In der Agentenstory sieht man ein Video, in dem noch Janarus sowas sagt wie "let's be totally clear, we are at war", und das als offizielles Statement zu den Truppen (öhm... Quesh war es glaub ich, also vor Corellia, Ende Kapitel 2).
Beiträge von Trigger
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Ich finde das Problem fängt schon viel grundsätzlicher an, nämlich mit der Frage "wer ist der Hampel der da auf dem ewigen Thron sitzt überhaupt?". Und damit meine ich nicht, ob er jetzt gut oder böse ist sondern rein von der Person her. Vom Namen. Das sollte man eigentlich in der Galaxie halbwegs wissen, gerade die Leute die Nirowan erwähnt, die eng mit der Allianz zusammengearbeitet haben oder sogar Teil davon sind.
Im Moment handhaben wir es so dass der "Outlander" noch ein Quasi-Gerücht ist, von dem die Basis der Allianz nicht einmal wirklich weiß ob das überhaupt eine reale Person ist oder irgendwas, was sich der Stab da oben ausgedacht hat als moralisches Zugpferd. Das klappt aber nicht lange, spätestens bei "das ist jetzt mein Thron" ist das extreeeeemer Mist, dass die Person darauf quasi alles sein kann, vom Sith-Inquisitor bis hin zum republikaffinen Schmuggler.
Das mag zwar im täglichen RP gar nicht so wichtig erscheinen, aber daraus ergibt sich ja überhaupt erst der Rattenschwanz an Folgefragen; handelt es sich um den Jedi aus den Videos (wie auch immer er heißt)? Okay, dann wohl die lightside-Friedenshüterschiene. Ist es ein ehemals Imperialer? Sith? Dann sieht alles drumrum gaaaanz anders aus. -
Ich finde es sehr, sehr geil - Beleuchtung top, Klamotten top. Aaaaaber die Perspektive der beiden Gesichtshälften passt nicht zusammen. Die (draufguck-) linke Hälfte ist nicht verkürzt genug für den Winkel, aus dem man die (draufguck-) rechte Seite sieht. Dadurch wirkt die rechte Partie ein bisschen als würde sie aufgequollen sein (weil sie andernfalls nicht so weit hervortreten dürfte).
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Coruscant, Heroem-Komplex, Abteilung Internal Affairs
Supervisor Grayson Fairbanks biegt in den Gang ab, in dem das Büro von Chief of Staff Wyle-Jendi Charr liegt, und wird automatisch langsamer als er sich der Tür nähert. Trommelrhythmen dringen dumpf auf den Flur. Immer.
Der Agent seufzt, schüttelt leicht den Kopf und nimmt wieder Tempo auf. Vielleicht würde es ihn freuen zu hören, dass Colonel Dakoouti wie auch Senior Supervisor Decker absolut mit ihm fühlen könnten. Vielleicht auch nicht.
Er stoppt kurz an der Tür, um auf das grüne Keypad zu hämmern, wappnet sich gegen erhöhte Lautstärke als die Tür aufgeht – und ist überrascht. Mit dem Öffnen der Tür wird die Musik automatisch leiser.
Der Ryn sitzt an seinem Schreibtisch, wirkt aufgrund seiner geringen Größe etwas verloren hinter dem Holzimitat. Beide Hände liegen auf der Tischplatte, trommeln mit Handtellern und spitzen Fingernägeln den komplizierten Rhythmus der Musik mit, während er breit grinsend zur Tür sieht. „Ist das nicht hervorragend, Gray? Irgendein findiger Techniker hat die Synchronisation des Terminals zum Türpad dazu genutzt, dass es leiser wird, wenn die Tür öffnet!“, begrüßt er den sehr viel größeren Menschenmann. „Komm rein, komm rein, setz dich.“
„Ja. Hervorragend. Meine Gehörgänge sind diesem Techniker ausgesprochen dankbar“, antwortet der Angesprochene brummig, mustert den Ryn dabei skeptisch.
Er ist gut gelaunt – noch besser als üblich. Der Supervisor ist sich nicht sicher, ob er das gut oder aber besorgniserregend finden soll. Charr kann ausgesprochen anstrengend sein, solange er sich in dieser Art Stimmung befindet. 'Putzig' nennt die halbe Abteilung den Ryn... aber Fairbanks hat ihn mehrfach in einem Verhörraum erlebt und 'putzig' trifft als Attribut in etwa genauso zu wie 'kuschelig' auf eine Mankakatze – nicht ganz falsch, so eine Mankakatze hat Fell, aber mit Sicherheit nicht das erste Adjektiv das einem einfällt.
„Was kann ich für dich tun?“, wackelt Charr ein wenig vor sich hin – wahrscheinlich schlenkert er mit den Beinen die zu kurz sind um im Sitzen auf dem Stuhl den Boden zu berühren - stellt dabei das Trommeln nicht ein.
„Ich habe etwas gefunden. Erscheint mir interessant.“ Fairbanks lehnt sich Charr entgegen, um ihm das Datapad in seiner Hand zu reichen, ehe er sich einen Stuhl zurecht rückt und Platz nimmt. „Ehemals einer deiner Leute. Oder genauer, einer des Colonels.“
Charr trommelt nur noch einhändig, Hand Nummer zwei ist mit dem Datapad beschäftigt. Er senkt den Blick auf den Schirm, liest einen Moment und pfeift dann leise – mit den Lippen und der breiten Nase. „Na schau einer guck, wenn das nicht Lieutenant Jorrán ist...“
„Lieutenant a.D.“, berichtigt Fairbanks. „Er hat acht Tage nachdem er sich nach langer Zeit des MiA als aktiv zurückgemeldet hat, seinen Dienst quittiert.“
„M-hm... m-hm...“, nickt Charr abwesend, scrollt durch das Formular. „Ausgeschlagene Beförderung, Verzicht auf Auszeichnung... interessant, interessant.“
„Potentieller Kandidat“, nickt Fairbanks Charrs Bemerkungen ab.
„Das meine ich wohl auch!“ Der Ryn sieht auf, grinst breit und schiebt das Pad wieder über den Tisch, umgehend trommeln die Hände weiter. „Du musst dich drum kümmern. Wenn ich mit dem Mann in Verbindung trete, hören irgendwelche Berufsparanoiker noch die Banthas trampeln.“
„Es ist keine Paranoia, wenn wirklich was dran ist.“
„Ein Grund mehr, nicht aufzufallen, hm?“
„Sollte kein großes Problem sein. Lieutenant Jorrán hat noch keine Überprüfung auf posttraumatische Belastungsstörung durch mehrere Jahre MiA über sich ergehen lassen. Ich schiebe ihn etwas höher in der Liste, dann hab ich in ein, zwei Wochen Freigabe zur Vorladung.“
„Ja, genau...“ Charr nickt mit angemessen betroffener Mimik. „Der arme Mann, nicht auszudenken was da nicht alles passiert sein könnte und wie schwer es auf seiner Psyche lastet... ich finde ja auch, das muss dringend überprüft werden.“
Fairbanks rollt mit den Augen. „Genau. So dringend, dass ich gar keine Zeit zu verlieren habe und mich am Besten gleich darum kümmere.“ Er steht auf, schnappt sich das Pad und nickt Charr knapp zu.
„Warum nur beschleicht mich immer wieder das Gefühl, du magst mich nicht?“, grinst Charr ihm entgegen. Der Supervisor spart sich jeglichen Kommentar, verlässt das Büro und schließt die Tür wieder. Umgehend steigt die Lautstärke der Trommelei wieder an. -
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Carida Base, am Rand des Gravitationsfelds, nachts
Als Mhia gegangen ist, hat sie den Weg der kleinen Frau am Rand ihrer Wahrnehmung verfolgt bis sie auf der Treppe in die Wohnsenke außer Sicht gewesen ist. Am Rand ihrer Wahrnehmung hat sie auch die wenigen zu dieser Zeit noch in der kleinen Bar anwesenden Dorfbewohner beobachtet. Tuscheln. Ein Deut dorthin, wo Mhia verschwunden ist. Ein Deut in ihre Richtung. Blicke, die sich wie zufällig von ihr abgewandt haben, wenn sie angedeutet hat, zu ihnen zu sehen. Als sie einige Minuten später aufgestanden ist um zu gehen, hat sich der Keeper just in diesem Moment dem Barschrank zugewandt und Flaschen umsortiert. Sie hat dem Rücken des Mannes kurz zugenickt und sich auf den Weg gemacht, das lange angetaute Kühlpad auf der Sitzbank, ihr auf dem Boden liegendes Milchglas und Rays noch fast volle Aleflasche auf dem Tisch hat sie gelassen wo sie waren.
Auf dem Weg von der Bar weg hat sie ihren Kopf gesenkt, sich auf die Schritte der nackten Füße konzentriert, erst auf dem Sand, dann auf dem hellen Stein der die Senke begrenzt, dann wieder auf Sand. Hat ihrem Atem gelauscht, der wieder ruhig und tief gewesen ist. Am kleinen Kontrollgebäude, in dem nicht wirklich kontrolliert wird, das aber dennoch den Übergang vom offenen Dorfbereich zu der militärischen Sicherheitszone markiert, hat ihre Bewegung gestoppt. Weitere Minuten hat sie dort einfach nur gestanden, beobachtet, wie sich die Zehen in den Sand bohren. In die Nacht gelauscht. Die entfernten Geräusche der Bar. Irgendwo aus dem Dorf der Schrei eines Säuglings. Das allgegenwärtige leise Summen des Gravitationsschilds. Der einzelne Ruf eines Raubvogels weit weg in den Bergen.
Dann hat sie sich abgewandt, weiterbewegt über den breiten festgetretenen Weg, der so etwas wie die Hauptstraße des Dorfs markiert. An den Rundbauten vorbei bis die Wohnbebauung zur Rechten den Landeplattformen für die Schiffe gewichen ist, links ein Unterstand für Swoops und manchmal auch irgendwelche Lastenviecher das Ende des Dorfs markiert. Vorbei an den einfachen Sandsackbarrikaden. Die Geräusche aus dem Dorf sind leiser, das Summen des Schilds dafür lauter geworden.
Jetzt steht sie am Rand des Schilds, vielleicht fünfzehn Zentimeter von der sachten Krümmung entfernt. Aus dieser Entfernung kann man es sehen – oder doch zumindest erahnen – wenn man sich auf die winzigen Energiefunken konzentriert, die dich ab und zu über die Oberfläche bewegen. Man kann es hier deutlich hören, ein niedrigfrequenter gleichmäßiger Summton. Und man kann es spüren. Eine Spannung, die von ihm ausgeht, wie Gewitterluft.
Sie sagen, es sei gefährlich, nachts in die Wüste zu gehen. Sie sagen, sie haben bereits Erfrorene bergen müssen, die nicht auf die Nachttemperaturen eingestellt gewesen sind. Unwahrscheinlich, in ihrem Fall. Selbst barfuß und nur mit Shorts und Bandeau bekleidet.
Sie sagen auch, dass es leicht ist, sich zu verirren. Irgendwo zwischen den Dünen verloren zu gehen. Dort im schlimmsten Fall zu verdursten, wenn niemand einen findet. Ebenfalls unwahrscheinlich. Zwei Monde und eine sternklare Nacht bieten mehr als genug Orientierungspunkte, wenn man zumindest grob weiß, wie es funktioniert. Außerdem liegt die Base am Hang des Bergkamms, der auch über eine Entfernung von mehreren Klicks noch deutlich zu erkennen ist.
Ein leichtes Prickeln auf den nackten Teilen der Haut ist zu spüren, als sie die Kuppel des Gravitationsfelds verlässt, gleich darauf abgelöst von dem abrupten Gefühl von Trägheit und Schwere, als die natürliche Gravitation des Planeten mit beinahe doppelter Stärke auf den eigenen Körper wirkt. Ihre Füße werden tiefer in den Sand gedrückt, die Muskeln der Beine spannen sich automatisch mehr an, als sie zusätzliches Gewicht ausgleichen müssen. Noch einmal bleibt sie stehen, dieses Mal allerdings nur ein paar Atemzüge lang, bis sich erste Gewöhnung eingestellt hat. Dann geht sie los. Lässt die Basis mit ihrem bisschen Zivilisation hinter sich. Ihre nackten Füße hinterlassen keine klaren Abdrücke sondern nur Mulden, die schon wenige Minuten später nicht mehr zu sehen sein werden, weil der Wind sie wieder mit feinstem Wüstensand gefüllt hat.
Sie lässt vierzehn der Dünen hinter sich, bis von dem Dorf und auch den höheren Gravitationsfeldgeneratoren nichts mehr zu sehen ist und selbst die oberen Gebäude im Berghang nicht mehr sind als winzige Lichter im Stein. Überquert den Scheitelpunkt von Düne Nummer fünfzehn, um auf halber Höhe ihres Abfalls zu stoppen, sich in den Sand zu setzen. Die Beine angezogen, die Arme auf den Knien abgelegt, sieht sie in die Weiten der Wüste, lauscht auf das Geräusch von Milliarden sich im Wind bewegender Sandkörner.
Es ist keine spontane Idee gewesen. Keine undurchdachte und nicht geplante Scheiße aus einem Impuls heraus. Das Vorhaben, nach Coruscant zurückzukehren – zumindest noch dieses eine, letzte Mal – ist so alt wie die Nachricht der Blockadeauflösung. Wahrscheinlich älter.
Als sie dort gestanden haben, in der Cafeteria eines schäbigen Motels auf Ylesia, eine Entscheidung treffen mussten wohin ihr Weg sie führt, hat Patch wissen wollen, warum es ihnen so leicht fällt, ihr Leben zurückzulassen. Ihre Antwort darauf ist so schlicht wie bitter; es gibt kein Leben mehr das sie zurücklassen könnte. Das allerdings ist es nicht gewesen, was sie dem Zabrak gesagt hat, als er dort stand, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, vielleicht etwas zu bewirken und dem, seine Partnerin nach Monaten der Blockade wiederzusehen. Was sie ihm zugeflüstert hat, eine Hand mit leichtem Druck auf seiner Schulter, war ein Eid.
“Wir gehen nach Coruscant. Sehr bald. Das ist'ein Versprechen.“
Ein Versprechen, das ihm galt... aber nicht nur. Genauso galt es ihr selber. Ein letztes Mal. Zurückkehren an den einen Ort, der ihr Momente des Glücks und des Friedens erlaubt hat. Dort für eine Weile Schwäche zulassen. Trauer und Verzweiflung, Wut und Enttäuschung. Es dann zurücklassen. Akzeptieren. Abschließen, wie die Tür ihrer Wohnung. Gehen – weitergehen – wohin auch immer, auf einer Reise ohne Ziel. Vielleicht funktioniert es nicht, aber es besteht die Chance dazu. Die einzige Chance die sie sieht, diesen glimmenden Ball an Emotion nicht dauerhaft kontrollieren – separieren – zu müssen. Zeit heilt einen Scheiß!
Patch gegenüber kann sie das Versprechen nicht erfüllen, zumindest zur Zeit nicht – er ist gestern abgereist, mit dem Mond als Ziel. Ein langfristig angesetzter Undercovereinsatz zum Informationsgewinn an einem Ort, der etwas näher an der Zivilisation ist als Carida. Sich selbst gegenüber allerdings schon.
Mhia war ausgesprochen guter Laune, als sie sich zufällig in der kleinen Bar getroffen haben. Der Luxus von Ignoranz – die Fähigkeit, generelle Scheiße ausblenden zu können, solange sie einen nicht direkt betrifft. Rays Laune hingegen ist beschissen gewesen, noch beschissener als sonst. Auch das ist der Luxus von Ignoranz – die Fähigkeit, aus Nichts ein Problem konstruieren zu können, mit dem man sich gedanklich und emotional beschäftigt, um sich nicht mit etwas anderem beschäftigen zu müssen.
“Dieser... Rodianer, der mit der Waffentechnikerin anbandelt. Haben mich zum Essen eingeladen weil ich so aussehe wie ein Kerl auf einem Propagandaposter. Was sie nicht wissen... das bin ich.“
„Echt? Kann ich das mal sehen? Haben wir hier eins?“
„Irgendwie... erscheint es mir nich' total durchdacht, dass dich wer auf'nen Propagandaposter geklatscht hat. Just sayin'.“
„Ja, war wirklich eine bescheuerte Idee. Und nein, wir haben keins davon und wir werden das nicht rumreichen! Vor Allem nicht an Zhay!“
„Naja, rein optisch erfüllt er doch alle Merkmale, die als Eyecatcher dienen können? Kann ich bitte ein Ray-Poster haben? Ich hatte noch nie ein Poster an der Wand!“
„Und klar. Werben wir für'die Armee mit jemandem, dem im Dienst das halbe Gesicht weggefräst wurde und der'nen Auge ersetzt bekommen musste. Das ist wenigstens sowas'Ähnliches wie ehrlich.“
„Die eine Seite ist doch noch gut!“
„Könnten wir das Thema wechseln?“
Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte einfach geschwiegen. Aber Ray ist ein Nostalgiker und Mhia musste ohne irgendwas an Vorbereitungszeit – ohne die Möglichkeit, etwas Persönliches mitzunehmen – von Corellia fliehen.
“Hast du noch'was Persönliches auf Triple Zero, Ray? Un'du? Coronet?“
Eine einfache Frage. Das Angebot, derartige Dinge zu holen, wenn sie sowieso die Kernwelten anfliegt.
“Schwer zu sagen, das hängt davon ab ob mein Apartment noch steht.“
„Aye, tut's. Die Krater befinden sich ausschließlich da, wo'sich Militärposten befanden. Siebzehn Zivilgebäude sind'meiner Recherche nach in Mitleidenschaft gezogen, die sind aber alle in'direkter Nähe eines Postens. Weder deins, noch meins.“
Sie hat ein ziemlich genaues Bild von den Schäden der Hauptstadt, über fast zwei Wochen hat Coruscant im Fokus ihrer Nachforschungen gelegen. Die Presse ist klar zensiert, kritische Berichterstattung zum Senatsentschluss, die Verträge zu unterschreiben, gibt es so gut wie keine. Vieles, was während der Zeit der Belagerung geschrieben wurde, wurde im Nachhinein wieder von den Pages genommen. Aber das CoruNet ist zu groß, es vollständig zu kontrollieren. Social Media und private Blogs berichten was die Presse nicht tut. Zum Beispiel dass jeder Soldat, der am Boden gestorben ist, während Kampfdroiden mit Orbitalunterstützung die Baracken der Home Fleet eingeäschert haben, nur als MiA statt KiA gilt solange nicht klar eine Leiche zuzuordnen ist, um die Verlustzahlen künstlich gering zu halten. Zum Beispiel dass Versorgungsengpässe während der Blockade zu Hungersnöten und erheblichem Ansteigen der Kriminalität auf unteren Ebenen geführt haben, während der Oberstadt lediglich Luxusgüter ausgegangen sind. Bildmaterial der Schäden. Vereinzelt sogar direkter Kampfhandlungen.
“Was hast du vor?“
„Rate.“
„Du willst sicher keine Erinnerungsstücke einsammeln. Wozu das Zeug vernichten?“
„Will ich nich'?“
„Du... Trigger... willst so viel Aufwand betreiben für was? Ein Memento?“
Ihr Blick ist eine Warnung gewesen. Wie verdammt gefährlich der Pfad ist, den er eingeschlagen hat. Gerade er, die einzige Person – neben Decker vielleicht – die ihren Werdegang kennt. Die Basis ihrer Entscheidungen. Der einzige, der auch nur vage ermessen kann, wie hoch der Preis ist, den sie bezahlt hat.
