Yana Korpov - Die Schattenseiten der Überholspur.

  • Zitat

    Ein altes Sprichwort besagt, Corellianer hätten Raketentreibstoff anstelle von Blut, was auf ihren typischen Charakter zurückzuführen ist. Sie sind bekannt dafür, dass sie sich äußerst hart geben und sehr viel Alkohol trinken und diesen auch im Übermaß zu vertragen, was allein schon die Fülle an Spirituosen beweist, die ihren Ursprung auf Corellia finden, darunter corellianischer Whiskey, Rum und Cognac. Für gewöhnlich sind sie äußerst risikofreudig, wagemutig, sehr pragmatisch und in den meisten Fällen auch mehr oder weniger rücksichtslos, und häufig verbergen sie ihre Wirkungsstärke hinter einer Maske aus Desinteresse und reinem Egoismus. Ihre, am Durchschnitt gemessen, exzellenten Instinkte und Reflexe machen sie zu hervorragenden Piloten und Erkundern. Überdies sind sie als begabte Bastler und Erfinder bekannt, die ihre Raumschiffe komplett an ihre eigenen Gewohnheiten und Bedürfnisse anpassen. Dies ist einer der Gründe für die vielen Innovationen, welche die Corellianische Ingenieursgesellschaft hervorbrachte.


    - Ein Leitfaden für Reisende durch die Galaxis, Seite 7301


    12 VVC. Corellia. Coronet.


    „Und darum will ich später eine Prinzessin werden.“, ein kleines blondes Mädchen beendete ihren Vortrag, machte einen Knicks vor der versammelten Schulklasse, nahm ihr selbstgemaltes Bild und ging zu ihrem Platz zurück.


    „Danke schön, Lis. Das war sehr gut, ein toller Vortrag. Applaus für unsere zukünftige Senatorin Lis.“ Die Lehrerin lächelte ihrer Schülerin aufmunternd zu. Die etwas ältere Frau machte zunächst eher den Eindruck einer „Netten alten Dame von nebenan“ aber in ihrem wachen Blick konnte man gut Jahrelange Erfahrung als Lehrkraft deuten.


    Noch durch das Klatschen der Kinder rief die kleine von ihrem Platz aus. „Prinzessin, nicht Senatorin, Miss Fahrin“, und wurde schnell rot.


    Die Lehrerin schmunzelte und schaute auf ihr Klassenbuch. „So, die nächste ist Yana. Yana kommst du nach vorne mit deinem Bild und zeigst uns, was du mal später machen willst?“
    Aus der hinteren Reihe sprang ein anderes Mädchen mit langen, braunen Haaren auf und schnappte sich ihr Bild vom Tisch. Sie ging etwas unruhig zwischen den Schulbänken nach vorn zum Holoprojektor und breitete ihr Papierbild auf dem dafür vorgesehenen Ständer aus.
    Die kleine Yana strich das Papier etwas glatt und nahm tief Luft. Das Bild war zum Großteil mit einem Wachsmalstift geschwärzt, zeigte den Weltraum mitsamt Sternen, darunter einen Planeten und ein nur zur Hälfte fertiges Objekt, was wohl ein Raumschiff werden sollte.


    „Ich war nicht ganz fertig weil der Weltraum so lange gedauert hat...“ nuschelte sie leise. Einige Schüler kicherten darauf los und ernteten sofort einen bösen Blick der kleinen.
    „Das macht nichts Yana, mach weiter.“, ermunterte sie die Lehrerin und machte sich einige Notizen.
    „Aalso...“, holte sie aus. „Das hier ist Corellia.“ Sie zeigte auf den Planeten. „Und das hier ist ein Turbo-1", sie tippte mit dem Finger auf das zur Hälfte fertig gemalte Raumschiff.
    „Das ist ein voll schnelles Polizeischiff. Und zwar so schnell, schneller als alle anderen. Ultraschnell. Und Kanonen hat es auch, aber die sind nicht fertig. Wenn ich mal groß bin, werde ich den Turbo-1 bauen und dann kann kein Verbrecher mehr davonfliegen. Und dann schenke ich den meinen Eltern, aber nur wenn sie sich vertragen und nicht streiten wer an das Steuer darf.“


