Star Wars The Old Republic Kurzgeschichte
Zeitlinie: 11/14NVC
25.02.15-05.03.15 Tom Whiskey
„Rabenmutter an Schwarm.
Formation V-Steuerbord. Wegpunkt 5 in 8 Sekunden.“
Unendliche Nacht, weit, weit entfernte Sterne, deren Licht vor langer Zeit ausgestrahlt wurde, um an diesem Punkt des Universums zu leuchten. Eine Staffel republikanischer Sternenjäger, die wie ein Schwarm Vögel durch den Weltraum glitt, Spuren ionisierter Materie zurück ließen.
Die Staffelkommandantin deaktivierte ihre Kommverbindung und sprach in die von elektronischem Knacken und dem Surren der Triebwerke erfülltem Cockpit: „Sixdee, wie weit ist die Aufnahme?“
Piepsend und schnatternd antwortete der Astromech Droide, der in einer speziellen Halterung an dem Platz des Co-Piloten hinter der Frau arretiert war. Anscheinend konnte die Pilotin die Binärsprache verstehen, denn ihr Blick glitt nicht zu dem in Basic aufblitzenden Übersetzungstext auf ihrer Konsole. Stattdessen überprüfte sie die Position der um sie herum verteilten fünf anderen Sternenjäger. Rechter und linker Hand ihres modifizierten Jagdbombers flogen vier Jagdmaschinen, rechter Hand schloss ein weiterer StarGuard Jagdbomber die Formation ab.
Ein Blick auf die Navigationskarte zeigte das Ziel der Patrouille, ein nicht mehr ganz fünf Minuten entferntes Hyperfunkrelais.
Ein Blinklicht erregte plötzlich die Aufmerksamkeit der blauen Augen unter der Fliegerbrille.
Ärgerlich plärrend meldete sich der Droide und kurz darauf meldete sich eine markante, männliche Stimme über die Funkfrequenz der Staffel. „Rabenmutter, Sensorkontakt!“
Die Pilotin aktivierte die aktiven Sensoren ihres Jagdbombers und sprach in Seelenruhe zu ihrem Astromech „Sixdee, Aufzeichnung nicht abbrechen. Und halte jetzt Schnabel!“
Mit veränderter Stimmlage, abgehackt und äußerst aggressivem Tonfall blaffte sie plötzlich in die Kommverbindung der Staffel: „Rabenmutter an Schwarm: aktive Sensoren, Aufzeichnung! Oldfella, Triangulation starten. Rotte Zwo, zurückfallen, Sensordämpfung deaktivieren, Formation Y.“
Zwei NovaDive Jäger schienen an Fahrt zu verlieren und setzten sich hinter und unter die Führungsmaschine. Ein plötzlicher Wechsel des in der Mitte der Formation fliegenden Jagdbombers zwang die Staffel zu einer Positionsanpassung. Mehrere Stimmen sprachen zeitweilig gleichzeitig über die Staffelfrequenz, bis die Kommandantin einen derben Spruch blaffte und die Funkdisziplin wieder eingehalten wurde.
Der A6 Droide von „Rabenmutter“ meldete das Ende der Aufzeichnung. „Auf Chip kopieren und dann Löschprotokoll Maladie226 ausführen.“ erklärte die Pilotin seelenruhig und zwang durch eine erneute abrupte Kurskorrektur die Staffel in einen andere Richtung. Der Droide stieß einen elektronischen Seufzer aus und beschwerte sich dann lauthals mit logischen Argumenten gegen die Anweisung.
„Mein Kleiner, bin ich hier der Boss? Protokoll Maladie001 ausführen. Noch Fragen?“
Der Droide befand sich gerade im Löschprozess seines Kurzzeitspeichers oder wollte aus Trotz nicht antworten. Die Pilotin nahm das zur Kenntnis, wartete noch Fünf Sekunden und schickte dann die Staffel in eine sphärische Formation.
„Oldfella, Ergebnis?“ presste sie mit einem ärgerlichen Unterton in die Staffelfrequenz.
„Eine verschlüsselte Meldung vom Hyperfunkrelais, Rabenmutter. Ich habe nur acht Sekunden Aufzeichnung. Der Richtstrahl hat unsere Flugbahn gekreuzt, ein Korridor von zwölf Kilometern im Durchmesser. Die Modulation....“
„Geschenkt!“ kläffte die Kommandantin und unterbrach ihren Stellvertreter brüsk.
