Only Human
-Gedanken für die es keine Zuhörer gibt-
https://www.youtube.com/watch?v=r5yaoMjaAmE
*Es ist der frühe Morgen, die Sonne geht gerade auf und die ersten Strahlen schießen über den Horizont in das Fenster von Cyreneas Suite im Palast. Sie sitzt am Schminktisch und beginnt sich für den Tag vorzubereiten. Ihre Gesichtszüge sind ernst und eher düster. Der Blick deutet darauf, dass die Gedanken gerade um etwas kreisen.*
~Jeder Fall ist eine Lektion der wir uns stellen müssen. Beinahe symbolisch war es, als ich abgeschossen wurde und hier landete. In einer Welt, deren Schönheit einem den Atem raubt, aber die dennoch so ausgesaugt und verdorben ist wie all die anderen auch. Eine Welt, die ich einst ein Zuhause nannte und nun wieder so nenne. Es war vorhersehbar, dass mein Ritt des Erfolges nicht ewig anhalten konnte. Ein Todesritt, den ich viel zu schnell und viel zu offensiv vornahm. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand das fragile Gebilde meines Erfolges im Fundament vernichten würde um mich zu Fall zu bringen. Einen Fall, der nicht nur mein Karriereende bedeuten sollte. Sofern man von einer Karriere sprechen konnte.
Der Sturz war zu tief. Es war vorbei. Dennoch, lebe ich. Es hat sich ein neuer Weg geöffnet. Ein Weg fernab von alter Weisheit, welche ich zu hinterfragen beginne. Es fühlt sich an, als würde die Macht mir einen Streich spielen. Ich war eine Sith. Ich hätte eine Lord der Sith werden sollen. Aber ich habe darin versagt. Jetzt bin ich hier, wo jeder verabscheut, was ich gelernt habe. Auch wenn ich mich nicht äußere, lese ich die Medien, die Gerüchte. Es bricht mir das Herz zu lesen, wie alles, was ich tue fehlgedeutet wird. Es raubt mir die Kraft, dass allein das Wort Sith, mich zum Feindbild meiner Heimat macht.
Ich beginne zu hassen. Etwas, dass ich zur Perfektion erlernt habe. Hass zu empfinden und gezielt zu einer Leidenschaft umzumünzen, die ich auf jemanden oder etwas lenken konnte. Es gab mir eine Macht, die ich zu kontrollieren liebte. Eine Kontrolle über mich und alles um mich herum. Eine Macht, die mich zu Meisterin meines Schicksals machte und dazu führte, dass ich alles hatte, was ich wollte. Doch wofür? Am Ende ist es doch nur Schall und Rauch.
Unterschwellige Beleidigung der Adligen und Diplomaten und Hetzkampagnen der Medien kann ich nicht mit dieser in Gewalt endenden Leidenschaft bezwingen. Ich würde sie lediglich zu Märtyrern ihrer Sache machen und damit Brennholz in das Feuer werfen, dass mich immer wieder zu versengen sucht.
Ich beginne zu verstehen, dass ich mehr sein muss, als das was ich bisher war. Und wenn ich es nüchtern, mit Abstand betrachte, muss ich zugeben, dass ich eine Dienerin meiner Leidenschaft war. Eine Leidenschaft, die nicht dazu führte, dass meine Ketten zerbersten würden. Vielmehr scheint sie eine Art Kette zu sein, die mich behindert und meine Sicht auf die Dinge einschränkt. Ich sehe so viele Dinge nun anders und frage mich, ob ich überhaupt den richtigen Weg ging. Ich erinnere mich an Kucha Mes. Die Macht war mein Diener, aber mir wurde bei dem Gedanken übel, als die Person, die ich liebte, die Macht als ihren Verbündeten, als einen Freund sah und Dinge tat, die ich wahrscheinlich nie begreifen würde. Ein Weg der mir nie gezeigt wurde.
Liebe.
Eine weitere Form der Leidenschaft, die mir nur Ketten ans Bein band und mir am Ende immer nur das Herz brach. Der Zustand verliebt zu sein, kann nur eine Krankheit sein. Wie konnte ich nur die Kontrolle aufgeben, meine Rationalität beiseite legen und mich einer Traumvorstellung hingeben, dass es eine Person geben würde, bei der ich mich geborgen fühlen würde. Eine Person, bei der ich mich fallen lassen könnte. Offenbar kann das nur die eigene Mutter bewerkstelligen. Die Mutter der ich entrissen wurde, um zu lernen die Macht zu unterwerfen. Eine Mutter die starb, ehe ich sie wieder sah. Ich war so blind, ihre Liebe von mir zu stoßen. Doch jetzt ist es zu spät. Es bleibt nichts weiter als Reue.
Und nun bin ich hier. Dort wo meine Mutter auf mich wartete. Gänzlich allein. Wieder einmal in einem Haifischbecken voller Falschheit und Korruption. Es hat sich nichts geändert in meinem Leben. Nur, dass meine Umgebung statt eines blutrünstigen Sith-Lords nun aus Politikern und Despoten besteht. Ich stehe für ein Volk, welches einer gespaltenen Meinung zu mir ist und nicht geschlossen hinter mir steht. Vertrauen ist ein Luxus den ich mir noch weniger als je zuvor leisten kann. Niemand, wirklich niemand, nicht einmal mein engster Berater darf jemals erfahren, welche Ausbildung ich erfahren habe. Sie würden sich alle von mir abwenden.
Ich ziehe morgens die Kleidung der Herrscherin an, die ich früher hätte werden sollen und beginne die Maskerade. Niemals lege ich sie ab. Niemals gebe ich Preis wer ich bin und was ich wirklich fühle. Niemals darf ich jemals wieder einfach ich selbst sein. Eine ernüchternde Aussicht auf mein Leben. Für das ich den Ausweg nicht gefunden habe um einfach ich selbst zu sein.
Wie schaffen es nur all die anderen? Diese ständige Paranoia, das tägliche Schauspiel, das ewige Verstecken? Wie können sie diese Stärke aufbringen? Ich fühle mich ausgelaugt, ausgebrannt und am Ende. Ich wurde zu einer Sith, ich wurde zu einer Viscountess, aber am Ende bin ich doch nur ein Mensch.
Ein Mensch der geliebt werden will. Ein Mensch der nach einer Bestimmung sucht. Ein Mensch der bemüht ist das richtige zu tun. Ein Mensch mit all seinen Fehlern, die ihn zu überwältigen drohen. Ein Mensch mit Hoffnung.~
*Am Ende dieser Gedanken legt sie die Schminkutensilien beiseite und setzt sich gerade auf, wie es sich für eine Adlige gehört. Die smaragdgrünen Augen fixieren das Gesicht im Spiegel und sie beginnt zu lächeln, bevor sie aufsteht um sich für ihre tägliche Maskerade anzuziehen sagt sie nur ein Wort.*
Hoffnung.