchen, wenn er ihr das Geschenk, seinen letzten Test geben würde.
    Er kanalisierte die Macht, drang in ihr Bewusstsein ein. Aber diesmal war sie darauf gefasst.
    „Du wirst jetzt gehen.“ erklärte er und machte eine scheuchende Handbewegung.
    Sie setzte ihr Standbein nach hinten und schloss die Finger zu Fäusten.
    Ihr Blick hielt seinen gefangen. „Dazu habe ich keine Lust.“
    erklärte sie ruhig, mit einer unterschwelligen Schwingung. Beinahe wäre er überrascht zusammen gezuckt.
    Stattdessen verwandelte er seine Überraschung in ein erneutes Schulterzucken. „Hast Du noch immer nicht dazu gelernt?“ fragte er leicht gereizt. „Ohne einen Fluchtplan hast Du keinen Nutzen davon, mich an zu greifen.“
    Sie reckte das spitze Kinn. „Wer behauptet denn, ich habe keinen Fluchtplan ?“ sagte sie kühn.
    „Und dann? Durch die Leibgarde des Darth schlüpfen, in Bosthirdas Hauptstadt unter tauchen und eine Passage aus dem Imperialen Sektoren suchen? Ohne einen Status als Sith bist Du verbrannt. Du wirst nie wieder eine Chance bekommen, frei zu sein. Nicht im Imperium.“
    Sie spitze ihre Lippen zu einem süffisanten Lächeln, das Faust ärgerte. Er hatte sie unterschätzt. Seine Ausbildung zeigte tatsächlich Früchte. Aber wenn er sie jemals für seine Zwecke einspannen wollte, musste sie ihm freiwillig gehorchen. Und nie schien sie weiter davon entfernt als jetzt.
    Er seufzte. Kagekaze missinterpretierte das als weiteres Zeichen der Schwäche.
    Zu spät spürte sie, wie sich die Macht in dem alte Alchemisten sammelte. Wie ein Luftaustauscher Nebel einsog, spürte sie die Machtkanalisierung. Und dann überkam sie bereits die Schwäche.
    Verbissen mit den Zähnen knirschend, hielt sie der Kraft stand, aber die Anstrengung lähmte ihre Gedanken und verhinderten Bewegungen. Jede Zelle ihres Körpers spürte den Sog der Macht, und sie spürte bereits nach einigen Sekunden, dass ihr Widerstand bröckelte.
    „Das Geheimnis der Heilkräfte ist, dass es keine Heilung gibt.“ erklärte er mit verbissenem Gesicht. „Ich kann nur Lebensenergie nehmen und sie transferieren. Keine Heilung ohne Schaden, jemand muss immer den Preis zahlen. Die dunkle Macht ist stark, aber sie kann sich nur von der lebendigen Macht ernähren, nicht aber selbst Leben hervor bringen.“
    Kagekaze spürte, wie ihr Körper unkontrolliert zitterte. „Nein!“ schrie sie und schickte eine Machtwelle aus. Die medizinischen Liegen vibrierten in ihren Sockeln, lose Gegenstände flogen gegen die Wände, ein Meddroide wurde von den Füßen gerissen. Ygor hatte sich bereits in eine Ecke zurück gezogen und bereitete einen Explosivbolzen vor, den er in die Abschussvorrichtung seiner Koltopfeile lud.
    Aber Faust war nicht einmal ins Wanken geraten. Mit einem immer verbisseneren Gesichtsausdruck hielt er die Korruption aufrecht, welche die Lebenskraft seiner Schülerin absorbierte. Doch langsam nahm seine Konzentration ab, er verbrauchte mehr Kraft, als er entzog. Dann brach der Rotschopf seine Gegenwehr ab, und eine Sekunde später spürte Faust, wie die Lebensenergien der jungen Frau ungebremst in seinen, durch das Alter degenerierten Körper einströmten.
    Als sie auf die Knie sank, brach er die Kanalisierung ab. Er blickte zu Ygor, der schräg hinter der Frau an der Wand stand und mit seinen linke Arm auf die Schülerin zielte. Dann näherte er sich Kagekaze langsam und mit beschwingtem Schritt, um sich keine Blöße zu geben. Nur mit Mühe vermied er ein rasselndes Atmen.