„Raptor, Sie nehmen Rotte Zwo und Drei und führen die Patrouille zu Ende. Oldfella, geben sie mir die Zieldaten der Funkmeldung, wir verfolgen die Sendung zum Ziel. Formation aufbrechen, Ausführung in Fünf!“
„Raptor an Rabenmutter: Verstanden.“
„Bilden Sie sich bloß nichts ein, verdammter Huttensohn! Ich werde Sie noch am Arsch kriegen!“ kläffte die Kommandantin und die Staffel konnte nur froh sein, dass die Kommgeräte die Lautstärke selbstständig herab regelte.
Die vier Jagdmaschinen richteten Ihre Bahn zum Hyperfunkrelais aus, während die beiden StarGuard´s eine Kehre beschrieben und sich dann seitlich versetzt in die entgegen gesetzte Richtung auf machten.
Der Flügelmann der Kommandantin öffnete einen privaten Kanal „Oldfella hier. War das nötig, den Jungen so vor allen bloß zu stellen?“
„In einer Gefechtszone hätte er uns alle ins Grab gebracht! Aktive Sensoren!“ keifte die Pilotin, als ein Teleskoparm sie an die Schulter tippte und ihr einen Daumennagel großen Chip dar bot.
Sie griff mit der rechten Hand an ihre Schulter und nahm den Chip entgegen.
„Immerhin scheint das Relais manipuliert zu sein. Und ich befürchte...“
„Ja, Oldfella!“ knurrte die Rabenmutter mit einem drohenden Unterton, während sie eine Energiezelle aus ihrer Gürtelhalterung entnahm und am Gehäuse drehte, „wir werden keinen Empfänger der Botschaft finden, weil der Richtstahl für unsere Staffel bestimmt war.“
Sie ließ das Gesagte sacken, das, was ihr Kamerad nicht hatte aussprechen wollen.
Die Pilotin öffnete die Energiezelle und es stellte sich heraus, dass die Blaster- Energiezelle nur eine Attrappe war. Sie deponierte den Datenchip in der Hülle und verschloss sie wieder. Dann setzte sie die Attrappe in ihren Blaster ein und steckte dessen echte Energiezelle in die Halterung am Gürtel.
„Einer aus unserer Staffel ist ein Verräter!“ ergänzte sie schließlich theatralisch und mit eiskalter Stimme.
A6-D12 piepte überrascht über diese Worte von der Frau, die vor ihm an der Konsole saß. Er konnte sich an die letzten paar Minuten nicht mehr erinnern, aber als aufrechter Droide der republikanischen Raummarine war solch eine Vermutung für ihn doch erschreckend, dass ihm ein elektronischer Schauer durch seine Komponenten glitt. Verräter, nein, so etwas war für einen aufrechten Astromech-Droiden wirklich eine gruselige Vorstellung!
Der Landeanflug erfolgte unter Gefechtsbedingungen. Die Vier Scoutmaschienen landeten gleichzeitig, was aus Sicherheitsgründen bei Routineflügen verboten war. Die beiden Jagdbomber folgten mit minimalem Sicherheitsabstand, doch Rabenmutter und Oldfella waren im Gegensatz zum Rest der Staffel erfahrene Starfighter-Piloten, die ein kalkuliertes Risiko eingingen.
„Keiner öffnet sein Cockpit!“ blaffte Rabenmutter und setzte hinzu: „Wer sein Cockpit ohne mich öffnet, den erschieße ich in seinem Sitz!“
Der Befehl war jedoch überflüssig. Ein Zug Rauminfanterie hatte bereits den Hangar gesichert und an dem Kragen zweier Offiziere prangten die Abzeichen vom navalen Nachrichtendienst. Die Sternenjäger folgten den holographischen Landelichtern in die Parkpositionen und dort warteten sie auf die Soldaten.
