• Kapitel 1 - Rushhour




    Entnervt saß sie in ihrem Skycar und atmete tief durch. Seit geschlagenen 15 Minuten und einer gefühlten Ewigkeit, wartete Yhera bis der Transporter - dem ein Teil der Ladung von der Ladefläche gefallen war - sie endlich weiter ließ. Es war Rushhour auf Coruscant und für ihre Route dachte sie sich, eine Abkürzung würde ihr den Tag erleichtern. Von wegen, seufze sie, stand da und beobachtete wie der Fahrer sich darum bemühte, die verlorenen Kisten wieder auf den Transporter zu schaffen. Hätte sie helfen sollen? Nein das war keine Aufgabe für Yhera. Sie war eine Jedi und in wichtigen Ermittlungen verwickelt. Ihrer Selbstgefälligkeit, war sie sich nicht bewusst.
    Mittlerweile vertriebt Yhera die Wartezeit mit mobiler Meditation, wie sie es gerne nannte. Auch wenn es bei dem städtischen Lärm kaum möglich war. Zumindest vertrieb es ihre Gedanken, den Lenker aus der Amatur ihres Wagens heraus zu reißen.


    Weitere fünf Minuten vergingen - nun konnte sie ihren Weg endlich fortsetzen und flog dem Ziel rasch entgegen. So viel zur Abkürzung, kommentierte sie gedanklich und bemühte sich ihre Gefühle im Griff zu behalten.
    Sie war auf dem Weg zu Bekir, einem kleinen, rundlichen Mann der sich sein Geld als Händler für Drogen und anderen Schmugglerwaren verdiente. Nach dem sie nun bereits drei Wochen nachforschte, hatte Yhera heraus gefunden wo Bekir lebte.
    Sie konnte Kontakte knüpfen und Nachforschungen betreiben. Insgesamt war Bekir nur ein kleiner Fisch, aber dennoch schaffte man es nicht, ihm das Handwerk zu legen. Oder war es anderen einfach nur egal? Für Yhera jedenfalls, ist es seit Monaten der interessanteste Fall gewesen. Bekir hatte seine Finger überall drinnen stecken und machte sich im Unterwelthandel mittlerweile einen Namen.


    Wenig später erreichte Yhera schließlich einen der gigantischen Tower, in dem es vermutlich Hunderte, wenn nicht gar tausende Appartements gegeben hatte und landete ihr Skycar auf dem Dach nahe dessen Randes. Laut ihren Informationen sollte Bekir nur wenige Etagen tiefer leben und um der Zeitersparnis Willen, zog sie den eher unkonventionellen Weg vor, in dem sie nicht einen der eigentlichen Gebäudezugänge nutzte.


    Nach einem kurzen Satz auf die Mauer des Daches - von der es Umrahmt war - spazierte sie einige Meter über jenes hinweg. Stark pfiff ihr der kühle Wind um die violett-blauen Lekku herum und ließ sie leicht wehen - was bei der Windstärke auch kaum zu verhindern war. Aber sie genoss die Luft und den Blick in die endlos wirkende tiefe - sie fühlte sich frei und Höhe machte ihr nie etwas aus.


    Ihr Blick war fast dauerhaft nach unten gerichtet und sie zählte die zahlreichen Balkone, welche heraus ragten, einzelnd ab. Auf einer Karte hatte sie seine Position bereits heraus gesucht und musste nur noch fündig werden.


    Kurz sah Yhera sich noch einmal um und baute darauf, allein zu sein. Ihre Vorgehensweise war nicht immer die übliche Methode und sie zog vor, das Meisterin Dir’Udia es nicht zu Ohren bekam. Erst letzte Woche hatte sie wegen eines anderen Falles wieder debattieren und sich über diverse Schäden rechtfertigen müssen, die ihre Vorgehensweise verursachte, trotz allem Erfolges. Sie ist eben schon immer etwas eigensinnig gewesen.


    Ihre Hoffnung wurde bestätigt und kurzer Hand, machte Yhera einen lässigen Schritt über die Mauerkante und ließ sich auf den Balkon unter ihr hinab fallen. Die Macht hatte es ihr ermöglicht den Fall schmerzfrei und ohne Verletzungen ab zu federn.
    Nach drei weiteren Balkonen, erreichte sie nun ihr den Bekirs und warf - seitlich der großen Terrassentür - einen prüfenden Blick um die Ecke ins Appartement. Sie wusste zwar dass er nicht da sein dürfte, doch Vorsicht ist besser als Nachsicht.


    Mit einem ausgeklügelten Plan hatte Yhera dem Mann ein kleines Date verschafft, um sein Appartement ungestört durchforsten zu können. Natürlich hätte sie den Mann auch einfach aufsuchen und festnehmen können, doch der Gedanke dass Bekir noch mehr auf dem Kerbholz hatte, ließ sie nicht los. Zumal liebte sie es ihre kleinen Fälle etwas auszubauen um sie spannender zu machen. Andere nannten es auch gerne den Hang zur Dramatik. Aber zur Zeit war eher Flaute und die Aufträge welche ihr zugeteilt wurden, waren meist eher kleine Delikte und rasch aus der Welt geschafft.


