Mission: Untersuchung der Vorgänge auf Persus VII, Teil 1
Der Flug nach Persus VII
oder
Der Ärger geht schon vor der Landung los
Er sollte sich auf die bevorstehende Mission konzentrieren, nicht in Selbstmitleid versinken, weil jemand sauer auf ihn war, der jeden Grund dazu hatte.
Sharnyal ächzte leise als er den, seiner Meinung nach, viel zu schweren Rucksack durch den Hangar schleppte. Cyran hatte seine Sachen bringen lassen. Sharnyal betrachtete die Kisten skeptisch und fragte sich, wie der andere Sith das alles tragen wollte. Aber das war hoffentlich nicht sein Problem. Vielleicht reisten Reporter ja immer mit viel Gepäck und es war Teil der Tarnung?
Cyran und Sharnyal waren rasch zu der Übereinkunft gelangt, heimlich nach Persus VII zu reisen, um die Vorfälle, die zur Auslöschung der dortigen Bevölkerung geführt hatten, zu untersuchen. Cyran war auf die Idee gekommen, sich als Reporter auszugeben, der auf Persus VII eine große Stroy witterte. Sharnyal bevorzugte eine Tarnung als Medic, der auf den Planeten ging um möglichen Überlebenden erste Hilfe zu leisten. Der Reporter sollte ihn und natürlich die Hilfsorganisation, in deren Auftrag er unterwegs war, lobend erwähnen. Vielleicht nicht die beste Tarnung, aber sie hatte zumindest gereicht, ihnen einen Flug zu dem Planeten zu besorgen. Wobei Cyran mehrfach betont hatte, dass die Pilotin auf keinen Fall wissen durfte, dass sie Sith waren.
„Die Amber Talon ist kein Luxusschiff“, so oder so ähnlich hatte ihre Pilotin sie gewarnt. Das war Sharnyal relativ egal gewesen, Hauptsache das Schiff war schnell und unauffällig. Er fragte sich, wie Cyran in Kontakt mit dem Captain, Ivory war ihr Name, gekommen war, aber sie schien verlässlich wenn auch etwas prüde zu sein. Mal ganz abgesehen davon, dass sich Sharnyals Verständnis von Schiffen darauf beschränkte, dass sie fliegen konnten.
Nun, der Captain hatte Recht behalten, luxuriös war die Einrichtung des Schiffes wirklich nicht, aber sie hatten ausreichend Platz. Allerdings verbrachten Cyran und Sharnyal nur wenig Zeit in den Quartieren. Die meiste Zeit verbrachten sie auf der Brücke, bemüht der Besatzung nicht im Weg zu stehen.
Der Flug ins System von Persus VII ging erfreulich schnell. Die ersten Ergebnisse der dortigen Scans schienen die Pilotin jedoch weniger zu erfreuen. Sie fand natürlich rasch die Spuren des orbitalen Bombardements auf dem Planeten und die Reste von Jägern im Orbit. Nicht gerade Spuren, die für einen einfachen und reibungslosen Auftrag sprachen. Zu allem Überfluss fand sie neben zerstörten Schiffen noch die Energiesignaturen einer sehr flug- und einsatzfähigen BT-irgendwas, auch genannt Thunderclap. Während dies Ivory und Cyran sehr zu beunruhigen schien, konnte Sharnyal mit dem Namen nicht viel anfangen. Er sollte sich dringend zumindest grundlegende Informationen über die gängigen Schiffstypen aneignen.
Einen Moment lang machte sich Sharnyal sich Sorgen, dass Ivory beschließen würde, den Einsatz abzubrechen und aus dem System zu verschwinden. Sie erklärte sich schließlich bereit, die beiden Sith mit ihrem Shuttle auf den Planeten zu bringen, sie dort schnell rauszuwerfen und dann wieder abzuhauen.
Also schnappten sie sich ihre Rucksäcke und hasteten mit ihnen ins Shuttle. Ivory flog sie hinunter auf den Planeten, auch das gelang aller bedrohlichen Anzeichnen zum Trotz reibungslos. Sie verabredeten, dass Ivory sie in 3 Tagen an der gleichen Stelle abholen sollte, wenn sie ihr nicht vorher Nachricht schickten. Dann hob die Pilotin mit dem Shuttle wieder ab und flog zu ihrem Schiff zurück.
Zerstörung
Der erste Eindruck von Persus VII war erstaunlich friedlich. Cyran und Sharnyal befanden sich in einer ländlichen Gegend, die offenbar von dem Bombardement verschont geblieben war.
Keine Rakghule sprangen sie an, keine feindlichen Truppen stürmten auf die beiden Sith zu. Es war ruhig. Südlich ihrer Position entdeckten sie die Gebäude einer kleinen Siedlung. Sharnyal griff nach der Macht und tastete mit ihrer Hilfe nach den Auren intelligenter Lebewesen in der Umgebung. Die Siedlung war jedoch leer. Lediglich ein Stück weiter im Süden konnte Sharnyal eine schwache Präsenz spüren.
