Ich hasse es.

  • Die Provinz kotzt mich an. Um mich herum schwitzende, fröhlich in allen Sprachen plappernde Gestalten die unentwegt frittierte Insekten und Reptilienhäppchen in sich hineinschaufeln, mit übersüßten Getränken nachspülen um anschließend weiter dumme Belanglosigkeiten über den anstehenden Kampf zu äußern.


    Sehnsüchtig denke ich an die Ruhe meines kleinen Forschungslabors auf Korriban, als mich die dunkle, schmatzende Stimme meines Gastgebers brutal zurück holt: "Da, sie machen bereits den Gegner fertig." Er schmatzt zufrieden: "Das wird ein Schauspiel."
    Ich vermeide es tunlichst ihn direkt anzublicken - selbst für einen Hutt ist Nem´ro optisch abstoßend und seine Essmanieren stehen diesem in nichts nach - und blicke gelangweilt in die angegebene Richtung.


    Ein älterer Cyborg und eine junge Frau hantieren emsig an einem größeren Metall...ding.
    Mit ruhigen, geübten Griffen checkt er mit seiner linken Hand die Hydraulikverbindungen und trägt mit seiner mechanischen Rechten Öl auf einige Scharniere auf. Die junge Frau - seine Tochter? Eine gewisse Ähnlichkeit ist da - hat eine Klappe auf der Rückseite des Droiden geöffnet und ihre Finger huschen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über eine darunter verborgene Tastatur, während ihre Augen wie gebannt auf eine Anzeige starren.
    Die beiden wechseln kaum ein Wort, nur gelegentlich weicht sie ohne die Aufmerksamkeit von ihrer Tätigkeit zu lösen mit traumwandlerischer Sicherheit zur Seite um ihm bei seiner Arbeit nicht im Wege zu sein. Ein eingespieltes Team, ohne Zweifel.


    "Hübsch geworden, die kleine Lani" brummt die Made zwischen zwei Bissen "Müsste man mal das ganze Öl abwaschen und was vernünftiges anziehen, nicht so einen zerbeulten, dreckigen Overall."


    Es kostet mich erhebliche Kraft nicht darüber nachzudenken was jetzt im völlig verfettetem Kopf von Nem´ro vorgehen mag. Mühsam zügele ich meinen Ärger und den Abscheu vor diesem Theater - ich bin immerhin auf diplomatischer Mission hier. Nur die Verträge unterschreiben welche die Agency in monatelanger Kleinarbeit mühsam vorbereitet hat.


    Den Ärger fokussieren, ihn nutzen um meine Aufmerksamkeit zu stärken - Routine. Etwas stimmt nicht: "Wie kommt es eigentlich dass du ihn gegen eine Maschine antreten lässt und nicht gegen eine deiner berühmten Bestien?"
    Das verächtliche Schnauben neben mir deutet darauf hin dass ich da wohl einen wunden Punkt getroffen habe - ich wende mich ihm neugierig zu.
    Angriffslustig starrt mich die Made aus blutunterlaufenen Augen an bevor sie einer weiteren frittierten Echse krachend den Kopf abbeißt. "Wirst sehen, das hier ist besser!" grollt er und hebt einen der lächerlich kleinen Ärmchen die so gar nicht zu seinem aufgedunsenem Leib passen.


    Ein schriller Ton erklingt und unten in der Arena öffnet sich ein großes Tor aus dem ein wild fluchender Twi´lek gestoßen wird.
    "Die Feinde des Imperiums sind auch die unsrigen" tönt es neben mir mit einem Rülpsen "Sieh was für einen schmerzhaften Tod er für seine aufrührerischen Rede erleiden wird!"
    Typisch Hutt. Große Worte und eine Riesenshow ohne Substanz. Vermutlich hat der Kerl da unten einfach nur eine missbilligende Bemerkung gemacht als Nem´ro auf der Suche nach einer kostengünstigen Inszenierung seiner selbst war.


    Der hellgrüne Twi´lek unten wird sich der gesammelten Aufmerksamkeit der Menge bewusst und ein Ruck geht durch seinen massigen Körper, er richtet sich auf und schwingt probeweise das billige Metallschwert in seiner Hand.
    Er ist groß, außergewöhnlich groß und von kräftiger Statur. Vermutlich war er mal wirklich muskulös, aber jetzt mit gestiegenem Alter sieht man das Fett eines untätigen Lebenswandels.
    Die Menge johlt und ein paar frittierte Leckereien und Trinkbecher prasseln auf ihn ein. Mit einem kühnen Schwertschwung schafft er es tatsächlich sich vor zwei der improvisierten Wurfgeschosse zu schützen, die weit abgelenkt ein paar Meter weiter neben ihm in den Sand trudeln.