“Ich sage, wir sollten das machen lassen und nicht selbst tun. Unsere Gesichter auf Triple Zero? Keine gute Idee.“
„Yeah, ehm... wie sag ich das am Besten: Ich hab dich'gefragt ob'du persönlichen Besitz hast, den'du wiederhaben willst. Nicht, was'du davon hältst.“
Eine weitere Warnung. Deutlicher, dieses Mal. Eine weitere Gelegenheit, die sie ihm gegeben hat, es gut sein zu lassen.
“Ich verstehe dass du niemanden an dein Zeug lassen willst aber bei den Sternen, das ist unnötig unsicher.“
„Das is' Banthashit. Der SIS hat gar nich' die Leute für irgendwas an Überwachung das nich' problemlos zu umgehen is'.“
Er glaubt daran, was er gesagt hat. An das immense Risiko auf Entdeckung. Er muss daran glauben, weil das in seiner kleinen Welt das einzige ist, was ihn von Coruscant fernhält. Aber nur, weil jemand daran glaubt, wird es nicht wahr. Natürlich gibt es ein Risiko, aber das ist gering. Sehr viel geringer als in seiner Vorstellung.
“Mag sein, aber wir haben Wichtigeres zu tun als irgendwelche... Fotos von Zuhause zu holen.“
Sie hat sich bewegt, bevor er den Satz beendet hat. Aus dem Schneidersitz auf die Füße, drei verkürzte Schritte, die Entfernung zu überbrücken, ein vierter aufs Knie um die Höhe auszugleichen. Ein schneller, harter Faustschlag auf seinen Kiefer, links, anderthalb Handbreit unter seinem cybernetischen Auge, das echte Auge perplex geweitet, seine Hände noch in der Aufwärts-Abwehrbewegung.
Sie hat nicht die Kontrolle verloren, auch wenn sie das glauben werden. Sie hat sie lediglich ein kleines Bisschen gelockert. Wäre ersteres der Fall gewesen, hätte sie auf seinen Kehlkopf statt des Kiefers gezielt. Aber schon das ist hart gewesen. Es zurück zu zwingen. Dem Gefühl keinen weiteren Freiraum zu geben.
Er hat sie zurückgestoßen, Mhia ist aufgesprungen und hat dazwischen gerufen. Harte, schnelle Atemzüge haben in ihrer Brust gebrannt, als sie an der Lehne der Sitzbank zusammengesackt ist. Der Ball aus Emotion hat sich gewünscht, dass Ray zum Gegenangriff übergeht. Sich wehrt, damit sie ihm wehtun kann. Aber der Verstand kontrolliert. Hat die Bewegung ihrer Faust vor ihre Augen kontrolliert. Das langsame Öffnen. Das Lösen der so stark angespannten Muskeln, dass sie gezittert haben. Den Atem, der das mit zu viel Sauerstoff angereicherte Blut in ihren Ohren hat rauschen lassen.
Sie schrägt den Kopf, ballt die behandschuhte Rechte zur Faust und hebt sie an. Betrachtet sie nachdenklich. Öffnet sie langsam wieder.
“Immerhin taust du auf. Ich gebe zu, das war unfair. Wir haben trotzdem Wichtigeres zu tun.“
Kontrolle.
“Du willst nicht dass ich... auftaue. Ich will das nicht. Niemand hier will das... glaub mir.“
Etwa einen Meter unter ihr versucht ein Käfer, die Düne zu erklimmen. Er kommt kaum vorwärts, der feine Sand unter ihm rutscht bei der Bewegung, macht einen Großteil seines Vorankommens zunichte. Sie lässt die Hand sinken, fixiert stattdessen den Käfer.
“Ich will nur ja oder nein hören, okay? Hast du verstanden warum das passiert ist?“
„Ich kann nicht mit ja antworten. Ich verstehe sie nicht... hab' ich nie, werd' ich nie.“
Sie bohrt den Zeh in den Boden. Schnippt ihn wieder an die Oberfläche. Beobachtet, wie die dadurch ausgelöste Sandlawine das kleine Tier erfasst, ihm sämtlichen Halt raubt und es die Düne herunterträgt.
Er ist gegangen. Mhia hat geredet. Fragen gestellt. Das Zittern der Muskelverspannung ihrer Hand kontrolliert.
Sie hat geantwortet. Ehrlich. Auf der faktischen Seite.
“Tut er das nochmal, dann breche ich ihm etwas.“
Es ist keine Drohung gewesen. Eher eine Ankündigung.
Als sie Corellia verlassen haben, er angeschossen auf dem fliehenden Schiff operiert werden musste, hat sie sich Sorgen gemacht. Sorgen dass er stirbt. Oder irreparable Folgeschäden davonträgt. Keine Sorgen um einen Kollegen, sondern um einen Freund.
Nachdem die Nachricht der Abriegelung sie erreicht hat, hat er sie zu sich in die Medbay gebeten. Ein persönlicheres Gespräch. Er hat ihr Fragen gestellt – aber nicht eine dieser Fragen hatte zum Ziel, in Erfahrung zu bringen, wie es ihr geht. Es ging um ihn, einzig und ausschließlich. Er hat sie benutzt, einen Weg zu finden um klarzukommen. In seiner Welt, in der er sich nicht einmal die Mühe macht, andere zu verstehen sondern es kategorisch ablehnt, geht es immer um ihn.
Sie macht sich keine Sorgen mehr um einen Freund.
Sie hat keinen.
Am Ende ist man immer allein. -
Schade, grob zweieinhalb Jahre zu spät.
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Carida, Carida Base, mitten in der Nacht
Nachtaktivität stellt sich auch bei den anderen ein, zumindest zum Teil. Es ist beinahe zwei Uhr, Ray ist gerade auf dem Weg zum Training gewesen, Brownie hat sich zwar verabschiedet, wirkte aber ebenfalls nicht, als würde sie zu Bett gehen wollen, Junior sitzt unter einer der Planen, futtert Kekse in sich hinein – hat der Kerl schon jemals in seinem Leben irgendwas Gesundes gegessen? - und tippt auf seinem Pad herum.
Sie ist auch gegangen, zum Quartier um sich etwas Stabileres anzuziehen, das für eine Kletterpartie in den Bergen jenseits des Gravitationsfelds geeignet ist. Dabei hat sie nicht den Weg durch den Tunnel genommen sondern ist die Wand der Senke heruntergeklettert in der sich die Eingänge zu ihren Zimmern befinden; sie hat Zhay nicht stören wollen der einen Teil des Tunnels für die Schrauberei an seinem Swoop vereinnahmt hat – halt, technisch ist es ihrs, eine Langzeitleihgabe, weil Jedi keinen Besitz haben dürfen. Sie kann ihn sehen, von dort wo sie steht; zwischen den kleinen Zelten die sich an einer Wand entlangziehen ist sie vor Blicken geschützt und hat gleichzeitig einen Winkel, in dem sie ein gutes Stück in den Tunnel hineinsehen kann. Genug, das heruntergekommene Swoop zu sehen, dass dort aufgebockt steht. Und den Padawan, der davor kniet, einen Arm bis zum Ellenbogen im rechten Schubtriebwerk, während sein konzentrierter Blick auf dem Holoschirm seines Pads ruht, den er vergrößert an die nahe Wand geworfen hat, das technische Abbild des Triebwerks auf die graue Oberfläche projiziert.
Sie beobachtet ihn, eine ganze Weile schon. Weiß er, dass sie hier ist? Nein, wahrscheinlich nicht, er ist zu sehr auf seine Arbeit fokussiert, im Versuch die Feinstaubfilter einzubauen, die sie ihm gegeben hat, damit das Ding vor dem Wüstensand geschützt ist. Lange ist das zum Scheitern verurteilt gewesen, weil er die dünnen Scheiben falsch herum in die Getriebeschale geschoben hat, die Krümmung nach außen statt nach innen, was mit der Repulsorkartusche kollidiert – Filter sind auf der technischen Zeichnung nicht markiert, sie gehören nicht zum Standard. Sie hätte es ihm sagen können, aber sie hat ihm gestern, als sie ihm das von Mond mitgebrachte Swoop gegeben hat, gesagt dass er sie immer fragen könne, was er nicht getan hat. Er will es alleine hinbekommen und auch wenn das ein Wunsch ist der spätestens an der Schaltung der Hauptplatine wahrscheinlich scheitern wird, respektiert sie ihn.
Er sieht jung aus, wie er da hockt, sich unbeobachtet wähnend. So jung wie er eigentlich ist, ein Teenager. Das erste Mal seit vielen, vielen Monaten dass man ihm das auch ansieht – das Schicksal, die Macht oder auch irgendein blöder Zufall hat einen wirklich beschissenen Zeitpunkt für ihn gewählt, erwachsen zu werden.
Ob sie noch fühle, hat er vor zwei Nächten von ihr wissen wollen. Eine bittere Frage. Ist es das, was andere Spezies in Chiss sehen? Nicht fühlen, nur denken? Kalt und effizient? Es ist nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Sie ist keine Maschine, natürlich fühlt sie – aber der Verstand kontrolliert.
“Es ist klar dass dir die Einheit etwas bedeutet. Aber davor war es persönlicher.“
„Davor war'meine Motivation persönlicher.“
Sie hat einen Ort gehabt an den sie zurückkehren konnte. Nach Hause kommen konnte. Ein Ort des Friedens in einer von Scheiße überladenen kriegsgebeutelten Galaxie.
“Wenn der Krieg vorbei ist, werd ich glaub ich Winzer auf Alderaan. Hatte eigentlich vor, dann vielleicht sesshaft zu werden. Weißt, mit Haus und so ein paar nervigen Kindern die mit in den Wahnsinn treiben und für die ich ein alter Sack bin der von nichts 'ne Ahnung hat. Hatte nicht vor mein ganzes Leben lang durchs All zu ziehen und... das weiter zu machen was ich jetzt mache.“
Eine Zukunft. An die sie glauben wollte.
“'s könnteste nich'. Zuminnest nich' lange. Ma' davon abgesehe'n dass'de zu den Leut'n gehörst, die sich selber nichma' 'ne Zukunft geb'n.“
„Doch, ich geb mir eigentlich eine. Aber pssst, dass es ja keiner weiß.“
Eine Zukunft an die er geglaubt hat. Ob er die Illusion, es könne so sein, bis zum Ende aufrecht erhalten hat? Oder ist er irgendwann vorher ernüchtert?
“Und jetzt ist sie das nicht mehr? Wobei mir schwer etwas Persönlicheres einfällt als um seine Heimat zu kämpfen.“
„Meine... Heimat existiert nicht'mehr. Und es gibt nichts was daran irgendwas ändern kann. Ich kann'es nur hinnehmen.“
Hinnehmen. Abschließen.
“Du tust was du immer tust. Du hältst mich für einen deiner Fehler und kommst drüber hinweg. Du beendest.“
„Ich hab vor fast'nem Jahr beennet. Das'hier is' nur 'n Punkte hinter'nem lange fertig geschriebenen Satz.“
„Was du tust ist – wie immer – recht logisch.“
Sie verstehen es nicht. Wie einfach Kontrolle ist, wenn man es so gelernt hat. Und sie ist nicht in der Lage, es zu erklären.
“Ich bin kein'Mensch. Ich bin nicht menschlich. Nie gewesen, werd's nie sein. Ich hab mich... dem angenähert, aber das, was'mich maßgeblich menschlich gemacht hat, ist auf Coruscant gestorben.“
Ob sie das sicher wisse, hat er gefragt. Sie hat ihm die Gedankenkette erläutert, die nur den einen Schluss zulässt.
“Und was ist'meine Alternative? Mich an noch'so kleine bescheuerte Ideen was sein könnte klammern? Nach Coruscant gehen und Fragen stellen? Vielleicht suchen? ...hoffen? Auf'was genau?“
Verstehen sie nicht, dass sie die Möglichkeit nicht zulassen kann? Nicht darf? Dass sie, würde sie akzeptieren dass sie da ist, wie gering auch immer, ihr Denken und Handeln bestimmen würde?
“Du meinst so eine Chance wie Eins zu einer Milliarde? Billion? Trigger, das bist du. Eine Chiss im Huttenraum, Schmuggler, Kriminelle, SIS, Republik, Dinner auf Alderaan, Händeschütteln in der ganzen Galaxie, ein Ring am Finger. Du bist Eins zu einer Billion. Und du stehst vor mir.“
Das weiß sie, verdammt! Sie weiß wie fragil Wahrscheinlichkeiten sind, egal wie die Berechnungen dazu aussehen. Aber sie muss es ignorieren. Sie kann und wird nicht zulassen, dass es die ganze Zeit wehtut. Der Verstand kontrolliert – und Leere ist besser als Schmerz.
“Ich erwarte gar nichts. Ich fordere auch nichts. Ich... vermiss nur Trigger, und auch wenn ich weiß dass die Trigger die ich kannnte vermutlich nie wiederkommen wird, versuch ich Wahrscheinlichkeiten abzustecken.“
„Die Trigger die'du kanntest war glücklich... es ist eine Erfahrung für die'sie über dreißig Jahre ihres Lebens gebraucht hat, um sie'zu machen. Die Zeit war kurz. Zu kurz. Aber sie ist'vorbei.“
„Ja, sie war zu kurz. Und ich muss den Verlust akzeptieren. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht – für irgendwann – den Gedanken aufheben kann, dass Trigger diese Erfahrung nicht nochmal machen könnte.“
„Du kannst aufheben was du willst. Ich werde es nicht'tun.“
Verständnis, gepaart mit Frust. Ein Moment des Trotzes, als wolle er weiter reden. Sie überzeugen. Nicht aufgeben. Akzeptanz, als er die Augen schließt.
“Trigger...“
„Mh?“
„Die Zeit davor, die wir uns kannten... war auch zu kurz. Ich werde es nicht vergessen. Nur... dass du's weißt.“
Sie auch nicht. Sie vergisst nie. Nichts.
„Erinnerungen... sind das, was bleibt.“
Den sechzehnjährigen Jungen nicht, der mit Tython seine Heimat verloren hat. Der versucht hat stark zu sein, obwohl er innerlich kurz davor war zu zerbrechen. Der auf der verzweifelten Suche nach einem Platz an den er gehört gewesen ist. Der sich gegen alle Widerstände aufgerappelt und gekämpft hat. Der nicht wie die anderen Jedi bei ihnen ist sondern zu ihnen gehört.
“Ja, die sind für immer. Jeder Bruch. Jede Unebenheit. Jedes bisschen Schönheit.“
Aidan nicht. Hirom nicht. Eve nicht. All die anderen nicht, die ihr etwas bedeutet haben und von denen sie entweder weiß dass sie tot sind oder nicht weiß ob sie noch leben.
“So gesehen... verlieren wir niemals jemanden.“
Ihren Mann nicht, der sie gelehrt hat was Glück ist. Was Vergebung ist. Was Liebe ist.
Was sie Zhay nicht erzählt hat ist die Tatsache, dass sie jede freie Sekunde die Augen schließt und die Vergangenheit in Erinnerung ruft. Durchlebt, mit einem Brainfuck, der sich an jede Kleinigkeit erinnert. Nichts verblassen lässt.
Er irrt. Es ist dennoch ein Verlust. Egal wie deutlich, sich zu erinnern ist nicht das Gleiche. -
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Carida, am Rand der Forgofshar-Wüste, sehr früh am Morgen
Sie behaupten, nachts sei es kalt in der Wüste. Aber das stimmt nicht, zumindest nicht von ihrem Standpunkt aus gesehen. Nur weil ein Temperaturabfall von dreißig bis vierzig Grad stattfindet, ist das Endresultat noch lange nicht kalt sondern lediglich nicht mehr unerträglich heiß.
Neun Grad hat das Thermometer an ihrem Pad ihr angezeigt als sie auf das Dach des letzten Rundbaus vor dem Ende des kleinen Orts – und damit dem Ende des Schilds, das die Gravitation hier normalisiert – geklettert ist. Neun Grad und das ganz am Ende der Nacht, der Himmel an Horizont verfärbt sich bereits, bald würde die Sonne aufgehen. Nein. Das ist alles andere als kalt!
Sie verstehe ihr Problem nicht, hat Brownie gesagt als sie hier angekommen sind. In ihrer so grundmenschlichen Ignoranz ist die Frau nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es keine bloße Frage der Präferenzen ist sondern dass es biologische Unterschiede gibt die die Hitze für eine Chiss zur Tortur machen. Die eine Dauerbelastung für ihren Körper sind. Sie tun so als würde sie sich nur anstellen und sei empfindlich. Erwarten von ihr, sich zusammenzureißen. Aber das ist genauso lächerlich, als würde sie von ihnen erwarten keine Erfrierungserscheinungen zu kriegen wenn sie ohne schützende Kleidung Minustemperaturen ausgesetzt sind. Ihnen zu sagen, sie sollen sich nicht so anstellen, während ihnen Finger und Zehen absterben.
Sie verstehen es nicht und es macht keinen Sinn, es zu erklären; Ignoranz für alles das nicht Teil ihres persönlichen kleinen Universums ist, ist zu tief in ihrer Kultur, ihrer Gesellschaft und ihrem Sein verwurzelt. So tief, dass sie es nicht einmal merken. Und der Orden der Jedi hat diese in der ganzen Galaxie vertretene Eigenschaft noch einmal vollkommen überspitzt. Es ist beinahe komisch zu beobachten, wie die beiden Ritter, die sehr offensichtlich nicht besonders gut miteinander auskommen, den wahrscheinlichen Grund für diese Antipathie aus der exakt gleichen Quelle an Ignoranz schöpfen, ohne es auch nur zu merken. Aufgeschlossenheit und Verständnis mögen Ideale des Ordens sein – aber es sind Ideale, von denen annähernd jeder Jedi den sie kennt Lichtjahre entfernt ist. Womit sie sich trotz allem elitären Gehabe ganz wunderbar in die Galaxie einfügen in der sie leben.
Sie würde das im Auge behalten müssen. Nicht die sie umgebende Ignoranz sondern ihren Gesundheitszustand. Sie verliert zu viel Flüssigkeit, außerdem erreicht ihr Blutdruck tagsüber teilweise alarmierende Werte. Wenn sie nicht aufpasst, wird körperliche Überlastung sie einfach umkippen lassen. Vielleicht sollte sie ihren Tagesrhythmus verändern. Die größte Hitze nutzen, in den immerhin klimatisierten Quartieren zu schlafen. Ihre wirklich aktive Zeit und die Trainings auf die Nacht verlegen. Zusehen, tagsüber so viel Zeit wie möglich in den heruntergekühlten Räumen zu verbringen. Zur Not auf dem Schiff, wenn Leute anfangen, ihr auf die Nerven zu gehen, weil sie sie als untätig einstufen – oder ihr sagen dass sie sich nicht so anstellen soll.
Ausdruckslos beobachtet sie die Färbung des Horizonts. Wie das schwarz erst von einem dunklen lila abgelöst wird, dann heller wird. Rötlicher. Die Zeit des Tages – neben dem Sonnenuntergang – in der sie nicht besonders gut sehen kann. Nachts ist alles deutlich. Farblos zwar, aber gestochen scharf und klar. Schärfer sogar als tagsüber, wenn Farbe dazukommt, weil es sich auf das Wesentliche beschränkt. Die Zeit zwischen Tag und Nacht allerdings ist ätzend. Ihr Hirn weiß nicht was sinnvoll ist, das eine schon zu hell, das andere noch zu dunkel, ihre Augen brennen als sie zwischen den Sichtspektren hin und her wechseln – Anstrengung, die dumpfen Kopfschmerz hinterlässt.
