Trigger - Snapshots

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Irgendwo im Mid Rim, auf einem corellianischen Transporter, nachts


    „Zerek sieben sieben drei, zwölf Minuten, bestätige.“ Die Zabrak auf dem Pilotensitz des alten corellianischen Frachters nickt, trennt die Verbindung, legt den Timer aufs Display und lehnt sich zurück, lässt den Kopf zur Seite kippen um ihren Passagier auf einem Platz an den Nebenkonsolen im Blickfeld zu haben. „In zwölf Minuten haben wir Landeerlaubnis auf der Station“, gibt sie zur Seite, während sie eine ungeöffnete Dose 'Black Hutt' aus dem Getränkehalter angelt.
    „Hab'ich gehört, aye“, antwortet die Chiss ohne den Blick zu erwidern, sie starrt aus der Fensterfront auf die Orbitalstation die einen Großteil der Sicht einnimmt, das schmutzigrote Mon Gazza – zweitgröße Spice-Minenwelt der bekannten Galaxie, nur noch übertroffen von Kessel – im Hintergrund.
    „War es das dann hier oder fliegen wir noch ein paar abgeranzte Stationen im mid rim an? Ich mein... ich kann mit meiner Zeit wirklich Besseres anfangen.“ Die Stirn der Zabrak runzelt sich kritisch. „Und ich kann mir übrigens auch bessere Reisegefährten vorstellen.“
    „Weiß'ich nich'“, lautet die knappe Antwort, begleitet von einem – ebenso knappen – Schulterzucken.
    Die Zabrak seufzt, schüttelt leicht den Kopf, die Dose in ihrer Hand zischt leise, als sie sie öffnet. „Hab ich eigentlich schon erwähnt dass normale Leute einfach irgendwo von einer Ebene springen, wenn sie Selbstmord begehen wollen anstatt erst durch den halben mid rim zu gondeln um sich dann irgendwelchen imperialen Spinnern in den Rachen zu werfen?“
    „Ich hab'dich nich' nach deiner'Meinung gefragt.“
    „Hab ich außerdem schon erwähnt dass ich dich irgendwie... anders in Erinnerung hab? Nicht ganz so mürrisch und eine gute Ecke weniger wortkarg?“
    Die Chiss zieht einen langen Luftstrom durch die Nase, schiebt den Unterkiefer vor und lässt die Luft abrupt wieder entweichen. „Ich hab'dich nich' nach'deiner Meinung gefragt“, wiederholt sie gepresst.
    „Mein Schiff, meine Regeln! Ist das ein Grundsatz, der dir gerade noch so geläufig ist oder haben die Pubs dir schon zu weit ins Hirn geschissen?“, gibt die Zabrak etwas schärfer zurück.
    „You owe me!“ Sie löst den Blick von der Orbitalstation und neigt den Kopf weit genug um ihren Gegenüber sehen zu können. „Is'das 'n Grundsatz der dir geläufig is'?“
    Sie hat vor etwas über fünf Jahren mit Ireena Zerak zusammengearbeitet. Das Ding ist böse ins Auge gegangen und sie hätte die Zabrak zurücklassen können. Aber das hat sie nicht, sie ist geblieben, hat der Frau die Flucht ermöglicht, ihr damit vielleicht das Leben gerettet, auf jeden Fall zumindest eine Menge Ärger erspart – eine Schuld, die sie jetzt eingefordert hat. Ireena ist nicht ihre erste Wahl gewesen, als sie nach einem Piloten gesucht hat. Aber sie ist die erste gewesen die noch zu erreichen gewesen ist.
    „Das heißt nur dass ich den Scheiß hier machen muss. Er muss mir weder gefallen noch gibt es irgendeine Regel die besagt dass ich ihn nicht kommentieren darf, hm?“
    Sie antwortet nicht, richtet den Blick erneut auf die Scheibe und starrt nach draußen. Im Kern kann sie Ireena sogar verstehen; wenn alles glatt geht, ist das ein einfacher Job, aber bei einem Austausch kann eine ganze Menge verdammt schief gehen. Niemand kann gewährleisten dass der Gegenüber auch nur halbwegs fair spielt und das setzt die Zabrak, die die Kinder in Empfang nehmen soll, einem verdammt hohen Risiko aus. Dass die ganze Nummer aus Spacersicht auch noch ekelhaft politisch ist – sie hat der Frau erzählen müssen dass sie für den SIS arbeitet um ihre Bedenken zu zerstreuen dass sie im Knast landet, wenn sie mit zehn von Imperialen entführten Kindern den republikanischen Raum anfliegt, außerdem hat sie ihr Deckers und Johnsons Nummer geben müssen, damit sie Kontakt herstellen kann sobald sie die Kids an Bord hat – hat Ireenas Interesse an diesem Job auch nicht gerade erhöht.
    „Oh Mann“, brummt die Zabrak, schüttelt erneut den Kopf und sieht ebenfalls nach draußen. Die nächsten Minuten verbringen sie schweigend, die Stille nur durchbrochen vom rhythmischen Piepen der Anzeigen und ab und zu Schlucken aus der Dose.
    Als der Timer auf der Hauptkonsole auf fünf Minuten springt, wendet die Chiss den Kopf wieder zur Seite. „Davon ausgeh'nd dass'es das dann'hier war... geh'n wir 's nochma' durch...“
    Noch mal? Wirklich? Meine Aufmerksamkeitsspanne reicht schon grad weit genug dass ich das noch im Kopf hab!“
    „Wir geh'n 's nochma' durch!“
    Die Zabrak seufzt, verdreht die Augen, drückt die inzwischen leere Dose zusammen und schmeißt sie in den Freiraum zwischen Haupt- und Nebenkonsole. „Ja gut, wir gehen es nochmal durch – nicht dass hinterher noch wer anfängt zu weinen!“
    „Du setzt'mich ab un' gehst wieder in'die Luft. Ich meld'mich bei dir. Entweder, dass'de mich wieder einsammelst oder'mit den Details.“
    „Hoffentlich Letzteres“, brummt Ireena, nickt das Gesagte aber ab.
    „Wenn's die Details sin', halt'n wir stetig'n Comkontakt. Bricht'die Verbinnung für mehr'als sechzig Sekund'n ab, dann is' irg'ndwas schief gelauf'n un' du verschwinnest'von hier.“
    „...dann sind wir quitt!“
    „Nope, nich' direkt. Wir sin' dann quitt, wenn'de Decker un' Johnson kontaktiert hast.“
    „Jaaaa.“ Die Zabrak wischt wegwerfend mit der Hand durch die Luft. „Was ich damit meinte ist dass irgendwelche blödsinnigen Rettungsversuche nicht Teil des Deals sind.“
    „Korrekt.“ Sie nickt knapp. Wenn etwas schief läuft kann sie keinen 'blödsinnigen Rettungsversuch' gebrauchen – dann sind die Kids weiter in der Gewalt der Imperialen und es würde sie nur gefährden.
    „Johnson...“ Ireena schnaubt belustigt. „Das ist der bekloppteste Name für einen SIS-Agenten ever!“
    „Haste Sichtfeld auf'die Kids un' ich hab's nich', schickste mir'nen Bild“, fährt sie nüchtern fort ohne auf die blöden Bemerkungen einzugehen.
    „Weiiiiil ich nämlich nicht bis zehn zählen kann.“
    „Kannste'se identifizier'n? Kannste sag'n ob's die zehn richtig'n Kids sin' un' nich' irg'ndwelche?“
    „...die Austauschkids, die sie aus der Hosentasche gezogen haben, nur um dich zu ärgern?“
    „Unwahrscheinlich aber'möglich. Bild!“
    „Okay, Bild, auf die Identifizierung warten, Scan, einsacken...“, leiert die Zabrak und schiebt den rechten Arm hinter den Kopf. „Mikrosprung weg hier, danach Kontakt erst zu diesem Decker, danach zu... Johnson. Stecken die mich bei Übergabe in den Knast, bist du so tot!“
    Die Chiss lächelt schmal. „Hint'n anstell'n.“
    Ireena seufzt. „Also, ich check die Kontakte, bring die Kids hin wo auch immer sie sie hin haben wollen und bin raus. Right?“
    „Korrekt. Sobald'de die Kids an'ner von Decker bestimmt'n Stelle abgeliefert has' sin'wir quitt.“
    „...und ich kann nicht mal behaupten dass es schön war, dich gekannt zu haben.“
    „'s Holo noch.“
    „Das Holo. So rührend! Hab ich die Kids an Bord, kriegen sie deine alles-wird-gut-Scheiße vor die Linse gesetzt. Ich schlage Auszüge davon für deinen Nachruf vor. Die Ironie, dass das ausgerechnet von dir kommt, gefällt mir.“
    „Tu was'de nich' lass'n kanns'. Scanner.“
    „Scanner? Gibt es das auch in einem ganzen Satz?“
    Die Chiss seufzt scharf. „Gib'mir den Scanner.“
    Ireena rutscht ächzend auf dem Pilotensessel herum um an die Seite ihres Gürtels zu kommen, zieht einen Handscanner ab und wirft ihn im lockeren Bogen rüber. „Mit einem 'Bitte wär's noch schöner gewesen, aber bitte. Immer wieder gern. Auch für den hundertsten Scan.“
    Kommentarlos fischt die Chiss das Gerät aus der Luft, aktiviert es und prüft die Einstellungen, ehe sie es umwendet um die Scanfläche auf sich zu richten, sich sorgfältig damit abzutasten ohne dass es anschlägt – wie auch bei den letzten Scans. Kunststück, die Knopfzelle ist deaktiviert, mit Space Tape umwickelt und steckt in einem Chewstimklumpen - der Handscanner der da anschlägt, muss erst noch erfunden werden.
    Als Ireena bei zwei auf dem Timer verbleibenden Minuten wieder zu den Konsolen vorlehnt und den Landeanflug beginnt, richtet die Chiss ihren Blick erneut auf die Scheibe und starrt auf die näherkommende Station, greift neben sich nach der Metallkiste in der sie die schwarze Rose verstaut hat, die auf der letzten Station zur Kontaktaufnahme gedient hat. Sie hat ein ganz, ganz mieses Gefühl.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Eine Raumstation über Mon Gazza, nachts


    Das Motelzimmer ist leer und unbenutzt, lediglich ein aktiviertes Com steht auf dem kleinen Tischchen. Mit kühlem Blick sieht eine Chiss ihr aus holoblauem Statikrauschen entgegen. Ihr linker Handballen schmerzt dumpf vom Stich des Dorns, der die Verbindung aktiviert hat.
    Unter normalen Umständen würde sie die Rosen, in dessen Blütenblättern sich ein Comchip verbirgt, untersuchen wollen. Sie auseinandernehmen um zu begreifen wie es funktioniert. Aber dies sind keine normalen Umstände, also beschränkt sie sich darauf sich darüber zu ärgern dass sie die Funktionsweise nicht begreift. Ärger ist gut. Ein nur allzu gewohntes Gefühl, das die Spannung im Zaum hält die mit dem Wissen einhergeht, sehenden Auges ins offene Messer zu rennen.
    „Wenn Sie austauschen wollen, folgen Sie dem Droiden, er wird Sie zu einer Transporteinheit bringen. Ihr Pilot soll am unteren Dockring in Bereitschaft gehen. Die Übergabe erfolgt in zwei Phasen, die erste wenn Sie sich bereit erklären dem zuzustimmen, die zweite wenn Sie an Bord der Transporteinheit sind. Wenn Sie an Bord sind, aktivieren Sie erneut die schwarze Rose, bleiben Sie auf Standby für den ersten Austausch, wenn Sie den Bedingungen zustimmen“, schallt es nüchtern aus dem Comlautsprecher.
    Sie nickt knapp, zieht das eigene Com hervor und friemelt sich den Earplug ins Ohr, wählt die einzelne Nummer an, die auf dem Speicherchip verzeichnet ist. „Bereitschaft“, teilt sie knapp der Stille der stehenden Verbindung mit. „Unterer'Dockring.“
    „On my way“, klingt Ireenas Stimme an ihrem Ohr. Sie wendet sich dem Com zu, mustert die Projektion mit ähnlich reserviertem Blick. „Ich wiederhole: Keine Tricks, keine Spielchen“, gibt sie der anderen Chiss entgegen, wartet keine Antwort ab sondern wendet sich der Zimmertür zu, öffnet sie und sieht auf den Gang hinaus. Der Droide, der ihr im Hafenbereich die Keycard und die weiße Rose ausgehändigt hat, steht auf dem Gang, den Kopf der Tür zugewandt.
    Sie nickt ihm knapp zu, wartet bis er sich in Bewegung setzt und folgt. Raus aus dem Motelbereich, zurück in den Hafen. An den Hangarbereichen größerer Schiffe vorbei zum Shuttlefähranleger. Vor einem der kleinen Transportschiffe bleibt er stehen, aktiviert die Türkonsole und tritt zur Seite. Der Innenraum ist leer, bis auf einen Steuerdroiden. Sie hat keine Sichtlinie nach draußen, die Fensterfront im Cockpitbereich ist schwarz polarisiert.
    „Noch'da?“, gibt sie leise von sich, während sie den Shuttle-Innenraum betritt.
    „Aye, hab den unteren Dockring gerade erreicht. Hab hier einen Transporter. Scan sagt, neutrale ID, aber wenn ich aus dem Fenster guck würde ich sagen, imperiale Bauweise. Transportshuttle von der Station kommt da auch grad hoch.“
    Ihr Blick huscht über die Schiffskonsolen, den Steuerdroiden auf dem Pilotensitz. Sie positioniert sich schräg hinter ihm, bereit ihn zu überwältigen, sollte es nötig sein. Er startet das Schiffssystem, macht aber keine Anstalten, die Tür zu schließen oder gar abzulegen.
    „Die wollen andocken. Einen Tunnel legen. Das Shuttle bleibt auf Abstand.“ Die Zabrak klingt nun auch angespannter.
    „Bestätige“, gibt sie knapp zurück und drückt sich erneut den Dorn der schwarzen Rose in den Daumenballen. Umgehend springt ein Holoschirm auf der polarisierten Fensterscheibe an, die Übertragung zeigt ihr den Blick aus einem Cockpit auf den Raum, Ireenas Frachter und ein unbekanntes Schiff daneben – sie unterstreicht die Aussage der Zabrak zur imperialen Bauweise. Nach zwei Sekunden splittet sich der Bildschirm, eine zweite Übertragung zeigt die Innenschleuse eines Schiffs, die sich gerade öffnet. Fünf der Kids drängen sich in dem schmalen Gang, laufen auf die Irisblende zu.
    „Kannst öffnen. Shuttle kannste ignorier'n, 's hat'nur 'ne Cam lauf'n. Hab'nen Bild“, gibt sie leise ans Com weiter. „Identität bestätigt... sin' nur zu wenige.“ Sie beobachtet, wie die Blende jenseits des Tunnels sich öffnet, der Lauf der Kids allerdings durch eine Schildwand gestoppt wird, Ireena dahinter mit einem Scanner hantiert um die Kids zumindest grob auf böse Überraschungen abzutasten.
    „'s fehl'n fünf“, teilt sie lauter in knappem Ton dem Shuttle-Innenraum mit, beobachtet weiter, wie die Zabrak – scheinbar zufrieden mit den Scanergebnissen – das Schild deaktiviert und die Kids im Inneren ihres Schiffs verschwinden; sie kann über Ireenas Com gedämpft ihre Stimmen hören. Rufe. Aufregung und Angst. Den Versuch der Zabrak, sie zu beschwichtigen.
    Erneut splittet sich die Holowand, erneut blickt ihr die Chiss entgegen, die Mimik kühl und unbewegt. „Ihr Transporter soll den mittleren Ring ansteuern, Dock 52. Bitte aktivieren Sie die weiße Rose, wenn Sie dem Fortgang des Austauschs zustimmen.“
    „Mittlerer'Ring, Dock zwoun'fünfzig“, gibt sie leise weiter, beobachtet mit zusammengezogenen Brauen auf der Shuttlecam-Übertragung, wie der Tunnel zwischen den beiden Schiffen sich löst und der corellianische Frachter abdreht.
    „Mittlerer Ring, in Ordnung“, antwortet Ireena knapp. Eine Weile ist es still, selbst das Geräusch der Kinder ist verstummt.
    „Okay, hier ist es bedeutend voller“, bricht die Zabrak nach einigen Minuten die Stille. „Kann nicht genau sagen, was... doch, Moment. Da kommt ein Schiff auf mich zu, gleiche Bauweise. Und... da ist auch die Aufforderung zum Tunneln.“
    Ein Teil des Monitors springt auf eine andere Cam um. Wieder kann sie in den Schleusenbereich eines Schiffs sehen, in dem die fehlenden Kids sich an der Wand nahe der Blende zusammenkauern.
    „Sieht'gut aus. Öffnen.“
    Zeitgleich mit dem Öffnen der Irisblenden – sie kann jenseits des Tunnels erneut die Zabrak hinter ihrem Schild erkennen – schließen sich die Türen des Shuttles in dem sie steht. Wärme pocht durch ihren Daumenballen, kriecht langsam ihren Arm hoch, entspannt die Muskeln und hinterlässt ein Gefühl von einschläfernder Betäubung.
    „Identität'bestätigt“, presst sie hervor, zwingt sich den halb betäubten Arm zu heben und schlägt die Hand gegen einen scharfkantigen Vorsprung der Shuttlewand. Es zischt leise, als das Shuttle sich aus dem Dock abkoppelt, das Vibrieren des Systems verstärkt sich als es Fahrt aufnimmt. Abrupt zieht sie die Hand an der Kante entlang – scharfer Schmerz soll ihr helfen wachzubleiben. Sie kann sehen dass Blut zwischen ihren Fingern hervordringt, aber sie spürt es nicht mehr.
    „Einsack'n... verschwinne...“, murmelt sie leise, wankt, geht auf die Knie. Sie versucht, die Holowand im Auge zu behalten, aber als die Luke sich schließt, verliert sie den Fokus.
    „Bin weg. Have fun“, dringt es wie aus weiter Ferne an ihr Ohr. Ihre Muskeln gehorchen ihr nicht mehr, ohne dass sie etwas dagegen tun kann, sackt sie auf dem Shuttleboden zusammen. Der Aufprall ist nicht mit Schmerz verbunden, es gibt nur noch ein wattiges Gefühl der Leere. Als sie in der Dunkelheit der Ohnmacht versinkt weiß sie nicht, welcher Horror größer ist – der, nie wieder aufzuwachen oder der, es doch zu tun.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Irgendwann, irgendwo


