• Der Gladiator fasst es als Schande auf, wenn man ihm einen schlechten Partner zuteilt. Er weiß, dass ein Sieg ohne Gefahr auch ein Sieg ohne Ruhm ist …


    Zitat: Lucius Annaeus Seneca


    Der Jubel verstummte, als Bogala gebieterisch die Hand hob. Die Geste vollzog er wie gewohnt langsam, wobei der Blick seiner gelben, reptilienartigen Augen über die Ränge der Zuschauertribüne wanderte, darauf wartend, dass man ihm die gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Niemand hätte es gewagt die Geduld des Hutten bewusst zu strapazieren, doch die Menge ließ sich im Angesicht von spritzendem Blut, fliegenden Körperteilen und durch die Schreie von Kämpfenden und Sterbenden viel zu leicht in Rage versetzen. Es dauerte einen Moment, bis völlige Stille herrschte und Bogala die vier Finger der Linken wieder senkte. Eine kleine Ewigkeit in der gemächlich die Gehirnmasse aus dem Schädel des getöteten Chiss tropfte. Der Kampf war ungleich gewesen: Der Chiss ein hagerer, Spice süchtiger Pechvogel, der seine Schulden nicht bezahlen konnte; der Rattataki ein breitschultriger Schläger, ein Berg aus Muskeln, der sich bei einer Cantina Schlägerei mit den falschen Leuten angelegt hatte. Der Kampf war weder spektakulär, noch dauerte er besonders lange. Das Axtblatt des Rattataki spaltete den Kopf des rotäugigen, zitternden Chiss bereits nach ein paar Sekunden. Gleich zu Beginn des Kampfes machte die Blauhaut Anstalten zu fliehen, wobei die Überreste eines bereits vor längerer Zeit verschiedenen Kämpfers sein Schicksal besiegelten, als er darüber stolperte und unter lautem Gelächter zu Boden ging. Es sollte der Auftakt sein, um die Masse auf das blutige Spektakel einzustimmen, welches nun folgte und gleichzeitig war es ein Exempel für all jene, die dachten Bogala hintergehen zu können.

    „Verehrte Besucher unserer Arena, der mächtige Bogala hat euch Blut versprochen und Blut sollt ihr bekommen. Dies war lediglich ein Vorgeschmack, nichts im Vergleich zu den Kämpfen, die euch heute Abend noch Unterhaltung werden. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut und Gladiatoren aus allen Teilen der Galaxis werden sich unter euren Augen messen, um entweder ihren Ruhm zu mehren oder einen Platz zwischen den anderen Verlierern einzunehmen."


    Der Herold neben Bogala deutete auf die Überreste vergangener Kämpfe: Knochen neben verwesenden Gliedmaßen und Körpern, deren süßlicher Geruch sich mit dem Schweiß der Menge vermischte und die ein stummes und groteskes Zeugnis von all dem ablegten, was die Arena bisher an Tot und Qualen geboten hatte. Erneut brach Jubel aus, als der Twi´lek seine Geste vollführte. Die Menge war auf Krawall gebürstet und die Söldner hatten ihre Mühen damit, den aufbrausenden Pöbel mit Elektroschockern und Schlägen unter Kontrolle zu halten. Überall schrie man sich in Ekstase. Die Gitter vor den unteren Rängen, die die Arena von den Zuschauerbänken trennen sollten schienen unter dem Druck, der an einen tobsuchtsgeplagten Rancor erinnernden Masse zu bersten. Bogala begann zu schmunzeln, als er in völliger Ruhe die Emotionen seiner niederen Untertanen betrachtete, wobei der Herold wieder zu sprechen ansetzte.

    „In der nächsten Runde bietet der mächtige Bogala euch zwei Kämpfer, die heute ihre Feuerprobe in der Arena absolvieren werden. Zwei junge Krieger, die es nach Ruhm und Ehre gelüstet, doch nur einer von ihnen wird den Sieg in der Arena kosten dürfen.“


    Erneut hob der Herold die Hand, wobei er zu einem der beiden Eingänge deutete, durch die die Gladiatoren Bogalas Schlachthaus betreten würden.


