Trigger - Snapshots

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    Coruscant, eine Umkleidekabine in einem größeren Bekleidungsgeschäft, früher Abend


    „Oh fuck...“, kommentiert sie stumpf das ihr entgegenblickende Spiegelbild und lacht irritiert auf während sie am unteren Rand des Kleids herumzupft – das Ding erfüllt die Definition eines Kleids, denn es ist ein Einteiler, wenn es auch genau genommen nicht mehr als ein verdammt enger, irgendwie in Form gebrachter und verstärkter Stoffschlauch ist, der gerade mal bis zur Mitte ihrer Gravballer-Oberschenkel reicht. Das Ding gewinnt noch an Absurdität dadurch, dass die schweren Stiefel, die knapp unter den Knien einsetzen, sich so gar nicht in das sowieso schon falsche Bild einfügen wollen.
    „Fuck“, kommentiert sie ein weiteres Mal, verengt die Augen und reckt das Kinn, greift nach ihrem Gürtel und schlingt ihn um die Hüfte, als wäre er der Holstergurt eines Pistoleros. Das mit technischem Gerät behängte Teil verbessert das Ganze nicht gerade, aber immerhin behindert die Klamotte nicht, und das ist entscheidend!
    “Fuck'eeh, in'der scheiß Klamotte hätt'ich 's nie bis'aufs Dach geschafft...“
    „Alles nur Ausreden! Wo ist dein Sinn für Herausforderungen? Ich mein, statt im Kleid einfach hier quasi ohne etwas hochzuklettern...“
    „O-kay... ich kletter'im Rock irg'ndwo hoch wenn du 's auch tust, damit'de überhaupt beurteil'n kanns' wie'scheiße ätz'nd das is' nich' feststitz'nden Stoff um'die Beine zu hab'n.“
    „Ich kletter dir höchstens unter den Rock... außer es wäre was drin für mich. Ich mein, außer Recht haben.“
    „Eeh, 's war'ne wenn-dann-Feststellung. Warum'genau soll'ich ne Herausforderung annehm'n für'die ich kein'n Kontrahent'n hab an'dem ich'mich mess'n kann?“
    „Keinen Kontra... von wegen keinen Kontrahenten! Warte nur, wir klettern im Kleid um die Wette! Nenn nur Ort und Uhrzeit, Trig.“
    „Kriegste!“

    Grinsend schüttelt sie den Kopf. Er hat sie gebissen! Und verdammt, der Plan hat vorgesehen dass es die bizarre Vorstellung abschmettert, sie könne in einem verdammten Kleid durch die Gegend klettern, nicht dass es herausfordert. Zugegeben, dafür ist die Formulierung nicht gerade geschickt gewesen, aber wer hätte denn bitte damit rechnen können dass etwas anderes als ein Nein auch nur eine Option ist!
    Ort und Zeitpunkt auf sie abzuschieben ist gar nicht dumm gewesen; sie könnte es einfach verschleppen und er wäre fein raus, ganz ohne gekniffen zu haben. Nur würde er ihr genau das nach einer angemessenen Zeitspanne des Totschweigens unter die Nase reiben, das ist so sicher wie Meditation im Tempel – und das ist natürlich auch keine Option!
    Aus schmalen Schlitzen mustert sie noch einmal das Spiegelbild und strafft die Schultern – was ein unangenehm knartschendes Gefühl im Brustbereich des Stoffs mit sich bringt.
    Cheatin' on a Cheater – es ist ein Kleid und erfüllt damit vollkommen die getroffene Absprache. Dass es durch seine Cocktailversion den Sinn torpediert, weil sie nicht mit überflüssigen, viel zu wallenden Stoffmassen um die Beine klarkommen muss, ist zwar nicht fair, aber vollkommen legitim!
    Abrupt wendet sie sich ab, schiebt den Vorhang der Umkleidekabine zur Seite und geht schnellen Schrittes zur Kasse des Bekleidungsgeschäfts, ignoriert die mehr als seltsamen Blicke auf ihrem Weg.
    „Ich behalt's gleich'an“, quatscht sie trocken in die irritierte Starre des Kassierers, winkelt den Arm hinter dem Kopf an und zieht das Preisschild aus dem Rückenteil, schnippt es locker auf den Tresen.
    „Sicher“, räuspert der Mann sich und konzentriert seinen Blick auf die Abrechnung. Das Ding kostet gerade mal ein Zwanzigstel der Variante, die sie für Aldera gekauft hat – aber gut, es ist ja auch viel weniger Stoff.
    Grinsend wünscht sie dem Kassierer noch einen schönen Tag, schiebt den Credstick zurück in den Gürteleinschluss und verlässt mit übertriebenem Hüftschwung das Bekleidungsgeschäft, schlägt den Weg in Richtung der Turbolifte zur Tiefgarage ein, in der sie ihr Swoop geparkt hat.
    Es ist ein guter Tag, etwas Bescheuertes zu tun; nicht dass ihr nicht auch irgendwas Sinnvolles einfallen könnte, das sie beschäftigen würde, aber nichts davon ist akut, nichts davon kann nicht auch noch ein bisschen warten, dazu die Dinge, die zeitlich sowieso von anderen abhängig sind. Ein perfekter Zeitpunkt für ein paar Stunden Freizeit.
    Freizeit
    Stirnrunzelnd verlässt sie den Lift, schlägt den Weg zu ihrer Parkbucht ein. Arbeitsfreie Zeit, frei von Verpflichtungen. Arbeitsfrei von einem Job, der sie noch immer mit seichter Verwunderung erfüllt. Er ist so... offiziell. Es ist ein vollkommen ungewohnter Zustand, sich weder Informationen erschleichen zu müssen noch immer und überall darum kämpfen zu müssen, Gehör zu finden.
    Dass er dem Braten nicht trauen würde, hat Alan gesagt, als sie nach dem letzten Meeting darüber gesprochen haben. Wahrscheinlich hat er Recht. Wahrscheinlich sollte sie das auch nicht tun – je höher man steigt, desto tiefer ist der darauf folgende Fall. Aber verflucht, sie will!
    “Ey, aber'vielleicht... wird’s ma' Zeit, hum? Ich'mein... schätz, mehr tun, das'zu mein'n Gunst'n verläuft als'ich 's ganze verdammte letzte'halbe Jahr getan hab, kann ich'einfach nich'... un'ich hab'das gewusst. Ich'hab gewusst dass'ich mich'mit den Dat'n als'jemand oute der'was Infiltration angeht in'ner Oberliga spielt un' nich' irg'ndwo an'nem Spielautomat'n gelernt'hat, 'n Schloss'zu knack'n. Ich'hab gewusst, dass'die mich genauer in'den Fokus nehm'n. Ich'hab gewusst dass'nem Typ'n dess'n verdammter Job 's is' Commandos auszubild'n merk'n wird dass'ich 'ne militärische Vorbildung'hab...“
    Sie zieht die Brauen zusammen, schüttelt irritiert den Kopf.
    “Voraussetzung dafür ist, dass Sie an den zuvor geäußerten Befragungen teilnehmen um die Lücken in Ihrer Vergangenheit zu schließen. Nicht weil man Ihnen nicht traut, das wäre im Angesicht Ihrer jetzigen Positionen auch ein furchtbar schlechter Zeitpunkt für Zweifel, sondern weil man natürlich auf Intel, Kontakte und eine genauere Vorstellung Ihres erworbenen Skillsets hofft.“
    Sie blinzelt, schüttelt nochmal den Kopf.
    “Was hypothetisch kriminelle Handlungen angeht, da haben Sie den Status eines Überläufers der von höchster Instanz bereits Pardon erfahren hat. Da sollten Sie keine Befürchtungen haben, vor Allem nicht, da von unserer Seite natürlich Interesse besteht Sie zu integrieren.“
    Na klar, der Kerl könnte auch lügen. Aber, ganz nüchtern betrachtet, warum sollte er? Wenn die ihr irgendwas an Ärger hätten machen wollen, hätten sie das lange getan; an Gelegenheitsmangel wäre es wohl kaum gescheitert. Also hat sie beschlossen, ihm zu glauben, die Fakten sprechen für ihn. Und sie respektiert ihn; die Art wie er seinen Job macht. Ergebnisorientiert. Anders als dieser kleine Wichser, der sich einbildet seine Arbeit auf sie abwälzen zu können und glaubt, er könne sie mit geschlossenen Türen, Stühlen und Cafbechern ärgern. Der nachtragende Typ – hoffentlich hat er sich eingehende Gedanken darüber gemacht, dass Handlungen auch Konsequenzen haben können!
    Sie erreicht ihr Swoop, öffnet den Clip hinter dem Sitzpolster um den Helm zu befreien, streicht sich routiniert mit links die Dreads aus dem Gesicht um das Ding mit rechts über den Kopf zu stülpen, schließt die Gurte und öffnet die Sitzklappe, um Shirt und Hose zu dem Mantel und diversem anderen Kram den sie da deponiert hat, zu stopfen. Dann schwingt sie sich auf das Swoop, stockt und lacht irritiert auf.
    „Oh my...“, murmelt sie leise und zerrt mit beiden Händen am unteren Rand des Kleids herum um es zumindest grob wieder dahin zu verfrachten, wo es hingehört – zum Swoopfahren ist das Zeug also schonmal nicht entworfen worden!
    Den Bruchteil einer Sekunde ist sie versucht, das Unternehmen abzublasen, dann wird der Gedanke von Starrsinnigkeit weggewischt; sie zieht ihr Pad vom Gürtel und tippt eine kurze Textnachricht, Koordinaten eines Industriehofs auf Coruscants dritter Ebene und einen Zeitpunkt in einer Standardstunde, gefolgt von einem “Abendgarderobe nicht vergessen!“.
    Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: “Du hast sie nicht mehr alle! Ich muss mir ein verdammtes Kleid kaufen! Fuck! Was meinst, in welche Größe passe ich rein? 34? XS? Ich mein, was ist wenn ich keine Modelmaße hab, dann muss ich mich erst runter hungern...“
    Sie schnaubt, ihre Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Lächeln. Das wird jetzt durchgezogen, verdammt nochmal! Es ist ja wohl kaum ihre Schuld!
    Ein paar Nachrichten lang liefern sie sich einen textbasierten Schlagabtausch, bis irgendwann keine Antwort mehr eingeht, scheinbar ist er unterwegs.
    „Na dann...“, murmelt sie, hängt das Pad zurück in den Gürtel, verengt die Augen und startet das Swoop.

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    Alderaan, Aldera, kurz nach Mittag


    Sie blinzelt leise brummend in die warme Helligkeit die durch das Fenster den Raum flutet.
    Verflucht, sie wollte gar nicht schlafen, ist nicht mal müde gewesen, höchstens ein wenig erschöpft. Auch wenn es wahr gewesen ist was sie vorhin beim Frühstück sagte – dass der Anflug auf Alderaan nicht wirklich anstrengend ist, wenn man den Orbitalverkehr Coruscants gewohnt ist – ist jeder Austritt aus dem Hyperraum, vollkommen egal wo, eine geistige Beanspruchung für den Piloten. Sekundenbruchteile, in denen man die zahllosen Radaranzeigen einordnen muss um zu erkennen ob irgendwas ungewöhnlich oder gar beunruhigend ist, direkte Kommunikation erst mit dem Knotenpunkt, dann mit der verantwortlichen Hafenkontrolle, das Hochfahren der Schildgeneratoren bevor die Atmosphäre des Planeten greift, der Wechsel von Hyperraum- auf Sublichtantrieb, kurze Orientierung für einen längeren Anflug – all das zwar in vollkommener Routine aber nichts desto Trotz mit absoluter Konzentration.
    Sie rollt sich von der Seite auf den Rücken und blinzelt weiter, jetzt an die mit Stuckornamenten verzierte Raumdecke, bis sich die Augen an das Licht gewöhnt haben und sie sie offen lassen kann, winkelt gähnend die Arme an um die Hände in den Nacken zu schieben und dort zu verschränken.
    Kurz hinlegen, kurz Hirn und Augen ein bisschen ausruhen, zehn Minuten, eine Viertelstunde vielleicht, das ist der Plan gewesen. Bis sie eingeschlafen ist. Und jetzt ist es wie spät? Sie kann die Sonne, die vorhin noch knapp über dem Bergkamm am Horizont stand, nicht mehr sehen, es muss also mindestens Mittag sein.
    „Hm“, murmelt sie in den Raum hinein, wackelt mit den nackten Zehen und bleibt liegen, folgt mit dem Blick dem Deckenmuster.
    Sie hat geträumt und auch wenn der wirre Handlungsstrang des Traums schon wenige Sekunden nach dem Aufwachen nicht mehr wirklich greifbar ist, nur noch eine nebulöse Erinnerung, so waren doch einige Bilder real genug, etwas länger Bestand zu haben.
    „Hm-hmm...“, murmelt sie ein weiteres Mal, zieht die Brauen zusammen und sortiert die Fragmente in die zeitlich richtige Reihenfolge – alles was noch klar ist, sind Mikro-Ausschnitte aus den letzten Tagen, der Rest des Traums ist nur noch vager Nachhall.
    Wenn sie davon geträumt hat, bedeutet das, dass ihr Unterbewusstsein daran irgendwas zu verarbeiten hatte – ein guter Grund, die Bilder bewusst zu betrachten. Darüber nachzudenken. Ihr Verstand funktioniert einfach besser und verlässlicher als ihr Instinkt!
    Das Kleid
    Sie schnaubt amüsiert, als sie das chronologisch erste Bild heranzieht, um es einer genauen Betrachtung zu unterziehen. Ihre Augen bleiben offen, verlieren aber den Fokus auf das Deckenmuster, bis sie nur noch die verschwommenen Farben, nicht mehr die Ornamente wahrnehmen.
    Ein Gebilde aus wallendem, viellagigem Weiß, besetzt mit blassgrünen Applikationen, im Dekolleté mit einer nicht unerheblichen Anzahl Sockenpaaren ausgestopft und sogar mit Modeschmuck-Accessoires abgestimmt, nur eben ganz und gar nicht für die Figur entworfen, die sich, wie auch immer, da hineingezwängt hat – bei den Sternen, er hat Abendgarderobe aber auch ernst genommen, gut für ihn dass sie im Vorfeld eine Keine-Holos-Absprache getroffen haben! Es ist so unglaublich komisch gewesen, dieses... Ding zu beobachten, wie es sich die unregelmäßig auf dem Industriehof verteilten Transportcontainer hochbewegt hat; sie ist froh gewesen dass die Balustrade, auf der sie gewartet hat, über ein verdammtes Geländer verfügt hat, andernfalls wäre sie Gefahr gelaufen, vor Lachen herunterzufallen. Beinahe noch komischer allerdings ist sein Blick gewesen als er sie erreicht hat und mit einem Blick hinter das Geländer mit einer absurden Mischung aus Empörung und Begeisterung ihr Cheating erkannt hat. Aber es ist ein verdammtes Kleid gewesen – das hat er einfach einsehen müssen!
    Eine Weile sind sie auf der Versorgung der industriellen Bauten herumgeturnt wie Kinder auf einem Abenteuerspielplatz. Riskant? Vielleicht ein bisschen. Wirklich gefährlich? Nein. Sie wären nicht dort gewesen, wenn sie es sich nicht zutrauen würden.
    Die ersten Materialschäden sind früh zu verzeichnen gewesen; schon an der Fassade des an den Industriehof angrenzenden Wohncontainers hat der feine Stoff der Spannung nicht länger standhalten können und ist gerissen – die Basis dafür dass es das Ding später in einem der Windtunnel der Sauerstoffversorgung dieses Metablocks annähernd vollständig zerlegt hat; irgendein Techniker, der später herausgeschickt werden würde, weil die Sensorik vermeldet dass eins der Luftgitter verstopft ist, würde sich wohl sehr wundern, wenn er die Stoffbahn aus dem Schacht zieht. Glücklicherweise ist es vom Wartungseingang der Zwischenebene, die ihr Zielpunkt gewesen ist, bis zu ihrem Swoop nicht wirklich weit gewesen – und darin hat sich ihr Mantel befunden, der ihm sogar halbwegs gepasst hat, so dass er die zusammengeknotete Konstruktion aus Kleidresten, die nicht mehr als ein besserer Lendenschurz gewesen ist, verstecken konnte.
    Ihr Kleid hingegen ist überraschend okay gewesen; keine Behinderung, relativ flexibel und stabil. Okay, üblicherweise trägt man so ein Ding wahrscheinlich eher nicht mit Knie- und Ellenbogenschonern, Magnetstiefeln und Geschirrgürtel, aber die Situationen in denen sie üblicherweise so etwas tragen würde, kann sie an einer Hand abzählen – ohne dafür Finger zu benutzen.
    Sie schnaubt belustigt, blinzelt ein paar Mal, zieht die Hände aus dem Nacken und richtet sich schwungvoll in eine sitzende Position auf, winkelt die Beine an und verknotet sie zum Schneidersitz, streckt die Arme über den Kopf und reckt sie ausgiebig der Decke entgegen, bevor sie sie locker auf den Knien ablegt.
    Tai'krechcz crrai szuuna marr'czeka vkoatiizc ar mae tai'vraszesha
    Die Belustigung verebbt abrupt, als sie das nächste Traumbild in der Reihenfolge heranzieht; in diesem Fragment hat Major Bashere in der csillischen Uniform eines Crahsystors in einem Straßencafé auf Coruscants Oberfläche mit ihrem Traum-Ich über 'Die sieben Pfade der Strategie' diskutiert – es ist unglaublich wie viel bullshit das Unterbewusstsein aus einzelnen Erinnerungsbausteinen zusammengebastelt bekommt!
    Abfällig schnaubend schüttelt sie den Kopf; sich über den Mist ärgern ist nicht wirklich nötig, aber es hilft, um mit der realen Erinnerung dahinter umzugehen.
    Das Erlangen der günstigen Gelegenheit und des strategischen Vorteils durch Vordringen und Zurückweichen
    Yeah, natürlich! Weil nicht alleine das Hören von Cheunh schon vollkommen ausreicht und sich anfühlt wie ein ungebremster Faustschlag in die Magengrube, den man nicht hat kommen sehen, musste sich der anfängliche Dialog der Tonspur auch noch aus Zitaten einer csillischen Militärschrift zusammensetzen die sie kennt – was ihr brainfuck zum Anlass genommen hat, eine brute force attack auf das eigene verschissene Hirn auszuführen, um den Kram auch ja detailliert zuordnen zu können. Es ist eine wirklich blöde Situation, mitten in einem Gespräch plötzlich mit Schwindel und Übelkeit kämpfen zu müssen, weil sich der Verstand einmal umkrempelt um die untersten Schubladen erreichen zu können. Eine Situation, die sie hat erklären müssen, obwohl sie üblicherweise vorzieht, das Problem zu verstecken. Sie hätte auch einfach behaupten können, dass der Klang der Sprache sie aus der Bahn geworfen hat, aber was hätte das bitte über sie ausgesagt? Wie erbärmlich schwach hätte das ausgesehen? Nein, die Wahrheit ist die einzige Option gewesen; auch eine Schwäche, aber immerhin eine, die mit der Stärke beinahe absoluter Erinnerungsleistung gepaart ist.
    “Ich bin immer wieder fasziniert, was du dir alles merken kannst. Weiß gar nicht wofür du die Dinger brauchst. Wohl nur um anderen Leuten zu beweisen dass du Recht hast.“
    Müss'n, nich' könn'n. 's is' echt nich' immer cool...“
    „Ich weiß. Aber das kriegen wir hin. Wir müssen ja nur dafür sorgen, dass die positiven Erinnerungen die negativen überwiegen.“

    Matt lächelnd hebt sie einen Arm und wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn. Wenn es nur so einfach wäre. Zugegeben, ein bisschen funktioniert es tatsächlich: Es gibt starke gute Erinnerungen auf die sie sich konzentrieren kann, wenn ihr irgendwelche Scheiße durch den Kopf geistert. Vielleicht ist es – auf lange Sicht und mit viel, viel Übung – tatsächlich so etwas wie eine Chance, die besonders düsteren Seiten des Problems zu lindern ohne dass seine Vorteile angetastet werden.
    Leise seufzend lässt sie den Oberkörper wieder nach hinten auf die Matratze fallen, nimmt die Hand von der Stirn und wedelt sie kurz vor den Augen durch die Luft, konzentriert sich erneut auf das Bild des Crahsystor-Majors.
    Der Termin auf der Spirit ist ernüchternd gewesen und hat sie frustriertso stark, dass sie nur noch nach Hause wollte um den Frust am Boxsack auszulassen und die selten dämliche Bemerkung einer der Rüstungen die sie zum Shuttle geleitet haben über herumstromern auf dem Schiff nur mit mechanischem, nicht besonders geistreichem Sarkasmus beantwortet hat.
    Es hat sie überrascht, noch einmal von dem Major zu hören, später am Abend. Bei den Sternen, sie hat mit sich ringen müssen, aber letztendlich hat ihr zwanghafter Drang nüchtern, professionell und verlässlich zu sein überwogen und den verletzten Stolz in seine Schranken verwiesen, so dass sie sich wenige Minuten später in einem Straßencafé das zweite Mal an diesem Tag direkt gegenüber gestanden haben.
    Anfangs ist sie verschlossen und einsilbig gewesen, voller Misstrauen und nicht bereit, der Frau noch einmal die Chance zu geben, sie zu frustrieren. Zu treffen. Aber der Major hat ziemlich genau gewusst wo sie hin will, ist dieser Linie sachlich und präzise gefolgt, hat zielgerichtete Fragen gestellt und beantwortet – eine Art der Gesprächsführung, der sie sich nicht hat entziehen können; ohne dass sie es wirklich gemerkt hätte, ist ihr Argwohn ins Bröckeln geraten und sie hat sich in einem Dialog wiedergefunden, der exakte Konditionen thematisiert hat.
    “Kommst... du'mit?“
    „Wohin du willst.“