    Dunkelheit und Leere. Allumfassend. Ewig. Ein Zustand ohne Zukunft und Vergangenheit. In dem das eigene Ich nicht existiert und alle Ambitionen und Ängste ausgelöscht sind. Ein gnädiger Zustand.
    Aber etwas stört ihn - wie kleine Kiesel, die in einen dunklen See fallen, mit winzigen Wellen die spiegelglatte Oberfläche brechen. Leicht nur, aber umso beharrlicher. Ganz langsam deutlicher werdend, aufdringlicher. Dumpfes Brummen. Ein Geräusch? Oder ein Gefühl? Beides?
    Andere Geräusche mischen sich in den Nebel. Bruchstücke. Zwar zu hören aber nicht zu verstehen.
    „...wie es... gesagt...“
    „...Sir. Ich... für Schwachsinn.“
    „Ruhe!“
    Geflüster eines herannahenden Alptraums, robotisch-kalt, wie aus weiter Ferne. Der Geist konzentriert sich darauf – ohne dass er über ein Ich-Bewusstsein verfügt, liegt es doch in seiner Natur, rational zu funktionieren. Zu analysieren. Wo kommt es her? Was bedeutet es? Wie kann man es dazu bringen aufzuhören und den Zustand der Leere zurückzubringen?
    Unendlich viel Raum zwischen den Stimmen und dem Geist. Oder eine Wand? Oder sind sie doch ganz nah? Es ist so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, alles ist von sumpfigem Nebel umgeben... und dunkel. Dunkel trotz der Augen. Sind die überhaupt auf? Ein Akzent wie man ihn in der Colossus-Fankurve sicher nicht hört – was für ein seltsamer Gedanke, vertraut und doch unverständlich. Wie eine Codierung die man zwar erkennt, aber den Schlüssel vergessen hat.
    Erneut versucht der Geist, die Einflüsse auszusperren und zurück ins Nichts zu fallen. Ohne tatsächlichen Kenntnisstand, was jenseits davon lauert ist da doch das vage Gefühl, dass es nichts Gutes sein kann. Dass Nichtwahrnehmen die bessere Alternative ist.
    „Senden... Signal.“
    „Jawohl!“
    Klarer jetzt. Zwecklos! Einmal wahrgenommen lässt es sich nicht mehr zurückdrängen. Das dumpfe Brummen bleibt. Hyperraumantrieb – ein weiterer Gedanke der irgendwie vertraut ist.
    Dem Geist fällt ein, dass ein Körper dazugehört – aber warum reagiert er nicht? Er besinnt sich auf den nächsten Schritt zur Problemlösung: Analyse. Wer bin ich? Wo bin ich? Was ist passiert?
    Träge schält sich etwas aus dem Nebel. Trigger. Ein Name. Gefangen. Ein Zustand. Wo? In einem Käfig, umrankt mit blutenden Rosendornen die die Sinne nehmen. Das vage Gefühl des Unwohlseins kehrt zurück, wird stärker. Was? Bilder.. eine Zabrak, ein Droide, zwei Shuttles, Rosen, eine schlechte Soap... die Kinder. Die Kinder? Sie sind gerettet.
    Die Kinder! Ein Schlagwort, das sich mit Nachdruck durch das sumpfige Nichtverstehen drängt und mit sich einen Wumprattenschwanz an Erkenntnisfetzen bringt. Blitzlichter von Erinnerungen. Unangenehm. Fuck. Fuck! Ihr rechter Daumen zuckt.
    „...laut und deutlich.“
    „Koordinaten x-443... z906.“
    „...in Scanreichweite.“
    Zustandsanalyse abgeschlossen. Schlecht. Ganz schlecht. Sie spürt ihren Körper. Nein, sie spürt Teile ihres Körpers, der Rest ist taub. Es fühlt sich eingezwängt an. Aber der Verstand ist die überlegene Instanz! Konzentration... Daumen... er zuckt... der vorsichtige Versuch, ihn bewusst zu bewegen. Nur ein winziges Stück... ein winziges Stück..
    „ETA... 10... übermittle.“
    Ihr linker Daumen zuckt. Moment, das war der Falsche! Okay, ein Teilerfolg. Der Fingernagel streicht über ihren Rücken. Nein... nein, über den Oberschenkel! Verdammt, wo ist diese blöde Hand? Sie prickelt, aber es ist so weit entfernt!
    Atmen. Konzentrieren. Hören. Die Impulse von außen aufnehmen. Ablegen. Sortieren.
    Die Lunge funktioniert schon einmal. Die Nase auch – die Luft riecht schal und abgestanden, es ist furchtbar stickig. Irgendetwas streichelt ihr Kinn. Ihr Kinn? Ja, das ist ihr Kinn.
    Das gleichmäßige dumpfe Geräusch - sie weiß dass das ein Schiffsantrieb ist! So viele Male hat sie ein sehr ähnliches Geräusch nur im Dämmerzustand auf ihren Flügen wahrgenommen.
    Informationsgewinn. Weiterhin konzentriert sie sich auf die Impulse, versucht Kontrolle über den Körper zu erlangen, bewusst Teile zu bewegen, vorsichtig nur. Ihr Körper? Muss wohl... sie kontrolliert immerhin die Atemzüge.
    „ETA 7“
    Moment, das waren... 3 Stunden? Minuten? Stuff! Sie hört die Stimme wieder, erkennt den Akzent jetzt als klar kaasisch. Aber sie hört die Worte nicht, stattdessen flasht erneut das Bild einer Zabrak auf.
    Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass normale Leute einfach von einer Ebene springen wenn sie Selbstmord begehen wollen?“
    Selbstmord... warum sollte jemand Selbstmord begehen wollen? Das ist feige und dumm. Das Ende kommt früh genug. Ihr rechter Daumen wackelt. Einmal. Zweimal. Ist es wirklich... ja, es ist der rechte. Ha! Moment, was ist da so kalt? Der Finger berührt etwas Metallisches.
    Kaas – Dromund Kaas – Stygian Caldera – Dschungelwelt – 7 Monde – Hauptwelt des Imperiums. Imperium klingt aber falsch. Vollkommen falsch! Und doch... irgendwie vertraut. Ein Blatt im Sabacc, dass sie abgeworfen hat. Oder nicht?
    „Signal erfasst... mittle... dockcodes...“
    Die Stimme trieft wie der Regen von Kaas an ihre Ohren. Kurz streift ein Licht ihre geschlossenen Augen. Das rechte Lid zuckt.
    “Der Krieg ist erst verloren wenn wir selbst unseren Kindern keine Stabilität und Freude am Leben mehr vermitteln können.“
    Ein weiteres Bild. Ein zerzauster blonder Schopf, der im Fahrtwind weht. Ein einzelnes eisblaues Auge, aus dem diebisches Vergnügen strahlt. Das ist besser. Viel besser. Wenn auch begleitet von einem vagen Gefühl von Trauer und Schmerz.
    In Ordnung, nächste Bestandaufnahme: Augen! Geschlossen – check. Licht... halt, ein Licht muss ziemlich hell sein damit es durch geschlossene Augenlider dringt. Sowas macht natürliches Licht doch nicht, oder? Die Nachbarn des rechten Daumens prickeln. Streichen ebenfalls über etwas Metallisches. Es ist kalt. Nicht zu vergleichen mit dem runden Ding, das einer der Finger üblicherweise mit sich führt.
    “Nimm ihn...“
    Hey, das ist ihre Stimme!
    “...ich will nicht dass er bei den Imps landet.“
    Ein weiteres Aufflackern eines Bildes. Ein hübscher Kerl mit braunen Haaren und einem Crushers-Trikot in einer Hand sieht sie aus strahlend grünen Augen an. Sieht in sie hinein mit einer Intensität, die ihre Arme zucken lässt.
    “Fuck!“
    Sie wollen auseinander, aber sie können nicht. Werden von etwas festgehalten. Das andere Augenlid kommt nun auch in Bewegung.
    Das vage Gefühl von Trauer drängt sich in den Vordergrund. Verschärft sich aus dem Nebel zu einer klareren Form. Ein Abschied... nein, zwei Abschiede. Gravball. Burger. Coruscant Prime, die hinter der Skyline versinkt.
    “...inakzeptabel... beibehalten!“
    „Sir... Scanner... fortsetzen?“
    „Nur... Satellit.“
    Halt, das klingt viel deutlicher. Näher. Oder? Konzentration, verdammt! Sie presst den Daumen gegen das Metall, verarbeitet das Gefühl von Kälte. Neukalibrierung der Synapsen durch Routine. Irgendetwas rasselt leise und ihre Handgelenke pochen. Licht dämmert durch eins der Augenlider das sich ohne dass ihr das bewusst gewesen ist leicht geöffnet haben muss.
    Schritte nähern sich. Instinktiv entspannt sie die Hand. Entspannt den Körper. Schließt das Auge. Sie weiß nicht warum, aber sie weiß dass es von Interesse ist, das eigene Halbbewusstsein zu verstecken.
    „Wie viel mg haben Sie der Gefangenen verabreicht?“
    „Genug, Sir. Auch für eine Abweichung vom Zeitplan.“
    Im Schiff piept etwas alarmierend.
    „Erbitte Erlaubnis mit Sichtkontakt zu prüfen, auf die Sensoren ist im Mondschatten kein Verlass.“
    Die Schritte halten ein. Einen Moment ist es still, nur der Antrieb wummert.
    “Versprich mir dass du zurückkommst... lüg mich an!“
    „Negativ. Wir aktivieren den Antrieb nicht. Unsere Aufklärung war präzise.“
    Okay, das ist nah! Ekelhaft nah, mit dem Akzent von Regen und Grau. Direkt neben ihr. Und warum... sollte sie lügen? Ausgerechnet ihn anlügen? Halt! Konzentration auf das Wesentliche!
    „ETA des Pickups?“
    Nah.
    „2 Minuten, Sir.“
    Weiter weg. Irgendwie... blechern.
    „Gut. Zur Not mache ich es mir zum persönlichen Vergnügen die Gefangene wieder für den Transport auszuschalten, falls die Dosis nicht reicht.“
    Wieder nah.
    „Sie reicht, Sir.“
    „So wie der Transmitter der Gandeal-Station, ja?“
    Die Aussprache wie ein Rosendorn. Was verdammt noch eins bedeuten diese verschissenen Rosen? Es ist irgendetwas Wichtiges, aber sie kriegt den Finger nicht drauf! Ein Lufthauch streift die prickelnde Haut ihres Gesichts.
    „Und all das für einen Verräter der Ascendancy. Du bist es gar nicht wert, oder?“
    Noch näher. Halt mal, meint der sie? Interessant, das Wort 'Ascendancy' berührt sie, wenn auch nicht so stark wie andere Dinge sie berühren. Eine Narbe nur noch, keine Wunde mehr.
    Eine Frau, ein Com, ein Hotelzimmer... Chiss!
    Wunden... müsste dieser Körper nicht über Wunden verfügen? Müsste man die nicht bemerken? Vielleicht, wenn man sich darauf konzentriert.
    Schwierig. So viele Wunden, so viele Narben, so viele Tote. Was davon ist frisch? Ein heißes Pochen am linken Daumenballen. Ein dünnes, langes Brennen am Rücken. Ein gespanntes Gefühl am Bauch, begleitet von dumpfem Schmerz. Schärferer Schmerz am linken Oberarm, Hitze darüber.
    „Nein, natürlich bist du es nicht wert. Aber dazu sind wir heutzutage alle verdammt. Dem Wahnsinn von irgendwelchen Sith zu folgen. Wahnsinnigen betrunken von ihrer eigenen Macht. Die lieber mit Rosen, Tee und Kuchen spielen. Ihre Zeit für Dreck wie dich verschwenden.“
    Etwas stößt dumpf gegen ihre Stirn. Es ist kalt, rund. Ein Loch in der Mitte.
    “Greif'mich an.“
    „Dir hat jemand so richtig ins Hirn geschissen, kann das sein?“
    „Du sollst'mich nich' abstech'n, du sollst'mich angreif'n. 's muss echt ausseh'n.“
    Zabrak. Weiblich. Pilot. Ireena Zerak. Das hatte einen Sinn... das war wichtig. Verdammt, warum ist das wichtig gewesen?
    “Tu was'de nich' lass'n kanns'. Scanner.“
    Scanner... wozu ein Scanner? Vage spürt sie weiter den Druck des Metalls an der Stirn. Ebenfalls kaltes Metall das an ihren Hinterkopf drückt.
    „Wie leicht ich mit dir Verräterschlampe einfach kurzen Prozess machen könnte. So wie es sein soll.“
    Dumm. Ein Blaster ist nicht für den Nahkampf gemacht, wer zu blöd ist den Vorteil der Entfernung für sich zu nutzen hat es nicht besser verdient als entwaffnet und mit dem eigenen Blaster zusammengeschlagen zu werden. Wait, what?
    “Mit einem 'Bitte' wär's noch schöner gewesen, aber bitte. Immer wieder gern. Auch für den hundersten Scan.
    Ein Augenrollen unter kleinen Hörnchen. Gelbe Augen, braune Haut, dunklere Tätowierungen im Gesicht.
    „Sir. Pickup hat das System betreten.“
    Der Lauf löst sich von ihrer Stirn.
    „Schade...“, haucht ihr muffiger Atem entgegen. „...jetzt kann ich es nicht wie einen Unfall aussehen lassen.“
    Er hätte nicht abgedrückt. Jemandes Zorn hätte sich auf ihn entladen, was er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt hätte. Rosen, Tee und Kuchen. Sie muss leben, sie hat nur lebendig einen Wert.
    Scanner...
    “Ich'hab für'den Scheiß unnerschrieb'n. Ich kann'mich verwanz'n.“
    Scanner! Ein Tracker unter der Naht am rechten Oberarm! Das war... über ihrem Kopf? Darunter? Da, wo es wehtut! Ha! Sie kann es fühlen. Die unterschiedlichen Arten von Schmerz. Druck unter ihrem Körper, wo sie liegt. Spannung und Pochen an den Handgelenken. Jetzt nur noch richtig ordnen...
    Ein Stoffrancor. Ein Stoffkrayt. Sein Gesicht. Ihre Stimme.
    “Ich versprech's.“
    Jeder, wirklich jeder Funken Konzentration wird dazu benutzt, das keuchende Einatmen zu unterdrücken das sich mit dem abrupten Einstellen von Erkenntnis und Erinnerung versucht Bahn zu brechen, als die kleinen Mosaikstückchen auf ihren Platz rücken. Ein vollständiges Bild ergeben.
    Sie ist wieder da!

  • ((Wer hat ihn nicht vor Augen, Raymonde Johnson als James-Bond-Geheimagent?!?))


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Irgendwo auf einem Schiff, in einer wirklich beschissenen Situation


    „Ohne Sensoren schwer einzuschätzen, aber ETA in spätestens fünf Minuten. Ich sagte ja, dass auf Schmuggler kein Verlass ist.“
    „Schmuggler... erinnern sie mich nicht daran, Specialist. Noch mehr fremdrassiger Abschaum den wir für dieses Stück Dreck tolerieren müssen“, antwortet der Kerl neben ihr und gibt ihr mit dem Lauf des Blasters eine spielerische Ohrfeige.
    Der Druck an ihren Handgelenken – Fesseln. Ist es eine Person im Raum oder zwei? Der Typ redet mit jemandem, aber es klingt anders. Kein Rauschen, aber metallisch. In Retrospektive kann man aus seinen Worten schließen, dass er sich im Cockpit befindet und nur über das Intercom spricht. Auf dem Schiff zwar, aber nicht in diesem Raum.
    Langsam und vorsichtig bewegt sie die Beine. Auch die Fußgelenke verfügen über den Druck der auf Fesseln schließen lässt, aber sind sie nur gefesselt oder sind sie an irgendwas dran gefesselt? Ihre Arme sind es schon einmal nicht, sie liegen auf ihrem Körper.
    „Die Dosis reicht wirklich“, murrt die Stimme in Nähe ihres Ohres. „Schade, ich hatte gehofft du wirst wach und machst eine Dummheit.“ Der Lauf streicht erneut über ihre Wange. Was für ein erbärmlicher Wichser! Sollte er dazu übergehen, die Finger statt den Blaster zu benutzen, bringt sie ihn um, Drogen im Blut oder nicht!
    In Ordnung, es ist hell im Raum. So hell, dass es durch geschlossene Lider dringt und das bedeutet, hell genug dass das Leuchten der Augen sie nicht verrät, wenn sie sie ein Stückweit öffnet. Nur so weit, dass die Wimpern die Augäpfel noch halbwegs bedecken.
    Licht von oben, das sie blendet. Ein schwarzer Handschuh direkt vor ihrem Gesicht.
    „Sir. Wir kollidieren gleich mit diesem Satelliten. Bitte um Erlaubnis, die Steuerdüsen zu nutzen.“
    „Erlaubnis erteilt. Minimale Kurskorrektur.“
    Irgendwo im Schiff klopt es dumpf auf Metall. Einmal. Noch einmal.
    „Was war das?“
    Ja, was war das?
    „Sind wir bereits kollidiert?“
    „Negativ... Sir.“ Die elektronische Stimme klingt etwas unsicher.
    Sie lauscht konzentriert auf das Brummen im Schiff. Schiffe, auf denen sie öfter fliegt, könnte sie am Geräusch erkennen – das ist hier nicht der Fall, aber es reicht um die Größe einzuordnen. Ein kleiner Transporter, vielleicht ein größeres Shuttle. Das Klopfen... kleine Asteroiden? Nicht sehr wahrscheinlich, wäre es eine Wolke von Asteroidensplittern, hätte es nicht nur zwei Geräusche gegeben.
    Sie fokussiert sich auf den Atem neben ihr; der vermeintliche Pilot klingt unsicher. Unruhig. Greift die Unruhe über? Lenkt sie den Typen mit dem Blaster von ihr ab?
    „In diesem System gibt es keine Asteroiden...“, denkt der Kerl neben ihr hörbar nach, hängt lauter dran: „Alle Energie auf die Sensoren, Specialist!“ In seiner Stimme schwelgt eine böse Vorahnung. Ein Maß an Anspannung, das er nicht hatte, als er ihr mit dem Blaster im Gesicht rumgefuchtelt hat.
    „Sir, eine Astromech-Einhe...“ Abrupt bricht die Stimme ab, wird durch das Piepen einer Rückkopplung abgelöst, dann rauscht der Intercom-Kanal. Ihre Ohren klingeln.
    Langsam bewegt sie die Beine. Nutzt die Ablenkung des Mannes neben ihr um zu checken, ob sie nur aneinandergebunden oder an irgendwas gefesselt sind.
    „Druckabfall im Cargobereich. Wir werden geentert!“, klingt es panisch aus dem Schiff. Dumpf, nicht über das Intercom übertragen sondern analog. Das Cockpit ist also ein Nebenraum. Tatsächlich ein sehr kleines Schiff.
    Ireena? Nein, die Zabrak hat nur getan was sie getan hat, weil sie ihr etwas geschuldet hat. Sie würde um nichts in der Galaxie ihr Leben für einen 'bescheuerten Rettungsversuch' riskieren. Außerdem hat sie klare Anweisungen, die Kinder zurück in den republikanischen Raum zu bringen.
    Piraten? Sie befinden sich in einem Teil der Galaxie in dem Schmuggel und Piraterie zum Alltag gehören, davon ausgehend, dass sie nicht allzu lange ausgeschaltet gewesen ist und die noch nicht sonderlich weit gekommen sind. Aus imperialer Gefangenschaft in die Fänge von Piraten zu geraten, das wäre ironisch!
    Vielleicht... ihr Tracker ist noch nicht aktiv, aber Ray hat ihr Mon Gazza als das nächste Ziel des Teams angegeben. Wenn sie bereits in der Nähe gewesen sind, wenn Ireena sie kontaktiert und die IDs der imperialen Schiffe weitergegeben hat, wenn Junior damit im Hafensystem der Orbitalstation die Sprungrichtung ausmachen konnte... eine Hoffnung, die zu klein ist als darauf zu bauen, die aber als beharrlicher Funke glimmt.
    „ETA unseres Pickups? Ruhe bewahren!“ Die Stimme klingt minimal entfernter. Ein vorsichtiges Blinzeln bestätigt die gefasste Vermutung – der Kerl hat ihr den Rücken zugedreht. Sie dreht den Kopf, hebt ihn leicht. Schwindel lässt für einen Moment ihre Sicht verschwimmen, ehe ihr Hirn die aufgenommenen Informationen verarbeitet: Ein schwarzer Trenchcoat. ein Blaster in der rechten behandschuhten Hand, locker an der Seite. Ein Messer am Gürtel. Die Living Quarters eines Shuttles. Hand- und Fußfesseln, nicht an der Wand fixiert.
    „Drei Minuten. Ich versuche den Zugriff durch den Astromech auszuwerfen. Mindestens eine Person ist an Bord, Sir.“
    „Soll sie kommen“, brummt der Kerl, hebt den Blaster und richtet ihn auf einen Bereich, den sie von ihrer Position nicht sehen kann – die Tür, wahrscheinlich.
    Messer... ein Messer am Gürtel. Die Hände aneinander gebunden aber nicht fixiert, vor ihrem Körper, nicht auf dem Rücken. Er hat sich umgedreht aber nicht weg bewegt. Noch in Reichweite... langsam atmet sie durch. Blinzelt gegen den Schwindel und die Helligkeit an.
    „Erlaubnis erteilt die Gefangene zu exekutieren wenn ich falle, Specialist. Wenn dann kommt niemand lebendig von diesem Schiff.“
    Sie konzentriert sich auf den Griff des Messers, bis sie es klar erkennen kann und die bunten Lichter in ihren Augenwinkeln aufhören zu tanzen. Drogen – sie muss damit rechnen, nicht so schnell zu sein wie üblich. Nicht so präzise. Wahrscheinlich wird sie erneut Schwindel erfassen, wenn sie sich ruckartig bewegt. Übelkeit. Normalerweise ist der Blaster keine Gefahr bei jemandem, der gerade einmal eine Armlänge von ihr entfernt steht, aber hier muss sie die Behinderungen sorgfältig einkalkulieren.
    Der Mann ist ruhig. Ekelhaft ruhig. Seine Brust hebt und senkt sich minimal unter langsamen Atemzügen, die Ellenbogen sind leicht angewinkelt, der Blaster bewegt sich keinen Millimeter. Ein Profi mit dem Ding, eine Gefahr für jeden hinter der Tür. Für ihre Chance hier raus, scheißegal ob Piraten oder etwas anderes.
    “Ich versprech's...“
    Sie presst die Handgelenke zusammen, öffnet die Handflächen in Bereitschaft zuzugreifen. Rollt sich ruckartig auf die Seite, packt nach dem Heft der Klinge. Gleichzeitig zischt die Tür, das charakteristische Geräusch eines Blasterschusses hallt durch den Raum. Sie krallt die Finger beider Hände um das Heft, zieht die Waffe, dreht sie und stößt sie nach oben. Stößt nach dem Waffenarm des blassen Kerls vor ihr. Sie trifft auf einen Widerstand. Durchdringt ihn. Blut bedeckt ihre Hände, macht den Messergriff rutschig. Der Mann schreit auf. Überrascht. Geschockt. Schmerzerfüllt. Er verliert den Blaster nicht aus dem Griff, kann ihn aber nur noch mit links halten, der rechte Arm geht – zumindest für den Moment – nutzlos nach unten. Eine Welle von Übelkeit rollt über sie hinweg. Sie will etwas sagen. Etwas rufen. Dem hinter der Tür begreiflich machen dass er gerade die Chance für einen Schuss hat. Aber sie kann nicht mehr als blubbern, ihre Zunge wölbt sich und produziert einen Überfluss an Speichel.
    „Endlich eine Dummheit, du Stück Scheiße!“, brüllt er sie unter Schmerz an und schlägt mit dem Knauf des Blasters nach ihr, erwischt sie am Kiefer. Ihr Kopf wird unter der Wucht zur Seite gerissen, sie kann oben nicht mehr von unten unterscheiden und schlägt stumpf auf dem Boden auf. Fuck, sie hat noch nie im Leben so sehr kotzen wollen wie in diesem Moment! Würgend zieht sie die Beine an und tritt nach dem Mann. Ohne Finesse, absolut stumpf.
    Hektische Schritte aus einer anderen Richtung. Ein Knall. Ein wahnsinnig helles Aufblitzen, das ihr zusätzlich zur Orientierung auch noch die Sicht nimmt. Sie presst die Augen zu und schreit auf. Nutzt den Widerstand, auf den ihre Füße treffen, um sich wegzurollen. Total egal wo hin, Hauptsache weg!
    Mehr Blasterschüsse, ganz in der Nähe. Scharfes Aufflammen von Schmerz an ihrem Hals. Erst ein leiseres dumpfes Geräusch, dann ein sehr viel lauteres direkt neben ihr.
    Weitere Schüsse – keine Pistole sondern ein Gewehr. Keine Einschläge in ihrer direkten Nähe. Stattdessen ein Aufschrei irgendwo im Raum, ein weiteres dumpfes Aufschlagen eines Körpers.
    Stille. Durchbrochen von ihrem eigenen Würgen, während sie sich auf die Seite rollt und zusammenkrümmt. Das gleichmäßige Wummern des Antriebs im Hintergrund.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit packt etwas ihre Hände und hantiert daran herum. Blinzelnd kann sie erst nur einen dunklen Schemen ausmachen der neben ihr kniet. Der sich dann als Gerüsteter entpuppt, zwei Blasterschmarren auf der Brust. Eine ihr unbekannte Rüstung, aber immerhin ballert der Typ nicht auf sie!
    Sie kotzt. Galliger Schleim füllt ihre Mundhöhle und klatscht auf den Boden. Wann genau hat sie eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Es fühlt sich an, als sei es eine Ewigkeit her.
    „Blue gesichert“, klingt es verzerrt über die Außenlautsprecher des Helms. Sie erkennt es dennoch als Ray – was irgendwie fast so ironisch ist wie Piraten! „Zwei Kontakte am Boden.“
    Sie will lachen. Stattdessen kotzt sie weiter überschüssige Speichelproduktion und Magensäure.„Müss'n...“, presst sie zwischen dem Würgen hervor. „...Pickup...“
    „Wir springen in einer Minute. Wenn du was Wichtiges zu sagen hast, streng dich an, wenn nicht spar dir die Kraft“, brummt die Rüstung, die Hände kramen am Gürtel.
    Sie hat nichts Wichtiges zu sagen – ein Sprung in einer Minute macht die Ankunft des Pickups obsolet. Erschöpft und schwer atmend bleibt sie liegen, als ihr Magen endlich wieder halbwegs zur Ruhe kommt – oder er einfach eingesehen hat dass er nichts rausschmeißen kann wo nichts ist. Binäres Piepen dringt an ihre Ohren. Ihr Binär ist scheiße, bestenfalls rudimentär. Im momentanen Fall nicht vorhanden genug als dass sie irgendwas verstehen würde.
    „Darf ich vorstellen, Z-41. Hat dich gerettet... unter anderem“, deutet er kurz gen Astromech, der durch den Raum in Richtung Cockpit rollt – nicht ohne einen der am Boden Liegenden dabei unsanft anzurempeln. „Ja, Zed... an die Arbeit.“ Ein winziger Teil ihrer Wahrnehmung wundert sich, dass Ray binär versteht.
    Der Agent nimmt eine Hand vom Gürtel und nähert sie ihrem Hals. Sie spürt den Einstich des Stims, spürt die Kälte die von ihm ausgeht. Dann spürt sie die Auswirkungen des Aufputschers, der auf das in ihrer Blutbahn kreisende Narkotikum trifft. Hitze, Kälte, heftiges Zittern der Muskeln die sich gänzlich ihrer Kontrolle entziehen. Keuchend japst sie nach Atemluft.
    „Gift? Drogen? Brauchst du mehr als erste Hilfe?“
    Sie spürt wie durch Watte, wie Ray beginnt, ruppig ihren Körper zu bewegen, nicht in der Lage sich zu wehren.
    „Drog'n“, presst sie zwischen aufeinanderklappernden Zähnen hervor, ihr Kopf schlackert unkontrolliert auf ihrem Hals hin und her, an dessen rechter Seite etwas brennt, als habe man ihr einen glühenden Schürhaken dagegen gepresst. „...eig'ntlich... noch'sediert...“
    Eine Erschütterung erfasst das Schiff. Dann ruckt es leicht, die Antriebe schalten auf das charakteristische Geräusch des Ionenantriebs. Sie sind in den Hyperraum eingetreten. Triumphierend trällert erneutes Binär über das wieder funktionierende Schiffs-Intercom.
    „Sorry“, brummt Ray und packt sie fester, bevor sie unter den Erschütterungen hilflos über den Boden rollen kann, legt sie wieder in der Seitenlage ab, als das Schiff ruhig ist. „Zed? Status!“
    Die Antwort muss über den Funk kommen, das Intercom-Piepen bleibt aus. Ray seufzt leise und richtet sich auf, wendet sich von ihr ab, einem der am Boden Liegenden zu. Dem Typen mit dem Trenchcoat, der formschön den Boden vollgeblutet hat.
    Ihr Körper will nicht mehr. Er hat ehrlich und aufrichtig keine Lust mehr. Er will einfach nur noch liegenbleiben und unter abgehackten Atemzügen sterben. „...ssel?“, nuschelt sie dennoch dumpf in den Raum hinein.
    „Moment“, dringt es über Rays Außenlautsprecher. Er verharrt noch eine Weile kniend, gibt dem Mann einen Fußtritt als er sich wieder aufrichtet und nimmt dann den Helm ab, hängt ihn an den Gürtel.
    Sie versucht sich mit der Eleganz eines auf dem Rücken liegenden Käfers von der Seite auf den Bauch zurollen. Will sich entgegen der körperlichen Anweisung auf Arme und Beine abstützen. Noch immer führen Upper und Downer in ihrer Blutbahn einen spürbar erbitterten Kampf um die Vorherrschaft.
    „Hyperraum wird verlassen in zehn...“, erschallt es über das Intercom und ein Timer zählt langsam runter. Stumpf fällt sie zurück auf die Seite, als er bei Null ankommt und es erneut kurz ruckt.
    Leises Brummen kommentiert ihr Tun, dann packt Ray sie wortlos unter den Armen, richtet sie zu sitzender Position auf und drückt ihren Oberkörper gegen die Wand, bis sie halbwegs stabil sitzt.
    „Wer hat die Schlüssel?“
    Mühsam zieht sie die Beine an und legt die gefesselten Arme darauf ab. „Keine'Ahnung... schätz...“ Sie deutet auf den Trenchcoat am Boden. „Die... die'Kids?“
    Ray nickt knapp, kniet sich wieder neben den am Boden Liegenden und tastet seine Taschen ab. „In Sicherheit, dein Kontakt hat uns erreicht.“
    Sie lehnt den Kopf an die Wand, konzentriert den Blick auf eine Deckennaht und beschäftigt sich damit, ihre Atmung zu kontrollieren. Sehr langsam stellt sich Erfolg ein, das abgehackte Ein- und Ausatmen wird von längeren, ruhigeren Atemzügen abgelöst. Sie bewegt sich nicht, auch dann nicht, als sie Rays gepanzerte Hände erst an den Handgelenken, dann an den Füßen spürt, der Druck der Fesseln verschwindet.
    Tränen lösen sich aus den Augenwinkeln, als sie träge blinzelt, rinnen die Schläfen herab zu den Ohren, werden von den Dreads aufgesaugt. Tränen der körperlichen Tortur, des Nachlassens von Druck und Anspannung, der Erleichterung.
    „Ich war runter vom Com, bin wieder da, ist alles in Ordnung. Blue geht es gut... oder eher gut genug, leichte Verletzungen. Wir springen sobald wie möglich nach Triple Zero, keine Lust auf Überraschungen.“
    Rays Stimme und das Piepen des Droiden verschmelzen zu Hintergrundrauschen.
    „Wenn du Decker erreichen kannst, ja, aber halt dich nicht zu lange damit auf, ich will hier weg sein, ehe die verrückte Schlampe Wind von irgendwas bekommt.“
    „Besteht... Kontakt nach auß'n?“, murmelt sie leise ohne den Blick von der Decke zu lösen.
    „Keine Ahnung wo wir sind, nächste Combake könnte sonstwo sein. Steht und fällt wohl mit deiner Definition von 'außen'.“
    Träge schüttelt sie den Kopf .„Nich'so... wichtig. Sentimentaler'bullshit.“
    „Zehn, neun, acht...“, läutet das Intercom den erneuten Sprung ein. Von Richtung des Trenchcoats gurgelt es erstickt. „...sieben, sechs, fünf...“ Der Körper des Typen zuckt unkontrolliert. „...vier, drei, zwei...“ Blut sammelt sich unter seinem Kinn, vermischt sich mit dem Blut seines Arms am Boden. „...eins.“ Mit einem kurzen Ruck tritt das Schiff in den Hyperraum ein, während gleichzeitig der Körper am Boden in Reglosigkeit erstarrt.
    “....ich versprech's...“
    Sie schnieft leise und schließt die Augen.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Bakura-System, ein Truppentransportshuttle, 12:42 Bakura-Hauptstadtzeit


