Der Beginn fürchterlich mieser Tage...

  • “Panasch IV Orbitalsicherheit, erbitte Einfluggenehmigung zur Oberflächenladung. Vektor Aurek, Desh dreizehn. Prioritätsstatus Gold.“


    Für Captain Bersh war das schon fast zur Routine geworden und schon bald meldete sich die Orbitalsicherung der Everyndar Heimatwelt mit der entsprechenden Landeerlaubnis zurück.


    “Lord Vrynasha wir haben Landegenehmigung“


    Vom Sitz des Bordschützen ertönte nur ein leiser Knurrlaut der wohl soetwas wie Bestätigung andeuten sollte. Doch die Reinblüterin schaute nichtmal von ihrem Datenpad hoch, auf dem sie schon seit fast einer halben Stunde herumwirtschaftete. Wozu auch, Bersh hatte das bestens unter Kontrolle und das sie gerade zufällig auf der Brücke war änderte garnichts.


    Unvermittelt schrillten der Annäherungsalarm des Fury Jagdbombers auf und ließ den schwefelfarbenen Blick relfexhaft zur Anzeige schnellen. “Was zum...“


    Bersh kontrollierte seine Instrumente und zog plötzlich den Steuerknüppel nach hart backbord. Derart unerwartet, dass das Datenpad samt Besitzerin von ihrem Sitzplatz gehebelt wurde und die Sith ungalant auf den polierten Durastahlplatten der Brücke landete. “Bersh haben sie einen von Blexs Killsticks eingeworfen?“ brüllte die Reinblüterin in Kasernenhoflautstärke während sie sich mit den Füßen an der Kommunikationskonsole abfing um nicht damit zu kollidieren.


    Doch das ihre kleine Bruchlandung lediglich eine viel größere verhindert hatte wurde sofort offenbar als zwei andere, etwas kleinere Jagdschiffe an ihnen vorbei donnerten.
    Nein der Captain war nicht auf Spice, dass war jemand anderes. Die Fury bäumte sich kurz auf und begann in den Wellen ausgestoßenen
    Triebwerksplasmas umherzudriften und dabei zu bocken wie ein durchgehender Nerf.


    Der pfichtbeflissene imperiale Captain war immer noch dabei durch heftige Korrekturmanöver das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. „Keine Ahnung was den Idioten einfällt, die müssen kurz hinter uns mit vollem Schub aus dem Hyperraum gekommen sein.“
    Ein derber Schlag ließ den Jagdbomber in seinen Schweißnähten ächzen und ein weiteres Alarmsignal gellte durch die Kommandobrücke, diesmal keine Kollisionswarnung sondern Kollisionsmeldung.
    “Das war eine Vektorbarke, ich füchte ich hab einen der backbord Turbolaser verloren, mein Lord.“


    Vrynashas Blutdruck stieg unvermittelt an. Das Schiff beschädigt wegen ein paar Irren die von Einflugprozeduren nichts hielten. Im Grunde gab es darauf nur eine Antwort... in Form einer Thermorakete in den Hinterausgang.


    Die Fury verließ eigenwillig den Einflugkorridor für den Atmosphäreneintritt und taumelte noch einige Klicks in den nahen Orbitalraum ehe Bersh das Schiff wieder stabilisiert hatte. Vrynasha hatte sich aufgerappelt und auf ihren Sitz zurückgekämpft. “Was waren das für Huttensöhne?“ fauchte die Reinblüterin und das war bereits Grund genug für Bersh, sich etwas zu entspannen, denn offenbar fokussierte sie ihren Zorn nicht
    auf ihn.

    “Bedaure mein Sithlord, ging zu schnell, aber es waren eine CIG Corona und eine Byblos IX-6. Beides schwere Eskortjäger, Einsitzer. Keine militärische Transpondersignaturen. Ich denke mal Privatschiffe von Außerhalb. Soll ich den Verstoß gegen das Dutzend Regularien melden mein Lord?“


    Vrynashas Augen funkelten in aggressivem gelbgold. “Unterstehen sie sich! Die kauf ich mir wenn wir gelandet sind!“ zischte sie und erhob sich noch einmal von ihrem Stuhl um ihr Datenpad unter einer der Ingenieurskonsolen vorzuholen.


    Das erste mal daheim nach 8 Monaten und dann gleich soetwas. Mürrisch hackte sie auf die Waffensystemkonsole und prüfte den Schaden. Bershs Gefühl für das Schiff war in der Tat in den letzten Jahren untrügerisch geworden. Die Waffensystemübersicht zeigte das einer der Turbolaser an Backbord fehlte. Nicht nur defekt war... nein er FEHLTE. Jemand hatte IHR Schiff demoliert. Das durfte nur einer, nämlich sie selbst. “Bersh bringen sie uns sofort runter. Melden sie den Schaden an der Vektorbarke und entschuldigen sie sich für den Ausrutscher, und
    melden sie das wir notlanden müssen. Nicht das die Huttensöhne verduften ehe ich sie am Kragen habe. Ich regel den Rest.“


    “Wie ihr wünscht mein Sithlord! Auch wenn ich zu bedenken gebe das der Verlust eines Lasers kein... ich...melde die Notlandung“ Er hielt inne und nahm die Kurve lieber anstatt den Zorn der Sith doch noch auf sich zu lenken. Manche Vorschriften ließ man besser unerwähnt wenn einen SO ein Blick traf.

    Wenig später auf dem Raumhafen Sifalan, Panasch IV


    „Man Vetch ich sag Dir das warn Ritt. Mollun hat sich mal wieder selbst übertroffen. Normalerweise dauert die Strecke 6 Tage hier raus, wir haben sie in fünfeinhalb geschafft. Aber ich hoffe mal der Job lohnt sich auch. Was is das hier eigentlich fürn komisches System, hab noch nie davon gehört.“


    Der Expirat wider willen schüttelte enerviert den Kopf: „Wie vermutlich von achthundertausend anderen bewohnten Systemen der Galaxis. Das Panasch System ist ein autonomes Konglomerat aus mehreren Planetenregierungen. Ich dachte Ihr lest die Daten die ich euch schicke auch.“


    Die beiden jungen Kerle in ihrer improvisierten Kampfpilotenmontur lachten. „Naja zumindest wissen wir das der Auftraggeber Evryn Logistics heißt und Du ne Eskorte brauchst und es viele Credits dafür gibt. Wen interessiert da der Rest?“

    Erneut lachten sie während Vetch wiederholt den Kopf schüttelte. Er war derart konzeptlosen Umgang zwar gewohnt, aber als Pirat informierte man sich in der Regel über ein System bevor man hineinflog und unter Umständen auf Ungemach stieß. „Ihr seid echte Spaßvögel. Ich
    hoffe mal ihr habt Euch nicht allzu daneben benommen beim Anflug. Die Leute hier schätzen die ruhige Beschaulichkeit ihrer Heimatwelt,
    wenn mal nicht gerade marodierende Piraten Unruhe verbreiten.“

    Der größere der beiden jungen Kerle winkte ab. „Ach klar, alles grün. Ich hab mich nur beim Aussprungpunkt ein wenig verrechnet und wir sind mit 2,8 direkt in den Einflugvektor gedonnert. Ich hoffe mal der Typ den wir da etwas unsanft zur Seite geschubst haben is nich allzu sauer.“

    Vetch wurde hellhörig. „Was'n fürn Typ?“ fragte er ein wenig Nervosität verratend.


    Da die Reinblüterenklave des vierten Planeten einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Systembevölkerung stellte, stand die Chance nicht schlecht einen von denen, oder deren Handlanger, zu verärgern, und das wollte man in der Regel nicht. „Ach war so'ne imperiale Schüssel. Jagdbomber älteres Modell. Aber wat solls is nix passiert.“


    Vetchs Blick wanderte unwillkürlich zum Hangareingang als er dort eine Bewegung wahrnahm. „Nen älterer Jagdbomber? Ne Fury vielleicht? Mit Panaschadi Hohheitszeichen? Ihr Pfosten habt nich wirklich ein panaschadisches Systemsicherheitsschiff geschubst?“


    Vetchs Blick haftete an der sich vom Hangareingang her nähernden Gestalt in roten Synthseidengewändern, und wanderte nur noch eher beiläufig zu seinen beiden immer noch äußerst jovialen Gesprächspartnern die irgendwie nicht einsehen wollten das sie schon in der ersten Stunde ihres Aufenthalts hier einen Weg gefunden hatten sich bis zur Halskrause in die Scheiße zu reiten.


    „Ach quatsch, ich hab zwar die Hohheitszeichen nich sehen können, waren zu schnell vorbei, aber das Ding war sicher irgend ne ausgemusterte Schrottmühle im Privatbesitz. Wärs nen Offizieller gewesen, hätten die uns doch schon an der Ausstiegsleiter kassiert.“ Vetch schüttelte ruckartig den Kopf wohl in dem verzweifelten Versuch seine beiden allzu redseligen Kumpane zum Schweigen zu bringen, doch die schienen seine verzweifelte Geste nicht zu registrieren.


    „Ausgemusterte Schrottmühle? Das müßt ihr hirnfauligen Rakghule mit Euren republikanischen Tuskenschaukeln gerade sagen!“ erklang eine scharfe, offenbar weibliche Stimme hinter der Gruppe.


    Die zwei Piloten die bisher mit dem Rücken zum Eingang gestanden hatten drehten sich herum und erstarrten dann in jeder Bewegung. „Ohoh...“ Beide wurden vom funkensprühenden Blick einer Reinblüterin versteinert welche die beiden in schnellem Wechsel fixierte.


    Der kleinere der beiden Piloten war wohl auch mit weniger Courage gesegnet zeigte er doch schon fast reflexhaft auf seinen Freund und versuchte ein zaghaftes entschuldigendes Lächeln. „Er hat den Sprung berechnet...“ fiepte er mit kieksender Stimme.


    Die Frau machte zwei Schritte vor holte aus und verpasste dem Entlarvten einen satten Schwinger in die Magengegend. Als dieser vorraussehbar nach vorn klappte traf seine Brust das angewinkelte Knie der Sith was ihn rückwärts taumeln und flach auf dem Rücken landen ließ. Sie wollte gerade nachsetzen als sich Vetch durch einen beherzten Schritt zur Seite in den Weg schob und beschwichtigend die Hände hob. „Lord Vrynasha bitte! Ich bitte inständig darum es dabei zu belassen. Die zwei haben einen Fehler gemacht und werden etwaige Schäden vollumfänglich ersetzen.“


    Die geballte Faust der Reinblüterin lauerte schon darauf Vetchs Gesicht zu verunzieren doch schlußendlich besann die zornige Frau sich wohl eines Besseren. „Wer sind diese Pfeifen überhaupt?“ knurrte sie immer noch gereizt, nur schien ihre Beherrschung, für einen Sithlord ungewöhnlich schnell, wieder die Oberhand zu gewinnen.

    „Das ist die Eskorte die ich für den Ghorman Auftrag angeheuert habe. Ich kenn sie von früher sie sind zuverlässig, fähig und diskret.“


    „Es sind Vollidioten Vetch! Die reiten sich zuverlässig in die Scheiße, sind zu allem fähig aber wahrscheinlich zu nichts zu gebrauchen. Und wenn sie immer so diskret sind wie beim Einflug in mein Heimatsystem kannst Du auch gleich noch zwei Reporter vom Coruscant Daily mitnehmen. Aber es ist Dein Arsch der im Feuer hängt wenn sie es vermasseln.“

    Noch einmal streifte ein zum Töten fähiger Blick die zwei jungen Männer und wanderte dann in Richtung eines der beiden Schiffe. Sie wandte sich diesem zu ging ein paar Schritte, untermalt von dem Geräusch ihres zündenden Lichtschwerts. Ein federnder Satz beförderte die Sith in die Höhe und mit tödlicher Eleganz schnellte die Reinblüterin durch die Luft nach einer Rolle wieder auf den Füßen landend. Nur Sekundenbruchteile
    später erfüllte das metallische Scheppern eines zu Boden fallenden Turbolaseremitters, die Luft.


    „So wir sind quitt ihr Rakghule. Bringt das in Ordnung und dann seht zu das ihr Vetch nich genauso verärgert wie mich und beim nächsten Fehler trenn ich Euch von mehr als einem Eurer Laser.“
    Ohne die drei noch eines weiteren Blicks zu würdigen hängte die Sith ihr Lichtschwert an den Gürtel und verließ wehenden Umhangs den Hangar.


    „Was bitte war das denn?“ maulte Mollun, nunmehr gänzlich ohne den selbstsicheren Unterton, während er sich mühsam wieder aufrappelte und sich seinen schmerzenden Bauch hielt.


    „Das war Euer neuer Boss ihr Pfeifen! Und ja, ihr habt Euch gerade großartig eingeführt, mich blamiert und die Erwartungen des Lords an meine
    Rekrutierungsvorschläge sicherlich vollauf erfüllt. Wer Freunde wie euch hat braucht absolut keine Feinde mehr. Ich dachte echt, einen
    Sithlord als Boss zu haben wäre Problem genug.“


    „Und wann bitte wolltest Du uns sagen das Du für einen verschissenen Lord der Sith arbeitest?!“ kam es unisono aus beiden Mündern.


    „Es Euch sagen?! Habt ihr Kometengase geschnuppert? Evryn Logistics gehört dem Everyndar Clan und das sind – oh Wunder – Sith und zwar allesamt! Weiß jeder Idiot der nen Dossier lesen kann, was ich soweit ich mich erinnere schon vor drei Wochen in Eure Holonetbox gefeuert hab. Aber ihr habt vermutlich nur mit der Suchfunktion nach dem Wort Credits gesucht. Also jetzt lebt damit. Wenn ihr glaubt das ich mich nochmal zwischen Euch und diesen Vulkan auf zwei Beinen stelle habt ihr euch geirrt. Haltet die Köpfe unten und erledigt den Job. Dann zahl ich euch aus und ihr verpisst euch. Wenn ich gewußt hätte wie das anfängt dann... ach egal...“


    Vetch winkte ab und spie noch ein zwei Flüche aus. Passiert war passiert, und in Anbetracht dessen wen die zwei Raumrowdys verärgert hatten war sogar verdammt wenig passiert. Die beiden Kampfpiloten tauschten nur alarmierte Blicke, ehe sie wieder zu ihrem alten Kameraden
    schauten.


    „Nen verdammtes Reinblut aus irgendnem verdammten Sithclan! Bist Du völlig übergeschnappt? Das können wir nich machen, die sperren uns unsere Einfluggenehmigung für die republikanischen Sektoren. Falls es Dir nicht aufgefallen sein sollte: Es herrscht Krieg!“ wetterte Mollun weiter.


    „Das Panaschadikonglomerat ist zumindest offiziell – noch - blockfrei. Evryn Logistics also ein fraktionsneutrales Unternehmen. Ihr könnt also und ihr werdet! Ich hab mich für euch gerade auf einen scharfen Thermaldetonator geworfen, ihr schuldet mir was. Seid froh wenn sie Euch die Reparatur ihres Schiffs nicht vom Sold abzieht.“


    Vetchs Blick wanderte zu dem am Boden liegenden Turbolaseremitter. „Und seht es als verdammtes Glück an, dass sie nur Eurem Schiff was abgeschnitten hat und nicht euch, geht ihr am Besten aus dem Weg die zwei Tage wo wir noch hier sind.“


    Eine halbe Stunde später, in der Stadt Sifalan


    Lord Vrynashas Laune war immer noch nicht die Beste als der Gravgleiter vor dem Zentralgebäude der Residenz vorfuhr. Den Menschensklaven der ihr beim Aussteigen helfen wollte winkte sie knurrend zur Seite und stapfte strammen Schrittes in Richtung des Eingangsportals. Das ihre Mutter sie derartig deutlich und kompromißlos einbestellt hatte, konnte nur bedeuten das ihr Tag noch mieser werden sollte als er ohnehin
    schon war. Allerdings war selbst die eher unkonventionelle Reinblüterin nichtmal ansatzweise kreativ genug um sich auszumalen WIE mies Ihr Tag heut noch werden sollte.

  • Sifalan, Plenargebäude des Administrativrats


    „Ich versichere Ihnen allen, daß dies sicher im Interesse des Konglomerats ist, selbst wenn einige Unterfraktionen des Systems dies anders sehen mögen. Es geht hier nicht um Entrechtung oder Herausdrängen einer Gruppierung aus dem Konglomerat sondern um die Nutzung wertvoller Resourcen zum Nutzen ihres Systems.“


    Seit mehr als 20 Minuten salbaderte ein Padawan namens Sylm über das Ansinnen einiger republikanischer Rohstoffkonzerne neue Bergwerke zu errichten. „Gesandter der Republik“ so hatte er sich vorgestellt... und vorgestellt hatte er sich wohl auch das sein Auftrag ein Spaziergang wäre.
    Wie so oft sah sich die Republik als großer Befreier deren Segnungen doch am besten jedem System der Galaxis aufgedrängt werden sollte.
    Vrynashas Geduldsfaden war heute extrem dünn. Das gestrige Gespräch mit ihrer Mutter war nicht gerade die ideale Vorbereitung auf das Zusammentreffen mit diesem Hänfling gewesen, der dem Administrativrat nun allen Ernstes vorschlagen wollte republikanische Metallbergwerke auf einem Planeten zu genehmigen der der roten Enklave unterstand. Aber die hoch ehrenwerte Lord Tryf war verhindert und hatte somit ihrer Tochter dann gleich noch aufgenötigt diesen „wichtigen Besuch“ abzufertigen... und ihre Vorstellung von „Abfertigen“ unterschied sich leider sehr von der die Vrynasha gerade unterhaltsam gefunden hätte.


    „Mir erscheint das alles ein wenig undurchdacht. Denn auch wenn die unter meiner Ägide stehenden Distrikte des dritten Planeten gegen eine Erschließung der Duraniumvorkommen sicherlich keinerlei Einwände hätten, so sollte klar sein das eine heterogene Regierung wie die unsere Interessen sorgsam abwägen muß.“


    Vrynasha mochte Prinz Felyanim nicht sonderlich. Der kleingewachsene Mann war ihrer Ansicht nach ein wenig zu kompromißbereit in vielen Fragen. Er war eben durch und durch ein Technokrat der Kompromisse so faul sie auch sein mochten gern in Credits umsetzte. Doch die Gefahr dieses oberfaulen Kompromisses drängte sich sogar ihm auf.


    „Nun sicherlich sind Abwägungen zu tätigen, ich bin mir jedoch sicher der Rat wird in der Lage sein zu erkennen das die Interessen einzelner Minderheiten keine pauschale Verweigerung...“


    „Banthascheisse!“ dröhnte es und jedwedes Gespräch erstarb während sich die 45 Augenpaare im Saal auf eine einzelne Reinblüterin richteten die sich aus ihrem Sessel erhoben hatte. Selbst der offenbar sehr beredte Padawan blickte nur stumm zu der Sithfrau.


    Ein Räuspern wurde hörbar als Ratsarchon Volaris, ein recht betagter Twi'lek, wohl seine ordnende Funktion wahrnehmen wollte. „Lord Everyndar, war das ein emotionaler Zwischenruf oder eine Wortmeldung die ihr qualifiziert auszuführen wünscht?“ Die raue leicht kratzende Stimme des altehrwürdigen Archons war ruhig nahezu jedihaft emotionslos. Wer ihn kannte wußte das er vielleicht nicht träge, aber schwer zu reizen war. Der alte Haudegen füllte den Posten seit mehr als vierzig Jahren aus und hatte schon so manche kurze Zündschnur eines Sithlords einfach mit einem solch simplen Satz abgeschnitten. Das Konglomerat existierte seit über 1300 Jahren auch unter Beteiligung der Roten Enklave und allein das grenzte eigentlich an ein Wunder. Es waren Männer wie Volaris die dafür sorgten das wohl auch noch ein paar Jahrzehnte mehr herumkommen würden, ungeachtet der Vorgänge im Rest der Galaxis.


    „Erteilt ihr mir das Wort Archon?“ knurrte Vrynasha immer noch sichtlich gereizt.


    Der Twi'lek nickte nur, ohne den eigentlich gerade aktiven Sprecher eines weiteren Blickes zu würdigen. Dampf in einem geschlossenen Gefäß ließ man besser ab ehe er selbiges sprengte.


    „Werter Rat, denken wir doch mal ein wenig über das hinaus was der werte Gesandte hier in so ausladenden Worten propagierte. Ein republikanischer Bergbaukonzern hat Interesse daran Erzkonzessionen im Einflußbereich meiner Familie und der anderer Sithclans zu erwerben. Da der Gesandte weiß das er bei direkter Ansprache unserereins lediglich eine Faust in die Visage bekäme versucht er es nun über den Rat im Gesamten. Legal ja, aber auch legitim?“


    Die Reinblüterin schaute in das Rund des Plenarsaals. Viele der Sitzungen die sie vertretend für ihre Mutter hatte besuchen müssen hatte sie still beobachtend oder kopfschüttelnd verbracht. Aber sie erkannte natürlich die Notwendigkeit die Position ihrer und der anderen Familien zu vertreten wenn es nötig war.


    „Ich sage Nein! Denn auch wenn der vierte Planet nach wie vor Mitglied des Konglomerats ist und sich entschieden hat sich nicht offiziell dem Imperium anzuschließen nachdem es wieder ins Licht der Galaxis trat, so sehen die meisten Republikaner in uns doch lediglich einen imperialen Außenposten. Nehmen wir also an es gäbe eine solche Mine auf unserem Land. Würden die Arbeiter sich sicher fühlen? Wohl kaum. Also werden als nächstes Wachsoldaten abgestellt, womöglich ein Jedistützpunkt errichtet... wie lächerlich das anmutet sollte klar sein. Auch welche Auswirkungen das auf die Stabilität des Konglomerats hat.“


    Ihr Gesicht verfinsterte sich wohlberechnet als sie die rechte Hand hob und mit ausgestrecktem Finger auf Padawan Sylm zeigte der ihre Rede mit wachsendem Unbehagen verfolgt hatte. „Dieses... Subjekt...“
    Ein weiteres deutlich hörbares Räuspern des Archons ließ die Reinblüterin innehalten und diesem ein entschuldigendes, wenn auch nicht gänzlich ernst gemeintes Lächeln zukommen.
    „Dieser... Gesandte...“ korrigierte sie sich dann, doch der Tonfall entzog der Korrektur ihre Ernsthaftigkeit, „verfolgt nur ein einziges Ziel. Durch eine solche Provokation und die implizierten Folgen Spannungen im Konglomerat zu erzeugen, die schlußendlich in einen Bürgerkrieg münden werden. Weder die Republik noch das Imperium haben angesichts der derzeitigen Lage Mittel und Möglichkeiten das Panasch System im Gesamten auf ihre Seite zu ziehen also versucht zumindest die Republik unsere seit Jahrhunderten funktionierende Kooperative von Innen heraus zu zerstören. Wer den Worten dieses Mannes Gehör schenkt riskiert den Frieden in unserem System und das sage ich jetzt ohne Wertung wer einen solchen Bürgerkrieg womöglich gewinnen würde. Am Ende verlieren die Übriggebliebenen den Rest ihrer Eigenständigkeit und das alles weil diese ach so überlegenen Galaxisbefreier ihren Rachen nicht voll kriegen.“


    Sie unterschlug dabei wohlweislich das vor drei Jahren eine imperiale Abordnung unter Leitung eines Sith genau das selbe versucht hatte. Doch auch dieser Versuch war am erwartungsgemäßen Widerstand der anderen gescheitert und die Lords der Enklave waren darin übereingekommen, dass ein eigenständiger Anschluß an das Imperium zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als opportun wäre. Aber die meisten Dinge brauchten einfach ein wenig Zeit zu reifen und man hatte substantielle Fortschritte erzielt, wenn auch hauptsächlich dabei republikanische Interessen im Panaschsystem bravourös zu torpedieren.


    „Lord Everyndar ich versichere Euch das...“ setzte der Padawan an, doch Vrynasha fuhr ihm einfach protokollwidrig über den Mund. „Wenn ich eine Versicherung will Padawan, konsultiere ich meinen Versicherungagenten und nicht jemanden der mir ohne Zögern sein Lichtschwert entgegenwerfen würde wenn er nicht gerade in einem Ratssaal stünde.“


    Der neben ihr sitzende Reinblüter faßte nach ihrem Arm. „Vrynasha es ist genug... Du hast unseren Standpunkt deutlich gemacht, jetzt untergrabe ihn nicht weil Du überreizt bist. Das ist unklug. Spar Dir Deinen Haß für später auf.“
    Die Worte ihres älteren Bruders, wohl in Kombination mit dem mahnenden Blick des Archons brachten die Frau dazu sich wieder zu setzen. „Ich würd den Kerl am liebsten...“ zischte Vrynasha los und ihr Bruder lächelte nur gleichmütig. „Ich auch, nur legt Dich der alte Volaris übers Knie wenn Du seinen Ratssaal mit Jediblut vollkleckerst.“
    Vrynasha verschränkte mißgelaunt die Arme und folgte mit den Augen den Sprechern der sich entspinnenden Debatte.
    „Warum bist Du überhaupt so gereizt? Das ist doch nicht das erste mal das Republikaner meinen das ganze Sonnensystem wartet nur darauf das sie hier vorstellig werden?“


    Schnaubend erhob die Sith sich aus ihrem Sessel und strebte dem Ausgang zu. Das wurde ihr gerade alles zu viel. Kurz nur unterbrach der hektische Aufbruch der Reinblüterin den Diskurs. Gerade so lang bis sich das Eingangsportal hinter ihr geschlossen hatte.


    „Vryn, was soll der Unsinn? Du kannst nicht einfach aus einer wichtigen Debatte rennen. Wir müssen Geschlossenheit demonstrieren, sowohl gegenüber der Republik als auch den anderen Konglomeratsmitgliedern.“


    Ihr Bruder war ihr wohl nach kurzer Zeit gefolgt. Genau das was sie jetzt noch brauchte, eine wohlmeinde Belehrung durch ihren werten Herrn Bruder. Doch hier draußen in der Eingangshalle gab es keinen Archon der sie zur Ordnung rief. Mit einem groben Stoß beförderte sie ihren Bruder gegen die nächste Säule und stemmte sich gegen ihn.


    „Hör zu Valchoun, ich hab jetzt echt keine Lust mit Dir über die Finessen von Politik zu diskutieren. Ich bin rausgegangen weil ich sonst Unheil anrichte und das Du mir folgst zeugt nicht gerade von Wertschätzung Deiner Gesundheit. Hör auf mich zu belehren oder ich polier Dir hier in der Halle die Fresse.“


    Ihr Bruder spannte sich an, war er doch ein wenig überrascht über den Ausbruch. Er kannte seine Schwester als provokativ und impulsgeladen aber so offen aggressiv traf man sie eher selten an. "Vryn, ich will Dich nicht belehren, ich will wissen was los ist!“


    Die gelben Augen der Frau zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Was los ist? Unsere Mutter ist los! Sie hat echt nichts besseres zu tun als mich zu dieser Ratssitzung zu schicken, nachdem sie mich gestern an meine Verantwortung unserem Volk gegenüber erinnert hat. MICH!“


    Valchoun hob fragend eine Augenbraue „Deine Verantwortung? Bist Du ihr zu selten hier um Dich um die Belange des Hauses zu kümmern?“


    „Zu selten? Eher zu oft! Sie hat meine Aufenthalte im imperialen Raum dazu genutzt Kontakte zu knüpfen und gedenkt unsere Blutlinie mit einer von dort gewinnbringend zu verbinden. Mit mir als verbindendem Element.“
    Valchoun blinzelte verblüfft. „Sie will das Du heiratest?“
    „JA! Verdammt! Genau das will sie. Da steht sie ganz in der Tradition unseres Clans. Wir sind vom Aussterben bedroht und jedes Familienmitglied hat was dagegen zu unternehmen.“
    Valchoun legte eine seiner Hände auf ihre die ihn noch immer gegen die Säule drückte.


    „Was genau ist daran jetzt so schlimm? Bronchan und ich haben auch Frauen aus anderen Blutlinien geehelicht und er hat sogar schon zwei Kinder, ist uns was das angeht also schon einiges voraus.“ Ein gezielter Ruck presste Valchoun die Luft aus den Lungen. „Ja großartig. Ich vergaß das Du diese Last ja auch trägst. Nur mit dem Unterschied das Du Deine Frau schon jahrelang kanntest und wenn man den Gerüchten glauben mag, ihr euch schon in der Akademie auf eure zukünftige Verantwortung unserem Volk gegenüber gründlichst vorbereitet habt.“


    Mit einem schnellen Griff packte Valchoun die Handgelenke seiner Schwester und zerrte ihre Hände von seiner Brust. „Vorsicht Vryn, jetzt erreichst Du auch meine Schmerzgrenze. Ich verbiete Dir derartig respektlos über Deine Familienmitglieder zu sprechen.“
    In Vrynashas Blick tobte ein aufziehendes Gewitter. „Laß mich sofort los oder Du bereust es.“


    Wider erwarten folgte Valchoun der Aufforderung. „Wie Du willst Schwester, ich denke es ist besser Du gehst nach Hause. Hier bist Du von keinerlei Nutzen gerade.“
    Schnaubend wandte Vrynasha sich von ihrem Bruder ab und strebte dem Ausgang des Ratsgebäudes zu.


    „Wenigstens einer dem das auffällt.“

  • Einige Tage später - Systemperimeter des Panasch Systems nahe der Coreward Sprungzone


    „Ich wiederhole, dies ist ein ziviles Passagierschiff der galaktischen Republik. Wir haben Personen mit Diplomatenstatus an Bord sowie eine gültige Sprungfreigabe. Ihr Vorgehen ist völlig inakzeptabel.“


    Der Kommandant der „Corellian Sunstrider“ schaute auf das Hologramm eines Brückenoffiziers, die Miene finster ob der offensichtlichen Unverfrorenheit seines Gegenübers. Die großen Brückenfenster zeigten neben den von unzähligen Sternen der Randzone übersähten Sternenhimmel einen keilförmigen schwarzgrauen Moloch. Der Terminus Zerstörer war quasi aus dem Nichts in der Sprungzone aufgetaucht und hatte die Sunstrider zum Abschalten des Antriebs aufgefordert. Aus dem Moment der Überraschung heraus war man der Aufforderung nachgekommen auch wenn dieses Vorgehen völlig unerhört war.


    „Das mag sein Captain. Es steht ihnen frei sich an übergeordneter Stelle zu beschweren. Meine Order ist es, jedes ausgehende Schiff in Richtung Inner Core einer Überprüfung zu unterziehen und von einem Diplomatenschiff mit Ausnahmegenehmigung wurde mir nichts mitgeteilt.“


    Der Captain hieb mit der Faust auf die Holokonsole und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Das in Randwelten kurz vor dem schwarzen intergalaktischen Raum manchmal alle gängigen Standards mit Füßen getreten wurden war ja bekannt. Aber das man ein Diplomatenschiff aufbrachte und am Ausflug aus dem System hinderte war ihm in seiner langjährigen Karriere nichtmal nahe des imperialen Raums vorgekommen. „Ich will sofort mit ihrem Vorgesetzten sprechen! Das wird Konsequenzen haben.“


    Das Holo des Offiziers auf dem anderen Schiff lächelte gelassen. „Dazu werden sie Gelegenheit haben. Er ist zusammen mit dem Überprüfungsteam auf dem Weg zu ihnen. Wir gehen davon aus das es beim Andocken keinerlei Probleme geben wird und die Angelegenheit sich schnell und unbürokratisch erledigen läßt. Echoes of Korriban Ende.“


    Das Holo erlosch und der Captain des republikanischen Schiffs schaute hinaus in den Weltraum und auf das sich schnell nähernde Shuttle mit dem angekündigten Überprüfungsteams. „Gibt es Probleme Captain?“
    Die Gestalt in einer cremefarbenen Robe war nahezu lautlos hinter den Offizier getreten und blickte durch das Fenster hinaus. „Eine Unverschämtheit. Die Systemflotte hat von irgendjemandem den Befehl erhalten unser Schiff zu filzen, Padawan. Ich habe denen zu verstehen gegeben das ihr diplomatische Immunität genießt, aber das hat die einen Dreck interessiert.“


    Padawan Sylms Mundwinkel hoben sich minimal zu einem sachten Lächeln. „Captain... ich habe derartiges schon erwartet. Die Sith dieses Systems fürchten die Republik könnten auf andere Regierungsfraktionen dieses Systems zu viel Einfluß gewinnen und einigen von ihnen hat mein Auftritt vor dem großen Rat des Konglomerats nicht gefallen. Da wohl ein Teil der Systemsicherungsflotte von eben jenen Sithclans gestellt wird war derartige Schikane schon fast zu erwarten.“


    Der junge Jedi trat an eine der Computerkonsolen und tippte auf einige der Sensorflächen um eine Holoprojektion aufzurufen. Ein paar Eingaben später erschien die gesuchte Information auf dem Display.



    Name: Echoes of Korriban
    SID ID: PASYS-XI-T671-BBJ73
    Typ: Zerstörer, Terminus Klasse, C-Variante
    Letzte bekannte Verwendung: Perimetersicherung
    Letzte bekannte Zugehörigkeit: Panasch – Systemflotte, Haus Everyndar


    Das Lächeln des Jedi wurde etwas breiter und mündete in ein leises Lachen. „Seht ihr Captain. Das Schiff gehört einem der Sithhäuser der Roten Enklave. Ich bin mir ziemlich sicher das ist lediglich gegen mich als Person gerichtet. Ich möchte euch nichts vorschreiben, aber laßt es über euch ergehen und bietet ihnen keine offene Flanke indem ihr weiter dagegen aufbegehrt.“
    Mißmutig nickte der Captain. Womöglich hatte der Padawan recht. Aber eine Unverschämtheit blieb es. „Sie haben den Padawan gehört. Lassen sie die Leute an Bord. Je reibungsloser das abläuft umso schneller sind wir diese Bazillen wieder los.“ Trotzdem, zufrieden war er mit der Situation nicht.


    Als die Luftschleuse aufglitt gab das Schott den Blick auf 8 Uniformierte frei die in dem Shuttle übergesetzt hatten, sowie einer gänzlich in weiß gekleideten Reinblüterin deren Bewaffnung sie eindeutig als Sith auswies. Die zum Empfang abgestellten Sicherheitssoldaten rührten sich unruhig. Sie hatten ein standardmäßiges Enterkommando erwartet aber DAS schien doch etwas viel des Guten für eine angebliche Routineprüfung.


    „Lord Vrynasha wenn ich mich recht erinnere? Ich hätte nicht erwartet das ihr nach eurem Auftritt im Rat euch auch noch auf solch eine Schikane meiner Person einlassen würdet. Ist das die Retoure dafür das der Rat zumindest die Nextor Konzessionen auf Panasch II abgenickt hat?“
    Padawan Sylm hatte es sich nicht nehmen lassen die Gruppe persönlich zu empfangen. Schon allein aus dem Grund das er schon vermutet hatte das einer der Rothäutigen mit von der Partie wäre. Das es sich dabei ausgerechnet um die impulsive Everyndar Tochter handelte überraschte ihn, entgegen seiner Äußerung überhaupt nicht. Die Frau war einfach eine Plage. Aber eine erstaunlich beharrliche Plage.


    „Ich suche lediglich Eigentum meiner Familie. Uns wurde gemeldet das wohl einige entflohene Sklaven ausgehende Schiffe in Richtung des republikanischen Raumes zur Flucht nutzen würden. Daher sehe ich mich leider gezwungen jedes Schiff das in dieser Richtung unterwegs ist in Augenschein zu nehmen. Ist das ein Problem für euch Padawan?“


    Sylm trat einen Schritt zur Seite und wies mit der Hand den Korridor hinunter. „Seien sie mein Gast. Ich hege keinerlei Absicht ihnen Eigentum zu entwenden, selbst wenn unsere Meinungen betreffs Eigentum an denkenden Wesen weit auseinander gehen dürften und ich mich wirklich frage ob ein paar Schuhputzer und Küchenhilfen die Provokation eines interstellaren diplomatischen Zwischenfalls wert sind.“


    Vrynasha wechselte einen kurzen Blick mit einem der Uniformierten Soldaten und dieser nickte stumm ehe er sich mit den anderen in Bewegung setzte um mit der Durchsuchung zu beginnen.
    „Padawan, ein Zwischenfall wird das hier nur wenn wir es zu einem machen. Ich habe mich der Sache persönlich angenommen in der Hoffnung dass wir dies von einem Zwischenfall auf den Status einer kleinen Unannehmlichkeit herunterstufen können.“
    Das Lächeln der Reinblüterin war so geziert wie das einer Twi'lek Tänzerin in einem viertklassigen Nachtclub, aber für den Moment erweckte es wenigstens den minimalen Eindruck man wäre an Deeskalation interessiert.


    Gemeinsam ging man langsamen Schrittes schmalen Korridor des Schiffs in Richtung der Brücke. „Werter Lord, ich bin mir sicher das sich auf diesem Schiff keine entflohenen Sklaven befinden, aber wie ich schon meinem Captain sagte. Ich halte es für unsinnig hier jetzt ein großes Aufhebens zu machen. Führen sie ihre Überprüfung durch und danach gehen wir beide unseres Weges.“


    Auch Sylm lächelte jenes diplomatische Lächeln das Leute aufsetzten wenn sie sich mit jemandem abgeben mußten, den sie am liebsten in einer dunklen Gasse abstechen würden wenn sie Gelegenheit dazu hätten.
    Auf Knopfdruck öffnete sich eine Schiebetür zu einem recht spartanisch eingerichteten Quartier, wohl dem des Padawans. Das Panoramafenster war nahezu das einzige was man als Luxus bezeichnen konnte. „Ihr wollt sicher auch mein Quartier durchsuchen, würde euch aber bitten es nicht zu verwüsten und unter meiner Meditationsmatte befindet sich sicher kein Flüchtling.“
    Vrynasha schmunzelte kurz. Ein Jedi mit Humor, daß kam auch nicht alle Tage vor. Aber wer wußte schon wie lang er anschließend meditieren mußte um das zu kompensieren. Die Reinblüterin betrat das Quartier und begann sich umzuschauen. Allzu offensichtlich gab es in diesem Raum keine tauglichen Verstecke. Nichtmal entfernbare Wandpaneele. Dem Padawan war das sicher bewußt und man konnte den Eindruck bekommen er wolle von irgendetwas ablenken.
    Die Tür glitt zu und erst jetzt wurde offenbar das der die beiden begleitende Sicherheitsmann draußen geblieben war. Vrynashas Sinne schalteten in den Alarmzustand, denn auch wenn ein hinterhältiger Angriff in der gegebenen Situation nicht zu erwarten war, mußte es einen Grund haben das der Padawan derart leichtsinnig riskierte mit ihr allein zu sein.


