Inatryas Rache

  • Kapitel I: Planungen



    Ein paar schwarzer Handschuhe flogen auf einen vollgeräumten Schreibtisch, gefolgt von einem Datenpad, das leidlich auf jenen landete.
    Die schlanke Gestalt in edlen, schwarzen Roben, zu der sowohl Handschuhe als auch Pad gehörten, nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz und lächelte zufrieden.
    Inatrya konnte nicht aufhören zu grinsen. Es zahlte sich aus, ein Bastard zu sein; ihr war schleierhaft, wie ihr “Vater” jeden Monat 15.000 Credits aus der Republik ins Imperium schleuste, aber es konnte ihr auch egal sein, solang sie das bekam, was ihr zustand.


    Was ihrer unmaßgeblichen Meinung nach viel zu wenig war.
    Natürlich, sie besaß ein schmuckes Eigenheim auf Dromund Kaas (mehr, als die meisten Sith ihr Eigen nennen konnten), hatte eine hervorragende Erziehung in Etikette, Geschichte und dergleichen genossen und hatte natürlich auch die Akademie auf Korriban besucht.
    Sie musste sich weder um Geld noch um Güter scheren; all das wurde von dem Mann bezahlt, den sie erst einmal gesehen hatte.
    Doch seit sie zurückgekehrt war, langweilte sie sich maßlos. Und sie wollte mehr.


    Aufgrund einer Vereinbarung die zwischen ihr und ihrem Vater getroffen worden war, war es ihr strikt untersagt, Alderaan zu betreten. Sie hatte nie verstanden wieso, der Vereinbarung aber dennoch zugestimmt. Das Haus Amnell war nicht wichtig genug um auf irgendeiner Seite eine große Rolle zu spielen, aber andererseits anscheinend doch zu bedeutend, sodass es Ärger geben könnte, würde man auf eine junge Frau aufmerksam werden, die in den Besitztümern ein- und ausging und dem Oberhaupt zum Verwechseln ähnlich sah, obgleich seine Frau schon seit langer Zeit unter der Erde ruhte.


    Inatrya erhob sich geschmeidig und ging bedächtigen Schrittes zur riesigen Fensterfront, die die ganze Ostseite der Suite einnahm. Es herrschte das übliche Regenwetter; sie konnte sich nicht erinnern, dass es im Herzen des Imperiums jemals nicht geregnet hatte.
    Sie starrte auf ihr Spiegelbild. Die blauen Augen blickten erwartungsvoll-gelangweilt und einmal mehr versuchte sie zu erkennen was sich ihr entzog.



    Sie schloss die Augen und lehnte sich nach vorn, bis ihre Stirn das kalte Glas berührte. Und wie sooft in den letzten Tagen kehrten die Gedanken zurück, ihre Fesseln abzustreifen und endlich das zu tun was immer ihr beliebte. Allerdings verfügte sie nicht über die notwendigen Ressourcen, zumindest nicht in menschlicher Hinsicht.
    Hier in Kaas City war sie nur eine von vielen und es war schwer, in Zeiten wie diesen wirklich loyale Verbündete zu finden. Es mussten sich aber auch Leute auftreiben lassen, die nicht unbedingt Söldner waren; Inatrya war sich nicht sicher, wieviel man von gekaufter Loyalität halten konnte.
    Was die Kooperation mit anderen Sith anging, war sie durchaus bereit dazu, aber auf deren Loyalität konnte man sich noch viel weniger verlassen. Korriban hatte sie hart gelehrt, wie schnell man eine Vibroklinge im Leib haben konnte.


    Bei dem Gedanken an den ‘Unfall’, der sie beinahe das Leben gekostet hatte erschauerte sie und lehnte sich langsam zurück und wie immer fingen die Narben, die sich einmal quer über ihren Körper zogen, an zu brennen und zu stechen.
    Die junge Frau öffnete die Augen langsam und ging zu dem völlig überladenen Schreibtisch zurück.
    Achtlos wischte sie mit einer Armbewegung Datenpads, Geschirr und verstreute Kleidungsstücke weg und setzte sich im Schneidersitz auf den freigewordenen Platz.


    “Computer, Licht um 75% dämpfen.”


    Die Dunkelheit hatte ihr stets beim Nachdenken geholfen und die regnerische Düsternis, die Kaas City zu eigen war, machte jeden Dekor wie Vorhänge im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig.
    Wie immer, wenn sie sich konzentrierte, bildeten sich kleine Machtblitze um ihre Hände, fast so, wie wenn sie wütend wurde.


