Roter Sand - Korriban Sunsets

  • Die glühende Scheibe der korribanischen Sonne stand bereits in der Nähe der schroffen Felskante die in dieser Gegend den Horizont darstellte. Bald würde sie dahinter verschwunden sein und das mit feinem rotem Sand bedeckte Plateau nahe Darth Crutios in eine dämmrige Wüstennacht tauchen. Die glühende Hitze des Tages würde dann durch die seicht schwüle laue Wärme ersetzt, die vom gedörrten Boden ausging und solange abnahm bis in den Morgenstunden zaghafter Tau entstehen würde. Doch die normalerweise bleierne Stille der Wüste wurde gestört von den immer wieder ertönenden gellenden Schreien einer Frauenstimme. Noch in Sichtweite der Festungsmauern führte die Quelle dieser Schreie einen martialischen Tanz auf, eine Übungsklinge in wildem Scheingefecht mit sich selbst schwingend. Die Kampfschreie der rothäutigen Furie trugen sicherlich bis hinüber zu der Behausung des Darth der diese einsame Wüstenei in den Weiten Korribans zu seinem Heim erkoren hatte.
    Schnelle Seitschritte, ein wirbelnder Tritt. Danach traf die Trainingsklinge mit mörderischer Gewalt die Karosse eines alten ausgeschlachteten Gefechtsdroiden den ein paar bemitleidenswerte Soldaten vor einiger Zeit hier herauskarren mußten. Funken stieben und einige kleine Blechstücke lösten sich von dem bereits recht derangierten Kampfgerät.
    In der letzten Zeit war es öfter dazu gekommen das Vrynasha in den Hallen von Crutios Anwesen die Luft zum Atmen fehlte. Dann kam sie hier hinaus, atmete die allgegenwärtige Hitze des Planeten und fügte ihr die Eigene hinzu.
    In diesen Stunden ihr Sparringspartner zu sein wäre ein undankbares Unterfangen, weshalb sie sich aus Rücksicht auf die Einsatzfähigkeit von Crutios Garnison, lieber an den scheintoten Droiden hielt der zumindest für ein paar Tage noch seinen Dienst loyal erfüllen würde ehe er endgültig in Einzelteile zerfiel.
    Wie war sie hier überhaupt hin geraten. Wie immer mal wieder auf den grenzgenialen Einfall Lord Tryfs hin, die beschlossen hatte ihre Tochter zur Verhandlungsmasse eines kruden Deals mit diesem verschrobenen Mystiker zu machen. Dieses Mystikers der ihr gleich am ersten Tag gezeigt hatte das er auf den selben Schienen festsaß wie die meisten seines Ranges die sie kennengelernt hatte. War das wirklich alles so zwingend? Wie war das dann mit dem Kodex - Meine Ketten zerbrechen? Wann denn bitte, wenn es nichtmal einem Darth gelang von all diesen Allüren frei zu sein?
    Ein weiterer Knall zerschnitt die sich langsam abkühlende Luft auf der Ebene und ein Stück der Schulterpanzerung flog im hohen Bogen davon, nicht ohne eine stattliche Scharte in dem, nicht für reale Gefechte gegen gepanzerte Gegner gedachten, Übungsschwert zu hinterlassen.
    Nein nicht das sie sich irgendwie betrogen fühlte. Und sie hatte nach einem ersten Anfall akuter Mordlust auch Tryfs Kalkül mehr oder weniger verstanden und demzufolge beschlossen mitzuspielen. Auch wenn der „Alte Mann“ es natürlich auf seine allgegenwärtige Aura der Autorität schob.
    Allein der Gedanke an ihre erste Begegnung mit dem Darth entrang ihrer Kehle ein animalisches Brüllen das selbst die in der Nähe herumkriechenden Terentateks wohl zur Flucht veranlaßt hätte. Nein den Weg dieser geballten Ladung reinblütiger Wut wollte man gerade nicht kreuzen.
    Korriban, von all den abertausenden Welten über die das Imperium gebot. Von all den Planeten wo sich Sith von den mannigfaltigen Stätten der dunklen Seite angezogen fühlten, mußte „ihr“ Darth natürlich ausgerechnet auf dieser elenden roten Staubkugel wohnen.
    Sie haßte diesen öden Planeten. Ihre Fußsohlen brannten in dem Moment wo sie von der Shuttlerampe hinunter stieg auf den staubigen Felsenboden. Und umso mehr brannten sie wenn sie – wie jetzt – direkt mit ihm in Berührung kamen. Doch gerade jetzt war ihr dieses Brennen mehr als willkommen da es sie beflügelte, antrieb, Kräfte mobilisierte.
    Nein ausgerechnet Korriban war für sie der Alptraum schlechthin. Von allen im Imperium vererehrt als die Geburtsstätte des glorreichen Imperiums. Des einzigen Ideologiekonstrukts das in dieser Galaxis eine Existenzberechtigung hatte. Geburtsstätte – Rancorkacke! Es war doch letztenendes nichts anderes als eine staubige rote Felsenkugel, durchlöchert mit Gräbern. Es war ein riesiger Friedhof, aus dessen jeder noch so kleiner Felsenritze die Manifestation der dunklen Seite herausquoll gemischt mit dem fauligen Geruch ultimativen Versagens. Nein Korriban war für die Reinblüterin nicht jener sakrosankte Schrein den er für so viele andere darstellte. Die hier begrabenen Sith, oder vielmehr jene die hier eine Grabhöhle hatten, ungeachtet der Frage ob sie wirklich drin lagen oder nicht, verband etwas. Etwas das Vrynasha noch mehr haßte als das zähflüssige Salbadern eines Jedigroßmeisters über die Segnungen der lichten Seite.
    VERSAGEN!
    Denn letzten Endes hatten sie alle bei dem versagt was sie sich vorgenommen hatten. Naga Sadow, Ludo Kresh, Ajunta Pall. All diese klingenden Namen, deren zweifelhafte Ehre es war in verwitterte zerbröselnde Steinstafeln auf diesem Planeten gehauen zu werden. Sie alle verband das ultimative Versagen. Denn sie hatten letzten Endes nichts weiter erreicht als über ihren eigenen Größenwahn, oder die Mißgunst anderer zu stolpern.
    Ja vielleicht war dies das Wesen der Sith, aber es war auch in Vrynashas bescheidener kleiner Kriegerwelt der bemitleidenswerteste Grund zu scheitern.
    Einem besseren Kämpfer unterlegen zu sein. Das war in Ordnung. Von unerwarteten Ereignissen überholt zu werden, konnte passieren. Aber bisher war das Imperium an dem einzigen Gegner gescheitert den es wohl nie würde bezwingen können. Sich selbst... und kein Ort in dieser Galaxis war dafür ein solch leuchtendes Symbol wie Korriban. Das ultimative Gruselkabinett imperialer Niederlagen.