Rabenmutter ließ ihr Cockpit aufklappen, riss sich den Helm von ihrem Kopf, dass es ihren Haarknoten mit ab zog und ihr dunkles, schulterlanges Haar zum Vorschein kam. Dann pfefferte sie den Helm zielsicher in den Sitz, kurz bevor ihre Füße den Boden berührten. Sie hatte bereits den Blaster in der Hand und blickte in ein erschrockenes Gesicht eines Rauminfanteristen, der anscheinend noch unter Akne litt. Der junge Mann versuchte, sein Gewehr hoch zu reißen, als sich seine Augen weit öffneten. Er sah die Blasterpistole auf sich zu fliegen und fing sie reflexartig auf, beinahe wäre ihm dabei sein Blastergewehr aus de Händen gefallen.
„Gute Reflexe, Private,“ sagte die Pilotin schmunzelnd und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Mit wiegenden Hüften und stampfenden Schritten ging sie auf die beiden Offiziere zu.
„Leibesvisitation, Droiden scannen, Schiffe scannen, Logbücher auslesen!“ ratterte Sie mit einem abgehackten Befehlston herunter und reckte das Kinn provozierend vor, als sie vor den beiden Offizieren stehen blieb und ohne zu salutieren die Arme vor der Brust verschränkte.
„Lieutenant Camoni, wir haben alles unter Kontrolle. Haltet Euch für die Untersuchung bereit.“ erklärte der linke der beiden Offiziere kühl und ruhig.
Rabenmutter hob drohend den Finger.
„Hier ist ein gewaltiger Haufen Bantha Podo am Dampfen, Freundchen!“ erklärte sie verärgert, blickte die beiden unbeteiligt wirkenden Männer der Reihe nach an und fluchte dann leise vor sich hin, stemmte die Arme in die Hüften und drehte sich zu den Jägern ihrer Staffel um. Die beiden Offiziere tauschten in ihrem Rücken kurze Blicke aus.
Camoni beobachtete, wie ihre Piloten die Kanzeln verließen und schloss sich dann der Gruppe an, als diese langsam Stellung vor ihren Maschinen auf nahmen. Ärgerlich funkelnde Blicke warf sie dabei einem charmanten jungen Mann zu, der klein und drahtig nicht einmal die 1,50 m Marke erreichte und ihrem Blick scheinbar stand hielt, obwohl die Blicke töten sollten. „Raptor,“ murmelte sie zischend wie einen Fluch.
„Ich weiß wirklich nicht, warum man das Flottenakademie schimpft. Wenn's nach mir ginge, würdet ihr alle der Republik am besten helfen, wenn ihr bei den Imps Starfighter zu Schrott fliegt!“ höhnte Camoni und blickte jedem ihrer Piloten ins Gesicht. Zuletzt blieb ihr Blick auf dem Zabrak mit der Bezeichnung Oldfella hängen. Er war keine 23 Jahre alt und im Gegensatz zu den restlichen vier Piloten kampferprobt.
„Haltet mich nicht für ungerecht,“ grummelte sie leise, während ihre Blicke wieder über die Piloten glitt, “Ihr seit eine Gefahr für eure Kameraden, und so wie ich die Fuzzis aus dem Oberkommando einschätze, wird man Euch in den nächsten Wochen in ein Gefecht werfen, wo ihr euer bisher sinnloses Leben im Vakuum aushaucht und ein paar Millionen Credits Metallschrott euer Sarg werden wird! Jetzt lasst uns verdammt noch mal zu den Untersuchungen gehen und wundert Euch nicht, wenn sie Euch den Arsch auf reißen. Da kommen nur ein paar Sonden rein. Abmarsch, ihr Küken!“
„Flight Lieutenant Jaresa Camoni, 46 Jahre, Reservisten 71. Raumgeschwaders Corellia. Seit Drei Monaten aus der Reserve in den aktiven Kriegsdienst reaktiviert. Dienst im Geschwader der Valor Shield of Dufilvian, Fligt Zwo der Gold Schwadron.“ Wing Commander Forrk blickte unter seinen langen Wimpern auf und seine eisgrauen Augen fixierten die Pilotin, die in Hab Acht Stellung vor seinem Pult stand und scheinbar durch die Schiffswand hinter ihm den Weltraum beobachtete.
„Camoni, was bringen eigentlich die ständigen Predigten vor ihrem Flight?“
„Ich wirke auf Verhalten und Einstellung meines Flight mit abschreckenden Beispielen positiv ein, Sir!“ erklärte Camoni abgehackt und mit neutraler Stimmlage.
