Wie Blätter im Winde


  • (Bildnutzung mit freundlicher Genehmigung des Künstlers "AlexJoyce", Deviantart)


    Die militärische Akademie zu Dromund Kaas, wir schreiben das Jahr 19 nach dem Vertrag von Coruscant (nVC).


    Der Bereich für festgestellte Affinitäten / Fachrichtung Gefechtsfeld - Aufklärung, Kaserne 9, Paterre Trainingsanlagen, Verantwortlicher: Gunnery Sergeant des Moines.
    Sergeant Anzorn des Moines bewegt sich unstet hin und her, die Linke hinter dem Rücken und mit der Rechten wild gestikulierend.
    Ein junger blonder Mann befindet sich vor ihm am Boden in Liegestützpostition, zitternd, schweißnaß. Regungslos. "Was ist los mit Ihnen, Mayborne? Sie zittern ja wie die Beine einer unterernährten Nymphomanin, Mann! Runter!" Das penibelbst frisierte Haar des Angesprochenen liegt schon länger nichtmehr, wie es sollte. Er setzt den Befehl um, lässt sich langsam hinunter und achtet darauf, ja den Boden nicht zu berühren. "Und wieder halten. Und falls Sie sich fragen sollten, wielange wohl dieses Mal, dann kann ich Sie beruhigen. Kaum länger als Ihr nachgewiesenermaßen mehr als unnötiger Erzeuger sich wohl Zeit nahm, eine Spermienspur wie Sie zu zeugen. Hab selten was erbärmlicheres gesehen, Mann! Reißen Sie sich zusammen! Wo wären wir denn hingekommen, wenn die ruhmreiche Armee unseres glorreichen Imperiums - na?"
    "Heil...dem Imperium, ...Sir!"
    "Verflucht richtig, sie Einzeller! Wenn all unsere Reihen so abstoßend schwächlich wie Sie wären, Mayborne? Reden Sie schon, Mann! Und hoch!" Der Körper des drahtigen Blonden erbebt, als er sich mit letzten Reserven schier endlos langsam wieder nach oben drückt. Es ist seine Zweiundvierzigste an diesem Morgen. Binnen zweiundvierzig Minuten. "Ver...nicht..et, Sir!" entgegnet dieser flatternd. "Ganz recht, Mayborne. Vernichtet! Vernichtet von einem Rudel Samtträgern, die mit dünnen Lampen kämpfen, Mayborne! Das wären wir! Wären wir dann stolz, Mayborne? Wären Sie es denn? Sind Sie stolz, Mayborne?"
    Eine angemessene Frage, von den aktuellen Umständen einmal abgesehen. Seine rechte Gesichtshälfte pulsiert heftig. Ja, er war stolz. Stolz darauf, es auch ohne aktive Elternteile geschafft zu haben, Asyl 39 sei dank. Er war stolz darauf, sich eine Chance erarbeitet zu haben, die es ihm ermöglichte, aus dem Schatten seines Zeit seines Lebens inhaftierten Vaters zu treten. Stolz darauf, ohne die Liebe einer Mutter durchgekommen zu sein ohne durchzudrehen, wie das Mädel aus seinem Jahrgang. Und er war stolz darauf, die Narben auf besagter Gesichtshälfte zu tragen.
    "J..ja, Sir..!" kommt es stammelnd. Die leicht heisere, rauchige Stimme des Blonden bebt. "Das reicht, Mayborne. Auf was kann ein genetisches Wunder wie Sie denn stolz sein? Wenn ich Ihrem Gezittre noch ein wenig länger zusehe bekomme ich noch Wahrnehmungsstörungen! Gehn Sie duschen, Mann. Dreizehnhundert gehts weiter mit dem Mittagslauf. Abtreten!" Chester liegt am Boden, atmend, zitternd und im Versuch begriffen, die Gedanken zu sammeln. Siebzig Minuten, um zu Duschen, um Essen zu
    fassen, die malträtierte Muskulatur aufzulockern. Bereit zu werden für den dreißigminütigen, stets in angezogenem Tempo zu absolvierenden Lauf. Er versuchte stets, sich darauf mental vorzubereiten indem er sich sagte daß genau jener Lauf ihn näher an sein Ziel würde bringen können: Aufklärer zu werden.