Der Sonnenaufgang hier sieht anders aus als auf Coruscant; auch hier herrscht ein erheblicher Rotanteil durch die stärkere Streuung des Lichts, aber es fehlt ein guter Teil des sonstigen Farbenspiels. Es fehlt ein guter Teil des Smogs in der Atmosphäre, dessen Moleküle den Lichteinfall verändern.
Coruscant... sie würde zurückkehren müssen, und das sehr bald. Sie hat es Patch versprochen. Seine... was ist sie eigentlich? Freundin? Verlobte? Frau? Erbärmlich, dass sie nie danach gefragt hat. Was auch immer sie ist, sie würde wissen dass das MiA nicht zutrifft; Patch und sie hatten Comkontakt nachdem Coruscant wieder erreichbar gewesen ist. Sie können also ihrem Informationsstand nach nicht während des Angriffs auf Corellia verschwunden sein. Vielleicht ist sie schlau, denkt ein bisschen weiter und kann zumindest vermuten dass es für das Fernbleiben der Einheit einen guten Grund gibt. Vielleicht aber auch nicht, dann würde sie es melden, dass das nicht sein kann. Nicht aus der Absicht heraus die Operation zu gefährden sondern einfach, um Patch wiederzusehen. Vielleicht sollte er sie noch einmal kontaktieren, ihr sagen, dass sie schweigen soll. Ihr sagen, dass er bald nach Coruscant kommt. Vielleicht könnte man die Frau in dem Zuge als Maulwurf etablieren, je nachdem wo sie arbeitet. Auch danach hat sie nie gefragt, was ebenfalls erbärmlich ist.
Sie würde die Zeit nutzen, noch ein paar Dinge aus ihrer Wohnung zu holen. Sie hat zwar in den Monaten vor der Abriegelung Coruscants einige Sachen aufs Schiff geschafft, weil sie alle damit gerechnet haben, dass ein Angriff irgendwann passieren würde, aber es gibt noch das eine oder andere dort was sie nicht verpackt hat. Persönliches.
Was passiert überhaupt mit einer Wohnung, dessen Kreditnehmer tot und missed in action sind? Würde es die Bank überhaupt interessieren, solange das Konto gedeckt ist von dem die Rate gebucht wird? Das sollte grob überschlagen noch sechseinhalb Jahre der Fall sein, dem Kontostand zur Abriegelung nach. Länger, wenn die ersten Monate noch Gehalt gezahlt wurde.
Hat sie gehofft? Vielleicht. Ganz ausschließen kann sie es nicht. Selbst hohe Wahrscheinlichkeiten sind nur eine Option, solange sie nicht eintreffen. Sogar eine Misserfolgsrechnung von 99,9% hat 0,1% Erfolgschance. Wenn sie aber gehofft hat, dann zumindest nicht genug dass es sie beeinträchtigt hat, als auch nach der Öffnung Coruscants keine Nachricht kam. Seine Mutter hat mehrfach versucht sie zu erreichen, aber sie ist nicht rangegangen. Bis sie gestern Abend, vierzehn Tage nach der Blockadeauflösung, ihr Com deaktiviert hat.
Sie würde morgen erneut in den hutt space fliegen – das Team braucht IDs die nicht vom SIS erfasst sind und Decker hat ganz pragmatisch angewiesen, falsche IDs zu kaufen. Vielleicht sollte sie diese Reise nutzen, einmal bei Snatch vorbeizuschauen um ihr die Situation zu erklären; meldet sie sich nicht, traut sie dem Cyborg zu, ihr virtuell hinterherzuschnüffeln und früher oder später würde sie Erfolg haben. Besser, das gleich zu klären als darauf zu hoffen, dass es schon nicht zu einem Problem wird. Außerdem ist das der leichteste Weg, ein paar Transpondercodes zu besorgen, die noch niemandem bekannt sind. Irgendetwas was nicht auffällt wenn sie nach Coruscant fliegen und das auch noch nie irgendwo von ihr benutzt wurde. Und Snatch würde ihr ein Update geben können, wo sie am besten an die IDs kommt. Sie kennt zwar ein paar Quellen, ist aber schon zu lange vom Mond weg als dass sie noch weiß, wie aktuell die sind.
Ein rot leuchtender Streifen schiebt sich über den Horizont. Sie starrt so lange darauf, bis ihre Augen sich endlich entschließen im Tagsichtspektrum zu bleiben, schließt sie dann, weil sie geblendet ist, beobachtet die Lichtpunkte, die vor den geschlossenen Lidern tanzen.
Sie merkt sofort wie die Wärme zunimmt, in nicht einmal einer halben Stunde, wenn die Sonne ganz über den Horizont ist, würde es bereits gute zwanzig Grad wärmer sein als jetzt. Von weiter weg hört sie Geräusche von Speedern, Dorfbewohner die in die Berge zu ihren Herden und Gewächshäusern aufbrechen. Immerhin das, der kleine Basar bietet fast ausschließlich organisches Essen. Und Trinken, die Würzmilch schmeckt verdammt gut!
Sie drückt sich auf die Füße, bewegt sich so weit auf dem Bungalow entlang wie es die Krümmung des Dachs erlaubt, stößt sich ab, springt und kommt im Schatten des Gebäudes zum Stehen, die Füße graben sich fast knöcheltief in den Sand.
Training. Schlaf. Später hoffentlich eine Agenda, die die Zukunft mit Arbeit füllt. -
EDIT:
Whoops! Das war falsch, das sollte woanders hin! *hüstel* -
Wobei man bei "Konsequenz" natürlich auch noch etwas vorsichtig sein muss mit den ooc-Gründen.
Plot über 5 Tage, 8 Teilnehmer. An Tag 3 gibt es ein Standgericht für einen Gefangenen, an dem alle teilzunehmen haben. Spieler 4 ist aber (angekündigt, Oma hat 75. Geburtstag) nicht da. Das darf keine Konsequenz geben, da muss man den Charakter halt... still irgendwo in der letzten Reihe sehen oder so. -
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Die 'Sidekick', irgendwo im Hyperraum, achtzehn Stunden später
Sie starrt auf die Holowand, die in geisterhaftem Holoblau vor sich hin rauscht. Bewegt sich nicht. Blinzelt nicht. Lauscht dem Hämmern ihres Herzens, während sie dennoch ruhige, tiefe Atemzüge durch die Nase zwingt.
Natürlich hat sie gewusst, welche Nachricht sie erreichen würde, in dem Moment, in dem der Hyperraumknoten den sie passiert haben einen Ping gesendet hat, dass man im Normalraum versucht hat, das Schiff zu erreichen. Es musste eine Prioritätsnachricht der republikanischen Behörden sein, eine private Nummer hätte sie erst erreicht, wenn sie wieder in Reichweite eines echten Kommunikationsrelais gewesen wären. Eigentlich hat sie es schon bei dem letzten Stopp gewusst, bei dem sie die Situation gecheckt haben und feststellen mussten, dass Corellia inzwischen gänzlich unerreichbar ist, die großen Handelsrouten geblockt, Coruscant in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
Sie haben es alle gewusst.“Wir schreiben null-sieben sechzehn nvC. Vor wenigen Stunden haben wir erfahren dass die republikanische Flotte als nicht mehr handlungsfähig eingestuft wurde und ich bin sicher, Sie werden das innerhalb der nächsten Tage ebenfalls erfahren. Diese Aufzeichnung dient dem worst case Szenario dass Coruscant im Laufe der nächsten Wochen oder Monate angegriffen wird und Sie zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort sind.“
Aber dieses Wissen war lediglich eine Annahme, wenn auch eine mit einer brutal hohen Wahrscheinlichkeit. Etwas vollkommen anderes ist es gewesen, es zu hören. Dadurch ist es real geworden. Unumstößlicher Fakt. Ohne auch nur noch den kleinsten Raum für irgendeine absurde Form der Hoffnung, es könne anders kommen.
“Sollten Sie dies also zu Gesicht bekommen... ist dieses Szenario eingetroffen. Der Feind steht vor Galactic City.“
Die Worte sind in ihr Steißbein eingedrungen, Silbe für Silbe ihre Wirbelsäule hoch gekrochen und haben alles auf ihrem Weg halb taub zurückgelassen. Langsam und beinahe zärtlich, wie die nur minimale Berührung von nach oben streichenden Fingern. Fingern aus flüssigem Stickstoff.
“Sie werden nicht, ich betone, nicht zurückkehren.“
Coruscant, nein, die gesamten Kernwelten würden nicht standhalten können. Im letzten Jahr des Krieges hatte es nicht einen einzigen Sieg gegeben, nicht einmal zu den Zeiten zu denen ihre Flotte noch nicht verkrüppelt und handlungsunfähig gewesen ist. Vielleicht würde der planetare Schild die Oberfläche eine Weile schützen, aber eine Ecumenopole, die derart auf Versorgungslinien nach außen angewiesen ist, um alleine die Grundversorgung zu decken könnte auch ausgehungert werden ohne dass auch nur ein Gegner den Orbit verlässt.
Galactic City unter Angriff bedeutete mehr als ein weiterer Planet als Opfer dieses Kriegs; es bedeutete das Ende der Republik, die sie kennen.“Senior Agent Johnson, im Speicher Ihres Dienstcoms befindet sich ein File mit der Kennung 5-Cherek-Orent-7. Wenn Sie dieses File öffnen, werden Sie zu einer Passworteingabe aufgefordert. Das entsprechende Passwort lautet fuckthisshit. Zusammen. Alles klein. Das File enthält Ihre Notfallpläne inklusive der Koordinaten Ihres nächsten Ziels. Es gibt Agenten in dieser Galaxie die – ähnlich wie wir – mit dem Schlimmsten gerechnet haben anstatt wegzusehen. Sie sind also nicht allein. Denken Sie bitte immer daran was wir nie besprochen haben. Wie es um Ihre Anstellung und Ihre Pflichten bestellt ist. Dass wir kämpfen werden, auch gegen einen Gegner der unbezwingbar scheint.“
Kämpfen. Verlieren.
Billiarden von Leben bisher, vielleicht noch Billiarden mehr in der Zukunft.
Ihre Heimat – das zweite Mal in ihrem Leben.
Alles, was sie sich aufgebaut hat und an dass sie irgendwann – schleichend – begonnen hat zu glauben.
Die Hoffnung.“Sie wurden alle sorgfältig ausgewählt. Nicht nur wegen Ihrer Fähigkeiten, sondern vor Allem aufgrund Ihres Charakters und Ihrer Determination. Nicht wenige von Ihnen müssen jetzt etwas zurücklassen, sei es hier auf Triple Zero oder an anderen Orten im Kern. Wir verlangen diesen Kampf nicht von Ihnen, aber wir wissen dass Sie ihn annehmen werden. Wir werden unser Möglichstes tun, ein Auge auf Ihre Verbliebenen zu haben, aber Sie alle sind klug und erfahren genug zu wissen, dass wir in diesem Szenario für nichts garantieren können. Vertrauen Sie uns, einander und der Determination unserer Kräfte. An die Arbeit, Countersphere.“
'Die Hoffnung stirbt zuletzt', heißt es in den Kernwelten. Als wäre sie ein erhaltenswertes Gut. Als wäre sie wichtig und wertvoll.
Sie teilt diese Ansicht nicht. Hoffnung ist ein Gift, wie eine Droge, bestimmt Handeln und Denken auf der Jagd nach dem nächsten Schuss. Auf der Suche nach dem Funken, der sie am Leben hält.
Einen Augenblick lang ist sie versucht gewesen, sich daran zu klammern. Wider alle Vernunft und Wahrscheinlichkeit Annahmen zu treffen die etwas Besseres als den Ist-Zustand beinhalten.
Aber ein Happy-End haben nur Geschichten deren Ende noch nicht erreicht ist. Sie glaubt nicht an Märchen und nicht an Wunder. Hat es nie getan, auch wenn sie das zwischenzeitlich vergessen hat. Erst dann wenn man nichts mehr hat kann man nichts mehr verlieren, also hat sie der Versuchung widerstanden. Die Leere macht Platz für klares Denken. Es gibt kein trügerisches Ideal, das einen in moralische Werte verstrickt und dort bindet. Es gibt nur Gerechtigkeit. Aktion und Reaktion. Jedes Handeln hat Konsequenzen.
„Ich vermute, Mister Johnson benötigt nun sein Dienstcom“, durchbricht die Stimme von Doktor Callee das lähmende Schweigen. Sie klingt betont ruhig.
„Fuck this shit“, hört sie Patch mit belegter Stimme murmeln.
„Mein Com befand sich in meiner Ausrüstung, ich gehe davon aus ihr habt das, was noch zu gebrauchen war, verstaut. Ich bräuchte es jetzt.“ Rays Worte versuchen sich an Funktionalität, aber die Stimme ist vollkommen monoton. Seine Welt ist in winzige Scherben gebrochen und hat ihn mitgenommen. Genau davor hat sie versucht, ihn zu warnen. Vor Jahren schon.
„Was für ne Scheiße“, knurrt Brownie. Aus den Augenwinkeln kann sie Bewegung sehen, als die Frau versucht, den aufgestauten Frust in Bewegungsenergie umzuwandeln.
„Ach... du... Scheiße...“, murmelt ihr zweiter Passagier. Es klingt gedämpft.
Sie macht einen Schritt vor. Deaktiviert den Bildschirm. Zieht den Stick ab. Langsame Bewegungen. Mechanische Bewegungen.
Sobald sie im Normalraum ankommen würden, würde ihr Com eine Vielzahl von Anrufversuchen übermitteln. Sie würde Valery Briscoe zurückrufen und ihr damit einen Moment der Erleichterung bescheren – nur um ihn gleich darauf zu zerschmettern, indem sie der Frau mitteilt dass sie ihr nichts sagen kann weil sie selber nicht auf Coruscant ist.
„Darum hat Mister Duqa sich gekümmert.“ Wieder Doktor Callee. Ihr Verstand nimmt die Geräusche im Hintergrund vollkommen klar auf.
„Ich... aeh... Moment.“
Erneute Bewegungen, als Patch sich aus der Medbay bewegt.
Sie könnte der Frau irgendetwas Beruhigendes sagen. Sie könnte lügen. Sie beschwichtigen. Aber wozu? Wozu eine Hoffnung nähren die doch enttäuscht wird? Wozu mit der Droge dealen?
„Zhay“, hört sie Ilokai neben sich. Leise. Ruhig.
Langsam schließt sie die Augen, Sie bedauert nicht. Keine Sekunde der letzten Jahre. Aber sie schließt ab. Muss abschließen um handlungsfähig zu bleiben. Um nach Gerechtigkeit streben zu können anstatt Illusionen hinterherzujagen. Wozu braucht sie eine Zukunft? In einem annähernd perfekten Gedächtnis ruhen Erinnerungen in denen sie leben kann wann immer es ihre Zeit erlaubt. Die Vergangenheit ist statisch, kann nicht enttäuscht werden.
Patch kommt zurück, sie kann seine Schritte hören. Es ist ein anderer Takt als das auf und ab Laufen von Brownie.
„Hutt Space. Ylesia. Wir sollen und im dortigen Bureau melden“, murmelt Ray immer noch monoton.
Als sie die Augen wieder öffnet, ist die Welt, die sie sehen kann klar und kalt. Eine faktische Welt. Leidenschaftslos. Sie findet sich in ihrer Mimik und auch ihrer Stimme wieder. „Wo auf Ylesia? Brauche Koordinaten.“
„Kolonie zwei. Der dortige Hafen. Es gibt nur den einen dort, die Koordinaten sind in der Datei. Außerdem Anweisungen zur Kontaktaufnahme, Auflistung von Ansprechpartnern...“
Sie nickt nur. Das ist nicht korrekt, Kolonie zwei verfügt über mehr als einen Hafen. Aber es ist irrelevant, wenn die Koordinaten vorliegen.
„Für einige der Anwesenden ist das vielleicht das erste Mal dass sie in so eine Situation geraten“, wendet sich Ray dem Raum zu. Seine Stimme ist wieder fester. Sie glaubt ihm nicht. „Andere kennen es vielleicht... Sackgassen, Tiefpunkte der Moral, Ungewissheit.“
Wie magnetisch wenden sich die Blicke der anderen dem Medbay-Bett zu.
„Und... um es ganz simpel in Worte zu fassen... wir sind am Arsch. Aber nur weil wir am Arsch sind heißt das nicht, dass wir geschlagen sind. Wir machen weiter... wir machen immer weiter. Weil wir Krieger sind.“
Brownie hält sogar in ihrem Lauf inne.
„Uns fehlt vielleicht die Glorie weil nie jemand unsere Berichte lesen wird, aber wir machen weiter. Weil wir müssen. Weil wir alle für etwas kämpfen, das uns am Herzen liegt. Und wer jetzt anfängt in Selbstmitleid zu ertrinken, dessen Arsch werde ich persönlich aus der Luftschleuse befördern, trotz meiner Verletzung. Haben das alle verstanden?“
„Und denken Sie nicht, dass ich es ihm wegen seiner Verletzungen verbieten würde“, fügt Doktor Callee hinzu.
„Wir treten diesen Poodoobaniks in den scheiß Arsch!“, beschließt Brownie mit Nachdruck.
„Oorah“, nickt Patch.
Der Dealer hat seinen Schuss gesetzt; die Droge Hoffnung ist im Umlauf. -
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Die 'Sidekick', irgendwo im Hyperraum, sieben Stunden später
Sie wartet, bis das beruhigende leise Zischen der Versiegelung des Kapitänskajüten-Schotts verklungen ist, schiebt den Regler am Türpad hoch, um aus schlichtem zu ein verschlossen zu machen, lässt den Rücken gegen das kühle Stück Metall sinken und starrt in die Dunkelheit des Raums, aus der sich nach und nach Details schälen als ihre Sicht umstellt. Gestochen scharf aber farblos, in einer umfangreichen Palette von Grautönen.
Ray lebt. Sie leben alle. Auch wenn die Flucht in den Hyperraum holprig gewesen ist, der nach dem Unfall mit dem Tower wieder hochgefahrene Schild hat einen üblen Treffer einer der Sonden nur gerade so abfangen können und der Flakschuss der sie gestreift hat wäre wahrscheinlich das Aus gewesen, wenn der Typ, den sie kurzerhand auf den Copilotensitz verfrachtet hat als er sie dumm angequatscht hat, nicht zumindest grundlegend Ahnung gehabt hätte und ihre Anweisung, die durch fehlende Waffensysteme nicht genutzte Energie der entsprechenden Zellen auf die Schildgeneratoren umzulegen und komplett nach hinten zu leiten. Irgendwas, was von vorne gekommen wäre, hätte sie anstandslos zerrissen. Auch die Sonden hätten sie eigentlich an der Flucht hindern können – es ist nicht ihre Flugkunst gewesen die sie gerettet hat sondern der Umstand, dass die am Boden sie wahrscheinlich nur für eine Ablenkung hielten um die Luftüberwachung der Bodentruppen abzuziehen, damit andere Flieger noch einen Angriff setzen können. Deswegen sind sie langsamer gefolgt, deswegen haben sie die Jagd aufgegeben, als sie ihre Reichweite zum Boden hätten verlassen müssen. Zumindest ist das die logische Erklärung.
Aber das muss niemand wissen. Die Situation ist so schon beschissen genug. Vielleicht hat ihr Copilot es bemerkt, aber das ist eher unwahrscheinlich; erstens ist er zu beschäftigt gewesen um nebenher auch noch mehr als einen flüchtigen Blick aufs Radar zu haben und zweitens müsste er dafür überhaupt erstmal wissen wie verdammt schnell die Viecher eigentlich sind. Und sie hofft doch sehr für ihn dass er die Erfahrungen des Teams noch nicht geteilt hat, sie in voller Action zu sehen.
