Survivor's Guilt

Prolog

Planet Codename „Nemesis“, drei Tage vor dem Angriff der Sith auf Tython

Die Explosion schleuderte Dairosh mehrere Meter zurück, Dreck und Steine aller Größen spritzen in alle Richtungen. Mit einem Klingeln in den Ohren das selbst mit größter Selbstdisziplin nicht zu ignorieren war richtete der Jedi-Ritter sich schwankend auf und versuchte die Lage zu überblicken. Soldaten schrien durcheinander, Blasterfeuer und die Antriebe von Kurzstreckenraketen sorgte für unheimliche und vor allem tödliche Lichtspiele im Zwielicht vor Sonnenaufgang. Ein junger Feldwebel mit einem Verband um den Kopf eilte auf Dairosh zu und versuchte ihm etwas zuzurufen, doch im nächsten Moment wurde der Soldat gegen den Jedi geschleudert. Erneut zu Boden geworfen schob er den Feldwebel unter großer Anstrengung von sich runter und blickte in das vor Überraschung und Schmerz gekennzeichnete Gesicht, die Augen vor Schreck geweitet und ins Leere blickend. Innerlich und äußerlich taub, unfähig zu irgend einer emotionalen Regung rappelte sich der Jedi auf, die Rüstung ein Mosaik aus Ruß, Schlamm und Blut. Das Schlachtfeld war übersät mit Leichen in weißen Duraplast-Panzern, hier und da konnte man trotz des Qualms eine reglose Gestalt in einem Jedi-Umhang liegen sehen. Vereinzelt hasteten schemenhafte Gestalten zwischen den Toten umher, nur um Augenblicke später von einer Blastersalve niedergemäht zu werden. Die Soldaten der Republik kauerten in eilig gegrabenen Löchern oder hinter aufgeschütteter Erde, und ihre Verzweiflung war ihnen in die Gesichter geschrieben. Der Geruch von Blut und Rauch hing in der Luft, letzterer ließ die Augen tränen. Trotz des Dauerpiepens welches sich in Dairoshs Ohren eingestellt hatte konnte er die Rufe der nahen Kämpfer verstehen.
„Sie überrennen uns!“

Er nahm das überwältigende Gefühl von allgemeiner Panik durch seine abgestumpften Sinne kaum wahr als sich dutzende rennende Gestalten auf die verzweifelten Verteidiger stürzten, und erst im letzten Moment reagierten seine durch die Macht geschärften Reflexe als er sein Lichtschwert entzündete und einen der Angreifer mit einem waagerechten Hieb direkt über dem Becken zerteilte. Das Wesen flog in zwei Hälften an ihm vorbei, doch im nächsten Moment waren schon zwei weitere bei ihm und stürzten sich auf ihn. Den einen Gegner konnte er mit einem knochenzermalmendem Machtstoß zurückschleudern, der zweite riss ihn jedoch mit schier übermenschlicher Kraft zu Boden. Das ehemals menschliche Gesicht starrte ihn aus kalten, kybernetischen Augen an und fletschte die metallischen Zähne und näherte sich seinem Gesicht.
Soll es etwa so enden?
Mit einem Aufflackern von Trotz warf Dairosh seinen Kopf nach vorne und rammte seinen Schädel gegen das Gesicht des Angreifers welcher für einen Augenblick dadurch abgelenkt wurde. Diesen Moment nutzte der Jedi um sein Lichtschwert zwischen sich und den Torso des Gegners zu bringen und aktivierte die leuchtende Klinge die sich mit einem Zischen durch die Eingeweide und die Wirbelsäule der Monstrosität fraß. Zuckend fiel das Wesen von Dairosh und wurde nur eine Sekunde später von einer anderen Lichtschwertklinge enthauptet. Keuchend ergriff er die Hand die ihm von seinem Retter dargeboten wurde und ließ sich aufhelfen. Allmählich kehrte sein Hörvermögen zurück, und als er in das Gesicht von Meister Kittan schaute entdeckte er dort traurige Erkenntnis.
„Sie wissen was wir vorhaben, Dairosh. Offenbar hat unser Bluff nicht funktioniert. Die Shuttles für die Evakuierung sind unterwegs, aber wenn wir uns jetzt zurück ziehen ohne sicher zu gehen...“
„Laßt mich das erledigen, Meister. Gebt mir ein paar Männer und...“
Dem Jedi wurde das Wort abgeschnitten als vielstimmiges unmenschliches Heulen von allen Seiten des Schlachtfelds ertönte. Der hühnenhafte Zabrak-Jedi-Meister Kittan schenkte Dairosh ein grimmiges Lächeln.
„Alles was wir brauchen ist etwas Zeit. Die werden wir uns erkaufen, und möge es noch so teuer sein.“
Nach einem aufmunternden Klopfen auf Dairoshs Rücken stürzte die massige Gestalt des Zabrak sich wieder ins Gefecht, und mit der Gewissheit das dies vermutlich sein letzter Kampf werden würde folgte Dairosh ihm nur einen Schritt später.

