Gäste
Auf alles war ich vorbereitet. Eine Horde jugendlicher Mörder mit Spaß am Handwerk. Verrückte Wissenschaftler mit säurespritzenden Rachenimplantaten. Hausdroiden mit Kreissägen anstelle von Händen.
Ein paar strahlende, blaue Augen erwarteten mich, als die Tür geräuschlos in die Wand fuhr. Ich hätte beinahe mit meinen Schockhandschuhen zugeschlagen.
„Hi JB. Du bist ein wenig spät dran, mein Schatz.“
Ich muss sagen, ich wusste nicht, was ich sagen soll.
Monique trug ihre typische Kleidung, eine kurze Banthahaut-Jacke mit Schulterhalftern für ihre Blaster darüber, Vibromesserscheide am linken Unterarm. Eine enge, schwarze Hose, hochschaftige Stiefel mit flachen, weichen Absätzen. Nichts davon beeinträchtigte ihren weibliche Silhouette, die gepanzerte Kleidung war maß geschnitten. Sie hatte oft genug gemeckert, das sie nicht zu viel essen durfte. Gemampft hatte sie aber immer wie ein Hutte, was vermutlich an irgendwelchen künstlichen Organen lag, die mehr Nahrung benötigten. Ich riss mich aus meiner Starre und versuchte überlegen und geschäftsmäßig zu wirken. Herrisch winkte ich Teesevensix zu, zeigte mit gespreizten Zeige- und Mittelfinger meiner Hand auf meine Augen und hörte ein kurzes Pfeifen als Antwort. Monique war von der Tür zurück getreten und ich betrat die Schattenklinik.
„Sind die eingeschaltet?“ sagte Monique und als ich ihren Blick erwiderte, wanderten ihre Augen kurz zu meinen Händen, bevor sie mich erneut an sah. Ich verkniff mir ein Grummeln und deaktivierte die Schockhandschuhe.
„So,“ sagte ich gedehnt und blickte mich langsam mit einer kritisch erhobenen Augenbraue in dem Zimmer um, „Du brauchst also meine Hilfe?“
Sie legte die Hände in die Hüften und blickte mich überrascht an, als wolle sie sagen: „Ich?“
Ich betrachte den Schreibtisch. Kein Stuhl dahinter, vermutlich wurde die Konsole darauf von einem Droiden bedient. das speckige Sofa auf der gegenüber liegenden Seite sah gemütlich zerknautscht aus, ein kleines Tischchen mit Zeitschriften... Papier? Warum mussten alle Ärzte als Beweis ihrer Zunft Zeitschriften im Wartezimmer haben? War das irgend ein geheimer Kodex? Das Bild über dem Sofa zeigte einen Droidenarm, der mit seinem künstlichen Muskelsträngen und der Form der Klauen fast wie ein menschlicher Arm aufgebaut war. Es war ein gemaltes Bild, ich konnte die Pinselstriche erkennen. Gegenüber der Eingangstür ging es weiter, ein schmaler Korridor, der knapp Drei Meter weiter vorne in ein hell erleuchtetes Zimmer Mündete. Monique ging langsam, und mit wiegenden Hüften hindurch und verschwand nach rechts. Am Rücken ihres Halfters sah ich ein Weiteres Vibromesser kopfüber in einem Halfter stecken, der schräg über den Rücken ihrer Jacke geschnallt war.
„Was ist überhaupt los?“ fragte ich, erhielt aber keine Nachricht.
Als ich den Korridor durchschritt, fielen mir die Sensoren und Scanner auf, die Wände waren offensichtlich nachträglich eingezogen worden. Ich zog kurz mein Datapad hinter dem Rücken hervor, was meinen Lendenwirbeln unheimlich gut tat und prüfte ein paar Messwerte. Hohlräume, Energiesysteme und Metall und Keramik. Das war ein Spießrutenlauf, wenn es der Besitzer darauf anlegte. Ich vermutete, das ich bei einer Flucht besser einen eigenen Weg durch die Wand frei schießen sollte, anstelle diesen Korridor erneut zu betreten.