    „Dein Papa ist Polizist, nicht wahr?“, fragte die Lehrerin. Ihr Gesichtsausdruck und auch der einiger anderer Kinder war sichtlich irritiert.
    „Mhmm“, sagte Yana und fing etwas verlegen an ihr Kleid mit beiden Händen zu zerknittern.
    „Und der soll dein Raumschiff fliegen, ja?“
    „Mhmm, Mama aber auch.“


    Aus der Klasse erhob sich etwas Tumult, ein Junge wedelte hektisch mit dem Arm.
    „Ruhig Kinder, Yana ist jetzt dran“, tadelte die ältere Frau ihre Schüler, „Vex, du hast eine Frage?“
    Der Junge legte sofort los: „Miss Fahrin. Sie ist doch ein Mädchen.“
    „Na und?“, patzte Yana umgehend zurück.
    „Mädchen fliegen keine Raumschiffe, und bauen auch nicht! Die werden Prinzessin oder Krankenschwester oder sowas.“


    Yana stemmte erboßt die geballten Fäuste in die Hüften. „Meine Mama ist Inge... Inginür... sie baut Raumschiffe, du Doofkopf!“




    2 VVC. Corellia. Coronet Aussenbezirk.


    Der Hangar der Familie Korpov war gut beleuchtet und aufgeräumt. Alles lag an seinem vorgesehenem Platz und die vier kleinen Schiffe standen genau auf den für sie vorgesehenen Bodenmarkierungen.
    Alle vier trugen das Logo Gemini‘s, einen stilisierten Doppeladler auf blauem Grund. Doch der vierte, kleinere Gleiter hinten rechts schlug etwas aus der Art. Er war nicht strahlend weiss lackiert wie die anderen, sondern in einem quietschigen Rosa gehalten. Und sein Bauch spie zischend Funken eines Schweissbrenners.


    „Yani! Lis hat sich über Holocom gemeldet, ihr wolltet ins Kino gehen dachte ich?“, rief eine Frauenstimme durch den Hangar.
    „Oh, das hab ich vergessen, Mama! Sag ihr ich kann nicht.“, schallte es zurück und die Funken hörten auf. Eine ziemlich verschmierte und für ihr Alter von 16 Jahhren recht deplaziert wirkende jugendliche quetschte sich elegant aus der Wartungsluke des rosafarbenen Gleiters. Nach kurzem Abklopfen ihres blauen Overalls schob sich die Schutzbrille in die Stirn und setzte sich die Beine baumelnd lassen auf den Rumpf des Gleiters


    „Junge Dame, erstens, wenn du so mit deinen Freunden umgehst wirst du das später bitter bereuen und zweitens, wie oft hab ich dir gesagt, dass wenn du mit Plasmaschneidern arbeitest du dir die Haare zusammenbinden sollst.“
    „Ja ja, Mum.“, Yana rollte die Augen, stiess sich mit einem Satz von dem rosa Gleiter herab und fing an sich die schulterlangen, dunkelbraunen Haare mit einem Haargummi zusammenzubinden.
    „Was heisst hier jaja? Du kannst nicht das ganze Wochenende im Hangar verbringen und deine Freunde vernachlässigen.“
    „Mamaa, Bob braucht eine neue TK23 Triebwerkskupplung...“
    „Und du brauchst manchmal eine Tracht Prügel. Darüber hinaus musst du mir immer noch erklären wie man es schafft in Mathe eine 2, in Physik eine 1 und in Basic sowie Politk eine 5 auf dem Zeugnis zu haben.“
    „Unser Politiklehrer ist ein Trottel und ich kann doch schon lange lesen und schreiben. Das hatten wir schon in der Grundschule damals. Ich find‘ Literaturanalysen voll langweilig. Besonders wenn Krieg herrscht. Wozu brauch‘ ich das später im Leben? Das ist doch voll sinnlos und so. Ausserdem hatte ich in Theaterwahlfach eine 2 dieses Jahr.“
    „Ja Theater machen kannst du, das stimmt...“, entgegnete Yana‘s Mutter seufzend. „Trotzdem kann es nicht sein, dass deine Versetzung gefährdet ist. Du bist ein kluges Mädchen, Yani. Nur leider genauso stur wie dein Vater.“