    Es war nicht immer sein Traum, ein Scout zu sein. Im Grunde genommen hatte er wenige Träume, seine Zukunft betreffend. In einem der Asyle für "vormundsfreie Heranwachsende", wie es im allgemeinen imperialen Jargon eine übliche Bezeichnung war, wurden Träume aberzogen. Fantasie war fehl am Platz, persönliche Wünsche galten als psychologische Auffälligkeiten. Gerade hatte er die Kernprüfungen absolviert und in den Ergebnissen, welche auf übergroßen Monitoren im Hof der Akademie abgebildet wurden, zwischen den andren seinen Namen gefunden, als es ihm zum ersten Mal bewußt ins Gesicht sprang.
    "Mayborne, Chester: Zuweisung nach Affinität und Talentschwerpunkten: Gefechtsfeld - Aufklärung"
    Es traf ihn wie ein Schlag. Er hatte damit gerechnet, in irgendeiner Infanteriesache zu landen, wie die meisten anderen. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er sich...anders. Besonders. Im durchaus positiven Sinne. Keine zwei Wochen später saß er auf dem Gleiter, das Schulungs - und Testüberwachungspersonal checkte die Maschine. Er erinnert sich stets genau...wie er das Gerät startete. Anschlüsse und Sicherungen entfernt wurden. Wie er beschleunigte, erste Hindernisse umkurvte. Wie des Moines Stimme, markerschütternd wie eh, durch sein Helmcom knisterte.
    "Raufschalten, Mayborne! Bei dem Tempo bringen sie ja nichtmal die Haare meiner Mutter durcheinander!"
    "Beschleunigen Sie, Mayborne! So ein Ding macht erst Spaß, wenn die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr abfließen!"
    "Was ist...Abbruch, Abbruch!"
    Bilderfetzen. Die rechte Seite des Gleiters brach nach unten weg, Chester verlor den Halt und rutschte vom Lenker ab. Geröll und kleinere Felsbrocken jagten unter ihm vorbei, während sich die Ansicht näherte....dann verliert sich seine Erinnerung. Die Wochen danach verbrachte er im akademischen Militärhospital. Begnügte sich damit, zu lesen. Seinen Geist zu formen, sich vorzubereiten.
    Aufklärung! Wie ein leuchtender Pfahl, übergroß, zentral stand dieser Begriff seit seinem Erwachen inmitten seiner Gedankenwelt. Alles drehte sich darum. Scout. Nur sieben Kadetten waren derartig einsortiert worden. Sieben von über Achthundert.


    Natürlich gab es damals diese Kleine, eine der Schwestern. Sie hatte die Frühschicht und brachte ihm jedesmal sein Frühstück. Setzte sich, wenn es niemand bemerkte, auf den Rand seines Bettes und versuchte, ihn zu vergesellschaften. Wies ihm einen weiteren, persönlichen Mangel auf, obwohl sie offensichtlich nur vernarrt in ihn war. Chester war nicht sonderlich gut darin, persönliche Kontakte aufzubauen oder gar zu pflegen. Und Weibergeschichten, wie sie sich andere seiner Kameraden erzählten und damit prahlten, hatten ihn noch nie interessiert. Nicht, daß er das männnliche Geschlecht bevorzugen würde, nein. Es war einfach noch nie wirklich relevant in seinem Leben gewesen.


    "Mayborne! Laufen Sie, oder ich verpasse Ihnen ein paar Treffer hiermit, dann können Sie sich Räder montieren lassen um schneller zu werden!" Gunnery Sergeant des Moines trabt, scheinbar locker und gerade erst eine glänzende Stirn entwickelnd, salbadierend neben dem angehenden Aufklärer her, der alles gibt. Das hellgraue, kurzgeschorene Haar des Veteranen, dessen Brust bei jedem Schritt metallbehangen klimpert, schimmert in der Mittagssonne. Irgendwann nahm man dessen Speicheltröpfchen einfach nichtmehr wahr, und sein Gefuchtel mit dem Jubiläumsblaster war zu einer peripheren Erscheinung verkommen. Der narbige, junge Blonde beißt die Zähne zusammen. "Ich schwöre Ihnen Mayborne, wenn wir nicht um Punkt Dreizehnhundertdreißig wieder auf dem Hof sind, schrubben Sie die Stiefel sämtlicher Offiziere hier. Schneller, hab ich gesagt! Mann, das scheint sie ja richtig geil zu machen, was? Mal auf Knien vor ihren Vorgesetzten, wie?"
    "Nein Sir!"
    Er hasst sexuelle Anspielungen jedweder Art einfach, erst recht, wenn sie ihm auf solcherlei Weise an den Kopf geschmettert wurden. Überhaupt versteht er nicht, weswegen darum teils ein solches Aufhebens gemacht wurde. Es lenkt ab, beschäftigt, wo man konstruktiver sein konnte und zieht allzu häufig langwieriges Leid nach sich. Er konnte Beispiele dieser Art zuhauf im Rahmen seines Umfeldes an der Akademie beobachten, und es erschien ihm...überflüssig. Sinnfrei. "Dann traben Sie endlich an, sie unterprivilegierte Pussie!" dringt es von rechts feucht in sein Ohr. Er zieht das Tempo nochmals an, mittlerweile mit geöffnetem Mund und deutlich hörbarem Keuchen. Als das Tor zur Ausbildungskaserne in sein Blickfeld gerät. zuckt sein gesunder Mundwinkel. Seine Art, zu lächeln.
    "Bei allem was mir heilig ist, grinsen Sie etwa, Mayborne? Ich schwöre, sollten Sie diesen Kurs lebend zu Ende bringen, mache ich Ihnen ihr Leben zu einer Wallfahrt des Schmerzes, Mann! Laufen Sie! Bei den Sternen, ich fange gerade an zu schwitzen und sie sind nichtmal mehr in der Lage, Ihren eigenen Rotz zu kontrolliern, Mann!"


    Dromund Kaas, wir schreiben das Jahr 21 nVC.


