Drachenfaust - Raala Kurzgeschichten


  • Der Ring - Teil 1


    Im Herzen des Ringsektors auf Irith, befand sich das Barviertel. Eine der bekanntesten Bars in dieser Ecke, nannte sich “die Grube”.
    Die Bar bot jeden zweiten Tag spektakuläre Ringkämpfe zwischen zwei Kontrahenten verschiedener Spezies an.
    Auch Heute wurde so ein Kampf wieder ausgetragen. Der Ring, der die eigentliche Grube darstellte, saß einige Meter tief inmitten der Bar. Er war von Stahlstangen umzäunt, und durch eine Tür, in ähnlicher bauweise, begehbar.
    Um den Zaun herum fand sich eine Meter-breite Freifläche. Dahinter befand sich eine Wand, die jene Meter zum normalen Boden hinauf ging. Neben einer Treppe fand sich dort auch ein Zaun, an dem die Zuschauer herum standen und auf das Spektakel blickten.


    In dem Ring befand sich ein männlicher Devaronianer im Kampf mit einer menschlichen Frau.
    Die Frau wurde von dem rothäutigen in einem Moment der Unachtsamkeit, mit einem Ellenbogenhieb gegen die Metallstangen gestoßen.
    “Haha…. Meine Damen und Herren. Tosides gewinnt die Oberhand über dieses Weib, Raala. So wie es aussieht und wie erwartet, wird sie diesen Ring als Verliererin verlassen!”, rief ein Nautolaner durch ein kleines Mikro um über die leisen und nicht gerade qualitativ hochwertigen Lautsprecher, die jubelnden Zuschauer zu übertönen. Er blickte gespannt in den Ring hinab, während Raala ihre Arme anheben wollte, jedoch direkt einen anschließenden Schlag ins Gesicht bekam. Ihr Kopf wich nach hinten, stieß gegen eine Stange und prompt schoss Blut aus ihrer Nase.
    “Maaaan”, sie wischte sich mit ihrem Handschuh unter ihrer Nase entlang und spuckte dann etwas Blut auf dem Boden, ehe sie an ihrem Körper herab blickte.
    Gekleidet in einem kurzen Sportoberteil und einer weiten und relativ kurzen Sporthose, fand sich Schweiß und Blut über ihren Muskeln wieder. Die Menge forderte den Kampf und immer wieder heizten sie Raala an, weiter zu machen, aber nicht, weil sie etwas von ihr hielten, sondern weil sie für eine Show bezahlt haben. Eine Show, die sie sehen wollten.
    “Geh dich doch verpiss’n, Hornchen…”, brummte sie auf und holte mit der Faust nach vorn aus um den Devaronianer ebenso ins Gesicht zu schlagen. Dieser taumelte einen Schritt zurück und wartete dann mit beiden Fäusten oben auf den Angriff.


    “Seht, wie sie mit ihren letzten Kräften versucht den Sieg zu erringen! Tahaha. Ob sie es schaffen wird?”


    Raala hechtete nach vorne und verpasste dem Devaronianer einen schnellen Tritt gegen das Knie, was ihn kurzzeitig einknicken ließ.
    Daraufhin holte sie sofort aus und schlug ihrem Gegner, der gerade nicht zu einer Gegenreaktion bereit war, ihre Faust in das Gesicht.
    Der Kopf der gehörnten Rothaut wich nach rechts und eine Hand fuhr an die Wange, während er einmal auf den Boden spuckte.
    Er blickte mit verengten Augen zu ihr auf, während sie schon mit dem Fuß nach holte.
    Tosides war jedoch schnell genug und umgriff ihr Bein mit beiden Händen und zerrte Ruckartig daran.
    Die blonde Frau fiel schlagartig nach hinten.
    Sie streckte ihre Arme zum Boden hinaus um den Aufprall abzufangen. Es gelang ihr, dennoch war er hart und es knallte Dumpf auf, als der Körper den harten Boden küsste.
    “Und Tosides schlägt diesen törichten Angriff mit dem Fuß, haha!”
    Raala neigte ihren Kopf nach oben und rieb sich den Hinterkopf, da verspürte sie einen erneuten Schmerz an der Nase, als die Faust ihres Gegners erneut in ihrem Gesicht einschlug. Sofort sackte sie wieder zurück und blieb liegen.
    “Uuuund da war der finale Schlag, der Raala zur Niederlage gezwungen hat. Tosides, gewinnt erneut!”
    Die Menge tobte auf. Bith, Nautolaner, Twi’lek, Menschen, Zabrak, Cathar jubelten und sprangen auf. Wetten wurden nun ausgezahlt, Getränke wurden erhoben. Zwei Zuschauer begannen sich, aufgrund ihrer Wette zu prügeln.