    Yana rollte erneut mit den Augen und fing, scheinbar vom Thema ablenkend, einen Ölfleck von ihrem Overall abzuwischen. Was nur dafür sorgte, dass dieser noch größer wurde.


    „Mama, nur weil ihr euch zofft muss ich nicht...“, fing Yana an, doch ihre Mutter fiel ihr ins Wort.
    „Letztes Mal als du bei ihm warst, hat Ian dir ein Gewehr in die Hand gedrückt!“
    „Nur ein Luftgewehr...“
    „Ich will nicht, dass meine Tochter mit einer Waffe in der Hand herumrennt!“
    „Es war ein Sportgerät...“
    „Yani...“, ihre Mutter beruhigte sich wieder etwas und schlug einen etwas ruhigeren Ton an, „Ich stehe jedesmal Todesängste durch wenn du mit deinem Gleiter Rennen fliegst. Aber damit habe ich mich abgefunden und du weisst, dass ich trotzdem sehr stolz auf dich bin. Wenn Ian sich von einem Schmuggler Nachts auf der Straße in kleine Stücke schiessen lassen will, soll er das tun. Es ist seine Sache. Aber ich will nicht, dass er dich da mit rein zieht...“
    „Es ist ja nicht so, dass er mich zu CorSec einschreibt, wir waren nur auf dem Schießstand. Lass uns doch bitte das Thema wechseln. Hilfst du mir mit der Triebwerkskupplung?“, entgegnete Yana und griff nach einem Werkzeugkasten ohne auf die Antwort ihrer Mutter zu warten.

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  • 0 NVC. Gemini Schiffswerft. Orbit um Corellia


    Es war ein turbulentes Jahr. Der Vertrag von Coruscant wurde unterschrieben. Theoretisch sollte Frieden herrschen, auch wenn allen klar war, wie brüchig dieser sein wird..
    Die Gemini-Schiffswerft würde trotzdem weiter Schiffe und Komponenten fertigen, irgendwo gab es immer einen Konflikt, der eine Kanone oder ein Triebwerk, oder sogar eines der neuen Schiffsmuster benötigte. Unbeeindruckt von der politischen Lage innerhalb der Galaxis drehte die Orbitalstation ihre Runden um Corellia.


    Yana befand sich in ihrem Element. Das hieß im Klartext meist irgendein Cockpit mit lauter blinkenden Anzeigen um sie herum. Es war nicht ungewöhnlich, dass Corellianer dem 18ten Geburtstag mehr entgegenfieberten als allem anderen in ihrem bisherigen Leben, dem Moment ab dem sie nicht nur Alkohol kaufen konnten, sondern auch eine vollständige Pilotenlizenz bekommen konnten. Was aber im Umkehrschluss nicht hieß, dass sie nicht beides schon vorher taten, nur eben illegal.


    Die junge Frau schaute durch die Cockpitscheiben nach draußen. Die Triebwerke des kleinen Schiffes waren noch aus und der sehr kleine Hangar in dem es stand glich eher von den Ausmaßen her einer Abstellkammer.
    Mit einer schnellen Fingerbewegung rief sie die Kontaktliste auf dem Commdisplay auf. Besonders lang war diese nicht. Eigentlich waren dort nur die Einträge Mum, Dad, Lis und Bergungsdienst zu sehen. Hinter ihr fiepte ein kleiner Droide.
    "Nein 6K, ich mache die Checkliste gleich selber, nur eben vorher Lis anrufen. Ich muss ihr doch erzählen was wir gleich vor haben. Unser eigener Orbitalflug!" Es ertönte wiederum eine Folge von Fiepslauten hinter ihr.
    "Ach was, das geht schnell, wir nehmen für den Anruf das Geminirelais. Ist immerhin ein Notfall. Ausserdem gab mir Mum die Codes."


