• Der Mirialaner sitzt in den Unterkünften des Widerstandes auf dem Boden, vorn übergebeugt. Kleine Rauchsäulen steigen immer wieder vor ihm auf.
    Die Kühle des Morgens scheint ihm nichts anzuhaben. Schon vor Stunden legte er seinen Oberkörper-Panzer ab, nahm sich seine Plasmalampe zur Hand
    und begann, dünn gewordene Stellen seines Rüstzeugs auszubessern. Und immer mal wieder schüttelt er den Kopf. Vor sich hin murmelnd.


    Mhm. Hätte sie wohl schon vor Monaten einfach austauschen sollen. Zumindest vor Balmorra.


    Balmorra. Zuerst rissen Republik und Imperium daran, dann kamen die Zakuul. Und Ken war mittendrin.
    Als einer der erfahrensten (und letzten, was Balmorra betraf) unter den verbliebenen Funkern der republikanischen Einsatzkräfte standen ihm die besten
    Teile der dürftigen Ausrüstungsteile zu, und Ken hatte sich in der Rüstkammer versorgt, so gut es ging. Dennoch war es beinah nicht genug.


    Es war an einem staubigen Morgen, kurz bevor die Sonne aufging. Der Auftrag lautete, eine der gebirgigen Anhöhen einzunehmen, um einen
    Funkteppich vorzubereiten. Kommunikation steht an vorderster Stelle, in nahezu allen militärischen Verbänden.
    Während er ein weiteres, bereits zugeschnittenes Stück Plastistahl auf seinen neuen Platz an Kenniors Rüstung legte, streiften die Bilder einmal mehr
    durch seine Gedanken.
    Wie er kletterte und stieg.
    Kurz unterhalb des Gipfels seine Anlage montierte, ein Grinsen auf den Lippen, wissend, nicht nur die eigene Kommunikation zu entfalten, sondern
    auch die des Feindes damit zu stören. Der imperialen Truppen, westlich, nordwestlich und nördlich seiner Position.
    Der Morgen, als die Zett´s kamen. Vernichtend.


    Einmal mehr schüttelt der übergroße Mirialaner den Kopf, will die Gedanken vertreiben.


    Alter Narr. Befreie Dich von Vergangenem. Gestern und morgen kannst Du nicht ändern, es ist passiert was passierte.


    Er beginnt, das Ersatzstück mithilfe der Plasmalampe zu befestigen. Ordentlich, nicht zu dick, nicht zu dünn und immer am Rand entlang.
    Basics der Grundausbildung. Wieder steigen dünne Rauchfäden auf. Die Arbeit geht weiter.


    Später am Tag absolviert er sein Training.
    Die Rüstungsteile, die am schwersten unter der Abnutzung von Zeit und Gewalt litten, waren versorgt, so gut er es vermochte. Zufriedenheit spürte er
    keine, doch viel besser ging es nichtmehr, er hatte sein Bestes getan. Es schien tatsächlich an der Zeit, sich was Neues zu besorgen.


    Private Kennior Metufhu trabt durch das Lager des Widerstandes. Die Sonne steht hoch, vielleicht eine Stunde vor Mittag. Seine zwölfte Runde.
    Zuvor die Liegestütz-Einheiten, alles ging seinen gewohnten Gang. Selbst er schwitzte nun.
    Irgendwie ging alles immer seinen gewohnten Gang. Zumindest bis zu dem Morgen auf Balmorra.
    Damals geriet seine militärische, gewohnte Lebensweise aus den Fugen. Er hatte Glück, das wusste er. Kein Glück, als er sich allein durchschlug,
    das hatte er seiner gründlichen Ausbildung in den Akademien Mirials und der Republik gelernt. Glück jedoch, die Fähre der Zett´s entdeckt zu haben,
    mit der er vom Planeten floh. Glück, daß es eine Nachschubfähre war, ein kleines Ding, vollgestopft jedoch mit Trockenvorräten und Wassereinheiten.
    Ken sprang vom Felsvorsprung, zum dreizehnten Mal an diesem Morgen. Noch sieben Runden, dann würde er duschen und was essen.


    Wie wohl Mira´s Gespräch verlaufen war?


    Wieder ein Kopfschütteln. Es schien nicht zu helfen, Gedanken zu vertreiben; dennoch konnte er diese Gewohnheit einfach nicht ablegen. Ähnlich jener,
    nach Abschluß einer Aussage das Kinn leicht zu heben. Ähnlich auch jener, die Ausrüstung vor und nach Einsätzen mehrfach zu prüfen.
    Einsätze. Achtundachtzig, alle zusammengenommen. Achtundachtzig mal raus. Achtundachtzig und mehr verschiedene Gesichter des Feindes erblicken.
    Und sich ab und zu was einzufangen, wie damals, als die thermische Granate ihm das halbe Gesicht wegschmolz. Eine imperiale Granate.
    Das alles galt es heute, hinter sich zu lassen. Seite an Seite mit alten Feinden, den neuen, übermächtig erscheinenden, zu bekämpfen. Sich zu vertrauen,
    sich gegenseitig den Rücken frei zu halten. Bislang lief das, was ihn betrifft, überraschend gut.


    Und das muß es auch weiterhin, sonst sind wir am Arsch. Verfluchte Zett´s.


    Nun geht es die Anhöhe hinauf, anschließend durch den kleinen, von Wasserfällen genährten Teich und durch die kleine Höhle, die er neulich erst entdeckte.
    Runde fünfzehn mittlerweile. Der grünhäutige setzt, wie immer an dieser Stelle, zum Spurt an. Kräftigt die Wadenmuskulatur. Wichtig, nein unerlässlich
    bei Sprüngen, Tritten und schnellen Stellungswechseln.


    Wir sollten den Zett´s zeigen, daß sie noch nicht gewonnen haben. Sollten ihnen was wegnehmen. So, wie sie es mit uns taten. Und uns damit motivieren.


    Eine Idee formt sich in seinem Kopf. Das gleichmäßige Traben vertrieb alles periphere.
    Eine verdammt funktionale, wenn er so darüber nachdachte.


    Ohne Sender. Alles was wir brauchen ist ein Empfänger. Wir wissen – ich weiß, wie die Zett´s vorgehen. Tasten die atmosphärischen Strahlungen und
    Frequenzen ab, dauerhaft. Durch einen Empfänger könnte ihre Tastfrequenz benutzt werden, um einen Code draufzulegen, der dann darauf zu ihren
    Schiffen – dem abtastenden Schiff, korrigiert er sich – gelangt. So erhalten wir ihre Position, und mit ein wenig Glück auch die anderer Schiffe oder
    gar orbitaler Zakuul-Stationen.


    Ein letztes Mal trabt er die Brücke entlang, schließt Runde zwanzig ab und biegt in die Unterkünfte ein. Eines der seltenen Male, an dem ein wissendes
    Lächeln seine Züge zeichnet, die roten Augen gedankenversunken zusammengekniffen. Er wird mit der Technik reden müssen, und zuvor wohl auch mit
    dem Lieutenant. Die ewige und doch so einfache Regel der Hierarchie.


    Noch eh es zur Dusche geht, setzt sich Ken an einen der Tische und zückt seinen Nachrichtenübermittler, um bei Lieutenant Veyno um einen Termin zu bitten.
    Hastig fliegen seine Finger über die Oberfläche des Pads. Das Handtuch, mit dem er sich die nasse Stirn abwischte, landet auf der Tischplatte.
    Unter Druck arbeitete Kennior Metufhu schon immer am besten.
    Und in der aktuellen Zeit galt es, keine zu verschwenden.

  • Am morgen seines sechundvierzigsten Tages unter den Widerständlern erhielt Kennior Nachricht vom Lieutenant mit der Zusage eines persönlichen Gespräches.
    Der folgende Nachmittag brachte die beiden in der Nähe der militärischen Unterkünfte des Rebellen-Nestes zusammen. Der mirialanische Veteran erläuterte, viele Male zuvor durchdacht um die technischen Formulierungen zu vereinfachen, verständlich seine Überlegungen, und Veyno schien zu verstehen.


    Nun ist es Abend.
    Kennior sitzt an einem seiner Orte, an welchen er zu finden ist, wenn er nachdenkt. Die Aussicht wirkt beruhigend, Schwärme aufsteigender, geflügelter Wesen vor untergehenden Sonnen verbieten sich ihre Wirkung wohl auch auf Mirialaner nicht. Er sitzt im Schneidersitz dort im Gras, vor sich auf dem Boden ruht das bereits aktivierte Datenpad. Ein begonnener Text flimmert über das Display, der Cursor blinkt erwartungsfroh hinter dem letzten Zeichen.


    "Schreibt mir bitte nochmal genau in einen Bericht, wie die Sache funktioniert und was sie uns bringt, damit ich es für die anderen und fürs Protokoll habe."


    Protokolle.
    Private Metufhu akzeptiert Berichte und Protokolle. Sie wahren die Ordnung. Jene, wie sie sich durch nahezu alle militärischen Strukturen der bekannten, hochentwickelten Rassen, rot-fadengleich zieht. Das Chaos ordnet, Kräfte leitet. Im Laufe seiner Dienstzeit wurde er darauf aufmerksam...es war seine Vorgehensweise. Sein Lebenslauf prägt ihn heute, denn wannimmer der grünhäutige in Konfliktsituationen gerät, läuft ein Protokoll in seinem Schädel ab. Eines, das den chaotischen Ablauf eines Kampfes ordnet, seine eigenen Kräfte leitet. Eines, auf das stets die Momentaufnahmen von Frieden hinter sich herziehen. Die stillen Augenblicke. Die gebrochenen Augen und Körper. Jene willkürliche Vernichtung vieler solcher wundervoller Leben.


    Metufhu drückt das Kreuz durch und atmet auf, seine Züge erhellen sich. Ein, zweimal blinzelt er, dann nimmt er das Pad wieder auf und platziert es auf seinem Schoß, um den Bericht an Veyno abzuschließen.