    Dem Ring näherten sich anschließend zwei Männer. Einer der beiden schloss die Ringtür auf und Tosides stieg grinsend aus diesem eine kleine Stufe hinunter, ehe er in den Räumen unter der "Bühne" verschwand.
    Die andere Person stieg in den Ring und kniete sich vor der am Boden liegenden Frau hin.
    Sie blinzelte und knurrte ein wenig, während der Mann ihr die Hand reichte.
    “Komm Raala. Nächstes mal schaffst du es.”
    Raala knurrte nur und griff nach seiner Hand. Er knickte, aufgrund ihres Gewichtes, etwas ein und zerrte dann aber an ihrem Arm, wobei sie sich mit ihrer eigenen Kraft auch hoch drückte.
    Wieder auf den Beinen angekommen, legte sie ihren Arm um ihn und wischte sich unter der, immer noch blutenden Nase entlang.
    “Verdammt Tejlo, ich war dumm.”
    “Bist du doch öfter. Aber nächstes mal schaffst’ es.”
    Die beiden treten langsam aus den Käfig heraus. Der Mann, der die Tür öffnete, verschloss sie gleich wieder und nahm dann zügig den Weg aus dem Ring heraus, während ein etwas dickerer, vollbärtiger Mensch entgegen kam. Er steuerte auf diese zu und hob die Arme etwas aufgebracht.
    “Raala. Du solltest Geld verdienen und nicht verlieren! Du hast Schulden zu begleichen. Also Gewinn gefälligst!”


    Tejlo wollte Raala einfach an dem Mann vorbeiführen, jedoch blieb sie stehen, was an Tejlo zerrte. So musste er stehen bleiben, während er sich mit seiner Partnerin dem Dicken zu wandte.
    “Wie wär’s, wenn du ‘s nächst’ mal kämpfst, Fettsack.”, brummte sie und spuckte etwas Blut vor seine Füße, dabei verengten sich ihre Augen. Im Hintergrund war noch immer eine tobende Menge zu hören, sodass sie lauter sprechen mussten.
    “Das wird Konsequenzen haben, Göre. Immerhin sitzt du in den Schulden. Du kannst sie auch anders begleichen!”
    “Lieber sterb’ ich, als für dich zu dien’, Sleemo.”
    “Oh das kannst du haben, Raala!”, knurrte er auf. Raala zeigte ihm nur den Mittelfinger und lief dann mit Tejlo aus der Grube hinaus. Der Mann presste seine Hände in die Hüften und blickte den beiden hinterher. Sie traten in einen schmalen Gang ein, der zu einer Art Umkleidekabinen führte.

  • Der Ring - Teil 2


    Raala schmiss sich in dem Umkleideraum auf eine der Bänke und fuhr den Kopf durch die Hände.


    “Was war da draußen los, Ala?”, fragte Tejlo ohne eine richtige Antwort von ihr zu erwarten. Aber er wollte fragen, er musste fragen.
    Es dauerte einen Moment, da erhob Raala auch ihren Kopf aus den Händen. Aus ihrer Nase lief noch immer Blut heraus.
    “Weiß nicht. War wohl unkonzentriert. Oder zu schwach.”, antwortete sie und nahm aus einer Tasche ein Tuch hervor um es sich an die blutende Nase zu halten.
    Tejlo lachte auf und nahm langsam neben Raala platz, er grinste sie an und schüttelte anschließend den Kopf.
    “Schwach bist du schonmal gar nicht.”
    Er ballte seine Linke Hand zur Faust und haute einmal mit der Faust gegen ihre muskulöse Schulter. Es war ein fester Schlag, aber nicht wirklich stark. Er wusste, dass ihr das nicht weh tun würde.
    “Oder nennst du das schwach?”
    Raala musste dabei schmunzeln und blickte dann auch zu ihm. Das Tuch setzte sie immer wieder unter ihrer Nase an und drehte es, um eine saubere Stelle zu benutzen.
    “Wohl nicht.”, kam es mit einem amüsierten schnaufen, dann blickte sie ihn abwartend an. Schließlich müsste sie sich umziehen und dabei könnte sie gerade keine männliche Gesellschaft gebrauchen.
    “I.ist was?”, fragte er perplex und blickte Raala verwirrt an.
    “Ich möchte mich gern umzieh’n. Darf ich?”
    Tejlo nickte ihr hastig zu. “Oh.. Na klar. Ich warte vor der Tür auf dich.”
    Und da schwang er auch schon schnell auf um aus der Kabine zu gehen, Raala blickte ihn nur schmunzelnd hinterher.