Erst einmal sind sie nur weg da. Ein kurzer Sprung innerhalb des Systems, zurück in den Planetenschatten von Selonia. Unter normalen Umständen wäre der Corellian Run die logische Wahl gewesen um zu verschwinden, aber der Piloten-Chitchat über Coronet hat ihr verraten dass die Hyperraumknoten des Run nahe Corellia kein Signal mehr haben was wahrscheinlich bedeutet, dass das Ding besetzt ist und sie direkt in deren scheiß Flotte gesprungen wären. Und selbst wenn nicht ist Hyperraumnavigation über eine Hauptroute ohne funktionierende Hyperraumknoten zum sauberen Abgleich nicht so richtig witzig.
Der Doc, der unter Patchs Assistenz die Not-OP an Ray durchgeführt hat, war von dem holprigen Flug und dem Sprung sicher nur semi-begeistert. Immerhin hat sie daran gedacht, denen einen Timer für die Austrittszeit aufs Intercom zu legen, damit sie irgendwas an komplexen Schnippeleien in Eingeweiden drauf abstimmen können.
Nach Corellia zurück konnten sie nicht – sicher, es ist nur Coronet, das unter Angriff ist, was einen ganzen restlichen Planeten übrig lässt den man hätte anfliegen können, aber das bedeutet noch lange nicht, dass der Rest unbeobachtet ist. Und die haben sie sicher gescannt, zumindest die momentan laufende Transponder-ID erfasst, das Risiko wäre zu hoch gewesen.
Also sind sie Drall, Corellias Nachbarplaneten, angeflogen, um die befreiten Geiseln dort loszuwerden ohne sie nach Coruscant entführen zu müssen. Mister a.D., Lieutenant Kalador Londar a.D. der Corellian Army, hat einen Kontakt auf einem Militärstützpunkt dort springen lassen, was das Ganze erheblich beschleunigt hat. Er ist an Bord geblieben, der Doc scheint ihm wichtig zu sein und der musste an Bord bleiben um Rays Versorgung zu gewährleisten. Seine Partnerin? Unwahrscheinlich, so wie er Brownie angegraben hat, während die Frau am Operieren gewesen ist. Verwandt – wenn sie auch keine große Ähnlichkeit erkennen kann – oder aber befreundet. Zumindest scheint sie die einzige Person zu sein, die für ihn auf Corellia von Bedeutung ist – er ist alleine und in Zivilklamotte nur mit einem Gewehr bewaffnet durch ein Kriegsgebiet zu einem Hochsicherheitsgefängnis aufgebrochen um sie zu befreien, hatte aber auf dem Schiff keinerlei Probleme, Coruscant als nächstes Ziel zu akzeptieren anstatt nach Corellia zurückkehren zu wollen. Er trinkt, schläft den blutunterlaufenen Augen und den Augenringen nach zu urteilen scheinbar beschissen, ist außer Dienst weil es 'ein paar Unstimmigkeiten mit seinem Dienstherren gibt' – das wahrscheinlichste Szenario lautet wohl, dass er dort unten bei einem der anderen Angriffe Leute verloren hat. Freunde, Verwandte vielleicht. Ein Schicksal dass er mit mit geschätzten Billiarden an Leuten in der Galaxie teilt.
Sie atmet tief durch, bleibt an die Tür gelehnt und stellt den linken Fuß hoch, öffnet langsam die Schnallen des Stiefels, wiederholt das Vorgehen dann mit dem anderen Fuß, ehe sie sich abstößt und zum Bett schlurft, sich bäuchlings darauf fallen lässt und die nun losen Stiefel von den nackten Füßen schiebt.
Der Doc – Doktor Mhia Callee – und Patch sind mit Ray erst fertig gewesen, als sie Drall schon wieder verlassen haben, aber das immerhin mit der guten Nachricht, dass er es überleben würde. Zumindest solang es keine Komplikationen gibt. Auch sie hat keine Einwände geäußert, nach Coruscant zu fliegen und beide Passagiere haben nur abgenickt, als sie damit konfrontiert wurden dass sie dank der Verwicklung in der Operation Geheimhaltungsstufe neun unterschreiben müssen und Verstoß als Hochverrat an der galaktischen Republik geahndet wird.
Brownie und sie sind zu Ray gegangen und haben gewartet bis er wieder wach geworden ist – dreieinhalb Stunden, in denen Brownie nicht einmal die Rüstung oder auch nur die Sturmkanone abgelegt hat. Als er zu sich gekommen ist, haben sie ein seltsames Gespräch geführt, das zwischen Nettigkeiten bezüglich seines Aussehens, Problemen mit den Einsatzparametern, irgendwelchen bescheuerten Wetten, Gedanken zum Tod und dem Status Corellias – und weiterführend Coruscants, wenn sie schon so weit sind, Coronet anzugreifen - geschwankt hat. Ernsthaftigkeit und Besorgnis – um Rays Zustand wie auch den der Galaxie, besonders der Kernwelten – im Wechsel mit dummen Sprüchen und trockenem Humor.
Sie rollt sich auf den Rücken, zieht die Beine an, blinzelt ein paar Mal in schneller Folge gegen das Brennen in den Augen, während ihre Hand nach hinten geht und an der Wand am Kopfende des Bettes so lange tastet, bis sie den Mechanismus findet der einen Teil des Paneels öffnet. Sie richtet sich in sitzende Position auf, schiebt sich mit den Füßen näher an die Wand und angelt das Sticketui aus dem Fach, das dort verborgen liegt. Erinnerungen, im Laufe der Jahre gesammelt, sortiert, archiviert. Sie braucht sie nicht, all die Holofiles – manchmal Vids, manchmal nur Text – um sich zu erinnern. Aber vielleicht hat sie es gebraucht sie zu sortieren. Um mit den negativen Dingen klarkommen zu können. Um anhand der nüchternen Files verstehen zu können, dass es auch viele positive Dinge gibt – in ihrer Anzahl zwar geringer, aber dennoch nicht unerheblich. Sie zieht die Beine an und stützt die Arme auf die Knie, klappt das Etui auf und fixiert die Reihe an Sticks im Inneren, tickert mit dem behandschuhten Daumen auf das Synthleder.
“Hey, ehm... könnt ich 'ne Weile die Augen zumachen?“
„Klar.“
„Mh, ich schau mal was die Bubis machen.“
Telcia ist gegangen. Sie ist geblieben.
“Das heißt, du musst hier nicht sitzen bleiben.“
„Nee, muss'ich nich'.“
„Du beobachtest also gern wie ich flach liege? Toll!“
„Eig'ntlich... beobacht'ich wie'de wieder auf die Beine komms'. Un' keine'Sorge, dass'de im Schlaf mit'den Zähn'n knirscht weiß'ich seit Seikosha.“
Sie hat sichergehen wollen. Dass er schläft. Dass es ihm gut geht.
“Echt? Mach ich?“
„Total. Ehm, da gibt’s übrig'ns Schien'n für. Die sin' aber auch scheiße, hab'gehört, dass'man dann sabbert.“
Der Finger stellt das Tickern ein und zieht einen Stick aus dem Etui. Einen von der negativen Seite.
“Aha. Sabbern... dann sehe ich dämlich auff...“
„Nope. Die Vorlage is'mir zu einfach.“
Freunde – oder so etwas Ähnliches – die sie verloren hat. Viele tot. Andere aus ihrem Leben verschwunden. Eine Person abgestoßen. Jeweils das letzte was sie von ihnen gehört hat.
“Vorlage?“
„Dämlich ausseh'n... Steilvorlage für'ne wirklich blöde'Bemerkung.“
Ein 'Farewell' von No Deal. Ein 'melde mich wenn ich wieder da bin' von Cobb. Ein 'komme nach Hause' von Vis. Ein altes aus den Schiffscams gezogenes Bild von Jack. Kenzos letztes 'Probleme, muss untertauchen'. Trines Einladung nach Coruscant, wo es zum endgültigen Bruch kam.
“Fick diff.“
„Überlass'ich wem anners.“
Sie schubst das restliche Etui aufs Bett, löst ihr Com vom Gürtel und füttert es mit dem Stick.
Eine der letzten Textnachrichten von Aidan, in der er nochmal betonte dass sie trotz der Sache mit dem Orden immer seine Freundin bleiben würde.
“Der iss'n A...“
Ray ist eingeschlafen, bevor der den Satz beendet hat, so dass er ihre Erwiderung nicht mehr gehört hat. Sie hat geprüft ob er schläft, indem sie ihn mit dem Zeigefinger gepiekt hat ohne dass er reagiert. Dann erst ist sie gegangen.
Sie hat alleine sein wollen. Aber daraus wurde nichts, Ilokai und Zhay waren im Gespräch und der Mirialaner hat sie dazu gerufen, weil 'sie zu dem Thema bestimmt was zu sagen hätte'. Bitter lächelnd schüttelt sie den Kopf. Es ging um Gewissen und Schuld und ja, sie hätte dazu etwas sagen können. Eine ganze Menge mehr als das, was sie letztendlich gesagt hat. Aber das ist ihr Ding und auch wenn Ilokai davon zumindest Teile kennt, gibt ihm das kein Recht es zum Thema zu machen.
Sie startet das – noch – letzte File auf dem Stick. Das Bild eines Schönlings im schwarzen, gut sitzenden Mantel baut sich auf. Setarak Therillion, ebenfalls tot inzwischen, auch wenn er nicht zu einem Personenkreis gehört, dem sie auch nur eine Träne nachweinen würde.
Zum gefühlt Millionsten Mal sieht sie sich die Aufzeichnung aus dem karterorschen Lokal-Holo an, in dem der Sith Hirom Sunshade vor laufender Kamera hinrichtet. Ihren besten Freund hinrichtet. Nur um sie zu treffen, davon ist sie unter der inzwischen bekannten Faktenlage überzeugt.
Es ist noch nicht einmal anderthalb Jahre her. Ray hat ganz einfach nicht sterben dürfen, sie weiß nicht, ob sie bereits wieder in der Lage ist, den Tod eines engen Freundes zu verkraften.
Aber auch das geht niemanden etwas an. -
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Corellia, etwa siebzig Klicks von Coronet entfernt, später Nachmittag
Sie hat die Position gewechselt als die Angriffsflüge der Corellianer auf die marschierenden Bodentruppen weniger geworden sind; es ist zu riskant gewesen, in der Ebene auszuharren, die den Invasoren in der Luft begleitenden Sonden hätten nur aus der falschen Höhe in die falsche Richtung scannen müssen um sie zu entdecken und hätte sie sie einmal am Arsch wäre der Hyperraum die einzige Fluchtmöglichkeit gewesen. Keine Option, solange ihr Team noch dort unten ist.
Zuerst hat sie es mit einfacher Entfernung versucht; der momentane Angriff beschränkt sich auf Coronet, ein paar hundert Klicks davon entfernt wäre sie auf der sicheren Seite gewesen. Aber Coronets Kommunikationsknoten sind vor dem Angriff zerschossen worden, stehende Funkverbindung zu den anderen ist nur über das Schiffsholo möglich. Und dessen Reichweite ist eher gering – bewusst gering, was nicht weit sendet, dessen Signal kann nicht besonders weit gescannt werden. Im offenen Raum würde es sogar noch gehen, aber so nah am Bodenniveau gibt es zu viele Störfaktoren für ein Signal das weit genug reichen und sie in einer sicheren Zone halten würde. Sicher, sie hätte Juniors Serverknoten auf halbem Weg abwerfen können um weiter zu kommen, aber die Situation schreit deutlich nach einer schnellen Flucht. Das Ding einmal abgeworfen würde bedeuten es abzuschreiben. Und ganze Serverknoten an den Büchern vorbei zu schummeln ist etwas, was man nicht mal eben so machen kann. Also hat sie Entfernung gemacht bis sie das Signal zu den anderen verloren hat, hat nur alle paar Minuten leichte Vorstöße in Reichweite gewagt um ein Statusupdate zu erhalten.
Das ist scheiße gewesen. Sobald sie wieder vom Funk und den HUDs abgeschnitten gewesen ist, ist sie nervös geworden. Was, wenn gerade dann etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn sie aus dem Radius ist? Was, wenn sie erst Minuten später in Reichweite kommt und die anderen offline sind ohne dass sie auch nur einen Schimmer hat was passiert ist? Was, wenn die Entfernung dafür sorgt, dass sie nur zu spät reagieren kann?
Coronet öffnet sich nach Osten hin zum Meer. Die nordöstliche Küste in von Ausläufern der Klippen gesäumt wo die Landmasse sich zum Gebirge erhebt, und hinter einer solchen aus dem Wasser ragenden Felsformation schwebt das Schiff nun knappe zwei Meter über dem Meer, die Antriebe so gedrosselt wie eben möglich während sie noch in der Lage sind, zu einem schnellen Start hochzufahren. Vielleicht ist es ganz gut dass die 'Sidekick' nicht über Waffensysteme verfügt; müsste sie über einer Großstadt nach feindlicher Bewegung scannen würde sie die Parameter auf genau diese Signaturen setzen um nicht durch die anderen Milliarden an Energiemustern viel zu viele Ergebnisse zu erhalten sondern nur die, die von Belang sind. Pure Antriebsparameter würden nicht funktionieren, man hätte jedes Shuttle auf dem Radar. Oder aber, wenn man den Filter höher setzt, einige der kleineren Angreifer eben nicht in der Anzeige. Es ist nicht wirklich sicher. Aber es ist sicher genug. Es muss einfach sicher genug sein, denn es ist ohne Alternative.
Ihre Finger trommeln einen unregelmäßigen Rhythmus auf die Hauptkonsole des Schiffs, während sie versucht, alle HUD-Übertragungen gleichzeitig im Blick zu haben, dazu noch die Positionen der Sonden über der Stadt zu verfolgen.
Duqa hat sich im zweiten Stock eines Gebäudes nahe der Freifläche zum Gefängnis positioniert, um das Gelände im Auge zu behalten und die Feindbewegung über die kreisenden Sonden und noch vereinzeltes Flakfeuer verfolgen zu können. Sie haben es nicht eilig, die Droiden – oder wahrscheinlich eher die sie kommandierenden sogenannten Ritter – wissen wahrscheinlich dass es nichts gibt was sie wirklich aufhalten kann. Aber eben weil das so ist rücken sie trotz fehlender Hast unaufhörlich näher. Zu nahe dafür, dass die anderen sich noch immer im Gefängniskomplex aufhalten. Der Exitflug ist jetzt schon mehr als riskant und wird mit jeder verstreichenden Minute riskanter. Sie lächelt matt, als ihr der Gedanke durch den Kopf schießt, dass das ein Flug ist den Hirom gefeiert hätte. Aber sie nicht! Sie ist verdammt nochmal kein Kampfpilot. Weder flexibel noch intuitiv. Solange sie Dinge vorher berechnen kann, Zahlen und Logik ihr Verhalten im Cockpit bestimmen, ist alles in Ordnung. Nur neigt Feindkontakt in der Regel dazu, zu viele Eventualitäten zu haben um das möglich zu machen. Sicher, sie hat einen Exitplan. Und auch einen zweiten, dritten und vierten. Vier dazu passende Sprungkoordinaten plus Routen zum Startpunkt. Aber spätestens wenn Plan D durch irgendeine nicht kalkulierbare Scheiße versagt, ist sie aufgeschmissen. Und damit wahrscheinlich tot.
Im Inneren des Gefängnisses haben die anderen gerade Raum zum ersten Stock gewonnen; Rays Vertrauen in die republikanische Rüstindustrie ging weit genug dass er den Absatz des Treppenhauses frontal genommen hat, ungeachtet des damit einhergehenden Feuers. Telcia ist ihm dicht gefolgt und hat mit röhrender Sturmkanone ziemlich effektiv dafür gesorgt, dass die Insassen ihr Ziel umgehend wechseln – oder aber gar nicht mehr in der Lage sind, irgendetwas anzuvisieren. Der Typ den sie vor dem Gefängnis aufgegabelt haben hat Telcias Deckung von Rüstung, rotierender Trommel der Kanone und Sturmschild genutzt, um seinerseits mit dem Gewehr Schüsse in die Trakte zu feuern, in denen die Leute sich verschanzt haben.
Glücklicherweise ist es ein Zivilgefängnis; würden sich unter den Insassen auch nur eine Handvoll Leute mit militärisch geschulten taktischen Kenntnissen befinden, hätten sie das Geschoss quasi uneinnehmbar machen können. Zumindest für ein so kleines Team. Leider sind sie auch mit fehlender taktischer Schulung allerdings nicht ganz doof, haben sich gut verteilt und aus ihrer bedeutend besseren Ausgangslage zwar nicht das Beste gemacht, aber etwas das gut genug ist, noch immer ein nicht zu unterschätzendes Hindernis zu sein. Gut genug, dass es Irrsinn ist, unter diesen Bedingungen weiterzumachen. Irrsinn, den sie für den Tod eines einzelnen Gefangenen nicht in Kauf nehmen würde. Aber es geht nicht mehr nur da drum; der Kerl den das Team aufgegriffen hat – Soldat aber in Zivil - hat von einer Revolte und Geiselnahme im Gefängnis berichtet. Und das verändert die Sachlage, schafft etwas mehr Rechtfertigung für Irrsinn.
Shivs HUD zeigt ihr die Winkel seiner Drohnen. Sie huschen über den Boden, dringen in die ersten beiden Gefängnistrakte ein und tasten die Gesichter der Leichen dort ab auf der Suche nach ihrem Ziel. Zhay bestätigt Rays Frage im Com, ob die ersten Gänge safe sind, woraufhin sich der Agent hinter der Deckung der Säule aus kniender Position auf die Beine stemmt, einen Ausfallschritt an die Seite des Hindernisses macht und los sprintet – die nächste Säule und damit einhergehende Deckung im Fokus. Telcias Sturmkanone faucht auf, als sie die Feuerrate wieder anzieht.
Rays Kopf ruckt herum. Auf einen Punkt hinter der Säule an der er gekniet hat. Ein Punkt, an dem er dank des Sprints bereits vorbei ist, aber der irgendwie am Rande seines Sichtfelds oder durch einen Instinkt oder was auch immer seine Aufmerksamkeit erregt hat.
Das Bild wackelt in der Laufbewegung und hält nur den Bruchteil einer Sekunde – lange genug um sich in deutlichen Einzelheiten in ihre Netzhaut zu brennen und unwiderruflich in ihrem verkorksten Hirnspeicher abgelegt zu werden. Dort hockt, nein, kauert ein Mann. Menschlich. Älter. Vielleicht um die fünfzig. Seine Augen sind panisch geweitet. Augen in der Farbe von noch nicht durch Witterung und Alter verfärbtem Stahl. Niemand hat ihn gesehen. Niemand konnte ihn sehen, er ist am Feuergefecht nicht beteiligt gewesen und hat dementsprechend volle Deckung durch die quadratische Säule gehabt. Wahrscheinlich hat die Panik ihn gehindert. Ihn auf dem vermeintlich sicheren Fleck gelähmt. Aber trotz – oder vielleicht gerade wegen – dieser Panik wird sein Blick hart, er hebt den Gewehrlauf und zieht den Abzug zu voller Salve durch.
„Fu...“, fängt Ray an, versucht noch während der Kerl feuert seinerseits den Lauf herumzureißen. Das Wort bricht ab, wird zu einem schmerzhaften Ächzen als die Schüsse aus nicht einmal drei Metern Entfernung aus niedrigem Winkel einschlagen, das Bild verwackelt gänzlich, Wände, Säulen und Decke der Halle rauschen in schneller Folge vorbei.