    In den folgenden Tagen lernte Kennior, intensives körperliches Training betreibend, neue Guerillas kennen, eine Twi'lek und eine Cathar.
    Die Lekkutragende, Su'hann-ta'bro oder Hanna, schmuggelte sich bislang wohl als Pilotin durchs Leben und auch die Zed´s. Abgeklärt. Erfahren. Meist ruhig, zumindest in seiner Gegenwart.
    Die fellige stellte sich ihm als Siya'me vor, wohl eine Jedi und für die Diplomatie bestimmt, obschon sie diese Entscheidung anzuzweifeln scheint. Wirkt jünger, plappert gern, zeigt Neugierde offen.
    Er unterbricht sein Schreiben ein weiteres Mal und sieht auf, als ein kleiner Trupp in voller Rüstung und Bewaffnung in einiger Entfernung an ihm vorbeimarschiert – wohl einer von Sergeant Biabora´s Trainingsanweisungen. Ein knappes Lächeln huscht über die Züge des Private – sie waren hinter ihm marschiert, etwa in Wurfweite seiner Klingen, und sie waren still marschiert. Auf seine Sinne konnte er sich schon immer verlassen, sonst wären die meisten seiner Verletzungen wohlmöglich anders ausgegangen. Seltsam grüblerisch kam ihm die Frage der Jedi wieder in den Sinn.
    Wozu wollte sie das wissen? Welche Relevanz treibt sie dazu, die Vergangenheiten der Rebellen zu betrachten?
    "Mhm."
    Kurz schüttelt er den Kopf, der Militär-Schnitt seiner Haare sorgt für stete Ordnung, dann schreibt er weiter, zwei Sätze später hat er abgeschlossen und scannt seine Kennung unter das Dokument.
    Mit der Logistik sollte er wegen eventuell benötigter technischer Komponenten sprechen, sagte Lieutenant Veyno. Ein gewisser Captain Trench stand in der Datenbank als Verantwortlicher besagten Bereiches.
    "Sagt mir nichts."


    Einmal mehr stellt Kennior fest, wie isoliert es sich in Armeeverbänden doch lebt. Vielleicht sollte er eine Art Fest vorschlagen, irgendwas, was alle involvierten Widerständler zusammenbringt. Wenn auch nur ab und an einmal.
    "Mhm."
    Langsam steht er auf, fährt das Pad runter und klemmt es unter den Arm.


    "Was ist relevant wenn einmal der Tag gekommen ist, an dem mich mein Frieden besucht?"


    Nachdenklich schlendert er zurück zu den Unterkünften.

  • Tag Neunundsechzig.


    Private Metufhu sitzt auf einem felsigen Absatz. Er hat den Blick auf dem Wipfelmeer vor sich ruhen – jener Kulisse,
    welche es ihm erlaubt, Gedanken zu ordnen und Ruhe zu finden.Die vergangenen Tage waren frei von Leerlauf.
    Neben seinen Trainingseinheiten stellte er den Prototypen seiner Anlage fertig. Prüfte. Regulierte nach. Prüfte nach.
    Und fuhr schließlich einen ersten Versuch.


    "Interessant."


    In seiner ersten Aktiv - Versuchsreihe hatte er sich die interne Logistik als Ziel auserchoren. Sicherheits-Checks vor,
    während und nach dem Test zeigten ihm, daß er richtig lag. Nichts und niemand hatte etwas bemerkt. Und Kennior
    hatte relevante Informationen nun vor sich auf dem Schirm seines Pads.


    "Siebzehn Personen, eine droidische Einheit." klingt es blechern aus dem kleinen Mikrofon, als er sie aufruft.


    Eine Seltenheit huscht über das Gesicht des Grünhäutigen – ein Lächeln.
    Er hatte die klein geratene, durchaus mobile Anlage am Rand des Unterschlupfes positioniert und
    schlicht abgewartet. Und die ersten Funkfrequenzen berührten sie nicht allzu lang danach.
    Exakt, wie er es geplant hatte, gaben seine Bauteile ihre eigenen Informationen auf die Kommunikationswellen.
    Und exakt im ersten Knotenrechner setzten sich seine Codepartikel zusammen, und legten wiederum einen einzelnen
    Impuls auf jene Senderfrequenz. Alles genau, wie er es geplant hatte. Schnörkellos, effizient – perfekt.
    Selbst eine Sicherung war vorhanden, sobald sich seine digitalen Partikel vereinten. Dazu hatte er den Zypronkern,
    welchen er vor Wochen gemeinsam mit Sergeant Biabora exkludierte, in seiner Grundform nachgebildet und modifiziert.
    Dies würde dazu führen, daß selbst in jenem höchst unwahrscheinlichen Fall, einer der Zed´schen Hacker würde darauf stoßen,
    sich seine Makroprogrammierung verhielt wie jene ursprüngliche des Feindes.
    Wie eine Codebombe.
    Sämtliche Codestrukturen zerstörend, irreparabel. Nicht nachvollziehbar. Und erst recht nicht zu verfolgen.
    So entstand aus einer reinen Idee, einem Gedanken, nach und nach ein umfassendes Projekt. Binnen Tagen nach der realen
    Aktivierung würden sie einiges an Informationen über den Feind erhalten.
    Datenbankenzugriff ist der Schlüssel.


    Unterbrochen wurde dies Streben nach unentdeckter, strategischer Information von einem ihm wahrlich willkommenen Einsatz
    auf Dantooine. Mit der Waffe in den Händen, dem Gefühl der Freiheit in seinem Inneren. Beim Gedanken an das von Meister
    Incano erhaltene, dort gefundene alte Gewehr und dessen kleinem, antiken Datenpad, streicht ein weiteres leises Lächeln die
    Züge des Mirialaners. Er unterbricht seine Gedanken und greift nach der nahestehenden, mit Muja-Saft befüllten Feldflasche,
    und gönnt sich einen tiefen, erfrischenden Zug. Er atmet tief durch, verschließt das handliche, aus Neutronium gegossene Gefäß
    und stellt es neben sich, zurück ins Gras Generis'. Das Pad der Waffe lies ihn seit seiner Entdeckung einfach nicht in
    Ruhe...und schon an diesem Abend würde er erste Untersuchungen anstreben. Der technische Vorgang an sich würde ihm keine
    wirklichen Mühen bereiten, die Frage war eher, ob die sich bietenden Informationen lesbar sein würden. Die Waffe selbst war
    mittlerweile an der Wand über seiner Koje in den militärischen Unterkünften gelandet, ordentlich gereinigt und in einem flachen,
    transparenten Kasten aufgehängt. Schrammen und eingebrannte Schmauchspuren zeugten von einst intensiver Nutzung.
    Erinnerte ihn stets an sich selbst.


    Stete Veränderung zeichnet lebendige Organismen aus, und hier, im Nest des Widerstandes, ist es nicht anders. Eine durch die
    Kriegswirren in großer Hast und rasch schrumpfenden Verbänden bis hin zum Captain aufgestiegene Mirialanerin war dazugestoßen,
    und verstärkte nun im Rang eines Corporals die Reihen der Guerillas als Feldsanitäterin. Sein Kontakt von Nar Shadaa, eine Togruta
    namens Doshea, ebenfalls. Sie hilft nun mit ihren Fähigkeiten im technischen Bereich, und ab und an sehen sie sich, wenn er auf seinen
    Trainingsrunden an den Werkstätten vorbeikommt. Erfrischend, so der Tenor jener, welche auf sie treffen. Alles entwickelt sich dieser
    Tage mehr und mehr hin zu größerer Effizienz. Einzig die Leiterin des medizinischen Bereiches, Ritterin Deikan, prägte sich ihm vor kurzem ein.
    Besser gesagt, ihre Außenwirkung. Möglicherweise einfacher Schlafmangel, möglicherweise auch mehr...seltsam, wie derlei Dinge es
    immer wieder schafften, sich in seinen Geist zu bohren.
    Er brauchte mehr Einsätze. Mehr...Einfachheit. Mehr Ergebnisse.


    Mehr wahre Existenz.

  • Epilog


    Wahre Existenz.


    Der Einsatztrupp saß im Personenbeförderungsbereich des kleinen Transporters. "T Minus Zehn bis zur Landung",
    knarzte die Stimme des Piloten aus dem Lautsprecher unterhalb der Deckenverblendung.
    In wenigen Minuten würde die Innenbeleuchtung verlöschen, ganz, wie er es aus seiner aktiven, republikanischen
    Zeit kannte.
    Der bullige Mirialaner saß auf einem der Klappsitze, am gewohnten Ende gleich neben der Ausstiegsluke, und hing
    seinen Gedanken nach. Die Aufregung mancher Einsatzmitglieder existierte für ihn nicht. Er dachte nach, dachte
    an die Zeit mit Miraved, die vertraulichen Gespräche, an ihren Lebensweg, wie sie ihn ihm anvertraute.
    An seinen Eid, seine Nachlässigkeit und deren Folgen.
    Plötzlich verlöschte die fade Beleuchtung des Raumes. Er wußte, nun war selbst im Cockpit nur mehr die Instrumenten-
    beleuchtung aktiv, Funkverkehr ausgeschaltet und niemand mehr sprach.
    Er sah im Dunklen an sich herab. Natürlich war es mehr eine gewohnte Bewegung, doch er wußte schließlich was ihn bekleidete
    und fühlte sich...eigenartig nackt. Das Gewicht seiner schweren Rüstung fehlte ihm wie ein amputiertes Körperteil.
    Wieder schweiften seine Gedanken ab.
    Hin, zu Myranmai.
    Im Grunde war er nie auf irgendwelche emotionalen Bindungen aus, und im Nachhinein wertete er diese, seine Haltung
    als Begründung für seine militärische Professionalität. Sicher, es hatte alles seine Ordnung gehabt. Er hatte seine
    Vorgesetzte einst davon in Kenntnis gesetzt, mit Miraved liiert zu sein. Hatte sie dann abermals informiert über diesen
    einen Eid und seine Entscheidung, diesem wieder zu folgen und sich von ihr getrennt zu haben.
    Und sie dann einmal mehr unterrichtet, Wochen später, nun mit der Mirialanerin verbandelt zu sein.
    Doch half es, stets aufrichtig durchs Leben zu gehen?
    Kennior Metufhu dachte an einige seiner ehemaligen, heute sicher verschiedenen oder verschollenen Kameraden. Nicht wenige,
    vor allem Menschen, waren darunter, welche die Wahrheit zu ihren jeweiligen Vorteilen different auslegten. Immer und immer
    wieder. Der Große schüttelte den Kopf. Nein, das wäre niemals eine Option. Würde im wahrscheinlichsten Sinne lediglich
    temporär effizient erscheinen. Es brachte in seinen Augen nichts, Komplikationen vor sich herzuschieben und in steigendem Maße
    zu verkomplizieren.
    "T Minus zwei." knisterte es aus dem Lautsprecher.
    Er atmete tief durch. Keine weitere Zeit mehr für Belanglosigkeiten. Er schloß die Augen, der kleine Transporter rüttelte sich und
    seine Insassen nun des öfteren merklich durch. Nichts auffälliges. Nun galt es, zu funktionieren. Das Ziel zu erreichen, und
    nebenbei zu überleben. Und den Zed´s endlich eine zu verpassen.
    Unsanft setzte das Schiff auf, schon öffnete sich die hintere Luke. Kennior erhob sich, die Sitzfläche seiner Sitzgelegenheit
    schnallte nach oben. Nach und nach klappte es dumpf, auch die andren erhoben sich.
    Es ging los.