Nach kurzem Überlegen beschlossen die beiden Sith zunächst die Siedlung zu untersuchen und dann weiter nach Süden zu gehen. Es dauerte nicht lange, bis sie erste Anzeichen auf die Bewohner der Siedlung fanden. Drei Skelette waren an eines der Häuser gebunden. Die Todesursache war nicht mehr zu erkennen, aber immerhin wiesen die Knochen keine Anzeichen von stärkeren Misshandlungen vor dem Tod auf.
In einem nahen Haus fanden sie zudem die Leichen einer Familie. Während Vater und Mutter relativ schnell getötet worden waren, hatten die Kinder… Sharnyal schluckte, als er die verdrehten Körper, die vielen, zerbrochenen Knochen sah. Die Leichen waren zu verwest, als dass er die Todesurasche mit einer raschen Beschau feststellen konnte und so hoffte er, dass sie zumindest schnell gestorben waren. Dass die Brüche ihnen erst nach dem Tod zugefügt worden waren. Doch sein Gefühl sagte ihm, dass er sich damit nur selbst täuschte. Mit Hilfe der Macht hob Sharnyal die vier Leichen an. Er legte sie nebeneinander. Dann holte er von oben ein weißes Laken und deckte die Toten damit zu.
Cyran hatte inzwischen den Besitz der toten Familie durchsucht, jedoch offenbar nichts Wichtiges gefunden. Oder hatte er es ihm nicht gezeigt? In der Nähe des Hauses hatte Cyran einen kleinen Hügel gefunden, der offenbar erst kürzlich aufgeschichtet worden war. Die beiden Sith gingen hinüber. Hinter dem Hügel fanden sie eine Grube, in die man die restlichen Bewohner des Dorfes geworfen hatte. Tot – erschossen – verbrannt. Der Gestank der Verwesung stieg aus der Grube empor und Sharnyal wurde schlecht. Schaudernd trat er zurück.
Cyran schien gefasster zu sein. Er machte den Vorschlag, die restlichen Leichen ebenfalls in die Grube zu legen und dann zu vergraben. Sharnyal zögerte. War es so viel besser in einem Massengrab verscharrt zu sein, als an einem Haus zu hängen? Schließlich stimmte er jedoch zu, mehr weil er der Meinung war, dass die Bestattung nicht so lange dauern würde, wie eine Diskussion mit Cyran. Während die beiden Sith noch dabei waren die Leichen einzusammeln, durchdrang plötzlich Motorenlärm die Stille. Ein Schiff näherte sich der Siedlung.
Cyran ließ hastig die letzten Leichen in die Grube schweben und schob dann mit der Macht den Erdhaufen in die Grube über die Leichen. Sharnyal war da weniger altruistisch. Er ließ die Leichen einfach fallen und rannte zwischen die Felsen, um sich dort zu verstecken.
Kurz darauf donnerte ein Raumschiff über die Position der beiden Sith hinweg. Cyran erklärte, dass es sich bei dem Schiff um die bereits erwähnte Thunderclap, ein republikanisches Kriegsschiff, handelte. Sie schien ein gutes Stück entfernt nordwestlich der Siedlung zu landen.
Cyran und Sharnyal besprachen sich rasch, während sie sich nach wie vor zwischen den Felsen versteckten. Schließlich beschlossen sie, zunächst nach Süden zu gehen, um die Präsenz zu suchen, die Sharnyal immer wieder schwach fühlen konnte.
„Kommt nicht näher! Ich knall euch ab, hört ihr? Ich knall euch ab! Ich bring euch um! Ich werde nicht sterben wie die anderen! Ich bin bewaffnet! Ich knall euch ab!“
Sie hatten die Präsenz gefunden. Zwischen einigen hohen Felsen kauerte die abgemagerte Gestalt eines Twi’leks, verletzt und wahnsinnig vor Angst. Man brauchte kein Psychologe zu sein um zu sehen, dass die letzten Ereignisse den Geist des Twi’leks schwer geschädigt hatten. Zwischen Drohungen stammelte er wirres Zeug von „Maschinenmenschen“ die alle getötet hätten.
Sharnyal konnte, trotz der Situation, nicht ein gewisses Gefühl des Triumphes unterdrücken, das in ihm aufstieg. Sein Verdacht, der erwacht war als er die Bilder der Toten gesehen hatte, schien sich zu bestätigen. Verletzungen die zu glatt waren für Tierkrallen, eher wie von Kampfdroiden, gleichzeitig aber mit einer animalischen Wut zugefügt worden waren, die eher von tierhaftem Verhalten sprachen. Eine Mischung aus Tier und Maschine. Die Cyborgs, die man in den Ruinen von Korriban ausgesetzt hatte, um die Akolythen zu prüfen. Kurais Prothese, die sie mehr und mehr zu einem dieser Wesen werden ließ. Malycus Schiff auf den Bildern und Särge, die man kurz vor und nach den Vorfällen auf Persus VII zwischen Shuttlelandeplatz und Akademie beobachten konnte.