    Nach kurzem warten, ertönte die Stimme von Yanas Freundin Lis aus dem Comm.
    "Lis hier, Yana, bist du das? Wo steckst du?"
    "Rate mal."
    "Keine Ahnung."
    "Flughöhe sind umm... ich glaub so ungefähr 400 Kilometer. Ich bin auf Gemini One. Hab Mum eben die frohe Kunde gebracht."
    "Das Gespräch muss ja ein Vermögen kosten. Hast du bestanden? Wie lief Mathe? Ich fand die Prüfung echt hart."
    "Wie jetzt Mathe?",
    entgegnete Yana, etwas aus dem Konzept gerissen.
    "Na du hast doch deine Hochschultauglichkeit hoffentlich bestanden, oder?"
    "Ach das... Lis, der Schulllappen ist doch schnuppe. Ich hab meinen PPL-O! Privat Piloten Lizenz Orbitalflug. Pack schon mal deine Sachen wir fliegen die Sau rauslassen!"
    Yana hüpfte fast kreischend auf ihrem Pilotensitz auf und ab, wurde aber relativ schnell von den Gurten unsanft zurückgehalten "Autsch, die blöden, verdammten..."
    "Yana Korpov und die Sau rauslassen... das will ich sehen. Sind ja ganz neue Töne von dir. Biste gestürzt oder sowas? Ich geh mich dann mal hübsch machen Süße und du... naja... Komm diesmal nicht im Schlafanzug oder sowas peinliches."
    "Erstens, das war ein Rennoverall und der bringt mir schon seit langer Zeit Glück. Ausserdem sind die Sachen feuerfest. Und zweitens, mach schnell. Ich nehme diesmal keine Fähre, ich flieg selber!"
    "Der Luftraum soll voll sein, Die Ferien fangen an und es dürfte locker eine Stunde dauern eh du überhaupt die Startfreigabe bekommst mit deiner Nusschale."
    "Ich kenn einen Trick!"
    "Aha? Das ist keine abgesperrte Rennstrecke da oben."
    "Ich stehe gar nicht im Haupthangar."
    "Sondern?"
    "Luftschleuse 24-A"
    "Du spinnst."
    "Yepp, kennst mich doch, Lis. Gib mir 30 Minuten und ich bin unten bei euch im Vorgarten."
    "Schaffst du nie im Leben. Yani, ras' nicht so. Dein Vater bringt dich um wenn er mitkriegt dass du gemessen wurdest."
    "Wirst schon sehen, Ciao und bis gleich. Ich muss den Kanal frei machen sonst krieg ich von GeminiSec TIWB"
    "TIWB?"
    "Tritte innen' Arsch und wüste Beschimpfungen."

    Yana schaltete das Kommunikationsrelais ab und schaute sich erneut im Cockpit um.
    "Ok... Zeugs verstaut, nichts fliegt mehr herum. Gurte...",
    sie drückte ein paar Plüschtiere in die Ablagen und zurrte die Sitzgurte fest, "Gurte sitzen. Batterien sind ok, Klimaregulatoren und Sauerstoffvorrat ok. RCS betriebsbereit und Ruder sind frei. Pitotrohr habe ich geprüft und die Statikports waren sauber. Tank voll und Treibstoff hatte kein Wasser. Navcomputer brauch ich nicht, Hitzeschilde werden überbewertet. 6K ich glaube ich habe nichts vergessen. Dann wollen wir mal."
    Der Droide piepste bestätigend und Yana drückte einige Tasten auf den Bedienfeldern.
    Der Antrieb erwachte zum Leben. Das erste Lebenszeichen des kleinen Schiffes war allerdings eine bläuliche Stichflamme aus den Düsen und ein schwarzer Klecks auf der Wand.