Telcias HUD zeigt den fremden Soldaten nach vorne sprinten. Er flucht herzhaft, reißt das Gewehr herum und feuert auf einen Punkt hinter der Säule. Sein HUD würde wohl die Rückseite des stahläugigen Typen zeigen, einschlagende Schüsse, einen zu Boden gehenden Körper. Aber er hat kein HUD, ist dem Funk nur über Comlink zugeschaltet.
„Scheiße, Racer!“, bricht Patchs Stimme in den Fluch. „Status... Status!“ Der Sanitäter hat zusätzlich zu den Positionsanzeigen die Vitalwerte der Teammitglieder auf dem Schirm. Sie müssen bei Ray gerade einen gewaltigen Sprung gemacht haben.
„Kann jetzt nur auf einer Seite Deckung geben“, knurrt Telcia rau und bewegt sich – weiter feuernd – langsam vorwärts. Solange niemand sich traut aus seinem Gang heraus zu kommen kann auch niemand auf den schutzlos am Boden liegenden Ray schießen.
Das Cambild des Agenten wackelt. Richtet sich auf den Boden. Hebt sich etwas. Sackt wieder ab. Er lebt also noch, versucht wahrscheinlich aufzustehen – und scheitert.
„Scheiße... ich komm rein! Junior, gib mir nen Weg!“ Patch wendet sich von seinem Beobachtungsposten ab, durchquert zügig einen Hausflur und hastet ein Treppenhaus herunter, mehrere Stufen auf einmal nehmend.
„Kommt...“, murmelt Shiv.
„Racer bewegt sich laut Cam noch.“ Zhay klingt, als würde er die Worte zwischen zusammengepressten Zahnreihen hervorquetschen.
„Fuck, wenn'ihr da nich' in wenig'n Minut'n rauskommt, komm'ich nich' mehr hin! Könnt'ihr euch da verschanz'n?“, hört sie sich selber ächzen. Ein Anflug, wenn die die Höhe des Gefängnisses erreicht haben – nicht einmal mehr einen halben Block – wäre unmöglich.
„Negativ. Eine der Geiseln ist Ärztin. Ich versuch an ihn ranzukommen“, antwortet der Soldat, dem Ray vorhin kurzerhand 'Rookie' als Callsign verpasst hat. Seine Stimme ist rau. Tiefer.
„Rookie, sieh dir Racer an. Ich decke“, schaltet sich Telcia dazu, tritt um die Säule herum und schmückt die Wände mit einem den geduckt vorrückenden Soldaten nur knapp aussparenden Bogen mit einschlagenden Blasterschüssen. Der Mann geht bei Ray auf ein Knie, packt ihn unter den Achseln und schleift ihn hinter die nächste Säule.
„Racer ansprechbar?“, fragt sie selber knapp nach während sie das Flugmuster der Drohnen über eine Geländekarte des Gefängnisbereichs legt und fieberhaft überlegt, wie sie da rein – und vor Allem wieder raus kommt.
„Wie sieht's bei Racer aus?“, fragt Zhay beinahe zeitgleich.
Ray hustet. Röchelt. „...am Leben... mieser Treff... fuck...“ Er schnauft. Zieht scharf Luft ein, bricht ab und ächzt. Gibt noch irgendwas von sich was sie im Gurgeln nicht versteht bis auf die Worte 'Adrenalin' und 'Sack'.
„Versiegelte Bauchwunde. Wird's überleben sofern wir zügig zu den Geiseln vorrücken“, sieht 'Rookie' zu Telcia hoch als sie langsam vorgerückt neben ihm und Ray hinter der Säule zum Halten kommt.
„Stims rein in die Nuss. Wo bleibt Patch?“, antwortet diese mit Blick auf Ray.
„Wird zu lang dauern, wir brauchen die Ärztin bei den Geiseln“, mutmaßt Zhay – und er hat wahrscheinlich Recht. Patch muss zuerst aus dem Gebäude in dem er Stellung bezogen hatte raus, dann noch durch die komplette Gefängnisanlage bis in den ersten Stock.
„Blue, geschätzte Zeit bis Deadline?“
„Junior, hast du irgendwie Zugriff auf die Sprechanlage hier?“
„Keine'fünf Minut'n mehr... is'! Racer! Ansprechbar?!“
„Wenn du so ein Kontrollpanel in der Nähe siehst kann ich Zugriff herstellen.“
„Blue, Racer lebt.“
„Reicht nich'. Brownie hat'das Kommando.“
„Starte Countdown T-4:30.“
„Junior, halt den Kopf unten.“
„Bis dahin sollten wir das Landepad erreichen sonst brauchen wir einen anderen Flugpunkt.“
„Das schaffen wir nicht. Verdammte Scheiße, das schaffen wir nicht...“
Stimmen flirren durcheinander, von denen eine ihre eigene ist. Sie hört Telcia seufzen, als sie das Kommando übertragen bekommt. Ja verdammt, sie weiß dass die Frau vollkommen zufrieden damit ist, zu folgen und keinerlei Interesse hat zu führen. Aber es ist nun einmal niemand anders da! Ein Kommando aus Entfernung ist für den Arsch, wird noch einmal beschissener wenn man nebenher versucht zu fliegen ohne sich dabei umzubringen. Die Antriebe fauchen auf, als sich das Schiff weiter über die Wasseroberfläche erhebt. Flach. So flach wie möglich. Hier wie auch in der Stadt. Corellia ist gebaut zum Fliegen, wenn sie lange genug zwischen den noch stehenden Hochhäusern bleiben kann, nehmen die sie vielleicht erst sehr spät wahr.
Zhays Stimme erklingt. Seltsam hallend. Nicht nur über sein Com übertragen sondern über den gesamten Teamfunk. Er richtet einen Appell an die Häftlinge, sich zu ergeben und abzuziehen. Der genaue Wortlaut verschwimmt in dem Brei von Stimmen, wird in den Hintergrund gedrängt als ihr Fokus sich auf die Anzeigen und die Fensterscheibe vor ihr verschiebt.
Das Meer ist noch leicht, auch die Ausläufer der Stadt, in denen im geordneten Schachbrettmuster gebaut wurde sind kein Problem. Dann muss sie sich in einen Viertelloop legen um die dichter gebauten Hauswände nicht zu streifen.
Nur ganz am Rande nimmt sie wahr, dass Shiv den Tod ihres Ziels bestätigt. Dass auch eine der Geiseln tot ist.
„Eins vierzehn bis'ich auf'dem Hof einschlag. Bedeutet, spätestens eins vierun'vierzig bis'wir auffm Weg in'den Orbit sein müss'n“, liest sie wie aus weiter Ferne murmelnd die Berechnung zum Zielpunkt ab.
„Verstanden, Blue.“
„Roger.“
„Patch, bleib unten. Sieh zu dass uns keiner in die Quere kommt!“
„Bewegung!“
Heiseres Röcheln im Com, das in einem Gurgeln endet.
„Fünfun'vierzig Sekund'n...“
Vor ihr öffnen sich die Häuser zu der Freifläche vor der Mauer des Gefängnisses. Das wird der Punkt sein, an dem die Sonden sie definitiv wahrnehmen. Sie sind zu nah, das ist nicht zu verhindern. Dennoch nimmt sie die Mauer so flach wie möglich, reißt das Steuer rum und sackt gleich wieder ab. Ein Warnsignal taucht das Cockpit in rot, als die Schilde rapide Energie verlieren. In der Drehung hat das Heck den zweiten Wachturm erwischt. Es war nur ein Streifen, keine volle Kollision – aber dank der sowieso schon angegriffenen Struktur reicht es, dass das Ding sich hinter ihr neigt und zu Boden geht.
„....und sie hat den zweiten Wachturm mitgenommen...“, ist Duqas etwas erstaunt klingende Stimme das erste, was sie wieder deutlich wahrnimmt.
„Wie kam Ice auf 'fantastische Pilotin?“, murmelt Zhay leise.
„Wills' du flieg'n?“, knurrt sie. „Sond'n ham'mich auffm Schirm“, gibt sie einen Wechsel des Bewegungsmusters der Sonden weiter. „...bewegt'euch, verdammte Scheiße!“
Die HUDs zeigen Bewegung. Sehr viel mehr Personen als vorhin noch. Duqa am Fuß der Rampe, kaum dass sie sie runtergelassen hat. Shiv und Zhay dicht dahinter, letzterer drückt einen Twi'lek und eine jüngere Menschenfrau vor sich her. Der fremde Soldat am Fuß des Treppenhauses, Racer in den Armen, vor ihm eine kleine Menschenfrau in Arztkittel mit karottenroten Haaren und erstaunlich resolutem Schritt für eine so kleine Person. Davor weitere Personen, die gerade auf den Hof eilen. Telcia als Schlusslicht.
Sie aktiviert den Ionenantrieb, noch während die Leute die Rampe hocheilen. Eigentlich ein No-Go, das Metall der Hofplatten schmilzt umgehend unter dem Ausstoß. Aber es würde sich wohl keiner über den Sachschaden beschweren. Kaum ist der letzte Mann – der mit Telcia eine Frau ist – im Schiffsinneren verschwunden, reißt sie das Steuer hoch und startet beinahe senkrecht in den coronetschen Nachmittagshimmel, schließt die Luke erst als der Boden lange hinter ihnen liegt. Das Radar zeigt drei Sonden auf ihrem Kurs, das Flakfeuer würde wohl nicht lange auf sich warten lassen... -
Das ist Rays Geheimnis... er ist immer grimmig!
Sehr geil, Cirid! Man könnte fast meinen, Senior Agent Raymonde (mit einem stimmlosen e!) Johnson sei badass!
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Corellia, etwa einhundert Klicks von Coronet entfernt, später Nachmittag
Sie sitzt im Cockpit des mit Standby-Antrieben wenige Meter über dem Erdboden schwebenden Schiffs, auf einem Ohr den Einsatzfunk des Teams, auf dem anderen den Chitchat der corellianischen Piloten die verzweifelt versuchen, ihre Hauptstadt vor den Invasoren zu verteidigen. Sie ist kein Spacejockey mehr, aber sie hat keine Probleme wie einer zu klingen und der Name Solomon Solace hat auf Corellia noch immer genug Gewicht, dass er ihr eine Eintrittskarte in diesen Funk erkauft hat, als sie stumpf Breitband eine entsprechende Anfrage gefunkt hat, kaum dass sie im System angekommen sind. Es ist nicht viel, kein geordneter militärischer Angriffsflug, wenig für ihre Operation relevante Informationen. Aber es ist etwas; genug um die Bewegung des Feindes vom Westen der Stadt aus in Richtung des Zentrums – höchstwahrscheinliches Ziel die Zentrale der Corellian Engineering Cooperation – zumindest grob zu verfolgen. Genug hoffentlich, um einen Rückzug der Flieger frühzeitig mitzubekommen um selber verschwinden zu können ehe die Drohnen auf sie aufmerksam werden.
Düster beobachtet sie den Himmel über der Stadt. Als sie runter gekommen sind und zwei der Corellianer Geleitschutz auf ihrem Weg zum Nordrand der Stadt gegeben haben, ist dort oben noch viel mehr los gewesen. Es ist der achte Angriff auf den Planeten innerhalb des letzten halben Jahres, jedes Mal mit Sitzen der CEC oder der Corellian Mining Cooperation als Ziel, aber es ist das erste Mal, dass die Hauptstadt angegriffen wird. Die bei Corellia stationiert gewesene zwölfte republikanische Flotte existiert schon seit Monaten nicht mehr, wie so viele andere Flotten ist sie den Blitzangriffen des ewigen Imperiums zum Opfer gefallen. Dennoch ist es – anders als andernorts – nicht gerade ein Spaziergang, Container mit Kampfdroiden über dem Planeten abzuwerfen und die Bodenangriffe führen zu lassen; Corellia verfügt über mehr Privatschiffe als jeder andere Planet der Galaxie und die zivilen Piloten zeichnen sich durch besonders ausgeprägten Patriotismus aus. Bereit, ihre Heimat zu verteidigen, auch ohne militärische Führung. Und ohne die Ordnung eines Militärangriffs – ein Punkt, der viele Schwächen hat, aber im Fall einer Stadtverteidigung gegen einen Gegner wie das ewige Imperium zum Vorteil wird; die corellianischen Zivilpiloten sind für den Aggressor kaum einzuschätzen, außerdem müssen sie den Planeten nicht erst anfliegen und können so von den großen Schiffen der ewigen Flotte abgefangen werden sondern sie sind schon da, fliegen so dicht über der Oberfläche, dass große Schiffe im Orbit ihnen gar nichts können. Dummerweise hat das ewige Imperium aus den vorhergehenden Angriffen gelernt. Die Droiden führen mobile Luftverteidigung mit sich, außerdem befinden sich mindestens ein Dutzend dieser üblen Drohnen in der Luft, die sie bereits einmal in einem Shuttle abgeschossen haben und schützen den Bodentrupp vor Angriffsflügen.
Seit sie hier steht hat sie bestimmt zwanzig vernichtende Treffer beobachten können. Die Skyline des Coronetschen Westens hat eine ganze Menge Landmarken verloren, als getroffene Schiffe über der Stadt niedergegangen und in Gebäudekomplexe gekracht sind und sie so zum Einsturz gebracht haben. Die Piloten wissen, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen können; alles, was sie versuchen ist das Erkaufen von Zeit. So viel Zeit wie möglich, um den Leuten in den betroffenen Gebieten die Flucht zu ermöglichen.
Zu wenig, wahrscheinlich. Gerade erst ist das Einsatzteam aus der zusammenstürzenden Coro-Mall geflohen, dem größten Einkaufskomplex Coronets, der sich über mehrere Blocks erstreckt und tausende von Geschäften fasst. Es ist nachmittags, ein ganz normaler Wochentag. Wie viele Leute sind dort drinnen gewesen? Tausende? Zehntausende? Mehr als genug, dass man die Opferzahl nur noch statistisch erfassen kann weil sie Anzahl der Einzelschicksale zu hoch ist, sie begreifen zu können. Zivilisten. Familien. Kinder. Sie hat die Schreie der Panik über das HUD der anderen gehört. Das Reißen von Metall eines fünfzigstöckigen Gebäudes, dessen Struktur genug angegriffen wurde dass es unter sich selber zusammenbricht.
Es ist hart, nicht vor Ort zu sein sondern hier im Schiff zu sitzen und nichts zu tun, während der Rest des Teams weiter auf den Angreifer zu hält; nicht um sich ihm zu stellen sondern um ein Gefängnis zu erreichen das auf der Schneise der Droiden zur CEC-Zentrale liegt. Um einen Gefangenen dort zu töten ehe ihm im Chaos die Flucht gelingt. Ein Mann, von dem der SIS weiß dass er ein langjähriger Undercover-Agent der Imperialen im republikanischen Raum gewesen ist, dafür aber bei seinem Prozess nach der Befreiung Corellias nur Indizen vorlegen konnte. Corellianische Gesetzgebung hat den Mann zwar verurteilt, aber lediglich in einem Zivilprozess, nicht als Kriegsverbrecher. Und weil Corellia in der Republik einen in der Verfassung verankerten Sonderstatus genießt, ist es dem SIS auch im Nachgang nicht gelungen, den Mann endgültig zum Schweigen zu bringen.
Die Operation erscheint in der jetzigen Situation so vollkommen sinnlos! Ja, der Mann ist ein imperialer Informant aus dem Umfeld der inzwischen toten 'Schlächterin von Corellia' und damit ihrem Ehemann Lord Labrass – der jetzt Darth Perior ist. Ja, er hat wahrscheinlich im Laufe seiner Zeit als Schläfer in den Kernwelten ein dichtes Netzwerk von Kontakten aufbauen können, Maulwürfe an strategisch wichtigen Punkten installieren können. Ja, unter normalen Umständen wäre der Mann ein Sicherheitsrisiko das unter keinen Umständen zurück ins Imperium kommen darf. Aber verdammt, das sind keine normalen Umstände! Republik und Sith-Imperium haben einen gemeinsamen Feind, gegen dessen Kriegsführung alles an Kriegszustand untereinander wie die Spiele von Kindern in der verschissenen Sandkiste wirken. Ein Feind, der innerhalb weniger Monate beide Flotten so sehr verkrüppelt hat dass sie nicht mehr handlungsfähig sind und wahrscheinlich im Laufe des letzten Jahres mehr Todesopfer gefordert hat als die ganze verdammte Geschichte der Kriegsführung zwischen den beiden großen Parteien!
Es ist frustrierend. Die Galaxie wandert mit großen Schritten auf den Abgrund zu und sie tun nichts dagegen. Nicht nur weil sie ganz einfach nicht können sondern auch weil sie nicht dürfen. Das Team hat eine Agenda und dieser Agenda ist Folge zu leisten. Dass die Ziele dieser Agenda nicht einmal mehr greifbar sind, interessiert dabei keinen. Seit dem Untergang der Flotte Isa'Nieers haben sie so wenig getan wie seit Berufung der DSF 'Countersphere' nicht. Die meiste Zeit haben sie auf Coruscant verbracht, die Einsätze die sie hatten ist zum großen Teil an den Haaren herbeigezogener Banthashit gewesen, in dem eine Verbindung zu ihren Zielen entweder so dünn gewesen ist dass eine Verfolgung lachhaft war oder aber sogar gänzlich erfunden. Sie sind dummen Gerüchten gefolgt, ohne sie vorher auch nur im Ansatz zu bestätigen, nur um etwas zu tun zu haben. Purer, wenig zielführender Aktivismus, um ihre Anstellung rechtfertigen zu können.
Die Stimmung ist beschissen. Bei Ray und ihr selber ist es am Schlimmsten, sie sind vollkommen gereizt bei diesen Unsinns-Einsätzen und lassen es an den anderen aus. Junior ignoriert den galaktischen Zustand einfach und zieht sich immer und immer mehr in die virtuelle Pseudo-Realität zurück. Wie oft schon ist sie versucht gewesen, ihm die dreckige Wahrheit ins Gesicht zu rotzen, ihn anzuschreien um ihm irgendwie begreiflich zu machen, was dort draußen passiert. Es ist nicht fair, Verdrängung und Ignoranz sind seine Wege, mit dem momentanen Zustand irgendwie klarzukommen. Aber es macht sie rasend, dass er Opferzahlen nicht zur Kenntnis nimmt.
Zusammenhalten tun das ganze Ding Brownie und Patch; beide haben ein ausgeprägtes Talent, das den restlichen Sozialversagern vollkommen abgeht. Sie sorgen für Momente der Ruhe und der Normalität, halten den Gemeinschaftssinn am Leben, der andernfalls schon lange zerbrochen wäre. Schaffen es irgendwie, dass Streitigkeiten wieder beigelegt oder zumindest halbwegs geklärt werden anstatt zum offenen Bruch zu führen.
Zuhause ist es noch schlimmer als wenn sie unterwegs sind; noch immer hat es keinen Schlag gegen das Herz der Republik gegeben und Monate des darauf Wartens ohne dass es passiert sind zermürbender als ein Angriff es sein könnte. Wenn sie zuhause ist, streiten sie sich – manchmal täglich. Über Nichtigkeiten, die im Grunde genommen nichts mit ihnen, ihrem Zusammensein oder irgendeinem Fehlverhalten zu tun haben. Sein Frust prallt auf ihren Fatalismus und hat sie beide vollkommen zermürbt. Anfangs haben sie noch versucht darüber zu reden, aber wozu? Welchen Sinn hat das? Es ändert verdammt nochmal nichts. Es sind nur Worte! Sie versucht, jedes Aneinandergeraten so schnell wie möglich zu klären; sie will nicht zu einem Einsatz gerufen werden und im Streit auseinandergehen. Das Wissen, dass sie sich vielleicht nicht wiedersehen, weil der Schlag gegen Coruscant doch kommt und er dabei sterben könnte, wiegt zu schwer. Aber es ist so verdammt schwer und so verdammt belastend. Wird mit jedem weiteren sinnlosen Streit schwerer. Wie lange schaffen sie es noch, die Spuren der heftigen Angriffe gegeneinander zu flicken? Irgendwann wird einer von ihnen etwas sagen oder tun, was nicht zu verzeihen ist. Was nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Was alles, was sie haben, zerbricht.