    „Begrüßt mit uns Lak´rosh von Cathar, einen Gladiator der das Kämpfen in den bewaldeten Regionen seiner Heimat perfektioniert haben soll! Ein schneller und gerissener Todbringer, dessen Krallen – so sagt man – niemals ihre Ziele verfehlen!“


    Unter skandierenden Rufen des genannten Namens öffnete sich das Tor zur Arena und ein schlankes, katzenartiges Wesen trat schnellen Fußes in das Licht des Kampfringes. Die wachen Sinne des Cathar sogen jede Einzelheit um sich herum auf: Gerüche, Bewegung, jedes Detail wurde studiert, ehe die Arme in die Höhe gerissen wurden, um der Menge Klauen und Zähne zu zeigen. Fauchend begann der Katzenmensch die Zuschauer durch Provokationen noch weiter zum Toben zu bringen, dann wurde es wieder still. Die Hand des Herolds wanderte zum zweiten Tor, das nun ebenfalls knarrend geöffnet wurde. Die Dunkelheit verschleierte alles, was sich dahinter verbarg und so konnte man sich erst einmal nur mithilfe der Worte ein Bild des Kämpfers machen.

    „Als Kontrahenten präsentieren wir euch einen Mann, dessen Körper unzähligen tödlichen Verwundungen trotzte. Ein Mensch, in dem mehr Kybernetik verpflanzt wurde, als Schaltkreise in den meisten Droiden existieren. Begrüßt mit uns, Hector!“


    Wieder begann die Menge einen Namen zu grölen und begleitet mit bebendem Lärm betrat ein Mensch den Arenaboden, dessen Körper augenscheinlich aus mehr Metall bestand, als dass er durch Haut, Knochen und Fleisch zusammengehalten wurde. Eine menschliche Maschine oder vielleicht eher eine Maschine mit menschlichen Körperteilen. Anders als der Catharer, schien der zweite Kämpfer keine Anstalten zu machen die Menge aufheizen zu wollen, ganz im Gegenteil, er ignorierte sie, was unaufhörlich Schmährufe zur Folge hatte. Seine bleichen, blauen Augen waren auf den Gegner gerichtet. Jegliche emotionale Regung suchte man vergeblich, weder mit Rufen noch durch Gesten oder Posen schien man gewillt der Umgebung seine Überlegenheit zu präsentieren. Einzig Personen mit einem gewissen sensiblen Gespür konnten bemerken, dass eine Art Aggression von dem Kämpfer ausging. Wut und Zorn, der jedoch nicht mit bloßem Auge fassbar war. Neben den spektakulären Auftritten der Kämpfer war es eigentlich auch üblich, dass ein Gladiator die Arena bewaffnet betrat. Mindestens ein Vibromesser war angemessen oder im Falle des Cathar seine Krallen, doch der Mann erfüllte auch dieses Klischee nicht und war augenscheinlich unbewaffnet. Eine Tatsache die seinem Gegner nicht entgangen war, ganz im Gegenteil: Mit Argwohn musterte der Cathar seinen Gegenüber und die Vorstellung gegen einen unbewaffneten zu kämpfen gefiel ihm überhaupt nicht. Er würde ihn mit seinen Krallen aufschlitzen, wie er es schon unzählige Male tat, doch es würde keine Ehre darin liegen und der Ruhm wäre gering. Die einzige Herausforderung war es wohl eine Stelle zu finden an der Lak´rosh seine Krallen nicht abbrechen würde. Sein Gegenüber war ein Koloss aus Metall und Fleisch. Die gewaltigen Oberarme und das Gesicht des Mannes waren überall mit kybernetischen Implantaten versehen. Eine Stahllegierung ummantelte fast den gesamten Unterkiefer oder ersetzte ihn gar. Unzählige Narben zierten das kantige Gesicht und zogen sich vom Hals beginnend, über die Wangen, bis hin zum kahlen Schädel. Der Mann überragte Lak´rosh mit zwei Haupteslängen, obwohl dieser nicht zu den Kleinsten seiner Art zählte. Eisenplatten umschlossen auch den Oberkörper und es war schwer zu sagen, ob sie nur Rüstung waren oder zum Körper selbst gehörten, sie würden es Lak´rosh auf jeden Fall nicht erleichtern sein Werk zu vollbringen und dieses furchteinflößende Exemplar der Gattung Mensch zu bezwingen. Furchteinflößend für all jene, die Größe und Masse fürchteten, doch Lak´rosh tat dies nicht. Er war sich sicher, dass ihm sein Geschick den Sieg bringen würde. Er war fest davon überzeugt das Schicksal der Unglücklichen nicht zu teilen, die verstreut um ihn herum lagen. Das Geräusch von pulsierendem Blut, welches Adrenalin durch seine Venen pumpte nahm in seinen Ohren überhand und er gab sich dem anfliegenden Rausch hin, einer Leidenschaft, die für sein Leben so essentiell geworden war wie essen und schlafen. Die Aussicht auf einen Kampf ließ ihn jede Faser seines Körpers in einer Intensität spüren, die dem nahen Höhepunkt einer Paarung gleichkam. Für ihn hatte der Gedanke einen Feind in Strömen von Blut niederzuringen eine erregende Wirkung, die er solange auskosten würde, bis der Gewaltakt gänzlich vollzogen war. Lak´rosh penetrierender Blick hatte jede Einzelheit seines Gegners akribisch studiert und nun war es wieder einmal soweit seinen Jagdinstinkten zu vertrauen und jegliche Ablenkung im Kopf zu verbannen. Die Zeit stand still und sie waren Gefangene in diesem Moment. Einem Moment, der für einen von beiden der letzte sein würde und der Krieger aus den Wäldern von Cathar war entschlossen und fast schon sicher, dass er dieser Jemand nicht sein würde …