Und tatsächlich führte mich Monique durch eine Art Ersatzteillager und vorbei an zwei weiteren, geschlossenen Räumen, sodass wir nach meiner Einschätzung fast die gesamte Wohnung Nummer 10-05 durchquert haben sollten. An dem linken Teil waren wir allerdings nicht vorbei gekommen, dort vermutete ich einen geheimen Ausgang auf den Hauptflur. Ich merkte mir den Weg, was nicht all zu schwierig war. Falls das Licht aus fiel, würde es allerdings ein Spießrutenlauf werden, denn das Lager, das wir eben durchquerten, war doch recht voll gestopft mit Kisten und Regalen. Sonderbarer Weg für Besucher vielleicht erfüllte das eine Schutzfunktion oder so war die Lieferung einfacher ab zu wickeln. Ich pappte in jeden Raum, wenn ich zufällig die Türrahmen streifte, einen Sensor in Hüfthöhe daran. So würde ich nachher eine Holokomverbidung nach außen haben. Falls wir die Hilfe des Droiden benötigten oder er unsere.
Monique wartete neben einer weiteren Tür und lächelte mich unter lasziv halb geschlossenen Augen an als wolle sie mich vernaschen. Mein Holokom vibrierte und ich las eine Textnachricht... von ihr.
„Spiel mit und verrate nichts.“ stand da. Ja, ihre cybernetische Komverbindung funktionierte ja innerhalb des gleichen Raumes ohne von den Dämpfungssystemen gestört zu werden. Bei dem Blick auf die Nachricht sendete ich eine Nachricht an Teesevensix. Ich ließ ihn wissen, das im Moment alles gut sei und er uns retten solle, wenn ich mich nicht in Fünf Minuten melde. „65 Uhr 29,“ sagte ich, um meine eigentlichen Taten zu verschleiern.
Sie lächelte verschmitzt und machte eine kurze Wischbewegung, sodass die Tür sich automatisch öffnete.
Ein kleines Büro, vollgestopft. So langsam bekam ich den Eindruck, alles, was ich gesehen hatte, wäre irgendwie für einen Umzug vor bereitet. Ja, der Streetdoc war vermutlich immer auf der Flucht und hatte mehrere Ausweichorte für seine Klinik. Eine Zwickmühle, sicher unter zu kommen aber auch für die Kunden erreichbar zu bleiben. Ich lebte in den Zwischenräumen der galaktischen Gesellschaft. Reiste mit leichtem Gepäck und kaufte mir alles, was austauschbar war an meinen neuen Standorten.
Meinen ersten selbst konstruierten Dietrich trug ich unter einem Lappen synthetischer Haut am linken Oberschenkel, ein Kreditchip befand sich in der Füllung meines linken oberen Weisheitszahns. Was braucht man mehr als den eigenen Intellekt und einen Multifunktionsdietrich?
Ich baute mich mit Fäusten in die Hüften gestemmt breit beinig vor dem Streetdoc auf. Der Mann war sicher weit über Fünfzig Jahre alt, trug nur einen verräterischen Konnektor hinter dem rechten Ohr, den sein schütteres, graues Haar nicht verdeckte. Seine Augen strahlten klar und wissbegierig, doch sie starrten mich mit einer Kühle an, das mir ein wenig schauderte. Sein Blick glitt über meinen Körper, und hin und wieder wanderte er über meine Schulter an die Stelle, wo Monique stehen sollte.
„Sie sind also der Arzt, wegen dem meine Partnerin ihre Termine verpasst?“
fragte ich gerade heraus, denn die Sache war mir unangenehm. Ich spiele nicht nur gerne die erste Geige, ich bin gut darin. Irgend wo einfach mit zu spielen, liegt mir dagegen weniger.
Der Mann brummte und sah auf ein Datapad, das er in den Händen hielt.
