Trigger - Snapshots

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    Coruscant, auf der Straße vor einem Appartamentblock, mittags


    Sie zwingt den vom Joggen beschleunigten Atem durch die Nase tief in den Bauch, verschränkt die Finger ineinander und streckt die Arme über den Kopf, während sie mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen an der hinteren Fassade des Wohnblocks hinauf sieht.
    Es ist zwei Monate her, er ist vom Hilfseinsatz auf Tython wiedergekommen.
    “Ich'würd so'grob vier Minut'n brauch'n um'auch ohne Schlüsselkarte von'der Straße aus in'diese Wohnung zu komm'n... nichts hinnert Imperiale daran 'n Selbstmordkommando nach Coruscant zu flieg'n, abgeseh'n von taktisch'n Überlegung'n un' Ressourc'nknappheit. Ehm... eig'ntlich isses nich'logisch, weil's einfach'keine Sicherheit gibt. But'who cares? Manchma'... ignorier ich'das. Irg'ndwie... funktioniert's.“
    Ein Nebensatz. Nicht mehr.
    “Vier Minuten? Da halt ich ne Kiste Ale dagegen!“
    Der zu einer Herausforderung geworden ist.
    Echt jetz'? Da hältste geg'n? Fuck'eeh, dabei war'n vier Minut'n schon großzügig gemess'n.“
    Wie so oft.
    “Ja, da halte ich gegen! Warum auch nicht? Ich steh am Fenster und werf Sachen auf dich runter, um es schwer zu machen.“
    „Dann'wirf ma', ich'würd eh'die Tür nehm'n.“

    Ihr rechter Arm hat sich aus der Streckbewegung gelöst, die Hand fummelt am Gürtel herum, befreit die aufgerollten Oberschenkelriemen von ihrer Schnalle. Ihre Augen verengen sich weiter.
    “Dann sind wir uns ja kurzfristig einig und verschieben es auf nachher.“
    „...oder'auf morg'n... oder übermorg'n...“
    „...oder auf das nächste Mal wenn du eh heim kommst.“
    „Dann'sag ich'aber
    erst go, wenn'ich schon vor'der Tür stehe... nich' dass'de dich'hier mit'ner Couchecke vor'der Tür verbarrikadierst.“
    Zwei Monate sind eine Weile her – aber Herausforderungen haben kein Verfallsdatum!
    “Du weißt gar nicht, was ich in vier Minuten alles vor die Tür bekomme. So schwer ist das Sofa nicht. Ein Tisch, eine Sofaecke, ein Schreibtisch... das dürfte ne Minute bringen.“
    Sie dehnt den Nacken, legt die Gurte um die Oberschenkel und hakt die Karabiner ein, prüft den Sitz und aktiviert die kleine elektromagnetische Seilwinde an ihrem Gürtel, aktiviert auch die Padsteuerung.
    „Wir werd'n seh'n...“, brummt sie leise, zieht ihr Com aus dem Gürtel, programmiert einen Timer und lässt ihn auf dem eigenen Pad laufen, hängt ihn außerdem an die Textnachricht: 'Stehe in Sichtweite der Eingangstür auf der Straße. Vier Minuten laufen ab JETZT!' Dann sprintet sie los, über die Straße auf die hintere Eingangstür zu.
    Der Anfang ist einfach; durch die Hintertür, die tagsüber offen ist, in den Flur und zu den Fahrstühlen. Alle vier anfordern. Warten bis der schnellste unten ist. Einundfünfzig Sekunden.
    Sie loggt ein Stockwerk unter ihrer Zieletage ein, wartet bis das Ding losgefahren ist, um dann das Erdgeschoss wieder anzuwählen – sie würde als erstes zusehen, dass sie die Fahrstühle geblockt bekommt, wenn sie versuchen würde, sich aufzuhalten. Indem sie sie auf die Etage ruft und dort hält oder – wenn sie schon drinnen wäre – indem sie ein physisches Hindernis bildet. Also wird sie nicht im Fahrstuhl sein. Sie nutzt die Haltestange, um sich neben der Wartungsluke an die Decke zu hängen, öffnet das Ding und zieht sich auf die Fahrstuhlkammer, wartet in der Hocke ab, bis er stehenbleibt um ihre Position zu wechseln, an die Wand des Schachts, gesichert mit einer Seilwinde, als der Fahrstuhl nach seinem kurzen Stopp wieder in der Tiefe verschwindet. Es ist wichtig gewesen, das Erdgeschoss wieder einzuloggen, wäre der nächste Halt das nächste Stockwerk, weil er die Dinger gerufen hat, hätte sie keinen Platz, wäre gezwungen weiter auf dem Dach zu bleiben und wäre zu hoch für ihr Ziel! Zweiundneunzig Sekunden.
    Schnell überwindet sie die restliche Strecke bis zu den Schiebetüren der Etage, klemmt sich direkt darunter und schiebt eine Stabkamera auf Bodenhöhe durch den schmalen Spalt, wirft einen kurzen Blick auf das aufs Pad übertragene Bild.
    Er steht tatsächlich am Gang vor den Liftpads, geht unruhig auf und ab, Trainingskleidung, in der linken Hand eine Plastiktüte. Schnaubend tippt sie eine weitere schnelle Textnachricht: 'Cheater! Dumm nur, dass du vergessen hast, das Fenster zuzumachen...'.
    Es ist geraten, allerdings mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit – er macht das Fenster immer auf wenn er nach Hause kommt und es ist eher unwahrscheinlich, dass er es geschlossen hat, bevor er hierher gekommen ist. Zwei Minuten, elf Sekunden.
    Es funktionert – glücklicherweise hat er sein Com nicht drinnen liegen lassen. Er liest, wendet sich um und sprintet den Gang hinunter. Zügig zieht sie die Stabcam zurück, betätigt den Hebel für die mechanische Entriegelung und zieht sich in den Flur hoch, löst die Seilwinde und kommt auf die Füße. Den Fahrstuhl lässt sie offen, sie muss schnell genug sein um hinter ihm in die Wohnung zu sprinten, im schlimmsten Fall, indem sie ihn einfach umrennt, da hat sie für sowas wie Türen schließen einfach keine Zeit!
    Leise bewegt sie sich den Gang hinunter, bis zur Ecke, lauscht – und hört zurückeilende Schritte. Verdammt, das ist nicht der Plan gewesen! Hektisch eilt sie zurück zum Fahrstuhl, greift links und rechts in die Tür und lehnt sich nach hinten über den Schacht, damit sie nicht direkt zu sehen ist, wenn er in den Gang kommt, vielleicht einen Moment der Schrecksekunde hat, das Ding für sich zu entscheiden. Aber er kommt nicht in ihre Richtung, passiert die T-Kreuzung und eilt den Gang weiter runter – gut für sie!
    Schnell eilt sie zurück, durch den Flur bis zu der nun ungesicherten Wohnungstür. Auf dem Weg reißt sie eins ihrer Pads vom Gürtel und zieht einen Schraubendreher aus dem Werkzeugetui. Zwei Minuten, siebenundfünfzig Sekunden.
    Zum Aufschrauben hat sie keine Zeit und spurlos ist nicht Teil der Parameter, also rammt sie das Werkzeug unter die Hartplastikabdeckung des Keypads und hebelt sie mit Gewalt ab – wie dumm das gewesen ist, fällt ihr in dem Moment auf, als es auf der kleinen Metalltreppe vor der Tür aufkommt, zweimal auf die Stufen schlägt und dann am Fuß liegenbleibt.
    „Fuck“, zischt sie leise, klemmt ihr Pad an die freigelegte Elektronik und startet eine Rechenroutine – es ist nur eine Wohnungstür, keine Hochsicherheit – sieht dabei lauernd in den Gang zurück. Hat er etwas gehört?
    Verdammt, er hat! Er späht ziemlich vorsichtig um die Ecke, aber sie sieht ihn trotzdem – Kunststück, sie hat ja auch nur eine einzige Richtung, die sie im Auge behalten muss. Er zieht sich zurück und sie lässt das Pad los, lässt es an der Elektronik hängen – rechnen kann es alleine. Springt die kleine Treppe hinunter auf den Flurboden um festen Stand zu haben, um ihn besser daran hindern zu können sie daran zu hindern, zu gewinnen! Drei Minuten, siebzehn Sekunden.
    Als er um die Ecke stürmt, lehnt sie den Oberkörper vor, bereit, ihn mit der linken Schulter abrupt aufzuhalten – er bremst seinen Sturm, wendet sich um und läuft das Stückchen zurück, wirft sich wieder um die Ecke außer Sicht. Sie kann sehen, wie sich sein Blick verändert hat, während er das Manöver abgebrochen hat. Zielgerichteter. Fixierter. Ab jetzt ist es Ernst. Drei Minuten, neunundzwanzig Sekunden.
    Eine Sekunde starrt sie ihm nur verblüfft blinzelnd hinterher. Seit wann ist denn Rückzug eine Option? Dann fährt sie herum und hetzt die Treppe wieder hoch, das Türpad ist auf 'grün' gesprungen, der Weg frei! Sie hämmert auf die Konsole – und etwas von hinter ihr schlägt knapp über dem Ding ein, zerspringt in Glasscherben und Flüssigkeit. Sie trifft die falsche Entscheidung – fährt herum um zu sehen, anstatt einen Schritt zur Seite zu machen und die Konsole mit ihrem Körper zu schützen. Und so kann sie nur zusehen, wie die zweite geworfene Aleflasche direkt auf der nicht von der Abdeckung geschützten Elektronik aufschlägt, dort zerspringt und einen ordentlichen Funkenregen nach sich zieht. Die Türflügel stoppen.
    Es ist ein schmaler Streifen zwischen beiden Türhälften. Ein verdammt schmaler Streifen. Aber nicht schmal genug! Sie verschränkt die Hände ineinander, presst sie mit den Handballen an die schmale Seite des rechten Flügels und drückt, presst sich gleichzeitig dazwischen. Sie muss an den Twi'lek und die Corsage denken. Viel Zeit und gute Atmung. Ersteres hat sie nicht, aber das zweite kriegt sie hin! Drei Minuten, achtunddreißig Sekunden.
    Er setzt ihr nicht nach, guckt sich hektisch um, während seine Hände die Hosentaschen abtasten.
    „Ich'bin drinn'n!“, beschließt sie, als mehr als fünfzig Prozent ihres Körpers sich auf der anderen Seite der Tür befinden, um die Aussage zu unterstreichen zieht sie noch den zweiten Fuß durch den Spalt, dass die rechte Seite ihres Oberkörpers noch festklemmt, ist unerheblich. „Ich hab gewonn'n!“, schiebt sie grinsend hinterher. Ein Grinsen das stockt als sie beobachtet, wie er sich am Wandpanel hochzieht, den Arm ausstreckt um sein verdammtes Feuerzeug direkt unter einem der Feuermelder anzuzünden. Und sie gilt gemeinhin als wahnsinnig!?
    „Gut, unentschieden“, presst er grinsend hervor und denkt gar nicht daran, abzubrechen. „Nächste Runde! Das Fenster ist offen, der Caf kocht. Wir treffen uns auf dem Dach, der erste ist der Gewinner, ich bring die Burger mit und du den Caf. Wer im Knast landet, hat verloren. Also nicht von der CSF oder der Feuerwehr erwischen lassen.“
    „Was'heißt hier unentschied'n", schnaubt sie gepresst, während sie den restlichen Oberkörper ins Innere drückt. „Ich'hab klar gewonn'n, die vier Minut'n sin'noch lang...“ Der Rest ihres Satzes wird wohl nicht mehr bei ihm ankommen, der Alarm geht los und aktiviert die automatische Verschlusstechnik, die beim Ausbrechen eines Brandes erstmal alle Türen schließt um die Ausbreitung des Feuers zu verhindern.
    Gehetzt sieht sie sich um, springt auf das Sofa und läuft darüber hinweg bis zum Küchendurchbruch, tippt auf dem Weg noch eine kurze Nachricht – die er hoffentlich liest: 'Zieh mein Pad vom Schloss! Wenn die das Ding konfiszieren, hab ich ne Menge unangenehmer Fragen zu beantworten.'
    Das ist klar eskaliert, daran gibt es nichts schönzureden. Aber weil es sowieso nicht zu ändern ist, springt sie durch den Bruch in der Wand auf den Küchenboden, reißt eine Thermoskanne aus dem Schrank und beginnt hektisch, den Caf aus der Maschine umzufüllen – nächste Runde.

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    Centares, irgendwo in den Kunja-Bergen, nachmittags


    Sie sitzt im Schneidersitz im Schatten des Zelts, den Rücken an die linke Zeltstange gelehnt, beide Hände um ihren Becher mit Caf geschlossen – Instantcaf, der eine eher schlechte Alternative ist, selbst wenn man ihn bis annähernd zur Sättigung anrührt.
    Mit seicht gerunzelter Stirn beobachtet sie das Treiben im Lager. Die Gruppe Kids, die mit einem Gravball kicken, das Spiel dadurch etwas schwierig gestaltet, dass das Ding immer mal wieder Aussetzer hat. Die Leute an der Feuerstelle, die das Vieh ausnehmen, dass die Jäger gegen Mittag ins Lager getragen haben. Teile der Innereien und das Blut, das in Schalen aufgefangen wurde, sind in einen großen Kessel gewandert und erfüllen die Luft mit einem leicht metallischen Geruch, unablässig wird die Masse langsam gerührt, während sie vor sich hin köchelt, während andere das Fleisch des Tiers erst von seinem Fell befreit haben und es jetzt in handliche Portionen teilen um es einzulagern. Auch die Knochen wandern in Töpfe, werden allerdings noch nicht erwärmt.
    Diese Gemeinschaft von etwa fünfzig Leuten unterschiedlicher Altersstufen funktioniert. Sie überlebt - im Großen und Ganzen zumindest - allen Widerständen zum Trotz. Und wenn man sie eine Weile beobachtet kann man erkennen dass es mehr ist als pures Überleben, bloße Existenz.
    Die Freude mit der die Jäger begrüßt worden, die das Wild ins Lager gebracht haben. Die Geräusche der Kids mit dem Ball, deren vornehmlicher Auftrag darin zu bestehen scheint, laut zu sein. Verschiedene Unterhaltungen, teilweise von Lachen begleitet, manchmal von Streits oder dummen Sprüchen. Tatsächliches, echtes Leben - ziemlich aufs Wesentliche reduziert, und damit wahrscheinlich bedeutend mehr als jeder Akkordarbeiter in irgendeiner x-beliebigen Fabrik in den Kernwelten hat.
    Schmal lächelnd nippt sie an ihrem Caf - sie hat die Aufforderung, sich vermummt zu halten vom Helm zu einer breiten Brille mit grün abgedunkelten Gläsern herunterhandeln können. Vollständiges Verbergen ist scheiße. Es macht anonym und Anonymität trägt nicht gerade dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Einfach nur blauhäutige Spezies gibt es wahrscheinlich unzählige, die Augen machen den Unterschied zwischen irgendein Alien und Chiss.
    Immer wieder streifen Blicke das Zelt, in das man sie einquartiert hat. Die Skala reicht von hoffnungsvoll über neugierig bis hin zu skeptisch und abfällig. Sie sind Eindringlinge in dieser Welt - und das mit einem guten Grund. Das gesendete Notsignal, dass sie überhaupt hierher gebracht hat, und von dem diese Leute nicht wussten ob es ankommen oder im schlimmsten Fall auf imperialen Radaren landen würde, ist eine Verzweiflungstat gewesen; Imperiale arbeiten daran, hoch im Gebirge eine Scananlage für weitreichende Oberflächenscans aufzubauen, um die Schläge gegen Centares' Widerstandsbewegung, die Lord Labrass und Lord Isa'Nieer so präzise begonnen haben, endgültig abzuschließen. Diese Anlage würde dem Leben hier ein Ende bereiten, die Frau, die eine Art Sprecherin des Lagers ist, hat keinen Zweifel daran gelassen, dass die Zeit bis zur Fertigstellung bei Weitem nicht ausreichen würde, das Lager abzubrechen und weit weg zu bringen. Wirklich weit. Außerdem deutete sie an, dass es noch andere geben könnte, die vor den Säuberungsschlägen gewarnt worden sind. Andere, die sich im Gebirge verstecken. Die gefunden und gewarnt werden müssen.
    Diese Anlage muss also weg. Kein nachhaltiger Erfolg, lediglich das Erkaufen von vielleicht ein paar Wochen oder Monaten, nicht mehr. Diese Leute sind auf ihre Hilfe angewiesen – aber sie trauen ihnen nicht. Große Teile machen die gesicherte Kommunikation, mit der republikanische Agenten die Widerstandsbewegungen ausgestattet haben um für Koordination untereinander und mit der republikanischen Flotte zu sorgen, verantwortlich dafür, dass so viele von ihnen überhaupt gefunden und getötet wurden – und das ist wahrscheinlich sogar zutreffend. Aber es ist eine einfache Wahrheit – und einfache Wahrheiten gibt es nicht. Die ganze Wahrheit ist sehr viel komplizierter; ein Planet der das Pech hat an einer strategisch so überaus wichtigen Position zu liegen, ein vollkommen kaltblütiger weitreichend denkender Taktiker mit zwei Bestien an der Kette die bestenfalls so tun als wenn sie Menschen wären, Republikaner die für diese sichere Kommunikation gestorben sind, Republikaner die bei den Luftangriffen sterben um die imperiale Flotte immerhin im Orbit zu binden. Krieg ist nicht einfach. Nie.
    Unwirsch schüttelt sie den Kopf, entspannt die Mimik, als sie merkt, dass sich ihr Unterkiefer vorgeschoben hat und die Zahnreihen langsam übereinanderschaben, nippt einen betont langsamen Schluck aus dem Cafbecher.
    Sie hebt den Blick zum westlichen Bergkamm, der gerade so von der langsam sinkenden Sonne berührt wird, drückt sich auf die Füße und leert den Becher mit ein paar ordentlichen Schlucken. Zeit, sich fertig zu machen. Alles an Systemen nochmal zu prüfen – was theoretisch überflüssig ist, praktisch aber dazugehört. Sobald die Sonne untergegangen ist, geht es los.
    Trotz der düsteren Gedanken, trotz der Situation und der zur Schau gestellten mürrischen Grundstimmung, genießt sie es, hier zu sein. Nicht alleine zu sein. Es fühlt sich einfach nur verdammt richtig an.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, vormittags


    Mit kritischem gerunzelter Stirn sieht sie in den offen stehenden Kühlschrank, tastet mit dem Blick die einzelnen Fächer nach verderblichen Lebensmitteln ab, die der bisherigen Sortierung entgangen sind – das ist nach dem letzten Zurückkommen eine ziemlich widerliche Erfahrung gewesen, die mit für sie zur Routine gehörenden alten Cafbechern und getrockneten Sandwiches nicht zu vergleichen gewesen ist. Eine Erfahrung von der eine in Leben vollkommen ausreichend ist.
    Alles an frischem Fleisch hat sie schockgefrostet und eingefroren, das Gemüse das gut roh gegessen werden kann, ist in eine Plastiktüte gewandert die sie einpacken würde, der Rest davon ist auch verpackt in den Froster gewandert. Da weiß sie - anders als bei dem Fleisch - zwar nicht, ob das funktioniert, aber man kann es versuchen. Wegschmeißen kann man es immer noch. Joghurt kann man wohl eher nicht einfrieren, also hat sie ihn zur Seite gestellt, um ihn noch schnell zu essen. Genauso wie sie die zwei angefangenen Flaschen Saft nebenher austrinkt. Das Obst ist kein Problem – das ist auch bereit, in ihrem Rucksack zu verschwinden. Es würde alleine den Flug bis nach Nimia nicht überleben, außerdem ist dieses Mal Gepäck ein eher untergeordnetes Problem.
    Sie brummt zufrieden als sie nichts mehr wahrnimmt, was ein paar Tage nicht überleben würde, nickt und macht einen Schritt zurück, dreht sich auf dem Absatz und gibt der Kühlschranktür einen kräftigen Stoß mit dem Hacken.
    Hutt Space also. Auf Nimia ist sie noch nie gewesen, nur auf dem ziemlich nahen Klatooine – aber Industriestädte dort sehen sowieso alle gleich aus. Gleich dreckig, gleich kaputt, gleich verzweifelt. Es hat einen etwas bitteren Beigeschmack, dass Aidan auf Tython ist und der Flug so angesetzt wurde, dass er es nicht schaffen würde – dass er in den Befehlen also nicht benannt wurde. Bryce ist gut, gar keine Frage. Aber würde er Aidan ersetzen können? Erst Recht bei etwas, das für den sowas wie ein Heimspiel wäre?
    Sie greift sich den Joghurt, lehnt sich mit dem Hintern an die Arbeitsplatte und löffelt das Glas langsam leer.
    Für sie ist es auch sowas wie ein Heimspiel – aus einem Leben das hundert Jahre entfernt scheint. Es ist seltsam, wie schnell man sich an andere Umstände gewöhnen kann, wenn man nur endlich bereit ist, zu akzeptieren. Zu vertrauen. Eigene Fehler und falsche Ansichten einzugestehen. Und wie viel inneren Frieden es erwirkt. Wer weiß, vielleicht ist sie ja doch nicht so kaputt, wie bisher angenommen.
    „Bist irgendwann auch mal fertig mit trödeln?“, wird sie aus ihren Gedanken gerissen, wirft einen Blick auf das Zeitdisplay an der Cafmaschine und weitet verblüfft die Augen. Unter dreißig Minuten zum Fertig machen. Beeindruckend!
    „Ich'trödel nich'. Ich'nehm die'Kühlschrank-Agenda nur ernst“, ruft sie zurück, kratzt den Rest des Joghurts aus und lässt den Löffel ins Glas fallen, nachdem sie ihn abgelutscht hat, greift mit der freien Hand nach einer der beiden Saftflaschen um hinterherzuspülen.
    „Ich kann den Kühlschrank sehen. Er ist geschlossen!“
    „Ich'entsorg Reste!“ Sie schnaubt belustigt, setzt die Saftflasche ein weiteres Mal an um sie mit einigen guten Schlucken zu leeren. Klugscheißer!
    „Ist dein Seesack fertig? Kann der zu?“
    „Nee, warte. Ich'muss noch...“ Sie hebt das Joghurtglas an, schließt die Zähne um den Löffelstiel um ihn festzuklemmen, stößt sich von der Arbeitsplatte ab und winkelt das linke Bein an, führt einen gezielten Tritt mit dem Zeh gegen die Öffnung der Abfalluke, versenkt Glas und Flasche in dem dunklen Schacht. Ohne 'ich muss noch' weiter auszuführen, natürlich. Immerhin hat sie einen Löffel zwischen den Zähnen – sie braucht die freien Hände für die Obst- und die Gemüsetüte.
    Sie nimmt sogar die Tür, es ist der direktere Weg zu ihrem mitten im Raum stehendem Seesack, hebt beide Tüten an, als würde das alles sagen.
    Er lacht – gut, sie sah wahrscheinlich schonmal intelligenter aus – und für einen winzigen Moment verengt sie die Augen. Es gibt hundert Gründe, die dagegen sprechen. Vernünftige Gründe. Die Uhrzeit. Die Gefahr der Eskalation. Die Tatsache, dass die Beule auf ihrer Stirn noch nicht gänzlich zurückgegangen ist. Jeder von ihnen wird beiseite geschoben, während sie die Tüten in dem Seesack verpackt, das Ding zuzieht und dann sogar den Löffel aus dem Mund nimmt.
    „Stiefel'noch, dann bin'ich fertig.“ Schief lächelnd richtet sie sich wieder auf, beugt ihm den Oberkörper entgegen für einen schnellen Kuss, ruckt dann, als er zu nah ist um noch ausweichen zu können, mit dem Kopf vor um ihre Stirn gegen seine zu schlagen. Sie holt nicht aus – es geht nicht um Wucht oder Verletzungen. Lediglich um den Sieg!
    „Fuck!“, zischt sie gepresst, als die Überreste der Beule die Speirs ihr verpasst hat, mit scharfem Schmerz gegen diese Behandlung protestieren, macht einen Schritt zurück und drückt sich den Handballen gegen die Stirn.
    „Cheater!“, ächzt er verblüfft, auch seine Hand wandert zur Stirn, die Augen leicht geweitet.
    „Gewinn'ich nich' nach'den Regeln, bieg ich'die Regeln um'zu gewinn'n...“ Sie blinzelt ein paar Mal, grinst schief. „'s war'nen Zitat. Rate'von wem.“
    „Das klären wir, wenn wir zurück sind“, schnaubt er und wendet sich seinem Gepäck zu.
    „Bereit, wenn du es bist“, brummt sie zurück und setzt sich in Bewegung, zieht den Seesack hinter sich her. Stiefel noch, dann ist sie fertig.

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    Coruscant, in einem Büro des DOG-Towers, früher Abend


    Mit zusammengezogenen Brauen starrt sie über ihre auf dem Tisch geparkten nackten Füße hinweg auf die Holowand, sieht das Holovid in gnadenlos schlechter Bildqualität zum wiederholten Mal, beobachtet wie zuerst ein einzelner Soldat auf die Kanzel des Rundbaus tritt, dessen Wand von einem imperialen Banner eingenommen wird, sich dann der eigentliche Redner, eskortiert von elf weiteren Soldaten die an der Brüstung Aufstellung beziehen, der in die Tausende gehenden Masse präsentiert.
    Sie ist alleine im Büro; ihr Arbeitstag beginnt mit Trainingseinheiten und beschäftigt sich erst später mit den Neueinträgen in der Datenbank und allem an Büroarbeit, wohingegen er es vorzieht, den für ihn unangenehmen Teil – alles an Datenkram – zuerst abzuarbeiten, damit er es hinter sich hat. Wahrscheinlich ist das verdammt gut so, wenn man ihre vollkommen unterschiedlichen Arbeitsweisen betrachtet; so kommen sie gar nicht erst in die Verlegenheit sich auf die Nerven zu gehen – oder abzulenken.
    Der Mann auf der Holowand wirkt, das muss sie ihm zugestehen. Die elegante Schlichtheit seiner Kleidung, Haltung und Mimik die gelassene Souveränität geradezu heraus schreien, die zwölf Soldaten im Hintergrund die nur dazu dienen ihn wie beiläufig in den Vordergrund zu stellen – noch keine perfekte aber für die sehr einfachen Mittel verdammt gute Inszenierung.
    Er fängt an zu sprechen, über Stärke und über Schwäche; es ist ein einfacher aber brillanter Kunstgriff, dass er von 'wir' spricht, sich selber einbezieht, zum Teil der Masse macht – untypisch für einen Sith, selbst in dieser deutlich geheuchelten Form.
    Ächzend lässt sie den Kopf in den Nacken kippen, tastet blind nach dem Datapad auf ihrem Schoß um die Aufnahme zu stoppen; sie muss es nicht noch einmal sehen, die schwache Gegenrede von dem Zabrak, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit inszenierte Attentatsversuch, die Hektik als Raketen einschlagen und die Menge sogenannter vernunftbegabter Wesen in einen nach Blut geifernden Mob verwandelt.
    Menschlichkeit ist ein irreführendes Wort; seine Definition umfasst Barmherzigkeit und Milde. Aber das stimmt nicht, genau das Gegenteil ist der Fall – Erbarmungslosigkeit und Brutalität sind menschliche Attribute; Härte und Rücksichtslosigkeit.
    Sie ächzt nochmal, langgezogener, presst die Augen zu und kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Das Holo hat gestoppt, aber in ihrem Hirn läuft das Vid weiter, präsentiert den brachialen Tod des Zabrak, mit einem Stein erschlagen, in brutaler Klarheit, das zornige Wogen als sie Personen um die Masse herum aus den Fenstern schmeißen die von dem wogenden Wüten einfach verschluckt werden. Zorn und Hass unten, beinahe glückselige Euphorie oben – tiefste menschliche Abgründe, verdammt gut gelenkt.
    Stoisch wartet sie ab, bis die Bilderflut verebbt, behält die Augen geschlossen und schluckt in unregelmäßigen Abständen den galligen Geschmack herunter. Verstörend hat Johnson das Vid genannt – und es ist verstörend. Weil es wahr ist. Den Agenten, der etwas Derartiges einfach nicht wahr haben will, der es immer und immer wieder versucht wegzudiskutieren, muss es ziemlich übel treffen – vorausgesetzt natürlich, er hat überhaupt verstanden was da passiert; wirklich passiert, über die Bilder hinaus.
    Langsam hebt sie den Kopf wieder, lässt den Oberkörper auf die ausgestreckten Beine sinken und umfasst mit den Händen die nackten Füße.
    “Centares entgleitet uns.“
    Sie schnaubt, schüttelt unwirsch den Kopf, lässt die Stirn dann auf die Beine sinken. So leicht ist das dann doch nicht; das, was der Sith da angefangen hat muss für einen wirklichen Erfolg weitergeführt werden, sonst ist die ganze Inszenierung umsonst gewesen, das Gesagte schnell wieder vergessen. Und wenn es fortgeführt wird dann ist es angreifbar.
    “'n Redner malt'sich immer 'n Fad'nkreuz auf'die Brust.“
    Akut allerdings ist das schwer bis unmöglich – es gibt keine schnelle Kommunikation, die auch nur annähernd sicher ist, der Weg, an dem das Holo nach draußen gelangt ist ist erstens scheiße lahm, weil er über viel zu viele Stationen läuft und zweitens zu offen um sicher zu sein – es wäre zwar Zufall, würde die Kommunikation entdeckt werden, aber jeder weiß ja wohl dass Zufall eine verfluchte Hure ist.
    Ein erstes Brainstorming, diesen Zustand zu beheben ist allerdings ziemlich solide gewesen.
    “Also wenn'man der'n Standort bestimm'n kann, dann müsste'man se eig'ntlich anflieg'n könn'n... also... check'n dass'se möglichst'weit weg'von der Zivilisation sin', 'n Angriff nutz'n. Kann'man se anflieg'n, kann'man den'n 'n bissch'n was'an Kram aufspiel'n dass'mit den richtig'n Codierung'n Kommunikation durch der'n Kanäle schleust ohne dass'es für'die mehr'als Systemdat'n, Protokolle oder'so, sin'.“
    Ist ja quasi ein Spaziergang.
    “Dann setze ich Sunshade ins Bild und du Aidan... zumindest in der Planung kann ich noch was leisten.“
    Sie zieht einen Mundwinkel zur Seite, löst die linke Hand von ihrem Fuß und lässt sie blind mit den Fingerspitzen über die Tischplatte krabbeln, auf der Suche nach dem Cafbecher, der dort irgendwo herumsteht.
    Sunshade... Blondie.
    Eigentlich haben sie sich nur treffen wollen um einen Caf zu trinken; sie haben damit angefangen, als er sie nach den Angriffen angerufen hat. Sich erkundigt hat, was sie jetzt so treibt – und was sie sich für die Zukunft vorstellt. Und irgendwie haben sie nicht wieder aufgehört, sich ab und zu zu treffen. Zu unterhalten. Seine Ansichten sind hilfreich gewesen, auch wenn er ihr vorkam wie ein verdammter Bewährungshelfer.
    Ray hat sie mitgenommen; Aidan ist auf Tython gewesen und sie hat es nicht über sich gebracht, ihn alleine zu lassen – kurz nachdem sie ihm ziemlich brutal die verdammte Wahrheit um die Ohren gehauen hat, weil sie dieses Selbstmitleid einfach nicht mehr ertragen hat.
    “Punkt is': Du'lebst. Warum? Warum'kein annerer? Total'egal... du lebst, un' damit haste'ne Verantwortung. Genau genomm'n drückste dich'um diese Verantwortung. Du'hast... jetz' wie lange in'der Analyse gesess'n? Drei'Jahre? Vier? Is' das deine'Art, der'Leute die gestorb'n sin' zu gedenk'n?“
    „Du meinst ich bin zum SIS um der Verantwortung zu entfliehen?“
    „Nein... dein'Kopf redet dein'm Bein 'n Schad'n ein um'der Verantwortung zu entflieh'n.
    Das meine'ich. 's funktioniert nich', Ray. Du kannst vor'dir selber nich' weglauf'n. Umdreh'n un' damit klarkomm'n. Wenn'de 's nich' schaffst, hastes wenigst'ns versucht.“
    Ihre Finger finden den Cafbecher, schließen sich darum und zwingen sie, sich wieder aufzurichten; auf den Beinen liegend kann man nicht trinken.
    “Un' Dinge wie morg'n, später, wann anners... das sin'die Zeitangab'n von Feigling'n. Glaub'mir, morg'n kommt nie, wenn'de den Arsch nich' rumkriegs'... mein Morg'n hat'gute zehn Jahre angedauert. Morg'n. Punkt'acht Uhr. Zehn'Klick-Lauf. Un'wenn dir'dein Bein abfällt un'das den ganz'n verdammt'n Tag dauert!“
    „Ich... fein...“

    Er ist da gewesen. Und er ist gelaufen. Es ist ein verdammtes Trauerspiel gewesen das ihr vom reinen Zusehen wehgetan hat, aber er hat nicht aufgegeben – was immerhin ein Anfang gewesen ist.
    Gedankenverloren nippt sie einen Schluck Caf; er ist immerhin noch lauwarm.
    Sie haben erst über Gravball geredet, Blondie ist zu spät gekommen – was erstaunlicherweise nicht zum sofortigen Untergang der Galaxie geführt hat – weil er direkt vom Training der Kids gekommen ist wo es einen kleinen technischen Unfall gegeben hat. Die Jungs stehen kurz davor, in die erste Core-League ihrer Altersstufe aufzusteigen.
    Dann haben sie über die Arbeit gesprochen; er ist an der elften Flotte am Kashyyyk-Zweig stationiert gewesen, Patrouillenflüge als Leader einer Rookie-Staffel.
    “Sie sollt'n einfach 'n Versetzungsantrag'zu uns stell'n... krass'zementierte Wiss'nsbasis die Thematik betreff'nd, geübt'im Umgang'mit Anlayse... 'n Mangel'an bekannt'n Gesichtern sollt'n Sie'da auch nich'zu beklag'n hab'n...“
    „Ich dachte, hier gibt es Burger? Diese Rekrutierungsbüros werden auch immer raffinierter bei ihrer Tarnung.“

