Der Gladiator fasst es als Schande auf, wenn man ihm einen schlechten Partner zuteilt. Er weiß, dass ein Sieg ohne Gefahr auch ein Sieg ohne Ruhm ist …
Zitat: Lucius Annaeus Seneca
Der Jubel verstummte, als Bogala gebieterisch die Hand hob. Die Geste vollzog er wie gewohnt langsam, wobei der Blick seiner gelben, reptilienartigen Augen über die Ränge der Zuschauertribüne wanderte, darauf wartend, dass man ihm die gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Niemand hätte es gewagt die Geduld des Hutten bewusst zu strapazieren, doch die Menge ließ sich im Angesicht von spritzendem Blut, fliegenden Körperteilen und durch die Schreie von Kämpfenden und Sterbenden viel zu leicht in Rage versetzen. Es dauerte einen Moment, bis völlige Stille herrschte und Bogala die vier Finger der Linken wieder senkte. Eine kleine Ewigkeit in der gemächlich die Gehirnmasse aus dem Schädel des getöteten Chiss tropfte. Der Kampf war ungleich gewesen: Der Chiss ein hagerer, Spice süchtiger Pechvogel, der seine Schulden nicht bezahlen konnte; der Rattataki ein breitschultriger Schläger, ein Berg aus Muskeln, der sich bei einer Cantina Schlägerei mit den falschen Leuten angelegt hatte. Der Kampf war weder spektakulär, noch dauerte er besonders lange. Das Axtblatt des Rattataki spaltete den Kopf des rotäugigen, zitternden Chiss bereits nach ein paar Sekunden. Gleich zu Beginn des Kampfes machte die Blauhaut Anstalten zu fliehen, wobei die Überreste eines bereits vor längerer Zeit verschiedenen Kämpfers sein Schicksal besiegelten, als er darüber stolperte und unter lautem Gelächter zu Boden ging. Es sollte der Auftakt sein, um die Masse auf das blutige Spektakel einzustimmen, welches nun folgte und gleichzeitig war es ein Exempel für all jene, die dachten Bogala hintergehen zu können.
„Verehrte Besucher unserer Arena, der mächtige Bogala hat euch Blut versprochen und Blut sollt ihr bekommen. Dies war lediglich ein Vorgeschmack, nichts im Vergleich zu den Kämpfen, die euch heute Abend noch Unterhaltung werden. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut und Gladiatoren aus allen Teilen der Galaxis werden sich unter euren Augen messen, um entweder ihren Ruhm zu mehren oder einen Platz zwischen den anderen Verlierern einzunehmen."
Der Herold neben Bogala deutete auf die Überreste vergangener Kämpfe: Knochen neben verwesenden Gliedmaßen und Körpern, deren süßlicher Geruch sich mit dem Schweiß der Menge vermischte und die ein stummes und groteskes Zeugnis von all dem ablegten, was die Arena bisher an Tot und Qualen geboten hatte. Erneut brach Jubel aus, als der Twi´lek seine Geste vollführte. Die Menge war auf Krawall gebürstet und die Söldner hatten ihre Mühen damit, den aufbrausenden Pöbel mit Elektroschockern und Schlägen unter Kontrolle zu halten. Überall schrie man sich in Ekstase. Die Gitter vor den unteren Rängen, die die Arena von den Zuschauerbänken trennen sollten schienen unter dem Druck, der an einen tobsuchtsgeplagten Rancor erinnernden Masse zu bersten. Bogala begann zu schmunzeln, als er in völliger Ruhe die Emotionen seiner niederen Untertanen betrachtete, wobei der Herold wieder zu sprechen ansetzte.
„In der nächsten Runde bietet der mächtige Bogala euch zwei Kämpfer, die heute ihre Feuerprobe in der Arena absolvieren werden. Zwei junge Krieger, die es nach Ruhm und Ehre gelüstet, doch nur einer von ihnen wird den Sieg in der Arena kosten dürfen.“
Erneut hob der Herold die Hand, wobei er zu einem der beiden Eingänge deutete, durch die die Gladiatoren Bogalas Schlachthaus betreten würden.
„Begrüßt mit uns Lak´rosh von Cathar, einen Gladiator der das Kämpfen in den bewaldeten Regionen seiner Heimat perfektioniert haben soll! Ein schneller und gerissener Todbringer, dessen Krallen – so sagt man – niemals ihre Ziele verfehlen!“
Unter skandierenden Rufen des genannten Namens öffnete sich das Tor zur Arena und ein schlankes, katzenartiges Wesen trat schnellen Fußes in das Licht des Kampfringes. Die wachen Sinne des Cathar sogen jede Einzelheit um sich herum auf: Gerüche, Bewegung, jedes Detail wurde studiert, ehe die Arme in die Höhe gerissen wurden, um der Menge Klauen und Zähne zu zeigen. Fauchend begann der Katzenmensch die Zuschauer durch Provokationen noch weiter zum Toben zu bringen, dann wurde es wieder still. Die Hand des Herolds wanderte zum zweiten Tor, das nun ebenfalls knarrend geöffnet wurde. Die Dunkelheit verschleierte alles, was sich dahinter verbarg und so konnte man sich erst einmal nur mithilfe der Worte ein Bild des Kämpfers machen.