    Es dauerte nicht allzu lange, da fand sich Raala mit einer Sporttasche vor dem Eingang wieder.
    Tejllo stand ein paar Meter daneben und zog gerade an einer Zigarette, während er den linken Fuß im Halbkreis über den Boden schliff, sein Blick richtete sich darauf.
    “Okay, wir könn’.”, meinte Raala, als sie sich neben ihm positionierte. Es dauerte auch kaum zwei Sekunden, da setzten sich beide in Bewegung um die Gasse entlang zu gehen.


    “Übermorgen wirst du gegen diesen Rattataki kämpfen.”
    “Draj’nda?”
    “Jep, genau der. Das schaffst du aber diesmal, ich glaub fest daran.”, antwortete er und blickte dabei in ihr Gesicht. Das Blut war weg, dennoch sah sie etwas demoliert aus.
    “Wir trainieren deine Schläge zu Hause, Raala, ja?”
    Sie schüttelte daraufhin nur den Kopf.
    “Ist lieb, aber meine Mutter ist besser darin, mir etwas beizubring’n.”
    Tejlo blickte nun Raala an. Mit einem Blick, der aus einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Traurigkeit und Aktzeptanz bestand.
    “War nicht böse gemeint, Tejtej.”, sie klopfte ihm dabei schmunzelnd auf die Schulter.
    “Tejtej? Dein Ernst? Das klingt ziemlich komisch.”
    “Ich weiß, deswegen sag’ ich es ja.”
    “Bist du immer so?”
    Raala gluckste als Antwort nur und trat den weiteren Heimweg an.


    Nach fünfzehn Minuten erreicht man auch ihr Zuhause. Raala ging dabei an ein Türpanel und betätigte dies mit einer Karte, woraufhin sich die Tür öffnete.
    Empfangen wurden Raala und Tejlo von ihrer Mutter, welche gerade an dem Arbeitstisch saß. Jener Tisch war voll von Schrottteilen, Werkzeugen, Rüstungsteilen und Elektronik.


    “Na! Ich hab schon gehört Ala.. Du hast verloren?”
    “Ja...leider.”
    “Woran lag’s diesmal?”
    Raala ging an die Couch und legte ihre Tasche dort ersteinmal ab, dann blickte sie zu ihrer Mutter. Tejlo nahm auf jener Couch platz. Er legte die Arme nach hinten und nahm eine entspannte Haltung ein um den beiden mit geschlossenen Augen zu lauschen.