    Bis dahin ist es nicht einmal wirklich ernst gemeint gewesen; ein Umstand der sich im Laufe des Gesprächs ziemlich geändert hat. Punkt sieben Uhr am nächsten Morgen hat der Senior Supervisor ein Versetzungsgesuch vorliegen gehabt.
    “Was ist denn Ihr Plädoyer für den Flight Lieutenant? Außer dass ich selten im ersten Anlauf alle Dokumente richtig signiert, gestempelt und in zweifacher Ausführung vorgelegt bekommen habe.“
    Langsam schüttelt sie den Kopf, etwas verwundert.
    “Wenn ich mir die Berichte des Flight Lieutenants ansehe finde ich mehrfach formelle Dienstbeschwerden gegen Teammitglieder. In etwas veralteten Einschätzungen ist von schlechtem sozialen Verhalten und mangelnder Bindung zu Truppen die Rede. Da es darüber hinaus keine aktuellen medizinischen Berichte gibt - davon ab vergessen Sie natürlich dass ich so etwas gerade mit Ihnen teile, selbst wenn es nicht im Detail ist – würde mich interessieren inwiefern das noch zutrifft. Die bisherige Beschreibung scheint dem Tenor ja zu widersprechen.“
    Das ist ganze Lichtjahre an ihrer Einschätzung vorbei gewesen – und sie ist überzeugt davon, mehr Recht zu haben. Vollkommen fundiert.
    “Zu'ner mangelnden Bindung an Trupp'n kann'ich schwer was sag'n. 's is'wohl eher'ne Sache, die'nen etwas längeren Zeitraum betrifft. Dageg'n spricht'allerdings die'direkte Bitte, den'Kondolenzdienst für'die Gefall'nen der Fliegerstaffel übernehm'n zu könn'n. Ehm.. spricht auch geg'n 'n schlechtes'soziales Verhalt'n. Also... ma' davon ausgeh'nd dass'das 'ne Bitte'war, die nich' darauf hinauslief, den Hinnerblieb'nen ziemlich auf'die Füße'zu tret'n. Was'die formell'n Dienstbeschwerd'n angeht... stell'ich mir'zuallererst die'Frage, wie gerechtfertigt sie sin'. Sin' sie 's, dann spricht das'nur für Gründlichkeit.“
    Etwa eine Woche später hat der Flight Lieutenant Büroraum im Tower besetzt.
    “Oder halten Sie es sonst so lange aus, jemanden zu Siezen?“
    „Ich'sieze Sie aus'Respekt heraus. Ehm... un'
    Respektbekundung'n fall'n mir eig'ntlich nie schwer – vorausgesetzt, mir'wird der gleiche Respekt erwies'n.“
    „Ich denke ich bin durchaus bereit mittlerweile das du anzubieten. Ich meine, jetzt wo Sie erwiesen anerkannte Coruscanti sind und Ihr bester Kumpan ohnehin vor Ewigkeiten schon meine Vorräte dezimiert hat wie ein Krayt im Nerf-Gehege.“

    Und sie sind... was genau eigentlich? Gute Bekannte? Freunde? Zumindest Kollegen.
    Ein kurzes Vibrieren an ihrer Hüfte reißt sie aus den Gedanken. Sie blinzelt, braucht einen Moment der vollkommenen Verständnislosigkeit bis sie versteht, dass das ihr Padwecker gewesen ist, den sie sich gestellt hat um pünktlich zu gehen weil sie noch zu einem größeren Möbelhaus ein paar hundert Klicks entfernt fahren wollten.
    Irritiert auflachend lässt sie die Beine vom Schreibtisch fallen, taucht unter das Möbelstück und kramt nach ihren Stiefeln. Verdammt, ursprünglich haben sie ein paar Besichtigungstermine bei von seiner Mutter in einer langen Liste empfohlenen Maklern gemacht, damit die Frau zufriedengestellt ist und Ruhe gibt; sie haben nicht ernsthaft nach einer Wohnung gesucht bis das Ding mit den gigantischen Fenstern zur Sonnenuntergangsseite sie einfach umgehauen hat.
    Stirnrunzelnd schlüpft sie in ihre Stiefel und schließt die Schnallen. Ist es eigentlich Hausfriedensbruch, wenn man in einer leeren Wohnung nach einem Besichtigungstermin die Nacht verbringt?
    Sie hat nicht wirklich daran geglaubt, dass sie sich das Ding würden leisten können – und ihrer beider Gesichter waren bestimmt Aurodium wert als der Makler ziemlich locker feststellte, dass sie ja Besserverdiener wären und die Dokumente fertig gemacht hat.
    Sie richtet sich wieder auf, schiebt den Stuhl zurück und stützt die linke Hand auf den Schreibtisch, deaktiviert mit rechts das Terminal ehe sie einen Satz über die Tischplatte macht, kurz in den Knien abfedert und zur Tür weitergeht, das Büro hinter sich verschließt und in Richtung der Fahrstühle abbiegt.
    Irgendwie sind Tage zu Wochen geworden. Zu Monaten. Schleichend. Genauso schleichend hat sich etwas Grundlegendes verändert.
    Anspannung ist wie chronischer Schmerz – der Druck lässt niemals nach, aber wenn man lang genug damit lebt gewöhnt man sich daran, hält es für den Normalzustand und weiß nicht mehr wie es ist, nicht getrieben zu sein. Nicht immer auf der Lauer und immer wachsam. Erst wenn man es los ist hat man überhaupt die Chance zu verstehen, wie viel Spannung und Stress man sich ausgesetzt hat. Wie viel Last man mit sich herumgeschleppt hat.
    Sie hat versucht den Punkt zu finden, an dem sie aufgehört hat, irgendeinen Trick zu vermuten und darauf zu warten dass alles zusammenbricht. Aufgehört zu misstrauen. Ständig nach Hintergedanken zu suchen.
    “Fisch im Wasser.“
    Erfolglos. Ein schleichender Prozess, nicht mehr nachzuvollziehen.
    “Ich freu mich dass du im Wasser bist... das mein ich ehrlich, tut gut dich zufrieden zu sehen.“
    Und ist das überhaupt wichtig?
    “Eig'ntlich... mach'ich – 's Label'meines Arbeitgebers ma' auß'n vor – endlich'was, was'ich wirklich will, nich' mehr, was'ich meine zu müss'n. Also... was ich will.“
    Nein. Kein Stück.
    “So'langsam... wird'das ma' echt schwer, nich'an Märchen zu glaub'n...“

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    Coruscant, ein größeres Appartement über der Stadt, abends


    Sie springt von den gestapelten Tresorcontainern direkt vor der großen Fensterfront auf einen anderen Kistenturm weiter mittig im Raum, dreht sich um, schiebt die Hände flach in die Dreads und besieht mit kritisch gerunzelter Stirn ihr Werk; der Rand der großen Transparistahlfläche ist in regelmäßigen Abständen mit Kontakten gesäumt, die Konsolen der schmalen Transceivertürme zeigen in einer Vielzahl grün leuchtender Dioden an, dass jeder der Kontakte verknüpft und einsatzbereit ist.
    Arbeitsraum sollte eigentlich nicht über Fenster verfügen, sie sind ein Sicherheitsrisiko. Wenn man die äußere Polarisierung hoch genug setzt, hemmt das zwar die Möglichkeiten des optischen Ausspionierens – sie hat es mit einem Fernglas bewaffnet aus einem der oberen Flure des gegenüberliegenden Megatowers ausprobiert – aber es bleiben noch eine ganze Menge elektronischer Möglichkeiten um die man sich, anders als in fensterlosem Arbeitsbereich, kümmern muss. Aktiviert sie die gerade installierten Kontakte, versetzen sie die Fensterscheibe in minimale Schwingungen, die auch ein die Polarisierung durchdringendes Lasermikrophon verzerren würden, außerdem feuern die Türme ein paar hundert Impulse die Minute ab, die den Stahl mit einem schallbrechenden Netz belegen. Das sollte ausreichend sein, sich trotz eines Fensters im Raum nicht durch Fahrlässigkeit des Geheimnisverrats schuldig zu machen, immerhin ist die Sicherheit jetzt theoretisch höher als die ihres Büros.
    Brummend lässt sie die Hände sinken, springt zurück auf die Kisten die grob parallel zum Fenster verlaufen, geht an einem Ende in die Hocke und lässt über die Konsole des rechten Towers noch einige letzte Synchronisationschecks laufen. Während die Berechnungen andauern, neigt sie leicht den Kopf und sieht nach draußen, hinaus auf das nächtliche bessere Coruscant.
    Dieser Umzug ist eine irritierend neue Erfahrung. In der Theorie ist sie schon zweimal irgendwo eingezogen; einmal in ein Zimmer in einem Arbeitercontainer auf der dreizehnten Ebene das Ta'zen ihr beschafft hat und einmal mit in Jakes Wohnung. Aber Nummer eins ist nur ein Unterschlupf gewesen; ein Versteck mit einer Handvoll Arbeitsutensilien und einem Bett, nicht einmal einer Wasserdusche, teilweise vormöbliert und alles andere als wohnlich, alles was sie dort hingebracht hat sind ein paar Dinge für erhöhte Sicherheit und ein bisschen Zeug für den Notfall gewesen. Und Nummer zwei war niemals ein Einzug; sie haben beide nie den Anspruch gehabt, zusammen zu wohnen – und hätten es über einen wirklich langen Zeitraum, in dem es faktisch bereits der Fall gewesen ist, vehement abgestritten. Es ist einfach passiert dass mehr und mehr ihres Krams in seiner Wohnung gelandet ist; erst nur eine Tasche mit Klamotten, die sie in den ersten Wochen sogar immer wieder mitgenommen hat wenn sie gegangen ist. Irgendwann ist die Tasche einem Teil des Schranks gewichen und der Kram ist da geblieben. Mehr dazugekommen. Arbeitsmaterialien. Die kleine Abstellkammer als Arbeitsraum.
    “Wenn du willst kannst ruhig die Adresse von hier angeben, ich meine, bist eh mein liebster und dauerhaftester Hausgast mit Besitzansprüchen von dreiunddreißig Prozent auf die Wohnung.“
    „Dreiun'dreißig'Prozent der
    Wohnung? Ehm... abgeseh'n davon dass'es dreiun'dreißig Komma'drei Prozent sin'... periodisch.“
    Eigentlich ist es nur der Tisch gewesen.
    „Wenn wir an den Morgen einen Abend dranhängen, machen wir einfach fünfzig Prozent draus und ich muss mir diese dummen Kommazahlen nicht merken die ich eh immer vergesse?“
    Über ein Jahr später, in dem sie die Nächte an einer Hand abzählen kann, die sie auf Coruscant woanders als in seiner Wohnung übernachtet hat.
    “Ich habe dir gerade sechzehn Komma irgendwas Prozent meiner Wohnung geschenkt, meinst nicht ich bin auch bereit zu teilen?“
    Sechzehn Komma sechs... periodisch. Und das auch nur wenn man die Besitzansprüche vorher auf die Wohnung überträgt - was einfach nicht der Fall gewesen ist!
    “Du meinst, du bist in seiner Bude, was was anderes ist als zusammen eine Bude zu suchen.“
    Bude ist... nicht so ganz das richtige Wort. Suchen ist genau genommen auch nicht das richtige Wort. Auch das ist einfach passiert.
    Leises Piepen kündigt an, dass die Synchronisation abgeschlossen ist; alle Systeme einsatzbereit. Sie nickt brummend, deaktiviert den Tower und drückt sich wieder auf die nackten Füße, läuft auf dem Gewirr unterschiedlicher im Raum verteilter Kisten und Container entlang, um kurz vor der Zimmertür auf den Boden zu springen, es in den Hauptraum zu verlassen.
    Stirnrunzelnd sieht sie sich in dem Raum um der problemlos groß genug ist, das Wohnzimmer, seine Arbeitsecke und einen großzügig abgetrennten Sportbereich zu fassen. Alles sieht furchtbar neu aus – Kunststück, das meiste ist neu – und dem Raum haftet noch immer der Geruch von Verpackungsmaterialien und einer Spur Industriereiniger an, dennoch wirkt es irgendwie gemütlich, nach einem Raum in dem sie sich wohl fühlen kann.
    Eigentlich haben sie nur ein Sofa kaufen wollen, aber die Argumentation des Verkäufers ist so vernünftig gewesen, dass es jetzt zwei sind - neben einer Handvoll anderen Möbeln, die eigentlich nicht vorgesehen waren. Das richtige Wort müsste wohl aufgeschwatzt lauten.
    Belustigt schnaubend schüttelt sie den Kopf. Sie hat mit Hutten verhandelt. Mit Sith. Mit allen Arten von kriminellem Abschaum dieser Galaxie. Möbel kaufen würde keine Herausforderung sein - dachte sie zumindest. Es ist ein Irrtum gewesen.
    Angefangen hat es mit der Küche; sie ist schlau genug gewesen, die Raummaße mitzunehmen, außerdem Holos von den Anschlüssen zu machen und ihrer Vorstellung nach hätte das mit dieser lückenlosen Vorbereitung eine Sache von vielleicht zehn Minuten sein müssen. Was braucht so eine Küche schon? Einen Herd, einen Ofen, Kühler und Froster, ein paar Schränke. Sie hat großzügig geschätzt grob die Hälfte von dem verstanden, was der Verkäufer über anderthalb Stunden ausgeführt hat, sich in diesem Gespräch irgendwann darauf beschränkt, sich auf seine Fragestellung zu konzentrieren, Dinge die ihr brauchbar erschienen abzunicken, überflüssigen Luxus mit einem Kopfschütteln zu quittieren.
    “Spann'nd... un' ich dacht'immer, 'ne Küche'sei im Groß'n un' Ganz'n 'ne Küche... nich' mehr un' nich' weniger. Na'immerhin wiss'n wir jetz', wofür'man so'grob zwei Dutz'nd Anschlüsse braucht, eeh?“
    „Was? Nein, habe nicht zugehört.“
    „Ehm.. is'auch egal, 's Ding'wird ja
    installiert... ich würd'das nich' mach'n, ich'bin zwar Tech, aber'dafür brauchste ma' minnest'ns 'n Doktortitel!“
    Als die Installateure angerufen haben um über das wann zu sprechen, mussten sie nochmal einen Spätarbeitsbonus zahlen, weil sie darauf bestanden hat, dass sie erst nach ihrer Bürozeit die Aufbauten vornehmen – kein Fremder erhält Zugang zu Wohnraum, in dem sie sogar schon einige ihrer Sachen ausgelagert hat, ohne dass sie deren Arbeit überwachen kann – aber das hat die Rechnung nun auch nicht mehr nennenswert beeinflusst. Genauso wie ein paar Möbel mehr oder weniger nicht allzu sehr ins Gewicht fallen; wenn man lange genug nur arbeitet ohne zu leben, wird danach das Bezahlen von Rechnungen zumindest für eine Weile zu einem eher geringen Problem.
    Auch die restlichen Möbel sind geliefert und zusammengebaut worden, die Lieferanten haben sogar das Verpackungsmaterial zum Entsorgen mitgenommen, so dass man bis auf Kontrolle und das letztendliche Positionieren eigentlich gar nichts zu tun hatte. Vom Unterschreiben der Verträge bis zu ihrer ersten Nacht in dieser Wohnung hat das alles nur eine Woche gedauert – neben der Arbeitszeit natürlich, Urlaub ist zur Zeit keine Option.
    “Puh, Dekoration... dafür bist du zuständig, du bist die Frau! Dafür suche ich den Schreibtisch aus... oder so.“
    „Ehm... echt jetz'? Also... Deko is' jetz'... nich'
    so mein'Spezialgebiet.“
    „Aber meines? Vielleicht sollte ich überall Nacktbilder von dir aufhängen.“
    „Ehm, 's würd Besuch nur verstör'n.. un'deine Ma will'bestimmt
    guck'n komm'n. Kannste ja nich' immer'alles auf un' wieder abhäng'n.“
    Mit geschürzten Lippen und zweifelnd gerunzelter Stirn betrachtet sie die... Bilder an den Wänden. Eine Handvoll Striche und Kreise, farblich aufeinander abgestimmt. Ziemlich modern – und ziemlich bescheuert. Nein, Deko ist wirklich nicht ihr Spezialgebiet, gekauft hat sie die Dinger nach der Größe, gemessen an den Freiflächen an der Wand, nicht nach den Motiven. Das Ergebnis ist nur minimal besser als eine Wand voller Akte von ihr.
    Unangenehm freie Flächen auf dem Boden zu füllen ist einfacher gewesen. Pflanzen - mit Pflanzen kann man nicht allzu viel falsch machen und sie sorgen dafür dass der rote Ladalum seiner Mutter, der natürlich mit umgezogen ist, nicht mehr ganz so verloren und absolut unpassend in der Gegend herumsteht. Die Dinger sind sogar relativ einfach zu bewässern – die Wassertanktöpfe fassen genug für grob einen Monat, wie ihr versichert wurde und zwölf Mal im Jahr die dummen Töpfe wieder auffüllen, das klingt doch machbar.
    Außerdem kleinere Möbel, die strategisch günstig verteilt stehen um die Wohnung durchqueren zu können ohne je den Boden zu berühren.
    “Gut zu wissen dass sowas nun die Priorität hat nach der wir die Wohnung einrichten.“
    „...sagte'der Typ, der'extra dafür irg'ndwelche Stang'n an'die Decke schraub'n wollte... außerdem hast
    du gesagt, Deko is'mein Job. Ich'hab ihr nur... 'n sekundär'n Zweck neb'n steht'rum un' sieht'nett aus verlieh'n.“
    „Die Stangen sind toll! Gegen die wird nichts gesagt! Und wie weiter zum Schlafzimmer? Willst du gar nicht mehr auf den Boden aufkommen? Irgendwie habe ich das Gefühl du machst unsere Wohnung zu deinem eigenen kleinen Spielplatz.“
    „Geht'im Moment nich', die Matratze is'im Weg. Ehm...
    generell kommste'locker auf'das Sofa, nur eb'n im'Moment nich'. Schätz, 's gibt'ne Ries'nsauerei, wenn'ich stattdess'n auf'das Ding spring, der'Schlauch abgeht ohne dass'das Wasser abgestellt is' un'so... un' nich' Spiel! Hochwiss'nschaftliches Langzeitexperiment!“
    Es geht gar nicht darum, es immer zu tun sondern darum, es zu können wenn man denn will. Im Grunde genommen ist es ein Training, die meisten Firmen bieten Lasernetz-Sicherheitssysteme nur auf Bodenhöhe an und sparen die Möbel aus. Deswegen ist auch jedes Möbelstück in dieser Wohnung stabil – sie hat es bereits getestet. Okay, ein Spiel ist es auch. Irgendwie.
    Der seltsamste Anblick allerdings sind die Lampen; keinen Standardtag nachdem sie die Verträge unterschrieben haben – noch bevor sie selber angefangen haben sich um Möblierung zu kümmern – haben sie eine Eillieferung bekommen. Von seiner Mutter, die scheinbar umgehend von ihrem Makler-Bekannten informiert wurde, mit den besten Grüßen und in freudiger Erwartung auf ihren nächsten Besuch auf Coruscant. Die Dinger sehen aus als hätte sie einen Einrichtungs-Raubzug in einem alderaaner Palast gemacht!
    Ein weiterer definitiver Blickfang im Raum ist das Monstrum von Holowand. Sein Enthusiasmus dieses Ding betreffend ist nicht zu bremsen gewesen; Gravball-Übertragungen als Hauptargument gestützt vom Nebendiskussionsfaden, seine Konsolen mit Splitscreen hochgradig multiplayerfähig zu machen haben wirklich wenig Raum für Widerspruch gegeben. Irgendwann ist sie dazu übergegangen nicht gegenzureden sondern mit wachsender Größe des Holos Größe und Funktionsfähigkeit der zu kaufenden Cafmaschine anzuheben. Mit etwas Nachdenken hätte ihr klar sein müssen, dass ihn das nicht bremsen würde, sie hat allerdings nicht nachgedacht und das Ergebnis ist dieses Monstrum an der Wand und eine absurd umfängliche Cafmaschine, die einen eigenen Tresen gebraucht hat in der Küche.
    Alles in Allem ist es ein seltsames Sammelsurium. Hätte man sie gefragt, wäre der vor ihr liegende Raum wohl nie das gewesen, was sie als Wohnraum, in dem sie sich vorstellen könnte zu leben beschrieben hätte. Und dennoch gefällt er ihr; er hat seinen ganz eigenen Stil.
    Sie wendet sich ab und durchquert den Raum bis zur offen stehenden Schlafzimmertür, aus der kühle Abendluft ins Wohnzimmer strömt – auf dem Boden. Zeit zu duschen und sich umzuziehen, sie hat noch immer ihre Trainingsklamotten an und Jake würde sicher bald aus der Schwimmhalle zurückkommen, die er – neben einer Vielzahl an anderen wirklich coolen Dingen - in den Anlagen des Megatowers gefunden hat, und das wäre definitiv Abendessenszeit.
    Sie biegt in den Raum ab und bleibt stehen, ist – wie jedesmal wenn sie ihn betritt – für einige Sekunden gefesselt vom atemberaubenden Anblick.
    Es heißt, was man in der ersten Nacht in einer neuen Wohnung träumt, geht in Erfüllung. Das ist natürlich absoluter bullshit, es gibt keinen logischen Grund, warum das so sein sollte. Dennoch denkt sie einen Moment darüber nach, ob sie geträumt hat. Wenn ja, was. Erfolglos allerdings; Träume sind das eine, an das sie sich so gut wie gar nicht erinnern kann.
    Lächelnd schüttelt sie den Kopf und wendet sich ab, dem Schrank zu. Sie wüsste sowieso nichts, was sie sich wünschen würde.

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    Coruscant, in einem Büro des DOG-Towers, nachmittags


    Sie unterdrückt ein Gähnen und wischt die über den Schreibtisch projizierten Files zur Seite – Flottenberichte aus dem Kashyyyk-Zweig die sie schon gefühlt tausend Mal in unterschiedlicher Ausführung gelesen hat, spärliche Spionageberichte deren Tags in irgendeiner Form mit ihrer Agenda verknüpft sind und die deswegen auf den Schreibtischen der Countersphere landen; täglich eine große Kiste Schrott, die nach noch brauchbaren Teilen durchsucht werden muss.
    Sie streckt die Hände der Decke entgegen – die linke macht einen Zwischenstopp für einen weiteren Schluck Caf – und drückt den Rücken durch, ächzt leise und dehnt den Nacken nach rechts, dann nach links, gähnt wieder, dieses Mal ohne es zu unterdrücken.
    Verdammt, sie ist müde! Ein Leben der Kondition lässt sie zwar mit wenig Schlaf auskommen, aber um vier Uhr morgens da rausgerissen zu werden, schlaucht dann doch. Genau genommen ist es sogar unnötig gewesen; Rays Problem des nächtlichen Anrufers hat keinen sofortigen Handlungsbedarf gefordert, alles an Recherche die sie betrieben haben, wäre um neun Uhr morgens auch nicht anders gewesen als um vier und an die Anrufprotokolle kommt er sowieso erst ran, wenn das CoruNet-Büro auch besetzt ist.
    Dennoch kann sie nachvollziehen, dass er das Bedürfnis gehabt hat, sofort etwas zu tun. Dass er mit jemandem reden musste, der es auf Sachlichkeit und Fakten reduziert. Jemand – eine einzelne Person oder sogar mehrere unbekannten Ursprungs – wühlt in der Vergangenheit des Agenten. Eine Vergangenheit, die Ray – wie sie selbst auch – versucht, hinter sich zu lassen, wenn auch aus vollkommen anderen Gründen. Sowas ist scheiße. Immer. Noch beschissener wird es, wenn dieser Jemand scheinbar wirklich irgendwas in der Hand hat, das potentiell ein Risiko ist.
    “Lieutenant, vom Folgenden haben Sie keine Kenntnis. Ich muss Ihnen ja nicht das Prinzip einer BlackOps erklären. Tunkasektor... Therion VII... dort war ich über vier Monate stationiert, Unterstützung einer Widerstandsgruppe gegen eine von Imperialen kontrollierte Regierung.“
    Brummend schürzt sie die Lippen.
    “...der Führer des Widerstands ist im Volksmund nur als... 'der Soldat'... bekannt.“
    Sie kneift die Augen zu und legt Daumen und Zeigefinger mit leichtem Druck an die Nasenwurzel, hebt langsam den Cafbecher an die Lippen.
    “Soll ein guter Kerl sein...“
    „...un'das nervt'dich
    warum genau?“
    „Das ehm... das klingt so mysteriös. Das nervt...“
    Präziser, Ray!“
    „Schon gut, schon gut... 'der Soldat' ist bekannt dafür rücksichtslos jeden Feind der Republik auszumerzen. In Wahrheit... nur in Umlauf gebrachte Gerüchte, psychologische Kriegsführung. Im Nachhinein betrachtet... nervt das...“
    „...un'das nervt'dich
    warum genau?“
    „Es ist einfach falsch! Ich bin nicht herzlos!“
    „O-kay... 's nervt'dich also, weil 's 'n
    Scheißsymbol is'!“
    „Im Prinzip... schon.“

    Sie nimmt die Hand von der Nase, schlägt sich leicht mit den Fingern gegen ihre Wange und wischt sie dann schwungvoll durch die Luft, öffnet die Augen wieder und fixiert ihre nackten Zehen auf der Tischplatte. Nicht ihr verdammtes Problem! Und selbst wenn sie es zu ihrem macht – oder Ray es zu ihrem gemacht hat indem er sie um Hilfe gebeten hat – ist alles an bisherigen Informationen zu wenig um damit effektiv etwas anfangen zu können.
    “Schön, dass ihr das so locker wegstecken könnt!“
    „Na'eeh, alles
    annere is' blinder'Aktivismus, un'der hat noch nie irg'ndwem weitergeholf'n.“
    Was sie sagte, ist ja vollkommen korrekt – entweder es ist eine einmalige Nummer, dann bleibt zwar die leichte Beunruhigung, dass da jemand Unbekanntes etwas weiß und mit Ray verknüpft, aber es sind keine Folgen zu erwarten oder aber – wahrscheinlicher kalkuliert – es kommt mehr. Dann hat man aber auch mehr, bei dem man ansetzen kann!
    Brummend hebt sie das linke Bein an und tickt mit dem nackten Zeh auf die Holo-Oberfläche, navigiert sich in ihren Posteingang und öffnet Formular 12-72#-Xesh, schüttelt schnaubend den Kopf. Das lernt man ziemlich schnell – der SIS hat für alles ein verdammtes Formular!
    Dieses bestimmte Exemplar ist ein Fragebogen zum Anlegen einer Identität. Im Prinzip funktioniert es genauso wie wenn man sich illegal etwas Derartiges verschafft; man legt selber die benötigten Eckdaten fest, überstellt die jemanden der weiß wie man so ein Ding macht und in die entsprechenden Systeme schreibt und bekommt eine mehr oder weniger gute – je nachdem wo man fragt und wie viel man investiert – ID zurück. Okay, in diesem Fall muss sie gar nichts investieren. Und das Ergebnis würde wahrscheinlich eher zu den besseren Fake-IDs gehören die sie je benutzt hat.
    Ächzend macht sie das Bein lang und angelt mit dem Fuß nach dem Datapad in der Schreibtischmitte, schiebt es vorsichtig bis zur Schreibtischkante, gibt ihm einen letzten Stupser über die Kante hinweg und lehnt den Oberkörper vor um es im Fallen aus der Luft zu fischen.
    Den Penpad zieht sie mit den Zähnen aus dem Hartplastikgehäuse – die linke Hand ist mit Becherhalten beschäftigt – bevor das Pad auf den Oberschenkel und der Stift in die Hand wandert.
    „Na'dann“, brummt sie und tickt auf das erste Feld des kleinen Holoschirms, der den Inhalt des großen über der Tischplatte spiegelt.
    'Keres'har'aigk' tippt sie in das Feld das mit 'Vorname' beschriftet ist, dann 'Shara' in das Feld 'Nachname'. Einen Schluck Caf lang betrachtet sie überlegend ihr Werk, dann stellt sie die beiden Felder um; man würde wohl eher den Kernnamen als Vornamen betrachten.
    Nachdenklich zieht die die Brauen zusammen, sieht auf den Bildschirm und tickert mit dem Stift einen unregelmäßigen Rhythmus auf ihren Oberschenkel. Diese ID ist schwierig, und das auf mehreren Ebenen.
    In einiger Zeit würde auf Nar Shaddaa das Highroller-Casino Northern Star seine Wiedereröffnung in einer Gala feiern; geschlossene Gesellschaft, wahrscheinlich millionenschwer und die geballte Ladung Oberliga-Kriminalität. Aus der Durchsuchung der Wohnung von Hander Korben wissen sie, dass dieser Mann - der für Lord Labrass Aktienanteile an Arsac Geocorps gekauft hat und die Versicherungsgelder für Visayus Alpha und das Thermalkraftwerk der Corporation auf Vaklin kassiert und für den Lord gewaschen hat – zumindest eingeladen ist. Dass er in den hutt space geflohen ist, ist nicht neu; er hat Kontakte sowohl auf Nar Shadda als auch auf Ithor, und als sie ihm Anfang des Jahres angefangen hat nachzuschnüffeln, weil ihr einfach langweilig gewesen ist, hat das Holo ihr verraten, dass er sich im Dunstkreis des Huttenpaars Gadraln und Hidna bewegt. Aber der Mann ist vorsichtiger geworden seitdem, hat seine social network Accounts stillgelegt und ist jetzt nicht mehr so ohne Weiteres aufzuspüren.
    “Ham'wir denn irg'ndwas an Bestätigung? Also... dass die Einladung angenomm'n wurde? Oder is'das lediglich'ne Chance?“
    „Eine Chance. Ansonsten haben wir keine anderen Leads, weder auf Ithor noch auf Corellia. Im Zweifelsfall können wir auch davon ausgehen dass Lord Labrass sich bereits selbst um Mister Korben gekümmert hat oder eher, kümmern lassen hat.“

    Sie verzieht angewidert die Lippen, drückt die Spitze des Stifts gegen den Hosenstoff ihres Oberschenkels. Ein erbärmlicher Typ, dem Profil nach. Starke Parallelen zu Ivorys Vater.
    Ein Highroller-Casino auf Nar Shaddaa also. Schwierigkeit Nummer eins: Die Anwesenheit einer Chiss ohne imperiale Verbindung zu erklären.
    “Wie reagiert man im Huttenraum und dann gerade in solchen Casinos eigentlich auf eine Chiss? Ich meine, selbst da ist deine Spezies selten.“
    „Na,
    auffall'n tu'ich da genauso'wie überall anners'auch. Anners allerdings, der hutt space liebt Exotik.“
    „Waren auch andere Chiss dort?“
    „Ehm.. hm.. schätz, dazu müsste'man erstma'
    Chiss definier'n. Klar gibt’s im hutt space 's eine oder annere Abfallprodukt Ausgestoß'ner. Is' ganz'sicher nich' die Regel un' bleibt 'n exotischer'Anblick, aber 's gibt'ja grob nix was'es nich' gibt, hum?“
    Verdammt, wie sie sie verachtet hat, die wenigen, die sie in zehn Jahren im hutt space getroffen hat. Tänzerinnen, Prostituierte, Accessoires.
    Sie kippt einen Schluck Caf auf den Geschmack bitterer Galle, der ihre Kehle hochsteigt.
    “Ich habe ihre Fähigkeiten zwar zu schätzen gelernt aber Schläger gibt es wie Sand auf Tatooine.“
    „Aber wenig so exotische. Ihr
    wahres Talent, meine Liebe, ist doch bei Ihnen sowieso verschwendet.“
    „Ich bin mir sicher, blau passt gut zu den Vorhängen. Oder dem Teppich. Wie auch immer.“

    Von denen sie um ein Haar selber eine geworden wäre.
    „Fuck'off“, presst sie zwischen den Zähnen hervor und drückt den Padpen etwas stärker in den Hosenstoff, bis er nachgibt und sie die Spitze spüren, sich auf den kurzen Schmerz konzentrieren kann. So erbärmlich es ist, es ist das beste Cover. Die Exotik nutzen, wo man sie nicht verstecken kann.
    “Ich'mach freiwillig 'n Gast... ich'bin grob immer bewaffnet un' kann'mit Rüstung'n nix anfang'n. Dacht an'ne Edel-Hostess... beste'Erklärung für'Exotik.“
    Überall, wo es teure Casinos gibt, gibt es auch Eskort-Agenturen für die passende Begleitung; auf Groth kann man sich im richtigen Raumhafen Edelhuren neben Speedern mieten. Zügig trägt sie Groth als Herkunftsort in das Formular; von Paradise City kennt sie die Casinolandschaft wenigstens und es ist weit genug von Nar Shaddaa weg als dass sich nicht jeder zweite fragen muss, warum er sie noch nie gesehen hat.
    Sie brummt mürrisch und durchstarrt das Holoblau. Das zweite Problem: Wenn man sie denn noch nie gesehen hat. Ein Casino voll mit reichem kriminellen Abschaum des hutt spaces, genau die Art von Leuten, die vor nicht allzu langer Zeit einen Großteil ihres Klientels ausgemacht haben – oder mit denen sie gearbeitet hat.
    Eine Weile überschlägt sie das Risiko, beschließt dann dass es kalkulierbar ist. Beide Kategorien – ehemalige Kunden wie ehemalige Kollegen – würden davon ausgehen dass sie arbeitet. Letztere würden sie wohl nicht auffliegen lassen; warum sollten sie ihr an den Karren pissen, wahrscheinlich wären sie selber aus beruflichen Gründen da. Und erstere... jeder für den sie gearbeitet hat, hat etwas zu verbergen. Sie plaudert nicht, die plaudern nicht, so das Gesetz. Der worst case wäre irgendwer der meint, er habe noch eine offene Rechnung mit ihr zu begleichen – aber die Leute sind noch exotischer als Chiss im hutt space; sie hat sie aus guten Gründen so gering wie möglich gehalten.
    Leise seufzend füllt sie die restlichen Felder des Formulars aus und schickt das Ding zurück an den Heroem-Komplex, wo es in eine wahrscheinlich ziemlich ordentliche ID umgewandelt werden würde. Die Chance, dass das ihr absoluter Lieblingsjob werden würde ist verschwindend gering.