„Und sie sind hier so einfach herein gekommen?“ fragte er mit einem derartig ungläubigen Unterton, das ich mich gerade zu gekränkt fühlte.
„Tja, ich kann hier auch genau so leicht wieder heraus spazieren, mein Wehrtester. Ihr Sicherheitsteam ist eine Bande Schuljungen, die Scanner sind Schrott vom letzten Jahr und das Ding hat mehr Löcher als mein alderaanischer Hochlandkäse, den ich mir heute Morgen aufs Brötchen gelegt habe,“ erklärte ich stolz und reckte zur Unterstreichung mein Spitzes Kinn ein wenig höher.
„Meine automatischen Schussanlagen habe ich deaktiviert,“ sagte der alte Mann trocken, als würde das eine Rolle spielen.
Ich wischte ein imaginäres Staubkörnchen von der dreckigen, engen Bandenjacke und erklärte in einem beiläufigen Tonfall: „Das ist mir aufgefallen. Drahtlose Netzwerksysteme, ich nehme an, Sie glauben, weil eine Abschirmung besteht, könne das System nicht gehackt werden. Soll ich mal eben die Kontrolle Ihrer Geschütze übernehmen?“ ich zog mein Datapad hinter dem Rücken hervor und grinste den Arzt spöttisch an. Er mochte auf dem Gebiet der Cybernetik ein Ass sein, aber das war mein Spezialgebiet. Er winkte ab.
„Wie viele Cavaliers haben sie getötet, Mister...“
„Iaco. Keinen. Vielleicht ein paar Kopfschmerzen oder Muskelkater.“ erklärte ich gelassen und steckte mein Datapad zurück hinter den Gürtel.
„Sie werden es überleben.“
Der Mann starrte ungläubig. War ich denn nur von mordlüsternen Leuten umgeben, alle respektlos dem Leben gegenüber? Immer dieses stereotype ich oder die. Warum, wenn man dem Ärger aus dem Weg gehen kann? Warum, wenn ein bewusstloser Gegner keine Gefahr dar stellt? Wer schlau genug war, der musste weder töten noch rennen. Monique, dieser Arzt hier, die Gang-Jungs, sie alle waren einfach zu blöd, um andere am Leben lassen zu dürfen. Traurig. Bedauerlich.
Ich verkniff mir lieber mein Bedauern. Dieser Typ zeigte keinen Sinn für Ironie. „So, mein Guter. Ist meine Partnerin jetzt repariert oder was?“ fragte ich, um das Thema zu wechseln. Monique schob sich an mir vorbei, als ob der Raum ein Schlauch wäre und tätschelte dabei meine Po, ohne das der Arzt das sehen konnte. Ich konnte gerade noch ein empörtes Stöhnen unterdrücken. Eine echte Chauvinistin!
„Und, mein Guter. Sind Sie jetzt mit von der Partie?“ säuselte Monique und setzte sich auf die Tischkante, schaffte es, die Beine dabei über zu schlagen und machte eine sehr attraktive Pose dabei. Ich ignorierte meine Gefühle, vielleicht habe ich ja einfach eine Schwäche für böse Mädchen.
Sie blinzelte den Arzt an und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, der Blaster in ihrem rechten Schulterhalfter reckte sich dabei kurz vor ebenso wie ihre Brust. Ich verstand immer noch Binär, was sollte das alles hier? Teesevensix sagte doch, das sie in Schwierigkeiten stecke, dann lege ich harmlose, alte Rentner und schwere Jungs schlafen, um dann hier einem Verkaufsgespräch bei zu wohnen? Irgend etwas ging hier mal wieder an meiner Aufmerksamkeit vorbei. Ich musste Monique mehr im Auge behalten, wenn ich ihr auf die Schliche kommen wollte!
Der Arzt grummelte wieder, blickte von seinem Datapad auf.