    Nach Abschluß des Zusatzlehrganges für Gefechtsfeld-Aufklärungs-Affine ist es des Moines, einmal mehr, vor dem Chester steht.
    "Ich bin stolz auf Sie, Mayborne. Hätte nie gedacht, daß Sie mich mal beeindrucken, Mann. Sie wissen vielleicht, daß es mir freisteht Empfehlungen auszusprechen. Ich habe Sie an Tengulans Bastards, Balmorra, empfohlen. Machen Sie mir keine Schande, Mayborne. Ich bin nicht gerade bekannt dafür, sowas zu machen. Und jetzt raus hier." Damit war seine Kadettenzeit offiziell beendet, und er war schneller auf Balmorra gelandet, als es ihm lieb war. Captain Molagen Tengulan war ein Brocken von einem Kerl und sah aus, als würde er Männer wie des Moines morgens zum Caf holen jagen - aus reiner Freude. Tengulans Bastards waren ein Regiment von Veteranen, sämtlichst hochgewachsene, brutale Erscheinungen von im Schnitt mindestens Mitte Dreißig. Kampferfahrene Recken, deren narbige Gesichter so ganz andere Geschichten zu erzählen wussten. Chester war eingeflogen worden, weil er diesem Regiment zugeordnet worden war - nicht zuletzt, sicherlich, aufgrund des Moines Empfehlung.
    Allerdings war diese Erfahrung - glücklicherweise - lediglich eine Woche kurz, denn er schätzte die Regularien imperialer Militärs offensichtlich ein wenig zu sehr für diese Umgebung. Seine Kameraden sind nicht nur äußerlich grobschlächtige Gesellen, und sie halten mit ihren Ansichten nicht hinter dem Berg. Allein diese beiden wesentlichen Unterschiede hätten ihm beinah mehr als nur diese eine körperliche Auseinandersetzung eingebracht. Einer seiner neuen Kameraden hatte sich, wenn auch halblaut, konträr zur Imperatorin geäußert, und Chester hatte die Luft scharf hörbar eingezogen, weil er sich der Anmaßung des Anderen bewußt war. Allerdings schlugen die Chronos hier ein wenig anders, und so gingen beide - sehr zur Verwunderung Tengulans selbst - fast ansatzlos zur "manuellen Standpunktverteidigung" über.
    Tengulan zitiert Chester in sein Büro, ein erwartetes Gespräch findet statt, Chester fliegt nur eine halbe Stunde darauf wieder gen Kaas ab. Zurück ins Kadettentum versetzt, fühlte es sich für ihn mies an. In seiner Hospitalzeit hatte er sich auch zu roten Weinen belesen, und so nutzte er die Wartezeit auf den nächsten, hoffentlich endlichen Marschbefehl zumindest in den Abendstunden gern einmal, um in das allseits bekannte Nexus zu marschieren. Rote Weine zu kosten. Verschiedenste Kameraden und solche, die es werden sollten, zu beobachten.
    So vergingen Tage und Wochen, bis er seinen erneuten Marschbefehl erhielt: 17. Sturmregiment Kaas. Dieser Tengulan hatte ihm den Kopf gewaschen und ihn dann, beinah väterlich, zur Seite genommen. Ihm alles noch einmal erläutert, keine der möglichen Gefahren, interne inbegriffen, ausgelassen. Und ihm versichert, er würde in einer anständigen Kompanie seinen Dienst antreten können. Und nun das.
    Das Siebzehnte war bekannt, wie berüchtigt. Was Chester Mayborne angeht, eher letzteres, denn besagtes Regiment war jahrelang verschwunden, und dies just nachdem die Angriffe durch das ewige Imperium auch auf Dromund Kaas begannen. Er hatte seine Ansichten, doch als er den Marschbefehl las, begannen die Zweifel. Waren sie aus Feigheit flüchtig geworden, oder hatten sie tatsächliche Schwierigkeiten gehabt? Welche Charaktere würden ihn erwarten? Oder waren sie vielmehr doch, wie diese Kleine, Lee, im Brustton der Überzeugung und bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich gab...Helden?
    Es ist an der Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen. Zumal Eindrücke und Ideen anderer Individuen nicht dazu nutzten - zu vieles davon war meist zu subjektiv, seiner Meinung nach.
    Alle nötigen Unterlagen waren abgearbeitet und unterzeichnet. Eingangsuntersuchungen und Erstimpfungen erledigt, das Willkommen standesgemäß mit Frischfleisch wie ihm im Dreck vollzogen. Chester hatte eine Koje im Mannschaftsraum zugewiesen bekommen, und er war durchaus zufrieden - durch eines der Fenster konnte er immerhin die Sterne sehen, und er hatte einen eigenen Spind.


    Private Chester Mayborne, 17. SRK. Das Licht war verloschen, und er liegt in seinem Bett. Sein gesunder Mundwinkel zuckt.
    Warum nicht.


