Fragmente eines zerbrochenen Lebens

  • [h1]Fragment 1[/h1]




    https://www.youtube.com/watch?v=_eb4wfEAFSQ



    Nar Shaddaa die oberen Ebenen auf dem Kongressgebäude der Synthdroid industries:



    Leuchtende Punkte erfüllten die Stadt selbst in finsterster Nacht. Neonlichter schwirrten umher in langsamen Bahnen, doch von hier oben wirkten selbst jene winzig klein, wie exotische Glühwürmchen. Eine einsame Gestalt ganz in schwarz gehüllt stand am Rande des mit Metallplatten übersäten Daches, blickte von dem mächtigen Wolkenkratzer nach unten. Ein lauer Windstoss bliess der jungen Frau die blauen Haare ins Gesicht, doch sie machte keine Anstalten etwas dagegen zu unternehmen - sie hatte bei weitem andere Sorgen. Nur wenig Zeit blieb ihr noch, dann würde der Fahrstuhl das Dach erreichen und sie ahnte bereits , dass er nichts Gutes mit sich bringen würde.



    Sie überprüfte ihre Ausrüstung. Sie hatte fast sämtliche Ressourcen ausgeschöpft. Ihr blieb nur dieser Blaster und eine einzige EMP-Granate. Das war alles was sie noch hatte. Mögliche Fluchtmöglichkeiten? Keine - Endstation, sie sass fest. Von hier aus ging es nicht weiter, ausser nach unten in die luftigen Tiefen und das war ein Ausweg den sie nicht bereit war zu nehmen. Sie schluckte einmal leer und wischte sich mit ihrer blutigen Hand die Asche aus dem Gesicht. Sie war überall verschrammt und auf einem Ohr taub. Die Explosion des Konferenzraumes hatte ihr fast den Gehörsinn geraubt. Doch das alles war jetzt nicht wichtig, nur die Daten waren im Moment von Bedeutung. Sie musste sie an einen sicheren Ort bringen, aber wie? Sie hörte es rumoren, der Lift näherte sich mit einer präzisen Bestimmtheit und kam schliesslich zum Stillstand. Langsam drehte sie sich in seine Richtung. Die Aufzugtür öffnete sich eine Spur, begleitet von einem metallischen Schaben. Man hörte es Klicken und Klacken. Ein fahles gelbes Licht drang durch den Spalt des Fahrstuhlschachtes und bei dem Anblick der sich ihr bot, gefror ihr das Blut in den Adern. Klauen drückten die Metalltür weiter auf mit einer Kraft die ihresgleichen suchte, das stabile Material verformte sich als wäre es weich wie Butter. Die schwarzen Leiber der Wesen glichen denen von Menschen doch waren ihre Glieder dermassen lang, dass man bei ihrem Anblick an Insekten denken musste. Schwarz wie die Nacht drohten die dunklen Attentäterdroiden den Fahrstuhlschacht zu verlassen, schwer bewaffnet mit den neusten Blastergewehren - ihr einzelnes rotes Visierauge glitt durch die Dunkelheit wie ein Laser-Pointer, auf der Suche nach ihrer Zielperson.



    Die junge Frau verlor keine Zeit, sie löste die Granate von ihrem Gürtel und warf sie mit aller Kraft dem Fahrstuhl entgegen; das Geschoss beschrieb eine lange trudelnde Bahn und flog durch den Spalt ins Innere, wo es mit einem "Klonk" zum Stillstand kam. Ein unschlüssiges Biepen der Droiden und ein greller blauer Blitz erfüllte die Kabine. Der ganze Lift fiel aus und raste mit einer unglaublichen Geschwindigkeit nach unten. Doch dieses kleine Manöver hatte ihr nur ein wenig Zeit verschafft. Weitere Attentäterdroiden waren drauf und dran durch das leere Fahrstuhlhaus zu krabbeln, schwarzen Käfern gleich krallten sie sich an den Wänden fest, um sich einen Weg durch die offene Tür ins Freie zu bahnen. Einer der Droiden zwängte sich bereits durch den Spalt, schob die Türflügel mit roher Kraft weiter auf. Die junge Frau hob den Blaster, zielte und ein einzelner Schuss löste sich. Der Droide fiel nach hinten in die dunkle Tiefe. Doch an seine Stelle trat bereits ein Anderer, der die Aufgabe seines Vorgängers übernahm. Sie strömten jetzt ins Freie wie Ameisen. Blasterschüsse lösten sich aus ihren Gewehren, roten Pfeilen gleich zischten sie an ihr vorbei, drohend nahe an ihrem Fleisch. Sie konnte die Hitze spüren und sie zuckte zusammen als einer der Schüsse sie ansengte. Ihre Zeit war abgelaufen, es waren einfach zu viele und es gab nur noch einen Ausweg. Sie schwang sich über das Geländer und hielt sich am Rand fest. Sie baumelte nun in luftiger Höhe, die Füsse fanden keinen Halt mehr, nur ihren langsam ermüdenden Händen war es zu verdanken, dass sie nicht abstürzte. Verzweifelt suchten ihre Augen unter ihr nach einer Fluchtmöglichkeit und aller Widrigkeiten zum Trotz schien ein Ausweg tatsächlich in greifbarer Nähe zu sein - in Form einer Vergnügungsbarke, die Kurs auf den Wolkenkratzer nahm. Das Luftschiff näherte sich schnell. Es war ihre einzige Chance; wenn sie jene verspielte, war es um sie geschehen. Die Barke war jetzt rund 6 Meter unter ihr und 2 Meter von ihr entfernt. Sie konnte es schaffen. Sie musste es schaffen! Sie hatte so viel riskiert. SIE DURFTE NICHT VERSAGEN!



    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, stemmte ihre Füsse gegen das Panzerglas der Fenster und stiess sich so kräftig ab wie es ihr nur irgendwie möglich war. Ein langsamer Rückwertssalto und sie drehte sich im Flug um ihre eigene Achse, so dass sie mit den Händen voran der Vergnügungsbarke entgegenstürzte. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, wurde so dick wie Sirup oder so fühlte es sich jedenfalls an. Das Luftschiff kam näher, wurde schnell grösser. Sie konnte die winzigen Personen sehen, die darauf herum wuselten. Sie musste versuchen auf dem Deck zu landen, doch sie bemerkte zu ihrer Bestürzung, dass sie abtrieb. Sie musste das Geländer zu packen kriegen, das war ihre einzige Chance. Was waren schon ein paar gebrochene Arme, solange sie nur am Leben blieb. Sie hatte das Gefühl sie würde ihren Arm so weit strecken, das er sich jeden Moment auskugeln konnte. Der entscheidende Moment war fast gekommen. Das Deck raste auf sie zu. Die Finger spreizten sich verzweifelt, sie konnte mit den Fingerkuppen das Holz des Geländers spüren. Doch sie bekam es nicht zu greifen, sie glitt ab.