    "Och du Kacke... 6K, einer von uns hat beim Tanken gekleckert."
    Sie drehte den Kopf nach hinten, schaute sich den entstanden Sachschaden durch die hinteren Scheiben an und beschloss es zu ignorieren.
    "6K, das waren wir nicht, ok? Das ist nicht unser Fleck, der ist nur geliehen, ich meine... der war schon da als wir ankamen."



    Yana atmete durch, und drückte den Schalter für den Commaufbau zur Abflugkontrolle.
    "Gemini One Abflugkontrolle. Yankee Kilo 410", meldete sie sich wie aus dem Lehrbuch.
    "Yankee Kilo 410, Gemini One Abflugkontrolle.", die Stimme eines Lotsen ertönte ruhig und professionell klingend aus ihrem Kopfhörer.
    Yana spulte währenddessen weiter ab was sie gelernt hatte. "Yankee Kilo 410, Position Schleuse 24-A. Orbitalflug von Gemini One nach Coronet direkt. Erbitte Startslot und Schleusenfreigabe."
    "Yankee Kilo... 24-A? Die hat nicht mal ein Absperrfeld! Das ist noch eine mechanische Schleuse, da passen sie durch?".
    "Positiv, ich bin klein und darum wollte ich fragen ob ich vielleicht wenns' ginge nicht so zwischendurchflutschen könnte..."
    "Yankee Kilo 410, Funkdisziplin bitte. Melden sie abflugbereit. Und ich schau was ich machen kann, kleines."
    "Yankee Kilo 410 Abflugbereit an 24-A"


    Rotierende, rote Warnlampen begannen tanzende Leuchtspuren an die Wände zu werfen. Ein lautes Rumpeln und Zischen füllte den Raum um das Schiff herum als die Luft aus dem Hangar abgezogen wurde. Allmälig wurde es immer stiller als der Schall kein Medium mehr fand um sich auszubreiten. Lautloss glitt die Schottür zu den Seiten weg und gab den Blick auf das Weltall preis.


    "Yankee Kilo 410, sie haben Startfreigabe. Abflugvektor Echo 1. Beachten sie die Maximalgeschwindigkeit. Und achten sie auf Verkehr links unter ihnen.



    "Freiheeeeeit!", rief sie laut und legte die Schubsteuerung nach vorn.

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  • Corellia, Technische Universität, zur Zeit der Unterschreibung des Vertrages von Coruscant



    "Yana? Yana, schläfst du etwa?"


    Der Vorlesungssaal war gut befüllt und die Luft wurde in den Nachmittagsstunden langsam immer dicker. Der Dozent gab sein bestes, den Studenten das Lösen einer Differentialgleichung zu erklären. Wobei es durchaus anzunehmen war, dass er nur in den vorderen Sitzreihen Erfolge verbuchen konnte.
    Je weiter hinten die Studenten saßen, desto eher war auf den Bildschirmen der Computer nicht etwa das Vorlesungsskript, sondern irgendwelche aktuellen Spiele zu sehen. In den letzten Reihen sah es eher nach einer Pazzak Bar aus, als nach einer Universität.
    Etwa auf mittlerer Höhe saß Yana. Auf ihrem Tisch stand ein brandneuer TI35, welcher zwar durchaus Vorlesungsnotizen darstellte, nur leider die von Werkstoffkunde - und die Vorlesung war schon 20 Minuten vorbei.
    Direkt daneben hatte Yana selbst ihren Kopf in die auf dem Tisch verschränkten Arme gelegt und atmete ruhig und regelmäßig. Ihr Gesicht war vollkommen unter den dunkelbraunen Haaren verschwunden, so dass man ihren Wachzustand nur erahnen konnte.