  • Dromund Kaas, wir schreiben den 10.12.21 nVC
    - Patrouillendienst -


    Zivilisten, Sklaven, Bürger, Händler - der Vormittag zieht sich in die Länge. Nicht, daß es Chester stört, nicht für gewöhnlich. Der Tag hatte begonnen wie all die anderen auf Dromund Kaas. Der Regen fällt unregelmäßig, nur leicht zur Seite geneigt. Weist die Vorzüge schwerer Rüstung insgeheim auf und erleichtert dem Hellblonden, seine Gedanken zu ordnen.
    Gerade hatten sie eine offensichtlich noch recht jugendliche Twi'lek kontrolliert. Blaue Haut, die, übersät von Tropfen, in den wildesten Tönen ihrer farbigen Nuance schillerte. Sein Patroullienkamerad ist ein gewisser Toagen. Das Mädchen machte keine Anstalten sich zu widersetzen, doch als sie ein klein wenig länger als gewöhnlich nach ihrer ID suchte, begann Toag sie anzublaffen, was den Vorgang beschleunigte. Man hatte sich zu Beginn der Route darauf geeinigt, daß Toagen den Befrager mimen würde, was Chester die Sicherung der Kontrollen verschaffte. Und beiden schienen ihre Rollen an diesem Morgen gelegen zu kommen.
    Die letzten Tage waren verwirrend, wenn man rationales Denken bevorzugt. Medizinische Untersuchungen, näheres Kennenlernen, das sich im Nachhinein als irreführend erwies. Das Verhalten diverser Kameraden leuchtet ihm noch immer nicht ein, und doch hatte ein gewisser Alltag sich bereits eingeschlichen. "Routine macht unvorsichtig, Mayborne! Routine und Dehydration sind die ärgsten Feinde eines Soldaten, merken Sie sich das, Mann!" dröhnte die Stimme des Moines aus den tiefen seiner Erinnerungen hervor.
    Die Fassaden von Kaas City glänzen regennass und zeigen sich dem geneigten Beobachter in allen Spielarten von Grau, von hellen, glatten, trockenen Schneisen bis hin zu beinahe schwarzem Mauerwerk. Im Grunde steht das Wasser in diesem Augenblick überall, was Chester auffällt als Toagen schräg vor ihm in eine der Senken latscht, und das Nass sich hörbar in kleinen Bögen verteilt. Nahezu die gesamte Breite der Fußgängerwege in diesem Sektor spiegelten verzerrte Gebäude wider, und es macht nicht den Eindruck, als würde der Regen heute nachlassen wollen. Und so setzen beide ihren Weg durch die Straßenschluchten Kaas Citys fort, als glänzende Gestalten im Zwielicht eines Molochs.
    Erst vor Kurzem hatte der Hellblonde mit der zerfurchten Gesichtshälfte seinen ersten wirklichen Einsatz im Dschungel von Dromund Kaas absolviert, und er war erleichtert, als er es erfuhr. Weniger, weil es ihm die Möglichkeit bot, der Routine des Alltages zu entfliehen als vielmehr, weil er sich um seine Defizite im Umgang mit Schußwaffen gekümmert hatte. Lehrreiche Gespräche geführt hatte mit Corporal Janousek - mit welchem noch ein Treffen bei Caf ausstand - und der RfsB Wheest. Immerhin hatte Leutnant van Arden ihn darauf gebracht, sich mit der straffällig gewordenen Soldatin auseinander zu setzen, denn Wheest war Scharfschützin. Oder ist es noch immer, je nach Betrachtungsweise. Jedenfalls hatte er mit beiden Zeit am Schießstand verbracht, und es hatte sich ausgezahlt.


    Man verfolgte an jenem verregneten Nachmittag in den wilden Wäldern eine kleine, paramilitärisch ausgerüstete Gruppe von Individuen. Wege hatten sich als vermint herausgestellt, und obendrein zog sich dieser systemfeindliche Abschaum in eine etwas höhergelegene Höhle zurück. Dem Aufklärungstrupp unter Master Sergeant Blex zugeteilt, trafen Chester, Private Leenai Forx und der MSG als erste bei diesem Rendevouzpunkt ein. Somit war es an ihnen, die beiden vorgelagerten Wachen auszuschalten, und laut seinem Display betrug die Entfernung knappe fünfundsiebzig Meter. Zu seiner großen Beruhigung saß Maybornes Schuß satt, wie auch jener kurz darauf beim Sturm der Höhle selbst, als er einen weiteren Aufständischen niederstrecken konnte. Zwar wurde zuvor der Befehl ausgegeben, wenn möglich keine Leben zu nehmen und somit lediglich im Betäubungsmodus vorzugehen, doch das war dem jungen Aufklärer gleich. Was zählte und noch immer zählt, war seine gesteigerte Effizienz. Und die steht ihm nun unwiederbringlich zu Buche. Nach Abschluß des Einsatzes war ihm obendrein zu Ohren gekommen, daß RfsB Wheest etwas abbekommen hatte. Und nun streift er mit seinem Kameraden durch die ewig feuchte Stadt und erinnert sich daran, daß es durchaus angebracht ist dieser einen Anstandsbesuch abzustatten. Er würde das in den kommenden Tagen hinter sich bringen müssen...in solchen Dingen war er zwar nie sonderlich gut gewesen, doch irgendwie fühlt er sich zumindest verantwortlich. Der eigene Anstand gebietet es ihm.