Das alles hatte sich zu einem gemeinsamen Bild verflochten. Die Erwähnung der Maschinenmenschen erhärtete den Verdacht deutlich. Der Twi’lek war ein wichtiger Zeuge!
Leider war er nicht sonderlich kooperativ. Auch wenn Cyran und Sharnyal mit Engelszungen auf ihn einredeten, erlaubte er ihnen nicht sich zu nähern. Stattdessen bedrohte er sie weiterhin. Auch nachdem sie ihm etwas zu essen gegeben hatten, ließ er sie nicht an sich heran.
Nervös tastete Sharnyal langsam in Richtung des Schiffes und spürte Präsenzen, die langsam ihrer eigenen Position näherten. Machtpräsenzen, hell… er konnte nicht sagen wie viele, aber definitiv mehr als Cyran und er. Und wenn er sie spüren konnte, konnten sie auch ihn spüren. Er besaß nicht die Fähigkeit, seine Aura vor anderen Machtanwendern zu verbergen wie Cyran. Die Zeit lief davon und der Twi’lek weigerte sich weiterhin, sie näherkommen zu lassen.
Schließlich wurde es Sharnyal zu dumm. Er griff nach der Macht, hielt den Twi’lek mit telekinetischer Energie fest und verabreichte ihm ein Betäubungsmittel. Wenn der Twi’lek nicht allzuschwer verletzt war, konnten sie ihn sich schnappen und mit ihm in die umliegenden Wälder verschwinden, bevor die anderen Machtanwender, angesichts des Schiffes und der Auren ging er davon aus, dass es Jedi waren, sie erreichten.
Eine rasche Untersuchung des Twi’leks zerstörte diese Hoffnung jäh. Eine Wunde am Bauch des Twi’leks, offenbar stammte sie nicht von dem Angriff sondern wurde ihm erst vor wenigen Tagen von einem Tier zugefügt, erwies sich als tief und schwer. Innere Organe waren verletzt und hatten sich entzündet. Wenn sie den Twi’lek in diesem Zustand mitnahmen, würde er nicht überleben.
Cyran und Sharnyal berieten sich eine Weile, während Sharnyal den Twi’lek schon einmal notdürftig an eine Infusion anschloss. Schließlich fassten sie den folgenden Entschluss: Cyran sollte zu der Stelle gehen, an der Sharnyal die Machtauren gespürt hatte und die Jedi beobachten. Wenn sie zu nahe kamen, sollte er Sharnyal warnen und sie würden fliehen, im Notfall ohne den Twi’lek.
Sharnyal sollte die Zeit nutzen, um den Twi’lek mit Hilfe der Macht soweit zu stabilisieren, dass sie ihn mitnehmen konnten.
Cyran machte sich auf den Weg und Sharnyal beugte sich über den Verletzen. Die Situation gefiel dem Zabrak nicht. Er wusste, dass er quasi wehrlos war, so lange er sich auf die Heilung konzentrierte. Auch seine erweiterte Wahrnehmung würde er nicht aufrechthalten können. Aber die einzige andere Möglichkeit wäre, den Zeugen zurückzulassen.
Sachte begann der Zabrak in der Macht nach dem Verletzten zu tasten. Er spürte die klaffenden Wunden, die in seinen Geist und seinen Körper geschlagen worden waren. Aber da war auch noch der Wille zu leben. Selbst während der Twi’lek in Wahnsinn und Angst darniederlag, floss das Leben durch ihn, versuchte die geschlagenen Wunden zu schließen. Sharnyal griff nach diesem Überlebenswillen, versuchte ihn zu leiten und zu stärken und… wurde zurückgewiesen. Wie ein verängstigtes Tier wich die Lebenskraft des Twi’leks ihm aus, als sie instinktiv die Korruption spürte, die in der Macht mitschwang.
Also musste er wieder einmal auf die härtere Methode zurückgreifen. Der Sith griff nach dem Schmerz, seelisch wie körperlich, der im Geist und Körper des Twi’leks tobte, durch die Betäubung kurzzeitig unterdrückt aber nicht behoben. Er nährte sich davon, ließ sich von ihnen zu den Quellen der Pein führen, die sich gleich dunklen Geschwüren durch die Aura das Twi’leks zogen. Wieder wich die Kraft des Verletzten vor dem Zabrak zurück, aber dieses Mal griff Sharnyal nach ihr und hielt sie fest. Ein Hilfsangebot wurde zu eisernem Zwang. Er unterwarf die Lebenskraft des Twi’lek seinem Willen, zerrte an Fleisch und Sehnen.
Die Prozedur verlangte von beiden ihren Preis. Sharnyal spürte den Schmerz des Twi’lek als wäre er sein eigener. Aber er hatte Erfolg. Es gelang ihm den Twi’lek soweit zu stabilisieren, dass dieser nicht sterben würde, so lange Sharnyal die Macht weiter auf ihn konzentrierte. So lange…