    Fassungslosigkeit... bitteres Entsetzen erfüllte sie, als sie weiter fiel. Die Barke entzog sich ihrem Sichtfeld und die Stadt flog ihr rasant entgegen - kam immer näher und näher. Die Wolkenkratzer glichen keinen Gebäuden mehr sondern waren jetzt Speere die an ihr vorbei in die Höhe stiessen. Sie schrie doch der brausende Wind riss ihre Worte mit sich, so dass sie sich wie in einem grässlichen Stummfilm fühlte. Ihre Kleider flatterten an ihrer Haut und erst jetzt bemerkte sie wie eine Brücke - die sich zwischen zwei Wolkenkratzern hindurchzog - ihr schnell entgegenkam. Sie ruderte mit Armen und Beinen, doch sie konnte ihren Fall nicht steuern, es war unmöglich. Die unheilvolle Konstruktion kam immer näher. Nicht mehr lange und sie würde daran zerschellen. Sie wollte den Blick abwenden, doch sie war wie erstarrt, sie konnte nicht wegsehen. Und so sah sie ihrem Verderben entgegen. Stumm zählte sie in ihrem Kopf einen Countdown. 5......4......3......2......1. Sie sah das Material der Brücke vor sich wie unter einem Vergrösserungsglas. Metall... glänzendes, rostiges Metall und dann... Schwärze....

  • Talulah rang heftig nach Atem, sie war am hyperventilieren. Sie hob die High-Tech VR-Brille von ihrem Kopf, so dass glänzendes Licht sie blendete. Sie fühlte sich als wäre sie aus einem Koma erwacht und langsam nahm die schattenhafte Person die sich über sie gebeugt hatte, Kontur an. Eine junge Togruta stand neben ihr mit einem besorgten Blick.



    "Alles in Ordnung Lu?.... es.... es tut mir so leid. Ich habe die Vektoren der Simulation falsch berechnet, die Barke hätte viel näher an dem Wolkenkratzer vorbeigleiten müssen....hey...HEY... beruhige dich.... es ist nicht echt. Es ist alles nicht echt!" Die Togruta griff Talulah unter die Arme und setzte sie auf. Sie hielt sie so eng umschlungen, dass Talulah für einen Moment das Gefühl beschlich sie wolle ihr die restliche Luft aus den Lungen pressen. Erst als ihr die Togruta in kreisförmigen Bewegungen sachte über den Rücken streichelte, glich sich ihr Atem langsam an.


    "Alles gut...es ist alles gut." sprach die Togruta beruhigend auf sie ein.



    Langsam konnte die junge blauhaarige Frau wieder einen klaren Gedanken fassen. Sie warf der Togruta einen wütenden Blick zu und schob sie auf Armeslänge von sich weg.


    "Sag mal Trish... spinnst du!? So ein Fehler darf dir nicht unterlaufen! Du kannst von Glück reden, das ich zuerst in die Simulation reingeschaut habe und nicht Felicitas. Die hätte dich gefeuert! Niemand steht auf so ein Nahtod Erlebnis! Talulah rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. "Gleich den Winkel an und mach, dass diese verdammte Barke so nahe an dem Wolkenkratzer vorbeigeht wie nur möglich. Verstanden!?"



    Die Togruta warf ihr einen so jämmerlich bedauernswerten Blick zu, dass Talulah gar nicht mehr wütend auf sie sein konnte. "Entschuldige....es ...es war ein langer Tag für uns beide. Wir haben lange an dieser Simulation gearbeitet. So ein Fehler kann den Besten unter uns passieren. Mach dir nichts draus. Wir machen besser Schluss für heute und arbeiten morgen daran weiter, ja?



    DieTogruta nickte ihr bestätigend zu und die beiden Frauen begannen die Hochleistungscomputer runterzufahren, wobei sie nebenbei wieder ein Gespräch aufnahmen.



    "Lu, wie bist du eigentlich auf die Idee mit dieser Synthroid Industries gekommen? "



    "Ach... das... das schwirrt mir schon lange im Kopf herum, es wurde Zeit das ich es mal in ein Programm verpacke. Gefällt dir die Idee?



    "Ja...es wirkt sehr... authentisch. Du musst lange dafür recherchiert haben, nicht?



    "ja... ich habe wirklich lange dafür recherchiert." ein mattes Lächeln und alle wichtigen Instrumente waren an ihrem nötigen Platz - die Computer waren heruntergefahren. Der Raum lag nun im Dunkeln und die beiden Frauen verliessen das "1Way4u2B" VR-café, ihre Jacken fest um ihre Körper geschlungen.



    "Lu.... gehst du heute noch irgendwohin? Vielleicht ins Slice? Du hast dir wirklich einen Drink verdient nach diesem Tag" Die Togruta schenkte ihr ein freundliches Lächeln.



    "Nein...ist schon in Ordnung. Ich glaube ich brauche etwas Ruhe nach diesem Schreck. Erzähl mir doch Morgen wie es gewesen ist." Sie wuschelte sich kurz durch das blaue Haar und sah zu, wie die Togruta zur Taxigleiteranlegestelle ging. Ein paar Wortfetzen lösten sich von ihren Lippen, welche die Togruta jedoch nicht mehr hören konnte. " ...wirklich ...authentisch" sprach sie erneut in Gedanken versunken vor sich hin. Ihr Blick glasig, in weite Fernen abdriftend. Sie musste an jemanden denken. Er stiess in ihr Bewusstsein wie ein Ertrinkender auf hoher See, doch dann war der Gedanke an ihn wieder verschwunden. Er entglitt ihr und sank zurück in die dunklen Tiefen aus denen er hervorgestossen war. Wo waren ihre damaligen Freunde bloss alle geblieben? Sie hatte schon lange nichts mehr von ihnen gehört. Es musste an diesem Mond liegen. "Nar Shaddaa das gefrässige Monster", trug seinen Namen zu recht.

  • [h1]Fragment 2[/h1]



    https://www.youtube.com/watch?v=ekUQ4Pv_5DQ



    Süsses vergessen. Wieso konnte sie nicht vergessen? Manchmal wünschte sie es wäre möglich, doch diese Bilder... sie kamen immer wieder, ganz egal wie sehr sie sich auch anstrengte. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie nicht dagegen ankämpfen sollte. War sie nicht die Person, die sie jetzt war aufgrund von Erlebnissen und Erinnerungen, aufgrund von Entscheidungen die sie in der Vergangenheit gefällt hatte? Es musste so sein, anders konnte sie es sich nicht erklären. Sie war sie selbst, weil sie sich dazu entschlossen hatte. Doch manchmal... an Tagen wie diesen, zweifelte sie daran, ob sie sich richtig entschieden hatte. An Tagen wie diesen fühlte sie sich fremd, als würde etwas fehlen - und das tat es auch.



    Talulah betrachtete sich eingehend im Spiegel ihres unglaublich kleinen Badezimmers. Hier hatte sie kaum Platz einen Schritt zurück zu treten, ohne mit der Wand in ihrem Rücken in Berührung zu kommen. Sie war es gewohnt einen ärmlichen Lebensstil zu führen. Arme Leute erregten keine Aufmerksamkeit und das konnte ihr nur recht sein. Sie fuhr sich mit der Hand durch das blaue Haar, das vorne zu einem Pony geschnitten und an den Seiten etwas länger war. Ihr Gesicht war blass. Die Lippen... blass... die Wangen... blass und die kleine feine Nase ...blass. Leblos wie eine Leiche, schoss es ihr durch den Kopf. Nur ihre Augen wirkten intensiv und wach, zeigten ein Funkeln das darauf hinwies, dass sie über etwas nachdachte.Ihre Gedanken waren bei Shey... Whiskers, Bertramm und Jedred. Nach dem Vorfall in der Synthdroid Industries hatten sie sich in alle Winde verstreut. Sie waren untergetaucht, mussten den Kontakt zueinander abbrechen; zu ihrem eigenen Schutz. Immer wenn sie an ihre früheren Kumpanen dachte, gab es ihr einen Stich ins Herz, weil es sie daran erinnerte, was sie verloren hatte. Sie kniff die Augen fest zusammen, als könnte sie damit die Bilder vor ihrem inneren Auge zum Schweigen bringen... und irgendwie gelang ihr das auch. Doch ihre eigene Stimme redete in ihrem Kopf immer weiter auf sie ein, erfüllte sie erneut mit Zweifel.