Forrk versuchte, in ihre blauen Augen zu schauen, aber gab es dann auf. Er erhob sich, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wanderte zu einem Holotisch in seinem Dienstzimmer. Dabei erklärte er mit ausdruckslosem Gesicht: „Ihre Dienstakte ist voll davon. Vor Siebzehn Jahren haben sie wegen solcher und ähnlicher Aktionen die Beförderung zum Wing Commander verspielt. Aber haben Sie damit aufgehört?“
Die Frage war rein rhetorisch, die Pilotin antwortete nicht, aber ihr blick wanderte zur Decke, wo sie die Fugen der Wand inspizierte, während ihr der hochrangige Offizier den Rücken zu wand und jetzt den Holotisch aktivierte.
„Nein, sie haben weiter gemacht, wurden degradiert, haben weiter gemacht und wurden degradiert. Man hätte sie mehrfach vor das Kriegsgericht stellen können....“
„Aber man brauchte guten Piloten. So wie jetz wieder!“ sagte Camoni mit höhnender Stimme. Forrk blickte über die Schulter. Camoni stand in lässiger Haltung und hatte locker die linke Hand in die Hüfte gestemmt.
Das Hologramm zeigte eine Simulation einer V-Förmig dahin fliegenden Gruppe aus sechs Starfightern, vier Jäger und zwei Jagdbomber. Ein roter Tunnel wurde eingeblendet.
„Die Relaisstation hat in Richtung eures Flights eine Subraumwelle abgestrahlt. Wir haben weniger als zehn Sekunden der Sendung in den Systemen gefunden. Leider zu wenig um den Code zu knacken.“
Er nahm ihren Duft war, bevor er aus den Augenwinkeln sah, wie sie sich über das Hologramm beugte.
„Wir führen Richtstrahlkommunikation in allen Maschinen mit,“ sagte sie und schien in den Anblick des Holos vertieft zu sein.
„Ein Sendeimpuls könnte das manipulierte Relais veranlasst haben, seine Nachricht zu senden. Was sagen die Techs?“
Der Rattataki sah jetzt zu Camoni herüber. Sie erwiderte seinen Blick, ihre Augen waren auf seine Lippen gerichtet.
„Das Relais wurde vor 122 Tagen gewartet. Die gefundenen Komponenten sind nach der Analyse des Labors aber schon seit mindestens 700 Tagen in Betrieb. Entweder die Wartungscrew gehört mit zu der Verschwörung, oder sie waren nachlässig.“
„Auf was tippen Sie?“
Forrk unterdrücke ein Schultern zucken. „Spekulationen sind irrelevant. Das ist nicht mein Ressort. Interessanter ist die Frage, ob es geplant war, dass dieses Relais die Daten versendet und dann sämtliche Speicher löscht oder ob es sich um eines von vielen handelt, die bereit stehen, falls zufällig jemand in der Nähe ist und das richtige Signal sendet.“
Camoni nickte und wischte sich danach die Strähnen aus dem Gesicht.
„Unwahrscheinlich, dass zufällig der richtige Spion an diesem Relais ist. Also sind mehrere Relais für mehrere Spione manipuliert.“
Forrk runzelte die Stirn. „Soweit unser Nachrichtendienst. Die Alternative wäre ein Zufall. Der Strahl könnte zufällig seine Nachricht in die Richtung gesendet haben, als euer Flight ihn gekreuzt hat. Aber bei den ganzen oberflächlichen Informationen, die ich heute erhalten habe, erscheint das für mich am unwahrscheinlichsten.“
„Wir müssten die Bahn des Strahls Milliarden Kilometer weit verfolgen und würden vielleicht auf eine kleine Empfangsboje stoßen, welche die Sendung speichert. Vermutlich in einem Abstand von nicht mehr als ein paar Lichttagen, sonst währen die Informationen zu alt.“
Forrk nickte. Camonis Augen weiteten sich überrascht.