    Es knackt, als das Intercom des Shuttles wieder anspringt, die leicht verzerrte Stimme des Piloten durch den engen Raum dringt, von dessen sich gegenüberliegenden Sitzreihen vier Plätze besetzt sind: „Länger konnte ich das jetzt nicht auslassen. Wir verlassen den Hyperraum gleich.“
    „Besteht eine Möglichkeit bei Ortungskontakt gleich wieder zu springen und die eingehenden Daten erstmal anzusehen?“, wendet sich Shiv an den Mann. Er sieht besorgt aus. Nicht akut besorgt sondern grundlegend. Die Basishaltung des jungen Agenten, die nur dann bricht, wenn er ein Pad in den Händen hält und benutzt, ein klares Ziel vor Augen. Es erinnert sie an Aidan; auch er wirkte immer verloren, außer wenn er Datenströme reiten konnte.
    „Irgendwo kann man immer hin springen, kann aber auch in einem Asteroiden oder Stern enden. Paar Sekunden dauert es definitiv. Fraglich ist eher was die Scanner in so kurzer Zeit groß erfassen können.“
    „Kümmern Sie sich lieber darum einen Ort zu finden an dem Sie uns absetzen können“, brummt Ray in das Gespräch. „Vorzugsweise etwas außerhalb der dortigen Basen.“
    „Klar. Verlassen Hyperraum in fünf.“
    Sie prüft den Sitz der Gurte während der Pilot weiter runterzählt, lässt den Blick durch das Visier über die gegenüberliegende Sitzreihe schweifen. Shiv. Telcia. Kaut die Frau schon wieder irgendwas? Wie macht die das? Wo hat sie ständig was zu Essen her?
    Weiter nach rechts zur eigenen Sitzreihe, wo Ray zwei Positionen weiter auch noch einmal beiläufig die Vergurtung überprüft. Einer ihrer Mundwinkel hebt sich leicht. Es ist keine fünf Stunden her, als er ihr sagte, dass er allmählich zu alt für den Scheiß wird. Sie zweifelt diese Aussage an.
    „...eins, Austritt!“
    Ein Ruck geht durch das Shuttle, als die Hyperraumschilde sich auflösen und der Trägheitsdämpfer greift, dann ist es ruhig, nur der Sublichtantrieb vibriert dumpf durch das Metall der fensterlosen Kabine.
    „Oh... fuck. Ich glaube das sollten Sie sehen“, zerreißt das Interkom nach einem Augenblick die Stille. Sie löst die Gurte, steht abrupt auf und tritt auf die Zwischenwand zu, Ray folgt ihr auf dem Fuß. Shiv und Telcia bleiben sitzen, wenden nur den Blick in Richtung des Cockpits.
    Sie klopft zweimal dumpf gegen das Metall, bedient dann die Konsole an der Wand. Das sich öffnende Cockpit ist eng, enger als es auf einem Zivilshuttle der Fall wäre. Der Sitz des Copiloten ist leer, auf dem Pilotensitz kann sie Specialist 'Tincan' Zap das erste Mal sehen statt nur hören. Ein stämmiger Kerl mit blonden zum Zopf gebundenen Haaren sitzt vornübergebeugt an den Konsolen, der Mund ist ein kleines Stück offen, der Blick ist auf die Transparistahlscheibe gerichtet.
    Bakura zeichnet sich in einiger Entfernung gegen die dunkle Leere des Alls ab, umgeben von einem Teppich grauer Wolken. Sie blinzelt. Blinzelt ein zweites Mal. Nein, das sind keine Wolken. Das ist Schrott. Schiffstrümmer die durch den luftleeren Raum treiben. Nicht weit von ihnen entfernt trudelt eine zerborstene Turbine durch das All, dreht sich langsam um sich selbst. Direkt vor dem Fenster zieht der geschwärzte Teil einer Schiffshülle vorbei, das Zeichen der Republik darauf durch Dutzende Einschüsse beinahe unkenntlich.
    „What'the fuck...“, murmelt sie ungläubig und leise ins Com.
    „Fuck...“, schließt sich Ray ihr in ähnlich verständnislosem Tonfall an.
    Ihr Blick tastet die Trümmer ab. Dort, wo die Schrottdecke Aussicht auf den Planeten erlaubt, kann sie rot glühende Punkte erkennen. Glühen in der Größe von Städten, bedenkt man ihre Entfernung zur Oberfläche.
    „...was'um alles in'der Galaxie... is'hier passiert?“, murmelt sie leise.
    Shiv brummt unwirsch. „Was sagen die Sensoren? Noch was in der Nähe, was das getan haben könnte?“
    Telcia erhebt sich ebenfalls, tritt hinter Ray und sieht an ihm vorbei durch die offene Verbindungstür. Schweigend.
    „Was, wo... Sensoren? Ach ja...“, schüttelt der Pilot den Kopf, während er das Schiff durch die nahen, hier noch vereinzelten Trümmer navigiert, greift zu der Konsole und tippt darauf herum.
    „Ich weiß nicht ob ich wissen will ob was auch immer das getan hat noch hier ist...“, murmelt Ray ins Com.
    „Als wär ne ganze Flotte hier eingefallen... Imps vermutlich?“, schaltet sich Telcia dazu.
    „Hab ich Erlaubnis den planetaren Holoknoten anzupingen?“, fragt der Junior Agent weiter.
    Sie blinzelt ein weiteres Mal, schüttelt minimal den Kopf. Sie kann Schiffstypen erkennen; da ein Teil einer Hammerhead, dort hinten der einer Valor. Republikanische Schiffe, keine imperialen. Warum gibt es keine imperialen Trümmer? Hier ist ein ganzer Flottenteil stationiert gewesen, es kann doch nicht sein dass der sich nicht gewehrt hat.
    „Warte'noch, Junior...“, antwortet sie wie mechanisch. „...erst 'n Schiffsscan lauf'n lass'n.“
    „Roger.“
    „Keine Signale“, murmelt der Specialist. „...ah doch. Sehr klein. Ist mir nicht bekannt und... kommt auf uns...“
    Abrupt bricht der Mann ab, als eine schwere Erschütterung das Shuttle erfasst und es aus der Flugbahn katapultiert. Sie wird von den Füßen gerissen und schlägt und dumpf an die Wand über einer Sitzreihe, dem Krach hinter ihr zu urteilen geht es Ray und Telcia nicht anders, als das Schiff sich querstellt. Der letzte Blick den sie ins Cockpit hat, ehe sie hinter die Trennwand kracht, zeigt ihr eine ganze Menge aufflammendes Rot auf den Konsolen. Warnsignale. Und etwas kleines Zylinderförmiges, das über das Shuttle hinweg rauscht, nicht größer als eine Drohne.
    „Anschnallen! Festhalten!“, schnappt die Stimme des Piloten im Intercom über. Sie aktiviert über das HUD die Magnetkerne ihrer Stiefel, zieht hektisch die Seilwinde aus dem Brustteil und pappt sie an die nächstbeste Wand. Telcia und Ray kriechen auf die ihrem Aufprall nächstliegenden Sitze und ziehen ächzend die Gurte um die Rüstungen.
    „Was feuert da auf uns?“, blafft Ray.
    „Fuck!“, antwortet sie. Der Sublichtantrieb faucht auf, als der Pilot Fahrt aufnimmt.
    Nein... nein, falsch! Beschuss keine Minute, nachdem sie ins System eingetreten sind. Eine Drohne in direkter Umgebung. Die haben sie erfasst, die haben sie auf dem Radar!
    Weitere Erschütterungen folgen – weitere Treffer oder aber Kollision mit den Wrackteilen um sie herum – während Telcia halb auf Basic, halb auf Huttese einen endlos wirkenden Strom an Flüchen von sich gibt, die sich über Fliegen im Allgemeinen und Beschuss während des Fliegens im Speziellen auslassen.
    „System'aus! Ganz aus!“, schneidet sie im knappen Befehlston in die Fluchkaskade. Sie blockt die Winde um sich fest an der Wand zu halten. Einer Wand, die mal Wand, mal Boden und mal Decke ist, während das Shuttle unkontrolliert trudelt. „Treib'n lass'n! Müss'n von der'n Radar runner!“
    „Hat das Ding kein Heckgeschütz?“, brummt Telcia nun statt weiterzufluchen.
    „Z! Pack alles Gemessene in ein Paket“, murmelt Shiv leise.
    „Und wenn das nicht klappt?“ Hysterie lässt die Stimme des Piloten kippen. „Dann sind wir sitting ducks?“
    Für einen Augenblick schließt sie die Augen, atmet tief ein und wieder aus. Der Mann hat deutlich die Grenze der Panik überschritten – und ein panischer Pilot hat das Potential sie alle umzubringen. „Ray, der'Kerl muss'da weg...“, knurrt sie leise.
    „Zustimmung, aber du hast die verdammten Stiefel.“
    Zähneknirschend hangelt sie sich an der Wand entlang, kriecht in die Ecke der Trennwand, löst den Magneten der Seilwinde, macht den Arm lang und pappt das Stück Technik mittig im Durchbruch wieder an.
    „Z! Paket! Datapad!“ Shiv klingt vollkommen angespannt, aber ihm fehlt die Unterspur der Hysterie, die bei ihrem Piloten unverkennbar gewesen ist. Was auch immer er tut, es hält ihn bei klarem Verstand.
    „Ich krieg das hin, ich krieg uns runter, einfach nur...“, blubbert der Specialist leise vor sich hin. Weitere Erschütterungen, als er Trümmer streift, strafen seine Worte Lügen.
    „Scheiße!“ Wieder Shiv. „Z! Scrambler suchen!“
    Sie deaktiviert die Magnetstiefel, lässt sich von der Seilwinde in den Durchbruch ziehen, schlägt bei einem weiteren Schlenker des Shuttles mit der Schulter gegen den Rahmen, baumelt den Bruchteil einer Sekunde orientierungslos, bis sie – in Schwung gebracht von dem letzten Ausweichmanöver – die Lehne des Copilotensitzes mit einer Hand zu fassen bekommt.
    Rechtzeitig für die nächste Erschütterung. Kein Trümmerteil dieses Mal sondern erneuter Beschuss. Beschuss, der direkt in die Frontalteflektoren einschlägt. Durch sie durch schlägt. Die Hülle des Cockpits aufreißt. Die vordere Konsolenreihe zu einem zähen Klumpen aus Metall und Hartplastik verformt. Specialist Zap auf seinem Sitz zur Unkenntlichkeit verbrennt, so schnell dass er nicht einmal mehr schreien kann. Keinen halben Meter von ihrer Hand am Copilotensitz entfernt.
    Sie spürt den Sog nach außen von dort, wo eben noch zentimeterdicker Stahl war, aber die blockende Seilwinde hält sie im Schiff. Irgendjemand sagt etwas im Com, aber sie kann es nicht verstehen durch das Blut, das in ihren Ohren rauscht. Weit entfernt nimmt sie wahr, dass die Notfallsysteme greifen; die Zwischentür verriegelt zischend, um die Transportkabine vor dem plötzlichen Druckabfall zu schützen. Es knirscht metallisch, die Türen erweisen sich stärker als der Metallkasten im Rahmen an dessen Carbonitfaserseil sie hängt, zerquetschen ihn kompromisslos.
    So jäh der Sog zunimmt, als ihm das Gegengewicht fehlt, so jäh reißt er sie aus der Starre. Plötzlich ist ihre Wahrnehmung überdeutlich – der Zug nach draußen, die Trümmer im Umfeld, die Planetenoberfläche auf der die roten Punkte jetzt eindeutig als Feuer zu erkennen sind, die Neigung des Shuttles der Schwerkraft folgend nach unten und die Drohne die in einiger Entfernung wendet um zum erneuten Anflug anzusetzen.
    Sie macht sich keine Gedanken darüber, was das Ding ist und wo es die verdammte Power her nimmt, die Schilde eines Shuttles zu zerballern. Etwas sehr viel Instinktgesteuerteres übernimmt die Leitung und will einfach nur überleben, zwingt ihren Körper nach unten um sich im schmalen Raum zwischen Copilotensitz und Nebenkonsolen festzuklemmen, damit sie die Hände frei hat, alles an Energieversorgung zu trennen was sie erreichen kann; das Shuttle noch in irgendeiner Form zu lenken ist ein Ding der Unmöglichkeit, also ist totstellen die einzige Chance die sie haben. Das Ding ist zu klein um besetzt zu sein, es kann nur auf Scansignale reagieren – wenn sie keine Energie mehr ausstrahlen sollte das Radar sie nicht von den unzähligen anderen Trümmern um sie herum unterscheiden können.
    „Oh fuck...“, hört sie Telcia. Ihre Comverbindung steht also noch.
    „Blue! Status!“, übertönt Ray Shiv, der leise mit Zett spricht.
    „Fuck!“, gibt sie zuallererst einmal ein Lebenszeichen von sich, ächzt angestrengt während sie Kabelstränge aus der Wand reißt. „Systeme schließ'n“, presst sie einen Moment später zwischen zwei Atemzügen hervor.
    Sie kann nicht nach draußen sehen, die Überreste der Hauptkonsole sind im Weg. Sekunden vergehen. Weiterer Beschuss bleibt aus. Nur das Rütteln des die Luftschichten der Atmosphäre durchdringenden Shuttles auf seinem verdammt schnellen Weg nach unten bleibt.
    „Sprungausrüstung... schnell!“, keucht sie und tastet unter dem noch halbwegs intakten Copilotensitz nach dem Notfallkit, drückt den Rücken gegen die Nebenkonsolenreihe um sich ein wenig aufzurichten. Sie braucht einen Blick auf den Boden. Springen sie zu früh, sind sie zu lange in der Luft, dann würde die Drohne sie nur wieder erfassen können. Und nach dem, was das Ding mit dem Shuttle angestellt hat, will sie gar nicht wissen wie Feuer auf einen ungeschützten Körper aussehen würde.
    „Bereeeeeit“, antwortet Telcia viel zu schnell. Bei ihren Vorbehalten gegenüber Shuttleflügen ist sie wahrscheinlich mit Fallschirm auf dem Rücken eingestiegen.
    „Hint'n manuell entriegeln. Spring'n bei fünfhunnert Metern. Dreitaus'nd...“, hört sie sich selber mechanisch sagen, während die Hände ohne großartiges Zutun des Hirns das Sprungkit vergurten.
    Es knirscht das unangenehme Knirschen von reißendem Metall, gefolgt von einem Krachen und Schaben, das Shuttle beginnt sich um die eigene Achse zu drehen, als der rechte Flügel sich verabschiedet.
    „Den brauch'n wir nich'mehr...“, kommentiert sie den Anblick in sehr sachlichem Tonfall. „Zwofünf...“
    Sie kann nicht sehen ob die anderen ihrer Aufforderung nachgekommen sind. Sie kann es nur hoffen. Ächzend zieht sie sich auf die Füße, magnetisiert die Stiefel erneut und beginnt, sich nach vorne zu tasten. Sie muss raus und an die Seite an die Außenhülle, springt sie einfach hier, schlägt ihr das Shuttle in den Nacken.
    „Zwo... einsfünf... eins...“, zählt sie auf dem Weg weiter runter. Irgendwas in ihrem rechten Bein tut verdammt weh, aber es ist der dumpfe Schmerz eines verdrehten Muskels, nicht der scharfe Schmerz einer offenen Wunde, also ignoriert sie es.
    „Eins... neunhunnert... achthunnert...“
    Der Suit schützt sie vor der Außentemperatur, dennoch ist der Zug deutlich spürbar.
    „Sieb'nhunnert... sechshunnert... GO!“
    Sie stößt sich von der Außenhülle ab, deaktiviert die Elektromagneten nicht sondern kehrt sie um, um so weit wie möglich von dem Wrack abgestoßen zu werden.
    „Los los los!“, treibt Ray die anderen an.
    „Z! Absprung!“, ist auch Shiv zu hören.
    Nur Telcia schweigt. Die Tatooinerin und Flüge oder Sprünge werden in diesem Leben keine Freunde mehr.
    Sie zieht die Reißleine, ufft leise, als das abrupte Stoppen der schnellen Abwärtsbewegung ihr einen Teil der Luft aus den Lungen presst. In direkter Umgebung sieht sie weitere Schirme aufgehen. Einen. Einen zweiten. Einen dritten. Sogar einen vierten, an dem der Astromech Z-41 hängt.
    Welch Ironie! Noch vor wenigen Stunden hat sie Ray gesagt, dass sie exakt da ist, wo sie sein möchte... um nun an einem Fallschirm durch Schiffstrümmer einer brennenden Planetenoberfläche entgegenzutreiben. Leise seufzend schließt sie die Augen.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Coruscant, ein Apartment über der Stadt, mitten in der Nacht