    Sie lacht irritiert auf, rollt sich über die linke Seite an die Bettkante und kommt auf die Füße, durchquert den Raum bis zum Fenster und öffnet es, atmet tief Alderaans kühle Luft ein, die so viel frischer ist als das, was WeatherNet auf Coruscant fabriziert. Mit leicht geweiteten Augen folgt ihr Blick dem Glitzern des mittäglichen Sonnenlichts auf dem die Stadt umgebenden See, streift weiter die Bergketten am Horizont entlang, deren Spitzen mit Schnee bedeckt sind.
    Sie hat auch Blondie gefragt, ob er mitkommt. Nicht nur dass sie das Gefühl gehabt hat, ihm das zu schulden, ist es ihr selbst auch irgendwie wichtig; es ist der Versuch ihm zu zeigen dass sie es wirklich zu schätzen weiß dass er auf diese sehr sachliche Art daran geglaubt hat dass sie etwas erreichen kann. Seine nüchterne Zuversicht hat ihr mehr geholfen als er sich wahrscheinlich vorstellen kann. Irgendwie muss – nein, will – sie etwas davon zurückgeben.
    Die Unsicherheit bleibt – aber sie ist nicht mehr so lähmend, erscheint nicht mehr so unüberwindlich wie noch vor einigen Wochen. Die Zukunftsangst ist einer Art vorsichtiger Neugierde gewichen. Ein seltsames Gefühl, noch seltsamer dadurch dass es nicht einmal unangenehm ist.
    Sie schiebt den Hintern auf die breite Fensterbank, lehnt den Rücken gegen den Rahmen und zieht die Beine an, legt die Arme locker auf den Knien ab.
    Verdammt, es ist ein gutes Gefühl, nicht ständig kämpfen zu müssen – wirklich deutlich geworden ist das bei ihrem Gesprächstermin mit der Eislady, wie Radis sie nannte.
    Schnaubend zieht sie einen Mundwinkel hoch, die Frau hat es auch irgendwie in ihren Traum geschafft, auch wenn bis auf das Bild der komplett aus bläulichen Eis bestehenden Agentin gar kein Kontext mehr greifbar ist.
    So schlimm ist die Realität auch gar nicht gewesen – genau genommen hat sie die Frau als faktischer Gesprächspartner sogar positiv überrascht. Ja, die Agentin ist in etwa so charmant und liebenswürdig gewesen wie ein Betonpfosten, aber verdammt, sie wollte sie nicht heiraten sondern Antworten – und die hat sie bekommen, präzise und professionell, ohne das im Vorfeld befürchtete lange Hin und Her, für das sie sich extra von Senior Supervisor eine Arbeitsanweisung geholt hat, wie sie zu verfahren hat, wenn jemand meint, nicht mit ihr sprechen zu wollen.
    Die Frau ist auch arrogant gewesen – aber verflucht, wer seine Arroganz mit Intelligenz unterlegen kann, der hat das verdammte Recht dazu. Und das konnten sie beide – schon nach wenigen Sätzen hat das Gespräch einem verbalen Äquivalent zu Speed-Dejarik entsprochen, was zumindest für sie vollkommen in Ordnung geht.
    Sie nickt brummend, verschränkt die Arme auf den Knien und lehnt sich vor um das Kinn darauf zu stützen, konzentriert sich auf das nächste Traumbild, an das sie sich erinnern kann. Das letzte.
    Meister Teriso
    Das ist extrem unangenehm gewesen und hat sie verdammt nahe an ihre Grenzen gebracht. Es ist eine Sache, oberflächlich über ihre Begegnung mit der Seherin zu reden und selbst das hat sie schon belastet. Aber eine nochmal ganz andere Sache ist es, vollkommen ins Detail zu gehen. Nicht nur zu berichten dass das rote Miststück in ihrem Kopf gewesen ist und nahe daran war, sie umzubringen sondern so präzise sie sich erinnern kann – was extrem präzise ist – zu schildern wie es gewesen ist, die Frau in ihren Gedanken zu spüren. Suchend. Tastend. Wie es sich angefühlt hat direkt im eigenen Kopf zu spüren wie die Sith frustrierter wird. Zorniger. Wie sie ihr einen Blick auf ihr Innerstes aufgezwungen hat, bis sich ihre Wut letztendlich entladen und in ihren Verstand geschnitten hat. Verdammt, es ist körperlich und geistig anstrengend gewesen, die Erinnerungen in Worte zu kleiden. Wäre sie in der Lage gewesen den Blick in den Sog zu schildern, wenn ihr Gegenüber nicht der alternde Jedimeister gewesen wäre, dessen Ruhe so unglaublich spürbar ist? Sie weiß es nicht, und verflucht, sie hat nicht vor, es auszuprobieren. Sich einmal durch die Erzählung zu zwingen reicht völlig!
    “Euer Sein ist relevant, Captain Trigger. Ich beglückwünsche Euch zu Eurer Ankunft.“
    Sie schürzt die Lippen, runzelt seicht die Stirn und murmelt ein leises „Hm...“ in den Raum. Verwundert bemerkt sie, dass sich ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verziehen, was das Stirnrunzeln nur verstärkt. Verdammt, wie tief ist der Jedi im Zuge ihrer Erinnerung in sie vorgedrungen? Und warum genau erscheint ihr das so wenig beunruhigend?
    Ein paar Sekunden denkt sie über die beiden Fragen nach, ergebnislos. Dann schüttelt sie leicht den Kopf, springt von der Fensterbank zurück in den Raum und streckt sich.
    Genug der Traumanalyse und Grübeleien, man sollte sich nicht auf Alderaan befinden und die Zeit in einem Zimmer hockend verbringen, offenes Fenster hin oder her! Bis zum Dinner im kleinen Rahmen sollte ja wohl noch genug Zeit sein, ein Shuttle über den See zu nehmen und ein bisschen Alderaan ohne Alderaaner zu genießen. Brummend sucht sie ihre Stiefel zusammen und zieht sie über. Es ist nur ein Prinzipbrummen – eigentlich ist es hier gar nicht so schlecht.

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    Alderaan, die 'Sidekick' kurz nach dem Start aus Alderas Raumhafen, später Nachmittag


    Im Steilflug lassen sie Aldera, den die Stadt umgebenden See und das ihn umgebende Gebirge hinter sich – auch wenn Steilflug nicht das richtige Wort für die gerade mal zweiundzwanzig Grad Neigung ist, die sie fliegen; bei weitem zu wenig, die Aldera zugeteilten Sprungplattformen jenseits des Planetenorbits zu erreichen, zumindest ohne einen größeren Bogen zu fliegen. Der Orbit Alderaans allerdings ist auch gar nicht ihr Ziel, zumindest vorerst nicht. In Alderas Hafen liegt lediglich eine Abfluggenehmigung für die Sidekick vor, keine Anfrage zur Zuteilung eines Sprungpunkts.
    Mit hochgezogener Braue wirft sie einen Blick auf die Digitaluhr in der rechten Anzeigenecke des Holoschirms der Hauptkonsole, lehnt sich zurück und parkt die nackten Fußballen auf der Konsolenkante. Sie haben einen vollkommen sachlichen, themenbezogenen Grund gehabt, nach Alderaan zu fliegen; wenn man es mit einem Lord der Sith zu tun hat, der bis vor drei Jahren über einen fast anderthalb Dekaden umspannenden Zeitraum diplomatisch im Dunstkreis von Haus Thul tätig gewesen ist, dann macht es Sinn, mit jemandem über den Mann zu sprechen, der sich in dem Bereich auskennt, selber diplomatisch aktiv ist und auch in dem Zeitraum schon war, dazu über die politischen Feinheiten der Häusergesellschaft Alderaans Bescheid weiß. Zu erfragen, welche Kontakte, Verbindungen, Rivalitäten und Feindschaften aus dieser Zeit noch Bestand haben könnten – eine Argumentation, die sie auf einer vollkommen sachlichen Basis anerkennen musste. Valery Briscoe ist eine solche Person.
    Natürlich könnte man darüber diskutieren, inwiefern ein Gespräch, das vielleicht drei Stunden gedauert hat, einen Aufenthalt das ganze Wochenende über rechtfertigt, aber wenn man schon mal da ist, dann kann man ja wohl auch ein bisschen bleiben, einen Tag dazu nutzen, über dem Gebirge abzuspringen, zu klettern, ein wenig Zeit in der sogenannten Jagdhütte – für die Hütte so grob das letzte Wort ist, das ihr einfallen würde – und ihrer Umgebung mit den warmen Quellen zu verbringen.
    Sie schnaubt einen kurzen, belustigten Luftstrom durch die Nase.
    „Hm?“ Er wendet den Blick vom Fenster ab, dem Pilotensitz zu. Der blaue Plüschrancor mit den dunkelroten Knopfaugen auf seinem Schoß, der das Cockpit der Sidekick seit inzwischen über anderthalb Jahren bewohnt, ebenfalls. Es ist Kausalität zwischen seinem Daumen und Zeigefinger im Stoffnacken des Tiers und dieser Bewegung zu vermuten.
    „Ich'hab nix gesagt“, murmelt sie zur Seite. „Ehm, ich'an deiner Stelle würd'mich by'the way anschnall'n“, fügt sie lauter an, lässt die Füße von der Konsole gleiten und legt selber die Gurte an. Die Uhr sagt, dass es vier Minuten, fünfunddreißig Sekunden her ist, seit sie Aldera verlassen haben – fünf Minuten Steilflug hat sie angesetzt.
    Kritisch verfolgt sie aus den Augenwinkeln das Anlegen der Gurte, reagiert nicht auf die fragende Mimik. „Ehm, un' halt'ihn fest“, brummt sie und ruckt kurz mit dem Kinn in seine Richtung – oder die des Stofftiers. Dann lehnt sie sich vor, lässt noch einmal den Blick über die Anzeigen schweifen und schaltet die Steuerung des Raumschiffs von halbautomatisch auf manuell.
    Sie ist kein wirklich guter Pilot. Routiniert, das ja – ein knappes Vierteljahrhundert des Raumschiff-Fliegens bringt das einfach mit sich – aber ihr geht der Instinkt vollkommen ab, der Spitzenpiloten und Kampfflieger auszeichnet. Sie denkt zu viel um jemals an Leute wie Ivory oder Torn heranreichen zu können, ihr Weg, auf Probleme, Hindernisse und Ungewöhnlichkeiten zu reagieren, ist nicht Gespür sondern Analyse. Zugegeben, das geht bei ihr ziemlich schnell, aber verglichen mit einem echten Piloten, der einfach reagiert ohne dabei zu denken, nicht schnell genug.
    Man muss aber auch kein guter Pilot sein, um eine XS-Klasse abrupt in einen overhead-half-Loop zu zwingen, dabei, während die Richtung auf engstem Raum umgekehrt wird, eine 180°-Rolle um den eigenen Mittelpunkt vorzunehmen, um oben und unten wieder vernünftig anzuordnen – Corellianer sind für genau diese Manöver gebaut, die markante flache Rundform hat einen Sinn, jenseits vom Wiedererkennungswert.
    Ein jubelnder Aufschrei, zuerst kurz und überrascht, dann gefolgt von einem längeren, begleitet den jähen Richtungswechsel in dem das Schiff einen Moment über Kopf fliegt der lang genug ist, dass die Insassen den Gesetzen der Trägheit folgend kurz aus den Sitzen gerissen und in die Gurte gepresst werden. Sicher, sie hätte den Andruckabsorber vorher aktivieren können, der derartige Manöver ausgleicht, aber wo bleibt da der Spaß?
    Er lacht begeistert, wirft den Stoffrancor – der tatsächlich festgehalten wurde anstatt durchs Cockpit zu segeln - einmal in die Luft und fängt ihn wieder auf, während sie den Kurs ein wenig korrigiert, Aldera am Horizont, nun wieder vor dem Schiff, in einer seichten Kurve mit einem Winkel, der die Stadt nicht außer Sicht verschwinden lässt, umrundet.
    „Ich'dacht wir flieg'n 'nen klein'n Umweg“, schmunzelt sie nach einer Weile der Kursbestimmung und linst aus den Augenwinkeln zur Seite.
    „M-hm“, nickt er, nicht mehr als ein abwesendes Murmeln, der Blick wie magnetisch von der Fensterfront angezogen.
    Sie räuspert sich leise, beeilt sich, sich wieder auf die Anzeigen und die Flugbahn zu konzentrieren. Genau dieser Blick ist es gewesen, der sie die sentimentale und vollkommen unwirtschaftliche Entscheidung hat treffen lassen, nicht von Aldera aus direkt in den Orbit und auf eine der dortigen Sprungplattformen zu fliegen sondern stattdessen die Sprungfreigabe erst für das knapp zwei Breitengrade entfernte Juranno anzufordern, eine Flugroute zurechtzulegen, die auf planetarer - durch das Fenster verfolgbarer - Strecke Aldera und den von Flüssen und Wasserfällen durchzogenen Gebirgskamm bis zu den Juran-Mountains möglichst bildgewaltig umfasst.
    Der Blick, als sie aus dem Hyperraum ausgetreten sind und nach kurzem Kurvenflug der Sternenhimmel dem Orbitalpanorama Alderaans gewichen ist. Dieser verzauberte Glanz in Augen und Mimik – verdammte Scheiße, wie kann eine Person nur so sehr strahlen!
    Sie tut so als würde der Flug ihre volle Aufmerksamkeit erfordern, was bei manueller Steuerung möglichst nicht allzuhoch und leicht geneigtem Bug trotz gerader Fluglinie immerhin zu etwa fünfundsiebzig Prozent der Wahrheit entspricht – die anderen fünfundzwanzig Prozent sehen immer wieder aus den Augenwinkeln zur Seite, beobachten ihn, wie er vor sich hin lächelnd die sich vor ihnen ausbreitende Landschaft beobachtet, das Kinn auf dem Plüschrancorkopf abgestützt.
    Verflucht, zwischendurch muss sie sich voll auf das Terminal konzentrieren, nicht weil der Flug es erfordert sondern damit sie nicht Gefahr läuft von dieser Extremportion an sentimentalen bullshit überwältigt zu werden!
    Fast eine Dreiviertelstunde ziehen Bergkämme, Wälder, Flüsse und Seen unter ihnen vorbei, während im Cockpit abgesehen vom dumpfen Vibrieren des Sublichtantriebs vollkommene Stille herrscht, dann muss sie sie unterbrechen, um Kontakt zur Luftraumverwaltung Jurannos aufzunehmen. Das ist gut, denn der vollkommen nüchterne Funk, die Zuweisung der Sprungplattform und das Umlegen der Astrogationsdaten auf den neuen Ausgangspunkt rücken ihr den Kopf wieder halbwegs gerade.
    Mit rückwärtigen Triebwerken, um den Planeten auch beim Flug in den Orbit weiter vor dem Fenster zu haben, steuern sie die zugeteilte Plattform an – was gleich noch einmal die Luftraumverwaltung auf den Plan ruft, die wissen wollen ob es ein Problem gibt, weil sie rückwärts fliegen. Als würde sie das irgendwas angehen!
    Knappe zwölf Minuten später weicht das Alderaan-System den Schlieren des Hyperraumtunnels, sie lehnt sich zurück und legt die nackten Füße auf der Konsole ab.
    „Wir haben einen Deal“, stellt er grinsend fest, wendet ihr den Blick zu und deutet auf das Fenster. Der Plüschrancor nickt bestätigend.
    „Woah, halt ma'!“ Sie schnaubt lachend und lässt den Kopf zur Seite kippen. „Alles was'ich gesagt'hab is' dass'man darüber diskutier'n kann, solang's keine Hyperraum-Warnmeldung'n gibt.“ Zugegeben, das ist auf der Strecke Alderaan-Coruscant immerhin relativ unwahrscheinlich.
    Das sehe ich aber anders!“ Der Rancor nickt wieder. „Siehste, er auch“, hängt er dran und tätschelt dem Stofftier den Kopf.
    „'s is' unlauterer Wettbewerb, sich'auf die'Art 'ne Diskussionsmehrheit zu schaff'n“, murrt sie und fixiert das Tier mit zusammengezogenen Brauen.
    Er zuckt mit den Schultern, kurz gucken er und der Rancor sich an, nicken sich zu. „Die zwei-Drittel-Mehrheit unserer Fraktion ist nicht verantwortlich dafür dass du nicht daran gedacht hast, dir Meinungsverstärkung mitzubringen, da kannst du so viel murren wie du willst“, stellt er fest. Der Rancor hat scheinbar keine andere Aufgabe als das Gesagte abzunicken, und die erfüllt er mit großem Enthusiasmus.
    Sie grinst, schüttelt den Kopf, muss lachen. Verdammt, sie will gar nicht lachen, aber sie kann nicht anders. Gegen diese absolute Mehrheit ist sie einfach machtlos.

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    Coruscant, Etage 180 eines Megatowers nahe der Ruinen des Jeditempels, spät abends


    Sie deutet durch ein kurzes Senken des Kopfes dem alternden Jedi gegenüber eine Verbeugung an. „Viel'n Dank, Meister'Teriso.“ Ein Mundwinkel hebt sich leicht. „Ehm, ich'find alleine raus. Schätz, wir hör'n voneinanner.“
    In seiner so typisch gemessenen Art erhebt der Mann sich, legt die Handflächen aneinander und verneigt sich. „Möge die Macht mit Euch sein, Captain Trigger“, verabschiedet er sie mit der Art von Lächeln, die eher in seinen Augen- anstatt der Mundwinkel zu finden ist.
    Sie wendet sich der einzigen Tür des schlichten Besprechungsraums zu, der bis auf einen von Stühlen umgebenen Tisch mit eingelassenem Holoprojektor und ein die Wand einnehmendes Schubregal über keine Einrichtungsgegenstände verfügt und tritt auf den Gang hinaus; gerade noch kann sie den Zabrak und den ihn begleitenden Jedi um die Ecke zu den Fahrstühlen verschwinden sehen.
    Der breite Gang, von dem rechts und links nur wenige Türen abgehen, ist in warmes Licht getaucht. Ein Licht dass ihn nicht kalt wirken lässt, obwohl er – abgesehen von den ihn säumenden Statuen – vollkommen schmucklos ist; ein Umstand, der sie schon beim Hereinkommen die Flurkameras problemlos hat ausmachen lassen.
    Sie bleibt vor der ersten Statue auf ihrem Weg stehen, betrachtet sie mit schiefgelegtem Kopf. Ein Jedi, klar zu erkennen an Robe und Lichtschwert. Aber nicht irgendein Jedi, sondern ein bestimmter – das kann sie zumindest aus der Art der Darstellung schlussfolgern; die Gesichtszüge des Gran sind viel zu fein gearbeitet als dass der Erschaffer der Statue damit irgendein identitätsloses Prinzip hätte vermitteln wollen. Wahrscheinlich irgendwas an Historie, geschichtlich wichtige Jedi die für andere Jedi sofort zu erkennen sind, so dass man darauf verzichtet hat kleine Plaketten an die Sockel der Statuen anzubringen, die Unwissende über die Identitäten aufklären.
    „Hm“, brummt sie und geht weiter, bevor sie noch jemand sieht, ihr Stoppen für Interesse hält und meint, ihr Hirn mit vollkommen veralteten Daten zu füllen – denn etwas anderes ist Geschichte nicht. Irrelevant. In diesem Fall nur dazu geeignet, dem Zabrak und seinem Aufpasserjedi genug Zeit zu geben in den Fahrstühlen zu verschwinden, damit sie nicht mit denen bis in die Lobby des Megatowers fahren muss und dem bis dahin sogar sowas wie ganz gut gelaufenen Termin noch Smalltalk angefügt würde.
    Der Zabrak hat ohne sich jedes Wort aus der Nase ziehen zu lassen ihre Fragen beantwortet, hat alles an Personen die ihm im Dunstkreis Lord Treags eingefallen sind aufgelistet und mit einer kurzen Einschätzung versehen – aber das sind genau genommen keine Informationen sondern Gossip, nicht verifiziert, noch dazu aus einer zweifelhaften Quelle. Sie schnaubt kopfschüttelnd, stoppt am Fahrstuhl und drückt mit dem Handballen auf das Türpad. Wartet.
    Eine Quelle, die eine Terminusklasse als es fliegt, ist groß und schwer bewaffnet bezeichnet ist, selbst wenn man die Frage der Glaubwürdigkeit außen vor lässt, ein nicht gerade präziser Informant! Ein paar neue Namen, die vielleicht überprüfenswert sind, ein paar Neuigkeiten zu den Personen, die man zwar nicht so ohne weiteres glauben, aber zumindest im Hinterkopf behalten kann – das ist das Ergebnis.
    Die Fahrstuhltüren öffnen sich, sie tritt hinein und sofort geht ihr Blick zu der Kamera in der oberen rechten Ecke, ohne dass sie den Kopf mitbewegt.
    Eine andere Information, die am Rande gefallen ist und die sich – gepaart mit anderen Aussagen und Gedanken – zu einer Idee entwickelt hat. Zuerst erschien sie dumm, aber nichts ist hartnäckiger als eine Idee, und je mehr sie darüber nachdenkt, desto machbarer wirkt es.
    Einen Moment lang lässt sie ihre Hand über der Fahrstuhlanzeige schweben, mustert die Etagenzahlen darauf, von denen Nummer 178 bis 183 – die obersten sechs Geschosse – vom Rest abgeteilt und mit dem Symbol des Ordens versehen sind.
    “Ihr könnt Sharnyal hier erreichen, solange ich an Bord der 'Spirit' stationiert bin, Captain Trigger.“
    Sie bestätigt mit dem Daumen die Lobby als Fahrstuhlziel.
    “Sharnyal, wenn Captain Trigger keine Fragen mehr hat und du nichts hinzufügen möchtest, kannst du jetzt mit Ritter Gren gehen und einen der Parks aufsuchen. Ich bin mir darüber im Klaren dass die Momente außerhalb deines Tagesplanes wertvoll für dich sind.“
    Sie klemmt die Zungenspitze zwischen die Zähne, zieht leise zischelnd Luft und beobachtet mit seicht gerunzelter Stirn die Etagenanzeige über den Fahrstuhltüren.
    “Ich weise darauf hin, dass ich meinem Orden nicht empfehlen kann, Sharnyal Zeran in die Hände des Imperiums zu übergeben da davon auszugehen ist, dass er restriktiven Strafmaßnahmen unterzogen würde.“
    Ihre Finger legen sich auf eins der Pads am Gürtel, trommeln einen unregelmäßigen Takt auf die Hartplastikhülle.
    “Ich sehe es nicht ein feindlichen Agenten oder Verbrechern hier einen 'Urlaub' auf Tython zu geben während wir einen unserer Soldaten zurückbekommen können für ihn und gegebenenfalls noch Informationen die zweckmäßig sind, statt einen Maulwurf durchzufüttern.“
    Mit einem leisen Pingen stoppt der Fahrstuhl, die Türen öffnen sich und geben den Blick auf die Lobby des Megatowers frei. Fahrstuhlcams. Lobbycams. CSF-Security hier unten.
    “Wir lassen niemanden zurück. Also holen wir ihn raus.“
    Straßenüberwachung mit Sicherheit. Man müsste sich die Parks in der Nähe mal angucken.
    Abrupt setzt sie sich in Bewegung, genauso abrupt zieht sie das Pad vom Gürtel um Senior Supervisor Decker eine kurze Nachricht mit der Bitte nach einem zeitnahen Termin zu schreiben. Sie hält das für machbar, soll er eben entscheiden, ob das eine brauchbare Idee ist!

