Schmerz
“People are afraid of themselves, of their own reality; their feelings most of all. People talk about how great love is, but that’s bullshit. Love hurts. Feelings are disturbing. People are taught that pain is evil and dangerous. How can they deal with love if they’re afraid to feel? Pain is meant to wake us up. People try to hide their pain. But they’re wrong. Pain is something to carry, like a radio. You feel your strength in the experience of pain. It’s all in how you carry it. That’s what matters. Pain is a feeling. Your feelings are a part of you. Your own reality. If you feel ashamed of them, and hide them, you’re letting society destroy your reality. You should stand up for your right to feel your pain.”
• Jim Morrison
Nur, wenn man sich die Zeit nahm über die weinerliche Phase nach dem Erleiden eines Traumas hinwegzusehen konnte man erkennen, dass der dadurch resultierende Schmerz mehr als nur eine chemische Reaktion des Körpers war, er war der Schlüssel zu all den Toren der Weisheit die einem sonst in der Dunkelheit verborgen waren.
Schmerz, so hatte sie eben gelernt, war - wenn man ihn als das nahm was er war - eine Sinneserweiterung, die Konzentration auf die eigene Hülle, tiefer als jede Meditation es je schaffen könnte.
Ihr Meister hatte jedes Recht der Welt ihr diese Dinge anzutun, sie war zu weit gegangen, im forschen Willen ein besserer Diener sein zu dürfen hatte sie Grenzen überschritten und wurde dafür bestraft.
Sie hatte Dinge gesehen die nur für ihn selbst bestimmt waren und somit einen Teil seiner tiefsten eigenen Geheimnisse an sich gebracht, es war so gnädig von ihm sie nicht zu töten.
Ein komplexer Gedankengang, dafür, dass er sich, nachdem er sich an ihrem Körper zu schaffen gemacht hatte, nun mit reißenden Klauen an ihren Gedanken verging.
Ein Lächeln hatte sich auf ihre geschundenen Gesichtszüge gestohlen während ihr Blut aus Mund und Nase lief. Ein Moment der absoluten Ruhe kehrte ein, das Biest in ihrem Kopf hatte sein Ziel gefunden und schwelgte in ihren Erinnerungen, in ihren Träumen, ihren Wünschen und Begehren.
Es war ihr eine Freude, ihren Meister auch hier - in der Tiefe ihrer Persönlichkeit - willkommen zu heißen und dennoch musste sie ein schlechter Gastgeber sein, zu viele Türen deren Schlüssel sie gerade in der Hand hielt zeichneten sich vor ihr ab. Diese Gelegenheit, die Kombination aus körperlichem und geistigem Schmerz, kam nur sehr selten zustande und bedurfte immer der Mithilfe anderer.
Ein erfolgreicher Tag nahm sein Ende in der Konfrontation des Geistes mit den Kräften die er zwar freisetzen, doch nicht beherrschen konnte. Die Macht jedoch vermochte auch für dieses Tier das sie Schmerz nannten eine Leine zu finden, ihn zu unterdrücken, sich dienlich zu machen und ihn dazu zu bringen, zu tun was immer man ihm befahl.
Bilder flogen an ihr vorbei, als würde sie in der animierten Galerie der eigenen Erinnerungen stehen.
Es war ihr erstes Aufeinandertreffen mit Jedi gewesen - zumindest in direkter Konfrontation - und es war mehr als zufriedenstellend verlaufen. Ihr Meister war ein Genie, er hatte mit ihnen gespielt wie mit kleinen süßen Tierchen denen man vor dem Käfig der Schlange noch eine letzte Streicheleinheit gönnte, bevor man sie den gnadenlosen Fängen des Todes übergab.
Der Zorn war stark in ihr, doch er wusste sie zu bändigen und händelte diese ganze Sache als würde er nichts anderes tun als jeden Tag einen Haufen Jedi-Meister an der Nase herumzuführen.
Die Daten die sie bei ihrer Exkursion erlangt hatten waren wertvoll, doch nichts im Vergleich zu dem Amulett welches ihr Meister geborgen hatte. Und mit welch Leichtigkeit er diesen anderen Lord dahin getrieben hatte wo er hingehörte, zu seinem Gefolge…
Das Amulett war so mächtig gewesen, er hatte sicher gewusst, dass sie diese Chance ergreifen würde. Vielleicht war er sich der Beweggründe noch nicht gewahr gewesen und hatte es wider besseren Wissens als Gier nach Macht deklariert, doch in Wahrheit wusste er warum sie es hatte tun müssen, warum sie es hatte gegen ihn verwenden müssen. Um ihm ein besserer Schüler zu sein, ihm zu dem zu verhelfen was ihm zustand. Doch auch wenn sie davon ausging, dass er wusste das sie es tun würde und vielleicht auch warum, war die Strafe natürlich angemessen. Eine Position wie sie ihr Meister inne hatte erhielt man sich nicht durch Einsichtigkeit und Schwäche, wäre dies sein Weg, wäre alles anders gelaufen und dieser Gedanke hinfällig.
Zu viele Gedanken hatten sie abgelenkt, zu viele Emotionen mit ihr gespielt, eine Scharade ihres eigenen Selbst hatte sie zum Narren gehalten. Der Torwächter zur Weisheit war sie selbst und sie hatte sich den Eintritt verwehrt. Die Schwärze der Ohnmacht löschte rings um sie herum die Lichter, die Show war vorbei.
Doch sie würde wiederkommen, sie würde sich Hilfe holen und genau an diesen Ort zurückkehren, den Schlüssel in den Händen haltend und forciert auf das, was wichtig war, die eigenen Abgründe zu erforschen, die dunkle Macht mit ihrer eigenen Dunkelheit zu verschmelzen.
Die Zeit die sie nach der Ohnmacht im Kolto-Tank verbrachte war verschwendete Zeit. Ihr Körper nicht viel mehr als eine geschundene Hülle aber der Geist geschärft und gierig wie schon lange nicht mehr. Noch nie hatte sich Linderung so falsch angefühlt.
Aber sie würde zurückkehren… bald.