    Toagen schräg vor ihm stoppt, der Regen zieht vertikale Fäden im Gesichtsfeld beider Soldaten. Ein angesoffener Xeno, dessen grünliche Lekku aufmüpfig im dämmrigen Licht einer weiter entfernten Beleuchtung zucken, scheint sich durch ihre offizielle Sicherheitsüberprüfung ziemlich gestört zu fühlen. Toag brüllt nach ersten normalen Sätzen plötzlich in bester Kasernenmanier auf den Twi'lek ein, und dieser baut sich vor ihm auf. Körpersprache war so leicht zu lesen, wenn man sich mit solchen Dingen nur beschäftigt. Chester umrundet den Leichtsinnigen und seufzt leise unter seinem Helm, während die verbale Auseinandersetzung der beiden fortschreitet. Als sich die Situation nicht zu entspannen scheint, versetzt er dem etwas größeren Xeno einen Tritt in die Kniekehle, was diesen einknicken lässt. Dann packt er mit der Linken einen der Lekku, zerrt dessen Knopf schräg in den Nacken und hält ihm mit der Rechten den Lauf seines Gewehres an die Wange. Beide, nein alle drei verharren mehrere Atemzüge lang in dieser Situation, alles scheint gefroren. Bis die leicht rauchige Stimme des jungen Aufklärers die Harmonie der Szene unterbricht.
    "Deine ID, jetzt." ist alles, was es braucht um nun - endlich - die Card des, mindestens, Betrunkenen, überprüfen zu können. Ein Sklave, wohl auf dem Heimweg nach mehreren Feierabend-Ales. Eingesetzt in den äußeren Stadtbereichen. Man wünscht ihm einen angenehmen Abend, als der Patrouillenweg fortgesetzt wird - Toag spart nie mit Hohn, wenn es um solche Personen geht und Chester ist in diesem Augenblick einmal mehr froh, nicht die Befrager-Rolle inne zu haben.


    Desweiteren, drängt es in die Hirnwindungen des Soldaten als die beiden ihren Weg fortsetzen, daß gerade sein erstes, offiziell freies Wochenende hinter ihm liegt. Ches wischt sich das Visier, inzwischen strömt es geradezu. Er hatte sich und Private Forx im "Imperial" eingebucht, einem der vielen kleinen Hotels, die davon existieren daß viele imperiale Soldaten sich keine private Unterkunft leisten können. Sie hatten eine aus Chesters Sicht interessante Zeit verbracht, und die Kleine lebte ihm vor wie es ist, wenn man sich zivil gibt. Filmabende, gemeinsames Essen - sogar eine nicht-militärische Kleidung nennt er nun sein Eigen.
    Diese Helme sind wirklich praktisch denkt er sich einmal mehr, als der Regen wieder etwas nachlässt. Tick, ticktick, erklingt es im Inneren.
    Und so ein Helm verdeckt auch einiges.
    Chester lächelt.


  • "Mayborne, Sie werden versetzt." "Ach, halt doch einfach mal Deine dämliche Fresse, Telken."
    "Ehrlich Mayborne, dieses Mal verarsche ich Dich nicht!" wehrt sich Telken, ein Soldat mittlerer Größe mit Kinnbart und Koteletten. Seit Chesters Eintritt in dessen Einheit – Mayborne fühlte sich nie wirklich als Teil dessen – ging der ältere Kamerad ihm mit derlei Späßen auf die Nerven.
    Chester Mayborne hängt gerade an einem der Plastistahlgerüste, die Arme durchgestreckt, die Beine nach vorn gerichtet, in die Luft. Bauchmuskelquälerei. Die Brauen des Blonden rucken zusammen.
    "Telken, ich habs Dir lange schon versprochen, aber wenn Du jetzt nicht verschwindest, wirst Du die kommenden Wochen nur flüssig essen können. Und jetzt verpiss Dich, bevor ich meine letzten Nerven verliere!"
    Telken wirkt nun ebenso entnervt, wirft das Pad, mit dem er zuvor rumfuchtelte, neben Chester auf den Boden und verlässt strammen Schrittes die Trainingshalle. "Leck mich, Chester!" Mayborne stutzt, bringt jedoch seine Übung erst einmal zu Ende und greift sich anschließend sein Handtuch, um sich den Kopf abzureiben.
    Dann geht er zurück zum Gerüst, hockt sich nieder und dreht sich das Pad, um lesen zu können. Einen Fingertip später steht sein Mund offen.


    Pvt. Mayborne, Chester
    Dienstnummer 01VCBA-CM-A-1092764
    Aufklärung


    Versetzungsbefehl, Ziel:
    Dromund Kaas, 17. SRK


    Abflug: 01.12.24 nVC / 06:00


    Mehr liest er nicht. Sein Sichtfeld verschwimmt, die Rechte wandert ins vernarbte Gesicht. Chester steht auf, legt das Pad zu seinem Kram, reibt sich mit dem Handtuch weiter den verschwitzten Kopf ab. Immer schneller werden seine Bewegungen, immer fester strubbelt er sich übers Haar. Plötzlich, ansatzlos, fliegt besagtes imperial-schwarzes Handtuch ein paar Meter durch die Halle, gefolgt von seiner rauhen, lauten, dumpfen Stimme.
    "Scheiße, ja! YEAH! Woohooo!" Der Soldat setzt sich auf den Boden, scheint sein Glück nicht fassen zu können. "Leckt mich alle, verdammt – ich kann wieder heim!", gefolgt von einem noch lauteren, fast zornigen "Fick Dich, Telken!". Und dann löst sich der Unglauben in zuerst leisem, dann lauter werdendem Lachen. Rauh, dumpf – und von Herzen.


    Als er am Folgetag, pünktlich um sechs Uhr morgens, den Transporter betritt, ist auch Lee dort. Betritt das gleiche Vehikel. Die Haltung des Blonden mit dem vernarbten Gesicht zeigt puren Stolz, die Bewegungen nach wie vor Geschmeidigkeit. Jene zeigt sich weiterhin, als er nach der Landung neben Leenai Forx schreitend, auf Kaas die Kaserne des 17. SRK ansteuert.


