Werkzeuge

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    Gleichmäßig schepperten die schweren Schritte des silbernen Protokolldroiden zum halbkreisförmigen Tisch. Auf dem viereckigen Tablett in seinen Armen standen eine kristallerne Karaffe, in der eine dunkelrote Flüssigkeit bei jedem Schritt gegen den Glasrand schlug, sowie ein klares, großes Glas.
    Erst als der Droide den Tisch erreichte und dort abwartend inne hielt, hob die dort, in einem ausladenden, Nexu-Leder bezogenen, Stuhl sitzende Frau den Kopf und deutete dem Diener mit einer trägen Geste der linken Hand an, fortzufahren. Während der Droide seine wertvolle Fracht langsam auf der Tischplatte abstellte, widmete die Dunkelhäutige selbst ihre Aufmerksamkeit den beiden Holoprojektionen vor sich.


    Das vordere Hologramm zeigte das eingefrorene Portrait eines älteren Sith mit kantigen Zügen und adrett nach hinten gekämmtem, schulterlangem Haar, dessen schwarze Farbe sich deutlich von den hellblauen Streifen der Projektion abhob. Die Schläfen wechselten bereits in ein silbriges Grau. Lediglich eine auffällend große Narbe, die sich quer über das gesamte Gesicht zog, störte das ansehnliche Antlitz, dessen Zentrum die intensiv grünen Augen bildeten.


    „Falsche Augen“, ein dezentes Schmunzeln legte sich auf die, von zwei mittig eingebrannten Schriftzeichen unterbrochenen, Lippen, „nur eine seiner unzähligen Masken.“ Die Sith senkte die Lider und lehnte sich tiefer in den Stuhl. Ihre Arme ruhten auf den Armstützen.


    Der Protokolldroide folgte unterdessen seiner Programmierung und umfasste den Hals der bauchigen Karaffe. Langsam, wohl darauf bedacht so wenig Lärm wie möglich zu verursachen, hob er jene an und schenkte den dunklen Inhalt in das bereitstehende Glas.


    „Doch hat er sie fallen lassen.“ Die blanken Fingerspitzen der Frau gruben sich in die weichen Lederbeschläge, als die Erinnerung an das vergangene Treffen ein raubtierhaftes Lächeln auf ihre Lippen zauberte, „nicht nur die von Korruption gezeichneten Augen haben seinem Zorn und seiner Begierde Ausdruck verliehen.“ Sie löste den rechten Arm von der Lehne und strich sich mit zwei ausgestreckten Fingern über die Kinnpartie.


    Vorsichtig nahm der Droide das Weinglas am Sockel auf und reichte es der Sith weiter, die daraufhin die Rechte danach ausstreckte und den Stiel des Glases umfasste. Augenblicklich zog sich der Droide zurück und verharrte wartend an der Wand gegenüber des Tisches. Die Frau reckte die Hand ein wenig in die Höhe und neigte das Glas vom Körper weg, so dass das künstliche Licht der Deckenbeleuchtung dessen Inhalt gut sichtbar durchscheinen konnte. Zufrieden vom der intensiven Färbung und Reinheit des Weins senkte sie den Arm wieder ab.


    „Ich sollte ihm eine Flasche zukommen lassen“, kurz zuckte ihr linker Mundwinkel missfallend, als die Worte die Erinnerung an die Unverschämtheit weckten, die der Lord ihr in seinem Apartment vorsetzen wollte. Ein Tropfen, der bestenfalls als Spülwasser durchging. Doch schnell rang sie den Gedanken nieder und begann das gläserne Behältnis leicht zu schwenken. Am Rand bildeten sich längliche Schlieren. „Obwohl es viel interessanter sein wird, seine Wahl abzuwarten.“ Andächtig führte sie das Glas unter die Nase und sog den schweren, beerigen Geruch des Alkohols auf. „Ein knapp 50-jähriges Meisterwerk, eine Rarität, im Aussterben begriffen.“ Sie nahm sich Zeit, die Eindrücke wirken zu lassen. Eine exotische, würzige Note haftete dem Getränk an.


    Die zweite Holoprojektion zeigte derweil Bewegung. Es war das aufrechte, kniehohe Abbild eines jungen Mannes, der wie ein eingesperrtes Tier im Kreis ging. Seine Schritte waren kurz, als würde etwas ausschweifendere Bewegungen blockieren. Der nackte Oberkörper war von schlecht versorgten Wunden überzogen. An den geballten Fäusten klebte getrocknetes Blut. Doch am Auffälligsten blieben die wutverzerrten Gesichtszüge des Mannes. Das markante Gesicht, das beinahe ein jüngeres Abbild des erste Hologramms darstellte, spiegelte einen heftigen Kampf wider, den der Streiter vor allem im Geiste bewältigen musste.


    Die Sith hielt das Glas erhoben und konzentrierte ihren Blick auf die rastlose Gestalt. „Kämpf' weiter schönes Werkzeug“, ihre Stimme blieb ein beschwörendes Raunen, „erlang' die Kontrolle über das Gift.“ Ein letztes Mal schwenkte sie das Glas in der Hand, ehe sie es an die Lippen führte und sich einen kleinen Schluck gestattete. Erst jetzt entfaltete der teure Wein seine gesamte Präsenz, eine berauschende Harmonie all seiner Elemente. Im Stillen bedauerte die Genießerin, dass das Weingut, aus dem der edle Tropfen stammte, vor mehreren Jahrzehnten den Kriegswirren Alderaans zum Opfer fiel. „Andererseits steigert es den Wert der noch vorhandenen Flaschen deutlich ...“


    Nur langsam ließ sie das Glas wieder sinken und strich mit der Fingerkuppe über den gläsernen Rand. Der Eingeschlossene wanderte unterdessen weiterhin unruhig im Kreis, mehrfach bäumte er den Oberkörper auf und es schien, als würde ein wildes Brüllen seine nähere Umgebung erschüttern. „Du wirst wiedergeboren“, ihre Worte hallten durch den leeren Raum, „eine nützliche Waffe“ ein amüsiertes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, als sich ihr Blick wieder auf das erste Hologramm bewegte „und ein vortreffliches Spielzeug.“

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    „Die Maske des Diplomaten und Händlers ist endgültig gefallen.“ Ein Lächeln zierte die Lippen der Dunkelhäutigen und ließ kleine Fältchen in ihren Augenwinkeln entstehen. „Er ist nichts weiter als ein verhungerndes Raubtier, das sich selbst in Ketten gelegt hat.“ Beinahe andächtig hob sie das Becherglas mit beiden Händen aus der Kühlbox und stellte es auf die, von grellem Oberlicht beschienene, Arbeitsplatte. Ihre Arme warfen lange Schatten über über die weiße Oberfläche. Kurz bevor die Frau das Glas absetzte, aktivierten sich zusätzliche, helle Lichter an den Seiten und verhinderten weiteren störenden Schattenwurf. „Den Kampf der Zwei zu erleben war aufschlussreich.“ Immer noch trieb die Erinnerung an die hochkochenden Emotionen der beiden Streiter, dem kampfeshungrigen Lord und dessen eingeschlossenem Schüler, einen wohligen Schauer über den Rücken der Sith. „Der Kampf ist nicht nur der Katalysator seiner Wut. Er zehrt davon; nährt sich am Triumph. Es ist sein Lebenselixier.“


    Vorsichtig drehte sie den schmalen Deckel des Glases auf. Im Inneren lag ein blutgetränktes Tuch. „Es war viel zu einfach. Die Ekstase des Duells hatte jedes Misstrauen getilgt.“ Sie gestattete sich ein dünnes Lächeln. Nachdem sie den Deckel beiseite gelegt hatte, ergriff die Frau eine breite Pinzette und hob das Tuch aus seiner gläsernen Ruhestätte. Das Blut war mittlerweile getrocknet und so bog sich der Stoff nur widerwillig durch. Vereinzelte dunkelrote Flechten lösten sich und segelten als dünne Blättchen zu Boden. „Viel zu lange hatte er nach einer körperlichen Herausforderung gegiert. Zu lange schon die blinde Wut in seinem Innere versperrt und in Ketten gelegt.“ Sie hielt das Tuch auf Augenhöhe, jeglicher Koltogeruch daran war mittlerweile verschwunden und lediglich ein schwach metallischer Blutgeruch zurückgeblieben. „Es war eine lehrreiche Demonstration. Sein Stil strotzt vor Arroganz und Stolz. Jedes Wort und jede Geste waren eine Ode an die eigene Herrlichkeit.“ Mit der gehobenen Pinzette zwischen den Fingern wandte sie sich zur Seite. Das metallene Tablett stand bereit. „Im Rausch würde er jede Kontrolle verlieren, um die er sonst so erbittert mit sich selbst ringt.“


