31 NVC - inmitten des mandalorianischen Bürgerkrieges
Ort: Medistation der mar'eyce II
Die grüne, zähflüssige Flüssigkeit des Koltotanks war kühl und allumfassend. Aaray Dha’Beviin schwebte in ihr wie in einer Wiege aus Schmerz und Heilung. Sein Bewusstsein war getrübt und sein Geist suchte nach Klarheit. In ihm tobte ein Gefecht – ein Traum, der so klar und scharf war, dass er mehr wie eine Vision wirkte.
Aaray stand in einer endlosen Ebene aus Asche und Staub. Über ihm spannte sich ein blutroter Himmel, von dem karmesinrote Blitze zuckten. Die Luft trug den metallischen Geschmack von Blut und Rauch. Rings um lagen die Überreste eines erbitterten Kampfes. Zerschmetterte Rüstungen, zerbrochene Waffen und leere Helme, in deren leblosen Augenhöhlen noch immer der Kampfgeist der Krieger schien.
Es waren vertraute Helme, die er dort auf dem verkohlten Boden sah. Er erkannte vode, die einst mit ihm gekämpft hatten. Da war Torin Beviir, der einst neben ihm gegen die Sprungtruppen des Ewigen Imperiums kämpfte. Nun lag er starr und leblos dort, sein Helm von einem klaffenden Riss durchzogen. Neben ihm lag Kara Mijel, die beste Scharfschützin, die Aaray je gekannt hatte. Ihre Waffe war noch immer auf ein unsichtbares Ziel gerichtet, aber ihre Gliedmaßen waren erschlafft. Dral Orad, einst ein furchtloser Sprengstoffexperte, lag mit gebrochener Rüstung und einer klaffenden Wunde an der Brust am Boden. Die Explosion, die ihm das Leben gekostet hatte, riss die umliegenden Feinde mit. Mira Teyha lag einige Meter entfernt, immer noch ihre Waffe umklammernd. Ihr Helm war unversehrt, aber das dunkle Rinnsal an ihrem Hals und der gebrochene Winkel ihrer Gliedmaßen ließen keinen Zweifel daran, dass sie gefallen war.
Er wollte zu ihnen gehen, wollte sie berühren, doch seine Beine fühlten sich wie Blei an. Mit jedem Schritt, den er machte, schien der Boden sich zu strecken, die Toten von ihm wegzuziehen.
Am Horizont erhob sich eine riesige Gestalt – ein dunkler, gewaltiger Schatten mit brennenden Augen, die betrügerisch glühten. Arasuum, der Gott der Stagnation, der ewige Feind von Kad Ha’rangir. Der Schatten schien Aaray zu mustern, als wollte er ihn in seiner Bewegung weiter einfrieren, ihn an Ort und Stelle erstarren lassen. Doch Aaray hielt stand. Sein Beskad lag schwer in seiner Hand, doch er konnte die Waffe in Richtung des Gottes heben. Seine Muskeln brannten, doch sein Geist war klar. Ein Krieger weicht niemals zurück. Mit jedem Schritt, den er voranging, wurden die Schatten heller, die Gestalt von Arasuum kleiner, schwächer. Die Asche unter seinen Füßen begann zu weichen, als ob der Boden selbst sich aufrichten wollte, um ihn zu tragen.
Plötzlich änderte sich die Szene. Aaray war wieder ein Junge, kaum älter als Yaxun, im Wüstensand von Tatooine. Es war Nacht, und das Feuer der Lagerstätte war fast erloschen. Sein Bruder Mirshko rannte an ihm vorbei und wurde plötzlich vom Sand verschluckt. Aaray schrie auf und als er zu seiner Ziehmutter sah, wandte diese sich von ihm ab, nur um in der Ferne zu verschwinden. Sie schritt langsam fort und kehrte nie zurück.
Ein gleißender Blitz zeriss die Szene. Und aus dem Burschen war ein junger Krieger geworden. Er saß in der Schmiede seines Clans, den Körper mit einer stählernen Rüstung beschlagen. Der Schmied, ein beeindruckender Mann mit einem Gesicht wie aus Stein, arbeitete an einem neuen Beskad. Der Klang von Hammer auf Beskar erfüllte die Luft, ein rhythmisches, fast hypnotisches Geräusch. „Aaray!“ sagte der Goran, ohne aufzusehen, „Ein Krieger ist wie ein Beskad. Er wird geschmiedet, geformt und gehärtet. Und manchmal wird er beschädigt. Aber das bedeutet nicht, dass er unbrauchbar ist.'' Der Junge Krieger nickte langsam, auch wenn er die Worte nicht ganz verstand. Jahre später schien die Erinnerung eine Botschaft zu tragen, die er endlich begreifen konnte.
Mit einem Mal stand Aaray in den tiefen, Nebelverhangenen Sümpfen von Mimban. Arasuum verhöhnte ihn und zeigte auf etwas. Als der Krieger sich umsah, stand da ein Trandoshaner und schoss mit seiner Flinte auf ihn. Aaray zuckte im Koltotank und die Medianzeige gab alarmierende Signale von sich.