    „Ohne euch zu nahe treten zu wollen, aber ich habe den Eindruck es geht hier um etwas persönliches und nicht um Sklaven im Wert von ein wenig Taschengeld.“


    Vrynashas Blick glitt hinüber zu dem Padawan und ihr Gesichtsausdruck verriet Sylm das er nicht ganz falsch lag. Sein Gefühl für Personen war sehr fein und er war mittlerweile sehr gut darin Intentionen zu erahnen. Doch das was er von dieser Frau empfing war mehr als eigenartig.


    „Etwas Persönliches? Macht ihr Witze? Ihr interessiert mich nicht im Mindesten. Was ich euch zu sagen hatte, habe ich euch im Ratssaal gesagt. Mehr ist da nicht.“ Sie setzte eine verschlossene Miene auf, aber es erschien Sylm als hätte er sie tatsächlich bei etwas ertappt. Sie hatte ihn wohl grob unterschätzt.
    Sylm schüttelte den Kopf. „Das meinte ich damit auch nicht. Ich sagte es sei etwas persönliches, nicht das es um meine Person geht.“


    Die Augen der Reinblüterin verengten sich etwas als sie Sylm einige Momente musterte. Wieviel konnte der Mann tatsächlich erahnen und stellte er damit eine Gefahr dar? Vielleicht war es Übermut gewesen die Mission hier persönlich zu begleiten. Sie verstärkte ihre mentale Barriere, nur zur Sicherheit, und hob gleichmütig die Achseln.
    „Wenn es nichts mit euch zu tun hat muß es euch ja nicht interessieren oder?“
    Sylm wiegte ein wenig den Kopf und lächelte, diesmal eine Spur ehrlicher als noch vorher. „Nun, was mich irritiert ist das euch die allgegenwärtige Aura der Mord- und Zerstörungsgier fehlt die viele von euch in so einer Situation begleitet. Ihr müßt gestehen das würde euch auch verwundern wenn ihr euch die Mühe machen würdet eine genauere Betrachtung zu wagen.“
    Vrynasha lächelte unverbindlich ihren Geist noch etwas fester verschließend. „Zerbrecht euch nicht meinen Kopf über meine Beweggründe.“
    Die Tür wurde von außen geöffnet und zusätzlich zu dem republikanischen Wachsoldaten standen 3 der Panaschadi mit einer gefesselten Gestalt in schlichten Kleidern auf dem Gang. „Wir haben einen mein Lord. Er hatte sich in einem der Kriechschächte unter der Schiffsküche versteckt. Ansonsten scheint das Schiff sauber zu sein.“
    Die Sith nickte zu dem Bericht des Offiziers und wandte sich dann wieder an den Padawan mit einem breiten Lächeln. „Keine Sklaven an Bord hm? Nun ich halte es eurer Auffassung zu gute, da ihr Sklaverei ablehnt und demzufolge jeder der sich an Bord befindet von Natur aus kein Sklave ist.“


    Sylm erwiderte das Lächeln diplomatisch und seufzte dann ein wenig. „Ich denke das wird wohl so sein Lord Everyndar. Ich gehe davon aus das ich dann meine Reise fortsetzen darf?“
    Sie nickte knapp. „Dürft ihr selbstverständlich. Ich habe was ich suchte, und ich wünsche euch eine störungsfreie Reise.“ Dann wandte sie sich an ihr Enterkommando. „Abführen...“


    Einer der Bewaffneten schubste den gefaßten Sklaven grob in Richtung Heckteil des Diplomatenschiffs und Vrynasha schickte sich an dem abrückenden Trupp zu folgen. Sylm begleitete sie bis zur Luftschleuse.
    Er war sich sicher das es hier um etwas ganz anderes ging. Kurz bevor das Schott sich schloß hob er zum Abschied die Hand. „Viel Glück bei dem was ihr vorhabt... das meine ich ernst.“


    Ronavis' Spirit – Kampfschiff der Fury Klasse auf dem Flug nach Panasch IV


    Vrynasha saß in ihrem Quartier vor einem Datenpad doch die Informationen darauf nahm sie scheinbar garnicht war. Immer wieder dachte sie über die Worte dieses Padawans nach. Hatte er wirklich eine Ahnung davon wie nah er an der Wahrheit dran war? Und wenn dem so war warum dann diese Worte beim Abschied. Ein Padawan der einem Sith Glück wünschte? Doch wohl nur zu einem Selbstmordversuch.
    Das Rufzeichen der Tür erklang und ließ Vrynasha aus ihren Gedanken aufschrecken. Sie drückte den kleinen roten Knopf der neben dem Holoterminal auf ihrem Schreibtisch eingelassen war und die Tür öffnete sich.
    Hinein kam der mutmaßliche Sklave der auf der „Corellian Sunstrider“ dingfest gemacht worden war. Gekleidet in den schlichten Roben eines Akolythen. Er verneigte sich tief vor dem Lord und reichte ihr dann einen kleinen Datenkristall. „Ich hoffe das gesuchte ist dabei. Ich habe leider aufgrund des knappen Zeitfensters die Suchanfrage etwas unschärfer stellen müssen, schon um etwaige Spuren besser zu verwischen.“
    Vrynasha nickte und schenkte dem Akolythen ein sparsames Lächeln als sie den Kristall in das Holoterminal schob und die Daten abrief. Eine längere Liste mit Dutzenden Einträgen erschien: Schiffsname, Startort, Zielort, Zeitfenster.


    Republikanische Diplomaten mochten fast gänzlich nutzlos sein, aber wenigstens hatten sie erweiterten Zugriff auf die Kommunikationssysteme der republikanischen Flotte.
    „Ganz schön gerissen für einen Schuhputzer oder Küchenjungen...“
    Der Akolyth blinzelte irritiert. „Wie meinen mein Lord?“
    Vrynasha lächelte etwas offener nunmehr, und schaute zu ihm. „Ach, der Padawan meinte ich wäre auf der Suche nach Schuhputzern und Küchenhilfen. Er glaubt wohl das Sklave zu sein bedeutet nur niederste Dienste zu verrichten.“
    Der berobte junge Mann lächelte und nickte mehrfach, bemüht den Eindruck zu erwecken er teile die Erheiterung seiner Herrin. Als Akolyth der Sith sich als Sklave ausgeben zu müssen war aber eine eher weniger vergnügliche Situation. Aber was tat man nicht alles um einem Lord der mächtigen Clans der Enklave zu gefallen. Er zog sich nach seiner Entlassung zurück und ließ die Reinblüterin allein.
    Eine Zeit lang betrachtete sie starr die Liste, blätterte fast geistesabwesend darin herum, doch schließlich fuhr ihr Finger an ihr entlang und blieb bei einer Zeile stehen.


    Kessel Zephyr, Standardkurierflug von Nar Shaddaa nach Alderaan, Start in acht Tagen


    Sie wußte nicht warum, aber ihre Intuition sagte ihr... hier ging die Reise weiter.

  • Sifalan – Anwesen des Hauses Everyndar


    Die rothäutige Furie machte einen einzigen Satz und überwand damit nahezu die halbe Breite der geräumigen Halle. Machtunterstützt flog die Frau auf ihren abwehrbereiten Kontrahenten zu. Der Einschlag hätte sicherlich gereicht einen Durastahlträger zu zerteilen. Das explosionsartige Knallen zweier aufeinandertreffender Lichtschwerter hallte von den Wänden wieder, gefolgt von Zischen und Krachen einer schnellen Schlagkombination und der sie aufhaltenden Paraden.
    Valchoun verschwendete einige Sekundenbruchteile auf den Gedanken ob seine erlauchte Schwester vergessen hatte das es sich hier um einen Trainingskampf handelte. Zumindest waren sie mit dieser Intention hier her gekommen, aber die Wildheit seines Kampfgegners ließ langsam Zweifel aufkommen.
    Anscheinend entlud sich gerade die gesamte Aggression der Reinblüterin die sich in den zurückliegenden Stunden, vermutlich berechtigt, angestaut hatte.
    Die schiere Wucht der auftreffenden Hiebe zwang den älteren Sith immer und immer wieder in die Defensive und er machte einige Schritte rückwärts, ließ die Hiebe seiner Schwester seitlich abgleiten um nicht die gesamte Schlagkraft mit den Handgelenken aufnehmen zu müssen und dennoch fühlte er sich am Rande seiner Leistungsfähigkeit.
    „Vryn sachte!“ keuchte er und versuchte eine Riposte die jedoch schmälich mißlang und seine Klinge wurde weit nach außen geschlagen als die Rückhand der Kriegerin zuschlug.
    Das grollende Knurren aus der Kehle war unentzifferbar, doch die nächsten Streiche verloren etwas von ihrem bestialischen Moment. Also doch ein Übungskampf.


    Trotzdem hätte ein Außenstehender eher konkrete Tötungsabsicht vermutet und hätte garnicht so falsch gelegen. Auch wenn sich diese Absicht nicht auf den Sithkrieger bezog, der versuchte gegen seine jüngere aber kampferfahrene Schwester zu bestehen.
    Wann immer ein Everyndar das Lichtschwert in die Hand nahm schlug früher oder später das alte Erbe der Kriegerkaste durch der sie entstammten. Sie waren reinblütige Krieger und dieses Erbe hatte sich durch die Jahrhunderte erhalten, durch die Abgeschiedenheit der Roten Enklave in einer unverfälschten Reinheit, wie sie nur noch selten in der Galaxis anzutreffen war. Das äußerte sich auch darin das ein Übungskampf mit all der Vehemenz geführt wurde den man auch in einen echten investieren würde. Dem Übungsgegner wurde nichts geschenkt, außer vielleicht sein Leben und eine schmerzhafte Erinnerung an seine Unterlegenheit.


    Valchoun wechselte seinen Griff am Schwert und drehte sich in einem Halbkreis während er mit einem schnellen Ausfallschritt zur Seite versuchte seine Gegnerin aus dem Konzept zu bringen. Wieder einmal merkte er, daß die Fronterfahrung seiner Schwester all die Trainingsstunden mit diversen Lehrmeistern nicht wirklich ersetzen konnten. Sicher er hatte mittlerweile durchaus realistische Chancen sie zu schlagen, oder ihr zumindest reichlich Mühe zu bereiten. Aber wieder einmal bewies der Kampf das eine fehlerfreie, intuitiv ausfgeführte Technik nur dreiviertel der Miete stellten.
    Mit einer eleganten Rolle rückwärts brachte er sich, nach dem Manöver sicher aus der Reichweite eines horizontalen Streichs, der auf Höhe seiner Brust an ihm vorbeizischte. Er konnte die Wärme des Lichtschwerts nahezu spüren und dies spornte ihn an, noch schneller die Bewegung abzuschließen bei der er seiner Gegnerin zwangsläufig für einige Augenblicke den Rücken zuwenden mußte.


    Er nahm Anlauf, sprintete in Richtung der nahegelegenen Wand und hob den rechten Fuß diesen kräftig an den glatten Stein pressend. Muskelkraft und Machtstärke hoben ihn an, katapultierten ihn an der senkrechten Fläche zwei Schritte nach oben, ehe er sich abstieß und außerhalb der Reichweite seiner Gegnerin über deren Kopf hinwegflog.
    Seine Knie federten den Aufprall auf dem Boden sauber ab und eine weitere Drehung um die eigene Achse verlieh ihm genug Schwung das Schwert in Vrynashas Richtung zu schleudern.
    Zufrieden notierte er, daß sie mit solch einem Manöver nicht ernsthaft gerechnet hatte. Die kreiselnde Klinge steuerte direkt auf sie zu, wurde jedoch wie erwartet nach links abgeschmettert. Was die altehrwürdige Trainingshalle der Everyndar eine Standarte kostete, deren Gestänge durch Valchouns Schwert schlicht gekappt wurde, ehe sich die Waffe wie an einem Gummiband gezogen auf dem Weg zu rück zu ihrem Herrn machte.
    Vrynasha verkürzte mit einigen weit ausfallenden Schritten die Distanz zu ihrem Gegner und deckte ihn wieder mit einer explosiven Folge an präzisen Schlägen ein. Schweißtropfen flogen ebenso wie Funken.
    Valchoun spürte das seine Kondition sich langsam dem Ende neigte und auch wenn seine Schwester bereits Erschöpfungsanzeichen zeigte. Sie war routinierter, gehärteter, als jemand der weitgehend nur Kämpfe auszufechten hatte die man nach Belieben beenden konnte, weil sie der Ertüchtigung und nicht der Verteidigung des eigenen Lebens dienten.
    Mit einem letzten Aufbäumen duckte er sich zur Seite ließ Vrynashas Klinge ins Leere stoßen statt sie wie angedeutet zu parieren. Dadurch hatte sich eine Öffnung in ihrer Deckung gezeigt und er war gewillt sie zu nutzen.
    Es knisterte kurz und eine kleine kräuselnde Wolke erhob sich von Vrynashas zur Seite zuckendem Kopf.
    Valchoun, erschrak einen Moment lang als er dies bemerkte, meinte schon sie tatsächlich verletzt zu haben, doch es war wohl eher der gekränkte Stolz verbrannter Haare der zu Beklagen war. Dennoch war der Kampf somit beendet worden. Erstes Blut... na gut... Haar. Siegreich wie Valchoun für sich reklamierte.


    Er ging in Ausgangsstellung und hob die Klinge senkrecht vors Gesicht, als Salut und Ehrbezeugung für seine Gegnerin, auch wenn er damit rechnen mußte das diese, kaum das die Lichtschwerter erloschen waren, ihm die Faust auf die Nase knallen würde für das Ruinieren ihrer Frisur.
    Doch die heftig keuchende Reinblüterin gab sich geschlagen. Erwiderte den Salut und schaltete ihre Waffe ab.
    „Du bist besser geworden Valchoun. Ich denke viel mehr wirst du nur noch im Feld lernen können.“
    Danach griff sie prüfend an ihren kurzen Pferdeschwanz der nun ein etwas ungleichmäßiges Ende aufwies. „Und sei froh wenn das wieder nachwächst bis ich wieder zur Schau gestellt werde.“

    Nachdem der ältere Mann sein Lichtschwert an den Gürtel gehängt hatte rieb er sich mit leicht verzogenem Gesicht das Gelenk seiner Waffenhand. „Im Feld... wenn die da alle so auf einen eindreschen brauch ich erst Cortosisimplantante für meine Handgelenke. Was bei Geonosis rauchenden Schloten hat dieser Lord Belyn mit dir gemacht das du stellvertretend Deinen geliebten Bruder in Scheiben schneiden willst?“


    Er wußte das Vrynasha und Mutter heute einen Gast aus Dromund Kaas zu Besuch hatten. Offenbar war dieser Besuch nicht nur ein erfolgreicher Schüler eines Darths aus dem Umfeld der korribaner Akademie, sondern auch erfolgreich darin gewesen die Reinblüterin zur Weißglut zu reizen. Das Handgelenk würde er die nächsten zwei Tage jedenfalls schonen müssen, soviel stand fest.


    „Was er gemacht hat? Sich aufgeführt als müßte ich ihm dankbar sein das er auch nur in Erwägung zieht sich mit so einem Provinzgewächs wie mir einzulassen. Außerdem bin ich ja nur eine Massasi, als ob einer von diesen belackten Affen heutzutage noch weiß was das bedeutet.“


    Valchoun zuckte die Schultern. „Wir sind nunmal provinziell, aus Sicht von Kaas City. Als ich letztens zu Besuch auf Korriban waren, fragten die mich ernsthaft ob es überhaupt jemanden bei uns gäbe der mich zum Lord erheben könnte! Nur eine Massasi?! Wir waren es, die Naga Sadow bis zuletzt treu ergeben waren während der Rest sich in der Galaxis zerstreute und in Deckung hechtete, weil Kresh und seine Schergen es vermasselt haben.“ Die Legendenbildung hatte auch auf dem fernen Panasch nicht angehalten. Ob es nun so der Wahrheit entsprach, wer wußte das schon. Doch Valchoun war - wie viele andere auch - davon überzeugt, daß die Gründer der Roten Enklave einst ihrem Meister bis zum Letzten treu ergeben waren.


    „Bahh!“ Vrynasha machte eine unwirsche Handbewegung als wolle sie ihrem wieder nähergetretenen Bruder eine Ohrfeige verpassen. „Ist mir sowas von drecksegal was die von uns halten! Aber nachdem er drei Stunden unsere Ahnentafel studiert, mich über meine Ausbildung als Sith gelöchert und die Register unserer Familie nach Gendefekten durchforstet hat, fragte er mich zur Krönung der Fleischbeschau noch ganz unverblümt wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit wäre, daß eine Vatermörderin auch ihren Ehemann zu beseitigen versucht. Er hätte ja eine Risikoabschätzung zu tätigen.“
    Valchoun spontan aus der Fassung zu bringen war nicht leicht. Doch seine Gesichtszüge entgleisten, inklusive gen Boden klappender Kinnlade. „Das hast Du Dir jetzt gerade ausgedacht oder? Er war einfach nur alt und hässlich und Du suchst nen Grund das Du ihn nich heiraten mußt.“

    Er wußte das man seine Schwester mit spitzen Bemerkungen und Beleidigungen schwer zu fassen vermochte. Aber das war Vrynashas wunder Punkt und eigentlich die ideale Möglichkeit für selbsternannte Masochisten sich Knochenbrüche und sonstige Deformationen des eigenen Körpers einzuhandeln.


    Er hatte lange gezweifelt ob sie mit dem Tod von Lord Ronavis nicht doch irgendetwas zu tun hatte, hatte ihre Ausbrüche, wenn man das Thema strapazierte, für ein Schuldeingeständnis gehalten.
    Doch nach den 5 Jahren die nunmehr ins Land gegangen waren hatten sich in ihm Zweifel genährt. Insbesondere da sie wohl immer noch, unbemerkt von den meisten Mitgliedern des Clans, Nachforschungen anstellte nach den wirklichen Tätern, während alle anderen das längst zu den Akten gelegt hatten.


    „Er hat Dir allen ernstes solch eine Frage gestellt? Aber er ist nicht zufällig danach von seinem Droiden aufgekehrt worden? Ich hab seinen Gleiter vorhin wegfahren sehen. Du hast dich also in Diplomatie versucht? Obwohl Du ja nur 'ne Massasi bist.“


    Die Andeutung entlockte Vrynasha ein freudloses Schmunzeln. „Ich sagte ihm, dasd ich mich meinem Ehemann verpflichtet fühlen würde, ein noch nichtmal Verlobter aber weit weniger Skrupel erzeugt. Danach hatte Mutter es auf einmal sehr eilig den Herrn in ihren Salon zu komplimentieren und mich mit einem... dringenden... Auftrag in Richtung Akademie zu schicken.“
    Valchoun schüttelte leicht den Kopf. „Sie kennt dich eben mittlerweile gut genug. Aber ich vermute mal Belyn wird bei dem Empfang nächste Woche nicht anwesend sein?“

    Vrynasha knurrte wieder kehlig. „Falls doch wär ich über einen bedauerlichen Unfall des Herrn nicht undankbar. Man weiß ja wie locker so manche Beleuchtungseinrichtungen in unseren antiken Mauern so sind. Ich muß jedenfalls nach Nar Shaddaa nächste Woche. Die Verhandlungen mit dem Farrada Clan stecken in einer Sackgasse und die Schleimschnecken wollen jetzt, Zitat: den Boss sprechen. Unser dortiger Niederlassungsleiter konnte ihnen die Profitchancen wohl nicht ausreichend begreiflich machen. Naja kennst das ja. Wenn Du willst das was richtig gemacht wird...“


    Sie ließ den Satz unvollendet und wischte sich mit dem Ärmel über die immer noch schweißbedeckte Stirn.
    Ein Droide rollte herein und schickte sich an die demolierte Hausstandarte einzusammeln um diese wohl fachgerecht zu reparieren.
    „Du treibst Dich doch nicht nur wegen Transportverträgen dort rum. Erzähl mir nichts.“
    Vrynasha zuckte nur die Achseln. Blieb ihrem Bruder weitere Erklärungen schuldig. "Laß es gut sein Valchoun. Ich bin dort um einen Geschäftsabschluß zu tätigen...mehr nicht." Je weniger in ihre Pläne eingeweiht waren desto sicherer kam sie ans Ziel. Nicht das sie ihm mißtraute. Aber sie hatte nicht 3 Jahre investiert um durch unbedachte Worte zu scheitern.


    „Gehen wir duschen und dann was essen... ich bin froh wenn ich heute niemanden mehr sehen muß der das Wort Ehe in den Mund nimmt.“

  • Orbit über Drommund Kaas – einige Monate später



    Der feste Schritt von hohen Kampfstiefeln hallte an den metallenen Wänden wieder.



    Die „Sword of Naga Sadow“, ein Schlachtkreuzer der Harrower Klasse schwebte seit einigen Stunden über Drommund Kaas und seit seiner Ankunft war ein ganzer Schwarm
    von Fähren und sonstigen Transportvehikeln damit beschäftigt zwischen der Planetenoberfläche und dem guten Dutzend Schiffe des panaschadischen Expeditionsverbandes hin und her zuwuseln um Versorgungsgüter auf die Schiffe und urlaubshungrige Besatzungsmitglieder auf den Planeten zu verfrachten. Es war der zweite Besuch des Expeditionskorps auf der Heimatwelt des Imperiums.


    Fronturlaub... endlich! Man konnte diese Stimmung in jedem der Gesichter lesen die Vrynasha auf dem Weg zum Hangar sah, und dieser Ausdruck spiegelte sich auch in ihrem eigenen Gesicht wieder.


    Doch der energische Gang der Frau zeigte das vor dem wohlverdienten Urlaub noch eine Schlacht zu schlagen war. Wachsam blickte sie sich um und erspähte schlußendlich ihr Primärziel nahe der großen Schotten zum Haupthangar.


    „Genau die zwei wandelnden Desh Haufen die ich gesucht habe.“


    Die beiden Sith in zerkratzten und hier und da nicht mehr ganz fabrikneuen Kampfrüstungen waren überrascht als sie sich plötzlich, je eine Reinblüterhand im Nacken, mit den Seiten ihrer Köpfe an der Hangarwand wiederfanden.


    „Lord Vrynasha bei allem Respekt... was zum Henker...“


    Die schwefelfarbenen Augen fixierte die beiden jungen Krieger, die offenbar noch nicht lang von der Akademie herunter waren eindrücklich. „Wenn ihr so weiter macht bin ICH Euer Henker. Insbesondere wenn ihr Euch weiter mit Kaas City Allüren vollsaugt wie ein dehydrierter Hutte in einem Bacta Tank.“


    Die beiden Sith versuchten allenfalls halbherzig sich dem unangenehmen Druck der Schiffswand an ihren Schädeln zu entziehen. Lord Vrynasha war dafür bekannt das Widerstand nur noch mehr Uannehmlichkeiten veranlasste. „Mein Lord, verzeiht aber ich weiß nicht womit wir uns Euren Zorn zugezogen haben.“


    Der linke der beiden Jungkrieger versuchte einmalig sich von der Wand zu lösen, wurde aber mit einem heftigen Ruck in seinem Nacken daran erinnert das manchmal
    stillhalten einfach förderlicher war.


    „Ich sage nur soviel. Die Jagdpiloten an Bord dieses Schiffes haben EINE Aufgabe. Dafür zu sorgen das Eure dekadenten Ärsche nicht in Bröckchen auf die Oberfläche unserer Angriffsziele hinabrieseln. Sie sind keine Dienstboten, keine Tributpflichtigen und keine Privatsklaven. Soll ich noch deutlicher werden?“ fauchte die Reinblütige und hielt den Blick des Fragenden in ihrem gefangen. „Nein...mein Lord...selbstverständlich nicht.“


    Die Antwort schien ihr zu genügen zumindest löste sie sich von ihren Opfern und ließ die beiden sich wieder bewegen. „Wenn Euch das Leben an Bord eines Kampfschiffs im Einsatz zu mühselig ist fliegt nach Hause und berichtet Euren Meistern und Verwandten was ihr für wertlose, dekadente Memmen seid, aber hört auf zu glauben irgendwer serviert euch hier Extrawürste nur weil er kein Lichtschwert trägt.“


    Die beiden Sith nickten nur „Jawohl Lord Vrynasha.“ doch die wabernde Aura von Verärgerung war nahezu riechbar. „Dann Abflug!“


    Die zwei Jungkrieger nahmen eilig ihren Weg zum Hangar wieder auf bemühten sich dennoch einen einigermaßen würdevollen Anblick abzugeben. Die vorbeieilenden Militärs hatten die peinliche Szene sicher in größerer Zahl mitbekommen und das war schon schlimm genug. Nun mußte man sich nicht noch wie eine geprügelte Manka Katze davon schleichen.



    Kaas City – eine Edelherberge nahe des Sithallerheiligsten


    Vrynasha stand an der Fensterfront der geräumigen Suite. Ihre Mutter war einfach eine Ausgeburt an unerfreulichen Überraschungen gepaart mit fürchterlich miesem Timing. Vrynasha hatte ernstlich gezögert ob sie den Holokomanruf entgegen nehmen sollte der, kaum hatte sie den Raumhafen verlassen, einging. Doch es war keine gute Idee Tryf zu verärgern, selbst wenn man sich damit den dringend benötigten Fronturlaub versaute.


    Was immer sie wieder ausgeheckt hatte. Ihr Besuch hier auf Drommund Kaas war sicher mal wieder von dem Zweck geprägt „Politik“ zu machen... Heiratspolitik und Gegenstand dieser Politik zu sein gönnte Vrynasha nichtmal den zwei Versagern von vorhin.


    „Es ist erfreulich das du dich entschieden hast meiner Bitte unverzüglich zu folgen.“


    Es war eine Bitte gewesen, sicher... gepaart mit dem Fingerzeig auf den scharf gemachten Thermaldetonator den man schlucken würde wenn man ablehnte.


    „Sicher doch Mutter, welch glückliche Fügung das sich unsere Wege hier auf dem fernen Drommund Kaas kreuzen nicht wahr?“ Vrynasha lächelte auch wenn ihr Tonfall sie Lügen strafte und dererlei an ihrer Mutter ohnehin abprallte, dennoch spielten die beiden dieses Spiel so lang sich Vrynasha erinnern konnte.


    „Oh mit Glück hat das wenig zu tun Vrynasha, wie du weißt bin ich Teil der Gesandtschaft die die Integration des Konglomerats in das Imperium organisiert und ich hab hier alle Hände voll zu tun, auch wenn einige meiner Bemühungen leider nicht die gewünschten Erfolge zeitigen.“


    Oha, sie näherte sich heute recht schnell dem Kern. Wurde das nun ein Shock and Awe Angriff oder versuchte ihre Mutter ihr nun wieder vorzurechnen wie wichtig ewisse
    politische Manöver waren.


    „Ja Mutter ich weiß, ich hab sie alle verjagt und mein Kurs innerhalb der reinblütigen Elite befindet sich im freien Fall. Aber soll ich dir was sagen?! Da draußen tobt ein Krieg und ich habe wichtigeres zu tun als am Halsband auf Auktionen umhergeführt zu werden.“


    Tryf Everyndar verschränkte die Hände hinter dem Rücken und lächelte wieder. „Ja das ist worüber ich eigentlich mit dir sprechen wollte. Darth Zorast trat an einige der Häuser mit einem wichtigen Anliegen heran und Du weißt das man sich ihm schwerlich entziehen kann.“


    Zorast... großartig. Er war das inoffizielle Oberhaupt der roten Enklave und ein respektierter und gefürchteter Sithlord mit dem sich weder in der Enklave noch im restlichen Konglomerat jemand anlegte. Auch wenn er für viele Sith als zu bedächtig zu behäbig und zögerlich galt. Das Problem mit der grauen Eminenz war das, wenn sie zuschlug, kein Gras mehr wuchs und man nie wirklich wußte wann es soweit war.


    Nun raus mit der Sprache. Muß ja existentiell sein wenn Du mich sogar hier damit behelligst.“


    Tryf nickte bedeutungsschwer und hob zu weiteren Ausführungen an. „Einer seiner persönlichen Leibgardisten kam vor kurzem ums Leben und er sucht nun unter den erfahrenen und erfolgreichen Kriegern der Enklave nach einem Nachfolger. Er hat auch nach Dir gefragt.“


    Im Grunde fühlte sich Vrynasha geschmeichelt das man sie als „erfolgreiche Kriegerin“ betrachtete. Noch dazu war die direkte Umgebung von Darth Zorast sehr
    förderlich für das persönliche Ansehen und den Einfluß... aber Lord Tryf wäre nicht Lord Tryf wenn sie nicht sogar aus dem Ruhm ihres Gegners eine Klinge machen konnte um ihn abzustechen.


    „Was natürlich bedeutet das Du das Expeditionskorps verlassen mußt und nach Panasch zurückkehrst.“


    Vrynashas Augen verengten sich. „Was? Das Korps verlassen? Und das ziehst Du ernstlich in Betracht? Ich werde an der Front gebraucht. Warum nicht Valchoun ? Er ist im Kampf fast genauso gut und hat mehr Erfahrung mit dem Schutz von Persönlichkeiten.“


    Tryfs Mundwinkel hoben sich. Schlachten die man schon vor dem ersten Schuß gewonnen hatte waren einfach zu verlockend „Valchoun ist verheiratet und ist für mich darüberhinaus im Haus unentbehrlich.“


    Daher wehte der Wind also. Die Betonung des Wortes „verheiratet“ war die fette holografische Leuchtreklame die andeutete worum es hier eigentlich ging.


    „Mutter so zynisch bist nichtmal du. Ich soll zu Zorast abgeschoben werden weil die Kandidaten die du mir bisher geschickt hast entweder selbstverliebte Idioten waren, am Abgrund des Wahnsinns entlangtänzelten oder aber blindtaubstumme Fanatiker ohne Ziel und Augenmaß waren?“


    Tryf legte den Kopf leicht zur Seite und ließ den Sturm an Entrüstung an sich vorüberwehen. Gemächlich verschränkte sie die Arme vor der Brust während ihre Tochter vor
    dem Fenster auf und ab lief und kurz Revue passieren ließ mit was für Martyrien sie sich hatte im Zuge der Ehesondierungen hatte herumschlagen müssen.


    „Bist du fertig Vrynasha?“


    Die Kriegerin hielt in ihren Schritten inne und fixierte ihre Mutter mit durchbohrendem Blick.


    „Das wirst Du bereuen. Einen mit einer hohen Ehre bis auf die Knochen zu demütigen ist schon eine reife Leistung. Vrynasha vergrätzt alle Ehebewerber also wird sie unverheiratet in den Leibwachendienst abgeschoben? Zählt denn garnicht was ich an der Front erreicht habe? Wir haben den Republikanern souverän in den Arsch getreten während Decimus es auf Corellia monumental vergeigt hat und ich hatte sehr wohl meinen Anteil daran.“


    Tryf seufzte geziert. Eine ätzende Parodie auf Mitleid mit einer armen Geplagten Kriegsveteranin die ihre Erfolge geringeschätzt sah.


    „Du verstehst dich besser auf das Konzept der Rache als ich Vrynasha, also verwechsel Zielstrebigkeit und Flexibilität nicht mit niederen Racheinstinkten. Ich hab es Dir mehrfach auseinandergesetzt welche kritische Rolle wir als eines der oberen Häuser der Enklave bei der Verschmelzung des Konglomerats mit dem Imperium spielen müssen und dafür hat jeder Opfer zu bringen. Du bist dazu leider nicht bereit. Also muß ich dafür sorgen das du dem Konglomerat und dem Haus anderweitig nutzt.“


    Die Reihenfolge war wohl eher umgekehrt. In Tryfs Vorstellung kam sie, das Haus...dann lange nichts und irgendwo dahinter beispielsweise das Konglomerat das nach einigen diplomatischen Turbulenzen dem Imperium beigetreten war.


    „Eine solche Ehre unbegründet auszuschlagen ist wohl kaum denkbar, ich hoffe das ist Dir klar.“


    „Ist in Ordnung Mutter Du hast gewonnen.“


    Vrynasha hasste es mit dem Rücken zur Wand zu stehen und das tat sie hier und jetzt. Also Flucht nach vorn. Mit dem Zorn ihrer Mutter konnte sie leben, der verrauchte ähnlich schnell wie ihr eigener. Die Mißgunst eines affrontierten Mannes wie Darth Zorast war da etwas anderes.


    „Wie heißt der Grund?“


    Tryf kostete ihren Triumph noch einige Momente aus ehe sie in Richtung des kleinen Tisches ging der zu der Sitzgruppe in der Mitte des Raumes gehörte. Von dort nahm sie ein Datapad auf und reichte es ihrer Tochter. „Anechour, Lord aus dem Hause Theress. Ich traf mich vor einigen Tagen mit ihm und seiner Mutter und das Gespräch verlief überraschend angenehm trotz Deiner... mittlerweile recht ... einschlägigen ... Reputation.“


    Vryn nahm das Pad und aktivierte es. Das Portrait des jungen stattlichen großgewachsenen Reinblüters war zumindest nicht gar so entmutigend wie die Vorherigen. Auch wenn diese überteuerte, edelmetallschwangere Garderobe und diese gekünstelte Frisur einen innerlichen Seufzer verursachte.


    Wie dieses Portrait wohl gewirkt hätte nachdem der Abgebildete vier Wochen durch die Sümpfe von Quayson III gekrochen war oder einen Beinahetreffer einer republikanischen Barradiumgranate überlebt hatte? Mit irgendwas mußte man sich ja das eigene Schicksal aufhellen nicht wahr? Auch wenn einem derzeit nicht viel mehr blieb als das eigene sadistische Kopfholo.


    „Der junge Mann ist ein begeisterter Historiker und Gelehrter, gesund, kräftig, voller Tatendrang. Ich muß zu meiner eigenen Schande wenigstens eingestehen das die bisherigen Bewerber mit ihm schwerlich konkurrieren können. Außerdem dürfte seine Art des Lebenswandelns deinem weitaus näher kommen.“


    Zu ihrer Schande? Für Vrynasha roch das eher nach wohlberechneter Zermürbungstaktik. Einen mit Unmöglichkeiten bombardieren bis man sturmreif geschossen war um dann die doch nicht ganz so würgereizerregende Alternative aufzufahren.


    „Weißt Du noch mehr über den Herren hier was ich vielleicht wissen sollte um die heiratswillige Außenweltlerin abzugeben?“


    Tryf wiegte den Kopf. Es war sicher keine gute Idee Vrynasha alles selbst herausfinden zu lassen und sie zumindest auf das eine oder andere hinzuweisen.
    „Nun zumindest scheint er älteren Frauen nicht abgeneigt...“
    Vrynasha hob eine ihrer Brauen und beäugte ihre Mutter skeptisch. „Danke das Du mich daran erinnerst...“


    „Nun es schien der junge Lord Theress hat versucht mich mit unangemessener Aufmerksamkeit zu brüskieren um sich als probater Kandidat zu disqualifizieren. Er konnte es jedenfalls nicht unterlassen mich auf seine eher klatschträchtigen Qualitäten hinzuweisen.“


    Vrynasha rollte mit den Augen. Ein Weiberheld. Aber wenigstens ein ansehnlicher.


    „Er hat dich angemacht?“ [color=#ffffff]Eine gewisse Amüsiertheit über diese pikante Eskapade konnte Vrynasha nicht verhehlen.


    Das gereifte Gesicht der Everyndar Matriarchin verzog sich ein wenig und präsentierte, was äußerst selten vorkam, seine Lachfältchen, die verrieten das auch Tryf Everyndar Freude und Vergnügen nicht fremd waren. Selbst wenn sie sich dererlei sehr selten gestattet hatte nach dem Tod ihres Mannes. Danach hatte sie allein ein Haus zu führen, drei rebellische Kinder unter Kontrolle zu halten und nebenbei noch die Untiefen der panaschadischen Politik zu durchschiffen.
    [color=#9999ff]„Nun sagen wir bisher hat noch niemand versucht mir seine Person vermittels des Sithkodex schmackhaft zu machen. Leider hatte seine Mutter es recht eilig ihn in Sicherheit zu bringen, bevor ich austesten konnte ob das lediglich heiße Luft war, um seiner Mutter ähnlich Knüppel zwischen die Beine zu werfen wie Du mir. Auch wenn seine Mittel etwas subtiler sind als eine Weinflasche auf dem Schädel oder ein Ritt in einem Raumjäger durch die Payong Schlucht.“


    Nachdem Vrynasha ihre Mutter verlassen hatte blickte sie noch mehrfach auf das Datapad mit Anechour Theress Bild. Sie konnte nicht verhehlen das sie das erste mal zumindest ansatzweise neugierig auf den Kerl war, denn seine Unverfrorenheit imponierte ihr ein wenig. Und sie mußte herausfinden ob diese Unverfrorenheit nicht Ursachen hatte die nahe der eigenen Nöte lagen. Verbündete fand man manchmal an den unmöglichsten Stellen.


    Das hatte der Krieg sie gelehrt.