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    Hutt Space, Nar Shaddaa, früher Abend


    Sie sind einzeln von Coruscant aufgebrochen; dieses Mal nicht mit einem Transporter des SIS sondern mit regulären Fährenflügen – Business Class – aus unterschiedlichen Kernweltenhäfen. Unterschiedliche Routen – ihre ging über Corellia, Denon und Druckenwell, die Reena Trade Route runter auf die Kaaga Run – die am Hyperrouten-Knotenpunkt Circumtore zusammengelaufen sind, von wo aus sie sich auf einer gemeinsamen Fähre wiederfanden. Alle, bis auf einen; eine kurze Recherche im Circumtorer Hafen hat ergeben dass die Fähre über Ubrikkia Verspätung gehabt hat und dementsprechend der Weiterflug etwas anders – und mit einer Stunde Verzögerung – verlaufen würde. Unwahrscheinlich, dass es die Kollegen vom Bureau Nar Shaddaa vor eine große Herausforderung stellen würde, den Versprengten trotz Änderung der Route irgendwie zum Treffpunkt zu manövrieren.
    Diese vielen einzelnen Fährenflüge haben gegenüber eines durchgehenden Flugs durch ihre Kürze ein wirklich unangenehmes Problem; wo man auf einem längeren Flug eine Kajüte zur Verfügung stehen hat in der man im Allgemeinen seine Ruhe, maximal einen bis drei Mitreisende hat die einen nerven, hat man auf diesen kurzen Flügen – ähnlich wie bei innerplanetarem Transport – keinen Raum für sich sondern eine Sammelkabine mit Sitzreihen. Und in dieser Sammelkabine wird auf einer großen Leinwand zum Vertreiben der Reisezeit üblicherweise irgendwas an Holofilm gezeigt.
    Sie vermeidet Fiktion. Hypermnesie ist was das angeht eine extrem tückische Angelegenheit; ihr Gedächtnis speichert zwar prinzipiell alles ab, allerdings sind die Quellenangaben oft etwas unzureichend. Fiktionale Werke würden ihr Hirn mit unwahrem bullshit füllen ohne dass sie sofort sagen kann dass es sich um bullshit handelt, wenn sie sich erinnert.
    Dementsprechend sind die Flüge anstrengend gewesen, weil sie erhöhte Konzentration aufbringen musste, eben nichts von dem Mist mitzubekommen; trotz aller Mühe sind zumindest Teile des Actionfilms 'Haariden Heist' – bei dem es ironischerweise um einen SIS-Agenten ging, der aber mal Lichtjahre an der Realität vorbeigegangen ist, ihr aber immerhin Johnsons ständige Anspielungen auf Anzüge erklärt hat – auf dem Flug von Corellia nach Denon und der Romantikkomödie 'Immer dreimal mehr wie du' auf dem letzten Flug von Circumtore nach Nar Shadda hängengeblieben.
    „In Kürze wird unser Transporter am Manteer Spaceport andocken“, unterbricht eine beinahe unangenehm melodische Stimme über den Bordfunk den Abspann-Song irgendeines Kernwelten-Soulstars auf der Holowand. „Die verbliebene Zeit möchten wir, die gesamte Crew von Transporter X-21 der New Horizon Company, nutzen um uns bei Ihnen für die angenehme Reise zu bedanken. Wir hoffen es erging Ihnen ebenso und wir können Sie in Zukunft erneut an Bord unserer Schiffe begrüßen.“
    Beiläufig sieht sie sich um, zieht ein Chewstim aus der Innentasche ihrer Jacke und schiebt es sich zwischen die Zähne, nimmt die Kopfhörer aus den Ohren, die eigentlich verhindern sollten, dass die Holowand sie belästigt und verstaut sie in der Jacke, lässt den Kopf langsam kreisen und drückt Arme und Beine leicht durch – so gut es geht zumindest.
    Es bleibt ruhig in der Kabine; die wenigen Leute, die überhaupt die Plätze besetzen, bleiben sitzen, verstauen mit der Arschruhe der Gewohnheit ihre Pads und Coms, lediglich die Stewardessen – und ein einzelner Nautolaner-Steward - nehmen bereits Aufstellung an den Ausgängen.
    Ein paar Minuten später geht ein seichter Ruck durch das Raumschiff als es aufsetzt, es macht einmal leise bing als die Abschnall-Symbole in der Leiste über den Sitzen aufleuchten.
    Sie schiebt sich in den Gang, öffnet das Fach über den Sitzen und zieht ihr Handgepäck heraus, mustert den beleibten Rodianer, der neben ihr gesessen hat, einen Moment, ehe sie seine Tasche auch noch aus den Tiefen des Gepäckfachs birgt und ihm herunter reicht. Aus den Augenwinkeln kann sie drei Reihen weiter Aidan gähnen, sich strecken und seinen Rucksack schultern sehen.
    „Danke, danke, gute Frau“, nickt ihr Sitznachbar ihr zu, die Nickhäute schieben sich kurz über die glänzend schwarzen Augen, wohl eine Art Blinzeln oder zwinkern.
    Sie nickt zurück und hebt einen Mundwinkel, wendet sich dann dem nächsten Ausgang zu. Auch Doktor Zectro kann sie unter den Passagieren ausmachen; das ist nicht schwer, das furchtbare Grellgrün ihres Anzugs könnte nur von einer Neonreklame über ihrem Kopf übertroffen werden. Verdammt, ist die Frau farbenblind?!
    Mit einem kurzen Blick nach hinten, um das Gepäckstück niemandem ins Gesicht zu pfeffern, wirft sie sich die Tasche locker über die linke Schulter und schiebt sich in der Schlange weiter.
    Sie kann Johnson aussteigen sehen. Aidan. Dann Doktor Zektro. Hirom muss sich irgendwo hinter ihr befinden und wird wohl die Heckausgänge nehmen. Was sie auch sehen kann ist, dass ihre Begleiter die von den Stewardessen ausgehändigten Broschüren anders als alle anderen Passagiere nicht von oben vom Stapel bekommen sondern die Exemplare, die unten liegen. Sie unterdrückt ein Schmunzeln; entweder haben die Kollegen auf Shaddaa 'Haariden Heist' – oder Vergleichbares – ebenfalls gesehen oder aber sie haben das Bedürfnis, den Kernweltlern etwas zu beweisen.
    Gleichgültig nickend nimmt sie die Broschüre, einen winzigen Agriniumbarren auf den in geschwungener Schrift gute Reise graviert wurde und ein Stück Schokolade, verpackt in Folie mit dem Logo der 'New Horizon Company', entgegen, tritt in die Gangway und zieht eine Sonnenbrille aus der Jacken-Innentasche, setzt sie auf und aktiviert die Funkelektronik im linken Bügel. Gelangweilt auf dem Chewstim kauend blättert sie auf dem Weg zum Security-Checkpoint in der Broschüre – einige der Anfangsbuchstaben im Text sind fett und in einer anderen Schriftart gedruckt, allerdings ist es ihr zu voll nahe des Checkpoints um gleichzeitig laufen und querlesen zu wollen, also steckt sie das Ding erstmal weg, reiht sich in die Sicherheitskontrolle ein und fummelt die Kopfhörer zurück in die Ohren, weist das Pad an, ihr den aufgefangenen Funk zu übertragen, ehe sie die Arme leicht ausbreitet, um dem HuttSec den kurzen Scan zu erleichtern, ehe er sie mit einem Nicken durchwinkt.
    „Schon eine Idee wo wir nach dem Sicherheitscheckpoint groupen, Johnson?“, wird Hiroms Stimme nach einem kurzen Knacken übertragen.
    „Gilded Dog Acht Null Null... was auch immer das bedeuten mag“, begleitet Ray Brummen ihren Weg zu einer Reihe Automaten, die sie an der langen Wand der Halle hat ausmachen können, scheinbar ist er schneller gewesen beim Querlesen. Aus den Augenwinkeln nimmt sie wahr, dass Hirom ihr auf dem Fuße folgt und schnaubt belustigt. Junkie!
    „Der goldene Hutte?“, fragt der Mann, hinter ihr wartend bis sie einen Becher Caf gezogen und den Platz geräumt hat, ehe er sich ebenfalls versorgt.
    Ohne den Kopf großartig zu bewegen scannt sie die Halle nach den Mitreisenden. Das Grellgrün tritt gerade aus dem Checkpoint, der Doktor muss sich ziemlich weit hinten eingereiht haben, Aidan schlendert im Latschgang, nebenher in der Broschüre blätternd und scheinbar auf der Schokolade herumlutschend, auf die Ausgänge zu, Johnson steht etwas abseits, ein Pad in der Hand.
    „Gilded God...“ Es brummt im Com, also muss es Johnson sein.
    „Na'eeh, Prom is'zuminnest nich'ganz unwahrscheinlich, hum? Zentral, für jed'n zu find'n, keine'Gefahr, abgeknallt zu werd'n“, murmelt sie in den Cafbecher ToGo, setzt sich ebenfalls in Bewegung auf die Eingänge zu und zieht ein Pad vom Gürtel, lässt sich vom nächsten Hafen-Comrelais einen Positionsmarker geben und bestellt ein Taxi in eine nahe Nebenstraße, ehe sie das Gepäckband ansteuert um ihre Reisetasche zu holen.
    „Aber vor dem Hutten? Ich weiß ja nicht, was sagt denn das Shaddaa-Net dazu, wenn man den Gilded God sucht, Teagan?“, murmelt auch Hirom in seinen Becher.
    „Sag ich dir, wenn ich nach suche“, murrt Aidan zurück.
    „Dann mach das doch mal“, fordert Ray auf – und brummt.
    „Moah, nicht hetzen, bin dabei!“, gibt Aidan zurück, inzwischen auch beim Cafautomaten angekommen.
    „Wir haben bis null-acht-null-null noch genug Zeit. Zwei Stunden.“ Hirom nippt an seinem Caf und rückt die gigantische Sonnenbrille zurecht und richtet den Kragen seines absurd falsch aussehenden Highlife-Mantels.
    Aidan steuert mit seinem Caf bewaffnet eine der Sitzbänke an, lässt sich darauf fallen und nimmt ein Pad zur Hand, fingert beiläufig am Caf trinkend darauf herum, Doktor Zektro kann sie am Gepäckband ausmachen, wo sie ihren – ebenfalls augengefährdend grünen – Rucksack entgegennimmt und schultert.
    „Huiui, ein Schuppen, den man gesehen haben muss“, murmelt Aidan als würde er mit sich selber sprechen. „Promenade, nobel... Futter, mit toller Aussicht auf den Hutten. Rawwrrr!“
    „Futter'klingt gut“, murmelt sie, nimmt ihre Tasche vom Band und schultert sie, ehe sie sich in Richtung des Ausgangs auf den Weg macht, in dessen Nähe sie ein Taxi bestellt hat.
    „Mir gefällt jetzt schon nicht, wie begeistert Sie sind, Teagan“, brummt Hirom ins Com. Wahrscheinlich hat er instant seinen Kühlschrank – und dessen Begegnung mit Aidan – vor Augen. „Dann würde ich sagen, sehen wir uns da.“
    „...wie'begeistert er'auf Futter reagiert, müssteste'doch aus eig'ner Erfahrung wiss'n“, schiebt sie schmunzelnd hinterher.
    „Tu nicht so, ein Burger würde dir auch reichen“, brummt Ray. Er weiß wahrscheinlich nicht dass man auf Shaddaa wirklich lange suchen muss bis man was findet, was den Namen Burger verdient hat – oder er weiß dass Aidans Ansprüche dahingehend eher gering sind. „Wie auch immer... null-sieben-dreißig vor Ort. Seien Sie pünktlich und versuchen Sie sich keinen Ärger in der Zwischenzeit einzuhalten. Und Frau Doktor... halten Sie sich an Blue, falls Ihnen die Umgebung nicht geheuer ist. Die sorgt schon dafür dass man Sie nicht frisst.“
    Sie verkneift sich die dummen Bemerkungen die ihr auf der Zunge liegen. Alle.
    „Ich bin noch im Wachstum...“, nuschelt Aidan und bequemt sich dann auch mal in Richtung des Gepäckbands. Mehr in der Halle sieht sie nicht mehr, da sie den Hafen verlässt.
    Der Geruch von Smog und Korruption vor der klimatisierten Halle trifft sie wie ein Hammerschlag und sofort fühlt sie sich unwohl – wie immer wenn sie nach Nar Shaddaa zurückkehrt. Fühlt sich wie ein Eindringling an einem Ort, an dem sie nicht mehr sein will und nichts zu suchen hat. Generell gesprochen zumindest, akut ist das etwas vollkommen anderes.
    Es ist voll, direkt vor dem Gate; zig Reisende drängen sich auf der Taxiplattform. Sie lächelt dünn, biegt nach links ab und geht zügig den Steg hinunter. „Wenn'Sie mit'mir mitkomm'n woll'n, Doc, dann'in Richtung'Gate zwo... ich'hab mir 'n Taxi bestellt“, brummt sie ins Com und nippt an ihrem Cafbecher. Sieht sich nicht um, ob die Frau ihr folgt.
    Sie hört die Frau seufzen, begleitet von Rays resigniertem Brummen, als er scheinbar den Pulk erreicht. „Einen Moment, ich müsste nur...“ Eine Stimme direkt in Doktor Zectros Nähe übertönt sie. „Man, mach endlich da vorne!“ Ein weiteres Seufzen. „Eben... hier irgendwie...“ Rauschen.
    „Einfach'nach Nord'n abbieg'n...“, brummt sie nach einem kurzen Schulterblick zu der Traube von Leuten. Sie runzelt kritisch die Stirn und hebt den Blick, sucht die nähere Umgebung weiter oben ab – der Doc wäre wohl zu klein um auf Bodenniveau mitten aus dem Pulk irgendwelche Richtungsangaben befolgen zu können. „Ehm, 's is'die Haf'nseite vorne... da'wo 's rote'Logo drüberfliegt.“ Das Ding sollte die Frau hoffentlich sehen können. Der Funk des Doktors überträgt mehrstimmiges Gebrabbel auf Nonbasic – rodianisch, wenn sie sich nicht irrt.
    Sie wartet nicht, drosselt ihr Tempo allerdings auf ein leichtes Schlendern, um Doktor Zectro die Chance zu geben, zu ihr aufzuschließen.
    „Hast du ein Problem, Typ?“, dringt es gedämpft über Rays Com, und es ist definitiv nicht seine Stimme.
    „Tschuldige...“ Jetzt ist es klarer. Und begleitet von einem Brummen. Charmant wie immer macht sich der Agent wohl gleich Freunde! „...aber der Kerl da hat euch gerade als herumstreunendes Zigeunerpack bezeichnet. Und dann rempelt der mich auch noch an... Frechheit!“
    Sie schnaubt verblüfft, gefolgt von einem leisen Lachen und einem Kopfschütteln. Manchmal weiß Johnson wirklich zu überraschen!
    Ihr Taxi biegt zeitgleich – nur von der anderen Seite – in die Nebenstraße ein, fährt wenige Meter vor ihr an den Rand und kommt ein Stück runter. Der Doc ist inzwischen fast auf ihrer Höhe.
    Mein Taxi, Miss“, deutet sie auf das Taxi und sieht über die Schulter. „Sie können höchstens mitfahren.“ Um ihren Besitzanspruch zu untermauern, öffnet sie die Tür noch bevor das Fahrzeug ganz auf dem Boden angekommen ist und schiebt sich in die Kabine.
    Der Doktor fährt sich mit beiden Händen durch die weißen Haare, befreit ihre Sicht wieder gänzlich von verirrten Strähnen. „Habt Ihrrr noch Platz?“ Sie klingt deutlich lauter als gewöhnlich, schärfer, das r irgendwo tief im Hals gerollt. Noch während sie fragt, drängt sie sich auch schon mit in die Kabine.
    „Kostet Sie aber auch die Hälfte an Fahrtgeld... und es geht zur Prom“, brummt sie feststellend mit schlagartig huttischem Geschäftssinn – die Frau umsonst mitzunehmen, wäre nur auffällig.
    Doktor Zectro seufzt schwer und winkt ab. „Jajaja... von dorrrt aus komme ich auch weiterrr.“
    Sie nickt brummend, versteckt das Schmunzeln hinter einem Schluck Caf. Die Frau schlägt sich erstaunlich gut dafür, dass sie das noch nie gemacht hat. Noch auf Coruscant hat der Doktor gefragt, wie sie sich am besten vorbereiten soll, hat sich Ratschläge zum Ausfüllen eines Covers geben lassen – und bei dem ziemlich brauchbaren Ergebnis hat sie sich mindestens eine geistige Liste gemacht, die Punkt für Punkt abgehakt wurde. Die Arbeitsweise der Frau gefällt ihr; sie ist gründlich.
    „Wo sollsn hingehen, Ladies? Bisschen clubben?“, wendet sich der Fahrer ihr zu, ein muskelbepackter Mensch mit vollkommen tätowierten nackten Oberarmen und schwarzem Tanktop, deutet einen kurzen Blick über die Schulter an, damit auch der Mitfahrer auf der hinteren Bank sich angesprochen fühlt. „Hector kennt sie alle!“ Er grinst breit und präsentiert damit einen goldenen Schneidezahn, der aus seinem mit einem Tribaltattoo halb bedeckten Gesicht aufblitzt.
    Kurz erfasst sie das innere des Fahrzeugs – die Schaltung in Form eines Totenkopf, ein dicker Subwoofer an der Decke der Fahrerkabine, leicht getönte Scheiben. Ein eindeutiger Fall für die Klischee-Polizei; der Typ ist nicht angestellt sondern gecastet worden!
    „Upper Prom“, antwortet sie, schiebt die Sonnenbrille weiter auf die Nase und lehnt sich im Sitz zurück. „Mmmmh, so nah wie möglich an einen Laden der... Slice and Dice heißt?“
    „Das Slice, klar – kennt Hector. Ganz schön abgestürzt, der Laden, wechselt öfter die Führung als Hector die Bitches“, grinst der Mann, während er den Speeder abheben lässt und in den Verkehr navigiert. Wie gut dass Leute, die dauerhaft von sich in der dritten Person reden, nie einen Knall haben!
    „Ist ja nur nen Startpunkt.“ Gleichgültig zuckt sie mit den Schultern und wendet das Gesicht dem Fenster zu, um Hektor dezent zu signalisieren, dass sie kein Interesse an small talk hat.
    Doktor Zectro mischt sich geschickterweise gar nicht in den Dialog ein, ihr Blick bewegt sich im Stakkato zwischen den Fenstern und dem Innenraum hin und her, ihre Nase rümpft sich leicht.
    „Etwas Musik für die Ladies, eh?“, brummt Hektor – scheinbar hat er den Wink verstanden – wartet gar nicht erst auf eine Antwort und schmeißt die Soundanlage an. Doch kein Fall für die Klischeepolizei, es ist irgendein übermelodisches Gedudel, Twi'leki vielleicht. Sie hätte mit etwas bedeutend Härterem und Basslastigerem gerechnet.
    Sie seufzt tonlos, schließt für einen Moment schicksalsergeben die Augen – vielleicht wäre small talk doch die bessere Wahl gewesen. Im Rückspiegel kann sie sehen wie der Doktor kurz das Gesicht verzieht als habe sie in etwas extrem Bitteres gebissen – scheinbar auch nicht grad ihre Art von Musik.
    Gute zehn Minuten des eintönigen Gedudels lang hält Hector die Klappe, navigiert aus der Hafengegend heraus in den Mainstream in Richtung Promenade. „Und was haben die Ladies vor? Hector kennt sich aus, wenn ihr good times sucht müsst ihr nur Hector fragen“, hat er dann doch scheinbar keine Lust auf Klappe halten.
    „Du redest zu viel und fährst zu wenig, Sweetie“, versucht sie es erneut, dieses Mal vielleicht eine Spur schärfer.
    „Geht es vielleicht auch schnellerrr?“, tönt es etwas missmutig von hinten.
    „...oder auf Basic...“ Sie hebt leicht die Schultern und einen Mundwinkel. „...geht dich nichts an.“
    „Eh, Hector weiß was er tut, Chicas. Man muss nur eins mit dem Strom sein, sonst stößt einen der Verkehr nur ab... alles easy.“
    Demonstrativ justiert sie die Kopfhörer in ihren Ohren nach und wendet sich erneut ab – und Hector versteht; den Rest der Fahrt ist tatsächlich alles easy, Fahrer wie Fahrgäste halten die Klappe.
    „Für euch, Chicas, macht das nur zehn Credits die Nase“, spricht er erst wieder, als er den Speeder an einer der Promenaden-Landeplattformen runtergebracht hat, grinst breit und legt den trainierten Oberarm über die Lehne seines Sitzes.
    Schmunzelnd füttert sie die Konsole mit dem geladenen Barstick in Form einer alten Münze, den Ray ihr von Chandrilla mitgebracht hat. Vor grob zwei Jahren noch hätte sie Hector wohl jetzt gefragt, wann seine Schicht zuende ist und ob er danach noch was vor hat – falls nicht, ob er Bock hat unter Beweis zu stellen dass er der großen Klappe auch standhalten kann.
    „Ruft einfach bei der Company an und fragt nach Hector, wenn ihr wieder nen fetten ride braucht“, grinst er weiter und nimmt die beiden Buchungen entgegen.
    Doktor Zectro steigt ohne ein weiteres Wort oder auch nur einen Blick in seine Richtung aus dem Taxi aus, geht ein paar Schritte auf der vollen Plattform und sieht sich um.
    „Werd ich mir merken“, nickt sie selber Hector noch einmal zu, steigt aus und schultert die Taschen wieder, setzt sich in Bewegung zum Promenadentunnel ohne sich noch einmal nach dem Doc umzusehen.
    Es ist voll. Verdammt voll! Promenaden-Stroßzeit für Touristen – und für Taschendiebe. Sie schiebt alles, was weiter als einen Meter von ihr weg ist, an den Rand ihrer Wahrnehmung, konzentriert sich nur auf beiläufige Berührungen und Rempler und macht nicht unerheblichen Gebrauch von ihren Ellenbogen, um den Torbogen zu erreichen, der auf die Weitläufigkeit der Promenade führen würde.
    „Hrm... nimmt jemand Teagan an die Hand damit der uns hier nicht verloren geht?“, fragt Hirom trocken in den Funk. Wahrscheinlich ist es nur ein Test ob die Verbindung wieder auf Reichweite ist – es ist nur Niedrigfrequenz – dennoch ist es schon irgendwie überraschend, Blondie so locker zu hören.
    „Fick dich“, trällert Aidan leise singend vor sich hin.
    „Na, ich'weiß ja nich' ob verlor'n geh'n genau die Wortwahl is' die'de da wirklich'suchst“, schnaubt sie belustigt.
    „Der kommt schon allein klar“, brummt Ray – und beweist beim Weiterreden, dass er als einziger nicht gepeilt hat, dass es ein verdammter Comtest ist. „Nicht vergessen... null-sieben-dreißig im Gilded God. Und jetzt Funkstille, ich habe wirklich keine Lust mir jedes Mätzchen anzuhören!“ Er ist definitiv noch im Pulk an der Landeplattform, der Geräuschkulisse nach.
    Sie biegt in die relative Weitläufigkeit der Promenade ab, sofort dröhnt ihr Werbung – zum großen Teil auf Basic, zu kleinerem auf Huttese – unterschiedlichster Art entgegen; Tribünenplätze für Giraddas Huttball-Stadion ab schlappen zweihundert Credits, Schönheits-OP-Kliniken und Cyberdocs. Sie schiebt sich näher an die Schaufenster heran und fällt in einen langsamen Schlenderschritt, besieht mit halbem Auge die Auslagen der Boutiquen, der Rest ihrer Aufmerksamkeit ist auf die Spiegelung der Scheiben gerichtet, wo sie zuerst einmal das Konstrukt auf ihrem Kopf prüft.
    Es ist verflucht schwer, Dreads in eine highrollergalataugliche Form zu bekommen. Sie hätte die Dinger entwirren und mit Extensions versehen lassen können, aber verdammt, sie mag die Dinger! Eine Homepage für nautolanische Kopfkunst hat ihr weitergeholfen, inklusive eines Online-Shops in dem sie die Tücher und Reife gleich bestellen konnte, mit denen sie aus dem Gewirr von Dreads einen ziemlich ansehnlichen Dutt konstruiert hat.
    „Wirklich, Teagan“, unterbricht Hirom nach einigen Minuten wieder das Hintergrundrauschen von Werbung und Masse an Leuten. „Das sind doch Sie da an dem Burgerstand, nicht? Wir sitzen gleich in einem Nobelrestaurant...“
    „Aye, und bekanntermaßen verhungert man da meist“, nuschelt Aidan kauend zurück.
    „Was zum verdammten Rancor ist denn an Funkstille nicht zu verstehen?“, schnappt Ray dazwischen.
    Sie schnaubt, schüttelt leicht den Kopf. „Der'Sinn, Ray... der Sinn“, antwortet sie trocken – und hat damit das letzte Wort, Ray brummt zwar, schweigt aber, und auch der Rest bleibt still.
    Eine weitere halbe Stunde schlendert sie an den Fensterfronten vorbei, nähert sich allmählich der Adresse des eigentlichen Ziels.
    Verdammt, sie hat es bereits vermutet, aber als sie das 'Gilded God' sieht, wird es zur traurigen Gewissheit. „Hon, die sitz'n da wo'der Körnerfresserlad'n gewes'n is'...“, murrt sie unzufrieden. „Ham'sich wohl nich' gehalt'n.“
    Es ist ein Laden gewesen, den Aidan irgendwann entdeckt und in den er sie eingeladen hat. Ein Laden in dem vollkommen organisch gekocht wurde, mit gänzlichem Verzicht auf Synthetik – eine absolute Seltenheit auf dem Mond. Sie hat ihn wirklich gemocht.
    Eine Weile begutachtet sie die Auslage einer Boutique für Handtaschen und Schuhe; nicht, weil sie der Kram interessiert, sondern weil sie den mit rotem Teppich ausgelegten Eingang des 'Guilded Gold' als Spiegelung in der Scheibe sehen kann – und weil das Schaufenster über eine digitale Zeitanzeige verfügt.
    Punkt neunzehn Uhr fünfzehn dreht sie auf dem Absatz um und geht auf das Restaurant zu, beobachtet eine Gruppe Ithorianer, die sich von einer Twi'lek im kleinen Schwarzen in das Innere geleiten lassen. Auch Ray und Aidan nähern sich dem Eingang.
    „Guten Abend, Mister Dex, Misses Shara und Mister Travenko“, tritt ein Menschenmann in einem stylischen Anzug auf sie zu und lächelt ein überfreundliches Zahnpastalächeln. „Ihr Tisch steht bereits angerichtet.“ Einladend deutet er auf die offen stehenden Doppeltüren.
    „Abend! Klingt ja super, bring auch echt Hunger mit“, quatscht Aidan den Mann mit freundlicher Stimmlage an – das mit dem small talk hat er wohl geübt.
    „Ich habe noch nie mit meinem Gesicht reserviert“, schaltet sich Ray etwas steif wirkend in das Gespräch ein und versucht dabei, eine Art Plauderton anzuschlagen.
    „Guten Abend“, grüßt sie selber einfach nur – spricht leiser, weicher - und hebt seicht die Mundwinkel.
    Der Mann verliert nicht eine Sekunde sein Lächeln, wendet sich seitlich ab und geleitet sie ins Innere. Sofort wir das neongrelle Leuchten der Promenade durch sehr viel augenschonenderes Licht abgelöst und auch die Geräuschkulisse wird ziemlich schnell ausgesperrt. Dezenter Luxus füllt die Wartelongue, in der die Ithorianer bei einem Aperitif in einer gepolsterten Sitzecke Platz genommen haben, öffnet sich in einen großen Hauptraum in dem in großzügigem Abstand Zweier- und Vierertische aufgestellt sind.
    „Hier entlang.“ Der Mann führt sie weiter ein paar Stufen hoch zu einer massiven hölzernen Doppeltür, die er aufstößt. „Wenn Sie Platz nehmen wollen, eine Bedienung wird sofort bei Ihnen sein, während ich die Neuankömmlinge abhole.“
    Skeptisch mustert sie den Raum; die Tür ist bedeutend zu dick für schlichtes Holz, Kameras kann sie nirgends ausmachen. Als der Mann die Tür hinter ihnen wieder schließt, ist schlagartig nichts mehr von außen zu hören. Aidan lässt seinen Rucksack von der Schulter gleiten und lümmelt sich auf eins der Sofas, auch Raymonde setzt sich.
    Sie hebt eine Braue und sieht sich beinahe lauernd über die Schulter um, atmet tief ein und langsam wieder aus. Irgendwie fühlt sie sich eingesperrt.

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    Nar Shaddaa, in einer Suite des 'Golden Pearl', nachts


    Entnervt ächzend rollt sie sich von der Seite auf den Rücken, als ein Aufschrei die akustische Barrikade des auf die Ohren gedrückten Kissens durchdringt – erneut.
    „Verdammt, was hältste ma' von schlaf'n!“, ruft sie zum Sofa hinüber, richtet sich auf und zielt mit dem Kissen auf den blonden Haarschopf, den sie über der Lehne ausmachen kann.
    „Das eine Spiel noch“, kommt es zurück, gefolgt von einem überraschten Ausschnauben, als das Wurfgeschoss trifft.
    Seufzend blinzelt sie gegen die Helligkeit der Holowand, fixiert den Timer. Zweite Halbzeit immerhin schon, noch siebzehn Minuten reguläre Spielzeit. Eine Hand erscheint über der Lehne, tastet nach dem Kissen und zieht es außer Sicht. Dummerweise ist es das Finalspiel der 'Coruscant Colossus' gegen die 'Duro Devil's' im Core Cup 11nvC, es steht eins zu drei, in Minute dreiundachtzig würde es den Anschlusstreffer der Colossi geben, in der letzten Minute der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer – und Verlängerung. Letztendlich würden die Coruscanter drei zu vier verlieren aber angeblich ist es dennoch eins der besten Spiele die sie je gespielt haben mit einem grandiosen Reese Winters im Mittelfeld der nach dem Finalspiel zum Gravballer des Jahres gewählt wurde, wie ihr die letzten Stunden in denen dieses Spiel lief mit bedeutend mehr Worten – und mehr Begeisterung – erklärt wurde.
    „Dann gib'mir wenigst'ns mein Kiss'n wieder“, brummt sie mürrisch und wischt sich mit der flachen Hand durchs Gesicht.
    Hirom schnaubt amüsiert. „Nach dem Spiel... vielleicht.“
    Wichser!
    Sie atmet tief ein, lässt sich zurück auf die Matratze kippen und pustet den gehaltenen Luftstrom langsam in Richtung Decke, starrt in den von indirektem, dimmen Licht beleuchteten Raum und lässt die Gedanken schweifen.
    Nach und nach haben sie sich alle im Hinterzimmer des 'Gilded God' eingefunden gehabt, inklusive des abhanden Gekommenen, den das Bureau Nar Shaddaa sicher auf einem ähnlich... interessanten Weg dort hin geleitet hat. Das ungute Gefühl des in der Falle Sitzens ist geblieben, während eine Bedienung Aperitifs und Bestellpads verteilt und die Empfehlung des Küchenchefs – Nerfrücken in Mottateigkruste mit Preiselbeeren – ausgesprochen hat. Das gereichte Getränk, irgendwas künstlich Grünes mit Blubberbläschen, hätte sie nicht einmal dann getrunken, wenn man sie dafür bezahlt hätte!
    Erst als das bestellte Essen gebracht wurde, hat ihr Kontakt sich bemerkbar gemacht – in Form eines Coms, das anstelle der erwarteten Mahlzeit unter einer der silbernen Abdeckglocken zum Vorschein kam. Ausgerechnet bei Aidan, einer Person die – wie auch immer er das macht – ständig hungrig ist. Der Wandel seiner Mimik von freudiger Erwartung hin zu tiefer Enttäuschung als ihm statt eines Echtfleischburgers lediglich das Stück Technik auf seinem Teller entgegenblinkte ist beinahe rührend gewesen. So rührend, dass sie die Hälfte ihres Plar-Fischs auf Zitronenreis auf den Unterteller geschaufelt hat um ihn Aidan zu überlassen, Ray seine Suppe nach einigen Löffeln zufällig in seine Richtung geschoben hat und Jakes Nerfrücken auch noch über den Tisch gewandert ist - was alles in Allem wohl mehr gewesen ist als ein einfacher Burger.
    Das Com hat eine direkte Verbindung zu Field Operative Zan aufgebaut, ihrem SIS-Kontakt vor Ort, dem es schon vor einiger Zeit gelungen ist, sich undercover als Tänzerin von Zhraffa dem Hutten anstellen zu lassen. Wie ätzend es sein muss als Twi'lek im hutt space für den SIS zu arbeiten; Sklave, Tänzerin, Prostituierte – wenn das mal keine total begehrenswerten Coverrollen sind!
    Zuerst gab es eine gute Nachricht – die Bestätigung, dass ihr Ziel auf Shaddaa gesichtet wurde; bis dahin ist es nur eine Vermutung gewesen, dass Korben der Einladung folgen könnte, keine unumstößliche Tatsache. Aber der Mann ist auf dem Mond, seit letzter Woche schon, als direkter Gast von Zhraffa, untergebracht in einer der Suiten des Casinos.
    Und da begann dann auch gleich eine Reihe schlechter Nachrichten. Dass der Mann beim Besitzer des 'Northern Star' – und damit direkt im Casino – untergekommen ist anstatt die Begleitung irgendeiner der anderen Gäste zu sein ist scheiße; Casinosicherheit ist an sich schon verdammt hoch, nochmal höher bei so etwas wie einer Eröffnungsveranstaltung, und Korben hat von sich aus keinen Grund, diese Sicherheit zu verlassen.
    Schlechte Nachricht Nummer zwei ist das Eintreffen einer imperialen Delegation vor einigen Tagen in einem der Privathangars Zhraffas gewesen; wahrscheinlich keine Agenten, dafür ist das Verschleiern von Schiffs-ID und Reiseroute der Einschätzung des Bureaus vor Ort zu unprofessionell gewesen, vermutlich aber mindestens ein Sith.
    Das Eintreffen dieser Gesandtschaft ist von Korben ferngehalten worden – er weiß nichts von diesen Leuten und sie sind auch nicht im 'Northern Star' sondern in der imperialen Botschaft untergebracht. Und damit tritt der ziemlich seltene Fall ein dass zwei schlechte Nachrichten sich nicht zu grandios scheiße potenzieren sondern im Gegenteil, sich abschwächen. Denn warum sollte Zhraffa Imperiale zu sich bestellen und sie vor Korben geheim halten? Wahrscheinlich, weil er den Mann an sie verkaufen will! Was ist die einzige Möglichkeit, Korben aus der Sicherheit seines Gastgebers und des Casinos zu treiben? Dem Mann zu verstehen geben, dass diese Sicherheit eine Bedrohung ist. Der Unterschlupf ein Gefängnis. Zumindest theoretisch sollte es möglich sein, den einen Umstand dazu zu nutzen den zweiten zu erzwingen – ob und wenn ja wie das praktisch funktioniert, würde man wohl erst vor Ort sehen.
    Ein erneuter Aufschrei reißt sie aus ihren Gedanken; Minute dreiundachtzig, der Anschlusstreffer. Auch beim gefühlt hundertsten Mal noch bejubelt als wäre es der aktuelle Cupgewinn. Und ohne ihr Kissen ungefiltert! Sie hebt den Kopf und starrt das Blond über der Sofalehne finster an, spart sich jeden Kommentar; es gäbe nichts was sie sagen könnte, was sie heute nicht schon mehrfach gesagt hat – und die Antwort wäre immer gleichbleibend: Sein Verhalten ist vollkommen coverstützend. Dummerweise ist das sogar wahr.
    Zeek Klain, Gravball-Talentscout und Co-Sportdirektor der 'Felucia Falcons', einem vergleichsweise jungen Verein – es ist erschreckend mit welcher Leichtigkeit Hirom dieses Cover ausfüllt, beinahe könnte man meinen, er habe Spaß am Darstellen dieses enervierend großkotzigen, verschwenderischen Typen. Aber es ist gut dass er so zwanglos ist – oder zumindest so zwanglos scheint; die Alternative wäre Ray gewesen. Ray, der es hassen und diese Abscheu keine einzige Sekunde verbergen würde – was es ihr unmöglich gemacht hätte, ihr eigenes Unwohlsein zu ignorieren.
    Für einen Moment schließt sie die Augen, presst die Lippen aufeinander und schluckt ein paar Mal in schneller Folge gegen die ihren Rachen aufsteigende Bitterkeit an. Sie sollte nicht enttäuscht sein. Verdammt, nüchtern betrachtet darf sie nicht einmal enttäuscht sein, es ist unprofessionell! Aber sie kommt einfach nicht dagegen an, sich im Stich gelassen zu fühlen.
    Der Field Operative hat nach der personellen Verteilung gefragt.
    “Also ich würde ungern mit rein gehen, draußen überwachen kann ich auch übernehmen.“
    Dass Aidan draußen bleiben würde ist klar gewesen; er braucht nur jemanden, der ihn innen ins System klemmt – und ist auf die Rechenleistung eines Einsatzfahrzeugs angewiesen.
    “Ich hasse solche Veranstaltungen und denke dass jemand anders besser geeignet ist.“
    Dass Doktor Zectro, Ray und sie selber reingehen würden, stand ebenfalls im Vorfeld fest.
    “Ich'kann die'Leute hier'am Tisch die'son Ding prickelnd find'n an'einer Hand abzähl'n... un'brauch maximal ein'n Finger.“
    Nur bei den beiden Militärs war es nicht klar. Einer würde draußen bleiben.
    “Eins ist klar, ob jetzt Briscoe oder ich draußen liegen... da gibt es keinen Qualitätsverlust.“
    Ein Scharfschütze.
    “Dann lieg ich draußen.“
    Einer von zweien.
    “Einigung ist erzielt.“
    Sekunden des Nichtverstehens. Entsetzen. Enttäuschung. Weggesperrt, weitergemacht. Hat es jemand gemerkt? Nein, wahrscheinlich nicht, sie ist ein Profi.
    Vier Tage bis zu der Gala. Vier Tage die nur dazu da sind, sich im Cover in der Hotelanlage und darüber hinaus zu bewegen, um bei einer genaueren Überprüfung der Gästeliste nach dem Ärger den der Galaabend nach sich ziehen würde, nicht aufzufallen. Das hätte okay sein können. Nicht gut, lügen ist anstrengend, heucheln ist anstrengend, Shara ist anstrengend – der ganze verdammte scheiß Mond ist anstrengend. Aber immerhin okay. Jetzt ist es zur Qual geworden.
    Sie seufzt leise, wischt sich mit einer Hand durch das Gesicht und entspannt die Kiefermuskeln, hebt den Kopf leicht an um den Blick auf den blonden Haarschopf hinter der Sofalehne zu richten.
    Das ist nicht Blondies Schuld, er ist in Ordnung – auch wenn das immer noch irgendwie irritierend ist, wenn man ihren grandios schlechten Start bedenkt – es hätte nur so viel leichter sein können. Sich nicht darauf konzentrieren zu müssen, sich dazu zwingen zu müssen. Shara ist eine Hure, wenn auch als Escort einer Agentur in der bedeutend teureren Version. Und auch wenn das Innere des Hotelzimmers ausgespart ist, beinhaltet dieser Job noch eine Menge Berührungen – Freundlichkeiten, Aufmerksamkeiten, Zärtlichkeiten – es macht den Klienten zufrieden und Klientenzufriedenheit gehört erstens zum Geschäft und macht zweitens seinen Credstick lockerer.
    Noch einmal seufzend rollt sie sich auf den Bauch, zieht die Decke bis über den Kopf und verschränkt die Arme darüber.
    Sie haben ein Doppelzimmer – logisch – mit nur einem Bett; sehr zu ihrem Missfallen keine zwei zusammengestellten sondern tatsächlich eins in groß. Sie haben darum gewürfelt, wer das Bett und wer die Couch bekommt; virtuell natürlich, wer hat schon Würfel in der Tasche. Eigentlich hat sie verloren, aber dann hat Blondie die Mehrkanal-Holowand entdeckt – und das Angebot an Sportkanälen, von denen einer über ein Archiv sämtlicher Gravball Core Cup Spiele verfügt und plötzlich hat die Couch für ihn massiv an Attraktivität gewonnen.
    Sie hat es nicht verstanden, versteht es immer noch nicht; zuerst hat sie gedacht, er wisse nicht dass man mit ein bisschen Sucherei jedes dieser Spiele im Holo finden und runterladen könnte so dass man sie jederzeit sehen kann. Sie hat angefangen, es ihm zu erklären und wurde unterbrochen; er hat diese Spiele bereits zuhause, zumindest die, die er als wichtig empfindet. Aber das hier sei etwas anderes. Wie auch immer. Warum auch immer.
    Etwas schlägt dumpf auf ihrem Rücken auf. Leicht. Weich. Ihr Kissen.
    „...danke“, nuschelt sie unter der Decke, so leise, dass es nicht wirklich wahrscheinlich ist, dass er es hört, er hat ja die Kopfhörer der Holoanlage in den Ohren. Sie löst einen Arm aus der Verschränkung über ihrem Kopf und tastet, bis sie das Stück Bettwäsche erwischt, zieht es zurück in die schallschützende Position, atmet tief durch und schließt die Augen, konzentriert sich darauf, nicht zu denken.
    Ein paar Minuten später macht Blondie sogar die Holowand und das Licht aus und sie kann endlich schlafen.