„Eben ist eine Horde Cavaliers vor gefahren und auf dem Dach gelandet...“ erklärte der Mann trocken und fast simultan vibrierte mein Handgelenk. Der Astromech berichtete das Gleiche über die Relaisverbindung, die ich durch meine in der Klinik verteilten Sensoren aufgebaut hatte. Er stand mit unseren Überwachungssensoren in Verbindung, die wir vor knapp zwanzig Minuten aufgestellt hatten. Es wurde Zeit, den Fluchtplan ein zu setzen. Wo war der verdammte Geheimausgang? Wenn sie erst einmal auf den beiden Korridoren dieses Stockwerkes waren... was ja nur über die drei Treppen ging... dann saßen wir wie die Ratten in der Falle!
Monique beute sich seitwärts über den Tisch auf dem sie saß, stütze sich mit den Armen auf und saß so verdreht, wie das wohl nur Frauen können. Ihr Gesicht war jetzt auf Augenhöhe mit dem des Arztes und nur wenige Zentimeter entfernt. Ich sah, das er dem Impuls widerstand, den Kopf zurück zu biegen. Er hatte Angst vor ihr, schoss es mir durch den Kopf.
„Sie haben geglaubt, das sie mich haben,“ hörte ich Monique flüstern, ich verstand kaum eine Silbe, weil sie so leise sprach.
„Jetzt wollen sie einen Patt aushandeln? Ich biete Ihnen das, was Sie wollen, was Sie brauchen, und Sie wollen mit mir Spielchen spielen?“
Sie richtete sich wieder auf, ihre Körperbeherrschung war so ausgeprägt, das sie dabei ihre Hände nicht benötigte, sondern sich einfach ausbalancierte und aufrichtete.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein guter Doc,“ sagte sie mit deutlicher Stimme und einem vibrierenden Unterton, „ich bin hier die einzige, die Spielt. Und alle tanzen nach meiner Pfeife. Ich biete ihnen eine Partnerschaft an, und Sie können durchaus ab lehnen. Aber ich diktiere den Vertrag, haben Sie das soweit verstanden oder muss ich deutlicher werden?“
Hecktisch sah ich auf mein Holokom. Warum hatte ich keine Sensoren an den Treppenhäusern verteilt? Keine Zeit und nicht genügend Ausrüstung, aber war das wirklich ein Grund, mein so junges Leben jetzt schon vorzeitig beendet zu sehen? Wir sollten hier schleunigst gehen, und ich fing an herum zu zappeln.
Der Doktor starrte weiter sprachlos zu Monique auf. Ich konnte förmlich die Rädchen und Pumpen in seinem Schädel arbeiten sehen. Schweißperlen bildeten sich, und der hohe Haaransatz bekam eine Schimmer.
Mir wurde langsam auch heiß. Sicher wollte Monique gerade jetzt den Eindruck erwecken, die Kontrolle zu haben. Aber ich malte mir gerade aus, wie wir Opfer eines Gangbang im wahrsten Sinne des Wortes werden würden, wenn die knapp 26 Halbstarken erst einmal im Stockwerk angekommen waren. Sollten wir den Arzt als Geisel nehmen? Mir lag da überhaupt nichts daran. Man muss nehmen, was das Deck einem bietet, seine Karten richtig spielen und wenn man ein Spiel verliert seine Credits krallen und ganz ganz schnell verschwinden. Kein Sicherheitsmann der Galaxis hat mich je geschnappt (okay, ich wurde geschnappt, konnte aber immer entschlüpfen). Wenn ich es mir aussuchen konnte, ließ ich mich lieber von der HuttSec verhaften als von diesen moralisch total verkommenen Bengels, die hier die Straßen kontrollierten.
Der Doc schien noch nach zu denken. Monique machte es ihm leicht.
Sie hüpfte vom Tisch, griff sich ihren schweren schwarzen Mantel und das darunter verborgene kurzläufge Blastergewehr und sagte: „Also dann, Doc, ich muss langsam los. Ich habe woanders noch eine Verabredung. Lassen Sie sich mal durch den Kopf gehen, was ich im Kopf habe und was eine Kooperation für sie bedeuten kann. Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen können: einfach zu Hause anrufen.“
Ich wusste zwar nicht, was sie damit genau meinte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht bluffte. Oder... wenn ich heute so darüber nach denke... warum eigentlich nicht?