(Dies ist erstmal nur der Prolog, Kapitel 1 ist in der Mache und wird diese Woche noch online gehen, es soll erstmal auf Setting einstimmen)

Kapitel 1

Coruscant, Senatsgebäude: drei Wochen zuvor

Der Jedi-Ritter Dairosh Noval versucht sich seine Neugierde nicht all zu sehr anmerken zu lassen. Als einer von insgesamt zehn Jedi in diesem Raum – davon drei Meister – war er beileibe nicht der einzige der in gespannter Erwartung auf ihre Gastgeber wartete. Die Gruppe war bunt gemischt, die Hälfte kannte Dairosh nicht einmal, aber es war offensichtlich das jeder wegen seiner oder ihrer einzelnen Fähigkeiten ausgewählt worden war. Das der ganze Ort förmlich nach SID, dem republikanischem Geheimdienst schrie sprach keiner laut aus. Der Raum lag ein paar Ebenen unterhalb des Senatsgebäudes und wurde direkt mit einem Turbolift erreicht der innerhalb des Senats betreten wurde. Die Stühle waren in einem Halbkreis aufgestellt und ähnelten denen in militärischen Einrichtungen was man insbesondere daran erkennen konnte das sie furchtbar unbequem waren. Ein billig wirkendes Pult stand mittig an der Wand gegenüber des Halbkreises und vermittelte absichtlich oder unabsichtlich das Bild einer typisch chronisch unterfinanzierten Behörde. Ob es an der in Jahren oder gar Jahrzehnten erlangten Disziplin lag oder schlicht der Tatsache das die Anwesenden zu erpicht darauf waren zu erfahren warum man sie herbat, keiner rutschte nervös herum oder zappelte ungeduldig, nicht einmal die beiden menschlichen Jedi die deutlich jünger waren als Dairosh. Nach genauerem Hinsehen kam er zu dem Schluss das die beiden mit ziemlicher Sicherheit Geschwister waren. Die Blicke der beiden wirkten leicht abwesend, fast schon verträumt, und Dairosh ertappte sich dabei wie er anfing jeden Jedi in Augenschein zu nehmen. Einige kannte er vom Sehen, vor allem den imposanten Zabrak Kittan, ein Jedi-Meister der vorzugsweise in den Brennpunkten des Krieges anzutreffen war. Mit einem Wuchs und kräftigen Muskeln konnte er fast einem Wookiee Konkurrenz machen, doch die nüchterne Art des Jedi war so ganz anders als die der oft aufbrausenden Bewohner Kashyyks. Dann erkannte er die Miraluka-Jedi Nia, eine begnatete Heilerin deren Fachgebiet die Behandlung Verwundeter in Kampfgebieten war. Mit einem Stirnrunzeln begann sich vor Dairoshs innerem Auge ein Bild zusammenzufügen als er die anderen Jedi musterte. Der Cathar Mikken, ein Experte des Jar'kai hatte die gelben Augen zusammengekniffen und konzentrierte sich offenbar auf etwas das Dairosh nicht erfassen konnte. Ehe er sich weitere Gedanken zu den anderen machen konnte ging eine für normale Augen verborgene Tür auf und ein Mensch in Zivil und einem Datapad in der Hand trat vor die versammelten Jedi, begleitet wurde er von einem noch recht jungen Colonel der Armee. Hätten die Jedi sich zuvor unterhalten wären sämtliche Gespräche in diesem Moment verstummt. Ohne Umschweife begann der Mann in Zivil zu sprechen und stützte sich dabei auf dem Pult ab.