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    Nar Shaddaa, vor dem Luxushotel 'Golden Pearl', mittags


    Einen Moment lang atmet sie einfach nur, als das seichte Brummen und Vibrieren der Repulsoren verklingt und der Speeder in der Zufahrt zum 'Golden Pearl' aufsetzt. Sie hat schon eine Handvoll rasanter Fahrten mit Speedern – wenn auch hauptsächlich Swoops – durch Nar Shaddaas Straßenschluchten mitgemacht, ist einige davon selber gefahren, aber dieser Typ hat eindeutig beim verdammten scheiß Henker gelernt so ein Ding zu lenken!
    „Was meinst du, Sonny?“, wendet sich Hirom beim Aussteigen dem Twi'lek in Hoteluniform zu, der sofort angeeilt kommt „...rote oder blaue Unterbodenbeleuchtung?“ Er umrundet mit breitbeinig lässigem Gang das Fahrzeug, schnippt dem Jungen dabei beiläufig den Speederschlüssel zu und legt eine Hand auf dem Dach ab, öffnet mit der anderen die Beifahrertür.
    „Blau würde sich sicher hervorragend machen und zu den Vereinsfarben der Falcons passen, Sir“, antwortet der Twi'lek umgehend und fischt den Schlüssel aus der Luft.
    Breit grinsend sieht Hirom den Jungen an, donnert die flache Hand einmal aufs Metall. „Recht hat er. Viel zu schlau für nen Vallet-Burschen biste. Didrek soll mir deinen Kontakt geben, aufgewecktes Service-Personal braucht unser Stadium auf Felucia immer.“
    Sie legt ihre Hand auf den Arm den Blondie ihr anbietet und steigt aus, lässt für einen Moment, in dem der Mann nur ihren Hinterkopf erfassen kann, weil sie das Gesicht der anderen Seite des Speeders zuwendet, das dümmlich-seichte Lächeln erlischen; der Twi'lek quittiert diese winzige Geste der Beileidsbekundung, indem er kurz die Augenwülste bestätigend sinken lässt.
    „Didrek soll den Champagner kalt stellen lassen“, ruft Hirom dem Nächstbesten der uniformierten Poitiers zu, schnippt dem Twi'lek mit links noch einen Chit zu und setzt sich in Richtung des Hoteleingangs in Bewegung, schleift das an seinem Arm hängende, ihn um Handbreite überragende Token einfach mit sich.
    „Hast du für heute Abend schon etwas geplant, Darling?“, haucht sie dem Mann mit erbärmlich weicher, rauchiger Stimme zu. „Das 'Modern Hutt' hat eine ganze Reihe Cocktailbars in der Bewertung...“ Sie legt die Fingerspitzen der linken Hand auf seinen Unterarm und beugt sich näher an sein Ohr heran. „...darunter sind einige Sportbars...“
    Blondie schmatzt mehrmals, widmet ihr auf dem Weg zu den Fahrstühlen einen Seitenblick mitsamt schiefem Grinsen und Brauen, die sich über die Ränder der absurd großen Sonnenbrille heben. „Nicht dass ich vor lauter Autogrammen keine Zeit mehr für dich habe, Honey.“ Er winkt locker aus dem Handgelenk einer weiteren uniformierten Gestalt an den Fahrstühlen zu, obwohl diese den Fahrstuhl bereits gerufen hat. „Wie steht es denn mit deiner Bewertung der Cocktailbars? Verbotene Früchte findet man doch wenn da...“
    Wenn das vorbei ist, muss sie den Flight Lieutenant dringend fragen, aus welcher Kiste er die stumpfen Dinger ausgegraben hat!
    „...für verbotene Früchte brauchen wir keine Cocktailbar, Darling“, gibt sie lächelnd zurück. Ihr tun die verdammten Wangenmuskeln weh!
    „Jetzt machen wir uns erstmal frisch und dann habe ich dir Shopping versprochen, Shara... das wievielte Paar Schuhe soll das werden?“
    „Zeek, eine Frau kann nicht genug Schuhe haben“, lächelt sie zurück, würdigt die Hoteluniform, die ihnen die Fahrstuhltüren aufhält keines Blickes; Zeek auch nicht.
    „Nicht dass ich die Falcons in die Insolvenz treibe bevor das Transferfenster überhaupt geöffnet ist, oder ich dazu kam mir im 'Northern Star' eine goldene Nase zu verdienen.“
    Die Fahrstuhltüren schließen, nachdem Hirom den neunzehnten Stock eingeloggt hat und sperren damit das stumpfe Gerede aus; die Fahrstühle sind nicht kameraüberwacht und dieser ist ausnahmsweise leer. Sie löst sich von seinem Arm und macht einen Schritt weg, mustert ihn aus den Augenwinkeln und schmunzelt. „Wow, du'siehst... ehm...“ Ohne ehm weiter auszuführen deutet sie aus dem Handgelenk auf seinen Kopf, wendet sich dann der verspiegelten Rückwand zu und prüft ihr eigenes Spiegelbild.
    Er schnaubt amüsiert. „Das offene Verdeck gehört dazu“, beschließt er nickend, nimmt die Hände hoch und versucht mit den Fingern das Konstrukt auf seinem Kopf, das aus zu viel Gel gepaart mit zu viel Wind entstanden ist, halbwegs zu sortieren.
    Bei ihr ist es grob okay; das Tuch, das die Dreads auf dem Hinterkopf zu einem Dutt zusammenhält, sitzt nicht mehr ganz so fest und ordentlich wie heute morgen, ein Ende hat sich aus dem breiten Ring gelöst, aber das sind schnell zu behebende Minimalschäden.
    Er gibt auf, lässt die Hände wieder sinken; das Gel hat die Sturmfrisur unverrückbar betoniert. „Ich brauch ne Pause“, wendet er sich ihr zu. „Geht eine Stunde Auszeit und dann wirklich shoppen fahren für dich okay? Ich bin mit den Kurvenlagentests noch nicht ganz zufrieden...“
    Sie stößt einen belustigten Luftstrom durch die Nase, schüttelt leicht den Kopf. „Eig'ntlich... haste'deine Testergebnisse'schon. Du'willst nur'weiter 's Monstrum'von Motor über Straß'n ohne CSF jag'n.“
    „...und Schuhe kaufen. Die Sportbars nicht zu vergessen.“ Er lächelt nicht, aber die Belustigung ist zu hören.
    „Yeah... Schuhe“, brummt sie, schmatzt nüchtern und sieht an sich herunter. Diese schmal geschnittenen Dinger drücken an den kleinen Zehen. „Ehm'ja, 'ne Stunne is'okay für'mich. Ich'geh ma' in'die siebzehn, guck'n ob'ich Ray erwisch um'ihm 'n paar Ergebnisse zu geb'n.“
    Sie haben zusätzlich zu den Schlüsselkarten für ihre Zimmer Karten für ein Zimmer am Ende eines unbelebten Flurs im siebzehnten Stock bekommen, das sie als Zentrale nutzen; eine vom SIS eingerichtete Hotelsuite, die zusätzlich über die normale Zimmereinrichtung über Rechneranlagen und Kommunikationstools verfügt – und über eine Cafmaschine! Scheinbar eine Dauereinrichtung des Bureaus und nicht nur für ihre Mission hier bereitgestellt.
    Am Morgen schon haben sie sich mit Johnson dort getroffen um einige Dinge durchzusprechen; darüber dass die Imperialen die Situation verändern, darüber dass Johnson Doktor Zectro nicht alleine auf der Gala zurücklassen kann, darüber dass die Chance besteht dass jemand dort sie kennt.
    Der Fahrstuhl hält an und entlässt Hirom in den breiten Gang zu ihrer Suite, sie bleibt im Inneren der Kabine und loggt den siebzehnten Stock ein.
    Ein paar Wahrscheinlichkeiten sind sie durchgegangen, wie Korben wohl fliehen würde, wenn man es denn schafft ihn zu einer Flucht aus dem Casino zu treiben, was seine Ziele sein könnten, ob die Imperialen seine Flucht bemerken und ihm nachsetzen und wie man das verhindern kann. Dann sind sie auf das Sekundärziel zu sprechen gekommen.
    “Mein'Vorschlag wäre dass'wenns Probleme gibt – also in irg'ndner Form, die'Nummer zwei der'Befehle gefährd'n würd'n – dass'Aidan un'ich uns von'euch absetz'n... auf'dem Mond unnertauch'n, 's Vertigo angeh'n.“
    „Hrm... wir wollen hoffen dass es nicht dazu kommt. Aber das scheint mir tatsächlich die beste Lösung dafür zu sein, immerhin kennt ihr die örtlichen Gegebenheiten.“
    „Ich steh absolut nicht darauf jemanden zurückzulassen, egal wie erfahren derjenige ist.“

    Blondie hat überraschend vehement gegen diesen Vorschlag geredet.
    “Nur weil'nen Ziel sekundär is' heißt'das nich' dass'es dadurch optional wird. Die'Befehlslage sagt, dass'Informationsgewinn fernab vom Geling'n 's Primärziels zu erreich'n is'.“
    „Dann widmen wir uns
    alle diesem Ziel. Ich ziehe herzlich gerne vor eine Disziplinarkommission weil ich einen Befehl nicht über die Sicherheit meiner Kameraden einordne. Wir sind nicht das Imperium. So grau der Bereich ist in dem wir operieren, für mich ziehe ich da definitiv Grenzen und Kameraden alleine zurücklassen steht nie auf meiner Agenda!“
    Das ist irgendwie irritierend gewesen; immerhin haben sie nicht über ein Zurücklassen irgendwelcher Leute unter Beschuss im tiefsten Feindesland gesprochen sondern über den Mond, den sowohl Aidan als auch sie mehr als gut kennen.
    “In diesem Worst-Case-Fall reichen Blue und der Kleine vollkommen aus, jeder Zusatz wäre unter Umständen womöglich im Weg. Sie wissen was sie tun, haben es schon dutzende Male getan, also habe ich Vertrauen in diese Sache. Was die Kommission angeht, das können Sie sich abschminken!“
    Dutzende Male stimmt nicht – aber oft genug.
    „Ich will dass der Rest der Truppe einen Teil an diesem Entscheid hat, außer Sie können damit leben dass ich Sie immer daran erinnern werde dass es Ihr Call war, wenn etwas schief läuft!“
    „...falls...“
    „Wenn etwas schief läuft ist es meine Schuld, vollkommen egal wessen Entscheidung es war... mich daran zu erinnern wäre unnötig, ich weiß was ein Kommando bedeutet. Und darüber in der Truppe zu entscheiden ist keine Option. Zu viele emotionale Bindungen.“
    „Dann haben Sie meinen Respekt, dass Sie so eine Entscheidung treffen können. Meinen Respekt... und mein Mitleid.“

    Es ist nur logisch; ist die Zielerfüllung gefährdet lässt man die zurück die am ehesten die Chance haben das Ziel dennoch zu erreichen. Dass ausgerechnet Blondie mit dieser Logik ein Problem haben könnte, ist wirklich überraschend gewesen.
    “Wenn ich mir die Berichte des Flight Lieutenants ansehe finde ich mehrfach formelle Dienstbeschwerden gegen Teammitglieder. In etwas veralteten Einschätzungen ist von schlechtem sozialen Verhalten und mangelnder Bindung zu Truppen die Rede.“
    Der Fahrstuhl bleibt stehen und sie tritt in den Gang hinaus, sieht sich aufmerksam nach rechts und links um – leer – ehe sie den Weg zum hinteren Teil des Hotels anschlägt, in dem sich ihre Zentrale befindet.
    “Muss damit zusammenhängen dass diese Kameradschaft den Stock in meinem Hintern angekokelt hat.“
    Sie stößt einen kurzen Luftstrom durch die Nase und schüttelt leicht den Kopf; diese Speederfahrt ist merkwürdig gewesen.
    “Kennste'das Sprichwort 'Was auf Shaddaa passiert, bleibt auf Shadda?“
    „Japp. Ne Idee wo wir den Wagen mal auf Herz und Nieren prüfen können?“
    „Gut... exakt
    so werd'n wir'das hier halt'n. Ehm aye... fahr'die Northwest-Passage in'Richtung Promenade. Siebte runner, da gibt’s 'ne Handvoll Tiefgarag'n.“
    „Selbstverständlich. Wobei ich dieses
    hinter den feindlichen Linien Szenario gerade noch einigermaßen unterhaltsam finde, so im Vergleich.“
    „...im'Vergleich zu
    was?“
    „Im Vergleich zu den sonstigen
    hinter feindlichen Linien-Szenarien in denen ich bisher war. Mit Insekten und Reptilien im Dreck lässt es sich nicht besonders gut über Gravball fachsimpeln. Und Duschen... Duschen!“
    Blondie ist mit der Fahrzeugwahl des Bureaus nicht besonders zufrieden gewesen, die Panther-X-Klasse-Luxuskarosse sieht zwar protzig aus, bringt aber nur wenig Geschwindigkeit mit sich; kein Stück geeignet für eine potentielle Verfolgungsjagd. Sie sind losgefahren um einmal an einem Ort fernab des Hotels nachzusehen, ob die Dinger über irgendwelche Modifikationen verfügen, die diesen Umstand zumindest zum Teil beheben oder besser: Über welche Modifikationen sie verfügen, davon ausgehend dass der SIS auf Nar Shaddaa nicht total dämlich ist.
    “Was hat Briscoe eigentlich geritten, dass er nicht mit dir ins das 'Northern Star' gegangen ist? Hatte eigentlich damit gerechnet dass er sich direkt darauf stürzt und sei es nur um persönlich für deine Sicherheit garantieren zu können.“
    Ihre erste Reaktion als Hirom diese Richtung eingeschlagen hat ist lauernde Ablehnung gewesen, aus purem Reflex heraus.
    “Wäre 's nich' schlecht, würd'er sich darauf stürz'n, grad mit'dem Aspekt, persönlich'für meine Sicherheit zu garantier'n? 's wär nich' besonners professionell, hm?“
    Blondie hat relativiert.
    “Hm, ich halte mich für einen der professionelleren Soldaten der Republik und habe vor gut dreißig Minuten dennoch vorgeschlagen einen Befehl unter gewissen Umständen zu ignorieren. Dagegen ist das schlichte Verlangen auf den Schutz eines... sehr geschätzten Kameraden mehr Einfluss zu haben nichts.“
    Sie haben sich eine Weile unterhalten; über die Schwierigkeit des Zusammenarbeitens und über die Schwierigkeit, es nicht zu tun.
    “Absolute Geheimhaltungsstuf'n in den'n man theoretisch nie'weiß wo der annere is'. Wie lange er'weg is'. Ob... ob'er wiederkommt.“
    Wie hart es ist, vollkommen von den Einschätzungen anderer abhängig zu sein.
    “Ich'mach mein'n Job, un' dabei isses eig'ntlich scheißegal, an wess'n Arm'ich häng... aber 's wär... naja, einfacher gewes'n. Ehm... angenehmer vielleicht, no offence. Mh, vielleicht bin ich ja nich'so professionell wie'ich sein'sollte.“
    „No offence taken. Ich bin hier wahrscheinlich weit über meinem Horizont, aber so wie Professionalität von manchen Leuten definiert wird ist es sogar besser, nicht vollends in die Gleichung zu passen. Und am Ende ist man ohnehin nur so professionell wie das Ergebnis, das ist nun wirklich nicht gefährdet sehe nur weil so ein Gedanke mal durch deinen Kopf rattert. Ich hab die Maschinennummer probiert und das macht mehr Probleme als es löst.“

    Kein Gespräch unter Kollegen – eins unter... Freunden?
    “Aber wozu hat man besserwisserische Idealisten in seinem Freundeskreis?“
    „...die'Sorte besserwisserische Idealist'n die'sich als überrasch'nd feinfühlig erweis'n dafür, dass'se... sie sin'?“

    Natürlich ist ihr klar gewesen, dass es mehr Blondie gibt als er zeigt. Sogar mehr als sie sieht.
    “Die beste Sorte eben. Pah, überraschend feinfühlig... als hätte ich die Protokolle immer dem schöneren Geschlecht vorgezogen.“
    „Okay, überrasch'nd feinfühlig
    mir geg'nüber... ehm, wir hatt'n unsere Diskrepanz'n, hum? Is' jetz' nich'so als würd'ich dich besonnders lange kenn'n oder besonners'viel über'dich wiss'n.“
    „Hrm, da war was. Muss damit zusammenhängen dass diese
    Kameradschaftlichkeit den Stock in meinem Hintern angekokelt hat, aber so betrachtet... ich erzähl wirklich nicht oft etwas über mich, oder? Abgesehen von den Jungs.“
    Aber sie hat nicht gedacht, dass es ihm einfallen könnte, irgendwas davon ausgerechnet mit ihr zu teilen.
    “Ehm... 's is' übrig'ns keine besonners'gute Idee, sich irg'nwelche hochintelligent'n Profiler in'den Freundeskreis zu hol'n, wenn'man 'n Interesse'daran hat, aus'sich 'n Geheimnis zu mach'n... just sayin'.“
    „Ein flammendes Plädoyer für deine Mitgliedschaft in meinem Freundeskreis. Ich schiebe es einfach mal dreist auf die Arbeit die gerade unsere Gespräche immer wieder gerne mal einholt und dann verschlingt.“
    „...'s Los'von Profis.“
    „Jupp. Nehmen wir uns nach der ganzen Arbeit mal nen Abend und ich les aus der Biografie vor, hm? Und um ehrlich zu sein... ich kenne die Daten, ich kenne die Modelle und die Rechnungen, aber Motoren sehen für mich alle gleich aus. Ihr Auftritt, Tinker.“

    Der Wagen ist modifiziert, und das nicht zu knapp; schön, dass ihnen Bescheid gesagt wurde, dass irgendwer einen halb Wahnsinnigen an die Maschinen gelassen hat, der zwar dafür gesorgt hat, dass man das Ding massiv über die Werksvorgaben treten kann, der aber scheinbar nicht allzuviel von irgendwelchen Sicherheitsmaßnahmen gehalten hat; übertreibt man es, würde einem ohne Warnung oder Anzeige einfach der Repulsor versagen.
    “Kriegst'das Ding auf'so grob hunnertfünfun'dreißig Prozent'Leistung... alles'darüber wird'haarig, weil'de damit 'n Brennpunkt erzeugst, der'für 'ne Verflüchtigung 's Gases'hier sorgt, dass'dir die Zelle verätzt.“
    „Hundertfünfunddreißig Prozent... hm... dann kann ich den Speeder bis knapp 280 Klicks pro Stunde ohne jedwede Bedenken treten, dann das wären hundertdreißig Prozent der angegebenen Werksleistung.“
    „Ehm, nee... du kannst das'Ding auf hunnert
    fünfunddreißig Protenzt'der angegeb'nen Werksleistung tret'n. Die'fünf Prozent Sicherheitsspielraum hab ich schon abgezog'n.“
    „Hätte ich mir ja denken können dass du bereits mitgedacht hast. Also stellen wir das Ganze mal darauf aus dass ich an das Steuer gerate... dann kann ich bis hundertneununddreißig Prozent, also... auf Stellen hinter dem Komma mal gepfiffen... zeihundertneunundneunzig peitschen. Die Rückfahrt wird doch nicht ganz so langweilig.“
    „Aye, da is'aber auch'Schluss...
    un' du'musst selber drauf acht'n, kein Sperrventil, 's geht also höher... aber'nur verdammt kurz, bis'dir der'Antrieb ma' eb'n aus'der Karosse'fällt... was'bei dreihunnert Sach'n im Stadtverkehr von'Shaddaas Straß'nschlucht'n vielleicht 'ne Erfahrung is' auf'die man'wohl eher verzicht'n sollte. Wie'nett, dass'die Kolleg'n vor'Ort uns'drauf hingewies'n hab'n.“
    „Ist wahrscheinlich in der ellenlangen Debatte beim Dinner untergagangen. Wirkte nicht so als hätte der Field Agent richtig viel Zeit um überall ins Detail zu gehen. Gut dass bei uns alle dazu neigen Sachen zu überdenken und jeden Krümel dreimal umzudrehen. Außer Teagan... Teagan frisst den Krümel.“

    Dinge wie Wendekreis, Kurvenlage und Höhenwechsel haben sie im praktischen Test ausprobiert – mit offenem Verdeck – und bei den Sternen, bei diesem Fahrstil hat sie sich zwischendurch gewünscht, dass er den Repulsor verrecken lässt, das hätte nur kurz wehgetan!
    Sie erreicht das Ende des Ganges, sieht über die Schulter zurück während sie die Tür öffnet und tritt in den Raum, strafft sofort den Rücken und entspannt die Mimik, schließt die Tür hinter sich und lehnt sich von innen dagegen, atmet tief durch. Ihr Blick fällt auf eine Caftasse auf dem Tisch und die Brauen ziehen sich zusammen, sie sieht niemanden, aber sie kann angestrengte beschleunigte Atemzüge von jenseits des Meetingtischs hören.
    Ein Moment der Stille, ein brauner Haarschopf und grüne Augen, die vorsichtig über die Tischplatte spähen. „Miss Shara!“, begrüßt Jake sie schmunzelnd, hebt den Kopf ganz und springt auf die Füße, fügt sehr viel weicher an: „Hey du...“
    „Miss'Shara hab'ich drauß'n gelass'n“, antwortet sie und lächelt; sie kann nicht anders, obwohl ihr Anblick und Stimme einen Stich versetzen und die weggesperrte Enttäuschung aufbegehrt. „...hey.“

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    Nar Shaddaa, im Northern Star Casino, nachts