    "Wir kommen heim, Lee." ist alles, was er in diesem Augenblick halblaut rauskriegt. Nach Hause...endlich.


    Auf ein Neues.
    Auf ein Besseres.
    Auf das 17. Sturmregiment.


    Auf das Imperium.

  • Trainingshalle des 17. SRK, 16:00 Standardzeit


    Am Boden der Halle, recht weit hinten im Bereich bei den Bodenmatten, pumpte Chester sein tägliches Liegestützprogramm ab. Eine kleine Gruppe Privates drehte ihre Runden und neben deren Schritten und gleichmäßigem leisem Keuchen war nur mehr das Rauschen der Luftaufbereiter zu vernehmen.
    Am Vorabend hatte er Patroulliendienst in Kaas City und war zusammen mit Sergeant Jiros, Corporal Tyren und Private Leenai Forx unterwegs. Ein erstes Mal seit Jahren ging es dienstlich auch in die Nexusraum-Cantina, und ein wenig "retro" fühlte sich der Hellblonde dabei schon. Das Nexus sah noch immer so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Es war aufgrund der hohen Besucherzahl dort recht warm geworden. Hier spielten einige Xeno's Sabacc, dort diskutierten zwei Männer miteinander. Hintergründig nahm er die Musik wahr und stellte seinen Visorfilter hoch, um im dunstigen Halblicht besser sehen zu können. Zwischen all dem Treiben wuselten die Twi'lek vom Personal mit ihren Tabletts, Tellern und Flaschen umher. Durch die vorherrschende Wärmeentwicklung glänzten viele der Gesichter im fahlen, farbigen Schein der Beleuchtungen. Chester war froh um die Qualität der Filter seines Helmes, denn so richtig scharf auf die olfaktorische Welt hier drinnen war er gerade nicht.


    Alles in Allem verliefen die üblichen ID-Kontrollen ohne größere Zwischenfälle. Er war dem Sergeant zugeteilt, die Westseite übernahmen Forx und Tyren. Alles gewohnt strategisch korrekt, mit stets kleingehaltenen Fluchtmöglichkeiten für eventuelle Ausreißer. Forx und Tyren hatten zwischendurch Mühe mit irgendeiner abgehobenen Blonden, bekamen erwartungsgemäß die Lage jedoch auch wieder in den Griff. Mayborne und Jiros hingegen genossen mehr Ruhe. Sicher, der ein oder andere Gast sprang aus der Reihe - da war eine Cyborg, die sich für Weisungsbefugt hielt. "Dreht noch ne Runde und kommt dann nochmal vorbei." Früher hätte sie anschließend seinen Gewehrkolben gefressen, heute jedoch nicht mehr. Mayborne war entspannt, blieb entspannt und die Gäste und Bürger blieben es größtenteils auch.
    Etwas später verfiel eine junge Mirialanerin von vielleicht gerade einmal neunzehn, zwanzig Jahren direkt in Panik, weil sie ihre ID nicht gleich fand, doch alles ging souverän vonstatten und nachdem er ihre Card gescannt hatte, orderte die Kleine sich erstmal einen Drink. Das arme Ding rang ihm ein stilles Schmunzeln ab.


    Zuvor hatte er eine größere Anzahl von Chiss überprüft, die teils von deren Ascendency stammten. Doch auch diese waren angenehm kooperativ - und sauber. Im Gegensatz zu früher war Chester tatsächlich um noch einiges ruhiger geworden. Wo ein Tyren noch heute irgendwann anfing, redselige Bürger anzublaffen, hielt er es relaxter und wiederholte schlicht in aller Ruhe seine Aufforderungen. "Ihre ID." Keine Höflichkeiten, keine Emotionen. Er hatte sich während der Zeit im Außenposten "ADK/27" im Dschungel von Dromund Kaas unter anderem viel mit Psychologie und Xenopsychologie beschäftigt und langsam beschlich ihn der Eindruck, daß dies nicht das Verkehrteste gewesen war.


    Endlich war der kleine, vierköpfige Trupp fertig mit seinem Durchgang, und der Scout freute sich insgeheim bereits auf die frische, kühle Luft, die draußen vor der Cantina derzeit herrschte. Nach mehr als zwei Stunden in Vollrüstung konnte einem schonmal der Saft in der Kimme stehen. Gerade, als sie sich gesammelt hatten um die weitere Route zu besprechen, stand eine lädiert aussehende X-9 Einheit vor Chester. Der Droide, der ihn im weiteren Gesprächsverlauf dauernd mit "glorreichem, imperialen Soldaten des Siebzehnten SRK" ansprach, war augenscheinlich in einer Funktions - oder Befehlsschleife gefangen, nachdem sein vorheriger Besitzer wohl in irgendeiner Explosion sein existentielles Ende fand. Der Sergeant hatte zuerst noch gemeint, Chester solle den Droiden bei einer der Droiden-Servicestationen abgeben. Kurz danach atmete der Hellblonde jedoch wieder auf, als er die Weisung erhielt, die Maschine in der Regiments-Tech abzugeben. Warum ihn das erleichterte, wußte Chester nicht. Irgendwie hatte er das Ding zu mögen begonnen, wie es schien.