Monique drückte mir den klobigen Blaster in die Hand. Kein Kolben, drei Läufe, ich dachte, das Teil kann doch nichts taugen.
Als sie den Mantel trug, nahm sie mir den Blaster aus den Händen und drückte mir einen Schmatzer auf die Wange. Mir wurde ein wenig heiß.
„Danke für die Rettung, mein Held!“
„Eine meiner leichtesten Übungen. Und ich wollte nicht von Teesevensix geröstet werden,“ erklärte ich lässig. Was sollte der Mist denn nun wieder, fragte ich mich derweil und wusste nicht wie sie mich jetzt wieder auf den Arm genommen hatte. Es hatte nicht den Anschein gehabt, das sie irgend eine Hilfe brauchte.
„Gibst Du mir die Zugriffscodes auf die Verbindung zum kleinen Desperado? Wir sollten uns schleunigst aus dem Staub machen. Ich habe keine Zeit für Feuergefechte mit Stümpern.“
Ich sah flüchtig zu ihr herüber, während ich um ein Regal herum lief. Wir bewegten und mit zügigen Schritten, ihrem Gang konnte ich inzwischen entnehmen, das sie die verdrahteten Reflexe eingeschaltet hatte.
„Was ist hier überhaupt passiert?“ wollte ich zum wiederholten Male wissen.
Sie grinste mich kurz an und sagte dann: „Ohren zu halten!“
Ich legte die Hände auf die Ohren und nicht zu früh. Ihr Blaster bockte in ihren Händen, das Ding verhielt sich wie eine Scattergun, und drei Blasterbolzen fetzten durch die Wand vor uns, ein stroboskopartiger Blitz erhellte den spärlich beleuchteten Lagerraum. Ohne langsamer zu werden näherte sie sich der Wand und gab weitere Schüsse ab. Woher sie wusste, das die Wand nicht massiv war, konnte ich nur spekulieren. Einen Raum weiter hatte ich den Scanner eingesetzt, da hatte ich mir eine Anomalie gemerkt, die auf eine verborgene Tür hin deutete. Nun, was sie tat, funktionierte. Knisternd und knackend rauchte die Waffe in ihrer Hand, als sie die letzten zwei Meter beschleunigte und wie eine Rakete mit der Schulter die zerschossene Wand rammte. Sie fiel zu Boden, allerdings im angrenzenden Raum. Staub rieselte aus der Verschalung der Wand.
Monique hustete und grinste zu mir herauf, als ich durch das schmale Loch stieg und ihr die Hand reichte.
„Danke. Wo bleiben die Zugriffscodes? Ich habe noch einen Termin mit meiner Tochter.“
„Tochter?“ Sie schaffte es immer wieder, mich zu überraschen. Okay, sie war älter als ich, das hatte ich bereits gewusst. Mein Verbindungsmann beim SID kannte sie als Jaresa Camoni, Starfighter-Pilotin der republikanischen Streitkräfte, Missing In Action. Da war sie als vierzigjährige aufgetreten. Ich war gerade dreiundzwanzig geworden. Ich stellte mir daher eine kleine Tochter vor, die mit vollen Windeln mit Mammi kuscheln wollte. Das war nicht das letzte Mal, das ich mich irrte.