    „Noch fragen, kleine Hexe?“
    Sie blickte zu ihm auf. Er konnte erkennen, dass sie geschlagen, aber nicht gebrochen war.
    „Hervorragende Gegenwehr. Brich am besten sofort zum Tempel der dunklen Seite auf. Meditiere dort, um Deine Kraft zu regenerieren, so wie ich es Dir gezeigt habe.
    Wir sehen uns in ein paar Tage wieder, wenn ich von Desevro zurück gekehrt bin.“
    Wankend erhob sich die junge Frau. Sie blickte den schrecklichen Greis mit feuchten Augen an. Aber sie weinte nur, weil sie sich so sehr wünschte, ihm Schmerzen zu bereiten, dass dieses Verlangen ihr beinahe körperliche Schmerzen verursachte. Sie könnte nach seinem Hals greifen und ihn brechen, vielleicht würde es sogar klappen. Der Mann war unvorsichtig und stand in Reichweite vor ihr. Aber das wäre nicht der richtige Weg. Er sollte leiden, nicht einen schmerzlosen Tod erhalten. Mit wackeligen Beinen aber stolz erhobenen Kopf wandte sie sich ab und verließ das Labor.


    Der Alchemist verfolgte ihren Abgang mit einem anerkennenden Lächeln.
    „Hervorragend. Schlecht für mich, aber sie ist soweit. Würde sie mich töten, wäre sie mit der dunklen Seite der Macht für immer verbunden.“
    „Dann sag es ihr doch, anstelle sie zu quälen. Sie will doch die dunkle Seite der Macht annehmen.“
    Faust schnaufte und blickte Ygor missbilligend an. „So gelangt man nicht auf den dunklen Pfad. Man kann nicht böse sein wollen. Man muss zur Dunkelheit werden, um die Dunkelheit annehmen zu können. Aber was weist Du denn schon davon?“
    Der Droide war inzwischen zu dem Meddroiden gegangen und half seinem Kameraden beim Aufstehen.
    „Ich bin nur ein unschuldiger Sklave meiner Protokolle,“ sagte Ygor mit einem Tonfall, der fast die elektronische Variante eines Seufzers war. „Und Du hast eine große Angst um das kleine schwarze Ding, dass Du Dein Leben nennst,“ flüsterte er mit einem Seitenblick auf seinen Herren.



    Um etwaigen Sensoren zu entgehen, vergrub sie sich wieder in einer der Ecken. Sie meditierte. Die verwirrenden Machtauren erschwerten ihre Konzentration.
    Das erste Problem mit dieser Zwangsjacke schien zu sein, dass sie hauteng anlag. Das zweite Problem waren anscheinend die Schlaufen, durch die die Unterarme geschoben worden waren. So waren sie nicht nur am Rücken befestigt, sondern auch auf der Brust fixiert. Würde sie die Arme bewegen können, würde sie sich vielleicht aus der Zwangsjacke befreien können.
    Atmungsaktiv, engmaschig, kaum dehnbar.
    Aber sie brauchte ihre Hände nicht. Sie brauchte nur ihren Verstand und die Macht.
    Es war ein Gewebematerial. Gewebe besteht eigentlich aus vielen Fäden. Insbesondere die Fäden der Nähte. Fäden bestehen aus vielen Fasern. Eine einzelne Faser zu visualisieren und zu manipulieren, mochte sich einfach anhören. Es waren sehr, sehr viele Fasern.
    Aber da waren noch die Fußfesseln aus Metall. Amanirenas war überzeugt, dass sie die Fesseln nicht zerreißen konnte. Vielleicht ein kriegsgeschulter Marodeur mit entsprechendem Training, aber keine Sucherin.
    Nächstes Problem die Tür. Wie war sie verriegelt? Eine Flucht aus der Zwangsjacke war sinnlos, wenn sie unbegrenzt im Raum festgehalten werden konnte. Oder man sogar Gas einströmen lassen konnte. Wurde sie paranoid? Nein, sie behielt einen kühlen Kopf und vergaß nicht, in unregelmäßigen Abständen zu seufzen oder zu stöhnen. Immerhin spielte sie ja verzweifelt.