    "Hör auf dich selbst zu belügen. Du willst dir einreden, dass sie sich irgendwo versteckt halten. Doch weshalb willst du dir da so sicher sein? Du weisst was mit Joelan passiert ist... du hast seinen von Blasterschüssen durchsiebten Körper gesehen, seine leeren milchigen Augen - wie er da gelegen ist, wie ein am Strassenrand liegengelassenes Tier. Vielleicht bist du die Letzte die noch am Leben ist und auch dich werden sie irgendwann kriegen. Das was du besitzt ist viel zu wertvoll, als dass sie es dir überlassen würden. Sie werden kommen und es sich holen und dann wird es dir genau so ergehen wie Joelan."




    Talulah öffnete die Augen ruckartig. ihre grauen Scheiben waren vor Entsetzen geweitet und von diesem Etwas erfüllt das sie nur allzu gut kannte, es hielt ihr Herz fest umklammert. Angst. Dieses erdrückende, niederschlagende Gefühl das einen willenlos werden lässt. Fahrig griff sie zu dem kleinen orangen Plastikglas das in der Nähe des Waschbeckens stand. Sie öffnete es ungeschickt und entnahm dem Gefäss eine Pille, die sie mit einem kräftigen Schluck Wasser hinunterspülte. Man nannte diese Dinger, "Painkiller"... sie dienten dazu die Gefühle abzuschwächen... doch wenn damit die Angst verflog... war ihr das nur recht. Angst konnte lähmend sein und das konnte sie sich beim besten Willen nicht erlauben. Sie musste wachsam bleiben, auf der Hut.Wenn irgendeiner ihrer früheren Kollegen noch am Leben war so musste sie sie finden. Doch Nar Shaddaa war riesig und ganz egal wie oft sie das Holonetz durchkämmte, die Angaben die auf sie deuteten waren spärlich. Doch andererseits sollte sie dankbar dafür sein. Wenig Indizien bedeutete, dass auch ihre Überlebenschancen höher standen. Sie öffnete den Wasserhahn und spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, um wacher zu werden.



    "Gratuliere. Sieht wohl ganz so aus, als würdest du heute wieder eine schlaflose Nacht verbringen" sprach sie apathisch zu sich selbst im Spiegel.



    Das Holonetz rief. Sie würde sie finden und dann, würde es ihnen gelingen einen Ausweg aus dieser Misere zu finden, irgendwie. Davon war sie überzeugt.

  • [h1]Fragment 3[/h1]




    Talulah betrachtete ihre Mitbewohnerin Drella aus zusammengekniffenen Augen. Irgendwas war heute anders an ihr, doch sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was es war. Die junge Twi'lek sass ihr gegenüber, plapperte munter auf sie ein in ihrer heiteren Art. Was wollte sie ihr bloss sagen? Sie bewegte zwar ihre Lippen, doch es kamen keine Worte heraus und auch sonst war es unangenehm still im Raum. Die Mimik der Twi'lek war wie immer bewegt, ausdrucksstark; was auch immer sie ihr in diesem Moment zu sagen versuchte, schien wichtig zu sein. Ging es um irgendein Ereignis im Slice Oder ging es vielleicht um den Ausflug, über den sie einmal gesprochen hatten, bei dem sie sich aber nicht einig werden konnten, wohin es gehen sollte? Vielleicht - doch wie konnte sie das mit Bestimmtheit sagen, bei dem was gerade vor sich ging, es war wie in einem Stummfilm.



    Ihr Blick glitt an Drella vorbei zum Fenster, das fast eine ganze Wand einnahm. Von Drellas Zimmer aus hatte man einen guten Blick auf die Wolkenkratzer von Nar Shaddaa. Sie grenzten sich gegen das matte rot des Horizonts ab; von Lichtern erfüllte, klotzige Gebilde. Einzelne von ihnen, waren mit riesigen Hologrammen versehen, andere wiederum mit grellen Leuchtreklamen. Alles deutete auf einen unvermeidlichen Konsumzwang hin, kauf dies kauf das. Sie lebte schon so lange hier, dass sie den Reklamen kaum noch Beachtung schenkte und doch, blieben ihre Augen an einem ganz besonders detaillierten Hologramm hängen. Es handelte sich dabei um den Kopf einer grinsenden Loth-Katze, welche die Augen hin und her bewegte. Das Emblem eines örtlichen Casinos war ihr auf die Stirn gedruckt, doch auch hier war irgendetwas eigenartig. Das Grinsen war dermassen übertrieben, dass es schon beinahe wahnsinnig wirkte. Die Knopfaugen der Katze glitten einmal hierhin und einmal dorthin, einem hypnotischen Metronom gleich. Und dann... blieben sie plötzlich stehen, blickten sie unverwandt an und das breite unheimliche Grinsen wurde noch weiter.Talulah zwinkerte ein paar Mal und alles schien wieder normal zu sein. Vorausgesetzt man konnte diese merkwürdige Unterhaltung die sie mit Drella führte, als normal bezeichnen. Ihre Augen glitten zurück zu ihr, Drella war gerade dabei aufzulachen, als hätte sie etwas ungemein witziges gesagt, doch noch immer kam kein Laut über ihre Lippen. Sie musste wohl so dermassen müde sein, dass ihre Gedanken abdrifteten. Entweder das oder sie wurde langsam verrückt. Was ging hier vor sich, schoss es Talulah durch den Kopf. Doch dann bewegte sich etwas am Fenster das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, sank langsam herab wie eine Feder; für einen kurzen Augenblick dachte sie, es würde sich dabei um einen riesigen, metallischen Vogel handeln, der mit weit ausgespreizten Flügeln hinab segelte, doch dem war nicht so. Die Bugpartie mit ihrer senkrechten, stumpfen Front und den beiden seitlich verlaufenden Laserkanonen erinnerte jetzt an ein Tier mit Stosszähnen. Am höchsten Punkt des metallischen Monstrums sass ein Raketenwerfer, der sich langsam ausrichtete und dabei die beiden Frauen ins Visier nahm. Ein Angriffstransporter mit dem Aufdruck der Synthdroid Industries.