    Sie weiß nicht genau was Ray in Korbens Gegenwart hat fallen lassen, aber es hat gereicht um den Mann zur Flucht zu treiben und das ist das einzige was zählt. Die Secs vor seinem Separée hat er bestochen, sein eindeutig nicht mehr nüchternes Anhängsel mitgenommen um den Männern erzählen zu können dass sie auf seine Suite wollen. Was der Mann nicht weiß ist, dass Zhraffa seinen Kopf keine zwei Minuten nachdem er die Loge verlassen hat für sieben Millionen Creds – plus Bonus – an die Imperialen verkauft hat und sowohl seine Leute als auch die Imps nach ihm suchen. Was er auch nicht weiß ist, dass das angetrunken wirkende Pärchen bestehend aus Dan Snyder, Gravballprofi und seiner Escort Shara, die kurz nach dem Mann den Hauptraum des Casinos in Richtung der Fahrstühle zu Wohnbereich und der Garage verlassen hat, fest entschlossen ist schneller zu sein.
    Theoretisch ist es einfach; Korben in einem Tempo folgen in dem sie zeitgleich die Fahrstühle erreichen, den Mann überwältigen, herunter in die Garage fahren und von hier verschwinden – Ray und Doktor Zectro sind nur knapp hinter ihnen, etwas außer Sicht, da Korben sie von früher am Abend kennt. Praktisch allerdings wäre einfach wohl zu einfach. Als sie um die Ecke biegen, können sie den Eingang in die Privaträume des Casinos sehen – und zwei Securitys vor der Doppeltür, denen Korben direkt in die Arme rennt.
    Noch reden die Männer. Korben versucht ihnen weiszumachen dass er auf seine Suite will, dann, als sie ihn auffordern mitzukommen, dass er seine Begleitung nur noch zurückbringen möchte.
    Sie halten nicht an, aber sie löst ihre Hände von Jakes Arm und zieht beim Gehen minimal zur Seite; er versteht und entlässt sie aus seinem Griff.
    „Privatbereich, Miss. Zum Casino geht es in die andere Richtung“, sieht einer der Secs ihr entgegen. Er wirkt gelangweilt, kein Stück angespannt, ein Text, den er heute bestimmt nicht zum ersten Mal herunterleiert und auch Korben stuft er wohl eher als ungefährlich ein.
    „Wir wollen zum Speeder und wir haben es wirklich eilig“, haucht sie dem Mann entgegen und geht weiter auf ihn zu, wendet sich halb um als sie nur noch eine Armlänge von ihm entfernt ist und deutet schräg nach hinten auf ihren Begleiter. Es ist ein Reflex, einem Deut mit dem Blick zu folgen. Ein Reflex, dem der Sec folgt, so dass er vollkommen überrascht getroffen wird als sie einen schnellen Schritt nach vorne macht, ihm den Handballen der Hand, die gerade noch seine Blickrichtung bestimmt hat unter das Kinn schmettert um Platz für die andere Hand zu machen, deren Handkante seinen Kehlkopf zerquetscht.
    Auch der zweite Sec folgt seinem Reflex, dort hin zu sehen wo sein Kollege gerade gurgelnd zu Boden geht und findet sich den Bruchteil einer Sekunde später in Jakes Würgegriff wieder. Das dumpf-trockene Knacken eines ruckartig gebrochenen Genicks ist ein unangenehmes Geräusch, unangenehmer allerdings ist das schrille, nicht abreißende Kreischen von Korbens Begleitung – es trägt bedeutend weiter.
    Ray kommt in Reichweite gehastet, dicht gefolgt von Doktor Zectro, packt den Kopf der Frau und schlägt ihn gegen die Flurwand, Jake lässt den toten Security zu Boden gleiten. Der Zusammengesackte vor ihr stirbt – und er weiß es. Der panische Blick aus hervorquellenden Augen und die blau anlaufende verzogene Mundpartie die seinen Speichel nicht mehr hält, sprechen eine deutliche Sprache. Sie rafft den Rock und erlöst ihn mit einem gezielten Tritt gegen die Schläfe von der Qual, nicht mehr atmen zu können.
    Und Korben rennt los. Nicht seine beste Idee.
    „Mitnehmen!“, blafft sie in Rays Richtung, deutet auf die Ohnmächtige und läuft ihrem Ziel hinterher. Es steht nicht zur Debatte, dass der Mann eine Chance hat zu entkommen. Selbst wenn er schneller wäre als sie – was er nicht ist – würde spätestens der Fahrstuhl ihn ausbremsen. Wahrscheinlich wird ihm das auch klar, als er die geschlossenen Türen des Lifts erreicht, wenn auch nur sehr kurz bevor er das Bewusstsein verliert, weil sie in ihn hinein kracht, seinen Kopf packt und gegen das Metall schlägt. An ihrer Hand in seinem Nacken kann sie spüren dass seine Nase bricht. Sie presst ihn gegen die Türen um ihn aufrecht zu halten. Laufschritte hinter ihr, als die anderen folgen.
    „Das mit dem Kleid sah verdammt heiß aus“, hört sie Jake knapp hinter sich. Dann, nach einer winzigen Pause: „Fuck!“
    Fuck ist nicht gut. Der verdammte Tonfall ist nicht gut! Alarmiert sieht sie über die Schulter zurück. Jake direkt hinter ihr, Ray, der die Ohnmächtige geschultert hat, im Lauf auf sie zu, der Doc an seiner Seite – und ganz am Ende des Ganges, gerade noch im Begriff, um die Ecke zu treten, der Hüne von einem Sith, der nach dem Mann sucht, dessen Nase sie gerade am Rahmen des Fahrstuhls eingedellt hat.
    „Wie wäre es nun mit etwas Panik? Ein kleines Feuer? Ein kleiner Alarm? Der Fahrstuhl gehört uns?“ Jake spricht schnell während er den Blaster unter dem Jackett hervorzieht und entsichert.
    „Fuck!“, schließt sie sich der einhelligen Meinung an. Vielleicht zwanzig Sekunden und sie wären weg gewesen! „Hon, Fahrstuhl! Jetzt!“
    „Sec noch... Kameras zeichnen zumindest nicht mehr auf“, murmelt Aidan über das Hintergrundgeräusch hektischen Tippens in den Funk.
    „Wenn dieser verdammte Fahrstuhl nicht gleich aufgeht sorge ich im nächsten Leben dafür dass du keine Schokolade mehr bekommst, Kleiner!“ Ray, gepresst.
    Zeitgleich Jake, beschleunigt: „Oh, wir sind aufgeflogen, der ganze Laden jagt nach uns und sie schicken ein Team nach unten, falls wir so dumm sind und durch die Garage fliehen.“ Er muss dem Security den Earplug abgenommen haben.
    Mit nur minimaler Verzögerung Aidan, angespannt: „Bring mich doch gleich vor ein Erschießungskommando, Racer!“
    Nur der Doc bleibt still.
    Sie schirmt ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden Korbens Körper mit ihrem ab, während erst Ray und mit kurzer Verzögerung Jake anfangen, den Gang mit Blasterfeuer einzudecken, begleitet von dem fauchenden Geräusch des die Wände rot beleuchtenden Lichtschwerts des Riesen, als er die Schüsse abwehrt. Immerhin kann er das beschissene Ding so nicht schmeißen!
    Jake stellt das Feuer ein und fummelt an dem Blaster herum. „Ziel auf das Magazin“, ruft er Ray nach nur Sekunden zu, ein Messer in der linken Hand. Der Blick des Docs huscht im Stakkato über Decke und Wände, als würde sich dort irgendwo die Erlösung verborgen halten – was gar nicht so falsch ist, wenn man die Anzeige des Fahrstuhls dazu zählt, der sich ihrer Etage nähert. Die Frau bleibt erstaunlich ruhig dafür, dass sie für diese Scheiße einfach nicht gemacht ist – und auch nicht bezahlt wird.
    Zeit ist eine seltsame Maßeinheit. Objektiv vollkommen unbestechlich, eine Minute ist immer eine Minute, vollkommen ungeachtet der äußeren Umstände. Aber vom Empfinden her dehnen sich die Sekunden zu einer Ewigkeit. Sekunden, in denen der Lift erbärmlich langsam durch die Etagen kriecht. Sekunden, in denen mehr Blasterschüsse durch den Gang peitschen – Ray hat Korbens Begleitung stumpf zu Boden gleiten lassen. Sekunden, in denen der Sith sich stetig nähert.
    Noch nie in der Geschichte der Fahrstuhlgeräusche hat ein 'Bing' derart gut geklungen! Sie quetscht den ohnmächtigen Korben durch den Spalt, als die Türen kaum angefangen haben sich zu öffnen, gleich bis zur gegenüberliegenen Wand durch, um den anderen Platz zu machen. Der Doc ist die nächste, Jake gibt Ray Feuerschutz, als der die Frau zu seinen Füßen wieder aufklaubt, sich ins Innere drückt und auf die Konsolenaufschrift 'Garage' hämmert als würde stärker drücken das Ding schneller machen.
    Der Hüne ist noch eine Ecke weg, dennoch kann sie seine hassverzogene Mimik ziemlich eindrucksvoll erkennen als ihm klar wird dass er seine Beute hier nicht mehr gestoppt bekommt.
    „Idee gut, Ausführung mangelhaft“, murmelt Jake, dazu irgendwas von „Trainingsprogramm“, während die Türen sich schließen und den Sith aussperren.
    „ETA Wachteam in'der Garage?“, fragt sie knapp nach, konzentriert sich nicht weiter darauf, die sauberer Aussprache beizubehalten.
    „Vor ein paar Sekunden waren es noch drei Minuten, aber sie wurden angehalten sich zu beeilen.“
    „Ein imperialer Schütze ist ausgeschaltet, alles bereit für eure Abreise“, schaltet sich auch Hirom über den Funk dazu. „Die Security kann ich von hier nicht effektiv verlangsamen oder ausschalten, bewegen sich auf der anderen Seite des Gebäudes zur Garage.“
    „Würde sagen, zwei dreißig ist ein guter Ansatz.“ Jake sieht zur Fahrstuhldecke. „Zudem wollen sie ihr System zurück, sitzen wohl dran, uns auszusperren.“
    „Hon, wie'lang brauch'n wir?“
    „Will heißen, wir tun das Gleiche. Kleiner? Wo stehen unsere Fahrzeuge?“ Wäre sie Aidan und würde von Ray ständig Kleiner genannt werden, sie würde ihn schlagen! Okay, wäre sie Aidan, wäre sie wahrscheinlich nicht in der Lage ihn zu schlagen. Aber sie würde es versuchen!
    „Öh... der Sith weiß nicht wie Fahrstühle funktionieren... glaub'sch“, kommentiert Aidan. Kein Wunder, Fahrstühle zeigen sich von böse angucken und sabbern meistens eher unbeeindruckt. „Mit der Tür scheint der genug Probleme zu haben.“
    Sie presst Korben den linken Unterarm gegen den Rücken um ihn aufrecht zu halten, während die rechte Hand sich durch das Stoffgewirr des Rocks tastet, das Vibromesser aus seiner Halterung am Oberschenkel löst.
    „Wie viele Magazine hast du noch?“, wendet Jake den Kopf leicht Ray zu, ohne den Blick von der Fahrstuhldecke zu lösen, wahrscheinlich jeden Moment damit rechnend, dass die guten hundertzwanzig Kilo massiv schlecht gelaunter Sith dort einschlagen. Er hält den Blaster in beiden Händen, im schrägen Winkel auf die Tür gezielt, bereit, sofort zu sichern, wenn die Fahrt stoppt.
    Ray brummt, antwortet dann: „Zwei... eins in der Waffe.“
    Der Doc lehnt an der Wand, atmet tief durch. Wenn sie zwischendurch etwas an Fassung verloren hat, hat sie sich jetzt zumindest wieder gefangen.
    „Ost, Block einundzwanzig, Reihe vier, Stellplatz D und E“, beantwortet Aidan die Frage nach ihren Fahrzeugen.
    „Gut.“ Jake nickt Ray kurz zu. „Wir müssen vor Allem dran denken, dass die Imps noch im Spiel sind, der Sith war schnell da, seine Männer sind sicher auch auf dem Weg, so viele Wege raus gibt es nicht.“
    „...un'alles an Hutt'nteams“, murmelt sie. „Wir'ham grad 'n sieb'n-Million'n-Creds-Geschäft mit'Bonus versaut...“ Sie packt Korben wieder mit beiden Armen und dreht ihn um, bereit, ihn weiterzuschleifen. Das Messer nützt ihr so nüchtern betrachtet gar nichts, aber verdammt, sie fühlt sich einfach besser mit dem Ding in der Hand.
    „Bewegung! Los, los, los!“, blafft Ray, kaum dass es ein weiteres Mal 'Bing' macht – vollkommen überflüssiger Weise, Jake drückt sich bereits in die mit Luxusspeedern vollgestellte, zu einer Seite offene Garage. Ray folgt, noch immer die Ohnmächtige auf den Schultern.
    Jetz' kannste'se auch lieg'nlass'n“, deutet sie knapp mit dem Kinn auf ihn. Als sie mitnehmen sagte, hatte sie noch niemand gesehen und die Frau wäre in der Lage gewesen sie zu beschreiben – aber das hat sich inzwischen auch erledigt.
    Korben regt sich und sie lässt einen Arm um seinen Hals gleiten, um ihm die Luft abzudrücken, sollte der Mann nicht vernünftig sein, drückt sich hinter den Männern – Ray ohne sein Anhängsel, dass er stumpf im Fahrstuhl liegenlässt – und Doktor Zectro in die Halle.
    „Kann euch sehen“, murmelt Hirom. „Sind noch gut fünfhundert Meter zu den Stellplätzen, keine Ziele in...“ Er wird unterbrochen, als wenige Zentimeter von Jake entfernt ein grüner Lichtblitz in das Rücklicht eines Speeders einschlägt und dessen Alarmanlage anfängt durch die Halle zu röhren. „Noch ein imperialer Schütze... aber wo...“, ändert Blondie prompt seine Meinung.
    „Kommt schon! Schneller, schneller“, ruft Jake nach hinten und läuft halbwegs im Schutz der Fahrzeuge der Beschilderung an der Garagendecke Richtung Block einundzwanzig folgend, während er mit dem Blaster in die Parkreihen hinein sichert.
    Witzbold! Er kann laufen, sie schleppt diesen blöden Typen mit sich rum!
    Ein weiterer Schuss fegt durch die offene Seite, erwischt ein Fahrzeug nahe des Docs, dessen Alarmanlage sich ihrem Vorgänger anschließt. Doktor Zectro keucht auf, als ihr Blick dem Schuss folgt, dann weiter im Stakkato die nähere Umgebung abtastet. Sie rafft den untenrum inzwischen ziemlich ramponierten Rock und versucht, den Deckungslauf nachzuahmen, den Jake und Ray vorgeben.
    Korben nutzt den wirklich beschissensten Zeitpunkt, panisch die Augen aufzureißen und Gegenwehr zu leisten. Seine Hände packen nach dem Arm um seinen Hals, als sie zudrückt, versuchen, ihn zu lösen.
    „Bleibt in Bewegung“, hört sie Jake weiter vorne. „Bewegt euch in unregelmäßigen Bahnen, macht es dem Bastard schwer. Nicht den direkten Weg, das erwartet er im schlimmsten Fall.“
    Sie bleibt nicht in Bewegung, sucht Deckung hinter einer der Säulen die die Decke stützen und drückt gegen den Widerstand sich in ihren Unterarm grabender Finger Korbens Luft ab; langsam, es wäre wirklich ärgerlich, würde sie ihn jetzt aus Versehen umbringen.
    „Keine Ahnung wie lang ich hier noch im Netz bin, tu mein Bestes. Der Sith hat mittlerweile den Lift offen“, gibt Aidan einen Statusbericht.
    „Blondie! Der Schütze!“, blafft Ray, gefolgt von einem Knurren im Funk.
    Während Korben erneut erschlafft, lacht sie trocken auf. Blondie! Ray ist der erste, der Blondie Blondie nennt, während er es hören kann!
    Draußen ist ein Schuss zu hören. „Kein Treffer, weiter aufpassen.“
    Vorsichtig linst sie um die Säule. Es gibt keinen Weg außerhalb der Sichtlinie des draußen, sie ist langsam und es besteht das Risiko dass Korben sich einen Schuss fängt – keine Option.
    „Habn Fahrstuhl verloren.“
    „Hon, kriegste irgendnen Fahrzeug in mein'm Radius'auf?“, hakt sie knapp nach, drückt den Ohmnächtigen einarmig gegen die Säule, um unter dem Rock den virtuellen Aidan auf ihrem Pad zu aktivieren, ihm die Signale der näheren Umgebung rüberzuschieben.
    „Öhm, öhm, öhm... paar Signale von deren Software, gucke...“, hibbelt Aidan. Es ist kein Rascheln zu hören. Kein Knuspern oder Zischen. Ein Zeichen allerhöchster Konzentration.
    „Ich will ja niemanden hetzen, aber ein Scharfschütze auf der einen und ein Sith auf der anderen Seite... das ist nicht rosig!“ Sie hat das Bedürfnis, Ray zu schlagen!
    Jake läuft weiter, im Parcours von Deckung zu Deckung. Das Ziel ist klar – er will Hirom durch die in seiner Umgebung einschlagenden Schüsse die Möglichkeit geben, die Position des Schützen zu bestimmen. Es funktioniert zwei Schüsse lang. Einen dritten. Einen vierten. Dann schreit er schmerzerfüllt auf, strauchelt in eine der Fahrzeugreihen. Ein entsetztes Keuchen gesellt sich zu dem Schrei und es dauert einen Moment zu registrieren dass das sie gewesen ist.
    „Geht... geht!“, gibt er mit belegter Stimme ein Lebenszeichen von sich. „Noch dran. Doc, wir schauen im Wagen danach, weiter! Los, bevor sie uns festsetzen.“
    „Fuffzen Meter von dir, Trigg. Merrson-Splash X-Speeder“, blinken ein Stück von ihr entfernt orange die Rücklichter eines matt-pinken Sportspeederas auf, auf dessen Motorhaube ein weißer Tiger mit Fangzähnen aus Diamanten prangert. Sie weiß wem das Ding gehört, sie hat seinen Besitzer umgeben von einem Rudel halbnackter Weiber oben im Casino gesehen – gut daran zu erkennen, dass er das gleiche Motiv auf seinem Shirt gehabt hat.
    „Na los!“, brüllt Ray, weiter von Deckung zu Deckung hetzend und blind in Richtung des äußeren Bereichs feuernd, um Jake Feuerschutz zu geben.
    „Ohjeohje“, murmelt Doktor Zectro und kriecht spinnenartig zwischen den Fahrzeugen herum im Versuch, näher zum Zielbereich zu kommen. Das Kleid eignet inzwischen nur noch als Putzlappen.
    „Doc, in'Deckung bleib'n, ich'hol Sie'ab“, presst sie knapp hervor, packt Korben wieder fester, duckt sich und zerrt ihn in Richtung des exorbitant hässlichen Speeders. Weitere Schüsse sind zu hören, näher nun, beantwortet von Schüssen von Ray und Jake – offenbar hat das huttische Team die Garage erreicht.
    Sie erreicht den Speeder, reißt die Tür auf und schiebt Korben ins Innere, presst sich halb auf ihm auf den Fahrersitz und rutscht möglichst tief in den Fußraum. Sie hat nicht vor, dem Schützen draußen ein Ziel durch die Scheibe zu bieten, wozu hat das Ding ein Radar – für eine Fahrt durch eine Garage wird es ja wohl gerade so reichen.
    „Rein mit Ihnen“, hört sie Ray. Er muss Jake meinen – wo verdammt nochmal hat er plötzlich wieder das Siezen ausgegraben? „Motor anlassen, ich komme gleich nach.“ Es folgt eine lange Salve.
    „Kontakt am Boden“, schnaubt Hirom angestrengt wie erleichtert. Das ist gut, macht die Fahrt leichter.
    „Melden vier Ziele, zählen können sie also“, gibt Jake den Funk der Secs weiter. „Meinen wohl wir fliehen mit einem mattpinken Speeder. Ich habe nur einen Arm den ich ordentlich nutzen kann, ich spiel den Helden und du lässt das Fahrzeug an bevor sie dich auch fahruntauglich schießen.“
    Sie kommt neben dem Fahrzeug, hinter dem sich der Doc in Deckung befindet zum Stehen. „Rein'hier“, presst sie knapp hervor und öffnet die Beifahrertür, startet dann den Autopiloten und tätigt einige Positionsangaben, während Doktor Zectro das Heck des Speeders umrundet und in die Kabine hechtet.
    Sie gibt Gas und schrammt auf ihrem Weg ein paar der ungünstig geparkten Fahrzeuge. Sie hat das Gefühl, dabei eine Spur von Diamanten zu legen, die nach und nach vom pinken Lack bröckeln.
    „...un'raus“, brummt sie, als sie schlitternd kurz neben dem Fahrzeug hinter dessen Steuer Ray sitzt, zum Stehen kommt. Sie rollt sich selber hinaus, packt Korben und zieht ihn hinterher, lehnt sich zurück ins Innere und aktiviert den Autopiloten, kaum dass Doktor Zectro das Fahrzeug verlassen hat. Der Motor jault auf und sie muss zur Seite springen um nicht von der Front erfasst zu werden, als der Speeder dreht und sich auf die vorprogrammierte Bahn begibt, deren Endziel die Fahrstuhlwand ist.
    Grob drückt sie Korben dessen Nasenblut sich auf ihrem gesamten Kleid verteilt hat ins nächste Fahrzeug, klettert über ihn drüber auf die breite Sitzbank, gefolgt vom Doc. Jake nimmt die andere Tür.
    Hinter ihnen knallt es ohrenbetäubend. Sie fährt auf dem Sitz herum und wird beinahe geblendet vom Feuer einer Explosion. Mit was auch immer der Speeder des Grindcore-Rappers angetrieben wurde, es ist scheinbar ziemlich leicht entzündlich und hat sich mit einem Knall verabschiedet, als es erst in die aus dem Fahrstuhl kommenden imperialen Uniformen und dann in die benachbarte Fahrzeugreihe gerauscht ist.
    „Verdammt, so macht man das“, murmelt Jake in Rays Richtung. „Das war ne verdammte Brandbombe. Da sollten wir uns was abschauen.“
    Sie blinzelt. Das hätte mit etwas Pech auch auf der nicht gerade sanften Fahrt hierher passieren können. Sie blinzelt ein zweites Mal, als sie beobachten kann, wie sich eine große Silhouette abzeichnet, als sie Feuer und Rauch durchschreitet, Fahrt aufnimmt und zum Sprung ansetzt.

  • ((Der Soundtrack entzieht sich meiner Verantwortung!))


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    Nar Shaddaa, in der Garage des Northern Star Casinos, nachts


    Sie starrt aus der Rückscheibe, als die rauchende Silhouette einige Meter von der Explosion entfernt auf dem Boden landet, die Hände ausstreckt und die Finger krümmt, als würde er sie in die Luft krallen. Trotz der Entfernung kann sie sehen wie Kraftaufwand, Verbissenheit und Hass die Sehnen an seinem Hals spannen, wie Mordlust in seinen Augen funkelt.
    Ray tritt das Gas durch; leider ohne nennenswerten Effekt abgesehen vom Geräusch des durchdrehenden Repulsors, der Speeder bewegt sich nicht von der Stelle. „Blondie! Nerv den Kerl... lenk ihn ab!“ presst er hervor. Gut dass sie nicht am Steuer sitzt, ihr Impuls wäre, instant den Rückwärtsgang einzulegen, womit sie sie mit hoher Wahrscheinlichkeit alle umbringen würde.
    Ein Seitenblick offenbart, dass Doktor Zectro vollkommen gebannt aus der Heckscheibe sieht, als würde sich da eine besonders spannende Stelle eines Holofilms abspielen, während Jake mit verzogener Mimik das Seitenfenster herunterlässt – die linke Schulter scheint gerade über keinen anderen Nutzen zu verfügen als ihm Schmerzen zu bereiten – sich zur Seite lehnt und mit rechts in langer Salve nach hinten feuert, den Rest seiner Blasterzelle in Richtung des Hünen entleert.
    Auch aus dem offenen Bereich der Garage leuchtet ein Schuss auf, schlägt Meter entfernt in ein Fahrzeug. „Kein komplett freies Sichtfeld“, knurrt Hirom knapp in den Funk.
    Ray reicht seinen Blaster nach hinten, sie nimmt ihn entgegen und lässt ihn in Jakes Schoß fallen, ruft Johnson über das schrille Heulen der Repulsoren, die nicht so können wie sie wollen hinweg zu: „Du'darfst 's Ding nich' über hunnertneunzig Sach'n tret'n, sonst verreckt'dir die Maschine!“ Sie ist sich zwar sicher, dass der Agent die Anmerkungen zum Fahrzeugtuning gelesen hat, die Hirom und sie hinterlassen haben, nur ob er unter einem Adrenalinpegel, der wahrscheinlich gerade alle Skalen sprengt, daran denkt, ist zweifelhaft. Kurz zucken ihre Mundwinkel trotz der wirklich gnadenlos beschissenen Situation, als sie das verbissene Halbprofil Rays mustert; sollten sie das hier überleben, muss sie ihn hinterher dringend fragen, ab welcher Stelle genau die Psychoschmerzen in seinem Bein nicht mehr vorhanden gewesen sind. Und sie nimmt sich fest vor darauf zu achten, wann sie wieder einsetzen.
    Die Kraft, mit der sie in ihre Sitze gepresst werden, als das technisch voll beschleunigte Fahrzeug plötzlich nicht mehr von Machtscheiße gehalten wird, ist ziemlich ordentlich. Rays Reaktionsfähigkeit darauf auch; er schafft es, aus der Garage herauszuschießen und das Steuer in eine der Straßenschluchten herumzureißen ohne sie an eins der Gebäude hier zu klatschen und auch ohne mit dem Verkehr zu kollidieren. Schneiden zählt nicht, das ist viel mehr deren Problem als ihrs.
    Das Flugmanöver macht ziemlich deutlich, dass keiner von ihnen – außer Ray, natürlich – angeschnallt ist. Sie langt über den Doc hinüber und fängt mit Korben an, dann ihre Gurte. Doktor Zectro tut es ihr gleich, Jake versucht es, hat aber mit nur einem nutzbaren Arm Probleme. Sie nimmt ihm das ab, während der Doc sich vorbeugt, das Fach unter dem Sitz aufklappt und darin herum wühlt.
    „Luft ist rein“, schnaubt Hirom angestrengt in ihrem rechten Ohr. „Wir brechen unser Lager ab, sehen uns am Treffpunkt.“
    Sie zögert einen Moment, sieht kurz aus den Augenwinkeln zurück zur Garageneinfahrt wo sie gerade noch so sehen kann dass der Riese von Sith nicht mehr steht sondern liegt ehe die Sichtlinie gebrochen wird, sieht nach vorne zu Ray, wieder zur Seite. Es ist nicht professionell! Andererseits sind die einzigen die gerade effektiv was tun können Johnson und der Doc, und letzterer ist noch damit beschäftigt, das Medkit hervorzukramen. Sie reckt das Kinn, verengt die Augen und scheißt auf Professionalität, beugt sich zu Jake und küsst ihn. Zumindest eine Person in diesem Fahrzeug hat kein Problem mit ihrem Verhalten, sie spürt wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verziehen als er den Kuss erwidert. Die beiden anderen sind entweder zu beschäftigt um was mitzubekommen oder sie halten aus anderen Gründen den Mund.
    Abrupt wird sie in ihren Gurt zurück gerissen, als irgendwas von schräg unten am Heck des Fahrzeugs einschlägt; der HuttSec Speeder ist aus der Straßenschlucht aufgetaucht und hat sie nur gestreift, jetzt aber hängt er sich hinter sie und die Jungs können gemeinhin im Mondverkehr fahren. Dass sich ein zweiter hinter ihnen einordnet macht es nicht wirklich besser. Sie aktivieren ihre Sirenen, was den anderen Verkehr um sie herum ziemlich plötzlich dazu bringt, nach Möglichkeit woanders zu fahren; HuttSec schert sich nicht um Kollateralschäden. „Abschütteln. Schnell ausschalten falls möglich. Von denen gibt es sowieso mehr als wir abknallen können“, brummt Ray, als hinter den Sec-Fahrzeugen einer ihrer Scoutspeeder aus dem Verkehr bricht und die Rückseite des hinteren mit Feuer eindeckt. Aidan oder Hirom, am bekloppten Fahrstil nicht zu erkennen.
    Jake senkt den Blick auf den leeren Blaster in der Hand und nickt. „Da hat er leider Recht...“
    Der Doc taucht wieder auf, einen Medizinkoffer mit der Aufschrift 'Hutts Best' in der Hand und in dem Moment realisiert sie, dass sie irgendwie scheiße sitzt, mitten zwischen Doktor und zu Verarztendem. Sie schnallt sich ab, krallt ihre Hände in die Rückenlehnen von Fahrer- und Beifahrersitz, wartet den nächsten Rempler des Fahrzeugs hinter ihnen ab.
    „Fein, seh ich aus wie eine verdammte Schnecke?“, kommentiert Jake den Koffer. „Was für die gut ist, ist es noch lange nicht für mich!“
    Der Doc öffnet das Ding und wirft einen drei-Sekunden-Blick hinein. „Das muss nur anders dosiert werden, auf den Einlauf in Huttengröße können Sie verzichten.“, antwortet der Doc vollkommen sachlich und wühlt sich aus dem medizinischen Gewirr ihren Kram zurecht.
    Das Fahrzeug wird erneut erschüttert, als die Secs das Heck touchieren, dieses Mal leicht seitlich, um den Fahrer aus der Bahn zu bringen, aber Ray steuert gegen und bleibt in der Spur.
    „Ich'wär dir'dankbar, wenn'de mich nich' umbring'n würdest“, brummt sie dem Agenten zu und stößt sich aus ihrem Sitz ab, um möglichst die knappe Zeit zwischen zwei Erschütterungen zu nutzen, auf den Beifahrersitz zu kommen, da hinten Platz zu machen.
    „Müsstest irgendwie hinter die kommen“, weist zeitgleich Hirom an, nachdem HuttSec-Fahrzeug Nummer zwei nichts anderes übrig blieb als unter dem Beschuss die Nase in die Straßenschlucht zu senken und abzutauchen.
    Scheinbar kann Ray nur eine Information gleichzeitig verarbeiten. „Kein Problem“, antwortet er – an Hirom gerichtet, wie sein kurzer Schlenker nach unten, begleitet von einer Vollbremsung eindrucks- und schmerzvoll beweist, als ihr Weg nach vorne bedeutend abrupter vonstatten geht als von ihr geplant und mit Schulter und Kopf an der Copilotenarmatur gestoppt wird.
    „Wichser“, presst sie ächzend hervor, irgendwas in ihrer Schulter knackt. Dumpf, kein Bruch, wahrscheinlich eher das Gelenk.
    „Werd ich zum Hutten, bringt sie Sie um, Doc“, murmelt Jake mit einem knappen Fingerzeig nach vorne, während er sich umständlich aus lädiertem Jackett und Hemd quält um die Schusswunde freizulegen, begleitet von einem ziemlich nasal klingenden, langen Aufschrei Korbens, den die Vollbremsung mit dem Kopf gegen die Seitenwand hat knallen lassen und zurück ins Bewusstsein gerissen hat.
    Der HuttSec-Speeder rauscht über sie weg, bremst ebenfalls scharf um zu drehen, als eins der Scoutswoops haarscharf über ihr Dach hinwegschießt, sich in Seitenlage bringt und feuert, die grüngoldene Front der Secs in rotes Gewitter eindeckt, scharf nach oben zieht, als das Ding in Flammen aufgeht und abstürzt. Dass Blondie am Boden so nüchtern ist, ist wahrscheinlich eine Art Gleichgewicht für den Wahnsinn, sobald er in einem Cockpit sitzt!
    „Saubere Leistung, Agent“, bestätigt Hirom Rays Manöver und sie könnte schwören, ein Grinsen zu hören.
    „Mh, fragen Sie mal Blue“, antwortet Johnson trocken mit einem Seitenblick auf ihr Tun, sich halbwegs ordentlich auf den Copilotensitz zu sortieren, lenkt aus der Hauptfahrrinne in eine schmalere Schlucht, weg von dem Ort, an dem gerade ein HuttSec-Fahrzeug in die unteren Ebenen fällt, Fahrtrichtung Treffpunkt, während Doktor Zectro sich mit einem Bein an die hintere Lehne, dem zweiten gegen die Beifahrer-Rückenlehne abstützt, ihrem Patienten zugewandt, in einer Hand eine Spraydose – Kolto, wie kurz darauf bei dem scharfen, die Kabine füllenden Geruch klar wird – und in der anderen ein großes Patch.
    „Davon ausgehend dass keiner hier schreit wie ein Mädchen... wäre es wirklich toll Korben mitzuteilen dass er nichts zu befürchten hat“, fährt Ray fort, etwas genervter vielleicht.
    Das kommt'drauf an, wie schnell'er 's schafft die'Fresse zu halt'n ob'er was'zu befürcht'n hat oder nich'...“, antwortet sie nüchtern, schnallt sich schnell an und legt die Hand auf die Schulter, massiert die Stelle, die Bekanntschaft mit der Armatur geschlossen hat, mit sanftem Druck.
    „Wo... wo... au, meine Nase... wer... wer sind Sie?“, stammelt Korben irgendwo zwischen panisch und irritiert, seine linke Hand wandert zu seiner beeindruckend angeschwollenen Nase, Tränen waschen zwei Spuren in das Blut auf seinem Gesicht.
    „Sehen uns am Umschlagplatz.“ Hiroms Swoop rauscht über sie weg und taucht in die Schlucht ab. „Teagan ist schon da.“
    „Bringen Sie mich nicht ins Imperium. Ich gebe Ihnen alles was Sie wollen, aber bitte, bringen Sie mich nicht zu ihm...“, wimmert Korben leise weiter.
    „Keine Sorge“, gibt Ray nach hinten und brummt leise, biegt wieder ab, jetzt langsamer aber immer noch angemessen zügig fahrend.
    „Danke, Doc“, seufzt Jake erleichtert als Doktor Zectro mit der Reinigung fertig ist und das Patch auf den Einschluss klebt.
    „Darf'ich ma'?“, wendet sie sich halb im Sitz zurück und deutet auf Rays Blaster in Jakes Schoß. Er runzelt etwas überrascht wirkend die Stirn, reicht ihr dann aber die Waffe nach vorne. Einen Moment sieht sie das blöde Ding kritisch an, ehe sie die Einstellung im Display auf Betäubung ändert.
    „R...republik?“, stammelt Korben vorsichtig.
    Sie wendet sich weiter um, richtet den Blaster durch den Zwischenraum zwischen Fahrer- und Beifahrersitz auf den erschrocken die Augen aufreißenden Mann. „Korrekt“, nickt sie und lächelt schief über den Lauf hinweg. „In Konformität mit'der Gesetzgebung der galaktisch'n Republik: Sie sin' verhaftet.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, drückt sie ab. Ihr Grinsen wächst in die Breite. „Das wollt'ich schon immer ma' sag'n“, beschließt sie belustigt, sichert den Blaster und lässt sich wieder gerade in den Sitz fallen.
    „Viel zu förmlich, klingt wie CSF“, kritisiert Jack von hinten. „Beim Militär heißt das 'Verhaftet, Arschloch'.“
    Sie hält Ray seinen Blaster entgegen, wendet den Blick der Beifahrer-Fensterscheibe zu und zuckt mit den Schultern. „Ey, versau'mir doch nich'den Moment...“, schnaubt sie schmunzelnd, während Ray ein weiteres Mal abbiegt und jetzt ebenfalls zu den unteren Ebenen abtaucht, wo sie in wenigen Minuten den Treffpunkt erreichen würden.

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    Vier Tage später, Coruscant, ein Appartement über der Stadt, früher Abend