    Jetzt seufzte sie ehrlich. Dieser Lord! Was für ein fantastischer Mann, welch ein Blender! Aber sie hatte sich natürlich nicht in ihn verliebt, natürlich nicht. Sein Herz würde sie heraus reißen und seinen Weibern in die Rachen stopfen! Blöder Kerl!



    Langsam schwebte das kantige Schiff in den Hangar. Zwischen den bulligen, achteckigen Landungsschiffen wirkte dieses mit hoch aufgestellten Flügeln einschwebende Sternenschiff wie ein Geschoss.
    Das Modell war nicht unbekannt, die VX-5 Ricker war baugleich mit der VX-9 Mailoc, ein überholtes, aber noch immer in Geschwadern eingesetztes Kampfschiff.
    Im Gegensatz dazu war die Aurora schwarz lackiert mit weißen Streifen und hatte kein Hauptgeschütz, sondern nur die Seitengeschütze an kleinen Flügelstumpen unter dem keilförmigen Cockpit.
    Ein Crewmen mit Leuchtstoffröhren und einem Positionsgerät wies das Schiff auf einen Landeplatz neben einer der mittleren Transportfähren, die bis zu drei Züge imperiale Soldaten transportieren konnten.
    Elegant setzte das Schiff auf seinen vier ausgefahrenen Beinen auf.
    Eine Gruppe Raummarinesoldaten stand mit gezogenen Waffen bereit.
    Ein Offizier näherte sich den Lade- und Personenschott im Bauch des Sternenschiffes. Seine schwer gepanzerten Soldaten folgte ihm auf dem Fuß.
    Mit ächzenden Gelenken und leicht torkelnden Schritten lief ein V2-Droide vom Turbolift auf die Gruppe und das Schiff zu.
    „Officer!“ rief er mit laut aufgedrehtem Voicecoder. „Officer, das sind Gäste des Sith Faust.“
    Der Offizier ließ sich nicht beirren, hatte den Droiden gehört, aber sich nicht ablenken lassen. Er gab Handzeichen, und seine Gruppe verteilte sich strategisch.
    „Standartprocedere,“ erklärte er knapp.
    Der Droide war inzwischen heran gekommen. Sein linkes Kniegelenk knirschte, als er zum stehen kam.
    „Haben Sie vielleicht Kommunikationsprobleme? Gäste Sith Faust! Lieutenand Commander E.I.Faust, Sanitätskorps, einer der drei leitenden Ärzte auf diesem Boot.“
    Der Offizier winkte einem seiner Leute.
    „Schaffen Sie mir den Droiden aus dem Sicherheitsperimeter.“
    „Ohje, ein dienstbeflissener Dummkopf! Na wenn das mal nicht wider defekte Luftschleusen gibt,“ jammerte der Droide verzweifelt und nahm Abstand.
    Das letzte, was er wollte war, dass der Soldat seinen Schockstab zog und ihn damit kitzelte.
    Ygor steckte ein Comlink an einen Adapter neben seinen Akustiksensoren und stellte eine Verbindung zu Faust her.
    Zischend öffnete sich das Schott im keilförmigen Bauch des Schiffes. Eine Rampe fuhr aus. Die Soldaten blieben in entspannter Haltung, der Offizier blickte von seinem Datapad auf und legte die rechte Hand auf den Griff seines schweren Blasters.
    Ein Mirialukaner sprang die Rampe herunter. Er trug ein ärmelloses, schwarzes Shirt und eine erdfarbene Weste, sie zu seiner giftgrünen Hautfärbung passte. In einem Halfter an seinem rechten Oberschenkel steckte ein mit allerlei technischem Kram modifizierter schwerer, langläufiger Blaster. Sein Gesicht wirkte grob, aber noch ohne die Kanten des Alters. Seine Haare waren lang, glatt und schwarz. Eine rituelle Tätowierung am Kinn zeigte, dass er sich bereits den ersten Respekt verdient hatte.
    Die Soldaten zuckten nicht einen Millimeter, aber der Offizier hatte nur mit Mühe seine Waffe nicht gezogen, als der agile junge Mann herunter gesprungen war.