  • Tag Zweiundneunzig.


    Team 2 verließ den kleinen Transporter, alles lief wie geschmiert.
    In die Vorbereitungen des Einsatzes war Kennior nicht involviert, doch er kannte es nicht anders.
    Immerhin funktionierte alles tadellos, bis hierhin. Der kleine Trupp, bestehend aus Lt. Veyno,
    Crp. Merdiro, dem Techniker Belkud und seines Droiden sowie den Privates Pelle, Miraved und ihm,
    Metufhu, sammelte sich im Hangar des Landeplatzes und setzte sich in Bewegung. Alles in Ruhe,
    möglichst unauffällig. Den Blicken neugieriger Mantellaner nach zu urteilen, mußten sie wirken
    wie ein Rudel dressierter Wumpratten.
    Dennoch erreichten sie ihr erstes Ziel, einen kleinen, administrativen Bau, ohne weitere Zwischenfälle.
    Auch die Wachen am Eingang waren nicht der Rede wert, ließen sie doch die Gruppe passieren nachdem
    Veyno ihnen die gefälschte Kennung unter die Nase hielt. Drinnen angelangt, blickte sich der Mirialaner
    ruhig wie aufmerksam um.
    Nur ein Eingang, mehrere Terminals, davon zwei auf einer über Treppen erreichbaren Empore. Der
    Lieutenant teilte den Trupp alsbald ein, und so machte er sich nebst Belkud auf den Weg nach oben, um die
    dortigen Terminals näher in Augenschein zu nehmen. Der Rest der Einheit verteilte sich im erdgeschossigen
    Bereich und begann, sich wie gängige, für Reparaturen bestellte Techniker zu verhalten. Oben angekommen,
    stellten Belkud und Kennior fest, daß eines der beiden Terminals deaktiviert war - nach einigem hin und
    her gelang es ihnen dennoch, Koordinaten und technische Details der gesuchten Relaisstationen
    ausfindig zu machen. Immer gut zu wissen, daß solche Anlagen auch Wartungsschächte besaßen.
    Alles in allem waren sie bislang effizient.
    Belkud lud das Datenmaterial auf sein Pad, eh sie die Empore wieder verließen und Veyno informierten.
    Der Trupp sammelte sich, und verließ das Gebäude zeitnah wieder. Auf ihrem Weg nach draußen, der
    Große versuchte sich angestrengt in beiläufig wirkendem Schlendern, spielte der Lieutenant die erbeuteten
    Koordinaten in das mitgeführte, digitale Kartenmaterial ihres Pads, und an einer weniger einsehbaren Stelle
    wurden die andern über eine bevorstehende Kletterpartie in Kenntnis gesetzt.


    Team 2 hatte die mehreren, kleinen Felshänge erfolgreich hinter sich gelassen. Der Droide wurde mit Seilen
    nach oben befördert, Absatz für Absatz, und sie fanden sich nach wenigen Schritten auf dem Plateau bereits
    in direkter Sichtweite zu ihren Zielen; den Relaisstationen der Zed´s.
    Wieder insturierte Veyno, und nun - endlich, wenn es nach Kennior ging - durften die zivilen Stoffe abgelegt
    werden. Die darunterliegende, mittlere Rüstung beruhigte ihn zwar auch nicht wirklich, doch nun fühlte
    er sich wieder mehr wie er selbst.
    Eben doch nur ein Soldat.
    Der Grünhäutige nahm sich einer der leichten Gewehre aus dem kleinen Frachtfach des Droiden, in dem die
    kleine Einheit ihre Bewaffnung mitführte. Ein altes, dem Äußeren nach mehr als nur einige Jahre genutzten
    Treibgaskarabiners, doch immerhin. Kurz aktivierte er das Display um die Settings zu prüfen, und es wirkte
    überraschenderweise zumindest grundkonfiguriert und justiert. Grundsätzlich schätzte er schwereres Gerät,
    doch in diesem Falle war mehr nicht möglich.
    Das Areal auf dem sie sich befanden war begrünt, und doch wurde das Landschaftsbild mehr durch überall
    aus dem Boden ragende Felsen bestimmt, durchbrochen lediglich von den drei dunklen, metallenen Relais-
    türmen und einer an der Kante des Plateau´s befindlichen Landeplattform. Der Himmel war ruhig, und es
    gab weder Anzeichen von aufziehendem Regen, noch stärkere Winde.
    Ein beinah friedlicher Tag, und Belkud und er machten sich in Begleitung des Lieutenant´s zum ersten Turm
    auf, während die andren Privates unter Führung des Corporals den naheliegenden Landeplatz infiltrierten.
    Kennior fiel auf, daß auch der Boden relativ trocken war und es folgerichtig bereits seit längerem nicht
    mehr geregnet haben mußte. Alte Gewohnheiten. Die herrschenden Umstände waren ihm im Ernstfall
    stets bewußt, und nicht selten hatte es ihm lebensverlängernde Vorteile eingebracht.
    Kaum waren sie an der ersten Station angelangt, war die Wartungsklappe gefunden - keine Sicherheitsver-
    schlüsse, lediglich handelsübliche Schnellspanner sicherten den Metalldeckel, und diese waren rasch gelöst.
    Der Mirialaner besprach sich mit Belkud, welcher nach kurzer Zeit den beinah komisch wirkenden Vorschlag
    machte, schlicht die Kabel zu vertauschen. Ein guter Vorschlag, effizient, und Kennior machte sich sofort
    daran, und verfeinerte seine Arbeit indem er zuletzt sämtliche Kabelstränge straff und originalgetreu
    nach oben hin legte. Zuvor hatte sein kybernetischer Kollege einige Settings der Anlage zu nicht-Zed-Gunsten
    modifiziert.


    Sie benötigten nur wenig mehr als drei Minuten für den Eingriff, als Veyno begann, geschäftig
    in ihr Helmcom zu sprechen. Später erfuhr Kennior, daß zwei Wachen auf dem Weg zum Landeplatz gewesen
    waren und von den Privates mit gezielten Betäubungsschüssen niedergestreckt wurden.
    Effizient.
    Station Zwei wurde in gleicher Manier sabotiert, und sie befanden sich gerade bei etwa Minute Zwei der
    dritten, als der Cyborg ein Schiff im direkten Landeanflug meldete. Der Kerl war durchaus nützlich, kein Wunder,
    handelte es sich bei Belkud angeblich ebenfalls um einen ehemaligen Militär. Lt. Veyno wechselte ihre Position
    hin zu den beiden andren Privates und Corporal Merdiro, welche ihrerseits die Stellungen der neuen Situation
    anpassten. Private Metufhu und Belkud begaben sich zurück zu Station Eins, um diese Position zu sichern und einen
    geeigneten Punkt für den Abstieg vom Plateau für die Gruppe auszuloten. Während sich die beiden ihren
    Aufgaben widmeten, kam es am Landeplatz zu einem ersten gewalttätigen Feindkontakt, Ken konnte die
    Gewehr - und Blasterschüsse hören. Ruhig schloß er die Augen für die Dauer eines Herzschlages in der Hoffnung,
    der Feind würde ihre Splittergruppe bis in seine Reichweite hinein verfolgen. Die Zed´s taten ihm diesen
    Gefallen nicht.
    Der Kybernet hatte indeß eine Stelle am Fels als geeignet erachtet und brachte gerade kleine Ladungen an
    den Ankerpunkten der Seile an, als Veyno, Pelle, Mira und Mai Kenniors Position erreichten. Dieser hob eine
    Faust, und deutete dann mit dem Daumen hinunter in Richtung ihres weiteren Weges. Rotäugig sicherte er
    den Rücken der Truppe, doch kein Zed tat ihm den Gefallen.
    Noch immer nicht.