    Von einem erwartungsvollen Lächeln begleitet, legte sie das Tuch ab und fixierte es mit der Pinzette, während sie mit einer dünnen Schere kleine Stückchen des Stoffes abtrennte. „Er bleibt gefährlich, doch zumindest berechenbar. Solange das Raubtier in ihm ab und an seine Klauen und Zähne in andere Körper schlagen darf.“ Anschließend beförderte sie die abgetrennten Fetzen in drei vorbereitete Reagenzgläser und füllte jene mit einer farblosen Flüssigkeit auf. Schnell verfärbte sich diese tiefrot. „Meister und Schüler sind sich sehr ähnlich. Der Jüngere bleibt sein Spiegel und wird auch weiterhin nützlich sein, um die Wut des Lords abzulenken und zu steuern.“ Die Sith verschloss die drei Gläser, löste sie aus der Halterung und trug sie zum kleinen Inkubator, der am anderen Ende des Tisches stand und in dem bereits zwei weitere Behältnisse ruhten. Mit einem routinierten Griff entriegelte sie die Tür und tauschte die Gläser.


    „Der Heißsporn sollte nur weiterhin am Leben bleiben.“ Nachdem sie die neue Temperatur sowie den Timer eingestellt hatte, musterte sie die beiden herausgeholten Gläser interessiert. An deren Böden hatte sich eine breiige, braune Masse angesammelt, während der Rest mit einer bläulichen Flüssigkeit gefüllt war. „Das Gift wird weiterhin in seinen Adern brodeln und ihn zerfressen, wenn er den Kampfeswillen verliert, doch gleichsam bleibt es ein Quell' unendlicher Kraft, würde der Bursche lernen, die Kontrolle über das lodernde Feuer in seinem Inneren zu erlangen.“ Sie schüttelte die Reagenzgläser und die Flüssigkeiten darin vermischten sich wieder zu einer hässlichen, braunen Mixtur. Scheinbar vom Ergebnis zufrieden, trat die Frau zur Zentrifuge, öffnete deren Klappe und legte die kleinen Behältnisse in die Halterung. Mit einem Tastendruck aktivierte sie das Gerät und sofort erfüllte das gleichmäßige Pochen der Maschine das sonst so geräuscharme Labor.


    Während die beiden Gerätschaften ihre Arbeit taten, gab die Dunkelhäutige das blutbefleckte Tuch in eine frische Schale, verschloss jene und legte sie anschließend in das Kühlfach, das unter der Tischplatte eingearbeitet war. „Ein kleiner Schatz.“ Sie gestattete sich ein selbstzufriedenes Lächeln und begann damit, die Chemikalien für die nächsten Arbeitsschritte bereit zu stellen. „Und eine nützliche Waffe, die er mir so bereitwillig überlassen hat.“

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    Langsam beugte sich die Dunkelhäutige über den länglichen Kasten. Ihre Finger glitten über das edle Material. „Zehn Millionen“, ein makaberes Grinsen huschte über das jugendlich anmutende Gesicht und entblößte dabei eine Reihe weißer Zähne. „Der Lord dürfte kochen.“
    Ihre Finger wanderten zu den beiden Verschlüssen, andächtig drückte sie jene hoch. Der Schließmechanismus gab ein kurzes Klackern von sich und die beiden Klappen gingen hoch. „Vielleicht hat es meinem Schüler ein wenig zu viel Spaß bereitet, alles zu zerstören.“ Die Erinnerung an die deutlich spürbare Selbstzufriedenheit und den Stolz des jungen Mannes ließ sie missfallend die Lippen kraus ziehen. „Die kleine Rüge wird ihm vorerst genug Warnung bleiben.“


    Ihre Aufmerksamkeit kehrte zu dem Schatz zurück, den der ehrgeizige Sith ihr dargeboten hatte. Bedächtig drückte sie den schweren Holzdeckel hoch. Auf wertvoller, roter Seide gebettet, thronte die antike Ritualklinge in der Halterung. Das helle Licht der Kammer brach sich auf den silbrigen Klingen, die selbst nach Jahrtausenden offenbar nichts an Schärfe eingebüßt hatten. „Ein bemerkenswertes Stück, ohne Zweifel.“ Ihre bloßen Finger glitten über die fein gearbeiteten Applikationen im Griff. „Wertvoll, wenn man es der richtigen Person darbietet.“ Sie vermied es, die geschliffenen Klingenblätter zu berühren und klappte den Kasten wieder zu. Unter einem metallenen Pochen rasterten die Verschlüsse wieder ein. „Wahrlich ein teuer Spaß, den sich Javed hier geleistet hat.“


    Mit einer kurzen Handbewegung hatte sie den schweren Stuhl vorm Tisch in ihre Richtung gedreht und ließ sich darauf nieder. Der silberne Protokolldroide, der sich bis dahin still in einer Ecke hielt, trat nun nach vorne und wollte in gewohnter Manier den Wein für seine Herrin bereitstellen, doch mit einer schnellen Geste gebot sie der Maschine Einhalt. „Verschwinde“, lautete ihr knappe Befehl und hastig wackelte der metallene Diener aus dem Raum. Sobald sich die Schiebetür hinter dem Droiden wieder geschlossen hatte, aktiviert die Sith die Tischkonsole und mehrere Bestandslisten wurden über die breite Arbeitsplatte projiziert. „Gewehre … Cortosis.“ Kurz lege sich die Stirn der Frau in dünne Falten. „Er war gründlich.“ Sie sank tiefer in den Stuhl und stützte den rechten Arm auf der ausladenden Lehne auf. Das Kinn bettete sie auf dem flach ausgestreckten Handrücken.
    „Und er wusste, was mir das Wichtigste ist.“ Ihre Gedanken drifteten zu der Schatulle, die unzählige, teils unbezahlbare, organische Proben beherbergte. „Die Käufer werden äußerst ungehalten über die Verluste sein.“ Der Gedanke entlockte ihr ein verzücktes Lächeln.


    „Die Klinge einfach an Labrass zurück zu geben, wäre der einfachste Weg.“ Sie hob den rechten Zeigefinger und legte ihn an die Wange, der lange Nagel drückte sacht gegen die Haut. „Es würde mir zumindest seine Gunst sichern.“ Nach einem kurzen Wink änderten sich die dargestellten Listen und eine Vielzahl unterschiedlicher Berichte und Pressemeldungen erschienen. „Andererseits war die Nachfrage, gerade nach diesem diesem Stück, die größte.“ Die grünen Augen huschten über die dargebotenen Zeilen. „Es könnte also auch andere geben, die einem solchen Geschenk mit der nötigen Dankbarkeit begegnen würden.“

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    Jeder Schritt der schweren Stiefel hallte in dem schmalen Gang wider. Die dunklen Wände und Böden waren glatt und von einer silbrigen Marmorierung durchzogen, die lediglich hin und wieder durch dünne Spalten unterbrochen wurde, an denen man die einzelnen Platten aneinandergefügt hatte. In ungefähr einen Meter breiten Abständen waren an den Seitenwänden schwache Lampen eingelassen, die den Durchgang in ein dämmriges Licht tauchten, das lediglich knapp zwei Meter um die Frau herum den Gang erhellte und schnell erlosch, sobald die Sith die einzelnen Lichtquellen passiert hatte. Vereinzelt fanden sich noch eingravierte Schriftzeichen oder Embleme auf manchen Teilstücken, Überbleibsel vergangener Tage.
    „Kraydas hatte immer schon einen schrecklichen Geschmack und einen furchtbaren Hang zu Kitsch.“ Wie jedes Mal, wenn sie den Weg zur Ritualkammer antrat, dominierte dieser Gedanke den Geist der Sith. „Dennoch erfüllen die Räume ihren Zweck.“ Sie gestattete sich ein Schmunzeln und streckte die Hände aus, um die Finger über den blanken Stein gleiten zu lassen. Mit geschlossenen Augen setzte sie den Weg fort und ließ sich einzig von der Macht leiten, die die Krypta spürbar durchzog. „Ihm die Ritualklinge wieder zu überlassen war riskant gewesen.“ Die Freude auf das Bevorstehende versetzte sie in Aufregung. Der Gang endete und vor ihr tat sich eine steile Treppe auf. „Doch wenn er Erfolg hat, wird mir zum Vorteil gereichen.“ Das Lächeln schwand. „Er sprach von vier Monaten, es wird Zeit, seine Pläne genauer zu ergründen.“


