Trigger - Snapshots

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    Nar Chunna, eine Armenklinik auf den unteren Ebenen, mittags


    Sie wartet in Sams Büro, die Beine lang ausgestreckt, die Füße über einem zweiten Sessel übereinandergeschlagen, einen Cafbecher auf dem linken Knie balancierend. Warum genau hat sie Sam nicht vorher angerufen? Davon auszugehen dass er immer hier ist, ist nüchtern betrachtet totaler bullshit.
    Nar Chunna ist die vorletzte Station auf ihrer Reise – der zweite Planet der unlösbar mit der Person verknüpft ist die sie jetzt ist; bedeutend mehr im Schlechten als der nur zwei Sprungstunden entfernt liegende Groth.
    Das letzte Mal als sie hier gewesen ist, hat sie Sam ein Angebot gemacht; es ging um Geld. Geld dass er für den Fortbestand der Klinik so dringend braucht und das sie bereit gewesen ist, ihm zu beschaffen – ein Angebot dass sie nun zurückziehen muss, weil es nicht aufrechtzuerhalten ist. Der Barstick aus dem Casino würde als brauchbare Entschädigung dienen - hofft sie zumindest.
    Danach würde sie zurück nach Shaddaa fliegen; da ist sie zwar vor zwei Tagen schon gewesen, hat sich mit Alan getroffen, die Miet- und Schmiergeldverträge der Hangars aufgelöst und die Flip Coin tief in der Wartungszone des Akulo eingelagert, aber sie hat es nicht über sich gebracht, zu Snatch zu fahren. Noch immer weiß sie nicht, wie sie dem Cyborg begreiflich machen soll dass sie geht, aber verdammt, Alan hat Recht; es ist das Leben das sie führt, nicht das der anderen!
    Nachdenklich sieht sie in den Dampf der aus dem Caf emporsteigt, lässt die Gedanken durch die letzten zehn Jahre ihres Lebens schweifen, reflektiert Entscheidungen die sie getroffen hat. Gründe, warum sie sie getroffen hat. Auf Csilla warnt man die, die außerhalb der Ascendancy für das Reich arbeiten, davor. Man könne sich nicht lange unter Barbaren aufhalten ohne einer zu werden, das hat sie bestimmt hundert Mal gehört. Jede Rückkehr ist von psychischen Belastungstests begleitet gewesen um sicherzustellen dass die nicht abfärben.
    Aber das tun sie, und zwar verdammt schnell. Man wird zu einem von ihnen, ohne dazuzugehören. Ohne gelernt zu haben, damit umzugehen. Egal wie sehr man versucht, ihre Welt auf Abstand zu halten, etwas kommt durch. Erst nur wenig, dann mehr und immer mehr, das gegen die sorgsam aufgebauten Barrikaden anrennt, bis es einen Punkt erreicht, der nicht mehr kontrollierbar ist und alles einreißt. Es ist der Punkt an dem man eine Wahl treffen muss – mit all ihren Konsequenzen.
    Sie hat sich entschieden als die Flip Coin von Dromund Kaas aufgebrochen ist, egal wie sehr sie später noch versucht hat zu relativieren oder nicht darüber nachzudenken, indem sie sich erst mit kleinen und großen Zielen beschäftigt gehalten und dann eine Gedankensperre verhängt hat um Urlaub zu machen.
    “Vielleicht versuchen Sie auch einfach mal Ihren Urlaub zu genießen. Und sagen mir danach wie man einen Urlaub genießt.“
    Schief grinsend nippt sie an ihrem Cafbecher. Ja. Nee. Irgendwie nicht. Das würde ein bisschen zu weit führen und nur peinlich werden. Verdammt, Alderaan ist einer der schönsten Planeten der ihr bekannten Galaxie. Sie würde sofort zu den drei Tagen zurückkehren, und das trotz dieser Alptraum-Seifenblase, die so vieles von dem beinhaltet, was sie tief verabscheut; die zahlreichen anderen Momente sind es einfach wert gewesen!
