Schmerz

  • Unruhig wälzte er sich auf den weichen Laken seiner Schlafstatt umher. DIe Augenlider zuckten schwach, das lange, graue Haar klebte ihm in verschwitzten Strähnen im gealterten Gesicht. Schemenhaft begann sich in seinem Kopf ein Bild zu formen...


    "Wo bin ich..."
    Kein Körper, nur ein formloser Schatten. Tython. Der Anfang vom Ende.
    "Wer bist du..."
    Ein Anflug von Erheiterung, gemischt mit einem Hauch von Traurigkeit durchzog sein Wesen, drang in seine schemenhafte Gestalt ein. Unwillkürlich hob sich sein Blick dem Himmel entgegen.
    Sieh...
    Der sonst so klare Himmel Tythons verschwamm zu einem verworrenen Kaleidoskop von Farben. Rasend schnell zogen sie an seinem Auge vorüber; blau, weiß, grau, gelb. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass Zeit verstrich. Urplötzlich verlangsamte sich das Bild.
    Der Anfang...
    Aus dem Nichts materialisierten seltsame, fremdartige Schiffe, verfinsterten den blauen Himmel des Planeten. Annähernd menschliche Gestalten fielen wie reifes Obst von den Schiffen, schnellten auf die Oberfläche Tythons zu.
    Der Tempel...
    Abermals veränderte sich das Bild. Von einem Lidschlag auf den anderen zerfasterte es, löste sich in seine Bestandteile auf, um sich dann im Bruchteil einer Sekunde wieder zusammenzufügen. Schattenhafte Gestalten fochten in stummem Kampf mit den Invasoren. Kein Laut durchdrang die Stille. Zischend fraß sich die Klinge eines Lichtschwerts in metallische Eingeweide. Ein Mann in braunen Gewändern fällt, getroffen von einem wahren Hagel von Energiebolzen. Ein Fremder in seltsam anmutender goldener Rüstung sticht mit einer Lanze, deren oberes Ende eine blau leuchtende Energieklinge ziert, nach einem älteren Mann in gräulicher Robe, während seine Hand sich ruckartig dessen Gefährten entgegenreckt.
    Sieh...
    Wie von unsichtbaren Fäden gezogen wird er nach hinten geschleudert. Mit einem überkeiterregenden Knacken schlägt er gegen eine Statue, deren Hände von Robenaufschlägen verborgen sind. Hastig löst sich der Blick des älteren Mannes von seinem Gegner und verfolgt gequält den Flug der Gestalt.
    Dumm von mir...
    Wie aus dem Nichts bohrt sich die Spitze der Lanze in den Bauch des Mannes und fährt genauso schnell wieder zurück. Sterbend sackt er zusammen, fährt sich mit den Händen verzweifelt über die Bauchdecke. Als ihm bewusst wird, wie sinnlos seine Geste ist, richtet sich der brechende Blick seiner waldgrünen Augen auf den Helm seines Mörders, dessen schimmernde Sehschlitze ihn ungerührt erwidern.
    Genug.
    Schwärze floss wie Tinte in die grausame Szene, löschte die goldene Farbe der Rüstung, ließ den brennenden Tempel im Hintergrund verblassen. Zuletzt durchdrang die Dunkelheit das Grün der Augen des Gefallenen. Kurz schimmerten sie noch auf, trotzten der Finsternis, bis auch sie schließlich erloschen.


    Wir werden uns wiedersehen...
    Das letzte Ende ist noch nicht gekommen...
    Möge die Macht Dich leiten...


    Blinzelnd öffnet er die Augen, während er blicklos die Wand am Ende seines Bettes betrachtet. Noch gefangen in den Wirren seines Traumes nickt er leicht. Dann hebt sich seine Hand, berührt seine Augen, seine Wangen. Nicht überrascht ertasten seine Finger feuchte Spuren, die von den Augen aus seine Wangen herunterrinnen.


    "Wir werden uns wiedersehen, mein Freund. Ich schwöre es Dir."

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