    Sie stoppte kurz, öffnete die Augen und raffte den weiten Rock, ehe sie sich an den Abstieg machte und langsam einen Fuß vor den anderen setzte. Die einzelnen Stufen waren schmal, kaum breit genug für einen sicheren Stand. Ein Geländer hatte der Erbauer dieser Gruft ausgespart. „Blinder Narr.“ Sie sprach die Worte laut aus, doch erstarben sie schnell in der nahen Dunkelheit, in die sie immer weiter eintauchte. „Sein Misstrauen schwindet so schnell … zu schnell vielleicht?“ Nachdem sie den Treppenabsatz erreicht hatte, hielt sie erneut an und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft roch abgestanden, durchsetzt von den feinen Rückständen unzähligen Räucherwerks, das bereits Kraydas hier vor ihr abgebrannt hatte. Der Lärm der Fabrik und ihrer eigenen Gerätschaften wurde hier unten vollkommen ausgesperrt. Lediglich das ferne Plätschern einer unterirdischen Quelle war zu hören. „Er ist ein Sith, ein Raubtier. Natürlich misstraut er mir.“ Das Lächeln kehrte zurück, deutliche Fältchen bildeten sich in den Augenwinkeln der Dunkelhäutigen. „Aber nicht genug. Er genießt unser kleines Spiel viel zu sehr.“


    Sie hob die Hände an und schlug die weite, karmesinrote Kapuze zurück. Mit jedem Atemzug bildeten sich kleine Nebelwolken. In der Krypta herrschte eine Eiseskälte. „Bedauerlich nur, dass er sich nicht mehr so leicht reizen lässt.“ Wieder setzte sie den Weg fort. Vor ihr lag nur noch ein kurzer Gang, der mit einer großen, steinernen Pforte endete, deren hohe Türflügel von unzähligen Ritualzeichnungen überzogen waren. Aglaya nahm das aufwendig verzierte Amulett vom Hals und legte es in die passende Einkerbung neben dem Türrahmen. Sofort aktivierte sich der integrierte Mechanismus und löste die Verriegelung. „Rührseliger, nostalgischer Narr“, schalt die Sith den Erbauer dieses Werkes und hob beide Arme, um die Pforte mit Hilfe der Macht endgültig aufzustoßen. Schwer kratzten die Türflügel über den Boden. Die tiefen Kerben, die sie dabei bereits hinterlassen hatten, waren deutlich zu sehen.


    Vor der Frau tat sich die große, unterirdische Kammer auf. Sowie sie den ersten Schritt hinein tat, aktivierten sich die sechs Lichter an den Seiten, die, wie auch die sechs hohen Säulen, in einem perfekten Hexagon im runden Raum angeordnet waren. Auch jene Lichtquellen waren schwach und reichten lediglich aus, um das Zentrum des Raumes, einen runden, von mehreren, parallelen Furchen durchzogenen Kreis, in ein gespenstisches Licht zu tauchen. Ein dünnes Rinnsal, gespeist von der unterirdischen Quelle unter der Kammer, durchfloss rötlich verkleideten Vertiefungen. „Seine Ketten sitzen zu eng. Die Selbstkontrolle ist zu hoch.“ Bedauern spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, während sie aus den Stiefel schlüpfte. Als ihre nackten Sohlen auf den kalten Boden trafen, jagte dies einen Schauer über ihre Haut. „Dabei könnte er soviel mehr sein.“


    Vor ihr regte sich das in Stoff gehüllte, menschengroße Bündel, das im Zentrum des Raumes lag. „Aufstieg und Fall liegen stets so dicht beieinander.“ Sie überbrückte die letzten Schritte zu dem Kreis. Um sie herum pulsierte die Macht der dunklen Seite. Unzählige Rituale hatten diese Mauern bereits mit ihrer Energie berührt und ihr Echo hallte immer noch nach. „Und am Ende muss man nur an der richtigen Position stehen ...“

  • http://www.myvideo.at/watch/5696370


    Gleichmäßig plätscherte das Wasser aus den zwei Hähnen, Dampf stieg aus der breiten Wanne auf, die das Zentrum des viereckigen Badezimmers bildete, dessen hohe Wände zur Hälfte mit silbrigen Glasbausteinen verkleidet waren, in denen sich das helle Licht der unzähligen Deckenlampen hundertfach brach. An jeder Wand fanden sich zudem mehrere verschlungene Spiegel, deren Oberflächen durch den heißen Wasserdampf angelaufen waren. „Vielleicht war es unvorsichtig, ihm in diesem Zustand zu begegnen.“ Ein Lächeln umspielte die dunklen Lippen der Rothaarigen, während sie auf die, auf einem niedrigen Sockel stehende, Wanne zuging und dabei den Gürtel ihres dunkelroten Mantels löste. „Doch schien es ihn vordergründig nicht sonderlich zu kümmern.“ Sie ließ das Kleidungsstück einfach fallen und streifte anschließend auch die verbliebene Kleidung ab.


    Ehe sie sich aber der Wanne und deren leicht milchig verfärbtem und nach ätherischen Ölen duftendem Inhalt zuwandte, ließ sie es sich nicht nehmen, ihre leicht verschwommenen Abbilder in den unzähligen Spiegeln zu betrachten. Zufrieden hob sie die Mundwinkel. „Perfekt.“ Das dünne Geflecht aus eingebrannten Schriftzeichen zog sich in komplexen Mustern über ihren gesamten Körper und hob sich sichtlich heller von der dunklen Haut ab. „Die Euphorie verklingt viel zu schnell.“ Bedauern färbte ihre Stimme, während sie einen nackten Fuß auf den kleinen Sims setzte. „Und er ließ sich nicht herausfordern. Dabei wäre ein kleiner Zweikampf so erfrischend gewesen.“ Ihre Finge berührten den Wannenrand und sie ließ sich darauf nieder. „Ist er so vorsichtig oder scheut er sich?“ Sie hob die angewinkelten Beine ins Wasser. „Die Gelegenheit war für ihn ideal.“ Langsam folgte der restliche Körper und sie sank, von wohligem Seufzen begleitet, in das dampfende Nass. Den Kopf lehnte sie bequem in die Nackenstütze, vereinzelte Strähnen trieben auf der trüben Oberfläche. „Für ihn sogar besser als für mich.“ Sie schloss die Augen und atmete den angenehmen Geruch der Badezusätze tief ein. „Hat er die Situation verkannt?“

    Sie schüttelte den Kopf und lehnte den rechten Arm an den Badewannenrand. Die Fingerspitzen streiften über die Wasseroberfläche. „Zumindest hält er den Vertrag ein.“ Die Gedanken an das Bevorstehende zauberten ihr nicht nur ein entzücktes Lächeln auf die Lippen, sondern erhellte ihre ohnehin euphorische Stimmung nur weiter. „Ein persönlicher Spielplatz“ Die Worte des Schülers hallten in ihrem Geist wider. „Der Ehrgeiz des leidenschaftlichen, jungen Mannes ist wirklich erfrischend und so lange sein Geltungsdrang keine Gefahr darstellt, habe ich auch keinen Grund, ihn unnötig zu bremsen.“ Sie sank tiefer in die Wanne, das heiße Wasser umspielte ihr Kinn. „Die Forschungsstation ist perfekt, um die Wirkung des Erregers zu testen. Es war auch beinahe schon zu einfach, den Lord zu überzeugen. So wenig für all die schönen Spielzeuge zu tun, ist fast schon langweilig, er ist zu freigibig.“