    [Fortsetzung folgt]

  • Leben um zu dienen …


    Völlige Stille, nachdem das Geräusch von 300 aufeinanderschlagenden Hackenpaaren das Auditorium durchdrang. 300 Kinder, nein, Kadetten der imperialen Armee, denn nicht mehr und nicht weniger warnen diese Uniformierten im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Ressourcen, deren Verarbeitung noch nicht abgeschlossen und deren Verwendung noch nicht ausreichend geprüft und klassifiziert worden war. In ein paar Jahren würde der Großteil von ihnen, als Offiziere auf administrativen oder militärischen Posten eingesetzt werden, wohingegen ein kleiner Rest schon während der Ausbildung ausgesondert werden würde.


    „Du wirst Soldat werden, wie dein Urgroßvater, Großvater und ich vor dir. Du bist mein Erstgeborener und trägst die Bürde und gleichzeitig Ehre meine Nachfolge anzutreten. Du wirst mich Stolz machen und dem Imperium dienen und für den Imperator sterben, wenn es sein muss und so dem Namen deiner Familie Ehre machen.„


    Die Worte seines Vaters drangen Hector durchs Ohr, als die Stille einsetzte und er wie die Anderen im Achtung auf das Nachfolgende wartete. Er sah seinen Vater vor seinem geistigen Auge sprechen, während seine Physischen geradeaus in die Leere blickten, so wie man es ihm und seinen Kameraden beigebracht hatte. Er hatte den Wunsch verspürt zu weinen, als er von zu Hause abgeholt wurde, um seinen Dienst in der imperialen Armee anzutreten, doch er wusste was es bedeutete Schwäche zu zeigen. Schwäche wurde in der Gesellschaft, in die er hineingeboren wurde nicht geduldet und hatte unmittelbare Bestrafungen zur Folge. Sein Vater war selbst Offizier in der Armee gewesen und hatte ein Talent dafür ihm auf unterschiedliche Arten und Weisen einzubläuen, was das Imperium von seinen Männern erwartete und auch die Ausbilder an der Kadettenanstalt waren Einfallsreich mit ihren disziplinarischen Maßnahmen.


    „Lernen durch Schmerzen“


    Einer dieser Sprüche, mit denen die Schikane der Ausbildung gerechtfertigt wurde.