Sie schließt die Augen und atmet tief durch. Irgendwo hinter sich hört sie den Jedi zurück zur in einem Bunk von Patch eingerichteten Medbay humpeln. Sein Padawan begleitet den Einsatz, aber er selber hat von dem Sith auf den sie gestoßen sind - der zwar nicht wie die Gerüchte behaupteten ein Schüler Darth Isa'Nieers gewesen ist, aber nichts desto Trotz aggressiv – Verwundungen davon getragen die seine Bewegung beeinträchtigen, so dass er an Bord geblieben ist.
Als sie die Augen wieder öffnet, kann sie über Brownies HUD-Übertragung sehen, dass das Team das Ziel erreicht hat; vor ihnen weichen die Hochhäuser offenem Gelände, in der Entfernung von etwa hundert Metern ragen Mauern um die Gefängnisanlage in die Höhe. Der linke Teil des gedrungenen Gebäudekomplexes liegt in Trümmern; zwei Hallen sind eingestürzt und einer der Wachtürme fehlt. In der verzogenen Mauer kann sie Schiffstrümmer erkennen – der gedrungene Corpus unter der wie ein Knochenfinger in die Luft ragenden linken Tragfläche sagt deutlich, dass es Kuat-Bauweise ist. Personen sind nicht zu sehen.
„...Kuat...“, murmelt Cat sehr leise.
„Codes ready, spiele sie auf die Transponder sofern darüber übertragbar. Bei Schleusen und Toren kurz warten bis sie auf grün springen“, übertönt Junior ihn.
„Hat'jemand 'n Update für'mich? Wo sin' die'Wichser?“, fragt sie in den Pilotenchatter. Mehrfache Antworten lassen sie tonlos seufzen und sie loggt einen weiteren Bereich der Karte von Coronet in rot ein. Zu nah! -
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Entros Prime, irgendwo in der Unterstadt, nachts
Vier Jedi, zwei republikanische Commandosoldaten, zwei externe SIS-Agenten und drei Agenten die vor Ort seit über zwei Jahren einen Horchposten unterhalten auf engstem Raum – es klingt wie der Anfang eines verdammt schlechten Witzes. Dieser spezielle Witz hat seine Pointe in einer militärischen Forschungsstation mitten auf dem industriell geprägten imperialen Stadtplaneten; die siebzehnte imperiale Flotte konnte unter hohen Verlusten Schiffsteile des ewigen Imperiums bergen, die in der Hochsicherheitsanlage hier analysiert werden. Die Republik will die gewonnenen Daten haben und vor Allem nachhaltig verhindern dass die die haben – sollte es einem kriegswütigen und gleichzeitig taktisch brillanten Sith wie Darth Isa'Nieer gelingen, alleine die Antriebe der angreifenden Schiffe nachzustellen, würde es sämtliche Versuche ihn zu stoppen sehr viel schwieriger, vielleicht unmöglich, machen.
Weit unter ihr ziehen sich zumindest in diesem Teil der Unterstadt stillgelegte Schienen über den Boden – keine Maglev oder Hovertrains, etwas Einfacheres und dementsprechend wahrscheinlich bedeutend Billigeres. Nachdem sie mit Ilokai und Zhay gelaufen ist und trainiert hat, ist sie nicht mit ihnen zum Safehouse zurückgegangen sondern hat sich in die Ebenendecke zurückgezogen um eine Weile alleine zu sein und den Kopf frei zu kriegen. Sie liegt auf dem Bauch auf irgendeinem Versorgungsschacht, Wasser oder Luft oder irgendwas anderes, das Kinn auf einen Arm gestützt, der andere schnippt kleine Steinchen auf den Boden, mit dem Versuch die Schiene zu treffen. Meistens von wenig Erfolg gekrönt.
Es ist nicht ihre Operation sondern eine des Ordens der Jedi – Charr ist alles andere als begeistert über diesen Umstand gewesen, hat sie aber dazu angehalten professionell zu sein und den Unmut dass man sie übergangen hat nicht an den Aktivposten des Ordens auszulassen. Eine derartige Ansage wäre für sie nicht nötig gewesen - egal was man für Diskrepanzen hat, ist ein Stadtplanet tief im feindlichen Raum wirklich der falsche Ort sie auszutragen. Außerdem sind die Jedi vor Ort nicht verantwortlich für Kompetenzrangeleien viele Ebenen über ihnen und bisher ist das Miteinander zwischen Orden und Militär im Großen und Ganzen okay bis gut. Die Spannung die sich allmählich angefangen hat aufzubauen liegt nicht an unterschiedlichen Arbeitsauffassungen zwischen Jedi und Nichtjedi sondern lässt die Roben sogar außen vor, betrifft vielmehr die Agenten – vornehmlich einen von ihnen und einen von hier, die nur mäßig miteinander auskommen. Sie kann Junior sogar ein Stückweit verstehen; ihr gefallen die beengten Verhältnisse auch nicht besonders, sie braucht mehr Freiraum, einen Ort, an den sie sich zurückziehen kann, ab und zu Stille. Es nagt auch an ihr, baut nach und nach Anspannung auf jedes Mal wenn sie aufwacht weil irgendwer anders ein Geräusch macht das in ihrem Schlaf nichts zu suchen hat oder wenn sie keinen Raum betreten kann ohne dass sich da bereits irgendeine Person befindet. Was sie allerdings nicht verstehen kann ist sein Umgang damit. Zumindest vorhin wirkte er nicht als hätte er überhaupt ein Interesse daran, sich irgendwie mit der Situation zu arrangieren. Es wirkte als gefiele er sich in der Rolle des Leidenden, ohne jedwede Ambition den Scheiß abzuschütteln. Okay, jeder kann mal einen schlechten Tag haben. Schlecht geschlafen oder zu viel geistige Energie während der Arbeit verbrannt haben. Wenn es temporär ist, dann macht es das zwar – gerade in Anbetracht der Umstände in denen sie sich befinden – noch lange nicht belanglos, aber dann kann man darüber hinwegsehen, gerade bei jemandem der noch eher jung ist und über wenig Felderfahrung verfügt. Sollte das allerdings ein permanenter Zustand werden oder sich gar verschlechtern, dann müsste definitiv etwas passieren, das wäre eine denkbar schlechte Arbeitsgrundlage. Sie würde das beobachten müssen.
Sie schnippt ein weiteres Steinchen, hört wie es ein Stück von der Schiene entfernt in irgendeinem Schrotthaufen klackernd zum Liegen kommt, schnaubt und stellt die Versuchsreihe ein, rollt sich ächzend auf den Rücken, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und sieht an die schmieriggraue Decke knapp über ihr.
Bisher ist ihr Informationspool noch erbärmlich gering und sie stochern nur. Das kann mit Glück relativ bald etwas ergeben mit dem man arbeiten kann. Mit dem es kein Selbstmord ist, in die Hochsicherheit einzudringen, Daten zu stehlen und das größte Projekt der Anlage so nachhaltig zu sabotieren dass die Imperialen keine weiteren Daten gewinnen können. Mit Pech allerdings kann das dauern. Tage. Wochen vielleicht.
Und wenn sie es schaffen? Mal angenommen, sie haben Erfolg und das sogar zeitnah. Im ersten Briefing haben sie auch über eine Exitstrategie gesprochen – raus wie rein, wenn die Anreise keine Komplikationen mit sich gebracht hat. Aber wäre das überhaupt möglich? Wenn sie erfolgreich sind bedeutet das, dass sie ein Projekt sabotiert haben das wichtig genug ist dass zwei Sith die Arbeiten überwachen. Nicht nur das, es ist rein physisch verdammt groß. Schiffsteile eines Großkampfschiffes, Antriebe, Boardcomputer und so weiter. Das zu sabotieren geht überhaupt nur mit einem mächtigen Knall. Würde die Folge nicht am Ehesten Abriegelung sein, zumindest für eine Weile? Noch einmal extremer angezogene Kontrollen der Abreisenden die sie, die bei der Ankunft für ihren Geschmack viel zu sehr aufgefallen sind, nur schwer durchlaufen könnten? Würden sie überhaupt die Möglichkeit haben Entros Prime zu verlassen oder würden sie hier festsitzen? Es sind Gedanken die sie bisher für sich behalten hat – die Moral ist so schon fragil genug, auch ohne dass sie darauf hinweist, dass ein Exit vielleicht über lange Zeit nicht möglich ist. Sie weiß dass das für sie kaum zu ertragen wäre, hier festzusitzen. Für Junior wäre es ein Desaster, für Patch wahrscheinlich auch. Brownie würde es scheiße finden, aber sich sicher irgendwie damit arrangieren – die Frau scheint überall und mit jedem klarzukommen. Ice und Daddy würden es mit Fassung nehmen – auch wenn die Jedi in so einer Situation wohl am Gefährdetsten wären. Purple wahrscheinlich auch, vielleicht würde sie es sogar als Gelegenheit verstehen, ihren Blickwinkel auf das normale imperiale Leben zu erweitern, vorausgesetzt ihre Aussage, sie würde reflektieren, beobachten und ihren Standpunkt überdenken ist nicht nur ein Lippenbekenntnis gewesen. Für Cat wäre es ebenfalls übel, aber er hat immerhin seinen Meister, an den er sich halten kann. Das ist wahrscheinlich besser als gänzlich ohne Bezugsperson festzusitzen.
Ächzend schüttelt sie den Kopf, richtet sich halb auf und sieht sich nach einer Abstiegsmöglichkeit um. Noch ist es nicht so weit und es ist auch nur eine Möglichkeit – sie würde sagen, die realistischste, andere würden sie vielleicht pessimistisch nennen. Eins nach dem anderen. Zuerst einmal müssen sie überhaupt Erfolg haben und das bedeutet, dass sie noch eine Menge zu tun haben. Vielleicht würde es ja auch ein Ende haben bei dem sie sich über das Danach keine Gedanken mehr machen müssen. -
Sabacc-Bildkarten IV: Balance
"How long does it take to learn sabacc, Dad?"
"All your life, son."
(Michael Pertwee über Poker)Es war über ein halbes Jahr her dass sie Groth das letzte Mal betreten hatte, der Ekel und die Panik die Trigger mit dem Planeten und seinen Leuten verband waren nur noch eine unangenehme Erinnerung. Umso unvorbereiteter trafen sie ihre damaligen Empfindungen, die sich mit der Wucht einer Panzerhand in ihre Eingeweide gruben, als sie die bunten Lichter ein zweites Mal sah.
Sie fand keine Beachtung, als sie sich vor dem Hafen an die Wand presste und würgend versuchte ihre beschleunigte Atmung zu kontrollieren, wahrscheinlich hielten die meisten Leute sie für einen Spicer auf dem falschen Trip. Und sie war froh darüber, sie hatte keine Ahnung, was passieren würde, würde jemand sie in diesem Zustand ansprechen.
Es dauerte Minuten, bis sie sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, weitere Minuten um den Reflex niederzukämpfen, so schnell wie möglich zurück zur Bumblebee zu gelangen und Groth hinter sich zu lassen.
Auch wenn sie später selbst nicht wusste wie, saß sie eine halbe Stunde später in einem der Shuttles zum besten Plaza der näheren Umgebung, dem Platz an dem sich das Sundown-Casino befand, der einzige Ort den sie kannte und ihr momentanes Ziel.Vier Stunden und achtzehn Casinos später lagen ihre Nerven blank. Sie war gar nicht auf die Idee gekommen, er könne nicht da sein, war einfach davon ausgegangen dass sie ihn hier finden würde und es war ein Tiefschlag gewesen als einer der Croupiers ihr sagte, er sei nicht da. Für ein paar Sekunden hatte sie sich schrecklich verloren und leer gefühlt, unfähig sich zu regen. „Versuch's im Boomtown, da ist heut All In“ hatte der Mann in ihre Hilflosigkeit weiter geredet. Und sie hatte sich daran geklammert wie an einen Strohhalm während man zu ertrinken droht. Inzwischen wusste sie, es gab nicht ein Casino, dass No Deal regelmäßig besuchte, es waren auch keine Handvoll... es waren alle! Zumindest alle in denen mit hohem Einsatz gespielt wurde.
In ihrem Kopf war etwas passiert, irgendwo zwischen Casino drei und sieben, andernfalls hätte sie schon lange aufgegeben; etwas aus einem lange vergessen geglaubten Leben hatte einen Teil ihres Verstandes vereinnahmt, all die Panik und die Hilflosigkeit ausgesperrt. Es analysierte, funktionierte, trieb sie voran, nur auf das Ziel konzentriert, den Mann zu finden. Im Laufe der Jahre würde sie feststellen dass dieser Teil ihres Verstandes nicht wieder verschwand. Oft schwieg er. Manchmal über Wochen, Monate. Aber immer beobachtete er. Andere Leute aber vor Allem sie selber. Wies sie auf ihre Schwächen und Fehler hin, ruhig und analytisch, wenn noch etwas zu retten war, unbarmherzig und höhnisch, wenn sie versagte. Das letzte Bisschen Tirag'resk'ashir, was ihren Mordversuch an sich selbst in einem Hangar auf der csillischen Orbitalstation überlebt hatte, hatte in ihren Gedanken einen festen Platz für sich vereinnahmt.
Auf Groth ließ er sie weitermachen, Casino für Casino, Stunde um Stunde, entgegen des Schwindels und der Galle, die sie in ihrem Mund schmeckte. Und endlich, im Roundabout, dem neunzehnten Casino das sie betrat, hatte sie Erfolg.
No Deal hatte sich nicht verändert. Der gleiche seltsame Geschmack für gut geschnittene farbige Anzüge, das gleiche amüsierte Lachen, das gleiche seichte Schmunzeln, dann immer er nicht lachte oder sprach. Wahrscheinlich war es vollkommen egal an welchem Tag man ihn finden würde, bis auf die Farbe des Anzugs würde es keinen Unterschied machen.
Er saß an einem der Sabacc-Tische im oberen Bereich des Casinos, eine grünhäutige humanoide immerhin nicht ganz nackte Schönheit einer Rasse, die die Chiss nicht kannte auf dem Schoß – und teilweise an seinen Lippen -, die den Eindruck erweckte als habe er sie passend zum seidigen Moosgrün seines Anzugs ausgesucht. Das Lachen der anderen Spieler am Tisch hatte einen unangenehm verzweifelten Unterton.
Trigger ballte die Fäuste, atmete tief ein und kämpfte mit aller Kraft die Übelkeit nieder, die letzten Schritte bis neben seinen Stuhl zu überbrücken fühlte sich an als würde sie sich durch etwas Zähflüssiges bewegen.
„No Deal?“ Ihre Stimme war brüchig, versagte aber nicht. Ihr Blick fiel auf seine Sabacc-Hand. Zweiundzwanzig. Ein gutes Blatt.
Der Mann wandte den Kopf, musterte sie langsam, ein seicht überrascht wirkendes Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen. „Trigger, richtig? Ja, ich bin mir sicher, es war Trigger. Wie geht es der Lady?“
„Sie... is' tot. Jemand hat'sie erschoss'n.“ Die Chiss spürte wie sich ihre Fingernägel in die Handballen gruben.
„Das ist bedauerlich. Aber ehrlich gesagt vorhersehbar gewesen, nicht wahr? So viele Feinde...“ Er schüttelte leicht den Kopf und obwohl sie es besser wusste fiel es ihr schwer ihm seine Anteilnahme nicht zu glauben. „Und wie geht es dir, Sugar? Muss hart für dich sein.“ Er schob mit einem Arm die Frau von seinem Schoß, griff mit dem anderen nach der Chiss. Sie zuckte zusammen als seine Hand ihren Unterarm berührte, sanft darüber strich. „Armes Kleines, ganz allein in der großen Welt.“
Es musste ein seltsames Bild für all die Umstehenden abgeben, wie der einen Kopf kleinere und sehr viel schmalere Mann mit ihr sprach, als wäre sie ein Kind.
„Du hast'mir...“ Sie brach ab und musste sich räuspern um verständlich weitersprechen zu können. „...ma' angebot'n, 's mir beizubring'n.“ Ihr Kinn ruckte ganz leicht in Richtung des Sabacctischs. „Ich'hab abgelehnt. Steht'das Angebot noch? Ich will's... lern'n.“
No Deal musterte sie einen Moment lang abschätzend. Dann warf einen kurzen Blick auf seine Kartenhand, auf den Tisch, auf dem sich in der Mitte die Chips stapelten. Mit einem Schmunzeln schmiss er seine Karten ab, den Kartenrücken nach oben. „Ich passe, Leute.“ Das Schoß-Häschen neben seinem Stuhl gab ein überraschtes Quieken von sich, aber er beachtete sie nicht weiter, stand auf und rückte seinen Stuhl in Triggers Richtung zurecht. Die ganze Zeit über löste er seine Finger nicht von ihrem Unterarm. „Na dann... spiel für mich, Honey.“ Seine freie Hand beschrieb eine einladende Geste über Stuhl und Tisch, schloss den Haufen Chips vor seinem Platz mit ein.
„Ich k...kann das nicht!“, stotterte Trigger entsetzt und riss die Augen auf.
Er lachte amüsiert, machte einen halben Schritt um sie herum und schob sie mit sanfter Gewalt in Richtung des Stuhls. Sie war unfähig, Widerstand zu leisten.
„Ich weiß, Sweetheart. Aber wenn du es lernen willst, musst du spielen.“
Also spielte sie. Den ganzen Abend lang. Der Chiphaufen vor ihrem Platz schmolz beharrlich. Sie versuchte sich auf das Spiel zu konzentrieren, bloß nicht darüber nachzudenken, wie viele Credits das wohl sein mochten, die sie hier setzte und verlor, immer und immer wieder.
No Deal hatte sich auf den Unterarmen auf ihre Stuhllehne gestützt und beobachtete ihr Spiel. Er sagte kein Wort, nur manchmal hörte sie ihn leise lachen und die ganze Zeit spürte sie seinen warmen Atem in ihrem Nacken. Er hätte sie auch nicht nervöser machen können, hätte er eine Blastermündung auf ihrem Genick aufgesetzt.
„Weißt du, warum du verloren hast, Sugar?“ No Deals Frage riss sie aus ihrer Apathie, Stunden später, in seinem Appartement über der Skyline von Groth.
Er hatte sie mitgenommen, als der Morgen graute, jetzt saß sie auf seinem Sofa, körperlich ruhig aber geistig vollkommen ausgelaugt. Schwach wandte sie den Kopf in seine Richtung. Er fläzte auf einem breiten Sessel links von ihr, seine nackten Füße auf dem Echtholztisch.
„Du hast verloren, weil du nicht spielst. Du nimmst nur sichere Hände, alles andere schmeißt du ab. Das wissen deine Gegner nach spätestens drei Partien. Und dann lassen sie dich ausbluten. Schön langsam. Denn du kannst nicht gewinnen, wann immer du höher bietest wissen sie, dass sie niedrig aussteigen müssen.“
„Aber wenn'ich keine sichere Hand hab dann hat'se jemand anners. Dann kann'ich doch... auch nich' gewinn'n?“ Sie klang verwirrt und unsicher.