  • Kaas City – früher Abend


    Der Leibsklave von Lord Tryf platzierte das Paket auf dem flachen Tisch der bei der Sitzgruppe stand und verbeugte sich dann tief. „Dies wurde so eben geliefert mein Lord. Ich habe es den üblichen Prozeduren unterzogen um seine Unbedenklichkeit zu garantieren.“

    Lord Tryf stellte die Teetasse zurück auf das Tablett und betrachtete das soeben angelieferte Paket skeptisch.
    Wer käme schon hier im fernen Kaas City auf die Idee für sie etwas zu liefern. „Von wem ist das Sylak?“
    „Mit besten Empfehlungen von Lord Anechour Theress wurde mir mitgeteilt.“


    Tryf lächelte kurz. Nun das war in der Tat eine schlüssige Erklärung. „Ah dann ist das aber für meine Tochter nehme ich an.“
    Der Sklave zögerte kurz schüttelte dann den Kopf. „Nein mein Lord. Ausdrücklich für beide.“


    Ein langgezogener Summlaut artikulierte die Überlegung was das nun zu bedeuten hätte, gefolgt von einem auffordernden Blick.
    Der Blick des Sklaven wurde von Verwirrung überschattet. „Na worauf wartest du? Meine Tochter ist oben.“


    Das er nicht selbst drauf gekommen war... Flugs huschte der Sklave nach einer erneuten Verbeugung davon um Lord Vrynasha zu benachrichtigen. Als diese den Salon betrat tat sie dies in der üblichen Seelenruhe. Doch ernstlich hätte niemand im Hause Everyndar daran geglaubt das die Kriegerin freudestrahlend und erwartungsvoll hereinstürmen würde um in Erfahrung zu bringen womit man sie denn bedacht hätte.
    Gemeinsam mit ihrer Mutter öffnete sie das Paket und ließ einen pseudo erstaunten Seufzer fahren als sie den Inhalt erblickte.

    „Stoff... also ich muß schon sagen... ich... wow...“


    Die Nicht-ganz-so-wirklich-beeindrucktheit stand ihr ins Gesicht gemeißelt und wurde noch durch ein langsames Kopfschütteln untermauert. „Glaubt der das ich zum einen nichts anzuziehen habe und zum anderen auch noch nähen kann? Was soll der Humbug?“

    Tryf schnaubte genervt, auch wenn sie von ihrer eher pragmatischen Tochter kaum eine andere Reaktion erwartet hatte. „Also zum einen ist es verflucht teurer Stoff Vrynasha und zum anderen weiß ich das sämtliche Formen kultureller Erziehung an Dir vorbeigegangen sind. Dein Vater hatte da leider ein paar andere Prioritäten. Aber zur Erklärung vielleicht folgendes: Hätte er Dir ein Kleidungsstück geschenkt so bestünde die Gefahr das es nicht Deinen Geschmack trifft, oder noch schlimmer nicht passt. Eitlere Personen als Dich kann man da schnell verprellen. Also war es eine sehr kluge Wahl. Er will höflich sein und ich denke das hat er recht gut gemacht.“


    Natürlich mußte Tryf den ausersehenen neuen Werbungskandidaten loben und sein umsichtiges gesellschaftlich korrektes Verhalten hervorheben. Leise seufzend faßte Vrynasha eine Handvoll des Stoffes wobei eine edel gestaltete Flimsiplast Karte aus der gefalteten Bahn herausglitt. „Na sieh an, ne Bauanleitung?“ spöttelte die Kriegerin als sie die Karte aufhob um die darauf notierten Zeilen zu lesen.


    „Verehrte Vrynasha, noch kenne ich Euch nur aus Erzählungen und von Bildern dennoch erlaubt mir bitte Euch lieber ein Sonnensystem der Möglichkeiten zu offerieren als meine mangelnde Phantasie und Kenntnis Eurer selbst eingestehen zu müssen “


    Vrynasha wußte einmal mehr warum sie gesellschaftliche Anlässe in der Heimat so weit als möglich gemieden hatte. Allein das abgehobene Geschwafel ging ihr dermaßen auf die Kinnsporne das sie nach kurzer Zeit schon Aggressionen entwickelte. „Ein Sonnensystem an Möglichkeiten eh? Ist das Tarnstoff das ich mich unbemerkt von der Hochzeit davon stehlen kann?“ Sie grinste gehässig, nahm das Bündel dennoch auf den Schoß.
    Geschenkte Tauntauns und so...
    Der Stoff fühlte sich, daß mußte sie jedoch zugegeben, verdammt gut an. Mit den Fingern spielend ließ sie das feine Gewebe über ihre Hand und den Unterarm gleiten und mußte zähneknirschend eingestehen das der werte Lord sogar ihren Farbgeschmack getroffen hatte... auch wenn sie dahinter eher den schändlichen Verrat ihrer eigenen Mutter witterte. „Na gut... er hat Geschmack. Das unterscheidet ihn zumindest einmal von den meisten vorherigen Kandidaten. Und irgendwer hat ihm gesteckt das ich was für ungewöhnliche Kleidung übrig habe... wer das wohl war...“

    Sie ließ den Blick zu ihrer Mutter wandern ein aufmüpfiges Glitzern darin.
    Tryf war indes damit beschäftigt ihre Hälfte der Sendung in genaueren Augenschein zu nehmen. Auch ihr lag eine Karte bei, jedoch nicht annähernd so schwülstig formuliert.


    „Für den Sith Kodex? Was meint er denn damit? Sag nicht Du hattest nichts besseres zu tun als mit ihm eine philosophische Diskussion loszutreten.“

    Vrynasha nahm die Karte aus der Hand ihrer Mutter während diese sich den Stoff betrachtete den man ihr offenbar verehrt hatte und überlegte wie das Geschenk zu der Grußkarte passte.
    „Eigentlich nicht... nicht direkt jedenfalls.“


    Gut zumindest soweit hatte er gewonnen. Denn ungefragt manifestierten sich in Vrynashas Kopf Bilder von eben jenen Möglichkeiten die Anechour wohl im Sinn gehabt hatte als er diesen Stoff für sie ausgewählt hatte. Sie lehnte diesen ganzen Hofierungsquatsch eigentlich ab und war dennoch irgendwie machtlos dagegen, was sie substantiell ärgerte.
    Doch irgendetwas hielt ihren Blick noch ein wenig länger auf dem Geschenk ihrer Mutter. Nicht das sie ihr das, ebenfalls sicher edle Gewebe, neidete.

    „Oha da hat der Lord wohl nicht aufgepasst und was mit Webfehlern erwischt?“


    Sie hob die Stoffbahn an und fächerte sie soweit auf das man ein größeren Stück davon flach ausgebreitet betrachten konnte.
    Unvermittelt prustete Vrynasha los, eine ihr nicht ungewohnte Regung, in diesem Kontext jedoch irgendwie ein wenig deplaziert. Das Prusten fraß sich binnen Sekunden aus den Wangen der Reinblüterin in ihren Bauch und detonierte dort in schallendem Gelächter was Lord Tryf nun vollends verunsicherte und sie den Auslöser dieses Schauspiels genauer betrachten ließ. Doch noch immer erschloß sich nicht was denn los wahr.
    Vrynashas Blick jedoch war noch um einiges schärfer als der ihrer Mutter. Schlußendlich konnte sie sich immer noch damit rühmen anhand der wirr zuckenden Linie eines Hyperwellenscanners Baujahr und Hersteller eines in die Umgebung einspringenden Schiffs zu erkennen. Kaum war das Licht entsprechend günstig auf das Gewebe gefallen hatte sie erkannt worum es sich bei den unregelmäßigen Konturen handelte die oberflächlich und nicht zur Gänze betrachtet nach Webfehlern aussahen und sich sonst eher erfühlen als sehen ließen.
    Um ihre Mutter nicht noch weiter im Dunkeln zu lassen aktivierte sie eine der Stehlampen neben dem Sofa und breitete das Geschenk ihrer Mutter auf dem Lieferkarton aus.


    „Also ich weiß ja nicht ob er womöglich die Geschenke vertauscht hat...oder aber um welche Aspekte des Kodex Eure Diskussion ging.“


    Nun wurde auch Tryf dessen gewahr was ihre Tochter offenbar maßlos erheiterte. Im seitlichen Licht der Lampe erkannte man das Bildnis eines Reinblüterpaares das offenbar an der Eheschließung schon vorbei war, zumindest kniete die weibliche Figur in recht eindeutiger „Siegerpose“ über ihrem männlichen Gegenstück, und es war wie man leicht erkannte nicht die einzige Darstellung dieser Art. Tryfs Gesichtszüge entgleisten. Das hatte er doch nicht wirklich? Wo bekam man SOETWAS unerhörtes überhaupt zu kaufen?!
    „Dieses unverfrorene Subjekt dieser impertinente...“ ein frustriertes Knurren grollte aus Tryfs Kehle empor und ihre rechte Faust krallte sich unversehens in den Oberkörper der weiblichen Figur.
    „Also ich finds zum Brüllen komisch...“ stotterte Vrynasha während sie versuchte ihre Lachmuskeln wieder unter Kontrolle zu kriegen. Ihre Mutter nannten böse Zungen daheim auch „Lady Mythra“ weil es kaum Dinge gab die sie aus der Fassung brachten. Die ungenierte Frechheit des wesentlich jüngeren Lords schien aber selbst Mythra zum Bersten zu bringen wie es schien.
    „Komisch... Du findest eine derartige Unanmessenheit komisch?“


    Vrynasha nickte nur und schluckte die letzten Nachbeben ihres Lachanfalls hinunter. „Also entweder hat er die Stoffe vertauscht, oder aber ich sollte Dir das Feld überlassen da Du ihn offenbar zu solchen Assoziationen verleitest und nicht ich.“

    Tryfs Selbstbeherrschung kehrte schon zum Ende dieses Satzes zurück und sie wandte einen bösartig funkelnden Blick auf das wieder glattgestrichene Liebespaar aus Nanoseide. Der fein manikürte spitz gefeilte Fingernagel tapperte auf dem Kopf des abgebildeten Mannes fast anklagend. Unschwer ließ sich erkennen wo sich Lord Anechour auf der Darstellung gerade befand. „Vielleicht steht er ja wirklich auf Ältere?“ sinnierte Vrynasha halblaut und rückte prophylaktisch eine Handbreit von ihrer Mutter ab.
    Verächtlich schnaubte Tryf und wandte den Blick zu ihrer Tochter. „Unsinn! Der versucht mich zu provozieren, aber wenn er glaubt das ich mich von so einem Jungspund so einfach verladen lasse hat er sich getäuscht.“ schnappte die ältere Frau. Sicher war Lord Anechours Verhalten ein Affront. Gegenüber einer stählernen Matrone wie Tryf war es eine blutige Kriegserklärung aber mit der Distanz einiger tiefer beruhigender Atemzüge erkannte die erfahrene Herrscherin der Everyndar das fluchen, zetern und die Entrüstete zu geben genau das war, was sich der junge Theress bei seinem Coup gedacht hatte... abgesehen von der Genugtuung womöglich die noch immer Unwissende in einem aus diesem Stoff gefertigten Gewand zu sehen. Aber zumindest letzteres würde ihm nicht erspart bleiben, wenn auch nicht so wie er sich das vorstellte. Was man sich einbrockte mußte man auslöffeln. Nach dieser Methode hatte sie ihre Kinder erzogen und würde vor deren Ehepartnern nicht halt machen.


    „Hier geht es nicht darum das er auf mich steht! Es ist seine Art mit Schaumweinflaschen nach potentiellen Ehepartnern zu schmeißen, auch wenn seine Art indirekter und subversiver ist als deine. Es ist das selbe trotzige Verhalten mit der selben sabogenten Zielsetzung und damit meine Liebe... auch wenn du das sicher hoffst... kommt er nicht davon. Ich werde noch heute unseren Hausschneider herbestellen. Hier liegt immerhin einiges an Stoff das vor einem nächsten Treffen mit dem werten Lord verarbeitet werden will.“

    Der Fehdehandschuh war aufgenommen, dass war Tryfs Tochter nach dieser Proklamation klar.


    Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer kam Vrynasha nicht umhin sich das ganze nochmal Revue passieren zu lassen und insbesondere das zerbröselnde Gesicht ihrer Mutter ein paar mal in Endlosschleife laufen zu lassen. Dieser Lord Anechour schien zwar in weiten Teilen genauso ein blasierter Lackaffe zu sein wie die bisherigen Anwärter... aber er war zumindest schonmal ein origineller blasierter Lackaffe und das machte sie , Asche auf ihr Haupt, zumindest neugierig.

  • Sword of Naga Sadow, Flaggschiff des panaschadischen Expeditionsverbandes


    Das monotone Brummen der Lebenserhaltungssysteme und tausende anderer technologischer Aggregate die den keilförmigen Rumpf des Großkampfschiffs füllten täuschte auf seine Weise eine gemäßigte schlummernde Ruhe vor. Seit circa zwei Wochen schwebte die „Sword of Naga Sadow“ samt ihres guten Dutzends Begleitschiffen im Orbit über Drommund Kaas, doch das bedeutete alles andere als Untätigkeit.


    Es galt noch einige Hindernisse in Bezug auf ein reibungsloses Funktionieren der panaschadischen Expeditionsflotte mit der restlichen Navy aus dem Weg zu räumen. Etwas so komplexes wie einen Flottenverband aus mehreren Großkampfschiffen und ihren Begleitern in einen noch viel größeren Moloch wie die imperiale Flotte nahtlos zu integrieren war selbst für die wie ein Uhrwerk funktionierende Militärlogistik des Sith Imperiums eine Herausforderung.
    Eine die jedoch gemeistert werden mußte denn die Schlagkraft des panaschadischen Verbandes wurde, wenn man den Holonetberichten glaubte, durchaus notwendig um sich gegen die quasi nicht enden wollende Flut republikanischer Invasionsflotten zu stemmen.


    Nunja, wenn man Zugriff auf die nötigen Militärinformationen hatte war einem klar das die Propaganda hier einiges weit heißer kochte als es gegessen wurde, aber die Zeiten in denen die Flotte nur irgendwo auftauchen mußte und schon gewonnen hatte waren vorbei – wenn es sie denn je gegeben hatte.
    Vrynasha nutzte jedoch ihre derzeitige Dienstpause um über Informationen zu brüten. Monatelang hatte der Datenkristall den sie von einer obskuren Chiss erhielt in ihrem Wertfach vor sich hingestaubt. Doch jetzt wo die Ruhe vor dem Sturm herrschte hatte er sich, durch simples herausfallen aus dem Tresor, ausreichend Aufmerksamkeit verschafft.
    Tabellen, Dokumente, Holomails, Holosequenzen von Überwachungskameras. Wer immer diese Daten zusammengestellt hatte er hatte sich aus unerfindlichen Gründen die Mühe gemacht die letzten Monate im Leben eines Sithlords penibel zu rekonstruieren. Zumindest soweit ihm dies von einer entfernten Position aus gelingen konnte.
    Es war auf seine Weise erschreckend wie viel man aus Fragmenten und Informationsstückchen zusammensetzen konnte wenn man nur die notwendige Akribie an den Tag legte.
    Das interessante war, daß man all diese Daten erst erhoben hatte, als ihr Subjekt bereits eines gewaltsamen Todes gestorben war.


    Lord Ronavis Everyndar, ein Kriegsherr der roten Enklave und zu allem Überfluß auch noch Vrynashas Vater und früherer Meister.
    Sein Ende war ein Abruptes gewesen, ein feiger Mordanschlag. Eines Mannes seiner Kampferfahrung und seiner Stärke in der Macht gänzlich unwürdig.
    Die genauen Umstände waren nie gänzlich geklärt worden und auch dieses Sammelsurium an Informationen konnte den Hergang des Attentats nicht aufklären. Wäre ja auch zu schön gewesen wenn nach 6 Jahren einfach jemand daher käme und einem den kompletten Hergang auf dem Tablett servierte.


    Irgendwann war es dann auch am Willen der meisten gescheitert. Er war tot, also warum noch Zeit darauf verschwenden. Doch Vrynasha hatte es nie gänzlich losgelassen und das nur in zweiter Hinsicht aus dem Grund das sie unrechter Weise verdächtigt worden war. Sie hätte keine Attentäter gedungen sondern die Sache selbst erledigt.
    Oft hatte sie stundenlang über den Informationen gebrütet aber es wollte sich kein Täter herauskristallisieren. Doch so langsam erkannte sie ein Muster in den immer und immer wieder gewälzten Daten. Vielleicht hatte Darth Saganis weniger darauf abgezielt zu ermitteln wer es war, sondern vielmehr zu ermitteln wer es NICHT war. Ausschlußverfahren waren sehr zermürbende und oft auch frustrierende Angelegenheiten. In diesem Fall boten sie aber vielleicht neue Ansatzpunkte.


    Bizarrerweise schlossen die Fakten eine Beteiligung anerkannter Feinde von Lord Ronavis aus. Nicht einmal die allzu umtriebige Asakan Familie schien auch nur in der Nähe der in Frage kommenden Täter gewesen zu sein.
    Doch manchmal fragte sich Vrynasha ob sie wirklich wissen wollte wer es getan hatte. Denn wenn man es nüchtern betrachtete wurde die Wahrscheinlichkeit eines „Insiderjobs“ höher, je mehr Kräfte von außen ausgeschlossen werden konnten.


    Das metallene Zischen der aufgleitenden Quartiertür riß die Reinblütige aus ihren Gedankengängen und fast reflexartig betätigte sie die Auswurftaste am Holoterminal. Dieses spie den Kristall aus und erlosch hastig. Wer immer hier reinkam mußte nicht sehen worüber sie brütete. Schon garnicht die Person der Vrynasha angesichtig wurde als sie sich auf ihrem Stuhl herumgedreht hatte.


    „Mutter, gibt es in dieser verdammten Galaxis auch nur EINEN Ort an dem ich nicht mit Deinen unangekündigten Besuchen rechnen muß?“


    Tryf machte eine wegwischende Geste und trat, unter dem Rauschen ihrer stets überbordenden Gewänder in das nicht wirklich groß dimensionierte Offiziersquartier.


    „Nein, denn meine Besuche anzukündigen ändert auch nichts daran das ich jedesmal mit den selben Widerspenstigkeiten konfrontiert werde.“


    Tryf sah sich mit einer leicht konsternierten Mine in Vrynashas derzeitiger Behausung um. „Und in so einem Würfelchen kann man leben? Verstehen die das allen ernstes unter standesgemäßer Unterbringung?“
    Die ältere Frau stemmte ihre behandschuhten Hände die die Hüften und blickte sich in dem klinisch sauberen und ordentlich aufgeräumten Quartier um. Klar würde sie innerhalb kürzester Zeit an Klaustrophobie eingehen, war sie es doch gewohnt das allein ihr Badezimmer größer war als das hier.
    „Mutter für den Fall das Du das beim Anflug übersehen hast. Das hier ist ein Schlachtkreuzer und kein corellianisches Kreuzfahrtschiff. Die haben hier andere Prioritäten als das mein edelblütiger Hintern in seidenen Laken zur Ruhe kommt.“


    Tryf nickte langsam doch ihre Miene verriet das ihr weder die Unterkunft noch die Ausdrucksweise ihrer Tochter behagte. „Und wem gehört die Uniform? Du mußt doch diesen kleinen Kasten nicht noch mit wem teilen?“
    Anklagend wies sie auf das sauber gebügelte und aufgehängte Ensemble einer imperialen Offiziersuniform. „Nur mit meinen sieben Lustsklaven, für jeden Tag der Woche einen. Steht sogar drauf wem sie gehört Mutter. Aber ich hoffe doch wohl nicht das du den Kaas City Shuttle benutzt hast um mich auf die Diskrepanz zwischen meiner derzeitigen Lebenssituation und meinem Rang in der Gesellschaft hinzuweisen.“

    Das kleine Namensschild aus gebürstetem Chanlon war auf der linken Brust der Jacke nicht zu übersehen. „V. Everyndar“.
    „So weit ist es also schon, daß selbst arrivierte Lords Uniform tragen müssen? Ich dachte die Öffnung der Korriban Akademie für Fremdlinge wäre schon ne Katastrophe.“ Die Abscheu stand Tryf ins Gesicht geschrieben.


    Das ihre Mutter nach dem Flug mit einem mehr oder minder öffentlichen Shuttle und der womöglich halbstündigen Odyssee durch die unermesslichen Labyrinthe eines Großkampfschiffs schon ein wenig gereizt war war offensichtlich. Der Gedanke das ihre Tochter im Dienst womöglich kaum unterscheidbar war von all den simpel gestrickten Machtblinden hier an Bord, war für Tryf aber schlichtweg widerlich.


    „Ist mit dem Admiral so abgesprochen. Ich hab ihn davon überzeugt das es effektiver ist auf diese Weise. Die Leute sehen was sie kennen und gewohnt sind und konzentrieren sich auf ihre Aufgabe statt darauf nicht bei mir anzuecken.“
    Erneut öffnete sich die Quartiertür, die man zwar von Innen verriegeln konnte, doch es war üblich sie nur zu verriegeln wenn man nicht gestört werden wollte, auch wenn man ein Offizier war.


    Ein junger uniformierter Blondschopf im Rang eines Captain trat elanvoll ein. „Hey Riot, ich hab hier das überarbeitete Staffelroster für die...“ Er erstarrte unwillkürlich als er Tryf angesichtig wurde. „...das ich Dir aber auch später geben kann.“
    Ein hastiger Schritt zurück und ein kurzer Hieb auf den Türöffner und der junge Captain war außer sicht. „Riot?“
    Eine einsilbige Frage und ein fassungsloser Gesichtsausdruck beschrieben den Zustand der Überforderung einer Frau die von Machtinsensitiven Speichelleckerei und Unterwürfigkeit gewohnt war und wohl schon recht lange in ebenjener heilen entrückten Welt lebte. Kulturschock par Excellence.
    „Das ist mein Rufzeichen... und er ist Staffelführer, Es ist seine Aufgabe die Rotten für einen Einsatz zusammenzustellen und meine Aufgabe ist es das abzunehmen.“


    „Er ist ein respektloses Subjekt! Wie kannst Du es dulden das er dich so vertraulich anspricht.“


    „Sehr einfach... ich grinse und nenne ihn Rabbit... sein Rufzeichen ist wesentlich peinlicher als meins. Und bist du wirklich hier hoch gekommen um mit mir darüber zu streiten? Weder Du noch Vater haben jemals verstanden wie ich mich hier wohlfühlen kann, aber Ronavis hat es im Gegensatz zu dir wenigstens zähneknirschend aktzeptiert.“


    Einige Momente herrschte bleierne Stille. Nur Tryfs Unterkiefer schien mahlend die über sie hineinbrechenden Eindrücke zu verarbeiten. „Wie dem auch sei, du wirst Dich hier morgen losreißen müssen. Haus Theress gibt auf ihrem Anwesen in Kaas City einen Empfang zu dem Du, sicher nicht in Uniform, erscheinen wirst. Lord Anechour wird das Haus repräsentieren und es ist daher eine Gelegenheit das ihr euch mal persönlich in angemessenem Umfeld kennenlernt.“ Die Betonung von „angemessenem Umfeld“ war nicht zu überhören. Die eiskalte Stimme Tryfs erlaubte keinerlei Widerspruch. Auch wenn Vrynasha jetzt gerade den Impuls verspürte ihrem Rufzeichen alle Ehre zu machen. Sie atmete mehrfach tief ein und aus während sie ihre Mutter mit einem giftigen Blick bedachte. „Und dafür mußtest Du hier hoch kommen statt einfach das Holokom zu bemühen?“ Nein der Grund war, Vrynasha zu vergegenwärtigen das sie sich dem Zugrif ihrer Mutter nirgends entziehen konnte, selbst an Orten die Lord Tryf aus Standesdünkeln gemeinhin mied.
    „Ich wollte mir lediglich mal ein Bild von deinen Lebensumständen hier machen und Du solltest Dir echt überlegen was Du tust. Jemand der Dich bei irgendeinem unwürdigen Spitznamen nennt dem fehlt sicher der dir gebührende Respekt.“

    „Das jemand mir ständig vorbetet wie weit ich doch über ihm in der Hackordnung stehe hat rein garnichts mit Respekt zu tun, aber das schöne ist doch das wir unterschiedlicher Auffassung sein dürfen ohne das das Universum kollabiert oder?“


    Natürlich wußte jeder an Bord was Vrynasha war und niemand würde sich Illusionen darüber machen was mit ihm passierte wenn er wirklich respektlos war. Nur wenn Vrynashas Anpassung an die Gepflogenheiten Überlebenschancen erhöhte würde ihr, sicherlich jämmerlich leidendes, Sith-Ego das schon aushalten können.
    Nach einigen Momenten des Zögerns gab Vrynasha ihrer Mutter aber endlich was sie haben wollte.
    „Ja Mutter, ich werde dorthin gehen und dir eine mustergültige Nachkommin sein, unser Haus würdig vertreten und darüberhinaus nicht in Uniform erscheinen. Aber ich werde Dir dafür etwas abringen müssen.“


    Tryf hob eine Braue und wartete lauernd ab.


    „Die beiden Aufnahmesammlungen aus dem Sifalan Opernhaus. Dem Vernehmen nach liebt Lord Anechour Opern über alles und ich denke es gäbe kaum ein passenderes Geschenk als Erwiderung auf seine Sendung, und eine solche Rarität vermittelt doch sicher die nötige Ernsthaftigkeit während der Werbung. Wie weit ist denn eigentlich der Schneider mit seiner neusten Kreation?“


    Sie konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, egal wie sehr sie es versuchte. Doch Tryf ging darüber hinweg. „Nun wenn es sein muß. Auch wenn ich hoffe das es nicht zur Gewohnheit wirst das Du mit raren Erbstücken um dich wirfst ohne Dir sicher zu sein das sie in die richtigen Hände kommen, oder bist Du dir schon sicher?“

    "Nein mit Sicherheit nicht. Aber er schlägt sich zumindest besser als so manch anderer."


    Erneut blickte Tryf sich in dem Raum um. „Um ehrlich zu sein hatte ich mich auf hartnäckigere Diskussionen eingestellt, sehr erfreulich das Du wohl letzten endes zumindest noch teilweise zur Vernunft kommst. Bis morgen dann Vrynasha.“


    Vrynasha lächelte möglichst unverbindlich. „Bis morgen dann Mutter...“

  • Sperrzone Desh – 6 Orbitperimerter Drommund Kaas


    „Leader, Angreifer auf drei komma drei. Blackbolt drei“ … „Gesehen Fähnrich“...
    „Befehle?“ ... „Angreifen und zerstreuen. Formation nach Protokoll 4 auflösen.“
    „Koax Spirale! Sind die übergeschnappt? Das hier is ein verdammter Übungseinsatz! Magnum auf drei, Lightning auf zwei ich nehm mir den Staffelführer vor.“


    „Maximaler Umkehrschub Lightning die Zange können wir vergessen!“


    „Ich hab ihn auf sechs breche nach backbord aus.“


    „Leute Funkdisziplin, schreit nicht alle durcheinander! Staffel Besh wir brauchen hier Unterstützung.“


    Lord Tulliris stand an den großen Sichtfenstern der Kommandobrücke und lauschte dem auf Lautsprecher gestellten Funk der beiden Perimeterstaffeln seines Schlachtkreuzers.
    Übungseinsätze waren täglich Brot wenn man die Pflicht hatte Flottenteile miteinander auf einen Einsatz vorzubereiten und das hatte sich bei den Panaschadi bisher als schwierig erwiesen. Aber man mußte schon irgendein ministerialer Schreibtischtäter sein um anzunehmen das soetwas reibungslos über die Bühne gehen würde. Kampfpiloten waren keine Droiden bei denen man einfach Programme austauschte und sie durchstartete.
    Es war nach Lord Tulliris Dafürhalten eine Schwachsinnsidee einen Teil aus der Expeditionsflotte des „neuen Teils“ des Imperiums herauszulösen und für einen einzelnen Einsatz in seinen Verband einzugliedern, aber die Anweisung kam von weit genug oben als das auch er dagegen wenig ausrichten konnte.


    „Lightning, wo is der Kerl ich seh ihn nicht!“


    Auf der anderen Seite zeigte schon die erste Stunde dieses gemeinsamen Manövers das die Vorbehalte seines Stabs über die Neuankömmlinge „aus der Provinz“ mehr als unberechtigt waren. Die „Sword of Naga Sadow“ lag wie ein angriffslustiger Reptil vor dem Hintergrund des blaugrauen Drommund Kaas und ihr Kommandeur hatte bereits zwei Angriffsmanöver erfolgreich gekontert. Doch ihre Schwächen lagen offensichtlich in Großoperationen. Die Sektorflotte Panaschs bestand großteils aus hartgesottenen verdienten Veteranen, aber die wenigsten von ihnen kamen mit großen Flottenverbänden und deren Koordinierung zurecht.


    „Magnum! Wo zur Hölle steckst Du! Er klebt mir im Genick! Ich ARGH! VERDAMMTE SCHEISSE ICH BIN RAUS!“


    „Lightning! Verweis wegen Mißachtung der Funkdisziplin!“


    Ein lautes Alarmsignal dröhnte über die Brücke gefolgt von einer blechernen Computerstimme: „Perimeteralarm!“


    Zeitgleich wurde der Captain an Lord Tulliris Seite hektisch. Er betätigte das Headset das ihn mit dem Flottenkom verband. „Staffel Aurek, was ist da los! Wir haben Perimeterpenetration!“
    Die Antwort kam wieder über die Lautsprecher. „Ich krieg ihn nicht klar ins Ziel, der tanzt vor mir rum wie ein Echsenaffe auf Spice!“


    Der Brückenoffizier wandte sich an den Lord. „Mein Lord, wir müssen die Punktverteidigungssysteme einsetzen. Die Gegner sind laut unseren Informationen mit Torpedos bestückt. Es besteht unmittelbare Gefahr.“
    Der Sith verschränkte die Arme vor der Brust und nickte knapp. „Tun sie was sie müssen Commander.“ Ein leichtes Seufzen erfolgte. Das ganze lief absolut nicht zu seiner Zufriedenheit.
    „Flugabwehr ausrichten, Feuern nach eigenem Ermessen! Staffelführer Verfolgung abbrechen sie kommen unseren Geschützen in die Quere!“


    „Negativ! Ich hab ihn gleich!“


    Mittlerweile mit bloßem Auge sichtbar zischte der schwarze Blackboltjäger über die mattgraue Oberfläche des Kreuzers dabei mehr oder minder beständig um seine eigene Achse rotierend. Niederenergie Laserstrahlen begannen in das schwarze All zu zucken, simuliertes Feuer der Flugabwehrgeschütze welche die nähere Umgebung des Kriegsschiffs in ein grünes Inferno verwandelten.


    „Sir er fliegt zu tief über unseren Aufbauten, die meisten Geschütze können ihn nicht erreichen.“


    „KOLLISION! Sektion vierzehn - acht!“ brüllte unvermittelt jemand unten aus den Maschinenleitständen und es war offensichtlich das dies kein simuliertes Ereignis war.
    Von den Brückenfenstern aus hatte man ein hervorragenden Blick auf eine zweite Jagdmaschine die spiralförmig vom Rumpf des Kampfschiffs wegflog eine orange leuchtende Flammenspur hinter sich herziehend.

    „Torpedoaufschaltung!...Sir!“


    Erneut dröhnte die Warnsirene über die Brücke und das große über dem zentralen Holotisch schwebende Abbild des Kreuzers färbte sich im Brückenbereich von blau auf rot. „Treffer auf der Brücke! Treffer auf der Brücke!“


    „Commander brechen sie die Übung ab! Das ist nicht aktzeptabel!“ Die Unterlippe des Lords bebte leicht, sein Zorn über den Ablauf des Geschehens war mehr als offensichtlich.
    Mit einem kurzen Handgriff wechselte der Captain die Kommfrequenz auf den von beiden Parteien abgehörten Kanal. „Übung wird auf Befehl von Lord Tulliris abgebrochen.“

    Großer Konferenzraum des Harrower Kreuzers Damnator


    Der Admiral stand mit steinerner Miene neben seinem Herrn Lord Tullris und musterte die panaschadischen Offiziere auf der anderen Seite des Holotischs. „Commodore Bakan, das Verhalten ihrer Leute ist nicht aktzeptabel. Diese ganze Übung war ein Desaster und führte zu substantiellen Schäden an einer Nahbereichssensorik der Damnator.“


    „Die mit Verlaub von einem Mitglied ihrer Jägerbesatzung verursacht wurden als er einen unserer Angriffsjäger verfolgte.“


    Die Nasenflügel des Admirals blähten sich ein wenig auf. „Das spielt doch überhaupt keine Rolle. Die Parameter des Einsatzes waren festgelegt und wurden von ihrer Jägerstaffel mißachtet. Ich möchte sie daran erinnern das wir in drei Wochen eine echte Operation vor uns haben. Werden ihre Leute dann auch wie wildgewordene Outer Rim Berserker umherrauschen?“


    „Ich bin nicht umhergerauscht... ich hab lediglich meine Zielvorgabe erfüllt. Das feindliche Schiff in seiner Kampffähigkeit beeinträchtigen.“ Die Reinblüterin die zusammen mit Tulliris die einzige war die keine Uniform trug warf diesen Satz gelassen über den Tisch was auf der anderen Seite für sichtlichen Unmut sorgte. „Das ist das nächste Lord Vrynasha, ich weiß das ihr die Geschwaderkommandeurin der Sword seid, doch eure Flugshow war der Übung insgesamt nicht dienlich. Abgesehen davon das ihr einen unserer Piloten mutwillig gefährdet habt.“


    „Nicht dienlich? Weil im Ernstfall man jetzt eure Brücke generalüberholen und für Euch wahrscheinlich einen Nachfolger suchen müßte?"

    Ein etwas genervt klingendes Knurren Lord Tulliris unterband eine Erwiderung des Admirals. „In der Tat, unsere Leute haben es eher selten mit lebensmüden Sithlords mit einem Faible für Flugakrobatik zu tun. Es ist befremdlich das die Rote Enklave ihre Machtnutzer derartig... zweckfremd... einsetzt, aber darüber habe weder ich noch der Admiral zu befinden.“ Die Betonung des Satzes klang fast wie eine Beleidigung. „Fakt ist aber das ihr das Ergebnis der Übung verzerrt habt, auch wenn es natürlich euer gutes Recht war euch selbst auf die Einsatzliste zu setzen erwarte ich das dies bei einer neu angesetzten Übung ausbleibt. Ihr hattet Euren Spaß, aber nun ist es an der Zeit an den Koordinationsdefiziten unserer Flottenteile zu arbeiten.“


    Der Admiral ergriff wieder das Wort und wandte sich diesmal an den auch anwesenden Lieutenant. „Was mich dazu führt sie wegen ihrer Mißachtung jedweder Sicherheitsvorschriften zur Rechenschaft zu ziehen.“


    „Recht so! Verpassen sie ihm ne Belobigung Admiral. Er ist der einzige gewesen der den Zusatz unter Gefechtsbedingungen ernst genommen hat. Er hätte mich übrigens fast gehabt wenn er nicht ihre Gravimetrie Antenne mitgenommen hätte.“
    Ein kaum merkliches Seufzen des Commodore sowie konsternierte Blicke von der anderen Seite des Tisches folgten auf diesen unerwünschten Einwurf. Der Commodore hatte dem Admiral davon abgeraten die impulsive Sith mit zu der Abschlußbesprechung zu beordern, denn er wußte das jedwede Kritik an ihr abprallen würde wie ein Huttenball an einer Durabeton Wand.


    Einige Minuten später befanden sich die panaschadischen Offiziere auf einem Shuttle das sie zurück zum eigenen Flaggschiff brachte. „Ihr wißt das er recht hatte oder mein Lord?“
    Vrynasha blickte hinaus in das dunkle All. „Hatte er Commodore, aber vielleicht nehmen sie uns jetzt endlich ernst nachdem wir ihnen gezeigt haben das wir ihnen allemal das Wasser reichen können.“

    „Das ihr das könnt mein Lord. Nur ihr müßt niemandem hier eure Können beweisen. Allerdings besteht das Geschwader auch aus mehr als euch und euren Flügelmännern. Und ich...“


    „Ich hab es begriffen Commodore. Keine Stuntshow mehr, ich werd die nächsten Einsätze brav vom Lagezentrum leiten.“


    Eine kurze Stille folgte. „Mein Lord, ihr habt euch heute sicherlich zwei Feinde gemacht. Ich hoffe das ist euch bewußt. Lord Tulliris wird womöglich über Euer Verhalten noch hinwegsehen können solange ihr die Operation nicht gefährdet. Aber der Admiral wird keine Gelegenheit auslassen euch irgendwie in die Pfanne zu hauen und der Lord wird ihm dabei sicher nicht im Weg stehen.“


    Vrynasha nickte leicht. „Die Nachricht ist angekommen Commodore. Ich werde mich in Zukunft zügeln."