    Ohne es zu wissen, war Talulah aufgesprungen. Ihre eigenen Lippen öffneten und schlossen sich hektisch, doch kein Laut verliess sie, sie war vollkommen verstummt, genau wie Drella vorhin. Sie wollte ihre Mitbewohnerin anschreien, sie warnen vor dem Ding da draussen, doch aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht, kein Wort kein noch so kleines Geräusch wollte aus ihr herauskommen. Wenn nicht mit Worten, dann musste es anders gehen. Sie vollführte panische Gesten, deutete zum Fenster; Drella blickte sie jedoch nur etwas verdutzt an, als wäre sie der Auffassung, sie würde ihr eine merkwürdige Nummer aus einem Theaterstück vorführen. Sie musste etwas tun, irgendetwas musste sie tun. Sie wollte nach Drellas Hand greifen, aber die Twi'lek entglitt ihrem Griff. Der ganze Raum zog sich in die Länge, an einem Ende war sie und am anderen Ende sass Drella - starr wie eine Puppe, der fragende Ausdruck war wie versteinert in ihr Gesicht eingemeisselt. Eine Rakete löste sich aus dem Raketenwerfer und raste unaufhörlich auf die Twi'lek zu. Bevor sie wusste wie ihr geschah, rannte Talulah los. Aber ganz egal wie schnell sich ihre Beine auch bewegten, sie kam nicht näher... wie auf einem Fliessband, das in die entgegengesetzte Richtung verlief, wurde sie nur noch weiter von Drella weggetragen. Sie streckte den Arm aus, stolperte und fiel hin. Sie konnte gerade noch den Blick anheben, um zu sehen welch scheussliche Wendung das Schicksal für sie beide bereit hielt. Die Rakete brach durch das Fenster, schlug dicht hinter Drella in den Boden ein und explodierte ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Eine Flammensäule schoss der ungerührt dasitzenden Drella entgegen. Sie war eingehüllt von einem Meer aus grässlich gelb-orangen Flammen und nur noch ihre dunkle Silhouette war zu erkennen. Ein Inferno tobte, lechzte nach ihrem Fleisch. Schliesslich, wie ein Aschekonstrukt, das einem starken Windhauch nicht mehr standhalten konnte, zerfiel ihr Körper, rieselte wie Sand gen Boden. Und als wäre damit ein Damm gebrochen, schoss die Flammenwand nun auch auf Talulah zu - über sie hinweg, versengte sie. Flammen, grässlich gelbe Flammen züngelten auf ihrer Haut und sie bemerkte, wie auch sie selbst zu Asche zerfiel.



    Talulah riss die Augen weit auf. Es war mitten in der Nacht. Sie lag in ihrem Bett, schweissgebadet, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, ein dumpfes Trommeln das nicht langsamer werden wollte. "Es war nur ein Traum... es war nur ein Traum" redete sie immer wieder auf sich ein. Doch sie konnte sich nicht beruhigen. Das Bild von Drella, wie sie von den züngelnden Flammen eingehüllt wurde, schoss ihr durch den Kopf. "Es war nur ein Traum... es war nur ein Traum". Doch ganz egal wie oft sie diese Worte auch zu sich sprach, sie konnte keine Ruhe finden, das Bild brannte ihr auf der Netzhaut. Sie stand auf, öffnete die Tür und trat in den Gang, der wie ein Spiegelbild der Szene aus ihrem Traum war; so unglaublich lang und an seinem Ende - das Zimmer von Drella. Sie lief los, zuerst langsam und dann immer schneller, bis sie in einen Laufschritt fiel. Sie hämmerte mit der flachen Hand auf die Türentriegelung und trat ein. Unruhig schweiften ihre Augen über den Raum, ihr Atem ging stossweise, war gerade zu panisch. Der matte Lichtschein fiel auf Drellas Körper. Sie lag in ihrem Bett, ihre Brust hob und senkte sich sachte in rhythmischen Abfolgen. Es ging ihr gut- sie war wohl auf. Talulah stand einige Zeit nur da, als müsste sie sich vergewissern, dass auch wirklich alles in Ordnung war. Doch als Drella sich nun zu wälzen begann ob dem störenden Lichtschein, beschloss Talulah sie ruhen zu lassen. Sie trat zurück und die sich schliessenden Türflügel verbargen die zierliche Gestalt der Twi'lek vor ihrem Blick.



    Sich an die Wand lehnend, glitt sie langsam daran herunter, sank am Boden zu einem jämmerlichen Häufchen Elend zusammen. Dieser Traum steckte ihr noch immer in den Knochen. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit. Und ganz egal wie oft sie sich sagte, es war nur ein Traum, spürte sie doch das ein Funken Wahrheit darin verborgen lag. Wer konnte ihr versichern, dass dieser Traum nicht irgendwann Realität werden würde? Ihre Verfolger würden vor nichts halt machen, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie würden nicht davor zurückschrecken Unschuldigen etwas anzutun, nicht bei dem Geheimnis das sie zu verbergen suchten. Sie würden einfach jeden aus dem Weg räumen, der ihnen in die Quere kam.



    Joelan.... Joelan war unachtsam gewesen und sie, sie war es auch. Was für ein dummes Ding sie doch war. Sie hatte die Einsamkeit nicht mehr ertragen können und hatte es zugelassen, dass Personen in ihr Leben traten. Leute die sie allen Widrigkeiten zum Trotz lieb gewonnen hatte. Doch Freundschaft war ein Gut, das sie sich nicht leisten konnte. Freundschaft war etwas für jene, die Beständigkeit bieten konnten. Und das konnte sie nicht. Schon seit einem Jahr driftete sie unruhig hin und her, ruhelos und gehetzt wie ein Tier. Sie konnte nicht bleiben, sie durfte nicht bleiben, denn das würde bedeuten, dass sie ihrer Spur irgendwann bis zu ihrem Aufenthaltsort folgen würden und dann würden sie alle...



    Sie verscheuchte die grässlichen Gedanken. Es hatte keinen Sinn mehr länger darüber nachzudenken. Sie erhob sich und ging auf schnellstem Weg zurück in ihr Zimmer. Noch in Unterwäsche begann sie ihre Sachen zu packen, das Wichtigste zuerst, das Datapad und ihr Scanner. Die Daten aus dem Computer wurden heruntergeladen, doch die grossen Maschinen konnte sie nicht mitnehmen. Sie musste an Kriss denken, die freundliche Bekannte von Drella, die ihr mit ihren Droiden geholfen hatte einzuziehen, ansonsten hätte sie die schweren Lasten niemals tragen können. Sie wäre sicher ungehalten, wenn sie bemerken würde, dass sie verschwunden - und ihr ganzer technischen Kram noch da war. Doch es ging nicht anders. Sie musste weg, je schneller desto besser. Vielleicht konnte Kriss ihre Habseligkeiten ja zu einem günstigen Preis verkaufen. Das wünschte sie ihr jedenfalls. Bei dem Gedanken an Kriss, musste sie einen niederschlagenden Seufzer von sich geben. Kriss würde sie ebenfalls vermissen, auch wenn sie sie nur kurz kennengelernt hatte. Es war selten, dass Personen auf Nar Shaddaa hilfsbereit waren. Hier gab es oft nichts ohne eine Gegenleistung, etwas das ihr schon in jungen Jahren schmerzlich beigebracht wurde. Sie zog sich ihre Kleidung an, warf sich ihren Synthetikfaserparka über und zog die Kapuze tief in ihr Gesicht, so dass nur noch ein paar blaue Strähnen verräterisch hervorstachen . Ihr Koffer war jetzt vollgestopft mit Kleidung und ein paar technischen Spielereien, für mehr war kaum Platz und selbst wenn sie noch etwas hineinzwängen konnte, so war er bereits ungeheuer schwer. Aber schliesslich brauchte sie auch nicht mehr zum Überleben, als das was sie bei sich hatte. Jedenfalls vorerst nicht. Sie würde die Dinge die ihr fehlten nach und nach ersetzen. Ja, manche Dinge konnte man leichter ersetzen als andere, schoss es ihr durch den Kopf und dachte dabei unverwandt an ihre Mitbewohnerin. Sie wollte sich gerade zum gehen wenden, als sich ihr Gewissen meldete. Wieder Sprach es mit dieser vor Sarkasmus triefenden Stimme, gehässig und düster.