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, spät am Abend


    Gleich nachdem sie die Verbindung getrennt hat, zieht sie das Headset vom Kopf, schmeißt es im lockeren Bogen auf den kleinen Metallcontainer neben dem Mini-Terminal auf der gegenüberliegenden Seite der Wand des kleinen Raums und zieht die Beine an um die nackten Füße an der Kante des etwas größeren Metallcontainers zu parken auf dem sie sitzt. Langsam schiebt sie sich so weit zurück, dass ihr Rücken die Wand berührt, kippt den Kopf nach hinten gegen das kühle Metall und legt die Arme locker auf den Knien ab.
    War das brauchbar? Schwer zu sagen, wenn einem nur die Tonspur zur Verfügung steht, Gestik und Mimik der Sprechenden vollkommen fehlen.
    Nüchtern betrachtet ist zumindest der Teil der Befehlslage, der sich mit dem Ruf und der Integrität der Behörden beschäftigt schon im Vorfeld utopisch gewesen; jemand mit Kuzes politischer Einstellung würde immer systemkritisch berichten, wenn er kann – und hier kann er. Vielleicht ist es gelungen, seinen Blickwinkel von alle sind scheiße ein bisschen auf den SID zu verengen – der ominöse Moloch ist das gewohnt und kann wahrscheinlich ganz gut damit leben – aber mehr war nicht möglich. Tatsächlich erschließt sich ihr der Sinn nach mehr auch nicht; Kuzes stark linke Einstellung ist kein Geheimnis, soll er eben kritisch berichten, dazu gehören immer noch auch die Leute, die es schlucken – und für wirkliche Überzeugungsarbeit ist das, was er hat, lange nicht fundiert genug. Aber wahrscheinlich ist es mit Meinungsfreiheit genauso wie mit allen anderen Freiheiten; sie sind jederzeit auszusetzen, Verfassungsverankerung hin oder her.
    Für den anderen Teil der Anweisungen sieht es allerdings, rein aus der Tonspur geschlossen, ganz brauchbar aus. Der Art von Kuzes Formulierung nach hat er den sehr viel ungefährlicheren Sith geschluckt, der Gesprächsverlauf deutet darauf hin dass er gar nicht so sehr nach den Ursprüngen der Angriffe sucht, sondern viel eher nach einem Ansatz, SID und Militär Handeln am Senat vorbei nachzuweisen – und da Senator Tigran glücklicherweise ein Idiot ist der zwischen den gefährlichen Punkten eine ganze Menge nachweisbar heiße Luft produziert hat, kann der Journalist das zwar unterstellen und versuchen zu suggerieren, allerdings an keiner Stelle belegen.
    Unverzeihlich ist der Punkt, wie dumm sie sich in der Vorbereitung angestellt hat. Verflucht, Kuze hat ihr gesagt dass er einen Interviewtermin mit Senior Officer Biggs hat, sie hat dieses Interview mit der Einschätzung, dass er im schlimmsten Fall alles weiß was Biggs über die Anschläge bekannt ist, sogar in ihrer Berichterstattung aufgeführt – aber sie ist dabei nicht auf die Idee gekommen dass jemand, der auf Tanaab lebt vielleicht den vorhergehenden gescheiterten Angriff im System erwähnen könnte.
    Mürrisch brummend löst sie den Hinterkopf von der Wand, nur um ihn gleich darauf wieder dumpf dagegen fallen zu lassen. Das ist einfach nur dämlich gewesen, sich kalt erwischen zu lassen und auch wenn durch die Direktanbindung an eine der größten Hyperraumrouten der Galaxie tatsächlich die genannte relative Nähe gegeben ist, ist sie für ihren Geschmack viel zu sehr ins Rudern geraten.
    „...Ratte!“, murmelt sie knurrig in den Raum hinein, schiebt die Hände in den Nacken, verschränkt die Finger und lehnt sich vor um die Stirn auf die Knie sinken zu lassen. Ihr gegenüber hat er seine Kenntnis über den ersten Angriff mit nicht einem Wort erwähnt! Nicht dass sie zwingend die vertrauenswürdigste Person im Leben des Journalisten wäre; nüchtern betrachtet kann sie es ihm nicht einmal übel nehmen. Anfressen tut es sie dennoch.
    Ein paar Minuten lang schließt sie die Augen und lässt Teile des Interviews Revue passieren, dann richtet sie sich abrupt auf, schüttelt die Gedanken ab und springt von der Kiste auf die Füße. Gelaufen ist gelaufen, es macht keinen Sinn daran rumzugrübeln, was man hätte besser machen können.
    Sie verschränkt die Finger im Rücken, drückt die Arme durch und baut Druck nach oben auf, lässt den Blick durch den kleinen Raum schweifen; es ist keine vierundzwanzig Stunden her dass sie beschlossen hat einfach ein bisschen was an Kram direkt vor Ort zu brauchen – Sicherheitscontainer zum Beispiel, um die Inhalte der Koffer wegzuschließen, die ihr Staff Sergeant Trakanth mit dem expliziten Hinweis ausgehändigt hat, dass es sich dabei um Verschlusssache handelt – und schon sieht es hier aus, als habe sie nie woanders gearbeitet; zwei aufgestellte Terminals, Holoschirmgeneratoren an den Wänden, Pads und Sticks strategisch gut verteilt. Die Tür braucht noch so zwei bis drei Sicherheitsebenen, dann ist es hier vollkommen okay. Nicht abgeschirmt zwar, aber wenn man das weiß – und sich außerdem ein paar Stockwerke höher auf Coruscants Oberfläche befindet, so dass datafishing über die Außenwand sich eher schwierig gestalten würde – dann ist das ein Umstand mit dem man leben kann.
    Ihr Blick fällt auf die Kühleinheit neben dem rechten Miniterminal und wieder spürt sie einen Stich Enttäuschung – wie auch schon, als sie den tiefgefrorenen Inhalt für die sie das Ding eigentlich besorgt hat, weggeschmissen hat. Es erschien ihr eine brauchbare Verwendung, das Ding hier anzuschließen und von Frieren auf reines Kühlen herunterzudrehen um immer eine Flasche Wasser griffbereit zu haben, aber wenn dieses ekelhafte Gefühl, dass sie irritiert – was sie wiederum ärgert – der Preis ist, dann sind die zwei Räume bis zur Küche eindeutig nicht weit genug weg um ihn zu rechtfertigen. Also würde das Ding morgen seinem ursprünglichen Inhalt folgen.
    Sie reißt den Blick los und zwingt sich, die Gesichtsmuskeln zu entspannen, die die Brauen düster zusammengezogen haben, wendet sich dem Tresorcontainer zu und überprüft sorgfältig seine Verriegelung, nickt brummend und deaktiviert Holoschirme und Terminal, packt den Deckel auf die Kiste mit Haferkeksen und nimmt sogar ihren Cafbecher mit, um ihn in die Küche zu bringen und auszuspülen – sie hat nur den einen, die anderen sind nicht aus Aluminium!

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    Coruscant, eine Wohnung mit Blick auf einen nahen Megatower und den angrenzenden Park, früher Nachmittag


    Mit seicht gerunzelter Stirn beobachtet sie den neben sich Schlafenden. Er hat Glück; er schnarcht tatsächlich nicht. Dafür stinkt der kleine Raum erbärmlich nach diesem Monstrum von Pizza, belegt mit Fleisch und Fleischersatzstoffen von denen sie gar nicht wissen will was sie eigentlich genau sind, das er in einer Mordsgeschwindigkeit, als habe er seit Tagen nichts mehr gegessen, verdrückt hat, bevor er sich auf dem Sofa zusammengerollt hat und ziemlich instant eingeschlafen ist.
    Agent Johnson – Ray – ist das Lehrbuchbeispiel für den Unterschied zwischen Effektivität und Übereifer – und auch wenn sie ihn erst ein paar Tage lang kennt und nicht wirklich viel über ihn weiß, hat sie eine ziemlich gute Vorstellung, woher das kommt dass er so dermaßen darauf versessen ist, gut zu sein. Besser zu sein.
    “Naja, in unserem Job ist es eher unüblich seine Kollegen wirklich kennenzulernen, nicht?“
    Schmal lächelnd wendet sie den Blick weg vom Schlafenden, der Fensterfront zu.
    Das ist wahrscheinlich korrekt. Es ist aber wohl auch eher unüblich, von Personen in Profilen zu denken, die ständig erweitert werden; durch jedes Wort, jede Geste, jeden Blick. Der Mann hat sicher keine Ahnung, wie viel er beiläufig über sich verraten hat, jemandem gegenüber der beobachtet und zuhört – einfach versteht, ob er will oder nicht.
    Verstanden hat sie, als Ray Rentreen gegenüber beinahe die Kontrolle verloren hat. Und – verdammte Scheiße – wie schnell. Wie leicht! Fuck, vorsichtig geschätzt würde sie keine Viertelstunde brauchen das zu reproduzieren.
    “Ich hatte mich auf Kontakt mit den Truppen gefreut.“
    Ernüchterung. Enttäuschung. Nicht ausgesprochen, aber dennoch deutlich, als sie ihn im Fahrstuhl zur Rede gestellt hat. Ein sorgsam angelegtes Idealbild – von jemandem, der es eigentlich besser wissen sollte – das sich nicht mit der sehr viel schmutzigeren Realität deckt. Ein Problem dass er besser schnell in den Griff kriegt!
    Sie bläst die Backen auf, angelt mit dem linken Fuß nach dem kleinen Beistelltisch und zieht ihn in eine Position, auf dem sie bequem die Füße drauf ablegen kann. Die Wohnung die sie okkupiert haben ist einfach möbliert und ist sogar ans Stromnetz angeschlossen, obwohl sie leer steht. Positiv: Es macht eine Dauerbeobachtung komfortabler. Negativ: Der Patzer dass Ray sie für eine irgendwie vom SID zur Verfügung gestellte Wohnung gehalten hat und an die Tür gegangen ist um die verdammte Pizza in Empfang zu nehmen, wäre wohl nicht passiert, wenn sie hier nur nackte Wände gehabt hätten anstatt etwas, das so ähnlich wie wohnlich ist.
    „Oh my...“, murmelt sie leise, während sie den gehaltenen Luftstrom ausstößt, legt die Füße auf dem Tischchen ab und lässt sich tiefer auf die Sitzfläche des Sofas gleiten, den Blick stumpf aus dem Fenster gerichtet, zwischen Park, Megatowereingang und Fensterfront hin und her gleitend.
    Ray hat voller Enthusiasmus einen Schichtplan für die Observation aufgestellt – und der ist in seinem Übereifer genau eins: Scheiße! Für acht-Stunden-Schichten braucht man drei Leute! Wenn man schon meint, dass zwei Personen eine vierundzwanzig-sieben-Überwachung über einen längeren Zeitraum bewältigen sollen, dann doch gefälligst in zwölf-Stunden-Schichten, die auch verdammte zwölf-Stunden-Pausen beinhalten und Tagesrhythmen – zumindest wenn sie sich an Standardtagen ausrichten – nicht vollkommen stören!
    Wieder wandert ihr Blick zur Seite, streift den Schlafenden, wandert weiter zu der Reisetasche an der Zimmerwand, geht weiter – begleitet von einem leisen Seufzen – zur Thermoskanne auf dem Boden vor dem Sofa. Sie lässt den rechten Fuß vom Tisch fallen um das Behältnis mit der Fußspitze anzuticken, lauscht auf das Geräusch, als es umfällt. Leer. Natürlich. Was sonst.
    Sie steht nicht auf um neuen Caf zu machen, seufzt nur stoisch und legt den Fuß wieder auf den kleinen Tisch, beobachtet weiter das unglaublich uninteressante Geschehen gegenüber.
    Effizienz ist die Kunst mit so wenig Energieaufwand wie nötig das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Kosten-Nutzen-Rechnungen. Sehr einfach. So einfach dass das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch der Agent weiß.
    Trotzdem hat er ziemlich offensichtlich vor, bedeutend mehr Energie aufzuwenden als nötig – nein, als vernünftig – wäre; dass er eine Tasche mit Klamotten dabei hat und neben ihr auf dem scheiß Sofa liegt um zu pennen anstatt nach Hause zu fahren, sind verdammt sichere Anzeichen. Er hat vor hierzubleiben, tagelang. Sinnvoll bei einer Observation, die planmäßig einen Punkt erreicht, der sofortiges Eingreifen erfordert, aber vollkommener bullshit bei dem was sie hier tun – Langzeitbeobachtung. Das Erstellen eines Zeitplans. Das Aufzeichnen von Regelmäßigkeiten und Routen. In spätestens drei Tagen würde er aussehen wie Scheiße und sich wahrscheinlich genau so fühlen – für eine Arbeit, die auch sinnvoll gestellte Cams und Beobachtung im Schnelldurchlauf erledigen könnten, abgesehen von den Parkspaziergängen, aber bei denen wissen sie bereits, dass die vornehmlich abends, höchstens mal nachmittags stattfinden.
    „Ernsthaft... leck'mich“, murrt sie den Schlafenden an. Er murrt zurück und dreht sich auf die andere Seite. Sie schnaubt, lässt sich doch auf die Füße gleiten, angelt auf dem Weg in die kleine Kochnische die Cafkanne vom Boden und setzt neuen Caf auf.
    Sie hat eine schlüssige und gänzlich indiziengestützte Theorie, warum Ray tut was er tut. Warum es in seiner Vorstellung wichtig ist, derart viel in eine einfache Beobachtung zu investieren; kein wirkliches Wissen - nur weil etwas logisch ist, ist es noch lange nicht wahr – aber eine Vermutung mit hoher Wahrscheinlichkeit. Die Zukunft würde zeigen, ob sie damit Recht hat.
    Sie seufzt ein weiteres Mal. Vor gar nicht so langer Zeit hätte sie den Schichtplan mitsamt seines überflüssigen Aufwandes einfach hingenommen, eine Woche oder länger widerspruchslos ihre Zeit hier verbracht, gleichgültig für alles was keine Arbeit beinhaltet – es ist nicht so dass sie das nicht könnte, verdammte Scheiße, sie will nicht!
    Abgesehen davon dass sie auch noch genug anderes zu tun hat – tägliche eingehende Beschäftigung mit dem unter Verschluss stehenden Handbuch und den Lehrprogrammen zum Umgang mit ISIS, zum Beispiel – hat sie gar keinen Bock auf den Mist, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche; zumindest ein bisschen Zeit muss einfach zu erübrigen sein, zu leben.
    „Äh, ja...“, murmelt sie irritiert die Cafmaschine an und schüttelt den Kopf, stößt einen belustigten Luftstrom durch die Nase und sieht ihren Händen dabei zu wie sie automatisiert die Thermoskanne aufschrauben, mit dem neuen Caf befüllen und wieder verschließen. Mit einem zusätzlichen Plastikbecher bewaffnet macht sie sich auf den Rückweg in das Wohnzimmer, streift mit dem Blick noch einmal die Reisetasche und den Schlafenden.
    Morgen müssen sie sowieso unterbrechen um den Termin mit der Jedi wahrzunehmen – bis dahin hat sie diese Schicht bis zweiundzwanzig Standardzeit – an deren Ende sie nach Hause fahren würde – und morgen die Zeit von sechs Uhr bis zum frühen Nachmittag. Zu verkraften, mit dem Wissen dass sie nach dem Meeting diesem Mist ein Ende setzen würde.
    Sie lässt sich wieder auf das Sofa fallen – ohne Rücksicht auf den Schlafenden, der das prompt mit Schlafgemurmel quittiert – schwingt ihre Beine erneut auf den Tisch und füllt den Becher, tauscht Thermoskanne gegen Datapad aus und öffnet vorsichtig am Caf nippend ein Nachrichtenfile. Wenn sie schon bis auf die Beobachtung nichts zu tun hat, kann sie die Zeit wenigstens sinnvoll nutzen.
    Blind tippt sie eine Weile, unterschreibt als sie fertig ist, zögert. Kurz betrachtet sie den Text, liest noch einmal drüber, schürzt die Lippen und runzelt kritisch die Stirn. Es ist alles gesagt; eine Antwort auf das Datenpaket, eine weiterführende Bitte. Sachlich. Faktisch. Mehr braucht es nicht – theoretisch.
    “Ich fände es schäbig, nur dienstlich anzufragen.“
    „Fuck...“, murmelt sie leise, sieht zurück zum Fenster, hinauf in den Himmel. Überlegt angestrengt, was sie noch dazu schreiben kann - irgendwas Persönlicheres, Privateres.
    Langsam tastet ihr Blick die Stadlandschaft ab; den Megatower, den Park, die Leute auf den Straßen, auf der Suche nach Inspiration.
    „Fuck...“, brummt sie noch einmal, fängt einen Satz an, löscht ihn wieder und fängt erneut an.
    Erst zwei Stunden später ist die Nachricht abgesendet. Zwei Stunden für drei verdammte Sätze – ein grandioser Negativrekord! Auf der anderen Seite hat sie das immerhin eine Weile geistig beschäftigt gehalten.
    Sie schüttelt leicht den Kopf und clippt das Pad zurück an den Gürtel, rutscht wieder tiefer in das Sofa und verschränkt die Arme locker vor der Brust. Viereinhalb Stunden noch bis Ray wieder übernehmen würde. Sie atmet tief ein, langsam wieder aus und beobachtet weiter.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, mittags


    Seit Minuten schon wirft das Com nur einen schmalen bläulichen Streifen in die Luft, der das Ende der geladenen Holospur markiert und durch den sie mit geweiteten Augen hindurchsieht, den Blick auf einen Punkt weit hinter der Raumwand gerichtet, so dass sie das Interieur nur als verschwommene, unterschiedlich farbige Flächen wahrnimmt. In ziemlich regelmäßigen Abständen blinzelt sie langsam, schiebt mit den Augenlidern die immer wieder aufsteigende Flüssigkeit nach unten, lässt sie ungehindert über die Wangen rinnen und von ihrem Kinn herabtropfen – sie spürt die Aufschläge auf den im Schoß ineinander verschränkten Händen.
    Sie spürt ihre Hände wieder; das heißt sie könnte die verschweißte Packung sullustanisches Gemüse-Cacha, die ihr aus kraftlosen, tauben Fingern gerutscht ist wieder aufheben. Theoretisch zumindest. Praktisch allerdings fühlt sie sich außerstande, sich zu bewegen; verdammt, sie hat echte Schwierigkeiten, überhaupt zu atmen, die einzige Variante, die sie gerade hinbekommt ist eine schluchzende, japsende Scheiße, unregelmäßig, hart und flach, mit drohender Hyperventilation im Hintergrund die - zusammengenommen mit dem mehr als debilen Lächeln dass sich ihren Lippen einfach aufzwingt – ein wirklich absurdes Bild abgeben muss.
    Der rationale Teil ihres Verstands kämpft krampfhaft um die Vorherrschaft, versucht Ordnung in ein Gewirr aus Gedanken zu bringen, unzusammenhängenden Worten so etwas wie einen fassbaren Sinn zu geben, auch in einer klar unterlegenen Position einfach nicht bereit, einen vollständigen Kontrollverlust hinzunehmen.
    “Kannst du weinen?“
    „Aye, kann'ich.“
    „Wie is das?“
    „Zum Kotz'n!“

    Sie zieht einen zitternden, schniefenden Luftstrom ein.
    “Wieso?“
    „'s is'quasi die Königsdisziplin an'Kontrollverlust.“
    „Echt? Ist man da total handlungsunfähig?“

    Sie verschränkt die nassen Finger fester miteinander und atmet keuchend aus.
    “'s sin' Situation'n in den'n de vollkomm'n hilflos bis'. In den'n de nix tun'kannst was'es... hum... besser mach'n würde.“
    Erneut schiebt sie mit nach unten sinkenden Augenlidern Tränenflüssigkeit über die Wimpern auf die Wangen.
    “'s gibt ganz selt'n annere Situation'n... Situation'n die irg'ndwie... okay sin'. Eeh, weiß'ich nich' ob'ich die umschrieb'n krieg. 's is'... wenn'de aus irg'ndnem bescheuert'n Grund freiwillig losläss'.“
    Verdammt, sie hat gedacht dass sie weiß wovon sie redet, aber sie hatte ja keine Ahnung! Was für einen armseligen Scheiß sie versucht hat zu beschreiben, verglichen mit dem hier! Sie hat keine Vorstellung gehabt von etwas, das gleichzeitig so sehr wehtun und so erfüllend sein kann.
    Aus irgendeinem bescheuerten Grund lässt sie freiwillig los – und schreit, weil irgendwas einfach überläuft, der emotionale Überschuss raus muss und keinen anderen Weg findet als das. Der Aufschrei geht in ein ungestümes Lachen über, das nicht aufhören will, selbst als sie schon auf die Seite gefallen ist und sich zusammengekrümmt hat, weil ihr verdammt nochmal die Atemluft knapp geworden ist.
    Es ist nicht einmal Wahnsinn. Doch. Wahrscheinlich ist es Wahnsinn, es fühlt sich nur nicht so an.
    Eine Ewigkeit später hat sie sich abgeregt. Eins der Kissen hat gelitten, ebenso der Stoffrancor. Keuchend, außer Atem als wäre sie einmal um den Block gesprintet, richtet sie sich wieder in eine sitzende Position auf, schmeißt das Plüschtier in einem flachen Bogen auf dem Sofa zur Seite, das Kissen hinterher, wischt sich schniefend abwechselnd mit den Handballen und -rücken durchs Gesicht und atmet.
    „Fuck... geht'wieder“, teilt sie etwas krächzend dem leeren Raum mit. „...geht'schon wieder.“ Sie drückt den Rücken durch, legt sich die Hände auf die Schultern und lässt sie langsam kreisen, zwingt betont ruhige, tiefe Atemzüge in ihre Lunge und zurück in den Raum.
    Das ist ein Zusammenbruch gewesen, da nutzt das auch beste Schönreden und Relativieren nichts – nur nicht am unteren Ende der Skala, wo ein düsterer Punkt lauert an dem der ganze Dreck nicht mehr zu ertragen ist, sondern irgendwo weit, weit oben, wo sie die Skala nicht einmal mehr markiert hat.
    „Fuck'eeh...“, beschließt sie noch einmal, schüttelt leise lachend den Kopf und angelt mit dem linken Fuß nach der Cachapackung, um sie aufzuheben und hinter dem Com auf den Tisch zu schieben. „...is'ja nich' wahr...“
    Sie runzelt die Stirn, lauscht auf ihre Atmung ohne ihr einen Rhythmus aufzuzwingen. Etwas flach, etwas beschleunigt, aber wieder halbwegs okay. Sie wischt die Handrücken an der Hose ab, um danach damit nochmal durchs Gesicht zu fahren. Auch halbwegs okay, sie bleiben trocken. Echte Gelassenheit ist das zwar bei Weitem nicht, aber das ist ja wohl genug Beherrschung, um eine simple Holonachricht aufzunehmen. Sie verknotet die Beine zum Schneidersitz, lehnt sich vor und startet die Aufnahme.
    Fünf Minuten später blinzelt sie das Com mit einem Lächeln an, das irgendwo zwischen debil und irritiert liegt. Sie hat es nach dem Stoppen der Aufnahme vom Tisch genommen, um das Vid auch abzuschicken. Das hätte sie nicht tun müssen, es ist nur ein File im Speicher gewesen; sie hätte es genauso gut löschen und eine Version aufzeichnen können die ohne dieses... Zwischenspiel ausgekommen wäre. Aber das ist irgendwie keine Option gewesen, sie hat mit dem sentimentalen bullshit nicht angefangen und verdammte Scheiße noch eins, es ist wie es ist, sie würde es ums Verrecken nicht anders haben wollen!
    „Krass'eeh...“, beschließt sie – noch immer etwas heiser – mit einem verwunderten Kopfschütteln und tauscht das Com in ihrer Hand gegen ein Datapad, um eine Holonetverbindung aufzubauen und nach einem Rezept für Banthagulasch zu suchen. Das Ergebnis befördert sie ziemlich effektiv wieder auf den Boden der Tatsachen; vierzehn Millionen Einträge alleine im republikanischen Kernholo.
    „Scheiße...“, ächzt sie erschrocken, als sie sich durch die ersten Einträge klickt. Wie verdammt viel da reinkommt, wie lange der Kram kochen muss - so etwas Kompliziertes hat sie noch nie gemacht! Einen verzweifelten Moment lang ist sie versucht, Ivory eine Nachricht zu schreiben und um Hilfe zu bitten, aber dann siegt der Stolz, sie verengt die Augen und zieht einen scharfen Luftstrom durch die Nase. Das geht! Sie muss nur alles einkaufen und so vorbereiten wie sie es braucht, um dann mit einem vernünftigen Zeitplan zu arbeiten. Wenn sie sagt dass sie verdammtes Banthagulasch macht, dann macht sie das auch! Aber das hat noch Zeit. Zu viel Zeit, von einem subjektiven Standpunkt aus betrachtet.
    Sie wischt das Holofenster vom Padschirm und starrt eine Weile auf die nun leere Fläche. Noch etwas über eine halbe Stunde bis zur vorgezogenen Trainingszeit, damit sie dann pünktlich ihre Schicht übernehmen kann – genug Freiraum, um ihn mit etwas Sinnvollem zu füllen.
    Sie schnaubt, deaktiviert das Pad und lässt es auf den Boden fallen. Dazu hat sie keine Lust! Stattdessen rutscht sie auf dem Sofa in eine liegende Position, angelt dabei das Com von der Tischplatte, streckt die Beine lang aus und verschränkt einen Arm im Nacken, während die andere Hand das Gerät auf ihrem Bauch parkt, in den Nachrichteneingang navigiert und die letzte Nachricht im Speicher neu startet.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, Tage später, nachmittags