"Meine Damen, meine Herren, danke das Sie alle erschienen sind. Sicherlich sind die Umstände ein wenig seltsam, und es war einiges an Überzeugungsarbeit das der Jedi-Rat Sie alle hierher geschickt hat, aber die Situation erfordert es das so wenig wie möglich über die Gründe nach außen dringt. Diejenigen von Ihnen die bereits Erfahrung mit gemeinsamen Einsätzen des SID, der Streitkräfte und den Jedi gemacht haben dürften das Vorgehen kennen."
Er machte eine kurze Pause um die Anwesenden anzusehen und fuhr fort.
"Für Sie bin ich Leeron, und meine Aufgabe ist es Ihnen die bestmögliche Vorbereitung für die Mission zu geben für die sie ausgewählt wurden. Meisterin Sateele Shan hat persönlich versichert das Sie kooperieren werden, und das ist bitter nötig im Angesicht dessen womit wir es zu tun haben."
Der SID-Offizier drückte eine Taste auf seinem Datapad und ein Holoprojektor welcher im Pult integriert wurde ließ die leuchtende Kugel eines Planeten darüber erscheinen. Nach wie vor sagte keiner der Jedi ein Wort was fast schon unheimlich wirkte.
"Dies ist "Nemesis". Der Planet befindet sich tief im imperialen Raum und hat offiziell nur eine aus Buchstaben und Ziffern bestehende Bezeichnung. Unsere Agenten sind im Zuge einer anderen Operation auf diese Welt gestoßen."
Er drückte eine weitere Taste und das Holo zoomte nah auf den Planeten heran.
"In diesem Zielgebiet befindet sich eine überwiegend unterirdisch liegende Forschungsanlage des Imperiums. Die Verteidigungsmaßnahmen sind für eine Anlage dieser Art standardmäßig, es gibt die übliche Anzahl an Soldaten, aber Details darüber finden Sie in den Unterlagen die wir Ihnen aushändigen werden sofern Sie alle an dieser Mission teilnehmen werden."
Als das Wort "Forschungsanlage" fiel wurden einige Jedi etwas unruhig und selbst das abwesend wirkende Geschwisterpaar schien auf einmal ganz aufmerksam.
"Wir haben versucht so viel wie möglich über das Ziel dieser Forschungen herauszufinden und sind zu einem ... Ergebnis gekommen."
Eine Art von Grauen ging von diesem die ganze Zeit so nüchtern wirkenden SID-Agenten aus welches nun alle anwesenden Jedi wie ein Leuchtfeuer wahrnehmen konnten. Im nächsten Moment wechselte das Holo erneut die Ansicht und zeigte Bilder die offenbar von einer sehr kleinen Fischaugen-Holocam gemacht wurden. Menschliche Gestalten trieben an Koltotanks erinnernden Behältnissen, nur war die Flüssigkeit rot statt blau. Als der Benutzer der Cam näher herantrat konnte man Details erkennen. Die Menschen - oder war immer sie vorher waren - wirkten ausgemergelt und ihre Körper waren überzogen von Kybernetik. Ihre Knochen traten besonders hervor und man konnte erkennen das sie speziell durch Metall verstärkt wurden, die leblosen eisblauen Augen leuchteten gedämpft durch die Flüssigkeit in den Tanks. An dieser Stelle wurde das Holo zu einem Standbild.