    Die vernarbten Lippen kräuselten sich in Missfallen. „Wie viele Reize sind noch nötig, ehe er seine Ketten sprengt und offenbart, was wirklich in ihm lauert?“ Sie wippte mit dem linken großen Zeh, kreisförmige, kleine Wellen breiteten sich davon aus, verebbten jedoch schnell wieder. „Zumindest wird es interessant, wenn er auch auf die Station kommt.“ Ein entrüstetes Schnauben durchschlug die ruhige Wasseroberfläche. „Und er besitzt wirklich die Dreistigkeit, zu glauben, ich würde einen solchen Test in ungeübte Hände geben … und ihm dabei am Besten auch noch alleine dieses Festmahl aus Panik und Leid überlassen? Oh nein, mein Lieber. Diese Ernte kann nur Eine einfahren.“ Mit dem aufgestützten Arm griff sie nach einem kristallenen Flakon, der in einer Reihe ähnlicher Gefährten auf einem Beistelltisch neben der Wanne ruhte. „Als würde ich meine Arbeit irgendwelchen Stümpern überlassen! Diese Station wird mein Kunstwerk.“ Der Gedanke daran ließ sie verzückt Lächeln, während sie das Gefäß auf Brusthöhe lenkte und die zweite Hand zu Hilfe nahm, um die Verschlusskappe herunter zu ziehen. Sofort mischte sich ein intensiver, blumiger Duft zu den übrigen Ölen. „Alderaanische Königslilien.“ Die wechselhafte Stimmung der Sith hellte sich wieder auf. „Die Pflanze ist immer wieder aufs Neue eine Enttäuschung, aber ihr Duftextrakt ist berauschend.“ Immer noch lächelnd, ließ sie ein paar Tropfen des Duftstoffes ins milchige Wasser fallen. „Der Einsatz wird auch für unsere beiden Heißsporne ein guter Test. Ich würde nicht darauf wetten, dass sie beide überleben.“ Sie schloss den Flakon wieder und stellte ihn, von leisem Klirren begleitet, wieder auf die Anrichte zurück. „Aber etwas Konkurrenz wird Javed nicht schaden, im Gegenteil.“

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    „Gebt mir einen Grund“, nachdenklich verzogen sich die dunklen Lippen der Sith, „bisher sehe ich nur Leinen und einen Kettenhund, der aufbegehrt und sein eigenes Potenzial verkennt.“ Sie trat aus dem Laborraum, hinter ihr schloss sich die doppelte Sicherheitstür und wurde unter einem lauten Zischen verriegelt. „Er versteht es nicht.“ Ihre schweren Absätze hallten über den schmucklosen Boden der kleinen Halle, vom Rohrsystem der gegenüberliegenden Wand hörte man ein leises Plätschern. „Habe ich ihn doch überschätzt?“


    Die Kälte, die den umgebauten Frachtraum dominierte, ließ sie für einen Moment erschaudern, war ihr Körper nach den Stunden der Arbeit doch die Wärme des abgeschotteten Laboratoriums gewohnt. „An Selbstbewusstsein und Arroganz mangelt es ihm gewiss nicht, doch er wäre nicht der erste Sith, der sich von seinem eigenen Glanz blenden lässt.“ Sie schnalzte ungehalten mit der Zunge, während sie weiter durch den langgezogenen Raum schritt, ihr Ziel, die drei deckenhohen, Transparistahl-Rohre, im Blick. „Ich werde niemandem dienen, an den ich nicht glauben kann.“
    Ein kurzes Stechen in der linken Schulter ließ sie ihren Gang verlangsamen. Mit der rechten Hand strich sie über den weichen Stoff der vergleichsweise schlichten Robe und drückte das Schulterstück zur Seite um die Haut darunter freizulegen. Fünf dunkelviolett verfärbte Druckstellen hoben sich gut sichtbar vom dunklen Hautton ab. „Auch dafür wird er irgendwann noch bezahlen.“ Ihre Nasenflügel blähten sich zu einem ungehaltenen Schnauben.


    Sie stoppte vor den drei Rohren und die aufkeimende, düstere Stimmung milderte sich etwas. Im ersten und dritten wucherten korallenartige Pilzkulturen fast bis unter die Decke. Während die Kultur im ersten in einem satten Gelb erstrahlte und sich an mehreren Gliedern blütenartige Gebilde zeigten, bildete die zweite ein komplettes Gegenstück dazu. Der kräftige, dunkle Stamm hatte sich bestens entwickelt, unzählige kleine, geschwürartige Auswüchse durchzogen die Kultur, die Scheibe war mit kleinen, schwarzen Sporen übersät. Die Sith trat näher an das dritte Rohr und legte die flache Hand gegen die durchsichtige Scheibe. Die sanfte Berührung sorgte dafür, dass die Geschwüre direkt dahinter aufbrachen und ihren tödlichen, grauen Nebel ins Rohr entließen. „Einen Beweis.“ Sie senkte den Kopf ein wenig, ihre hellgrünen Augen glitten weiter über die Pilzkultur. „Beweist mir die Stärke, der Ihr Euch so lobt und ich kann Euch eine Basis schaffen, die niemals einbrechen wird.“


    Die Nägel kratzen über das massive Material, als sie die aufgestützte Hand zur Faust ballte und sich von dem Gewächs abwandte. „Oder seid Ihr am Ende doch nichts weiter als nur ein Sklave? Ein zahnloser Köter, der kläfft, aber doch nicht fähig ist, zuzubeißen?“ Die Erschütterungen, die die kräftigen Schritte, mit denen sie sich von den drei Rohren fort bewegte, auslösten, sorgten dafür, dass noch weitere der Geschwüre platzten und die schwarze Kultur komplett unter einem grauen Nebel verschwand. „Diese Welt lässt keinen Raum für Schwäche und Zweifel.“


    Sie ließ den Frachtraum hinter sich und kehrte in ihr persönliches Quartier zurück. Dort angekommen, fing eine elegante, schwarze Schmuckschatulle ihren Blick, ein jüngst abgegebenes Geschenk für ein geleistetes Geschäft. Sie trat darauf zu und schob langsam den Deckel hoch. Im Inneren, auf weißer Seide gebettet, ruhte ein aufwendig verarbeitetes, goldenes Collier. Fünf meisterlich verarbeitete Rubine zierten das Schmuckstück. „Doch können Allianzen das eigene Weiterkommen erleichtern.“ Ihre zierlichen Finger schoben sich unter die feinen Glieder des Colliers und sie hob es sachte aus der Schatulle, doch war es weniger die vortreffliche Handwerkskunst, die die Sith faszinierte, sondern vielmehr die verarbeiteten, blutroten Edelsteine, die in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit rückten. Nachdenklich legte sich ihre Stirn in Falten, ehe sich schließlich ihre Lippen zu einem dünnen Lächeln formten. „Dann hole ich mir den Beweis einfach selbst.“

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    Andächtig legte sie die flache Schale mit dem farblosen Pulver und den zermahlenen Rubinen auf den kniehohen, zum provisorischen Altar umfunktionierten Holztisch. In der freien Kammer unter der Tischplatte ruhte ein reich verzierter, goldener Ritualkelch, den sie ebenso hervorholte und neben der Schale platzierte. Während sich die Sith wieder aufrichtete, senkte sie die Lider und ließ die Energie des Ortes nochmals auf sich wirken. Die unnatürliche Kälte der Ritualkammer drang ihr bis in die Knochen, doch genoss sie den kalten Schauer, der sich dabei ihrer bemächtigte. Die Echos der vorangegangenen Rituale erfüllten den Raum, es war, als müsse sie nur die Hand ausstrecken, um die Energie zu greifen, die hier ruhte. Auch für das Kommende war bereits alles vorbereitet. Die sechs Säulen waren mit den nötigen Runen verziert. Das feine Netz gewoben, dessen Stränge zentral beim Altar zusammenliefen. „Fehlt nur noch die nichtsahnende Beute.“ Der Vergleich kostete sie ein dünnes Schmunzeln. „Aber es wird Zeit.“ Unterbrach sie sich schließlich selbst und trat um den kleinen Altar herum in Richtung Kammerausgang. Ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, verließ sie den Raum. Hinter ihr fiel die schwere Doppeltür ins Schloss und der alte Schließmechanismus aktivierte sich.