    Ein paar viel zu große Stiefel wurden sichtbar. Ein enormer, tonnenförmiger Oberkörper in einem knielangen, grauen Mantel latschte die Treppe herunter. Die Ähnlichkeit des aufgedunsenen Gesichtes mit das des jungen Mannes war für den geneigten Betrachter zu erkennen, aber viele imperiale Bürger behaupteten, alle Mirialukaner würden gleich aussehen. Er trug über dem Gesicht verteilt mehrere Tätowierungen, seine anscheinend modisch rasierte Halbglatze wurden von einem Kranz Haare eingerahmt, die am Hinterkopf in einem aufgerichteten Haargeflecht zusammen gebunden waren. Er blickte listig, vielleicht amüsiert in der Runde. Dann winkte er dem Offizier zu. Der Offizier blickte überrascht, sah in die violetten Augen seines Gegenübers, runzelte die Stirn und blickte über die Schulter.
    Der V2 winkte dem feisten Mirialukaner zurück.
    „Hallo Ygor. Wir sind startklar.“ sagte der Mann mit einer grollenden Bassstimme.
    „Zunächst erfolgt die Kontrolle Ihres Schiffes, Sir,“ erklärte der Offizier eintönig.
    „Das wird nicht nötig sein,“ rief Faust vom Turbolift aus durch den Hangar.
    Der Offizier stockte. Er salutierte vor dem in seiner üblichen Uniform steckenden Sith. Der Alte Mann grinste freudlos.
    „Wir müsse bei fremden Schiffen das Procedere einhalten. Kontrolle nach illegalen Substanzen, Waffen, Sprengstoffen, Drogen, blinden Passagieren, eingeschleppten Tieren und Pflanzen...“
    Faust stoppte ihn mit seiner erhobenen Hand.
    „Jaja, alles an Bord! Ist ja auch so gewollt! Haben sie nicht die Freigabecodes des Schiffes auf ihrem Tablet? Die Aurora ist ein Schiff, das im imperialen Sektor offizielle Lieferzulassung besitzt.“
    Der Offizier ließ sich nicht ablenken. „Sir, würden Sie das bitte wiederholen? Das Schiff hat illegale Substanzen an Bord...“
    „Jaja, was dachten Sie denn? Hab ich alles bestellt, bitteschön. Der Zahlmeister soll mal die 8 Tausend Credits vorbei bringen.“
    Dann ignorierte der alte Sith den Offizier und ging zu dem älteren der beiden Männer hinüber. Ygor zuckte mit den Schultern und folgte humpelnd.
    „Das ist unzulässig, Sir!“ erklärte der Offizier empört.
    „Bürokratie, Mordecai, Bürokratie. Wenn das Imperium nicht verliert weil alle Sith sich gegenseitig abmetzeln, dann wegen irgendwelcher falsch angekreuzter Formulare,“ beschwerte sich der Alchemist, schüttelte dem Captain der Aurora die Pranke und blickte mit einem ins Mark erschütternden, zornigen Blick zu dem Offizier herüber.
    „In Drei Sekunden lasse ich Sie und die beiden Piloten mit Betäubungsstrahlen nieder schießen.“ erklärte der Offizier ruhig.
    Faust zog seinen Codezylinder aus der kleinen Tasche an seiner Schulter.
    „Sie behindern eine Black Operation.“ erklärte er eiskalt.
    Der Offizier starrte verbissen zurück.
    „Bei der ersten verdächtigen Bewegung schießen,“ erklärte er. Dann winkte er einem gepanzerten Soldaten. „Lassen Sie sich den Codezylinder aushändigen, Private.“
    „Warum gehorcht er nicht, Mylord?“ fragte Mordecai überrascht und verunsichert.
    „Weil der gute Mann seine Vorschriften kennt. Da könnte ja jeder Sith kommen, seine Entermannschaft einschleusen und dem Guten Darth sein Flaggschiff unter dem Hintern entführen.“ meinte der alte Sith süffisant lächelnd zu den beiden Mirialukanern und überreichte seinen Codezylinder.
    Eine Gruppe Bodenpersonal hatte inzwischen mit ihren Arbeiten aufgehört und beobachtete das Schauspiel interessiert.
    Der Offizier wurde etwas bleich, behielt aber die Fassung.