    Ihr Abstieg verlief wiederum ohne nennenswerte Zwischenfälle, und Kennior kam nicht umhin, die doch
    überraschend professionelle Haltung von Neuling Pelle zu beachten. Auch Miraved, mit welcher er immerhin
    bis vor einigen Wochen liiert war, schien mit der Situation im Team gut zurecht zu kommen.
    Das Team sammelte sich am von mehreren Sandbänken durchsetzten Ufer in Sichtweite zu ihrem nächsten
    Ziel, der vorgelagerten Insel Mannett, auf welcher sich die Zed´s in einer Festung eingegraben hatten.
    In welcher sich jene Sammelstelle befand, in der Zakuul die Tributszahlungen der unterlegenen Parteien
    lagerten. Das Ziel von Team 1, und zugleich ihr Rendezvouspunkt.
    Durch Veyno aufgeteilt, hetzte Kennior mit der ersten Gruppe geduckt über die Sandbänke auf einige
    havarierte Fähren - und Gleiterüberreste zu, hinter welchen sich die Gruppe wieder vereinte. Sein Blick
    schweifte für einen Augenblick über die glitzernden, benachbarten Wellen, sein Puls ging ruhig, der Feind
    versperrte nun ihren weiteren Weg.
    Endlich.
    In Zweiergruppen huschten sie weiter, leicht verteilt, Schüsse erklangen, Zed´s fielen. Kennior rannte zwischen
    Schrott und romantischer Aussicht hindurch, feuerte konzentriert und stellte unzufrieden fest, daß die
    Kalibrierung seiner Waffe zu wünschen übrig ließ. Immerhin schienen die andren weniger technische
    Schwierigkeiten zu haben, doch es genügte um sich nicht den Arsch wegschießen zu lassen und mit tiefer
    Genugtuung ein paar Verluste in den gegnerischen Reihen zu verursachen.
    Sie kamen am Fuße einer Treppe an, versammelten sich an den Vorderseiten einiger dort platzierter Barrikaden
    und nahmen Deckung. Von oberhalb, wohl einer ersten Verteidigungsplattform, erklangen die Stimmen
    zweier Soldaten, und Veyno gab dem Mirialaner und Pelle den Befehl, diese einzunehmen. Beide Privates
    setzten sich ad hoc in Bewegung, jeweils an den Seiten der Treppe, hielten inne, als Sichtkontakt bestand,
    visierten ihre Ziele an und feuerten beinahe synchron. Nahezu ebenso synchron starrten ihre Ziele sie daraufhin
    dämlich an - keiner von beiden hatte getroffen.
    Der Große biß die Zähne zusammen, ging in die Hocke und justierte die Seitenwindberechnungsfunktion seiner
    Waffe in aller Ruhe, fast kaltschnäuzig nach, während Pelle schlicht - und offensichtlich hellwach - die seine
    auf den Automatikmodus umstellte und beide Gegner niedermähte. Der Guerillatrupp bekam entsprechende
    Handzeichen von Kennior und rückte nach, während Pelle die Plattform sicherte und sich zur nahegelegenen,
    nächsten Treppe aufmachte. Murrend folgte Ken den andren, begleitet vom Gedanken, den Karabiner beim
    nächsten Kontakt einfach zu schmeissen, um wenigstens grundsätzlich Schaden anzurichten.


    Unter feindlichem Feuer rückten sie, noch immer wie an ein Wunder grenzend ohne Verluste, die nächsten
    beiden Treppenabsätze vor bis in den Innenbereich der Anlage. Und dort, zeitlich nahezu perfekt, trafen
    sie auf ihr Schwesterteam, Team 1, welches mehrere Kisten mit Material erbeutet hatte. Team 1 bestand
    nahezu ausschließlich aus Machtanwendern, und die Vollzähligkeit des Teams beeindruckte Kennior fast mehr
    als jene seines Teams. Sith waren da speziell, und er ertappte sich dabei, wie er hoffte daß sie auch die Ladungen
    hatten anbringen können.
    Auf Befehl seiner Vorgesetzten aktivierte er den Peilsender, welcher ihrem Transporter Lage und Zeitpunkt
    der Landung mitteilte.
    Als das Schiff durch die inzwischen aufgezogene Wolkendecke stieß, sah sich Kennior Metufhu ein letztes Mal um und
    betrachtete zufrieden die Zeichen ihrer Effizienz. Der Transporter hob und schüttelte sich, als unter ihnen
    mehrere Lagergebäude in die Luft flogen. Einsatz erfolgreich abgeschlossen.
    Kennior fühlte sich lebendig, nützlich.


    Und endlich wieder wahrhaft existent.

  • Das Transporterchen, wie die Technikerin Doshea die kleine Variante der Cargofrachter zu nennen pflegte,
    befand sich samt ihrer streitbaren Last wieder auf dem Weg nach Generis. Der Begriff Heimweg war gefallen,
    und Kennior´s Gedanken wanden sich immer mal wieder darum, ließen sich scheinbar nicht davon abbringen.
    Viele betrachteten das Widerstandsnest inzwischen als ihre Heimat. Für ihn war es etwas ähnliches, doch seine
    Heimat war und blieb Mirial. Er war eben kein Mensch. Würde Mirial zerstört, wäre er folgerichtig heimatlos.
    Und nichts würde dies adäquat ersetzen. Es wäre auch nicht relevant.
    Er hob den Kopf, und ließ seinen Blick einmal mehr durch den Mannschaftsraum schweifen. Sah in die Gesichter.
    Hörte die leisen Wortfetzen der Gespräche der Sith untereinander, oder das Murren ihrer Gesprächspartner.
    Sah, wie sich Lieutenant Veyno über den Streifschuß am Arm rieb. Sah Dennil "Pelle" still, wie stolz vor sich
    hergrinsen. Blickte in die hellen, mirialanischen Augen Corporal Merdiro´s neben sich, und ein für ihn seltenes
    Lächeln setzt sich auf seinen Zügen fest.
    Wahrhaft existent.
    Er spürte es nun wieder, fühlte sich erfüllt. War real. Zumindest real genug, um einigen Zed´s die Lampen
    auszublasen. Und real genug, um das Herz der Mirialanerin mit dem seinen zu verbinden. Er zwinkert ihr kurz zu,
    mehr ein Flackern eines seiner roten Augen, und blickt dann an ihr hinab. Fühlte sich gut an, komplett zu sein.
    Wichtig für das Ganze zu sein. Seinen Teil dazu beitragen zu können.
    Sie war anders als andere weibliche Individuen, und ihre Gespräche waren von besonderem Gehalt. Mit ihr konnte
    Private Kennior Metufhu sich austauschen, sie verstand Logik und Effizienz und Relevanz. War von der gleichen Art.
    Er nahm seine Einsatzwaffe und legte sie sich auf seinen Schoß, startete das Display und las sich in aller Ruhe
    durch die Settings. Kein Wunder daß sich seine Zielgenauigkeit nicht ausspielen ließ, denn es waren einzelne
    Variablen auf eine wesentlich höhere Gravitation gesetzt und es fiel niemandem auf, da die Werte in der Übersicht
    durchaus homogen erschienen.
    Der Witz daran war - und Kennior war weder als humorvoller Charakter bekannt, noch würde er als Komiker in die
    Annalen eingehen - daß es ihm jetzt, nach erfolgreichem Abschluß ihrer Mission, scheißegal war.
    Scheißegal.
    Leise schnaubend lachte er, und niemand bemerkte es. Mai, wie er Myranmai mittlerweile warm nannte, saß neben
    ihm und fummelte irgendwas an ihrem Datenpad. Sein Lächeln schwoll zu einem ausgewachsenen Grinsen an, und
    Kennior setzte sich seinen Helm wieder auf, lehnte sich an den Rahmen der Bordluke und grinste weiterhin.
    Seine Hand wanderte hinüber auf Mai´s Oberschenkel, sie sah ihn an und legte nebst ihrem ihn bezauberndem Lächeln
    ihre eigene auf seine.
    Effizienz.
    Logik.
    Relevanz.
    In diesem Augenblick: scheißegal.

  • Der bullige Grünhäutige sitzt im Fond der Zakuulfähre, in der er so lange Zeit unterwegs war.
    Fast fünf lange, teils sehr stille Jahre.
    Lediglich die Helligkeit der Monitore vor ihm flimmert im kleinen, so wohl vertrauten Raum.
    Reihen und Reihen von Namen huschen über den zentralen Schirm, und Kennior nimmt einen
    Schluck des Saftes aus seinem metallenen Becher.
    Er hatte sich schon damals, nah an der Treibstoffgrenze im correlianischen Sektor treibend
    gefragt, woher der Feind diese Datenbanken hatte. Hatte sie wieder und wieder durchforstet,
    all die Namen und Gesichter an sich vorbeifliegen lassen. Jene Datenbanken der republikanischen
    Armee. Das Truppenverzeichnis.
    Wieder nimmt er einen Schluck, wischt sich dann den Schweiß von der Stirn. Es ist einer der
    heißeren Tage auf Generis, und die offenen Luken und ausgestellten Sichtfenster der Fähre
    laden das Klima ein ins innere des Schiffes. Ken nimmt es kaum wahr.
    Hunderte, Tausende Namen. Hunderttausende.
    Es motiviert ihn jedesmal aufs Neue, einen Blick in diese Verzeichnisse zu werfen. Zu seiner einsamen
    Zeit hatte er es ebenso gehalten, jedes einzelne Mal sogar, eh er auf irgendeinem Planeten von Bord ging.


    Den letzten Einsatz hatte er unbeschadet überstanden, und beiläufig fällt ihm ein, daß er Pelle noch
    einen Drink schuldet. Er würde es nachholen müssen, wenn er von Rishi zurück wäre. Sein neuerlicher
    Auftrag - Vorräte einzuholen.
    Ein leises Lächeln streift sein Antlitz, während er im fahlen blaugrau der Monitore rotäugig in selbige
    blinzelt. Rishi war ihm keine unbekannte Größe, und er hatte sich damals schon ein recht abgewracktes
    Outfit für das Reich der Piraten und finstren Gestalten zugelegt. Die Sachen liegen hinter ihm in einem der
    offenen Spinde, alles war bereit. Sicherheit ist relevant. Am Abend würden sie starten - nur er, und Myranmai.