„Als Kontrahenten präsentieren wir euch einen Mann, dessen Körper unzähligen tödlichen Verwundungen trotzte. Ein Mensch, in dem mehr Kybernetik verpflanzt wurde, als Schaltkreise in den meisten Droiden existieren. Begrüßt mit uns, Hector!“
Wieder begann die Menge einen Namen zu grölen und begleitet mit bebendem Lärm betrat ein Mensch den Arenaboden, dessen Körper augenscheinlich aus mehr Metall bestand, als dass er durch Haut, Knochen und Fleisch zusammengehalten wurde. Eine menschliche Maschine oder vielleicht eher eine Maschine mit menschlichen Körperteilen. Anders als der Catharer, schien der zweite Kämpfer keine Anstalten zu machen die Menge aufheizen zu wollen, ganz im Gegenteil, er ignorierte sie, was unaufhörlich Schmährufe zur Folge hatte. Seine bleichen, blauen Augen waren auf den Gegner gerichtet. Jegliche emotionale Regung suchte man vergeblich, weder mit Rufen noch durch Gesten oder Posen schien man gewillt der Umgebung seine Überlegenheit zu präsentieren. Einzig Personen mit einem gewissen sensiblen Gespür konnten bemerken, dass eine Art Aggression von dem Kämpfer ausging. Wut und Zorn, der jedoch nicht mit bloßem Auge fassbar war. Neben den spektakulären Auftritten der Kämpfer war es eigentlich auch üblich, dass ein Gladiator die Arena bewaffnet betrat. Mindestens ein Vibromesser war angemessen oder im Falle des Cathar seine Krallen, doch der Mann erfüllte auch dieses Klischee nicht und war augenscheinlich unbewaffnet. Eine Tatsache die seinem Gegner nicht entgangen war, ganz im Gegenteil: Mit Argwohn musterte der Cathar seinen Gegenüber und die Vorstellung gegen einen unbewaffneten zu kämpfen gefiel ihm überhaupt nicht. Er würde ihn mit seinen Krallen aufschlitzen, wie er es schon unzählige Male tat, doch es würde keine Ehre darin liegen und der Ruhm wäre gering. Die einzige Herausforderung war es wohl eine Stelle zu finden an der Lak´rosh seine Krallen nicht abbrechen würde. Sein Gegenüber war ein Koloss aus Metall und Fleisch. Die gewaltigen Oberarme und das Gesicht des Mannes waren überall mit kybernetischen Implantaten versehen. Eine Stahllegierung ummantelte fast den gesamten Unterkiefer oder ersetzte ihn gar. Unzählige Narben zierten das kantige Gesicht und zogen sich vom Hals beginnend, über die Wangen, bis hin zum kahlen Schädel. Der Mann überragte Lak´rosh mit zwei Haupteslängen, obwohl dieser nicht zu den Kleinsten seiner Art zählte. Eisenplatten umschlossen auch den Oberkörper und es war schwer zu sagen, ob sie nur Rüstung waren oder zum Körper selbst gehörten, sie würden es Lak´rosh auf jeden Fall nicht erleichtern sein Werk zu vollbringen und dieses furchteinflößende Exemplar der Gattung Mensch zu bezwingen. Furchteinflößend für all jene, die Größe und Masse fürchteten, doch Lak´rosh tat dies nicht. Er war sich sicher, dass ihm sein Geschick den Sieg bringen würde. Er war fest davon überzeugt das Schicksal der Unglücklichen nicht zu teilen, die verstreut um ihn herum lagen. Das Geräusch von pulsierendem Blut, welches Adrenalin durch seine Venen pumpte nahm in seinen Ohren überhand und er gab sich dem anfliegenden Rausch hin, einer Leidenschaft, die für sein Leben so essentiell geworden war wie essen und schlafen. Die Aussicht auf einen Kampf ließ ihn jede Faser seines Körpers in einer Intensität spüren, die dem nahen Höhepunkt einer Paarung gleichkam. Für ihn hatte der Gedanke einen Feind in Strömen von Blut niederzuringen eine erregende Wirkung, die er solange auskosten würde, bis der Gewaltakt gänzlich vollzogen war. Lak´rosh penetrierender Blick hatte jede Einzelheit seines Gegners akribisch studiert und nun war es wieder einmal soweit seinen Jagdinstinkten zu vertrauen und jegliche Ablenkung im Kopf zu verbannen. Die Zeit stand still und sie waren Gefangene in diesem Moment. Einem Moment, der für einen von beiden der letzte sein würde und der Krieger aus den Wäldern von Cathar war entschlossen und fast schon sicher, dass er dieser Jemand nicht sein würde …
[Fortsetzung folgt]