    “Ich weiß es nicht. Konzentration?”
    “Sie hat Tosides mit dem Fuß angegriffen, während er beide Hände frei hatte.”, antwortete Tejlo und hielt dabei die Augen geschlossen. Er gab ein leichtes Schmunzeln heraus. Raala warf ihm einen bösen Blick zu, ohne dass er es sehen konnte. Offenbar wusste er aber auch, dass er diesen bekommz.
    “Wirklich?”, kam es fragend von ihrer Mutter.
    “Ala… kleines. Du weißt doch, dass das unklug ist.”
    Raala warf den Blick wieder zu ihrer Mutter, ehe sie antwortete:
    “Hab’ ihn vorher in’s Gesicht gebrettert, dacht’ das hilft.”
    “Wenn dann musst du schon etwas gegen seine Hände unternehmen. Oder du lässt den Angriff mit dem Fuß gleich sein. Wieso hast du nicht mit den Händen oder dem Körper angegriffen?”
    “Mutter…”, seufzte Raala dann anschließend. Offenbar passte ihr die massive Kritik gerade nicht.
    “Ich dachte ich hätte dir das alles richtig gelehrt. Was habe ich falsch gemacht?”
    “Nichts...Mutter. Aber… könn’ wir das später mach’n?”
    “Du musst aus deinen Fehlern lernen und sie richtig stellen, Ala. Wir reden erst darüber.”
    “Bitte ich will später drüber red’n.”
    “Ich kenn das. Du willst es nur verschieben um es dann nicht zu machen, Ala.”
    "Sag' sowas nicht. Wir werd'n schon drüber red'n."
    "Wirklich? Meist' verschiebst du es immer. Ich glaub' du verträgst keine Kritik!"
    "Das ist doch Unsinn!"
    "Na! Ich glaub' nicht. Also red'n wir nu drüber, was du wieder für'n Fehler gemacht hast."
    “Nein! Ich bin gerade nach Hause gekomm'n und brauch Ruhe. Ich möcht grad nicht deine vielen Verbesserungsvorschläge hör’n Mama! Bitte lass' uns das später tun, verdammt!"
    Raala wurde dabei etwas lauter und blickte ihre Mutter direkt an, als sie ihre Lautstärke realisierte, die nicht mal wirklich bedrohend wirkte, weitete sie ihre Augen."
    “Tschuldige…”
    “Nein, alles gut Ala. Ich versteh dich. Wir machen das später.”
    “Danke.”, antwortete die blonde Frau dann mit einem Lächeln.

  • Verfolgung

    Es war am Rande des Niktosektors, als sich ein leicht Gerüsteter Mann im hohen Tempo durch eine lange und breite Gasse rannte. Die Gasse war nicht gerade spärlich besucht und so wurde jede Person, die sich in seinem Weg befand gnadenlos zu Boden gerammt.
    Der Mann nahm in Eile und Angst seinen Blaster aus dem Holster. Er bog nach rechts ab, vorbei an einem Kleidungsstand, der von einem älteren Menschen betrieben wurde. Ein Nautolaner und ein Twi’lek befanden sich gerade an jenem Stand, als der Mann mit seinem Blaster vorbei rannte und mit dem Ellenbogen den grünhäutigen Twi’lek in den Stand schubste.
    Es brüllte nur jemand vor Wut auf, da war der Flüchtende schon außer Reichweite.
    Er erhob die Waffe und schaute nach hinten. Der Lauf des Blasters wurde nach oben auf eine der Dächer der kleinen Gebäude gehoben.
    Dort befand sich eine Gestalt in fast voller dunkler Rüstung. Offenbar war es eine Frau, zumindest nahm er es an. Die Art des Ganges und die Körperform deuteten daraufhin.
    Der etwas hellere Visor Blitze ständig auf, sodass man die Gestalt auch deutlicher vernehmen konnte.
    Gelbe Bolzen lösten sich dann aus seiner Waffe und erhellten die gesamte Gasse. Es zischte und knallte, als diese gegen die Hauswand prallten.
    Viele Passanten erschraken und weichten aus, manche brüllten oder schrien auf und begaben sich in Deckung auch wenn Blastergefechte nichts seltenes auf Nar Shadda waren. Doch jeder wollte sich in Sicherheit bringen. Immerhin war das nicht ihr Konflikt.
    Die Gerüstete erwiderte das Blasterfeuer sofort und feuerte blaue Bolzen vor die Füße des Flüchtenden. Dieser erschrak und wich dem Feuer aus, indem er sofort in eine kleinere Gasse abbog.
    Für die Frau stellte dies ein Hindernis dar, aber es konnte überwunden werden. An ihrem Rücken entzündete sich ein Sprungpack. Zwei helle blaue Flammen leuchteten auf und im hohen Bogen sprang die Gerüstete auf die andere Seite der Gasse um den Mann weiter zu verfolgen.
    Wieder wurden Blasterbolzen in gelber und blauer Farbe untereinander ausgetauscht.
    Unter ihnen fanden sich auch schließlich Bolzen, die ihre Ziele treffen wollten.
    Ein gelber Bolzen bahnte sich ein Weg durch die Luft und hatte nahm sich den Brustkorb der Frau als Ziel. Schließlich traf dieser auch, woraufhin es dumpf aufknallte.
    Ein Stöhnen ertönte von der Frau als die getroffen wurde. Sie hielt sich dabei den Brustpanzer und taumelte ein paar Schritte zurück. War die Mission nun gescheitert?
    Vielleicht wäre sie das gewesen, wenn nicht zwei blaue Bolzen aus ihrem Blaster sich geradewegs einen Weg durch das rechte Bein ihres Zieles gebahnt hätten. Der Mann kippte um und umgriff mit beiden Händen die schmerzende Wunde. Es floss kein Blut, aber der Schmerz war hoch.