    Weitere Namen rauschen vor seinen Augen vorbei, von oben nach unten, und seine Augen tränen weil
    er einmal mehr vergaß, zu blinzeln. Der trockene, brennende Preis der Konzentration.
    ....
    ....
    Prvt. Hegon, Merigway
    Prvt. Hegarda, Sorinê
    Prvt. Hehuun, Biley
    Prvt. Hehten, Gers
    Prvt. Heifo'tu, Mekaata-ló
    ...
    ...
    Das Gefühl der Zugehörigkeit hatte sich einst bei ihm eingestellt, wenn er durch die Datensätze reiste.
    Oder mehr die Erinnerung an das System selbst. Das Bewußtsein, Teil eines großen, Ganzen zu sein.
    Einer Ordnung. Einfachheit.
    Jetzt war es etwas anders.
    Natürlich war er noch immer ein Teil der Armeen der Republik, doch präsenter ist ihm heute, in diesem
    Augenblick, sein Mitwirken am Widerstand. Ein Unterschied, war er doch früher, in einer ihm unfassbar weit
    entfernt scheinenden Vergangenheit lediglich jemand, der Befehle ohne zu hinterfragen ausführte. Frei war, von eigenen
    Entscheidungen - ausgenommen der Beförderungen, welche er ablehnte. Doch dies geschah aus der Logik heraus.
    Seine Unterstützung der Guerillas war seine eigene Entscheidung, eine, die seinen weiteren Weg maßgeblich
    veränderte. Und dennoch erfüllte diese Entscheidung all seine Kriterien - es war relevant, um dem Feind
    spürbare, schmerzende Stellen zuzufügen. War logisch, denn so konnte er besser überleben. Und effizient,
    denn er war nicht länger auf einsamem Posten gegen einen übermächtigen Feind.


    Private Metufhu fährt die Datenbanksysteme wieder runter, tippt den Monitor aus. Kurz streift sein Blick über die
    Konsolen des Fluggerätes, dann begibt er sich auf den Navigationssitz und startet die Schiffsbetriebssysteme. Er prüft
    Treibstoffvorräte, Verpflegung, Wasserstände. Eine gründliche Vorbereitung rettet Leben. Und es war relevant,
    ein Mehr an Vorräten mitzuführen, denn er würde auf Rishi codierte Funksprüche absetzen. Funksprüche,
    um die Verzagten zu motivieren. Funksprüche, um willige, neue Widerständler zu mobilisieren. Und im
    weniger zu erwartenden Falle in dieser Fähre mitzunehmen.
    Er leert den Becher, stellt ihn auf den Armaturen ab. Das Schiff ist voll einsatzfähig, Triebwerke und Bewaffnung
    frisch gewartet, keine technischen Komplikationen zu erwarten. Ein letztes Mal verlässt er im Anschluß die Fähre,
    und steuert auf die Unterkünfte der Militärs in der Basis des Widerstandes zu. Mai holen.


    Danach geht es los.

  • Tag Einhundertfünf.


    Am frühen Nachmittag setzt die kleine Fähre, vollgestopft mit Individuen und den beschaffenen Materialien,
    ruhig im Landebereich der Basis des Widerstandes auf.
    Eh er das Fluggerät verlässt, zieht sich Private Metufhu wieder sein gewohntes, schweres Rüstzeug an. Die
    Insassen begeben sich ihrerseits nach draußen, alles verläuft in Ruhe und ohne große Hast. Zivilisten, größten-
    teils. Myranmai. Er selbst. Und die beiden Frischlinge, die sich auf seinen Funkspruch, semiverschlüsselt und
    auf gesonderter Frequenz gesendet, erschienen.
    Es hatte sich einiges ergeben auf dem Planeten der Piraten, und Kennior hatte nicht mit einem solchen Andrang
    gerechnet. Wahrscheinlichkeiten neigen eben dazu, nach oben wie auch unten auszuschlagen denkt er, und ihm
    kommen die beiden Mandalorianer wieder in den Sinn. Ein Mann und eine Frau, gerüstet, wie man es von ihresgleichen
    kennt, waren ebenfalls erschienen, und Kennior mußte sich verbal durchsetzen, um sie bereits im Sondierungsgespräch
    zu einem Mindestmaß an Disziplin zu bewegen.
    Es beschäftigt ihn schon eine Weile, fällt ihm auf. Mandalorianer waren nie zu unterschätzen, und Veyno´s Entscheidung,
    Mai mitfliegen zu lassen, hatte sich als goldrichtig erwiesen. Dennoch...sie, diese beiden Vollblutkrieger, würden sich
    nicht ohne weiteres in einen straffen militärischen Verband eingliedern lassen, und er ist sich nicht sicher, ob es nicht
    besser wäre, sie schlicht als Verbündete zu halten. Wer legt sich schon gern scharfe Thermalgranaten ins eigene Bett?


    Gut, er hatte den Plan geändert, und die beiden mit den Koordinaten ihres Außenpostens auf Fest versorgt. Die stinkenden
    Viecher der beiden wären ihm so oder so nicht in die Fähre gekommen, und es war ihm schon gegen den Strich gegangen,
    das hundeähnliche Vieh des einen der Neuen, Nemec, mit an Bord zu nehmen. Der Menschenmann, welche direkt nach
    seiner Führung wieder bei ihnen aufkreuzte, um sich bei Mai nach seiner medizinischen Untersuchung zu erkundigen.
    Mai und Ken hatten sich gerade unterhalten, als er erschien und sein Anliegen formulierte, und Mai´s Antwort darauf
    lässt ihn nun abermals grinsen. Sie hatte nicht Unrecht, weiß der Tod was diese Leute mit einschleppen könnten.
    Gut, möglicherweise auch einfach nur einer jener Kranken mit gesondertem Fetisch. Die Galaxie ist voll von wirren
    Dingen, und Kennior kennt einige davon.


    Dann ist da noch der andere, in Größe endlich einmal dem Grünhäutigen nahezu ebenbürtig und gar gleicher Herkunft,
    Amendri. Hatte sich als Sergeant vorgestellt, und Kennior konnte zu diesem Zeitpunkt nicht umhin sich selbst zu fragen,
    ob alle anderen Private´s da draußen noch existent waren. Wie dem auch sei, der Kerl macht einen brauchbaren Eindruck,
    wirkt verschlossen und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Es würde sich zeigen, von welcher Qualität ihre beiden Neuzugänge
    sind. Sie würden sich noch beweisen müssen. Immerhin hatte die Beschaffung der Materialien - Zivilkleidung, Nahrung
    und ein kleiner Vorrat standardisierter Energiezellen, keine Schwierigkeiten bereitet, und seine Handelspartnerin,
    eine Twi'lek namens Salinare, hatte sich als fähig erwiesen. Gut möglich, daß daraus eine längerfristige Kooperation
    entsteht, auch wenn es ihm sicherheitstechnisch noch Bedenken bereiten würde.


    Und dann kommt ihm ein für ihn äußerst untypischer Gedanke - er sollte sich um ein eigenes Kommando bemühen.
    Er. Ausgerechnet er, der ewige Private? Warum eigentlich nicht.
    Und nachdenklich setzt er sich in Bewegung, um Lt. Veyno zu kontaktieren.

  • Ein kleines Intermezzo


    Veyno sagte ihm ein Zeitfenster zu, und Kennior würde sich am Abend mit ihr austauschen.
    Vor kurzem war er zum Landeplatz zurückgekehrt, um seine Materialien aufzunehmen; vorzugsweise
    Kabel, mehrere kleine Kisten mit Steckverbindungen und Steckern, einer handlichen Plasmalampe und
    so weiter. Und gerade, als seine Gedanken etwas zur Ruhe kommen - Myranmai, sie hatten sich zuvor
    noch einmal kurz ausgetauscht und sie will nun gerade runter in die Med, wohl wieder irgendwas mit Ritterin
    Deikan - erscheint die Anooba-Wölfin samt ihres Anhanges wieder auf dem Plateau.


    Nach einem weiteren kurzen Wortwechsel verlässt seine Partnerin das Areal, und Jhared Nemec und Kennior
    Metufhu sind allein. Zeit, dem Frischling auf den Zahn zu fühlen.
    Rasch stellt sich heraus, daß es sich stets lohnt, Logik zu verfolgen denkt sich Private Metufhu schon nach wenigen
    Worten, denn der Menschenmann bestätigt die Gedanken des Mirialaners in allen Belangen. Anfang Dreißig,
    eine angebliche Ewigkeit als Offizier und Kampfpilot. Unfähig, sachlich zu argumentieren, selbstüberschätzend,
    risikofreudig. Die Pro-Anooba Argumente des Mannes waren lediglich, das Tier könne bei Einsätzen im Dschungel
    ihre Sinnesorgane nutzen, um Einsatzkräfte zu schützen, und das war es auch schon. Dschungeleinsätze?
    Die kamen so gut wie nie vor.
    Bei andersartigen Einsätzen will er sie in der Basis lassen. Ohne Aufsicht, weder gesichert noch weggesperrt.
    Argumente? Fehlanzeige. Also gräbt Kennior tiefer, reizt Private Nemec bewußt und wohl wissend, daß seine
    mirialanische, kühle Art ihren Teil dazu beiträgt. Und auch hier reagiert der Mensch ganz erwartungsgemäß.


    "Man sollte nie unterschätzen, wie berechenbar Beschränktheit ist."


    Einer dieser Sätze, wie er sie im Rahmen seiner Ausbildung an der republikanisch-militärischen Akademie oft
    hörte. Die dortigen Ausbilder waren noch immer für ihre treibende Kreativität bekannt, bei manchen berüchtigt.
    Und so stehen sie für wenige Augenblicke einfach da, Jhared hatte sich genähert bis auf etwa eine Armlänge.
    Viel zu emotional, viel zu wenig logisch. Selbstüberschätzend, nicht mit unbelegtem Wissen geizend und schlußendlich
    menschentypisch mit seiner Meinung protzend. Kennior kann sich in diesem Augenblick nicht vorstellen, daß
    der Kerl länger unverletzt auf Einsätzen durchhält als Finnor, und der hatte sich gleich in ihrer ersten gemeinsamen
    Mission den Arsch wegschießen lassen.
    Und dennoch liegt Kennior richtig, doch er lässt es dann sein, wendet sich wieder seinen Teilen zu und ignoriert
    das Emotionsmännchen. Und erwischt sich obendrein bei der Vorstellung, Mogek würde allein auf das Vieh treffen.
    Amüsant.
    Das Tier müsste lediglich getroffen werden, und Nemec würde zu irrationalen Handlungen übergehen. Wie dem auch
    sei.