    Neben mir erhebt sich das zweite kümmerliche Ärmchen in die Luft und der alte Mechaniker weicht von dem Metallungetüm. Die Frau schließt die Klappe und drückt auf etwas, welches das metallene Monster zu summendem Leben erweckt.


    Eine Unzahl kleiner Lämpchen leuchtet in grimmigen Rot bedrohlich auf, Gelenke knacken und Sensoren richten sich aufmerksam in alle Richtungen. Auf mehreren langen, spinnengleichen Extremitäten richtet sich der Droide zu einer bedrohlichen Größe auf. Als zischend eine feuerrote Laserklinge aus einem seiner Vorderbeine sprießt, springt die Menge tobend auf.
    Mit einer einzigen, flüssigen Bewegung wendet sich die Maschine dem Twi´lek zu, dessen ohnehin schon heller Grünton noch blasser wird.
    Dieser bringt beide Lekku mit einer ruckartigen Kopfbewegung hinter sich in den Schutz seines breiten Rückens und geht kampfbereit leicht in die Knie, das Schwert erwartungsvoll mit beiden Händen vor sich gestreckt.


    Nem´ros Ärmchen sausen herab und der Roboter macht einen riesigen Satz auf den Grünen zu.


    Ein Aufschrei geht durch die Menge als der Angegriffene trotz seiner Masse geschmeidig unter dem Angriff abtaucht, abrollt und seinerseits mit einem laut hörbaren metallischen Klong eines der Hinterbeine trifft. Ein schrilles, mechanisches Kreischen ertönt als sich eine Klappe unter dem Metallleib öffnet und eine weitere Extremität mit einer wild rotierenden Sägescheibe zu Vorschein kommt und zusammen mit dem Laserschwert eine schnelle Kombination koordinierte Angriffe auf den Grünen startet. Geschickt wirbelt
    dieser herum, weicht elegant aus, pariert in letzter Sekunde das Rotorblatt und tänzelt anmutig ein wenig zurück - offensichtlich hat er zumindest eine ausgiebige Ausbildung als Tänzer erhalten, wenn schon nicht als Kämpfer.


    Verächtlich zucken meine Mundwinkel als ich sehe wie ungeschickt er sein Schwert hält. Blut rinnt aus einer Wunde an seiner Seite, spritzt in den Sand. Wieder springt die
    Maschine mit einer unglaublich schnellen Bewegung in seine Richtung und wütend hackt das Laserschwert nach ihm - er pariert geschickt und hüpft mit einem
    unglaublichen Satz über das kreischende Rotorblatt auf den Droiden zu, zielt auf etwas an der Unterseite, stösst zu. Plötzlich wächst ein Flammenstrahl aus
    einer Düse am Rumpf, hüllt ihn ein, verbrennt ihn, bringt ihn dazu entsetzlich laute Schreie auszustoßen.


    Der ohnehin schon widerwärtige Gestank hier gewinnt eine neue Note und ich rümpfe missbilligend die Nase während der unverständlich heulende Twi´lek sich auf dem Sand rollt um die Flammen zu ersticken. Die scharfen Sandkörner bleiben an der frisch verbrannten Haut hängen und verschmelzen mit dieser zu einer hässlichen, blutgetränkten Masse.


    Aber wieso beendet der Droide dieses jämmerliche Schauspiel nicht? Etwas stimmt nicht mit ihm - die Lämpchen flackern und die Vorderextremitäten hängen schlaff hinab. Offensichtlich hat der Schwerthieb doch etwas getroffen - eine Hydraulikverbindung? Etwas rinnt seine Beine hinab und dunkle Flecken bilden sich unter ihm im Sand. Ein Vibrieren bemächtigt sich des metallenen Körpers und die Lämpchen erlöschen eines nach dem anderen - er schwankt.


    Gerade als er zusammenzubrechen droht ertönt ein lauter, gellender Schrei. Die junge Frau am Rand der Arena starrt die defekte Maschine mit geballten Fäusten an, ihr Körper zittert vor Zorn. Mir läuft es heiß den Rücken hinunter und ich spüre einen metallischen Geschmack auf der Zunge.


    Ich schlucke ungläubig als sich der stürzende Droide im letzten Moment noch fängt und das letzte verbliebene Lämpchen wieder aufhört zu flackern. Die Menge hält den Atem an als sich die Maschine knarrend auf unsicher staksenden Beinen dem jetzt nur noch leise wimmernden Twi´lek nähert.
    Sie schwankt als sie ungelenk über ihm zum halten kommt. Kraftlos senkt sich die Extremität mit der zum Stillstand gekommen Metallscheibe auf seinen Hals zu, setzt auf... und durchtrennt ihn lautlos.