Er lachte amüsiert. „Ich glaub, ich hab dir schon mal gesagt, dass die Hand die man hat vollkommen egal ist. Die anderen sehen deine Karten nicht. Wichtig ist nur was sie glauben was du hast. Weißt du, ein schlechter Spieler beobachtet die Karten. Ein guter Spieler beobachtet die anderen Spieler. Aber die besten Spieler...“ Er machte eine kleine Pause, sein Lächeln war selbstsicher. „...die lassen sich beobachten.“
Müde schloss sie die Augen. „'s geht also darum wer besser lügt.“
„Bluffen, Honey. Es heißt bluffen.“4 Wochen später
No Deal hatte sie ins Casino mitgenommen. Jeden Abend. Noch einmal spielen lassen allerdings hatte er sie nicht. „Du musst ruhiger werden“, hatte er gesagt. „Beobachte. Mich und auch die anderen. Sieh dir an, wie es funktioniert. Sag mir, wer von ihnen gut ist und wer nicht. Wem glaubst du? Wem siehst du an dass er blufft?“
Die ersten zwei Wochen waren furchtbar gewesen. Sie wusste ja dass alle Leute logen, und nach wie vor widerte es sie an. Aber anstatt zu versuchen sich abzulenken war sie jetzt gezwungen, darauf zu achten.
Aber nichts ist schlimm genug dass man sich nicht daran gewöhnt, wenn man sich ihm regelmäßig aussetzt. Und kaum hatte sie sich mit dem Schwindel und der Übelkeit abgefunden, begann es abzuflauen. Erst unmerklich, dann spürbar. Nach vier Wochen war nur noch ein leichtes Unwohlsein geblieben, sobald sie sich den Spielern am Tisch näherte.
Sie saßen im Appartement auf dem Rundsofa, wie jeden Morgen, wenn sie aus dem Casino kamen, eine Flasche dunkles Ale in der Hand, No Deal barfuß, die Füße auf dem Tisch, Trigger zwar ruhig aber noch immer unsicher, sprachen über die Spieler, denen sie diese Nacht begegnet waren.
„Du willst nicht von mir lernen wie man spielt, du willst lernen wie man lebt.“ Es war eine Feststellung, beiläufig dahingesagt, als habe der Mann festgestellt dass das Ale alle ist.
Trigger verschluckte sich an dem viel zu bitteren Getränk an dass sie sich wohl nie ganz gewöhnen würde und schnappte hustend nach Luft.
Er schmunzelte. „Das ist Antwort genug. Nicht dass ich eine gebraucht hätte. Dass es so ist weiß ich seit du vor mir standest. Nur warum es so ist...“ er kniff leicht die Augen zusammen und legte den Kopf schief. „...das verstehe ich nicht so ganz, so schwer es mir fällt das einzugestehen. Ich mein, du bist wie alt? Mitte zwanzig, würde ich schätzen. Was verdammt noch eins hast du dein Leben lang gemacht dass du so schrecklich naiv und unfertig bist?“
Sie sah ihn nur mit vor Schreck geweiteten Augen an, vollkommen erstarrt.
„Du spielst mir deine Hilflosigkeit nicht vor, so gut ist keiner. Nicht über Wochen“, fuhr er im Plauderton fort, sein Lächeln war seicht wie immer, aber sein Blick war stechend. „Du unterdrückst eine Aggressivität die so stark ist dass es mich wundert dass man sie überhaupt unterdrücken kann. Aber da drunter ist nichts als Unsicherheit.“
Er nippte an seinem Ale, beobachtete sie und ließ ihr Minuten, sich zu fangen und etwas zu sagen, doch sie schwieg, noch immer erstarrt. Irgendwann nickte er leicht und lehnte sich ein Stück vor. Seine Stimme klang wie in Seide eingewickelte Rasierklingen.
„Sugar, wir stehen an einem Punkt, an dem du die Wahl hast. Entweder du erklärst mir was los ist, ich höre es mir an und entscheide dann ob ich dich weiter hier haben will, oder aber du schweigst. Dann ist da hinten die Tür und ich will dich nie wiedersehen. Hier nicht und auch in keinem der Casinos. Deine Entscheidung.“
Sie spürte dass sie anfing zu zittern. Der Mann verlangte das Unmögliche, er verlangte dass sie darüber sprach, dass sie eigentlich tot und leer war! Aber wenn sie es nicht tat, dann würde er ihr die einzige Chance nehmen die sie hatte um zu lernen zu leben, nicht nur zu überleben. Hierher zu kommen hatte ihr alles abverlangt, noch einmal würde sie das nicht schaffen, selbst wenn sie eine Idee gehabt hätte, wohin sie hätte gehen können. Sie hatte einfach keine Wahl!
Sie sackte in sich zusammen, senkte den Kopf und schloss die Augen. Tonlos begann sie zu erzählen. Von ihrer Ausbildung und ihren Einsätzen, von ihrem Exil, von den Monaten bei der Lady und auch davon wie die Frau zu Tode kam. Sie stockte nicht und ließ nichts aus, hielt die Augen geschlossen und hob die Stimme nicht. Irgendwann war sie am Ende angekommen und verfiel in Schweigen, verharrte in sich zusammengesunken und mit geschlossenen Augen denn sie fand nicht den Mut, No Deal anzusehen.
Er schwieg ebenfalls. Lange. Sie konnte hören wie er ab und zu einen Schluck trank, dann irgendwann, wie er die Füße vom Tisch nahm und die Aleflasche drauf abstellte. Er stand auf, bewegte sich um den Tisch herum auf sie zu, blieb direkt neben ihr stehen. Nach Minuten spürte sie seine warme Hand, die sich leicht auf ihren Nacken legte.
„Leg dich hin, Sweetheart. Ruh dich aus. Wir haben morgen eine lange Nacht vor uns.“ No Deals Stimme war leise und sanft. Das erste Mal in ihrem Leben brannten Trigger echte Tränen in den Augen.Weitere 3 Wochen später
Es war die erste Nacht seit der einen Nacht ihrer Ankunft gewesen in der Trigger selber wieder am Sabacctisch gesessen und gespielt hatte anstatt nur zu beobachten. Es machte ihr lange schon keine Angst mehr, unter Spielern zu sein, wenn sie auch den tiefsitzenden Ekel vor der Falschheit nicht los wurde.
Sie hatte lange nicht jede Hand gespielt, dafür fühlte sie sich einfach nicht sicher genug, aber anders als beim ersten Mal ließ sie auch ein paar weniger sichere Hände laufen. „Lass dich beobachten“, hatte No Deal ihr gesagt und schnell hatte sie gemerkt, dass es die Mitspieler verunsicherte in ihre pupillenlosen Augen zu sehen. Sie hatte eine Weile gebraucht, diesen Zustand für sich zu nutzen, eine vollkommen neutrale Maske über ihr Gesicht zu streifen, ohne Emotion und so sehr Chiss wie sie es so lange Zeit ihres Lebens gewesen war. Keine Sekunde hatte sie sich wirklich so gefühlt, aber No Deals Nähe gab ihr die Sicherheit, es darzustellen.
Sie saßen wieder in seinem Appartement, die ersten Sonnenstrahlen fielen bereits durch die großen Panoramafenster, es war eine verflucht lange Nacht gewesen.
Sie saß im lockeren Schneidersitz auf dem Sofa, die Arme auf den Knien, er ihr gegenüber, betrachtete sie nachdenklich und abschätzend über eine nackten Füße hinweg, beide nippten ab und zu an ihren Flaschen mit dunklem Ale.
„Du hast gelogen“, brach er irgendwann die Stille.
Irritiert sah sie zu ihm herüber. „Ich... weiß nich' was de meins'.“
Er deutete schmunzelnd mit dem Flaschenhals auf sie. „Na, den Abend über. Im Casino. Das, was du am Tisch dargestellt hast, das warst nicht du. Das war eine faustdicke Lüge. Zugegeben, sie war ziemlich gut, in sich vollkommen abgeschlossen und so. Aber dennoch eine Lüge.“
Trigger blinzelte überrascht. „Das... klingt'als wär's nen Fehler gewes'n? Ich dachte, darum geht’s.“
Er lachte leise, ein warmes, freundliches Geräusch. „Honey, sieh mich an. Ganz genau. Glaubst du ich lüge?“
Der erste Reflex war, ja zu sagen, aber sie drückte ihn nieder. Sofort antworten war nicht die Anweisung gewesen. Sie legt den Kopf schief und betrachtete ihn über den Tisch hinweg. Seine Entspannung, sein amüsiertes Schmunzeln, die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln. Ihre Stirn runzelte sich und sie tickte sich nachdenklich mit der Flaschenöffnung an die Unterlippe.
Erwartungsvoll hob er die Augenbrauen. „Na? ...und?“
Sie formulierte ihre Antwort langsam, klang überrascht. „Nein... nein, eig'ntlich glaub'ich nich' dass'de lügst. Also manchma', klar. Aber nich' komplett. Du bis' der Mann, den alle am Tisch seh'n. Irg'ndwie... is'das echt.“
Er nickte mit einem zufrieden wirkenden Lächeln. „Sweetheart, lehn dich zurück und entspann dich. Ich erzähle dir etwas über Lügen, die Wahrheit und einen guten Bluff. Hör genau zu, weil das ist wichtig. Vielleicht wichtiger als alles andere.“
Trigger rutschte auf dem Sofa herum, legte den angewinkelten Arm auf die gepolsterte Lehne und nickte leicht, sah ihn aufmerksam an. „Bin'bereit.“
Er trank noch einen Schluck und setzte dann an, seine Stimme war ruhig. „Verdrehte Wahrheiten sind immer stärker als gute Lügen. An eine Lüge musst du dich erinnern, du musst sie aufrecht erhalten und sie kollidiert mit den Fakten. Wahrheiten hingegen sind einfach da. Alles was du tun musst ist sie dir schnappen und ihnen die für dich geeignete Form geben. Das nennt man dann bluffen. So viel Wahrheit wie möglich, so viel Lüge wie nötig, und du bist auf der Gewinnerseite.“ Er zwinkerte schmunzelnd. „...und dabei mein ich nur ganz am Rande den Sabacctisch.“
Eine Weile kaute sie auf der Unterlippe herum, dachte über No Deals Worte nach. „Das is' leicht für jemand'n zu sag'n der is'wie du. Aber'wie soll jemand wie ich 's umsetz'n? Ich mein... meine Wahrheit is' dass'ich zwisch'n vollkomm'n ruhig un' total aggressiv gefang'n bin. Dazwisch'n is' nich' viel.“
Wieder lachte er leise. „Dann wird es an der Zeit, dass wir diese Wahrheit ein kleines Bisschen zu deinen Gunsten verdrehen, nicht wahr? Zwischen deiner Ruhe, wenn du dich mit etwas Technischem beschäftigst oder trainierst und der Aggressivität Leuten gegenüber liegt ein verflucht breites Spektrum. Wenn du mich fragst heißt das nur, dass du auch alles dazwischen sein kannst, ohne dass es eine Lüge ist. Im Übrigen glaub ich nicht, dass deine Aggressivität wirklich das sein muss. Sie ist ja nichts weiter als ein Ausdruck. Du klammerst dich an Emotion und sie ist das einzige Ventil das du kennst. Du wirst nie ändern können dass du hochemotional bist, denn das bist du. Das hält dich am Leben. Aber wie du das ausdrückst, das liegt vollkommen in deiner Hand, Sugar. Also, Hand aufs Herz: Wie möchtest du sein?“
Ihre Antwort kam schnell und überzeugt. „Wenn'ich die Wahl hab will'ich sein wie'du!“
Lachend breitete er die Arme aus. „Fühl dich frei, Honey. Das ist die beste Wahl die du treffen konntest.“weitere acht Wochen später
Sie spielte nicht mehr. Sie lenkte ab. Sie hatte nicht dran geglaubt, dass das, was No Deal ihr gesagt hatte, wirklich klappen könnte, aber irgendwie funktionierte es. Wenn sie sich entspannte und den Kopf frei bekam, dann konnte sie tatsächlich die Facetten zwischen den Extremen darstellen. Nein, nicht nur darstellen; Es war keine Lüge. Sie konnte sie leben! Und er hatte verdammt nochmal auch in einem anderen Punkt Recht gehabt: Wenn man es erst einmal zuließ, dann gab es hunderte von Ventilen für das, was sie dachte dass sie es in exzessive Gewalt pressen müsste. Lachen gefiel ihr am Besten.
Anfangs war es unglaublich schwer gewesen. Sie hatte versucht den Mann zu kopieren, zum Scheitern verurteilt dadurch dass sie wusste dass es nur eine Lüge war. Aber da diese Lüge sich besser anfühlte als all ihre Wahrheiten, gab sie nicht auf. Sie wandelte sie ab, bog sie ihren Bedürfnissen und Emotionen nach zurecht und schleichend wurde etwas Eigenes aus der gespielten Fassade, etwas Wahres.
„Weißte eig'ntlich dass'man mit'nem ganz einfach'n Impulsgeber die Dinger so manipulier'n kann dass bestimmte Signale einfach unnerdrückt werd'n so dass bestimmte Kart'n gar nich' komm'n könn'n bei'ner Neuverteilung?“ Die Chiss saß auf dem Teppich in No Deals Appartement, mit dem Rücken ans Sofa gelehnt, und hatte den Kartengenerator den der Mann ihr geschenkt hatte aufgeschraubt, weil sie wissen wollte wie die Dinger funktionierten. Sein seichtes Lächeln erstarrte als sie zu ihm hoch sah.
„Das ist Cheaten. Wir cheaten nicht.“ Sein Tonfall hatte einen harten Unterton und er sah ernst an seinen nackten Füßen vorbei zu ihr herunter, deutete mit der Aleflaschenöffnung auf sie als wäre sie eine Blastermündung.
„Warum nich'? Ich mein... 's geht doch ums Gewinn'n. Is'da nich' der Weg egal?“ Sie ließ den Kartengenerator sinken und legte den Kopf schief, runzelte fragend die Stirn.
Er schwang die Füße vom Tisch, stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und lehnte sich leicht vor. „Nein Honey. Es geht eigentlich nicht ums Gewinnen. In erster Linie geht es ums Spielen. Auch mal zu verlieren ist keine Schande, passiert uns allen ab und zu. Selbst wenn du verdammt gut spielst, kommst du da nicht drum rum. Aber Cheaten, das ist ne verfluchte Schande! Es macht alles kaputt und nimmt dem Spiel den Reiz. Und wenn die da draußen feststellen dass du cheatest, dann rotten sie sich zusammen und machen dich fertig.“ Er nickte leicht. „Wir spielen mit Stil, Sugar. Wir gewinnen mit Stil und wir verlieren mit Stil. Verlier nen Vermögen, verlier nen Schiff... verlier wenn's hart auf hart kommt sogar dein verdammtes Leben! Es spielt alles keine Rolle, solang du deinen Stil nicht verlierst. Nie, niemals. Er ist alles was du hast. Er ist das, was dich ausmacht.“
Mit gerunzelter Stirn kaute sie sich auf der Unterlippe rum und dachte über das Gehörte nach während sie den Kartengenerator wieder zusammenschraubte – ohne einen Impulsgeber zu integrieren. Irgendwann nickte sie langsam. „In Ordnung. Hab'ich verstand'n.“
Übers Cheaten sprachen sie nie wieder.Weitere zwei Wochen später
Es war das passiert, was Trigger vor nicht einmal einem Vierteljahr für unmöglich gehalten hatte; sie freute sich auf die Nächte in den Casinos. Sie hatte Spaß, konnte lachen und scherzen, war entspannt und gelassen. Als sie nach Groth gekommen war hatte sie die Hoffnung, No Deal könnte sie zu einer echten Person machen schon für einen verzweifelten Traum gehalten, aber der Mann hatte mehr geschafft: Er hatte sie zufrieden gemacht.
„Dein Basic wird besser“, stellte er fest, als sie wieder einmal in den frühen Morgenstunden auf der Couchecke seines Appartements saßen.
„Kein großes Wunder, hm? Ich sprech ja viel mehr.“ Sie zuckte mit den Schultern.
Schmunzelnd musterte er sie. „Muss es besser werden? Ich mein... kannst du es verhindern? Kannst du dafür sorgen dass es so schnoddrig bleibt?“
Verblüfft blinzelte sie. „Ich weiß nich'... warum?!“
Er lachte leise. „Es hat Stil. Ist ein perfekter Eröffnungs-Bluff. Du machst den Mund auf und Leute halten dich für einfach. Ich weiß es besser, mir ist aufgefallen dass du verflucht aufmerksam bist. Was du teilweise siehst und hörst ist beeindruckend. Dass du auch noch über den Verstand verfügst dir unglaublich viel zu merken und es in Verbindung zu setzen, macht dich zu verdammt gutem Spielermaterial. Wenn du es jetzt auch noch schaffst, dafür zu sorgen, gnadenlos unterschätzt zu werden, dann hast du das Zeug dazu, der perfekte Spieler zu werden.“
Er sah ihr an dass sie nicht verstand was er meinte, also redete er weiter. „Das erste Bild was sich jemand macht ist entscheidend. Klar, zuallererst kommt das Aussehen. Ich wette, die Hälfte aller Leute denkt sich „Huttenscheiße, mit der will ich mich nicht anlegen“ wenn du einen Raum betrittst.“ Er schmunzelte leicht. „Anders als bei mir, wo sie denken „Hey, was für ein freundlicher alter Daddy“. Aber es gehört mehr zum ersten Eindruck als nur das Erscheinungsbild. Sprache und Wortwahl ist unglaublich wichtig. Behalt deinen dreckigen Gossenakzent bei und du baust im Kopf deines Gegenübers das Bild eines einfachen Schlägers von dir. Und der erste Eindruck beißt sich wie eine Zecke fest, egal wie oft du das Gegenteil beweist, es wird ewig dauern bis er sich auflöst.“
Sie verzog leicht das Gesicht. „Aber... das is' doch gelog'n.“
Er schüttelte den Kopf, seine Mimik vollkommen unschuldig. „Du lügst doch nicht, Sugar. Was kannst du denn dafür wenn Leute dich fehlinterpretieren! Das kann ja nun wirklich nicht deine Schuld sein!“
Heiser lachend nickte sie. Sie würde nicht weiter an ihrem Basic arbeiten.Weitere vier Wochen später
Trigger liebte die Nächte. Sie liebte die Casinos, sie liebte das Spiel mit den Leuten, ihr Lachen wenn sie gewannen und ihre Verzweiflung wenn sie verloren. Sie musste überhaupt nicht am Tisch sitzen und den Kartengenerator in der Hand halten um die Spannung zu spüren und zu genießen, ganz im Gegenteil, das Spiel am Tisch lenkte sie nur von dem eigentlichen Spiel ab.
No Deal hatte den Abend fast zweihunderttausend Credits verspielt. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Aber das spielte keine Rolle, denn es kam nicht auf den Sieg an sondern auf das Spiel, und das war die Nacht über grandios gewesen.
Lachend saßen sie nebeneinander auf der Couchecke, der Tisch quoll über von den leeren Aleflaschen der letzten zwei Stunden.
„...und ich find ja, das blöde Gesicht von diesem Arschloch war jeden verdammten Credit wert!“ schloss No Deal kichernd seine Schilderung des letzten Spiels.