    "Du willst einfach so verschwinden, ohne etwas zu sagen ... ohne irgendetwas zu hinterlassen? Was für ein undankbares Miststück bist du eigentlich?"



    Die harten Worte trafen sie tief und der Widerhall der Stimme verebbte langsam in ihrem Kopf. War es wirklich schon so weit mit ihr gekommen. Hatte sie wirklich gar kein Ehrgefühl mehr? Sie ging zu ihrem Tisch, griff nach einem Blatt Flimsiplast und begann zu schreiben. Ihre krakelige Schrift füllte schon bald das Blatt. Es war eine kurze Nachricht, doch es war besser als gar nichts.




    "Drella, Kriss. Es tut mir leid, aber ich muss für eine Weile verschwinden. Es gibt Dinge in meiner Vergangenheit, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen und meine Familie ist davon betroffen.Sie brauchen mich jetzt, mehr denn je. Doch ich werde nie vergessen was ihr für mich getan habt. Ihr habt mir - einer Fremden ein Zuhause geboten und mich bei euch aufgenommen. Ihr habt mir gezeigt, dass es Hoffnung gibt für Nar Shaddaa, das nicht jede Person hier schlecht und niederträchtig ist. Ich hasse Abschiede, deshalb nehmt es mir bitte nicht übel, dass ich mich mit diesem Blatt Flimsiplast verabschiede. Es ist besser so. Macht mit meinen Gegenständen was ihr wollt, die technischen Apparate sind eine Menge Credits wert. Gönnt euch etwas davon, ihr habt es euch verdient. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann einmal wieder über den Weg laufen und das unter anderen Umständen, wenn sich die Wogen geglättet haben und mein Leben in ruhigeren Bahnen verläuft. Gebt auf euch acht. In Liebe.... Talulah"




    Sie las das Geschriebene noch einmal durch und legte das Blatt kurzerhand auf den Wohnzimmertisch. Vor der Eingangstür blieb sie stehen, gequält langsam sah sie sich noch einmal um. Das hier, war ein Ort an dem sie sich für kurze Zeit sicher gefühlt hatte. Ein Lichtblick in ihrem sonst so düsteren Leben. Sie wollte ihn sich so gut es geht einprägen und auch die Leute, welche diesen Platz überhaupt liebenswert gemacht haben. Ein bestimmtes Nicken wie als Zeichen zum Aufbruch und sie verschwand durch die Tür in die kalte Abendluft. Nichts kündete mehr von ihrer Anwesenheit, ausser dem faden Knistern ihrer Kleidung, das jedoch schnell verstummte. Erinnerungen verblassen, doch manche Dinge vergisst man nie.

  • [h1]Fragment 4[/h1]




    Talulah sass vor drei Bildschirmen, die in einem Halbkreis auf dem kleinen schäbigen Tisch aufgereiht standen und betrachtete darin die Fenster, die - facettenartig wie die Augen von Insekten - Aufnahmen von der Strasse, aber auch von anderen Orten zeigten. Es waren Bilder von Überwachungskameras der Huttsec.



    Nachdem Sie Drellas Wohnung verlassen- und in dieses kleine schäbige Loch gezogen war, hatte sie alle Rücksicht über den Haufen geworfen und begonnen auf kühneren Wegen nach ihren Freunden zu suchen. Es würde wohl nicht lange dauern, bis die Huttsec bemerken würde, dass eine beachtliche Menge ihrer Kameras durch einen ziemlich komplizierten Hack verändert wurden. Das führte dazu, dass die Aufnahmen nicht bloss in ihr Hauptquartier, sondern auch in eine andere Richtung gesendet wurden. Nämlich in eine kleine Wohnung am Rande des Durossektors. Talulah war bereits 3 Wochen hier und gab sich allerhöchstens noch eine weitere, ehe sie gezwungenermassen umziehen musste, bevor die Huttsec der Spur der mysteriösen Datenflut nachgehen würde. Sie konnte nur hoffen, dass ihr noch ein wenig Zeit blieb. Dann hiess es, alles abbauen, eine neue Wohnung suchen, alles wieder aufbauen - nur um das gleiche wieder und wieder zu repetieren. Doch was blieb ihr für eine andere Möglichkeit? Das Holonet gab nur so viel Informationen her und sie hatte es schon durchkämmt bis in den letzten Winkel; so schien es ihr jedenfalls bei all den überflüssigen Stunden die sie darin verbracht hatte. Da gab es nichts mehr weiter zu holen. Jetzt musste sie hoffen, dass ihr die Kameras die erhofften Infos brachten. Doch diese neue Herangehensweise hatte auch ihre Tücken. Die ganzen schlaflosen Nächte häuften sich.
    Lange konnte sie so nicht mehr weiter machen. Irgendwann würde ihr Körper vor Erschöpfung zusammenklappen und dann würde sie einfach liegenbleiben und nicht wieder aufstehen. Sie musste spöttisch schnauben ob diesem Gedanken. Das hier war der letzte Ort an dem sie vor sich hin vegetieren wollte. Ein zügiges Loch, bei dem der Putz von der Decke rieselte, Schimmel an den Wänden gedieh und Motten in der Nacht durch ihr Zimmer schwebten. Es stimmte zwar, dass sie sich schon immer Haustiere gewünscht hatte, aber von Motten war dabei nicht die Rede gewesen. Zusätzlich war es hier so hellhörig, dass sie das Gefühl beschlich sie würde alles mitbekommen, was in dem gesamten Gebäudekomplex vor sich ging.
    Als hätte jemand ihre Gedanken gelesen, begann es ein Stockwerk über ihr heftig zu poltern. Schrille Stimmen wurden erhoben. Ein stampfen, gefolgt von dem Geräusch von zwei Personen die sich durchs Zimmer jagten. Ja das waren ihre geliebten Nachbarn, die sich alle zwei Tage stritten und dann wieder versöhnten, nur um dann wieder zu streiten. Am liebsten wäre es ihr gewesen, sie würden es sich endlich eingestehen, dass sie nicht kompatibel waren. Aber nicht jedes Paar war so vernünftig. Vielleicht waren diese Streitereien ja das Einzige, was sie noch miteinander verband, traurig aber wahr. Und so lauschte Talulah missmutig dem Wortwechsel, den aufgebrachten Stimmen und dem Klirren von zerbrechlichen Gegenständen. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie das nicht lange durchhalten würden. 20- bis 30 Minuten gab sie ihnen noch höchstens.



    Auf einmal begann ihr Comlink zu piepen. Sie wollte es ignorieren, doch sie konnte es nicht. Es war in ihren Handschuh - oberhalb des Handgelenks - integriert, den sie in diesem Moment trug und die Vibration des Geräts zog sich gerade durch den ganzen Unterarm, was ziemlich störend für ihre Arbeit war. Also nahm sie ab mit einer mehr als apathischen Stimme.
    "Ja? Was gibts?"
    Trish war auf der anderen Leitung, der Code ihres Comlinks wurde in leuchtenden Ziffern wiedergegeben.