    Ungläubig schüttel ich den Kopf als die beiden Mechaniker losrennen um sich um den beschädigten Koloss zu kümmern.


    Es dauert lange bis die ersten Leute verhalten zu klatschen beginnen.


    "Bring die Frau hoch", wende ich mich brüsk an den Hutt. Eine weitere Armbewegung von ihm und die beiden werden gewaltsam seiner Leibwache von dem halb stabilisierten Metallhaufen weggezerrt und durch die wild feiernde Menge zu mir geleitet.


    Wortlos starren mich ein Augenpaar und ein paar gewiss teure Sehimplantate an. Sofern man das bei dem fast komplett vercyberten Gesicht des Alten halbwegs sicher sagen kann, scheint sie tatsächlich seine Tochter zu sein. Jetzt fällt mir auch erst das kleine Implantat an ihrer linken Schläfe auf. Wieder der metallische Geschmack auf der Zunge... da ist etwas.


    "Was war das da unten?" wende ich mich ihr zu.


    Als der Alte zu einem langen und breiten entschuldigenden Wortschwall ansetzt würge ich ihn sprichwörtlich ab und lasse ihn hilflos zuckend im Machtgriff nach Atem ringen. Ihre Augen blitzen auf, sie dreht sich zu ihm, scheint mit sich zu ringen und blickt mich dann mit dunklen Augen wütend an "Zorn!" knurrt sie. "Lass ihn los, Sith!"


    Ich lache leise ohne meinen mentalen Griff zu lockern. "Warum sollte ich? Du weißt was los ist. Was geschehen ist.. und was mit dir geschehen wird."


    Ihr Gesicht zuckt, ihr Blick flackert kurz - ich sehe wie es in ihrem Kopf arbeitet. Sie wechselt die Taktik, ihre Mimik wird weicher, ihr Blick flehend: "Bitte, Sith.. lass ihn gehen. Es ist nichts geschehen."


    Demonstrativ blicke ich zu dem Alten dessen Gesicht sich schon unangenehm verfärbt. "Du weißt dass ich dich jetzt an Ort und Stelle als ungeübte Machtwirkerin exekutieren kann - ohne Bestie, Killermaschine oder sonstigem landesüblichen Schnickschnack. Bring mich dazu es nicht zu tun.. zeig mir dass du die Macht beherrschst!"


    Hilflosigkeit macht sich auf ihren Zügen breit, ihre Augen wandern gehetzt zum Hutt der das ganze nur mit einem sardonischen Lächeln quittiert.


    "Ich will dass du die Maschine da unten zerstörst. Zeig mir was du kannst!"


    Sie öffnet ihren Mund, will protestieren.. aber ein Röcheln des Alten lässt sie verstummen. Ein letzter, giftiger Blick in meine Richtung und sie wendet sich dem geduldig wartenden Metallmonster in der Arena zu.


    "Die Maschine ist einzigartig..." meldet sich Nem´ro neben mir im einschmeichelnden Tonfall. "Die beiden haben ihr halbes Leben lang daran herumgeschraubt um sie in meiner Arena kämpfen zu lassen und so ihre Credits zu verdienen.. gibt's nicht eine Methode die meine Unterhaltung.. weniger gefährdet? Ich hätte da noch ein paar Gefangene die sie exekutieren könnte? Wir können ihr ja ein Lichtschwert geben und...."


    Mein Blick lässt ihn verstummen. Die Füße des Alten zucken unkontrolliert als ich ihn weiter anhebe. Sein Overall stinkt nach Angst und Pisse. Die Frau schluchzt auf und ballt die Hände zusammen. Man spürt wie sich die Macht um sie manifestiert, sich wie sanfte Schleier um sie herum zusammenzieht, sie einschließt, mit ihr verschmilzt. Um dann ruckartig von ihr losgelassen zu werden.


    In der angespannten Stille hört man das leise Zischeln aus der Seite des Droiden.. die verletzte Seite, aus welcher der Flammenstrahl kam.
    Etwas brodelt, ein dumpfes Schlagen. Anschließend kurzzeitig wieder Stille - dann den ohrenbetäubenden Knall der Explosion. Metallteile fliegen durch die Luft und einige der Zuschauer stürzen verletzt zu Boden.


    Lächelnd lasse ich den leblosen Körper des Alten zu Boden sinken.


    "Nicht schlecht, Mädchen - für eine Ungeübte war das nicht schlecht. Nur zu langsam, viel zu langsam. Hättest du dich schneller gefügt würde dein Vater jetzt noch leben. Aber merk dir deinen Zorn, deinen Ärger, deine Wut.. sie werden dir helfen Korriban zu überleben."

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