    Es ist ein gutes Stück nach vier, als sie die Wohnungstür öffnet; der Raum dahinter liegt im Dunkeln und sie belässt es dabei, lässt die Sporttasche mit ihren Klamotten im Eingang einfach fallen, schlurft zum Sofa und bleibt noch exakt so lang auf den Beinen wie sie braucht um die Stiefel aufzuschnüren und auszuziehen, ehe sie sich bäuchlings auf die Sitzfläche fallen lässt und erstmal ein paar Atemzüge liegenbleibt.
    Sie hat noch im Tower geduscht und sich umgezogen um ihn nicht zu wecken wenn sie das hier tut, den Suit hat sie einfach in die Tasche gestopft. Eigentlich müsste sie ihn auspacken, der Undersuit müsste zur Reinigung fertig gemacht werden und die ganze Klamotte stinkt erbärmlich nach Desinfektionsmittel und müsste auslüften, die Kontakte sollten überprüft und ebenfalls gereinigt werden. Aber nicht mehr heute. Sie ist zu... müde? Nein, nicht müde. Eher lustlos.
    Ächzend befreit sie den rechten Arm unter dem Körper, lässt ihn vom Sofa fallen, befördert dann die Hand mit einem weiteren Ächzen auf die Tischplatte. Die Finger tasten über das Metall, berühren auf der Suche nach der Fernbedienung einen zylindrischen aufrecht stehenden Plastikkörper. Langsam fährt der Daumen daran hoch, spürt die charakteristischen Einkerbungen. Unverkennbar – eine Wasserflasche. Langsam hebt sie den Kopf und linst skeptisch über die Tischplatte. Natürlich, es ist das falsche Wasser - die Dunkelheit raubt ihrer Sicht zwar die Farben, aber das Grau des Deckels ist eher dunkel, das Grün von Wasser mit Kohlensäure statt das sehr helle Blau des stillen Wassers.
    „Scheiß'drauf“, murrt sie leise, ächzt weiter während sie sich in so etwas Ähnliches wie eine sitzende Position quält und nimmt die Wasserflasche vom Tisch, beginnt sie zu schütteln, während die andere Hand die Fernbedienung angelt und das Monsterholo an der Wand anschmeißt. Sie stellt den Ton aus und navigiert so lange durch die Kanäle, bis sie im Tagesarchiv – es ist immerhin schon zwei Stunden her und damit nicht mehr aktuell genug um live zu sein - eines Nachrichtenchannels fündig wird. Geräuschlos, aber mit Textband am unteren Bildschirmrand flackern die Bilder vom Abtransport der Opfer über den Holoschirm, wechseln nach kurzer Zeit zu einem CSF-Fahrzeug in einem anderen Gebiet des Sektors, in dem Doktor Risan gerade verladen wird.
    Hart lächelnd stellt sie das Geschüttel der Wasserflasche ein und schraubt sie auf, die Kohlensäure entweicht zischend, die Flasche ist bereits zu leer als dass sie überläuft. Meistens ist die Presse eher Hindernis als Hilfe, aber in diesem Fall ist sie von Vorteil – sie hat schnell auf den nächtlichen Einsatz reagiert und zu viele Bilder und Fakten an die Öffentlichkeit transportiert als dass irgendwelche überbezahlten Anwälte und Bestechungen an den richtigen Stellen das klein halten könnten. Selbst wenn der Doktor aus irgendwelchen rechtsverdrehenden Gründen mit irgendeiner absurd geringen Strafe davonkommen würde, wäre zumindest seine Karriere ruiniert und er würde nie wieder eine Lizenz im republikanischen Raum bekommen.
    Sie hebt die Flasche an die Lippen, nimmt einen guten Schluck, erschaudert mit angewiderter Mimik, trinkt aber gleich noch einen Schluck. Okay, es sprudelt immerhin nicht mehr – schmeckt dafür aber wie schonmal getrunken und wieder ausgerotzt. Wenn die Küche nur nicht so weit weg wäre...
    „Hey“, murmelt es von Richtung der Schlafzimmertür. „Lange Nacht, hm?“
    „Hey“, antwortet sie und wendet dem Durchgang das Gesicht zu. Die Mimik weicht sich ein wenig auf beim Anblick der nur in Shorts bekleideten Silhouette dort. „Lange'Woche.“
    Er macht zwei Schritte in den Raum hinein, beide Hände gehen wie automatisiert in die Haare und sortieren die vom Schlaf zerwühlten Strähnen. „Caf?“, fragt er beim Abbiegen zur Küchentür.
    „Mmh, nope“, schüttelt sie leicht den Kopf, was ihn abrupt anhalten lässt.
    „Soll ich einen Arzt rufen? Oder... gleich einen Leichenbestatter? Wer bist du und wo ist meine Frau?!“, grinst er ihr entgegen.
    Sie schnaubt. „Im Geg'nsatz zu anneren nich' näher genannt'n Person'n hier'im Raum bin'ich nich' schon sonnern noch wach... un'die Leute, die'mein Gehalt zahl'n erwart'n dass'ich 's in'nen paar Stund'n auch wieder bin. Hab mal irg'ndwo gehört dass'Caf da eher kontraproduktiv is', hm?“
    „Oh fuck, du hast die Worte 'Caf' und 'kontraproduktiv' in einem Satz benutzt.“ Theatralisch wirft er die Arme in die Luft, wechselt die Richtung und kommt auf das Sofa zu. „Die Galaxie geht unter!“
    Schlagartig verdüstert sich ihre Mimik. „Gar nich'so unwahrscheinlich“, antwortet sie knapp. „Sie'ham Rendili angegriff'n.“
    „Scheiße!“ Ihre Worte wischen alles an frühmorgendlichem Humor weg. Er lässt die Arme sinken, tritt ans Sofa heran und setzt sich neben sie. „Wann?“
    „Fing'vorgestern an... erste'Berichte hatt'n wir'vorhin vorlieg'n.“
    „Wie schlimm?“ Er verschränkt die Arme fest vor der Brust und sieht sie unter düster zusammengezogenen Brauen an.
    „Opferzahl'n halt'n sich'in Grenz'n... materiell isses'aber krass. Ziel war'n die Werft'n. Zwei'Großkampfschiffe vollkomm'n zerstört, 'n ord'ntlicher Teil der'Produktionsstätt'n. War 'n Hit and'Run... als'die Flott'nverstärkung eintraf war'n se'schon wieder weg.“
    Er seufzt. Presst die Lippen aufeinander. Schweigt.
    Sie schweigt auch – es gibt einfach nichts dazu zu sagen. Als sie vor gerade einmal drei Monaten aufgebrochen sind um den Kommunikationsabbruch Bakuras zu untersuchen, dort abgeschossen wurden und gerade so vom Planeten fliehen konnten haben sie noch nicht gewusst was auf die Galaxie zukommen würde. Decker hat sie auf dem Rückflug davon in Kenntnis gesetzt, dass Tython gefallen ist – und seitdem häufen sich die Meldungen, bis man vor einigen Wochen dazu übergehen musste, von einer tatsächlichen Invasion zu reden. Der Gegner ist technisch überlegen – so überlegen, dass stationierte Verteidigungsflotten ihm nichts entgegenzusetzen haben, solange er mit schnellen Schlägen arbeitet. Der Orden, Werften, größere Militäreinrichtungen, Flottenteile – man muss wirklich kein Genie sein, um anhand der Ziele zu erkennen, worauf es hinauslaufen wird.
    „Scheiße“, murmelt er noch einmal tonlos, löst die Verschränkung der Arme, stützt die Ellenbogen auf die Oberschenkel und lässt den Kopf sinken. Er hat vor gerade einmal einem Jahr drei Monate auf Rendili auf einem Flottenseminar verbracht. Sie muss ihm nicht erzählen wie gut der Haupt-Schiffslieferant des republikanischen Militärs abgesichert ist. Muss ihm nicht erzählen dass jemand, der Rendili anfliegen und Werfen zerstören kann - der Tython angreifen kann - überall angreifen könnte.
    „Gibt annähernd nichts, was'wir tun könn'n“, durchbricht sie nach einer halben Minute die drückende Stille. „Un' nochma' weniger was'wir tun dürf'n. 's Problem wird'ganz weit ob'n ignoriert.“ Sie schnaubt hart. „Als würde 's dadurch verschwind'n!“
    „Ich weiß.“ Er klingt unglaublich bitter. „Wir haben Holomaterial über die Angriffe der letzten Wochen angefordert, um die Trainingseinheiten darauf anzupassen. Abgelehnt. Imperiale Taktiken sind bekannt und darauf wird geschult.“
    Sie verzieht das Gesicht und zwingt sich, die Kiefermuskeln zu entspannen, als sie spürt dass ihre Zahnreihen aufeinanderschaben. Effektiv nichts tun zu können ist ganz generell ein beschissener Zustand. Für jeden. Aber wo sie es schafft sich halbwegs damit zu arrangieren Dinge hinzunehmen die sie einfach nicht ändern kann, ist er darin ganz beschissen. Er spricht es nicht aus, aber sie kann es immer wieder, wenn das Thema auf die Invasoren fällt, an seinem Blick sehen; ein Teil von ihm wünscht sich, dass endlich das sowieso Unvermeidliche passiert und Coruscant angegriffen wird, weil er dann handeln kann.
    Sie fürchtet diesen Tag. Er wäre einer der ersten, der sich den Angreifern entgegenstellt. Die Chancen stehen gut, dass er das nicht überlebt.
    „Und das?“ Er hebt den Kopf leicht und deutet gen Holo.
    Sie schüttelt knapp den Kopf und gibt einen leisen Knurrlaut von sich. „'n Kapitel aus'dem Handbuch menschlicher'Abründe. Von Spezieismus über'Bestechlichkeit bis'hin zu vollkomm'ner Kaltblütigkeit is'alles dabei.“
    Eine Weile sieht er stirnrunzelnd auf das Holo, betrachtet die Bilder und liest das Textband, ehe er erneut seufzt, den Kopf schüttelt und nach hinten kippen lässt. „Die Galaxie geht vor die Hunde.“
    Sie lächelt bitter und schweigt. Schaltet das Holo aus und wirft die Fernbedienung auf den Tisch. Eigentlich ist die Galaxie schon immer ein Haufen Scheiße gewesen und wird es wohl auch immer bleiben – aber das ist nicht die richtige Erwiderung auf seine Aussage.
    Als sie aufstehen will um das Licht anzumachen, greift er nach ihrem Arm. Sie bleibt sitzen und wendet ihm stirnrunzelnd das Gesicht zu. Es mag dunkel für ihn sein, aber ihre Augen kann er sehen, wahrscheinlich auch die unausgesprochene Frage darin.
    Er umfasst ihre Schulter und zwingt sie mit sanftem Druck sich hinzulegen. „Wann musst du los?“
    „Mh, früh'n Nachmittag... der'Vormittag is'frei, hab'ja bis'vor 'ner Stunne gearbeitet.“
    Er lässt sich zur Seite kippen, drängelt sich zwischen sie und die Rücklehne des Sofas und legt die Arme um sie. „Gut... ich weck dich mit Frühstück.“
    „Finneste nich'...“, murmelt sie und tastet nach ihrem Gerätegürtel um ihn leise ächzend abzunehmen.
    „Find ich nicht?“
    „Finnese nich' dass'das Bett irg'ndwie... bequemer wäre?“
    „Mh... zu weit weg.“
    Sie schnaubt. Er hat Recht. Und sie ist verdammt fertig. Nicht fertig genug allerdings, um nicht das letzte Wort zu haben. „Fall'ich runner... nehm'ich dich mit“, murmelt sie leise, schließt die Augen und schläft so schnell ein dass sie nicht einmal weiß ob es überhaupt das letzte Wort war oder er noch etwas erwidert hat.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Entros Prime, irgendwo in der Unterstadt, nachts


    Vier Jedi, zwei republikanische Commandosoldaten, zwei externe SIS-Agenten und drei Agenten die vor Ort seit über zwei Jahren einen Horchposten unterhalten auf engstem Raum – es klingt wie der Anfang eines verdammt schlechten Witzes. Dieser spezielle Witz hat seine Pointe in einer militärischen Forschungsstation mitten auf dem industriell geprägten imperialen Stadtplaneten; die siebzehnte imperiale Flotte konnte unter hohen Verlusten Schiffsteile des ewigen Imperiums bergen, die in der Hochsicherheitsanlage hier analysiert werden. Die Republik will die gewonnenen Daten haben und vor Allem nachhaltig verhindern dass die die haben – sollte es einem kriegswütigen und gleichzeitig taktisch brillanten Sith wie Darth Isa'Nieer gelingen, alleine die Antriebe der angreifenden Schiffe nachzustellen, würde es sämtliche Versuche ihn zu stoppen sehr viel schwieriger, vielleicht unmöglich, machen.
    Weit unter ihr ziehen sich zumindest in diesem Teil der Unterstadt stillgelegte Schienen über den Boden – keine Maglev oder Hovertrains, etwas Einfacheres und dementsprechend wahrscheinlich bedeutend Billigeres. Nachdem sie mit Ilokai und Zhay gelaufen ist und trainiert hat, ist sie nicht mit ihnen zum Safehouse zurückgegangen sondern hat sich in die Ebenendecke zurückgezogen um eine Weile alleine zu sein und den Kopf frei zu kriegen. Sie liegt auf dem Bauch auf irgendeinem Versorgungsschacht, Wasser oder Luft oder irgendwas anderes, das Kinn auf einen Arm gestützt, der andere schnippt kleine Steinchen auf den Boden, mit dem Versuch die Schiene zu treffen. Meistens von wenig Erfolg gekrönt.
    Es ist nicht ihre Operation sondern eine des Ordens der Jedi – Charr ist alles andere als begeistert über diesen Umstand gewesen, hat sie aber dazu angehalten professionell zu sein und den Unmut dass man sie übergangen hat nicht an den Aktivposten des Ordens auszulassen. Eine derartige Ansage wäre für sie nicht nötig gewesen - egal was man für Diskrepanzen hat, ist ein Stadtplanet tief im feindlichen Raum wirklich der falsche Ort sie auszutragen. Außerdem sind die Jedi vor Ort nicht verantwortlich für Kompetenzrangeleien viele Ebenen über ihnen und bisher ist das Miteinander zwischen Orden und Militär im Großen und Ganzen okay bis gut. Die Spannung die sich allmählich angefangen hat aufzubauen liegt nicht an unterschiedlichen Arbeitsauffassungen zwischen Jedi und Nichtjedi sondern lässt die Roben sogar außen vor, betrifft vielmehr die Agenten – vornehmlich einen von ihnen und einen von hier, die nur mäßig miteinander auskommen. Sie kann Junior sogar ein Stückweit verstehen; ihr gefallen die beengten Verhältnisse auch nicht besonders, sie braucht mehr Freiraum, einen Ort, an den sie sich zurückziehen kann, ab und zu Stille. Es nagt auch an ihr, baut nach und nach Anspannung auf jedes Mal wenn sie aufwacht weil irgendwer anders ein Geräusch macht das in ihrem Schlaf nichts zu suchen hat oder wenn sie keinen Raum betreten kann ohne dass sich da bereits irgendeine Person befindet. Was sie allerdings nicht verstehen kann ist sein Umgang damit. Zumindest vorhin wirkte er nicht als hätte er überhaupt ein Interesse daran, sich irgendwie mit der Situation zu arrangieren. Es wirkte als gefiele er sich in der Rolle des Leidenden, ohne jedwede Ambition den Scheiß abzuschütteln. Okay, jeder kann mal einen schlechten Tag haben. Schlecht geschlafen oder zu viel geistige Energie während der Arbeit verbrannt haben. Wenn es temporär ist, dann macht es das zwar – gerade in Anbetracht der Umstände in denen sie sich befinden – noch lange nicht belanglos, aber dann kann man darüber hinwegsehen, gerade bei jemandem der noch eher jung ist und über wenig Felderfahrung verfügt. Sollte das allerdings ein permanenter Zustand werden oder sich gar verschlechtern, dann müsste definitiv etwas passieren, das wäre eine denkbar schlechte Arbeitsgrundlage. Sie würde das beobachten müssen.
    Sie schnippt ein weiteres Steinchen, hört wie es ein Stück von der Schiene entfernt in irgendeinem Schrotthaufen klackernd zum Liegen kommt, schnaubt und stellt die Versuchsreihe ein, rollt sich ächzend auf den Rücken, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und sieht an die schmieriggraue Decke knapp über ihr.
    Bisher ist ihr Informationspool noch erbärmlich gering und sie stochern nur. Das kann mit Glück relativ bald etwas ergeben mit dem man arbeiten kann. Mit dem es kein Selbstmord ist, in die Hochsicherheit einzudringen, Daten zu stehlen und das größte Projekt der Anlage so nachhaltig zu sabotieren dass die Imperialen keine weiteren Daten gewinnen können. Mit Pech allerdings kann das dauern. Tage. Wochen vielleicht.
    Und wenn sie es schaffen? Mal angenommen, sie haben Erfolg und das sogar zeitnah. Im ersten Briefing haben sie auch über eine Exitstrategie gesprochen – raus wie rein, wenn die Anreise keine Komplikationen mit sich gebracht hat. Aber wäre das überhaupt möglich? Wenn sie erfolgreich sind bedeutet das, dass sie ein Projekt sabotiert haben das wichtig genug ist dass zwei Sith die Arbeiten überwachen. Nicht nur das, es ist rein physisch verdammt groß. Schiffsteile eines Großkampfschiffes, Antriebe, Boardcomputer und so weiter. Das zu sabotieren geht überhaupt nur mit einem mächtigen Knall. Würde die Folge nicht am Ehesten Abriegelung sein, zumindest für eine Weile? Noch einmal extremer angezogene Kontrollen der Abreisenden die sie, die bei der Ankunft für ihren Geschmack viel zu sehr aufgefallen sind, nur schwer durchlaufen könnten? Würden sie überhaupt die Möglichkeit haben Entros Prime zu verlassen oder würden sie hier festsitzen? Es sind Gedanken die sie bisher für sich behalten hat – die Moral ist so schon fragil genug, auch ohne dass sie darauf hinweist, dass ein Exit vielleicht über lange Zeit nicht möglich ist. Sie weiß dass das für sie kaum zu ertragen wäre, hier festzusitzen. Für Junior wäre es ein Desaster, für Patch wahrscheinlich auch. Brownie würde es scheiße finden, aber sich sicher irgendwie damit arrangieren – die Frau scheint überall und mit jedem klarzukommen. Ice und Daddy würden es mit Fassung nehmen – auch wenn die Jedi in so einer Situation wohl am Gefährdetsten wären. Purple wahrscheinlich auch, vielleicht würde sie es sogar als Gelegenheit verstehen, ihren Blickwinkel auf das normale imperiale Leben zu erweitern, vorausgesetzt ihre Aussage, sie würde reflektieren, beobachten und ihren Standpunkt überdenken ist nicht nur ein Lippenbekenntnis gewesen. Für Cat wäre es ebenfalls übel, aber er hat immerhin seinen Meister, an den er sich halten kann. Das ist wahrscheinlich besser als gänzlich ohne Bezugsperson festzusitzen.
    Ächzend schüttelt sie den Kopf, richtet sich halb auf und sieht sich nach einer Abstiegsmöglichkeit um. Noch ist es nicht so weit und es ist auch nur eine Möglichkeit – sie würde sagen, die realistischste, andere würden sie vielleicht pessimistisch nennen. Eins nach dem anderen. Zuerst einmal müssen sie überhaupt Erfolg haben und das bedeutet, dass sie noch eine Menge zu tun haben. Vielleicht würde es ja auch ein Ende haben bei dem sie sich über das Danach keine Gedanken mehr machen müssen.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Corellia, etwa einhundert Klicks von Coronet entfernt, später Nachmittag