    Hätten seine Kameraden auch nur geahnt, daß er die bei der Lebensfestfeier des Siebzehnten beim Trashwichteln erhaltenen Bommelsocken unter seinem Kram trug, sie hätten sich kaputt gelacht. So war es an ihm allein, ab und an still in sich hinein zu grinsen. Der Droide war übergeben worden und nun befand er sich beim Abschluß seines Trainingsprogrammes. Der Zwischenfall mit dem X-Neuner beschäftigte ihn noch immer. Doch jetzt war es an der Zeit, duschen zu gehen - er war mit Lee in der Regimentsmesse zum Abendessen verabredet, und Chester Mayborne war stets pünktlich.


    Und back in business.

  • Schweißtropfen rötlicher Färbung flogen an die hellgraue Wand aus Permabeton.


    Ihr Produzent, ein stämmiger Mensch männlichen Geschlechts, zog hörbar die Nase hoch, eh er seinen Gegner fixierte. "Dämliche Wumpratte, jetzt kannst Du was erleben. Macht ihn fertig, Jungs!"
    Seine beiden Kumpane, ein weiterer Mensch von hohem Wuchs und dürrer Statur, der gerade sein Vibromesser zückte sowie ein Togruta in Gelb und Cremefarben, rückten vor. "Schnapp ihn Dir, Zex, dann stech ich den Idioten ab!". Zex, offenbar der Name des Togruta, drängte auf den hellblonden Mann ein und breitete die Arme aus. "Es tut nur weh, wenn Du Dich wehrst, chchch."
    Ihr Opfer war einen drahtigen Meter Fünfundsiebzig groß und hatte eine stark vernarbte Gesichtshälfte. Da er in Zivilkleidung unterwegs war, ahnten die drei nicht, mit wem sie es zu tun hatten. Geschweige denn, wie gut er im Training stand. Chester hatte dem Anführer gerade einen hübschen Schwinger mit der Linken auf die Wange verpasst. Er war auf dem Nach-Hause-Weg in den Hinterhalt der drei geraten, und sie hatten nicht lange gefackelt. Insgeheim begrüßte er diesen Umstand.
    Sehr sogar.


    Es war eine enge, schlecht beleuchtete Seitengasse gewesen. Chester war aus dem Hintereingang eines kleinen Ladens gekommen, indem er seiner Lee eine Kleinigkeit besorgt hatte. Und da es bereits nach Ladenschluß war, als er endlich fertig war, manövrierte der Händler ihn freundlicherweise hinten raus. Logisch, schließlich fürchtete er, wegen Verstoßes der Öffnungszeiten bestraft zuwerden, und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Es nieselte leicht und die Abenddämmerung war bereits vorüber. Der leichte, stete Nieselregen verschlechterte das Licht der Straßenbeleuchtungen in dieser trüben Ecke Kaas City's zusätzlich.
    Der, den sie Zex nannten, machte einen Ausfallschritt auf Mayborne zu. Die Zeit schien sich für den imperialen Soldaten zu verlangsamen und Chester verlagerte sein Gewicht auf sein linkes Bein, drehte die Hüfte ein und trat dem Togruta dessen vorderes, mit dem eigenen Gewicht belastetes Bein weg. Der Angreifer hatte nicht einmal Zeit für einen Fluch und flog mit der Stirn vorweg auf den steinigen Boden zu. Jetzt mußte es schnell gehen.
    Den fallenden passierend, noch eh es dumpf knallte machte der Private einen schnellen Schritt auf den großen dürren Kerl mit dem Messer zu. Dieser riss die Augen auf und wollte die Klinge anheben, doch es war bereits zu spät. Der Ellbogen des Narbigen schnellte von unten nach oben, Chester nahm den Schwung mit und drückte sich auf die Zehenspitzen hoch, um das Kinn des großgewachsenen Angreifers zu erwischen. Unter seinem zufriedenen, kühlen Blick hoben sich die Füße des Langen bis auf Chesters Kniehöhe, und die Klinge fiel klirrend zu Boden und schlitterte unter einen der Müllcontainer. Der Körper folgte einen Lidschlag später. Einer noch.
    Der Anführer der kleinen Bande war der Letzte der Drei, der nun noch stand. Er schluckte, doch es sah nicht danach aus als wolle er das Weite suchen. Betont lässig ließ er den Kopf im Nacken kreisen, und es knackte hörbar. "Na los, komm schon - ich mach Dich klein, Du dämliches Arschloch!" spuckte er es verachtenswert aus, begleitet von feinen Speicheltröpfchen.
    "Genau."entgegnete der Scout. Die Füße überkreuzend, ging er zwei, drei langsame Schritte nach links, sein Gegenüber ruhig taxierend. Dieser folgte ihm mit den Augen, blieb aufmerksam. Im Hintergrund fuhr ein Speedbike an der Sackgasse vorbei, und der Lärm dröhnte bis in die letzten Winkel. Chester änderte die Richtung seiner Schritte, bewegte sich nun nach rechts, stets im Halbkreis um seinen Opponenten herum."Traust Dich nich', hä?" spöttelte der Stämmige.