    “Hab ich dich.”, brummte sie unter ihrem Helm auf und zündete erneut ihr Sprungpack. In einem Bogen beförderte sie sich vom Dach neben dem Mann, welche gerade versuchte die Flucht zu ergreifen.
    Die Jägerin war jedoch schneller und stieß ihren Fuß auf ihn, dann griff sie nach ihm mit beiden Armen um ihn hochzuziehen. Er machte freiwillig mit, denn wehren würde wohl noch viel schlimmer für ihn werden.
    Auf der Brust der Brau glühte noch immer die Einschlagstelle des Blasterbolzens auf.
    “Töte mich doch einfach, wenn du es musst. Wozu diese Dramatik?”, brummte der Mann verzweifelt auf und blickte direkt in den Visor. Aus diesem ertönte nur eine Frauenstimme.
    “Du sollst nicht sterben. Bendan On’tik will mit dir sprechen.”, sprach sie mit einer relativ tiefen, angerauten aber klaren Stimme.
    Der Mann weitete die Augen und brummte dann etwas verärgert auf.
    “Aber demütigen müsst ihr mich, indem ihr mir mein Bein zerschießt!”
    Die Frau wiegte mit den Kopf.
    “Klappe!”, rief sie brummig aus.
    “Die Wunden tun mir Leid, aber du wolltst ja nicht anhalten. Wer nicht hörn will, muss eben leiden. So ist das hier auf Nar Shaddaa.”
    Sie nahm ihre Fesseln vom Gürtel und drehte den Mann um. Die beiden Metallteile wurden um die Handgelenke gelegt.
    “Aber damit kann ich kaum laufen! Gebt mir wenigstens was zum verbinden, wenn ihr schon so grob seid!”
    “Hör auf zu heuln, Mama gibt dir gleich dein Pflaster.”
    Einen festen Griff hatte sie, das vernahm er als sie ihn mit der Hand am Arm packte um ihn zu einer Bank zu führen.
    Der verletzte Mann setzte sich prompt auf diese, während die Jägerin in einer ihrer Gürteltaschen griff, Verband und Koltoplaster auspackte.
    “Halt die Füße Still.”, forderte sie auf. Ihre Stimme war bestimmt, nicht zögerlich . Es hatte den Anschein, als wirkte sie genervt.
    Die Hosenbeine wurden hochgekrempelt, ehe dann auch die Pflaster angelegt wurden. Direkt daraufhin folgte an jedem der Wunden ein Verband, der sich mehrmals herum wickelte. Der Verletzte beobachtete diese Aktion mit Interesse. Die Art wie sie ihn verband wirkte nicht besonders Laienhaft, sondern eher geübt. Sie war dabei auch sehr schnell, sodass der Vorgang nur einige Sekunden andauerte. Schließlich hievte sie ihn wieder hoch.
    “Los jetzt.”, kam es immer noch bestimmend von ihr.
    Einige Straßen weiter erreichten sie einen großen, rustikalen Industriegleiter, welcher wohl mal für rustikalere Aufgaben gebraucht wurde.
    Die Jägerin drückte ihn in den Sitz hinein und schwang sich kurzerhand über ihn, um am Fahrersitz platz zu nehmen.
    “Ich bin erstaunt, dass du so ohne Widerstand mitkommst. Bendan On’tik scheint nicht mehr viel von dir zu halten. Er klang zumindest nicht besonders erfreut.”
    “Was hab ich denn für eine Wahl?”, kam es verzweifelt von ihm. Sie blickte ihn an und nickte knapp.
    “Stimmt auch wieder.”, erwiderte sie und startete das Fluggefährt. Es knatterte auf, die Triebwerke flackerten, ehe der Gleiter im leuchtenden Himmel von Nar Shaddaa verschwand.