    Sie sitzt im Cockpit des mit Standby-Antrieben wenige Meter über dem Erdboden schwebenden Schiffs, auf einem Ohr den Einsatzfunk des Teams, auf dem anderen den Chitchat der corellianischen Piloten die verzweifelt versuchen, ihre Hauptstadt vor den Invasoren zu verteidigen. Sie ist kein Spacejockey mehr, aber sie hat keine Probleme wie einer zu klingen und der Name Solomon Solace hat auf Corellia noch immer genug Gewicht, dass er ihr eine Eintrittskarte in diesen Funk erkauft hat, als sie stumpf Breitband eine entsprechende Anfrage gefunkt hat, kaum dass sie im System angekommen sind. Es ist nicht viel, kein geordneter militärischer Angriffsflug, wenig für ihre Operation relevante Informationen. Aber es ist etwas; genug um die Bewegung des Feindes vom Westen der Stadt aus in Richtung des Zentrums – höchstwahrscheinliches Ziel die Zentrale der Corellian Engineering Cooperation – zumindest grob zu verfolgen. Genug hoffentlich, um einen Rückzug der Flieger frühzeitig mitzubekommen um selber verschwinden zu können ehe die Drohnen auf sie aufmerksam werden.
    Düster beobachtet sie den Himmel über der Stadt. Als sie runter gekommen sind und zwei der Corellianer Geleitschutz auf ihrem Weg zum Nordrand der Stadt gegeben haben, ist dort oben noch viel mehr los gewesen. Es ist der achte Angriff auf den Planeten innerhalb des letzten halben Jahres, jedes Mal mit Sitzen der CEC oder der Corellian Mining Cooperation als Ziel, aber es ist das erste Mal, dass die Hauptstadt angegriffen wird. Die bei Corellia stationiert gewesene zwölfte republikanische Flotte existiert schon seit Monaten nicht mehr, wie so viele andere Flotten ist sie den Blitzangriffen des ewigen Imperiums zum Opfer gefallen. Dennoch ist es – anders als andernorts – nicht gerade ein Spaziergang, Container mit Kampfdroiden über dem Planeten abzuwerfen und die Bodenangriffe führen zu lassen; Corellia verfügt über mehr Privatschiffe als jeder andere Planet der Galaxie und die zivilen Piloten zeichnen sich durch besonders ausgeprägten Patriotismus aus. Bereit, ihre Heimat zu verteidigen, auch ohne militärische Führung. Und ohne die Ordnung eines Militärangriffs – ein Punkt, der viele Schwächen hat, aber im Fall einer Stadtverteidigung gegen einen Gegner wie das ewige Imperium zum Vorteil wird; die corellianischen Zivilpiloten sind für den Aggressor kaum einzuschätzen, außerdem müssen sie den Planeten nicht erst anfliegen und können so von den großen Schiffen der ewigen Flotte abgefangen werden sondern sie sind schon da, fliegen so dicht über der Oberfläche, dass große Schiffe im Orbit ihnen gar nichts können. Dummerweise hat das ewige Imperium aus den vorhergehenden Angriffen gelernt. Die Droiden führen mobile Luftverteidigung mit sich, außerdem befinden sich mindestens ein Dutzend dieser üblen Drohnen in der Luft, die sie bereits einmal in einem Shuttle abgeschossen haben und schützen den Bodentrupp vor Angriffsflügen.
    Seit sie hier steht hat sie bestimmt zwanzig vernichtende Treffer beobachten können. Die Skyline des Coronetschen Westens hat eine ganze Menge Landmarken verloren, als getroffene Schiffe über der Stadt niedergegangen und in Gebäudekomplexe gekracht sind und sie so zum Einsturz gebracht haben. Die Piloten wissen, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen können; alles, was sie versuchen ist das Erkaufen von Zeit. So viel Zeit wie möglich, um den Leuten in den betroffenen Gebieten die Flucht zu ermöglichen.
    Zu wenig, wahrscheinlich. Gerade erst ist das Einsatzteam aus der zusammenstürzenden Coro-Mall geflohen, dem größten Einkaufskomplex Coronets, der sich über mehrere Blocks erstreckt und tausende von Geschäften fasst. Es ist nachmittags, ein ganz normaler Wochentag. Wie viele Leute sind dort drinnen gewesen? Tausende? Zehntausende? Mehr als genug, dass man die Opferzahl nur noch statistisch erfassen kann weil sie Anzahl der Einzelschicksale zu hoch ist, sie begreifen zu können. Zivilisten. Familien. Kinder. Sie hat die Schreie der Panik über das HUD der anderen gehört. Das Reißen von Metall eines fünfzigstöckigen Gebäudes, dessen Struktur genug angegriffen wurde dass es unter sich selber zusammenbricht.
    Es ist hart, nicht vor Ort zu sein sondern hier im Schiff zu sitzen und nichts zu tun, während der Rest des Teams weiter auf den Angreifer zu hält; nicht um sich ihm zu stellen sondern um ein Gefängnis zu erreichen das auf der Schneise der Droiden zur CEC-Zentrale liegt. Um einen Gefangenen dort zu töten ehe ihm im Chaos die Flucht gelingt. Ein Mann, von dem der SIS weiß dass er ein langjähriger Undercover-Agent der Imperialen im republikanischen Raum gewesen ist, dafür aber bei seinem Prozess nach der Befreiung Corellias nur Indizen vorlegen konnte. Corellianische Gesetzgebung hat den Mann zwar verurteilt, aber lediglich in einem Zivilprozess, nicht als Kriegsverbrecher. Und weil Corellia in der Republik einen in der Verfassung verankerten Sonderstatus genießt, ist es dem SIS auch im Nachgang nicht gelungen, den Mann endgültig zum Schweigen zu bringen.
    Die Operation erscheint in der jetzigen Situation so vollkommen sinnlos! Ja, der Mann ist ein imperialer Informant aus dem Umfeld der inzwischen toten 'Schlächterin von Corellia' und damit ihrem Ehemann Lord Labrass – der jetzt Darth Perior ist. Ja, er hat wahrscheinlich im Laufe seiner Zeit als Schläfer in den Kernwelten ein dichtes Netzwerk von Kontakten aufbauen können, Maulwürfe an strategisch wichtigen Punkten installieren können. Ja, unter normalen Umständen wäre der Mann ein Sicherheitsrisiko das unter keinen Umständen zurück ins Imperium kommen darf. Aber verdammt, das sind keine normalen Umstände! Republik und Sith-Imperium haben einen gemeinsamen Feind, gegen dessen Kriegsführung alles an Kriegszustand untereinander wie die Spiele von Kindern in der verschissenen Sandkiste wirken. Ein Feind, der innerhalb weniger Monate beide Flotten so sehr verkrüppelt hat dass sie nicht mehr handlungsfähig sind und wahrscheinlich im Laufe des letzten Jahres mehr Todesopfer gefordert hat als die ganze verdammte Geschichte der Kriegsführung zwischen den beiden großen Parteien!
    Es ist frustrierend. Die Galaxie wandert mit großen Schritten auf den Abgrund zu und sie tun nichts dagegen. Nicht nur weil sie ganz einfach nicht können sondern auch weil sie nicht dürfen. Das Team hat eine Agenda und dieser Agenda ist Folge zu leisten. Dass die Ziele dieser Agenda nicht einmal mehr greifbar sind, interessiert dabei keinen. Seit dem Untergang der Flotte Isa'Nieers haben sie so wenig getan wie seit Berufung der DSF 'Countersphere' nicht. Die meiste Zeit haben sie auf Coruscant verbracht, die Einsätze die sie hatten ist zum großen Teil an den Haaren herbeigezogener Banthashit gewesen, in dem eine Verbindung zu ihren Zielen entweder so dünn gewesen ist dass eine Verfolgung lachhaft war oder aber sogar gänzlich erfunden. Sie sind dummen Gerüchten gefolgt, ohne sie vorher auch nur im Ansatz zu bestätigen, nur um etwas zu tun zu haben. Purer, wenig zielführender Aktivismus, um ihre Anstellung rechtfertigen zu können.
    Die Stimmung ist beschissen. Bei Ray und ihr selber ist es am Schlimmsten, sie sind vollkommen gereizt bei diesen Unsinns-Einsätzen und lassen es an den anderen aus. Junior ignoriert den galaktischen Zustand einfach und zieht sich immer und immer mehr in die virtuelle Pseudo-Realität zurück. Wie oft schon ist sie versucht gewesen, ihm die dreckige Wahrheit ins Gesicht zu rotzen, ihn anzuschreien um ihm irgendwie begreiflich zu machen, was dort draußen passiert. Es ist nicht fair, Verdrängung und Ignoranz sind seine Wege, mit dem momentanen Zustand irgendwie klarzukommen. Aber es macht sie rasend, dass er Opferzahlen nicht zur Kenntnis nimmt.
    Zusammenhalten tun das ganze Ding Brownie und Patch; beide haben ein ausgeprägtes Talent, das den restlichen Sozialversagern vollkommen abgeht. Sie sorgen für Momente der Ruhe und der Normalität, halten den Gemeinschaftssinn am Leben, der andernfalls schon lange zerbrochen wäre. Schaffen es irgendwie, dass Streitigkeiten wieder beigelegt oder zumindest halbwegs geklärt werden anstatt zum offenen Bruch zu führen.
    Zuhause ist es noch schlimmer als wenn sie unterwegs sind; noch immer hat es keinen Schlag gegen das Herz der Republik gegeben und Monate des darauf Wartens ohne dass es passiert sind zermürbender als ein Angriff es sein könnte. Wenn sie zuhause ist, streiten sie sich – manchmal täglich. Über Nichtigkeiten, die im Grunde genommen nichts mit ihnen, ihrem Zusammensein oder irgendeinem Fehlverhalten zu tun haben. Sein Frust prallt auf ihren Fatalismus und hat sie beide vollkommen zermürbt. Anfangs haben sie noch versucht darüber zu reden, aber wozu? Welchen Sinn hat das? Es ändert verdammt nochmal nichts. Es sind nur Worte! Sie versucht, jedes Aneinandergeraten so schnell wie möglich zu klären; sie will nicht zu einem Einsatz gerufen werden und im Streit auseinandergehen. Das Wissen, dass sie sich vielleicht nicht wiedersehen, weil der Schlag gegen Coruscant doch kommt und er dabei sterben könnte, wiegt zu schwer. Aber es ist so verdammt schwer und so verdammt belastend. Wird mit jedem weiteren sinnlosen Streit schwerer. Wie lange schaffen sie es noch, die Spuren der heftigen Angriffe gegeneinander zu flicken? Irgendwann wird einer von ihnen etwas sagen oder tun, was nicht zu verzeihen ist. Was nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Was alles, was sie haben, zerbricht.
    Sie schließt die Augen und atmet tief durch. Irgendwo hinter sich hört sie den Jedi zurück zur in einem Bunk von Patch eingerichteten Medbay humpeln. Sein Padawan begleitet den Einsatz, aber er selber hat von dem Sith auf den sie gestoßen sind - der zwar nicht wie die Gerüchte behaupteten ein Schüler Darth Isa'Nieers gewesen ist, aber nichts desto Trotz aggressiv – Verwundungen davon getragen die seine Bewegung beeinträchtigen, so dass er an Bord geblieben ist.
    Als sie die Augen wieder öffnet, kann sie über Brownies HUD-Übertragung sehen, dass das Team das Ziel erreicht hat; vor ihnen weichen die Hochhäuser offenem Gelände, in der Entfernung von etwa hundert Metern ragen Mauern um die Gefängnisanlage in die Höhe. Der linke Teil des gedrungenen Gebäudekomplexes liegt in Trümmern; zwei Hallen sind eingestürzt und einer der Wachtürme fehlt. In der verzogenen Mauer kann sie Schiffstrümmer erkennen – der gedrungene Corpus unter der wie ein Knochenfinger in die Luft ragenden linken Tragfläche sagt deutlich, dass es Kuat-Bauweise ist. Personen sind nicht zu sehen.
    „...Kuat...“, murmelt Cat sehr leise.
    „Codes ready, spiele sie auf die Transponder sofern darüber übertragbar. Bei Schleusen und Toren kurz warten bis sie auf grün springen“, übertönt Junior ihn.
    „Hat'jemand 'n Update für'mich? Wo sin' die'Wichser?“, fragt sie in den Pilotenchatter. Mehrfache Antworten lassen sie tonlos seufzen und sie loggt einen weiteren Bereich der Karte von Coronet in rot ein. Zu nah!

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Corellia, etwa siebzig Klicks von Coronet entfernt, später Nachmittag


    Sie hat die Position gewechselt als die Angriffsflüge der Corellianer auf die marschierenden Bodentruppen weniger geworden sind; es ist zu riskant gewesen, in der Ebene auszuharren, die den Invasoren in der Luft begleitenden Sonden hätten nur aus der falschen Höhe in die falsche Richtung scannen müssen um sie zu entdecken und hätte sie sie einmal am Arsch wäre der Hyperraum die einzige Fluchtmöglichkeit gewesen. Keine Option, solange ihr Team noch dort unten ist.
    Zuerst hat sie es mit einfacher Entfernung versucht; der momentane Angriff beschränkt sich auf Coronet, ein paar hundert Klicks davon entfernt wäre sie auf der sicheren Seite gewesen. Aber Coronets Kommunikationsknoten sind vor dem Angriff zerschossen worden, stehende Funkverbindung zu den anderen ist nur über das Schiffsholo möglich. Und dessen Reichweite ist eher gering – bewusst gering, was nicht weit sendet, dessen Signal kann nicht besonders weit gescannt werden. Im offenen Raum würde es sogar noch gehen, aber so nah am Bodenniveau gibt es zu viele Störfaktoren für ein Signal das weit genug reichen und sie in einer sicheren Zone halten würde. Sicher, sie hätte Juniors Serverknoten auf halbem Weg abwerfen können um weiter zu kommen, aber die Situation schreit deutlich nach einer schnellen Flucht. Das Ding einmal abgeworfen würde bedeuten es abzuschreiben. Und ganze Serverknoten an den Büchern vorbei zu schummeln ist etwas, was man nicht mal eben so machen kann. Also hat sie Entfernung gemacht bis sie das Signal zu den anderen verloren hat, hat nur alle paar Minuten leichte Vorstöße in Reichweite gewagt um ein Statusupdate zu erhalten.
    Das ist scheiße gewesen. Sobald sie wieder vom Funk und den HUDs abgeschnitten gewesen ist, ist sie nervös geworden. Was, wenn gerade dann etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn sie aus dem Radius ist? Was, wenn sie erst Minuten später in Reichweite kommt und die anderen offline sind ohne dass sie auch nur einen Schimmer hat was passiert ist? Was, wenn die Entfernung dafür sorgt, dass sie nur zu spät reagieren kann?
    Coronet öffnet sich nach Osten hin zum Meer. Die nordöstliche Küste in von Ausläufern der Klippen gesäumt wo die Landmasse sich zum Gebirge erhebt, und hinter einer solchen aus dem Wasser ragenden Felsformation schwebt das Schiff nun knappe zwei Meter über dem Meer, die Antriebe so gedrosselt wie eben möglich während sie noch in der Lage sind, zu einem schnellen Start hochzufahren. Vielleicht ist es ganz gut dass die 'Sidekick' nicht über Waffensysteme verfügt; müsste sie über einer Großstadt nach feindlicher Bewegung scannen würde sie die Parameter auf genau diese Signaturen setzen um nicht durch die anderen Milliarden an Energiemustern viel zu viele Ergebnisse zu erhalten sondern nur die, die von Belang sind. Pure Antriebsparameter würden nicht funktionieren, man hätte jedes Shuttle auf dem Radar. Oder aber, wenn man den Filter höher setzt, einige der kleineren Angreifer eben nicht in der Anzeige. Es ist nicht wirklich sicher. Aber es ist sicher genug. Es muss einfach sicher genug sein, denn es ist ohne Alternative.
    Ihre Finger trommeln einen unregelmäßigen Rhythmus auf die Hauptkonsole des Schiffs, während sie versucht, alle HUD-Übertragungen gleichzeitig im Blick zu haben, dazu noch die Positionen der Sonden über der Stadt zu verfolgen.
    Duqa hat sich im zweiten Stock eines Gebäudes nahe der Freifläche zum Gefängnis positioniert, um das Gelände im Auge zu behalten und die Feindbewegung über die kreisenden Sonden und noch vereinzeltes Flakfeuer verfolgen zu können. Sie haben es nicht eilig, die Droiden – oder wahrscheinlich eher die sie kommandierenden sogenannten Ritter – wissen wahrscheinlich dass es nichts gibt was sie wirklich aufhalten kann. Aber eben weil das so ist rücken sie trotz fehlender Hast unaufhörlich näher. Zu nahe dafür, dass die anderen sich noch immer im Gefängniskomplex aufhalten. Der Exitflug ist jetzt schon mehr als riskant und wird mit jeder verstreichenden Minute riskanter. Sie lächelt matt, als ihr der Gedanke durch den Kopf schießt, dass das ein Flug ist den Hirom gefeiert hätte. Aber sie nicht! Sie ist verdammt nochmal kein Kampfpilot. Weder flexibel noch intuitiv. Solange sie Dinge vorher berechnen kann, Zahlen und Logik ihr Verhalten im Cockpit bestimmen, ist alles in Ordnung. Nur neigt Feindkontakt in der Regel dazu, zu viele Eventualitäten zu haben um das möglich zu machen. Sicher, sie hat einen Exitplan. Und auch einen zweiten, dritten und vierten. Vier dazu passende Sprungkoordinaten plus Routen zum Startpunkt. Aber spätestens wenn Plan D durch irgendeine nicht kalkulierbare Scheiße versagt, ist sie aufgeschmissen. Und damit wahrscheinlich tot.
    Im Inneren des Gefängnisses haben die anderen gerade Raum zum ersten Stock gewonnen; Rays Vertrauen in die republikanische Rüstindustrie ging weit genug dass er den Absatz des Treppenhauses frontal genommen hat, ungeachtet des damit einhergehenden Feuers. Telcia ist ihm dicht gefolgt und hat mit röhrender Sturmkanone ziemlich effektiv dafür gesorgt, dass die Insassen ihr Ziel umgehend wechseln – oder aber gar nicht mehr in der Lage sind, irgendetwas anzuvisieren. Der Typ den sie vor dem Gefängnis aufgegabelt haben hat Telcias Deckung von Rüstung, rotierender Trommel der Kanone und Sturmschild genutzt, um seinerseits mit dem Gewehr Schüsse in die Trakte zu feuern, in denen die Leute sich verschanzt haben.
    Glücklicherweise ist es ein Zivilgefängnis; würden sich unter den Insassen auch nur eine Handvoll Leute mit militärisch geschulten taktischen Kenntnissen befinden, hätten sie das Geschoss quasi uneinnehmbar machen können. Zumindest für ein so kleines Team. Leider sind sie auch mit fehlender taktischer Schulung allerdings nicht ganz doof, haben sich gut verteilt und aus ihrer bedeutend besseren Ausgangslage zwar nicht das Beste gemacht, aber etwas das gut genug ist, noch immer ein nicht zu unterschätzendes Hindernis zu sein. Gut genug, dass es Irrsinn ist, unter diesen Bedingungen weiterzumachen. Irrsinn, den sie für den Tod eines einzelnen Gefangenen nicht in Kauf nehmen würde. Aber es geht nicht mehr nur da drum; der Kerl den das Team aufgegriffen hat – Soldat aber in Zivil - hat von einer Revolte und Geiselnahme im Gefängnis berichtet. Und das verändert die Sachlage, schafft etwas mehr Rechtfertigung für Irrsinn.
    Shivs HUD zeigt ihr die Winkel seiner Drohnen. Sie huschen über den Boden, dringen in die ersten beiden Gefängnistrakte ein und tasten die Gesichter der Leichen dort ab auf der Suche nach ihrem Ziel. Zhay bestätigt Rays Frage im Com, ob die ersten Gänge safe sind, woraufhin sich der Agent hinter der Deckung der Säule aus kniender Position auf die Beine stemmt, einen Ausfallschritt an die Seite des Hindernisses macht und los sprintet – die nächste Säule und damit einhergehende Deckung im Fokus. Telcias Sturmkanone faucht auf, als sie die Feuerrate wieder anzieht.
    Rays Kopf ruckt herum. Auf einen Punkt hinter der Säule an der er gekniet hat. Ein Punkt, an dem er dank des Sprints bereits vorbei ist, aber der irgendwie am Rande seines Sichtfelds oder durch einen Instinkt oder was auch immer seine Aufmerksamkeit erregt hat.
    Das Bild wackelt in der Laufbewegung und hält nur den Bruchteil einer Sekunde – lange genug um sich in deutlichen Einzelheiten in ihre Netzhaut zu brennen und unwiderruflich in ihrem verkorksten Hirnspeicher abgelegt zu werden. Dort hockt, nein, kauert ein Mann. Menschlich. Älter. Vielleicht um die fünfzig. Seine Augen sind panisch geweitet. Augen in der Farbe von noch nicht durch Witterung und Alter verfärbtem Stahl. Niemand hat ihn gesehen. Niemand konnte ihn sehen, er ist am Feuergefecht nicht beteiligt gewesen und hat dementsprechend volle Deckung durch die quadratische Säule gehabt. Wahrscheinlich hat die Panik ihn gehindert. Ihn auf dem vermeintlich sicheren Fleck gelähmt. Aber trotz – oder vielleicht gerade wegen – dieser Panik wird sein Blick hart, er hebt den Gewehrlauf und zieht den Abzug zu voller Salve durch.
    „Fu...“, fängt Ray an, versucht noch während der Kerl feuert seinerseits den Lauf herumzureißen. Das Wort bricht ab, wird zu einem schmerzhaften Ächzen als die Schüsse aus nicht einmal drei Metern Entfernung aus niedrigem Winkel einschlagen, das Bild verwackelt gänzlich, Wände, Säulen und Decke der Halle rauschen in schneller Folge vorbei.
    Telcias HUD zeigt den fremden Soldaten nach vorne sprinten. Er flucht herzhaft, reißt das Gewehr herum und feuert auf einen Punkt hinter der Säule. Sein HUD würde wohl die Rückseite des stahläugigen Typen zeigen, einschlagende Schüsse, einen zu Boden gehenden Körper. Aber er hat kein HUD, ist dem Funk nur über Comlink zugeschaltet.
    „Scheiße, Racer!“, bricht Patchs Stimme in den Fluch. „Status... Status!“ Der Sanitäter hat zusätzlich zu den Positionsanzeigen die Vitalwerte der Teammitglieder auf dem Schirm. Sie müssen bei Ray gerade einen gewaltigen Sprung gemacht haben.
    „Kann jetzt nur auf einer Seite Deckung geben“, knurrt Telcia rau und bewegt sich – weiter feuernd – langsam vorwärts. Solange niemand sich traut aus seinem Gang heraus zu kommen kann auch niemand auf den schutzlos am Boden liegenden Ray schießen.
    Das Cambild des Agenten wackelt. Richtet sich auf den Boden. Hebt sich etwas. Sackt wieder ab. Er lebt also noch, versucht wahrscheinlich aufzustehen – und scheitert.
    „Scheiße... ich komm rein! Junior, gib mir nen Weg!“ Patch wendet sich von seinem Beobachtungsposten ab, durchquert zügig einen Hausflur und hastet ein Treppenhaus herunter, mehrere Stufen auf einmal nehmend.
    „Kommt...“, murmelt Shiv.
    „Racer bewegt sich laut Cam noch.“ Zhay klingt, als würde er die Worte zwischen zusammengepressten Zahnreihen hervorquetschen.
    „Fuck, wenn'ihr da nich' in wenig'n Minut'n rauskommt, komm'ich nich' mehr hin! Könnt'ihr euch da verschanz'n?“, hört sie sich selber ächzen. Ein Anflug, wenn die die Höhe des Gefängnisses erreicht haben – nicht einmal mehr einen halben Block – wäre unmöglich.
    „Negativ. Eine der Geiseln ist Ärztin. Ich versuch an ihn ranzukommen“, antwortet der Soldat, dem Ray vorhin kurzerhand 'Rookie' als Callsign verpasst hat. Seine Stimme ist rau. Tiefer.
    „Rookie, sieh dir Racer an. Ich decke“, schaltet sich Telcia dazu, tritt um die Säule herum und schmückt die Wände mit einem den geduckt vorrückenden Soldaten nur knapp aussparenden Bogen mit einschlagenden Blasterschüssen. Der Mann geht bei Ray auf ein Knie, packt ihn unter den Achseln und schleift ihn hinter die nächste Säule.
    „Racer ansprechbar?“, fragt sie selber knapp nach während sie das Flugmuster der Drohnen über eine Geländekarte des Gefängnisbereichs legt und fieberhaft überlegt, wie sie da rein – und vor Allem wieder raus kommt.
    „Wie sieht's bei Racer aus?“, fragt Zhay beinahe zeitgleich.
    Ray hustet. Röchelt. „...am Leben... mieser Treff... fuck...“ Er schnauft. Zieht scharf Luft ein, bricht ab und ächzt. Gibt noch irgendwas von sich was sie im Gurgeln nicht versteht bis auf die Worte 'Adrenalin' und 'Sack'.
    „Versiegelte Bauchwunde. Wird's überleben sofern wir zügig zu den Geiseln vorrücken“, sieht 'Rookie' zu Telcia hoch als sie langsam vorgerückt neben ihm und Ray hinter der Säule zum Halten kommt.
    „Stims rein in die Nuss. Wo bleibt Patch?“, antwortet diese mit Blick auf Ray.
    „Wird zu lang dauern, wir brauchen die Ärztin bei den Geiseln“, mutmaßt Zhay – und er hat wahrscheinlich Recht. Patch muss zuerst aus dem Gebäude in dem er Stellung bezogen hatte raus, dann noch durch die komplette Gefängnisanlage bis in den ersten Stock.
    „Blue, geschätzte Zeit bis Deadline?“
    „Junior, hast du irgendwie Zugriff auf die Sprechanlage hier?“
    „Keine'fünf Minut'n mehr... is'! Racer! Ansprechbar?!“
    „Wenn du so ein Kontrollpanel in der Nähe siehst kann ich Zugriff herstellen.“
    „Blue, Racer lebt.“
    „Reicht nich'. Brownie hat'das Kommando.“
    „Starte Countdown T-4:30.“
    „Junior, halt den Kopf unten.“
    „Bis dahin sollten wir das Landepad erreichen sonst brauchen wir einen anderen Flugpunkt.“
    „Das schaffen wir nicht. Verdammte Scheiße, das schaffen wir nicht...“
    Stimmen flirren durcheinander, von denen eine ihre eigene ist. Sie hört Telcia seufzen, als sie das Kommando übertragen bekommt. Ja verdammt, sie weiß dass die Frau vollkommen zufrieden damit ist, zu folgen und keinerlei Interesse hat zu führen. Aber es ist nun einmal niemand anders da! Ein Kommando aus Entfernung ist für den Arsch, wird noch einmal beschissener wenn man nebenher versucht zu fliegen ohne sich dabei umzubringen. Die Antriebe fauchen auf, als sich das Schiff weiter über die Wasseroberfläche erhebt. Flach. So flach wie möglich. Hier wie auch in der Stadt. Corellia ist gebaut zum Fliegen, wenn sie lange genug zwischen den noch stehenden Hochhäusern bleiben kann, nehmen die sie vielleicht erst sehr spät wahr.
    Zhays Stimme erklingt. Seltsam hallend. Nicht nur über sein Com übertragen sondern über den gesamten Teamfunk. Er richtet einen Appell an die Häftlinge, sich zu ergeben und abzuziehen. Der genaue Wortlaut verschwimmt in dem Brei von Stimmen, wird in den Hintergrund gedrängt als ihr Fokus sich auf die Anzeigen und die Fensterscheibe vor ihr verschiebt.
    Das Meer ist noch leicht, auch die Ausläufer der Stadt, in denen im geordneten Schachbrettmuster gebaut wurde sind kein Problem. Dann muss sie sich in einen Viertelloop legen um die dichter gebauten Hauswände nicht zu streifen.
    Nur ganz am Rande nimmt sie wahr, dass Shiv den Tod ihres Ziels bestätigt. Dass auch eine der Geiseln tot ist.
    „Eins vierzehn bis'ich auf'dem Hof einschlag. Bedeutet, spätestens eins vierun'vierzig bis'wir auffm Weg in'den Orbit sein müss'n“, liest sie wie aus weiter Ferne murmelnd die Berechnung zum Zielpunkt ab.
    „Verstanden, Blue.“
    „Roger.“
    „Patch, bleib unten. Sieh zu dass uns keiner in die Quere kommt!“
    „Bewegung!“
    Heiseres Röcheln im Com, das in einem Gurgeln endet.
    „Fünfun'vierzig Sekund'n...“
    Vor ihr öffnen sich die Häuser zu der Freifläche vor der Mauer des Gefängnisses. Das wird der Punkt sein, an dem die Sonden sie definitiv wahrnehmen. Sie sind zu nah, das ist nicht zu verhindern. Dennoch nimmt sie die Mauer so flach wie möglich, reißt das Steuer rum und sackt gleich wieder ab. Ein Warnsignal taucht das Cockpit in rot, als die Schilde rapide Energie verlieren. In der Drehung hat das Heck den zweiten Wachturm erwischt. Es war nur ein Streifen, keine volle Kollision – aber dank der sowieso schon angegriffenen Struktur reicht es, dass das Ding sich hinter ihr neigt und zu Boden geht.
    „....und sie hat den zweiten Wachturm mitgenommen...“, ist Duqas etwas erstaunt klingende Stimme das erste, was sie wieder deutlich wahrnimmt.
    „Wie kam Ice auf 'fantastische Pilotin?“, murmelt Zhay leise.
    „Wills' du flieg'n?“, knurrt sie. „Sond'n ham'mich auffm Schirm“, gibt sie einen Wechsel des Bewegungsmusters der Sonden weiter. „...bewegt'euch, verdammte Scheiße!“
    Die HUDs zeigen Bewegung. Sehr viel mehr Personen als vorhin noch. Duqa am Fuß der Rampe, kaum dass sie sie runtergelassen hat. Shiv und Zhay dicht dahinter, letzterer drückt einen Twi'lek und eine jüngere Menschenfrau vor sich her. Der fremde Soldat am Fuß des Treppenhauses, Racer in den Armen, vor ihm eine kleine Menschenfrau in Arztkittel mit karottenroten Haaren und erstaunlich resolutem Schritt für eine so kleine Person. Davor weitere Personen, die gerade auf den Hof eilen. Telcia als Schlusslicht.
    Sie aktiviert den Ionenantrieb, noch während die Leute die Rampe hocheilen. Eigentlich ein No-Go, das Metall der Hofplatten schmilzt umgehend unter dem Ausstoß. Aber es würde sich wohl keiner über den Sachschaden beschweren. Kaum ist der letzte Mann – der mit Telcia eine Frau ist – im Schiffsinneren verschwunden, reißt sie das Steuer hoch und startet beinahe senkrecht in den coronetschen Nachmittagshimmel, schließt die Luke erst als der Boden lange hinter ihnen liegt. Das Radar zeigt drei Sonden auf ihrem Kurs, das Flakfeuer würde wohl nicht lange auf sich warten lassen...