    Im späteren Verlauf des Tages, Kennior hatte dazwischen mit Yessana Veyno gesprochen, seine Anliegen platziert
    und sich danach ein wenig mit Waath unterhalten, steht er nun auf der Brücke der Basis und studiert sein Datenpad.
    Nicht lange genug allein, denn Private Nemec taucht nach wenigen Minuten wieder bei ihm auf.
    Kein Training, keine Überprüfung der eigenen Ausrüstung - der Mensch scheint das Kennenlernen der Anlage und der
    Mitglieder Relevanz und Effizienz vorzuziehen. Die Treffsicherheit logischer Gedankengänge sind und bleiben
    einfach unschlagbar. Dennoch kommt es zu einem, dieses Mal ruhigeren Gespräch zwischen den beiden, und Kennior
    stellt unmißverständlich wie abermals ruhig klar, daß er ausschließlich faktisch argumentiert. Desweiteren
    weist er den Mann darauf hin, daß sich ihre Völker unterscheiden - allem vorweg in den Denkweisen.


    Nichts desto trotz hält der bullige Mirialaner dieses Gespräch knapp, denn er hat heute noch einiges zu tun.
    Umgänglich verabschiedet man sich voneinander, und geht seiner Wege. Und zumindest einer der beiden ist ein
    wenig bestätigter in seinem Denken, nämlich Emotionen nicht als Leiter der eigenen Handlungen zu nutzen.

  • Tag Einhundertsiebzehn


    "Logische Ungereimtheiten"


    Es waren einige Tage vergangen, wie viele seiner Tage vergingen. Aufstehen, Laufen, Liegestützen.
    Waffenpflege, Schießübungen, Mittagessen. Dann, seit neuestem, Schreibkram am frühen Nachmittag,
    doch damit rechnete er zuvor, als er um Befehlsgewalt bat. Anschließend liest Sergeant Metufhu,
    führt seinen zweiten Satz Liegestützen aus und läuft seine abendliche Runde. Normalerweise.
    Am Vorabend nicht.


    "Sergeant, kommt zum Quartierturm in voller Rüstung und bewaffnet."


    Tief atmet er durch, bestätigt über seinen Com und setzt sich in Bewegung. Er ist stets ruhig, wenn ihn
    solche Nachrichten oder Befehle erreichen und beglückwünscht sich einmal mehr dazu, den Großteil
    eines jeden Tages in seiner Rüstung zu verbringen. Immerhin ist man derzeit im Krieg.
    Er trabt die Treppen des Turmes hinauf und läuft hinein, wo sich bereits eine überraschende kleine Menge
    Soldaten befindet, und kommt leicht schlitternd zum stehen. Man salutiert sich, und Lt. Veyno ergreift
    das Wort. Schon wieder ein Haftbefehl.
    Dieses Mal allerdings gegenüber eines Sith-Lords. Kaum daß die Information sich in die Windungen seines
    Hirnes schängelt, huschen seine Augen über die Anwesenden Einsatzkräfte. Corporal Merdiro, Lieutenant
    Veyno. Die Privates Miraved, Nemec, Incano. Er atmet tief durch, als die Gruppe sich in Bewegung setzt,
    und teilt Veyno den strategischen Vorschlag via Helmcom mit, sich bei Erreichen des Gesuchten kreisförmig
    aufzuteilen. Es war stets geraten, die Konzentration eines Sith zu verteilen. Sicherer.
    Bereits auf der steinernen Brücke des Basis macht der kleine Trupp Lord Nudarah aus, und der Mirialaner
    kann nicht umhin, die melodramatisch wirkende Kulisse mit ihrem Wasserfall und der weiten, grünen Aussicht
    wahrzunehmen. Der Gesuchte unterhält sich gerade mit Waath, welcher sich auf Anweisung Veyno´s rasch
    von Nudarah entfernt. Der Trupp nimmt im Halbkreis um den Sith Aufstellung.
    Und schon steigt die Geschwindigkeit der Situation.


    Gerade noch hatte der Lieutenant den Gesuchten angesprochen, ihn aufgefordert seine Waffe abzulegen und
    sich auf die Knie zu begeben, mit Händen hinter dem Kopf. Und gerade noch als Kennior selbst hinter diesem
    hockte, das Lichtschwert in der Linken und eine erfragte Einschätzung über das Helmcom abgebend, folgt
    der Feuerbefehl. Folgt Krieg.


    Private Jhared Nemec, bis vor wenigen Wochen im aktiven Dienst des Imperiums, sowie Private Finnor Incano,
    feuern nicht. Der Schußbefehl kam über die Teamschaltung ihrer Helmcoms, alle mussten ihn vernommen haben.
    Dennoch feuern sie nicht. Der Rest von ihnen jedoch schon...wenn auch mit mäßigem Erfolg. Nebenbei hat sich
    eine kleine Schar Schaulustiger versammelt; zwei weitere Sith-Lords, zwei Jedi. Dann irgendwann eine dritte Sith.
    Für die Einsatzkräfte geht alles sehr schnell. Sergeant Metufhu, wie ihm das Lichtschwert des am Boden liegenden
    durch die Macht des selbigen wieder entrissen wird. Eine der Bänke, welche auf Nudarah und der in Flugrichtung des
    Möbels ebenfalls befindlichen Corporal zuschnellt. Die Richtungsänderung der Bank durch den anderen Sith, Veyno nennt ihn
    Setus, Sefus oder so ähnlich. Ritterin Deikan, die das Wort inmitten des Feuers an den Lieutenant wendet; Private Miraved,
    welche zwar zitternd, doch dennoch wiederholt ihrerseits auf Nudarah feuert. Schließlich diejenigen Treffer, welche
    den Gesuchten -endlich- niederstrecken.


    Zwischendurch, als mangelt es an Komplikationen, huscht eine Reinblüterin zum gesicherten, bewußtlosen Nudarah.
    Es kommt zu einem weiteren Wortwechsel, die Einsatzleitung gibt abermals Feuerbefehl und streckt auch diese nieder.
    Kennior weist Private Nemec, welcher irgendwann eigenmächtig die Waffe schulterte, an, das Weibchen Nudarahs zu
    tragen, er selbst nimmt den Sith auf seine kräftigen Arme und der Trupp bewegt sich in Richtung der Sicherungszellen.
    Beide werden dort einzeln abgelegt, die energetischen Schutzwände aktiviert. Der aktive Einsatz ist abgeschlossen,
    und er hatte dem imperialen Nemec den Helm verformt. Verräter.


    Etwa Dreißig Minuten später sitzt Sgt. Kennior Metufhu auf der Spitze des Wachtturmes, am Rande des Dschungels.
    Er nippt an seinem Metallbecher. Das wenige Ale der Basis schmeckt herb, würzig, etwas wie das Leben selbst.
    Und er lässt die Impressionen des Durcheinanders auf sich wirken, betrachtet manches wie ein Standbild und erfreut
    sich daran, wie sich Klarheit in Erinnerung wirkt.
    Da sind einerseits -logisch- die Bilder der beiden Befehlsverweigerer, aus seiner Blickrichtung. Strategisch gesehen eine
    ganze Seite der Brücke, denn die beiden hatten unweit voneinander Stellung bezogen. Zwei von Sechs, das ist ein Drittel.
    Ein ganzes Drittel, auf das er sich nicht verlassen kann. Der Grünhäutige lupft eine Braue und gönnt sich einen weiteren
    Schluck. Und als wäre es nicht hart genug, die Disziplin in den eigenen Reihen zu halten, waren da auch noch diese
    ganzen Machtanwender aufgetaucht. Sicher, andererseits wundert ihn dieser Fakt nicht, denn Nudarah´s Reaktion hatte
    sicherlich Auswirkungen auf dieses...Machtzeug. Dennoch.


    Da war einerseits Lord Abbaddon, in Begleitung des Jedi welcher zur Sicherheit an ihre Seite befohlen wurde. Immerhin
    schien sie bewußter in der Situation zu sein, und, wenn ihn seine Erinnerung nicht trügt, Merdiro geschützt haben, denn
    nachdem Abbaddon aktiver wurde, hatte das Möbel von seiner eigentlichen Flugrichtung abgelassen.


    Dann war da dieser Sefus. Setus? Kennior schüttelt leicht den Kopf, nimmt wieder einen Schluck. Er hatte es durch den
    Helm nicht wirklich gut verstehen können. Wie dem auch sei, dieser Sith jedenfalls hatte sich ebenfalls nicht gegen
    ihren Trupp gewandt. Und schließlich auch noch Ritterin Deikan, die es tatsächlich fertigbrachte, den - während sie
    alle im Betäubungsmodus auf einen bewaffneten Sith feuerten, befehlshabenden Offizier anzusprechen und ihre
    in diesem Augenblick verflucht irrelevante Meinung von sich zu geben. Was für ein selbstüberschätzender, unlogischer,
    sie alle gefährdender Fauxpas. Wieder ein Kopfschütteln, wieder ein Schluck des würzigen Getränkes.


    Machtanwender. Befehlsverweigerer. Verräter. Und er mittendrin.
    Als wäre es nicht genug gewesen, daß er mit all seiner Erfahrung, mit all seinem täglich monoton wiederholten Traings-
    einheiten, aus zwei Metern Entfernung hinter einem Gegner hockend plötzlich nicht trifft.


    Er wird seine Position überdenken. Seine Entscheidungen.


    Er wird mit Mai reden.

  • Tag Einhundertzweiundzwanzig


    "Tanz mit dem Feind"


    Sergeant Metufhu sitzt im Briefing, umgeben von Kameraden. Alle blicken aufmerksam still nach
    vorn, wo Meister Incano wie stets seine Einsatzinformationen preisgibt.
    Bothawui also.
    Es hatte wohl vor wenigen Tagen eine Kontaktaufnahme gegeben, genauer zu einer dortigen Wider-
    standszelle, auf welche man durch Belkud´s Netzwerk aufmerksam wurde. Und zumindest Bothawui
    wurde hierbei vom ewigen Imperium entdeckt. Die Zakuul hatten mit großflächigen Angriffen auf den
    Planeten begonnen und hierbei wohl, so Meister Incano, die gesamte westliche Hemisphäre mehr oder
    minder vernichtet. Den Überlebenden blieb somit nur die Flucht auf den östlichen Kontinent, und soeben
    wechselte das Briefingdisplay, auf das sogleich alle starren, seine Anzeige hin zu einigen größeren Städten.