    Statt weiter auf den Droiden einzudreschen der mittlerweile schon arg schief in der einsamen Landschaft stand verlegte sich die Reinblüterin auf die Rezitation der Schwertkampfkombinationen die sie seit früher Jugend beigebracht bekommen hatte. Der Shien Kampfstil war aggressiv, von impulsiver Energie und ihr Vater war der Meinung gewesen, sie solle diesen erlernen weil er ihrem Naturell am nähesten kam. Ja ihr Vater, war vielleicht in vielem eine Haßfigur, aber er hatte ihr mit dieser Entscheidung zumindest einen kleinen Grund gegeben ihn zu lieben, denn in den schnellen Kombinationen aus Schwertstreichen Schrittfolgen, Tritten, in dieser Kunst den ganzen Körper als tödliche Waffe einzusetzen, konnte Vrynasha sich bis zur Erschöpfung verlieren und dabei all die aufgestauten Aggressionen und Ärgernisse in die Wüste hinausprügeln die sich in der Zeit zwischen ihren Duellen mit sich selbst ansammelten.
    Es war die Zeit die sie nur für sich hatte, sich allen überflüssigen Ballasts entledigte. Nur sie und ihre Klinge. Natürlich entging den erweckten Sinnen der Kriegerin die Aufmerksamkeit, die ihr recht eindringlich von der nahen Festungsmauer geschenkt wurde, keineswegs. Für die Soldaten des Anwesens war der Anblick einer Reinblüterin, die lediglich mit zwei Seidentüchern um Hüften und Brust geschlungen einen von knisterner Energie durchdrungenen tödlichen Tanz in der Wüste aufführte, sicher etwas das in etwa die Anziehungskraft eines schwarzen Loches entwickelte. Sie brauchte aber den Sand zwischen den Zehen, die rauhe Textur des Felsens an ihren Fußsohlen. Genoß die Sinneseindrücke die die staubdurchsetzte Wüstenluft, mit den aus jeder Pore rinnenden Strömen von Schweiß erzeugte.
    Jeder Schwertstreich, jedes blitzartige Hochschnellen eines Fußes, der selbst unbekleidet wohl spielend Rippen gebrochen hätte. All das war wohltuender Balsam auf der Seele der Frau. Die präzise Ausführung der althergebrachten Positionen und Bewegungen ohne irgendetwas das diese Bewegungen einschränkte oder auch nur verfälschte.


    Ein zugegeben nahezu künstlerisches Schauspiel ungestümer Zerstörung, das automatisch wohl Blicke auf sich zog. Aber das war ihr in diesen Momenten völlig gleich.
    Jede einzelne dieser Sinnesempfindungen, die ihr einsamer Kampf in der Wüste auslöste, vermochte einen Splitter aus den angelagerten Krusten aus Zorn und Frustration abzuschlagen.