    "Lu, was ist bloss los mit dir? Du warst heute nicht bei der Arbeit, schon wieder nicht. Felicitas war ausser sich vor Wut. Ich habe versucht sie zu beruhigen so gut es ging; aber sie meinte, wenn du Morgen nicht zur Arbeit erscheinen würdest, dann würde sie dich fristlos entlassen. Ich meine... du hättest das Funkeln in ihren Augen sehen sollen. Sie meint es wirklich ernst Lu. Das ist kein Scherz."


    Lu schluckte einmal leer. Sie war nicht zur Arbeit erschienen, weil sie die ganze Nacht über auf diese Monitore gestarrt hatte, in der Hoffnung einen Hinweis auf einen ihrer früheren Kumpane zu finden. Aber wieder mal war nichts passiert. Am Morgen war sie so dermassen übermüdet gewesen, dass sie einfach liegen blieb. Der Wecker hatte gepiept und getobt aber sie hatte einfach weitergeschlafen, als wäre sie tot. Erst gegen Abend hatte sie ein Auge geöffnet und bemerkt, wie spät es eigentlich war. Und damit nicht genug, hatte sie jetzt noch Abdrücke von der Tastatur auf ihrem Gesicht. Aber das war jetzt nicht wichtig. Sie musste sich schnell eine Ausrede einfallen lassen. Sie hustete ein wenig in ihr Comlink und gab sich die beste krächzende Stimme, die sie nur konnte.
    "Entschuldige Trish.... ich bin gerade ziemlich krank, ich kann mich kaum ...rühren. Es ist ziemlich schlimm. Schüttelfrost und Schweissausbrüche. Das muss wohl dieser ....Junkie gewesen sein, der mich angesteckt hat." Sie hustete einmal Rotz und Galle in ihr Comlink, was so schauderhaft klang, dass es wohl jede Person zusammenzucken liess, die auch nur entfernt etwas davon mitbekam.
    "Ich meine, wir mussten ihn aus der Simulation rausholen, weil seine Werte so in den Keller gesackt sind und als ich ihm die VR-Brille vom Kopf nahm, hat er mir direkt ins Gesicht gehustet. Unappetitlich sage ich dir, unappetitlich. Und jetzt.... habe ich den Schlamassel."
    Innerlich hasste sie sich dafür. Jetzt log sie bereits Trish an, eine der wenigen Personen die noch zu ihr hielt, obwohl ihr eigenes Verhalten immer merkwürdiger wurde; alle anderen Mitarbeiter des 1Way4u2B fragten sich bereits was mit ihr los war. Aber Trish war nicht so, sie war gutgläubig.


    "Lu, das tut mir so leid. Ich werde Felicitas morgen alles erklären. Ruh dich gut aus, ja?"


    Lu hatte einen Kloss im Hals. Jetzt zwang sie bereits Trish für sie zu lügen. Sie war wirklich ein Miststück. Für einen Moment zögerte sie, wollte der Person auf der anderen Leitung die Wahrheit sagen; das sie nach jemandem aus ihrer Vergangenheit Ausschau hielt. Doch das würde nur viel zu viele Fragen aufwerfen, welche nicht nur ihre eigene Sicherheit- sondern auch die von Trish gefährden würden. Und deshalb log sie weiter. Es waren die Schuldgefühle, die ihre Worte so schwer wie Beton werden liessen, so dass sie drohte daran zu ersticken.
    " Entschuldige....., dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Es ...wird bestimmt wieder alles gut."


    "Ja bestimmt. Gute Nacht Lu und gute Besserung."




    Trishs Stimme verebbte, das Piepen und Vibrieren hörte auf. Leider war der Krach über ihr immer noch in vollem Gange. Das Pärchen schrie sich unentwegt an und warf alles was sie in die Finger kriegen konnten durch die Gegend. Das letzte Geschoss musste eine Pfanne gewesen sein, denn das Etwas kullerte soeben mit einem dumpfen, hellen metallischen Klang über den Boden und kam bei der Wand mit einem Scheppern zum Stillstand. Die marschierenden Füsse hatten zur Folge, dass es noch mehr Putz von der Decke regnete.
    Talulah blickte in Gedanken versunken auf den mittleren Bildschirm. Sie hatte genug.... sie hatte einfach genug. Sie suchte bereits so lange und hatte kaum Indizien gefunden, nicht einmal die Kameras konnten ein Lebenszeichen ihrer Freunde ausmachen. Keine der Personen auf den Aufnahmen, kamen auch nur Vergleichsweise der Beschreibung ihrer Freunde nahe. Sie dachte daran aufzugeben. Vielleicht musste sie einfach akzeptieren, dass die Anderen es nicht geschafft hatten, dass sie alleine war. Doch was hatte es dann noch für einen Sinn weiterzukämpfen? Für einen Moment zog sie in Erwägung sich der Synthroid Industries auszuliefern. Sie wollte nicht mehr kämpfen, sie wollte nicht mehr in Angst leben. Sie hatte das Dasein eines Schattens satt, der abseits der Gesellschaft lebte, unbeachtet und verstossen. Es war ein scheussliches Leben, ein Leben das sie nicht mehr führen wollte.
    Der Krach über ihr wurde lauter. Wieder ein Poltern und ein Klirren. Talulah rieb sich mit ihren Fingern ihre Schläfen; so stark, dass es schmerzte. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles drehte sich. Der Kummer, der Frust, die Enttäuschung, all das lag schwer auf ihrer Brust, schnürte ihr die Kehle zu. Schliesslich machte sie sich Luft. Sie schrie ihre Enttäuschung in die Welt hinaus mit einem markerschütternden Schrei, der Gläser zum zerbersten hätte bringen können. 10 Sekunden schrie sie einfach nur vor sich hin, bis ihr der Atem ausging und ihr ganz schwindelig wurde. Sie biss sich in die Faust, damit sie nicht erneut damit anfing.
    Jetzt war alles still. Selbst das Pärchen hatte innegehalten mit ihrem Kleinkrieg, wohl durch die Annahme bestärkt, dass irgendjemand in der Wohnung unter ihnen gerade sein grausiges Ende fand. Und irgendwie hatten sie recht damit. Irgendjemand war gerade dabei seinen Verletzungen zu erliegen und dieser jemand war Talulahs Kampfgeist.



    Sie hob gerade den Blick an, die Gedanken immer noch düster und schwer, als es passierte. Auf einem der vielen facettenartigen Fenster regte sich etwas. Eine Stichflamme schoss plötzlich aus einem Cyberware Laden, durchbrach die Fensterfront, die zusätzlich mit Stahlträgern gesichert war, gefolgt von einer weiteren Explosion. Das Ganze Gebäude schien auf der Aufnahme zu Zittern. Jetzt fielen lauter metallische Einzelteile wie ein Regenschauer auf die Strasse. Doch damit nicht genug, trat alsbald ein junger Mann aus dem zerstörten Fenster. Sein langer Mantel aus dunkelbraunem Fallschirmstoff flatterte hinter ihm im Wind wie eine Fahne. Die Tätowierung einer Kette fing neben der Schläfe am Haaransatz an und lief bis zum Kieferknochen hinunter, und alle paar Sekunden, wenn die Implantate unter der Haut pulsten, stach sie dunkler hervor. Doch noch viel eingängiger waren seine Cyberaugen, welche gespenstisch fahl und kalt wirkten. Er hob den Blick zur Kamera an, sah direkt hinein und setzte ein breites, selbstgefälliges Grinsen auf. Sie kannte diesen Mann, er war unverwechselbar. Es war Jedred!