    „Na'guck... geht'doch“, brummt sie die Arbeitsfläche an, auf der ein gutes Dutzend Türpads liegen, locker verkabelt mit einer Energiezelle an der Stelle an der sie in einer Tür an das System von Schließbolzen angeschlossen wären. Endlich hat sie das Standard-Com in ihrer Hand dazu gebracht das Signal des Türpads das sie gerade in der Mache hat nicht nur aufzufangen sondern auch zurückzugeben, was der Bildschirm mit dem Logo einer grünen, in sich verdrehten Acht quittiert, unter dem in geschwungenen Buchstaben ASG steht, gefolgt von einem bedeutend nüchterneren und kleineren Schriftzug der verkündet 'Ihr Sicherheitscode wird generiert, bitte schalten Sie Ihr Com nicht aus'.
    Mit seicht gerunzelter Stirn und auf der linken Seite der Unterlippe kauend beobachtet sie, wie das blöde Pad wieder etwas an das Com sendet, dieses Mal nicht nur einen technischen Austauschimpuls sondern ein Datenpaket bei dem sie freundlicherweise sogar gefragt wird, wo sie es ablegen will. Schnaubend schüttelt sie den Kopf und speichert das Ding unter der unglaublich kreativen Bezeichnung '01' auf der Speicherkarte des Kommunikationsgeräts. Türpads sollten nicht senden. Sie sollten empfangen und zwar nur empfangen, alles andere ist falsch!
    „'s meinste? Reproduzierbar?“, hebt sie den Kopf und sieht den kleinen Stoff-Krayt, der oberhalb der Arbeitsfläche auf einer Kiste thront und ihre Arbeit beobachtet, mit gewölbter Braue an. Er antwortet nicht.
    Ich sag, 's geht“, beschließt sie brummend und aktiviert das nächste Türpad in der Reihe, auf dessen Bildschirm der Schriftzug 'Bitte aktivieren Sie Ihr Com' zu lesen ist, der sie bis zu diesem gerade gelungenen Durchbruch einiges an Ärger gekostet hat.
    Skeptisch schiebt sie das Com mit dem Zeigefinger direkt vor das Pad und öffnet die Kanäle.
    „Ha!“, ruft sie und grinst zur Seite, als der Bildschirmtext wechselt. „Sag'ich doch!“, schiebt sie triumphierend hinterher und speichert diese Version unter '02'. Das Stofftier zeigt sich weiterhin gänzlich unbeeindruckt.
    Zufrieden nickend greift sie die Wasserflasche von der Kraytkiste, schraubt sie auf und schnippt den Deckel auf den Tisch, trinkt ein paar Schlucke.
    Die Türpads sind scheiße! Im Kern relativ einfache Frequenzmustertechnologie, die theoretisch wohl nicht allzu kompliziert zu knacken ist. Praktisch allerdings sind das alles neue Schlösser, die noch gar keinen RFID-Code haben – und den zu bekommen ist ein verschissener Akt gewesen, weil die Dinger den nicht einfach auf einer Karte oder einem Stick beigelegt haben sondern erst generieren – und zwar, indem sie mit einer bestimmten Art von Comsignal kommunizieren.
    Sie hat also erst dieses Signal nachstellen müssen, um eine Kommunikation möglich zu machen um jetzt da zu sein, wo ein sich in Benutzung befindliches Türschloss bereits wäre; ein Keypad auf der einen, ein RFID-Code der es öffnet auf der anderen Seite.
    „Na'dann könn'n wir'uns ja'die Codes ma' genauer anguck'n“, brummt sie, lehnt sich vor und deaktiviert sowohl das Com als auch die Energiezelle, an der die Pads angeschlossen sind. „Aber nich'mehr jetz'“, kommentiert sie ihr Tun, gefolgt von einem weiteren Schluck Wasser.
    Großzügig geschätzt würde sie vielleicht dreißig Sekunden brauchen, um so ein Schloss aufzukriegen – aber das wäre erstens sie und zweitens ein Prozess, der direkt auf dem Chipsatz ansetzt und etwas mehr Beteiligung erfordert als nur ein Programm zu starten oder so; Beteiligung die bei jedem Schloss anders wäre. Und darum geht es ja; eine Möglichkeit zu finden nicht ein einzelnes Keypad sondern das System dahinter zu knacken, das Master-Frequenzmuster des Chipsatzes zu finden. Den Generalschlüssel auf dem nicht ein sondern alle Schlösser gleicher Bauweise reagieren, um den dann in eine idiotensichere Anwendung zu verpacken.
    Auch das ist kein Garant, alles an Chipsatz auf dem ASG steht zu knacken - man sollte es nicht für möglich halten, aber Sicherheitsfirmen benutzen auch mal unterschiedliche Programmierungen – aber es ist zumindest für die Standardprogrammierung eines Standardschlosses das sie hier in mehrfacher Ausführung vorliegen hat, eine Chance.
    „Stanndard-Zivilschloss, echt ma'“, schnaubt sie abfällig und dreht sich auf dem Hintern um gute neunzig Grad um neben der Arbeitsfläche auf die nackten Füße zu gleiten.
    Natürlich, es gibt keine Sicherheit. Alles was Elektronik zu bekommt, bekommt Elektronik auch irgendwie auf. Aber so leicht, wie er sich das scheinbar vorstellt, ist es dann doch nicht – zumindest nicht ohne dass jemand vorher viel, viel Arbeit da rein gesteckt hat, es so leicht zu machen.
    Einen Moment lang sieht sie sich unschlüssig um. Sie weiß warum sie aufgestanden ist. Sie weiß, warum sie nicht einfach weitermacht, jetzt, wo sie ein Dutzend funktionstüchtige Schlösser zur Verfügung hat, mit deren Frequenzmustern sie arbeiten kann. Auf dem gleichen Grund, aus dem sie seit heute Morgen nichts mehr gegessen und nur Wasser getrunken hat, weil ihr Magen auch ohne gefüllt zu sein lustige Dinge tut.
    Sie ist nervös! Seit Tagen schon, immer mal wieder. Aber verdammt, heute hört es nicht auf – und wird auch nicht mehr aufhören, bis sie es hinter sich gebracht hat.
    Sie atmet tief durch, wendet sich von ihrem Arbeitsplatz ab, der anderen Wand des kleinen Raums zu, trinkt noch einen kleinen Schluck um ihren Magen zu beruhigen, während sie mit nur zwei Schritten die andere Raumseite erreicht hat.
    Nachdenklich greift sie nach einem Ärmel der hellgrauen Jacke, die dort auf einem Bügel hängt, lässt den Stoff zwischen Daumen und Fingern entlanggleiten.
    “Ich'will gar nix Großes... ich'will... ehm... was'wo ich'mich dran erinnern kann. Wenn'was scheiße läuft. Oder'so. Ein'n Punkt an'dem ich'mir genau vor Aug'n führe, warum ich 's mache... un' dass'es das is' was'ich will.“
    Sie hebt die Wasserflasche erneut, tippt sich mit der Öffnung gegen die zu einem seichten Lächeln verzogenen Lippen.
    “Eh, du willst zurück?“
    „Nope. Nich'zurück. weiter.“
    „Wie... weiter?“
    „Na... weiter eb'n. Keine'Ahnung. Weiter.“

    „...weiter eb'n“, murmelt sie die Flasche an, stößt einen kurzen Luftstrom aus und trinkt noch einen Schluck. Ihr Magen findet das scheiße.
    „'s is'nen verdammter Leb'nseid.“
    „Fuck“, ächzt sie und lässt den Ärmel los um sich die Hand auf den Magen zu pressen. Der findet das grad richtig scheiße!
    “...ich mach'das, weil'ich 'ne Wahl getroff'n hab. Un'da steh' ich'zu, scheißegal wie unbequem 's wird.“
    Noch könnte sie einfach verschwinden. Sie würde keine drei Stunden brauchen um den Orbit von Coruscant zu erreichen – wie schwer kann es sein, ein Märchen hinter sich zu lassen für jemanden, der nicht an Märchen glaubt?
    “Es ist wahr, weißt du? Du magst es nicht, weil es wahr ist.“
    Sturheit gräbt sich in ihre Züge, sie drückt den Rücken durch, strafft die Schultern und hebt das Kinn, zieht betont ruhige, langsame Atemzüge durch die Nase, während sie die Uniform aus leicht verengten Augen anstarrt. Sekundenlang rührt sie sich nicht, bis ihr Magen die Rebellion langsam einstellt, nur noch das den Tag über so vertraut gewordene flaue Gefühl zurücklässt.
    Nein. Sie würde nicht einfach verschwinden. Verdammt nochmal nicht aufgeben was sie hat.
    Langsam nickt sie dem grauen Stoff zu, hebt minimal einen Mundwinkel.
    Mit weglaufen ist sie wirklich durch!

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    Coruscant, auf dem Vorplatz des Senats, spät abends


    Sie sieht dem Mann hinterher, wie er in der Masse von Leuten, die auch zu so später Uhrzeit noch zahlreich auf den Wegen zum Taxiterminal vertreten sind, verschwindet. Ihre Lippen lächeln nicht, aber sie spürt noch immer das sich hartnäckig in ihren Mundwinkeln festgesetzte Gefühl eines Lächelns, das bei einem Blick in den Spiegel wohl beweisen würde, dass es die üblicherweise so scharf geschnittenen Gesichtszüge ein wenig aufweicht.
    “Ich schwöre...“
    Sie wendet sich wieder um, als sie ihn aus den Augen verloren hat, legt den Kopf in den Nacken und sieht an der Fassade des Senatstowers hoch, der erhaben, in regelmäßigen Abständen von blauen Scheinwerfern angestrahlt, in den coruscanter Nachthimmel aufragt und der vor wenigen Minuten als Hintergrundkulisse für mit einem Pad aufgenommene Holobilder herhalten musste.
    Gut dass Blondie ein kamerafähiges Pad dabei gehabt hat, ihr Gürtel liegt, bewacht von einem Stoffkrayt, in ihrem Arbeitszimmer auf einer Tresorkiste, Alan hat auch weder Com noch Pad dabei gehabt; an so etwas wie Bilder hat sie einfach nicht gedacht. So wie sie an so vieles nicht gedacht hat, was irgendein danach betrifft - dass sie vielleicht irgendwas sagen sollte das nicht nur aus verlegenem Gestammel besteht, dass sie noch irgendwo hingehen könnten um etwas zu essen oder zu trinken, dass die Galaxie nicht plötzlich aufhört zu existieren – aber ihr Kopf ist zu blockiert gewesen, das Danach zu unwirklich, als dass sie darüber nachgedacht hat.
    “...der galaktischen Republik und ihrer Völker...“
    Sie blinzelt, schüttelt langsam den Kopf und wendet ihn nach rechts, den Aufgängen zum Senatspark zu, weiter, bis ihr Blick an Coruscants Skyline hängenbleibt.
    Einen Punkt wollte sie haben, eine komprimierte Erinnerung, an dem sie sich genau vor Augen führt, dass sie das tut was sie will. Das Richtige tut. An dem Zweifel und Wünsche sich gegenüberstellen und Hoffnung zurücklassen. Diese theoretische Überlegung wurde von der Praxis weit in den Schatten gestellt!
    „...sowie den demokratischen Prinzipien der Republik...“
    Sie blinzelt wieder, schneller nun, ein paar Mal in Folge, räuspert sich und wendet den Blick dem belebten Durchgang zu den Taxiständen zu, der weniger Potential hat, ihr schon wieder Tränen in die Augen zu treiben als der Horizont des Stadtplaneten, den sie vor einer gefühlten Ewigkeit so verachtet hat. Ruckartig setzt sie sich in Bewegung, löst ein wenig die Verkrampfung der linken Hand um den Rand des um einige Gegenstände gerollten Baretts. Geschenke!
    “...zu dienen und diese tapfer zu verteidigen.“
    Sie braucht fast den ganzen Weg bis zum Taxisteg um das, was sie fühlt, einordnen zu können; tiefe Dankbarkeit. Für absurden galaktischen Humor. Für eine Chance. Für Vertrauen. Für Vergebung. Für die Fähigkeit anderer an sie zu glauben, als sie es nicht konnte. Für Freundschaft. Für Liebe.
    Sie schiebt sich in ein freies Fahrzeug, loggt die Adressdaten ein, wendet den Kopf dem Fenster zu, als das Taxi den Steg verlässt um sich in den dichten Verkehr einzufädeln.
    „Du has' gewonn'n...“, murmelt sie leise in die Fahrzeugkabine und sieht lächelnd auf die Stadt hinaus.
    Die Hure von Galaxie antwortet nicht. Da steht sie drüber.

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    Tage später, Coruscant, ein Appartement über der Stadt, spät abends


    Sie lässt sich auf die Kiste vor der Arbeitsplatte fallen, wischt mit dem rechten Arm achtlos die aufgereihten Keypads zu der Energiezelle auf die obere Hälfte des Tischs, stützt die Ellenbogen auf den nun freien Platz, presst die Stirn gegen die Handballen und schließt die Augen.
    Sie hat Kopfschmerzen und das ist schlecht, weil sie für die Scheiße gerade einfach keine Zeit hat.
    Langsam, begleitet von einem leisen Ächzen, lässt sie die Finger durch die Dreads wandern, lässt den Kopf sinken, bis sie die Arbeitsplatte zwar nicht berührt, ihre Kälte aber bereits an der Stirn spüren kann und verschränkt die Hände im Nacken, sortiert im Kopf das Arbeitspensum der nächsten Tage und verteilt Prioritäten um.
    Wie schwer kann es verdammte Scheiße nochmal sein einfach mal in zwei Sätzen eine beschissene Statusmeldung zu verpacken? Diese bekloppte Informations-Eifersucht macht Zeitplanung zu einem Horrortrip!
    Dumpf lässt sie die Stirn auf der Platte aufschlagen, löst einen Arm aus dem Nacken und tastet ziellos über den Tisch, um die Wasserflasche zu erwischen.
    Und dann dieses Gerede – zu viel, zu ziellos, in großen Teilen zu durchschaubar, in kleineren zu unflexibel. Wenn man in einem Gespräch von vier Personen bei zweien zwischendurch mehrfach das Bedürfnis hat, ihre Köpfe auf die Schreibtischkante zu schlagen, dann läuft was falsch. Und niemand, niemand passt auf!
    Ihre Finger ertasten das Plastik, schließen sich darum und ziehen es langsam über den Tisch, kriechen dann an der Oberfläche hinauf bis hin zum Verschluss, fummeln daran herum, bis der Deckel sich löst, auf dem Metall der Arbeitsplatte aufschlägt und irgendwo nach hinten rollt.
    Diese erbärmliche Romantisierung, diese furchtbaren Phrasen... und sie soll sich entspannen? Was verdammt noch eins sollte denn bitte die Scheiße? Sie wäre entspannt, wenn man ihr nicht – zur Abwechslung mal wieder – Informationen vorenthalten hätte. Wenn man nicht den Mund aufmacht und bullshit herauskommt. Wenn Leute funktionieren - und verdammt nochmal denken - würden! Ihre Meetings mit Agent Morvarid – die waren zum Beispiel entspannt. Sachlich. Relevant. Zielorientiert.
    “Sie fallen immer mehr in das Klischee einer Chiss.“
    „Ach... echt?“, nuschelt sie die Tischplatte an, die durch die Nähe ihren Atem unangenehm heiß zurückwirft. „Komisch, kann'mir gar nich' erklär'n wie'das wohl kommt...“
    Seufzend lässt sie die Flasche los und lässt den Arm wieder auf den Kopf fallen; um etwas zu trinken müsste sie sich aufrichten und sie liegt grad gut.
    Sie hat sich eine Auszeit genommen, nachdem die Langzeitobservation das unangenehmste Zeitfenster ergeben hat, was Planungssicherheit haben kann, weil es auf unbestimmt läuft. Beinahe zwei von drei Tagen hat sie sogar tatsächlich nicht gearbeitet. Gar nicht. Das Ding mit den Keypads hat ja Zeit gehabt.
    Eine Arbeitsmoral die sich jetzt rächt. Sicher, die Pads haben immer noch Zeit, nur das Zeit zu einer sehr knappen Ressource geworden ist, die Verhandlungsübernahme bedeutet dass die bekloppte Sith morgen ihre Anweisungen erhalten muss wie sie zu verfahren hat um zu bekommen was sie will. Bevor Ray Kontakt zu ihr aufbaut. Andernfalls hat sie nach den letzten gescheiterten Verhandlungen gar keinen Grund, dem Agenten auch nur zu antworten – und die vorgeschobene Diplomatie ist nicht optional, ohne die Show für die große Bühne kein Hütchentrick.
    „Man'gut dass'das 'n bissch'n mehr is' als'nen einfacher Anruf...“, brummt sie und lässt den Arm vom Kopf fallen, greift blind nach links, löst am dort auf der Kiste liegenden Gürtel ein Datapad und schafft es immerhin, das Ding auf dem Tisch abzulegen und zu aktivieren, bevor sie erneut nach der Flasche tastet.
    Sie richtet sich nicht auf, stattdessen wühlt sie den anderen Arm umständlich, begleitet von leisem Ächzen, unter den Kopf und wendet das Gesicht dem Pad zu, blinzelt ein paar Mal träge bis sie die Holoschirmanzeigen scharf sieht. Dann fokussiert sie den Blick sehnsüchtig auf die Flaschenöffnung, seufzt langgezogen. So weit oben!
    Theoretisch ist das Keypad-Problem sogar gelöst, zumindest das der Standardpads; das übergeordnete Frequenzmuster für den ihr vorliegenden Chipsatz befindet sich auf ihrem Datapad, und sie könnte das, was sie bisher gemacht hat, einfach kopieren; ein Standardcom mit der Art von Signal das mit dem Türpad-Chipsatz reagiert ausstatten, darauf den Mastercode als Anwendung aufspielen – ziemlich idiotensicher, wann immer der Chip die gleiche Kodierung hat, also wahrscheinlich immer, bei einem Standardschloss ohne zusätzliche Sicherheitsebenen.
    Aber praktisch nervt sie das Format der Übertragung massiv an; durch die Kommunikation zwischen Türpads und Com die in beide Richtungen läuft, wird der eintreffende Impuls gespeichert und ist damit zurückverfolgbar. Man würde bei jeder auf diese Art geöffneten Tür genau wissen dass es exakt dieses Comsignal gewesen ist – beinahe so sicher wie ein Fingerabdruck, nur eben technisch. Und eine Beweisbarkeit die sie wurmt!
    Überhaupt ist das Prinzip dahinter irgendwie beunruhigend. Sie hat das Signal lediglich nachgestellt, hat also keine Ahnung, wie es auf einem regulären Gerät als Gegenstück zu den Türpads aussieht, aber alleine die Idee, ein Com als Träger des Schließcodes zu verwenden, zusammengenommen mit dem Fakt, dass das Schlosschip und Gerät einen Datenaustausch vornehmen und der Vorgang aufzeichnet wird – wie weit kann man das treiben? In der Theorie könnte man das Gerät mit allem Impulse austauschen lassen, Bankterminals um Credits zu laden, Taxiterminals um Fahrten zu buchen, einfach alles - das Potential zur absoluten Überwachung.
    „Uargh!“ Sie schaudert. Richtet sich auf. Schüttelt sich. Und verbringt die nächste Minute damit, Mikroschlucke aus der Wasserflasche zu trinken und dieses Gedankenspiel irgendwohin zurückzudrängen wo es nicht im Weg ist.
    „Na'dann...“, brummt sie und unterdrückt ein Gähnen, durchpiekt den Holoschirm des Pads ein paar Mal mit dem Zeigefinger um einen Ablageordner, ein Netfenster und ein Routerprogramm raus aus dem republikanischen Holo zu öffnen. Vom technischen Aspekt ist Netzkommunikation, die nicht so ohne Weiteres auf ihren Ursprung zurückverfolgt werden kann nicht so schwer; gerade das absolut unreglementierte huttische Holo – ihr Ziel – ist ein ziemlicher Datendschungel in dem es mehr als genug Möglichkeiten gibt, eine Kommunikationsplattform zu schaffen ohne dass an irgendeiner Stelle Sender und Empfänger einen direkten Austausch haben. Es muss nur vorbereitet werden; eine passende Adresse herausgesucht, Programme geladen, Accounts angelegt werden. Ein File nach dem nächsten wandert in den leeren Ordner, während sie stumpf nur mit dem Zeigefinger durch die Luft wischt, immer wieder an der Flasche nippt.
    Dünn lächelnd schnaubt sie einen kurzen Luftstrom durch die Nase, gibt dem zweiten Account einen Namen der – gegensätzlich zum ersten – ein krasses Understatement ist und ist fertig. Zumindest mit diesem Teil.
    Gleichgültig wischt sie die geöffneten Fenster wieder zu, schnippst das Pad mit dem Zeigefinger an, so dass es ein Stück über den Tisch rutscht, legt den angewinkelten Arm zurück auf den Tisch, den Kopf darauf.
    Der zweite Teil ist schwieriger; es darf nie die Frage sein ob man ans Ziel kommt sondern immer nur wie.
    “Oh, das ist ein kaltes Ding...“
    Verächtlich wölbt sie die Oberlippe. „...un' jetz' ma'ne Runne auf mein'm Spielplatz, Miststück“, knurrt sie gepresst die Wasserflasche an, schließt die Augen und zieht die Brauen zusammen. Überlegt. Stellt Konzepte zusammen. Durchdenkt sie. Verwirft. Plant neu.
    Irgendwann verschmelzen die einzelnen Gedankenstränge. Neue gesellen sich hinzu. Kuchen. Ein verdammt großer Krayt-Drache. Eine Padzeichnung. Eine gefrorene Gletscherlandschaft. Pizza.
    Dann ist sie eingeschlafen.