    Im Vorzimmer angekommen kontrollierte sie mit gemächlicher Ruhe den Sitz der hellen, reich verzierten Robe, ehe sie sich auf einem der Stühle hinter dem zentral gestellten Tisch setzte und den Blick auf die gegenüberliegende Tür richtete. „Er dürfte kochen.“ Die Vorstellung erheiterte sie merklich. „Seine Gedanken werden um den grausam beschämenden Dienst rasen, den ich mir für ihn überlegt haben könnte.“ Ein kehliges Lachen drang über ihre Lippen. „Es muss ein gar herrliches Schauspiel sein.“ Die im Tisch eingelassene Konsole flackerte auf und ein Signal ertönte. „Willkommen, Lord Labrass“, sprach die Frau schließlich in die leere des Raumes. Auch ihr Lächeln erlosch nicht, während sie ihre Sinne nach dem Gast ausstreckte und bereits die Vorboten des unterdrückten und eingeketteten Zornes spürte, der den Sith begleitete. „Und wieder beweist er mir damit letztendlich nur seine Kurzsichtigkeit.“ Sie schüttelte den Kopf. „Krieger.“


    Es klopfte einmal an der Tür, auch der unterdrückte Ärger, den der Lord ausstrahlte war nun deutlich und benötigte keiner übermäßigen Anstrengungen mehr, um wahrgenommen zu werden. Von derlei Klarheit fast schon wieder gelangweilt, sperrte die Sith sich gegen diese Sinneseindrücke, bis sie nichts weiter als ein leises Wispern im Hintergrund wurden. Der mintgrüne, gepunktete Twi'lek-Angestellte öffnete die Tür und huschte augenblicklich beiseite, während der missgelaunte, hochgewachsene Mensch ins Zimmer stampfte. „Oh es wird sehr amüsant.“ Fließend erhob sich Aglaya aus ihrem Sessel und neigt den Kopf nur ein kleines Stück, gerade ausreichend für einen Gruß unter Gleichgestellten. „Dieses Misstrauen“, ging es ihr durch den Kopf, während der Lord ihr schlecht gelaunte Worte des Grußes und der Pflichterfüllung entgegenbrummte, denen sie mit angemessenem Ernst begegnete. „Schließlich soll er nicht doch noch die Flucht ergreifen, obwohl sein Stolz es ohnehin nicht gestatten würde.“


    Sie öffnete die verborgene Tür zu den Katakomben und der Ritualkammer und führte ihn den schmalen Gang hinab. „Und schon fällt er ins Netz. Zu groß die Neugierde, zu stark der Drang, diese Geheimnisse zu erkunden.“ Deutlich war zu spüren, wie seine Sinne gierig nach der Energie der Kammer spürten. „Und so schnell fällt jede Vorsicht und weicht jedwedes Misstrauen.“ Immer wieder gestattete sie sich musternde Blicke aus den Augenwinkeln. „Die Kammer bleibt ein nützlicher Ort, um Geheimnisse an die Oberfläche zu locken.“


    Nachdem sie die letzte Tür überwunden und die sechseckige Kammer betreten hatte, steuerte die Frau direkt den kleinen Altar an und nahm den Kelch in die Hand, um ihn mit dem Wasser aus einer der Rinnen, die um den Kern der Kammer gezogen waren, aufzufüllen. Während sie damit zu Labrass zurückkehrte, zog sie eine Kapsel vom Gürtel, brach sie und leerte den pulvrigen Inhalt in das Gefäß. „Schon diese Erfahrung wird ihn den Verlust der Wette wie einen Triumph erscheinen lassen. Mehr Geschenk als Opfer … und letztendlich nichts weiter als eine ungewollte Offenbarung.“ Wie erwartet ergriff der Lord den dargebotenen Kelch und trank daraus. „Zu groß ist die Versuchung, zu stark der Hunger.“ Sie lächelte, während er von dem Gift trank, das nun seine Sinne ergriff und ums Hundertfache verstärkte. Sie selbst kannte das Gefühl, die Euphorie, die sich nun des Geistes des Mannes bemächtige nur zu gut und verfolgte seine Reaktion aufmerksam. „Es ist ihm fremd, wie so Vieles hier, also ist zumindest seine Erfahrung mit Ritualen überschaubar.“ Ihre Schlussfolgerungen blieben deutlich kühler als jene, die in dem Mann offenbar gerade entbrannten, denn seine Musterung des Raumes schien beendet und die verstärkte Sicht konzentrierte sich nun auf das Gegenüber. „Wie erwartet.“ Sie gestattete ihm einen kurzen Blick auf das, was in ihre loderte, offenbarte eine kleine Flammenzunge, stark genug, seine Aufmerksamkeit vom den ausgelegten Netz und den Energien der Kammer abzulenken. „So ist es richtig.“ Doch ehe sein Forschen zu tief dringen konnte, wich sie hinter den Altar, begleitet von einem erhobenen Zeigefinger und schelmischen Worten, die diese begonnene Indiskretion schelten sollten. „Die Köder sind gelegt. Die Fäden gespannt.“ Nachdem der Sith wieder die Kontrolle über seine Sinneswahrnehmung erlangt hatte, begann er letztendlich damit, sich der wirklichen Aufgabe zu widmen. Seine Gedanken und Gefühle fokussierten die Schale und die darin enthaltenen Rohstoffe.


    Während Labrass' Geist abdriftete und die Geister dieser Gemäuer ihr verworrenes Spiel begannen, verblieb die Rothaarige bei sehr irdischen Aufgaben und ließ sich hinter dem Altar auf die Knie fallen. „Zumindest wehrt er sich nicht.“ Wie die Dirigentin eines makaberen Orchesters griff sie im Geiste nach den Fäden des gewobenen Netzes und spann damit die hochkochenden Gefühle, den den Lord immer mehr umfingen, in das feine Gefüge ein. Immer darauf bedacht, die Energien auf ihren Bestimmungsort, den entstehenden Kristall, zu steuern. „Vergangenes“, raunte sie in geflüstertem Tonfall und entließ die Fäden für einen Moment aus ihrem Griff, um ihrerseits einen schwachen Schild um ihren Geist zu legen, als die ersten Fetzen aus Labrass' Gedanken drohten, auch die Weberin in den selbst geschaffenen Strudel zu reißen. Als sie den Schutz errichtet hatte und Fäden wieder aufnahm, fokussierte sie ihre Energie stärker auf die hochkochenden Emotionen; die ansteigende Euphorie und Kampfeslust, die den Lord nun fesselten. Nur vereinzelt trafen die Bilder der Vision, die der ältere Sith empfing auch ihren Geist. „Es funktioniert.“ Die aufkeimende Selbstzufriedenheit ließ sich nicht unterdrücken. „Er stärkt sich an seinen Anfängen und setzt damit den Grundstein.“


    Das Pulver in der Schale vibrierte sachte und auch die unzähligen, kleinen Kristalle begannen sich in stetigem Fluss zu drehen, während die dunklen Energien auf sie einprasselten. Das verschwommene Abbild einer weiblichen Mirialanerin, offenbar einer Jedi, huschte über Aglayas inneres Auge, gepaart mit einem immer stärker werdenden Hochgefühl des Sith-Lords. „Eines seiner ersten Zusammentreffen, eines der ersten Opfer.“ Schlussfolgerte die Sith nüchtern und verstärkte ihre Konzentration, um die hoch brandenden Emotionen auf ihren Zielort zu lenken. Das gesponnene Netz schloss sich enger um den Mann, der wie ein eingeschlossenes Raubtier vor dem Altar auf und ab schritt, aber gleichsam blind für seine wirkliche Umgebung geworden war. „Es reicht nicht.“ Die Frau verstärkte ihren Griff um die Fäden. Die zuvor angebrachten Runen flammten kurz auf und die Sinneseindrücke, denen der Eingesponnene ausgeliefert war, verstärkten sich zunehmend. „Sinkt tiefer in die Erinnerung. Durchlebt erneut, was Euch geschaffen hat.“ Während der Mann sich mehr und mehr seiner eigenen Ketten entledigte, schmiegten sich neue sanft um seinen Geist und steuerten seine Erinnerung, doch statt sich ihrer zu wehren, hieß er sie billigend willkommen.


    Ehe das vergangene Erlebnis seinen Höhepunkt erreicht und der Krieger sich dem Genuss des Todesstoßes hingeben konnte, ließ die Steuernde die erste Rune bersten. Die erste Vision verblasste und die Beute entschwand den gierigen Klauen des Jägers. Die Enttäuschung und der Ärger darüber flossen in die Schale, langsam begannen sich die ersten Umrisse des entstehenden Kristalls abzuzeichen. „Die Basis ist gelegt. So folgt der flammende Kern.“ Die Anstrengung des Rituals fordernde mittlerweile auch von der Sith den ersten Tribut. Dünne Falten bildeten sich auf ihrer Stirn und kleine Schweißtropfen rannen über ihre dunkle Haut.


    Labrass' Euphorie verebbte nur kurz, denn schnell wurde sich jener seiner neuen Situation bewusst. Der aufkeimende Ärger verschwand und wich einer hungrigen Vorfreude, die die zuvor entbrannte Kampflust in den Schatten stellte. „Coruscant“, beinahe ehrfurchtsvoll formten Aglayas Lippen den Namen, als sie durch die Fetzen hinweg die Szenerie erkannte. Um mehr des berauschenden Kampfes zu sehen, schwächte sie ihren eigenen Schild und stärkte stattdessen das Netz um Labrass' Emotionen. Kein Funken dieser starken Gefühle sollte verloren gehen. „Dieses Feuer wird ewig im Inneren des Kristalls brennen.“ Während sie ansonsten komplett ruhig in ihrer hockenden Position verharrte, bewegten sich ihre Finger weiterhin durch das unsichtbare Netz und lenkten die geistigen Fäden.