    Sobald sie wieder auf Coruscant ist, würde sie sich bei Blondie melden – genug Zeit, die Sache mit dem Urlaub in etwas Allgemeingültiges zu formulieren. Ob die These Bestand hat kann man an einem einzigen Fallbeispiel sowieso nicht prüfen.
    Sie hat sich auch bei dem Jedimeister gemeldet, noch von Alderaan aus. Er hat ihr eine Frage gestellt, auf die sie ihm eine Antwort schuldig geblieben ist. Sie lautet ja.
    „Die Sache mit den Coms und ihren lustigen Nummern hast du aber schon verstanden, oder?“, reißt Sams Stimme, begleitet vom leisen Zischen der Bürotür, sie aus ihren Gedanken. „Gut siehst du aus, Trigger, auch wenn du dir das Stirnrunzeln sparen solltest.“ Lächelnd tippt er sich gegen die Stirn. „Hab mal gehört, das bleibt so, wenn man nicht aufpasst.“
    Sie sieht auf, runzelt die Stirn noch stärker und hebt einen Mundwinkel, mustert den schlacksigen Menschenmann mit der Armprothese auf seinem Weg um den Schreibtisch herum. „Na, solang'ich nur halb so'viele Krater im'Gesicht hab'wie du, is'ja noch alles'in Ordnung, Sam.“ Er sieht alt aus, obwohl er jünger ist als sie; die Ebene und seine Arbeit hier haben ihn übel ausgebrannt, das fällt ihr immer wieder auf, wenn sie hier ist. „Ich'hab übrig'ns 's Gleiche gedacht, was'die Coms angeht. Eeh, war nich'der Plan dass'de dich meldest?“
    Er winkt ab, lässt sich auf den Stuhl jenseits des Schreibtischs fallen und angelt nach der Cafkanne, zieht von irgendwo unten eine Tasse hervor. „Die republikanischen Verträge mit den Schnecken haben ein bisschen was durcheinander geworfen, gab bis jetzt keine gute Gelegenheit.“
    Sie nickt einmal, kaut an der Innenseite ihrer Unterlippe herum, während er sich einschenkt. Dass der Krieg inzwischen auch den hutt space beeinflusst, ist ihr nicht neu.
    „...und trotzdem bist du hier“, fährt er beiläufig fort und stellt die Kanne wieder ab. „...welche Form von Selbstgeißelung ist es dieses Mal?“
    Sie ächzt entnervt und verdreht die Augen. „Gar'keine“, murrt sie über den Tisch. Sie kann diesen Blick nicht leiden. Dieses milde Lächeln auf seinen Lippen. Am Ätzendsten findet sie, dass sie weiß dass es echt ist. „Hatt'n wir'das nich'das letzte Ma'schon?“
    „Jep, hatten wir.“ Er nickt und lehnt sich zurück, die Tasse in beiden Händen. „Ich bin nur überrascht, das dieser...“ Die linke Hand löst sich und winkt vage in ihre Richtung. „...Zustand scheinbar anhält.“
    Das letzte Mal hier gewesen ist sie vor fünf Monaten. Als sie die Planung für den Ausstieg aus der imperialen Welt gerade angeschoben hat, das Ziel bereits bestimmt gewesen ist. Etwas über einen Monat, nachdem in einem Café über Coruscant beschlossen wurde nichts zu ändern. „Ernsthaft, du kannst mich“, brummt sie und nippt an ihrem Caf. Sie ist auch überrascht, dass dieser Zustand anhält, verdammt. Es ist nicht gerade so als hätte sie das geplant!