  • Der Anfang

    Wieder einmal befand sich die große, muskulöse schwarzhaarige Frau in der Lagerhalle und wieder einmal nahm sie den Blaster vom Tresen, der vor einem Schrank lag, an dem ein ganzes Arsenal an Waffen befestigt war.
    Neben ihr stand ein junges Mädchen mit blonden Haaren, welches voller Lernbereitschaft und Tatendrang auf die Waffe blickte.
    “Das, Raala, ist ein V-23 Blaster von RanCor. Eine gute Waffe, technisch ist sie noch nicht so gut ausgestattet, aber sie ist sehr leicht und zielsicher. Ich denke das macht sich gut für dich zum üben.”
    Raala nickte ihr zu und nahm die Waffe mit beiden Händen in die Hand, als ihre Mutter sie ihr entgegen streckte.
    “Ich glaube… hier lad ich nach, richtig?”
    Sie deutete auf den Einschub für die Energiezellen.
    Tora nickte ihr versichernd zu und drückte den Knopf an der Waffe um es heraus nehmen zu können.
    Raala fing die kleine Zelle auf und steckte sie wieder ein.
    “Cool. Also.. Wie gehts weiter?”
    Ihre Mutter nickte schmunzelnd und deutete zum Schießstand in der Lagerhalle, an der ein paar statische und bewegliche Ziele angebracht waren.
    Raala und Tora positionierten sich an der Seite der statischen Ziele. Schnell began die Mutter mit ein paar Handgriffen ihre Tochter in die richtige Position zu bringen. Sie stellte mit dem Fuß die Beine auseinander und richtete ihre Arme für den richtigen Halt. In den Händen umgriff Raala fest die Waffe.
    “Du musst dort in die Ausbuchtung schauen und dich so drehen, dass der Stiel dort vorn genau dazwischen hängt. Dann zielst du auch dort hin, wohin du guckst. Klar?”, fragte sie ihre Tochter mit einem Schmunzeln.
    Raala nickte knapp und richtete sich mit rausgestreckter Zunge aus und kniff ein Auge zu.
    “So?”, fragte sie erwartungsvoll.
    Tora nickte ihr zu und presste die Hände in die Hüften. “Na los. Schieß ma.”
    Raala nickte und drückte auf den Abzug jedoch passierte nichts. Sie versuchte es immer wieder und schaute dann zu ihrer Mutter hoch.
    “Woa.. Bin ich zu schwach?”, fragte sie enttäuscht. Die schwarzhaarige schüttelte den Kopf und beugte sich vor um die Sicherung zu betätigen.
    “Die Sicherung musst du lösen. Nicht jeder Blaster hat das, aber moderne schon. Damit man nicht ausversehen schießt.”
    Raala nickte und drückte nun nochmal auf den Abzug. Prompt knallte es laut und ein Übungsbolzen löste sich um auf dem Übungsziel auszukommen. Der Bolzen traf schlecht. Aber immerhin traf er überhaupt, dachte sich Tora. Raala erschrak leicht und blickte die Waffe an. Eine Mischung aus Begeisterung und Verwunderung tat sich in ihr auf. Aber auch ein wenig Verachtung verspürte sie.
    “Woa… Irgendwie cool. Aber damit jemandn treffn…”, sie stoppte den Satz und wiegte mit ihrem Kopf hin und her.
    “Du batest mich dir das beizubringen, damit du dich wehren kannst. Du musst es nicht gut finden, aber auch ich rate dir, es zu üben.” Tora machte eine kurze Pause und blickte zum Schießstand, dann wieder zu ihrer Tochter. “Weißt du… ich kann dir nicht immer helfen, dich beschützn oder… dich retten. Du musst auf eigenen Beinen stehn. Du bist sechzehn. Alt genug um selbst Dinge in die Hand zu nehmen. Alt genug um dich selbst zu schützen. Irgendwann kommt der Tag, andem du dich wehren musst. Und dort wirst du die Wahl haben: Selbst sterben oder töten.”
    Raala nickte knapp und blickte von ihrer Mutter zum Blaster, sie hob ihn leicht an. Ihr Blick verriet, dass sie nicht sehr zufrieden damit war.
    “Es ist deine Entscheidung. Ich gebe dir nur meinen Rat.”
    Das blonde Mädchen drehte sich dem Schießstand zu und zog den Blaster wieder hoch. Sie zielte mit der Waffe auf die Zielfigur. Der Zeigefinger betätigte den Abzug und so schoss sie. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Jedes mal traf sie. Alles andere als gut, aber immerhin traf sie die Figur. Mit jedem Schuss verstand sie due Technik dahinter ein wenig besser. Und so flogen die Bolzen immer näher an den Zielkreis auf der Figur. Nach fünfzehn Schüssen stoppte sie und blickte ihr Ergebnis an.
    Drei Schüsse haben den Zielkreis bereits getroffen, während der Rest hoffnungslos daneben lag.
    Tora nickte mit einem amüsierten Schnaufen nach unten.
    “Ich weiß, das ist nicht leicht. Es wird noch eine ganze Ecke schwieriger. Aber du schaffst das und lernst schnell.”
    Raala schmunzelte stolz zu ihrer Mutter auf.
    “Weißt du.. Ich bin stolz, dass du eine Moral besitzt und sie zeigst, Ala. Behalte das bitte bei, egal wie sehr…”
    Tora überlegte einen Moment, offenbar wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
    “Egal wie schwer es wird. Aber das zeichnet einen starken Charakter aus.”
    “Ich versuchs, ja? Aber lass uns weiter üben. Ich will heut noch die Mitte treffen!”
    Tora lachte auf und klopfte Raala auf ihre linke Schulter. “Na, immerhin bist du Ehrgeizig.” Die schwarzhaarige Frau schnaufte amüsiert auf.