    Ein kurzes Keuchen des Wandernden ließ die Frau aufblicken, doch noch in der Regung spürte sie den Grund des Lautes. Ein stechender Schmerz in der linken Schulter ließ sie den Oberkörper aufbäumen und ermahnte sie bitter daran, den eigenen Schild wieder zu stärken und den eigenen Geist nicht zu tief in Labrass' Scheinwelt eintauchen zu lassen. „Noch nicht, ich muss die Kontrolle behalten, das Feuer lodert nicht stark genug.“ Während die Sith sich abermals stärker auf ihr Netz und die verbliebenen Runen konzentrierte, steigerte sich die Leidenschaft des Lords langsam zu ihrem Höhepunkt. Sein inneren Kampf tobte immer zügelloser und die Gitter des selbst geschaffenen Gefängnisses schmolzen mit den Ketten, die den Mann zurückhielten.


    Es kostete Aglaya zusehends mehr Kraft, die gewaltigen Wogen, die der Sith entfesselte auf ihr Ziel zu lenken und zugleich das Netz um ihn herum aufrecht zuhalten. Der Kristall brannte unterdessen in einem intensiven Rot. Dunkle Flammen züngelten in dem noch losen Gebilde, das nur durch eine dünne Membran zusammengehalten wurde. „Entfesselte Wut.“ Trotz der steigenden Anstrengung rang die Frau sich ein Lächeln ab. „Der ideale Kern, ein ständig tobender Sturm.“ Gerade, als das Feuer im Sith am Heißesten brannte, brach die Sith zwei weitere Runen, weitere Fäden des Netzes zerrissen und schlangen sich stattdessen um den Kristall. Das grelle Rot färbte sich dunkler, doch das Feuer darin erlosch nicht. Wabernde Flammen tanzten hinter der dünnen Hülle.


    „Nun spielen wir mein Spiel.“ Sie ließ die vierte Rune zerspringen und die losen Stränge des Netzes wanden sich um Labrass, drangen tief in seinen Geist. Aglaya schloss die Augen und gab sich der dunklen Energien hin, die das gesamte Gemäuer durchzogen. Nach und nach ließ sie ein neues Bild in Labrass' Geist entstehen, pflanzte die Saat, die der Mann mit seinen Zielen und seiner Begierde nährte. „Seht die Zukunft, die ich Euch schaffen kann. Einen Weg, den Ihr beschreiten werdet.“ Der erste Unwillen, den der Mann den neuen Eindrücken widmete, begann die dünne Membran des Kristalls zu stärken. Labrass' tauchte immer tiefer in die Vision und die eigenen Sehnsüchte des Mannes formten neue Bilder, ließen seine Euphorie und seinen Siegeswillen wachsen und gedeihen. Sein Triumph schien zum Greifen nah und die letzten seiner Ketten barsten, während die Macht, die er dabei entfesselte die Hülle des Kristalls erhärten ließen.


    Was der Lord dabei offenbarte trieb einen Schauer über Aglayas Rücken. „Er hat die Fesseln gesprengt.“ Die Kontrolle der Vision zwang sie, ihren Schild weiter zu schwächen und sich verstärkt auf ihr Netz und den Kristall zu konzentrieren. „Das Ritual darf jetzt nicht scheitern.“ So opferte sie eine weitere Rune und sog die freigewordene Energie gierig auf, ehe sie sie zu einer weiteren Schicht formte, die sich schützend um den flammenden Kristall legte und somit einen Teil von sich selbst einfließen ließ.


    Ein schriller Schrei durchbrach ihren Geist, wieder überschwemmte Labrass' Vision die Frau und stürzte wie eine tosende Welle über ihr zusammen. Die verbliebenen Stränge des feinen Netzen wurden zum Zerreißen gespannt. Der Mann hatte alles freigesetzt, was er bisher so verbissen verborgen hatte. „Das ist also der Mann hinter der Maske.“ Sie stemmte sich gegen die Energien, die der Lord entfesselte und stritt weiterhin darum, seine dünnen Fesseln und den Fokus auf den Stein aufrecht zu erhalten. Bis eine gewaltige Erschütterung sie erfasste.


    Ein machterfüllter Schrei ließ die Ritualkammer erzittert, sprengte die letzte Rune und mit ihr das feingewobene Netz der Sith-Hexe. Die physische Wucht der Erschütterung warf Aglaya nach hinten, während der Bruch ihres Zaubers schmerzhaft in ihrem Geist widerhallte. Kurz wurde sie noch Labrass' Anblick gewahr und des Triumphs auf dessen Zügen, ehe die Welt um sie herum in Dunkel verschwand.



    Das Gegenstück zum Text gibt es irgendwann >> hier <<

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    Flackernd aktivierten sich die Leuchtstoffröhren, um den türnahen Bereich des rechteckigen Raumes in ein grelles, künstliches Licht zu tauchen. Direkt gegenüber der geöffneten Schleuse ruhte auf einem Regalblock ein leeres Terrarium, dessen sandiger Boden von der neuen Lichtquelle schwach erhellt wurde. Die darauf aufgestellten Steinformationen und die wenigen, trockenen Grashalme warfen unruhige Schatten. Neben dem Glaskasten und auf selber Höhe befand sich ein nicht annähernd halb so großer Inkubator, dessen Inneres sich durch warmes, gelbes licht deutlich vom Rest abhob. „Die Station war ein erfolgreicher Testlauf. Tausende verzweifelter Seele. Eine volle Ernte.“


    In aufrechter Haltung und mit festen Schritten trat die rothaarige Sith in den Raum. „Und ein wahres Festmahl für jene, die fähig und gewillt waren, sich daran genüsslich zu tun.“ Sie durchschritt den Raum ohne sich weiter umzusehen. Der schwere Stoff ihrer Robe schliff dabei leicht über das kahle Metall unter ihren Stiefeln. „Emotionen so ungefiltert, so primitiv und animalisch und gleichzeitig so … menschlich.“ Ihre Lippen hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln. „Und aufschlussreich. Die Daten reichen, um das Ritual zu beginnen. Abermals wird der Tisch reich gedeckt.“


    Sie erreichte den Inkubator und stützte die behandschuhten Hände an der Tischkante ab. „Und es brachte nicht nur den Giftstoff voran.“ Im Inneren des unter leisem Surren arbeitenden Gerätes lagen vier faustgroße Eier in mit weichem Material ausgelegten Schalen. Darunter befand sich eine viereckige Wanne, die zwei Finger breit mit Wasser gefüllt war. „Doch wie zu erwarten, hatte kaum jemand von der Frucht gekostet. Diese Narren.“ Nach einem verständnislosen Kopfschütteln hob sie die rechte Hand zum Kontrollfeld, das an der Seite des Kastens eingelassen war. Darüber befand sich ein schmales Display, auf dem in grünen, digitalen Ziffern und Buchstaben eine Temperatur von 34,7 °C sowie 90 % Luftfeuchtigkeit ausgegeben wurden. „Auch er nicht. Vor allem er.“ Kurz wandte sie den Kopf in amüsiertem Schnauben zur Seite. „Wie immer musste er an die Hand genommen und geführt werden.“ Ihre Lider senkten sich. „Und er wiegt sich so sehr in Sicherheit. Wähnt sich unantastbar und blendet sich in dieser Arroganz nur selbst.“ Sie blinzelte einmal und ihre Aufmerksamkeit kehrte zum Inhalt des Brustkastens zurück. „Er verweigert sich der Dinge, die direkt vor seinen Augen liegen, erhebt sich darüber und lässt sich dabei den höchsten Genuss entgehen.“


    Interessiert betrachtete sie das erste der vier kostbaren Gefäße in ihrem warmen Hort. „Täuschung ist kein Werkzeug, das bei ihm Verwendung finden muss … oder sollte. Ein wenig verschleierte Wahrheit, die ihn selbst ins Zentrum rückt, reicht vollkommen aus. Ein Ritual, ein Spiegel seiner Selbst, mehr verlangte es nicht, um all den lockenden Rest zu überstrahlen.“ Schon das zweite der Eier ließ sie missfallend die Stirn kräuseln. Die ledrige Schale hatte sich zusammengezogen, wirkte faltig und verdorrt. „Der Kristall ist kein Verlust, seinen Wert hat er schon mehrfach vergolten.“ Ihre Finger glitten über das Kontrollpad und nach der Codeeingabe ratterten mehrere Tabellen und Zeitprotokolle über das Display. Nur die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsanzeige verblieben unverändert. „Und dennoch, trotz dieser Arroganz … oder gerade deswegen … bleibt er eine Gefahr." Die Finger ihrer linken Hand schlossen sich fester um die schmale Tischplatte. „Seine Leidenschaft gleicht einem Rausch.“