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    Nar Shaddaa, in einem Taxishuttle im Stadtverkehr, abends


    Sie richtet den Blick unter halb geschlossenen Lidern aus dem Shuttlefenster, beobachtet die vorbeiziehende Stadtlandschaft – künstlich hell erleuchtet unter tausenden von Neonreklamen, solange sie noch an der Oberfläche sind, schmutziger und kaputter je weiter sie nach unten kommen.
    Die Fahrt dauert vom Hafen aus nur eine knappe Stunde, obwohl es tief in die Eingeweide des Mondes geht; der Industriesektor der 29. Ebene ist zwar vollkommen verdreckt und verwahrlost, aber er liegt in direkter Nachbarschaft zu einer der Hauptverkehrsadern des Mondes, über die sogar kleine Transportraumschiffe bis weit nach unten vordringen können um an privatisierten Landeplattformen ihre Waren zu löschen – ein Schmuggelumschlagplatz an dem man fast alles bekommt. Oder zumindest Kontakt herstellen kann zu Leuten die es besorgen können.
    Es ist bizarr gewesen, den Mond anzufliegen – eine Mischung aus vollkommen vertraut und gänzlich fremd. Routine hat übernommen als sie aus dem Hyperraum ausgetreten sind, das Senden einer geringen, dringlichkeitsverstärkenden Creditsumme bei Kontaktaufnahme zum Hafen ist ein automatischer Prozess gewesen, so normal wie das Übermitteln der Transponder-ID in einem Kernweltenhafen. Genauso das Aufstocken der Hangargebühr, damit ihrem Schiff beim Wiederkehren nicht die halbe Außenhülle fehlt. Die Suche nach einem Transportshuttle dessen Fahrer den Eindruck macht sich auszukennen und das Aushandeln eines Festpreises bis zum Ziel, weil es auf dem Mond wahrscheinlich keine einzige Taxiuhr gibt, deren Zähler nicht hochgedreht wurde. Alles in Fleisch und Blut übergegangene Vertrautheit aus einem Leben das eine ganze Dekade unter diesen Bedingungen stattfand – und doch nicht hierher gehört. Nicht mehr. Vielleicht nie hierher gehört hat. Sie fühlt sich wie ein Eindringling. Falsch.
    Ein paar Sekunden lang schließt sie die Augen ganz, sperrt das Lichtermeer der Werbetafeln aus und seufzt tonlos.
    “Ihr Metier, ich verlasse mich auf Sie.“
    „Ich'kann mir
    auch was'Besseres vorstell'n als'in die absolut'n Slums 's Hutt'nraums zurückzukehr'n, glaub'n Se ma'.“
    Sie sind aneinandergeraten, kurz vor dem Austritt aus dem Hyperraum. Übel aneinandergeraten. Es ist dreckig gewesen. Mehr als unfair. Aber verdammt, es war nötig; Verblendung als Arbeitsgrundlage ist einfach nicht hinzunehmen. Abgesehen davon dass es nur zu Problemen führt, erträgt sie das einfach nicht!
    Ray ist auch nicht bedeutend fairer gewesen. Als er ihr kühlen, berechnenden Krieg vorgeworfen hat, hat sie das getroffen. Weil es eine Lüge ist. Weil es oberflächlich ist. Vollkommen gedankenlos. Aber vielleicht ist es besser so. Vielleicht will er gar nicht denken, weil nur so die Illusion eines Punktes aufrechterhalten bleibt, der immer verlässlich ist. Immer rational und funktionell. An den er sich halten kann – und ihn gleichzeitig dafür verachten, um sich selber besser zu fühlen.
    Sie atmet tief durch, öffnet die Augen wieder und aktiviert das Armpad und prüft mit kritisch gerunzelter Stirn die Anzeigen, wirft einen kurzen Seitenblick zu Ray. Er sieht auch aus dem Fenster, schweigsam und angespannt.
    Wie muss der Mond weiter unten auf jemanden wirken der aus einer Welt kommt die verzweifelt versucht, Stabilität und Sicherheit als gegeben darzustellen? Wie muss die Realität auf so jemanden wirken? Vielleicht kann er gar nicht anders als wegzusehen. Schönzureden und zu verdrängen. Aber nichts davon verändert die Realität. Es gibt keine Sicherheit.
    Sie deaktiviert das Pad wieder. Alle Systeme einsatzbereit, Energie voll. Wie auch nicht, sie hat sich vor einer halben Stunde erst umgezogen und es gibt wahrscheinlich wenig in der Galaxie, dem so akribische Aufmerksamkeit gewidmet wird sie sie ihrem Suit widmet.
    Mit seicht gerunzelter Stirn sieht sie wieder aus dem Fenster, tastet blind nach dem Helm neben sich auf der Sitzbank, der sich von außen allergrößte Mühe gibt, wie ein standard-Swoophelm auszusehen, zieht die Sturmhaube heraus und entfaltet sie auf der Rundung der Hartplastikschale.
    “'s lohnt'sich immer zu kämpf'n, auch für'nen Ziel das unerreichbar is'.“
    Schmal lächelnd schüttelt sie den Kopf, minimal nur.
    “Im Endeffekt kann sich der SIS im Falle Ihrer ausdrücklichen Zustimmung darauf berufen dass Sie im besten Interesse der DSF sowie dem Grundsatz von Freiheit gehandelt haben.“
    Sie atmet tief ein.
    “...ich'hab 'n Eid geleistet. Der is' bind'nd, egal was'da fürn lustiges'Wort vor mein'm Nam'n in'nem elektronisch'n File steht.“
    Langsam und konzentriert wieder aus.
    “Sie haben der Republik, nicht einer Organisation, die Treue geschworen.“
    Kann es funktionieren? Schnell, effizient und ohne Kompetenzgerangel, so wie der Senior Supervisor sagte? Oder siegt dieser so menschliche Drang, sich Respekt nicht zu verdienen sondern ihn zu erzwingen?
    Zwei neue Aktivposten, direkt für die Nummer, den Sith zu stehlen – immerhin schonmal ohne dass man betteln muss. Warum Decker sie mit der fallspezifischen Einweisung betraut hat, liegt auf der Hand; Profiling am Erstkontakt.
    Ein überraschenderweise bekanntes Gesicht. Sie ist mit dem Mann auf der Superiority gewesen. Der Typ, der verschissene Befehle verweigert hat und angefangen hat zu diskutieren, während die Imperialen dabei gewesen sind, ihre verbarrikadierte Tür einzureißen! Aber er denkt – und das nicht nur oberflächlich sondern so richtig, zumindest, wenn man ihm den Raum dazu lässt. Ein so unerwarteter wie positiver Zug.
    Ein zweiter. Sergeant. Ray nennt ihn motiviert, ihr Wort dafür wäre blind aktivistisch. Verdammt, es ist eine ganze Weile her dass sie jemand derart dreist angegraben hat, aber das an sich ist nicht das Problem gewesen, sondern vielmehr die Situation!
    “Sweetie, deine Qualität beweiste jetz' genau in ein'm Punkt. Fresse halt'n, an mein'n Lipp'n häng'n un'das Ding zwisch'n dein'n Ohr'n dazu benutz'n aufzunehm'n was'ich sage. Is'das angekomm'n oder war'der Satz'zu lang?“
    „Könnte ich den Teil ab Sweetie nochmal hören? Wenn sie Single ist, mach ich ihr nen Antrag, wenn die Nummer durch ist.“

    Sie schnaubt einen harten Luftstrom durch die Nase.
    “...un' Viert'ns... überleg'n Sie'sich sehr genau ob'Sie bereit sin' den'Weg, den'Sie angefang'n hab'n zuenne zu geh'n. Noch lass'ich Sie umkehr'n, 'n weiteres Herzch'n un'das is' vorbei.“
    Ächzt kaum hörbar.
    “Ich kann auch ein paar Häuser anzünden wenns romantisch werden soll.“
    Was für ein beschissenes Großmaul! Oberflächlich zumindest. Es würde sie wundern wenn darunter nicht mehr ist; so gut wie jeder der derart offensiv provoziert tut das, um zu verbergen.
    Ein paar Mal blinzelt sie in schneller Folge, schiebt die Gedanken beiseite. Es gibt Zeiten an denen kann man sich Retrospektive erlauben und es gibt Zeiten in denen kann man das nicht. Die letzten Minuten bevor sie irgendwo nahe der übelsten Slums des Mondes zur Landung ansetzen fallen definitiv in die zweite Kategorie.
    Sie prummelt die Sturmhaube wieder zusammen und verstaut sie im Inneren des Helms, wendet das Gesicht nun deutlich Ray zu. „Sollt'n gleich ankomm'n“, nickt sie ihm zu. „Comm-Check.“

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    Coruscant, Megablock 116 Krill-Vev, Raster 1884/228, eine kleine Nebenstraße


    „Bequemlichkeit, das ist so nen Wort, das würde man im Kontext mit dir gar nicht erwarten. Haste jetz alles was de wolltest?“, dringt Bryces Stimme in ihren Helm.
    Sie öffnet den Sitz des an einer Häuserwand geparkten Bikes, nimmt den Swoopmantel heraus und entfaltet ihn. „Aye, hab'ich. Schick'dir die Dat'n für'die Kart'n, du'schickst mir bitte 'n hübsch'n Ausblick auf'die Fahrstühle vom'Keller aus. Ehm, hat'Zeit bis morg'n.“
    „Kay... dann lass ich das hier laufen, lehn mich zurück und wart bis den Augenlidern die Energie ausgeht.“
    Sie zieht den Mantel über und schließt ihn, prüft sorgfältig, dass er ein Großteil des nicht gerade alltagstauglichen Suits darunter verdeckt. „Hör'n uns morg'n.“
    „Buh-bye“, hört sie Bryce nochmal, gefolgt vom Zischen einer Dose, dann schaltet sie die Cams aus und schließt die Frequenz und es ist still – so still zumindest, wie es mitten in der Nacht auf Coruscant werden kann.
    Sie pustet einen langen und unangenehm warm zurückschlagenden Luftzug gegen die Sturmhaube unter dem Helm und schwingt sich auf das Bike. Premiere – das ist ihr erster offizieller Einbruch gewesen, mehr oder weniger zumindest. Nicht dass es einen Unterschied machen würde, egal welche drei, vier oder auch fünf Buchstaben den Namen auf der ID begleiten, die Bedingungen ändern sich nicht – und auch nicht das Ergebnis, wenn man erwischt wird. Falls man erwischt wird.
    Junior Agent Bryce ist ein guter zweiter Mann gewesen. Zielorientiert und bei der Sache, wenn es drauf ankommt, locker unterhaltend in der Zwischenzeit. Es gibt wenig das so ätzend ist wie angespannte Stille im Funk. Zu hörende Nervosität oder vollkommene Ernsthaftigkeit. Sie erzeugt überflüssigen Druck.
    Er ist gut gewesen – aber er ist nicht Alan. Alan, den sie hierfür sowieso nicht hätte einspannen können, weil sie ihn seiner Bindung zum Orden der Jedi wegen hintergehen muss. Alan, der auf Tython ist. Einem Tython, das unter imperialer Belagerung steht.
    Sie ächzt gepresst und startet mit Nachdruck den Antrieb des Bikes, lenkt es auf die breite Straße weg vom Megatower. 'Bleib am Leben', hat sie ihm geschrieben und bis jetzt keine Antwort erhalten. 'Bleib am Leben' auch Jake mit auf den Weg gegeben, als der Notruf ihn in sofortige Bereitschaft gerufen hat. Auch hier noch ergebnislos.
    Es hätte auch wieder Coruscant sein können.
    Ein zynischer aber nichts desto Trotz wahrer Gedanke. Der erste der ihr in den Kopf geschossen ist, als sie Nachricht von Tython bekommen hat. Wie hart muss eine derartige Meldung jemanden wie Ray treffen? Wo ist sie, die klare Front? Der Sinn? Es gibt keine Sicherheit, an keinem einzigen Ort in der ganzen verdammten Galaxis! Ein Angriff auf das Herz des Ordens, wo Jünglinge hingebracht werden zur Ausbildung – Kinder – macht das mehr als deutlich.
    Seltsam ist das dennoch. Nichtmal Imperiale in ihrer vollkommen überzogenen Arroganz können glauben, dass sie den Planeten halten könnten; und nur für einen Angriff auf moralische Werte ist es erstens das falsche Ziel – der Orden der Jedi ist in vierzehn Jahren noch lange nicht wieder zu der festen Größe an Tugendhaftigkeit geworden die er in den Augen der republikanischen Bevölkerung mal war – und zweitens ist es für eine Partei bei der es ein offenes Geheimnis ist, dass sie mit Materialknappheit zu kämpfen hat einfach zu teuer. Ein Blitzangriff auf eine Kernwelt – am Besten dicht bevölkert, Ecumenopolen hat der republikanische Kern schließlich mehr als genug – hätte bedeutend größeren moralischen Schaden angerichtet.
    Seltsam sind auch die Gerüchte über einen Blitzangriff republikanischer Truppen auf Korriban, die in der Mensa die Runde machen. Wo einer der Angriffe noch nur merkwürdig ist werden beide zusammen genommen einfach nur absurd.
    Brummend schüttelt sie den Kopf und lenkt das Bike auf den Freeway, das Fahrrinnengitter, das sich zwischen den Megablöcken erstreckt. Es spielt einfach keine Rolle. Weder dass Imperiale in unmittelbarer galaktischer Nähe eingefallen sind noch dass Personen betroffen sind, die ihr verdammt nochmal wichtig sind. Niemals darf etwas Persönliches der eigenen Funktionalität im Weg stehen!
    “Würde Euch Mitleid oder Sorge dazu bringen, weiteres Leid zu verhindern oder die Ursache zu erkennen, das bisherige zu beenden?“
    Sie lächelt schmal. Schnaubt. Nein, würde es nicht. Vollkommen faktisch hat der Jedi verdammt nochmal Recht. Sie kann nichts beeinflussen, sie kann nichts ändern. Aber was sie kann ist arbeiten. Den Überblick behalten. Versuchen, jeden zu seiner größtmöglichen Leistungsfähigkeit anzutreiben. Effektivität und Effizienz forcieren. Mehr Kontakt zu den neu Zugeteilten aufbauen um zu verstehen wie sie funktionieren. Auch wenn das heißt, Speirs' stumpfes Gerede ertragen zu müssen. Letztendlich sind sie alle nur eine Summe ihrer Eigenschaften.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, später Vormittag


    “Das Valdenhelm Kombinat sendet seine Grüße.“ Boybees Gesicht verzog sich zu einer schmierig grinsenden Grimasse als er den Blaster zog und auf den Rücken des Sullustaners am Fenster richtete.
    Vlex drehte sich nicht um. Dennoch erahnte er den Blaster in der Hand des anderen, genauso wie er vermutete, dass das leise Zischen der Tür gerade die beiden Schläger in den Raum entließ, die ihnen beim Hochgehen von einem der Spielautomaten hinterhergesehen haben. Alles verlief nach Plan.


    „Oh my...“ Leise schnaubend lässt die Chiss das Pad auf den Schoß sinken, lässt den Hinterkopf gegen den Rahmen sinken und starrt beinahe hilfesuchend am Fenstersturz vorbei in den Himmel, die rechte Hand tastet mechanisch nach dem Cafbecher jenseits der verknoteten Beine.
    Vlex ist Sullustaner und das heißt, dass er ein exorbitant gutes Gehör hat. Wenn jemand keine drei Meter hinter ihm einen Blaster zieht und aktiviert, dann muss er das nicht erahnen, dann hört er das. Genauso wie er hört, wieviele Personen den Raum betreten, inklusive wahrscheinlich einer ziemlich präzisen Einschätzung von Gewicht und Größe dieser Leute. Hat er zwei Personen gesehen und diese zwei Personen betreten den Raum, dann vermutet ein Sullustaner nicht, er ist sicher! Es ist der achtundzwanzigste offensichtliche Fehler in dem Holobook und sie ist erst in Kapitel drei!
    Sie nippt ein paar Schlucke, seufzt leise, schiebt den Becher zurück und hebt das Pad wieder an.


    “Ja, das Valdenhelm Kombinat...“, nickte Vlex langsam und lächelte zufrieden, als die Zeitanzeige am Coydasta-Tower der HuttBank auf 86:59 sprang.


    „Fuck'eeh!“, ächzt die Chiss und schüttelt abrupt den Kopf. Der Coydasta-Tower steht einen guten Viertelmond vom Starcluster-Casino entfernt. Verdammt, er ist von da aus nicht zu sehen! Neunundzwanzig!


    Boybees Blick verfinsterte sich. Die Reaktion seines Gegenübers irritierte ihn und er mochte keine Irritation. Sie wandelte sich in Ärger. Beide Schläger machten automatisch einen Schritt zur Seite, als die Lekku des Twi'lek anfingen zu zittern und die Brauen sich zusammenzogen.


    Nein verdammt! Twi'lek hab'n keine Brauen!“
    Dreißig. Entnervt lässt sie das Pad sinken und schließt das File, öffnet stattdessen einen Browser, verbindet sich mit dem republikanischen Holo und sucht nach Flavius P. Coda, dem Schöpfer dieses... Dings.
    Es dauert nicht lange und sie hat eine Kurzbiografie gefunden; geboren und aufgewachsen auf Denon, ein abgeschlossenes Studium in frührepublikanischer Geschichte, Journalist des 'Vivid History' Hochglanzmagazins. Seine ersten historischen Romane, die allesamt in früheren Epochen angesiedelt waren, waren nur mäßig erfolgreich, bis ihm mit dem Machwerk 'Der lange Weg' ein Durchbruch gelang, der Geschichte eines Kleinkriminellen zur Zeiten der Blockade des Hydian Way, der eigentlich nur vom Planeten weg wollte und sich als Teil der Crew eines Frachters plötzlich mitten im Geschehen befand. Danach konzentrierte der Mann sich auf jüngere Geschichte, die scheinbar mehr Anklang fand – es folgten noch drei Romane, die allesamt im Kriegszustand angesiedelt waren und es immerhin auf einer Handvoll Kernweltenplaneten in die Top100 der Verkaufslisten schafften.
    'Nok Drayen – Der Mythos' ist sein neuester Roman und aus irgendeinem Grund gibt es wohl eine ganze Menge Leute, die das Ding gut finden!
    Kopfschüttelnd deaktiviert sie das Pad, hängt es zurück an ihren Gürtel und zieht die Beine an, stützt die Arme locker auf die Knie und wendet den Blick nach draußen, mustert Triple Zeros Skyline.
    “Und ich... hab auch noch was für dich. Habs besorgt als wir wieder auf Coruscant waren. Sie sagten ja, sie könnten keine Fiktion lesen oder sehen... was weiß ich. Ehm... 'Nok Drayen – Der Mythos'. Historischer Roman aus der Sicht verschiedener Augenzeugen geschrieben... nicht gerade meine Lektüre aber vielleicht was für Sie. Ist streng genommen keine Fiktion.“
    Schmunzelnd nippt sie an ihrem Caf, schüttelt leicht den Kopf. Was sie auch nicht kann ist ihren nicht vernünftig sortierenden Hirnspeicher mit Geschichte vollmüllen – Dinge, die lange gelaufen sind, unwichtig für die Gegenwart. Sie muss ganz allgemein aufpassen mit was sie ihren Kopf füllt und mit was nicht, sie weiß einfach nicht wie viel Platz so ein Hirn hat bis es aufgibt.
    Das allerdings hat sie Ray nicht gesagt. Zum einen weil Nok Drayen ja gar keine wirkliche Geschichte ist sondern in so jüngster Vergangenheit spielt dass sie sogar noch ein Zeitzeuge ist, zum zweiten weil es scheiße schwer zu erklären ist und ihn eigentlich nichts angeht - und zum dritten auch deswegen, weil sie die Geste zu schätzen gewusst hat. Die Gedanken dahinter, die den Mann das Holobook haben besorgen lassen.
    “Was willst du? Dass ich mir das Teil an den Kopf halte und abdrücke?“
    „Was'ich will is' dass du das nich' willst!“
    Sie atmet tief durch, stößt sich von der Fensterbank ab und kommt im Raum auf die nackten Füße. Ihr Caf ist leer! Außerdem kann sie mal anfangen Essen zu machen.
    “Schätze, dafür sind... Freunde da, hm?“
    Sie schnaubt, schüttelt den Kopf und reckt die Arme einen Moment zur Decke ehe sie die Hände auf die Schultern legt und die Gelenke langsam kreisen lässt. Wie sehr Tython sie unter Druck gesetzt hat ist ihr erst aufgefallen als die Spannung abgefallen ist. Zurückgeblieben ist nur ein dumpf-betäubender Schmerz, wie nach einem Muskelkater. Und der hält sich ekelhaft hartnäckig.
    Hat es sie beeinträchtigt? Ungewissheit? Sorge? Hoffnung? Nein, falsche Frage. Natürlich hat es sie beeinträchtigt. Ihre Gedanken haben sich wiederkehrend um den Angriff gedreht. Um die beiden Personen, die ihr verdammt wichtig sind und dort waren. Sie Frage muss lauten, wie sehr.
    Sie biegt in die Küche ab, öffnet den Kühlschrank und betrachtet den Inhalt nachdenklich, wiegt langsam den Kopf.
    Ziemlich im Rahmen. Sie hat funktioniert. Das Briefen der neu Zugeteilten. Der Einbruch in den Keller – ihr erster vollkommen Offizieller, mehr oder weniger zumindest. Das Meeting, in dem sie einen Moment das Gefühl gehabt hat, dass Speirs wahlweise sie oder Ray – oder beide – am Liebsten umgebracht hätte. Eine Handvoll abendlicher Treffen in den Büros, um unterschiedliche Sachlagen zu besprechen. Alles vollkommen okay, auch in Retrospektive.
    Einen Großteil der Anspannung hat sie schon verloren, als es Nachrichten gegeben hat. Als sie wusste das beide leben. Die Reste sind verflogen als sie wieder nach Coruscant kamen. Erst Jake, später dann Alan.
    Es ist gut dass er hier ist – nicht gut allerdings ist, dass etwas nicht stimmt. Verdammt, sie weiß es, die Anzeichen sind mehr als deutlich. Aber er hat nichts gesagt und sie hat nicht nachgefragt. Noch nicht, zumindest. Ein Umstand, der ganz sicher nicht so bleiben würde. Bisher hat es noch keine Gelegenheit gegeben. Aber sollte das so bleiben, dann würde sie eine machen!
    Unwirsch schüttelt sie den Kopf und wischt sich mit dem Handballen über die Stirn. Schiebt die Gedanken zur Seite und konzentriert sich auf den Kühlschrankinhalt. Kochen. Eine Stunde, die einfach nur ihr gehört – nein, ihnen! Und dann Arbeit. Viel Arbeit.
    “Glaub ma', 's gibt zig Morg'n, an den'n ich aufwach un'mir die'Frage stell 'Warum ich?'. An den'n ich'mich am liebst'n einfach umdreh'n un' weiterpenn'n möchte.“
    Sie lächelt schmal und stößt einen kurzen Luftstrom durch die Nase, sammelt Zeug aus dem Kühlschrank.
    “...weil'die Antwort auf'die Frage 'Warum wir?' ganz'schlicht is': 'Wer sonst?'.“

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    Coruscant, in einem Taxishuttle, später am Abend


    Gedankenversunken beobachtet sie den frühnächtlichen Stadtverkehr vor dem Fenster. Absperrung der Zu- und Abfahrtswege des Megablocks 116 Krill-Vev, CSF-Großeinsatz, wiederholt der Verkehrsfunk des Taxis in schöner Regelmäßigkeit, lässt den Grund allerdings unerwähnt.
    Der steckt betäubt in einem Bodybag, wurde erst ein paar Ebenen nach unten gekarrt um von einem Fahrzeug in ein anderes verfrachtet zu werden um dann, weit entfernt vom Tatort, von einigen Anzügen in Empfang genommen zu werden, die bis zur Einleitung der Übergabe für seine Verwahrung zuständig sind.
    Wir haben dem Orden einen Sith geklaut.
    Sie lacht leise. Es ist ein absurd klingender Gedanke, nichts desto Trotz wahr. Und verfluchte Scheiße, es hat Spaß gemacht! Nicht das was, das ist vollkommen unerheblich, sondern das wie – die Planung, die Vorbereitung, das verdammt gute Gefühl, wenn alle Eventualitäten so weit abgedeckt sind dass der Plan aufgeht. Ein Team. Ja, besonders ein Team. Lächelnd lehnt sie sich im Sitz zurück und schließt die Augen.
    “ZSI hat den Fahrstuhl betreten. Schafft die beiden da weg und geht in Positionen. Für Präparierungen ist keine Zeit mehr, wir beschränken uns auf Flashbangs und Stun-Grenades. Blue, ab an den Generator und zwar pronto!“
    „Sau eloquent, Voice.“
    „Bestätigt.“
    „Man gut dass'das schon'passiert is'...“
    „Bitte!?“

    Das Lächeln wird deutlicher. Sie hat... irgendwie versäumt, Ray zu sagen dass sie mit Aldorn unten gewesen ist, vor ein paar Nächten, um genau diese Sachen zu erledigen, während man keinen Zeitdruck hat, bis auf den von Bryce vorgegebenen Rahmen den er sich unbemerkt im System aufhalten kann, der aber ziemlich bequem ist. Wahrscheinlich hätte sie es nicht versäumt, wenn der Mann es sich gespart hätte, sie zum wiederholten Male anzupissen, weil er in seiner Kleingeistigkeit Gleichgültigkeit und Kontrolle für das Gleiche hält, sie lieber dafür angreift dass sie funktioniert, auch wenn sie sich dafür die Hände schmutzig macht als auch nur einen Blick oder Gedanken auf das Ziel zu verschwenden.
    “Da fragen Sie noch Voice?! Zum Fahrstuhl, verdammt!“
    „Black'Hutt? Haste'Steuerung?“
    „Alles ready, Blue.“
    „Ich brauche
    exakte Angaben über den Standort des Fahrstuhls sechs, mit Zeitstempel. Auf mein Kommando muss er auf die Basis geführt werden“
    „Schalte'die erst'n Fahrstühle aus'in drei...“
    „183“
    „...zwo...“
    „175“
    „...eins...“
    „167“
    „Jetzt!“
    „110, 102, 94, sauspannender Job, 70, 62, 54, get ready Gents, 30, 22, 14...“
    „'...fand er sein Schicksal'. Pause.“
    „6“
    „Streicher“
    „Bing!“
    „Pauke!“

    Wieder lacht sie leise auf. Der Mann hat eine Klatsche mit seiner Singerei, mit der er die Dinger schon angebracht hat, aber Pauke meint der verdammt ernst! Sie konnte nichts sehen, weil sie damit beschäftigt gewesen ist, den anderen Fahrstühlen den Saft abzudrehen, aber von dem was zu hören gewesen ist, war das beeindruckend.
    “Ab jetzt 2 Sec, dann zündet das Phindar. EMP ab jetzt! Zugriff!“
    „Los Bolt!“
    „W...was geht hier..?“
    „Pause, zwei Takte, Pause... Chor!“
    „Black'Hutt, ich'brauch instant 's Go, wenn'das Ding zu un' hoch is' für'den Hardwipe Lobby!“
    „Haben das Paket. Los, los, los!“
    „Go, Blue!“
    Los, los, los, Voice! Genug geträllert!
    „Ja...
    Sir! Gesichert!“
    „Voice, Servicetür!“
    „Bestätigt!“

    Sie öffnet die Augen wieder und legt sich die rechte Hand auf die Lippen, die einfach nicht aufhören können zu grinsen. Stress. Druck. Spannung. Adrenalin ist eine Droge!
    „Ehm, an'der nächst'n Plattform ran'bitte“, lehnt sie sich vor und sieht den Droiden an. Sie hat keine Lust zu sitzen, sie will Bewegung, ein bisschen noch davon zehren, bis sie es loswird – die Galaxie hört nicht auf sich zu bewegen nur weil sie euphorisch ist und der üble Teil der Geschichte beginnt jetzt erst, es ist kein einfacher Austausch.
    Schlagartig verschwindet das Grinsen. Alleine die Gedanken daran inklusive ihrer Folgegedanken holen sie effektiv wieder auf den Boden. Liobe. Aidan.
    “Du'verstehst mich nich', Alan. Ich'will sie nich' töt'n weg'n mir sonnern weg'n dir.“
    Es ist kein Zorn gewesen sondern Hass. Der sie übel die Kontrolle verlieren lassen hat.
    “'s wird'der Moment komm'n in'dem ich'ihr mit'ner Spielgelscherbe die'Adern aufschneide... nur dafür. Ich'würd viel'lieber ihr'n Geist nehm'n... Million'n Spiegelscherb'n die'sich in'den Verstand bohr'n. Nur kann ich'das nich', also wird’s genüg'n müss'n, ihr'n Körper'zu zerschneid'n. Ihr'Gesicht. Arme un'Beine. Ich'ritz ihr dein'n Nam'n auf'die Brust.“
    Kalte Ruhe. Eisig und scharf und hart. Nur nicht mehr rational.
    “Du hast mich reden lassen um... mir eine reinzuwürgen. Du weißt dass es mich treffen wird, wenn du so über sie redest. Wenn du so... gegen sie schießt.“
    Sie senkt den Kopf, verzieht das Gesicht. Korrekt.
    “Ich'wollt nich' über'sie red'n. Ich'wollt dass du über'sie redest.“
    Sie hat Alan manipuliert. Um dann die Kontrolle zu verlieren und nicht aufhören zu können. Sie hat einfach nicht aufhören können!
    Als sie drüber gesprochen haben, später, wurde schnell deutlich dass ihm nicht klar gewesen ist, was sie getan hat. Dass sie es bewusst getan hat. Sie hätte schweigen können. Aber sie hat nicht geschwiegen. Es wäre falsch gewesen. Nach langem Überlegen sagte er, dass es zwischen ihnen nichts ändert – sie ist sich nicht sicher ob das wahr ist.
    Sie presst die Augen zusammen, kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel und schüttelt unwirsch den Kopf.
    „Dafür, nich' dageg'n“, brummt sie gepresst. Das Taxi steuert die Plattform an und entlässt sie auf Coruscants nächtliche Straßen.
    Joggend setzt sie sich in Bewegung. Die Euphorie ist verflogen, aber der Kopf steht nicht still. Also kann er genausogut funktionieren, sich mit der weiteren Planung beschäftigen.