    Sword of Naga Sadow – Quartier von Lord Everyndar


    „Und gibt’s was neues?“ Das Holobild von Valchoun saß entspannt in einem bequemen Sessel im weit entfernten Domizil der Everyndarfamilie. „Nicht viel, ich hab mich nur heute wieder mal ein wenig unbeliebt gemacht. Irgendwie hab ich ein echtes Talent dafür den Drommundern auf die Füße zu treten. Der Commodore hat mich bis auf weiteres geerdet.“


    Valchoun unkontrolliert an zu lachen. „Er hat dir die Stiefel aufs Deck genagelt? Das ist mal ne Ansage. Hätte nicht gedacht das der Alte sich das traut.“


    Vrynasha zuckte mit den Schultern und legte ihre Füße bequem auf dem Schreibtisch ab. „War klar das dich das amüsiert. Aber er weiß das er volle Rückendeckung von Mutter hat und die ist immer noch auf Kaas und spinnt weiter Fäden. Vor ein paar Tagen hat sie mich zum Besuch eines Salons genötigt. Um uns ins Gespräch mit anderen zu bringen.“


    Sie mußte einige Momente an das Event denken das nur einige Tage zurück lag. Sie hatte extra auf die Schnelle noch den Haussklaven zur Einkaufsmeile gescheucht um ihr was passendes anzuziehen zu besorgen. Leider verfügte sie nicht über die Ortskundigkeit eines gewissen Lord Theress der wohl ein idealer Ratgeber für dererlei eilig zu tätigende Besorgungen gewesen wäre.
    Die Bilder die sie von ihm gesehen hatte hatten nicht getäuscht. Ein aufgetakelter Schrank von Kerl der wohl weit mehr Zeit im Bad verbrachte als Vrynasha selbst. Die Garderobe perfekt, das Auftreten vorbildlich. Aber erfreulicherweise war er ein recht angenehmer Konversationspartner der es, Vrynasha nicht ganz ungleich, selten auf Spitzen verzichtete wenn sie seiner Erheiterung dienlich waren. Leder waren manche Gäste etwas anders gestrickt gewesen.
    Egal was sie auch sagte. Dieser Danris Variss fand eine Möglichkeit darüber erbost zu sein. Aber womöglich hatte er auch nur eine nervtötende Clanherrscherin die es darauf anlegte ihn wie Vieh auf dem Markt meistbietend zu verschachern.
    Valchoun wirkte nicht ernsthaft betroffen. „Och... Schwester muß feiern... hat mein Mitleid. Was macht die Vermählungsfront? Schon was taugliches in Sicht?“


    Wo man auch gleich wieder beim Thema war. Dem Verschachern. Lord Anechour hatte sich auch in dem nachfolgenden kurzen Gespräch als sehr angenehme Begegnung erwiesen und der Eindruck das ihm der eher unoffensichtliche Zweck dieses Anlasses genauso zuwider war wie ihr selbst bestätigte sich erneut. Aber er gab sich wenigstens Mühe ihr zu vermitteln das es um den Vorgang und nicht um sie als Person ging dabei .
    „Ja, wobei ich vermute das Tryfs Entscheidung schon gefallen war bevor ich ihn kennenlernte. In jedem Fall hoffe ich das er viel Freude an meinem Geschenk hat.“
    Die Reinblüterin schmunzelte, und zu ihrer Überraschung meinte sie das sogar ernst. Wieviel Freude ihm die antiken Opernaufnahmen, dazu noch gleich auf mehrere Weisen, machten erahnte Vrynasha natürlich nichtmal ansatzweise.
    „So Valchoun ich muß jetzt man hier weiter machen. Man hört hoffentlich bald wieder voneinander.“


    Auf einem Kriegsschiff gab es immer viel zu tun und die wenigen Momente Luxus die man sich einfach durch soetwas wie einen Anruf in die Heimat stahl waren rar gesäht.

  • Sword of Naga Sadow – Offiziersdeck


    Es war in der Tat das letzte Shuttle gewesen das an diesem Abend vom Kaas City Raumhafen zur im Orbit liegenden Flotte zurückflog. Die Gänge waren wie ausgestorben denn außer der Wachbesatzung lagen alle Crewmitglieder ordnungsgemäß in ihren Kojen. Morgen im Laufe des Mittags würde die Flotte von Lord Tulliris in den Hyperraum springen. Die Details der Mission waren noch immer geheim.
    Lord Vrynasha steuerte zielstrebig auf die Tür ihres Quartiers zu und stockte kurz als sie den Mann in Offiziersuniform vor ihrer Quartiertür ins Achtung gehen sah. Eigentlich war sie müde, kam gerade von einem äußerst ereignisreichen Abend und dem Salon von Lord Theress zurück. Schlafen war eigentlich das was momentan ganz oben auf ihrer Agenda stand. Aber als Kommandeur konnte man sich das nicht immer aussuchen. Der Blick des Offiziers war etwas unsicher. Angesichts des Aufzugs in dem die Reinblüterin auf das Schiff gekommen war nicht gänzlich unerklärlich. Eine Abendrobe aus tiefvioletter Lashaa Seide und diverser Schmuck der in der kalten Flurbeleuchtung blitzte und blinkte waren an Bord eines Schlachtkreuzer nun mal keine alltäglicher Anblick.
    Vrynasha erkannte den Lieutenant erst nach einigen Sekunden wieder. Es war keiner aus ihrem eigenen Geschwader, sondern eben jener der sich bei der Übung vor zwei Wochen Disziplinararrest eingehandelt hatte weil er versucht hatte sie abzufangen.


    „Kann ich etwas für sie tun Lieutenant?“


    Der Offizier grüßte militärisch wenn auch etwas unsicher und schlug dann schnell die Augen nieder. „Melde mich wie befohlen zum Dienst mein Sith Lord.“
    Vrynasha hob eine Braue und legte den Kopf leicht zur Seite. Das er getrunken und bei der Rückkehr zur Flotte das falsche Shuttle genommen hatte war ausgeschlossen. Er war korrekt uniformiert und erweckte einen sehr nüchternen Eindruck. „Und warum melden sie sich dann nicht bei ihrem Geschwaderkommandanten auf der Damnator?“


    „Mein Sith Lord, wie ihr sicher informiert wurdet haben Admiral Thurig und Commodore Bakan angeordnet das aus jeder Staffel ein Pilot ausgetauscht wird um die Integration der Flottenverbände voran zu treiben. Ich bin der Austauschpilot der Aurekstaffel und ersetze Captain Horaz Jagorn.“


    Ja sicher hatte man sie über diesen Schritt informiert, auch wenn sie das für den Moment verdrängt hatte. Das letzte was sie gebrauchen konnte waren Thurigs Spitzel in ihrem Geschwader die sicherlich jede Gelegenheit nutzen würden sich für die Schmach eines lahmgeschossenen Flaggschiffs zu revanchieren. Das man ihr obendrein auch noch ihren Flügelmann wegnahm – mal abseits der Tatsache das sie ohnehin Einsatzsperre hatte – war noch die Krönung. Sie nichtmal über diesen Wechsel zu informieren, darüber würde sie mit dem Commodore nochmal ein Wort zu reden haben.

    „Sie scheinen beim Admiral echt unten durch zu sein Lieutenant das er sie ausgerechnet in meine Staffel steckt.“


    „Bei allem Respekt mein Lord, ich habe mich freiwillig gemeldet.“


    Vrynasha kam nicht umhin zu lachen. „Na gut dann sind sie ein Masochist. Sie wissen das Captain Jagorn mein Flügelmann ist.“
    Der Lieutenant atmete etwas tiefer ein. „Das ist mir bewußt mein Lord.“
    Vrynasha nickte nachdenklich und ließ den Blick über den Offizier schweifen welcher immer noch jedem Blickkontakt auswich.
    „Gut Lieutenant. Das wird für sie folgendes bedeuten: Da ich Einsatzsperre habe werden sie die Staffel führen und werden sich morgen auf dem Einsatzbriefing mit den Leuten vertraut machen. Das letzte was ich brauche ist ein Staffelführer der mit seinen Leuten nicht umgehen kann. Bekomme ich den Eindruck das sie mit meinen Männern überfordert sind sind sie raus.“


    „Jawohl, mein Sith Lord!“ bestätigte der Lieutenant in militärischem Tonfall.

    „Desweiteren werde ich, sofern sie im Dienst sind entweder mit Sir oder Commander angesprochen. Mein Lord werden sie sich in Anwesenheit anderer Piloten kneifen. Hör ich ein Ma'am gibt’s ne Schelle.“


    „Jawohl mein...Commander. Verzeihung Gewohnheit Sir.“


    „Gewohnheiten sind auf dem Schlachtfeld eine Todesgarantie Lieutenant. Desweiteren erwarte ich als ihr kommandierender Offizier das sie sich in einem dienstlichen Gespräch mit mir und nicht mit meinen Schuhen unterhalten. Spätestens ab morgen werden sie ohnehin keine Möglichkeit mehr haben Respekt als Ausrede dafür zu benutzen meine Beine zu taxieren.“


    Männer waren doch alle gleich. Egal wieviel Angst sie hatten, eine Gelegenheit zur Betrachtung von ein wenig nackter Haut wurde immer genutzt. Manche machten das geschickt, so wie der Lieutenant, andere weniger geschickt. Man konnte es ignorieren... oder ausschlachten. Vrynashas Vorliebe war definitiv letztere.


    Der Blick des Offiziers schoß unvermittelt in die Höhe, während seine Gesichtsfarbe versuchte der von Vrynasha Konkurrenz zu machen. „Mein Lord...Commander ich...“


    „Ja ja ich weiß haben sie nicht getan, falscher Eindruck, nicht so wie sie denken... alles schon drei mal gehört. Ich kommandiere seit zwei Jahren ein Jagdgeschwader das zu 75% aus Kerlen besteht die sogar einem Darth auf den Arsch gucken würden wenn sie glauben das es sich lohnt und das sie damit davon kommen. Wenigstens habe ich erreicht was ich wollte. Sie aus ihrer Routine zu reißen und demzufolge aufmerksam zu machen. Ach so für den Fall das ihnen das Quartier von Captain Jagorn zugewiesen wurde. Das befindet sich dort.“


    Sie zeigte auf die schmucklose Kabinentür gegenüber ihrer Eigenen.


    „Erstbesprechung findet morgen früh um 0700 in meinem Quartier statt. Wo das ist wissen sie ja. Um 0830 ist Frühstück und um 0900 beginnt das Hauptbriefing. Wenn sie nicht pünktlich sind jag ich sie fünfmal um den Hangar. Kriege ich mit das sie dem Admiral interne Vorgänge berichten die außerhalb des Geschwaders nichts verloren haben suchen sie sich beim nächsten Flug besser nen netten Asteroiden und setzen sich dort zur Ruhe. Fragen, Anregungen abzulehnende Wünsche?“


    Der Lieutenant schüttelte mit leicht offen stehendem Mund den Kopf. Er zeigte sich mit der Situation definitiv überfordert. Vielleicht hätte er die Meldung doch besser auf morgen verschoben wo er ausgeruht war und sich mental besser auf die Konfrontation hätte vorbereiten können. „Dann können sie wegtreten Lieutenant!“
    Der Offizier salutierte pflichtgemäß. „Ich denke sie werden verstehen das ich den Salut in Ermangelung einer Uniform nicht erwidern werde.“ Stattdessen nickte die Reinblüterin nur knapp und wandte sich dann ihrer eigenen Kabinentür zu.


    Geschwaderbriefing Raum des Taloned Demons Geschwaders.


    „Kommandierender Offizier auf dem Flugdeck!“ bellte der Unteroffizier der am Eingang des großen Briefingraums Wache stand. Alle Anwesenden erhoben sich geschlossen und wendeten sich in Richtung des zwischen den Stuhlreihen verlaufenden Mittelgangs um zu salutieren während die Reinblütige in perfekt sitzender Offizieruniform nach vorn in Richtung des angehobenen Pultes schritt das neben einem Holoprojektor errichtet war. Das über diesem schwebende Diagramm zeigte eine detaillierte Aufschlüsselung der Staffelbesetzungen. Einige Namen waren farblich hervorgehoben.
    „Morgen Herrschaften... setzen!“ befahl Vrynasha knapp. Ohne weiteres ging sie zur Tagesordnung über. Zuviele Worte waren ihr weitgehend zuwider.


    „Wie sie alle sehen hat sich in unserer Besetzung einiges geändert. Jede unserer Staffeln hat einen Neuzugang erhalten der dem Geschwader der Damnator entstammt. Zeitgleich wurde einer ihrer Kameraden auf die Damnator versetzt. Ich erwarte das diese Piloten ordnungsgemäß eingebunden und respektvoll behandelt werden. Wir sind jetzt offiziell Bestandteil von Lord Tulliris Flotte und werden uns auch so benehmen. Im Anschluß an dieses Briefing werden sie Gelegenheit haben in den Staffelbriefings sich näher kennenzulernen und ich rate ihnen diese Gelegenheit zu nutzen.“


    Sie machte eine kurze Pause und wandte sich dann in Richtung der abgesetzten Stuhlreihe auf der die Staffelführer des Geschwaders saßen. “Lieutenant Conrad Abconn, vortreten!“


    Der Angesprochene erhob sich ruckartig und tat wie befohlen, vor seinem Stuhl in Haltung gehend und salutierend. „Ja … Sir“. Vrynasha war das kurze Zögern aufgefallen und sie gönnte sich ein kurzes Zucken der Mundwinkel. Zumindest lernte er schnell und das war eine der Eigenschaften die sie an Piloten nach Flexibilität am meisten schätzte. „Hiermit befördere ich sie kommissarisch in den Rang eines Captains. Diese Beförderung wird, so sie sich als Führer ihrer neuen Staffel beweisen in eine dauerhafte umgewandelt. Sie dürfen sich setzten.“


    Sie würde dem Lieutenant später erklären warum sie es für erforderlich hielt ihm einen neuen Rang zu verpassen. Es war weder ein Vertrauensvorschuß noch sonst irgendetwas. Dererlei gab sie sich nicht hin.


    „Nun zu den Details des Einsatzes. Unser Ziel ist das Ilvanum System nahe der Prigan – Promox Hyperraumroute. Das System wird derzeit von einer republikanischen Garnison gehalten und das werden wir ändern. Hauptaugenmerk ist es die Kontrolle über die Promox Route zu bekommen, die als Nachschubverbindung für im imperialen Raum operierende republikanische Verbände genutzt wird. Unser Aufträge werden sein den Flottenperimeter abzusichern und Landeschiffe auf dem Weg zur Planetenoberfläche gegen Jäger abzuschirmen. Das Trailblazers Geschwader wird seine Bomber zur Desintegration der orbitalen Verteidigungssysteme und etwaiger vor Ort befindlicher Kriegsschiffe einsetzen und den Jagdschutz seiner Bomber selbst übernehmen. Demzufolge werden sie in den nächsten vier Tagen in denen sich die Flotte im Hyperraum befindet jeden Tag drei Simulatoreinsätze fliegen. Die ersten drei werden dazu dienen die Staffeln für ihre jeweiligen Aufgaben auszuwählen. Die restlichen werden sie auf ihre jeweilige Einsatzrolle vorbereitet. Ich erwarte von Ihnen das sie diese Trainings als Ernstfalleinsätze betrachten. Nehmen sie alle ihr Flugvorschriftenhandbuch unter dem Kopfkissen hervor und sperren sie es in ihren Quartiertresor. Die Republikaner werden nicht nach Regeln fragen wenn es los geht.“


    Sie pausierte in ihren Ausführungen und blickte über die aufmerksam lauschenden Piloten um etwaige aufkommende Fragen einzuholen. Bis jetzt schien jedoch niemandem etwas unklar.


    „Kommen wir nun noch zu einem neuralgischen Punkt unserer Mission, was auch der Grund ist warum wir erst nach dem Verlassen von Drommund über die Einsatzpläne informiert wurden. Die Promox Route kreuzt unsere derzeitige Route im unbewohnten Unato System. Die Republik weiß über die Bedeutung dieses Kreuzungspunkts bescheid und hat in einem äußeren Orbit um den Stern einen Weitbereichs Horchposten errichtet.“


    Der Holoprojektor wechselte die Darstellung und zeigte eine dreidimensionale Ansicht des genannten Sonnensystems das hauptsächlich von zwei Gasriesen und deren Mondsystemen dominiert wurde. Außerhalb der Bahn des äußeren Gasriesen wurde mit einem roten Zielmarker der Horchposten auf seiner Umlaufbahn markiert. „Wenn dieser Horchposten unsere Flotte meldet verlieren wir das Überraschungsmoment welches für das Gelingen der Operation entscheidend ist.“


    Ein Flight Officer aus einer der hinteren Reihen hob die Hand und stand dann auf als Vrynasha ihm zunickte. „Meines Wissens verfügt die Flotte nicht über ein Störschiff. Wie wird verhindert das der Horchposten einen Notruf absetzt?“
    Die Frage war berechtigt. Es war ja nicht so das bei einer Feindsichtung ein Meldeschiff losgeschickt wurde um die Kunde weiterzutragen.
    „Das verhindern wir damit das wir ihnen keinen Grund geben einen Notruf abzusetzen.“


    Die animierten Planeten des Hologramms froren in ihrer Position ein und eine hellblaue Linie bewegte sich von links in das System hinein bis zu einem Kreuz in unmittelbarer Nähe eines der Gasriesen.
    „Commodore Bakan hat den Flottensprung so berechnet das er direkt in den Sensorschatten von Unato 9 führt. Der Flottenverband ist trotz der einzuhaltenden Mindestabstände klein genug damit der Gasriese die Signatur vollkommen verdeckt.“


    Diesmal war es ein Pilot der Damnator der sich meldete. Auch er durfte seine Frage stellen. „Commander, verstehe ich sie richtig. Wir springen mit einem kompletten Flottenverband in eine nicht markierte Sprungzone im höheren Orbit eines Gasriesen? Ist das nicht ein wenig riskant?“


    Vrynasha nickte und schickte sich an die Frage zu beantworten. „Militäroperationen haben einen Hang zum Risiko Flight Officer. Und manche davon sind etwas risikoreicher als andere. Commodore Bakan wurde vom Admiral jedoch genau aus diesem Grund mit der Flottennavigation betraut. In unserem Heimatsektor stellen Sprünge in Gefahrenumgebungen eher den Normalfall denn eine Ausnahme dar. Der Commodore ist einer der besten Navigatoren unserer Sektorflotte und hat einschlägige Erfahrung damit. Ist ihre Frage damit beantwortet?“


    Der Pilot nickte und setzte sich wieder.


    „Das was für uns in den nächsten Tagen wichtig ist, ist die Tatsache dass wir uns etwa sechs Stunden innerhalb des Systems aufhalten werden um die zweite Sprungetappe in das Zielsystem zu berechnen. Da nicht auszuschließen ist das die Republik versucht die Sensorlücken hinter den Gasriesen mit Langstreckenpatroullien auszuleuchten bedeutet dies das wir etwaige feindliche Jäger abfangen müssen bevor diese den Schatten des Planeten verlassen und unsere Anwesenheit melden können. Das bedeutet während dieser sechs Stunden werden sich jeweils drei unserer Staffeln im zweistündigen Wechsel im Raum befinden. Nach meinen Berechnungen haben wir, angesichts der Störungen durch die Strahlengürtel der Gasriesen, bei Entdeckung ein Zeitfenster von zwölf Minuten die Gegner abzufangen ehe sie unsere Position verraten können. Sensor und Funkreichweiten sind innerhalb der Strahlenfelder durch starkes Rauschen verkürzt daher heißt es schnell reagieren und kompromißlos zuschlagen. Sehen sie es als Ansporn das jeder einzelne von Ihnen unter Umständen die erfolgreiche Besetzung des Planeten Ilvanum für das Imperium sicherstellen wird oder sie mißlingen läßt.“


    Das einigen der Piloten nicht wohl bei der Sache war die sich gerade mit Überlichtgeschwindigkeit auf sie zubewegte war offensichtlich. Doch Vrynasha hatte das notwendige Vertrauen in den Commodore und seine Navigationskünste und versuchte dieses Vertrauen nach außen auszustrahlen.


    „Wenn keine Fragen mehr sind sind sie jetzt in ihre Staffelbriefings entlassen.“


    Zurück in ihrem Quartier saß Vrynasha auf ihrer Koje und lauschte den Klängen der Oper die Lord Theress ihr empfohlen hatte. Irgendwie hatte er wohl eher unabsichtlich ein Stück empfohlen das genau in die derzeitige Situation passte. Das Heraufziehen eines echten Kampfeinsatzes. Die Schonzeit war vorbei. Sektorschutzpiloten die bisher hauptsächlich mit Piraten und Separatisten Gesocks zu Kämpfen gehabt hatten würden nun den „echten“ Krieg erleben, so es denn auch unechten Krieg gab. Die getragene unheilkündenden Partitur des Stücks versetzte Vrynasha in eine innere Unruhe. Wenn es nach ihr ging hätte sie sofort aus dem Hangar jagen und sich dem Feind entgegen werfen können. Was es ihr irgendwie noch unwirklicher erscheinen ließ das ihre Mutter so viel Gewicht in diese Eheanbahnung legte.
    Aber Lord Theress hatte trotz seines eigenen Widerwillens verstanden einen Eindruck auf sie zu machen der verhieß das es weitaus schlechtere Partien geben würde. Blieb abzuwarten was bei ihrer Rückkehr nach Kaas auf sie wartete. Nicht das sie Zweifel hatte zurückzukehren. Mit dererlei trieb sie sich nicht um. Aber Schlachten vermochten Dinge zu verändern die nicht direkt mit dem Krieg zu tun hatten.
    Sie befahl dem Bordcomputer die Musik lauter zu drehen, so als könne sie die Gedanken in ihrem Kopf damit zum verstummen bringen. Ungebeten kam das Bild einer in ihrem Salon auf und abtigernden Gahaar Theress vor ihr geistiges Auge die im Gegensatz zu ihrem Sohn sich für Sithopern überhaupt nicht begeistern konnte. Ja in der Tat... wenn man schon gemeinsam in dieser Katastrophe feststeckte konnte man auch gemeinsam sein Mißfallen zum Ausdruck bringen.

  • Kaas City – privater Trainingsraum
    von Lord Tryf



    Ein fieser Fußfeger wischte den jungen Mann von den Füßen als sei er nichts weiter als eine starre Trainingspuppe. Dumpf klatschte er auf die flexiblen Bodenmatten. Nicht viel mehr als eine leichte Prellung und eine schallende Ohrfeige für seinen verletzten Stolz. Natürlich taten seine Muskeln weh. Er hatte längst einen Erschöpfungsgrad erreicht der ihn nur noch mehr Fehler machen lassen würde.
    Ein metallbeschlagener Stiefel stellte sich auf seine Kopfseite und vertiefte die leichte Eindellung die der Kopf auf der Trainingsmatte hinterließ.
    „Was war das Bakan? Schlaft ihr noch? Einen Caf vielleicht bevor wir weiter machen?“


    Die rauhe Stimme der wesentlich älteren Frau klang amüsiert aber auch ein wenig entnervt. Der Klang ihrer Stimme wurde nicht sympathischer durch die Verfärbung die die schwarze metallene Dämonenmaske ihr verlieh, die die Frau auf dem Kopf hatte.


    Mit dem Ende ihres Übungsstabs klopfte sie an die Stirn des jungen Sith. „Noch jemand daheim oder alle schon im Ausstand? Aber macht euch nichts draus. Die meisten meiner Schüler verbringen ihre ersten Tage mehr krabbelnd als laufend. Hoch mit euch!“ schnurrte die verhüllte Frau und nahm zeitgleich ihren Fuß von seinem Gesicht.
    Etwas unbeholfen rappelte der junge Mann sich hoch, kam jedoch gerade bis zu einer halben Kauerhaltung eh ein kräftiger Tritt ihn wieder zu Boden beförderte.


    Ein gepresstes „Au! Was zum...“ schluckte der gemaßregelte Schüler gerade noch hinunter. „Ja was? Zu müde? Noch ein bisschen ausruhen? Wenn ich sage hoch mit euch heißt das nicht das ihr den Zeitpunkt bestimmt wann ihr wieder in der Senkrechten zu sein habt.“


    Der Spott klang eisig durch die dämonische Kopfbedeckung der Frau, die mit leicht schräg gestelltem Kopf auf ihren Schüler zustolzierte.
    Dieser rollte sich panisch einige Handbreit weg um sich dann möglichst schnell in die Senkrechte zu begeben. Er schaffte dies auch, gerade noch rechtzeitig sein Hinterteil einziehend, bevor es Ziel eines neuerlichen Tritts wurde.


    „Na also, ihr werdet besser. Diesmal habt ihr es gleich beim zweiten Versuch geschafft. Übung macht den Meister. Oh Verzeihung... Lord.“
    Lord Tryf zog den Kampfstab ihres Schülers mit einer nahezu spielerisch anmutenden Bewegung ihres Handgelenks vom Boden zu sich hoch und hielt ihn ihrem lauernd
    dreinblickenden Schüler hin. Er wußte es besser als jetzt einfach leichtsinnig nach der Waffe zu greifen.


    Stattdessen wich er einen Schritt zurück. Ein unentzifferbarer Laut, der bei einer weniger bösartigen Frau vielleicht ein mitleidiges Seufzen gewesen sein könnte, kroch
    unter dem Dämonengesicht hervor. Dennoch vermochte er aber nicht den jungen Sith zu einem leichtfertigen Griff in Richtung der Übungswaffe zu verleiten.
    „Ihr sagtet mir ihr kämpft nicht gegen Unbewaffnete...also bleib ich fürs erste mal lieber unbewaffnet.“
    Der junge Mann hob in einer kapitulierenden Geste seine Hände und machte noch einen Schritt zurück in Richtung einer der Türen die aus dem Raum hinausführten.


    Nun mußte die Sith doch kurz glucksen. Ihre Schultern erbebten leicht ehe sie den Stab einige Male schnell um das Handgelenk kreisen ließ und dann zielsicher auf die
    Wandhalterung warf wo er scheppernd in den Halteringen liegen blieb.
    Die Demonstration verfehlte wie so oft ihre Wirkung auf den jungen Mann namens Calab Bakan nicht. Wer diese Frau ob ihres Alters unterschätzte war ziemlich schnell eine Leiche. Sicher er war körperlich kräftiger als die alternde Reinblüterin aber in Ausdauer und Technik?! Da mutete das eher an wie ein Kampf einzelner Tuske gegen imperialer Kampfläufer.
    „Dann schert euch ins Bad und bringt euch in Ordnung. Ich erwarte euch in einer Stunde im Studierzimmer.“ befahl Tryf knapp. Ein Befehl, dem unter Androhung körperlicher Pein gefolgt werden mußte. Sie mußte es nicht explizit sagen. Schon eine reguläre Trainingseinheit mit ihr hinterließ Schürfungen, blaue
    Flecken und schmerzende Gelenke. Sie schonte weder sich noch ihren Schüler, aber irrsinnigerweise war es genau das gewesen das ihn dazu bewogen hatte sich zu melden. Mittlerweile kam ihm mehrfach die Idee das er das noch bereuen würde.
    Schnell huschte er aus dem Trainingsraum ihr jedoch erst den Rücken zuwendend als die Tür sich schon fast geschlossen hatte.


    Eines lernte man schon in der ersten Woche unter der Hand dieser Frau. Paranoia...


    Tryf nahm die furchterregende Metallmaske vom Kopf als der junge Mann den Trainingsraum verlasse hatte. Ihre immer noch volle, nur hier und da von einer aschgrauen
    Strähne durchzogene, schwarze Haarpracht klebte an den Seiten ihres Kopfes und sie tupfte sich mit einem der Handtücher die immer in diesem Raum bereit lagen die Stirn, was recht schnell nasse Flecken auf dem weißen Stoff hinterließ.
    Manchmal fragte sie sich warum sie sich das in ihrem Alter überhaupt noch antat. Jedes mal von neuem zu beginnen mit einem Grünschnabel, der frisch von der Akademie kam und nach ein paar sicherlich imposanten Trainingsduellen gegen seine Mitschüler glaubte er wäre die Massasi Urgewalt... nur um dann mit dem Gesicht auf der Matte festzustellen das auf seinem Weg zur Urgewalt noch einige Felsbrocken lagen.
    Pflichtbewußtsein war es sicher nicht. Etliche Lords waren aus ihrer harten Schule hervorgegangen, nicht nur die die ihre eigene Familie ausmachten. Sie hatte ihren Soll übererfüllt und dennoch war sie wieder dabei es zu tun.


    Etwas versonnen betrachtete Tryf sich in dem großen Wandspiegel der eine Seite des Raums ausfüllte. Ihre Mundwinkel hoben sich ein wenig. „Gibs zu, Du bist süchtig danach junges Fleisch in Form zu prügeln. Jeder braucht seine Leidenschaft, und das ist Deine.“


    Der Lord genehmigte sich ein kurzes aber ausgelassenes Lachen in der Stille des einsamen Trainingsraums. Eine nach außen kaum jemals gezeigte Regung. Tryf erwartete von ihren Schülern das sie sich immer im Griff hatten und lebte diese Einstellung mit eiserner Hand vor. Sie liebte es Kontrolle auszuüben und nicht zu letzt Kontrolle über sich selbst. Wenn sie lachte, dann weil sie es sich gestattete. Wenn sie Tränen vergoß... wann war das das letzte mal gewesen? Ja! Auch dann nur mit ihrer schriftlichen
    Erlaubnis. „Nunja, entweder er wird meiner würdig oder er zerbricht bei dem Versuch. Machen wir schließlich seid Jahrtausenden so.“
    Nahezu gleichgültig zuckte sie mit den Schultern, warf das Handtuch neben die Kommode auf den Boden und verließ den Raum.


    Eigentlich hatte sie vor ihre Gemächer aufzusuchen um ihrem Schüler nicht in derangierter Form gegenübertreten zu müssen. Beim Kampf durfte man Schwitzen, sich im
    Dreck wälzen, die Kleider zerwühlen keuchen und ächzen. Aber wenn die Waffen wieder in ihren Haltern lagen, war es oberste Pflicht jederzeit einen Darth empfangen zu können.
    Doch sie änderte ihren Entschluß als sie eines anderen Reinblüters gewahr wurde der es sich im Salon des Hauses bequem gemacht hatte.


    „Na wen haben wir denn da. Sei gegrüßt Valchoun. Wie mir scheint war das Schiff pünktlich am Raumhafen. Ist ja mal zur Abwechslung erfreulich.“
    Der angesprochene wesentlich massigere Mann erhob sich und verneigte sich pflichtbewußt vor seiner Mutter. „Mutter, ich bin froh das es in der Tat ein erfreulich pünktlicher Flug war.“


    Das es dreist gelogen war überging Tryf galant. Keines ihrer Kinder konnte sich für eine Reise von der Enklave in die stygische Calderah begeistern. Schon garnicht wenn es auf Befehl ihrer Mutter geschah. Doch Valchoun war ein wichtiges Puzzlestück in den Bemühungen Tryfs die Stellung der Enklave gegenüber dem restlichen Konglomerat und dem Imperium zu behaupten.
    Das es dabei immer auch zuallererst um ihre Stellung innerhalb der Enklave ging war ein offenes Geheimnis.


    „Wie mir scheint habe ich Vrynasha verpasst? Bedauerlich sie hatte mir ja gesagt das sie bald einen Einsatz fliegen würde, ich hatte nur gehofft ich könnte sie vorher noch mal sehen.“


    Tryf hob die Brauen und schmunzelte stumm. „Valchoun nicht immer so sentimental. Ich weiß das ihr zwei ein Kopf und ein Hinterteil seid, aber jeder für sich hat nunmal Pflichten. Deine war bisher daheim und ist jetzt hier. Vrynashas Pflichten hat sie sich selbst ausgesucht.“


    Valchoun nickte ergeben. Das die Wahl der Pflichten seiner Schwester nicht gerade auf Gegenliebe bei ihrer Mutter stieß war nicht zu leugnen. Aber sie kannte sich und damit auch ihre Nachkommin besser als das sie versuchen würde darauf Einfluß zu nehmen.


    Vrynasha war genau jener harte Brocken Cortosis den Tryf aus dem jungen Calab zu machen gedachte, auch wenn sie zu ihrer Schande gestehen mußte das Ronavis einen größeren Anteil an Vrynashas Durchsetzungsvermögen hatte.
    Natürlich war sie stolz auf ihre Tochter und das was sie erreicht hatte bisher. Aber es laut zuzugeben verstieß gegen Tryfs innerste Überzeugung.
    „Weiß man schon wann die Flotte zurückkehren wird?“


    Tryf schüttelte den Kopf. „Nein, im Holonet wurde gestern berichtet das es einen gelungen Überraschungsangriff auf das Ilvanum System gegeben hätte. Die Republik hat nach zwei Tagen bedingungslos kapituliert. Richte dich also darauf ein das deine Schwester wieder tagelang Fliegergeschichten zum besten gibt wenn sie zurück ist.“


    Valchoun schmunzelte stoisch. Seine Schwester war was das anging tatsächlich manchmal etwas arg begeisterungsfähig. Aber das in den Ausführungen seiner Mutter auch
    eine gehörige Portion Unverständnis für das Pilotenhandwerk mitschwang war ihm klar. Gerüchten zufolge hatte Tryf es einmal gewagt zu Vrynasha in ein Cockpit zu steigen und dies mit einer ruinierten Robe bezahlt. Selbstredend tat man sich selbst was gutes nicht danach zu fragen.


    Das Holokom das im Salon auf einem kleinen Tisch montiert war piepte aufdringlich und heischte erfolgreich um die Aufmerksamkeit der beiden Sith. Tryf ging auf das Gerät zu und aktivierte es mit einer wischenden Handbewegung.
    Es dauerte einige Momente ehe das Bild sich aufbaute, was auf eine interstellare Verbindung hindeutete. Das leicht verrauschte Bild zeigte Commodore Vyrell Bakan, den Kommandeur des Flaggschiffs der panaschadischen Expeditionsflotte.
    „Commodore? Was verschafft mir denn diese Ehre? Ich habe von eurem Sieg schon im Holonet gelesen.“
    Das Gesicht des Commodore strahlte aber eher Besorgnis denn Freude über einen zurückliegenden Sieg aus.


    „Ja, habt Dank mein Sithlord. Ich hätte mich schon früher gemeldet, aber ihr wißt ja wie das ist mit strategischen Erfordernissen während einer Militäroperation.“


    Die Sithfrau nickte leicht und in ihrer Haltung zeigte sich das sich die Besorgnis des Commodore auf sie übertrug. „Mein Sithlord es geht um Eure Tochter Lord Vrynasha.“


    Tryf schnaufte leicht und fixierte das Hologramm des Commodore mit ihrem Blick. „Commodore, es war eure Idee sich auf das unsinnige Experiment inzulassen einen Sith Lord in eure Kommandostruktur zu integrieren und das entgegen meiner deutlichen Empfehlung. Nun beschwert euch nicht bei mir das es mal
    wieder schief gegangen ist. Aber sei es drum... Was hat sie diesmal angestellt?“


    Der Commodore hob beschwichtigend die Hände und versuchte sich in einem Lächeln.


    „Oh mein Lord. Nein mitnichten. Lord Vrynasha ist ein vorbildlicher Kommandeur und das Geschwader würde sich mit ihr an der Spitze nackt einem Rancor stellen. Seid dahingehend beruhigt das disziplinarisch alles in bester Ordnung ist. Dieser Ausrutscher mit Lord Tulliris Flaggschiff war eine einmalige Sache.“


    Ja sicher eine einmalige Sache in einer langen Kette von einmaligen Gelegenheiten bei der Vrynasha über die Stränge geschlagen war. Diesen unsäglichen Funknamen "Riot" trug sie schließlich nicht von ungefähr. Aber die Erinnerung eines Offiziers ließ sich spielend leicht durch ein paar erfolgreiche Abschüsse tilgen.
    „Nein... ich fürchte diesmal ist es nicht so einfach...“

  • Gasriese Unato 9


    Der ewige Tanz der zwei bläulich leuchtenden Gasriesen und ihrer Heerschar an Monden vollführte sich seit Jahrmillionen in trauter Gleichmäßigkeit. Das System war de facto unbewohnt. Eines jener Millionen von Sonnensystemen der Galaxis die noch nicht die Aufmerksamkeit raumfahrender Völker auf sich gezogen hatten sei es als Wohnort oder als Abbaugebiet seltener Rohstoffe. Unato hatte davon wenig zu bieten und näher am bewohnten Raum gelegene Systeme waren einfacher zu erreichen.
    Der einzige Grund für die Anwesenheit des republikanischen Horchpostens am Systemperimeter war der daß sich in dieser leeren Einöde zwei Hyperraumrouten mäßiger Wichtigkeit kreuzten. Die eine, die Dorinth Makan Route führte in Richtung des imperialen Raumes wurde eher selten frequentiert. Dennoch war aus dieser Richtung gerade in den letzten Monaten Ungemach zu vermuten. Die andere, die Prigan Promox Route führte in den grenznahen republikanischen Raum. Sie war keine sonderlich frequentierte Route, aber hatte sich in den letzten Monaten als recht risikolose Nachschubroute in der Grenzregion bewährt.
    Sicher kein kriegsentscheidenes System, aber dennoch eines das der Aufmerksamkeit des SID bedurfte.
    In die idyllische Stille kam unvermittelt Bewegung als mehrere fahlgraue Kolosse aus den Wirrungen des Hyperraums herausschossen um sich in einem weitläufigen Ring zwischen dreien der mehr als einem Dutzend Monde niederzulassen. Träge drifteten die stählernen Monster auf erkaltendem Plasma in den orbitnahen Raum des Gasriesen, lauernd aber still. Doch in ihrem Inneren gärte emsige Geschäftigkeit.


    Der Lageraum der „Sword of Naga Sadow“ war in blutrotes Licht getaucht, nur durchbrochen von grünen und blauen Fragmenten diverser Holoprojektionen. Lord Vrynasha stand auf ihrem „Feldherrenhügel“ einer leicht erhöhten Plattform in der Mitte des Raums. Um sie verteilt ein Dutzend Offiziere die die Geschicke der beiden Raumjägergeschwader dirigierten.