Trigger nickte begeistert und wischte sich mit dem Handrücken die Lachtränen von der Wange. „Das stimmt! Alter, ich'hab gedacht, gleich springt'er über'den Tisch un' geht'dir an'die Gurgel! War'schon bereit, ihn zu pack'n un' rüber zu'den Pazaaklern zu schmeiß'n. Dass'nen Mensch so verdammt rot'im Gesicht werd'n kann dass jeder Lethan vor'Neid erblasst... eeh, aber wo'wir grad bei jed'n verdammt'n Cred wert sin'...“ sie neigte den Kopf zur Seite und sah No Deal fragend an. „...weißte eig'ntlich dass'wir nie drüber gesproch'n hab'n, was'de von'mir kriegst? Ich mein für'die ganze Scheiße hier. 's Lern'n un'so.“
Sein Kichern ebbte ab, eine beinahe feierlich wirkende Ruhe ebnete seine Gesichtszüge. „Das ist ein verdammt erstes Thema für so einen Abend, findest du nicht?“
Irritiert riss sie die Augen auf, runzelte die Stirn. „Eeh.. isses? Ich'mein...“
„Scht, Sweetheart.“ Warm lächelnd legte No Deal der Chiss den Zeigefinger auf die Lippen „Eigentlich ist es genau der richtige Abend, drüber zu sprechen. Das heißt, ich spreche und du hörst zu.“
Verwirrt nickte Trigger. Es war doch nur so dahingesagt gewesen, weil es ihr gerade eingefallen war, eine einfache Frage...
No Deal lehnte sich ans Polster zurück, streckte die Beine aus und legte die Füße auf den Tisch. „Ich bin ein verdammt guter Spieler. Vielleicht der beste auf Groth, auf jeden Fall unter dem besten Dutzend.“ Es war keine Angeberei, es war eine schlichte Feststellung. „Hab verflucht früh angefangen. Von den besten gelernt. Aber ich hab einen Fehler gemacht, damals, als ich jünger war. Ich bin am Tisch geblieben.“ Sein Lächeln wirkte wehmütig. „Weißt du, man wird älter. Jeden verdammten Tag. Und man merkt es so lange nicht, bis es zu spät ist. Zu spät sich vom Tisch und den Casinos zu lösen, in den Weiten der Galaxie zu spielen, zu setzen und zu gewinnen.“ Er seufzte leise. „Ich hab's sogar noch versucht. Deswegen hab ich das Angebot der Lady angenommen. Raus aus Groth, hinein in die weite Welt. Hätte ich das vor zehn Jahren gemacht, hätte es funktionieren können. Aber als ich den Schritt gegangen bin war es viel zu spät. Ich kam nicht mehr los. Egal wie hoch die Einsätze da draußen in den Casinos sind, es bleibt spielen im kleinen Stil.“
Er presste die Lippen aufeinander, weiterhin wehmütig lächelnd, und betrachtete die Chiss eine Weile.
„Ich... muss gesteh'n, ich weiß nich' so ganz was'das mit mir zu tun hat?“ Unsicher sah Trigger den Mann an.
„Du möchtest wissen, was du von mir kriegst, dafür dass ich dir beigebracht habe was ich weiß?“ Er nahm die Beine vom Tisch und zog sie aufs Sofa an, dreht sich in ihre Richtung und stützte den Ellenbogen auf die Lehne. „Nichts, Sugar. Alles, was ich von dir wollte, gibst du mir, sobald du in die Galaxie rausgehst und das tust, was ich nicht geschafft habe.“ Er legte seine Hand auf ihre und lächelte sie liebevoll an. „Eigentlich schulde ich dir etwas, nicht andersrum. Du bist mein Vermächtnis, mein verdammter Erbe.“Am nächsten Nachmittag
Trigger saß auf dem Sofa, eine Flasche dunkles Ale in der Hand, aber sie trank nicht, starrte nur vor sich hin. Sie war aufgestanden, hatte trainiert, etwas gegessen. Eigentlich war es Zeit sich bereit für den Abend zu machen, aber etwas war anders als die Abende davor.
„Es wird Zeit für dich zu gehen, hm?“ Sie hatte No Deal nicht reinkommen hören. Er lehnte im Türrahmen, die Arme locker vor der Brust verschränkt.
Sie drehte den Kopf leicht und nickte langsam. „Aye, ich glaub so isses... was'de heut morg'n gesagt has', dass'man nich' loskommt, wenn'man wartet.. ich glaub, wenn'ich jetz' nich' geh, geh'ich nie.“
Er lächelte sanft. „Dann geh, Sugar. Da draußen wartet eine verdammte Galaxie darauf dass du sie durcheinander bringst. Mach mich stolz.“
Eine Umarmung, mehr Verabschiedung gab es nicht. Trigger stand auf und verließ das Appartement, alles was sie mit sich nahm war der Kartengenerator, den No Deal ihr geschenkt hatte und ein Sixpack dunkles Ale.
Eine halbe Stunde später warf sie aus dem Orbit über Groth einen letzten Blick auf den funkelnden Planeten. Sie zog die Stiefel aus und legte die nackten Füße auf die Hauptkonsole, entkronte eine der Flaschen und prostete in Richtung der Lichter. „Danke. Werd'ich mach'n. Kannste drauf wett'n!“
Sie trank, während sie auf die Sprungfreigabe wartete, zu Ehren eines Mentors und Freundes.Die Gerüchte besagten, dass No Deal in dieser Nacht in den Casinos von Groth sein ganzes Vermögen inklusive seines Appartements verspielte. Die ganze Zeit lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Im Morgengrauen verließ er die Casinos und wurde auf Groth nie wieder gesehen.
"Sabacc reveals to the frank observer something else of import—it will teach him about his own nature. Many bad players do not improve because the cannot bear self-knowledge."
(David Mamet über Poker) -
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Coruscant, ein Apartment über der Stadt, mitten in der Nacht
Es ist ein gutes Stück nach vier, als sie die Wohnungstür öffnet; der Raum dahinter liegt im Dunkeln und sie belässt es dabei, lässt die Sporttasche mit ihren Klamotten im Eingang einfach fallen, schlurft zum Sofa und bleibt noch exakt so lang auf den Beinen wie sie braucht um die Stiefel aufzuschnüren und auszuziehen, ehe sie sich bäuchlings auf die Sitzfläche fallen lässt und erstmal ein paar Atemzüge liegenbleibt.
Sie hat noch im Tower geduscht und sich umgezogen um ihn nicht zu wecken wenn sie das hier tut, den Suit hat sie einfach in die Tasche gestopft. Eigentlich müsste sie ihn auspacken, der Undersuit müsste zur Reinigung fertig gemacht werden und die ganze Klamotte stinkt erbärmlich nach Desinfektionsmittel und müsste auslüften, die Kontakte sollten überprüft und ebenfalls gereinigt werden. Aber nicht mehr heute. Sie ist zu... müde? Nein, nicht müde. Eher lustlos.
Ächzend befreit sie den rechten Arm unter dem Körper, lässt ihn vom Sofa fallen, befördert dann die Hand mit einem weiteren Ächzen auf die Tischplatte. Die Finger tasten über das Metall, berühren auf der Suche nach der Fernbedienung einen zylindrischen aufrecht stehenden Plastikkörper. Langsam fährt der Daumen daran hoch, spürt die charakteristischen Einkerbungen. Unverkennbar – eine Wasserflasche. Langsam hebt sie den Kopf und linst skeptisch über die Tischplatte. Natürlich, es ist das falsche Wasser - die Dunkelheit raubt ihrer Sicht zwar die Farben, aber das Grau des Deckels ist eher dunkel, das Grün von Wasser mit Kohlensäure statt das sehr helle Blau des stillen Wassers.
„Scheiß'drauf“, murrt sie leise, ächzt weiter während sie sich in so etwas Ähnliches wie eine sitzende Position quält und nimmt die Wasserflasche vom Tisch, beginnt sie zu schütteln, während die andere Hand die Fernbedienung angelt und das Monsterholo an der Wand anschmeißt. Sie stellt den Ton aus und navigiert so lange durch die Kanäle, bis sie im Tagesarchiv – es ist immerhin schon zwei Stunden her und damit nicht mehr aktuell genug um live zu sein - eines Nachrichtenchannels fündig wird. Geräuschlos, aber mit Textband am unteren Bildschirmrand flackern die Bilder vom Abtransport der Opfer über den Holoschirm, wechseln nach kurzer Zeit zu einem CSF-Fahrzeug in einem anderen Gebiet des Sektors, in dem Doktor Risan gerade verladen wird.
Hart lächelnd stellt sie das Geschüttel der Wasserflasche ein und schraubt sie auf, die Kohlensäure entweicht zischend, die Flasche ist bereits zu leer als dass sie überläuft. Meistens ist die Presse eher Hindernis als Hilfe, aber in diesem Fall ist sie von Vorteil – sie hat schnell auf den nächtlichen Einsatz reagiert und zu viele Bilder und Fakten an die Öffentlichkeit transportiert als dass irgendwelche überbezahlten Anwälte und Bestechungen an den richtigen Stellen das klein halten könnten. Selbst wenn der Doktor aus irgendwelchen rechtsverdrehenden Gründen mit irgendeiner absurd geringen Strafe davonkommen würde, wäre zumindest seine Karriere ruiniert und er würde nie wieder eine Lizenz im republikanischen Raum bekommen.
Sie hebt die Flasche an die Lippen, nimmt einen guten Schluck, erschaudert mit angewiderter Mimik, trinkt aber gleich noch einen Schluck. Okay, es sprudelt immerhin nicht mehr – schmeckt dafür aber wie schonmal getrunken und wieder ausgerotzt. Wenn die Küche nur nicht so weit weg wäre...
„Hey“, murmelt es von Richtung der Schlafzimmertür. „Lange Nacht, hm?“
„Hey“, antwortet sie und wendet dem Durchgang das Gesicht zu. Die Mimik weicht sich ein wenig auf beim Anblick der nur in Shorts bekleideten Silhouette dort. „Lange'Woche.“
Er macht zwei Schritte in den Raum hinein, beide Hände gehen wie automatisiert in die Haare und sortieren die vom Schlaf zerwühlten Strähnen. „Caf?“, fragt er beim Abbiegen zur Küchentür.
„Mmh, nope“, schüttelt sie leicht den Kopf, was ihn abrupt anhalten lässt.
„Soll ich einen Arzt rufen? Oder... gleich einen Leichenbestatter? Wer bist du und wo ist meine Frau?!“, grinst er ihr entgegen.
Sie schnaubt. „Im Geg'nsatz zu anneren nich' näher genannt'n Person'n hier'im Raum bin'ich nich' schon sonnern noch wach... un'die Leute, die'mein Gehalt zahl'n erwart'n dass'ich 's in'nen paar Stund'n auch wieder bin. Hab mal irg'ndwo gehört dass'Caf da eher kontraproduktiv is', hm?“
„Oh fuck, du hast die Worte 'Caf' und 'kontraproduktiv' in einem Satz benutzt.“ Theatralisch wirft er die Arme in die Luft, wechselt die Richtung und kommt auf das Sofa zu. „Die Galaxie geht unter!“
Schlagartig verdüstert sich ihre Mimik. „Gar nich'so unwahrscheinlich“, antwortet sie knapp. „Sie'ham Rendili angegriff'n.“
„Scheiße!“ Ihre Worte wischen alles an frühmorgendlichem Humor weg. Er lässt die Arme sinken, tritt ans Sofa heran und setzt sich neben sie. „Wann?“
„Fing'vorgestern an... erste'Berichte hatt'n wir'vorhin vorlieg'n.“
„Wie schlimm?“ Er verschränkt die Arme fest vor der Brust und sieht sie unter düster zusammengezogenen Brauen an.
„Opferzahl'n halt'n sich'in Grenz'n... materiell isses'aber krass. Ziel war'n die Werft'n. Zwei'Großkampfschiffe vollkomm'n zerstört, 'n ord'ntlicher Teil der'Produktionsstätt'n. War 'n Hit and'Run... als'die Flott'nverstärkung eintraf war'n se'schon wieder weg.“
Er seufzt. Presst die Lippen aufeinander. Schweigt.
Sie schweigt auch – es gibt einfach nichts dazu zu sagen. Als sie vor gerade einmal drei Monaten aufgebrochen sind um den Kommunikationsabbruch Bakuras zu untersuchen, dort abgeschossen wurden und gerade so vom Planeten fliehen konnten haben sie noch nicht gewusst was auf die Galaxie zukommen würde. Decker hat sie auf dem Rückflug davon in Kenntnis gesetzt, dass Tython gefallen ist – und seitdem häufen sich die Meldungen, bis man vor einigen Wochen dazu übergehen musste, von einer tatsächlichen Invasion zu reden. Der Gegner ist technisch überlegen – so überlegen, dass stationierte Verteidigungsflotten ihm nichts entgegenzusetzen haben, solange er mit schnellen Schlägen arbeitet. Der Orden, Werften, größere Militäreinrichtungen, Flottenteile – man muss wirklich kein Genie sein, um anhand der Ziele zu erkennen, worauf es hinauslaufen wird.
„Scheiße“, murmelt er noch einmal tonlos, löst die Verschränkung der Arme, stützt die Ellenbogen auf die Oberschenkel und lässt den Kopf sinken. Er hat vor gerade einmal einem Jahr drei Monate auf Rendili auf einem Flottenseminar verbracht. Sie muss ihm nicht erzählen wie gut der Haupt-Schiffslieferant des republikanischen Militärs abgesichert ist. Muss ihm nicht erzählen dass jemand, der Rendili anfliegen und Werfen zerstören kann - der Tython angreifen kann - überall angreifen könnte.
„Gibt annähernd nichts, was'wir tun könn'n“, durchbricht sie nach einer halben Minute die drückende Stille. „Un' nochma' weniger was'wir tun dürf'n. 's Problem wird'ganz weit ob'n ignoriert.“ Sie schnaubt hart. „Als würde 's dadurch verschwind'n!“
„Ich weiß.“ Er klingt unglaublich bitter. „Wir haben Holomaterial über die Angriffe der letzten Wochen angefordert, um die Trainingseinheiten darauf anzupassen. Abgelehnt. Imperiale Taktiken sind bekannt und darauf wird geschult.“
Sie verzieht das Gesicht und zwingt sich, die Kiefermuskeln zu entspannen, als sie spürt dass ihre Zahnreihen aufeinanderschaben. Effektiv nichts tun zu können ist ganz generell ein beschissener Zustand. Für jeden. Aber wo sie es schafft sich halbwegs damit zu arrangieren Dinge hinzunehmen die sie einfach nicht ändern kann, ist er darin ganz beschissen. Er spricht es nicht aus, aber sie kann es immer wieder, wenn das Thema auf die Invasoren fällt, an seinem Blick sehen; ein Teil von ihm wünscht sich, dass endlich das sowieso Unvermeidliche passiert und Coruscant angegriffen wird, weil er dann handeln kann.
Sie fürchtet diesen Tag. Er wäre einer der ersten, der sich den Angreifern entgegenstellt. Die Chancen stehen gut, dass er das nicht überlebt.
„Und das?“ Er hebt den Kopf leicht und deutet gen Holo.
Sie schüttelt knapp den Kopf und gibt einen leisen Knurrlaut von sich. „'n Kapitel aus'dem Handbuch menschlicher'Abründe. Von Spezieismus über'Bestechlichkeit bis'hin zu vollkomm'ner Kaltblütigkeit is'alles dabei.“
Eine Weile sieht er stirnrunzelnd auf das Holo, betrachtet die Bilder und liest das Textband, ehe er erneut seufzt, den Kopf schüttelt und nach hinten kippen lässt. „Die Galaxie geht vor die Hunde.“
Sie lächelt bitter und schweigt. Schaltet das Holo aus und wirft die Fernbedienung auf den Tisch. Eigentlich ist die Galaxie schon immer ein Haufen Scheiße gewesen und wird es wohl auch immer bleiben – aber das ist nicht die richtige Erwiderung auf seine Aussage.
Als sie aufstehen will um das Licht anzumachen, greift er nach ihrem Arm. Sie bleibt sitzen und wendet ihm stirnrunzelnd das Gesicht zu. Es mag dunkel für ihn sein, aber ihre Augen kann er sehen, wahrscheinlich auch die unausgesprochene Frage darin.
Er umfasst ihre Schulter und zwingt sie mit sanftem Druck sich hinzulegen. „Wann musst du los?“
„Mh, früh'n Nachmittag... der'Vormittag is'frei, hab'ja bis'vor 'ner Stunne gearbeitet.“
Er lässt sich zur Seite kippen, drängelt sich zwischen sie und die Rücklehne des Sofas und legt die Arme um sie. „Gut... ich weck dich mit Frühstück.“
„Finneste nich'...“, murmelt sie und tastet nach ihrem Gerätegürtel um ihn leise ächzend abzunehmen.
„Find ich nicht?“
„Finnese nich' dass'das Bett irg'ndwie... bequemer wäre?“
„Mh... zu weit weg.“
Sie schnaubt. Er hat Recht. Und sie ist verdammt fertig. Nicht fertig genug allerdings, um nicht das letzte Wort zu haben. „Fall'ich runner... nehm'ich dich mit“, murmelt sie leise, schließt die Augen und schläft so schnell ein dass sie nicht einmal weiß ob es überhaupt das letzte Wort war oder er noch etwas erwidert hat. -
Jahr:
16nvC - der Eroberungskrieg des ewigen Imperiums läuft bereits, ist allerdings noch in seinen AnfängenInformationsart:
Pressefakt, von dort aus natürlich zu absurdesten Gerüchten aufgeblasenInformation über:
Großeinsatz der CSF auf Coruscant / grausamer Fund in einer Klinik für Schönheitschirurgie / Verhaftung von Doktor Lymn Risan (Schönheitschirurg der Reichen und Superreichen)Was die Information besagt:
Mitten in der Nacht fand ein CSF-Großeinsatz statt, der eine Klinik für Schönheitschirurgie im Stadtraster K-9 in der Oberstadt (Luxusviertel) zum Ziel hatte. Offiziellen Statements nach ist von unbekannter Quelle ein Großbrandalarm eingegangen, da in der Klinik auch stark gesundheitsgefährdete Chemikalien gelagert waren, habe man umgehend mit Großeinsatzstärke reagiert. Einen Brand habe es vor Ort nicht gegeben, allerdings wurden in einem umfunktionierten Wohnbereich über der Klinik etwa ein Dutzend sedierte Personen gefunden, denen chirurgisch mehrere lebenswichtige Organe entfernt und die maschinell am Leben gehalten wurden. Man habe diese Personen künstlich am Leben gehalten um sie nach und nach weiter ausschlachten zu können. Einem Securityforce-Sprecher zufolge konnten bereits zwei der Personen Vermisstenfällen in den unteren Ebenen zugeordnet werden.
Noch in der Nacht ist Doktor Lymn Risan, Chefarzt und Besitzer der Privatklinik, verhaftet worden. Seine Frau zeigte sich schwer erschüttert und gab an, dass es sich hierbei um ein 'tragisches Missverständnis' handeln müsse. Die Ermittlungen dauern an.Die Boulevardpresse nutzt den Vorfall natürlich für Schlagzeilen wie "Der Schlächter von Courscant" oder "Die Horrorklinik" und erweitert die spärlich gehaltenen Informationen der seriösen Presse sehr großzügig. Von Organhandel ist die Rede, von einem Lager unter der Klinik das darauf hindeutet dass bereits vor den Funden Dutzende Personen Opfer des Doktors geworden sind. Außerdem möchte eine - natürlich anonyme - Quelle der CSF wissen, dass vor dem Ausrücken erst einmal mehrere Notrufe zurückgezogen wurden und es wird von Vertuschung durch die Behörden und den privaten Sicherheitsdienst Private Home Protection gesprochen.
Wo man die Information aufgeschnappt haben könnte:
Überall auf Coruscant, wo man Zugang zu Holonews oder anderen öffentlich nutzbaren Kommunikationsmedien hat.