    Im nächsten Augenblick, Chester hatte wieder eine Gewichtsverlagerung seines Gegners ausgemacht, explodierte der Soldat nach schräg links und vorwärts. Sein Gegenüber zuckte, schien gerade schlucken zu wollen und verschluckte sich ob der raschen Entwicklung der Situation. Er hustete, als der imperiale Private über ihn kam.
    Oder besser neben ihn. Chester hatte sich nach vorn gebracht, zur von ihm aus linken Körperseite des kräftigen Mannes, drehte in der Vorwärtsbewegung seinen Oberkörper und zog durch. Sein Unterarm traf den Ganoven hart und direkt unterhalb des Kinns, unterbrach das Gehuste und sorgte zufällig dafür, daß sich der Mann auf die Zunge biß.
    Der stämmige Kriminelle - keiner der drei hatte den Eindruck von substanziellen Einwirkungen geweckt, also mußten es Kriminelle und keine Junkies sein - griff sich mit beiden Händen an den Hals. Blut strömte reichlich aus dem Mund des Übeltäters, floß über seine Hände, Unterarme und den abgewaschenen Mantel. Langsam sackte er auf ein Knie.
    "Kleinmachen, mh?" Der Blick aus den dunkelbraunen Augen des Soldaten besah sich den nun Leidenden mit kaltem Amüsement. Der schwere Mann röchelte, blinzelte und drückte sich unsicher wieder auf die Füße. "Hetz bisde dran...."würgte er hervor, Blut zwischen den Zähnen. Mayborne lupfte eine Braue und wollte gerade anheben, noch irgendwas herablassendes von sich zu geben, als er für die Dauer einiger Augenblicke Sterne vor Augen sah.
    Zex hinter ihm hatte sich unbemerkt – und verdammt leise –wieder hochgerappelt, und ihm mit einem Plastistab eine verpasst. Chester taumelte, überrascht vom Treffer in den Nacken, einige Schritte nach links. Er schüttelte sich, zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein und wich dem im nächsten Moment dem von vorn heranstürmenden weiter nach links aus, drückte sich ab und rollte sich über die Schulter aus der Linie des anderen. "Ich erledige das, Happy!" spie Zex seinem Kameraden die Worte förmlich entgegen. Happy schlitterte bremsend ein Stück über den Asphalt und war dabei, sich schon wieder umzuwenden. Zex schwang sein Schlaggerät im Handgelenk und steuerte Chester lauernd an.



    Er hatte sich für ein flaches Zig-Etui mit persönlicher Gravur entschieden und diese auch gleich anbringen lassen. "Weil das Leben rockt. Ich liebe Dich. C." Für die Überziehung der vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten musste er einiges drauflegen, und da es sowieso schon über dem von ihm angepeilten Budget lag, ließ er es gleich auch noch schick verpacken. Flach, klein, leicht und aus Aurodium geschaffen. Die Gravur war auf der Rückseite,verziert und doch ohne Pomp angebracht worden. Die Vorderseite zierten nun die Zeichen "17.", die die Fläche des Etuis beinah gänzlich einnahmen.
    Mayborne nahm den Schwung aus seiner Rolle mit, verblieb in der Hocke und mit den Fingerspitzen beider Hände am Boden. Von unten herauf besah er sich die beiden halbgaren Gestalten. Der Togruta Zex bewegte sich auf Chesters rechte Seite zu, Happy nach links – sie wollten ihn in die Zange nehmen. "Also Happy und Sex, ha? Ist das so ein Hinterlader-Joke, oder was?" wollte er rauchstimmig wissen. Sehen, wie sie sich von Häme beeinflussen ließen. Und es klappte.
    "Schlag zu, mach das Arschloch fertig!" keifte Happy, und Zex holte mit dem Plastistab aus. Der hellblonde Soldat wechselte wieder in den Aktionsmodus. Ansatzlos sprang er Zex an, der seinen Arm noch erhoben hatte, umklammerte mit beiden Armen eng dessen Hals und zog die Beine an.
    Zex kippte einmal mehr nach vorn, sein Stab flog vom Schwung des Ausholens nach hinten weg und ein wilder Schlag Happy's flog über Chesters und Zex' Köpfe hinweg. Hart schlug der Schädel des Togruta auf und gab dabei ein wiederliches Geräusch von sich. Mayborne kniete jedoch auf dessen rückseitigen Schultern, denn er hatte den Schwung vom Anspringen genutzt und sich um Zex herumgeworfen, nachdem diesen das überraschende Gewicht des Mannes am eigenen Hals hatte kippen lassen. Happy, dessen wuchtiger Schlag ins Leere ging, stand einen Moment zu lang mit dem Rücken zu ihm. Der Soldat drückte sich vom Xeno hoch in einen eingesprungenen Faustschlag. Er traf Happy von schräg oben, zielgenau auf einen der Punkte am Hinterkopf, die einem die Lampen ausbliesen. Der letzte Gangster ging bewußtlos zu Boden.



    Private Mayborne schlenderte später pfeifend und unter leichten Kopfschmerzen in Richtung der Kaserne Aurek-12. Er hatte die lokalen Sicherheitskräfte informiert, seine Aussage bereits eingereicht und die Position – naja, besser gesagt die "Lage" der drei Übeltäter übermittelt. Alles war ordnungsgemäß gemeldet. Seine Kleidung würde er anschließend entsorgen können, und das Verpackungsmaterial seines Präsents hatte auch was abbekommen. Dennoch mußte er grinsen.
    Weil das Leben rockte.

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