++ Mein Gefangenenquartier, ach was, Privatraum [Dromund Kaas / Kaas City] ++
++ 0049 Ortszeit ++
++ Das soll Urlaub sein? Es ist ein feuchter Witz, mehr nicht. Ich verbringe mehr Zeit in einer Krankenstation als irgendwo, wo ich mich erholen könnte. Dass sie mich wegen eines Reinblüters anrufen, war ja schon fast zu erwarten. Aber nicht, dass dieser Reinblüter blöd genug war, sich im Dschungel vor der Stadtmauer von einem Yoszuk filetieren zu lassen. Seltsamerweise schien ihm ein nicht machtbegabter Arzt sehr viel lieber als ein Machtbegabter - das verstehe, wer will! Aber er stammt auch nicht aus dem imperialen Stammgebiet, vielleicht erklärt es das. Ist der Bruder dieser einen Sith-Lord aus dem Holonet. Jetzt bekomme ich im Urlaub schon die Holonet-Sternchen frei Haus geliefert. Naja, eher frei Lazarett.
Es hat mir zwar das Familienessen in allen Einzelheiten erspart, nicht aber die Vorwürfe meiner Mutter. Ein Sith wäre nicht von einem Familienessen wegzitiert worden, und das ist das Einzige, was für sie zählt. Allein die Tatsache, dass es vielleicht noch etwas anderes geben könnte ausser ihr und ihren Interessen, scheint für sie schon eine tödliche Beleidigung. An das Gezeter habe ich mich ja gewöhnt, aber nicht daran, dass sie mir auch noch wütende Nachrichten schickt, während ich noch dabei zusehen darf, wie mein Patient im Tank Schwimmübungen macht. Als hätte ich mir das Ganze ausgesucht.
Wenigstens war er ein angenehmer Anblick. Eine gute Figur, trainiert, kräftig, mit ausgeprägten Gesichtszügen. Ist definitiv einer der größeren Vorteile dieses Jobs, dass man eine Menge ansehnlicher Männer mit muskulöser Figur nahezu unbekleidet in Koltotanks betrachten darf. Die Uniform ist das negative Gegengewicht. Dass es Leute gibt, die jederzeit mit polierten Stiefeln, Abzeichen und tadellos gebügeltem Stoff umher laufen und sich damit auch noch gut fühlen können, werde ich wohl nie verstehen. Da ist Avanum ein Paradebeispiel. Ein Imperialer wie aus dem Bilderbuch, zumindest äußerlich. Meine Vorgesetzten wären über so einen Mustersoldaten sicherlich glücklicher. Aber es scheint ihm zu gefallen, so auszusehen, und wenn ich ehrlich bin, ihm steht die Uniform sehr gut. Bestimmt hat er eine Menge verflossener Liebschaften an allen Ecken und Enden der Galaxis.
A propos verflossene Liebschaften: Die Soldatenbar, die wir heute abend aufgesucht haben, hat mir zumindest zu einer neuen Erkenntnis verholfen - dass Menschen in so einigen Dingen wirklich seltsame Angewohnheiten haben. Dieses Küssen und Umarmen bei Begrüßung und Abschied ist schon befremdlich genug. Dass aber eine menschliche Sklavin sich ungestraft mit einem Bürger streiten darf, ohne dass irgendwer Einspruch erhebt, kann man nur verweichlicht nennen. Aber was Sklaven angeht, sind die meisten Menschen viel zu nachsichtig.
Jedenfalls waren Avanum und diese Sklavin wohl miteinander im Bett, und als sie uns gesehen hat, drehten die Hormone durch. Es hätte eine Szene aus einer dieser Holonet-Soaps sein können, zumindest bediente es alle Klischees. Es war auf jeden Fall recht amüsant zu beobachten. Eifersucht zuzüglich zu einem zugegebenermaßen recht leckeren Fruchtsaftgemisch. Diesen Laden werde ich wohl wieder besuchen, allein schon wegen dem unterhaltsamen Rahmenprogramm.
Seltsame Frage, die er mir immer mal wieder stellt. Was ich attraktiver fände, Menschen oder Reinblüter. Was für eine Frage! So etwas kann wirklich nur ein Mensch fragen. Warum ist das so wichtig für ihn? Was da passiert, ist Spaß. Urlaub. Ein bisschen Abwechslung zum Alltag. Zwei Soldaten im Urlaub. Warum dem so viele Gedanken beimessen? Der Moment sollte zählen.
Mal sehen, was die nächsten Tage bringen. Ich vermute ja, dass der geplante Ausflug in die Berge wieder wegen irgend einem Notfall versaut wird. Wahrscheinlich, wenn mal wieder jemand blöd genug war, sich das Lichtschwert in den Hintern zu schieben und es dann anzuschalten oder was in der Art. Aber diesen Gefallen tun sie mir ja leider nicht. Was wohl mein Cousin vorhat? Seiner Nachricht nach zu schließen zerrt er mich in irgendeine kulturelle Veranstaltung, warum sonst sollte ich die volle Gala anlegen müssen. Aber zumindest kann Mutter dann nicht über meine Absenz meckern ... gegen ihn würde sie niemals etwas sagen.
Müde. Dromund Kaas ermüdet mich immer ungeheuer. Fast wünsche ich mich zurück an die Front, da kann ich wenigstens etwas sinnvolles tun, ausser irgendwo in der Gegend herumzulungern. Aber bis die Mannschaften wieder aufgestockt sind und die "WIllbreaker" das System verlassen kann, dürfte noch einiges an Zeit vergehen. Zu große Schäden, zu viele Verluste. Eine Zeit voller Blut, bei der ich die einzelnen Tage nicht auseinander zerren kann, zu viele sind im kalten Licht des OP-Saals vorüber gehuscht. Gleichförmig, sehr seltsam eigentlich, denn jeder Patient ist ein Individuum. Aber irgendwann sieht man nur noch kaputte Körperteile. Abgerissene Glieder. Irgendwann verschwimmen sie ineinander. In Blut.
Wer nie an der Front war, versteht das nicht. Aber diese Leute leben auch ein ganz anderes Leben. Hier ist es zu still für meinen Geschmack. Egal, ich werde versuchen, Schlaf zu finden. Mit dem Cousin ausgehen und Ringe unter den Augen macht keinen guten Eindruck. ++