    „Staffeln drei vier und fünf sind raus! Erreichen Vorhutposition in T – 30.“


    „Absolute Hypercom Funkstille ist einzuhalten. Ausschließlich Nahbereichsfunk. Wir können uns jetzt keinen Fehler erlauben.“ befahl der Lord ruhig von seinem erhöhten Stand und beobachtete wachsam die kleinen grünen Dreiecke die auf der zentralen Holoprojektion von den großen blauen Schemen der Schlachtschiffe ausschwärmten.
    Es war ein kritischer Punkt der ganzen Operation, dass was auch immer geschah, man an diesem Punkt auftauchte und wieder verschwand ohne das jemand Notiz davon nahm. Keine leichte Aufgabe angesichts der Anwesenheit zweier Harrower und der langgestreckten nicht weniger imposanten „Sword“.
    „Kommandeur an Deck!“ meldete einer der Unteroffiziere am Eingang zum Lageraum. Vrynasha blickte mit etwas zusammengekniffenen Augen in Richtung der Tür aus der das grell weiße Korridorlicht flutete. Fast so als fürchtete sie schon allein durch dieses grelle Licht der Gefahr ausgesetzt zu sein durch den irgendwo hinter dem Gasriesen positionierten Gegner entdeckt zu werden.
    Commodore Bakan nickte dem Türposten kurz zu und suchte sich dann seinen Weg zwischen den Holotischen und Computerterminals hindurch zu der zentralen Plattform.


    „Mein Lord, wie ist der Stand?“


    Vrynasha winkte den grauhaarigen Offizier auf ihren Leitstand und ihr zufriedenes Lächeln verriet ihm schon eine vorläufige Antwort auf seine Frage.
    „Bestens Commodore, die Jäger kamen sauber aus den Docks, sind auf dem Weg zu ihren ersten Wegpunkten. Ungünstigerweise werden die ersten in zehn Minuten unseren Funkbereich verlassen und sind dann auf sich gestellt. Aber es geht ohnehin nur um die geringe Wahrscheinlichkeit das die Republik im Sensorschatten der Gasriesen Patroullien fliegt. Sollte das geschehen hat jeder Staffelführer die Order ohne Vorwarnung anzugreifen und den Gegner auszuschalten ehe er melden kann.“


    Der Commodore nickte zufrieden. Wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann das Lord Vrynasha einen einmal gefaßten Plan minutiös in die Tat umsetzte und aus den ihr zur Verfügung stehenden Resourcen das beste herausholte. Er hatte sehr zu seiner Erleichterung bemerkt das sich die anfänglichen Reibereien zwischen den Crews der Schiffe nach den ersten Austauschen recht schnell gelegt hatten. Nachdem auch die anderen gemerkt hatten daß sie mit Profis zusammenarbeiteten hatte man sich zusammengerauft.
    Einer der Sensorikoffiziere trat an den Leitstand heran, ein Datenpad in der Hand. Vrynasha beugte sich über die Brüstung und bedeutete dem Offizier das er seine Meldung formlos absetzen konnte. Der Commodore beobachtete nunmehr etwas alarmiert die sich entspinnende Diskussion. Mehrfach wischte der Offizier über sein großformatiges Pad, verschiedene Diagramme des Sonnensystems und Datenreihen aufrufend, doch viel mehr noch als das übereifrige Hantieren des Soldaten verriet ihm das zusehends finsterer werdende Gesicht des Lords das es ein Problem gab.


    „Gibt es Probleme?“


    Vrynasha nickte und starrte einige Momente finster auf die Holoprojektion auf dem zentralen Projektor. „Unsere Astrogationsabteilung hat die Umlaufgeschwindigkeiten zweier Monde falsch berechnet. Daraus ergibt sich eine Lücke von 12000 Klicks die wir nicht in der Überwachung haben. Da könnte sich ein halber Horchposten drin verstecken. Leider können wir keine der bereits auf dem Weg befindlichen Staffeln so repositionieren das sie unser Loch abdeckt.“
    Frustriert schlug die Reinblüterin mit der geballten Faust auf das Geländer.


    „Eine zusätzliche Staffel starten mein Lord? Immerhin befinden wir uns nur sechs Stunden hier, daß heißt wir müssen die Rotation etwas strecken aber haben durchaus die Kapazität.“


    Vrynasha schüttelte den Kopf. Es war zum Auswachsen. „Nein Commodore, daß wird leider so nichts. Die magnetischen Störungen zwischen den beiden Monden sind noch stärker als im restlichen Umfeld des Planeten und nur vier Schiffe unseres Geschwaders haben die dafür nötigen Sensorbatterien damit sie da nicht wie im Nebel umherirren.“
    Der Commodore runzelte die Stirn, wandte sich kurz einem der Computerterminals zu und rief ein paar Listen auf. „Nunja mein Lord. Die 1- Aurek ist noch im Hangar.“


    „Ein noch in der Eproboung befindliches Vorserienmodell zur Langstreckenerkundung, für den nur ein Pilot des Geschwaders eine Freigabe besitzt.“
    Der Commodore seufzte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wär ja auch schlimm wenn etwas mal einfach wäre nicht wahr? Ist der Pilot draußen?“
    Vrynasha schüttelte den Kopf und versuchte den Commodore nicht allzu direkt anzusehen. „Nein, steht im Lagenzentrum und rauft sich die Haare.“
    Das Lachen des älteren Offiziers war eine Mischung aus Frustration und Erheiterung. „Das habt ihr geschickt eingefädelt, mein Lord.“ erwiderte Bakan süffisant.
    Ein weiterer Fausthieb traf das Geländer. „Klar ich schlaf seit zwei Monaten mit dem Chef der Astrogation, der war mir was schuldig.“ knurrte die Reinblüterin zwischen knirschenden Zähnen hervor. Doch der erfahrene Commodore ließ sich davon nicht einschüchtern.
    Eine Weile stand er reglos neben ihr und betrachtete das Treiben in der Lagezentrale des Geschwaders.


    „Ihr könnt mir vertrauen, ich hab schon Geschwader kommandiert und dank der Funkstille hab ich eh nichts zu tun. Die Sprungberechnungen werden erst in vier Stunden finalisiert.“


    Die Reinblüterin warf einen Blick zur Seite und diesmal war es Bakan der versuchte direkten Blickkontakt durch energisches Betrachten einer Holokonsole zu vermeiden.
    Nach einigen Momenten drehte er den Kopf. „Raus mit Euch! Das ist ein Befehl Commander!“
    Die letzten Silben seines Satzes trafen nur noch leere Luft die durch schlagartiges Verschwinden eines humanoiden Festkörpers verwirbelt wurde. Das Grinsen eines sich geschlagen gebenden Mannes sah Lord Vrynasha nicht mehr.


    „Abconn wo sind sie? Ich brauch sie in drei Minuten im Staffelhangar. Ist mir egal was sie gerade machen, lassen sies. Wir müssen ein kritisches Sensorloch stopfen. Bewegen sie ihren Hintern!"




    „Quicksilver hast Du das eben auch gehabt oder spinnt meine Radiometrie wieder?“
    Weißroten Wespen gleich jagten die zwei republikanischen Jäger durch den schwarzen Raum. Die imposante bläuliche Sphäre von Unato 9 füllte fast das gesamte Panorama aus während die beiden Monde „Strich 4“ und „Strich 7“, mit ihrem weitaus farbenfroheren Texturen sich dagegen fast winzig ausnahmen.
    Der Jagdflieger justierte an einem seiner Bordgeräte herum konnte aber außer dem allgegenwärtigen Hintergrundrauschen der kräftigen elektromagnetischen Felder des Gasriesen nichts ungewöhnliches feststellen. „Denke dein Scheißding muß endlich in die Instandsetzung. Aber Webber hat gesagt er hat vor vier Monaten Ersatzteile bestellt und der Versorger gestern hatte sie wieder nicht dabei.“


    „Klar, wir sind ja nur das Straflager Unato, was brauchen wir auch funktionierende Schiffe eh?“


    „Wächter 2, Wächter 3, Ruhe im Kanal. Für Privatgespräche habt ihr Vögel den Nahfunk. Hypercom ausschließlich für Dienstmeldungen.“


    „Ja,ja leck Du mich auch, mach dir nen Knoten in die Lekku und hör weg wenns dir nicht passt. Du sitzt nicht über acht Stunden in ner Konservenbüchse und futterst Nährlösung.“


    Die Stimmung hatte sich in den letzten Monaten verschlechtert und die Reibereien zwischen den Besatzungsmitgliedern des Horchpostens hatten sich substantiell verstärkt. In zwei Wochen war Ablöse und man wollte hier einfach nur noch weg.


    „Flight Officer Pelram ich erinnere sie daran das....“ Ein anschwellendes Kreischen erscholl urplötzlich aus dem Helmset ehe die Signalunterdrückung abregelte um das Gehör des Piloten zu schützen.
    „Banthascheiße was soll das denn? Basis? Okay das mit den Lekku... das war uncool, ich gebs zu.“
    Nur verzerrtes Rauschen antwortete. „Basis?“
    „Quicksilver... bist noch da?“




    „Ja, ja klar, guck ausm Fenster Du Tiefenraumheld.“
    Das nächste was Flightofficer Jal Pelram jedoch registrierte war der panische Ruf seines Flügelmanns. „IMPERIALE! ACHT UHR!“
    Grüne Bahnen aus Blasterfeuer rauschten heran und zerteilten das friedliche Schwarz des Raums. Es waren doch nur noch zwei Wochen verdammt!


    Adrenalin vermochte selbst einen einfach gestrickten Mann aus der Beschaulichkeit eines todessterbenslangweiligen Routineflugs herauszureißen. Insbesondere wenn dieser Adrenalinstoß durch Garben eines imperialen Quadlasers ausgelöst wurde. Wie eine Schmeißfliege auf panischem Zickzackkurs vor der unerbittlichen Fliegenklatsche kurvte und kreiselte Pelram mit seinem leichten Langstreckenjäger, durch ein leider in diesem Moment nur imaginär existentes Asteroidenfeld. Doch die Gegner sahen es irgendwie garnicht ein sich abschütteln zu lassen oder mochten auch Asteroidendurchflüge.
    „Ridge wo bist Du, uns zu trennen war ne Scheißidee! Hast du diese verdammte Störboje gefunden? Ridge?“
    Aus den Augenwinkeln nahm er einen gleißenden Lichtblitz wahr der zu hell und zu langandauernd war, als das es eine Lasersalve sein konnte. Nein um Ridges Verbleib mußte er sich keine Gedanken mehr machen. Eins gegen drei, dass war ein Kampf der nicht zu gewinnen war. Pelram tat das einzige was ihm einfiel. Nachbrenner zünden und direkt auf „Strich 4“ zuhalten der nur einige tausend Kilometer entfernt war. Republikanische Jagdmaschinen waren im Atmosphärenflug den Imperialen meist überlegen, außerdem wurde der Mond durch breite Wolkenbänder verhüllt die zusammen mit den elektromagnetischen Störungen des Gasriesen einen nahezu unsichtbar machen konnten, wenn man den Mut hatte dort hineinzufliegen. Doch Mut war hier nicht gefragt. Lediglich Überlebenswille.
    Die Imperialen waren ihm dicht auf den Fersen und er würde sich der immer wieder auf ihn einprasselnden Blastersalven nicht mehr lange widersetzen können. Ein Blick auf seine Schildanzeige ließ ihn eher zu „nicht mal mehr kurz“ tendieren....



    „Meine Tochter...wird also vermißt und ihr haltet es erst vier Tage später für nötig mir das zu berichten Commodore? Was bei allen Geistern des dunklen Tempels denkt ihr euch eigentlich.“
    Die Worte kamen mit einer unheilverheißenden Ruhe über die Lippen der Reinblüterin vor dem Holoterminal.
    „Mein Lord, bei allem Respekt, die Funkstille wurde erst nach den Kampfhandlungen auf Ilvanum aufgehoben. So leid es mir tut es ging nicht früher.“
    Tryf nickte, natürlich war es illusorisch anzunehmen der Commodore konnte sich über Befehle hinwegsetzen und damit wegen einer einzelnen Person – selbst wenn es ein Lord war – die gesamte Operation in Frage stellen.
    „Was habt ihr zu ihrer Suche unternommen?“ fragte Tryf und versuchte ihren rasenden Puls mit eiserner Hand unter Kontrolle zu bringen.
    „Wir hatten nur ein sehr kurzes Zeitfenster das leider kein Ergebnis brachte. Unser Erkundungsschiff hat den siebten Mond gescannt konnte aber weder ein Notsignal erfassen, noch hat es eine Absturzstelle lokalisieren können. Die Jagdmaschine eurer Tochter ist schlichtweg verschwunden. Ich hoffe wir können in den nächsten Tagen ein Suchkommando losschicken.“
    Tryf schnaubte unwillig. „In den nächsten Tagen? TAGEN Commodore? Ist das euer Ernst? Meine Tochter ist auf einem unbewohnten Mond gestrandet und ihr laßt euch TAGE Zeit sie zu suchen. Ich gebe euch den guten Rat nicht nach Dromund Kaas zurückzukehren ohne Vrynasha im Schlepp.“


    Ohne ein weiteres Wort abzuwarten trennte Tryf die Verbindung verharrte aber reglos über dem Terminal. Wieder einmal hatte sich das Schicksal gegen sie gestellt. Pläne zerbarsten von einer Minute auf die Andere. „Mutter?“ Mit einer drohend erhobenen Hand schnitt sie Valchoun das Wort ab. „Verschon mich, egal was Du sagen willst! Diese... Katastrophe ist durch kein Wort zu beschönigen.“
    Ihr Unterkiefer mahlte während sie immer noch auf das Holoterminal starrte. „Mutter...auch auf die Gefahr hin das das wenig hilft. Ich denke wir sollten uns nicht auf den Commodore verlassen. Ich habe eine Idee wie wir recht schnell zu unserem eigenen Suchtrupp kommen.“
    Sie wollte nicht undankbar erscheinen, denn ihr ältester Sproß konnte am allerwenigsten für dieses Desaster. Dennoch ertrug sie momentan niemanden in ihrer Nähe. „Geh und tu was Du für richtig hälst Valchoun. Nur geh jetzt!“


    Der junge Lord verbeugte sich und zog sich schnellstmöglich zurück. Er kannte seine Mutter zu gut und wußte wann es höchste Zeit war zu verschwinden. Dem neuen Schüler der ihn im schummerigen Korridor fast in die Arme lief legte er nahe in der nächsten Stunde lieber sämtliche Räumlichkeiten zu meiden in denen sich Lord Tryf für gewöhnlich aufhielt und verließ dann das Haus. Die Nachricht das seine Schwester vermißt wurde hatte ganz eigene Krater in seinem Gemüt hinterlassen. Vrynasha verschwunden. Das war keine Nachricht mit der er sich abfinden konnte oder wollte. Nicht noch einmal. Sie hatte ihm immer wieder gesagt er wäre zu weich für seinen Titel, aber sie war verlässlich darin dort Härte für ihn zu zeigen wo es nötig war. Von seiner Mutter konnte er derartige Unterstützung nicht erwarten.
    Er mußte ersteinmal den Kopf frei kriegen. Am besten dort wo sonst niemand war. Raus aus dieser vermaledeiten Stadt die ihn gleich so ungastlich empfangen hatte. Bloß raus hier.

  • Eine Grille, nein... eine Zikade... auch nicht. Gehüllt in ein Meer aus Watte dümpelte Skalrons Verstand dahin. Ohne Zeitgefühl, ohne Orientierung für oben und unten. Nur dieses nervtötende Insekt dessen lästiger Pfeifton immer wieder aus der Watte heraus zu ihm hinaufstieg.
    Nein, daß war kein Insekt. Der Raumfahrer schlug mühseelig die Augen auf und versuchte seine Sinne irgendwie hochzufahren. Zuerst war es vor allem die Reflexe wechselnder bunter Lichter die seine Aufmerksamkeit erlangten. Herrührend von der großformatigen Holoreklame auf dem gegenüberliegenden Hotelturm. Und dann war da das Insekt... nein verdammt sein Holokom. Wo war es nur. Müde blinzelte er und begann mit den Händen danach zu fischen.
    Irgendwo in diesem sinnlichen Chaos aus buntgestreiften Lekku, geschmeidigen Togrutaschenkeln, immer noch anstrengungsdurchfeuchteten schmeichelweichen Damendessous und - zu guter Letzt kernigen zwei Metern Frachterkäptn - mußte es sein. Nur wo?!


    Ein verschlafener Knurrlaut entwich der Kehle eines Teils dieses irgendwann im Laufe der letzten Nacht entstandenen Knäuels und Skixxa räkelte sich verschlafen in den teuren Laken ihre Lage nur mininal verändernd. Ob das ihr richtiger Name war? Wen interessierte das hier schon. Sie sah toll aus, und was sie mit ihren Beinen anstellen konnte... Wahnsinn... aber ja das Holokom.


    Energisch wand Skalron die Hände unter Tjussaka hindurch und dann unter das Kopfkissen, das ursprünglich mal seines war, aber nun von der drallen Zabrak in Beschlag genommen wurde. Die dritte atemberaubende Komponente in diesem herrlichen Exzess nächtlicher Unterhaltung.


    Ja vielleicht war es etwas arg dekadent, aber die zwei hatten sich einfach nicht abschütteln lassen und er war doch letzten Endes auch nur ein armer schwacher Mann. Schließlich schlossen sich seine noch nicht ganz bei Kräften befindlichen Finger um etwas hartes metallisches. Etwas das piepte und brummte. Kam nun nur noch die Aufgabe des Gerät unter dem mit süßen Hörnern verzierten Kopf hervorzubekommen.
    Ächzend richtete er sich schließlich im Bett auf und versuchte durch Schütteln des Kopfes diesen frei zu bekommen. Wer immer diese Kom ID hatte war zumindest ansatzweise wichtig und sollte ihn nicht in gänzlich derangiertem Zustand zu Gesicht bekommen.
    Nach einigen Sekunden, ja es piepte immer noch, aktivierte er das Gerät. Wer immer das war bewies die Hartnäckigkeit einer gewissen Rothaut. Einer Rothaut die seine, im Bild seines Hotelzimmers gerade allzu offensichtliche, Schwäche genutzt hatte um ihn vor die Wahl zu stellen: Job oder keine süßen Ladies mehr.
    Ohne Job lebte es sich zeitweise ganz gut, aber ohne Ladies?
    Das Bild das nach einigen Momenten auf dem kleinen Projektor entstand war jedoch nicht das vertraute Gesicht seiner Peinigerin. Mit demjenigen hätte Käptn Vetch jedoch auch nicht gerechnet. Scheiße, das passt ja wie die Faust aufs Auge...


    „Lord Valchoun? Eine unerwartete Ehre mein Sith Lord, wie kann ich euch zu Diensten sein?“


    Das Gesicht des Lords wirkte irgendwie leicht eingefallen und ließ gerade die übliche herrische Miene vermissen die es sonst zur Schau trug. Irgendetwas stimmte nicht, soviel konnte selbst der immer noch leicht vernebelte Verstand Skalrons ausmachen.
    „Sparen wir uns die Floskeln Vetch. Ich brauche einen hervorragenden Piloten und vor allem einen hervorragenden Piloten der ansatzweise mein Vertrauen genießt.“

    Wenn der sonst um Businesstalk nie verlegene Bruder von Lord Vrynasha sich eines Tons befleißigte den man eher in Tatooinschen Cantinas vermutete, war wirklich irgendwo der Rancorschiß am qualmen.
    „Wie immer zu Diensten mein Lord... ich vermute es geht um etwas sensibles?“
    Mit diesen Worten wuchtete sich Skalron aus dem Bett stieg dabei über Tjussaka und trat deftig mit dem linken Fuß auf den Bleistiftabsatz der Sandalette die sie gestern noch getragen, dann aber bald schon verloren hatte. Lord Valchoun hob skeptisch einen seiner Brauenwülste als er das verkniffene Gesicht Skalrons zu deuten versuchte.
    „Tut mir leid mein Lord bin nur gerade... auf ehm ne Schraube getreten.“
    Der Lord nickte bedächtig und selbst seinem Holo sah man an das er gerade tiefer durchatmete. Trotzdem schien es er wollte Skalron Zeit geben eine diskretere Position einzunehmen.


    „Wo seid ihr gerade Skalron?“ fragte der Lord nach wie vor mit ruhiger Stimme auch wenn er wohl nicht ansatzweise so ruhig war wie er den Eindruck zu erwecken versuchte.


    „Turkas V, habe gestern Nachmittag eine Ladung Rüstungsgüter für die hiesige Garnison abgeliefert. Heute abend soll ich eine Ladung Durastahlträger für die Werften auf Dromund laden.“
    Der Lord nickte erneut, offenbar schien die Auskunft in seinen Kram zu passen.
    „Ihr werdet das Schiff an Captain Joskan übergeben und dann mit einem Kurierschiff sofort nach Dromund aufbrechen. Der Captain erwartet euch in drei Stunden in unserer Vertretung.“


    „Aye mein Sith Lord... darf man...“


    Der Lord schnitt ihm mit einem entschiedenen Schütteln des Kopfes die Frage ab. „Ihr werdet alles erfahren wenn ihr hier seid. Ich werde das nicht über Holo mit euch besprechen. Ich hätte nur noch eine Frage. Seid ihr die Ronavis Spirit schonmal geflogen?“
    Die Frage schickte Skalron erstmal auf seine Fersen und ließ ihn mit der Hand nach Halt an der Minibar suchen. Das Heiligtum seiner Nemesis? Wieso sollte er Vrynashas Schiff fliegen sollen? Sie war die bessere Pilotin und mehr vertrauen als ihm tat Valchoun ihr alle mal.
    „Eh ja bin ich... unter ihren wachsamen Augen und mit einem dicken Knüppel über meinem Kopf. Warum?“ Skalrons Ton wurde vorsichtig. Außergewöhnliche Maßnahmen, und das hier war eine, hatten meist außergewöhnliche Ursachen und sie würden zwangsweise mit Lord Vrynasha zu tun haben. Das sie ihn nicht selbst kontaktierte bedeutete nichts gutes.


    „Gut, ich treffe euch im Privathangar unserer Familie. Ach und noch was Vetch... wenn ihr eure Ladies schon auf die Spesenrechnung setzt, tarnt sie nicht als Vier Gänge Geschäftsessen mit wichtigen Geschäftspartnern, verstanden? Zeigt ein wenig mehr Respekt gegenüber hervorragenden Dienstleistern.“


    Der Satz kam über Valchouns Lippen ohne das dieser einen Gesichtsmuskel verzog. Skalron warf einen spähenden Blick aus der Arbeitsecke des Hotelzimmers in Richtung des immer noch mit schlafenden Schönheiten belegten Betts.
    „Sehr wohl... mein Sith Lord.“
    Er war froh als der Lord die Verbindung trennte. Das seine kleinen Eigenwilligkeiten so schnell auffliegen würden und es dennoch so glimpflich für ihn abging, war ein Zeichen dafür das er es mit seinem neuen Job vielleicht doch nicht so schlecht getroffen hatte. Guter Job, gute Credits, noch bessere Ladies... das war eine Kombination von der er sein gesamtes Piratenleben immer geträumt hatte. Da konnte man auch eine unberechenbare rote Irre verkraften die einem Höllenqualen androhte wenn man Schrammen in ihr Schiff machte.


    Nunja drei Stunden... vielleicht könnte man ja noch...



    Wolken, jede Menge grauer Wolken die in atemberaubender Geschwindigkeit an einem vorbeirauschten. Wo war er … irgendwo. Er darf sich hier nicht verstecken.
    Grünes Aufflammen von Lasern, Explosionen. Der Stromschlag des Triumphs der einem vom Nacken in den Steiß fährt. Ein blinder Schuß, ein Volltreffer. Die Macht führte mich, ich kann nicht verlieren.
    Dann einSchlag, die Physik verzeiht nicht. Zwei brennende Haufen Metall ineinander verkeilt folgen trudelnd der einzigen Kraft die sie noch antreibt, der Schwerkraft. Durchbrechen die Wolkendecke einer friedlichen unbewohnten Welt. Die Kakophonie von Warnsignalen, das Leben zieht an einem vorbei... dann wohlige Schwärze.
    Leises Plätschern, es ist kalt, zumindest ab der Hüfte abwärts. Wieder blitzende Erinnerungsfetzen.


    6000 Meter, Triebwerk 1 und 2 tot, 4 bei 15% nichtmal genug Schub um den freien Fall ansatzweise zu bremsen. Das markschneidende Kreischen brechenden Metalls, der befreiende Ruck als der zusätzliche Ballast dieses verfluchten Republikaners sich endlich löst.


    5000 … stabile Steilspirale in den Tod, unter einem das tödliche Kaleidoskop einer schnell näher kommenden sich rasend schnell drehenden Vegetationsdecke. Ein Planet mit lebenserhaltender Atmosphäre... toll...spielt das noch eine Rolle wenn man unten ankommt?


    4000.... Hat man doch alles mal gelernt nicht wahr? Die Handgriffe die gerade ablaufen. Einer nach dem anderen. Gegensteuern, Trudeln beenden. Kaltgasdüsen auf Gegenschub... ich sehe zu als würde ich neben mir sitzen. Mein zweites Ich schüttelt resigniert den Kopf. Ist doch sinnlos was Du da machst.


    3000 ….Aufgeben ist keine Option... ich bin Pilot, ich bin Sith, ich bin die Elite und verdammt noch mal ICH BIN ZU JUNG ZUM STERBEN!


    2000 … Endlich kommt etwas in Sicht das ich seit gefühlten Jahrhunderten nicht gesehen habe: Der Horizont. Dieser nutzlose Haufen Metall der einst mal eine stolze Furchtmaschine des Imperiums war gehorcht meinen Befehlen... naja hört auf mein verzweifeltes Flehen und wüstes Schimpfen...


    1200... Bäume, Dickicht, Bäume... Sumpf... Dromund Kaas? Was gäb ich jetzt für diese verfluchte Sumpfkugel und nen ausgewiesenen Notlandeplatz.


    800 … Eine Lücke in dem undurchdringlichen Dickicht lang... sehr lang... ein Flußbett mit breiten sandigen Ufern. Scheiße die Macht ist mit mir.... ausgerechnet mit mir. Aus dem Augenwinkel ein Blitz. Irgendwas zieht eine lange brennende Schneise der Verwüstung in die unberührte Natur unter mir.


    400 … Gas ist alle... scheiße... Was immer jetzt kommt kommt und ich kann nichts dagegen machen.


    50 … Holz splittert, Laub fliegt... kreischte da gerade ein Echsenaffe weil ich sein Heim ruiniert hab? Tschuldigung!


    Alles vergeht in einem gurgelnden Toben von Wasser, berstendem Transparistahl... Dunkelheit...


    Irgendwo ist da eine Stimme. Die meiner Vorfahren? Die der Jedi die nur darauf gewartet haben das ich vorstellig werde? Etwas will meine Aufmerksamkeit... aber woher soll ich die nehmen, ich sortier noch meine Einzelteile.


    „He! Imperialer!“

    Ja... weiß ich selbst was ich bin... aber wo bin ich, wo bist du und vor allem wer? Dreck verdammter... 6000 Meter sind verdammt... wenig.


    Langsam kehrte Vrynashas Bewußtsein zurück und richtete sich als erstes auf den erneuten Stoß der ihre Schulter traf. „He! Imperialer... ich weiß das du noch lebst.“
    Sie schlug die Augen auf aber es war stockdunkel. Die Luft in ihren Lungen roch verbraucht und abgestanden. Die Stimme war immer noch da und sie spürte eine Bewegung neben sich als sie sich selbst regte. Der Helm hatte wohl gehalten. Die Beine waren eiskalt aber sie spürte sie wenigstens noch. Langsam brachte sie ihre Arme unter sich und versuchte sich hochzustemmen. Erneut eine hektische Bewegung. Das Visier ihres Helms war ohne Energie fast stockdunkel. Sie hörte Wasser plätschern. Wasser in dem sie wohl gelegen hatte.
    Irgendwo meldete sich eine weitere Erinnerung. Sie hatte es tatsächlich geschafft die Maschine auf dem Fluß aufzusetzen. Der Grund warum sie wohl noch merkte das schon wieder wer ihre Schulter stieß.
    „Man laß den Scheiß!“ fauchte sie in einem Anfall aufkommender Frustration.


    „Sie sind jetzt Kriegsgefangener der Republik. Erheben sie sich langsam und nehmen sie ihren Helm ab.“


    Sie war irgendwie im falschen Holovid gelandet und hatte auch noch die beschissenste Rolle bekommen – okay von dem Echsenaffen dessen Haus sie demoliert hatte mal abgesehen.


    Ihr Körper gewann zusehends seine Kontrolle zurück und so schaffte sie es tatsächlich nach einigen Momenten sich aufzurichten nur um festzustellen das sie tatsächlich knietief im Wasser stand. Es schmatzte und schwappte in ihrem Pilotenanzug und sie fühlte Schlamm und Wasser ihre Schenkel hinabfließen.


    „Nehmen sie ihren Helm ab und nennen sie Name, Rang und Dienstnummer.“


    Langsam schlich sich die Gewissheit in ihre Gedanken, daß die ominöse Stimme es ernst meinte und sie hob langsam die Hände in Richtung des Helms um diesen zu öffnen, dabei jede hektische Bewegung vermeidend. Die Verriegelung schnappte auf und ein Schwall frischer Luft füllte Vrynashas Lungen. Den Helm abzunehmen war eine hervorragende Idee, nicht nur weil irgendein Kerl es ihr befahl.
    Sie zog den Helm ab und sah nun endlich die Quelle der ominösen Stimme. Der Kerl in einer angesengten Pilotenkombi mit zerzaustem Haar und einem niedlichen kleinen Blaster in der Hand war jetzt nicht gerade das was sie erwartet hatte. Ein Jüngelchen von vielleicht 20 oder 22. Hager, glattes konturloses Gesicht das irgendwie unschuldig aussah... und erfahrungslos.


    Das „nicht erwartet haben" beruhte aber definitiv auf Gegenseitigkeit. Das Gesicht der Reinblüterin verbreitete augenblicklich Unbehagen, wie sie unschwer an den Knöcheln des jungen Kerls sehen konnte die hervortraten als er seinen Blaster fester fasste.
    „Name Rang und Dienstnummer!“ forderte der Jüngling erneut, dabei wohl sein Soldatenhandbuch zitierend, da es das einzige war an dem er sich gerade festhalten konnte.
    Meinte er dieses Schmierentheater wirklich ernst? Kurz wandte Vrynasha den Kopf ein wenig nach links und rechts, doch die halbe Kompanie schwer bewaffneter Republikstruppen mit Gewehren im Anschlag, die derartigen Mut rechtfertigen konnten, waren nirgens zu sehen.

    „Hm... darf ich kurz meine Erkennungsmarke herausholen? Ich hab glaub ich gerade ne leichte Amensie.“


    Der Republikaner verengte die Augen und richtete die Waffe noch etwas nachdrücklicher auf die rothäutige Frau. „Ganz langsam, und keine Mätzchen. Ich drück ab, ich schwörs dir. Der Blaster steht auf töten.“
    Vrynasha nickte übertrieben langsam. „Glaub ich Dir aufs Wort. Halt mal den Helm.“


    Ihre Oberarme spannten sich kurz und katapultierten die Halbkugel aus Spezialstahl in Richtung des jungen Mannes. Sein Vorhaben einer Gefangennahme würde sich noch als etwas hindernisreich erweisen...

  • Dromund Kaas – Wohnräume von Lord Tryf


    „Commodore, ich dachte eigentlich ich war deutlich als ich sagte das ich nicht wünsche das der Name meiner Tochter auf irgendeiner Verlustliste auftaucht. Sie lebt, daß weiß ich genauso sicher wie das es vor meiner Haustüre wieder einmal in Strömen regnet.Statt alles daran zu setzen sie zu finden verseht ihr sie mit drei Buchstaben MIA und das war es?“


    Tryfs Stimme bebte leicht und ihre Knöchel traten hervor als sie die Kante der Tischplatte umfaßte auf der das Hologerät stand. Das ganze entwickelte sich zusehends in eine Katastrophe. Nicht nur das ihre Tochter anscheinend über irgendeinem namenlosen Mond bruchgelandet war. Nein die Suchmaßnahmen liefen nur schleppend an. Ständig fand das Flottenkommando andere Ausreden warum ein entsprechend ausgestattetes Schiff gerade unentbehrlich war, oder die Reise für solch ein Schiff in das Unato System zu gefährlich.


    Und jetzt auch noch DAS. Sie hatte versucht das Verschwinden ihrer Tochter so weit wie möglich unter der Decke zu halten. In Verhandlungen zu stehen und offensichtlich derzeit nicht in der Lage zu sein auch zu liefern, war einfach ganz schlechter Stil, und Tryf haßte schlechten Stil.


    Der grauhaarige Offizier auf dem Hologramm atmete tief durch und versuchte wenigstens ansatzweise soetwas wie Souveränität auszustrahlen. Er wußte das Tryf beherrschend und unnnachsichtig war, wenn es um ihre Interessen ging. Aber etwas das einen tatsächlich ihre Gunst kosten konnte war, wenn man zurückwich und sich ängstlich zeigte.

    „Mein Lord, ich versichere Euch ich habe mein möglichstes getan um das so lang wie möglich herauszuzögern. Aber die Verlustlisten mußten fertiggestellt und an das Oberkommando gemeldet werden.“


    Das Holobild erzitterte als Tryfs Faust die polierte Tischplatte traf. „Das Oberkommando dürfte sich einen Dreck für das interessieren worum ich euch bat. Es interessiert sich ja scheinds auch einen Dreck dafür ob meine Tochter gefunden wird oder nicht. Etwas das ich beim Oberkommando tolerieren kann. Bei euch jedoch nicht!“


    Der Commodore verneigte sich angedeutet.
    „Sehr wohl mein Sithlord. Leider hat der Admiral bisher alle verfügbaren Suchschiffe für Missionen im Ilvanum System verwendet. Aller Vorraussicht nach ist eure Tochter auf einem Mond abgestürzt der eine lebenserhaltende Ökosphäre besitzt. Die Prioritäten liegen für den Admiral ganz klar bei Piloten die nicht so viel Glück haben.“

    Tryfs Kehle entrang sich ein heiseres Knurren. Ein Laut den man, so man ihr leibhaftig gegenüberstand, nicht hören wollte.
    Der Commodore war ja nicht die einzige Enttäuschung dieser Tage. Valchoun hatte sich angeboten eine eigene Rettungsmission zu starten und ging ihr seit dem aus dem Weg. Das konnte nun vieles bedeuten und das wenigste davon schmeckte nicht nach Enttäuschung.


    „Der Admiral hat aus seiner Animosität gegenüber meiner Tochter keinen Hehl gemacht seit die Sword of Naga Sadow in Tulliris Flotteverband eingegliedert wurde. Seine Motive sind mir völlig egal. Der Admiral ist Euer Problem Commodore also, löst es!“


    Erneut nickte der grauhaarige Offizier dessen Gesicht man ansah das er gerade das unerfreulichste Gespräch der zurückliegenden Dienstjahre führte. Tryf war eigentlich selten eine unangenehme Gesprächspartnerin. Aber wenn es unangenehm wurde dann richtig.
    „Sehr wohl mein Sithlord...“


    Die Verbindung wurde getrennt und ein schnarrender Laut der Frustration erfüllte den Raum. Nichts entwickelte sich in den letzten Tagen so wie es sich gehörte. Die Sith erhob sich aus ihrer leicht vorgebeugten Stellung vor dem Hologerät und ließ den Kopf ein wenig kreisen.


    „Hat man dir in der Akademie beigebracht seinen Meister zu belauschen?“ brummte sie unvermittelt und nahm mit einem kurzen Lächeln das überraschte Zucken hinter sich zur Kenntnis. Glaubte doch wohl nicht ernsthaft er würde sich unbemerkt an seine Lehrmeisterin anschleichen.


    „Nein mein Lord ich habe euch aufgesucht wegen ein paar Fragen bezüglich des Textes über Ludo Kresh den ihr mir aufgegeben habt und man hat mir beigebracht einen Lord nicht bei einem wichtigen Gespräch zu unterbrechen.“


    Calab war zumindest nie um irgendeine seltsame Ausrede verlegen. Aber was taten Politiker denn anderes als Ausreden zu benutzen. Sie würde sich auch schonmal einige ausdenken müssen, denn unangenehme Fragen bezüglich des Schicksals ihrer Tochter würden schon in Kürze fällig sein. Mit einer Hand deutete sie in Richtung des Sofas das Teil einer größeren verschwenderisch ausgestatteten Sitzgruppe war. Das Tryf trotz ihrer Rationalität und Berechnung viel für Luxus übrig hatte offenbarte sich in allem in diesem Raum. Dicke Wandbehänge mit historischen Szenen, überbordene Sitzmöbel und eine gut ausgestattete Hausbar. Calab eilte sich den ihm zugewiesenen Platz einzunehmen und setzte sich, wieder einmal erstaunt wie tief man in einem Polstermöbel versinken konnte. Sein eigenes Zimmer hatte nur eine harte Holzbank vor seinem Arbeitstisch.

    „Mein Lord ich bin mir sicher, mein Vater wird alles tun um eure Tochter zu finden. Egal wie sehr dieser Admiral sich dagegen sträubt.“

    Seine Worte klangen erschreckend aufrichtig für einen Sith. Und das rührte sie zumindest ein wenig. Auch wenn Calab als Sohn des Commodore nun gerade für Unwilligkeit und Versagen stand.


    Er hörte wie sie sich in seinem Rücken näherte wäre aber fast aufgesprungen vor Schreck als ihre Hände sich auf seine Schultern legten. Berührungen seiner Meisterin hinterließen in seiner bisherigen Erfahrung blaue Flecken, Prellungen und Verbrennungen... und fanden in der Regel im Trainingsraum statt.


    „Oh das glaube ich durchaus, mein Schüler...“


    Bösartigen Schlangen gleich glitten ihre Hände an seinen Schlüsselbeinen entlang und er spürte wie sich jedes noch so kleine Härchen an seinem Körper in Schaudern aufrichtete. Manche ihrer Handlungen waren schwer zu enträtseln und viele davon einem noch weitgehend unbeleckten jungen Sithschüler unheimlich.