    Lautlos schob sich Yhera durch den Spalt als nachdem die Tür ein Stück weit geöffnet war und begann sich umzusehen. Angewiedert ob des Geruches zog sie ihre Nase kraus. Hier muss schon länger nicht mehr gelüftet worden sein. Der Gestank von Schweiß, Zigarettenrauch und Alkohol schwängerte die Luft und wurde von einer ziemlichen Unordnung in den einzelnen Räumen begleitet. Vielleicht sollte sie Bekir den Gefallen tun und die Fenster aufreißen, überlegte sie. Doch nach einem Blick in die Küche, wäre ein Abwasch und die Entsorgung von vergammelten Essensresten ebenfalls nötig gewesen um dass atmen angenehmer zu machen. Man würde Stunden brauche um dieses Chaos zu beseitigen, wie konnte man nur so leben.
    Von Spice bis hin zu Killersticks hatte sie eine vielzahl an Drogen und anderen verbotenen Substanzen gefunden - zu Hauff lagen sie nicht gerade gut versteckt in einem großen Wandschrank herum. Sicher sind es viele tausend Credits gewesen.


    Mehr als genügend Beweise konnte sie finden, doch ihre Neugier führte sie zu der Computer-Konsole von Bekir. Vielleicht würde sie noch weitere hinweise auf andere Kontakte finden, denen es entgegen zu wirken galt.
    Rasch huschten ihre Finger über die holographische Tastatur und nach dem sie einige der Unterlagen durchstöberte, wurde ihr Eifer belohnt. Lieferung Nar Shaddaa; zwei Twi’lek, ein Mensch. Eindeutig, dachte sich Yhera. Sklavenhandel! Ihr Verdacht wurde bestätigt - es steckte tatsächlich mehr hinter Bekir und den Notizen nach, sollte die Fracht bereits morgen Courucant verlassen.







    Gelangweilt lag Nista in der Koje des kleinen Frachters und warf immer wieder einen kleinen Gummiball an die Decke. Seit kurzem war sie Teil einer Händler-Crew und wartete dass die Reise endlich beginnen würde. Ursprünglich hatte sie einfach nur einen günstigen Weg nach Nar Shaddaa gewollt, doch als man ihr so viele Credits bot, nahm sie den Vorschlag an auf dem Frachter an zu heuern. Sie machte sich keine tiefgehenderen Gedanken warum man ihr so viel zahlen wollte - Credits sind Credits, pflegte sie zu sagen und da sie nicht viele von ihnen hatte, war ihr jeder einzelne willkommen.


    “Nista!”, hallte seine Stimme in die Kajüte. “Komm in den Frachtraum, wir laden ein!”
    Ächzend rollte sie sich aus ihrer Koje, warf sich in die viel zu große Fliegerjacke über und schlenderte mit Händen in den Taschen dieser zur Frachtrampe. Sie hatte ja nichts gegen Arbeit, aber Kisten schleppen war etwas, das ihr gar nicht lag. Dazu kam auch noch dass der kleine Hover-Transporter mit dessen Hilfen sie die Kisten ein und ausluden, noch immer nicht repariert wurde. Rick hatte im Grunde genommen immer viel Zeit und sprach jeden Tag von seinen Fähigkeiten als Mechaniker. Doch statt sie auch zu nutzen, vertrieb er sich die Flugzeit meist mit der Vernichtung des Ale Vorrats.
    “Komm in die Gänge und lunger hier nicht nur so faul herum.”, säuselte Rick und neigte seinen Kopf etwas zur Seite als er Nista beim vorbei gehen wieder mal ihren Hintern begutachtete.


    Einen Moment lang überlegte Nista ob sie einen Kommentar bringen oder ihn lieber für sich behalten solle. “Geht der Hover?”, fragt sie, wobei ihr die Antwort ohnehin bereits bekannt war. Natürlich war der Hover noch immer defekt und somit mussten sie die großen Kisten per Hand die Frachtrampe hinauf schleppen. Ein Glück waren sie zu dritt und auch wenn Rick sonst nicht mehr konnte als reden, hatte er zumindest genügend Kraft um ihre auszugleichen. Sie war nicht sehr groß, gerade mal 165cm und eher von schmächtiger Statur. Ihre Stärken lagen in anderen Bereichen und den Umgang mit der Blasterpistole beherrschte sie ebenfalls ziemlich gut.


    Bereits seit Jahren schlägt sich Nista mit Minijobs durchs Leben. Zwar war es nie viel was sie verdiente, doch brachte es ihr eine Menge an Erfahrungen. Ursprünglich hatte sie ganz andere Berufswünsche, doch nach dem sie wegen familiärer Probleme ihre Schule abbrach, waren ihre Möglichkeiten begrenzt. Auch war sie nicht dumm und hatte in der Jugend letztlich einfach nur Pech.