    „Na, zumindest steht er dir“, nickt er ihr zu und trinkt ein paar vorsichtige Schlucke, ehe seine Tasse wieder auf den Tisch und sein rechter Arm auf die Lehne wandert, den linken lässt er in den Schoß fallen. „Kriegst du es heute hin, ihn zu präzisieren?“
    Sie schüttelt den Kopf und senkt den Blick auf ihren Becher. „Geht'dich nix an. 'sweg'n bin'ich auch gar nich' hier.“
    Er zuckt leicht mit den Schultern. „Dann könntest du ja einfach mal ausspucken warum du hier bist, hm? Bringt mich ums Raten.“
    „Ich...“ Sie zieht die Brauen zusammen und wendet das Gesicht ab. „...muss'mein Angebot zurückzieh'n.“
    Er schweigt. Sie schließt die Augen, kaut weiter auf der Innenseite ihrer Unterlippe herum.
    „Ich warte...“, durchbricht er nach Sekunden die unangenehme Stille, sein Ton ist nicht bitter, wenn auch ernst. „...denn das solltest du vielleicht präzisieren.“
    Sie nickt matt, atmet tief ein und langsam wieder aus. „Ich'zieh um. Äh, bin umgezog'n.“ Langsam wendet sie ihm das Gesicht wieder zu. „Irg'ndwie so...“, fügt sie murmelnd an.
    „...und?“ Er hebt die Hand von der Lehne, lässt sie auffordernd am Handgelenk kreisen.
    „'s is'... kompliziert“, presst sie hervor und zuckt etwas hilflos mit den Schultern.
    Er schmatzt nüchtern, schüttelt leicht mit dem Kopf, schweigt aber.
    „Ich'will... 's hinner'mir lass'n. Also... 's alles“, murmelt sie weiter.
    „Wo genau ist das kompliziert?“ Fragend runzelt er die Stirn und neigt den Kopf etwas.
    Sie schnaubt, schüttelt den Kopf und brummt leise: „Quasi überall...“
    „Nope.“ Er lehnt sich vor und stützt sich auf den Unterarmen auf der Schreibtischplatte ab, schiebt beiläufig seine Caftasse von einer Hand in die andere. „Ich find das ganz einfach.“
    Fragend runzelt sie die Stirn.
    „Ich hab dir schonmal gesagt, dass dein Problem ist dass du kein Arschloch sein willst. Ist mir total egal, wann du das begriffen hast, wie du es begriffen hast, letztendlich zählt doch nur dass das bei dir auch irgendwann mal angekommen ist.“ Er schmunzelt. „Oh, und dass ich Recht hatte, natürlich. Das zählt auch.“
    „Eeh...“ Sie blinzelt verblüfft.
    „Hör mal, du schuldest mir nichts. Du schuldest Chunna nichts. Der Klinik auch nicht. Ich hab dein Angebot echt geschätzt, aber nicht der Kohle wegen sondern weil du es überhaupt gemacht hast.“
    Sie blinzelt nochmal.
    „Scheiße Trigger, in meiner Realität sind wir Freunde!“, schnaubt er. „Was hast du eigentlich erwartet, als du hierher gekommen bist? Dass ich drauf bestehen würde?“ Nochmal schnaubt er, die Brauen ziehen sich verärgert zusammen. „Hau ab, verflucht. Lass es hinter dir, wenn du kannst. Das ist grob das, was ich auch mache, nur... anders!“
    Ein drittes Blinzeln, vorsichtig tastet ihre Hand im Gürtel nach den Stickeinschlüssen, sie zieht den Barstick aus dem Roundabout hervor, legt ihn auf den Tisch und schiebt ihn mit dem Zeigefinger auf dem Display über die Platte.
    Sein Blick folgt der Bewegung, die Unterlippe schiebt sich leicht vor.
    „Hum, ja... äh...“ Sie lächelt peinlich berührt. „Schätz, du kannst'das besser brauch'n als'ich.“ Schulterzuckend zieht sie die Hand zurück.
    Jetzt blinzelt er. Lacht irritiert auf. „Huttenscheiße, du willst mich doch verarschen!“
    „Äh... nee?“ Abrupt lässt sie die Füße vom Stuhl gleiten und kommt zum Stehen.
    Er hält den Kopf weiter auf die Tischkante gesenkt, sein Blick allerdings folgt an den Brauen vorbei ihrer Bewegung. „Hab ich dir schonmal gesagt, dass du total kaputt bist?“, fragt er etwas gedehnt.