    Nach einigen Schüssen traf Raala auch zwei mal ziemlich mittig des Zielkreises und sprang auf. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um die flache Rechte Hand anzuheben. Tora schlug daraufhin ein.
    “Yeah.”, jubelte Raala und legte dann die Waffe wieder an um es nochmal zu probieren. Fünf Bolzen verließen ihren Blaster, ehe sie eine Markierung auf der Figur hinterließen.
    Ihre Schüsse trafen diesmal immer im Kreis, mal mehr, mal weniger gut.
    “Gut, gut, Ala. Nächstes mal probieren wir bewegliche Ziele. Das wird deutlich schwieriger.”
    Raala nickte ihr zu und platzierte den Blaster auf der Theke. Tora nahm die Energiezelle heraus und steckte eine neue ein. “Wie ist es eigentlich, zu töten?”, fragte Raala ihre Mutter und schob ihre Hände in die Hosentaschen.
    Tora schaute zu ihrer Tochter hinunter.
    “Puh… Der erste Schuss ist schwer, schrecklich und irgendwie eine andere Welt. Aber dann gewöhnt man sich dran. Aber eine Selbstverständlichkeit ist es nie. Ich erinnere mich immer daran, dass ich ein Leben nehme. Jemanden seinen Freund, Geliebten oder jemandes Kind einfach weg nehme. Aber damit muss man leben können.”
    Raala blickte ihre Mutter ein wenig länger an und nickte dann. Beide verließen das Lagerhaus und traten wieder unter den Smoghimmel Iriths. Ein paar Gleiter sausten an ihnen vorbei. In der Ferne stand Toras eigenes Gefährt. Beide steuerten ihn an, Raala blieb still. Sie dachte nach.

  • Es kommt Farbe ins Spiel

    “Was bedeutet es dir?”, fragte ein eher schmächtig wirkender Nautolaner als er den letzten Stich auf Raalas Haut vollzog. Er erhob sich und wischte einmal über das große frisch gestochene Tattoo, was nun auf ihrem Arm weilte.
    Er war selbst sehr zufrieden damit als er seine Arbeit betrachtete. Ein inniges Glücksgefühl übermannte ihn. Für den Nautolaner war das Werk wahre Kunst. Die Farben und die Details der Drachenschlange waren etwa noch nie da gewesenes für ihn.
    “Das ist mein bestes bisher!”, meinte er lächelnd und holte ein Pad hervor mit dem sich Raala wie in einem Spiegel mit dem Tattoo betrachten konnte. Sie blickte selbst auch sehr ausgiebig darauf und grinste freudig.
    “Alles.”, kam es nur als frohe Antwort von ihr.
    “Alles?”
    “Es bedeutet mir alles. Diese Farb’n, die Position, der Ausdruck. Oh und wie mächtig sie wirkt. Als würd’ sie ihren Besitz, mich, verteidig’n woll’n.”
    Als der Nautolaner dies hörte musste er fast schon lachen. Er hatte es noch nie aus dieser Sicht betrachtet, auch wenn er nicht wusste. Was das Tattoo bedeuten würde.
    “Komm schon Raala, erzähl es mir.”
    “Es ist einer wichtig’n Person gewidmet. So stark und mächtig wie ne Drachenschlange. Groß aber auch wunderschön.”
    Der Nautolaner warf noch einmal einen Blick über das Gesicht der Drachenschlange. Ihre Zunge war ausgefahren, die Zähne zeigten sich. Es wirkte verstohlen, wirklich wie ein Tier, das seinen Besitz verteidigen wollte.
    “Und der Blick. Man’di. Du bist wirklich n Meister!”
    “Danke Raala, das ehrt mich. Aber das Tattoo… geht es um deine Mutter?”, der Nautolaner hebt die Augenbrauen an und betrachtet die junge Frau, welche ihm hastig zunickte.
    “Woher…?”
    “Komm schon. Ich kenne deine Mutter. Jetzt wo ich es so betrachte und es weiß, hab ich wirklich n guten Job gemacht.”