    „Imperiale Soldaten sterben stehend“


    Hector vermutete dass damit gemeint war, dass die meisten beim Warten auf ihre Vorgesetzten verdursteten. Wie so oft wurde der Moment zur Ewigkeit, eine Ewigkeit in der die Füße begannen zu schmerzen und das Atmen durch das zu engsitzende Koppelschloss stetig schwieriger wurde. Er hatte schon Kameraden gesehen, die einfach nach vorne kippten, als wären sie mit der Zeit zu versteinerten Statuen geworden. Wie so vieles hatte dies dann ebenfalls seine unangenehmen Konsequenzen mit sich getragen. Hector spürte förmlich den Blick des Aufsehers, der mit seinem Stock jede unerwünschte Geste – und sei es nur das versehentliche Rümpfen der Nase oder ein Stirnrunzeln – ahnden würde. Hectors Welt schien nur aus Disziplin und Entbehrungen zu bestehen, doch er kannte es auch nicht anders und war sogar stolz auf das was er war und tat. Er würde sich als Kadett an der Akademie und darüber hinaus als Soldat auf den Schlachtfeldern des Krieges einen Namen machen, so wie die Helden von denen sie in den Übertragungen durch das Holonetz erfuhren oder die in den Unterrichten als Vorbilder herangezogen wurden, um ihnen ihre Pflicht zu verdeutlichen. Hector dachte über eines dieser Vorbilder nach, einen Piloten des 120 Jägergeschwaders, der in den letzten Tagen immer wieder Erwähnung fand. Die Starfighter der Navy und des Starfighterkorps wurden des Öfteren für ihre Taten verherrlicht, da ihre Einsätze zu den Gefährlichsten überhaupt zählten. Die ISF Jäger und B28 Bomber waren durch Schilde nur minimal geschützt und so kam es vor allem auf das Geschick des Piloten an, das über Leben und Tod, sowie den Erfolg eines Einsatzes entschied. Hectors Fantasie begann zu blühen und er sah sich selbst im Cockpit eines dieser wendigen Abfangjägers sitzen, als die Ruhe durch das immer lauter werdende Klacken von Stiefelsohlen unterbrochen wurde. Er kannte dieses Geräusch genau, jeder der Kadetten kannte diesen speziellen Klang, der nur von einem ganz besonderen Stiefelpaar ausging. Major Vilman, der Leiter der Kadettenanstalt betrat das Auditorium, flankiert von zwei seiner Stabsoffiziere.


    „Lang lebe der Imperator, Kadetten“


    Vilman hatte wie gewohnt die linke Hand auf seinem Steiß ruhen, als er die Kadetten mit kräftiger Stimme begrüßte. Der Gruß wurde aus 300 Kehlen erwidert und abermals war es still. Eine kurze Weile, in der Vilman seine „Soldaten“ musterte. Der Major war ein Veteran der ersten Kriegsjahre und das sah man ihm auch an: Die Gesichtszüge waren hart, kantig und vernarbt. Die rechte Augenhöhle wurde durch eine Klappe verdeckt und der kahlrasierte Schädel wirkte fast so, als wäre die Haut einfach nur darüber gespannt worden. Aus dem rechten Ärmel ragte eine kybernetische Prothese und wenn man den Erzählungen Glauben schenkte, wurden auch die Überreste des rechten Beins durch eine solche ersetzt. Die heroischen Vorstellungen in Hectors Kopf waren von der einen auf die andere Sekunde dahin, als er nicht umhin kam die Entstellungen des Majors in Augenschein zu nehmen.


    „Rühren, Kadetten“


    Kam das Kommando des Majors, diesmal in gemächlichem Ton, fast schon beiläufig und wieder durchdrang das Geräusch von Stiefeln das Auditorium.

    „Ich bin hier um euch bekannt zu geben, dass ihr zu den Auserwählten gehört, die diese Akademie verlassen werden.“


    Der Major ließ seine Worte sacken und erneut wanderte sein Blick über jeden einzelnen seiner Kadetten. Nichts, keine Regung, kein Zucken, gar nichts. Er nickte für sich knapp, schien zufrieden mit dem was er sah und fuhr fort.

    „Das Oberkommando hat entschieden, dass aus dieser Akademie 300 Kadetten an das Pilotenprogramm der Navy übergeben werden. Ihr werdet an die Flottenakademie überstellt und dort eure Ausbildung fortführen und dann, so ihr denn fähig seid, dem Imperium aus einem Cockpit heraus dienen. Ihr alle habt hier einen Einblick davon bekommen worauf es ankommt, doch glaubt nicht, dass ihr annähernd wisst, was euch erwartet. Als Kadetten des Pilotenprogramms werdet ihr eine der härtesten Ausbildungen durchlaufen, die das Imperium zu bieten hat. Neben eurer Verwendung als Piloten werdet ihr unter anderem auch im Nahkampf- und Überlebenstraining geschult. Ihr werdet das navigieren mit Astrogationskarten lernen und auf den verschiedensten Stationen von Großkampfschiffen ausgebildet. Seid Stolz auf diese Chance und gebt alles, zum Ruhme unseres glorreichen Imperiums!“