    Nach der Überprüfung der ausgegeben Werte setzte die Dunkelhäutige die Musterung der übrigen Eier fort. Auch das Dritte war in sich zusammen gefallen. „Ich hatte nie erwartet, dass es einfach wird.“ Die Züge der Frau, immer noch ungehalten verzogen, entspannten sich jedoch schlagartig, als sie das letzte der vier Eier betrachtete. „Der Preis ist das Wagnis wert.“ Das letzte in der Reihe war ein Spiegel des ersten. Die Schale prall und rund, das Weiß der Hüllle wurde langsam durch ein dunkleres Grau verdrängt, außen bildeten sich kleine Tröpfchen. „Alles andere wäre auch viel zu langweilig.“

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    Die kleine Echse, ein heranwachsendes Raubtier von einem halben Meter Länge, huschte in schnellem Tempo über den sandigen Boden des fast vier Meter langem Terrariums. Dabei wirbelten die krallenbesetzten, dicken Beine ordentlich Staub auf und der ein oder andere Kieselstein knallte gegen den dicken Transparistahl der Außenwand. Sein Verfolger, eine fast zwei Handlängen kleinere Version des ersten Reptils, blieb dem Ersten dicht auf den Fersen. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatte er ihn eingeholt und stürzte sich mit gefletschten Zähnen auf dessen Nacken. Beide Tiere stoppten in einer Wolke aus hellem Sand und ihre langen, muskulösen Schwänze peitschten zornig, während die kleinen Körper nun durch ihre künstliche Miniaturwelt wälzten. „Ein Scheideweg.“


    Die Sith griff nach dem Weinglas, das auf der Ablage neben ihrem Diwan stand. „Es wäre ein Leichtes, einen neuen Abnehmer für den Giftstoff und die bisherige Arbeit zu finden.“ Sie führte den Kelch an die Lippen und ließ die tiefrote Flüssigkeit ihre Zungenspitze benetzen. „Ein neuer Entscheidungsträger, neue Truppen, neue Werkzeuge, weniger Unterhaltungswert.“ Nach einem kleinen Schluck stellte sie das Glas bereits wieder an seinen Ursprungsort und ließ sich auf den Diwan zurücksinken. Die roten, von ihren jüngsten Bestrebungen deutlich gezeichneten, Augen verblieben auf den beiden Raubtieren, deren Kampf nun vielmehr einem makaberen Tanz glich. „Aber ist es das wert? Der Preis könnte sich als zu hoch gestalten.“


    Der Kleinere hatte sich mittlerweile über seinem Gegner gedreht und sich in dessen rechtes Hinterbein verbissen. „Mein neuer 'Freund' würde keine Sekunde zögern. Wieso auch? Schon jetzt ist das Gift ein Meisterstück und für seine Zwecke wie geschaffen.“ Unbewusst gruben sich die Finger ihrer linken Hand tief in eines der karmesinroten Zierkissen. „Und schließlich ist ER gescheitert und dieses Versagen kann einen bedeutenden Gesichtsverlust bedeuten. Ich werde nicht mit ihm untergehen.“ Wieder begannen die Echsen sich wild im Kreis zu rollen. Keines der Wesen war gewillt, dem Kontrahenten auch nur ein kleines Stück Boden zu schenken. „Andererseits wäre er nicht der Erste, der sich von so einem Rückschlag erholt und erstärkt daraus hervorgeht. Und solange sein Willen ungebrochen ist, sollte es der Bestie im Inneren nicht zum Schaden gereichen, wenn sie ihre Fesseln erneut sprengen muss.“


    Glich die gegenseitige Jagd der Raubtiere zuvor noch einer wilden Hatz, so mutete der direkte Zweikampf beinahe träge und gemächlich an. Geifernde Kiefer schnappten nach einander, dem Größeren gelang es die Oberhand zu erringen und die spitzen Zähne tiefer in den ledrigen Nacken seines Gegners zu treiben, die Dominanz des anderen schien damit gebrochen. Ein kehliger Laut war zu hören, wenngleich schwer zu bestimmen, aus welcher der beiden Kehlen er drang. „Gleichsam bleibt eine verwundetes Raubtier gefährlich und unberechenbar. Sollte es für ihn eine Rückkehr geben, so wird Blut fließen.“ Der Kampfgeist des Kleineren entflammte erneut und er warf sich zur Seite, um seinen Gegner mit schnellen Drehungen des schmalen Körpers abzuschütteln.


    „Und wenn dies geschieht, wäre jeder Hauch von Verrat fatal.“ Die Sith führte den linken Arm hinter den Kopf und stützte sich darauf ab. „Ohne seine Ressourcen ist er verloren.“ Es gelang der kleineren Echse, sich aus dem gefährlichen Griff zu winden. Sie zog sich ein Stück zurück und belauerte ihren Feind. Das Maul hatte sie dabei bedrohlich aufgerissen, der kleine Körper war zum Sprung gespannt. „Es gilt also abzuwägen und einzuschätzen wie viel Loyalität ihm noch geblieben ist.“ Nach einem lauten Zischen beugte das Tier die dicken Beine durch und stieß sich auf die Hinterbeine hoch, um dann erneut einen Angriff zu starten.


    „Oder ist es doch an der Zeit, seinen Platz einzunehmen?“ Die Frau richtete sich aus ihrer liegenden Haltung auf und schob die Beine über den Rand des Diwans. „Diese Frage wird wohl wirklich nur ein Besuch klären.“ Auch die größere Echse blieb für die neuerliche Attacke gewappnet und begegnete ihrem Kontrahenten ebenfalls aufgerichtet. Schlagend und beißend griffen sich die heranwachsenden Ungeheuer erbarmungslos an, an beiden Kiefern erkannte man bereits blutige Spuren des Wettstreites. „Und doch wäre dies nur der Weg in eine neue Abhängigkeit.“ Mit ungehalten verzogenen Lippen erhob sich die Sith und trat auf das Terrarium zu. Ein kurzer Wink mit der Hand ließ den Transparistahl erzittern und sofort stoben die beiden Tiere auseinander. Zwei dunkle Augenpaare fixierten die Herannahende argwöhnisch.


    Sie sank vor dem Terrarium in die Hocke und ihre Finger glitten über das Kontrollfeld an dem gläsernen Gebilde. Sofort fuhr eine schmale Klappe zur Seite und öffnete einen Zugang zu der Miniaturwüstenwelt. Die größere der beiden Echsen ließ den Argwohn fallen und stampfte näher, als die Rothaarige eine Hand hinein streckte. Nur die Kleinere blieb auf Distanz und verfolgte jede Regung mit angespanntem Körper. „Wenn es eine Abhängigkeit geben soll, dann wäre eine Schuld mir gegenüber das erstrebenswertere Gut.“