    „Kontrolle abbrechen,“ befahl er und ging auf den Sith zu.
    „Hier ist ihr Zylinder, Mylord,“ erklärte er. Faust ließ ihn ein paar Augenblicke die ausgestreckte Hand mit dem Stift halten. Sie zitterte nicht.
    „Hervorragender Blutdruck,“ erklärte er und riss dem Soldaten den kleinen Gegenstand aus den Fingern.
    „Schlechte Reflexe.“ erklärte er dann. Der Offizier salutierte und machte eine Kehrtwendung. „Eines noch,“ sagte der Sith.
    Der Offizier machte eine Kehrtwendung und blieb in Habachtstellung.
    Faust deutete drohend mit seinem Codezylinder in der Hand auf ihn.
    „Jetzt, wo sie Bescheid wissen, möchte ich, dass sie mir persönlich dafür garantieren, dass keiner dieses Schiff betritt, dem ich es nicht erlaube.
    Bis ich abreise, werden Sie meinen Anweisungen folge leisten. Sie ignorieren die Anweisungen von anderen Personen unter meiner Befugnisstufe. Sie halten Stillschweigen. Haben Sie das verstanden?“
    „Jawohl, Mylord Faust.“
    Der alte Mann nickte.
    „Dann machen Sie mal weiter, Sohnemann,“ erklärte er lässig und betrachtete den jungen Mirialukaner. Der Offizier fühlte sich entlassen, machte einen zackigen Abgang und blieb in Sichtweite.
    „Aha, neue Tätowierung. Bist Du gewachsen, Junior?“
    Der junge Mann lächelte nur. Mordecai klopfte seinem Sohn auf die Schulter und grinste den alten Sith an.
    „Mylord, wie gesagt, wir können sofort ab legen. Die Konverter sind noch geladen, der Antrieb in Bereitschaft. Die Aurora steht zu eurer Verfügung.“
    „So habe ich mir das gedacht,“ erklärte der Sith Alchemist und rieb sich die Hände. Die beiden Mirialukaner bekamen eine Gänsehaut.
    „Zunächst werde wir noch eine Ladung Kampfstims aufnehmen, dann kommt gleich meine Einsatzgruppe. Und dann wäre da noch eine Planänderung...“ erklärte er mit einem Lächeln. Das Lächeln des alten Mannes ließ Captain Mordecai misstrauisch aufblicken.
    „Sie bekommen einen Navigator.“
    Vater und Sohn schauten sich überrascht an.
    „Keine Sorge, der Offizier soll mit dem Schiff vertraut sein.“
    „Müssen wir noch etwas wissen, Mylord?“
    Der Sith zuckte mit den Schultern. „Hast Du bereits mit der Bruderschaft des Alten Tion gesprochen?“
    Der Captain nickte knapp. „Sie wollten drei Prozent der Ladung. Als wir ihnen sagten, dass die Ladung nicht besichtigt wird, haben sie eintausend Credits verlangt.“
    „Und jetzt ist unklar, ob wir diese Halsabschneider besser aus dem Weg räumen, damit sie uns später keine Schwierigkeiten machen,“ überlegte Faust laut.
    „Black Sun,“ warf Junior ein.
    Sein Vater grunzte abschätzig.
    „Mit solchen Problemen kenne ich mich nicht im geringste aus,“ gestand Faust nachdenklich und fuhr sich mit der Hand durch seinen Bart.
    „Aber ich habe da die richtige Frau für dieses Problemchen. Wir bleiben zunächst bei der Option Bruderschaft und 1000 Credits. Die Verhandlungen führt aber Maladie.“
    Mordecai zuckte mit den Schultern. „Gerne, Mylord. Ihr wisst, das wir keine Schmuggler sind. Wir dienen Euch wie Ihr dies wünscht. Je weniger wir mit diesen Kriminellen zu tun haben, desto besser. Ich will nicht, das die Aurora für ein Schmugglerschiff gehalten wird.“
    Der Sith bedachte beide mit einem abschätzigen Blick. „Mordecai,“ begann er langsam, „wie Du selbst gesagt hast. Ihr erfüllt meine Wünsche.“
    Damit schien das Thema erledigt, denn der Alchemist ließ sich die Frachtliste aushändigen.