    „Ich bin mir sehr sicher das er weiß wie ich mich gerade fühle Calab, und das wird ihn sicher anspornen.“


    Ihre Lippen waren so nah das sie fast eine Ohrmuschel berührten und ihre Stimme war nur noch ein leises Gurren dessen Klang, etwas war das ein junger Mann sicherlich gern gehört hätte, wenn es in Verbindung mit dem Bild dieser Frau nicht gerade nach gewaltvollem Ungemach geklungen hätte. So aber fühlte er nur Eiswasser seine Wirbelsäule herabrinnen.


    „Schließlich weiß er wie es sich anfühlt wenn das eigene Fleisch und Blut sich in Gefahr begibt und man nur machtlos dabei zuschauen kann.“


    So unvermittelt wie er gekommen war, war der Spuk auch schon vorbei und Tryf umrundete das Sofa um sich auf der freien Hälfte niederzulassen. „Du hast Fragen, also stelle sie.“


    Offenbar wollte sie ihm kaum Gelegenheit lassen allzu detailliert über ihre Worte nachzudenken und womöglich würden Gedanken über ihre Worte auch nicht wirklich sein Wohlbefinden steigern.


    Er sah den Helm kommen doch das Ding hätte auch eine anfliegende Rakete sein können. Zielsicher traf er seine Waffenhand und lenkte diese nicht nur soweit ab, dass der sich unwillkürlich lösende Blasterschuß harmlos im Sand verpuffte. Nein Jal verlor den Griff an der Waffe und der Helm prallte frontal gegen seine Brust, was ihn auf dem weichen Ufersand aus dem Gleichgewicht brachte. Er hätte einer Frau dieser Statur und Größe sicher nicht soviel Kraft zugetraut.
    Kaum hatte er sich gefangen traf etwas weit schwereres seine Brust. Eine Reinblüterin die Füße voran auf ihn zusprang und ihn damit endgültig zu Boden walzte. Bunte Sterne tanzen in seinem verschwommenen Blickfeld und er spürte den feuchten Sand des Flußufers in seinem Rücken.


    Dann hörte er ein Geräusch das ihm noch weniger gefiel als die Tatsache das die Imperiale ihn gerade ziemlich billig übertölpelt hatte. Das fauchende Zischen war unverkennbar das Zünden eines Lichtschwerts.

    „So, da wir das jetzt geklärt haben. Reden wir nochmal über Name, Rang und Dienstnummer?“


    Nicht das Vrynasha es ernsthaft erwogen hätte hier einen Gefangenen zu nehmen. Wozu sollte das gut sein? Man steckte auf einem verdammten unbewohnten Mond fest und der nächste imperiale Stützpunkt war Lichtjahre entfernt.
    Pelram blinzelte noch einmal um sein Gesichtsfeld von den bunten Sternchen zu säubern und blickte nach oben. Der zerschlissene, schlammverschmierte Pilotenanzug der Reinblüterin konnte nicht über die leise brummende Lichtschwertklinge hinwegtäuschen die in der Nähe seines Kopfes glühte. Die imperiale Armada hatte hunderttausende Piloten... und er geriet ausgerechnet an einen verdammten Sith.

    „Wozu? Ihr werdet mich ohnehin töten Sith.“


    Die rothäutige Frau zuckte mit den Achseln. „Wenn Du mir noch mal nen Grund dafür gibst, ganz sicher. Und ja, Blaster auf mich zu richten zählt.“


    Der Blaster. Stimmt da war ja noch was. Doch er realisierte das er die Waffe nicht mehr in der Hand hatte. Nicht das es an seiner ausweglosen Situation viel geändert hätte. Er hatte allen ernstes versucht einen Sith gefangen zu nehmen. Allein, mit einem kleinen Hold-out Blaster in der Hand. Kein schöner Abschluß eines 8 monatigen ereignislosen Aufenthalts in diesem verschissenen Sonnensystem im Nirgendwo.


    Nervös wechselte sein Blick zwischen der nahen Lichtschwertklinge und dem Gesicht seiner Kontrahentin.


    „Also gut, Ladies first nicht wahr? Everyndar, Vrynasha. Squadron Commander, Dienstnummer Esk Xesh sechs acht acht null Usk neun zwei. Und jetzt du.“


    Eigentlich war er gerade im Kopf durchgegangen ob er seinen Nachlaß korrekt geregelt hatte. Aber Sith waren unberechenbar. Was immer dieses Spiel aber bedeutete es war vermutlich erstmal gesünder mitzuspielen, selbst wenn das sein Leben nur um ein paar Stunden verlängern würde.


    „Pelram, Jal, Flight Lieutenant first Class, Dienstnummer sechs Peth...“


    „Für den Verwaltungskram interessiert sich hier wohl eh keiner ernsthaft. Jal reicht mir.“


    Die Reinblüterin schaltete ihr Lichtschwert ab und reckte ihm die Hand hin. Kurz zögerte er doch entschied sich vorerst weiter mitzuspielen. Ohne große Schwierigkeiten wurde er von der Frau auf die Füße gezogen und blickte sich vorsichtig nach seinem Blaster um. Dieser lag in etwa einem Meter Entfernung im Sand, aber da heran zu kommen wäre wohl eher die schlechtest mögliche Idee angesichts der Ansage der Frau. „Ihr seid ein Sith? Wie kommt ihr in ein Fliegercockpit?“


    Vrynasha hob die Achseln tat einen Schritt zur Seite und hob Pelrams Blaster auf. „Ich glaub fürs austauschen unserer Lebensgeschichten haben wir uns noch nicht nah genug kennengelernt oder?“


    Jal nickte stumm und knirschte innerlich mit den Zähnen als er seiner Waffe zuschaute wie sie im Funktionsgürtel der Sith verschwand. Die Reinblüterin warf einen Blick in das Flußbett hin zu dem verbogenen Wrack ihres Jägers. „Du bleibst hier stehen, ich hol gerade noch ein wenig Zeug und dann schauen wir mal wie unsere Situation hier aussieht.“


    Vielleicht funktionierte ja ein Bluff. „Ich habe einen Notruf abgesetzt Sith. Eines unserer SAR Schiffe wird hier sicher in ein paar Stunden aufkreuzen.“


    Vrynasha schon halb auf dem Weg zurück in den Fluß blickte über die Schulter zurück. „Wissen die auch das ein Sithlord hier runtergefallen ist der sich liebend gern von denen retten lassen würde?“


    Die Aussicht das ein republikanisches Rettungsteam hier in Kürze landen würde hatte sie wohl nicht sonderlich erschreckt. Auf dem Unato Posten waren jedoch auch keine Jedi, nichtmal ein Padawan. Jal beschlich also das Gefühl das selbst wenn sein Notruf durchgekommen war, wovon er nicht ausging, hätte er damit nur einige seiner Kameraden in eine tödliche Falle gelockt.


    Das Schiff war definitiv ein Totalschaden, und das nicht nur weil das bauchnabelhoch im Cockpit schwappende Flußwasser so gut wie sämtliche Elektronik zerstört hatte. Raumjäger Cockpits enthielten nicht allzu viel an Überlebensausrüstung. Etwas das Vrynasha seit sie das erste mal in einem saß beunruhigend gefunden hatte. Offenbar rechnete man bei der Flotte nicht damit das ein Raumjägerpilot einen Abschuß überlebte. In 90% der Fälle stimmte das wohl sogar. Also sorgten die meisten Piloten selbst für die restlichen zehn Prozent vor. Der Rucksack war glücklicherweise einigermaßen trocken geblieben. Ein Holokom, ein paar Rationswürfel, Wasserreinigungstabletten. Was Frau so halt benötigte wenn sie auf einem verdammten Drecksmond strandete. Der Versuch die Flugschreiber und Helmkameradaten aus dem Bordnetz zu laden gelang wider erwarten ebenfalls.


    Nur die Funkanlage war ein Totalverlust. Nichtmal die Notfallbake gab einen einzigen Mucks von sich. Aber wieso sollte man auch gehärtetes Equipment in etwas investieren das man einfach abschrieb wenn es verlustig ging.


    Nach einigen Minuten hatte sie sich wieder aus dem Wrack herausgewunden und kam zurück an den Strand. Nur von ihrem Leidensgenossen Jal war nur lediglich ein hastiges Paar Fußspuren übrig, das in Richtung des Dschungeldickichts zeigte.


    „Das ist jetzt nicht dein Ernst...“

  • Unato 9 – 4


    Das unter den sternfahrenden Völkern jemand sich mit der trivialen Aufgabe konfrontiert sah ein Feuer anzuzünden kam selten vor. Das man über diesem Feuer sein Essen zubereitete noch viel seltener. Doch selbst für diesen Fall hatte die Akademie vorgesorgt als sie die jungen Akolythen unter Beobachtung der Aufseher mit einem Shuttle in der Wildnis absetzte und ihnen nichts weiter in die Hand gab als eine scharfe Übungsklinge und eine Handvoll nützlicher Gegenstände.
    Sie hatte die Akademie gehaßt, aber im Augenblick kam sie ihr wie ein Segen vor. Durch einen Wink des Schicksals aus der angestammten Umgebung gerissen zu werden war eine Sache. Sich auf einem unbewohnten Dschungelmond zurechtzufinden eine andere.
    Das leise Knacken des Feuers und das Zischen hineintropfenden Fetts wurde derzeit weitgehend vom Rauschen des niedergehenden Regens übertönt.
    Sicher, das hier war eine Dschungelwelt also wie bitte hatte sie davon ausgehen können der mäßig bewölkte Himmel, der von der riesigen blauen Sphäre Unato neuns dominiert wurde, wäre eine Dauereinrichtung.
    Mit dem Tages- und Nachtzyklus auf dem Mond würde sie sich auch noch irgendwie arrangieren müssen. Der 4. Mond des Gasriesen rotierte in einer brachialen Geschwindigkeit, und so kam es das die Sonne innerhalb von nur 6 Standardstunden auf- und wieder unterging. Woraufhin eine ebenso kurze „Nacht“ folgte.


    Als Bewohnerin eines Planeten bei dem dieser Wechsel wesentlich länger dauerte würde ihr das noch ein paar Unannehmlichkeiten bereiten, denn die hiesige Umwelt war darauf eingerichtet, also zu Zeiten aktiv wo sie eigentlich schlafen wollte und umgekehrt.
    Der Republikanische Grünschnabel war nach wie vor verschwunden. Doch Vrynasha war sich sicher das er wieder auftauchen würde. Er war im strömenden Regen irgendwo da draußen im Dschungel, sie hatte seinen Blaster und damit seine einfachste Möglichkeit ein Tier zu erlegen, und das von ihm großkotzig versprochene SAR Schiff der Reps war auch nicht aufgetaucht.


    Das am Spieß röstende Flußreptil zischte und brutzelte vor sich hin. Ja, sie hatte Rationswürfel, aber diese würde sie aufsparen für den Fall das es ihr einmal nicht gelang etwas anderes Essbares zu ergattern. Wer wußte schon wie lange man sich hier aufhalten würde. Nun um ehrlich zu sein wußte sie nichtmal ob das vor ihren Augen garende Vieh überhaupt essbar war. Aber es sah aus wie ein handelsüblicher Sleen nur in Klein und die schmeckten recht passabel. Das ausgerechnet diese Variante giftig war wäre nun ein sehr unglücklicher Lauf der Dinge, aber in ihrem Medkit war glücklicherweise ein Universalantidot enthalten das sie vor zumindest ein paar dieser „Fehler“ bewahren konnte bis es erschöpft war.
    Instinktiv glitt ihre Waffenhand in Richtung des bereit liegenden Lichtschwerts und sie lauschte in den nächtlichen Regen. Sie hatte schon ein paar Mal die letzten Stunden den Eindruck gehabt irgendetwas schleiche da draußen in dem Dickicht umher. Mal ein Knacken, ein Rascheln oder ein Ast. Als sie vorhin Wasser aus dem Nahen Fluß geholt hatte war sie über eingedrücktes Moos gestolpert auf das erst vor kurzem jemand getreten war.
    Noch immer war die wahrscheinlichste Erklärung das sie auch bald das Knurren eines republikanischen Magens vernehmen würde. Nichtsdestotrotz galt es wachsam zu sein. Dieser Mond war sicher auch von Dingen bewohnt die einem gefährlich werden konnten.

    „Wenn Du weiter draußen durch den Regen schleichst wachsen Dir noch Kiemen.“


    Der Griff an der Waffe wurde fester als auf den eher spaßeshalber ausgesprochenen Satz erneut etwas Bewegung einsetzte. Doch statt dieses sinnlose Katz und Maus Spiel endlich zu beenden flüchtete das ungesehene Schleichtier wieder in das Dickicht. Wer nicht wollte...hatte bekanntlich schon. Dann würde sie eben allein essen, seis drum. Die Flammen des kleinen Feuers zeichneten zuckende Schatten an die nahen Mangrovenbäume und ließen Vrynashas Gedanken schweifen. Wurde überhaupt etwas unternommen? Suchte man nach ihr? Warum dauerte das so lange!
    Was war mit der Schlacht um Ilvanum geworden. Hatte ihre Misere hier unten wenigsten irgendeinen Sinn gehabt?
    Natürlich hingen ihre Gedanken auch eine Zeit lang bei ihrer Familie. Ihre Mutter war sicher außer sich, ihr Bruder besorgt... ja und dann war da ja noch Lord Theress der neue Ehekandidat der Vrynasha immer noch reichlich unwirklich vorkam, nach den Trauerspielen die sie bisher durchmachen mußte. Wie würden er und seine Eltern reagieren wenn bekannt wurde das sie verschollen war... wenn man sie nicht gleich leichtfertig für tot erklärt hatte. Doch DAS würden die Urheber teuer bezahlen, wenn sie jemals von dieserm Mond weg kam. Nein der kultivierte Lord Anechour war unter der ganzen „Elite“ die sie bisher kennenlernen durfte durchaus etwas Besonderes. Jemand der sich selbst nicht gar zu ernst nahm, und es auch noch schaffte aus diesem Umstand politischen Profit zu schlagen. Noch immer rätselte sie darüber ob dieser etwas schrullige Lebemann mit Lordtitel nicht doch eine sehr sorgsam gehegte Fassade aufrecht erhielt. Was würde sich darunter verbergen? Das übliche machtversessene blindfanatische Arschloch deren Konzentration unter ihrem Volk so nahezu unvergleichlich hoch war? Es war nicht zu hoffen, denn sollte die Vereinbarung ihrer Familien zustande kommen wollte sie wenigstens einen Mann der zumindest versuchte mit ihr auf respektvolle Weise umzugehen... ohne das sie es ihm einprügeln mußte.
    Nunja müßige Gedanken wenn man auf einem verdammten Dschungelmond festsaß.


    Dromund Kaas – Anwesen der panaschadischen Gesandtschaft


    Valchouns Stimmung hatte innerhalb nur eines Abends von entnervt zu bescheidener Entspanntheit zurückgefunden. Natürlich war er immer noch besorgt um den Verbleib seiner Schwester und das Gespräch mit Skalron Vetch war nicht gerade erhebend gewesen was das betraf. Man war im Unatosystem eingetroffen und hatte einige Wrackteile entdeckt, glücklicherweise welche die offenbar zu einem republikanischen Langstreckenjäger gehörten. Doch bisher fehlte jede Erklärung für Vrynashas verschwinden und so sehr er sich mühte ließ ihm dies keine Ruhe.
    Die Situation in der Enklave war fragil. Den Verlust eines Kriegers wie Vrynasha konnte drastisches für die Familie bedeuten, ihren weiteren Aufstieg jedoch massiv behindern. Soviel wußte er und seine Mutter schien von den selben unangenehmen Gedanken beschlichen.
    Dennoch hatte es unerwarteter Weise Ablenkung gegeben auch wenn er selbst noch ein wenig befremdet war wie leichtfertig er sich auf diese Narretei eingelassen hatte. Doch diese Doktorin hatte eine Art an sich die einen schnell dazu verleitete irgendwelche eigenartigen Dinge zu veranstalten und dabei seine Sorgen zumindest zeitweise zu vergessen. Was immer sie auch in seinen Wein getan hatte, es hatte ihm zumindest einige Stunden beschert in denen er sich mal rein um sich – und natürlich seine charmante Gastgeberin – kümmern konnte.
    Leise glitt die Tür zu den Gemächern der Everyndar auf in denen er sich auf Order seiner Mutter einquartiert hatte. Auf leisen Sohlen schlich er den, in gedimmtes Licht getauchten, Korridor entlang. Seiner Mutter jetzt begegnen die ihn wieder mit Fragen nach dem Status bombardierte, und stets den ungehörten Vorwurf mitschwingen ließ, die ganze Welt würde nicht genug unternehmen, mußte nach diesem vergnüglichen Abend echt nicht sein.
    Gut ihre feine Nase mußte auch nicht zwingend das fremde Duftwasser bemerken das ihm anhaftete. Parfum war vermutlich ein Ersatz für die evolutionär verloren gegangene körpereigene Fähigkeit das Revier zu markieren... verschlagen ohne Zweifel.
    Man unterschritt nur einmal den Sicherheitsabstand und das Unheil war geschehen.
    Doch das Glück war auf seiner Seite denn als er am Salon vorbei kam, in dem seine Mutter sich abends aufzuhalten pflegte vernahm er ihre Stimme. Recht laut für ihre Verhältnisse und offenbar über etwas erregt, daß sie wunderbar vom Eintreffen ihres Sohnes ablenken würde.


    Die Gelegenheiten bei denen man Tryf Everyndar ratlos sah waren sehr dünn gesäht. Vielmehr war Lord Tryf diejenige die in Regelmäßigkeit ihre Gegner ratlos zurückließ.
    „Dieser närrische Jüngling! Was hat der sich dabei bitte gedacht? Ein Sabbac Spiel? Seh ich aus wie eine Casinobraut?“
    Die Tirade ging wohl schon eine Weile denn als er durch den Vorhang spähte, mit dem der Eingang zum Salon verhangen war erblickte er die leicht gebeugte Erscheinung von Karss dem langjährigen Haussklaven seiner Eltern. Der geduldige Weißhaarige Mann hatte seiner Rolle gemäß das Haupt gesenkt und unterstützte seine Herrin, mit beflissenen „Aber sicher mein Lord!“ „Selbstredend mein Lord“, „meine vollste Zustimmung mein Lord“ Kommentaren, darin sich in Rage zu reden.
    Der Stein des Anstoßes stand auf dem Tisch der zur Polstersitzgruppe gehörte. Ein edles und sicher sündhaft teures Sabbac Set. Soviel erkannte der durchaus spielbegeisterte Valchoun bereits aus der Entfernung.
    „Ich habe ja schon einiges erlebt, aber ich fürchte die jungen Leute heute wissen wirklich nicht mehr was sich als Geschenk für eine Frau gehört und was nicht.“
    Erneut verneigte sich Karss und murmelte eine Bekundung seiner vollumfänglichen Zustimmung für die Meinung seines Lords.
    Valchoun ließ den Vorhang wieder zufallen und sah zu sein Quartier zu erreichen, ehe seine Mutter doch noch aufmerksam wurde. Aber irgendwie ging ihm die Idee, seine Mutter könnte sich einen jungen Liebhaber zugelegt haben nicht mehr aus dem Kopf. Warum sonst sollte ihr ein „närrischer Jüngling“ ein derart sündhaft teures Kunstwerk verehren? Er würde da ein wenig nachforschen müssen! Seine Mutter auf Männerjagd, daß versprach interessant zu werden.


    „Und was bitte soll das heißen, ich soll die Königin auf den Idioten legen. Ich hoffe mal dieser unverfrorene Draufgänger meint damit nicht mich!“ giftete Tryf weiter, jedoch so laut das der davon schleichende Valchoun es noch hören konnte.
    Karrs schüttelte zur Abwechslung diesmal den Kopf. „Mitnichten mein Lord. Die Königin und der Narr sind zwei der Bildkarten dieses Spiels, wenn ich mich denn erkühnen darf euch mit solch belanglosem Wissen eines Sklaven zu langweilen.“
    Tryf bedachte Karss mit einem mißbilligenden Blick, nicht etwa weil er sich erkühnt hatte, sondern wohl weit eher weil er wußte wovon Lord Theress schrieb. „Jetzt sag mir nicht du kennst diesen Unfug!“


    Karss verbeugte sich tiefer. „Mein Lord, eure Vergebung für einen ergebenen Diener. Aber ja, ich beherrsche dieses Spiel zwar nur leidlich aber ich kenne zumindest die Regeln.“


    Tryf schnaubte ungehalten. Klar, Sabbac und dieser ganze restliche nutzlose Glücksspielkram war ganz klar Männersache. Ronavis hatte ganze Nächte mit Darth Zorast beim Sabbac verbracht und es hieß diese Kartenspiele hätten einen guten Teil der jüngeren Geschichte der Enklave entschieden. Dennoch war es für Tryf eine völlig sinnbefreite Beschäftigung der sie rein garnichts abgewinnen konnte.
    Doch dieser tolldreiste Lord Theress hatte sich etwas dabei gedacht. Er tat rein garnichts ohne sich dabei etwas zu denken. Tryf betrachtete den Sabbac Kasten mit einer gehörigen Portion Mißgunst. Fast als würde er ihr in jedem Moment ins Gesicht springen und die Augen auskratzen oder ähnliches. Doch Theress war sicher zu klug um eine potentielle Bündnispartnerin mit solch einer Überraschung zu verstimmen. Nein, er spielte seinen nächsten Zug.
    Erneut betrachtete die Reinblüterin den Brief den er dazugelegt hatte und breitete eher widerwillig die Karten auf dem Tisch aus. Die Karten waren, daß mußte ihr Sinn für Ästethik zugeben, wahre Kunstwerke. Noch ein Indiz dafür das eine subtilere Nachricht dahinter stand. Vielleicht ahnte er wirklich nicht welche Abneigung sie gegen das Kartenspiel entwickelt hatte. Kaum würde er sonst eine derartige Menge Geld aufwenden. Sie zu brüskieren konnte man billiger haben.


    Den beschriebenen Knopf im Inneren des feinen Holzkastens fand sie nach kurzem Suchen und betätigte ihn. Die holographischen Kunstwerke auf den Karten flimmerten kurz, ansonsten geschah aber rein garnichts. „Tja und jetzt?“
    Karss trat nach einigem Zögern näher und deutete auf die beiden fraglichen Karten. Die Bilder zeigten tatsächlich eine Königin in oppulenter Garderobe und funkelndem Diadem auf dem Kopf, den Adeligen der Tiefkernwelten nachempfunden. Der Narr hingegen war eine hagere Gestalt mit grotesk gefärbter Kleidung und einer lächerlichen Mütze auf dem Kopf an der kleine Glöckchen hingen. Abgerundet mit schrill bunt gefärbtem Haar das unter der Mütze hervorlugte. Ohne auf eine weitere Einladung durch ihren Sklaven zu warten hob Tryf die Königin auf und wendete die Karte ein zwei mal in der Hand. Wirklich, eine sehr gelungene Arbeit. Warum verschwendete man derartiges Talent auf soetwas skandalöses wie eine Spielkarte.
    Seufzend ließ sie die Karte auf die des Narren fallen. „So und … was bei allen...?!“ entfuhr es ihr, und auch der sonst so gesetzte Karss zogen scharf Atem ein.
    Das holographische Schauspiel war sicherlich nicht billig oder obszön. Eher geschmackvoll inszenierte Erotik wie sie in höheren Kreisen vieler Völker wohl durchaus Gefallen fand. Fassungslos schaute Tryf der Königin dabei zu wie sie den Narren erst verspielt umtanzte, während dieser mit kleinen Akrobatikeinlagen versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Sodann umschlang sie ihn mit dem bereits gelösten Gürtel ihrer Robe und zog ihn an sich... und danach... nein... da schaute eine Witwe in fortgeschrittenem Alter besser nicht zu genau hin.


    Nach einer kurzen Zeit fielen die zwei Lustgespiele erschöpft in die „Betten“ ihrer jeweiligen Karte zurück und verwandelten sich wieder in die ikonographischen Bilder die sie gewesen waren.
    „Mein Lord, wenn ich gewußt hätte was sich hier verbirgt hätte ich... ich werde es selbstverständlich sofort zurücksenden lassen, versehen mit einer entsprechenden Protestnote.“
    Tryf reagierte zuerst nicht auf die wohlmeinende Ankündigung ihres ersten Sklaven, sondern starrte nur auf das Geschenk von Lord Theress mit einem Blick der die Vermutung nahe legte, das teure Stück würde gleich in tausende Einzelteile zerbersten.
    Plötzlich zeigte sie eine Reaktion, wenn auch keine mit der der Sklave, der schon so viele Jahrzehnte im Dienste seiner Herrin stand gerechnet hätte. Ihre Mundwinkel hoben sich ein wenig, dann ein wenig mehr bis schließlich ein Lächeln zu sehen war daß ihre weißen Zähne entblößte.


    „Das wirst du nicht tun Karss. Wäre ich verärgert und würde sein Geschenk zurückweisen würde er das als Sieg ansehen. Der junge Theress ist von Anfang an darauf aus gewesen mich durch seine Anzüglichkeiten zu verärgern. Wohl um mich davon abzubringen das Ansinnen von mir und seiner Mutter weiter zu verfolgen, weil ich ihn für ungeeignet halte. Ich denke diese Motivation ist ihm mittlerweile abhanden gekommen. Nein, ich finde nichts reizvoller als wenn ein Kontrahent einem die Waffe selbst anreicht mit der man ihm anschließend eine überzieht.“


    Tryfs schwefelfarbene Augen richteten sich angriffslustig auf ihren Sklaven. „Du kennst die Regeln? Dann wirst Du sie mir beibringen... und danach verfaßt Du eine Note an Theress das ich mich geehrt fühlen würde, sein wundervolles Geschenk gemeinsam mit ihm einer ersten Verwendung zuzuführen und nein ich werde keinen Eimer Eiswasser neben seinem Stuhl postieren.“
    Karss war sich nicht sicher was er von dieser Kriegserklärung halten sollte. Er war nur ein bescheidener Sklave der jedoch jederzeit die Ehre seiner Herrin mit dem Leben verteidigt hätte. Eiswasser? Was immer sie damit meinte Lord Theress würde sicher nicht die Reaktion erhalten die er womöglich erwartet hatte.

  • Unato 9 - 4 nahe eines namenlosen Flußes


    Die Sonne näherte sich bereits wieder der unregelmäßigen Linie der Baumwipfel des umgebenen Dschungels. Sie hatte einige Stunden damit verbracht eine dieser verfluchten Flußechsen zur Strecke zu bringen. Sie hatten sich die letzten Tage als die wohl ergiebigste Nahrungsquelle erwiesen, auch wenn Vrynasha langsam keine gegrillte Echse mehr sehen konnte. Zwar gab es in den umgebenen Wäldern auch Früchte die lecker aussahen, nur bisher war sie damit noch vorsichtig.

    Ihre Schritte auf dem weichen Sand des Flußufers kamen zu einem plötzlichen Halt als sie in Richtung ihres Lagers eine Gestalt bemerkte die offenbar emsig dabei war in dem Haufen Ausrüstung nach Brauchbarem zu suchen.


    Diese elende kleineRatte!


    Er hörte den Kampfschrei hinter sich und es war ihm wurde der Fehler schlagartig bewußt den er begangen hatte. Er hatte zu lange auf der Lauer gelegen, war zu zögerlich gewesen sich endlich dem Lager zu nähern. „Du elende kleine Wumpratte!“ brüllte die rothäutige Furie die auf ihn zustürzte. Doch Jal gab Fersengeld. Der drahtige junge Kerl flitzte schnell in Richtung Waldrand zurück von dem er davon ausging er würde ihn – wieder einmal – bewahren. Denn im Verstecken war er recht passabel. Außerdem lief es sich auf dem losen Ufersand schlechter so daß er seinen Vorsprung anfänglich noch ausbauen konnte.


    „Du sollst stehen bleiben verdammt noch mal! Wenn ich dich erwische brech ich dir deine dünnen Beinchen!“


    Die Frau fluchte und brüllte, doch hinderte es sie nicht daran aufzuschließen als sie endlich festen Untergrund erreicht hatte.
    Jal rannte um sein Leben, sehr zu seinem Mißfallen hatte er nichtmal etwas mitnehmen können, da er gerade die Rationswürfel gefunden hatte als die mißgelaunte Reinblüterin von ihrem Jagdausflug zurück kam.

    Er schlug eifrig einige Haken, sprang über Baumwurzeln und durch Lianenvorhänge hindurch, doch das Krachen und Knirschen eines durchs Unterholz pflügenden Gundarks in Frauenform ließ sich nicht abschütteln und kam immer näher.
    Sein bisheriger Vorteil war der gewesen das sie ihn nicht sah, weil er sich dem Lager meist in der Dunkelheit genähert hatte. Doch diesen Vorteil hatte er nun nicht. Die Sonne stand zwar schon tief und das dichte Blätterdach des Dschungels tauchte alles in ein fahlgrüngoldenes Zwielicht, doch offenbar reichte das Licht sowohl für ihn als auch seine Verfolgerin.


    Keuchend erklomm er einen leichten Hang. Auch wenn er wußte das ihm schneller die Puste ausgehen würde als der durchtrainierten Kriegerin hatte er immer noch die Hoffnung das er entkam wenn er außerhalb der Sichtweite war.
    Gerade als er den Grat erreichte hörte er einen weiteren grollenden Kampflaut und drehte sich instinktiv um, da die Quelle so verdammt nah erschien.


    Ein Fehler, wie er unverzüglich feststellte, als fünfundsechzig Kilo stinksaures Reinblut in ihn einschlugen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings über den Grat des Hangs.
    Das regennasse Laub und Moosbelag des Waldbodens boten wenig Halt und der zusätzliche Schwung ließ ihn mitsamt der Sith die sich in ihn verkrallt hatte den Hang runter rutschen. Ein ungehaltener Knurrlaut war von der Frau zu hören während sie irgendwie versuchte die Talfahrt zu stoppen.


    „Du verdammtes Stück republikanischen Banthadungs, ich hab Dich mehrfach aufgefordert friedlich rauszukommen.“ fauchte Vrynasha, während
    sie erfolglos nach einer regenglitschigen Liane griff die ihr durch die Finger flutschte ohne wirklich maßgeblich zu bremsen.
    Er sah das Unheil kommen in Form eines eigentümlich rosagrünen rundlichen Dings das in einem Geflecht von Ranken und dicken fleischigen Blättern an einem Urwaldriesen in der Talsohle lag.
    Mit einem lauten beiderseitigen Fluch kamen die zwei Ringenden zum Stillstand.


    „Großartig! Ich häng fest!“ fluchte Pelram als er merkte das er mit einem Bein irgendwie zwischen einigen der armdicken Ranken festhing. „Geschieht Dir Recht du republikanischer Nerftreiber!“ antwortete die immer noch wütende Frau ihm, war aber wohl parallel damit beschäftigt
    sich selbst aus dem Gewirr aus grünen Fesseln zu befreien.
    Der anfängliche Ärger verflüchtigte sich jedoch und wurde durch blanke Panik ersetzt. „Verdammter Mist da zieht was an meinem Fuß!“


    Vrynasha knurrte erneut angriffslustig. „Mach Dich nicht lächerlich, daß bin ich, ich häng mit meinem Bein in der selben Ranke fest wie du.“


    „Nein da ist wirklich was...“ Jal begann zu strampeln und versuchte sich frei zu machen nur was immer ihn festhielt tat dies offenbar gut genug um
    seine Versuche zunichte zu machen. Vrynasha beschlich ein ziemlich mieses Gefühl als sie spürte wie der Kerl in Richtung des Baumes aus ihrem Griff gezogen wurde. Dreck! Sie hatte es geahnt dass es in diesem Walt unschöne Dinge gab.


    Sie hatten minutenlang gekämpft und gestrampelt, um sich geschlagen, aber letzten Endes waren sie von den eigenartigen Ranken in eine Art breite ovale Schote hineingezogen worden, deren oberer Teil sich gerade gierig über ihren Köpfen zu schließen versuchte.
    „Ich sag Dir eins Jal, wenn dich dieses Ding nicht umbringt, werd ich es tun!“


    Sie wand sich und versuchte mit den Füßen irgendwo Halt in diesem Ding zu finden. „Wo zur Hölle ist mein Lichtschwert!?“
    „Ist das son unterarmlanger Zylinder aus Metall? Ich glaub das Teil drückt sich in mein Kreuz.“ ächzte Jal und versuchte irgendwie einen Arm so zu
    verdrehen das er daran kam. Ja es war ein Zylinder aus Metall. Er hatte nie ein Lichtschwert in der Hand gehabt, aber es war das einzige metallene was sich noch ansatzweise in ihrer Nähe befand.
    „Ich kanns nicht rausziehen.“


    „Kannst Du überhaupt irgendwas Rep?“ knurrte die Reinblüterin und versuchte zwischen den Lamellen, die das Innere der Schote auskleideten,
    hindurch mit dem Arm hinter Jals Rücken zu kommen. Kein leichtes Unterfangen wie sie feststellte, da die Lamellen sich bei jeder Bewegung aufstellten und den Druck erhöhten. Ein Mechanismus der die Flucht eines Beutetiers sicher verhinderte. Schließlich packte sie mit der freien Hand die bisher eifrig versucht hatte die Schote am
    Schließen zu hindern Jals Kopf und presste ihn ungalant in den Ausschnitt ihres zerschlissenen Pilotenanzugs um ein wenig mehr Bewegungsfreiraum für ihre das Lichtschwert suchende Hand zu erhalten. Den erstickten Protestlaut quittierte sie mit einem derben Ruck der seinen Kopf noch fester an ihre Brust presste.


    „Beschwer Dich auch noch! Andere töten für sowas!“


    Schließlich hatte sie ihre Hand hinter den Rücken des Jungen bekommen und tastete nach dem von ihm beschriebenen Gegenstand.
    Ein gedämpfter Schmerzlaut erklang von ihrer Brust her als der ohnehin schon verdrehte Arm Jals doch noch ein wenig über seinen normalen Bewegungsspielraum hin nach hinten gezwungen wurde. Doch Vrynasha war das herzlich gleich gerade. Ohne die abwehrende Hand hatte sich der obere Teil der Schote schon so weit zusammengezogen das die Luft langsam knapp wurde.
    Da war es. Der Kerl hatte recht. Es war tatsächlich ihr Lichtschwert das ihr irgendwie in dem ganzen Tohuwabohu vom Gürtel gerutscht war. Jetzt mußte man nur die Hand darum kriegen doch es fehlte einmal wieder der berühmte Zentimeter.
    Mit einer schweißtreibenden Anstrengung schaffte sie es sich so weit über Jal zu schieben das der Arm weit genug um ihn herumreichte. Die Finger schlossen sich um das vertraute Metall das wohl die einzige Chance war hier lebend herauszukommen.


    „Bist Du religiös? Dann wär jetzt der Moment zu beten.“


    „Was ? Warum?“ keuchte Jal und legte den Kopf so weit wie möglich zurück um den Mund überhaupt ansatzweise öffnen zu können.


    „Weil ich nicht weiß welches Ende des Lichtschwertgriffs auf deinen Hinterkopf zeigt.“


    Jals Strampeln fror ein und sie konnte die Panik riechen die von ihm aufstieg. „Was? Nein, das.. du mußt einen anderen Weg... Nein nicht!“


    Zorn quoll in Vrynasha hoch. Er hatte keine bessere Idee und nun jammerte er über das unvermeidliche. Konnte diese peinliche Beleidigung für jede Soldatenuniform nicht wenigstens einmal einsehen welche Möglichkeiten man hatte und welche nicht.

    „Wir werden hier in ein paar Minuten ersticken Du Idiot. Und ich werd mein Leben nicht dafür opfern das du ein paar Minuten länger lebst!“


    Unterstrichen wurde die Verkündung durch das Zischen einer zündenden Lichtschwertklinge.
    Er spürte die mörderische Hitze der sich aufbauenden Plasmaklinge, es schmerzte am Rücken und roch verbrannt... nach verbranntem Gemüse. Beißender Qualm füllte das letzte bisschen Atemraum das die beiden Leidensgenossen wider Willen noch hatten. Brüllend bäumte Vrynasha sich zu einer letzten Kraftanstrengung auf und wurde mit dem schmatzenden Geräusch einer berstenden Schotenhülle belohnt. Das Lichtschwert rutschte aus ihrer Hand und fraß sich in das Rankendickicht während die Schote der Länge nach aufriß und zwei mit grünlicher Grütze bedeckte Beinahe-Abendessen ausspie.
    Vrynasha rappelte sich vom Boden hoch und packte Jal in einem Anfall blinder Wut am Kragen. Befeuert durch ihren Zorn riß sie den jungen Mann aus den Überresten der Schote und schleuderte ihn gegen einen Baumstamm. „Du verdammtes feiges republikanisches Stück Banthadung!“


    Eine Hand streckte sich in Richtung des Dickichts und auf ihren mentalen Befehl flog ihre treue Lichtklinge in ihre Hand. „Ich hab Dich gewarnt mir
    einen Grund zu geben dich zu töten... und ja mich dazu zu bringen als Abendessen für irgendeine Monsterpflanze zu enden zählt definitiv.“


    Ungestüm stürmte sie auf den sich gerade am Stamm in den Stand schiebenden Republikaner los. Dieser hob in letzter Verzweiflung die Hände vor das Gesicht. „Nein! Bitte!“


    Schnaubend wie ein Rancor kurz vor dem Angriff verharrte die Reinblüterin über der zusammengesunkenen Gestalt Jals, die brummende Lichtschwertklinge nur Zentimeter von seinem nichtsnutzigen blonden Schädel entfernt. Irgendwie schien der letzte Rest ihrer Selbstbeherrschung zu verhindern das sie den Kerl einfach in Stücke hackte.
    Sie bebte vor Zorn, jeder Machtsensitive der sich zu just diesem Zeitpunkt in ihrer Nähe befunden hätte, hätte sich vor den aufbrandenden Wellen glühender Wut in Sicherheit gebracht.