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    Coruscant, Regierungsviertel, in einem Büro des DOG-Towers, früher Abend


    Der Senior Supervisor beugt sich vor und tippt kurz auf dem in dem Schreibtisch liegenden Pad herum, lässt den Zeigefinger Millimeter über einer Taste ruhen. „Wollen wir?“
    Sie fährt sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe, strafft die Schultern und hebt das Kinn etwas an, nickt einmal knapp.
    Der Finger sinkt auf den Touchscreen, der Mann räuspert sich. „Erst die Formalia. Ich rede hier mit Operative Trigger, ehemals Private beim SFRI und nun unter dem SIS tätig als Mitglied der DSF 'Countersphere'. Bitte bestätigen Sie.“
    „Bestätigt“, nickt sie einmal.
    „Zudem möchte ich Sie darüber aufklären dass dieses gesamte Gespräch aufgezeichnet wird. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind und abbrechen möchten, können Sie das jetzt noch tun. Sie sind einverstanden?“
    Sie spannt sich an, spürt wie ihre Gesichtsmuskeln zucken, als Ober- und Unterkiefer sich aufeinanderpressen, muss sich zu einem weiteren Nicken
    zwingen. „Ich'bin einverstand'n.“
    Decker brummt bestätigend, redet sachlich weiter: „Operative Trigger hat sich bereit erklärt dem Wunsch des General Counsel und dem unterstellten Komitee nachzukommen und die vorliegende lückenhafte Akte bezüglich des Lebensabschnitts, mit Fokus auf die erfolgte militärische Ausbildung, vor zertifizierter Bürgerschaft der Republik wahrheitsgemäß zu füllen. Für die dafür notwendigen Gespräche hat sich der Operative ausdrücklich Senior Supervisor Decker als Beauftragen gewünscht. Das ist ebenfalls korrekt?“
    „Auch das is'korrekt, Sir.“ Wieder folgt nur ein sehr knappes Nicken, der Rest des Körpers bewegt sich
    gar nicht, steht vollkommen unter Spannung.
    "Gut. Dann fangen wir an und zwar mit simplen biografischen Daten. Ihre Herkunft, Geburtsdatum und der Geburtsname."
    "Csaplar, Csilla. Null'drei zweiun'zwanzig, einun'nzwanzig vor dem'Vertrag von Coruscant. Reshk'ashir", presst sie mit ausgesprochen knappen Silben hervor.
    Ihr Gegenüber lehnt sich ruhig zurück, stützt die Ellenbogen auf die Sessellehnen und faltet die Hände pyramidenförmig auf seinem Schoß. „Reshk'ashir...“, versucht er sich an den Silben – es klingt furchtbar – und wölbt eine Braue. „...fehlt da nicht ein Teil?“ Seine Zunge beult die Unterlippe leicht aus. „Ein Teil des Familiennamens?“
    "Sie hab'n nach mein'm Geburtsnam'n gefragt'Sir", antwortet die Chiss gänzlich nüchtern. "Der'lautet Reshk'ashir. Der
    Stammname wird'erst mit Erreich'n 's zweit'n Leb'nsjahrs hinzugefügt."
    "So exakt bin ich mit der Kultur der Chiss dann leider nicht vertraut. Dann nennen Sie bitte ihren kompletten Namen den Sie mit Erreichen des zweiten Lebensjahres erhalten haben. Zudem erklären Sie bitte die Differenz zwischen dem genannten Geburtsdatum und dem welches in der bisherigen Akte vorliegt." Seine Tonlage ist
    vollkommen sachlich, wie auch ihre eigene.
    "Tirag'resk'ashir", antwortet die Chiss, wissend dass menschliche Kehlköpfe für diese Aussprache einfach nicht
    gemacht sind, diesen Namen korrekt auszusprechen. "Es hannelt'sich um ein'n Umrechungsfehler. Csilla arbeitet'mit einer gänzlich anneren'Zeitrechnung un'als meine'ID null-drei null-sechs drei nach'dem Vertrag von Coruscant auf'Nar Chunna gefertigt wurde, is'da ein'Fehler unnerlauf'n. Für'mich war 's unwichtig un'da der republikanisch'n ID die'huttische zugrunne liegt, isser übernomm'n word'n."
    Sein Kinn wandert für ein knappes Nicken herab. "Berichten Sie, nach eigenem Ermessen detailliert, von Ihrem Werdegang. Sie sind nicht dazu verpflichtet über die Zeit vor Eintritt in das Chiss-Pendant des Militärs oder Geheimdienstes, je nachdem wo Sie verpflichtet waren, Auskunft zu geben. Wenn nötig werde ich Nachfragen stellen und Sie unterbrechen."


    Nachdenklich starrt sie an ihren nackten, auf dem Tisch geparkten Füßen vorbei auf das innere Türpad ihres Büros, ohne es wirklich wahrzunehmen, es nur als Fokus ihres Blicks nutzend. Die rechte Hand hält ein Pad auf ihrem Oberschenkel umfasst, dass die Berichterstattung zu der sie eigentlich eine Antwort verfassen wollte geöffnet hat, die linke einen Cafbecher vor den Lippen, aus dem sie aber nicht trinkt, nicht einmal hineinpustet, ihn nur hält, während sie sich mit dem behandschuhten Daumen immer und immer wieder seicht gegen die Unterlippe tippt.
    Rational ist es vollkommen bescheuert gewesen, dagegen kämpfen zu müssen aufzustehen und zu gehen; wenn Decker – nein, wenn irgendwer in diesem ganzen verdammten Viertel - ein Interesse daran hätte sie in eine Zelle zu verfrachten, dann würde er das einfach tun, dazu braucht es ganz sicher nicht diese verschissene Aufnahme, sie hat auch ohne das Ding mehr als genug Material geliefert, das zu begründen. Irrational allerdings hat sie Angst gehabt.
    Sie lächelt ironisch, schnaubt einen kurzen, leisen Luftstrom durch die Nase. Es ist keinen Standardtag her gewesen dass sie mit Aidan genau über diese Emotion gesprochen hat.


    “Es macht mir eben einfach etwas Angst.“
    „Weil'de... Schiss has'
    enttäuscht zu werd'n, wenn'de dich'drauf einlässt?“
    „Ja. Irgendwie nervt das.“
    „'n partiell ziemlich'intelligenter Typ hat'mal zu'mir gesagt, ich'soll 's
    probier'n... im'Zweifelsfall land'ich da wo'ich herkam.“
    „Unfair.“
    „Mh, kennste'den?“
    „Ich will einfach nicht wieder enttäuscht werden. Ich krieg nicht mal die alten Baustellen alle auf die Reihe im Moment.“
    „Er'hatte Recht. Ehm... auch'mit der Angst. Dass'de nur
    dann Angst hab'n kanns' wenn'de was'zu verlier'n has'. Aber'das de auch'nur dann mutig'sein kanns'.“


    Es ist hart gewesen, aber sie hat sich gegen die Angst entschieden. Nicht mehr bereit, wegzulaufen.


    "Dann führen Sie bitte Ihre Ausbildung, den Werdegang in der Hierarchie und geführte Operationen aus. Ich weise darauf hin dass Sie keine negativen Konsequenzen zu befürchten haben, ganz gleich in welcher Weise Sie gegen die Republik vorgegangen sind."


    Wie umfasst man eine Ausbildung, die mit dem ersten Atemzug begonnen hat? Wie einen Zeitraum von vierundzwanzig Lebensjahren und fünfundneunzig geschlossenen Akten? Nüchtern. Vollkommen sachlich. Knapp. Anders geht es nicht.


    “Konzentrieren Sie sich vorerst, möglichst detailliert, auf erwähnte spezialisierte Ausbildung und wenn möglich nennen Sie Namen der beteiligten Personen."
    "Nein'Sir. Ich'werd keine Nam'n nenn'n von irg'ndeiner Person'meiner Spezies, von'dem ich nich'mit Bestimmtheit
    sag'n kann dass'imperiale Verbinnung'n besteh'n. Die Ascendancy is' nich' imperial.“
    "Dieses Recht haben Sie."


    Respekt. Akzeptanz dafür, dass ein Teil von ihr sich ihrer Spezies noch immer verbunden fühlt, trotz allem. Dass man ein knappes Vierteljahrhundert nicht einfach ausradieren kann. Keine Fragen, die nicht direkt sie betreffen. Kein Nachhaken bei Punkten die sie nur vage umreißt. Einzig wie es dazu kam dass sie ihre Heimat verlassen hat bat der Senior Supervisor genauer auszuführen.


    "Ich verstehe. Gibt es ansonsten etwas dass Ihrem Ermessen nach von Belang für Ihren Werdegang in der neu angelegten Akte im Bezug auf Ihre Ausbildung und Zeit in der Ascendancy ist?"
    "Nam'n. Dat'n. Orte. Vierun'neunzig geschloss'ne Akt'n in'der Ascendancy bedeutet vierun'neunzig potentielle Kriegsverbrech'n oder terroristische'Akte."


    Das eine was so schwer lastet. Was sie so sehr fürchtet. Fünfundneunzig Akten, vierzehn Jahre in einem Dienst der imperiale Kriegsbemühungen gestützt hat, Details die nicht verblassen. Niemals verblassen.


    "Die aufgrund der Zeitperiode für unsere Operationen nicht mehr relevant sind, es geht hier nur um ihre Akte, ihren Werdegang und die damit verbundenen Qualifikationen."


    Nicht mehr relevant. Unerheblich. Sie sei herzlich eingeladen dem Senior Supervisor in den nächsten Wochen eine Auflistung dieser Daten zukommen zu lassen. Kein Befehl. Kein Zwang. Nicht einmal eine Bitte. Er hat die erste Sitzung für beendet erklärt und das Aufnahmepad deaktiviert.


    “Wie fühlen Sie sich? Man wühlt nicht jeden Tag in einer Vergangenheit die man zurücklassen musste.“
    „Doch... ich'wühl jed'n Tag in'ner Vergang'nheit die'ich zurücklass'n musste. Ich'sprech nur nich'drüber.“


    Zurücklassen musste... durfte... Konnte? Wird es je den Tag geben an dem sie sich selbst gegenüber vollkommen ehrlich sagen kann: 'Ja, es liegt hinter mir.'?


    “Darüber sprechen macht es mit Sicherheit nicht einfacher, hm? Ohne Details zu kennen kann ich nur bewundern dass Sie trotz dieses Umstandes Ihre Professionalität wahren können.“
    „Hm'nein... darüber sprech'n macht's nich'einfacher. Nich' des drüber Sprech'ns weg'n. Aber'die irritier'nde Hoffnung auf'Amnestie hilft.“
    „Das ist keine Hoffnung. Ich habe mir die Zusicherung auf allen möglichen Wegen abgeholt. Sonst hätte ich Sie nie erst zu diesen Gesprächen überredet oder überhaupt in diese Richtung suggeriert.“


    Amnestie. Ein so kleines Wort mit so großer Tragweite. Keine Begnadigung – eine Amnestie beseitigt keine Schuld. Lediglich Straferlass. Ein Verzicht auf Sanktion. Gnade vor Recht.


    “Ihr Konzept von Moral, Ethik und Gewissen hat sich entwickelt.“


    Ihre Brauen ziehen sich minimal zusammen.


    “Scheiße, du hast mehr Moral und Gewissen als manch einer der Moralapostel in Coruscant, du machst dir schon lange Gedanken und wischst es nicht einfach weg... was willst du noch? Ne Kreuzigung damit du dich besser fühlst?“


    ...Konzept...


    “...aber es ist nicht wichtig wer du warst, sondern wer du heute, jetzt in diesem Augenblick, bist. Wir alle machen Fehler, wir alle tun schlimme Dinge, doch wichtig ist, dass wir verzeihen können, dass wir... Reue zeigen und... dass wir aus uns was Besseres machen als wir waren.“


    ...entwickelt...


    “So schlecht scheint Ihr Leben mittlerweile innerhalb der Republik nicht zu sein, hm? Sie haben Kollegen, Freunde... und mehr. Und einen Vorgesetzten der den Mund gerade nicht zubekommt.“


    Sie hat ein Konzept von Moral, Ethik und Gewissen entwickelt. Keine Erziehung, keine Prägung, keine Kondition. Sie. Sie alleine. Direkt an der Realität, in der sie lebt!


    “Das is'die Wahrheit, Ray... 's gibt kein großes Ganzes. 's gibt keine irg'ndwann ma' friedliche'Welt für'die wir kämpf'n. 's gibt ganz viel'Dreck un' noch mehr'Dreck... un' in dies'm Dreck leb'n ganz'viele kleine Punkte, die'das Potential dazu hab'n besser zu'sein als'der Dreck. Eltern'die ihre Kinder lieb'n un' trotzdem verlier'n. Oder'in anneren Fäll'n auch nich'. Lieb'nde die'getrennt werd'n oder zusamm'n leb'n dürf'n. Freundschaft'n. Loyalität'n. Billion'n un' Billiard'n Einzelschicksale, die's treff'n kann. Jederzeit. Überall. Wofür? Für'nen Vater, der sein'n Sohn verlor'n hat un'der nie an'der Seite seiner'Frau um'ihn trauern konnte. Für ein'n Überleb'nden unner hunnert Tot'n. Für jed'n noch so klein'n Sieg über'den Dreck. Für jed'n winzig'n Punkt, der potentiell besser is'als das.“


    Verwundert weitet sie die Augen. Ein so einfaches Prinzip. Zu einfach als dass sie es alleine hat erfassen können.


    “Die Galaxie hat einen kruden Humor. Angenehmen Tag noch Operative.“

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    Coruscant, Regierungsviertel, ein Minibüro im DOG-Tower, nachmittags


    Der Mann der auf der Holowand hinter die Redebühne tritt sieht verdammt gut aus – immer noch, obwohl er inzwischen Mitte sechzig ist. Die Parallelen zu dem Model diverser Luxusketten – Kleidung, Parfum, Schmuck – das er in seinen früheren Jahren gewesen ist, sind ziemlich deutlich und er legt scheinbar großen Wert auf sein Äußeres; nicht nur in Kleidung und Auftritt sondern auch von der Physis. Noch immer würde sie das, was sich unter dem definitiv maßgefertigten Anzug abzeichnet, trainiert nennen, der Blick ist aufmerksam und die einzigen Fältchenansätze die sie in der Großaufnahme erkennen kann sind um die Augen herum – scheinbar nicht gestrafft sondern natürlich ganz gut erhalten.
    Der Mann fängt an zu reden – und sie versteht nicht einmal die Hälfte. Es ist eine Aufnahme von Alderaan, Belleau-a-Lir, ein Kongress über Unternehmensengagement und Stadtentwicklung, und Igril de da Finie hält einen Gastvortrag zum Thema 'nachhaltiges Investment' – was auch immer das heißen soll – und nimmt dabei keine Rücksicht auf Zuhörer, die mit der Thematik nichts anfangen können und die sich nicht wirklich dafür interessieren.
    Sie muss ihn allerdings auch nicht verstehen – für die Inhalte guckt sie den Kram nicht. Nicht was er sagt ist für sie von Interesse sondern das wie. Körpersprache. Mimik. Er ist ein Profi – nicht nur fachlich sondern auch sozial. Wie nicht anders zu erwarten war von einem Multimillionen-Immobilienmogul.
    Sie nickt anerkennend, brummt und trinkt einen Schluck Caf, ehe sie damit fortfährt, sich den Becherrand gegen die Unterlippe zu tippen, das Bild weiter zu beobachten. De la Finie ist ein kontrollierter Mann – alleine dass er neben seiner Modelkarriere studiert hat – Finance & Economics, Intergalactic Business Studies am Viridian Coruscant Institute of Economics – ist ein sehr sicheres Zeichen dafür. Wie viele Leute hätten das tatsächlich geschafft? Angefangen, okay. Aber diszipliniert bis zum Ende gebracht? Nicht danach sondern nebenher? Extrem wenige. Dafür muss man einen klaren Plan haben, wo man hin will – und den unbedingten Willen, dieses Ziel auch zu erreichen. Sie würde ja sagen, typisch Corellianer – die richtige Mischung aus Sturkopf und Bodenständigkeit – allerdings hat sie sich vor den Vorträgen auf Alderaan einige Aufnahmen von de la Finie auf Corellia angesehen und auf denen ist keinerlei Verbundenheit zu seinem Heimatplaneten zu erkennen. Keine besondere Eindringlichkeit beim Reden. Sein Auftritt auf dem Kongress zur Behebung der Kriegsschäden in Coronet City ist nicht einmal im Ansatz etwas Persönliches gewesen. Nüchternes, stumpfes Geschäft, nicht mehr.
    Dezenter Applaus verkündet nach einer Weile das Ende der Sprechzeit des Menschen. Beiläufig wischt sie über das Pad auf ihrem linken Oberschenkel, stoppt dass Holo auf der Wand und schiebt es zurück in den Ordner, in dem sich eine Handvoll von den Dingern befinden. Personen des öffentlichen Lebens bieten wenigstens genug Material, sich im Vorfeld mit ihnen zu beschäftigen.
    Eigentlich ein guter Gesprächspartner – zielgerichtet und kalkuliert – dem man nur deutlich machen muss dass seine Geschäftsinteressen dann bestmöglich gewahrt bleiben, wenn er Kooperationsbereitschaft zeigt. Und selbst wenn er das nicht tut: Verdammt, sie lässt sich tausend Mal lieber von Intelligenz fordern als dass sie sich über Dummheit ärgern muss!
    “Scheiße, erinnerst du dich an das Treffen im Cafe? Mit Decker? Dein Basic war nicht gerade perfekt, deine Ausdrucksweise aber durchaus überlegt, kalkuliert... dazu noch Chiss. Ich hab dich gehasst. Mein voller Ernst.“
    Schief lächelnd zieht die auf dem Schreibtisch ausgestreckten Beine an und parkt die nackten Füße auf der Tischkante, lehnt sich vor und verschränkt die Arme auf den Knien, parkt die Stirn darauf und schließt die Augen. Der erste Kontakt mit Ray, inzwischen drei verdammte Monate her. Der Einzug hierher anderthalb. Das Stoppen der Superiority über acht. Und fast auf den Tag genau ein Jahr...
    Sie schnaubt. Schüttelt den Kopf.
    “In solchen Momenten find' ich dich verdammt niedlich.“
    „Hum'ja... genau... niedlich“, brummt sie leise. Niedlich wie in 'manipuliere bewusst deinen besten Freund um dann die Kontrolle zu verlieren' oder auch wie in 'verhindere dass Oretha Gemrin sich an die Presse wendet indem du ihr so sehr an die emotionale Basis gehst dass es ein Leichtes wäre, sie zu brechen'.
    “Irgendwann, wenn ich mal richtig mies drauf bin, unterbreche ich eine deiner Ausführungen mit einem Faustschlag... und ja, mit dem Echo kann ich leben.“
    Sie hebt den Kopf, zieht die Brauen zusammen, blinzelt.
    Ja, in Ordnung, Letzteres ist nicht besonders fair sich selbst gegenüber – nicht was man kann ist entscheidend sondern was man tut. Und jemanden ruhig halten ohne dabei auch nur im Ansatz auf Fakten zurückgreifen zu können funktioniert nur über Emotion. Wenn man es genau betrachtet – nüchtern, den faden Beigeschmack der absoluten Manipulation ignorierend – hat sie der Frau sogar etwas gegeben, was offizielle Quellen ihr schon lange nicht mehr bieten können: Hoffnung.
    ".. ich weiß nicht, wer sie sind. ich habe so viele Fragen und immer nur neue Rätsel. Ich werde tun, was nötig ist, um meinen Mann zu schützen. Alles."
    Sie zieht die Unterlippe ein und lutscht darauf herum, fixiert den sich verengenden Blick auf das Holo. Sie müssen ja nur noch dafür sorgen dass diese Hoffnung nicht enttäuscht wird.
    “Halten Sie Ausschau nach einsamen Herzen.“
    Verdammt, kann das Miststück nicht einfach die Bedingungen annehmen und mit ihr zusammen konkretisieren? Muss sie so misstrauisch sein dass es irgendein Trick ist? Verflucht, genau genommen ist es das sogar, aber der hat nichts mit ihr oder dem eigentlichen Austausch zu tun – er ist lediglich eine Sicherheit.
    „Einsame Herz'n, wirklich komisch...“, murrt sie das Holo an und fährt sich mit der behandschuhten Hand durch das Gesicht, schiebt die gespreizten Finger in die Dreads und schnaubt leise. Man gut, dass man auf einer huttischen free-chat-Plattform nie irgendeine Einladung bekommt, die das Attribut 'einsames Herz' erfüllt – auch wenn bei den sieben bisherig Angetesteten sich weniger die Herzen als einsam entpuppten.
    „Wie'auch immer“, brummt sie mürrisch und lässt die Füße vom Tisch gleiten, tastet mit dem Zehen unter dem Schreibtisch nach ihren Stiefeln. Diese Sache muss langsam mal ein Ende finden, zumindest dieser verdammt schwierige Teil. Er schlaucht, und das kann sie ganz und gar nicht gebrauchen, es ist nicht so als hätten sie sonst nichts zu tun!
    Warten. Abhängig sein von der Meldung eines anderen – und das nicht nur in dieser einen Sache sondern in viel zu vielen anderen auch. Sie hasst es!
    Sie steht auf, reckt für einen Moment die Arme gen Decke, drückt den Rücken durch ehe sie sich nach ihren Stiefeln bückt. Sich darüber ärgern dass nichts wirklich vorangeht kann sie genauso gut morgen, jetzt hat sie immerhin erstmal Feierabend.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, später am Abend