    Dann gab er Befehle an die Sicherheitstruppe weiter.


    Andron runzelte die Stirn. Seine Sichtvergrößerung zeigte eindeutig Mirialukaner. Auf seiner Schulter ruhte ein Reisesack, der an die 50 kg wiegen konnte. Dank künstlichen Muskeln war der Frontkämpfer durchaus in der Lage, das und noch sein eigenes Gewicht von knapp 140 kg Stahl, Plastik, Knochen und Fleisch zu tragen und dabei zu sprinten. Seine Kleidung erzeugte einiges Gelächter von einer Bodencrew. Als sich seine fiesen huttischen kyberaugen auf die Gruppe richteten, erstarb allerdings die Freude. Mit seinen 1,95 Metern, den breiten Schultern und seiner durch die künstlichen Augen entstellten Visage sah er aus wie ein Schwerverbrecher, der jeden der Techs in der Mitte durchbrechen konnte.
    Über einem schwarzen Muskelshirt trug er ein geblümtes, gelbes Hemd, seine muskulösen Beine wurden nur oberhalb des Knies von einer kurzen, weißen Hose bedeckt. Seine Füße allerdings steckten in imperialen Stiefeln.
    Natürlich sah er wie eine Witzfigur aus. Aber Maladie hatte ihm erklärt, das es genau das war, was er darstellen sollte. Und das letzte, worum sich Andron sorgen machte, war eine schlechte Reputation als Modeschreck.
    Er blickte unwirsch, als Maladie mit einer Reisetasche angestiefelt kam. Sie trug einen dunklen, knielangen Mantel, darunter eine dunkelbraune Jacke, erdbraune, fast schwarze Hosen und kniehohe Stiefel. Sie grinste ihn spitzbübisch an. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie die rothaarige Sergeant ihm zu dem „Urlaubsoutfit“ geraten hatte. „Vertrau mir, Tarnung ist alles,“ hatte sie gesäuselt. Zumindest jetzt wusste er, wie sie ausschaute, wenn sie jemanden verarschen wollte. Anscheinend war es gerade nicht Sommer auf Desevro. Zumindest nicht dort, wo sie landen würden.
    „Was ist denn das?“ fragte er neugierig.
    Sie brachte sich vor ihm in Pose. „Hatte ich doch schon öfter an. Formangepasste Zivilpanzerung. Es ist nicht einfach, immer das gleiche Gewicht zu halten, damit die Bewegungen natürlich wirken und die Panzerung nicht bemerkt werden kann.“ Sie lächelte verschmitzt und blinzelte ihm vertraulich zu, strich sich die Haare hinter die Ohren und blickte dann wieder auf zu seinen Augenimplantaten.
    Er streckte seine freie Hand aus und schlug ihre linke Mantelseite auf.
    Ein fieser dreiläufiger Blaster mit einem kurzen Griff kam zum Vorschein.
    „Das meine ich. Wir sollten unbewaffnet kommen.“ erklärte der First Sergeant.
    „Das ist ein Türöffner,“ erklärte sie mit gespielter Empörung. „Sith Faust hat sicher nichts dagegen. Sollen wir ihn fragen?“
    Andron gestattete sich ein Lächeln.
    „Es reicht, wenn ich als Dein Vorgesetzter Bescheid weiß. Was hast Du noch dabei?“
    Sie lächelte verschwörerisch. „Willst Du mich einer Leibesvisitation unterziehen?“ säuselte sie heiser. Andron blickte sich um. So wie sie vor ihm posierte, innerhalb der Reichweite der Persönlichkeitszone, war es kaum verwunderlich, dass die scheinbar unbeaufsichtigte Techgruppe sich vielsagende Blicke zuwarf und gespannt die Szene zwischen dem breit wie großen Paradiesvogel und der in die dunklen Kleidung gehüllten Rothaarigen verfolgten.
    Er machte das „Vorwärts“ Zeichen Richtung Aurora und die Frau salutierte zackig.


    Ein Seufzen kam der Frau mit den harten Gesichtszügen über die Lippen.