    Er sah den Schlag durch seine vors Gesicht gehaltenen Finger hindurch. Hörte den infernalischen Schrei mit dem die Sith ihrer Wut Luft machte. Sah wie das Lichtschwert den Baumstamm direkt über seinem Kopf durchtrennte woraufhin dieser rückwärts krachend ins Unterholz fiel. Dann wandte sie sich abrupt ab, erneut tierhaft brüllend das es von den umliegenden Bäumen widerhallte und unzähliche Vögel prostestierend von ihren Ruheplätzen aufstoben und in den Himmel stiegen, auf der Flucht vor dem höllischen Raubtier das ihren Dschungel heimsuchte. Wie hypnotisiert beobachtete er hinter vorgehaltener Hand wie der nahezu materialisierte Zorn der Sith sich an den Überresten der Pflanze entlud die versucht hatte sie bei lebendigem Leib zu verspeisen.


    Als nur noch Pflanzenmulch und grünliche Suppe übrig war drehte die zur Furie mutierte Frau sich langsam um und fixierte ihr Gegenüber. Mit einem letzten Knurren schaltete sie das Schwert ab. „Hast Du ein verdammtes Glück das ich nutzlose Kerle nicht ansatzweise so hasse wie Selbstgespräche führen zu müssen.“


    Mit zwei Schritten war sie wieder bei ihm und zog ihn an den Haaren unsanft auf die Füße. „Los beweg Dich. Und ich schwör dir versuchst du irgendwas dummes ists diesmal sicher vorbei. Auch ganz ohne irgendwelches Killergemüse.“


    Nach einem deutlichen Schubs in den Rücken strauchelte Jal los und schickte sich an den Hand emporzuklettern. Doch sonderlich weit kamen sie nicht, ehe der entkräftete junge Mann, nach ein paar Dutzend Metern über eine Wurzel stolperte. „Verdammt... meine Beine... ich spür meine Beine nicht.“
    Vrynasha wollte gerade etwas erwidern um dem Kerl seine Flausen aus dem Kopf zu treiben, doch bemerkte sie das unheilkündende Kribbeln sich ausbreitender Taubheit in ihren eigenen Gliedmaßen.


    Das grüne Zeug das in ihre Kleider gesuppt war. Die meisten fleischfressenden Pflanzen sonderten irgendeinen Dreck ab, der die Beute betäubte und schlußendlich irgendwann zersetzte.
    „Komm hoch!“ befahl die Sith resolut und den Rest ihres großteils verrauchten Zorns dazu nutzend sich selbst zum Ignorieren des kriechenden Unheils auf ihrer Haut zu zwingen.
    „Es geht nicht, ich kann nicht aufstehen!“ Jal klang verzweifelt, fast mitleiderregend während er versuchte sich auf den Armen in die Höhe
    zu stemmen.


    „Du mußt sonst gehst Du drauf. Wir müssen zum Fluß und diese Scheiße von unseren Körpern waschen!“


    Erneut versuchte sie ihn in die Senkrechte zu ziehen doch ihre Finger verließ bereits ebenfalls die Kraft. Dennoch schaffte sie es schließlich mit seiner Hilfe seinen Arm um ihre Schultern zu legen. Es mochten nichtmal hundert Meter zum rettenden Wasser sein. Doch sie arteten in einen Gewaltmarsch aus.


    Das Flußwasser brannte wie heißes Wachs auf der Haut doch erbarmungslos trieb Vrynasha ihren Gefangenen in die träge dahintreibende Flut. Hektisch riß sie sich die Kleider vom Leib die mit dem eigenartigen Pflanzensaft durchtränkt waren. Kaum war sie fertig damit machte sie ohne zu Zögern bei Jal weiter bis auch dieser bar seiner
    zerschundenen Pilotenkombi bis zur Brust im braunen Flußwasser kniete. Das Brennen verging langsam und auch das bereits einsetzende Lähmungsgefühl wich einem unangenehmen kribbeln einer Horde Feuerameisen die einem über die Haut wanderten. Dennoch kam Vrynashas Puls langsam zur Ruhe denn sie fühlte wie ihr Körper zur
    Normalität zurückkehrte, was bedeutete das der toxische Effekt des Pflanzensekrets nachließ. Ob sie jemals aufgewacht wären wenn sie es nicht hierher geschafft hätten? Ein Glück das man es nicht herausfinden mußte.


    „Danke... euch... mein Sith...“


    Eine rote, mit kleinen rosa Flecken übersähte Hand legte sich auf seinen Mund.„Halt einfach Dein Maul okay? Ich weiß nämlich nicht was mich
    geritten hat dich halb hier her zu tragen.“


    Leise ächzend erhob sich Vrynasha aus dem hüfthohen Wasser und schickte sich an zurück zum Ufer zu waten. Jal schien im Nebel des lähmenden Giftes erst jetzt bemerkt zu haben das weder er noch sie irgendwelche Kleider anhatten. Zumindest war die Rotfärbung seines Kopfes nicht allein auf Hautirritation zurückzuführen.


    „Was ist? Komm raus da und mach dich wenigstens endlich einmal nützlich in dem du Feuer machst. Oder kannst Du das auch nicht?! Dann bring ich dich
    jetzt gleich zu diesem verfressenen Gemüse zurück!“


    Jal schluckte und zögerte. „Ich...glaube ich brauch noch ein paar Minuten bis wieder genug Leben in meinen … Beinen ist...“ stammelte er ehe er den Blick hastig in Richtung des immer noch aus dem Schlamm ragenden Wracks von Vrynashas Jäger richtete und tief durchatmete.


    „Ja was auch immer. In zehn Minuten wird es dunkel. Bis dahin brennt entweder ein Lagerfeuer oder dein Arsch.“ murrte Vrynasha und stapfte durch den Uferschlamm zurück an Land.

  • Dschungel von Unato 9 / 4

    „Und was wenn die doch giftig sind?“
    fragte Jal die neben ihm stehende Reinblüterin.


    „Tja dann wirst im schlimmsten Fall ein paar Bauchschmerzen bekommen bis das Antidot wirkt. Nur so langsam sollten wir uns mal darüber Gedanken machen, dass wir nicht nur von Fleisch leben können.“


    Jal beäugte die großen fleischigen grün-gelblichen Früchte die von einem schwer beladenen Baum auf der kleinen Lichtung abseits des Flusses hingen. Er hatte nun schon die ersten zwei Nächte im Lager der Sith zugebracht und bisher hatte sie noch nicht dem Verlangen nachgegeben ihn bei Nacht zu meucheln. Was entweder dafür sprach das er die Selbstbeherrschung der Sith unterschätzt hatte, oder aber das sie ihn trotz all seiner offenkundigen Defizite im Wildnis Survival doch für irgendwie nützlich erachtete. Als Vorkoster zum Beispiel.


    „Na los mach schon.“ Nachdrücklich zeigte Vrynasha auf eine der Früchte und gab Jal einen aufmunternden Schubs.
    „Und wenn das Ding auf einmal versucht mich zu fressen?“
    Das Reinblut rollte mit den gelben Augen und ließ ein sarkastisches Lachen hören. „Dann schäl ich dich da wieder raus. Hab ich ja mittlerweile Übung drin dich aus Scheiße rauszuholen.“
    Unsicher zog Jal an der dicken Frucht bis der Stil direkt am Ast abbrach. Nichts rührte sich, keine Tentakeln, keine gierigen Blätter. Nur eine grün-gelbe Frucht von der Größe zweier Männerfäuste. Die Schale war glatt und ließ sich leicht eindrücken.
    „Mit oder ohne Schale?“
    Vrynasha zuckte die Achseln. Woher sollte sie das wissen? Das Zeug hier war ihr gänzlich unbekannt.
    Jal bohrte seine Finger in die Frucht und goldfarbener Saft spritzte heraus, dann gab die Frucht nach und offenbarte oranges Fruchtfleisch durchsetzt mit kleinen schwarzen Kernen.
    „Also die Kerne würd ich nicht mitessen.“ riet die Sith ihrem Vorkoster und er schien nicht sonderlich erbaut über den Hinweis. „Wie ihr befehlt mein Sith Lord!“
    Mißmutig polkte Jal ein Stück des Fruchtfleischs aus der Schale und reinigte es gewissenhaft von den Kernen ehe er sich in den Mund steckte.
    „Hm... süß... uah sehr süß...“ unwillkürlich verzog der junge Mann das Gesicht. Aber dennoch war es nach gefühlten sechs Wochen Echse gebraten, gedünstet, gekocht und angebrannt, das erste mal das die Geschmacksknospen wieder etwas anderes zu tun bekamen als über die tausend unterschiedlichen Aromen von Flußechse zu debattieren.
    „Also gut ich hab jetzt was gegessen... und jetzt?“
    Vrynasha begutachtete ihn von oben bis unten. „Hm keine Verfärbungen, keine Krämpfe... jetzt warten wir ein oder zwei Stunden ob sich was tut.“
    Jal schnaubte genervt. Diese Sith hatte die Ruhe weg soviel war klar. Aber das war ja kein Kunststück, denn er hatte irgendeine eigenartige Frucht essen müssen und nicht sie.



    Kampfschiff Ronavis Spirit im niedrigen Orbit von Unato 9 / 7


    „Ich versteh das nicht... wir kreisen jetzt seit acht Standardtagen um diesen verdammten Steinklumpen und haben sechs Wracks gefunden und jedes einzelne davon liegt hier länger als 30 Jahre.“
    Skalron Vetch betrachtete resigniert die detaillierte Oberflächenkarte des Mondes. So genau hatte diesen sicher noch nie jemand kartographiert. Die Ronavis Spirit hatte diverse prototypische Sensor und Aufklärungsausrüstung an Bord. Lord Valchoun hatte ihm erklärt dass seine Schwester diese Gerätschaften für die Rettungs- und Bergungsabteilung von Evryn Logistics getestet und die Prototypen danach nicht wieder rausgerückt hatte. Nunmehr sollte sich das auszahlen, als ob sie es gewußt hatte.
    Doch trotz hochauflösender Sensorscans blieb der Jäger des Lords verschwunden. Die Bergungsoffizierin die Valchoun ihm zur Bedienung der Geräte zur Verfügung gestellt hatte hatte wahrlich alle Register gezogen, doch wie schon gesagt war außer einigen Wracks die seit Jahrzehnten dort unten verrotteten rein garnichts zu finden.
    „Verdammt nochmal, mit jedem Tag den wir hier kreisen riskieren wir eine Entdeckung durch die Republikaner. Wo steckt diese elende Furie?“
    Mit einer energischen Handbewegung wischte Skalron die Karte vom Holoprojektor und rief die Karte des Sonnensystems auf. Irgendwas war hier faul.
    „Mr. Vetch? Was ich mich die ganze Zeit frage ist, in diesem Bericht steht das der Kontakt zu Lord Vrynashas Schiff in einem Wolkenband mittlerer Höhe verloren ging. Nur bei bestem Willen habe ich seit unserem Aufenthalt hier lediglich kleine Wolkenfelder entdecken können. Ich maße mir nicht an über Luftkampf bescheid zu wissen, nur ein Raumjäger der Klasse wie der Lord ihn geflogen hat dürfte auch innerhalb der Atmosphäre zu schnell sein als das er sich mehr als einige wenige Sekunden in solch einer Wolke aufhalten würde. Sollte er mit irgendwas kollidiert sein hätte die Explosion beobachtbar sein müssen.“


    Die schwarzhaarige Frau Oberkorrekt, mit korrektem Namen Ms. Jara Tulakris, hatte leider recht. Etwas das ihm schon die ganze Zeit catharesisch vorgekommen war. Sicher in der Gefechtsmeldung stand etwas von einem Kampf beim siebten Mond von Unato 9, aber die restlichen Schilderungen wollten nicht recht zu dem Felsbrocken passen um den sie seit Tagen kreisten.


    „Aber ich kann mir nicht vorstellen das die sich geirrt haben. Die Astrogationssysteme heutiger Raumjäger identifizieren Orbitalsphären nahezu fehlerfrei, selbst in unbekannten Systemen ohne Navigationsfeuer.“


    Die Offizierin betrachtete die Karte des Sonnensystems auf dem Holoprojektor und zog Unato 9 näher heran. „Aber was wenn doch?“
    Skalron kam diese Vermutung doch etwas arg abstrus vor. Beim imperialen Militär kamen keine Fehler vor. Und falls doch wären diese in der Nachprüfung aufgedeckt und korrigiert worden. Immerhin hatte die Flotte laut dem Bericht noch vor ihrem Weiterflug ein Suchschiff ausgeschickt das über drei Stunden nach der Vermißten gesucht hatte.


    „Okay nehmen wir mal an sie haben recht. Dieser Kackplanet hat 19 Monde. Wir können die doch nicht alle absuchen? In einer Woche gehen uns die Nahrungsvorräte aus und darüberhinaus rechne ich jeden Tag damit das eine Republikaner Patroullie hier vorbeischneit.“


    Ms. Tulakris nickte überlegend während sie die Systemkarte studierte. Dann schaltete sie die Zeitraffer Animation ein. „Hm, die Bahn von Strich sieben ist sehr elliptisch und liegt auch nicht zentriert um den Planeten. Sie schneidet die Orbits der Monde 3 bis 9 auf ihrem Weg.“
    Um ihre Erklärungen zu verdeutlichen aktivierte sie die Bahnvorausberechnung der Systemkarte und ließ die Bahnen der Monde als hellgrüne Linien aufleuchten.
    „Okay, sprich statt 19 müssen wir jetzt nur noch 8 Monde absuchen... können wir das noch weiter eingrenzen?“


    Nunmehr schien der Denkapparat der Bergungsfachfrau in die Gänge zu kommen. Sie nahm ungefragt Skalron das Datapad mit dem Gefechtsbericht aus der Hand und wischte einige male über das Display.

    „Unsere Sensoren hatten während des Aufenthalts hier genug Zeit die Bahnparameter des gesamten Unato 9 Komplexes zu analysieren. Wir dürfen nicht davon ausgehen wievielen Monden Strich 7 nahekommen kann... sondern wievielen er nahe war am Tage des Absturzes.“

    Die Logik der Frau war verblüffend einfach und ehrlich gesagt ärgerte er sich darüber das er nicht selbst darauf gekommen war. Aber hey er war ehemaliger Raumpirat der in mehr oder minder gut erschlossenen Raumsektoren Frachtern auflauerte. Mit den komplexen astronomischen Vorgängen in einem Sonnensystem hatte er sich noch nie beschäftigt.
    Das animierte Hologramm legte den Rückwärtsgang ein und die Unzahl an Monden rotierte für eine Weile entgegen ihrer eigentlichen Richtung, dann verharrten sie still.
    „Also am Tag des Absturzes kreuzte der siebte Mond die Bahn von strich vier und strich fünf. Beide Male näherte er sich in einem 18 Stunden Zeitfenster dem jeweiligen Mond auf bis zu 45000 Klicks.“
    Langsam kehrte Skalrons Optimismus zurück, aber die Frustration wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Man hätte schon vor Tagen darauf kommen müssen das in diesem Bericht was nicht zusammenpasste, statt der imperialen Propaganda vom fehler- und faltenfreien imperialen Militär aufgesessen zu sein.
    „Okay bleiben zwei Monde... welchen nehmen wir? Denn wir haben nur noch genug Vorräte für einen davon.“
    Ms. Tulakris lächelte triumphierend und rief einen Oberflächenscan des vierten Mondes auf, den sie routinemäßig angefertigt hatte während man die Lage sondiert hatte.
    „Dichte Bodenvegetation, Wassergehalt der Atmosphäre liegt bei durchschnittlich 72 Prozent, Durchschnittliche Wolkenbedeckung bei 5 achteln. Da haben wir unsere Wolkenbänder in denen ein Raumjäger sicherlich minutenlang verschwinden kann. Ich fürchte die Wrackteile die wir bei unserer Ankunft fanden wurden vom Gravitationsfeld des größeren siebten Mondes angezogen und bestätigten uns so auf unserer falschen Fährte.“


    Skalron aktivierte den aus Tarnungsgründen auf Minimalleistung heruntergefahrenen Reaktor. „Und Mond 5?“


    „Eine tote Steinwüste, Wassergehalt der Atmosphäre liegt bei vier Prozent, Die Atmosphäre besteht zu 54% Prozent aus Stickstoff und zu 40% aus Tibana. Wenn sie da runtergegangen ist können wir nur noch eine Leiche bergen.“
    Einige Minuten später donnerte die Ronavis Spirit mit Vollschub aus dem Orbit des Mondes um sich auf ihr neues Ziel zu stürzen.


    Dschungel von Unato 9 / 4


    Es schüttete mal wieder in Strömen und man hatte es gerade noch ins Lager zurück geschafft dessen Dach aus großen Baumblättern und einigen Wrackteilen von Vrynashas Jäger, wenigstens weitgehenden Schutz vor der niedergehenden Sintflut bot. Die Sith und ihr republikanischer „Sklave“ saßen ausgestreckt auf ihren Schlaflagern und schauten dem gurgelnden Wasser des angeschwollenen Flusses zu, dass um das Wrack schäumte und Wellen schlug. „Und Bauchschmerzen?“
    Jal schüttelte den Kopf und spielte weiter mit dem Datenpad. „Man das wir das überlebt haben ist echt ein Wunder.“
    „Was meinst du?“ fragte die Reinblüterin und warf einen Blick auf das Display ihres Pads auf dem wieder einmal die letzten Minuten ihrer Helmkamera abliefen. „Tja, schwein gehabt, aber ganz ehrlich dafür das Du mich gerammt hast sollte ich dir eigentlich alle Zehen- und Fingernägel ausreißen.“
    Jal lachte freudlos und schaltete das Pad ab. Er hatte bisher immer gehofft darauf irgendetwas zu entdecken das ihre Aussichten auf Rettung verbessern konnte. Auf vielen unbewohnten Planeten gab es temporäre Siedlungen von Schmugglern, Bergungsteams und Rohstofferkundungsmissionen. Diese Containersiedlungen hatten meist zumindest rudimentäre Kommunikationsausrüstung oder andere Technik die hätte helfen können.
    „Ich frag mich sowieso warum du mich nicht schon längst umgebracht hast. Eigentlich hätte ich von einem Sith nichts anderes erwartet.“
    Vrynasha brummte unwillig. Schon wieder schnitt er dieses Thema an, dass Sith ja allesamt irre Massenmörder waren und mehr als einmal hatte sie die Lust verspürt ihm endlich seinen Willen zu lassen. Sicher von ungefähr kam seine Ansicht nicht und jeder war besser beraten dies statt das Gegenteil anzunehmen. Aber sie hatte ihn bisher nicht ernsthaft verletzt, ihm sogar das Leben gerettet und langsam war sie genervt davon das er zielgerichtet in gerade diesen tristen Momenten unter dem Regendach darauf herumritt. „Willst Du wirklich wissen warum? Gut ich sags dir. Ich hab eine verfluchte Panik vor Einsamkeit. Und ein dumschwätzender Republikaner ist noch immer besser als garniemand.“ schnappte sie gereizt und wandte den Blick ab, sich selbst über die aus ihr herausbrechende Offenheit wundernd.


    Jal blinzelte etwas überrascht. Er hatte eher wieder mit irgendeiner flapsigen oder zumindest sarkastischen Antwort gerechnet, doch ihr Satz klang so verflucht nach Wahrheit. „Sith haben vor sowas Angst? Ich dachte immer die fürchten garnichts?“


    Nun war es an Vrynasha freudlos zu lachen. „War ja klar, dass Du noch einen drauf setzen mußt. Aber okay, da wir eh gerade beim Wäsche waschen sind. Sith sind das größte Pack von Schißlobeln das diese Galaxis je gesehen hat. Sie fürchten sich vor allem. Verrat, Vertrauen, Bindung, ihrem Nachbarn, ihrem Ehegatten, den eigenen Eltern, der Zukunft, ihrer Vergangenheit... frag fünf Sith und sie würden dir je 25 Dinge nennen vor denen sie Angst hätten. Zumindest würden sie das, wenn sie nicht zu viel Angst davor hätten das du ihre Schwächen ausnutzt.“
    Jal schaute sie nur wie versteinert an. Wenn er mit etwas nicht gerechnet hatte dann damit das diese impulsive und gewalttätige Reinblüterin ihm so unverblümt so viel Ehrlichkeit an den Schädel hauen würde.


    „Wow... das klingt nicht gerade danach als ob Sith ein tolles Leben hätten? “
    Vrynashas gelbe Augen richteten sich zur Decke, doch gerade jetzt in diesem Scheißwetter auf diesem Scheißmond war ihr danach sich das eine oder andere von der Seele zu reden. Sie kannte den Kerl ja kaum, aber das war vielleicht der Knackpunkt. Er kannte sie nämlich auch nicht und die Wahrscheinlichkeit das sie einander je wieder begegnen würden war gleich null, wenn sie überhaupt je hier runterkamen und falls nicht konnte er diese Dinge ruhig wissen.

    „Davor Kinder zu kriegen wohl auch? Immerhin heißts von euch Reinblütern das ihr aussterbt? Wundert mich nicht. Zwei Sith allein in einem geschlossenen Raum, daß gibt doch viel eher Mord und Totschlag als das...“


    Sterne explodierten in Jals Kopf als die geballte Faust der Sith auf seiner Stirn einschlug, dann wurde es dunkel. „Blödes Arschloch!“ zischte die Rothäutige, ehe sie sich murrend erhob hinaus in den Regen stapfte, der ihre behelfsmäßige Kleidung aus einem halben Dutzend Echsenhäuten binnen Sekunden durchweichte während Jal den Schlaf der Vorlauten und Unüberlegten schlief.

  • Unato 9 / 4 - an einem namenlosen Fluß


    Der Regen hatte wieder einmal aufgehört und die im Zenith stehende Sonne ließ die überreichliche Feuchtigkeit des Dschungels in grauweißen Nebelschlieren in den Himmel steigen. Vrynasha fragte sich was ihr mehr auf den Geist ging. Der ständig niedergehende tropische Regen oder die auf ihn folgende brütende schwüle Hitze mit gefühlten 350% Luftfeuchtigkeit. Um die Mittagszeit wurde es eigentümlich still im Dschungel, da offenbar alle Lebewesen nur noch ein Vorhaben kannten: Nicht bewegen!
    Denn das resultierte sofort in Schweißausbrüchen. Die einzigen die das thermische Inferno wohl angenehm fanden waren die Flußechsen, die auf einer Sandbank nahe des Ufers lagen, mit weit aufgesperrten Rachen. Entweder hatten sie noch nicht bemerkt das regelmäßig einige von ihnen im Magen der zwei Warmblüter landeten, die es sich am Ufer häuslich eingerichtet hatten, oder es war ihnen schlichtweg egal weil fressen und gefressen werden eines der ewigen Gesetze der Wildnis war.


    „Was werdet ihr eigentlich machen wenn wir gerettet werden? Also das heißt wenn...“
    Zuerst antwortete dem jungen Piloten nur ein Knurren. Dann wandte Vrynasha den Kopf in seine Richtung und blinzelte träge.
    „Keine Ahnung, vermutlich mich zurückmelden nen dreiseitigen Bericht darüber ausfüllen warum ich denn mein sündhaft teures Fluggerät in den Sand gesetzt habe. Danach werden die Ärzte entscheiden ob ich nen bleibenden Schaden zurückbehalten habe oder wieder diensttauglich bin. Naja und dann werde ich wohl in absehbarer Zeit heiraten. Wenn denn der Kandidat sich aufgrund meines Vermißtenstatus nicht schon auf und davon gemacht hat.“
    Jal blickte sie etwas irritiert an. „Davongemacht? Aber er will euch doch heiraten?“
    Vrynashas Körper krümmte sich unwillkürlich als sie schallend loslachte. Ihr war gerade einmal wieder demonstriert worden das der gute Flight Officer Pelram offenbar keine Ahnung vom Leben hatte, zumindest nicht von dem reinblütiger Sith.
    „Der war gut Pelram...“ japste Vrynasha als ihr abklingender Lachkrampf ihr wieder Raum zum Atmen ließ. „Du glaubst wirklich in unserer Gesellschaft würde man eine Ehe eingehen weil man das will? Ich glaube der gute Lord den meine Mutter sich ausgeguckt hat hat darauf genauso viel Lust wie ich. Nämlich garkeine. Auf Coruscant läuft das sicher so wie in diesen scheußlichen Holovidschnulzen. Aber unter Sith spielt lediglich eine Rolle was die Ehe einem selbst und der eigenen Machtbasis bringt, und ob gute Erbanlagen zueinander finden. Wenn es nebenher noch Spaß macht ist das ein netter Bonus. Hier geht es um Politik und Fortbestand des Blutes, nicht um irgendwelche persönlichen Vorlieben.“
    Jal wirkte schockiert und betroffen, aber was hatte er eigentlich erwartet? Über die Sith hatte man ihm doch nun wahrlich genug beigebracht um zu wissen das es wohl sehr unwahrscheinlich war das diese Kreaturen zu soetwas wie aufrichtiger Liebe fähig waren. „Krieg ich wieder eine Kopfnuß wenn ich jetzt sage das ich mir das ziemlich...uncool vorstelle?“


    Vrynashas Miene verzog sich als sich ein weiterer Lachkrampf ankündigte. „Naja ich will dir ja deine Illusionen nicht nehmen, aber ich kann damit leben. Immerhin bin ich so aufgewachsen. Für mich ist es weit eher befremdlich, dass Wesen in dieser Galaxis etwas so zerbrechliches wie persönliche Sympathie zur Basis eines gemeinsamen Lebens machen.“
    Sie wischte sich die dicken Schweißperlen von ihrer Stirn und stützte sich auf ihre Ellbogen.
    „Aber jetzt mal Klartext. Sollten wir gerettet werden, kehrst du dann zu deiner Liebsten zurück und versprichst ihr dann nie,nie wieder mit einem Sith zusammenzustoßen?“


    Jal schien erst nicht zu wissen was er darauf antworten sollte. Dann jedoch winkte er ab. Das würde noch fehlen. „Ich? Ach quatsch. Ich bin noch viel zu jung für sowas. Außerdem hocke ich seit 8 Monaten auf einem verdammten Horchposten fest, wo das einzige weibliche Besatzungsmitglied die Stimme des Zentralrechners ist. Wenn ich hier wegkomme werd ich Antrag auf Sonderurlaub stellen und nach Nar Shaddaa fliegen und mir ein paar heiße Ladies … äh..nicht weiter wichtig.“ Das die von der allgegenwärtigen feuchten Hitze gerötete Haut noch von innen her ein wenig dunkler werden konnte ließ Vrynasha vergnügt eine Braue heben.


    In Ermangelung von Alternativen mit denen man überhaupt reden konnte hatte er wohl kurze Zeit vergessen das er hier mit jemandem sprach dem solch herabsetzende Äußerungen über Frauen womöglich mißfallen konnten.
    „Jetzt nicht Dein Ernst oder?“ fragte die Sith mit einem hintergründigen Lächeln auf den Lippen. „Was? Das mit den ...“
    „... Nutten?“ vollendete die Sith seine Frage und trieb den Rötegrad ihres Gegenübers. Jal schnappte panisch nach Luft. „Nein! Ich kauf doch keine Frauen, aber den Satz: Es passiert auf Nar, es bleibt auf Nar... kennt ihr ja sicher auch?!“


    Natürlich kannte sie ihn. Sie war fast 10 Jahre unter Militärs gewesen und dort waren Planeten wie Nar gleichzusetzen mit Spice, Alkohol und Sex und von jedem möglichst so viel das man irgendwann vergaß wieviel man eigentlich gehabt hatte. Und wenn sie ehrlich war - auch wenn sie Jal das nicht auf die neunmalkluge Nase binden würde - wäre das auch etwas nach ihrem Geschmack. Nur davon konnte sie im Gegensatz zu Pelram nur träumen. Die ersten zwei Dinge waren im Dienst streng verboten und das Wildern in den eigenen Reihen zog eine ganze Kolonne an Problemen nach sich und soetwas wie Urlaub gab es für Soldaten, aber in der Regel nicht für jemanden wie Vrynasha. Aber wer mochte solches Verhalten Leuten verdenken die tagtäglich und rund um die Uhr mehr oder minder unter Lebensgefahr standen.


    "Keine Sorge Jal, ich bin sicher die letzte die Dir sowas ankreiden würde. Wenn man dem Tod von der Schippe gesprungen ist sollte man erstmal das Leben feiern indem man Dinge tut die einen spüren lassen das man lebt."
    Jal atmete erleichtert aus als er begriff das die Offenbarung kein weiterer Anlaß zu Züchtigungen irgendeiner Art war. Viel eher schien es als könnte die Reinblüterin ihn mehr als gut verstehen.
    „Aber ich glaube als allererstes werde ich eine heiße Dusche nehmen um diesen Dschungel abzuspülen.“ fügte Jal an und ließ sich wieder gegen den Baumstamm sinken den sie unter das Dach geschafft hatten um es etwas bequemer zu haben.


    Ein unerwartetes Geräusch platzte in die ausgelassene wenn auch grenzenlos überhitzte Atmosphäre unter dem kleinen Unterstand. Das Fiepen eines Holokommunikators. Diese Geräte brauchten zwei Dinge um sich zu rühren. Ein ausgebautes Holonetz oder einen recht nahen Kommunikationspartner. Ersteres konnte man auf diesem elenden Mond mit Sicherheit ausschließen. Hastig fingerte Vrynasha das kompakte Gerät aus dem losen Sammelsurium an Gegenständen die sie aus ihrem Flieger gerettet hatte.


    Kaas City - Anwesen der panaschadischen Gesandtschaft


    Lord Tryf blickte warf einen lauernden Blick zur anderen Seite des Tisches wo das versteinerte Sabacc Gesicht ihres ersten Haussklaven die eigenen Karten musterte. Dieser elende Tiefstapler hatte zugegeben „die Regeln zu kennen“. Das er ein verdammt ausgebuffter Kartenspieler war hatte er dezent unter den Tisch fallen lassen. Aber einer Frau wie Tryf gebührte nichts geringeres als von einem Meister gelehrt zu werden, wie man sich auf diesem, ihr zutiefst suspekten Terrain, bewegte. Das erste Prinzip des erfolgreichen Sabaccspiels beherrschte Tryf im Schlaf. Das Sabacc Gesicht. Das hatte auch Karrs erkannt. An ihrem statuenhaften Gesichtsausdruck vermochte nichtmal der gewiefte Sklave zu erkennen was für ein Blatt sie gerade in der Hand hielt. Auch das Bluffen fiel der Sith aus naheliegenden Gründen leicht. Angewidert mußte sie zugeben das sie sich garnicht so schlecht für dieses Spiel eignete wie sie gedacht hatte. Sie hatte ihrem Sklaven jedoch befohlen sie nicht zu schonen und jedweden schmutzigen Trick aus dem Ärmel zu ziehen den er kannte... und das waren einige. „Ich fürchte mein Lord, ihr werdet nicht sonderlich erfreut sein.“
    Karrs deckte seine Karten auf. Eine glatte 23. Tryf knurrte unwillig und warf ihrem Gegenüber einen vernichtenden Blick zu. Ihr eigenes sorgfältig aufgebautes Blatt war gut, zumindest in ihrem Dafürhalten. Nur leider nicht ganz so gut.


    „Karrs, dieses Spiel treibt mich in den Wahnsinn.“ Sie deckte ihre Karten auf und erntete wider Erwarten ein anerkennendes Nicken ihres Sabacc Lehrers. „Nun mit so einem Blatt würdet ihr an den meisten Casino Tischen für lange Gesichter sorgen. Nur leider ist Taktik und Geschick nicht alles sondern eben auch Glück und das müßt ihr noch ein wenig...kultivieren mein Lord.“
    Tryf faltete die Hände über ihren Karten und warf ihrem Sklaven einen tadelnden Blick zu. „Glück ist etwas auf das sich ein Sithlord nicht verlassen sollte. Das dürfte auch der Grund sein warum ich die Begeisterung meines Gatten für diesen Zeitvertreib nie teilte.“
    Karrs lächelte ergeben und neigte leicht den Kopf. Karrs war zu alt und zu erfahren um selbst in einer solch für ihn ungewohnt informellen Situation zu vergessen das seine Herrin ihm gegenüber saß. Eine Herrin die man recht leicht verärgern konnte wenn man nicht aufpasste.
    „Das ist natürlich ein Aspekt der sich dem Horizont eines Sklaven entzieht, von dererlei versteht ein einfacher Hausdiener nichts.“
    Tryf nickte wohlwollend. Der gute Karrs hatte sich nun mehrere Nächte mit seiner Herrin um die Ohren geschlagen um dieser dieses Spiel näher zu bringen und dennoch wurde er nicht müde darin seine anderen Pflichten ebenso beflissen zu erledigen. Nicht selten auch zu ihrem Leidwesen wenn er des morgens in ihr Gemach schneite um sie in seiner unvergleichlich nüchternen Art daran zu erinnern das der Tag reichlich Verpflichtungen bereithielt.
    Die Holokonsole im Raum signalisierte einen eingehenden Anruf. Um diese Zeit war das sicherlich nichts offizielles. Tryf erhob sich und tat die zwei Schritte hinüber zu der Konsole. In wenigen Sekunden manifestierte sich das Hologramm ihres ältesten Sohnes an Bord seines Raumschiffes. „Mutter... er hat sie gefunden. Ich fliege nach Unato um sie abzuholen. Es scheint ihr den Umständen entsprechend gut zu gehen. Wir springen jetzt gleich aus dem System, ich wollte es dir nur kurz mitteilen.“
    Die Erleichterung war Tryf anzumerken, in einer Heftigkeit die selbst Karrs ein wenig überraschte. Doch gegenüber dem langjährigen vertrauten Sklaven schien sie sich derartige Gefühlsregungen zuzugestehen. „Danke Valchoun, sieh zu das du sie schnellstmöglich heimbringst, damit wir Ordnung in dieses ganze Chaos bringen können.“

  • Ronavis Spirit - Kampfschiff der Fury Klasse


    Die Plasmaantriebe der Ronavis Spirit dröhnten in beeindruckender Lautstärke als sie das schwere imperiale Kampfschiff von der Planetenoberfläche des 4. Mondes wegbrachten. Vetch saß nach wie vor am Steuer von Vrynashas Heiligtum, aber sie sah sich in ihrer momentanen Verfassung weder in der Lage dazu das Schiff selbst zu steuern, noch den übermütigen ehemaligen Piratencaptain großartig dafür zur Schnecke zu machen das er dieses Schiff ohne ihre explizite Erlaubnis steuerte.
    Es hatte sie einige Überzeugungskraft gekostet das Pelram mit an Bord kam, da er immer noch vermutete er würde nun seinen Weg in imperiale Kriegsgefangenschaft antreten. Nur so nutzlos sich Pelram in den Wochen auch teilweise angestellt hatte, er hatte zumindest dafür gesorgt das sie nicht vor Einsamkeit wahnsinnig wurde und das war etwas, dass sie ihm nicht dadurch zu vergelten gedachte, dass sie ihn in ein Gefangenenlager auf irgendeinem Ödnismond steckte.
    Außerdem hatte er als Gefangener absolut keinen Wert denn der Unatoposten war, abgesehen davon das das System ein Hyperroutenkreuzungspunkt war, bedeutungslos und ohnehin nur noch dort weil das Imperium ihn nicht als sonderliche Bedrohung empfand. Er konnte also so gut wie nichts wissen was in den letzten 4 Wochen nicht schon wieder überholt worden wäre.


    Außerdem sah sie es absolut nicht ein sich für die Art und Weise wie man sie auf diesem Drecksmond hatte versauern lassen in irgendeiner Weise erkenntlich zu zeigen. Abgesehen davon dem dafür Verantwortlichen ein paar Zähne auszuschlagen.
    Vetch hatte sie innerhalb einiger Minuten über die ganze Suchaktion ins Bild gesetzt und sie auch den Bericht lesen lassen, den ihr Bruder ihm zugespielt hatte.
    Irgendeine juudulanische Brackwasserkröte hatte den SIEBTEN statt den VIERTEN Mond in den Einsatzbericht eingetragen. Dafür gab es zwei Erklärungen. Unfähigkeit oder Absicht, aber sie konnte sich noch nicht so recht entscheiden zu welcher Version sie tendierte.

    „Wow wußte garnicht das imperiale Militärschiffe so komfortabel sind.“

    Während sie den Bericht studierte hatte sie Pelram gestattet sich umzusehen. Er würde keinen Blödsinn versuchen. Dazu war er zu naiv und zu sehr daran interessiert dieses ganze Abenteuer zu überleben.
    „Ist ein panaschadisches Kriegsschiff imperialer Bauart und darüberhinaus mein Persönliches. Da hat man gewisse Gestaltungsfreiheiten.“
    Vetch grinste leicht und überprüfte die Parameter des Steigflugs. Zumindest ahnte der Pirat warum Vrynasha Pelram nicht filetiert hatte. Purer Welpenschutz!


    „Mein Lord? Darf ich die demütige Bitte äußern diese... Wasserdusche zu benutzen?“
    Vrynasha spähte um die Rückenlehne des Copilotenstuhls herum und ihre linke Braue war kritisch angehoben. „Du warst in meinem Quartier?“
    Das Jal seine Unachtsamkeit bewußt wurde merkte man seinen herabsinkenden Schultern und dem betreten zu Boden gerichteten Blick sofort an. Das unterdrückte Prusten des Piraten war da auch nicht gerade sonderlich hilfreich. „Ja warum eigentlich nicht. Der Ort ist ohnehin entweiht! Oder glaubst Du ich habe nicht bemerkt wo der gewisse Arsch eines Piraten in den letzten Tagen geruht hat?“ Vetchs Prusten schlug in ein schmerzerfülltes Japsen um als ein wohldosierter Tritt sein Schienbein traf.
    Der schadenfrohe Blick den Pelram nunmehr dem gescholtenen Vetch zuwarf ließ Vrynasha innerlich grinsen. Die zwei gäben sicherlich ein einzigartiges Komödiantenduo ab. „Aber nicht zu ewig ich will auch endlich diesen Dschungelmief loswerden."
    Pelram entschwand mit der Geschwindigkeit eines abgefeuerten Protonentorpedos, wohl nicht geneigt auch nur eine Sekunde genußversprechender Zeit unter brühwarmem, fließendem, sauberem Wasser zu vergeuden.