„Ich habe mich schon gewundert, warum die Saphir-Schwadron gestartet ist.“
„Das ist nur ein Ausschlussverfahren. Eine Eurer Piloten ist ein Spion, da bin ich sicher.“
„Imps?“ Forrk zuckte schließlich mit den Schultern. „Imperiale, Schreckensmeister, Huttenkartell ... inzwischen ist die Front nicht mehr so eindeutig wie vor fünfzehn Jahren. Habt Ihr einen Verdacht?“
„Raptor... Pilot Officer Jet Keeran.“ kam es wie aus dem Blaster geschossen.
Forrk verkniff sich ein Minenspiel. Er wusste nicht, ob er sich ärgern sollte oder darüber lachen. Camoni behandelte diesen Mann schlecht, seit er in die Einheit angekommen war. Für ihn war das ganz klar eine Sache von Vorurteilen.
„Keeran steht doch unter Eurer ständigen Kontrolle. Ihr seit ganz wild darauf, ihn bei Fehlern zu erwischen.“
„Ach, und war das kein Fehler die aktiven Sensoren zu verwenden, entgegen dem Einsatzbefehl?“
Der Rattataki schaltete das Holo aus und wandte sich der Frau zu.
„Sicher, bei einem Einsatz unter Gefahrenstufe Gelb oder höher würde ihn das ein Disziplinarverfahren einhandeln. In diesem Fall war es wohl ein glücklicher Zufall.“
Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn spöttisch, dass es ihm heiß wurde und der Ärger in ihm auf stieg.
„Ein Fehler oder Zufall? Wirklich? Fünfzehn oder zwanzig Sekunden vor dem Ende einer Transmission? Es war zu dem Zeitpunkt doch sicher zu spät, um die Nachricht entschlüsseln zu können. Nein, er ist damit nicht aus den Verdächtigen raus. Ich werde Beweise finden!“
„Das ist nicht Eure Aufgabe...“ „Es ist mein verdammter Flight!“ fauchte sie und beugte sich angriffslustig vor. Er wurde durch ihre Haltung immer erregter. „Unser Sicherheitsdienst ist bereits damit beauftragt. Sie alle und das Umfeld wird beobachtet...“
Camoni schlug sich mit der flachen Hand auf die Knochen ihres Brustbeines unter dem Halsansatz. Ihr Gesicht war errötet und ihr Blick mordlustig, als sie dabei fast schrie: „Einer meiner Piloten hat mich verraten. Ich finde ihn und mach ihn fertig....“
Forrk schlug mit der flachen Hand nach ihr, aber sie zog ihren Oberkörper nach hinten weg und die Hand wischte an ihrer Nase vorbei, der Luftschwall wirbelte ihr Haar zurück.
Sie lächelte plötzlich. „Nicht ins Gesicht.“ sagte sie mit einem heiseren, veränderten Unterton.
„Du musst bestraft werden,“ sagte er eindringlich und konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen.
„Dann zeig mir mal, was Du drauf hast,“ flüsterte Camoni und nahm eine Abwehrhaltung ein.
Beschwingten Schrittes wanderte die Pilotin durch die Korridore der Schield of Dufilvian. Sie kam nicht umhin, den zu kurz geratenen Ärgermagneten aus den Augenwinkeln zu erspähen, als dieser ihr mehr oder weniger heimlich folgte. Als Sie im Korridor abbog, lief Keeran beinahe in seine Vorgesetzte hinein.
„Hallo Raptor,“ flüsterte Camoni mit einem eiskalten Zischen und warf dem Piloten tödliche Blicke zu. Er trat einen Schritt zurück, behielt aber äußerlich die Ruhe. Nur seine Atmung verriet seine Überraschung.
„Rabenmutter. Ich ...“ „Sparen Sie mir die Ausflüchte.“ unterbrach sie schroff und stemmte die Fäuste in die Hüften. Sie reckte das Kinn und blickte unter halb geschlossenen Lidern zu seinen stahlgrauen Augen hinab. Er schluckte schwer. Die Stille dehnte sich aus und verunsicherte ihn weiter. Der Anflug eines Lächelns huschte über Camonis Mundwinkel und machte ihrem herrischen Auftreten einen Strich durch die Rechnung. Keeran kannte seine Vorgesetzte inzwischen gut. Sie war ein brodelnder Vulkan, blitzschnelle Reflexe, aber beherrschen konnte sie sich keine zwei Sekunden.