Aaray träumte weiter... Er stand erneut auf dem äschernen Schlachtfeld, unter einem blutroten Himmel. Doch dieses Mal war es jenseits aller Vorstellungskraft. Zwei kolossale Gestalten erhoben sich wie Berge über dem Chaos. Kad Ha’rangir, der Gott des Krieges, strahlte in einer Rüstung aus poliertem Beskar, die das Licht der Schlacht reflektierte wie die Sonne auf einem kalten See. Seine Klinge, riesig und schimmernd, schien mit jedem Schlag die Dunkelheit selbst zu spalten. Auf der anderen Seite stand sein ewiger Widersacher, Arasuum, der Gott des Stillstands, in träge wallender Dunkelheit gehüllt, seine Gestalt ein verzerrtes Spiel aus Schatten und Verfall.
Die beiden Götter waren in einen titanischen Kampf verwickelt. Ihre Klingen prallten aufeinander, und bei jedem Aufprall erbebte die Erde. Zwischen ihren titanischen Füßen tobte eine gewaltige Schlacht. An Kads Seite kämpften tausende Mandalorianer in glänzenden Rüstungen, die wie eine Einheit agierten, jeder Schlag präzise und tödlich. Gegen sie standen die dunklen Schattenwesen von Arasuum, die sich wie eine formlose Masse bewegten, von Stillstand und Verzweiflung durchtränkt. Er schwang seinen dunklen Beviin gegen Kad.
Dessen Klinge sauste nieder wie ein glühender Meteor, splitterte die Schatten von Arasuums Lanze und sandte Funken aus reiner Energie in die Schlacht darunter. Arasuum konterte mit einem Lanzenstoß, der wie ein stiller Sturm wirkte – langsam, aber unausweichlich, als würde die Zeit selbst innehalten. Kad stieß mit einem mächtigen Hieb nach vorn, und Arasuum wich zurück, seine dunkle Gestalt flackerte, als wäre die Manifestation seines Stillstands selbst erschüttert. Ihre Klingen kreuzten sich erneut in einem Moment brennender Wut, und für einen Augenblick schien ihr Kräftemessen ausgeglichen, bevor ein Blitz sie auseinandertrieb.
Plötzlich hob Kad seinen Helm leicht, und seine Augen – glühend und voller Leben – fanden Aaray. Ein unbarmherziges Urteil lag in diesem Blick, ein Schweigen, das lauter war als jedes Wort. Kad betrachtete Aaray, als wolle er in die tiefsten Winkel seiner Seele blicken, jedes Versagen und jede Stärke abwägen.Dann, mit einer langsamen, fast rituellen Bewegung, streckte Kad Ha’rangir die Hand aus. Der Kriegergott sagte nichts. Er forderte nicht. Doch in dieser Geste lag die gesamte Macht des Krieges und des Lebens.
''Wach auf!'' - der Schrei ließ Aaray den Blick erneut von Kad Ha'rangir auf die Schlacht am Boden fallen. Vor der Gottheit kämpften zwischen all den anderen Mandalorianern seine verstorbenen Vode Torin, Kara, Dral und Mira, aber sie waren nicht länger tot. Sie standen an Kads Seite, ihre Waffen blutverschmiert, ihre Rüstungen glänzend und mit Scharten aus eintausend Kämpfen versehrt. Sie sahen aus wie die perfekten Krieger, die sie einst gewesen waren.
Kara drehte sich zu ihm um, nachdem ihr Blasterfeuer einen Schattendiener Arasuums zerbarsten ließ. „Du gehörst noch nicht hierher, Aaray!'' Torin rammte gerade seinen beskad in einen weiteren dunklen Mitstreiter des bösen Gottes. Dann rief er gen Aaray: ''Kad hat noch Prüfungen für dich, aber nicht hier!'' Aarays Blick schweifte weiter, während er sein eigenes Säbel fest umklammerte. Dral warf gerade einen Sprengsatz in die Reihen der Schattenwesen, dann rief er gen Aaray: "Jeder Schlag, jeder Schritt. Es geht weiter, Aaray. Solange du kämpfst, gibt es keinen Stillstand." Mira stand auf einem Hügel und schwenkte das mandalorianische Banner, während dutzende Krieger an ihr vorbei in die Schlacht stürmten. Dann schrie sie: ''Erhebe dich! Wach auf!''
Aaray wollte sich ihnen anschließen, wollte ihre Reihen verstärken und mit ihnen Seite an Seite kämpfen. Doch gerade als er losrennen wollte, berührte ihn ein blauer Panzerhandschuh auf der Schulter und eine vertraute Stimme wurde immer lauter: ''Wach auf! Wach auf! Wach auf!'' Die Worte hallten in seinem Geist wider, und er spürte, wie seine Entschlossenheit wuchs. Und die Szenerie begann zu verblassen, die Stimmen der Toten wurden zu einem leisen Flüstern, das von den dunklen Rauchwolken über dem Schlachtfeld davongetragen wurden.
Mit einem Ruck wurde Aaray wach. Die grüne Flüssigkeit des Koltotanks wirkte plötzlich viel realer, als der Traum es je war. Sein Körper fühlte sich schwer und steif an, aber der Schmerz würde bald nur noch ein fernes Echo sein. Vor dem Tank stand Yaxun, der ihn besorgt musterte. Neben ihm hielt Seras Wache. Naast, Dha'tal und Laaran waren auch dort.
Sie waren da, und sie warteten auf ihn.
Er atmete tief ein, so tief, wie er konnte. Der Schmerz war noch da, aber er fühlte sich weniger überwältigend an. Kad hatte ihn geprüft, und er hatte Antworten gefunden. Seine Zeit war noch nicht gekommen – und wenn er aus diesem Tank stieg, würde er wieder kämpfen. Für ihn. Für sich. Für seinen Clan. Für Mandalore.