    Hectors Gefühle überschlugen sich nach den Worten des Majors und er hatte Mühe seine Haltung zu wahren. Es schien eine Fügung des Schicksals zu sein, als hätte die Macht ihn dazu auserkoren bald selbst von sich und seinen Taten im Holonetz zu hören. Er konnte diese Euphorie überall um sich herum spüren, aber vor allem neben sich, bei James. Er musste seinen Freund dafür nicht einmal ansehen. Er wusste genau was dieser gerade dachte, er wusste es immer. James war ein Jahr jünger als Hector und kam wie er selbst und viele andere aus einer angesehenen Offiziersfamilie. Beide verbanden gemeinsame Interessen und der Ehrgeiz immer besser sein zu wollen, als der Andere. Sie waren Konkurrenten, in jeder Disziplin, doch gerade das verband die beiden Kadetten und formte ihre Bande der Freundschaft. Und nun würden sie sich in Zukunft als Piloten messen, ein Traum den sich beide Jungen bisher nur hatten wünschen können.


    [Fortsetzung folgt]

  • Das dröhnen der Ionenantriebe ließ die Fauna der Umgebung zum Leben erwecken. Geflügelte Tiere flatterten aus den Baumkronen, als das Flight ISF Interceptor über sie hinweg zog. Die Rotte war in Angriffsformation und die einzelnen Jäger hatten ihre Flügelklappen ausgefahren, um dem erwarteten Nahkampf mehr Wendigkeit und ihren beiden Blasterkanonen eine zusätzliche Kühlung zu gewähren. Die acht Jäger unter dem Kommando von Captain Loring waren nicht die einzigen Imperialen, welche an diesem Tag über die Baumkronen des Ulgo Waldes flogen. Insgesamt bestand der Angriffsverband aus einer Staffel mit 16 Jägern und acht B-28 Bombern, die ISF des Captains bildete dabei lediglich den Geleitschutz am linken Flügel, um die Abfangjäger der Republik in einen Kampf zu verwickeln, noch bevor sie die Bomber attackieren und im schlimmsten Fall zerstören konnten. Ziel der Formation waren Artilleriebatterien des Haus Alde im Süden, um so den darauffolgenden Angriff der Bodentruppen zu entlasten. Alde hatte sich mit dem Haus Organa verbündet, Sympathisanten der Republik, die das Vorankommen der imperialen Truppen zu behindern versuchten und in dem Gebiet erheblichen Wiederstand leisteten. Der Angriff der imperialen Streitkräfte auf Aldeeran kam plötzlich, doch trotz der präzisen Vorbereitungen und des Überraschungseffekts, war es umso bemerkenswerter wie verbissen und vor allem schnell und organisierte sich die Bevölkerung gegen ihre neuen Herren auflehnte. Ein Auflehnen, das hart bestraft werden musste und die Piloten des 120 Geschwaders waren Entschlossen an ihrem Ziel ein Exempel zu statuieren, das man so schnell nicht vergessen würde. Ensign Gomorus sah die Spitzen der dicht an dicht gewachsenen Tannen unter der Transparistahl-Kuppel seines Cockpits verschwinden, als er den Blick auf den Monitor des Zielcomputers richtete. Mehrere rote Punkte hatten seine Aufmerksamkeit erregt und wie erwartet drang kurz darauf die Stimme des Captains an sein Ohr:


    „Rot 1 an Flight Rot, Abfangjäger auf unserer 12 Uhr oberhalb, Formation beibehalten und volle Leistung auf die Waffensysteme, es geht los, wir greifen an – Ende.“


    Der Ionisierungsreaktor hinter Hector begann zu rumoren, als er den Schub erhöhte, um mit seinen restlichen Kameraden mitzuhalten und die Formation nicht aufzubrechen. Die Steuerknüppel wurden nach hinten gezogen und die ISF gewannen an höhe. Von dem ausgeführten Flugmanöver bekamen die Piloten in ihren vakuumierten Cockpits wenig mit: Die Raumanzüge, allem voran die Helme, dämpften jegliches Geräusch der sonst so charakteristisch schreienden Antriebe und Stöße wurden durch Repulsorlift-Antigravfelder und Gurte an denen die Piloten befestigt waren nahezu ausgeglichen. Hectors Herz begann im Takt des Signals, mit welchem die roten Punkte auf dem Zielcomputers sich stetig näherten, zu schlagen und die Aufregung des ersten Moments wich einer Anspannung, die seine Sinne auf jede Kleinigkeit reagieren ließ. Captain Lorings Worte, die er vor dem Start an das Flight richtete, gingen ihm wieder durch den Kopf:


    „Jeder Pilot hat zwei Säcke, den einen gefüllt mit Glück, den anderen mit Erfahrung und ihr Grünschnäbel solltet besser beten, dass sich Letzteres auffüllt, bevor Ersteres aufgebraucht ist“.


    Auf dem Zielcomputer konnte Hector auch erkennen, dass die andere Rotte am rechten Flügel ebenfalls ausschwärmte, um den Feind so in die Zange zu nehmen. Man war in der Überzahl, aber das war laut den Erfahrungsberichten keine Seltenheit. Die ISF traten stehst in Schwärmen zu mehreren Jägern auf, um die schwächere Bewaffnung im Vergleich zu den republikanischen Talon Jägern auszugleichen und den Feind in einem Dogfight auszumanövrieren. Sie hatten es im Simulator unzählige male durchgekaut, doch einen solchen Angriff nun in der Realität durchzuführen ließ dem Ensign die Nackenhaare zu Berge stehen. Die Piloten des Starfightercorps und der Navy wurden wohl mehr als alle anderen Soldaten des Imperiums darauf vorbereitet einen schnellen tot zu sterben, aber wer wollte schon einfach so verpuffen, weil er unachtsam oder unvorsichtig gewesen war? Jeder der neuen Piloten, er selbst, sein Freund James, alle waren darauf erpicht sich einen Namen zu machen und keiner wollte ohne Ruhm sein Ende finden. Es war soweit, der Gegner war nun auch mit bloßem Auge sichtbar und man näherte sich in atemberaubendem Tempo. Beide Rotten hatten an Höhe gewonnen und waren oberhalb der feindlichen Jägergruppe. Man flog parallel zu dessen Flugbahn in die entgegengesetzt Richtig und erst kurz bevor man einander passierte kam die harte Wendung zum Angriff. Der Feind schien sich aufzuteilen, um auf Kollisionskurs mit beiden Rotten zu gehen. Hector begann seinen Gegenüber mit dem Zielcomputer aufzuschalten, völlig automatisiert, unzählige male gedrillt und den Bruchteil einer Sekunde später flogen auch schon die ersten Blasterschüsse in rot und grün durch die Luft. Sein Ziel schien ihn ebenfalls auserkoren und nur um Haaresbreite verfehlte dessen Salve seinen linken Flügel. Hectors Antwort auf diese Begrüßung kam prompt und zu seiner Erheiterung mit mehr Erfolg: Sein Ziel ging in den Sturzflug über, nachdem ein grüner Blasterstrahl einen seiner Flügel in Mitleidenschaft gezogen hatte, die restlichen zwei feindlichen Jäger zogen an ihnen vorbei. Im selben Moment brachte, trotz der ganzen Dämpfungsvorrichtungen, eine Erschütterung das Cockpit zum Beben und die Einzelteile irgendeines Unglücklichen zischten vor Hectors Kanzel hinweg.


    „Rot 2 hats erwischt, ich wiederhole Rot 2 hats erwischt! Verfluchte Scheiße, der ist einfach explodiert!“,


    Hysterisch und knisternd schrie Willek in seinen COM, als kurze Zeit später die Stimme des Rottenführers auf seine Panik antwortete:


    „Funkdisziplin, verdammt! Reißt euch zusammen! Rot 3 an mich, Rot 4 und 5 kümmert euch um den beschädigten, 6, 7 und 8 ihr holt euch den Dritten.“


    Hector dachte nicht lange über das gesagte nach und betätigte eines der Pedalen an seinen Füßen, um mit einer Rolle auf den Kopf in einen Sturzflug überzugehen, dicht gefolgt von James Luvias, seinem Flügelmann und Freund schon seit Kadettentagen. Beide nahmen den zuvor Getroffenen aufs Korn und stürzten sich wie Adler auf ihre Beute, als man erneut das Aufflackern einer Explosion sah. Ein kurzer Blick durch die Sehschlitze in der oberen Lucke machte deutlich, dass es noch jemanden erwischt hatte.