    Welche Optionen blieben ihr?


    Heirat mit einem einflussreichen Militär oder besser noch, Sith.
    Allerdings hielt sie nicht allzu viel von der Idee, sich für eine ungewisse Zukunft herzugeben.
    Durch politische Intrigen und Ränkespiele konnte man hoch steigen, aber auch umso tiefer fallen und das innerhalb von Stunden.
    Außerdem, argwöhnte sie, würde sie kaum einen Mann finden der willens und bereit war sich mit jemandem zu vermählen, der ihm keinen offensichtlichen Vorteil einbrachte, im Gegenteil, der ein Bastard war.
    Diese Option schied also für’s Erste aus.


    Einen Meister suchen, der sie im weiterführenden Gebrauch der Macht unterwies.
    “Das wäre die wohl beste Möglichkeit… aber ich HASSE es zu lernen. Außerdem wäre ich für meinen Meister nichts weiter als ein Bauer, den er nach Belieben einsetzen kann. Und ich würde zu seiner Machtbasis gehören, und er umgekehrt nicht unbedingt zu meiner. Wobei, wenn ich meine Sache gut genug mache, sollte ich mit angemessenen Rechten ausgestattet sein, aber ich bezweifle, dass ich mal eben die Privatarmee eines Lords oder gar eines Darth für meinen privaten Rachefeldzug ausleihen kann.”
    Sie entschied sich dazu, diese Möglichkeit zumindest im Hinterkopf zu behalten.


    Der Versuch, allein Rache zu nehmen, für alles, war ihr versagt worden war.
    Ein unmögliches Unterfangen.
    Inatrya hielt ihren Vater für klug genug, Vorsichtsmaßnahmen gegen eventuelle Attentate ergriffen zu haben und als Senator der Republik hielt er sich vermutlich die meiste Zeit auf Coruscant auf.
    In der Kernwelt der Republik einen Anschlag auf einen Senator zu verüben, ganz gleich wie unbedeutend er sein mochte, kam einem Todesurteil gleich.
    "Ich könnte Söldner anheuern… aber nein. Ich will es sein, die Vater den Todesstoß versetzt.
    Ich will sehen, wie das Leben aus seinem aufgedunsenen Leib weicht und er begreift was er mir angetan hat."


    Ihre Gedanken wanderten weiter.
    Aufbau einer Machtbasis. Langwierig, aber pragmatisch betrachtet eine ebenso mögliche Option wie die, sich einen Meister zu suchen.
    Sie lebte ein gleichwohl luxuriöses als auch spartanisches Leben; jeder Credit, dessen Verschwendung nicht zwingend notwendig war, wurde auf die Seite gelegt. Mit den Jahren war ein hübsches Sümmchen zusammengekommen, aber nicht genug, um eine Armee Söldner oder gar Kopfgeldjäger über einen längeren Zeitraum hinweg bezahlen zu können.
    Sie brauchte, so wenig es ihr gefiel, Verbündete unter den Sith, je höherrangiger, desto besser.
    Die Frage war das Herankommen an solche. Die meisten Sith waren organisiert und hier kamen dann wieder die politischen oder privaten Ränke ins Spiel, aber so oder so, sie würde diesen nicht auskommen... ganz gleich ob sie sich für eine Heirat, den Beitritt zu einer Organisation oder für eine erneute Schülerschaft entschied...



    Inatrya klatschte in die Hände. Die statische Aufladung erzeugte einen grellen Lichtblitz und einen lauten Knall, was die RV-Einheit besorgt aus dem Nebenzimmer herbeieilen ließ.


    “Mein Lord, ist alles in Ordnung?” “Natürlich, du verdammter Schrotthaufen. Geh und besorg mir irgendetwas zu essen. Und eine ordentliche Menge Caf… BEVOR ich dich aus dem Fenster schmeiße.”
    “Sehr wohl, mein Lord.”


    Inatrya erhob sich hastig und stolperte dabei über die langen, schwarzen Roben. Sie vermochte es, sich gerade noch so am Schreibtisch festzuhalten und verfluchte einmal mehr die Tatsache, dass der Dienerdroide augenscheinlich fehlerhaft aus der Reparatur wiedergekommen war.
    Die Suite war das reinste Chaos.


    “Verdammter Droide. Wenn ich nicht wüsste dass deine Reparatur so teuer wäre würde ich dich glatt nochmal einschicken…
    Irgendwo hier muss es doch sein… verdammt… ah. AU!”