Ich half ihr auf und aktivierte mein Holokom. „Teesevensix, wir kommen gleich am Gang Richtung Lift raus. Behalte alles schön im Sensor.“
Ich kopierte die Zugangsdaten und sendete sie an die Komlink-Nummer, die zur Zeit auf das Gerät im Schädel von Monique passte. Ich ließ das Gerät eingeschaltet und lief Monique hinter her, die in einem Operationsraum plötzlich links ab gebogen war und eine Tür öffnete. Als ich hinzu kam, sah ich einen Raum mit Regalen, Putzmitteln und einem kleinen diskusförmigen Reinigungsdroiden, der auf Anweisung hin über den Boden wuseln würde um die Bodenkacheln zu reinigen. Einen Moment dachte ich, jetzt währen wir falsch abgebogen, aber dann kam mir in den Sinn, das ich ja durch die zahlreichen Umbaumaßnahmen ein wenig mit der Architektur durcheinander geraten war. Monique suchte hektisch das linke Regal ab, fasste hier- und dort hin, und ich zog schnell meinen Scanner, denn sicher konnte ich eine Geheimtür damit erkennen.
„Das gehört zu der Abschirmung, da wirst Du keine brauchbaren Anzeigen finden. Da hilft nur Suchen, mein Großer.“ behauptete meine dunkelhaarige Chefin und drückte mir den immer noch warmen Blaster in die Finger. Inzwischen piepste Teesevensix über den Lautsprecher an meinem Handgelenk-Holokom. Natürlich verstand ich nichts.
„Isst gut, Teeseven,“ sagte Monique, „wir sind gleich bei Dir.“
Sie blickte mich plötzlich ausdruckslos an. Eine Sekunde verstrich, und ich hob schon eine Augenbraue, und wollte fragen, was ich denn nun schon wieder angestellt hätte. Dann zog sie ihrerseits eine der dunkelroten, feinen Augenbrauen hoch und gleichzeitig hörte ich ein Klicken. Sie zog den Arm aus dem Regal hervor und griff an eine der Stützstreben. Das Regal schwang herum und mit ihr ein Teil der Wand dahinter. Ich sah unseren kleinen Droiden heran rollen.
„Prinzessin ja? Und Teesevensix ist ein Ritter? Zu was macht Dich das dann? Das Pferd?“ fragte Monique und trat aus dem Gang. Ich folgte ihr schweigend und überlegte mir eine süffisante Antwort. Ich dachte nur: Teesevensix, die alte Petze!
Monique wollte zu den Aufzügen, ich hielt sie an der Schulter zurück.
Sie wandte sich um, blickte fragend und nahm ihren Blaster von mir entgegen. Ich nickte zur Kreuzung. „In Wohnung 10-08 habe ich einen Notausgang zum Nachbargebäude. Ein kurzer Funkbefehl und wir haben ein Schönes Loch in der Wand, steigen hinüber und verkrümeln uns mit dem Gleiter, den ich in der Tiefgarage gefunden und geknackt habe.“
Sie grinste anerkennend und ihre sommersprossigen Wangen wurden gerötet. „Okay, Du bist doch nicht das Pferd!“ sagte sie lachend und blickte auf den Astromechdroiden herunter. „Hi mein kleiner Co-Pilot. Lass uns hier verschwinden und danke, das Du meinen Arsch gerettet hast.“
„Begrüßung: Hallo Muttereinheit!“ zwitscherte der kleine Blechkopf, wie ich später nachlesen konnte.
Natürlich gelang es durch meinen tollkühnen Plan zu fliehen, bevor wir noch einem Rotzlöffel den Arsch versohlen mussten.
Ich werde nicht umsonst schlüpfriger JB genannt!
Plothole: Moniques Rettung vom Operationstisch
Monique war dort, um Daten zu stehlen, nicht, um die Cyberwear checken zu lassen. Sie hatte daher einen Reset in ihre Software programiert und sich die Uhr auf ihrem Holokom gestellt. Dreißig Sekunden nach dem ersten Läuten ihres Holokoms wurde ihr System resettet, und damit das Überlagerungs-Programm des Streetdoc aus ihrer Hardware gelöscht. Sie blieb einfach liegen, bis es theatralisch genug war, sich elegant auf zu richten und dem Doc einen weiteren Stich zu versetzen. Je mehr sie ihn verunsichern konnte, desto mehr Einfluss gewann sie über seine Handlungen. Das er sich dennoch nicht überreden ließ... da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Aber das ist (vielleicht) eine andere Geschichte...