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Die 'Sidekick', irgendwo im Hyperraum, sieben Stunden später


    Sie wartet, bis das beruhigende leise Zischen der Versiegelung des Kapitänskajüten-Schotts verklungen ist, schiebt den Regler am Türpad hoch, um aus schlichtem zu ein verschlossen zu machen, lässt den Rücken gegen das kühle Stück Metall sinken und starrt in die Dunkelheit des Raums, aus der sich nach und nach Details schälen als ihre Sicht umstellt. Gestochen scharf aber farblos, in einer umfangreichen Palette von Grautönen.
    Ray lebt. Sie leben alle. Auch wenn die Flucht in den Hyperraum holprig gewesen ist, der nach dem Unfall mit dem Tower wieder hochgefahrene Schild hat einen üblen Treffer einer der Sonden nur gerade so abfangen können und der Flakschuss der sie gestreift hat wäre wahrscheinlich das Aus gewesen, wenn der Typ, den sie kurzerhand auf den Copilotensitz verfrachtet hat als er sie dumm angequatscht hat, nicht zumindest grundlegend Ahnung gehabt hätte und ihre Anweisung, die durch fehlende Waffensysteme nicht genutzte Energie der entsprechenden Zellen auf die Schildgeneratoren umzulegen und komplett nach hinten zu leiten. Irgendwas, was von vorne gekommen wäre, hätte sie anstandslos zerrissen. Auch die Sonden hätten sie eigentlich an der Flucht hindern können – es ist nicht ihre Flugkunst gewesen die sie gerettet hat sondern der Umstand, dass die am Boden sie wahrscheinlich nur für eine Ablenkung hielten um die Luftüberwachung der Bodentruppen abzuziehen, damit andere Flieger noch einen Angriff setzen können. Deswegen sind sie langsamer gefolgt, deswegen haben sie die Jagd aufgegeben, als sie ihre Reichweite zum Boden hätten verlassen müssen. Zumindest ist das die logische Erklärung.
    Aber das muss niemand wissen. Die Situation ist so schon beschissen genug. Vielleicht hat ihr Copilot es bemerkt, aber das ist eher unwahrscheinlich; erstens ist er zu beschäftigt gewesen um nebenher auch noch mehr als einen flüchtigen Blick aufs Radar zu haben und zweitens müsste er dafür überhaupt erstmal wissen wie verdammt schnell die Viecher eigentlich sind. Und sie hofft doch sehr für ihn dass er die Erfahrungen des Teams noch nicht geteilt hat, sie in voller Action zu sehen.
    Erst einmal sind sie nur weg da. Ein kurzer Sprung innerhalb des Systems, zurück in den Planetenschatten von Selonia. Unter normalen Umständen wäre der Corellian Run die logische Wahl gewesen um zu verschwinden, aber der Piloten-Chitchat über Coronet hat ihr verraten dass die Hyperraumknoten des Run nahe Corellia kein Signal mehr haben was wahrscheinlich bedeutet, dass das Ding besetzt ist und sie direkt in deren scheiß Flotte gesprungen wären. Und selbst wenn nicht ist Hyperraumnavigation über eine Hauptroute ohne funktionierende Hyperraumknoten zum sauberen Abgleich nicht so richtig witzig.
    Der Doc, der unter Patchs Assistenz die Not-OP an Ray durchgeführt hat, war von dem holprigen Flug und dem Sprung sicher nur semi-begeistert. Immerhin hat sie daran gedacht, denen einen Timer für die Austrittszeit aufs Intercom zu legen, damit sie irgendwas an komplexen Schnippeleien in Eingeweiden drauf abstimmen können.
    Nach Corellia zurück konnten sie nicht – sicher, es ist nur Coronet, das unter Angriff ist, was einen ganzen restlichen Planeten übrig lässt den man hätte anfliegen können, aber das bedeutet noch lange nicht, dass der Rest unbeobachtet ist. Und die haben sie sicher gescannt, zumindest die momentan laufende Transponder-ID erfasst, das Risiko wäre zu hoch gewesen.
    Also sind sie Drall, Corellias Nachbarplaneten, angeflogen, um die befreiten Geiseln dort loszuwerden ohne sie nach Coruscant entführen zu müssen. Mister a.D., Lieutenant Kalador Londar a.D. der Corellian Army, hat einen Kontakt auf einem Militärstützpunkt dort springen lassen, was das Ganze erheblich beschleunigt hat. Er ist an Bord geblieben, der Doc scheint ihm wichtig zu sein und der musste an Bord bleiben um Rays Versorgung zu gewährleisten. Seine Partnerin? Unwahrscheinlich, so wie er Brownie angegraben hat, während die Frau am Operieren gewesen ist. Verwandt – wenn sie auch keine große Ähnlichkeit erkennen kann – oder aber befreundet. Zumindest scheint sie die einzige Person zu sein, die für ihn auf Corellia von Bedeutung ist – er ist alleine und in Zivilklamotte nur mit einem Gewehr bewaffnet durch ein Kriegsgebiet zu einem Hochsicherheitsgefängnis aufgebrochen um sie zu befreien, hatte aber auf dem Schiff keinerlei Probleme, Coruscant als nächstes Ziel zu akzeptieren anstatt nach Corellia zurückkehren zu wollen. Er trinkt, schläft den blutunterlaufenen Augen und den Augenringen nach zu urteilen scheinbar beschissen, ist außer Dienst weil es 'ein paar Unstimmigkeiten mit seinem Dienstherren gibt' – das wahrscheinlichste Szenario lautet wohl, dass er dort unten bei einem der anderen Angriffe Leute verloren hat. Freunde, Verwandte vielleicht. Ein Schicksal dass er mit mit geschätzten Billiarden an Leuten in der Galaxie teilt.
    Sie atmet tief durch, bleibt an die Tür gelehnt und stellt den linken Fuß hoch, öffnet langsam die Schnallen des Stiefels, wiederholt das Vorgehen dann mit dem anderen Fuß, ehe sie sich abstößt und zum Bett schlurft, sich bäuchlings darauf fallen lässt und die nun losen Stiefel von den nackten Füßen schiebt.
    Der Doc – Doktor Mhia Callee – und Patch sind mit Ray erst fertig gewesen, als sie Drall schon wieder verlassen haben, aber das immerhin mit der guten Nachricht, dass er es überleben würde. Zumindest solang es keine Komplikationen gibt. Auch sie hat keine Einwände geäußert, nach Coruscant zu fliegen und beide Passagiere haben nur abgenickt, als sie damit konfrontiert wurden dass sie dank der Verwicklung in der Operation Geheimhaltungsstufe neun unterschreiben müssen und Verstoß als Hochverrat an der galaktischen Republik geahndet wird.
    Brownie und sie sind zu Ray gegangen und haben gewartet bis er wieder wach geworden ist – dreieinhalb Stunden, in denen Brownie nicht einmal die Rüstung oder auch nur die Sturmkanone abgelegt hat. Als er zu sich gekommen ist, haben sie ein seltsames Gespräch geführt, das zwischen Nettigkeiten bezüglich seines Aussehens, Problemen mit den Einsatzparametern, irgendwelchen bescheuerten Wetten, Gedanken zum Tod und dem Status Corellias – und weiterführend Coruscants, wenn sie schon so weit sind, Coronet anzugreifen - geschwankt hat. Ernsthaftigkeit und Besorgnis – um Rays Zustand wie auch den der Galaxie, besonders der Kernwelten – im Wechsel mit dummen Sprüchen und trockenem Humor.
    Sie rollt sich auf den Rücken, zieht die Beine an, blinzelt ein paar Mal in schneller Folge gegen das Brennen in den Augen, während ihre Hand nach hinten geht und an der Wand am Kopfende des Bettes so lange tastet, bis sie den Mechanismus findet der einen Teil des Paneels öffnet. Sie richtet sich in sitzende Position auf, schiebt sich mit den Füßen näher an die Wand und angelt das Sticketui aus dem Fach, das dort verborgen liegt. Erinnerungen, im Laufe der Jahre gesammelt, sortiert, archiviert. Sie braucht sie nicht, all die Holofiles – manchmal Vids, manchmal nur Text – um sich zu erinnern. Aber vielleicht hat sie es gebraucht sie zu sortieren. Um mit den negativen Dingen klarkommen zu können. Um anhand der nüchternen Files verstehen zu können, dass es auch viele positive Dinge gibt – in ihrer Anzahl zwar geringer, aber dennoch nicht unerheblich. Sie zieht die Beine an und stützt die Arme auf die Knie, klappt das Etui auf und fixiert die Reihe an Sticks im Inneren, tickert mit dem behandschuhten Daumen auf das Synthleder.
    “Hey, ehm... könnt ich 'ne Weile die Augen zumachen?“
    „Klar.“
    „Mh, ich schau mal was die Bubis machen.“
    Telcia ist gegangen. Sie ist geblieben.
    “Das heißt, du musst hier nicht sitzen bleiben.“
    „Nee, muss'ich nich'.“
    „Du beobachtest also gern wie ich flach liege? Toll!“
    Eig'ntlich... beobacht'ich wie'de wieder auf die Beine komms'. Un' keine'Sorge, dass'de im Schlaf mit'den Zähn'n knirscht weiß'ich seit Seikosha.“
    Sie hat sichergehen wollen. Dass er schläft. Dass es ihm gut geht.
    “Echt? Mach ich?“
    Total. Ehm, da gibt’s übrig'ns Schien'n für. Die sin' aber auch scheiße, hab'gehört, dass'man dann sabbert.“
    Der Finger stellt das Tickern ein und zieht einen Stick aus dem Etui. Einen von der negativen Seite.
    “Aha. Sabbern... dann sehe ich dämlich auff...“
    „Nope. Die Vorlage is'mir zu einfach.“
    Freunde – oder so etwas Ähnliches – die sie verloren hat. Viele tot. Andere aus ihrem Leben verschwunden. Eine Person abgestoßen. Jeweils das letzte was sie von ihnen gehört hat.
    “Vorlage?“
    „Dämlich ausseh'n... Steilvorlage für'ne wirklich blöde'Bemerkung.“
    Ein 'Farewell' von No Deal. Ein 'melde mich wenn ich wieder da bin' von Cobb. Ein 'komme nach Hause' von Vis. Ein altes aus den Schiffscams gezogenes Bild von Jack. Kenzos letztes 'Probleme, muss untertauchen'. Trines Einladung nach Coruscant, wo es zum endgültigen Bruch kam.
    “Fick diff.“
    „Überlass'ich wem anners.“
    Sie schubst das restliche Etui aufs Bett, löst ihr Com vom Gürtel und füttert es mit dem Stick.
    Eine der letzten Textnachrichten von Aidan, in der er nochmal betonte dass sie trotz der Sache mit dem Orden immer seine Freundin bleiben würde.
    “Der iss'n A...“
    Ray ist eingeschlafen, bevor der den Satz beendet hat, so dass er ihre Erwiderung nicht mehr gehört hat. Sie hat geprüft ob er schläft, indem sie ihn mit dem Zeigefinger gepiekt hat ohne dass er reagiert. Dann erst ist sie gegangen.
    Sie hat alleine sein wollen. Aber daraus wurde nichts, Ilokai und Zhay waren im Gespräch und der Mirialaner hat sie dazu gerufen, weil 'sie zu dem Thema bestimmt was zu sagen hätte'. Bitter lächelnd schüttelt sie den Kopf. Es ging um Gewissen und Schuld und ja, sie hätte dazu etwas sagen können. Eine ganze Menge mehr als das, was sie letztendlich gesagt hat. Aber das ist ihr Ding und auch wenn Ilokai davon zumindest Teile kennt, gibt ihm das kein Recht es zum Thema zu machen.
    Sie startet das – noch – letzte File auf dem Stick. Das Bild eines Schönlings im schwarzen, gut sitzenden Mantel baut sich auf. Setarak Therillion, ebenfalls tot inzwischen, auch wenn er nicht zu einem Personenkreis gehört, dem sie auch nur eine Träne nachweinen würde.
    Zum gefühlt Millionsten Mal sieht sie sich die Aufzeichnung aus dem karterorschen Lokal-Holo an, in dem der Sith Hirom Sunshade vor laufender Kamera hinrichtet. Ihren besten Freund hinrichtet. Nur um sie zu treffen, davon ist sie unter der inzwischen bekannten Faktenlage überzeugt.
    Es ist noch nicht einmal anderthalb Jahre her. Ray hat ganz einfach nicht sterben dürfen, sie weiß nicht, ob sie bereits wieder in der Lage ist, den Tod eines engen Freundes zu verkraften.
    Aber auch das geht niemanden etwas an.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Die 'Sidekick', irgendwo im Hyperraum, achtzehn Stunden später


    Sie starrt auf die Holowand, die in geisterhaftem Holoblau vor sich hin rauscht. Bewegt sich nicht. Blinzelt nicht. Lauscht dem Hämmern ihres Herzens, während sie dennoch ruhige, tiefe Atemzüge durch die Nase zwingt.
    Natürlich hat sie gewusst, welche Nachricht sie erreichen würde, in dem Moment, in dem der Hyperraumknoten den sie passiert haben einen Ping gesendet hat, dass man im Normalraum versucht hat, das Schiff zu erreichen. Es musste eine Prioritätsnachricht der republikanischen Behörden sein, eine private Nummer hätte sie erst erreicht, wenn sie wieder in Reichweite eines echten Kommunikationsrelais gewesen wären. Eigentlich hat sie es schon bei dem letzten Stopp gewusst, bei dem sie die Situation gecheckt haben und feststellen mussten, dass Corellia inzwischen gänzlich unerreichbar ist, die großen Handelsrouten geblockt, Coruscant in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Sie haben es alle gewusst.


    “Wir schreiben null-sieben sechzehn nvC. Vor wenigen Stunden haben wir erfahren dass die republikanische Flotte als nicht mehr handlungsfähig eingestuft wurde und ich bin sicher, Sie werden das innerhalb der nächsten Tage ebenfalls erfahren. Diese Aufzeichnung dient dem worst case Szenario dass Coruscant im Laufe der nächsten Wochen oder Monate angegriffen wird und Sie zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort sind.“


    Aber dieses Wissen war lediglich eine Annahme, wenn auch eine mit einer brutal hohen Wahrscheinlichkeit. Etwas vollkommen anderes ist es gewesen, es zu hören. Dadurch ist es real geworden. Unumstößlicher Fakt. Ohne auch nur noch den kleinsten Raum für irgendeine absurde Form der Hoffnung, es könne anders kommen.


    “Sollten Sie dies also zu Gesicht bekommen... ist dieses Szenario eingetroffen. Der Feind steht vor Galactic City.“


    Die Worte sind in ihr Steißbein eingedrungen, Silbe für Silbe ihre Wirbelsäule hoch gekrochen und haben alles auf ihrem Weg halb taub zurückgelassen. Langsam und beinahe zärtlich, wie die nur minimale Berührung von nach oben streichenden Fingern. Fingern aus flüssigem Stickstoff.


    “Sie werden nicht, ich betone, nicht zurückkehren.“


    Coruscant, nein, die gesamten Kernwelten würden nicht standhalten können. Im letzten Jahr des Krieges hatte es nicht einen einzigen Sieg gegeben, nicht einmal zu den Zeiten zu denen ihre Flotte noch nicht verkrüppelt und handlungsunfähig gewesen ist. Vielleicht würde der planetare Schild die Oberfläche eine Weile schützen, aber eine Ecumenopole, die derart auf Versorgungslinien nach außen angewiesen ist, um alleine die Grundversorgung zu decken könnte auch ausgehungert werden ohne dass auch nur ein Gegner den Orbit verlässt.
    Galactic City unter Angriff bedeutete mehr als ein weiterer Planet als Opfer dieses Kriegs; es bedeutete das Ende der Republik, die sie kennen.


    “Senior Agent Johnson, im Speicher Ihres Dienstcoms befindet sich ein File mit der Kennung 5-Cherek-Orent-7. Wenn Sie dieses File öffnen, werden Sie zu einer Passworteingabe aufgefordert. Das entsprechende Passwort lautet fuckthisshit. Zusammen. Alles klein. Das File enthält Ihre Notfallpläne inklusive der Koordinaten Ihres nächsten Ziels. Es gibt Agenten in dieser Galaxie die – ähnlich wie wir – mit dem Schlimmsten gerechnet haben anstatt wegzusehen. Sie sind also nicht allein. Denken Sie bitte immer daran was wir nie besprochen haben. Wie es um Ihre Anstellung und Ihre Pflichten bestellt ist. Dass wir kämpfen werden, auch gegen einen Gegner der unbezwingbar scheint.“


    Kämpfen. Verlieren.
    Billiarden von Leben bisher, vielleicht noch Billiarden mehr in der Zukunft.
    Ihre Heimat – das zweite Mal in ihrem Leben.
    Alles, was sie sich aufgebaut hat und an dass sie irgendwann – schleichend – begonnen hat zu glauben.
    Die Hoffnung.