    Erschöpft ließ sich Nista auf einen der Stühle im Aufenthaltsraum nieder und zog sich ihre dampfende Instant-Kost heran. Die Kisten waren verladen und in Kürze sollte es los gehen. Die Reise nach Nar Shaddaa. Noch nie war sie dort und kannte den Mond nur aus dem Holonet und Erzählungen.
    Unzählige bunte Lichter, Casinos, Märkte und mit Sicherheit viele Spezies denen sie noch nie begegnet war. Angeblich sollte es auf dem Mond unangenehm riechen, aber das minderte ihre Neugier in keinster Weise.







    Es regnete leicht zur späten Abendstunde als Yhera den Raumhafen erreichte. Sie stieg aus ihrem Skycar heraus und zog sich ihre für Jedi typische, dunkelbraune Kutte über. Eigentlich mochte sie das Gewand nicht gerne tragen und bevorzugte ihren schlichten, schwarz gehaltenen Kampfanzug. Er war recht eng geschnitten und hatte den den Oberschenkeln eine leichte Lederverstärkung. Außerdem verfügte er auf Hüfthöhe am Rücken, über eine Halterung für dass Heft ihres Lichtschwertes. Sie sie störte sich stets daran wenn es beim gehen oder rennen hin und her schwang. Doch bei Regen schien die Jedi-Gewandung recht praktisch.


    Suchend sah sich Yhera auf dem Raumhafen nach der richtigen Andockbucht um, Andockbucht 53a, wiederholte sie sich in Gedanken und ging auf einen der Fahrstühle zu.
    Sie hatte sich bereits über den genauen Standort und die Lage des Frachters informiert, aber dennoch war dieser Raumhafen riesig und sie brauchte auf dem Kontrollpult einen Moment lang, bis ihr die richtige Bucht in dem Interface der Fahrstuhlsteuerung ins Auge stach.


    Tief atmete sie im Fahrstuhl ein und schloss für die Fahrzeit ihre Augen. Sie spürte wie die Aufregung in ihr stieg und der Gedanken, ob es gleich zu einem Kampf käme. Sie war sich im klaren dass ihre Gefühle nicht denen entsprachen, welche ein Jedi zulassen sollte. Es war einer der Gründe weshalb Yhera am liebsten alleine los zog - sie musste sich weniger verstellen und darauf achten was sie tat. Sie genoss den ansteigenden Adrenalin-Spiegel und die Gedanken überspielten das Gedudel der Fahrstuhlmusik.
    Langsam hob sie ihre Lider wieder als die Mechanik der Fahrstuhltür erklang und jene aufzog. Mit großen Schritten setzte Yhera ihren Weg fort und betrat den großen Warteraum des Docks. Er war leer musste sie feststellen und Yhera stutzte kurz, ehe sie schneller wurde. Erst jetzt registrierte sie dass laute dröhnen der Triebwerke eines Raumschiffes und rannte ihm entgegen. Entsetzt schlug Yhera ihre Hände hinter den Kopf - nach dem sie die große Landehalle erreichte - und musste ansehen, wie der Frachter gerade abhob. Sie war zu spät! Starr blickte sie dem Schiff hinterher und verlor für einen Augenblick die Fassung. Was sollte sie tun, fragte sich Yhera wieder und wieder.


    Schließlich erwischte Yhera sich, wie sie zunehmend ihre Hände zu Fäusten ballte und holte tief Luft. Sie musste handeln und wollte sich auf keinen Fall derartig abspeisen lassen. Eilig machte sie sich auf den Weg und ließ das Dock hinter sich.
    Ihr blieb nur eine Möglichkeit und die war, dem Frachter zu folgen. Doch hatte sie kein eigenes Schiff und ihre Gedanken drehten sich um nichts anderes, wie sie nun an eines käme. Man konnte an zwei Händen abzählen, wie oft sie Welten fernab von Coruscant bereiste und flog mit ihrer Meisterin oder als Passagier anderer Schiffe.







    Nista war erleichtert dass die Reise früher los ging, als zunächst geplant. Es hatte kleinere Planänderungen gegeben nach dem kurzfristig der Auftrag angenommen wurde, eine weitere Lieferung abzuholen. Dafür sollte der Zwischenstop auf einer kleineren Raumstation notwendig sein und um der Pünktlichkeit halber, wurde die Abreise vorverlegt.


    Endlich startete das Schiff und voller Begeisterung sah sie aus dem Fenster, wie Corusscant unter ihr immer kleiner wurden. Schon lange hatte sie diesen Anblick nicht mehr genossen. Angespannt bis ins Mark starrte sie mit Faszination hinaus und ließ sich von nichts ablenken. Lediglich typischen Geräusche eines Schiffes waren da und der Klang der Maschinen, der Triebwerke und das Surren des Reaktors. Vielleicht klang es kindisch, aber für Nista war dieser Augenblick etwas besonderes und sie konnte sich immer wieder erneut dafür begeistern.


    Als das Schiff den Orbit erreichte, begannen ihre Augen förmlich zu leuchten, als sie sah wie der ferne Stern, gleißend schimmernd hinter Coruscant langsam verschwand.

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