    Ohne, dass es ihr bewusst wurde, war sie aufgesprungen. Ihre Hände lagen flach auf dem Tisch und sie starrte noch immer ungläubig auf das Bild. Ihr war ganz flau im Magen. Dieser arrogante Affe!!! Sie hatte ihn schon immer für einen grosskotzigen Angeber gehalten, aber niemals für lebensmüde. Jegliche Huttsec oder Synthdroidtruppe in der Umgebung würde jetzt zu diesem Cyberwareladen schwärmen. Was hatte er sich nur dabei gedacht?!
    Sie musste etwas unternehmen, sie konnte ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Sie betrachtete die Kamera, welche die Aufnahme gemacht hatte. Der Ort war nicht allzu weit von ihrer Wohnung entfernt, wenn sie sich beeilen würde, konnte sie noch vor der Syhntroid bei ihm sein. Sie schnappte sich sogleich alles Nötige. eine Umhängetasche mit EMP-Granaten. Ihren EMP-Handschuh, verstaute den Blaster in der Halterung um ihre Hüften - überprüfte noch einmal ihr modifiziertes Datapad, das sie vielleicht schon bald benötigen würde, um sich in die Schaltkreise eines Droiden zu hacken. Sie hatte schon so lange nicht mehr gekämpft. Sie hoffte innständig, dass es heute nicht dazu kommen würde, das sie dort eintreffen- sich Jedred schnappen und zusammen mit ihm davonlaufen konnte. Endlich hatte sie eine Spur die Erfolg verhiess, sie durfte diese Chance nicht verstreichen lassen.



    "Jedred, ich komme" sagte sie entschlossen zu sich selbst, ehe sie in den Gang hinausstürmte und die Tür hinter sich zuschlug, so dass der Putz abermals von der Decke rieselte.

  • [h1]Fragment 5[/h1]





    Das Wasser spritzte von der Pfütze auf, als Talulah mit ihrem festen Schuhwerk hineintrat und sogleich weiterrannte. Sie hatte kaum Zeit ihren Blick auf die Neonreklamen auszurichten, die an beiden Seiten der Strasse an ihr vorbeizogen, so dass die Welt um sie herum in grelle Schlieren verwandelt wurde. Und was die Personen angingen, die ihr begegneten. Nun, es waren kaum welche anzutreffen. Es war spät, zu spät für die meisten Bewohner Nar Shaddaas, als dass sie das Risiko einer ungemütlichen Bekanntschaft eingehen wollten. Sie konnte aus den Augenwinkeln gerade noch die Umrisse einer ziemlich ausgemergelte Gestalt erkennen, die in einer Ecke zusammengekauert, sachte vor und zurückwippte; wohl ein Drogensüchtiger, der sich seinen Halluzinationen hingab. Die ganze Gegend zog an ihr vorbei, rasant und unaufhaltbar. Sie schaute auf ihren Arm, auf das modifizierte Datapad. Der Standpunkt des Cyberware-Geschäfts in das Jedred vor kurzem eingebrochen war lag ganz nahe. Nur noch eine Strasse und sie wäre da. Sie wappnete sich innerlich schon darauf ihm gegenüber zu treten. Sollte sie ihn anschreien wegen dieser Dummheit oder ihn einfach nur umarmen. Sie war sich nicht sicher wie sie reagieren würde, sie würde einfach alles dem Zufall überlassen. Doch sie kam nicht umhin sich innerlich auf das Zusammentreffen mit ihm zu freuen. Endlich, endlich war jemand ihrer alten Gruppierung wieder aufgetaucht. Sie war nicht mehr alleine, denn jetzt wäre Jedred hier, dem sie sich anvertrauen konnte.
    Sie bog um die Ecke und stand direkt vor dem übel zugerichteten Cyberwareladen. Glassplitter lagen auf dem Boden verstreut, kleine Metallteile vermischt mit Überresten von Hydraulikgear und geschmolzenem Chrom. Es war ein Chaos. Das musste sie Jedred lassen, er wusste wie man Eindruck hinterliess. Noch schien niemand hier zu sein, alles lag still da. Selbst von Jedred war keine Spur, aber weit konnte er nicht gekommen sein. Es waren erst 20 Minuten vergangen, seit sie die Aufnahme empfangen hatte. Die Strassenlampe flackerte, beschädigt von der Explosion sah sie ziemlich mitgenommen aus, so schräg stehend wie eine vom Wind abgeknickte Palme. Talulah lief langsam auf die Öffnung in der Fensterwand des Cyberwareladens zu, begleitet vom Knirschen des Glases unter ihren Füssen.
    Die Silhouette eines Schattens war jetzt kaum merklich in der Fensteröffnung zu erkennen und trat langsam auf Talulah zu.






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    "Jedred, bist du das?"




    Doch es kam keine Antwort. Erst jetzt bemerkte sie, dass der dunkle Umriss der sich mehr und mehr abzeichnete, viel zu schmal und zu hoch war, um als Mensch wahrgenommen zu werden. Langgliedrig glitt das Wesen langsam auf sie zu und dann, öffnete sich das rote Visierauge, richtete sich auf ihre Person, so dass sie ihr Gesicht abschirmen musste, damit es sie nicht blendete. Ruhig in der Öffnung des Fensters stehend, betrachtete es sie für einen kurzen Moment, abwartend und zögernd. Der Attentäterdroide war gerade dabei sie auf ihre Bewaffnung zu scannen, was kaum mehr als ein paar Sekunden in Anspruch nehmen würde.
    Talulah kannte die Baupläne dieser Droiden, sie hatte jene zusammen mit anderen brisanten Daten aus dem Zentralspeicher des Kongressgebäudes der Synthdroid extrahiert. Dieses Wissen würde ihr jetzt zu Gute kommen, denn sie wusste wo die Schwachpunkte dieser Serie lag. Die Codierung, die ihre Waffensysteme aktivierte oder deaktivierte, war ihr bekannt. Ebenso die Programmierung des Gehirnchips, die dem Droiden die nötige Eigeninitiative verlieh. Sie würde einfach die beiden Deaktivierungscodes eingeben und der Attentäter wäre daraufhin wenig mehr als ein ziemlich unansehnlicher Blecheimer. Sie musste aber schnell sein. Hastig flitzten ihre Finger über das Datapad an ihrem Arm. Der Droide würde den Deaktivierungscodes nichts entgegenzusetzen haben, waren es doch Vorsichtsmassnahmen seiner Erbauer, damit dieser sich nicht plötzlich absetzen und verselbständigen konnte.
    Talulah sog die Luft scharf ein. Der Attentäterdroide war gerade dabei sein integriertes Blastergewehr auf ihren Kopf auszurichten. Sie hörte ein Klicken, dass sie zusammenzucken liess, doch die Waffe feuerte nicht. Sie hatte es geschafft. Der Droide war in seiner Handlung, wie zur Salzsäule erstarrt. Auf diese Art und Weise hatte sie schon ein paar dieser Droiden unschädlich gemacht. Synthdroid wurde langsam nachlässig. Zufrieden wendete sie sich ab, um ihre Suche nach Jedred fortzusetzen. Sie trat auf die Strasse hinaus, das Glas unter ihren Füssen begann dabei wieder zu knistern. Doch dann erregte ein Geräusch ihre Aufmerksamkeit, das sich über das beruhigenden Knirschen des Glases legte. Das Geräusch von maschinellen Gelenken. Mit Entsetzen blickte sie über ihre Schulter zurück. Der Droide hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, trat nun ebenfalls mit präzisen Schritten durch das Fenster auf die Strasse. Die Waffensysteme schienen immer noch deaktiviert, sonst hätte er bereits auf sie gefeuert - doch irgendetwas hatte sich an dem Hirnchip des Droiden verändert, so dass der Deaktivierungscode keine Wirkung zeigte. War der Hirnchip ausgewechselt worden? Sie schüttelte ein wenig den Kopf. Wie dem auch sei, sie musste sich später damit befassen. Selbst ohne Bewaffnung war der Droide mit seiner übermenschlichen Kraft mehr als gefährlich.