Schon stach sie ihm den Zeigefinger auf die Sicherheitsplakette auf seiner Brust, das er einen Schritt zurückweichen musste „Was interessantes heraus gefunden, Raptor?“
Er starrte jetzt ärgerlich zurück. „Eure Spielchen mit unserem Wing Commander gehen mich nichts an...“ erklärte er mit einem sarkastischen Unterton, als sie ihn barsch vor die Brust stieß und er überrascht nach hinten aus wich. „Ich werde Sie kriegen, Raptor! Mich belügt niemand!“ kläffte sie mit zu Schlitzen verengten Augen und erweiterten Pupillen. Röte war ihr ins Gesicht gestiegen und ihre Sommersprossen leuchteten auf.
Ärgerlich entgegnete er: „Verdammt, ich habe doch erst die Sendung entdeckt. Ohne meine Sensorerfassung würden wir gar nicht wissen, dass jemand Geheimbotschaften versendet!“
„Ihre Erfassung...“ erklärte sie mit einem hinterhältigen Lächeln und legte betont langsam die Hände zurück auf die Hüften, „Wissen Sie wirklich nicht, was so ein aktiver Scan anrichten kann? Wir befinden uns unter Alarmstufe und Sie senden Scansignale auf einem Aufklärungsflug aus? Wen wollen Sie hier ficken, Raptor? Ich lass mich doch nicht von Ihnen für dumm verkaufen! Glauben Sie, ich bin dumm, weil ich keine Ausbildung an der superheftig-Flottenakademie habe?“
Er war verwirrt und versuchte zu verstehen, worüber sie gerade sprach. Da trat sie auch schon wieder an ihn heran.
„Ich... nein, Sir. Ihr seit eine erfahrene Pilotin, ich habe großen Respekt vor Euren Fähigkeiten,“ gestand er ein und wusste nicht so recht, warum ihm die Hitze zu Kopf stieg. So viele Dinge gingen ihm durch den Kopf. Er hatte sie von Anfang an bewundert. Eine Schmugglerin, oder was sonst noch über sie getuschelt wurde, die schon vor dem Vertrag von Corusant als republikanische Staffelkommandantin gegen das blutrünstige Imperium geflogen war. Auszeichnungen von Corellia, wo sie ganz sicher eine entscheidende Rolle bei dessen Befreiung gespielt hatte. Was hatte er sich nicht alles ausgemalt. Wie stolz war er gewesen, als er hörte, eine echte Veteranin des Krieges als Vorgesetzte zu erhalten. Und die Enttäuschung, die er erlebt hatte, als er diese mürrische, aufbrausende Pilotin kennen gelernt hatte, der keiner (insbesondere er nicht) etwas recht machen konnte. Nichts war gut genug, mehr noch, sämtliche Leistungen unzureichend. Und seine Kameraden hatten schon fast Mitleid mit ihm, weil er offensichtlich immer das Ziel ihrer ungerechten Attacken war. Bis zu jenem Einsatz vor 33 Stunden. Jetzt war die Meinungen seiner Teamkameraden über ihn geteilt. Überhaupt hatte diese mysteriöse Sendung alle ein wenig paranoid gemacht, und das Lauffeuer der „Latrinengerüchte“ verbreitete sich über die Wartungscrews durch das ganze Schiff. Verräter. Spion. Aber wer?
„Respekt vor mir? Sie kleines Bürschchen von der Universität? Starfighter-Akademie? Junge, ich fliege besser als der gesamte verdammte Flight!“
Langsam merkte er, wie ihm der Schweiß aus brach. Diese Art Stress war nicht sein Metier. Im Cockpit seines Fighters war er eiskalt, hier, vor dieser Frau fühlte er sich irgendwie in die Ecke gedrängt und in die Reaktion getrieben. Als er ein wenig den Schwerpunkt verlagerte, spürte er an der linken Ferse die Wand hinter sich. Sie hatte ihn irgendwie an die Wand gespielt, und das war ihm irgendwie sehr unangenehm.