    "Eine dieser Städte ist Rhan'starn. Dorthin hat sich die Widerstandszelle zurückgezogen....."


    "Großartig.." geistert es ihm durch den Kopf, und es wirkt weit weniger sarkastisch auf ihn, als es den Anschein
    hat. Einsätze auf Feindesland, dafür ist er ausgebildet, das ist sein Leben. Der Grund für seine Existenz, soweit
    er sich zurückerinnern kann.


    "Das Ziel ist also, die Zelle zu finden und sie da raus zu holen. Wir fingen einen Funkspruch ab, der uns die richtige
    Richtung weisen könnte, zu einem ehemaligen Außenposten der Zelle. Das ist unsere einzige Chance, wir sollten....
    "


    Vermutungen euphorisieren den hochgewachsenen Mirialaner niemals. Vermutungen bedeuten Risiken. Dennoch
    schweigt der gesamte Raum, als der in die Jahre gekommene Jedi die Möglichkeit bietet, Fragen zu stellen.
    Zumindest scheint niemand Zweifel zu haben. Incano versichert seinen Dank, nickt und verlässt den Raum, als alle
    Anwesenden sich erheben und Kennior die Soldaten instruiert. Lieutenant Veyno hastet nickend an ihnen vorbei.


    "Es geht los, Leute. Überprüft Euer Zeug, wir sehen uns beim Abflug." Er erntet Nicken und Schweigen, und so kennt
    er es auch. Gibt es keine relevanten Informationen, gibt es auch nichts zu sprechen. Und so eilt er in forciertem
    Marsch hinüber zu den Unterkünften, um eine letzte Prüfung seiner Ausrüstung vorzunehmen. Bereit zu sein.
    Etwa zwanzig Minuten später salutieren ihm Soldaten. Bekannte und weniger bekannte Gesichter unter Helmen,
    geleitet nur von ihrem Schweigen. Der Ernsthaftigkeit dieser Lage.


    Der Flug verläuft nicht minder ruhig, kaum jemand spricht. Der Pilot, ein erfahrener Mann namens Seratar,
    beschränkt sich seinerseits auf die nötigsten Durchsagen, und alles läuft nach Plan. Der Kleintransporter durchstößt
    die Wolkendecke, es ist gerade wechselhaftes Wetter auf Bothawui, und nähert sich der Oberfläche. Luken werden
    geöffnet, der kleine Trupp verlässt eingespielt das Gefährt, man sammelt sich in der Nähe. Bereits wieder im Auftrieb
    befindlich, schließt der Pilot des Widerstandes die Luken gerade, als sich die Visiere der Nachtjäger-Einheit nach oben
    richten. Donner. Das Donnern feindlicher Jäger naht, und die Melodie der Zerstörung wird sacht, dann eingehender
    untermalt von Geschützfeuer. "Hier rüber, schnell!" - mehr bekommt er nicht raus, als das Schiff und mit ihm Pilot
    Seratar vor ihrer aller Augen erst mehrmals getroffen, dann in einer Kakophonie zerbirst und wieder gen Boden rauscht.
    Hart schlagen erste Trümmer auf, als die feindlichen Jäger eine Schleife am Himmel abbilden.... sie sind entdeckt worden.
    Veyno kommandiert den kleinen Trupp - neben ihr Kennior selbst, Corporal Merdiro, der Söldner Rozan und Miraved -
    zu einem der hinter ihnen gelegenen Gebäude, einer größeren Halle. Sie rennen auf den Eingang zu, hasten in Haken,
    als die Jäger das Feuer auf sie eröffnen, und werfen sich durch den offenen Eingang, einer Art Tor. Vollzählig.
    Unverletzt.


    Kaum daß sie das Innere des Gebäudes erreicht haben, schließt sich das Portal hinter ihnen. Sie sind umringt von Bothanern,
    Verwundeten, Sterbenden. Der Widerstandszelle des Planeten. Gleichgesinnten. Ein offensichtlich weibliches Individuum
    nimmt Haltung ein, und stellt sie zur Rede. Veyno, ganz Lieutenant, nimmt das Gespräch an, sie unterhalten sich nur
    einen Augenblick lang. Kurz deaktiviert der Sergeant das Filtersystem seines Helmes, und für die Dauer eines Atemzuges
    dringt die vorherrschende Situation aufdringlich in seinen Helm, seine Nase, die Lungen. Exkremente, Blut, altes Öl -
    der Geruch des Krieges, wie er rasch feststellt, als er die Filter wieder aktiviert. Was das betrifft, machte der Tod keinen
    Unterschied zwischen Herkunft, Rasse oder Einstellungen. Niemals.
    Die kleine Gruppe setzt sich wieder in Bewegung, die Nachtjäger folgen Veyno, Veyno folgt Teelá - jene, die sie am
    Eingang zur Rede stellte. Es geht nach hinten ins Gebäude, wo sich mehr und mehr Verletzter und Toter befinden,
    und sie erreichen den nächsten Kerl, der etwas zu sagen haben scheint, ein gewisser Kinet. Der Lieutenant weist den
    medizinischen Offizier Merdiro an, nahe Verwundete des bothanen Widerstandes zu Erstversorgen, eh sie sich mit diesem
    Kinet austauscht. Dieser reagiert erwartungsgemäß plump, als er erfährt, daß die kleine Einheit ihr Rettungstrupp sei und
    obendrein über kein Schiff mehr verfügt. Dennoch, nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit entsteht etwas wie ein Plan.
    Freude hat sowieso niemand erwartet.


    Unterwegs in zwei Teams, eines bestehend aus Widerständlern Bothawui´s, das andere aus den Nachtjägern von Generis,
    eilen sie zu einem Ort in etwa Zwölf Minuten Entfernung, an welchem eine Reihe - glücklicherweise funktionierender -
    Gleiter bereitstehen. Es hatte sich im Gespräch zwischen Yessana Veyno und Kinet herausgestellt, daß die dezimierte
    Zelle den Planeten nicht ohne ihren eigentlichen Kopf, einen "Vesc", verlassen würde. Dieser befindet sich in irgendeinem
    Turm in Rhan'starn, angeblich umringt von Sprungtruppen und nur aus der Luft evakuierbar. Die Gleiter würden dem
    kleinen Team helfen, wertvolle Zeit zu sparen, und so sitzen sie auf, einer nach dem andren. Auch Kennior nimmt Platz
    auf dem schlanken Gefährt, zündet das Triebwerk und checkt die Instrumente. Immerhin, sie achten auf verlässliche
    Vorbereitungen, denn alle Geräte funktionieren. Teelá führt sie an, und so geht es in halsbrecherischer Geschwindigkeit
    durch eine zerstörte, apokalyptische Stadt.


    Nach nur wenigen Minuten des ungesehenen Ritts, stoppt die Front des kleinen Konvois, und Erste sitzen bereits ab als
    Sergeant Metufhu das Areal erreicht, welches bereits hart umkämpft wird. Bothaner fallen, Sprungtruppler fallen, und
    die altbekannte Beschleunigung, die sich in Kämpfen entwickelt, erfasst das Kommando von Generis. Einer dieser
    verdammten, dreibeinigen Kampfdroiden hat sich zentral positioniert und versperrt ihnen den Weg zum Grast-Landeplatz,
    ihrem ersten Ziel. Man teilt sich auf, das Feuer wird ihrerseits ohne wirklichen Zeitverlust eröffnet und Kennior dirigiert
    die Privates Rozan und Miraved an die linke Flanke, während er, bereits trabend, Merdiro mit sich nimmt. Laufen, feuern,
    atmen, schlucken. Nur irgendein Rythmus, doch er funktioniert bewährt. Sein Rythmus.
    Gerade als er und der Corporal die Flanke erreichen, stürmen schräg neben ihm zwei weitere Sprungtruppen-Einheiten
    auf das Areal. Der Lieutenant gibt seine Befehle über das Helmcom an Kennior, er bestätigt und nimmt sein Gewehr in
    die Linke, den Kolben an der Hüfte abstützend, und führt ihn aus. Die Granate, welche er in den zweiten feindlichen Trupp
    schleudert, entfaltet ihre volle Wirkung und löst das Problem mit ohrenbetäubender Überzeugungskraft. Das andere Team
    der Zed´s fällt unter dem Feuer seiner Teamkameraden, und Lieutenant Veyno macht sich gerade daran, einen ihrer
    Gleiter auf die Kriegsmaschine zuschweben zu lassen. Sie beschleunigt den Gleiter mit einem letzten, entschlossenen
    Tritt und wirft sich in Deckung - fast schon ein Akt der Verzweiflung, da sich die Schilde des Droiden als auf Blasterfeuer
    justiert herauszustellen scheinen. Die Maschine schwenkt ihren unförmigen, oberen Teil herum und zerstört diese Hoffnung
    höchst effizient.


    Der bullige Grünhäutige betrachtet die Szenerie fokussiert, weitere Truppen des Feindes erscheinen glücklicherweise nicht,
    zumindest noch nicht. Dann sichert und schultert er seine Waffe, sorgt über einen Teamcombefehl dafür, daß sich das Feuer der Nachtjäger
    auf die Kriegsmaschine konzentriert, nimmt eine nächste Granate vom Gurt, entsichert diese und setzt sich in Bewegung.
    Wie ausgedehnt sich ein Spurt über diese Distanz, vielleicht Dreißig, Vierzig Meter doch erleben lassen kann. Beinah wie in
    Zeitlupe sieht der das Oberteil des Droiden abermals herumschwenken, sein Feuer auf Private Miraved und Rozan lenken.
    Sieht Rozan einknicken und fallen, brennend, schreiend. "Ma'am!" Er kann Mira´s fast panische Stimme über das Teamcom
    hören und erreicht, endlich, das verdammte Gerät.
    Genau zwischen Ober - und Unterteil des Droiden drückt er mit Wucht den Sprengkörper, schlägt einen Haken nach Rechts
    weg und wirft sich neben einen Baum. Rollt sich hinter den Stamm, ihn zwischen sich und dem Feind bringend, und schließt
    für einen Augenblick geniesserisch die Augen, als die Detonation erklingt. Als die Gräser um ihn herum sich kurz umlegen und
    von den Schatten vorbeijagender Trümmer fleckig wirken, die sich in alle Richtungen fluchtartig ausbreiten, wendet sich sein Blick bereits
    wieder hin zum Ort des Geschehens. Rozan liegt am Boden, kein weiterer Feindkontakt bislang, das Team hastet zum Verwundeten.
    Sieht Myranmai niederknien, eine Hand am Verletzten. Sieht ihre Helmbewegung, hin zu Veyno, das Kopfschütteln der Medizinerin.
    Wieder hat ihnen Zakuul was genommen.