    „Rot 8 ausgefallen, weiter wie befohlen – ende“,


    Gab der Captain unbeirrt Anweisung. Darauf versessen seinen ersten Abschuss zu erlangen kam Hector dem Befehl nur zu gerne nach und zielstrebig näherte er sich seinem Gegner. Der ISF mag womöglich bei jeder Kleinigkeit zerplatzen, ist allerdings im Kurvenkampf und was die Geschwindigkeit betrifft den meisten Jägern der Republik überlegen. In rasendem Tempo kam Hector in Reichweite um sein Ziel mit Raketen zu beschießen, als seine Beute urplötzlich in den Steigflug überging, anscheinend durch die eigenen Bordsysteme gewarnt, die durch das Aufschalten seiner Zielerfassung den Piloten alamierten. Die Nachbrenner mit einem Knopfdruck auf das Steuermodul gezündet, wurde nun jedem Ausweichmanöver mit Ehrgeiz und Entschlossenheit nachgegangen. Man wollte um jeden Preis einen Erfolg verzeichnen, man wollte den Tot des republikanischen Piloten, man wollte den Ruhm des Abschusses, man wollte beides so sehr, dass man die Warnung fast gar nicht bemerkt, welche auf eine Gefahr aufmerksam machen sollte, die ein paar unachtsame Sekunden später Hectors eigenes Ende hätte bedeuten können:


    „Rot 4, Feind auf deiner 6 Uhr oberhalb!“.


    Luvias brüllende Stimme aus dem COM riss ihn aus seiner Lethargie und erst jetzt bemerkte er, dass es nicht der erste Warnruf gewesen war und vor allem bemerkte er erst jetzt wie die roten Streifen der Blastersalven an seinen Flügeln vorbeizischten und der dröhnende Raketenalarm in seinen Gehörgang drang. Wie von Sinnen und mit blankem Entsetzen begann Hector um sein Leben zu manövrieren, eine harte Kurve mit wenig Schub, um die Wendigkeit seines Jägers auszunutzen, anschließend wieder die Nachbrenner um der Raketenreichweite zu entgehen. Wie ein Wahnsinniger rollte er von links nach rechts und riss den Steuerknüppel von einer Richtung in die Andere, immer stets den Alarm im Ohr, der ihm deutlich machte, dass er vom Jäger zum Gejagten geworden war. Blitze, mehr Explosionen und Blastersalven die kreuz und Quer flogen, die Luft brannte, der Kampf war in vollem Gange. Hectors Ehrgeiz war verflogen, er war nur noch darauf bedacht zu überleben und – koste es was es wolle – den Blasterschüssen irgendwie auszuweichen und der Aufschaltung durch Raketen zu entgehen.


    „Halt durch Rot 4 , ich hab ihn fast, einen Augen –„,


    abrupt endete James, als eine weitere Explosion die Luft durchzog, allerdings blockierte seine Stimme nur ein paar Sekunden später abermals das COM, diesmal mit einem erheiternden Siegesgeheul. Erleichtert und unter den Ermahnungen von Captain Loring, man solle endlich die Schnauze halten und den Kanal freihalten, wurde Hector bewusst, dass er gerade knapp seinem Untergang entkommen war. Nach einem kurzen Moment der Orientierung flogen beide wieder in Formation, um den restlichen Feinden gegenüberzutreten, doch das war gar nicht mehr nötig: Die republikanischen Piloten waren abgeschossen oder hatten sich zurückgezogen, der größte Teil des Kampfes war in dem Versuch zu überleben einfach an Hector vorüber gegangen. Neben Gilrim und Havlok hatte es auch Willek erwischt, der im Tiefflug hinter Captain Loring ein schnelles Ende in den Bäumen fand, nachdem eine Rakete ihm die rechte Tragfläche abgesprengt hatte. Captain Loring hingegen hatte es geschafft zwei Abschüsse zu erzielen, unter anderem den vor Hector geflohenen. Wäre sein Freund nicht gewesen, da war sich Hector sicher, hätt er das Schicksal seiner drei gefallenen Kameraden geteilt. Er hatte Glück gehabt und bekam eine zweite Chance, Glück das er - so schwor er sich - nicht noch einmal herausfordern würde…

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