    Die Tür zischt leise, als sie verriegelt, dann ist es still. So still zumindest wie es bei der allgegenwärtigen Geräuschkulisse der Stadt sein kann, die durch das leicht offene Fenster dringt.
    Einen Moment lang bleibt sie einfach vor der Tür stehen, mustert sie mit ratlosem Stirnrunzeln, dreht sich langsam um, verschränkt die Hände im Nacken und lässt den Blick durch den Raum schweifen.
    Ihre Stiefel, ordentlich aufgestellt zwischen Tür und Sofa, entgegen der eigentlichen Gewohnheit, sie einfach in die Ecke zu schmeißen.
    Drei Teller auf dem Tisch, leer, zwei davon sehen so aus wie Teller verflucht nochmal aussehen sollten auf denen verdammte Burger mit verdammter Sauce drauf waren, der dritte hingegen ist grotesk sauber – es ist ihr ein absolutes Rätsel, wie die Frau es geschafft hat, Burger und Eleganz irgendwie zu vereinen!
    Zwei Flaschen Ale und eine Flasche Wasser. Ein Glas daneben, natürlich. Wasser direkt aus der Flasche trinken nur Leute die beim Essen ihre Teller auch einsauen.
    Der Durchbruch und die Tür zur Küche. Dunkelheit mit nur erahnbaren Formen dahinter, da ihre Sicht sich in einem hell erleuchteten Raum nicht umstellt. Dennoch verengen sich ihre Augen, alleine unter dem Wissen wie es dort aussieht, warum das so ist – und dem damit einhergehenden Gedanken an über zwei Jahre aufrecht erhaltenes Schummeln.
    “Du has' gecheatet... du'hattest 's schon'fertig im Kühlschrank!“
    „Mama schickt Care-Pakete. Und ich bin halt was ich bin.“

    „Oh my...“ Verblüfft auflachend schüttelt sie den Kopf, blinzelt träge und lässt den Blick weiter schweifen.
    Die eine etwas verloren wirkende Pflanze neben dem Holo. Ein roter Ladalum, wie sie jetzt weiß, irgendwann einmal ein Geschenk seiner Mutter – nicht das einzige in dieser Wohnung.
    Das Fenster. Offen zwar, aber nur halb. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, auch wenn der Himmel knapp über dem Horizont noch als sehr dunkles blau zu erkennen ist.
    Sie nickt brummend und durchquert den Raum bis zum Fenster, öffnet es ganz, stützt die Hände auf die Fensterbank und lehnt den Oberkörper ein Stück heraus, zieht tief ein paar Züge von Coruscants Nachtluft ein, die - egal was so viele andere Leute sagen - frisch ist, zumindest für jemanden der die Shaddaa-Verhältnisse gewohnt ist.
    Theoretisch könnte sie ihr versäumtes Training nachholen, Jake würde sicher eine Weile brauchen, seine Mutter zum Hotel zu bringen und wieder zurückzukommen. Praktisch ist sie zu satt und es ist zu spätund sie hat verdammt nochmal keine Lust!
    „Is'ja nich' wahr“, brummt sie unwirsch, kaum dass der Gedanke der Lustlosigkeit zuende gedacht ist; alles unter direkter ärztlicher Anordnung ist verflucht noch eins kein Grund, das Training sausen zu lassen!
    Abrupt stößt sie sich vom Fenster ab und macht sich auf den Weg ins Schlafzimmer, wirft erst der fein säuberlich aufgehängten weißen Uniformjacke einen kritischen Blick zu, dann ihrem Spiegelbild daneben – kein Saucenfleck auf dem Shirt – bevor sie Oberteil und Jeans auszieht und die Klamotten am anderen Ende der Skala von ordentlich auf den Boden entsorgt, Trainingskleidung aus dem Schrank nimmt und überwirft. Sie erreicht den Trainingsraum einen kurzen Abstecher in die Küche später, schmeißt die eben dort erbeutete Wasserflasche im lockeren Bogen auf eine der Matten, nimmt sich ein paar Bandagen und setzt sich auf die Hantelbank um Hände und Füße sorgfältig mit den Dingern zu umwickeln. Sie konzentriert sich auf die routinierten, gleichmäßigen Bewegungen. Sie helfen ihr, die wirren Gedanken halbwegs zu ordnen.
    Dass Valery bei einem ihrer Coruscant-Besuche einmal vorbeikommen wollte, ist nicht neu gewesen, dennoch hat es auf irritierende Weise überrascht als es ziemlich plötzlich nicht mehr irgendwann war sondern akut wurde. Ihre Nervosität kann sie noch irgendwie erklären, aber was hat Jake so nervös gemacht? Oder besser: Warum ist seine Mutter noch nie hier gewesen? Er wohnt mindestens zwei Jahre hier, wahrscheinlich eine gute Ecke länger, wenn sie davon ausgeht dass er nicht gerade erst eingezogen ist, als sie das erste Mal in dieser Wohnung gewesen ist – ein Eindruck der eher nicht entstanden ist. Alderaan ist nicht so weit weg, die Frau sowieso öfter auf Coruscant. Dennoch ist sie scheinbar niemals hier gewesen – was ihr bei der engen Bindung zwischen Mutter und Sohn irgendwie ungewöhnlich erscheint.
    Hätte sie das vorher gewusst, hätte sie sich besser vorbereitet. Ihr Szenario des Abends wäre gewesen, dass sie nicht mehr als eine Randfigur ist, während er seine Mutter schon irgendwie beschäftigt, sich über Dinge unterhält, über die man in einer solchen Situation eben spricht. Dieses Szenario allerdings hat einen klaren, souveränen Gesprächsleiter vorausgesetzt anstatt jemanden der nervös und unsicher ist und sich zwischendurch in die Küche flüchtet, um Caf zu kochen.
    Sie hätten im Vorfeld darüber sprechen sollen, was geeignete Themen sind; sie ist verflucht nochmal nicht gut in belanglosem, nicht zielführendem Smalltalk!
    Jemanden wie Valery Briscoe fragen ob sie denn einen guten Flug gehabt hat, fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Top Twenty der absolut dümmsten Fragen – natürlich hat sie, sie würde wohl kaum per Anhalter mit einem Frachterjockey geflogen sein.
    Der Versuch der Erklärung auf die Frage hin, was die Markierungen auf dem Tisch für eine Bewandtnis haben, ist nicht viel besser gewesen – ein Umstand der, wie so vieles, auf Herausforderungen beruht die an irgendeiner Stelle eskalieren, ist nicht vernünftig zu erklären - hat aber immerhin das Caf kochen überbrückt.
    Mit einem Becher Caf auf dem Sofa sitzend kann man nicht so viel falsch machen. Man hat Zeit sich neu zu ordnen und Beschäftigung für die Hände, außerdem kann man immer dann einen Schluck trinken, wenn man einen Moment braucht, sich Worte zurechtzulegen. Allerdings geht das nur so lange gut, wie das Thema nicht unangenehm wird. Und das Thema wurde ziemlich schnell unangenehm!
    Bei den Sternen, sie ist gerade mal in der Lage sich einzugestehen dass sie sich in einer Partnerschaft befindet und das noch nicht einmal besonders lange. Sentimentalitäten machen sie verlegen und bringen sie zum Stottern. Umstände mit denen sie nicht alleine ist. Und die Frau fragt mit einer Beiläufigkeit als würde sie über das Mittagessen in der Mensa reden nach Heiratsplänen!? Jake wäre beinahe an seinem Caf erstickt und es ist ein verdammtes Wunder dass sowohl der Inhalt seines als auch ihres Bechers sich nicht irgendwo verteilt hat!
    Ächzend kippt sie den Kopf in den Nacken, ballt die Hände zu Fäusten, öffnet sie wieder und lässt sie locker an den Gelenken kreisen, um den Sitz der Bandagen zu prüfen, nickt brummend und springt von der Hantelbank auf die Füße.
    Nach diesen peinlichen Minuten darüber zu witzeln ist einfacher gewesen; zu einfach vielleicht, wenn man genau drüber nachdenkt.
    Sie nimmt die Arme über den Kopf, winkelt sie an und legt die rechte Hand auf den linken Ellenbogen, drückt ihn langsam nach unten, neigt dazu den Oberkörper weit nach links.
    Sie muss dringend diese ganzen unpräzisen Mengenangaben, die die Frau beim Kochen verwendet, nachmessen. Die offenen Packungen und Flaschen stehen noch in der Küche, in der Theorie reicht es, die Menge der Restinhalte zu bestimmen um zu ermitteln was jeweils fehlt, zumindest bei allem was neu geöffnet wurde. Alles andere muss grob bestimmt und anhand von Testreihen das beste Ergebnis entschlüsselt werden. Vorerst ohne sein Wissen, natürlich!
    Kurz schüttelt sie die Arme aus ehe sie die Seite wechselt, sich nun nach rechts dehnt.
    Immerhin weiß sie jetzt wie es kommt dass jemand, der üblicherweise Sterneküche von dafür angestellten Köchen auf dem Teller hat, ausgerechnet so etwas Profanes wie Burger spezialisiert hat – kein großes Geheimnis, aber eine Frage die sie sich seit dem Neujahresessen öfter gestellt hat.
    Es ist... angenehm gewesen. Das Kochen, das Essen danach. Seltsam ungezwungen. Die Unterhaltung seicht ohne noch einmal unangenehme Themen zu streifen, dabei allerdings nicht so belanglos wie sie hätte sein können.
    Wieder schüttelt sie die Arme aus, springt ein paar Mal auf der Stelle.
    Dass sie gerne wiederkommt, wenn sie erneut auf Coruscant verweilt, hat sie zur Verabschiedung gesagt.
    Schief lächelnd schüttelt sie den Kopf, zuckt dann mit den Schultern, hebt die Hände vor die Brust und wendet sich dem Boxsack zu.
    Seltsamerweise ist das okay – ihrerseits zumindest.
    Sie atmet tief ein, langsam wieder aus und schiebt die Gedanken beiseite um sich auf die Schläge und Tritte zu konzentrieren.

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    Coruscant, Heroem-Komplex, technische Abteilung, später Vormittag


    Mit kritisch gerunzelter Stirn beobachtet sie den Kel Dor, der mit einem Pad in der Hand an der Bedienfläche der Stasiseinheit steht, die auf dem schlichten Metalltisch liegt, wahrscheinlich die Anzeigen auf dem Display ansehend, auch wenn das bei seiner Art schwer einzuordnen ist – noch schwerer, als es beim Bestimmen ihrer Blickrichtung der Fall wäre.
    Anfangs hat sie ihm über die Schulter geguckt, was er da tut, bis der Senior Agent zuerst um einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter gebeten, ihn dann befohlen hat, weil ihn das nervös macht.
    Es ist ziemlich still hier unten in irgendeinem Kellerbereich des Heroem-Komplexes, lediglich das leise Surren der Klimatisierung, leises Piepen der Stasiskammer und das Geräusch seiner Atemmaske ist zu hören – und letzteres geht ihr ziemlich auf die Nerven, denn er atmet nicht regelmäßig! Und weil das so ist, legt sie ihre linke Hand neben das sargförmige Gebilde auf die Metallplatte des Tisches und trommelt mit den behandschuhten Fingerspitzen darauf herum – auch nicht regelmäßig.
    Abrupt lässt er das Pad sinken und seufzt leise, sein Kopf neigt sich leicht nach hinten, verharrt eine Sekunde so, bevor er ihr das Gesicht zuwendet. „Das ist wirklich nicht nötig, Operative“, schnarrt er leicht verzerrt, senkt das Kinn, so als würde er direkt ihre Hand ansehen.
    Ihr Blick folgt dem seinen, ebenfalls indem sie das Gesicht ihrer Hand zuwendet. „Ich hab's 'n bissch'n eilig“, brummt sie. „Hab'noch 'nen Termin.“
    Vielleicht ist Termin nicht ganz das richtige Wort für den Ritus der gemeinsamen Mittagspause, der selbst dann nicht gebrochen wird, wenn sie den Planeten verlässt sondern per Com – per Aufzeichnung falls sie im Hyperraum nicht erreichbar ist – durchgeführt wird. Die einzige Unterbrechung der letzten Monate ist sein Einsatz auf Tython gewesen, nicht einmal die Ankunft seiner Mutter hat ihn davon abgehalten mittags nach Hause zu kommen, obwohl sie angeboten hat in der Mensa zu essen – wovon er mit ziemlichem Nachdruck nichts hören wollte. Wie also kann sie sich von diesem bescheuerten Senior Agent aufhalten lassen?
    „Möchten Sie es vielleicht selber machen?“ Demonstrativ hält er ihr das Pad entgegen.
    „'s hatt'ich eig'ntlich vor, aye“, antwortet sie spitz. „Ich'mein, wie schwer kann'das sein, 'nen Teil'der Steuerung auf'nen Pad zu leg'n? 's is' nich'mehr als'ne Fernbedienung.“
    „Einen Teil der Steuerung – potentiell tödlich, wohlgemerkt – auf das Pad umzulegen und nicht auf Druck sondern erst beim Nachlassen dessen auszulösen?“
    „...okay, 'ne etwas bessere Fernbedienung...“
    „...inklusive der Möglichkeit, den Vorgang abzubrechen?“
    „...'ne viel bessere Fernbedienung...“
    „...und auf Sie personalisiert, damit nicht irgendwer den Kammerinhalt auf etwas über hundert Grad erhitzen kann?“
    „...'s is' 'n bissch'n komplexer, is' angekomm'n“, schnaubt sie, nimmt die Hand vom Tisch und fährt sich mit gespreizten Fingern durch die Dreads. „Wie lange brauch'n Sie'noch?“
    „Jetzt brauch ich erstmal einen Daumenabdruck von Ihnen. Rechts oder links?“ Er zieht das Pad wieder heran, tippt einen Moment, legt fragend den Kopf schief, während sein Finger über dem Touchscreen schwebt.
    „Links“, brummt sie, ehe sie die Schnalle des linken Handschuhs löst, in die Spitze des Synthleders über dem Mittelfinger beißt und die Hand ruckartig nach unten wegzieht, sie so aus ihrem Gefängnis befreit. Ihre rechte Hand hat sie ganz gerne frei, nicht durch einen Totmannschalter gebunden.
    „Das letzte was ich auf diesem Tisch liegen hatte ist übrigens ein Tjonda-Generator gewesen.“ Er senkt den Finger auf das Touchpad, deutet dann auf ihren Mund, aus dem der Handschuh baumelt. „Er war ziemlich leck, so dass eine Menge Hyposporolkarabon ausgetreten ist.“ Sein Tonfall ist weiterhin monoton schnarrend, wie immer bei Kel Dor und ihren Atemmasken, aber sie meint, einen Hauch Spott herauszuhören. „Hochgradig organzersetzend, auch schon in kleiner Dosis. Ich kam noch nicht dazu, alle Spuren sicher vom Tisch zu entfernen, es kam was rein von jemandem der es ein bisschen eilig hatte.“
    Einen Moment krümmt sie alle Finger der linken Hand abgesehen vom mittleren ein wenig, wendet den Kopf zum Tisch und spuckt den Handschuh auf die Metallplatte. „Sehr witzig...“, brummt sie, hängt gedanklich ein „Fick dich!“ dran, nur um dann festzustellen dass sie sich eine weitere Bemerkung zur Thematik einfach nicht sparen kann. „ Hyposporolkarabon is'nen Kühlmittel für Ion'n-Antriebstechnologie, wenn mir 's Zeug aus'nem Tjonda-Generator leck'n würde, würd'ich mich zuallererst ma' frag'n, was verdammt noch'eins 's Zeug da drinn'n zu such'n hat, weiterführ'nd, warum der Generator entweder über'nen Duraflex-Tankgehäuse verfügt, damit nich' mehr tragbar is' un'dem Prinzip eines leicht transportablen Geräts widerspricht, oder warum'er – sollte'er kein Duraflex-Gehäuse hab'n – beim Aktivier'n nich' einfach'in die Luft fliegt, wenn'er doch mit Hyposporolkarabongas gefüllt is'.“
    „Niemand mag Klugscheißer, Operative.“
    Außerdem hätt'ich bei Rückständ'n auf mein'm Handschuh bedeut'nd akutere Probleme als zersetzte'Organe, nehm'ich an. Weil's mir zuerst ma' die Lipp'n un'die Zunge wegätz'n würde“, bringt sie ihre Ausführungen nüchtern zuende.
    Er seufzt erneut, dreht das Pad und hält es ihr hin. „Ihren Daumen, bitte.“
    Sie hebt die Hand und drückt die Fingerkuppe auf den Touchscreen, beobachtet, wie die Elektronik die Linien abtastet und ein holoblaues Abbild auf den Schirm bringt - ein seltsames Gefühl, tief unten im Heroem-Komplex, dem Herzen des SIS einen elektronischen Fingerabdruck abzugeben, noch seltsamer dadurch dass sie nicht einmal eine Sekunde darüber nachgedacht hat.
    „Und dann sind Sie hier auch fertig“, nickt der Kel Dor das Pad ab, nachdem er den Scan überprüft hat.
    „Fingerprint zum aktivier'n, 's Voicefile von'vorhin zum deaktivier'n, right?“
    Der Senior Agent nickt einmal. „Reichweite beläuft sich auf zwei Klicks. Das Passwort für das Pad ist Ihre SIS-Kennung. Ich mach das hier fertig und übergebe es zusammen mit der Stasiskammer. Soll heißen, Sie bekommen Ihre...“ Er unterbricht für ein leises Schnauben, tonlos, wäre es nicht durch die Atemmaske verstärkt. „...Fernbedienung also zusammen mit dem Ding hier.“ Ein kurzer Deut auf den Tisch.
    Sie senkt den Kopf, kippt eins der Pads am Gürtel an und wirft einen Blick drauf. Verdammt, das ist wirklich spät! „Dann... noch'nen schön'n Tag, Senior Agent. Wie'ich sagte...“ Sie lächelt schief, tippt sich mit zwei Fingern an die Schläfe. „...ich hab's eilig.“
    „Ja, ja... Ihnen auch“, schnarrt der Mann und wendet sich schon wieder seiner Arbeit zu, beachtet sie nicht mehr auf ihrem Weg heraus aus den technischen Labors.
    Sie verfällt in einen leichten Laufschritt, wo immer es die Gänge des Komplexes erlauben. Nach Hause fahren. Den Rest des Nachmittags frei haben, weil sie für sich und Aidan morgens um vier eine Sprunggenehmigung vorliegen hat, vorher noch ihr Schiff aus dem mehrere hundert Meilen entfernten Frachthafen holen muss. Ein Sprung nach Alderaan, um am frühen Nachmittag einen Termin bei dem Immobilienmakler Mister Hersley wahrzunehmen – die groben Pläne die Finanzen Lord Treags betreffend in machbare Form zu pressen. Zurück nach Coruscant, um übermorgen mit Lance Corporal Aldorn ihren Teil des Austauschs zu besprechen – eine Stasiskammer mit Totmannschalter ist bei einer Ware die die haben wollen ja vielleicht genug, den unbekannten Sith von Dummheiten abzuhalten.
    Und dann, Ende der Woche, nach Voss. In der vagen Hoffnung, dass alles glatt laufen würde und sie Loras Gemrin zurück nach Coruscant bringen können. Nach vierzehn verdammten Jahren.

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    An Bord der Blue Bar, irgendwo im Hyperraum, früh am Morgen