    Kennior steht bei den andren, manche lassen die Köpfe hängen. Mit einem letzten Atemzug hatte der sterbende Söldner seinem Hass
    auf den Feind freien Lauf gelassen, und die Entschlossenheit des Sergeant´s gesteigert. "Fuck."
    Zu fluchen war weder relevant, noch effizient oder gar logisch. Dennoch, irgendwie war es genau das Wort, das sein Inneres in dieser
    Situation am treffendsten beschrieb. Kurz, prägnant. Und mirialanisch sehr untypisch, doch es war ihm egal. Die verbliebenen
    Bothaner rücken bereits weiter vor in Richtung des Landeplatzes, als der altbekannte Donner wieder ertönt und auch sie sich in
    Bewegung setzen. Luftunterstützung des ewigen Imperiums. Sprinten hat sich als bevorzugte Fortbewegungsart durchgesetzt.
    Sie rennen, allesamt, denn die bothanischen Guerillas haben ihren Teil gut erfüllt und die Hallen und Gänge der Anlage auf ihrem
    Weg zum Grast-Landeplatz bereits gesäubert. Teelá führt sie, schnell, scheint sich auszukennen. Es geht nach Rechts, dann
    geradeaus. Dann mal nach Links, und irgendwann rennen sie einen Aufgang hoch zu einer der Landebuchten, wo sie ein intaktes,
    hyperraumfähiges Schiff vorfinden. Erste Bothaner betreten das kleine Ding bereits, und die Bergungsmannschaft schließt sich an.


    Nach einem von stetem Rütteln und Absacken der Fähre begleiteten Tanz durch den Luftraum Bothawui´s setzt das Gefährt auf
    dem Turm auf. Einer nach dem andren, rasch, schweigsam, verlassen sie das Schiff, als sich ein weiterer Bothaner nähert und als
    der gesuchte Namens Vesc zu erkennen gibt. In den unteren Stockwerken finden gewalttätige Auseinandersetzungen statt, und
    Kennior postiert sich am nahegelegenen Aufgang, um diesen zu sichern. Veyno führt ein kurzes Gespräch mit dem Mann, gefolgt
    von einem Nicken. Sie wendet sich dem Mirialaner zu, instruiert über das Helmcom und überreicht ihm einen Sprengsatz.
    Vesc gibt den Turm auf, doch die Sprengung sollen sie übernehmen. Im daruntergelegenen Stockwerk warten etwa zwei Dutzend
    bewaffnete Bothaner, bereit, ihnen den Weg frei zu schießen, und beide traben an, hinunter. Der restliche Trupp sichert den Aufgang,
    gibt Rückendeckung. Harmonie. Ein Blasterschuß streift Kenniors Schulterplatte ohne nennenswerten Schaden anzurichten, doch
    er nimmt es kaum wahr. Die Bothaner fächern aus, die beiden Nachtjäger eilen unter Feuer zu zwei der vier stützenden Säulen,
    während auf der anderen Seite des Raumes weitere, verbündete Guerillas ihre Ladungen platzieren. Auch Metufhu und Veyno
    bringen ihre kleinen Päckchen an, abgestimmt über die mobile Kommunikation ihrer Helme.


    Nur wenige Augenblicke, nachdem das Team des weißen Sternes die Fähre wieder vollzählig betreten hat, setzt das Fluggerät
    in den Startmodus um und hebt ab. Rasch gewinnen sie an Höhe, und Kennior blickt aus einer der Luken nach unten, als der
    Lieutenant den Fernzünder betätigt und der Turm unter ihnen samt allen verdammten, anwesenden Zed´s in einer Wolke aus Partikeln
    verschwindet. Erfolgreich.
    Selbst wenn man den gezahlten Preis beachtet.

  • Zukünfte in eigener Hand


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    So vieles war geschehen.
    Nach dem doch verlustreichen Einsatz auf Bothawui hatte der mirialanische Sergeant alle Mitglieder
    des Militärs, sowie auch deren Umfelder sowie die wenigen Geretteten auf eine kleine Feier in der
    Cantina der Widerstandsbasis geladen.
    Nur wenige kamen.


    Und doch waren sie erschienen, darunter Corporal Merdiro, Lieutenant Veyno, Teelá und Vesc, die
    sie evakuieren konnten. Kennior ließ es sich sich nicht nehmen, ein paar Worte den Gefallenen zu widmen
    und sich dann verbal-brennend zu weiteren Angriffen auf das ewige Imperium zu äußern. Etwas Beifall, in
    Relation ihn betreffend viel Alkohol, und der Abend ging vorüber.
    Wenige Tage später dann hatte Lieutenant Veyno ihn zu sich zitiert, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen daß
    die Angelegenheit mit den beiden Befehlsverweigerern von ihr geklärt worden war. Durch ein Gespräch.
    Ein Gespräch!
    Sie hatte ihn schon einmal zurechtgewiesen, weil er eine aus seiner Sicht relevante Information während eines
    ihrer Gespräche geäußert hatte. Befehlsverweigerung lohnte sich also, aus der Sicht verquerer Individuen. Es hatte
    ihm in den vergangenen Tagen einiges an unruhigen Nächten beschert, und seine steten Gespräche mit Mai,
    also Corporal Merdiro, hatten sich als hilfreich erwiesen. Hilfreich, eine Entscheidung zu finden, welche Relevanz,
    Effizienz und Logik entspricht.
    Er wirft gerade seine Ausrüstung in einer Art Seesack in die seitliche Ladeluke der Zakuul-Fähre, als Mai neben ihm
    ihr Schiff verlässt und sich ihm lächelnd nähert. Auch sie hatte soeben ihr Zeug verstaut. Ein kurzer Wortwechsel,
    und Kennior aktiviert sein Helmcom, um Veyno zu kontaktieren und um etwas Zeit zu bitten. Sie willigt ein,
    freundlich wie gewohnt, und die beiden Mirialaner machen sich auf den Weg hinunter ins HQ.
    Es ist heiß, an diesem Tag. Keine Wolke steht am Himmel, selbst das sonst so zahlreiche Viehzeug lässt sich nicht blicken.
    Die instruierten Wachen nicken die beiden durch, nachdem er seine ID vorgewiesen hat. Nach der kleinen Treppe
    kommen sie im Herzen des Widerstandes an, wo Yessana Veyno sie bereits erwartet. Man salutiert sich wie gewohnt.
    Sie lächelt in ihrer bekannten, sachlich-freundschaftlichen Art. Der Blick des Sergeants, der bei früheren Aufenthalten
    im HQ stets über die Monitore wanderte, die Spezialisten betrachtete, die eifrig die unterschiedlichsten Informationen
    auswerteten, haftet nun nur seiner Vorgesetzten an. Er nimmt die von ihm bekannte bequeme Haltung der Militärs ein, legt
    beide Hände auf den Rücken und stellt seine Füße in Schulterbreite auseinander als Veyno wissen will, um was es geht.


    Nachdem er sein Anliegen vorbrachte - nach gewissen Vorfällen auf unbestimmte Zeit etwas Abstand einzufordern, um diese
    überdenken zu können; und Sie lediglich darüber informieren zu wollen - will sie natürlich wissen, um welcher Art Vorfälle es
    sich handelt. Myranmai räuspert sich, reckt das Kinn leicht und beginnt mit ihren eigenen Ausführungen. Erklärt, daß auch sie
    nicht ins Detail gehen will, und beschränkt sich auf die Prägung der beiden Mirialaner. Auf ihre eigenen Geschichten, ihre Wege
    durch all die Akademien, ihre Dienstzeiten beim republikanischen Militär. Und ihre Schwierigkeiten in einem so direkten
    Umgang mit den derzeitigen imperialen "Freunden".
    Lieutenant Veyno zeigt Verständnis. Gesteht zukünftige Schwierigkeiten ohne die beiden in ihrem Bereich ein, wirkt gefasst.
    Und der bullige Sergeant kann nicht umhin, ihr seinen Rat dazu anzubieten. Yessana Veyno nickt.
    "Ma'am, werden Sie härter. Fördern Sie Loyalität und Gehorsam, strafen Sie die Gegensätze ab. Bei Republik wie Imperium
    wird das Militär mit Härte geführt.
    "
    Es sind nur wenige Worte für all das, war sich seit einiger Zeit durch seine Gedanken frisst, seine Konzentration stört.
    Dennoch ist er zufrieden, denn er immerhin gelang es ihm, seine Aussage aufs Essenziellste herunterzubrechen. Der Lieutenant
    nähert sich den beiden ein wenig, ihr Blick wandert von Mai zu ihm hinauf und wieder zurück. Erkundigt sich dann nach
    Möglichkeiten, weiterhin Kontakt zu halten. Beide Soldaten nicken, er weist auf die Verschlüsselung hin mit welcher er
    einst in Kontakt mit dem Widerstand trat.


    Sie rät ihnen, auf sich aufzupassen, und Kennior rät Veyno, sich nicht weichmachen zu lassen. Kurze, stille Momente. Blicke.
    Dann löst sich der beinah melancholische Augenblick und alle salutieren sich abermals, zum vorerst letzten Mal.
    Kennior und Myranmai wenden auf den Hacken, militärisch korrekt, und verlassen das HQ. Verlassen das Hauptgebäude.
    Wenig später dann auch die Basis des Widerstandes, und Generis.
    Folgen der Logik.

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