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    - Intermezzo -


    Die Tür vibrierte, als von Innen etwas dagegen geschleuderte wurde und mit gedämpftem Klirren zu Boden regnete. Der mintgrüne Twi'lek vor dem Eingang zuckte abermals zusammen und ließ ein resigniertes Seufzen hören. Auf den Armen trug er ein breites Tablett, auf dem neben einer verkorkten Flasche Rotwein auch noch eine bauchige Karaffe sowie ein Glas standen. Gerade Letzteres schwankte bei der plötzlichen Regung des Trägers gefährlich. „Na die hat ja wieder beste Laune“, die Stimme des herannahenden Menschen, der den Twi'lek um fast einen halben Kopf überragte, klang verkrampft und obwohl die beiden alleine am hellen Gang waren, hielt er den Ton gedämpft. Das unregelmäßige Scheppern und Klirren aus dem neben gelegenen Zimmer hielt unterdessen weiterhin an, obwohl es weniger der Lärm, als vielmehr die ungehaltene Stimmung und der hochkochende Ärger einer tobenden Sith war, die drückend auf die Gemüter der nunmehr zwei Männer schlug und sie unruhig werden ließ.
    Der Twi'lek wandte den Blick zu dem Sprecher und neigte den Kopf soweit es der um den Hals geschwungene, schwarz gepunktete Lekku gestattete. „Oh ja, ich bin auch sehr froh, dass sie noch keinen neuen Wein verlangt hat“, seine braunen Augen richteten sich auf die Flasche und er presste die wulstigen Lippen zu einem schmalen Strich, „hast du eine Ahnung, was ihr diesmal über die Leber gelaufen ist? So wütend habe ich sie noch nie erlebt.“
    „Du bist ja auch erst einen Monat hier, Trevor“, kommentierte der Mensch und ließ sich neben dem Twi'lek auf einer schmalen Bank nieder. Die dünnen Beine streckt er dabei in gespielt lässiger Pose von sich, während die verkrampft ineinander geschlungenen Finger stumme Zeugen der eigenen Nervosität blieben.
    „Ich heiße Fra'than“, antwortete der Angesprochene mit Grimm in der Stimme und korrigierte die Fingerhaltung um das Tablett, um die angespannte Armmuskulatur etwas zu entlasten.
    „Ja, Fra'than, sorry … ihr seht hier nun mal alle gleich aus“, erwiderte der Mann mit einem missmutigen Grunzen und beugte den Oberkörper nach vorne, um die Arme an den gestreckten Oberschenkeln abzustützen. Der Twi'lek verzog die Lippen noch weiter und schwieg. Ohne wirklich eine Reaktion des Dieners abzuwarten, setzte der Mensch fort: „Wir waren doch gerade unterwegs … bei diesem Darth.“ Die Erinnerung daran ließ die Angst, die der Mitte Zwanziger in der kleinen Kammer des alten Sith verspürte wieder zurückkehren und er presste die Hände zwischen die Knie, um das aufsteigende Zittern zu unterdrücken und weiterhin uneingeschränkte Unbekümmertheit zu simulieren. „Lief wohl nicht so, wie sie es erwartet hatte. Ich hab nicht alles gehört, der … Kerl … war kaum zu verstehen, aber offenbar hat er IHR die Schuld an dem ganzen Scheiß mit dem Lord zugeschoben.“ Der aufmerksam zuhörende Twi'lek, für den das Gespräch eine willkommene Ablenkung während seiner Warteposition darstellte, zog die Hautwülste über den Augen zusammen. „War wohl das Letzte, was SIE hören wollte.“
    Der Mensch hob die Schultern, während sein Blick weiterhin auf dem purpurroten Teppich lag. „Hat sich rumgewunden. Ich sag' dir, ich glaube, so hab ich sie noch nie gesehen. Fast schon demütig, wie sie mit dem alten Sack umging.“
    „Versteh' einer die Sith“, kommentierte der Twi'lek lediglich und widmete seinem Nachbarn nun doch einen genaueren Blick. Jener hockte weiterhin auf seiner Bank und schabte mit dem linken Stiefelabsatz über eine selbstverursachte Falte im Teppich.
    „Willst du das denn?“, erkundigte sich jener, setzte aber augenblicklich fort, ohne dem Nebenmann die Gelegenheit der Antwort zu lassen, viel zu sehr drängte es ihn, das Erlebte wiederzugeben, „Ich jedenfalls nicht. Hoffentlich nimmt die das nächste Mal wen anders dahin mit. Alleine die Wachen von dem Kerl … wie Statuen standen die herum, alle gut zwei Köpfe größer als ich und dreimal so breit. Keiner davon rührte sich, bin mir nicht mal sicher, ob die überhaupt geatmet haben.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich musste ja ihr Geschenk abliefern … dachte schon, der eine von den Kerlen tötet mich gleich, als er mit mir näher zum Darth ging.“ Nun zog er doch wieder die Hände hoch und strich sich in unsicherer Geste das glatte Haar zurück, mehrfach. „Eine Scheiße, sag ich dir. Hab' es garnicht erst gewagt, den kleinen Kerl überhaupt anzusehen. Wer weiß … Sie hat natürlich nur auf ihn gestarrt, obwohl sie bei weitem nicht so selbstsicher und arrogant wirkte wie sonst.“
    Aus dem Zimmer war ein berstendes Geräusch zu hören, das beide Männer aufblicken ließ. „Die zerlegt noch das ganze Anwesen“, fasste der mintgrüne Weinträger die Lage zusammen.
    „Besser die Einrichtung als dich oder Kumpel? Was ist eigentlich mit Trevor? Hab ihn schon lange nicht mehr gesehen“, der Themenwechsel ließ die Stimme des Mannes wieder ruhiger werden.
    „Weg, seit sie ihn in ihr 'Arbeitszimmer' bestellt hat“, antwortete der andere mit Gram in der Stimme.
    „Oh ...“, Erkenntnis spiegelte sich in den jungen Zügen des gesprächigen Menschen, „scheiße … der hat mir noch Geld geschuldet.“
    Der Twi'lek kam nicht umhin, die Augen zu rollen. „Pech für dich … außerdem hieß er Trev'orias.“
    „Komm mir jetzt nicht mit Details, auf Trevor hat er immer gehört“, erwiderte der Sitzende schnippisch.
    „Erzähl lieber weiter.“
    Der Mann nahm die Hand vom Haar und beschrieb eine abwinkende Geste. „Jaja, schon gut. Das Geschenk war dem Darth wohl recht egal, hat's direkt von dem größten seiner Affen wegtragen lassen … Glück für mich, konnte ich mich direkt wieder zur Tür verpissen, weit genug von den beiden Sith weg.“
    „Was haben sie denn besprochen?“, hakte der Twi'lek weiter nach. Im Raum war unterdessen Ruhe eingekehrt.
    „Du bist ganz schön neugierig“, stellte der Mensch fest, setzte aber fort, „Glaub' sie wollte wissen, ob der Darth den Lord überhaupt wieder haben will … ging ständig um irgendwelche Ressourcen und so Zeug. Ich glaub dabei hat er es geschafft, sie so richtig zu reizen.“ Nun huschte doch kurz ein schadenfrohes Lächeln auf die nervösen Züge des Mannes. „Hat sie Kind genannt, das hab ich sogar bis zur Tür gehört.“
    „Mhmhmm“, brummte der Twi'lek sinnierend vor sich hin und fixierte abermals den Wein.
    Der Mann gewann währenddessen neues Selbstbewusstsein und seine Stimme ließ jeden Hauch von Angst oder Vorsicht missen: „Es klang, als würde er sie nicht ernst nehmen und schon garnicht leiden können. Will den Lord nur wiederhaben, weil sie seine Besitztümer noch nicht hat und so.“ Entgegen der neuen Selbstsicherheit seines Kameraden, begann der Twi'lek mit ansteigender Unruhe des Öfteren aufmerksame Blick zur Tür zu werfen und murmelte ein: „Vielleicht solltest du ...“ Kam jedoch nicht weit, da der eifrige Erzähler ihn bereits wieder unterbrach. „Mal jemand, der der falschen Schlange ihre Grenzen aufzeigt. Hat mich nur gewundert, dass er sie nicht gleich gegen die nächste Wand geklatscht hat … verdienen würde sies ja.“ „Du solltest wirklich aufp...“, wieder kam der Weinträger nicht weit, denn der Redefluss des Mannes wollte kein Ende nehmen. „Stattdessen hat er ihr nach etwas Hin und Her wirklich seine Unterstützung zugesagt. Leider habe ich nicht mitbekommen, was sie ihm im Gegenzug dafür versprochen hat.“ Endlich stoppte er, sichtlich erleichtert, das Erlebte mit jemandem geteilt zu haben und atmete tief durch. „Was wolltest du sagen?“, erkundigte sich der Mann anschließend noch, als er sich der Unterbrechungsversuche des Twi'lek entsann, dieser erwiderte jedoch nur mit einem gepressten „Nicht so wichtig.“
    „Aber“, der Mensch drückte sich unter einem erschöpften Stöhnen hoch und streckte die Arme nach vorne, „ich muss auch wieder los, noch was in Kaas erledigen, war nett mit dir zu plaudern, Trevor.“ Bevor der Twi'lek entrüstet antworten und den anderen schelten konnte, klappte die Tür neben beiden auf. Ohne dass die Sith zu sehen war, ertönte ihre herrische Stimme mit einem knappen Befehl. „Reinkommen.“
    „Die meint sicher dich“, flüsterte der Mann dem anderen Diener verstohlen zu und wollte sich schon zum Gehen wenden, als die Sith seiner Flucht ein rasches Ende setzte: „Beide.“

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