    Sie sollte mit den breiten, muskulösen Schultern. Die Zivilkleidung passte ihr nicht richtig. Aber ihre Körperformen waren für menschliche Frauen auch eher ungewöhnlich. Uniformen und Raumanzüge waren natürlich maßgeschneidert für ihre große und muskulöse Statur, aber die Anweisung lautete, in Zivilkleidung zu erscheinen. Ein Sicherheitssoldat überprüfte ihren Codezylinder, dann folgte sie dem seltsamen Paar. Der große ungeschlachte Kerl in dem Blümchenhemd kam ihr bekannt vor, der Rest war ihr unbekannt. Sie warf noch einen Blick über die Schulter, als sie die Türen des Turboliftes hörte. Weitere Personen in Zivil betraten den Hangar.
    Tja, wer war jetzt Lieutenant Commander Faust? Der massige Mirialukaner? Der alte Herr mit grauem Bart und Halbglatze?
    Sie beobachtete, wie der alte Mann die beiden Soldaten in Zivil begrüßte und salutierte vor ihm, als sie näher kam.
    „Flight Lieutenant Barkas meldet sich zum Dienst, Sir.“ grüße sie laut und salutierte Zackig. Der ungeschlachte Soldat machte ein unwirsches Gesicht.
    Der alte Mann grüße zurück und nickte zu dem vollschlanken Mirialukaner.
    „Mordecai, das ist Ihr Navigator.“
    Der Kapitän verneigte sich knapp aber höflich. Er stieß seinem Sohn in die Seite, und der klappte seinen Mund wieder zu.
    Barkas war es gewohnt, dass sie mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen missbilligende Blicke erntete. Viele ihrer Kameraden hielten Sie für eine Kommandosoldatin. Aber sie war Starborne und hatte nie in ihrem Leben etwas anderes werden wollen als eine Starfighter- Pilotin. Allerdings war der Blick des jungen Mirialukaners eher undefinierbar gewesen. Etwas in seinem Blick zeigte Bewunderung, als er sich grüßend verneigte.
    „Lieutenant Commander!“ bellte Andron. Der Sith blickte verwundert zu dem Soldaten herüber. „Was gibt es Sergeant? Ich unterhalte mich gerade.“
    Der Soldat erklärte mit ausdruckslosem Gesicht: „Wir führen einen verdeckten Einsatz durch. Militärisches Grüßen des Vorgesetzten oder Benennung des Ranges ist von jetzt ab untersagt.“
    Die Augen des greishaften Sith funkelten herausfordernd. „Wer will mich denn hier maßregeln?“ Er lächelte freudlos und erhob seine Hand.
    Der Soldat verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust und lächelte vollkommen unbeeindruckt zurück.
    Faust hielt inne und kicherte überrascht über die Dreistigkeit. Hatte der Quadratschädel etwa vergessen, mit wem er da redete? Er erinnerte sich an den aufbrausenden Sith Drukan, und wie er sich über dessen unüberlegten Äußerungen amüsiert hatte. Das hier waren keine Feinde oder Konkurrenten, das hier war eine Einheit, die seine Wünsche erfüllen sollte, aber nach ihren Regeln. Und die Regeln waren doch irgendwie sinnvoll. Nicht, das er verstand, warum das jetzt und hier an Bord der Dark Salvation bereits wichtig sein sollte.
    „Zur Kenntnis genommen, Andron.“ sagte er lächelnd.
    „Jawohl, Andron,“ erklärte Barkas und nickte knapp. Sie hätte es besser wissen müssen, schalt sie sich im stillen. Sie blickte den Kapitän an. „Mister Mordecai, würden Sie mir meinen Posten zeigen?“
    Der grünhäutige Mann mit den zahlreichen Tätowierungen lächelte offenherzig. „Eine Frau der Tat. Das mögen wir nicht wahr, Junior? Mein Sohnemann wird Ihnen das Cockpit zeigen.“
    „Klar, Skipper,“ sagte der junge Mann, strich sich seine langen Haare aus dem Gesicht und machte eine galant wirkende Armbewegung zum offenen Schott.


    Weitere Soldaten und Ausrüstung trafen ein.


    Zwanzig Minuten später hoben die Repulsoren die Aurora vom Deck des Hangars.

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