    „Mein Lord es tut mir leid das das so lange gedauert hat. Wenn ich geahnt hätte das wir den falschen Mond umgraben hätte...“ Vrynasha machte eine wegwischende Handbewegung und erhob sich aus dem Sessel. „Macht euch darüber keine Gedanken Vetch. Das haben andere zu verantworten. Ihr habt im Rahmen eurer Möglichkeiten gedient und ich bin mir sicher es wird sich eine Möglichkeit bieten mich zu revanchieren.“
    Vetch legte ein paar Schalter an einer Konsole um. „Ja klar, indem ihr mir wieder Ratataki auf den Hals hetzt?“ Vorsorglich zog er schonmal den Kopf ein, aber der zurechtweisende Klaps auf den Hinterkopf blieb aus. „Eigentlich garkeine schlechte Idee Vetch. Euer nächster Flug geht denke ich ja ohnehin nach Nar Shaddaa. Da könnte man das Vergnügen ja mit der Arbeit verbinden oder?“

    Vetch knirschte mit den Zähnen angesichts der damaligen Erfahrung die immer noch an seinem männlichen Ego kratzte. Gefesselt und „bearbeitet“ von einer Lady die sichtliches Vergnügen an ihrer Arbeit hatte, und dank der eigenen Socke im Mund war er nichtmal in der Lage zu protestieren sondern bekam genau das wofür er bezahlt hatte... nein wofür Lord Everyndar bezahlt hatte. Sithgrausamkeiten kannten fürwahr weit mehr Spielarten als viele Leute in der Republik - oder selbst im Imperium - für möglich hielten.


    Nach einigen weiteren Anweisungen ließ Vrynasha den Captain im Cockpit allein. Er würde Lord Valchoun verständigen dessen Schiff um einiges schneller war als ihr eigenes. Sie mußte so schnell wie möglich nach Drommund Kaas zurück, möglichst noch bevor die mittlerweile auf dem Rückweg befindliche Flotte dort ankam. Sie wollte vorbereitet sein.


    Neben dem sonoren Dröhnen des Unterlichtantriebs erfüllte nur das prasselnde Rauschen der Dusche das Quartier der Reinblüterin. Womöglich würde sie das Geräusch noch in Monaten mit den niedergehenden sintflutartigen Regenfällen verknüpfen, die die letzten Wochen mit ein ständiger Begleiter waren.
    Sie kramte durch die wenigen Sachen die sie aus ihrem Lager mitgenommen hatte, aktivierte schließlich das Datapad und wischte eher ziellos darauf herum. Ein zigstes Mal startete sie die Videoaufzeichnung ihrer Helmkamera beendete die Wiedergabe jedoch nach einigen Sekunden wieder. Blätterte durch einige Textfiles die sie in den brütenden Stunden der Mittagshitze erstellt hatte, irgendwie mit der leichten Befürchtung im Hinterkopf diese wären irgendwann das einzige was jemand finden würde wenn er über das verlassene Lager auf diesem Mond stolperte, womöglich neben zwei Skeletten seiner längst verstorbenen Bewohner.


    Dann fand sie ein Verzeichnis das sie definitiv nicht selbst angelegt hatte. Sie wußte Pelram hatte auch gelegentlich mit dem Pad gespielt. Der letzten Verbindung zu der Zivilisation aus der sie eigentlich kamen. Es war ein Verzeichnis gefüllt mit Bildern. Teils sinnlosen Landschaftsaufnahmen. Baum mit Fluß, Fluß mit Baum, Fluß mit Baum und Echse davor, Baum mit Sithreinblut in Echsenlederbikini... Moment!


    Dieser tunichtgute Bruchpilot! Noch einige Bilder weiter tanzte sie in wilden Luftsprüngen um ein Lagerfeuer. Ja man hatte sich in der Tat die kurzen Nächte und ereignislosen Tage mit allerlei Blödsinn vertrieben um sich nicht schon aus Langerweile irgendwann gegenseitig zu töten. Aber das dieser republikanische Klappspaten davon Bilder gemacht hatte – noch dazu ohne das sie es bemerkt hatte. Schande über sie!
    Doch das ganze war noch steigerungsfähig.
    Die nachfolgenden Bilder verschlugen Vrynasha schlicht die Sprache, denn zum einen wären sie sicher jedes Prominenzskandalblättchens dieser Galaxis würdig, zum zweiten füllten sie eine große Erinnerungslücke in Vrynashas Kopf. Eigentlich hatte sie nur noch gewußt das sie eines späten Nachmittags mit fürchterlichen Kopfschmerzen aufgewacht waren und festgestellt hatten das zwei der kurzen Tage des Mondes in ihren Erinnerungen fehlten. Ihnen taten Knochen und Muskeln und sie waren über und über vollgesudelt mit Schlamm, irgendeiner unidentifizierbaren Masse aus Fruchtmark und Dschungelpflanzen und hatten fürchterlichen Hunger.
    Nunja das was sie gerade sah erklärte zumindest einige dieser Phänomene. Alles hatte wohl recht harmlos damit begonnen das sie neu entdeckte Früchte gegessen hatten. Jal hatte keinerlei Anzeichen einer Beeinträchtigung gezeigt – auch nach drei Stunden nicht – also hatte man sich die Bäuche vollgeschlagen. Das die Inhaltstoffe der Früchte erst im Zusammenspiel mit der Darmflora der beiden Außenweltler ihre volle Wirkung entfalteten würden, ahnten sie zu dem Zeitpunkt natürlich nicht.
    Der Rest bestand nur noch aus diffusem Nebel, den Erschöpfungserscheinungen nach Abklingen des Rausches und eben dieser Sammlung von absolut peinlichen Bildern die es mit jeder eskalierten Landurlaubfete auf Nar Shaddaa aufnehmen konnten. Die Sorte, die mit substantiellen Sachschäden und Großeinsätzen der Militärpolizei einhergingen.


    Von Selbstschnappschüssen mit absolut peinlichen Gesichtsausdrücken und skurillen Stammestänzen um das Lagerfeuer, über Vrynashas Versuch mittels Telekinese drei panisch dreinblickende Flußechsen zu jonglieren, bis hin zu einem aktenkundig gewordenen Zungenduell mit ihrem Mitgefangenen, war alles dabei was man am Tag des gnadenlos folgenden Katers nicht unbedingt unverdünnt präsentiert bekommen wollte.


    Schmunzelnd schaltete Vrynasha das Pad ab und erinnerte sich an die Unterhaltung die sie unmittelbar vor diesem „Ernährungsunfall“ mit Jal geführt hatte. Darüber wie sie ihre Rettung zu feiern gedachten, wenn es denn je dazu käme. Nun war es so weit und es stand fest das der grünschnäblige Republikaner definitiv feiern konnte, wenn auch bisher nur in völlig zugedröhntem Zustand.
    Sie betrachtete Scheibe aus beschlagenem Transpariplast die verhinderte das Dampfschwaden und umherspritzendes Wasser ihr Quartier überschwemmten.
    Beide würden sich die nächsten Tage zum Dienst zurückmelden, jeder auf seiner Seite, und wieder verbissen dafür kämpfen das dieser Krieg irgendwann ein Ende nahm. Schade eigentlich, denn sie hatte diesen verpeilten Rep auf eine ganz eigene Art schätzen gelernt. Sicher außerhalb des Cockpits war er kein Gegner, aber er hatte sie dort unten mit ziemlicher Sicherheit vor dem Wahnsinn bewahrt.
    Ob ein spontaner Flashback des Drogenrauschs, oder die einfache Gewissheit dass man bald in die angestammte Routine zurückfiel. Vielleicht auch die schon fast außer Reichweite befindliche Gelegenheit folgenlos irgendetwas völlig dämliches zu tun, was man sich unter den rigiden Regeln des gewohnten Lebens nicht erlauben konnte, oder der bildhafte Beweis das man ohnehin nicht abgeneigt war. Am ehesten war es einfach eine Mischung aus allem das sie bewog den Knopf für die Türverriegelung zu drücken.


    Heißes Wasser, Dampfschwaden und der frisch-blumige Duft des erstbesten Duschgels das Jal gefunden hatte, waren alles was für ihn derzeit die Welt ausmachte. Er saß auf dem Boden der flachen Wanne und ließ das Wasser über sich herunterbrausen. Die Tatsache das er sich gerade auf dem Schiff eines Sith befand war für seine Sinne und seine Gedanken gerade Lichtjahre entfernt. Es galt einfach nur sich selbst zu beweisen das er auf dem Weg zurück in die Zivilisation war.
    Ein kühler Luftzug zerschnitt den Vorhang aus Dampf und verpasste Jal eine erstklassige Gänsehaut. Doch als sein träge reagierender Verstand ihn dazu veranlasste die Augen zu öffnen war es bereits zu spät. Die Rothäutige hatte ihn bereits in der Zange und sein erschrockener Versuch aufzustehen wurde von ihr mittels ihres Körpergewichts zunichte gemacht.
    Durch das Wasser das ihm ins Gesicht lief erkannte er ihre Züge nur schemenhaft und bermekte auch die Hand erst als sie seinen Hals schon fest im Griff hatte und ihn nicht gerade sanft mit dem Oberkörper an die Rückwand der Kabine drückte. „Nenn mir einen guten Grund bis Nar Shaddaa zu warten!“ zischte sie ihn an während er versuchte wenigstens seine Sicht zu klären. „Wie was für ein Grund?“ stammelte er noch völlig überfahren, während sein Hirn hektisch versuchte die Situation zu analysieren. Sith! Man konnte ihnen einfach nicht den Rücken zuwenden.
    „Eh einen Grund?! Ich... keine Ahnung.“
    „Gut...“ erwiderte die Reinblütige nur knapp und gab Jal keine zweite Gelegenheit darüber nachzudenken ehe ihre Lippen jede weitere Erwiderung erstickten.
    Das sein Widerstand nach einigen Momenten der Gegenwehr erstarb lag sicher nicht nur daran das er erkannt hatte das er zwecklos war.


    Es waren einige Stunden vergangen ehe sich Jal mühsam aus dem Bett stemmte. Irgendwie erinnerte es ihn an dieses seltsame Vorkommnis unten auf dem Mond an das er sich ums Verrecken nicht mehr erinnern konnte. Doch diesmal wußte er was für ein Rausch über ihn hereingebrochen war, wenn auch reichlich unerwartet.


    „Jetzt sieh sich einer den an!“ spottete Vetch als Pelram etwas erledigt, aber entspannt wie lange nicht, aus dem Quartier kam. „Eh... was denn? Ich...“
    „Fühlst dich gut? Kann ich mir denken.“ legte der Expirat süffisant grinsend nach. „Könnt man ja fast neidisch werden kein republikanischer Kampfpilot zu sein.“
    Jal schaute etwas verwirrt und mußte dann aber zaghaft lachen. „Gut zugegeben sie hat mich jetzt dann wohl zum zweiten mal abgeschossen.“ Er streckte sich genüsslich ehe er sich gewahr wurde das er sich immer noch auf der Ronavis Spirit befand. „Wo ist denn der Lord?“ fragte er schließlich mißtrauisch.
    Vetch lehnte sich an den Türrahmen des Cockpits und verschränkte die Arme. „Die ist vor einer Stunde an Bord des Schiffs ihres Bruders gegangen und fliegt nach Drommund-Kaas zurück. Wir befinden uns seit einer halben Stunde im Hyperraum auf dem Weg nach Nar. Sie meinte das wäre dein bevorzugtes Ziel.“ klärte Vetch seinen irgendwie bescheuert drein grinsenden Passagier auf.
    Also kein Gefangenenlager, kein Erschießungskommando und als Sklave verkauft wurde er scheinbar auch nicht. Er hatte einfach verdammtes Glück gehabt... und über einen Teil davon würde er wohl nie ein Wort verlieren.

  • Panasch Lightning - Privatschiff von Lord Valchoun Everyndar


    Nach Wochen der Entbehrung war es fast ein Kulturschock in Valchouns Manifestation einer Dekadenz galaktischen Ausmaßes umzusteigen. Während das pfeilschnelle Geschäftsreisenschiff ihres Bruders durch den Hyperraumstrudel fiel der es in Rekordzeit in der Sprungzone des Drommund Systems ausspucken würde hatte Vryn es sich bequem gemacht.
    Sehr zum Ärger ihres Bruders lagen die in Uniformstiefeln steckenden Füße der Reinblüterin auf dem Couchtisch und sie schlürfte genüsslich einen riesigen Cocktail den sie sich gleich nach Abdocken von der Ronavis Spirit eigenmächtig an der Bar gemixt hatte.
    Doch Lord Valchoun war wohl zumindest vorübergehend gewillt ihr dieses barbarische Einfallen in seine Sphäre durchgehen zu lassen. Immerhin war sie es die vier Wochen auf einem verlassenen Dschungelmond hausen mußte.
    Für eine solch entbehrungsreiche Zeit sah sie recht gut aus, sie hatte sich wenigstens gesäubert und eine vollständige Uniform angezogen. Es würde also keine befremdeten Blicke geben wenn sie auf Kaas aus dem Hangar kamen. Die Flotte auf der Vrynasha vor ihrem Absturz stationiert gewesen war, befand sich ebenso auf dem Rückweg von ihrem Einsatzort, aber das würde auch nach der Ankunft der beiden Lords noch einige Tage in Anspruch nehmen.
    Aus irgendeinem Grund hatte Vrynasha wert darauf gelegt vor der Flotte auf Kaas einzutreffen, was eher weniger damit zu tun hatte das sie noch ein zwei mal ausschlafen wollte. Irgendetwas trieb sie um und wurde nur oberflächlich von einer entspannten und überraschend guten Laune überdeckt.


    „Ich wette Mutter war außer sich als sie erfuhr was passiert war?“
    Valchoun hob einen seiner Brauenwülste und lächelte leicht. „Außer sich ist ein Euphemismus. Sie fand kaum noch Schlaf ihr armer Schüler trug jeden Tag mehr Schrammen und blaue Flecken und ich hörte sie mehrmals in äußerst erhitzter Weise den Commodore zur Schnecke machen.“
    Vrynasha nickte leicht. Ja das klang nach ihrer Mutter. Wenn etwas nicht nach ihren sorgsam ausgelegten Plänen funktionierte neigte sie zu Aktionismus. Das war vor allem bei so undurchsichtiger Informationslage ein Problem weil Tryf Everyndar eine Frau war die dann in alle Richtungen gleichzeitig ermittelte und dabei den einen oder anderen Bogen manchmal überspannte.
    „Kannst Du es ihr verdenken? Ich weiß Du willst sowas nicht hören, aber ihre ganzen Pläne mit der Bindung der Enklave und des restlichen Konglomerats stützen sich derzeit recht heftig auf dich.“
    Vrynasha schnaubte genervt und sog dann kräftig an dem Strohhalm in ihrem Cocktailglas. Sicher war ihr bewußt das sie in Mutters Spiel gerade eine Figur war, eine die wie ein Wurfanker in Richtung der imperialen Elite geworfen wurde und man hoffte das er sich irgendwo verfing.
    Die nächsten Jahre würden spannend werden für die Reinblüter des Panaschadi Konglomerats. Denn wenn die Integration dieses losen Planetenverbundes in das Imperium mißlang würde sich eine Katastrophe anbahnen. Nur das ausgerechnet auf ihren Schultern soetwas zu großen Teilen lasten sollte ging der impulsiven Frau gegen den Strich.
    „So aber nun will ich mal ein paar Neuigkeiten hören Bruder.“ beschloß Vrynasha dieses leidige Thema schlichtweg zu beenden. Wie sie ihren Bruder kannte würde er es nicht weiter strapazieren wenn sie ihm auf diese Weise zeigte das weitere Vertiefung nicht gewünscht war.
    „Nunja viel neues gibt es nicht. Das mit Tessien hast Du vermutlich noch mitbekommen. Ansonsten hört man dies und jenes.“
    Vrynasha schmunzelte kurz und spießte eine der kleinen roten Früchte aus dem Cocktail auf ehe sie sie verschlang. „Das meinte ich nicht, dachte eher an persönliches.“
    Valchoun runzelte die Stirn und lehnte sich dann aber seinerseits in das helle Sofa zurück. „Nunja, meine beiden Söhne sind wolauf, ich langweile mich derweil auf Kaas weil Mutter sich in den Kopf gesetzt hat mir die Zusammenarbeit mit dem Logistikministerium aufs Auge zu drücken und ansonsten ist das Leben glücklicherweise einigermaßen ereignislos. Oh und es gab wohl einige Verstimmung mit Haus Theress wegen deines Verschwindens. Aber damit behelligst du besser Mutter, sie hat die Details.“
    Vrynasha schwang ihre Füße vom Tisch und setzte sich etwas aufrechter hin. Ihr nunmehr ohnehin fast leeres Cocktailglas fand seinen Weg auf den Couchtisch. „Jaja... alles mäßig interessant. Noch ein wenig mehr persönlich.“ Ihr dreistes Grinsen ließ Valchoun den Eindruck bekommen das sie auf irgendwas bestimmtes hinauswollte worauf er sich noch keinen Reim machen könnte. „Hm Mutter hat womöglich nen jungen Liebhaber?“
    Nein es war definitiv auch nicht das worauf sie hinaus wollte, aber es war sowohl persönlich als auch hochinteressant. „Du verkackeierst mich Valchoun.“
    Nun war es an Valchoun zu grinsen. Natürlich hatte er für diese Theorie keinerlei Beweise, aber die Indizien waren vielversprechend und so konnte es nicht schaden seine Schwester einzuweihen. Sie würde sicherlich nicht so leichtsinnig sein und die Matrone der Everyndar unverblümt darauf ansprechen. „Naja, eines Abends kam ich von einem Treffen nach Hause und da schimpfte sie über einen dreisten Jüngling, der es wohl gewagt hatte ihr ein teures Sabacc Set zu verehren.“
    Vrynasha prustete los. Nein das war kein jugendlicher Liebhaber...zumindest nicht mehr. Wenn man etwas tun konnte um Tryfs Sympathien wie einen Spiegel zum zerspringen zu bringen, dann war es sie mit Kartenspielen zu belästigen. Sie hatte eine derartige Aversion gegen selbige, dass es mehr als unwahrscheinlich war, dass die Faszination des Lords für einen Mann derartiges überlebte.
    „Tja aber es wird noch besser. Seit diesem Tag hab ich nun mehrfach gesehen wie sie bis spätabends mit Karrs im Salon unserer derzeitigen Residenz saß und sich von ihm Sabacc spielen beibringen ließ.“
    Das war nun etwas das der Reinblütigen die Sprache verschlug. Normalerweise wäre solch ein Geschenk an der nächsten Wand geendet und ihre Mutter trug sich allen ernstes nun mit dem Gedanken Karten spielen zu lernen? Karrs war da wohl der richtige Lehrer, denn auch wenn der getreue Familiensklave es nicht zugab, er war ein reichlich ausgebuffter Zocker. „Also gut verarschen kann ich mich allein Bruder.“
    Valchoun hob die Schultern. „Du hast gefragt, ich hab nur wahrheitsgemäß geantwortet.“
    Vrynasha lachte und verschränkte die Arme vor der Brust. Gut Tryf sah für ihr Alter noch hervorragend aus, sie war eine mächtige – dazu noch ungebundene – Frau in einer derzeit wichtigen politischen Position... und das sie vier Kinder hatte war auch sicher alles andere als ein Versehen gewesen. Valchouns Geschichte hatte also durchaus Hand und Fuß, nur diese Sache mit den Karten war zu viel des Guten. Das konnte einfach nich stimmen.
    Na wie auch immer, sie ist ja nicht die einzige die sich gerade ein wenig verausgabt, nicht wahr?“
    Valchouns Blick wurde lauernd und es hatte den Eindruck als würde er langsam erahnen worauf sie hinauswollte. Doch wie sie darauf kam war ihm irgendwie unklar. „Meinst Du wen bestimmtes?“
    Vrynashas Brauen hoben sich. Er spielte den Unwissenden, versuchte abzulenken. Ja, sie war auf dem richtigen Weg. „Bruder, komm jetzt laß mich nicht dumm sterben. Wie alt, wie groß, Herkunft, Haarfarbe, Ausdauer, Figur...“
    Valchoun verschluckte sich kurz an seiner eigenen Spucke, aber das war nunmal Vrynasha, seine herzallerliebste Schwester die sich unterhielt wie sie Raumschiffe flog. Vollgas voraus und was auf der Strecke blieb war halt nur nicht schnell genug zum flüchten!
    „Ich kann dir nicht folgen Schwester. Hast Du hier an Bord irgendwo eine Frau gesehen?“
    Na zumindest wich er dem Thema nicht mehr aus. „Das nicht, aber das ist wie mit Jagdbombern die rauschen durch und die Ionenspur findet man noch Stunden später.“


    Verdammt, das konnte nicht sein. Sie hatte alles wieder bei sich das sie im Laufe des Abends über das halbe Schiff verteilt hatten. Der aus jeder einschlägigen Holovid bekannte Slip der irgendwo an entlarvender Stelle zum Vorschein kommt und meist in einem „Ist nicht so wie Du denkst, ich kann das erklären!“ resultiert. Nein diesen Fehler hatten sie sich definitiv nicht geleistet. Oder doch?


    „Oh bitte jetzt tu nicht so unschuldig. Dein heißgeliebtes Moranthos Schaumbad ist leer, das Bad riecht immer noch wie ein alderaanischer Blumengarten, auf der Kommode fehlt eine Vase und die beiden Bilder drüber hängen schief und in der Küche hab ich einen schokosaucigen Handabdruck gefunden der für dich definitiv zu klein ist. Ich bin lang genug bei der Flotte um solche Ionenspuren zielsicher zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.“
    Nein aus der Nummer kam er definitiv nicht mehr raus. „Vergiß es Vrynasha. Gentleman genießt und schweigt und anscheinend hat dir mein Schiff ja eh schon die ganze Geschichte erzählt. Nur so viel: Sie ist niemand den du kennst.“


    Hatte sie es doch gewußt. Ihr Bruder war ein verdammter Pedant. Unordnung gab es in seinem Reich nicht, außer durch Einfluß einer fremden Macht und die war hier wohl brachial durchgetobt. Die nächsten Tage konnten also spannend werden wenn sie das so recht betrachtete. Zumindest nachdem sie diese leidigen Nachfolgeuntersuchungen und die Rückmeldung bei der Flotte hinter sich hatte. Vielleicht kam sie ja sogar noch rechtzeitig für einen Salon zurück nach Kaas City um sich gleich wieder kopfüber in das soziale Abenteuer des imperialen Zentrums zu stürzen. Schmunzelnd tätschelte sie das Datenpad in ihrer Gürteltasche. So amüsant die dort hinterlassenen Erinnerungen auch waren, vorerst standen einige unangenehme Fragen ins Haus die eine Antwort erforderten.

  • IBC Damnator – großes Hangardeck


    Die Wochen waren recht schnell vergangen und irgendwie fühlte es sich nahezu unwirklich an auf die sauber aufgestellten Reihen an Piloten zu schauen die sich hier versammelt hatten. Sie hatte die letzten Wochen mit Captain Jargorn intensiv zusammengearbeitet um ihn als ihren Nachfolger zu positionieren. „Große Schuhe...“ wie er sagte, die er sich nun anziehen mußte, nachdem Senior Squadron Commander Vrynasha Everyndar ihr Ausscheiden aus der Sektorflotte bekannt gegeben hatte. Flugtraining, Taktikbesprechungen, gemeinsame Briefings. Manchesmal hatte sie ihn geschüttelt wenn er drei mal brauchte um etwas zu kapieren.
    Nun stand er am Ende des Spaliers am großen Tor und überlegte wohl noch einige Momente ob er flüchten oder seinen Marsch antreten sollte. Dann jedoch setzte er sich in Bewegung und kam auf sie zu. Vrynasha spürte Admiral Thurig neben sich und zwang sich zu innerlicher Ruhe obwohl sie die ganze Zeit das Gefühl hatte diesem Mann in seine dämliche Visage schlagen zu müssen. Nein sie würde ihn nicht töten, das war viel zu gnädig für die Dinge die er sich geleistet hatte.
    Immer wieder mahlten ihre Kiefer aufeinander. Obwohl der Countdown zu ihrem endgültigen Abflug von diesem Schiff unnachgiebig voranschritt ging es Vrynasha einfach zu langsam.
    Horaz Jargorn, frisch befördert zum Major, kam direkt vor seiner Geschwaderführerin zum Stehen und nahm mustergültig Haltung an. Ein Salut wurde zwischen den beiden Uniformierten getauscht während der Admiral nur an der Seite stand und das ganze stoisch musterte. Innerlich feierte er sicherlich das er diesen rothäutigen unbequemen Umstand in seinem Leben endlich los wurde, nachdem er es nicht geschafft hatte sie auf einem verlassenen Dschungelmond zu deponieren.

    „Major Jargorn, melde mich zur Kommandoübergabe.“

    Vrynasha zögerte, sagte keinen Ton. Der Satz läutete das Ende von etwas ein um das sie jedes Jahr aufs Neue kämpfen mußte. Nicht das sie es „Rabbit“ nicht gönnte. Er hatte sich diese Nachfolge verdient, auch wenn er das anders sah. Aber die Umstände kotzten die Sith einfach nur an. Politik, Intrigen, Befindlichkeiten und dann war da noch Abconn. Ein junger ambitioniertes Flieger Ass das letzten Endes sinnlos unter die Räder gekommen war.


    Zur Hölle bring es hinter dich Vryn, manches kann selbst dein Dickschädel nicht aufhalten.

    „Major Jargorn, übergebe ihnen hiermit das Kommando über das 17. und 21. panaschadische Sektorgeschwader der IBC Sword of Naga Sadow. Heil dem Imperator, und Sieg seinem Imperium.“

    Nun hatte sie es gesagt. Hatte mit diesem simplen Satz eine – wenn auch mit Unterbrechungen – 15 jährige Fliegerkarriere in die Tonne gehauen. Weil sie nicht riskieren wollte das noch mehr Unbeteiligte drauf gingen.
    „Danke mein Lord, Kommando ordnungsgemäß übernommen. Ich hoffe ich werde ihnen ein würdiger Nachfolger sein.“


    Rabbit Du bist ein Idiot. Pass einfach nur auf dieses Stück Banthadreck hier neben mir auf.


    Erneut wurde salutiert dann wandten sich der Admiral und Vrynasha nahezu synchron um 90 Grad einander zu. Wieder ein Gruß auch wenn Vrynasha diesen in Gedanken mit ausgestrecktem Mittelfinger vollführte. Das war das einzig positive. Diese „in Ehren“ ergraute selbstgefällige Visage dieses Mannes vorerst nicht mehr sehen zu müssen... vorerst.
    „Admiral, melde mich nach erfolgter Kommandoübergabe aus dem aktiven Dienst ab.“
    Der Admiral nickte und dieses zufrieden Lächeln seinem Gesicht schickte erneut nervöse Zuckungen in Vrynashas rechte Hand. „Abmeldung bestätigt mein Lord, ich wünsche eine angenehme Heimreise und Erfolg auf ihrem weiteren Weg. Heil dem Imperator.“
    Statt mit einer Wendung wegzutreten und in Richtung des bereits auf sie wartenden Shuttles zu gehen trat sie einen Schritt auf den Admiral zu. „Admiral, nur eines noch... ich bin einmal zu spät gekommen um Rache an jemandem zu nehmen der in mein Leben hineingepfuscht hat. Ich pflege Fehler nur einmal zu machen.“
    Zumindest das dämliche Lächeln war verschwunden als sie diesen Satz beendet hatte. Höchstens noch Jargorn hatte ihn hören können und selbst dieser war in dem Moment unbehaglich von einem Fuß auf den anderen getreten. Dann wandte die Reinblüterin sich um und trat ihren Abmarsch in Richtung des Shuttles an.


    Shuttle auf dem Weg nach Kaas City


    Stumm betrachtete Vrynasha das Datenpad vor sich, wieder einmal wie so oft dieser Tage. Das Datenpad das jene Gründe enthielt die sie endgültig dazu gebracht hatten Konsequenzen zu ziehen, die man so von ihr wohl nicht erwartet hätte.



    von: Commodore Vyrell Bakan
    an: SSqC. Lord Vrynasha Everyndar
    Betreff: WG: Unfallbericht Cap. C. Abconn


    Mein Lord,


    anbei der Bericht zum tödlichen Unfall Captain Abconns nach dem Einsatz auf Ilvanum. Ich weiß zwar nicht was ihr zu finden glaubt, aber ihr werdet eure Gründe haben.


    Cap. Abconn meldete daraufhin ein Versagen der Primärsteuerung. Kurz darauf folgte die Kollision mit einem nicht katalogisierten Kleinplanetoiden in Sektor 4/6-D. Untersuchung der vorhandenen Wrackteile ergaben keinerlei Erkenntnisse bezüglich technischer Defekte an den Steueraggregaten....


    … das wohl wahrscheinlicheste Szenario ist eine kritsche Fehlfunktion des primären Signalprozessors der Tri-Achskontrolle....




    Arme Idioten, das einzige was hier wieder einmal versagt hatte war die militärische Disziplin, die verbot wertvolle Resourcen für nichts und wieder nichts zu verheizen und ja, der Grund warum sie den Bericht angefordert hatte war eine verschlüsselte Holomail gewesen die sie nach ihrer Rückkehr auf ihrem Terminal gefunden hatte.

    von: Cap. Conrad Abconn
    an: SSqC. Lord Vrynasha Everyndar
    Betreff: Vergebung


    Mein Lord, "Riot"


    auch wenn ich denke, dass ich das Recht verwirkt habe euren Kampfnamen im Mund zu führen, so möchte ich mich ein letztes Mal in dieser "vertrauten" Art an euch wenden um Lebewohl zu sagen. Wenn ihr dies hier lest werden mehrere Dinge passiert sein. Zum einen ist der Plan fehlgeschlagen dessen unfreiwilliger Teil ich wurde. Dafür danke ich sämtlichen Geistern dieser Galaxis und die Tatsache von eurer Rückkehr zu wissen, würde mir alles weitere wesentlich leichter machen. Zum anderen möchte ich das ihr wißt das ich eure Worte nicht vergessen habe. Ihr sagtet, sollte ich euch verraten, wäre es besser ich würde mich auf einem Asteroiden zur Ruhe setzen.


    Ich hoffe ich werde irgendwann in Euren Augen Vergebung finden.


    Conrad. „Flametrail“ Abconn



    Vrynasha schaltete das Datenpad ab und starrte aus dem Shuttlefenster das den dunklen Weltraum mit seinen unzähligen Sternen zeigte. Sie hatte Abconn nur kurz gekannt. Er war ersetzbar wie jeder andere imperiale Soldat auch. Dennoch hatte die Gewissheit, dass es nie einen Unfall gegeben hatte, Vrynashas Entschlossenheit den Admiral „auf dem Dienstweg“ in die Knie zu zwingen ins Wanken gebracht. Sie scheute keine Konflikte und wenn es dabei Tote gab, dann war dem eben so. Dennoch widerte die Erkenntnis sie an, dass Abconn nicht der letzte völlig Unbeteiligte gewesen wäre, den Thurig, diese widerwärtige Giftschlange, „verheizt“ hätte. Und das, nur um ihr zu zeigen wie unpassend er ihre Anwesenheit auf „seiner“ Flotte fand. Nein hier hieß es: Heute fliehen, um morgen zu siegen. Sie würde ihre Rache bekommen. Sie würde ihre ruinierte Fliegerkarriere rächen, sie würde ihren verletzten Stolz rächen und ja... ein Teil in ihr würde auch den toten Captain Abconn rächen.
    Sie würde den Admiral Stück für Stück demontieren, von außen, aus der Verborgenheit heraus, auch wenn das eigentlich nicht ihre Art war. Leute wie Admiral Thurig und sein Herrchen Tulliris waren für Vrynasha der Grund dafür, dass das Imperium den tobenden Krieg mit der Republik in 70 Jahren nicht gewonnen hatte und mit ziemlicher Sicherheit letzten Endes verlieren würde
    Wenn man nur einen davon erledigte wendete dies sicher nicht das Kriegsglück. Aber man konnte wenigstens wieder mit dem guten Gefühl in die Schlacht ziehen das es eine Vibroklinge weniger gab die einem in den Rücken fuhr, während man gegen diese selbsternannten Völkerbefreier aus dem Kern stritt.

    IBC Damnator – Quartier von Adm. Thurig


    „Ich bin nicht zufrieden Admiral, überhaupt nicht zufrieden...“
    knarrte die verzerrte Stimme der schattige Holoprojektion auf Thurigs Schreibtisch. „Mein Lord, ich habe das mir mögliche getan und....“


    „Es hat nicht ausgereicht Admiral. Ihr seid genau die bemitleidenswerte Kreatur die man mir beschrieb mit der Ausnahme das man euch als etwas ideenreicher anempfahl als ihr letzten Endes wart.“ Admiral Thurig rückte sich unruhig auf seinem Stuhl zurecht. Er wußte das Lord Tulliris irgendwo im Halbdunkel des Quartiers hinter ihm stand und das vernichtende Urteil über seinen Untergebenen mithörte. „Es hätte sicherlich Möglichkeiten gegeben sicher zu stellen, dass Lord Vrynasha verschollen bleibt. Doch ihr habt es vorgezogen eure Aufgabe nicht zu ende zu bringen und zu hoffen.“
    Das zumindest mußte Thurig eingestehen. Er hatte sein Vorhaben Vrynasha Everyndar aus dem Verkehr zu ziehen ein wenig zu früh als abgeschlossen betrachtet. War zu sehr davon begeistert gewesen, dass der Abschuß ihres Jägers über Unato 9 ihm derartig in die Hände gespielt hatte. Captain Abconn war leicht zu beeinflussen gewesen und der Zeitdruck verunmöglichte jedwede weitergehende Suchaktionen die den jungen Captain der Falschmeldung hätten bezichtigen können. Es hatte alles perfekt funktioniert. Bis zu dem Zeitpunkt als Lord Everyndars vermaledeiter Bruder auf eigene Faust eine Rettungsmission gestartet hatte und diese erfolgreich verlaufen war.


    „Wie geht es nun weiter mein Lord?“ fragte Thurig vorsichtig, wobei nicht sicher war ob die Frage an die Person hinter ihm oder das Hologramm vor ihm gerichtet war. „Wie es weiter geht? Nun ich werde meinen Plan weiterverfolgen. Das Lord Vrynasha es vorzog den Schwanz einzukneifen statt sich wie erhofft auf eine weitere Konfrontation mit euch einzulassen ist... unschön, aber keine fatale Wendung. Es bedeutet nur das ihr nunmehr nutzlos seid und ihr die Antwort auf die Frage, inwieweit ihr nun ein Sicherheitsrisiko seid, sehr gut überdenken solltet.“
    Thurig schluckte und hörte wie Tulliris sich hinter ihm rührte. Solche Fragen, von einem Sith gestellt resultierten meist in nichts Gutem.
    Doch der bereits erwartete Hieb mit dem Lichtschwert blieb aus. „Lord Everyndar hat keine Möglichkeit eine Verbindung zwischen euch, und meinen Handlungen herzustellen. Ich versichere euch ich bin kein Sicherheitsrisiko.“
    Die verhüllte Gestalt im Hologramm nickte nach kurzem Zögern. „Nun gut, dass soll mir reichen. Ich hoffe für euch wir sprechen uns nie wieder.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten verlosch das Hologramm und der Admiral starrte noch eine ganze Weile auf die Leere über seinem Schreibtisch. „Mein Lord... ich hoffe meine Dienste sind euch nach wie vor willkommen?“
    Lord Tulliris ließ ein kurzes trockenes Lachen hören. „Entspannt euch Admiral. Ich war nicht erbaut über eure Verstrickung in diese Sache, aber dennoch denke ich das ihr mir lebend mehr nützt als tot. Ihr habt gegenüber dieser Person versagt, nicht mir gegenüber.“
    Der Admiral atmete tief aus, als ein großer Teil der Anspannung von ihm abfiel. Doch Lord Tulliris war noch nicht fertig. „Euch sollte nur bewußt sein, dass ich Lord Everyndars Racheandrohung sehr ernst nehme. Ich habe mich kundig gemacht. Als sie euch sagte sie wäre einmal zu spät für ihre Rache gekommen sprach sie wohl von ihrem eigenen Vater. Das sollte euch in etwa ein Bild davon vermitteln wie ernst es dieser Frau mit ihrer Rache ist. Ihr Vater kam vor 7 Jahren bei einem Mordanschlag ums Leben und sie zählte lange Zeit zu den Verdächtigen. Auch wenn ihre Drohung euch gegenüber sie in diesem Fall entlastet fürchte ich das man ihr lediglich zuvor kam. Das wird ihr in diesem Fall wohl nicht passieren, oder gibt es noch andere Verstrickungen von denen ich wissen sollte?“
    Nun das bestätigte zumindest das Bild das Thurig von Anfang an von dieser selbstzentrierten Draufgängerin gehabt hatte. „Selbstreden nicht mein Lord. Werde ich mit eurem Schutz rechnen können?“
    Tulliris lachte erneut, doch diesmal klang es sarkastisch und selbst ohne sich umzudrehen merkte der Admiral das der Lord dabei war das Quartier zu verlassen.
    Die Tür glitt auf und wieder zu, eine direktere, deutlichere Antwort auf sein Ersuchen hätte der Admiral nicht bekommen können. Wie sagten die Piloten doch öfter einmal



    „Du bist im Arsch...“

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!