    „Hmja“, murmelt sie. „Öfter.“
    Er nickt langsam. Greift jäh nach dem Stick und hebt den Kopf. „Danke, Trigger. Wirklich.“ Betreten senkt sie unter seinem aufrichtigen Lächeln den Blick auf ihre Fußspitzen. Das fällt auch in die Kategorie sentimentaler bullshit und macht sie verlegen!
    „Bye, Sam“, murmelt sie leise und wendet sich der Tür zu.
    „Bye, Trigger“, antwortet er weich. „Viel Glück.“
    Hastig verlässt sie das Büro. Bevor sie noch anfängt zu heulen!

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    Nar Shaddaa, im Zwischengeschoss eines Hochhauses zwischen Ebene zwei und drei, früher Nachmittag


    In einiger Entfernung des für ein Hochhausgeschoss bizarr dicken Druckschotts - weit genug weg dass die Türkameras sie nicht erfassen - geht sie auf und ab, beide Hände flach in die Dreads geschoben, nervös, seit Minuten schon.
    „Fuck“, murmelt sie zum wiederholten Male, seufzt langgezogen, auch nicht das erste Mal.
    Hunderte von Comgesprächen gehen ihr durch den Kopf, in denen Snatch immer und immer wieder fragte, wann sie nach Hause kommen würde, wann immer der Cyborg wusste dass sie gerade nicht auf Shaddaa ist.
    „Wolltest du irgendwann auch reinkommen oder hast du vor, das noch eine Weile zu machen? Ich mein, es ist lustig, aber ich versteh den Sinn nicht so ganz“, dringt Snatchs elektronisch verzerrtes, schwaches Stimmchen vom Intercom der Tür.
    Ächzend legt sie den Kopf in den Nacken und sieht sich mit hochgezogener Braue um. Welche Cam hat sie übersehen, verdammt?
    „Kalt“, teilt die Tür ihr mit. „Ganz kalt. Und du bist dick geworden“
    „Ohmann“, murmelt sie, wischt sich mit einer Hand übers Gesicht und wendet den Kopf der Tür zu, ohne den letzten Satz in irgendeiner Form zu kommentieren.
    „Ja... warm“, begleitet Snatch ihren Weg zum Schott leise kichernd. „Wärmer... wärmer... heiß!“
    Mit kritisch gerunzelter Stirn sieht sie das Schott an, wendet das Gesicht kurz den Cams zu, die sie kennt – und deren Reichweite definitiv nicht ausreicht, sie am Ende des Gangs erfasst haben zu können.
    „Mitte links, Fish-Eye“, teilt Snatch ihr begeistert mit. „Erhöhte Brennweite, extrem lichtempfindlich, sehe auch was wenn es im Gang ziemlich dunkel ist. Aber wenn dich das tröstet, bis hierhin hast es ungesehen geschafft.“
    „Honey...“ Sie verdreht die Augen und kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. „...wenn'das 'n Fish-Eye is', meinste nich' dass dick an'der Lins'nverzerrung lieg'n könnte?“
    „Ja, kann auch sein“, antwortet der Cyborg gleichgültig. Dieses Prinzip aus Ursache und Wirkung ist ihr wohl zu einfach gewesen um es zu erfassen. „Also was nun? Reinkommen?“
    Wär ich'schon längst, wenn'de die verdammte Tür ma' aufmach'n würdest“, brummt sie mürrisch und wirft dem Teil, wo sie inzwischen die Linse entdeckt hat, einen düsteren Blick zu.
    Dumpf schabt Metall auf Metall, es zischt leise, als die Sicherungsbolzen das Schott auffahren lassen, die klimatisierte Innenluft schlägt ihr entgegen – sie atmet sie langsam durch die Nase ein und nimmt einen ganz schwachen Hauch von kaltem Zigarettenrauch wahr.