    Es hatte seine Nachteile, lange Haare zu haben; der Zopf hatte sich irgendwie mit am Boden liegender Kleidung verharkt und eine ungelenke Kopfbewegung später hatte sich ein herumliegendes Oberteil mit viel zu vielen dünnen Bändern in den Haarnadeln verfangen, welche die Frisur in Form hielten.
    Leise fluchend, dafür mit dem Pad in der Hand stolperte Inatrya ins Badezimmer und begann sich zu befreien. Auf die Hilfe des Dienerdroiden konnte sie nicht hoffen und sie war derart geladen dass sie ihn wohl, so wie seine drei Vorgänger, mit Blitzen traktiert hätte bis seine Schaltkreise durchbrannten.


    Als sie sich endlich befreit hatte, fiel ihr Blick wieder auf das Pad, dass sie vorher so dringend gesucht hatte. Der erste Schritt zur Freiheit war es, reisen zu können.
    Um reisen zu können benötigte man ein Schiff. Und wie es der Zufall wollte, hatte sie eins gefunden.

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  • Kapitel II: Aufbruch ins Unbekannte


    Inatrya stand im Raumhafen von Dromund Kaas und betrachtete ihre Neuerwerbung zufrieden.
    Der Raumjäger der Fury-Klasse war eine geeignete mobile Operationsbasis, nicht so exquisit ausgestattet wie die Suite in Kaas City, aber sie war bereit sich auf ein asketischeres Leben einzustellen.


    Sie hatte den Dienerdroiden angewiesen, dass Schiff mit Vorräten auszustatten, vollzutanken sowie ihre gesamte Kleidung und den meisten Privatbesitz auf das Schiff zu schaffen.


    Langsam betrat Inatrya das Schiff. Der Eingangsbereich war angenehm kühl; schwarz, rot und Stahl waren vorherrschend. Sie ging langsam die Stufen hinauf und gelangte zum ersten großen Hauptraum mit Holo-Terminal; sie nickte anerkennend und ging schnurstracks an der RV-Einheit vorbei auf die Brücke.
    Die Brücke selbst war klar auf die Sternenkarte in der Mitte ausgerichtet; vor der Karte waren Konsolen sowie Sitze, die die Navigation des Schiffes ermöglichten.
    Sie ging zurück, direkt rechts am Holoterminal vorbei und betrat die Kabine, die sie während ihres Aufenthalts auf dem Schiff bewohnen würde. Das Bett war ausreichend groß, dafür war die Matratze unangenehm weich, aber es würde sich aushalten lassen. Gegenüber dieser Kabine befand sich die Krankenstation mit integriertem Koltotank sowie zwei Biobetten und daran angeschlossenen Überwachungsmonitoren.
    Der Gang endete nach ca. 20 Metern und zweigte in zwei weitere Räume ab; direkt hinter ihrer Kabine war der Konferenzraum mit Interkom, auf der anderen Seite die Kabinen für die Crew.
    Es würde schwer werden Gäste unterzubringen, was noch nicht lästig war, aber mitunter zu einem Ärgernis werden konnte.


    Der Aufbau des Schiffes (sie befand sich gegenwärtig im linken Flügel) war noch einmal exakt gespiegelt; im linken als auch im rechten Schiffstrakt befanden sich Zugänge zu den Rettungskapseln, im rechten Trakt befanden sich Fracht- und Maschinenraum. Inatrya befand die Raumaufteilung für effizient, ganz nach ihrem Geschmack.


    Schnellen Schrittes kehrte sie auf die Brücke zurück und blaffte den Droiden im Vorbeigehen an:
    “Etwas zu essen und Caf, BEVOR ich dich zu einem Haufen Altmetall schmelze und durch die nächste Luftschleuse ins All werfe!” “Sehr wohl, mein Lord.”


    Es wurde Zeit, die Starterlaubnis einzuholen und die Reise zu beginnen. Sie nahm geschmeidig auf dem mittleren Sitz Platz und starrte stirnrunzelnd auf die Konsolen.


    ‘Wo ist denn hier der Knopf um Kontakt zur Basis aufzunehmen? Ich hätte mich etwas besser informieren sollen… ich habe mich zu sehr von der schlichten Eleganz des Schiffs ablenken lassen.
    Na gut… ich hoffe, wenn ich hier draufdrücke aktiviere ich die Kom-Verbindung und nicht die Selbstzerstörung… und falls doch, dann regnet es hier statt Wasser kurzfristig Blut. Wäre mal was Neues.’



    Ein ausgestreckter Zeigefinger drückte auf einen grünen Knopf auf der Konsole und es passierte…

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