    Sie liegt auf dem Küchentresen, ein Bein angewinkelt – das Knie balanciert ihren Cafbecher aus – das andere baumelt über die Kante, am ausgestreckten Arm hält sie ihr Pad, auf dem Rays Bericht flimmert.
    Sie haben den Treffpunkt ohne weitere Zwischenfälle erreicht. Field Operative Zans Kollegen haben ihnen Korben abgenommen und sie mit neuen Papieren und Kleidung ausgestattet, Jakes Wunde wurde noch einmal versorgt, ehe ein Flieger des Hutten Thulga – der in direkter Konkurrenz zu Zhraffa steht, huttische Verbindungen sind ähnlich kompliziert wie alderaaner Adel, nur auf einer vollkommen anderen Ebene – sie direkt vom Mond nach Dohlban gebracht hat, dann ein Anschlussflug nach Mon Gazza, auf den Corellian Run und darüber zurück nach Coruscant.
    Eine kurze Nachricht des Senior Supervisors hat ihnen drei Tage dienstfreie Zeit eingeräumt. Ray hat sie entweder als optional verstanden oder aber er hat den Bericht schon auf dem Rückflug fertig gestellt, so oder so, am Nachmittag ist das Ding eingegangen.
    'Alle beteiligten Aktivposten leisteten ausgezeichnete Arbeit, die Mission war ein voller Erfolg', leuchtet der letzte Satz über seinem Unterschriftsfeld ihr entgegen, sie fixiert ihn schon seit geraumer Zeit mit kritisch gerunzelter Stirn, denkt darüber nach. Es ist faktisch falsch, die Mission ist kein voller Erfolg gewesen! Das Sekundärziel, Korbens dauerangemietete Suite im Vertigo nach verwertbaren Informationen zu durchsuchen mussten sie nach dem Wirbel, den die Umstände auf der Gala gemacht haben, gänzlich außen vor lassen; in der Theorie wäre es zwar immer noch möglich gewesen, dass Aidan und sie sich absetzen und sie verfolgen, praktisch allerdings wäre das wohl eher eine ihrer blöderen Ideen gewesen, mit einem beschissen hohen Risiko für zu wenig, um es einzugehen.
    Außerdem wäre ein voller Erfolg leise gewesen, kein total angepisster Hutte, keine toten Imperialen, keine Verfolgung durch die HuttSec. Mit Glück versucht Zhraffa das Ding möglichst klein zu halten; der Schnecke muss klar sein dass Korben für ihn nicht mehr erreichbar ist und alleine die toten Imperialen auf seiner Eröffnung sind eine ziemlich üble Sache, wenn er sie nicht irgendwie unter den Teppich gekehrt bekommt.
    Mit Pech allerdings macht die Schnecke sich ernsthaft auf die Suche nach den Tätern. Aidan hat zwar die Camfeeds des Casinos gelöscht, aber die Identitäten mit denen sie sich dort eingeschlichen haben, sollten nicht schwer herauszufinden sein. Von dort aus bis zu ihrem Hotel ist es nur ein kleiner Schritt. Hat man das erstmal gefunden, sollte man auch an Bilder von ihnen kommen. Hat man Bilder, kann man zumindest ihre Identität herausfinden, in den HuttSec-Datenbanken ist sie erfasst. Die Frage ist nur, ob Zhraffa sich einen Weg über die HuttSec erlauben kann oder ob einer seiner Konkurrenten da die dickere Schwanzspitze in der Tür hat, so dass es der Schnecke mehr schaden als nutzen würde, das Ding weiterzuverfolgen.
    Potentiell bedeutend zu viele Spuren für saubere Arbeit, ein voller Erfolg sieht in ihrer Welt wirklich anders aus.
    Dennoch, sie haben nicht wirklich versagt, die Umstände waren nur absolut beschissen. Sie hätten weder gegen die Konfrontation mit dem Sith noch gegen das Aufscheuchen von Zhraffas Truppen irgendwas tun können. Verdammt, sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, in Anbetracht der Situation – manchmal ist das nur einfach nicht genug.
    Das Vibrieren der Metallhülle ihres Coms auf dem Küchentresen zerreißt die Stille. Sie senkt den Arm und lässt das Pad auf ihren Bauch fallen, ehe sie nach hinten nach der Geräuschquelle tastet, das Com vor ihr Gesicht hebt und auf die Digitalanzeige sieht.
    Skeptisch hebt sie eine Braue. Es ist nicht wie von ihr angenommen eine Nachricht von Jake wann er von der ärztlichen Nachuntersuchung – die ihn so sehr nerven, dass es beinahe komisch ist - wieder zurück sein wird, sondern ein HuttNet-Nachrichtenkanal. Sie aktiviert die Verbindung und wischt mit dem Daumen über die Befehlsleiste des Streams um ihn beiseite zu schieben und die Verbindung dahinter zu erreichen. Sie kennt nur eine Person, die HuttNet-Prioritätsstreams für Comverbindungen missbraucht.
    „Hey Snatch. Alles'klar bei'dir?“, begrüßt sie eben diese mit einem Hauch von Sorge in der Stimme, noch bevor sich das Bild der blassen Frau aufgebaut hat. Der Cyborg ruft nie an, üblicherweise gehen die monatlichen Comgespräche von ihr aus.
    „Trigger!“, quietscht die Glatzköpfige strahlend, ehe ihre Mimik prompt in tiefe Empörung abrutscht. „Du bist auf Shaddaa gewesen und hast mich nicht besucht!“
    Ruckartig richtet sie den Oberkörper auf; in einer Reflexbewegung greift sie nach dem Cafbecher der von ihrem Knie rutscht, flucht als sie das Ding zwar erwischt, sich dabei aber einen ordentlichen Schuss heißen Caf über die Finger schwappt. Flucht weiter, als sie ihrem vom Bauch zu Boden fallendem Pad nur noch hinterher sehen kann. Es schlägt unangenehm auf einer Kante auf, schlittert weiter bis zum Teppich. Hoffentlich hält die Hartplastik-Schutzhülle, was sie verspricht!
    „...'s freut'mich auch dich'zu seh'n“, brummt sie, stellt den Becher ab und lutscht sich Caf vom schmerzenden Daumenballen. „...was'genau bringt'dich zu'der Annahme, ich'sei auf Shaddaa gewes'n?“
    Der Cyborg schnaubt entrüstet. „Vielleicht hat auch eine andere große, muskulöse Chiss mit dünnen Narben auf der rechten Gesichtshälfte versucht auf der Eröffnungsgala des 'Northern Star' einen Speeder zu klauen“, antwortet sie spitz, weitet gleich darauf die blassgrauen Augen und verfällt in einen überraschteren Tonfall. „Warum hast du versucht, einen Speeder zu klauen? Und zeigst du mir das Kleid?“
    Sie öffnet den Mund, blinzelt, schließt den Mund wieder, angelt den Cafbecher zurück und trinkt erstmal einen Schluck. „Ehm, gibt’s das'auch in'nem Kontext, Sweetie?“, fragt sie nach, als der Cafschluck über die erste Überraschung hinweggeholfen hat.
    „Na, der Speeder von diesem Mad Hardy. Jemand hat versucht, das Ding zu klauen, als der Typ auf der Eröffnungsgala von so einem Casino gewesen ist, es aber bei Auseinandersetzungen mit der HuttSec vor eine Wand gefahren.“
    Ja klar... dass das hässliche Ding ihr Ziel gewesen ist, klingt ja total wahrscheinlich!
    Sie verengt lauernd die Augen. „...un' was genau bringt'dich auf'die Idee, dass ich das gewes'n sein'könnte?“
    „Boardeinträge“, antwortet Snatch gleichgültig und zuckt mit den schmalen Schultern.
    Präziser“, kurrt sie das Com an. „Jetzt!“
    „Du bist also auf Shaddaa gewesen“, stellt der Cyborg in einem abschließenden Tonfall der wenig Widerspruch zulässt fest. „Die Einträge sind von Zhraffa. Der Hutte, dem das Casino gehört, aber das weißt du sicher schon. Eingetragen in der Nacht der Eröffnung. Zwei Männer, Menschen. Zwei Frauen, ein Mensch, eine Chiss.“
    Sie verzieht unzufrieden die Lippen, klemmt die Zungenspitze zwischen die Schneidezähne und zieht zischelnd Luft. „Bilder?“
    „Nein, keine Bilder. Nur Beschreibungen und die sind nicht besonders gut. Die beiden Männer könnten grob jeder zehnte sein, die Menschenfrau ist ein bisschen spezieller, du stichst raus. Aber ich nehm an, nur wenn man dich kennt. Hundertfünfzigtausend pro Kopf. Lebendig...“
    Sie pfeift leise, kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Beeindruck'nd.“
    Die blassgrauen Augen am anderen Ende der Leitung blinzeln verblüfft. „Du... findest das komisch?“
    „Hmja, irg'ndwie schon. 'n bissch'n zuminnest. Ich'mein... hunnertfünfzigtaus'nd, 's is' schon ord'ntlich. Was'fürn Board?“
    Snatchs Verblüffung verschwindet so schnell wieder, wie sie aufgetreten ist. „...warum hast du versucht einen Speeder zu klauen? Und warum hast du ihn gegen eine Wand gefahren?“
    „Hab'ich nich'... Frage beantwort'n, Sweetie!“
    „Ein kleines nur. Hauptsächlich imperiales Klientel. In die most wanted hast es nicht geschafft. Erzä-häl! Und ich will das Kleid sehen!“ Der Cyborg strahlt die Kamera an.
    „Ehm nee. Kann'ich nich'. Also... erzähl'n. Weißt'schon...“ Sie zuckt mit den Schultern.
    „Jaaaaa, geht mich nichts an, schon klar, bist ja auch weder an- noch abgereist. Aber das Kleid!“
    Argwöhnisch verengt sie die Augen. „...Snatch? Stalkst du'mich!?“
    „Neiiiiiiin!“ Entsetzt schüttelt die andere den Kopf. „Ich hab nur die Hafeneinträge in zweihundert Meilen Umkreis auf eine mir bekannte Schiffs-ID geprüft und geguckt ob du deine Konten benutzt!“
    Ächzend kippt sie den Kopf in den Nacken, starrt einen Moment an die Decke. „...un' das is'deiner Meinung nach kein'Stalking, weil...?“
    „Stalking ist böse! Also... mit bösen Absichten. Ich hab keine bösen Absichten!“ Schmollend schiebt der Cyborg die Unterlippe vor.
    „Hör ma', Sweetie... lass'das...“ Sie richtet den Blick wieder auf ihr Com und atmet tief durch. „...bitte. 's is'... nich' gut.“
    Es ist gefährlich. Snatch ist verdammt fähig, aber es gibt immer jemanden, der besser ist. Wenn es irgendwem auffällt, wird sie auf eine Quelle aus dem Huttenraum reduziert, die ihr hinterherschnüffelt. Verdammt viel Spielraum für Missinterpretation.
    „Aber du hast dich nicht gemeldet... ich wollte wissen ob alles in Ordnung ist“, mault der Cyborg.
    Sie seufzt leise. „Honey, wenn'ich auf Shaddaa bin un'mich nich' melde, dann hat'das 'n Grund. In dies'm Fall – wie'dir am Fehl'n von An- un' Abreisedat'n aufgefall'n sein'könnte – dass'ich nich' wollte, dass irg'ndwer weiß dass'ich auffm Mond bin. Ehm... auch das hat'n Grund, aber'da sin'wir wieder bei geht'dich nix an angekomm'n. Du'kriegst einma' die Woche 'ne Textnachricht von'mir. Einma' im Monat ruf'ich an. Wenn das aussetzt ohne dass'ich dir vorher gesagt hab dass'es aussetzt, dann haste'Grund zu'der Annahme, dass irg'ndwas nich'in Ordnung is'.“ Kurz sieht sie mit nachdenklich gerunzelter Stirn zum Fenster, wendet sich schulterzuckend der Kamera wieder zu. „Ehm, auch nur 'n Indiz, kein'Fakt. Kann'mir ohne'lange zu überleg'n 'n Dutz'nd Möglichkeit'n vorstell'n in den'n 's einfach nur spontan nich' geht dass'ich mich melde, ohne dass'ich gleich in irg'ndner Seit'ngasse ausblut'n muss oder'so.“
    „Sag sowas nicht!“, schnappt Snatch empört.
    „Ehm, aber 's is' so.“
    „Jaaaa, aber ich will nicht, dass du in irgendeiner Seitengasse ausblutest oder so.“
    Sie schnaubt belustigt. „Glaub'mal, Sweetie, mit'der Einstellung sin'wir aber ma' minnest'ns zu'zweit.“
    „Darf ich das Kleid sehen?“
    Sie ächzt, verdreht für einen Moment die Augen in Richtung Decke. „Pass'auf... ich'schick dir 'n Bild, wenn du mir'versprichst, dass'de sowas'wie 's Check'n von mein'n Kont'n, Schiffs-IDs, Person'n-IDs un'die ganze'Palette einstellst.“
    „Jaaaaaa!“, jubelt der Cyborg und strahlt in die Kamera, ihre Begeisterungsfähigkeit ist beinahe komisch.
    Sie zwingt sich dazu ernst zu bleiben, bringt verdammt viel Disziplin auf, die Mundwinkel unten zu halten, das Kinn auf die Brust zu senken und an zusammengezogenen Brauen vorbei in die Linse zu starren. „Ich'mein 's ernst Snatch, versprich's mir!“
    Die andere richtet den mageren Oberkörper auf und nickt feierlich. „Versprochen. Prinzessinnen-Ehrenwort!“
    Sie starrt noch einen Moment, nickt dann und hebt den Cafbecher an die Lippen. „Okay'eeh...“, murmelt sie in das Alu. „Kriegst'dein Bild.“
    „Sag mal, wo bist du da eigentlich?“, wechselt Snatch spontan das Thema, jetzt, wo die Kleidfrage zu ihrer Zufriedenheit abgeschlossen ist.
    „Ehm...“ Sie hebt die Brauen, sieht sich kurz um und zuckt mit den Schultern. „...in'der Küche?“
    Tadelnd schnalzt der Cyborg mit der Zunge, schüttelt leicht den Kopf. „Dass das eine Küche ist, sehe ich, danke. Ich sehe auch dass das Coruscant ist, über deine rechte Schulter kann ich den Senat erkennen.“ Sie reckt das Kinn. „Guck mal, ich gucke jetzt nicht anhand von Winkel und Entfernung nach, wo genau das sein müsste, sondern frage dich. Ich hab's ja versprochen!“
    Das Schlimme ist: Sie könnte. Sie bräuchte wahrscheinlich keine zehn Minuten, die Position mit den vorliegenden Informationen ziemlich genau einzuschätzen. Und allein dass sie daran gedacht hat, ist irgendwie gruselig.
    „Ehm...“ Stirnrunzelnd sieht die Chiss zum Fenster, zurück zur Kamera. Sie hat Snatch nicht gesagt wo sie hingeht, lediglich, dass sie den Mond verlässt. Genau genommen hat sie Snatch erbärmlich wenig gesagt. Wenn sie sie anruft, zieht sie sich in ihren Raum – die Rumpelkammer, wie Jake ihn nennt – zurück und die Cam vom Terminal erfasst nur die gegenüberliegende Wand, nicht das Fenster. Snatch hat also noch nie gesehen dass sie auf Coruscant ist. Und – ein gutes Zeichen – scheinbar die Anrufe nicht auf einem Systemtracker beobachtet. „...ich'wohn hier.“
    „Auf Coruscant?!?“ Einen Moment weitet der Cyborg vollkommen perplex die Augen. Dann fängt sie an zu lachen. „Auf... Coruscant?“, wiederholt sie japsend zwischen kichernden Atemzügen. Irgendwie ist es eine erschreckend gerechtfertigte Reaktion, es ist nicht so lange her, da hätte sie selber ganz genauso reagiert.
    „Hmja, auf'Coruscant...“, murmelt sie nach einer Weile des Abwartens, dass das Kichern sich halbwegs beruhigt hat. „Ehm... ich'arbeite hier'auch...“ Vage deutet sie über ihre rechte Schulter, beobachtet mit geschürzten Lippen das Kamerabild ihres Gegenübers.
    „Hm, muss das nicht unglaublich schwer sein?“ Snatch holt tief Luft und wischt sich mit dem Handrücken Lachtränen von den Wangen. „Ich mein, die haben dich doch da bestimmt ziemlich heftig im Auge.“
    Der vage Hinweis ist also nicht angekommen. „'s hängt... schätz'ich 'n bissch'n davon ab, für wen...“ Wieder geht ihr Blick zum Fenster, sie lächelt schief und neigt das Com leicht, so dass die Kamera die Scheibe nun im Zentrum hat.
    „Ist doch eigentlich egal für wen, solang du nicht... oh! Oh!“ Aus plötzlichem Verstehen entsprungene Verblüffung weitet die Augen in dem kahlen Schädel. „...oh!“, beschließt Snatch ein drittes Mal.
    „...verrat's niemand'm“, murmelt sie verlegen und dreht das Com zurück, die Kamera weg vom Fenster.
    „Das muss dir nicht peinlich sein“, schüttelt Snatch den Kopf und klingt dabei ekelhaft nachsichtig. „Ich hab ja schon immer gesagt, dass du zu den Guten gehörst.“
    Sie öffnet den Mund um gegenzureden, nutzt den Luftstrom dann aber nur für ein seufzendes Ausatmen und winkt ab. „Is'ja auch'egal....“, brummt sie leise. „Verrat's trotzdem niemand'm.“
    „Das... ändert doch nichts, oder? Also, zwischen mir und dir?“, fragt der Cyborg zaghaft nach.
    „Nee, nich' solang'de dich'an dein Versprech'n hältst. Ehm, un' wenn'de 's nich'tust, dann ännert'das was, weil'de was versproch'n un' nich' gehalt'n has', nich' aus irg'ndnem anneren'Grund.“
    „Ich hab mein Prinzessinnen-Ehrenwort gegeben!“, stellt Snatch nachdrücklich fest. „Das brech ich nicht!“
    Das ist wahrscheinlich wahr – zumindest so lange wie die Frau nicht vergisst, was sie versprochen hat. „Ehm, un' mit niemand'n mein'ich niemand'n, Snatch! Auch nich' Ray. Auch nich'dem Doc, Balls oder sonstwen, der'mich kennt oder'behauptet mich'zu kenn'n, klar?“
    „Niemanden, hab ich verstanden. Ist ein Geheimnis zwischen uns.“ Die blassen Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. „Manchmal hab ich das Gefühl, du hältst mich für doof.“
    Nicht für doof, nein. Nur für naiv.
    „Tu'ich nich'“, brummt sie. „Ich'will nur sichergeh'n... nich' dass'es hinnerher heißt, 's hätt'ich nich' gesagt.“
    Hauptsache, du vergisst das Kleid nicht!“
    Schmunzelnd schüttelt sie den Kopf. „Nein, ich'vergess 's Kleid nich'. 's hab ich ja versproch'n.“
    „Na dann... ich hab noch zu tun. Tschüss, Trigger. Hab dich lieb.“ Ohne irgendwas an Reaktion abzuwarten, unterbricht Snatch die Verbindung, wer so sozial unfähig ist, hält sich nicht lange mit Verabschiedungsfloskeln auf, wenn er das Gespräch für beendet erachtet.
    Sie bläst die Backen auf, kratzt sich mit dem Daumennagel über die gerunzelte Stirn und lässt den Luftstrom nach einer Weile des Haltens langsam entweichen. Dann springt sie vom Tresen. Sie muss ein scheiß Holo von diesem scheiß Kleid machen – möglichst solang sie noch alleine ist, damit das bloß niemand mitbekommt.

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    Zwei Wochen später, Coruscant, in einem Büro des DOG-Towers, früher Nachmittag


    Es ist nur eine winzige Pressemitteilung aus dem imperialen Regionalkommando Centares und die ist noch dazu vollkommen veraltet, wie alles was von Centares kommt. So veraltet, dass man sie beinahe schon antik nennen könnte. Dennoch enthält das Ding Informationen: 'Dank des selbstlosen Einsatzes der ehrenwerten Lord der Sith Liobe' ist bestätigt, was sie bisher nur aus einer mündlichen Quelle wussten; die wahnsinnige Schlampe ist die Karriereleiter hochgefallen. Dass 'die Leiterin des imperialen Büros für innere Sicherheit, Major Yukiyo Takematsu' auf Liobes Geheiß für eine Weile die Leitung der Abteilung Innere Sicherheit des centaresschen Regionalkommandos übernehmen wird, ist ebenfalls nicht uninteressant. Zum einen kann es sich als nützlich erweisen zu wissen, dass die Hexe den Daumen auf die Verhörspezialistin gelegt hat und zum anderen lässt der genannte Rang aufhorchen, immerhin beinhalten ihre Datenbanken eine Degradierung des Majors 13nvC zum Lieutenant.
    Propaganda ist doch was Schönes; wenn man die Schicht aus salbungsvollem Geschwafel und selbstverliebten Halbwahrheiten herunterkratzt, bleiben verwertbare Fakten über, die andere ohne diesen Hang zur Selbstbeweihräucherung vielleicht nicht preisgegeben hätten.
    Allerdings sind das alte – beinahe antike – Gedankengänge. Vor knappen zwanzig Minuten hat sie die Mail geöffnet und sie ist wirklich nicht lang oder gehaltvoll genug, länger als eine Viertelstunde darüber nachdenken zu können, selbst in der gründlichen Variante. Mehr Zeit hat sie auch nicht investiert, aber anstatt sie zu schließen und die zig täglichen Mitteilungen im Posteingang, die aus unterschiedlichsten Gründen an sie weitergeleitet wurden, weiter nach verwertbarem Material zu durchforsten, hat sie sich ablenken lassen; ihr Blick ruht geistesabwesend auf dem kleinen Kraytdrachen auf ihrem Schreibtisch und das Stofftier sieht aus vollkommen unschuldigen, großen Plastik-Knopfaugen zurück; ihre Gedanken sind in einem seltsamen Wirrwarr verheddert, das dem Wort 'Verstand' nur noch sehr unzureichend gerecht wird.
    “Na'eeh, ich'weiß ja nich' ob Angst 'ne stabile'Grundlage für'ne Beziehung is'...“
    „Naja, eigentlich ist Liebe die Grundlage, ich wollte damit nur sagen dass ich keine Angst vor dem SIS habe.“

    Sie blinzelt träge. Der Krayt nicht. Irritiert lachend schüttelt sie den Kopf. Auch das lässt das Stofftier gänzlich unbeeindruckt, es sieht sie weiter unschuldig an. Wie um alles in der Welt konnte das passieren?!
    Sie haben über die anstehende Arbeit gesprochen, die Vorbereitung auf Seikosha mit dem als kooperationsbereit geltenden Gefangenen als Informationsquelle; nachdem sie über Caf - oder in diesem speziellen Fall Cafbecher - diskutiert haben. Sie hat gefragt, ob er schon bei seinem Nachholgespräch beim Senior Supervisor gewesen ist, weil er wegen der medizinischen Nachuntersuchungen das Notfall-Meeting verpasst hat. War er natürlich nicht, er hat sogar eingestanden, dass er sich vor einem Gespräch in oberen Etagen drückt. Und als sie darauf hingewiesen hat, dass er damit genau genommen einen direkten Befehl ignoriert und das verdammt akut ist, hat er versucht sie abzulenken, indem er etwas zur Sprache bringt, vor dem sie sich am Liebsten drücken würde.
    “Denk dran, das Essen bei meiner Familie steht bald wieder an. Weißt ja, jedes Jahr um diese Zeit. Meine Schwägerin wird sicher sehr eifersüchtig auf dein Kleid sein.“
    Sie hat sich nicht ablenken lassen – wozu verdammt nochmal hat man ein kaputtes Superhirn wenn nicht, um zwei Gesprächsthemen gleichzeitig behandeln zu können?
    Ein kurzes verbales Wortgefecht später waren beide Themen durch. Ja, sie würden zum Jahreswechseldinner in seinem Seifenblasen-Elternhaus fliegen. Ja, er würde zusehen einen Gesprächstermin bei Decker zu bekommen. Abgeschlossen. Eigentlich. Wenn nicht...
    “Und was sagen wir meiner Mama mit der Heirat? Wann?“
    In der Theorie ein absolut berechtigter Einwand; die Frau würde fragen, das ist so sicher wie Meditation im Tempel. Sie hat auch gefragt, als sie auf Coruscant gewesen ist, und sie beide damit vollkommen unvorbereitet getroffen, inklusive eines Monologs, warum so etwas wichtig ist, der ihnen immerhin die Zeit gegeben hat, die geistige Starre abzuschütteln.
    Theoretisch ist es verdammt sinnvoll, sich mit einem Problem auseinanderzusetzen von dem man weiß dass es auftaucht, bevor es auftaucht. Praktisch allerdings ist es eine der Thematiken, die ganze Sätze in konzeptloses Gestammel verwandelt, also hat sie versucht, abzulenken.
    Ist er tatsächlich an einer Problemlösung interessiert gewesen? Oder wollte er sie nur verlegen machen? Er hat verdammt großen Spaß daran, sie zu verwirren! Was auch immer der Anspruch gewesen ist, er hat sich nicht ablenken lassen. Zumindest nicht besonders lange.
    “Also? Wann?“
    Trotz hat gewonnen, dieses Spiel kann auf zweierlei Arten gespielt werden. Verflucht, es ist nicht ihre Mutter – von der sie nicht einmal wüsste ob sie noch lebt und es sie sehr verwundern würde, von ihr zu hören.
    “...sie'wird dich frag'n, nich' mich.“
    Den Spieß umzudrehen wirkte wie ein erfolgreiches Manöver – ganze Sekunden immerhin. Lang genug, sie schon in Sicherheit zu wiegen, nur damit sie dann umso überraschender getroffen wurde.
    “Nächstes Jahr im Sommer, auf Alderaan, tolle Hütte und nachts verziehen wir uns ins Gebirge?“
    Für Momente hätte er genausogut in Shyriiwook verfallen können. Verständnislosigkeit hat ihr Hirn geflutet; Verständnislosigkeit darüber, die Worte zwar zu kennen, aber den Sinn nicht erfassen zu können. Und dieser Blick – so unsicher und gleichzeitig so strahlend. Verdammt, wie kann eine Person nur so sehr strahlen?
    „Ohmann...“, murmelt sie, unterbricht das Blickduell mit dem Krayt, das sie nur verlieren kann, indem sie den Kopf in den Nacken kippen lässt, wischt sich mit der rechten Hand durchs Gesicht, während die linke mit den Fingerspitzen über die Tischplatte krabbelt, blind dort tastet, wo sich ihr Cafbecher befinden müsste. „...Selbstbeherrschung anyone?“
    Ihre Finger berühren das Alu des Bechers – kalt inzwischen – gehen zurück auf die Tischplatte und krabbeln weiter, suchen nach der Thermoskanne, in der sich Caf in trinkbarer Temperatur befindet, während Daumen und Zeigefinger von rechts sich in die Mundwinkel legen und sie nach unten drücken. Helfen, wo die Gesichtsmuskeln alleine scheinbar nicht fähig zu sind.
    “Ehm... hum... Alderaan... Sommer... Gebirge... okay...“
    In der Retrospektive fällt ein eklatanter Mangel an sprachlichem Ausdruck auf. Rhetorisch mangelhaft, inhaltlich allerdings mit wenig Spielraum zur Interpretation.
    Sie erreicht die Thermoskanne; das Metall fühlt sich zwar auch kühl an, im Gegensatz zum Becher ist das aber okay, die Wärme ist im Inneren. Ein paar Mal blinzelt sie die Decke an, hebt den Kopf wieder, blinzelt erneut, fixiert den Blick auf die Kanne, den Becher, den Krayt, den Monitor.
    „Arbeit'eeh... da'war was“, grinst sie verlegen, nickt einmal in Richtung des Terminals, lehnt sich vor, um die Kanne aufzuschrauben und den halbvollen kalten mit warmem Caf aufzufüllen, nicht ohne dabei die Nase zu rümpfen – aber um den Becher vorher zu leeren müsste sie den Kram entweder trinken oder aber aufstehen. Beides keine Option.
    Der Entschluss, weiter zu arbeiten, ist da – wenn die Ablenkung nur nicht so verdammt hartnäckig wäre!
    “Verlobt... wir sind verlobt! Sind wir das? Wir sind verlobt...“
    Man kann natürlich erstmal darüber diskutieren, was für ein blöde klingendes Wort 'verlobt' eigentlich ist – wie unglaublich viele Wörter im Basic für einen Fremdsprachler – und seinen sprachlichen Ursprung entschlüsseln.
    “Geloben? Etwas versprechen, etwas beschwören? Vielleicht daher? Ich gelobe dir etwas, du mir? Nun sind wir vergelobt? Das hört sich scheiße an? Kurzform? Lobt? Verlobt?“
    Das hilft über die Sentimentalitäten hinweg. Genauso wie ein erneuter Ausbruch der Cafbecher-Affäre.
    “Ne, ne, ne... der wurde militärisch requiriert.“
    Erst mit Worten.
    “Der Becher gehört dem Militär und damit mir!“
    „Der'Becher is'hiermit vom SIS beschlagnahmt... stell'n Sie'keine Frag'n, Lieutenant. 's is' klassifiziert!“

    Dann, wenn es eskaliert – und es eskaliert jedesmal verflucht schnell – mit sehr viel brachialeren Methoden. Sie sollte wirklich ein paar mehr Alubecher von der 'Sidekick' holen, die Dinger gehen nicht so schnell kaputt wie das Keramikzeug, wenn man sich darum – oder damit - prügelt.
    Sie greift den jetzt immerhin von außen halbwarmen Becher und hebt ihn wie automatisiert an die Lippen. Genauso automatisch legen sich die Fingerspitzen der anderen Hand auf ihren Bauch, tasten vorsichtig das noch leicht schmerzende Überbleibsel seines Handkantenschlags ab.
    “...vielleicht sollten wir aber als Verlobte darüber nachdenken, zusammen aus dem Becher zu trinken?“
    „Ich'bin bereit zu teil'n... solang'mir 's Ding nich'
    vorenthalt'n wird.“
    Letztendlich haben sie eine Einigung erzielt.
    “Gut, dann bleibt es eben unser Becher und alles wird gut. Und ich darf einfach so draus trinken? Ich meine, ist ja ein Eingeständnis, dass du Recht hast, also mit dem Geschmack und so.“
    „Aye, darfste.“

    Eine Einigung, die etwas mehr umfasst hat als nur einen Cafbecher.
    “Ich meine hey, das ist alles unser, nicht?“
    Nein. Viel mehr!
    “Schätze... du'bist grad'in den Besitz einer halb'n Oldtimer-XS-Klasse gekomm'n...“
    „Und du besitzt einen Kommandosoldaten der Republik. Passt schon irgendwo, findest nicht?“

    „Hm...“, murmelt sie den Krayt an, nimmt die Finger von der Bauchdecke und zieht ihr Pad vom Gürtel, dreht es langsam in der Hand, während sie noch einen Schluck Caf nippt.
    “Na'eeh, in dem Zusamm'nhang is' besitz'n aber'nen Scheißwort. 's klingt'so nach Sklaverei!“
    „Ist freiwillige Sklaverei. Haben wir nun beide gewonnen? Und wenn ja, ist das nicht auch irgendwie cheaten?“

    „Cheater...“, murmelt sie lächelnd in ihren Cafbecher, nippt einen weiteren Schluck und legt das Pad auf dem Oberschenkel ab, aktiviert es mit dem Daumen.
    “Du kennst und liebst mich deswegen.“
    Das ist wahr.
    “Hmja... ich'nehm an, wenn du kein'Cheater wärst, wär ich nich'hier, hum? Ehm... also'so ganz generell.“
    Auch das ist wahr.
    “Ich habe damit nichts zu tun. Ist dein Verdienst, deine Arbeit, Trigger!“
    „Hmja, meine'Arbeit, mein'Verdienst... aber'du bis' der
    Grund.“
    ...und auch das ist wahr. In all seinen Höhen und Tiefen - von denen erstere klar überwiegen.
    „Arbeit... wenn das ma'kein Stichwort is'“, brummt sie und schüttelt den Kopf, schüttelt die Gedanken ab, heftet den Blick für eine Sekunde auf das Terminal, ehe er zu dem Pad auf ihrem Schoß wandert, wo der Daumen nach dem Aktivieren ein Textfeld geöffnet hat.
    'Ich bin verlobt.', tippt sie, betrachtet die Buchstaben einen Moment mit geschürzten Lippen, hebt die Cafbecherhand hoch und kratzt sich mit dem Daumennagel über den Nasenrücken. Geschrieben sieht es noch seltsamer aus als es sich anhört.
    Sie schickt die Nachricht ab, blinzelt einmal, löscht die drei Worte und tippt neu: 'Wenn du fertig bist mit Lachen, kannst du dich ja mal melden.', schickt auch diese Nachricht ab, exakt 34 Sekunden nach der Vorherigen.
    „Ohmann“, murmelt sie schief grinsend und schmeißt das Pad im lockeren Bogen auf den Tisch, lehnt sich vor und greift nun endlich nach dem Keyboard, das den Posteingang auf dem Terminal steuert. Es würde sie schwer wundern, wenn sie nicht mindestens fünf Minuten Zeit hätte etwas zu tun, das wenigstens den Eindruck erweckt als würde sie arbeiten, schneller würde Ivory sich nicht wieder weit genug eingekriegt haben, um ein Pad zu bedienen.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, morgens


    Belustigt schnaubend lässt sie sich von der Sofalehne auf die Sitzfläche rutschen, als sie das leise Zischen der Badezimmertür hört, angelt die Thermoskanne vom Tisch und gießt den zweiten bereitstehenden Becher voll, füllt auch ihren noch einmal nach, begleitet vom Geräusch der sich öffnenden Schlafzimmertür.
    „'s bleibt faszinierend“, kommentiert sie über den ausgestreckten Becher hinweg.
    „Was?“ Er zieht sich auf dem Weg zum Sofa die Uniform noch einmal zurecht, greift sich dann seinen Caf.
    „Wie'lang 'ne einzelne Person im'Bad brauch'n kann.“ Sie lacht leise, schüttelt leicht den Kopf „Ich'dacht, ich'hab alles geseh'n, aber das haste'in den letzt'n Tag'n nochma' getoppt.“
    „Gala anziehen ist eben komplizierter“, murrt er, hält den Becher mit links, die rechte Hand ist immer noch damit beschäftigt, am Saum herumzustreichen, als wenn das Ding nicht glatt wäre – und viel zu steif um sich jemals in einem anderen Zustand zu befinden.
    Sie schnaubt einen kurzen Luftstrom durch die Nase. Komplizierter ist gar kein Ausdruck, eigentlich ist es ein mittelschweres Wunder, dass er nicht vorne über fällt bei der Fülle an Abzeichen. Verdammt, sie steht auf das Ding; nicht dass sie ihm das jemals sagen würde, erst Recht nicht weil sie weiß wie sehr er es hasst.
    „Wir'ham für'das Teil gar kein'n Deal, was irg'ndwie nich' fair is'.“ Sie beobachtet ihn, wie er das unbesetzte Sofa umrundet, um das andere zu erreichen, schwingt die nackten Füße auf den Tisch als er sich neben sie fallen lässt. „Ich'mein... warum gibt’s nen Deal wenn'ich meine Uniform anzieh' aber kein'n für deine? Also... zuminnest für die da.“ Sie spreizt den Zeigefinger kurz vom Becher ab um auf ihn zu zeigen.
    „Hm, wie wäre es mit dem gleichen Deal wie bei deiner?“ Er trinkt einen Schluck, sieht schmunzelnd aus den Augenwinkeln zur Seite. „Hätte ich zumindest nichts gegen...“
    Sie schnaubt. „Ja, das is'ja mal ne total'brillante Idee, wenn'man bedenkt, dass'de 's Teil jetz' täglich trag'n musst. Wie oft darfste'denn zu spät komm'n bevor'se dich in'den Bunker steck'n? 's mach'n die'nämlich eher als'dich feuern, bei'dem Kowakitanz, den'se veranstaltet hab'n.“
    Seine Mimik verdüstert sich schlagartig. „Vorerst täglich“, verbessert er grimmig, starrt auf den Tisch und trinkt weiter.
    Leise seufzend legt sie den Kopf zurück, starrt mit, allerdings an die Decke.
    Es ist eine Woche her, dass er zum Dreiundfünfzigsten zurückbeordert wurde. Zurückbeordert, um in den verdammten Stab von General Kratas berufen zu werden - was grob der Idee gleichkommt, einen Süßwasserfisch ins Meer zu schmeißen. Es ist vollkommen überraschend gekommen, eine kurze Nachricht von Colonel Dakoouti, die bereits Tatsachen abhandelte, auf Bestreben von General Alynn Kratas – das Objekt der Verhandlungen nach seinen Präferenzen zu fragen, hielt man anscheinend nicht für nötig.
    Im ersten Moment hat sie seine Mutter im Verdacht gehabt; es ist genau die Art von Posten, in der seine Eltern ihn gerne sehen würden und natürlich ist das 'Schlammgekrieche' beim Neujahrsdinner auch wieder Thema gewesen, inklusive einem Dutzend Vorschläge, welche hochdekorierten Kontakte man nicht alles ansprechen könnte, 'etwas Geeigneteres zu finden'. Aber bei all ihrer Sorge um sein Wohlbefinden ist Valerys erster Anspruch dennoch, ihren Sohn glücklich zu sehen – und dafür ist diese Scheiße alles andere als geeignet, was die Frau weiß.
    Abgesehen davon, dass sie eine Million persönliche Gründe hat, das absolut für den Arsch zu finden, ist es unlogisch gewesen. Unlogisch und dumm. Und weil sie unlogische und dumme Dinge einfach nicht versteht, hat sie nachgefragt. Nicht beim Senior Supervisor sondern bei Colonel Dakoouti, sie hat immerhin das Anschreiben unterschrieben. Die Antwort ist ernüchternd gewesen.
    “Willkommen in der Republik, Operative. Gewöhnen Sie sich nach Möglichkeit nicht allzu sehr an den Mist.“
    Ein banaler Machtkampf. Einen General hat es angepisst, dass ein anderer General ohne lange Rücksprache einen Einzugsbefehl für einen Offizier formuliert hat und um zu zeigen wer da am längeren Hebel sitzt hat Nummer zwei dafür gesorgt, dass er zurückkommt, indem er ihn in den eigenen Stab zitiert.
    Sie sieht aus den Augenwinkeln zur Seite, seufzt ein weiteres Mal. Im Grunde genommen ist er selber schuld – oder trägt doch zumindest eine Teilschuld daran. Colonel Dakoouti hat ihr erzählt, dass sie es bei Hirom auch probiert haben – anders als Jake allerdings hat Blondie aktiv um Versetzung ersucht, so dass es dort ziemlich leicht gewesen ist, die Forderungen im Keim zu ersticken. Hätte Jake sich nicht ständig um die Chefetage gedrückt, hätte er die Aufforderungen nicht verschleppt, dann hätte es von ihm ebenfalls eine solche Erklärung gegeben. Aber das hat er nicht und so sitzt er jetzt in Galauniform auf dem Sofa, starrt in seinen Caf und sitzt in einer Viertelstunde in einem Shuttle zur 'Unbreakable', um den Tag damit zu verbringen, Höhergestellten die Kladde zu halten.
    “Vielleicht kann ich in Berufung gehen. Ich... ich kann bestimmt in Berufung gehen!“
    Der Schock hat sie beide ziemlich getroffen; Berufung hin oder her, Seikosha wartet wie ein dunkler Schatten am Horizont, ein Einsatz über Wochen, vielleicht Monate – und das ist die optimistische Variante. Egal, ob er überhaupt etwas erreichen kann, bis dahin auf gar keinen Fall, da stehen alleine bürokratische Prozesse im Weg.
    “Tja, dann werden wir es uns wohl für einige Wochen im Dschungel gemütlich machen müssen, hm? Also wenn du gehst, komm ich mit. Sonst würde ich ja wahnsinnig werden vor Sorge.“
    Und nun? Sie würde gehen, er würde bleiben. Weil die Republik ein verschissener Sandkasten ist in der die eine Gruppe Kleinkinder der anderen das verdammte Schäufelchen nicht gönnt.
    „Sehn'wir uns heut'Mittag?“, unterbricht sie das grüblerische Schweigen und lässt den Kopf zur Seite kippen.
    „Nein. Ich könnte verpassen was Rear Admiral Irus zu Mittag isst und das würde natürlich zum sofortigen Untergang der Republik führen.“ Er versucht, einen flapsigen Tonfall anzuschlagen, aber das gelingt ihm nur mäßig.
    Leise ächzend verzieht sie das Gesicht. Sarkasmus ist ihr Ding, es passt verdammt nochmal nicht zu ihm – und zeigt deutlich wie gereizt er unter der Oberfläche ist.
    „Na, ich muss los“, fügt er sehr viel weicher an, leert beim Aufstehen den Becher und schiebt ihn auf dem Tisch. „Bringe heut Abend was zu Essen mit.“ Er lächelt, als er sich noch einmal über das Sofa beugt um ihr einen Kuss zu geben, aber es ist eine dünnere Variante als üblich.
    „Aye, dann bis heut Ab'nd“, lächelt sie ähnlich matt zurück, sieht ihm auf dem Weg zur Wohnungstür hinterher und seufzt ein tonloses „Fuck“, als sie sich zischend hinter ihm schließt.
    Sie hat ihn erlebt, als die Terroranschläge auf Planeten an der Perlemian Trade Route begonnen haben. Als sie keinen Einsatzbefehl bekommen haben und nichts anderes tun konnten als warten.
    “Darf ich nicht einfach mal genervt sein? Von allem? Vom dumm rum sitzen, vom nichts tun, vom Zinnsoldaten spielen? Vom Chef sein?“
    Hat erlebt wie sich Hilflosigkeit langsam in Aggression verwandelt hat.
    “Ich frag mich ab und an, was du eigentlich an mir magst... bin ich ne Art Informationsquelle die zufällig einigermaßen gut kämpfen kann, mit der man sich versteht und die vielleicht etwas im Bett drauf hat? Ich mein, klar... kann es mit deinem Hirn nicht aufnehmen. Hab mir auch sagen lassen, dumm fickt gut. Klar bin ich auch kein verdammter Meistereinbrecher oder Infiltrator...“
    Ihr gegenüber.
    “Was?! Welcher Zusammenhang wohl? Ich darf mir den Arsch aufreißen und sonstwas tun, riskiere für dich alles, meine Karriere und was auch immer, aber ich bin wohl zu dumm oder es nicht wert oder nicht im Ansatz vertrauenswürdig genug zu erfahren was du nachts treibst, weil ich ja immer gleich zur CSF, zum SIS oder sonst einer tollen hochrangigen wichtigen Abkürzung renne!“
    Sich selbst gegenüber.
    “Lass es am Besten mit Erklärungen, ist halt so wie es ist. Jediorden, Oberkommando, du... scheißegal. Man braucht den kleinen Briscoe nicht. Löst ihr den Mist, macht was ihr tun müsst. Ich steig dann wieder ein wenn es darum geht irgendwelche Befehle ohne zu fragen zu befolgen. Röckchen, SIS, du... ist mir egal, ist mir derweil echt egal!“
    Vollkommen gereizt, wie ein Rancor im Käfig. Und das hier würde kein Stück besser werden. Langsamer vielleicht, schleichender, und für den Moment, wo sie beide auf Triple Zero sind, geht es sogar noch, aber wie würde es sein, wenn sie verschwindet während er weiter jeden Tag stumpfe Stabsroutine zu tun hat? Oder wenn die irgendwelche Einsätze haben an denen er nur aus der Ferne koordinierend beteiligt ist, ohne die Brücke zu verlassen? Verdammt, er würde durchdrehen! Welcher gehirnamputierte Vollidiot ist auf die bescheuerte Idee gekommen!?
    Sie seufzt ein weiteres Mal, legt den Kopf zurück, schließt die Augen und schiebt ihren Cafbecher auf den Tisch um beide Hände frei zu haben, sich mit den Daumenkuppen die Schläfen zu massieren. Konzentriert schiebt sie die belastenden Gedanken einen nach dem anderen zurück, legt sie ab, wo sie zumindest für den Moment nicht stören; es macht keinen Sinn, sich mit etwas zu beschäftigen, das man verdammt nochmal nicht ändern kann.
    Stattdessen konzentriert sie sich auf Seikosha, auch wenn das ebenfalls eine stark frustrierende Komponente hat. Doktor Zectro und sie sind in der Verwahrungsanstalt gewesen um mit dem Inhaftieren zu sprechen. Er wirkt aufrichtig. Extrem kontrolliert, sie musste ihn erst mit dem Psycho-Holzhammer aus der Reserve locken um einen Blick darauf werfen zu können ob seine Abscheu echt ist, aber letztendlich ist sie zu dem Schluss gekommen, dass seine Informationen zwar nichts sind, auf das sie sie blind verlassen sollten, sie aber vorerst bereit ist, sie als halbwegs zuverlässig hinzunehmen.
    Mit Glück würden sie die fünf potentiell in Frage kommenden Fabriken durch die geographischen Beschreibungen weiter eingrenzen können, mit viel Glück sogar auf eine einzige. Womit sie ja nur noch eine mit vier Staffeln imperialem Militär, etwa vierzig SpecOps-Soldaten in erweiterter Ausbildung, einer Staffel Kampfdroiden in Bereitschaft und mindestens einem Sith besetzte Anlage so sabotieren müssen, dass davon nicht mehr viel übrig bleibt, das ihnen den Arsch aufreißen kann. Es ist möglich; Technik ist sabotageanfällig, die extreme Energieversorgung muss bei dem Niveau ein Schwachpunkt sein. Möglich, aber verdammt schwierig. Und dass auch ohne dass sie weiterführend darüber nachdenkt, dass genau dieses Szenario nur mit einem anderen Zielobjekt auch locker vor fünfzehn Jahren in einem Einsatzbefehl für sie hätte stehen können – es hat einen ziemlich bitteren Beigeschmack.
    Noch bitterer wird es dadurch dass inzwischen klar ist, dass selbst ein Erfolg nicht nachhaltig sein würde; das, was diese Cyborgs so extrem gefährlich macht – die Veränderung durch die Macht, die sie nicht versteht, nichtmal verstehen will, weil es ziemlich perverse Hirnfickscheiße ist – findet nicht auf Seikosha statt sondern erst nach der abgeschlossenen Augmentierung und Ausbildung auf Dromund Kaas.
    “Den Ort kann ich Ihnen ohne Probleme nennen, nur nicht mit Koordinaten. Nördlich von Kaas City, das Anwesen von Darth K'ledge selbst. Peripherie-Raster F oder E.“
    „Na'das is'ja ma'
    gleich um'die Ecke, hm?“
    „Ich würde Sie selbst hinbringen und es durchführen, wenn ich könnte.“

    Sie ächzt, bläst die Backen auf und lässt den Luftstrom geräuschvoll entweichen. Verdammt, sie sollte wirklich aufhören über dumme Ideen nachzudenken – die Dinger neigen dazu, am Ende ziemlich tödlich zu sein!
    Auf der anderen Seite: Ohne direkt gegen den Kern vorzugehen ist es nur eine Einrichtung zur speziellen Augmentierung imperialer Soldaten, die sie dort lahmlegen können. Gut, es ist state of the art Technologie, Prototypen übelster Sorte und ein großer Knall würde das Projekt Ascension zumindest eine Ecke zurückwerfen, aber letztendlich verzögert es das Problem lediglich, ohne es zu stoppen.
    „Eins nach'dem anneren“, brummt sie leise, lässt die Füße vom Tisch gleiten und springt auf die Beine. Zuerst die Fabrik, dann würde man weitersehen. Vorausgesetzt, man lebt noch.
    Vielleicht würde Blondie heute von seiner Absprache mit der elften republikanischen Flotte zurückkehren, so dass sie erfahren wie genau der Transport in den imperialen Raum eigentlich vonstatten gehen würde. Und wann.
    Einen Moment sieht sie sich unschlüssig um, dann seufzt sie ein weiteres Mal, schiebt sich beide Hände flach durch die Dreads und wendet sich um, springt über das Sofa wo ihre Stiefel herumliegen. Zeit für die Arbeit.