    Sie kneift die Augen zu, wischt sich mit der flachen Hand über das Gesicht, seufzt leise, öffnet die Augen wieder und starrt an die Decke knapp über der oberen Pritsche eines Etagenbetts, auf der sie liegt. Sie müsste schlafen, aber sie kann nicht; die Geräusche sind falsch, es ist nicht ihr Schiff, sie kennt den Piloten nicht und es sind sowieso viel zu viele Personen an Bord, als dass sie Ruhe finden könnte.
    Der Hinflug ist noch okay gewesen. Lance Corporal Aldorn und sie haben einen Mini-Bunk auf einem Kleintransporter, nicht größer als ein besseres Shuttle, geteilt, Pilot und Copilot haben sich nicht aus dem Cockpit herausbewegt, die Stasiskammer zählte nicht als Person. Auch falsche Geräusche, aber im Inneren des Schiffs immerhin Stille, genug um wenigstens zu dösen. Sie stellt fest, dass sie gerne mit dem jungen Soldaten zusammenarbeitet; er ist ruhig. Geduldig. Funktioniert. Alle Planungsgespräche – eine Einweisung zur momentanen Befehlslage als er einberufen wurde, die Groundwork in den Fahrstühlen des Megatowers, die kurze Besprechung für diese Reise – zeichneten sich durch einen aufmerksamen Verstand aus, der nicht nur aufnimmt sondern auch hinterfragt. Mitdenkt. So ganz anders als die Diskutiererei an Bord der Superiority, die sie miterlebt hat. Irgendwann würde sie ihn wohl mal fragen, was verdammt nochmal da in ihm durchgebrannt ist.
    So ruhig der Flug gewesen ist, so chaotisch wurde die Ankunft auf Nar Kreeta. Auch wenn der Planet an sich nicht viel hermacht, ist er seiner Lage am Kreuzungspunkt Pabol Kreeta – Pabol Sleheyron wegen einer der Haupthandelspunkte des nördlichen hutt spaces, mit Hafenanlagen deren Frequentierung vielleicht noch über Nar Shaddaa liegt. Sie sind gelandet, haben das Schiff verlassen und plötzlich waren ihre beiden Begleiter – die, die einen Plan hatten wie das weitergeht - spurlos im Hangargewirr verschwunden. Über eine halbe Stunde haben der Lance Corporal und sie zurück am Schiff gewartet, bis auch die Herren mal auf die Idee gekommen sind, sie könnten vielleicht den einzigen allen bekannten Punkt – den Hangar ihrer Landung – checken, ob man da nicht vielleicht wieder zusammenfände.
    Sie sind wieder verschwunden um die Stasiskammer umzuladen, dieses Mal allerdings mit der klaren Ansage einer Uhrzeit – anderthalb Stunden Aufenthalt um sich die Beine zu vertreten und etwas zu essen – und einer Hangarnummer für die Weiterreise.
    Etwas essen. Total witzig. Eine Dreiviertelstunde hat sie gebraucht um etwas zu finden das nicht synthetisch ist, eine einzelne Jaquirafrucht für den stolzen Preis von fünfundzwanzig Credits, und das auch nur über einen Handelstransport, nicht an einem der Verkaufsstände.
    Sie hätte nicht telefonieren dürfen, zumindest ist das ziemlich wahrscheinlich, immerhin hat sie Coruscant offiziell nie verlassen. Gemacht hat sie es trotzdem, und um den Punkt der Gesprächsübermittlung eines Coms das gar nicht hier ist zu umgehen, hat sie eine weitere Illegalität begangen und die Nachricht nicht unter ihrer Nummer versendet sondern über die Codierung eines NuttNews-Prioritätsstreams. Das ist zusätzlich noch billiger als selber senden.
    Eine Befehlslage die besagt, sie würde von Nar Kreeta aus als Pilot fungieren ohne vorher zu klären ob sie das überhaupt kann fällt ebenfalls in die Kategorie witzig; als wäre ein Schiff wie das andere! Glücklicherweise ist der Transporter, den sie zur Verfügung gestellt bekommen haben, ein Drive Yards Modell gewesen und eine Mantis mit zumindest ähnlichem System ist sie lange genug geflogen um das Ding durch den Hyperraum zu kriegen. Wäre es irgendwas gewesen, wo Rendili Hyperworks dransteht, hätte das ein echt interessanter Flug werden können, mal eben mit einem Schiffssystem umgehen dass man nur theoretisch kennt ist nicht komisch!
    Der Austausch ist seltsam gewesen – nicht weil irgendwas Ungewöhnliches passiert ist sondern ganz im Gegenteil, das absolute Ausbleiben von Ungewöhnlichkeiten der Fall gewesen ist.
    “Mit viel Glück vermut'n die einfach, wir plan'n was währ'nd wir vermut'n dass die was plan'n... un' alles'an Maßnahm'n sin'nur reaktiv. Dann... könnte das'sogar total'glatt geh'n. Nich' dass'ich drauf wett'n würde, aber 's reicht'für ne vage Hoffnung.“
    Manchmal reicht es scheinbar, vage zu hoffen.
    Okay, ihr Verhandlungspartner hat versucht sie zu kaufen was erstens schon zu einem Zeitpunkt, zu dem sie noch der Freelancer war für den er sie gehalten hat, verschwendete Atemluft gewesen wäre und zweitens mit dem Lance Corporal hinter ihr, der verdammt beeindruckend seinen Gewehrlauf immer gerade so nicht auf sie gerichtet hat, sowieso eine wirklich dumme Idee war. Vielleicht hätte sie den Sith nicht ganz so früh abwürgen sollen, sich anhören sollen, was ihm denn an Angebot vorschwebt – aber hätte sollen bringt sie nicht weiter. Zumindest ist es die angenehme Sorte Sith für eine Verhandlung gewesen. Nüchtern, kühl, glatt.
    Das Aufeinandertreffen beider Teams mit Imperialen hat alles in Allem keine Viertelstunde gedauert, dann war sie den Zabrak los und Ray hat Loras Gemrim in die republikanische Enklave geleitet, um ihn von dort aus auf die Blue Bar zu bringen.
    Sie haben Voss mit dem Frachter wieder verlassen, sind erneut Nar Kreeta angeflogen, von wo aus sie ein Shuttle auf den im System wartenden Gefangenentransporter gebracht hat. Das Ding ist auch nicht gerade groß, aber bedeutend stärker bemannt – eine wahrscheinlich achtköpfige Crew, dazu mindestens ein halbes Dutzend Soldaten, von denen Teile Ray Geleitschutz gegeben haben, vier Leute die sie als medizinisches Personal einordnen würde. Zu viele Leute, zu wenig Platz. Der Zellenblock, der bis zu zwanzig Gefangene fassen kann, steht natürlich leer – und genau darin liegt sie auf einer Pritsche und starrt an die Decke. Die Energiewand des kleinen, kahlen Raums ist zwar nicht aktiviert, dennoch fühlt es sich scheiße an, zusätzlich zu den unzähligen anderen Dingen, die sich auf diesem Schiff scheiße anfühlen.
    Ätzend rollt sie sich auf den Bauch und drückt das Gesicht ins Kissen, nur um den Kopf mit einem mürrischen Brummen wieder anzuheben. Das Ding stinkt nach Pfefferminz und Industriebleiche.
    Ray und sie haben eine Weile mit Loras Gemrim gesprochen; darüber, wie es für ihn weitergeht, in erster Linie. Medizinischer Checkup, psychologisches Gutachten. Vielleicht ist das sogar ganz gut für jemanden, der wahrscheinlich erhebliche Schwierigkeiten hat, seine Situation zu erfassen. Es ist nüchtern und routiniert.
    Wieder rollt sie sich auf den Rücken, verschränkt die Arme unter dem Kopf und starrt weiter an die Decke.
    “Ich habe jeden Eid verraten, um zu überleben. Jeden. Eid. Ich schwor einst das alles zu verteidigen, weil ich daran glaubte. Können Sie mir das zurückgeben? Können Sie mir mein Leben zurückgeben und meine Ehre?“
    Nehm'n Sie'sich Ihre Ehre zurück.. 's is' nix was'man Ihn'n geb'n kann. Könn'n wir Ihn'n die letzt'n vierzehn Jahre zurückgeb'n? Nein. 's is'die brutale'Wahrheit. Die sin' weg. Unwiederbringlich. Könn'n wir Ihn'n ermöglich'n weiter zu leb'n? 'ne Zukunft zu hab'n? Ermöglich'n ja, aber'auch nich' mehr. 's wird'Sie niemand an'die Hand nehm'n könn'n... niemand führ'n könn'n... die'Frage is'ganz einfach: Was woll'n Sie?“
    Sie runzelt kritisch die Stirn. Was verdammt noch eins hat Ray sich dabei gedacht, um Verständnis zu bitten? Manchmal erwacht wirklich in ihr das Bedürfnis, seine Nase an der nächsten Tischkante einzudellen!
    “Die Idee der Republik besteht trotz ihrer Politiker.“
    Sie lächelt schmal.
    “Sie leb'n, also mach'n Sie'was draus.“
    Die Sith Liobe nun also ein Lord, der Lord hingegen ein Darth. Darth Tyûk. Für sie ein Ärgernis – ja, es verschärft die Situation, aber alles in Allem ist es nur ein Titel, der genauso viele Probleme wie Privilegien mit sich bringt – für Ray hingegen ein echtes Problem.
    “Glauben Sie mir, es hilft wenig sich zu wünschen dass etwas nicht so wäre wie es ist.“
    Stirnrunzelnd fixiert sie eine Niete über ihrem Kopf mit dem Blick. Dieses Gespräch hat etwas verändert an Loras Gemrim. Etwas wach gerufen vielleicht. Seine Haltung aufrechter, sein Blick direkter. Als würde er an Rays phrasenhafter Blauäugigkeit wachsen und sich erinnern dass er vor vierzehn Jahren republikanischer Offizier gewesen ist. Warum das so war.
    Den Mann an Bord des Schiffs in eine Uniform zu stecken ist ein verdammter psychologischer Kunstgriff gewesen – scheißegal ob er a.D. geht oder degradiert wird, für den Moment war das brillant; es gibt ihm eine Identität die er ausfüllen kann und die weit weg von vierzehnjähriger imperialer Sklaverei ist.
    “Rang, Reihe siebzehn, Platz zwölf... sie wird es verstehen.“
    Ächzend schließt sie die Augen. Verdammt, sie ist müde. Und sie hätte gerne eine richtige Dusche. Mit Wasser statt auf Schallbasis – was faktisch die bessere Reinigung ist, sich aber genauso scheiße anfühlt wie alles auf diesem Schiff. Das ist unfair, denn sie sollte sich eigentlich gut fühlen!
    Sie atmet tief durch und zwingt sich, die Augen geschlossen zu halten. Vielleicht schafft sie es zumindest, ein bisschen zu dösen.

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    Coruscant, in einem Taxi nahe des Memorial Parks, abends


    Es ist auch zur Stoßzeit, zu der ein Haufen Büroarbeiter die Taxiplattformen anlaufen, ziemlich leicht, zu den Fahrzeugen zu kommen und eins davon für sich zu beanspruchen, wenn man irgendwas an offizieller Uniform trägt. Warum das so ist, ist ziemlich einfach zu begründen. Hat sie auch schon.
    “Eeh, das kann'ich dir erklär'n. Also'die Anweisung. 's hat'was mit Symbolik zu'tun. Leute brauch'n ihre Symbole un'ihre Vorbilder. Jede offizielle'Person is' genau das.“
    „Dann muss ich ja sagen dass ich Glück hab nicht hier eingesperrt zu werden. So viel Vorbildfunktion hab ich gar nicht.“
    „Du bis' 'n Offizier der republikanisch'n Streitkräfte. Damit biste'für 'n ganz einfach'n Bürger einer von
    den'n die'die Ideale'der Republik hochhalt'n. Eeh, son Scheiß wie Parad'n un'so geht'in genau die'gleiche Richtung.“
    „Naja, ist aber ein Unterschied zwischen dem was man sein soll, womöglich auf einem Papier, und dem was man ist! Ich mach mich nicht gut bei Paraden.“
    „Korrekt. Un' die schicke Uniform mit'dem ganz'n Glitter'dran,
    die versteckt was'de wirklich bis' un' vermittelt stattdess'n was'de auf'dem Papier sein solls'. Genau das is'das Prinzip dahinner. 's is'was, woran Leute glaub'n könn'n.“
    Mehrfach.
    “'s is' Unsicherheit. Ehm... deine Uniform is'nen Schild un'nen Versteck. Gestern'gut geseh'n, werd'n angequatscht un'das erste was'de tust is'auf das offizielle'Patch an'dem Ding tipp'n. Du bis' darin keine Person sonnern 'n Status. Einer'der ziemlich anerkannt wird, hier zuminnest. Funktioniert'mit militärisch'n Uniform'n noch'ne Ecke besser als'mit ner Zugehörigkeit'zum SIS. 'n Teil des'Grunds, warum'de dem nachtrauerst.“
    „Hrm... und ich dachte, Stolz wäre was Gutes.“
    „Das
    is' kein Stolz. Zu Stolz gehört Selbstachtung. Das is'... 'n Schutz. Bloß nich' Ray seh'n, guckt'auf die Uniform. Bleibt'auf Abstand.“
    „Dann demnächst wohl öfter Hemd...“
    „In Zivilklamott'n biste
    nur 'nen Typ... einer unner Million'n. Alles'an Respekt un' Unnahbarkeit den 'ne Uniform dir'frei Haus liefert is' verschwund'n.“
    Es ist der Grund, warum sie es vorzieht das Ding nicht zu tragen; sie will keine Funktion oder ein Status sein, darauf hat sie sich viel zu lange reduziert und es ist zu einfach, in von klein auf antrainierte Gewohnheiten zu verfallen. Und zum Symbol eignet sie sich nicht. Sie ist lieber einfach nur eine Person; und auch wenn es nicht immer leicht ist, ausgerechnet diese Person zu sein, macht es sie doch irgendwie zufrieden.
    Sie schiebt sich in eins der bereitstehenden Fahrzeuge, legt die dunkelorangene Tulpe vorsichtig auf ihrem Schoß ab, zieht die Adresskonsole heran, und gibt den Tantalus-Frachthafen als Ziel an. Sechshundertzwölf Meilen, ETA minus vierundvierzig Minuten, zwölf Sekunden. Zirkaangabe, natürlich.
    Als das Taxishuttle anfährt, lehnt sie sich im Sitz zurück und richtet den Blick aus dem Fenster, west-nordwestliche Richtung, um im Vorbeifliegen einen Blick auf den kleinen Park zu erhaschen, der die Gedenkstätte der Gefallenen des Angriffs von Coruscant enthält.
    Heute hat sie die Uniform angezogen – das erste Mal überhaupt. Gut, man könnte darüber streiten, ob Swoopstiefel und eher abgetragene Synthlederhandschuhe besonders gut dazu passen, auch ihr Gerätegürtel fügt sich vielleicht nicht ganz in das Bild ein, aber die eigentlichen Stiefel sind zu eng und drücken an den Zehen, die Handschuhe haben irgendeine Kautschukschicht die ihr Griffgefühl stört und ihr Gürtel steht nichtmal zur Debatte!
    “Ich... werde versuchen persönlich ab und zu nach dem Rechten zu sehen, ganz privat.“
    „Warum'ganz privat? Fuck'eeh, 's macht
    Sinn, 's Vertrau'n der'Frau un' auch'des Mannes in'die republikanisch'n Behörd'n wiederherzustell'n. 's is' nämlich'mal extrem erschüttert!“
    „Und genau deswegen macht es Sinn, dass der Kerl, der ihren Mann dort rausgeholt hat nicht gleich in Uniform auf der Matte steht, oder?“
    „Ehm... nee? 's is' immerhin
    der Kerl der'ihn da rausgeholt'hat. Der - bis auf 'n Kurzauf'nthalt in'ner medizinisch'n Einrichtung, der'einfach so läuft un'bei dem alles dafür'getan wird, dass'er als Person un' nich'als Post'n wahrgenomm'n wird - dafür sorgt dass'der Typ'zu seiner Frau zurück kann. Der'muss dafür'seine Uniform nich' versteck'n, weil'er grad ma' entgeg'n dess'n hannelt wofür'sie steht. 's Ding steht für'Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Freiheit... fuck'eeh, 's sollte ma' zurück'ins Bewusstsein geruf'n werd'n!“
    „Ist wie immer äußerst schwer, dir zu widersprechen...“

    Als sie das sagte, meinte sie Rays Uniform, nicht ihre eigene – aber sie kann schlecht dem Agenten einen Vortrag über die Sinnhaftigkeit des Tragens halten um dann selber in zivil zu sein. Das wäre dumm, denn der Inhalt der Aussage ändert sich nicht mit dem Inhalt der Uniform, außerdem wäre es geheuchelt und hätte ihre Integrität untergraben.
    Oretha Gemrim ist gerade erst von einer Station ihrer Tour wiedergekommen und das hat bedeutet, dass sie am frühen Abend zum Memorial Park fahren würde um ein paar Minuten an der Gedenktafel zu verbringen, auf der die Namen ihres Mannes und ihres Sohnes stehen, zwei Tulpen auf dem Marmor darunter ablegen würde; die Chiss hat die Gewohnheiten der Frau schon vorher studiert, als sie von Ray den Befehl bekommen hat, sie davon abzuhalten, sich mit ihrer Geschichte an die Presse zu wenden.
    In der Theorie hat sich das als ziemlich einfach dargestellt – dort sein, der Frau die Botschaft übermitteln, fertig. Sie hat eine dieser Tulpen gekauft und dort abgelegt, wo auch Oretha ihre Blumen hinterlassen würde, ist auf ein wenig Abstand gegangen um der Frau erst einmal ein wenig Zeit für ihre Trauer zu geben und hat gewartet.
    Schon während des Wartens hat die Praxis sich als nicht gänzlich deckungsgleich mit den theoretischen Überlegungen erwiesen; sie ist nervös geworden. Unsicher. Weil es sie verdammt nochmal berührt.
    “Das ist mehr Lohn für die Arbeit als alle Credits.“
    Es ist wirklich schwer, berufliche Professionalität zu wahren, wenn man Gefahr läuft, von Emotionalität eingeholt zu werden.
    “Und die Frau wird sicher überglücklich sein. Wirst du genießen, pass auf, dir wird das Herz aufgehen.“
    Dass der Gedanke da gewesen ist, einfach wieder zu gehen, ist nicht zu leugnen. Aber sie ist nicht gegangen. Hat Oretha Gemrim beobachtet, wie sie ihrem ewig gleichen Rhythmus gefolgt ist, in sich gekehrt die Gedenktafel betrachtet hat, mit der Hand sacht über die beiden Namen gestrichen hat, wegen denen sie dort war. Erst als sie ihre Blumen ablegen wollte, ist ihr die schon liegende Tulpe aufgefallen und Schwermut hat sich in Anspannung gewandelt, als die Frau sich umgesehen hat.
    Sie ist Oretha entgegengegangen, hat sie angesprochen – und dabei nicht daran gedacht dass jemand der professionell singt ein ausgeprägtes Gehör für Stimmen haben könnte. Als sie mit der Frau am Com gesprochen hat, hat sie zwar betont deutlich gesprochen, damit der markante Akzent nicht hängenbleibt, hat aber eine Verzerrung für unnötig gehalten – und kaum dass die Frage wer sie sei beantwortet gewesen ist, hat sie danach gefragt, ob sie schon einmal miteinander gesprochen haben. Das ist nicht Teil des Plans gewesen!
    Wie fängt man ein Gespräch an, in dem man jemanden mitteilt, dass vierzehn Jahre, in denen ihr Mann erst für tot gehalten wurde um sich dann als in imperialer Sklaverei befindend herauszustellen, ein Ende haben?
    Erstmal mit der Bitte, sich zu setzen. Es ist bedeutend leichter, seine Würde zu bewahren, wenn einem die Knie weich werden, solange man die Dinger nicht zum Stehen braucht. Den Arm anbieten, um die Bitte zu untermauern. Ist es der richtige gewesen? Gibt es überhaupt einen richtigen? Oder besser, einen falschen? Sie hat doch keine Ahnung von solchen Dingen! Immerhin ist es scheinbar nicht tödlich beleidigend gewesen. Oder es ist tödlich beleidigend gewesen, aber die Szenerie war stark genug, das in den Hintergrund zu stellen.
    Die Annahme Orethas, sie werde wohl nicht erfahren von wem die zu überbringende Nachricht ist, hat sie nur noch nervöser gemacht – die Vorstellung, sie würde der Frau ausrichten, was Loras Gemrim sie bat zu übermitteln, und die würde damit nichts anfangen können, ist ein Alptraum gewesen!
    Auf Orethas Bitte hin hat sie sich ebenfalls gesetzt und ist endlich in der Lage gewesen, ihre Nachricht loszuwerden.
    “Rang, Reihe siebzehn, Platz zwölf... sie wird es verstehen.“
    Für einen Moment ist der Alptraum brutale Realität gewesen. Ob sie das wiederholen könne, wollte Oretha Gemrim wissen. Es ist das richtige gewesen, dessen war sie hundert Prozent sicher; sie irrt sich nicht bei einer Wiedergabe, erst Recht nicht bei Zahlen.
    Sie hat es wiederholt – und als die Frau angefangen hat zu zittern, angefangen hat mit der Fassung zu ringen, hat sie das Gesicht abgewandt, die Frau gebeten sich Zeit zu lassen.
    “Vor fünfunddreißig Jahren sagte ein junger, eben zum Fähnrich gemachter Soldat, wo er warten würde. Er war so stolz auf seine Uniform.“
    Fünfunddreißig Jahre. Ein Zeitraum der ihr ganze bisherige Lebensspanne umfasst.
    “Ich habe nie jemandem davon erzählt, Operative Trigger. Dies war ein Moment der Loras und mir gehörte.“
    Sie schnieft leise. Blinzelt ein paar Mal in schneller Folge, als die Sicht auf Coruscants Skyline beginnt leicht zu verschwimmen.
    “Er wartete an jenem Abend und hörte einer ebenfalls jungen Sängerin zu. Wann immer es möglich war, tat er dies und versprach es nur, wenn er es halten konnte. Nicht einmal hat er diese Verabredung nicht eingehalten, sogar während des Kriegs nicht.“
    Ein niemals gebrochenes Versprechen. Und die langsam dämmernde Erkenntnis, dass es mehr sein könnte als lediglich eine Nachricht die nach Coruscant transportiert wurde.
    “Wo ist Loras, Operative Trigger?“
    „Mmmh, 's kann'ich Ihn'n tatsächlich nichma' genau sag'n. Also... nichma'
    darf'ich nich' kann'ich nich' sonnern 'n wirkliches weiß'ich nich' kann'ich nich'. Ich kann Ihn'n nur sag'n wo er nich' mehr is' un' das is'in imperialer Gefang'nschaft.“
    Es ist ein Reflex gewesen, zu reagieren. Aufzuspringen und die Frau festzuhalten als sie zusammengesackt ist und drohte von der Bank zu rutschen. Der Körper schneller als der Verstand. Sie hat eine Entschuldigung gestammelt und wollte die Frau loslassen als die Gedanken hinterhergekommen sind, aber sie konnte nicht – Oretha hat sich an ihrem Arm geklammert, ist zusammengesackt, als sei es der einzige Halt, den sie hat.
    “Das war Ihr Versprechen. Sie waren die Stimme am Com vor meiner Haustür.“
    Sie schnieft ein weiteres Mal, senkt den Blick auf die Tulpe auf ihrem Schoß, wischt sich verlegen mit dem Handschuhrücken über die Wangen.
    “Sie verprach Ihrer Frau dass sie gemeinsam trauern können... an seinem Todestag.“
    Nachdem die Frau die Fassung wiedererlangt hat, haben sie über die nahe Zukunft gesprochen. Warum der medizinische Komplettcheck notwendig ist.
    “Ehrlichkeit is'wichtig... absolute Ehrlichkeit. Beid'n geg'nüber.“
    Warum anfänglich eine Überwachung initiiert wird.
    “Sie werd'n danach 'ne Weile unner Beobachtung gestellt. Also'keine steht'in ihr'm Schlafzimmer-Beobachtung, aber'ne allgemeine. 's könnt'n wir'auch ohne Ihr Wiss'n einfach mach'n, aber'das wär ziemlicher'Mist, schätz'ich. Versteh'n Sie's vielleicht'eher wie'ne Art Bodyguard, ich'nehm an, 's sin'Sie gewohnt. Geht'auch da in'erster Linie um'Schutz. Ehm... bleibt 'n Risiko, wenn'man weiß was'die so mit Köpf'n von Leut'n anstell'n könn'n.“
    „Sie spielen mit offenen Karten, Operative Trigger. Das habe ich lange nicht erlebt.“

    Dass es Gesprächstermine geben würde. Psychologische Sitzungen. Befragungen. Warum einige Dinge Loras Gemrims Gefangenschaft betreffend unter Verschluss sind – und warum das so bleiben muss.
    Dann hat sie der Frau angeboten, sie nach Hause zu fahren. Sie hat abgelehnt. Sagte, dass sie heute etwas länger hier bleiben würde. Und dann hat sie ihr eine der Tulpen gereicht.
    “Ich muss nur noch eine Blume niederlegen.“
    Das Orange auf ihrer schwarzen Hose verschwimmt zu einem undeutlichen Farbfleck. Sie legt den Kopf in den Nacken, blinzelt weiter.
    “Wesen wie Sie lassen mich glauben, dass mein Mann nicht grundlos litt und mein Sohn nicht grundlos starb. Danke, Operative Trigger.“
    „Wes'n wie'Sie un'Ihr Mann lass'n mich glaub'n dass'es was gibt für'das es sich
    lohnt zu kämpf'n.“
    Das Blinzeln bringt genau gar nichts. Feuchte Hitze brennt in ihren Augenwinkeln.
    Morgen würde sie herausfinden müssen wo genau Loras Gemrim eigentlich jetzt ist um zu sehen, ob sie in der Lage wäre, ihm ebenfalls etwas zu übermitteln.
    “'Das blaue Kleid' wäre die gesamte Antwort. Es ist nicht wichtig, vielleicht aber erinnert sich Loras so seiner Heimat.“
    Ray hat den Mann sicher geleitet, er weiß bestimmt, wo er nun ist. Und hat hoffentlich Zugang.
    Außerdem würde sie morgen gucken, welche Behörde für ID-Einträge verantwortlich ist, um eine Adressänderung eintragen zu lassen.
    “...ich'hab echt kein'n Plan, wie'oft ich'in drei Tag'n gedacht'hab, dass'ich nach'Hause will. Nich' zurück nach Coruscant oder'so sonnern genau so. Nach'Hause...“
    „Das freut mich... und jetzt bist du daheim!“
    „M-hm... bin'ich...“

    Ein Gedanke die Sidekick betreffend laut ausgesprochen. Er schwirrt ihr schon länger im Kopf herum, aber es liegen Galaxien zwischen etwas denken und etwas sagen.
    Lächelnd senkt sie den Kopf. Gar nichts hat sie überhört. Lediglich bewusst übergangen um nicht wieder bei einem Thema hängen zu bleiben, dass ihm unangenehm ist. Es ist ein viel zu schöner Vormittag gewesen um ihn so enden zu lassen.
    Ein kurzer Blick auf die Adresskonsole verrät ihr, dass bis zur Ankunft am Taxiterminal des Hafens in dem die Sidekick liegt noch eine gute halbe Stunde Zeit ist. Sie lehnt den Kopf zurück, wendet das Gesicht dem Fenster zu und schließt friedlich lächelnd die Augen. Das ist ein geiler Tag gewesen!

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