    Snatch prallt dumpf gegen sie, kaum dass sie einen Schritt in den Raum gemacht hat, dürre Arme schlingen sich um ihren Hals und halten erstaunlich fest, während der Strom von immer wieder wiederholtem „Trigger! Trigger!“ nicht abreißt, erst in klarer, hoher Tonlage, dann – als die Frau den Kopf gegen ihre Schulter presst – dumpfer.
    Ächzend legt sie dem Bündel den Arm um die Taille und hebt es an, sofort schlingen sich die Beine des Cyborgs um ihre Hüfte. Sie ignoriert die Frau weitestgehend, sieht sich mit gerunzelter Stirn in dem von fahlem Blau der Holowand beleuchteten Hauptraum um. Der flache, von zwei Couchs und drei Sesseln umgebene Tisch ist leer; weder von dem Aschenbecher noch von der Whiskeyflasche, die sie auf dem Holo gesehen hat, eine Spur. Auch sonst kann sie keine Veränderungen ausmachen. Außer...
    Das Stirnrunzeln verstärkt sich, als sie sich in Bewegung setzt, das Bündel einfach mitschleppt. Achtlos schlägt sie mit der freien Hand im Vorbeigehen auf das Türpad um das Schott wieder zu schließen, nähert sich der Holowand, um ihre Entdeckung näher in Augenschein zu nehmen; im linken Drittel, halb verborgen zwischen auf dem Konsolenelement liegenden Keypads, steht ein Aschenbecher. Er ist leer, aber dreckig. Benutzt.
    Snatch ist inzwischen fertig damit festzustellen, dass es sich bei ihr eindeutig und zweifelsfrei um Trigger handelt; sie löst die Umklammerung der Arme ein wenig, hebt den Kopf wieder und lehnt sich leicht zurück, sieht die Chiss aus großen, wässrig grauen Augen an. „Wo warst du? Du warst so lange nicht mehr hier!“ Die Empörung ist nicht zu überhören.
    „Ich'hatt zu tun“, murmelt sie ausweichend und biegt auf halbem Weg zur Holowand ab, auf die Couchecke zu, beugt sich – und damit den Cyborg – über einen der Sessel. „Loslass'n, Honey.“
    Snatch kommt der Aufforderung nach, löst Arme und Beine von ihr, worauf sie sie vorsichtig im Sessel absetzt. „Du warst so lange weg!“, stellt die Frau noch einmal mit Nachdruck fest.
    „Fünf'Monate un' fünf Tage um'genau zu'sein“, nickt sie und wendet sich jetzt ohne ihre Last weiter der Holowand zu. „Wobei'das auch nur korrekt is' wenn weg gleichbedeut'nd is' mit nich' hier.“ Sie deutet auf den Boden. „Weil'auf Shaddaa war'ich seitdem sechs Ma', was' eins'komma zwei Ma' pro Stannardmonat entspricht“, führt sie sachlich aus. Fünf Mal davon ist sie nur so lange auf dem Mond geblieben wie sie gebraucht hat, das Schiff zu wechseln. Nur das letzte Mal, vor ein paar Tagen, ist sie etwas länger geblieben. Um die Flip Coin einzulagern. Um ein paar Konten und Verträge aufzulösen. Um sich mit Alan zu treffen.
    „Du warst nicht hier“, protestiert Snatch unverändert empört weiter.
    „'s is' grob'das, was'ich grad sagte, aye“, brummt sie abwesend, nimmt den Aschenbecher mit spitzen Fingern auf und dreht sich um, sieht mit kritisch gehobener Braue über das Stück Metall hinweg in Richtung des Sessels.
    „Stell das hin. Das gehört nicht dir!“ schnappt der Cyborg, wendet sich ab, verschränkt die Arme vor der Brust und presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    „Stimmt auffall'nd“, brummt sie und stellt den Aschenbecher zurück auf die Ablage, fängt dann an, die in direkter Nähe des Terminalelements, die Schubladen der Rollcontainer zu öffnen, an die jemand, der hier sitzt, bequem rankommen würde.