    "Eh, wach auf. Das ist prüfungsrelevant." Ihre Kommilitonin stubste sie in die Seite.
    "Meeh, lass mich.", brummte Yana mürrisch zurück.


    Einige Sitzreihen darüber näherte sich ein unterrichtsfernes Projekt seiner Endphase. Aus einem Plakat hatten einige von Yanas Kommilitonen einen Papierflieger mit gut einem halben Meter Flügelspannweite gebastelt. Auf dessen Rumpf stand mit einem Filzstift "GV1" geschrieben. Darunter, etwas kleiner der vollständige Name des Fluggerätes: "Graviationsangetriebenes Versuchsobjekt 1"


    GV1 erwies sich direkt bei seinem Erstflug als Fehlschlag. Das Papierflugzeug verließ zunächst die oberen Sitzreihen wie vorgesehen, begann jedoch umgehend einen selbstzerstörerischen Sturzflug in den mittleren Bereich des Vorlesungssaales. Mit voller Wucht schlug der Flieger in den Hinterkopf der weiterhin seelenruhig schlafenden Yana ein.


    "Au! Was zum Henker!"
    Yana schreckte auf, hob ihren Oberkörper vom Tisch und deformierte GV1 noch weiter, indem sie das Papierflugzeug mit ihrem Rücken gegen die Sitzlehne quetschte. Sie drehte sich um und sah genervt zu ihren Kommilitonen weiter oben.
    "Ihr Idioten, hier wollen Leute schlafen!", rief sie erbost zurück. Was natürlich einige Lacher sowie Tumult erzeugte.


    "Frau Korpov, sie müssen hier nicht sitzen. Wenn sie nicht an der Vorlesung interessiert sind, können sie sich draußen ebenso gut einen netten Nachmittag machen."


    Die Tatsache, dass sie eine Rüge ab bekam empfand Yana für gewöhnlich nicht als besonders schlimm. Normalerweise konnte man in einem vollen Hörsaal mit Hunderten anderer eine gewisse Anonymität wahren. Wenn man aber vom Dozenten mit Namen angesprochen wurde, sah die Sache schon anders aus.
    Sie sank etwas tiefer in ihren Sitz ein und beschloss die Sache vorerst unkommentiert auszusitzen.



    Es dauerte nicht lang, nur wenige Minuten, da begann die Aufmerksamkeit der jungen Frau erneut abzuleiten. Links von ihr lag noch immer das Papierflugzeug auf dem leeren Platz.
    Die Versuchung wurde einfach zu groß. So schlecht wie es zunächst schien war das Flugzeug auf dem zweiten Blick gar nicht gefaltet. Lediglich die nun krumme Nase war zu schwer, was sich aber mit gezieltem geradebiegen und einigen improvisierten Klappen an den Flügelkanten schnell beheben lies.


    Just als der Holoprojektor den nächsten Teil der mathematischen Gleichung in die Luft materialisierte, hob GV1-A ab. Modifiziert mit abgewinkelten Flügeln und dem Zusatztext "Wir bremsen nicht für Hutten" in knalligem Pink auf dem Heck.
    Unter schallendem Applaus der versammelten Studentenschaft lag der riesige Papierflieger zunächst stabil in der Luft, vollführte dann eine imposanten Loping und landete zielsicher mitten im Holoprojektor.


    Jedoch sollte Yanas Achtungserfolg nur von kurzer Dauer sein.


    Der Dozent bohrte erbost seinen Blick in die Quelle der Störung seiner Vorlesung.
    "Frau Korpov, jetzt reicht es. Wenn sie in der Vorlesung schlafen ist das ihre Sache, aber ihre Konstruktionsversuche heben sie sich für die Maschinenelemente 1 Übung auf oder sie Verlassen umgehend den Saal."
    "Boah, ich hab doch nichts gemacht", brummte sie leise zu sich, "Das war ja nicht mal meiner..."

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