    Schließlich nickte Man’di der blonden Frau zu, betrachtete das Tattoo und pflegte es für den Abgang bereit, dann entfernte er sich von ihr.
    “Pass auf. Es ist noch frisch. Könnte die Tage noch etwas weh tun. Bissch’n Abdecken und dann ist gut. Bis bald, Raala.”


    Die Frau blickte zu ihm und nickte. Sie griff eine kleine Tasche und wendete sich ab, aus dem Zimmer verschwindend.
    Draußen angekommen blickte sie wieder auf ihren rechten Arm und seufzt zufrieden auf.
    “Für immer und ewig!”

    Iviin'yc kyr'am ra akaan... N'ibic. - Fast death or fight... Not this! - Ranah Dha'Beviin

  • Und es wird wieder blass

    “Für immer und ewig.”, murmelte Raala und hockte sich auf den Boden, draußen vor ihrer Haustür, sie hatte die Beine angewinkelt und umklammerte sie mit ihren Armen. In diesem Bild wirkte sie nicht so stark, wie sie es sonst immer tat.
    Furchtbar still war es hier. Selbst die Bettler befanden sich heute nicht vor der Tür an der Feuertonne. Das angenehme knistern, wenn das Feuer die Brennmaterialien verbrannte war ein angenehmes in Raalas Ohr, doch heute fehlte es.


    Ihr Kopf sank etwas herab, ehe sich auch ein kleiner Wassertropfen am unteren Rand ihres rechten Auges bildete. Er floß hinab an der Nase vorbei, drückte sich über die Wange und sprang dann direkt auf ihren Oberschenkel.
    “Für immer und ewig.”, brummte sie fast schon schluchzend und sank ihren Kopf noch mehr herab.
    Vor genau zehn Jahren hat sie ihr Tattoo gestochen. Es galt zu Ehren ihrer Mutter, die sie damals liebte und ehrte. Seit ein paar Tagen fehlte sie jedoch vollständig.


    Als Raala nach ein paar Minuten wieder hinauf blickte, sah sie einen der Bettler die Straße entlang laufen, allein und verlassen näherte er sich der Feuertonne. Als Raala dies erkannte wischte sie sich hastig die Feuchtigkeit aus den Augen und wollte sich in eine eher aufrechte Sitzposition begeben.


    Während sie ihre Augen zusammen kniff erkannte sie jedoch, dass es kein Bettler war sondern ein Bekannter. Ein etwas breiterer Twi’lek, der in seinem Gelumpe aber durchaus wie ein Bettler wirkte. Es war Ten’jadi. Ein alter Bekannter, der die Wohnung an Raala und ihrer Mutter vermietete.
    Er hockte sich vor ihr hin.


    “Was ist denn mit dir los meine Gute? Ich habe schon alles gesehen, aber keine starke Frau die am Boden zerstört ist.”


    Er setzte sich neben ihr hin und brummte dabei amüsiert auf.
    Raala betrachtete den Twi’lek und neigte ihren Kopf so lange in seine Richtung, bis er auf seinen doch gut gepolsterten Schultern aufkam.


    “Auch wenn du n echt guten Grund dafür hast…”

    Iviin'yc kyr'am ra akaan... N'ibic. - Fast death or fight... Not this! - Ranah Dha'Beviin

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!