Gleichmäßig schepperten die schweren Schritte des silbernen Protokolldroiden zum halbkreisförmigen Tisch. Auf dem viereckigen Tablett in seinen Armen standen eine kristallerne Karaffe, in der eine dunkelrote Flüssigkeit bei jedem Schritt gegen den Glasrand schlug, sowie ein klares, großes Glas.
Erst als der Droide den Tisch erreichte und dort abwartend inne hielt, hob die dort, in einem ausladenden, Nexu-Leder bezogenen, Stuhl sitzende Frau den Kopf und deutete dem Diener mit einer trägen Geste der linken Hand an, fortzufahren. Während der Droide seine wertvolle Fracht langsam auf der Tischplatte abstellte, widmete die Dunkelhäutige selbst ihre Aufmerksamkeit den beiden Holoprojektionen vor sich.
Das vordere Hologramm zeigte das eingefrorene Portrait eines älteren Sith mit kantigen Zügen und adrett nach hinten gekämmtem, schulterlangem Haar, dessen schwarze Farbe sich deutlich von den hellblauen Streifen der Projektion abhob. Die Schläfen wechselten bereits in ein silbriges Grau. Lediglich eine auffällend große Narbe, die sich quer über das gesamte Gesicht zog, störte das ansehnliche Antlitz, dessen Zentrum die intensiv grünen Augen bildeten.
„Falsche Augen“, ein dezentes Schmunzeln legte sich auf die, von zwei mittig eingebrannten Schriftzeichen unterbrochenen, Lippen, „nur eine seiner unzähligen Masken.“ Die Sith senkte die Lider und lehnte sich tiefer in den Stuhl. Ihre Arme ruhten auf den Armstützen.
Der Protokolldroide folgte unterdessen seiner Programmierung und umfasste den Hals der bauchigen Karaffe. Langsam, wohl darauf bedacht so wenig Lärm wie möglich zu verursachen, hob er jene an und schenkte den dunklen Inhalt in das bereitstehende Glas.
„Doch hat er sie fallen lassen.“ Die blanken Fingerspitzen der Frau gruben sich in die weichen Lederbeschläge, als die Erinnerung an das vergangene Treffen ein raubtierhaftes Lächeln auf ihre Lippen zauberte, „nicht nur die von Korruption gezeichneten Augen haben seinem Zorn und seiner Begierde Ausdruck verliehen.“ Sie löste den rechten Arm von der Lehne und strich sich mit zwei ausgestreckten Fingern über die Kinnpartie.
Vorsichtig nahm der Droide das Weinglas am Sockel auf und reichte es der Sith weiter, die daraufhin die Rechte danach ausstreckte und den Stiel des Glases umfasste. Augenblicklich zog sich der Droide zurück und verharrte wartend an der Wand gegenüber des Tisches. Die Frau reckte die Hand ein wenig in die Höhe und neigte das Glas vom Körper weg, so dass das künstliche Licht der Deckenbeleuchtung dessen Inhalt gut sichtbar durchscheinen konnte. Zufrieden vom der intensiven Färbung und Reinheit des Weins senkte sie den Arm wieder ab.
„Ich sollte ihm eine Flasche zukommen lassen“, kurz zuckte ihr linker Mundwinkel missfallend, als die Worte die Erinnerung an die Unverschämtheit weckten, die der Lord ihr in seinem Apartment vorsetzen wollte. Ein Tropfen, der bestenfalls als Spülwasser durchging. Doch schnell rang sie den Gedanken nieder und begann das gläserne Behältnis leicht zu schwenken. Am Rand bildeten sich längliche Schlieren. „Obwohl es viel interessanter sein wird, seine Wahl abzuwarten.“ Andächtig führte sie das Glas unter die Nase und sog den schweren, beerigen Geruch des Alkohols auf. „Ein knapp 50-jähriges Meisterwerk, eine Rarität, im Aussterben begriffen.“ Sie nahm sich Zeit, die Eindrücke wirken zu lassen. Eine exotische, würzige Note haftete dem Getränk an.
Die zweite Holoprojektion zeigte derweil Bewegung. Es war das aufrechte, kniehohe Abbild eines jungen Mannes, der wie ein eingesperrtes Tier im Kreis ging. Seine Schritte waren kurz, als würde etwas ausschweifendere Bewegungen blockieren. Der nackte Oberkörper war von schlecht versorgten Wunden überzogen. An den geballten Fäusten klebte getrocknetes Blut. Doch am Auffälligsten blieben die wutverzerrten Gesichtszüge des Mannes. Das markante Gesicht, das beinahe ein jüngeres Abbild des erste Hologramms darstellte, spiegelte einen heftigen Kampf wider, den der Streiter vor allem im Geiste bewältigen musste.
Die Sith hielt das Glas erhoben und konzentrierte ihren Blick auf die rastlose Gestalt. „Kämpf' weiter schönes Werkzeug“, ihre Stimme blieb ein beschwörendes Raunen, „erlang' die Kontrolle über das Gift.“ Ein letztes Mal schwenkte sie das Glas in der Hand, ehe sie es an die Lippen führte und sich einen kleinen Schluck gestattete. Erst jetzt entfaltete der teure Wein seine gesamte Präsenz, eine berauschende Harmonie all seiner Elemente. Im Stillen bedauerte die Genießerin, dass das Weingut, aus dem der edle Tropfen stammte, vor mehreren Jahrzehnten den Kriegswirren Alderaans zum Opfer fiel. „Andererseits steigert es den Wert der noch vorhandenen Flaschen deutlich ...“
Nur langsam ließ sie das Glas wieder sinken und strich mit der Fingerkuppe über den gläsernen Rand. Der Eingeschlossene wanderte unterdessen weiterhin unruhig im Kreis, mehrfach bäumte er den Oberkörper auf und es schien, als würde ein wildes Brüllen seine nähere Umgebung erschüttern. „Du wirst wiedergeboren“, ihre Worte hallten durch den leeren Raum, „eine nützliche Waffe“ ein amüsiertes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, als sich ihr Blick wieder auf das erste Hologramm bewegte „und ein vortreffliches Spielzeug.“