    “Sie wurden alle sorgfältig ausgewählt. Nicht nur wegen Ihrer Fähigkeiten, sondern vor Allem aufgrund Ihres Charakters und Ihrer Determination. Nicht wenige von Ihnen müssen jetzt etwas zurücklassen, sei es hier auf Triple Zero oder an anderen Orten im Kern. Wir verlangen diesen Kampf nicht von Ihnen, aber wir wissen dass Sie ihn annehmen werden. Wir werden unser Möglichstes tun, ein Auge auf Ihre Verbliebenen zu haben, aber Sie alle sind klug und erfahren genug zu wissen, dass wir in diesem Szenario für nichts garantieren können. Vertrauen Sie uns, einander und der Determination unserer Kräfte. An die Arbeit, Countersphere.“


    'Die Hoffnung stirbt zuletzt', heißt es in den Kernwelten. Als wäre sie ein erhaltenswertes Gut. Als wäre sie wichtig und wertvoll.
    Sie teilt diese Ansicht nicht. Hoffnung ist ein Gift, wie eine Droge, bestimmt Handeln und Denken auf der Jagd nach dem nächsten Schuss. Auf der Suche nach dem Funken, der sie am Leben hält.
    Einen Augenblick lang ist sie versucht gewesen, sich daran zu klammern. Wider alle Vernunft und Wahrscheinlichkeit Annahmen zu treffen die etwas Besseres als den Ist-Zustand beinhalten.
    Aber ein Happy-End haben nur Geschichten deren Ende noch nicht erreicht ist. Sie glaubt nicht an Märchen und nicht an Wunder. Hat es nie getan, auch wenn sie das zwischenzeitlich vergessen hat. Erst dann wenn man nichts mehr hat kann man nichts mehr verlieren, also hat sie der Versuchung widerstanden. Die Leere macht Platz für klares Denken. Es gibt kein trügerisches Ideal, das einen in moralische Werte verstrickt und dort bindet. Es gibt nur Gerechtigkeit. Aktion und Reaktion. Jedes Handeln hat Konsequenzen.
    „Ich vermute, Mister Johnson benötigt nun sein Dienstcom“, durchbricht die Stimme von Doktor Callee das lähmende Schweigen. Sie klingt betont ruhig.
    „Fuck this shit“, hört sie Patch mit belegter Stimme murmeln.
    „Mein Com befand sich in meiner Ausrüstung, ich gehe davon aus ihr habt das, was noch zu gebrauchen war, verstaut. Ich bräuchte es jetzt.“ Rays Worte versuchen sich an Funktionalität, aber die Stimme ist vollkommen monoton. Seine Welt ist in winzige Scherben gebrochen und hat ihn mitgenommen. Genau davor hat sie versucht, ihn zu warnen. Vor Jahren schon.
    „Was für ne Scheiße“, knurrt Brownie. Aus den Augenwinkeln kann sie Bewegung sehen, als die Frau versucht, den aufgestauten Frust in Bewegungsenergie umzuwandeln.
    „Ach... du... Scheiße...“, murmelt ihr zweiter Passagier. Es klingt gedämpft.
    Sie macht einen Schritt vor. Deaktiviert den Bildschirm. Zieht den Stick ab. Langsame Bewegungen. Mechanische Bewegungen.
    Sobald sie im Normalraum ankommen würden, würde ihr Com eine Vielzahl von Anrufversuchen übermitteln. Sie würde Valery Briscoe zurückrufen und ihr damit einen Moment der Erleichterung bescheren – nur um ihn gleich darauf zu zerschmettern, indem sie der Frau mitteilt dass sie ihr nichts sagen kann weil sie selber nicht auf Coruscant ist.
    „Darum hat Mister Duqa sich gekümmert.“ Wieder Doktor Callee. Ihr Verstand nimmt die Geräusche im Hintergrund vollkommen klar auf.
    „Ich... aeh... Moment.“
    Erneute Bewegungen, als Patch sich aus der Medbay bewegt.
    Sie könnte der Frau irgendetwas Beruhigendes sagen. Sie könnte lügen. Sie beschwichtigen. Aber wozu? Wozu eine Hoffnung nähren die doch enttäuscht wird? Wozu mit der Droge dealen?
    „Zhay“, hört sie Ilokai neben sich. Leise. Ruhig.
    Langsam schließt sie die Augen, Sie bedauert nicht. Keine Sekunde der letzten Jahre. Aber sie schließt ab. Muss abschließen um handlungsfähig zu bleiben. Um nach Gerechtigkeit streben zu können anstatt Illusionen hinterherzujagen. Wozu braucht sie eine Zukunft? In einem annähernd perfekten Gedächtnis ruhen Erinnerungen in denen sie leben kann wann immer es ihre Zeit erlaubt. Die Vergangenheit ist statisch, kann nicht enttäuscht werden.
    Patch kommt zurück, sie kann seine Schritte hören. Es ist ein anderer Takt als das auf und ab Laufen von Brownie.
    „Hutt Space. Ylesia. Wir sollen und im dortigen Bureau melden“, murmelt Ray immer noch monoton.
    Als sie die Augen wieder öffnet, ist die Welt, die sie sehen kann klar und kalt. Eine faktische Welt. Leidenschaftslos. Sie findet sich in ihrer Mimik und auch ihrer Stimme wieder. „Wo auf Ylesia? Brauche Koordinaten.“
    „Kolonie zwei. Der dortige Hafen. Es gibt nur den einen dort, die Koordinaten sind in der Datei. Außerdem Anweisungen zur Kontaktaufnahme, Auflistung von Ansprechpartnern...“
    Sie nickt nur. Das ist nicht korrekt, Kolonie zwei verfügt über mehr als einen Hafen. Aber es ist irrelevant, wenn die Koordinaten vorliegen.
    „Für einige der Anwesenden ist das vielleicht das erste Mal dass sie in so eine Situation geraten“, wendet sich Ray dem Raum zu. Seine Stimme ist wieder fester. Sie glaubt ihm nicht. „Andere kennen es vielleicht... Sackgassen, Tiefpunkte der Moral, Ungewissheit.“
    Wie magnetisch wenden sich die Blicke der anderen dem Medbay-Bett zu.
    „Und... um es ganz simpel in Worte zu fassen... wir sind am Arsch. Aber nur weil wir am Arsch sind heißt das nicht, dass wir geschlagen sind. Wir machen weiter... wir machen immer weiter. Weil wir Krieger sind.“
    Brownie hält sogar in ihrem Lauf inne.
    „Uns fehlt vielleicht die Glorie weil nie jemand unsere Berichte lesen wird, aber wir machen weiter. Weil wir müssen. Weil wir alle für etwas kämpfen, das uns am Herzen liegt. Und wer jetzt anfängt in Selbstmitleid zu ertrinken, dessen Arsch werde ich persönlich aus der Luftschleuse befördern, trotz meiner Verletzung. Haben das alle verstanden?“
    „Und denken Sie nicht, dass ich es ihm wegen seiner Verletzungen verbieten würde“, fügt Doktor Callee hinzu.
    „Wir treten diesen Poodoobaniks in den scheiß Arsch!“, beschließt Brownie mit Nachdruck.
    „Oorah“, nickt Patch.
    Der Dealer hat seinen Schuss gesetzt; die Droge Hoffnung ist im Umlauf.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Carida, am Rand der Forgofshar-Wüste, sehr früh am Morgen


    Sie behaupten, nachts sei es kalt in der Wüste. Aber das stimmt nicht, zumindest nicht von ihrem Standpunkt aus gesehen. Nur weil ein Temperaturabfall von dreißig bis vierzig Grad stattfindet, ist das Endresultat noch lange nicht kalt sondern lediglich nicht mehr unerträglich heiß.
    Neun Grad hat das Thermometer an ihrem Pad ihr angezeigt als sie auf das Dach des letzten Rundbaus vor dem Ende des kleinen Orts – und damit dem Ende des Schilds, das die Gravitation hier normalisiert – geklettert ist. Neun Grad und das ganz am Ende der Nacht, der Himmel an Horizont verfärbt sich bereits, bald würde die Sonne aufgehen. Nein. Das ist alles andere als kalt!
    Sie verstehe ihr Problem nicht, hat Brownie gesagt als sie hier angekommen sind. In ihrer so grundmenschlichen Ignoranz ist die Frau nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es keine bloße Frage der Präferenzen ist sondern dass es biologische Unterschiede gibt die die Hitze für eine Chiss zur Tortur machen. Die eine Dauerbelastung für ihren Körper sind. Sie tun so als würde sie sich nur anstellen und sei empfindlich. Erwarten von ihr, sich zusammenzureißen. Aber das ist genauso lächerlich, als würde sie von ihnen erwarten keine Erfrierungserscheinungen zu kriegen wenn sie ohne schützende Kleidung Minustemperaturen ausgesetzt sind. Ihnen zu sagen, sie sollen sich nicht so anstellen, während ihnen Finger und Zehen absterben.
    Sie verstehen es nicht und es macht keinen Sinn, es zu erklären; Ignoranz für alles das nicht Teil ihres persönlichen kleinen Universums ist, ist zu tief in ihrer Kultur, ihrer Gesellschaft und ihrem Sein verwurzelt. So tief, dass sie es nicht einmal merken. Und der Orden der Jedi hat diese in der ganzen Galaxie vertretene Eigenschaft noch einmal vollkommen überspitzt. Es ist beinahe komisch zu beobachten, wie die beiden Ritter, die sehr offensichtlich nicht besonders gut miteinander auskommen, den wahrscheinlichen Grund für diese Antipathie aus der exakt gleichen Quelle an Ignoranz schöpfen, ohne es auch nur zu merken. Aufgeschlossenheit und Verständnis mögen Ideale des Ordens sein – aber es sind Ideale, von denen annähernd jeder Jedi den sie kennt Lichtjahre entfernt ist. Womit sie sich trotz allem elitären Gehabe ganz wunderbar in die Galaxie einfügen in der sie leben.
    Sie würde das im Auge behalten müssen. Nicht die sie umgebende Ignoranz sondern ihren Gesundheitszustand. Sie verliert zu viel Flüssigkeit, außerdem erreicht ihr Blutdruck tagsüber teilweise alarmierende Werte. Wenn sie nicht aufpasst, wird körperliche Überlastung sie einfach umkippen lassen. Vielleicht sollte sie ihren Tagesrhythmus verändern. Die größte Hitze nutzen, in den immerhin klimatisierten Quartieren zu schlafen. Ihre wirklich aktive Zeit und die Trainings auf die Nacht verlegen. Zusehen, tagsüber so viel Zeit wie möglich in den heruntergekühlten Räumen zu verbringen. Zur Not auf dem Schiff, wenn Leute anfangen, ihr auf die Nerven zu gehen, weil sie sie als untätig einstufen – oder ihr sagen dass sie sich nicht so anstellen soll.
    Ausdruckslos beobachtet sie die Färbung des Horizonts. Wie das schwarz erst von einem dunklen lila abgelöst wird, dann heller wird. Rötlicher. Die Zeit des Tages – neben dem Sonnenuntergang – in der sie nicht besonders gut sehen kann. Nachts ist alles deutlich. Farblos zwar, aber gestochen scharf und klar. Schärfer sogar als tagsüber, wenn Farbe dazukommt, weil es sich auf das Wesentliche beschränkt. Die Zeit zwischen Tag und Nacht allerdings ist ätzend. Ihr Hirn weiß nicht was sinnvoll ist, das eine schon zu hell, das andere noch zu dunkel, ihre Augen brennen als sie zwischen den Sichtspektren hin und her wechseln – Anstrengung, die dumpfen Kopfschmerz hinterlässt.
    Der Sonnenaufgang hier sieht anders aus als auf Coruscant; auch hier herrscht ein erheblicher Rotanteil durch die stärkere Streuung des Lichts, aber es fehlt ein guter Teil des sonstigen Farbenspiels. Es fehlt ein guter Teil des Smogs in der Atmosphäre, dessen Moleküle den Lichteinfall verändern.
    Coruscant... sie würde zurückkehren müssen, und das sehr bald. Sie hat es Patch versprochen. Seine... was ist sie eigentlich? Freundin? Verlobte? Frau? Erbärmlich, dass sie nie danach gefragt hat. Was auch immer sie ist, sie würde wissen dass das MiA nicht zutrifft; Patch und sie hatten Comkontakt nachdem Coruscant wieder erreichbar gewesen ist. Sie können also ihrem Informationsstand nach nicht während des Angriffs auf Corellia verschwunden sein. Vielleicht ist sie schlau, denkt ein bisschen weiter und kann zumindest vermuten dass es für das Fernbleiben der Einheit einen guten Grund gibt. Vielleicht aber auch nicht, dann würde sie es melden, dass das nicht sein kann. Nicht aus der Absicht heraus die Operation zu gefährden sondern einfach, um Patch wiederzusehen. Vielleicht sollte er sie noch einmal kontaktieren, ihr sagen, dass sie schweigen soll. Ihr sagen, dass er bald nach Coruscant kommt. Vielleicht könnte man die Frau in dem Zuge als Maulwurf etablieren, je nachdem wo sie arbeitet. Auch danach hat sie nie gefragt, was ebenfalls erbärmlich ist.
    Sie würde die Zeit nutzen, noch ein paar Dinge aus ihrer Wohnung zu holen. Sie hat zwar in den Monaten vor der Abriegelung Coruscants einige Sachen aufs Schiff geschafft, weil sie alle damit gerechnet haben, dass ein Angriff irgendwann passieren würde, aber es gibt noch das eine oder andere dort was sie nicht verpackt hat. Persönliches.
    Was passiert überhaupt mit einer Wohnung, dessen Kreditnehmer tot und missed in action sind? Würde es die Bank überhaupt interessieren, solange das Konto gedeckt ist von dem die Rate gebucht wird? Das sollte grob überschlagen noch sechseinhalb Jahre der Fall sein, dem Kontostand zur Abriegelung nach. Länger, wenn die ersten Monate noch Gehalt gezahlt wurde.
    Hat sie gehofft? Vielleicht. Ganz ausschließen kann sie es nicht. Selbst hohe Wahrscheinlichkeiten sind nur eine Option, solange sie nicht eintreffen. Sogar eine Misserfolgsrechnung von 99,9% hat 0,1% Erfolgschance. Wenn sie aber gehofft hat, dann zumindest nicht genug dass es sie beeinträchtigt hat, als auch nach der Öffnung Coruscants keine Nachricht kam. Seine Mutter hat mehrfach versucht sie zu erreichen, aber sie ist nicht rangegangen. Bis sie gestern Abend, vierzehn Tage nach der Blockadeauflösung, ihr Com deaktiviert hat.
    Sie würde morgen erneut in den hutt space fliegen – das Team braucht IDs die nicht vom SIS erfasst sind und Decker hat ganz pragmatisch angewiesen, falsche IDs zu kaufen. Vielleicht sollte sie diese Reise nutzen, einmal bei Snatch vorbeizuschauen um ihr die Situation zu erklären; meldet sie sich nicht, traut sie dem Cyborg zu, ihr virtuell hinterherzuschnüffeln und früher oder später würde sie Erfolg haben. Besser, das gleich zu klären als darauf zu hoffen, dass es schon nicht zu einem Problem wird. Außerdem ist das der leichteste Weg, ein paar Transpondercodes zu besorgen, die noch niemandem bekannt sind. Irgendetwas was nicht auffällt wenn sie nach Coruscant fliegen und das auch noch nie irgendwo von ihr benutzt wurde. Und Snatch würde ihr ein Update geben können, wo sie am besten an die IDs kommt. Sie kennt zwar ein paar Quellen, ist aber schon zu lange vom Mond weg als dass sie noch weiß, wie aktuell die sind.
    Ein rot leuchtender Streifen schiebt sich über den Horizont. Sie starrt so lange darauf, bis ihre Augen sich endlich entschließen im Tagsichtspektrum zu bleiben, schließt sie dann, weil sie geblendet ist, beobachtet die Lichtpunkte, die vor den geschlossenen Lidern tanzen.
    Sie merkt sofort wie die Wärme zunimmt, in nicht einmal einer halben Stunde, wenn die Sonne ganz über den Horizont ist, würde es bereits gute zwanzig Grad wärmer sein als jetzt. Von weiter weg hört sie Geräusche von Speedern, Dorfbewohner die in die Berge zu ihren Herden und Gewächshäusern aufbrechen. Immerhin das, der kleine Basar bietet fast ausschließlich organisches Essen. Und Trinken, die Würzmilch schmeckt verdammt gut!
    Sie drückt sich auf die Füße, bewegt sich so weit auf dem Bungalow entlang wie es die Krümmung des Dachs erlaubt, stößt sich ab, springt und kommt im Schatten des Gebäudes zum Stehen, die Füße graben sich fast knöcheltief in den Sand.
    Training. Schlaf. Später hoffentlich eine Agenda, die die Zukunft mit Arbeit füllt.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Carida, Carida Base, mitten in der Nacht


    Nachtaktivität stellt sich auch bei den anderen ein, zumindest zum Teil. Es ist beinahe zwei Uhr, Ray ist gerade auf dem Weg zum Training gewesen, Brownie hat sich zwar verabschiedet, wirkte aber ebenfalls nicht, als würde sie zu Bett gehen wollen, Junior sitzt unter einer der Planen, futtert Kekse in sich hinein – hat der Kerl schon jemals in seinem Leben irgendwas Gesundes gegessen? - und tippt auf seinem Pad herum.
    Sie ist auch gegangen, zum Quartier um sich etwas Stabileres anzuziehen, das für eine Kletterpartie in den Bergen jenseits des Gravitationsfelds geeignet ist. Dabei hat sie nicht den Weg durch den Tunnel genommen sondern ist die Wand der Senke heruntergeklettert in der sich die Eingänge zu ihren Zimmern befinden; sie hat Zhay nicht stören wollen der einen Teil des Tunnels für die Schrauberei an seinem Swoop vereinnahmt hat – halt, technisch ist es ihrs, eine Langzeitleihgabe, weil Jedi keinen Besitz haben dürfen. Sie kann ihn sehen, von dort wo sie steht; zwischen den kleinen Zelten die sich an einer Wand entlangziehen ist sie vor Blicken geschützt und hat gleichzeitig einen Winkel, in dem sie ein gutes Stück in den Tunnel hineinsehen kann. Genug, das heruntergekommene Swoop zu sehen, dass dort aufgebockt steht. Und den Padawan, der davor kniet, einen Arm bis zum Ellenbogen im rechten Schubtriebwerk, während sein konzentrierter Blick auf dem Holoschirm seines Pads ruht, den er vergrößert an die nahe Wand geworfen hat, das technische Abbild des Triebwerks auf die graue Oberfläche projiziert.
    Sie beobachtet ihn, eine ganze Weile schon. Weiß er, dass sie hier ist? Nein, wahrscheinlich nicht, er ist zu sehr auf seine Arbeit fokussiert, im Versuch die Feinstaubfilter einzubauen, die sie ihm gegeben hat, damit das Ding vor dem Wüstensand geschützt ist. Lange ist das zum Scheitern verurteilt gewesen, weil er die dünnen Scheiben falsch herum in die Getriebeschale geschoben hat, die Krümmung nach außen statt nach innen, was mit der Repulsorkartusche kollidiert – Filter sind auf der technischen Zeichnung nicht markiert, sie gehören nicht zum Standard. Sie hätte es ihm sagen können, aber sie hat ihm gestern, als sie ihm das von Mond mitgebrachte Swoop gegeben hat, gesagt dass er sie immer fragen könne, was er nicht getan hat. Er will es alleine hinbekommen und auch wenn das ein Wunsch ist der spätestens an der Schaltung der Hauptplatine wahrscheinlich scheitern wird, respektiert sie ihn.
    Er sieht jung aus, wie er da hockt, sich unbeobachtet wähnend. So jung wie er eigentlich ist, ein Teenager. Das erste Mal seit vielen, vielen Monaten dass man ihm das auch ansieht – das Schicksal, die Macht oder auch irgendein blöder Zufall hat einen wirklich beschissenen Zeitpunkt für ihn gewählt, erwachsen zu werden.
    Ob sie noch fühle, hat er vor zwei Nächten von ihr wissen wollen. Eine bittere Frage. Ist es das, was andere Spezies in Chiss sehen? Nicht fühlen, nur denken? Kalt und effizient? Es ist nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Sie ist keine Maschine, natürlich fühlt sie – aber der Verstand kontrolliert.
    “Es ist klar dass dir die Einheit etwas bedeutet. Aber davor war es persönlicher.“
    „Davor war'meine Motivation persönlicher.“
    Sie hat einen Ort gehabt an den sie zurückkehren konnte. Nach Hause kommen konnte. Ein Ort des Friedens in einer von Scheiße überladenen kriegsgebeutelten Galaxie.
    “Wenn der Krieg vorbei ist, werd ich glaub ich Winzer auf Alderaan. Hatte eigentlich vor, dann vielleicht sesshaft zu werden. Weißt, mit Haus und so ein paar nervigen Kindern die mit in den Wahnsinn treiben und für die ich ein alter Sack bin der von nichts 'ne Ahnung hat. Hatte nicht vor mein ganzes Leben lang durchs All zu ziehen und... das weiter zu machen was ich jetzt mache.“
    Eine Zukunft. An die sie glauben wollte.
    “'s könnteste nich'. Zuminnest nich' lange. Ma' davon abgesehe'n dass'de zu den Leut'n gehörst, die sich selber nichma' 'ne Zukunft geb'n.“
    „Doch, ich geb mir eigentlich eine. Aber pssst, dass es ja keiner weiß.“
    Eine Zukunft an die er geglaubt hat. Ob er die Illusion, es könne so sein, bis zum Ende aufrecht erhalten hat? Oder ist er irgendwann vorher ernüchtert?
    “Und jetzt ist sie das nicht mehr? Wobei mir schwer etwas Persönlicheres einfällt als um seine Heimat zu kämpfen.“
    „Meine... Heimat existiert nicht'mehr. Und es gibt nichts was daran irgendwas ändern kann. Ich kann'es nur hinnehmen.“
    Hinnehmen. Abschließen.
    “Du tust was du immer tust. Du hältst mich für einen deiner Fehler und kommst drüber hinweg. Du beendest.“
    „Ich hab vor fast'nem Jahr beennet. Das'hier is' nur 'n Punkte hinter'nem lange fertig geschriebenen Satz.“
    „Was du tust ist – wie immer – recht logisch.“
    Sie verstehen es nicht. Wie einfach Kontrolle ist, wenn man es so gelernt hat. Und sie ist nicht in der Lage, es zu erklären.
    “Ich bin kein'Mensch. Ich bin nicht menschlich. Nie gewesen, werd's nie sein. Ich hab mich... dem angenähert, aber das, was'mich maßgeblich menschlich gemacht hat, ist auf Coruscant gestorben.“
    Ob sie das sicher wisse, hat er gefragt. Sie hat ihm die Gedankenkette erläutert, die nur den einen Schluss zulässt.
    “Und was ist'meine Alternative? Mich an noch'so kleine bescheuerte Ideen was sein könnte klammern? Nach Coruscant gehen und Fragen stellen? Vielleicht suchen? ...hoffen? Auf'was genau?“
    Verstehen sie nicht, dass sie die Möglichkeit nicht zulassen kann? Nicht darf? Dass sie, würde sie akzeptieren dass sie da ist, wie gering auch immer, ihr Denken und Handeln bestimmen würde?
    “Du meinst so eine Chance wie Eins zu einer Milliarde? Billion? Trigger, das bist du. Eine Chiss im Huttenraum, Schmuggler, Kriminelle, SIS, Republik, Dinner auf Alderaan, Händeschütteln in der ganzen Galaxie, ein Ring am Finger. Du bist Eins zu einer Billion. Und du stehst vor mir.“
    Das weiß sie, verdammt! Sie weiß wie fragil Wahrscheinlichkeiten sind, egal wie die Berechnungen dazu aussehen. Aber sie muss es ignorieren. Sie kann und wird nicht zulassen, dass es die ganze Zeit wehtut. Der Verstand kontrolliert – und Leere ist besser als Schmerz.
    “Ich erwarte gar nichts. Ich fordere auch nichts. Ich... vermiss nur Trigger, und auch wenn ich weiß dass die Trigger die ich kannnte vermutlich nie wiederkommen wird, versuch ich Wahrscheinlichkeiten abzustecken.“
    „Die Trigger die'du kanntest war glücklich... es ist eine Erfahrung für die'sie über dreißig Jahre ihres Lebens gebraucht hat, um sie'zu machen. Die Zeit war kurz. Zu kurz. Aber sie ist'vorbei.“
    „Ja, sie war zu kurz. Und ich muss den Verlust akzeptieren. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht – für irgendwann – den Gedanken aufheben kann, dass Trigger diese Erfahrung nicht nochmal machen könnte.“
    „Du kannst aufheben was du willst. Ich werde es nicht'tun.“
    Verständnis, gepaart mit Frust. Ein Moment des Trotzes, als wolle er weiter reden. Sie überzeugen. Nicht aufgeben. Akzeptanz, als er die Augen schließt.
    “Trigger...“
    „Mh?“
    „Die Zeit davor, die wir uns kannten... war auch zu kurz. Ich werde es nicht vergessen. Nur... dass du's weißt.“
    Sie auch nicht. Sie vergisst nie. Nichts.
    „Erinnerungen... sind das, was bleibt.“
    Den sechzehnjährigen Jungen nicht, der mit Tython seine Heimat verloren hat. Der versucht hat stark zu sein, obwohl er innerlich kurz davor war zu zerbrechen. Der auf der verzweifelten Suche nach einem Platz an den er gehört gewesen ist. Der sich gegen alle Widerstände aufgerappelt und gekämpft hat. Der nicht wie die anderen Jedi bei ihnen ist sondern zu ihnen gehört.
    “Ja, die sind für immer. Jeder Bruch. Jede Unebenheit. Jedes bisschen Schönheit.“
    Aidan nicht. Hirom nicht. Eve nicht. All die anderen nicht, die ihr etwas bedeutet haben und von denen sie entweder weiß dass sie tot sind oder nicht weiß ob sie noch leben.
    “So gesehen... verlieren wir niemals jemanden.“
    Ihren Mann nicht, der sie gelehrt hat was Glück ist. Was Vergebung ist. Was Liebe ist.
    Was sie Zhay nicht erzählt hat ist die Tatsache, dass sie jede freie Sekunde die Augen schließt und die Vergangenheit in Erinnerung ruft. Durchlebt, mit einem Brainfuck, der sich an jede Kleinigkeit erinnert. Nichts verblassen lässt.
    Er irrt. Es ist dennoch ein Verlust. Egal wie deutlich, sich zu erinnern ist nicht das Gleiche.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Carida Base, am Rand des Gravitationsfelds, nachts