    Talulah griff nach ihrem Blaster und hob die Waffe an, um der langgliedrigen Kampfmaschine vor sich in den Kopf zu schiessen. Sie hatte nur eine Sekunde weggesehen, doch als sich ihr Blick wieder anhob, klappte ihr die Kinnlade herunter. Der Droide war nicht untätig geblieben - wie ein Speer, funkelte jetzt in den metallischen Klauen der spitz zulaufende Teil der Strassenlaterne; das Kopfstück flackerte unterdessen unablässig hinter dem Droiden vor sich hin, wie eine elektronisch aufgeladene Stecknadel.
    Sie konnte sich gerade noch ducken, ehe die Stange - einem Baseballschläger gleich- über ihrem Kopf hindurch fegte und sie um ein Haar enthauptete. Sie zielte mit dem Blaster auf den Rumpf des Droiden, doch bevor sie den Abzug betätigen konnte, traf sie ein kräftiger Tritt in die Bauchregion und sie wurde wie eine Puppe über die Strasse gegen das gegenüberliegende Gebäude geschleudert. Die Luft wurde ihr aus den Lugen gepresst, der Geschmack von Eisen erfüllte ihren Mund. Als sie sich mühsam aufzurappeln begann, merkte sie, dass etwas fehlte. Der Blaster war weg - entglitten aus ihren tauben Händen - trieb er unauffindbar in diesem Meer aus Blechstücken. Jetzt half nur noch die Tasche mit den EMP-Granaten. Auch jene war nicht mehr an ihrem angestammten Platz. Der Aufprall hatte dazu geführt, dass der Riemen gerissen war - und die Tasche nun eine Armeslänge von ihr entfernt in den Glasscherben lag. Sie wollte soeben danach greifen, als sie etwas glitzerndes aus den Augenwinkeln wahrnahm. Schnell zog sie den Arm zurück - gerade noch rechtzeitig- ehe an dem Ort wo ihre Hand vor kurzem noch verharrt hatte, der Laternenmast aus dem Boden ragte.
    Diese elende Maschine lernte schnell. Je länger sie gegen sie kämpfen würde, desto mehr Daten würde sie über ihre Person sammeln und desto schwieriger würde es werden gegen sie zu bestehen. Jetzt konnte sie nur noch eines tun... fliehen. Sie rannte los, so schnell sie konnte, ihre Glieder schmerzten immer noch von der Kollision, doch darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie musste Distanz gewinnen. Sie kannte die Gegend hier wie ihre Westentasche, sobald sie um die Ecke gebogen war, konnte sie versuchen durch irgendeinen Belüftungsschacht zu entkommen oder einen Zickzacklauf durch die Seitenstrassen einschlagen. Irgendwann würde es sie aus dem Visierauge verlieren.



    Etwas krachte in diesem Moment hinter ihr zu Boden, so dass sich die Metallplatten verformten. Sie konnte die Kraft spüren, mit der dieses Etwas hinter ihr einschlug. Sie dachte der Droide hätte lediglich einen Gegenstand geschleudert, doch dann wurde sie auf einmal von hinten gepackt. Etwas zog an der Kapuze ihres Synthetikfaserparkas, so dass es ihr abermals die Luft raubte. Sie verfluchte sich innerlich dafür, dass sie in der Wahl ihrer Kleidung so wählerisch war. Synthetikfaser war ziemlich reissfest und das wurde ihr in diesem Moment zum Verhängnis. Der Attentäterdroide stand hinter ihr, riss kräftig an der Kapuze - zog sie zurück- und schleuderte sie im gleichen Zug daran haltend gegen die Mauer des Gebäudes. Sie sah Sterne und ihr ganzer Körper fühlte sich auf einmal taub an - sie drohte das Bewusstsein zu verlieren. Der Griff an ihrer Kapuze lockerte sich, nur um sich dann wesentlich gnadenloser um ihre Haare zu legen und sie hoch zu ziehen, so dass sie in der Luft baumelte. Der Schmerz riss sie erneut zurück in die grausige Realität. Sie sah dem Droiden direkt in das rote Visierauge das sie gefühlskalt zu mustern schien und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich die klauenartigen langen Finger seiner freien Hand aneinander legten. Wie eine kurze, verhängnisvolle Klinge hielt er ihr die flache Hand vor die Brust. Game over... schoss es ihr in diesem Moment durch den Kopf. Ein kräftiger Stoss der Androidenhand und sie wäre tot; und anders als in einer Simulation, würde sie diesmal nicht erwachen und quicklebendig mit Trish einen Caf trinken gehen. Nein, sie wäre tot und zwar für immer.
    Sie wollte sich aus dem Griff winden, aber dieser blieb eisern und führte nur zu, dass noch mehr Schmerz ihre Kopfhaut durchfuhr. Lichter tanzten vor ihren Augen und sie bemerkte wie sie nun wirklich das Bewusstsein verlor. Doch verspürte sie in diesem Moment keine Angst, lediglich tiefes Bedauern, dass sie ihre Freunde nun einfach in dieser schrecklichen Welt zurückliess.



    Jedred, Shae, Whiskers, Bertramm... es tut mir leid



    Die Worte kamen ihr nicht mehr über die Lippen, dafür war sie zu entkräftet. Sie huschten nur in ihrem Kopf umher, körperlosen Geistern gleich, ehe sie ins Nichts abzudriften drohte. Sie schloss die Augen und erwartete bereits das kühle Metall in ihrem Brustkorb zu spüren, als drei kurze Zischlaute die stille Gegend erfüllten.Irgendetwas nasses besprenkelte ihr Gesicht das widerlich nach Öl stank. Die Augen wurden blinzelnd geöffnet und sie bemerkte, wie dem Attentäterdroiden drei schlanke Vibromesser aus dem Kopf ragten.
    Wie ein gefällter Bäume, fiel sie im Griff des erschlafften Droiden- zusammen mit diesem - gen Boden, auf den von Glasscherben übersäten Untergrund. Die ganze Welt hatte sich nun seitlich gelegt und sie sah zu, wie zwei Stiefel über den Boden auf sie zu schritten. Das Knirschen war das letzte, was sie noch wahr nahm, ehe die Kraft aus ihrem Körper wich. Schwärze ummantelte sie wie ein Kokon, ein wohliger, ruhiger Kokon der Stille.


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