"Diese Menschen dort drin wurden nicht einfach durch Kybernetik ergänzt oder verstärkt. Experimente dieser Art wurden vor geraumer Zeit entdeckt und gestoppt. Diese Sache hier ist ... bei weitem schlimmer. Genauere Details finden Sie ebenfalls in den Unterlagen, aber hier die Kurzfassung: Auf Tatooine gab es vor geraumer Zeit einen Zwischenfall bei dem die Belegschaft eines Czerka-Stützpunktes durch Rakata-Technologie in eine Art "Techno-Zombies" verwandelt wurden. Ein Nanovirus löschte ihre Bewußtseine aus und ließ in ihren Körpern kybernetische Implantate sprießen. Das Artefakt durch das diese Menschen infiziert wurden konnte zerstört und die Infizierten neutralisiert werden. So weit so gut. Wir konnten herausfinden das es einen zweiten, kleineren Zwischenfall dieser Art ebenfalls auf Tatooine gab bei dem fast ein vollständiger Nomadenstamm ausgerottet wurde. Mit Hilfe der Leichen der getöteten Infizierten aus diesem Zwischenfall gelang es den imperialen Wissenschaftlern offenbar das Nanovirus zu isolieren und für ihre Zwecke anzupassen."
Das Holo verschwand einen Augenblick und wurde durch eine neue Aufnahme ersetzt. Man sah einen Trupp Kampfdroiden imperialer Bauart der auf eine größere Anzahl der gleichen Wesen schoss die man reglos in der Aufnahme zuvor sehen konnte. Oder sie versuchten es. Diese Cyborgs oder "Techno-Zombies" wie Leeron sie nannte rannten mit übermenschlicher Geschwindigkeit und rissen die Droiden mit ihren bloßen Händen in Stücke. Wenn sie denn mal getroffen wurden schienen sie keinen Schmerz zu fühlen, denn bis auf Treffer die ihre Beweglichkeit einschränkten stürzten sie sich unbarmherzig auf die gepanzerten Droiden. Erneut wurde die Aufnahme angehalten.
"Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen das diese Wesen gesteuert werden, ähnlich wie das Rakata-Artefakt es mit den Originalen machte. Es geht aus den gestohlenen Daten außerdem hervor das sie lebendige Opfer mit dem Nanovirus infizieren können, auch wenn diese dann nicht so effektiv sind wie die Versionen die Sie hier sehen können. Nichtsdestotrotz werden auch diese anschließend kontrolliert. Sie können sich also vorstellen was es bedeuten würde wenn das Imperium sich entschließt das sie genug geforscht haben und diese Waffe im Krieg einsetzen wollen."
Das Holo wurde schließlich abgeschaltet und der SID-Offizier sah in die Gesichter der Jedi.
"Sie alle wurden wegen Ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und Besonderheiten für diese Mission ausgewählt. Gemeinsam mit Feldagenten des SID und Soldaten der Special Forces ist es Ihre Aufgabe bis nach "Nemesis" vorzudringen, in die Anlage einzudringen und sie zu zerstören. Zuvor werden Sie ein gemeinsames Training absolvieren und diverse Szenarien durchspielen um die Mission erfolgreich zuende zu bringen. Der Jedi-Rat versicherte uns das Sie alle die Anforderungen für diese Operation erfüllen. Trotzdem können wir Sie natürlich nicht zwingen, auch wenn Großmeisterin Shan betonte das kein Jedi sich vor seiner Pflicht drücken würde wenn der Rat es verlangt."
Dairosh schaute nach links und nach rechts. Einige wirkten faszinniert wie die beiden Geschwister, andere offenbar entsetzt vor soviel mangelnder Demut vor dem Leben. Meister Kittan stand auf und zeigte ein grimmiges Lächeln. Mit tiefer, aber ruhiger Stimme meinte er:
"Wir sind Jedi, Mr Leeron. Sie können auf uns zählen."