    Als Mhia gegangen ist, hat sie den Weg der kleinen Frau am Rand ihrer Wahrnehmung verfolgt bis sie auf der Treppe in die Wohnsenke außer Sicht gewesen ist. Am Rand ihrer Wahrnehmung hat sie auch die wenigen zu dieser Zeit noch in der kleinen Bar anwesenden Dorfbewohner beobachtet. Tuscheln. Ein Deut dorthin, wo Mhia verschwunden ist. Ein Deut in ihre Richtung. Blicke, die sich wie zufällig von ihr abgewandt haben, wenn sie angedeutet hat, zu ihnen zu sehen. Als sie einige Minuten später aufgestanden ist um zu gehen, hat sich der Keeper just in diesem Moment dem Barschrank zugewandt und Flaschen umsortiert. Sie hat dem Rücken des Mannes kurz zugenickt und sich auf den Weg gemacht, das lange angetaute Kühlpad auf der Sitzbank, ihr auf dem Boden liegendes Milchglas und Rays noch fast volle Aleflasche auf dem Tisch hat sie gelassen wo sie waren.
    Auf dem Weg von der Bar weg hat sie ihren Kopf gesenkt, sich auf die Schritte der nackten Füße konzentriert, erst auf dem Sand, dann auf dem hellen Stein der die Senke begrenzt, dann wieder auf Sand. Hat ihrem Atem gelauscht, der wieder ruhig und tief gewesen ist. Am kleinen Kontrollgebäude, in dem nicht wirklich kontrolliert wird, das aber dennoch den Übergang vom offenen Dorfbereich zu der militärischen Sicherheitszone markiert, hat ihre Bewegung gestoppt. Weitere Minuten hat sie dort einfach nur gestanden, beobachtet, wie sich die Zehen in den Sand bohren. In die Nacht gelauscht. Die entfernten Geräusche der Bar. Irgendwo aus dem Dorf der Schrei eines Säuglings. Das allgegenwärtige leise Summen des Gravitationsschilds. Der einzelne Ruf eines Raubvogels weit weg in den Bergen.
    Dann hat sie sich abgewandt, weiterbewegt über den breiten festgetretenen Weg, der so etwas wie die Hauptstraße des Dorfs markiert. An den Rundbauten vorbei bis die Wohnbebauung zur Rechten den Landeplattformen für die Schiffe gewichen ist, links ein Unterstand für Swoops und manchmal auch irgendwelche Lastenviecher das Ende des Dorfs markiert. Vorbei an den einfachen Sandsackbarrikaden. Die Geräusche aus dem Dorf sind leiser, das Summen des Schilds dafür lauter geworden.
    Jetzt steht sie am Rand des Schilds, vielleicht fünfzehn Zentimeter von der sachten Krümmung entfernt. Aus dieser Entfernung kann man es sehen – oder doch zumindest erahnen – wenn man sich auf die winzigen Energiefunken konzentriert, die dich ab und zu über die Oberfläche bewegen. Man kann es hier deutlich hören, ein niedrigfrequenter gleichmäßiger Summton. Und man kann es spüren. Eine Spannung, die von ihm ausgeht, wie Gewitterluft.
    Sie sagen, es sei gefährlich, nachts in die Wüste zu gehen. Sie sagen, sie haben bereits Erfrorene bergen müssen, die nicht auf die Nachttemperaturen eingestellt gewesen sind. Unwahrscheinlich, in ihrem Fall. Selbst barfuß und nur mit Shorts und Bandeau bekleidet.
    Sie sagen auch, dass es leicht ist, sich zu verirren. Irgendwo zwischen den Dünen verloren zu gehen. Dort im schlimmsten Fall zu verdursten, wenn niemand einen findet. Ebenfalls unwahrscheinlich. Zwei Monde und eine sternklare Nacht bieten mehr als genug Orientierungspunkte, wenn man zumindest grob weiß, wie es funktioniert. Außerdem liegt die Base am Hang des Bergkamms, der auch über eine Entfernung von mehreren Klicks noch deutlich zu erkennen ist.
    Ein leichtes Prickeln auf den nackten Teilen der Haut ist zu spüren, als sie die Kuppel des Gravitationsfelds verlässt, gleich darauf abgelöst von dem abrupten Gefühl von Trägheit und Schwere, als die natürliche Gravitation des Planeten mit beinahe doppelter Stärke auf den eigenen Körper wirkt. Ihre Füße werden tiefer in den Sand gedrückt, die Muskeln der Beine spannen sich automatisch mehr an, als sie zusätzliches Gewicht ausgleichen müssen. Noch einmal bleibt sie stehen, dieses Mal allerdings nur ein paar Atemzüge lang, bis sich erste Gewöhnung eingestellt hat. Dann geht sie los. Lässt die Basis mit ihrem bisschen Zivilisation hinter sich. Ihre nackten Füße hinterlassen keine klaren Abdrücke sondern nur Mulden, die schon wenige Minuten später nicht mehr zu sehen sein werden, weil der Wind sie wieder mit feinstem Wüstensand gefüllt hat.
    Sie lässt vierzehn der Dünen hinter sich, bis von dem Dorf und auch den höheren Gravitationsfeldgeneratoren nichts mehr zu sehen ist und selbst die oberen Gebäude im Berghang nicht mehr sind als winzige Lichter im Stein. Überquert den Scheitelpunkt von Düne Nummer fünfzehn, um auf halber Höhe ihres Abfalls zu stoppen, sich in den Sand zu setzen. Die Beine angezogen, die Arme auf den Knien abgelegt, sieht sie in die Weiten der Wüste, lauscht auf das Geräusch von Milliarden sich im Wind bewegender Sandkörner.
    Es ist keine spontane Idee gewesen. Keine undurchdachte und nicht geplante Scheiße aus einem Impuls heraus. Das Vorhaben, nach Coruscant zurückzukehren – zumindest noch dieses eine, letzte Mal – ist so alt wie die Nachricht der Blockadeauflösung. Wahrscheinlich älter.
    Als sie dort gestanden haben, in der Cafeteria eines schäbigen Motels auf Ylesia, eine Entscheidung treffen mussten wohin ihr Weg sie führt, hat Patch wissen wollen, warum es ihnen so leicht fällt, ihr Leben zurückzulassen. Ihre Antwort darauf ist so schlicht wie bitter; es gibt kein Leben mehr das sie zurücklassen könnte. Das allerdings ist es nicht gewesen, was sie dem Zabrak gesagt hat, als er dort stand, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, vielleicht etwas zu bewirken und dem, seine Partnerin nach Monaten der Blockade wiederzusehen. Was sie ihm zugeflüstert hat, eine Hand mit leichtem Druck auf seiner Schulter, war ein Eid.
    “Wir gehen nach Coruscant. Sehr bald. Das ist'ein Versprechen.“
    Ein Versprechen, das ihm galt... aber nicht nur. Genauso galt es ihr selber. Ein letztes Mal. Zurückkehren an den einen Ort, der ihr Momente des Glücks und des Friedens erlaubt hat. Dort für eine Weile Schwäche zulassen. Trauer und Verzweiflung, Wut und Enttäuschung. Es dann zurücklassen. Akzeptieren. Abschließen, wie die Tür ihrer Wohnung. Gehen – weitergehen – wohin auch immer, auf einer Reise ohne Ziel. Vielleicht funktioniert es nicht, aber es besteht die Chance dazu. Die einzige Chance die sie sieht, diesen glimmenden Ball an Emotion nicht dauerhaft kontrollieren – separieren – zu müssen. Zeit heilt einen Scheiß!
    Patch gegenüber kann sie das Versprechen nicht erfüllen, zumindest zur Zeit nicht – er ist gestern abgereist, mit dem Mond als Ziel. Ein langfristig angesetzter Undercovereinsatz zum Informationsgewinn an einem Ort, der etwas näher an der Zivilisation ist als Carida. Sich selbst gegenüber allerdings schon.
    Mhia war ausgesprochen guter Laune, als sie sich zufällig in der kleinen Bar getroffen haben. Der Luxus von Ignoranz – die Fähigkeit, generelle Scheiße ausblenden zu können, solange sie einen nicht direkt betrifft. Rays Laune hingegen ist beschissen gewesen, noch beschissener als sonst. Auch das ist der Luxus von Ignoranz – die Fähigkeit, aus Nichts ein Problem konstruieren zu können, mit dem man sich gedanklich und emotional beschäftigt, um sich nicht mit etwas anderem beschäftigen zu müssen.
    “Dieser... Rodianer, der mit der Waffentechnikerin anbandelt. Haben mich zum Essen eingeladen weil ich so aussehe wie ein Kerl auf einem Propagandaposter. Was sie nicht wissen... das bin ich.“
    „Echt? Kann ich das mal sehen? Haben wir hier eins?“
    „Irgendwie... erscheint es mir nich' total durchdacht, dass dich wer auf'nen Propagandaposter geklatscht hat. Just sayin'.“
    „Ja, war wirklich eine bescheuerte Idee. Und nein, wir haben keins davon und wir werden das nicht rumreichen! Vor Allem nicht an Zhay!“
    „Naja, rein optisch erfüllt er doch alle Merkmale, die als Eyecatcher dienen können? Kann ich bitte ein Ray-Poster haben? Ich hatte noch nie ein Poster an der Wand!“
    „Und klar. Werben wir für'die Armee mit jemandem, dem im Dienst das halbe Gesicht weggefräst wurde und der'nen Auge ersetzt bekommen musste. Das ist wenigstens sowas'Ähnliches wie ehrlich.“
    „Die eine Seite ist doch noch gut!“
    „Könnten wir das Thema wechseln?“
    Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte einfach geschwiegen. Aber Ray ist ein Nostalgiker und Mhia musste ohne irgendwas an Vorbereitungszeit – ohne die Möglichkeit, etwas Persönliches mitzunehmen – von Corellia fliehen.
    “Hast du noch'was Persönliches auf Triple Zero, Ray? Un'du? Coronet?“
    Eine einfache Frage. Das Angebot, derartige Dinge zu holen, wenn sie sowieso die Kernwelten anfliegt.
    “Schwer zu sagen, das hängt davon ab ob mein Apartment noch steht.“
    „Aye, tut's. Die Krater befinden sich ausschließlich da, wo'sich Militärposten befanden. Siebzehn Zivilgebäude sind'meiner Recherche nach in Mitleidenschaft gezogen, die sind aber alle in'direkter Nähe eines Postens. Weder deins, noch meins.“
    Sie hat ein ziemlich genaues Bild von den Schäden der Hauptstadt, über fast zwei Wochen hat Coruscant im Fokus ihrer Nachforschungen gelegen. Die Presse ist klar zensiert, kritische Berichterstattung zum Senatsentschluss, die Verträge zu unterschreiben, gibt es so gut wie keine. Vieles, was während der Zeit der Belagerung geschrieben wurde, wurde im Nachhinein wieder von den Pages genommen. Aber das CoruNet ist zu groß, es vollständig zu kontrollieren. Social Media und private Blogs berichten was die Presse nicht tut. Zum Beispiel dass jeder Soldat, der am Boden gestorben ist, während Kampfdroiden mit Orbitalunterstützung die Baracken der Home Fleet eingeäschert haben, nur als MiA statt KiA gilt solange nicht klar eine Leiche zuzuordnen ist, um die Verlustzahlen künstlich gering zu halten. Zum Beispiel dass Versorgungsengpässe während der Blockade zu Hungersnöten und erheblichem Ansteigen der Kriminalität auf unteren Ebenen geführt haben, während der Oberstadt lediglich Luxusgüter ausgegangen sind. Bildmaterial der Schäden. Vereinzelt sogar direkter Kampfhandlungen.
    “Was hast du vor?“
    „Rate.“
    „Du willst sicher keine Erinnerungsstücke einsammeln. Wozu das Zeug vernichten?“
    „Will ich nich'?“
    „Du... Trigger... willst so viel Aufwand betreiben für was? Ein Memento?“
    Ihr Blick ist eine Warnung gewesen. Wie verdammt gefährlich der Pfad ist, den er eingeschlagen hat. Gerade er, die einzige Person – neben Decker vielleicht – die ihren Werdegang kennt. Die Basis ihrer Entscheidungen. Der einzige, der auch nur vage ermessen kann, wie hoch der Preis ist, den sie bezahlt hat.
    “Ich sage, wir sollten das machen lassen und nicht selbst tun. Unsere Gesichter auf Triple Zero? Keine gute Idee.“
    „Yeah, ehm... wie sag ich das am Besten: Ich hab dich'gefragt ob'du persönlichen Besitz hast, den'du wiederhaben willst. Nicht, was'du davon hältst.“
    Eine weitere Warnung. Deutlicher, dieses Mal. Eine weitere Gelegenheit, die sie ihm gegeben hat, es gut sein zu lassen.
    “Ich verstehe dass du niemanden an dein Zeug lassen willst aber bei den Sternen, das ist unnötig unsicher.“
    „Das is' Banthashit. Der SIS hat gar nich' die Leute für irgendwas an Überwachung das nich' problemlos zu umgehen is'.“
    Er glaubt daran, was er gesagt hat. An das immense Risiko auf Entdeckung. Er muss daran glauben, weil das in seiner kleinen Welt das einzige ist, was ihn von Coruscant fernhält. Aber nur, weil jemand daran glaubt, wird es nicht wahr. Natürlich gibt es ein Risiko, aber das ist gering. Sehr viel geringer als in seiner Vorstellung.
    “Mag sein, aber wir haben Wichtigeres zu tun als irgendwelche... Fotos von Zuhause zu holen.“
    Sie hat sich bewegt, bevor er den Satz beendet hat. Aus dem Schneidersitz auf die Füße, drei verkürzte Schritte, die Entfernung zu überbrücken, ein vierter aufs Knie um die Höhe auszugleichen. Ein schneller, harter Faustschlag auf seinen Kiefer, links, anderthalb Handbreit unter seinem cybernetischen Auge, das echte Auge perplex geweitet, seine Hände noch in der Aufwärts-Abwehrbewegung.
    Sie hat nicht die Kontrolle verloren, auch wenn sie das glauben werden. Sie hat sie lediglich ein kleines Bisschen gelockert. Wäre ersteres der Fall gewesen, hätte sie auf seinen Kehlkopf statt des Kiefers gezielt. Aber schon das ist hart gewesen. Es zurück zu zwingen. Dem Gefühl keinen weiteren Freiraum zu geben.
    Er hat sie zurückgestoßen, Mhia ist aufgesprungen und hat dazwischen gerufen. Harte, schnelle Atemzüge haben in ihrer Brust gebrannt, als sie an der Lehne der Sitzbank zusammengesackt ist. Der Ball aus Emotion hat sich gewünscht, dass Ray zum Gegenangriff übergeht. Sich wehrt, damit sie ihm wehtun kann. Aber der Verstand kontrolliert. Hat die Bewegung ihrer Faust vor ihre Augen kontrolliert. Das langsame Öffnen. Das Lösen der so stark angespannten Muskeln, dass sie gezittert haben. Den Atem, der das mit zu viel Sauerstoff angereicherte Blut in ihren Ohren hat rauschen lassen.
    Sie schrägt den Kopf, ballt die behandschuhte Rechte zur Faust und hebt sie an. Betrachtet sie nachdenklich. Öffnet sie langsam wieder.
    “Immerhin taust du auf. Ich gebe zu, das war unfair. Wir haben trotzdem Wichtigeres zu tun.“
    Kontrolle.
    “Du willst nicht dass ich... auftaue. Ich will das nicht. Niemand hier will das... glaub mir.“
    Etwa einen Meter unter ihr versucht ein Käfer, die Düne zu erklimmen. Er kommt kaum vorwärts, der feine Sand unter ihm rutscht bei der Bewegung, macht einen Großteil seines Vorankommens zunichte. Sie lässt die Hand sinken, fixiert stattdessen den Käfer.
    “Ich will nur ja oder nein hören, okay? Hast du verstanden warum das passiert ist?“
    „Ich kann nicht mit ja antworten. Ich verstehe sie nicht... hab' ich nie, werd' ich nie.“
    Sie bohrt den Zeh in den Boden. Schnippt ihn wieder an die Oberfläche. Beobachtet, wie die dadurch ausgelöste Sandlawine das kleine Tier erfasst, ihm sämtlichen Halt raubt und es die Düne herunterträgt.
    Er ist gegangen. Mhia hat geredet. Fragen gestellt. Das Zittern der Muskelverspannung ihrer Hand kontrolliert.
    Sie hat geantwortet. Ehrlich. Auf der faktischen Seite.
    “Tut er das nochmal, dann breche ich ihm etwas.“
    Es ist keine Drohung gewesen. Eher eine Ankündigung.
    Als sie Corellia verlassen haben, er angeschossen auf dem fliehenden Schiff operiert werden musste, hat sie sich Sorgen gemacht. Sorgen dass er stirbt. Oder irreparable Folgeschäden davonträgt. Keine Sorgen um einen Kollegen, sondern um einen Freund.
    Nachdem die Nachricht der Abriegelung sie erreicht hat, hat er sie zu sich in die Medbay gebeten. Ein persönlicheres Gespräch. Er hat ihr Fragen gestellt – aber nicht eine dieser Fragen hatte zum Ziel, in Erfahrung zu bringen, wie es ihr geht. Es ging um ihn, einzig und ausschließlich. Er hat sie benutzt, einen Weg zu finden um klarzukommen. In seiner Welt, in der er sich nicht einmal die Mühe macht, andere zu verstehen sondern es kategorisch ablehnt, geht es immer um ihn.
    Sie macht sich keine Sorgen mehr um einen Freund.
    Sie hat keinen.
    Am Ende ist man immer allein.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Carida – ein Wüstendorf mit Namen Karelliat


    Freundschaft...
    "'s Leb'n is' verdammt'kurz. In "unserem" Job meist'ns noch'ne Ecke "kürzer"."


    Da ist er nun wieder. Sie sind fast alle noch da.
    Zurück in der Zivilisation war... laut...erdrückend...voll... Selbst hier auf Carida, in einem Wüstendorf ist es laut, nicht erdrückend aber dennoch ungewohnt. Wenigstens sind es nicht so viele wie in den Städten. Es ist merkwürdig. Damals im Wald hat er nach und nach eine Art Frieden gefunden. Eine innere Ruhe, gespeist durch die Ruhe des Waldes. Auf Bjyriel hat es ihm gefehlt, auf Coruscant, auf Corellia und auch hier fehlt es ihm, obwohl er näher an der Natur ist.
    Es ist merkwürdig wieder mehr als nur ein vertrautes Gesicht zu sehen. Ebenso wie neue. Nicht ausgemergelt, gezeichnet vom Krieg ja, aber nicht so verloren wie die Seelen auf Bjyriel. Merkwürdig wieder Witze zu machen, wo es ihm und Simon sogar teils dafür die Stimmung verschlagen hat.
    Er fühlt sich nicht wohl, aber er weiß, dass er es nur hier wieder lernen kann. Unter Menschen die er kennt. Genau wie Simon, der zu seine Familie gegangen war. Um sie nie wieder zu verlassen. Doch im Gegensatz zu Simon ist er nicht fertig, wie er gedacht hatte. Ein einsames Leben auf Corellia, allein, das war was er erwartet hatte. Und dann kam dieser Fairbanks und gab ihm einen Teil des Lebens zurück aus dem er gerissen worden war. Und mit ihm Personen denen er schneller als manchen anderen zuvor vertraut hatte.
    Er weiß dass es vergeht, die Nervosität von Bjyriel, der Schmerz, die Müdigkeit. Aber die Ruhe ist ein Teil von ihn geworden. Ebenso wie Demian Aurel hat der Wald des unbekannten Planeten etwas in ihm hinterlassen, das ihn schützt, die Wogen glättet und dort Licht gibt, wo alles andere im dunkeln zu versinken droht.
    Und dann ist da noch das Licht, das ihre Augen ausstrahlen und das nur er so sehen kann. Er hatte nie einen Vergleich gehabt, ob es bei Chiss Unterschiede gab wie bei menschlichen Augen. Jeder Ausdruck ein anderer, von Person zu Person verschieden. Doch seit Bjyriel weiß er es. Er hat sofort erkannt dass es nicht die gleichen Augen sind. Und vorhin wusste er sofort, dass es das bekannte glühen war. Nicht nur das war vertraut. Triggers Reaktion auf ihn, ihr Verhalten danach. Teclia's Art war vertraut, Shiv, dem das Training gut bekommen war. Vermutlich würde Ray es ebenso sein.


    Nun sitzt er da, in einem dunklen Zimmer, sieht alles messerscharf vor sich in Grau. In der Hand einen Stein. Ein Stein der kein Stein ist, sondern eine Antwort. Eine Antwort auf eine Frage die er unter freiem Himmel in die Galaxie geschickt hatte und die ihm den Frieden gegeben hatte um nicht der Vergänglichkeit nachzugeben...


    Eve: "Ich mein... verstehst'e was ich mein?"
    Trigger: "Eeh, ich'versteh "total" was'de meins'."

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!