    Und davon hatte es in letzter Zeit einige gegeben. Angefangen von Crutios „Empfang“ ihrer selbst und seiner zwingend erforderlichen Demonstration der Einstellung, dass es ihm scheißegal war was man war, solange man nicht brav den Bückling machte. Sicher sie hatte sich wohl mittlerweile einen ansatzweisen Respekt bei ihm erworben, aber das wohl maßgeblich dadurch das sie ihre Energie zu zügeln vermochte und das brave demütige Gefolge verkörperte. Eine Rolle die ihr in etwa so gut zu Gesicht stand wie die Rolle der Satele Shan in irgendeinem Klamaukholo.


    Dann diese ermüdend widersetzliche Padawan, auf die er so große Stücke hielt. Obwohl sie sich nach wie vor weigerte zu lernen und aus dem mickrigen Zustand in dem die Jedi sie zurückgelassen hatten auszubrechen. Kein Wunder das der Orden und sie getrennte Wege gegangen waren. Egal was dieses „dunkle Geheimnis“ war, von dem Valnaria faselte. Es hatte sicher etwas damit zu tun das sie sturer war als ein Gormu am Futtertrog. Aber gut, dann würde man Sturheit mit Sturheit bekämpfen. Auch einen Kampfdroiden zerlegte man nicht an einem Abend.


    Oh ja und dann war da noch diese unsäglichen Audienz, an der sie mit dieser Lieutenant van Arden teilgenommen hatte um sich den nächsten Auftrag abzuholen. Es ging wieder einmal um Xzari. Das junge Reinblut das es für eine gute Idee gehalten hatte bei ihm in Ausbildung zu gehen.


    Ja, sie mochte in der Tat Potential haben, aber es lag derzeit brach und, wenn sie „dem Alten“ an diesem Abend nichtmal bei der Beurteilung des Wetters zugestimmt hätte. Auch sie erkannte es, und die Tatsache das es bisher keinerlei Förderung erhalten hatte. Darin manifestierte sich auch Crutios Auftrag an Vrynasha. Sie sollte Xzaris Defizite in militärischem Umfeld auswetzen. Eine Kriegerin, die bisher bei einem Krieger in Ausbildung gewesen war, aber das Kriegshandwerk nicht beherrschte. Was lief in diesem vermaledeiten Imperium schief das soetwas passieren konnte?


    Und dann war da noch das was sich zwischen van Arden und Crutio unter Vrynashas zusehends glühenden Augen abgespielt hatte. Sie hätte sich fast einen Zahn ausgebissen um ihrer Verstimmung betreffs des Umgangs mit dem Lieutenant nicht laut Luft zu machen.
    Dazu mußte sie sich selbst beglückwünschen, denn soetwas gelang ihr nicht allzu oft. Wenn ihr etwas nicht passte, ließ die rote Furie das nur zu gern alle Umstehenden lautstark wissen.
    Dieses Herumtrampeln auf allem was einem treuen Soldaten des Imperiums heilig war, war alle mal ein Grund dafür warum dem armen Kampfdroiden heute ein paar Einzelteile abhanden gekommen waren.


    Aber sie war nur ein Sith Lord in den Diensten Crutios. Es war nicht an ihr ihn auf derartiges hinzuweisen. Schon weil sie zweifelte das er überhaupt begreifen wollen würde, was er da eigentlich angerichtet hatte. Auch für Xzari empfand sie in diesen Momenten eine Prise Mitleid, denn es wäre sicher das letzte mal das einer der mit ihr operierenden Soldaten für sie den Hals riskierte, wenn sie wußten das Xzaris Lehrmeister in ihnen nichts weiter sah, als irgendwelche Versuchslobel mit deren Hilfe man Xzaris Verhalten abklopfte. Nein, der nächste Fehler den sie nicht selbst korrigieren konnte wäre ihr letzter, soviel war sicher.
    Letzten Endes würde „der Alte“ bekommen was er wollte und Vrynasha hatte ihren Teil bereits zur Hälfte erbracht und der ein gutes Stück jüngeren Reinblüterin vermittelt, was bei Bewegung in einem militärischen Kontext lebenswichtig war. Krieg war nichts wo man sich Fehler erlauben konnte, auch nicht als Sith und die Konfrontation mit einem Jedi Schatten zu suchen, noch dazu ohne vorherige Abmeldung bei der Truppe war etwas das selbst einem Private in der Grundausbildung schon als hundsdämlich erscheinen mußte.


    Ein letzter Kampfschrei hallte von den nahen Felsen wieder als Vrynashas nahezu ununterbrochener Fluß an Bewegungen abrupt zum Stehen kam. Sie ging in Grundstellung, das ramponierte Übungsschwert vor das Gesicht nehmend und verneigte sich vor dem flüchtigen Echo ihrer selbst, das ihr wieder einmal das Letzte abverlangt hatte. Ja sich selbst zu besiegen war kein leichtes Unterfangen, daß zeigten die roten Felsengräber deren Statuen sich gegen den abendlichen Horizont abzeichneten nur allzu deutlich.

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