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    Seikosha, Kosha-City, nahe des Raumhafens, früher Nachmittag


    Es herrscht ein ekelhaftes Klima – widerlich warm und feucht, durchzogen vom zu dieser Zeit allgegenwärtigen Regen, die Luft so dick, dass man sich dazu zwingen muss, sie einzuatmen. Stoisch erträgt sie, schlurft mit zusammengezogenen Schultern Blondie hinterher, die Hände tief in den Taschen der Lederjacke vergraben, Ray schräg hinter ihr. Das Wetter ist scheiße, der Caf aus dem Automaten am Hafen war scheiße, Kosha-City ist scheiße – imperial geprägt, was einer Ortschaft instant einen Hauch von Trostlosigkeit verleiht – die zehn Tage lange Reise bis hierher war scheiße und es besteht kein Grund zu der Annahme, dass sich an dieser Konstante irgendwas ändern würde. Und das fügt sich ziemlich nahtlos in ihre Grundstimmung ein, die in den letzten Tagen eine Rekordmarke an Nihilismus erreicht hat; ebenfalls etwas, bei dem nicht davon auszugehen ist, dass es sich allzu schnell ändern würde.
    Sie konzentriert sich darauf, die Mimik ruhig zu halten, desinteressiert, während sie düsteren Gedanken nachhängt. Blondie folgen, der eine Stadtkarte im Hafen gezogen hat und den Weg zu einer Cantina in der Nähe vorgibt, kann sie auch ohne gesteigerte Aufmerksamkeit.
    Die Scheiße fing schon mit ihrem Alias an; Captain Emily Tennings ist ein typisches Abfallprodukt aus dem Huttenraum. Pilot, hochverschuldet, im Knebelvertrag eines Hutten von Dirha, dessen Kartell nicht an der Makeb-Affäre beteiligt gewesen ist und dessen Handelsgesellschaft 'Zaggra Hutt Foundation' noch immer Agrarprodukte und Maschinen für imperiale Auftraggeber fliegt – sie will gar nicht wissen, wie der SIS in der Lage ist, derartige Identitäten anzulegen – Flüge, die sie zusammen mit ihren Kollegen Trevor Karrington und Captain Jonathan Dray vom hutt space in imperiale Randwelten übernommen hat. So weit alles noch im grünen Bereich, wenn sie auch der Meinung ist, dass irgendwer im Bureau sie bei der Wahl des Vornamens hat ärgern wollen. Nur hat die gute Emily einen entscheidenden Fehler; sie ist ein Mensch.
    “Deine Identität ist eine schwarze Frau, Trigger. Mensch. Nachdem sich der Kollege vom SIS dreimal vor das Profil einer glaubwürdigen Chiss-Frachterpilotin gesetzt hat, kam man zu dem Schluss, Make-Up sei einfacher als Make-Up im Holonet.“
    Es ist sinnvoll. Es ist vollkommen logisch. Sie ist zwar bei Weitem nicht die einzige Chiss der Galaxie, dennoch fällt sie immer auf, vollkommen egal wo, mit dem huttischen Background erst Recht – es wäre nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann irgendwelche Datenbankabgleiche mal einen Treffer erzielen, wenn auch nur zufällig - und trotzdem ist es zum Kotzen!
    Es ist natürlich kein Make-Up sondern eine Holotarnung; ein knappes Dutzend Mikrochips sind ihr dafür implantiert worden – was sie nur deswegen nicht wahnsinnig macht, weil sie lediglich unter die erste Hautschicht geschoben sind wo sie sie ertasten und bei deaktivierter Tarnung sogar sehen kann, was bedeutet dass sie sie zumindest theoretisch rausschneiden könnte – die mit dem flachen Generator kommunizieren, der auf ihrem unteren Rücken aufsitzt. Verdammt ausgefeilte Tech, sie hat das Ding bis ins Detail gescannt und konnte so gut wie kein Signal auffangen. Verdammt teure Tech, sie weiß, dass alleine die weniger gute Variante der Dinger ein halbes Vermögen kostet. Vielleicht ein ganz gutes Zeichen für den Trupp, hätte man ihre Reise von vornherein als one-way-trip geplant, hätte man auf diese Ausgabe wohl eher verzichtet.
    Das wirklich Schlimme ist, dass sie das Teil nicht fühlt. Anfangs war es noch an den Schalen auf ihren Augäpfeln zu merken – auf unangenehme Art. Man hat ihr erklärt, dass sie nötig wären, damit die Illusion nicht über starre Augen verfügt; in ihrem Fall kann man nicht einfach die eigenen Pupillen scannen und spiegeln. Aber man gewöhnt sich an alles und nach schon wenigen Tagen hat sie die Teile nicht mehr gespürt, lediglich wenn es dunkel ist und ihre Sicht sich umstellt, kann sie sie wahrnehmen, als würde sie durch eine Brille mit abgedunkelten Gläsern sehen.
    Na klar, sie weiß ob sie das Ding gerade aktiv hat oder ob es aus ist. Aber es ätzt sie massiv an, dass sie es nicht merkt. Verdammt, als sie von ihrer dritten Station losgeflogen sind hat sie über den durch Stürme über der Stadt ziemlich holprigen Start einfach vergessen, es auszumachen, erst ein zufälliger Blick in die leicht spiegelnde Scheibe einer deaktivierten Konsole hat sie auf dieses Versäumnis hingewiesen – und sie erschreckt!
    Das Problem ist: Es ist einfach – aber es ist einfach nicht sie. Natürlich, bei einer falschen Identität ist das der verdammte Sinn, dass sie nicht sie ist, aber wie leicht es ist, ein Mensch zu sein – oder doch zumindest so auszusehen – ist eine Erfahrung, die sie niemals hat machen wollen. Sich durch einen Hafen oder eine Stadt zu bewegen ohne dass jemand auch nur einen zweiten Blick riskiert. Von Leuten die mit ihr gesprochen haben wahrscheinlich schon in dem Moment vergessen zu werden, in dem sie sich umdreht. Verflucht verlockend...
    „Scheint mir ja eher verschlafen zu sein hier... also für imperiale Verhältnisse“, brummt Ray einen unglaublich eloquenten Small-Talk-Anfang, als sie einen imperialen Posten passiert haben, deren Soldaten tunlichst im Inneren – Trockenen – ihres Überwachungshäuschens bleiben.
    „Komm zur Armee, haben sie gesagt... sieh dir die Galaxie an, haben sie gesagt...“, knipst sie ein breites Grinsen an. „Das haben die sich bestimmt anders vorgestellt.“
    „Na, mir wurde auch gesagt, dass ich in diesem Business nur mit hübschen Frauen zusammenarbeite“, schaltet sich auch Blondie dazu und schmunzelt unter den blonden Bartstoppeln, die bedeutend länger gewachsen sind als noch als drei-Tage-Bart durchgehen zu können. „...und jetzt sieh dir Trev an.“
    „Und mir sagte man, ich hätte professionelle Kollegen“, brummelt Ray zurück.
    „Na, der Punkt geht mal klar an Dray.“
    „So würde ich mit Emily ja nicht reden!“ Wieder einmal drängt sich ihr der Gedanke auf, dass Blondie an diesem Mist irgendwie Spaß hat.
    „Bah, ey... weniger reden, mehr Tempo! Scheiß Regen, warum genau fliegen wir nie Tropenparadiese an?“ Faseln geht genauso einfach wie atmen – Routine.
    „Weil die uns ihre Ware nicht anvertrauen und unsere Chefs Arschlöcher sind die einen gerne in den Dreck schicken“, antwortet Blondie und krönt das mit einem Schluck dieses furchtbaren Automatencaf.
    „Na dann... hopp, hopp!“, nickt Ray gen Hirom und der zieht das Tempo tatsächlich minimal an. Das Gespräch verebbt.
    Coruscant zu verlassen ist brutal hart gewesen. Da ihr Flug schon um fünf Uhr morgens ging, haben sie mitten in der Nacht gefrühstückt – und er hat sich, im Gegensatz zu ihrer absoluten Wortkargheit, benommen, als wenn nichts wäre. Ein ganz normaler Arbeitstag. Aufgesetzt locker und falsch fröhlich. Lediglich der inzwischen täglich fallende Satz, dass er was zu Essen mitbringt wenn er nach Hause kommt, hat gefehlt.
    Das ist nun zehn Tage her und in diesen zehn Tagen hat sie sich innerlich gänzlich leer gefühlt. Vollkommen hohl. Sie funktioniert, das war es dann aber auch schon. Dass nach dem Flug nach Shaddaa, wo sie alles an Identitätsnachweisen und die beiden Frachtschiffe der 'Jiguuna Corporation' bekommen haben, alles weiterer aus absolut drögen Routine-Auslieferungsflügen bestanden hat, hat nicht gerade dazu beigetragen, dass sich dieser Zustand irgendwie verbessern konnte – sie hasst Transportflüge, hat sie schon immer gehasst. Absolut legale Flüge dieser Art – abgesehen davon dass die Identitäten falsch sind – auf lange unter imperialem Kommando stehende Planeten, geladen mit verdammten Agrarmaschinenteilen, ist nochmal der Bodensatz beschissener Transportflüge. Vier Stationen sind sie nach Beladen im hutt space angeflogen. Vier Mal haben sie die ewig gleiche Prozedur des Datenchecks, ID-Checks und der Schiffsinspektion durchlaufen, vier Mal durchgeführt von imperialen Soldaten die so dermaßen austauschbar gewesen sind, dass sie genauso gut aus der Retorte hätten stammen können.
    Captain Emily Tennings darzustellen ist einfach. Unverschämt - gerade in der Dosis dass man noch nicht in einer imperialen Zelle landet – und mit einem hohen Maß an Gleichgültigkeit ausgestattet. Eigentlich ist ihr so gut wie alles total scheißegal, abgesehen von ihr selber und ihren Kollegen - in genau der Reihenfolge. Sogar das Schiff geht ihr am Arsch vorbei, das ist nämlich nicht ihres. Diese Identität auszufüllen ist ein gutes Stück wie früher – nur dass sie nicht mehr wie früher ist.
    „Na, mit dreizehn war der Besitzer wohl nicht zufrieden“, reißt Blondie sie aus ihren Gedanken. Er ist stehengeblieben und hat den Blick zu einer grünen Neontafel gehoben, auf der ihnen Kosha Green entgegenflackert. „Sehr unimperial.“
    „Ist bestimmt der Renner hier in der Gegend“, brummt Ray und stößt die Tür auf um ins Innere zu treten.
    Sie schweigt, beeilt sich hinterherzukommen. Da drinnen ist es wenigstens trocken!

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    Coruscant, in einem Wohnkomplex über der Stadt, Wochen später, nachmittags


    Sie ist müde; so unglaublich müde, dass sie die kurze Fahrstuhlfahrt über zweimal in Sekundenschlaf gefallen ist und in ihrer Gedankenwelt nur ein Brei von Fragmenten herumschwirrt, der dem Wort Verstand alles andere als gerecht wird. Einmal blinzelt sie, ein zweites Mal, bevor sie es schafft das leise 'Ping' des Fahrstuhls und die sich öffnenden Türen in einen Kontext zu setzen der weiterführend für schlurfende Vorwärtsbewegung sorgt; durch den breiten Flur in das Foyer, von dem eine Handvoll Wohnungstüren abgehen - wenigstens das Lösen der Schlüsselkarte aus dem Gürtel ist ein so automatisierter Prozess dass er funktioniert ohne dass sie irgendwas an gedanklicher Leistung investieren muss.
    Leise schieben sich die Türen auf, nachdem das Pad die Schlüsselkarte und den Code erkannt hat. Dahinter lauert Stille.
    Das ist absolut logisch. Es ist ein Wochentag, gerade einmal kurz nach drei Standardzeit, der Flug hat keinen zivilen Datenverkehr erlaubt und nach der Landung wäre es bullshit gewesen eine Nachricht zu schicken dass sie wieder da ist, wenn sie sowieso schneller Zuhause wäre, selbst wenn er in der Lage wäre sofort alles stehen und liegen zu lassen und aufzubrechen. Vollkommen logisch – und trotzdem bitter.
    Sie macht zwei Schritte in den Raum hinein, lauscht dem Schließen der Tür, lässt ihren Seesack von der Schulter gleiten – um ihre restlichen Sachen würde sie sich die nächsten Tage kümmern müssen – und atmet sekundenlang einfach nur die Vertrautheit. Bis sie aus einem weiteren Anfall von Sekundenschlaf aufschreckt, sich schüttelt und mit beiden Händen gegen die Wangen schlägt, bevor sie sich – um das Sofa herum, nicht darüber hinweg – zur Küche bewegt. Sie könnte einfach ins Bett fallen und schlafen. Die nächsten vierundzwanzig Stunden. Oder die ganze nächste Woche. Oder so. Aber verdammte Scheiße, sie muss duschen! Das Ding auf dem Flug ist erstens beschissener Schall gewesen und zweitens ist duschen – egal wie – ziemlich witzlos, wenn alle Klamotten schon vor längerem das letzte Mal einen Zustand gekannt haben, der 'sauber' zumindest streift. Und weil beim Duschen einzuschlafen mal echt blöd wäre, braucht sie einen Caf, der sie zumindest noch über eine Viertelstunde bringt.
    Auch in der Küche herrscht Stille – und penible Sauberkeit. „Der'weibliche Einfluss fehlt...“, grinst sie matt in den Raum hinein, studiert einen Moment das Bedienpad des Monstrums von Cafmaschine um sich in Erinnerung zu rufen wie das mit Tech doch gleich funktioniert, ehe sie den Schrank aufmacht, hineingreift – und stockt.
    Sie verengt die Augen, folgt der blind gegriffenen Hand mit dem Blick. Verengt die Augen noch mehr als sie nirgends Alu ausmachen kann. Nicht dort, wo der Becher hingehört, noch sonst irgendwo zwischen den uniformen Keramikbechern.
    „Kriegserklärung, ehh?“, murmelt sie leise und wendet den Kopf um sich umzusehen. Die Küchenmöbel nach dem Stück verbeulten Alu abzutasten. Schnell wird sie fündig, der Becher steht falschrum im Spülbecken. Vorsichtig schiebt sie sich am Küchentresen vorbei, als wolle sie den Tatort nicht kontaminieren, greift mit spitzen Fingern nach dem Henkel und dreht den Becher um. Er ist ausgespült, aber sie kann einen dünnen Rand knapp unter der Kante erkennen. Das passiert, wenn ein Cafbecher über längeren Zeitraum das Innere des Geschirrspülers nicht sieht – das weiß sie, eine lange Reihe von Feldtests auf der 'Sidekick' reicht für empirische Beweisführung mehrfach aus.
    Langsam hebt sie das Alu an und betrachtet es mit schräg gelegtem Kopf, ihre Mimik zerfließt zu einem weichen, erbärmlich sentimentalen Ausdruck. „Ohmann...“, krächzt sie etwas heiser belegt, blinzelt ein paar Mal und schüttelt sich, wendet sich wieder der Cafmaschine zu, um das Ding nun endlich zu füllen.
    Wieder braucht sie eine Weile um zu realisieren, dass sie sekundenlang nur stumpf dem fließenden Cafstrahl zugesehen hat, während ihr Verstand im Leerlauf hing. Scheiße, eigentlich wäre es sinnvoll, über den Einsatz nachzudenken. Zu analysieren. Aber kompliziertere Dinge als Caf, duschen und schlafen entziehen sich ihr für den Moment vollkommen – eine eher neue und erstaunlich wenig erschreckende Erfahrung.
    Sie haben nicht einmal auf der Rückreise über den Einsatz gesprochen; sie ist nicht die einzige, die sich bis weit über die Belastungsgrenze hinaus verausgabt hat und selbst die Nachricht des Senior Supervisors, die sie in Coruscants Orbit erreicht hat, hat keinen Bezug auf die Ergebnisse genommen – obwohl er sie über die elfte Flotte mit Sicherheit schon vorliegen gehabt hat – sondern lediglich eine Woche Zwangsurlaub verordnet. Nüchtern betrachtet läuft das aber auch nicht weg; ob eine Analyse in zwei Stunden oder erst in zwei Tagen vorliegt, ist faktisch gänzlich irrelevant.
    Sie zuckt mit den Schultern, birgt das schwarze Gold von unter der Maschine und hebt den Schatz, beide Hände locker darum geschlossen, unters Kinn, um zuerst einmal mit halb geschlossenen Augen den aufsteigenden Dampf einzuatmen. Echter, vernünftiger Caf ist definitiv Nummer zwei auf der Liste von Dingen, die sie am meisten vermisst hat!
    Sie nippt einen Schluck, wendet den Kopf dem Fenster zu und starrt den ganzen Rest des Bechers einfach nur über Coruscants nachmittägliche Skyline, dann ist ihr Verstand eben ein paar Minuten eine Nulllinie, wenn juckt's?
    „Moah eeh...“, brummt sie, eine Weile später, als der Caf leer ist und nicht nur ihr Hirn eine Nulllinie gewesen ist sondern auch ihr Blick – das nämlich juckt sie! Schlaf hat nicht im Stehen stattzufinden!
    Sie schiebt den Cafbecher auf die Ablage – ohne dieses vollkommen unverständliche Prinzip des Ausspülens natürlich – und schlurft zurück ins Wohnzimmer, von wo aus sie eine Spur aus Klamotten bis zum Bad hinterlässt, angefangen mit den Stiefeln, und eine geschlagene Viertelstunde in der Dusche verschwindet, in der sie nichts weiter tut, als sich echtes heißes Wasser auf den Kopf prasseln zu lassen. Hatte sie vor dem Duschen gedacht, sie ist müde? Verdammte Scheiße, sie hat sich geirrt! Jetzt ist sie müde und das ist ein Wort, dass diesen Zustand nichtmal ansatzweise umschreibt!
    Sie verzichtet auf das Abtrocknen, schlingt sich aber immerhin ein Handtuch um die Brust – ansonsten würde das Bettlaken den Handtuchjob übernehmen und in einem nassen Bett schlafen ist scheiße, das Feuchte würde irgendwann ekelhaft kühl werden.
    Leise ächzend – unterbrochen von einem ausgiebigen Gähnen – lässt sie sich auf das Bett fallen, kriecht unter die Decke und ist Sekunden später schon in tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.

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    Ein namenloser Transporter, irgendwo im Hyperraum, nachts


    Sie lauscht auf das gleichmäßige Brummen des Hyperraumantriebs, spürt ihn gleichzeitig in minimaler Vibration die über die Schiffshülle auf das Gestell des Bunks übertragen werden. Seltsam, wie schnell sie sich daran gewöhnt hat, auf fremden Schiffen unter fremden Piloten durch die Galaxie zu fliegen. Wie schnell sie aufgehört hat, sich irgendwie eingesperrt und ausgeliefert zu fühlen. Es stört sie nicht einmal übermäßig, dass dieser SIS-Frachter nur über eine Kennziffer, nicht aber über einen Namen verfügt, dabei weiß man doch, dass man auf Schiffen ohne Namen einfach nicht fliegen sollte - auch wenn das mit dem Unglück natürlich bullshit ist, der sich jeder logischen Begründung entzieht.
    Die Pritsche ist verflucht schmal und vor Allem kurz; sie kann auf dem Rücken liegend die Beine nicht gänzlich ausstrecken, ohne dass sie die Kante berühren also hat sie sie locker angewinkelt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, der Blick tastet in der Dunkelheit die Nieten von Bunk Nummer zwei direkt über ihr ab, auf dem Venjari schläft – oder vielleicht auch nicht schläft, wer weiß das schon.
    Unwillkürlich muss sie grinsen, als ihr linker Ellenbogen mal wieder das kühle Metall der Wand berührt; den verflucht großen und breiten Eve in einer der anderen Schlafnischen mit der Pritsche kämpfen zu sehen die definitiv nicht für Leute seiner Statur entworfen wurde, das hätte sicher Unterhaltungswert. Immerhin sind Ray und Hirom so freundlich gewesen, ihm eine der Nischen ganz für sich zu überlassen und teilen sich Nummer drei – mehr oder weniger – brüderlich. Wäre sie er, würde sie wohl die Bunks Bunks sein lassen und sich eine Matratze auf den Raum davor legen, auch wenn der mit gerade mal einem Meter bis zur Tür auch nicht so viel mehr Platz bietet.
    Sie sind auf dem Rückweg, vollständig und unverletzt. Ihre Beute in Form eines Repulsors voller Technikschrott aus dem imperialen Schiffswrack befindet sich noch immer im Shuttle, das im Bauch des Transporters geparkt steht. Technikschrott, der unter anderem den Cockpit-Datenkern des abgestürzten imperialen Schiffs enthält.
    “Flugschreiber, Astrogationskarten, Fracht- und Personenliste... also Datenkern. Alles andere sollte unser Bonus sein.“
    Nachdenklich verzieht sie ihre Miene.
    “Eine Schnecke namens Zhraffa.“
    Zieht den rechten Arm unter dem Kopf vor und legt die Fingerspitzen an die Stirn, schabt langsam mit den Fingernägeln über die Haut.
    “Warum sollte die 'Blutrinne' wegen Flugdaten nen ganzen Kreuzer herfliegen?“
    Das ist eine verdammt gute Frage! Was an diesen Daten ist so immens wichtig, dass eins der Begleitschiffe der 'Speerspitze' sich so kurz vor dem Ausfall im Maldrood-Sektor gelöst hat um an den Arsch des outer rims zu schippern und ein Wrack zu suchen? Und was war das überhaupt für ein Schiff, das da so formschön am Berg zerschellt ist? Was hat das da unten zu suchen gehabt? Und ist es ein Unfall gewesen dass es runtergekommen ist oder gab es vielleicht irgendwas an Kampfhandlung? Das Ding muss schon einen erheblichen Schaden und wahrscheinlich auch den finalen Ausfall in Form einer Antriebsexplosion oder so gehabt haben als es gerade mal im Orbit war, andernfalls wäre die Verteilung der Trümmer niemals so weit gefächert gewesen, dass die 'Magnifier' sie auf ihrem Scan an einer vollkommen anderen Stelle erfassen konnten.
    Das Ding ist: Die 'Magnifier' sind der 'Blurinne' gefolgt – und das bedeutet, dass die Imps die Absturzstelle gar nicht gekannt haben, sonst hätten sie kaum an der falschen Stelle gesucht. Und das wiederum bedeutet, dass die Piloten des Wracks keinerlei Positionsübermittlung an ihre Leute gefunkt haben. Warum nicht? Zu viel Hektik? Nein, das waren Militärs, das Senden eines Notsignals kann für den Piloten nicht mehr als ein schneller Befehl sein. Alle tot? Unwahrscheinlich, das Ding ist zwar in der Luft nicht wirklich unerheblich zu Schaden gekommen, allerdings ist der Hauptteil noch ziemlich intakt auf der Bergwand aufgeschlagen, erst da zweigeteilt worden.
    Bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, dass sie das schlicht nicht wollten.
    Sie blinzelt.
    Deserteure?
    Sie blinzelt nochmal.
    Das würde viel erklären. Zum Beispiel, warum man einem mittleren Truppentransporter einen verdammten Kreuzer hinterherschickt. Waren das Fahnenflüchtige und die Blutrinne wusste gar nichts von diesem Absturz, dann wollten sie das Ding nicht nur finden, sie wollten es pulverisieren. Und nach der Entdeckung dass das Schiff bereits abgestürzt ist - einfach mal davon ausgehend, dass imperiale Analysten aus den Scandaten der 'Blutrinne' so ziemlich das Gleiche rauslesen konnten wie republikanische Analysten aus den Scandaten der 'Magnifier' – reichte es, über einen Hutten der sowieso zusehen muss denen den Arsch zu pudern, Leute zu schicken, die nur die Daten sichern, damit sie nicht in die falschen Hände fallen.
    Sie klemmt sich die Zungenspitze zwischen die Zähne und zieht leise zischelnd Luft. So ein Pech aber auch, dass 'die falschen Hände' das nicht so ganz eingesehen haben.
    Stimmt die Theorie, dann wäre das ein Schiff aus dem Einfluss von Darth Isa'Nieer und seinen Pestbeulen, das vor dem Absturz keinen Hardwipe der Daten initiiert hat. Keine Selbstzerstörung oder irgendeinen anderen nervigen Scheiß, der den Kram annähernd unbrauchbar macht. Dann wären auf dem Datenkern wirklich interessante Dinge; Schiffs-IDs, Kommunikationscodes, Hyperraumrouten, Positionsmarker und weiß der Bantha was nicht noch alles. Fuck, das wäre wirklich bedeutend mehr Trophy als Junkyard!
    Leise ächzend dreht sie sich auf die Seite und zieht die Beine so an, dass sie die untere Kante nicht berühren ohne dass sie den Rand der Pritsche streifen. Verdammt, der scheiß Dschungel war bequemer, von ihrem Bett auf Coruscant ganz zu schweigen!
    Sie atmet tief durch und schließt die Augen. Coruscant... zu Hause... na, immerhin sind es dieses Mal nicht mehrere Wochen sondern nur ein paar Tage gewesen.

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    Coruscant, in einem Wohnkomplex über der Stadt, mitten in der Nacht


    Gähnend zieht sie die Schlüsselkarte durch das Türpad, macht einen Schritt in den Raum hinein und stockt. Es stinkt! Es stinkt erbärmlich nach billigem Alkohol, kaltem Zigarettenrauch und Frittierfett!
    Sie schluckt ein paar Mal gegen die aufsteigende Übelkeit an, während die Tür sich leise zischend hinter ihr schließt, das Rechteck aus Flurlicht aussperrt und so ihren Augen erlaubt, das Sichtspektrum zu wechseln. Träge blinzelnd erfasst sie den Raum, der sich langsam grau in grau, nichtsdestotrotz gestochen scharf, offenbart.
    Die Werkzeuge des furchtbaren Raumklimas sind auf dem Tisch verteilt; ein Aschenbecher, vollkommen überfüllt, eine zusammengedrückte – wahrscheinlich leere – und eine noch in Form befindliche Packung 'Alderaan Mall' daneben. Eine Flasche Whiskey, noch zu vielleicht zwei Finger breit gefüllt, offen, eine weitere auf der Tischplatte liegend, leer. Ein Glas. Verpackungsmüll von irgendeiner der tausend Fastfood-Ketten, von denen sie nicht einmal essen würde, würde man sie dafür bezahlen, über den Tisch verteilt. Teilweise noch halb gefüllt mit fettigen Pommes und kalten Burgerresten.
    Der Künstler dieses Werks der Neo-Grotesque liegt auf dem Sofa. Er schläft und er sieht furchtbar aus – deutlich danach, dass man wirklich kein Genie sein muss um sich auszumalen, was mit dem Inhalt der Flaschen passiert ist. Außerdem drängt sich der Verdacht auf, dass er das Sofa seit Wochenendantritt am Freitag Abend nicht verlassen hat – und es ist Montag früh!
    Gequält verzieht sie das Gesicht, lässt den Seesack von der Schulter gleiten und neben der Tür fallen, setzt sich in Bewegung – die Sensorik der Lampen ist ausgestellt, es bleibt dunkel.
    Für die Durchschnittsperson ist es vollkommen in Ordnung, auch mal ein Wochenende im Trainingsanzug gammelnd auf dem Sofa zu verbringen – wenn man natürlich auch da darüber diskutieren müsste, ob scheiße ungesundes Essen, anderthalb Schachteln Zigaretten und fast zwei Flaschen Whiskey nicht auf ein massives Problem hindeuten. Allerdings ist er keine solche Durchschnittsperson. Er ist der verdammt nochmal eitelste Mensch, den sie kennt. Der einen verfluchten Kamm in der scheiß Nachttischschublade hat - und benutzt. Regelmäßig! Der ständig nach Anzeichen von Falten, Fett oder grauen Haaren sucht und bei auch nur dem Gedanken dass er ansetzen könnte für die nächsten zwei Stunden im Trainingsraum verschwunden ist. Der tödlich beleidigt gewesen ist und beinahe einen Tag nicht mehr mit ihr geredet hat als sie ihn fragte, ob er jetzt mit dreißig nicht auch als alt gelten müsste.
    Sie stoppt am Tisch, atmet tief durch, sammelt eine der noch halbwegs intakten Fastfood-Tüten auf und stopft den Müll hinein – inklusive Aschenbecher und halbvoller Kippenschachtel. Wieder muss sie gegen die Übelkeit anschlucken – wenig riecht so pervers wie kalte Zigarettenasche, sie würde lieber an einem Ionentank schnüffeln!
    Es klirrt leise, als sie die beiden Flaschen aufsammelt. Kurz besieht sie den Schlafenden kritisch, ehe sie die Dinger nochmal gegeneinanderschlagen lässt, etwas kräftiger nun. Keine Reaktion.
    Matt schüttelt sie den Kopf und macht sich mit dem Müll weiter auf den Weg, passiert die Tür zur Küche und öffnet den Müllschacht. Auch hier bleibt es dunkel, er muss die Bewegungsmelder in der ganzen Wohnung abgestellt haben. Das Geräusch, als die Flaschen erst ein Stück durch den Schacht fallen und dabei gegen die Metallwände schlagen um dann vom Mahlwerk ein Stückchen weiter unten zerschmettert zu werden ist unangenehm laut und klingelt in ihren Ohren nach. Mit dem Knie drückt sie die Klappe wieder zu und starrt aus dem nicht gänzlich polarisieren Fenster auf Coruscants Skyline heraus.
    Zuhause...
    Sie lächelt bitter, schüttelt den Gedanken ab und angelt eine Flasche stillen Wassers aus der Kiste neben dem Esstisch, geht zurück zum Wohnzimmer, stoppt die Bewegung allerdings an der aufgleitenden Tür.
    Er ist wach, wahrscheinlich wach geworden durch den Lärm des Müllzerkleinerers, richtet sich gerade in eine halbwegs sitzende Position auf. Leise stöhnend drückt er sich die Handballen an die Schläfen, vergräbt die Finger in den vollkommen kreuz und quer stehenden Haaren.
    Sie lehnt sich mit der Schulter an den Türrahmen und nickt nur weise, während sie die Wasserflasche aufschraubt. Jaaaa, das ist einer der verdammt guten Gründe, warum sie keinen Alkohol trinkt.
    Eine Weile beobachtet sie das Trauerspiel, wie er erst versucht, Ordnung in seine Haare zu bringen – vergeblich – um danach wenigstens die Jacke des babyblauen – im Dunkeln hellgrauen, was das Ding gleich tausendmal besser aussehen lässt – Trainingsanzugs wieder zumindest halbwegs so zurechtzuziehen, wie sie gehört, nippt dabei ein paar kleine Schlucke aus der Flasche.
    Gerade setzt sie an, etwas zu sagen, als er selber die Stille durchbricht, den Blick irgendwo in den Raum gerichtet. Leise. Heiser. Niedergeschlagen. „...ich hab geträumt, dass du nach Hause gekommen bist...“
    Sie weitet die Augen, die schlagartig anfangen zu brennen und zieht einen zitternden Luftstrom, die Mimik verfängt sich in einer seltsamen Mischung aus Schmerz und Zuneigung.
    Natürlich, er sieht sie nicht, für ihn ist es einfach nur scheiße dunkel. In nüchtern wäre er aufmerksam gewesen und hätte sie gehört - aber in diesem Zustand? Wohl kaum...
    „Hey...“, antwortet sie belegt, sein Kopf ruckt in ihre Richtung. Eine zu schnelle Bewegung für zwei Flaschen Whiskey, wie ein erneutes Aufstöhnen deutlich unter Beweis stellt.
    „...schätz, 's war'kein Traum“, fügt sie leise an und stößt sich vom Türrahmen ab um gen Sofa zu gehen.