„Sir, Ihr habt Erfahrung, wenn jemand heraus finden kann, wer der Spion ist, dann Ihr!“ erklärte er beinahe verzweifelt. Das letzte Mal hatte er sich so hilflos gefühlt, als seine Mutter ihn aus dem Haus warf, weil er für die Einschreibung bei der Flotte sein Studium abgebrochen hatte. Etwas in ihrem wilden Blick änderte sich. Sie trat einen Schritt zurück und holte tief Luft, dass sich der Stoff ihrer Uniform über der Brust spannte. Er nutzte diese kurze Feuerpause und erklärte: „Ich wurde sogar einem Lügendetektortest unterworfen, aber irgendwie habe ich den Eindruck, man hält mich noch immer für verdächtig. Wenn ich irgendwie...“
Ihr Seufzen unterbrach seine Worte, er stockte, als er sah, wie sie verschämt zur Seite blickte und sich ein Staubkorn aus den Augen Blinzelte.
Er hatte den Eindruck, sie brauche einen Moment ruhe, wolle etwas sagen oder in der Richtung. Sie sah plötzlich nicht mehr so groß aus. Sie schlang die Arme um sich, als wäre die Klimakontrolle im Korridor falsch eingestellt oder ein kalter Luftzug hätte sie gestreift. Dann richtete sie wider den Blick in seine Richtung. Ihre Augen glitzerten.
„Raptor...“ begann sie etwas kleinlaut, das er sich wunderte über ihren verletzlich wirkenden Blick.
„jeder von Euch kann der Verräter sein, egal was Sie sagen oder wie die Tests ausgefallen sind.“ Dann fügte sie sehr leise hinzu: „Wie soll ich Euch vor so etwas beschützen?“
Er wollte ihr sagen, dass sie sich auf ihn verlassen könne. Aber sie hatte sich bereits auf dem Absatz umgedreht und ging mit hastigen Schritten den Gang hinunter. Er wusste, das er kein Verräter war, aber er verstand, wie es sich anfühlte, wenn man gegen etwas kämpfen musste, für das man nicht ausgebildet war. Er ballte die Fäuste und schwor sich, seine Kameraden und seine Rabenmutter zu beschützen. Es kamen doch nur Vier andere in Frage...
… stolperte beinahe über Sixdee. Camoni kicherte hysterisch und blickte zu dem kleinen Astromech-Droiden hinunter, tätschelte ihm den diskusförmigen Kopf. Er begrüßte sie in Binärcode und meldete sich zur Stelle.
Sie schüttelte den Kopf und tat so, als lese sie die Übersetzung ins Basic von ihrem Datapad ab. Schmunzelnd erwiderte sie schließlich: „So so, Du bist wieder fit, hm? Haben Sie Deine Speicher durchwühlt und Dich komplett gecheckt? Gut, das heißt wohl >Yes, Ma'am.<. Dann komm mal mit, Co-Pilot Sixdee,“ erklärte sie munter und tätschelte erneut den Droiden.
In ihrer Kabine ging sie zunächst Duschen. Sie war noch verschwitzt von ihrer Unterhaltung mit dem Rattataki. Dabei überprüfte sie beiläufig die Kabine nach Kameras und Sensoren. Nach der Dusche schlang sie ein Handtuch um ihren Kopf und nahm schließlich einen Scanner zur Hand und führte eine genauere Suche durch, der auch den Droiden mit einschloss.
Zufrieden ließ sie sich in Unterwäsche auf ihr Rack nieder und winkte den Droiden heran. „Öffne Deine Zugangsports für eine Überprüfung,“ verlangte sie und griff sich an den Nacken. Der Droide pfiff überrascht, folgte jedoch dem Befehl der Vorgesetzten. Camoni schmunzelte, als sie ein haardünnes Kabel aus einem ihrer zwei Datenports im Nacken zog und den Anschluss auf einen Adapter des Droiden einsteckte.
„Ich habe da ein schönes kleines Protokollchen für Dich, mein kleiner Freund,“ säuselte sie, als würde sie zu einem kleinen Kind reden,
„Das wirst Du jetzt installieren, damit Du für die nächste Mission gebrieft bist.“
Dagegen hatte der dienstbeflissene Droide nichts ein zu wenden. Als das Protokoll jedoch anfing, andere seiner Protokolle um zu schreiben, piepte er überrascht auf. Sie tätschelte seinen diskusförmigen Kopf und sagte: „Ja, mein Freund, das wird doch nicht weh tun. Du wirst mich viel besser unterstützen können, das kann ich Dir versprechen.“