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    Coruscant, irgendwo, früher Abend


    Sie nimmt den Arm zurück, dessen am Handgelenk angebrachtes Scanpad inklusive Stabcam ihr gerade verraten hat dass das Dach des Gebäudekomplexes leer ist – noch zumindest – und zieht sich stattdessen ganz auf die breite Brüstung, rollt sich über die Seite ab und lässt sich auf dem Boden auf die Knie fallen, der Rücken sackt gegen die Mauerwand.
    Verdammt, sie will hier sitzen bleiben, nie wieder aufstehen! Im Moment ist sogar tot umfallen eine brauchbar klingende Alternative dazu, wieder auf die Füße zu kommen und weiter zu machen.
    Alles brennt; ihre Arme, ihre Beine, das Innere ihres verfluchten Brustkorbs. Blut rauscht so stark in ihren Ohren, dass sie das Gefühl hat, ihre Sicht pulsiert. Die Mundpartie ihrer Sturmhaube unter dem Helm ist vollkommen durchnässt vom viel zu schnellen, heißen Atem und es ist ein verdammtes Wunder dass der Helm nicht von innen beschlägt.
    Den Alarm hat sie im siebzehnten Stock ausgelöst, viel zu früh, wenn man bedenkt dass sie nur drei Zielpunkte haben kann die Sinn machen und diese drei alle auf der gleichen Etage liegen – ganz oben – und es für die absurd hohe Sicherheit ein Leichtes sein sollte, sie vollkommen abzuriegeln ohne sich großartig aufzuteilen.
    Es gab keinen Weg drum herum! Die Fahrstuhlröhren waren keine Option; abgesehen davon dass sie auf den Etagen aus in Echtglas eingehülltem Transparistahl bestehen – das Glas dick genug dass die Elektromagneten schlechten Griff hatten an den sie wirklich nur unter Vorbehalt ihr Leben hängen würde – und die Security sie also sowieso gesehen hätte, jagen die Wichser in Abständen von grob vierunddreißig Sekunden ein Energiegitter von oben nach unten durch die Röhre – und wieder zurück – das auf etwas anderes als den darauf ausgelegten Transportzylinder den gleichen Effekt hätte wie der Zylinder selber... und es ist eine verdammt blöde Idee in einem Schacht von der Highspeed-Kabine erfasst zu werden, egal aus welcher Richtung sie kommt.
    Die Fassade fiel auch aus, solange der Anspruch noch auf ungesehen lag; geschickt angelegte Bewegungssensorik gepaart mit patrouillierenden Überwachungsdrohnen hätten das Ding zu einem wahrscheinlich unüberwindbaren Spießrutenlauf gemacht.
    Es blieb also nur der reguläre Weg durch das Gebäude – Notfalltreppen und Stockwerke, das Umgehen der Security über den Zugriff auf die Camanlage des Sicherheitssystems. Es ist immer nur kurz möglich gewesen, ein Zugriff länger als etwa fünfzehn Sekunden von einer Stelle jenseits des Main-Hubs hätte das ganze System in Alarmbereitschaft versetzt. Anfangs ist es ziemlich ätzend gewesen, aber nach ein paar Stockwerken hatte sie einen Rhythmus gefunden – dachte sie. Nur dass dieses verfickte System eins dieser Ärgernisse moderner Sicherheitstechnik ist, die zumindest so tun als würden sie eigenständig denken; es hat die einzelnen Zugriffe nicht als irgendeinen Datenfehler abgetan sondern sie archiviert. Beobachtet. Die Regelmäßigkeit erkannt. Und dann die Protokolle der Cams leicht verändert!
    Das dreckige Bastardystem hat ihr entweder alte Camaufnahmen oder aber welche aus einem anderen Stockwerk gefüttert – und sie damit blind auf die Etage laufen lassen. Nein, schlimmer als blind; wenn man nicht weiß was einen erwartet ist man viel vorsichtiger als wenn man glaubt es zu wissen und es für halbwegs sicher hält.
    Sie hat sogar noch verhältnismäßig viel Glück gehabt, es wäre auch möglich gewesen, direkt in den Blaster eines Sicherheitspostens zu laufen anstatt nur in eine Position, in der die Patrouillen sie auf ihrem Weg in die Zange nehmen würden und ihr einfach keine andere Wahl geblieben ist als an die Fassade zu flüchten – und damit den Alarm auszulösen. Verarscht! Von einem Computer! Das schmerzt fast noch mehr als das Brennen in ihren Lungen.
    Die vernünftige Wahl wäre der Weg nach unten gewesen. Verschwinden. Aber 'Abbruch' ist so ein hässliches Wort – es hat die gleiche Klangfarbe wie 'Versagen'.
    Also ist es weiter nach oben gegangen, nicht mehr mit dem Versuch der Heimlichkeit – die Scans würden ihre Position sowieso verraten – sondern als Wettlauf gegen die Zeit. Nicht dass sie das nicht auch ohne den Feldtest gewusst hätte: Zwölf Stockwerke senkrechte Fassade sind ein wirklich beschissener Ort für einen Klettersprint.
    Es nutzt alles nichts; ihre Atmung ist noch immer nahe an katastrophal, aber bewegt sie sich jetzt nicht weiter, kann sie auch gleich an Ort und Stelle darauf warten bis die hochkommen und sie abknallen.
    „Fuck'eeh“, knurrt sie und drückt sich auf die Füße, bereut gleich darauf dass sie Luft verschwendet hat und beschließt, es kein weiteres Mal zu tun, während sie zwischen den sich bietenden Optionen hin und her sieht.
    Es gibt einmal, sehr viel weiter hinten auf dem Dach, einige Abluftschächte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Zugang zur Belüftungsanlage haben. Aber die Dinger sind schmal. Verdammt schmal. Sie würde nicht so weit gehen, sie zu schmal zu nennen, aber spätestens wenn sie sich noch weiter verengen – oder so absurde Dinge wie Ventilatoren oder Gitter das Innere teilverstopfen – wäre Schluss. Und zwar in einer Position, in der rückwärts absolut für den Arsch ist.
    Es gibt die Fensterfronten kurz unter der Dachkante in den obersten Stock. Die wären ihre erste Wahl gewesen, vorausgesetzt, sie hätte einen Weg gefunden, die Bewegungssensorik zumindest zeitweise auszutricksen. Das allerdings nur vor dem Alarm. Der hat nämlich blöderweise scheinbar zu einem Shutdown geführt, der hinter den Transpariglasscheiben und dem innen darauf liegenden Energiefeld noch einmal eine sehr viel physischere Sicherheitsebene in Form von Stahlgittern hat herunterfahren lassen.
    Bleibt also auch hier Nummer drei, der reguläre Dachaufgang. Sicherheitstür allerdings meinen die ernst. Großgeschrieben und mit vielen Ausrufezeichen versehen. Wie gut dass es nicht mehr auf Heimlichkeit ankommt, das Türpad zu knacken würde eine grobe Ewigkeit dauern. Es kurzzuschließen allerdings geht schneller – und wenn man das richtig macht, dann entriegelt die Tür sogar anstatt ein paar Tonnen unbeweglich geschlossener Stahl zu sein, man muss dem Ding nur klar machen, dass es vor einer Handvoll Sicherheitsebenen dazu gebaut wurde, bei Versagen der Stromzufuhr als Notausgang offen zu sein.
    Es dauert dennoch viel zu lange – die Geschichte, dass Türverriegelungen dazu neigen, bei Energielosigkeit zu entriegeln hat das Arschloch, das die Sicherheitsebenen programmiert hat, scheinbar ebenfalls gewusst und es entsprechend schwer gemacht. Nicht unmöglich – keine Tür in dieser Galaxie ist unmöglich zu öffnen. Aber scheiße zeitaufwendig.
    Als die mechanische Entriegelung freigegeben wird, schiebt sie die Tür langsam ein Stück auf und lauscht in den dahinter liegenden schmalen Gang, der nach ein Stufen nach unten an einer Schiebetür – rein mechanisch ohne irgendwas an Verriegelung, wahrscheinlich nur dazu da, damit der Gang aufs Dach vom Inneren des Gebäudes nicht scheiße aussieht – endet.
    Stille.
    Schnell überwindet sie die Stufen, lässt es sich nicht nehmen, den Arm zu heben um über die Schulter einen ausgestreckten Zeigefinger zu zeigen. Ohne sich umzudrehen. Entweder – die wahrscheinliche Alternative, zumindest ist es so im regulären Treppenhaus gewesen – dort ist eine Cam, für die die Geste bestimmt gewesen ist oder aber da ist eben keine. Dann ist es auch egal.
    Sehr langsam schiebt sie die Tür auf und späht in den hier sehr viel breiteren Gang, von dem in regelmäßigen Abständen hübsche Glasfronttüren im Chefetagen-Format abgehen.
    Nichts zu sehen, niemand zu hören. Sollte sie wirklich schnell genug gewesen sein?
    Sie wendet sich nach links und setzt sich in Bewegung. Verfällt in Laufschritt. Drei Abzweigungen noch bis zu ihrem Ziel. Drei verdammte Abzweigungen! Gut, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch eine weitere Sicherheitstür. Plus eventuelle Sicherungen in dem Raum selber. Aber wenn sie da erstmal drinnen ist, kann sie ihn vielleicht von Innen verriegeln und ein paar Minuten Zeit gewinnen, in denen sie sich über das Raus Gedanken machen kann.
    Sie bremst nicht zum Abbiegen, schlittert um die Ecke und stößt sich von der Wand ab. Zwei Abzweigungen!
    Sekunden später eine weitere Ecke. Eine!
    Sie überwindet das letzte Stück Gang und biegt in die T-Kreuzung ein. Keine zwanzig Meter entfernt am Ende des Gangs kann sie die Hochsicherheitstür zu ihrem Ziel sehen. Dumm nur, dass davor vier der Securitys Position bezogen haben, zwei ein Stück weiter vorne kniend – nicht so weit vorne dass sie sie angreifen könnte, aber weit genug dass sie sie nicht verfehlen können - zwei weitere direkt am Schott, vier Waffenmündungen auf den Gang ausgerichtet.
    Entnervt ächzend lässt sie den Kopf in den Nacken kippen. Sie kommt nicht einmal dazu die Hände zu heben, bevor die Blaster feuern.

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    Coruscant, irgendwo, früher Abend


    „Fuck!“, knurrt sie in ihren Helm und schlägt die linke Hand, die sie gerade noch heben wollte, flach gegen die Wand. „Fuck!“ Ein zweites Mal, lauter – und frustrierter. Sie stützt die andere Hand auch noch gegen die Wand, lehnt den Oberkörper vor und zwingt die Atmung durch die Nase. Zwei akut tödliche Treffer zeigt das Display ihr an, beide im Brustbereich. Ein weiterer potentiell tödlich im Bauchbereich, Nummer vier hat die Sensorik im rechten Oberschenkel verzeichnet. Die Bilanz ist absolut für den Arsch!
    „Mh, ganz schön weit gekommen dafür, dass das eigentlich schon mit dem Alarm gescheitert gewesen ist“, dringt es aus dem Intercom neben der Sicherheitstür hinter den Secs die jetzt absolut unbeweglich verharren. Es handelt sich um die einfachste Form von Droiden, ohne virtuelle Intelligenz, nur einer Programmierung folgend – und das Programm, das sie hat reagieren lassen, wurde beendet. „Ich schick dir den Fahrstuhl hoch.“
    Sie stößt sich von der Wand ab, nickt, löst die Versiegelung des Helms und zieht ihn mitsamt darunter befindlicher Sturmhaube vom Kopf ab, stopft letztere in ersteren um eine Hand frei zu haben, sich die schweißnassen Dreads aus dem Gesicht zu wischen. „Nich'weit genug“, brummt sie, während sie sich auf den Weg macht. „Un'das auch'nur, weil'die mir hier aufgelauert hab'n anstatt'mich von'der Wand zu hol'n.“
    „Sag ich ja, ist schon mit dem Alarm gescheitert. Hättest auch gleich abbrechen können“, antwortet das nächste Intercom an einer der Chefetagentüren, die sie passiert.
    „Weil'das ja total Sinn'macht für'ne Trainingseinheit, 's gut'sein zu lass'n, eeh?“
    „Ich hätte dir auch eine neue aufgespielt, wenn du es unbedingt nochmal hättest probieren wollen“, klingt es von etwas weiter vorne, wahrscheinlich dem Fahrstuhl-Lautsprecher, jetzt klar belustigt.
    Sie schnaubt und biegt in den Gang ein, in dem eine der Glasröhren bereits hochgefahren und offen ist. „Ja'du mich'auch...“
    „Erst duschen oder erst Analyse?“, fragt der Fahrstuhl, als sie eintritt, sich gegen die Wand lehnt und daran herunterrutscht.
    „Analyse“, brummt sie zurück. „Brauch'sowieso 'ne Weile, den'Kram auszuzieh'n. Auch wenn's nich'so richtig viel'zu analysier'n gibt, eeh?“
    „Hey, überlass das mal deinem Chief, Operative.“ Der Fahrstuhl lacht leise, schließt die Röhre und nimmt die nur Sekunden andauernde Fahrt ins Erdgeschoss auf. „Ich besorg uns mal nen Caf, weißt ja, wo du mich findest.“
    „Aye, bis'gleich“, nickt sie matt und schließt die Augen, konzentriert sich auf ihre Atmung. Sie hat nicht vor, auf die Beine zu kommen bevor die sich wieder im grünen Bereich bewegt.
    Chief Special Agent Kei Chamra, ein Mensch irgendwo Ende fünfzig, ist lange Agent im Einsatz gewesen, schon im letzten Krieg bis weit in die kalte Phase hinein, bis er vor acht Jahren altersbedingt den aktiven Dienst verlassen hat und seitdem im Heroem-Komplex Teile des SIS-Ausbildungsprogramms betreut. Die Chiss respektiert den Mann – anders als andere Ausbilder hier im Komplex ist er nicht irgendein Typ der den Kram nur theoretisch drauf hat ohne einen blassen Schimmer zu haben, wie es fernab von Trainingsprogrammen läuft. Er hat ihr in vorangegangenen Analysen schon verdammt viele verdammt gute Tipps gegeben. Und sie mag ihn. Gut, das ist nicht von Anfang an so gewesen; wie jedem SISler ist sie Chamra zuerst mit einem Höchstmaß an Skepsis begegnet, bis sie irgendwann dann doch einsehen musste, dass er okay ist. Dass er Ahnung hat. Und dass er ihre Leistungen anerkennt, ungeachtet ihres Ranges oder gar der Spezies.
    Sie legt den Helm neben sich ab, reckt die Arme über den Kopf und atmet ein paar tiefe, langsame Luftströme. Allmählich pendelt sich ihre Herzfrequenz wieder in Ruhepulsregionen ein, also drückt sie sich auf die Füße, angelt beim Aufstehen den Helmgurt und verlässt den Fahrstuhl in die Lobby, durchquert das Bürogebäude in Richtung des Hauptausgangs auf die Straße.
    Die Trainingsanlagen der SIS sind verflucht beeindruckend; schon an der Oberfläche erstreckt sich die als Heroem Complex bekannte Ansammlung von Towern und Megatowern über einen guten Quadratkilometer des Senatsviertels, zweigeteilt in die Einsatz- und Ausbildungszentrale mit eigener Landeplattform für Shuttles oder kleinere Transporter und den gigantischen Verwaltungsbereich, in dem sich haufenweise Büros – vom Tower des Direktors bis hin zu Analysebüros – befinden.
    Das Ding ist so verflucht groß, das es mit dem Heroem Skytunnel über ein eigenes Verkehrsnetz für Maglevs und sogar kleineren Flugverkehr verfügt – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Was man vom Senatsviertel aus nicht sieht, sind die Ebenen, die sich das Ding nach unten erstreckt und in denen – noch unter Ebenen unterschiedlicher Labors - ganze Straßenzüge und Hochhäuser einen Traningsparcours der besonderen Art bilden. Ein Geisterstadtviertel, unbelebt und unbewohnt, nur dazu da, Agenten und Militärs realistische Szenarien zu bieten.
    Diese Geisterstadt verlässt sie gerade über eine kurze Speederfahrt und einen weiteren Fahrstuhl, der sie zurück in die Ausbildungszentrale oberhalb Coruscants Oberfläche bringt. Als sie einige Minuten später in das Büro von Chief Special Agent Chamra eintritt, ist der Mann bereits wieder da, sitzt vor der Monitorwand, auf der er über die unterschiedlichen Sicherheitskameras des Gebäudes ihr Vorankommen beobachtet hat, einen Cafbecher in der Hand. Nummer zwei steht vor einem weiteren Stuhl am Schaltpult und dampft verheißungsvoll vor sich hin, während sich vor dem Fenster Coruscant Prime allmählich der Skyline nähert. Die meisten der Monitore sind inzwischen deaktiviert, nur der Hauptmonitor in der Mitte zeigt noch etwas an – ein Standbild von ihrer Rückseite auf dem Treppenabsatz im Obergeschoss, ihr ausgestreckter Zeigefinger über der linken Schulter.
    Sie schnaubt amüsiert, wirft ihren Helm im lockeren Bogen auf den freien Sitzplatz und schiebt den Stuhl zur Seite um nach dem Cafbecher zu greifen. „Na'dann... belehr'mich ma', Chief“, grinst sie schief über den Papprand, bevor sie einen seichten Luftstrom hinein pustet, sich mit dem Hintern gegen das Pult lehnt, die freie linke Hand beginnt, die Versiegelungen des Suits zu lösen.
    „Ich glaub es hackt, wir sind doch hier nicht beim Militär“, gibt der Mann mit einem Hauch Belustigung zurück, die sich in erster Linie an den kleinen Fältchen in den Augenwinkeln zeigt. „Andersrum läuft das hier. Was ist schiefgelaufen? Was hat den Alarm ausgelöst?“
    Sie schürzt die Lippen, nimmt einen vorsichtigen Schluck Caf und richtet den stirnrunzelnden Blick auf die Monitorwand. „'s Sicherheitssystem läuft'auf 'ner virtuell'n Intelligenz un'hat meine Camzugriffe beobachtet, daraus abgeleitet, dass'das keine Systemfehler sin' un' damit auf'ne erhöhte Alarmstufe umgestellt.“ Sie brummt kurz verärgert. „Außerdem hat's mich'mit Falschinfos gefüttert... ernsthaft, das is' arschig, gehässiges Scheißding!“
    Chamra schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Und? Was hättest du dagegen tun können, Blue?“
    „Mmmh...“ Sie nippt einen weiteren Schluck, stellt den Cafbecher ab und widmet nun beide Hände der Öffnung des Oversuits, desynchronisiert und löst die einzelnen Kontaktstränge. „...erkenn'n hätt'ich 's vielleicht könn'n – je'nach System. Hätt'nen Impuls durchjag'n könn'n, der'mir zuminnest verrat'n hätte, dass'das ganze Ding connected is'... effektiv tun?“ Sie bläst die Backen auf und schüttelt den Kopf. „Fuck'eeh, keine'Ahnung. 'n verdammt gut'n Slicer'zur Hand hab'n, der'in dem Ding 'n Katz-un'-Maus-Spiel spielt um'von mein'm Zugriff abzulenk'n? 's Ding im Vorfeld kenn'n un' 'n entsprech'nden Virus als Geg'nmaßnahme reinjag'n?“
    Der Mann nickt nachdenklich, nimmt ein silbernes Etui vom Pult und zieht einen dieser furchtbaren Zigarillos heraus, die auch Ivory raucht, lehnt sich zurück und steckt das Ding an, pafft eine Handvoll Züge, ehe er deutlicher nickt. „Würde zu ersterem tendieren. Bedeutend flexibler.“
    „Aye, aber'den Slicer krieg'ich nur verdammt schwer aufs'Pad, eeh?“ Sie entsiegelt die Handschuhe, zieht sie ab und wirft sie auf die Sitzfläche des Stuhls.
    Chamra nimmt einen weiteren Zug, deutet dann mit dem Zigarillo in ihre Richtung. Während er spricht, dringt ihm Rauch aus Mund und Nase. „Mädchen, das ist eine Zehn. Irgendwann könnte man auf die Idee kommen, dass 'alleine' eine blöde Idee ist.“
    Die Infiltrationstrainingsprogramme des SIS sind – neben einer Handvoll Sonderprogrammen - in zwölf Stufen geteilt; eins bis vier waren gähnend langweilige Routine, ab der fünf wurde es besser. Die acht war bereits richtig knackig und gegen die neun ist sie vier Monate – achtzehn Fehlschläge – lang angerannt, bis sie sie ein einziges Mal geschafft hat. Mit verflucht viel Glück. Die Dinger sind extrem vielfältig und veränderlich; mit Sicherheit nicht unendlich, aber doch zumindest genug dass man sie nicht einfach auswendig lernen kann.
    Sie zuckt nur mit den Schultern. „Wenn'ich an Routine trainiere, komm'ich nich' weiter.“ Ihr Oberkörper sinkt locker herunter, bis die Hände die Versiegelung der Stiefel erreichen.
    Tadelnd schnalzt der Mann mit der Zunge. „Routine hast du auch in der Acht und Neun nicht. Die sind bei Weitem nicht ausgereizt, was Lehrstoff angeht. Aber da hast du wenigstens ne Chance auf einen Erfolg. Das hier...“ Der Zigarillo beschreibt einen Deut auf die Monitorwand. „...bringt dir nur Frust.“
    „Der'Weg is'das Ziel“, nuschelt sie lakonisch gegen ihre Beine, löst die letzten Verschlüsse der Stiefel und richtet sich schief lächelnd wieder auf. „Isses'denn zu schaff'n? Also... theoretisch? Präziser: Hat's 'n Einzelner schonma' geschafft? Gibt'doch bestimmt Statistik'n.“
    „4nvC, wurde aber im Nachhinein aberkannt.“ Chamra verzieht die Mundpartie, lehnt sich vor und drückt den Zigarillo im Ascher aus. „Ein Cyborg, bei dem man hinterher feststellte, das er sich die Trainingsprotokolle ins Hirn geladen hat.“ Der Mann lehnt sich amüsiert lächelnd wieder zurück. „Auch eine Leistung, aber nicht die richtige. Außerdem – zumindest in der Theorie – Hochverrat.“
    Sie schnaubt, stemmt sich auf die Arme hinten auf das Pult, verfrachtet den Hintern drauf und schüttelt die Beine, so lange bis die nur noch locker sitzenden Stiefel abfallen. „Ich'mein regulär – ohne'cheating.“
    „Nein. Dafür ist es einfach nicht ausgelegt. Mindestens zwei. Moment...“ Er greift nach der Tastatur, wischt das Standbild vom Monitor und tippt einen Moment, den sie dazu nutzt, sich wieder an das Terminal zu lehnen, mit rechts nach dem Cafbecher zu angeln und ein paar Schlucke zu nippen, während die linke Hand die Gürtelversiegelungen löst.
    „Statistik der letzten zehn Jahre für die Zehn: Zweierteams – dreizehn Erfolge. Dreierteams – zweiunddreißig Erfolge. Viererteams - dreiundfünfzig Erfolge. Alles danach liegt bei hundert plus.“ Schmunzelnd deutet er auf die Zahlenreihen auf dem Monitor. „Der Vollständigkeit halber muss man aber dazu sagen, dass auch nur wenige dumm genug sind, es überhaupt alleine zu probieren.“
    Sie lässt den Kopf zur Seite kippen, seufzt als sie merkt dass es für einen vernünftigen Blick nicht reicht und wendet sich der Monitorwand zu, studiert mit kritischem Blick die Zahlen. Brummt. „Okay, has' gewonn'n... geh'n wir'wieder auf'die Neun runner in'Zukunft.“
    „Ansonsten war das ordentlich“, spricht der Mann weiter, während sie die enge, mit Kontakten und Keramistahlplättchen bestückte Hose Zentimeter für Zentimeter vom Undersuit schiebt, den Cafbecher hat sie wieder abgestellt. „Ich persönlich hätte zwar einen der Fahrstühle vorgezogen, bin mir aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob das System einen Ausfall nicht auch zum Anlass genommen hätte, umzuschalten.“
    „Ach'echt?“ Verblüfft sieht sie auf. „Wie? Ich'mein... der dreißig-Sekund'n-Impuls is'dir aufgefall'n, oder? Aus'der Röhre gefegt werd'n is' nich' so geil, hab'ich ma' gehört.“
    „Ich hätte mich als Kabine getarnt“, schmunzelt er und lässt eine Spannungspause, während der er einen neuen Zigarillo aus dem Etui fummelt, ihn aber nicht anzündet. „Hätte ja sowieso einen Fahrstuhl lahmlegen müssen und dann wäre es wahrscheinlich nicht allzu schwierig gewesen, der Kabine den Gegenimpulsgeber zu klauen.“
    Sie schiebt die Unterlippe vor, die Hose über die Knie zu den Knöcheln, überlegt einen Moment und nickt dann. „Bleibt'das Glas über'dem Transparistahl. Okay, kannst'dich mit'ner binär'n Säure durchätz'n, aber das is'über 'ne Höhe von'grob dreißig Stockwerk'n ma' ne absolute Leb'nsaufgabe. Un'die Zeit haste nich', davon ausgeh'nd, dass'son Fahrstuhl nich' ewig out'of order bleibt.“
    „Damit die Magneten ordentlichen Griff haben reichen Haarrisse.“ Er dreht den Zigarillo zwischen den Fingern. „Geht bedeutend schneller.“
    „Un'die Secs? Is'ne ziemlich'glatte Röhre. Ich würd'bei der Sicherheitsstufe 'n ausfall'nden Fahrstuhlschacht direkt sichern. Un' 's reicht'nen einfacher Blick'rein un'die seh'n dich.“
    „Dazu mindestens ein zweiter Mann, ja.“ Nickend schnippt er sich den Zigarillo zwischen die Lippen und lässt das Feuerzeug aufflammen. „Fahrstuhlausfall aus dem System nehmen, Security anderweitig beschäftigen... gibt viele Möglichkeiten.“
    „Mmmh“, brummt sie, befreit die Füße aus der Hose und hebt sie auf, streicht sie ordentlich glatt und faltet sie auf dem Stuhl zusammen. „Okay, bei'fünf Fahrstühl'n dauert 's wahrscheinlich'ne Weile, bis'die 's regulär merk'n dass'einer davon nich'mehr fährt. Grad'im Nachtprogramm, wo'die sowieso nich'so total viel unnerwegs sin'.“
    „Das wäre auch mein Ansatz, ja. Die Geschosse sind relativ haarig, aber wie ich sagte, Security anderweitig beschäftigen. Außerdem kann ich mit ner Stabcam oder so ja auch in die Flure gucken und Lücken abpassen. Solang der Alarm nicht läuft, würde ich von regulären Routen und auch etwas geringerer Aufmerksamkeitsspanne ausgehen.“
    „Okay, nächste'Röhre dieser'Art probier'ich 's ma'“, nickt sie, nimmt den nur noch locker sitzenden Gürtel ab und verfrachtet ihn auf den Haufen auf dem Stuhl. Einen Moment betrachtet sie die bereits abgelegten Teile nachdenklich. Seufzt leise. „Ich'vermiss 's“, stellt sie dann schlicht fest.
    „Was... genau?“ Chamra sieht sie fragend an und entlässt dünnen Rauch über die Lippen.
    Schmal lächelnd deutet sie mit dem Kinn erst auf ihre Klamotten, dann in Richtung der Holowand. „Brüche. Ehm... Infiltration.“
    „Wirst du nicht als Infiltrationsspezialist bezahlt, Operative?“
    „Hmja. Infiltration un' Profiling. Aber'das is' nich'das, was'ich wirklich mache. Also... nich' so.“ Wieder deutet sie auf die Wand. „Den'Stuff hab'ich quasi'nur im'Training. Im'Feld lauf'ich in Berg'n rum. Oder'in Casinos – regulärer'Weg.“ Sie verzieht das Gesicht. „Oder in'Dschungeln. Oder – am Schlimmst'n – in Wüst'n.“ Sie lächelt zynisch. „Oder'ich lass'mich in'nen Knast einliefern. Freiwillig.“
    „Verwahrungsanstalt“, verbessert der Mann sie. „Und berichtige mich, wenn ich falsch liege, aber gab es im Dschungel nicht eine schwer imperial befestigte Droidenfabrik, die sich jemand von innen angeguckt hat?“
    Sie blinzelt verblüfft. Er lacht. „Meine Güte, guck nicht so dämlich. Überrascht dich das, das ich als dein offizieller Chief zumindest teilweise Operationseinsicht erhalte?“
    „Ehm'ja... nee...“, antwortet sie wenig eloquent. „Jetz' wo'de 's sagst, macht'das schon irg'ndwie Sinn. Aber'dann weißte'ja auch, dass'die Fabrik in'so grob zwei'Monate im'Dschungel eingebettet'war. Un' dass'das in'nem gut'n Jahr das einzige war, was'man als ernstzunehm'nde Infiltration bezeichnen'kann.“
    Nachdenklich zieht er an dem Zigarillo. „Du weißt, dass du auch immer noch deine Einschätzung machen kannst, ja?“
    „Mh, erst'ns: Wann? Is' jetz' nich'so als hätt'n wir nix'zu tun un' würd'n nur'doof rumsitz'n. Un' zweit'ns: Wozu? 's ännert'ja an'der Art 's Arbeitsaufkomm'ns nichts.“
    „Des Rangs wegen? Mal abgesehen davon dass es etwas albern ist, dass ein klar besserer Infiltrator auf dem Rang eines Operatives läuft, ist das auch eine ganz simple Gehaltsfrage.“
    Sie zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Is'in mein'm Arbeitsumfeld total'unerheblich, was fürn'Rang. Un'Geld... hmja... is' jetzt auch'als Operative nich'der totale Hungerlohn, eeh?“
    „Hm, also keine Einschätzung.“
    „Zuminnest'keine solang'ich in'der Zeit irg'ndwas Sinnvolles mach'n kann, nee.“ Sie öffnet die Verschlüsse des Brustteil und windet sich aus dem geschirrversehenen Oberteil, legt es auch vorsichtig auf dem Sitz ab, ehe sie dem Stuhl einen leichten Schubser gibt und mit dem Fuß einen anderen – leeren – heranzieht.
    „...wie die Einlieferung in eine SIS-Verwahrungsanstalt. Wie läuft's?“ Er wendet ihr den Blick zu, nicht aber das Gesicht. Er weiß dass sie den Rauch zum Kotzen findet und achtet zumindest meistens darauf, ihn nicht in ihre Richtung auszuatmen.
    „Was'genau heißt'n teilweise'Operationseinsicht?“ Sie schnappt sich den Cafbecher zurück und lässt sich auf den Stuhl fallen. „Ich'mein... nich' dass'ich hier'aus Unwiss'nheit heraus Geheimnisverrat begehe un'die Zelle gleich behalt'n kann.“ Schief lächelnd hebt sie das Trinkgefäß an die Lippen und nippt ein paar Schlucke.
    „Ich kenne die Berichte von Supervisor Vanell. Kannst also frei sprechen. Ganz davon abgesehen, dass ich wenig Lust habe, mich wegen Lappalien mit William anzulegen.“
    „Okay. Geht'so. Fährt'ne typische niemand'm is'zu trau'n Attitüde. Lügt minnest'ns die'Hälfte der Zeit, die'er den Mund'aufmacht un' geht'mir an sonst'n mit irg'ndnem Gequatsche'vom Wohl'der Allgemeinheit ziemlich auf'die Nerv'n.“
    „Also... unergiebig.“
    „Wär's unergiebig, hätt'ich gesagt, 's is' unergiebig... un' nich' geht'so, hum?“ Sie grinst. „Dass'ich 'n Wunnerkind bin das'für 'n Profil nur'einmal mit'dem Finger schnipp'n muss is'nen übles'Gerücht. 's braucht'einfach seine'Zeit.“
    „Wie lange läuft das Ding noch?“
    Gleichgültig zuckt sie mit den Schultern, nippt einen Schluck Caf. „'s dauert'so lang wie's dauert. Hab nich' vor, da ohne'Intel rauszugeh'n.“ Kurz zucken ihre Brauen. „Hab'da... sonne Art Wette mit'dem Supervisor.“
    „Vanell wettet?“
    „Sonne Art. Ehm... glaub nich' dass sie 's so bezeichnen'würde.“
    Sie lässt unausgesprochen, dass es eine Art Flucht ist. Die Verwahrungsanstalt Krill-Xesh-Xesh eine willkommene Abwechslung zu einer viel zu stillen, viel zu leeren Wohnung, dessen zweiter Bewohner von seinem General auf einen mit Sicherheit total wichtigen und lehrreichen drei-Monats-Flottenlehrgang nach Rendili geschickt wurde. Manchmal hat sie den Eindruck, die bescheuerte Schlampe ist eifersüchtig.
    „Pass auf, dass du dich nicht verzettelst. Je länger du eine Fremdidentität aufrecht erhalten musst, desto wahrscheinlicher ist, dass du dir widersprichst.“ Zigarillo Nummer zwei wird ausgedrückt, Chamra stellt den noch halbvollen aber sicher inzwischen nur noch lauwarmen Cafbecher ab.
    „Unwahrscheinlich.“ Sie zieht einen Mundwinkel zur Seite. „Fahr'keine Fremdidentität. Nur... ehm... sag'n wir, 'n alternatives Szenario. Wenn'man sich an Wahrheit'n hält isses'verflucht schwer sich'zu widersprech'n.“
    Es ist ein Szenario, dass sie in unterschiedlichen Versionen hunderte von Malen in ihrem Kopf durchgespielt hat, bevor die ganze absolut eskalierte Geschichte einen für den Naturzyniker ziemlich überraschenden Ausgang genommen hat.
    „Mh, auch nicht ungefährlich.“
    „Was is'schon ungefährlich.“
    „Also nehme ich an, du meldest dich wieder spontan? Für den nächsten Lauf?“
    Sie nickt, steht auf, als Chamra sich erhebt und den letzten Monitor deaktiviert. „Aye, 's Übliche“, brummt sie, leert den letzten Schluck aus dem Cafbecher, um ihn im Mülleimer zu versenken und beide Arme frei zu haben, ihre Sachen zusammenzusammeln.
    „Dann viel Erfolg, Blue. Bis zum nächsten Mal.“ Schmunzelnd nimmt der Mann Haltung an. Schmunzelt noch breiter, als sie das Gleiche versucht, ohne dass die Hälfte der Klamotten ihr abschmiert – was eher ein ziemliches Trauerspiel ist. „Lass gut sein. Raus hier, die Dusche ruft.“
    Sie schnaubt, nickt ein weiteres Mal und verlässt das Büro in Richtung der Umkleidekabinen. Duschen, irgendwo was Essen und zurück in den Knast.

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