    „Lass das!“, faucht es vom Sessel. „Schnüffel mir nicht nach!“
    In der zweiten von oben, links von den Keypads, direkt unter dem Aschenbecherplatz, wird sie fündig; eine Schachtel Carababba, filterlos, offen und halb leer, direkt neben einem Feuerzeug. „Ich'schnüffel nich' dir nach“, kommentiert sie trocken, greift nach dem Feuerzeug und dreht es um. Kein Werbeaufdruck, Mist aber auch.
    „Ich mein das ernst, Trigger! Es geht dich nichts an!“
    Sie schubst die Schublade zu, dreht sich an und mustert Snatch eindringlich, die sie wiederum düster anfunkelt. „Aber'bei dir is' alles'klar, Sugar?“, bricht sie nach Sekunden das Schweigen.
    Snatch nickt einmal knapp. „Ja, ist es“, presst sie zwischen den schmalen Lippen hervor, hält ihrem Blick aber stand – kein Anzeichen von Nervosität oder Angst, nur Ärger.
    „Mmmmh“, brummt sie, nickt abschließend und wendet sich dem Kühlschrank zu, öffnet ihn und stutzt. Kein dunkles Ale, stattdessen befinden sich unter der Reihe von Snatchs Fizzyglug-Dosen eine zweite Dosenreihe mit Cola, im Türfach stehen zwei Flaschen billiger Whiskey, von denen eine nur noch zu einem Drittel gefüllt ist.
    „Musst dich in die Küche begeben für Ale“, begleitet Snatch spitz ihr betont langsames Schließen der Kühlschranktür. „Einmal im halben Jahr wirste das wohl grad noch schaffen!“
    „Äh... ja“, murmelt sie, blinzelt und schüttelt leicht den Kopf. Hat die Frau gerade einen nervösen Blick zu einer der Raumtüren tiefer in den Bunker hinein geworfen?
    „Ale...“, murmelt sie weiter und wendet sich der Tür zu, die in den Vorratsraum führt, den Snatch – jemand dessen Nahrungsaufnahme ausschließlich aus Dingen besteht, die man in unter zwei Minuten in der Mikrowelle erwärmen kann – fälschlicherweise als Küche bezeichnet, durchquert ihn bis zur Kühleinheit und öffnet sie um da dann auch tatsächlich – ganz unten – ein paar gestapelte Flaschen corellianisches Dunkles zu finden. Zusammen mit der Kühlschranktür schließt das Zimmerschott. Mit Verblüffung beobachtet die Chiss, wie die kleine Kontrolllampe am Türpad von grün auf rot springt; der Cyborg hat sie eingesperrt!
    „Snatch, verflucht!“, blafft sie und hämmert unsinnigerweise einmal auf das Pad. „Was soll die'Scheiße?!“
    „Alles gut, nicht aufregen“, piepst der Cyborg, begleitet vom Öffnen und Schließen eines anderen Schotts, dann ist es still.
    „Du bis' so tot...“, knurrt sie leise, klemmt sich die Aleflasche mit dem Hals zwischen die Zähne um die Hände frei zu haben, zieht das Pad aus dem Gürtel, dessen Programme zu etwa sechzig Prozent genau dazu da sind, ein verschlossene-Tür-Problem zu beheben und klemmt es in die Türkonsole. „...bif fo 'ot!“, murmelt sie ein weiteres Mal am Flaschenhals vorbei und startet einen Frequenzrechner. Was glaubst die Bekloppte eigentlich, wie lange ein einfaches Türschott eines Sicherheitssystems das sie selber installiert hat, sie aufhalten würde?!
    Sechs Sekunden später entlässt die Tür sie wieder in den Hauptraum. Leer, dass Snatch ihn verlassen hat, hat sie ja hören können. Zügigen Schrittes steuert sie die Tür an, bei der sie meint, dass der Cyborg sie angeguckt hat – sie ist nicht verriegelt, wahrscheinlich ging die andere davon aus dass es sie länger aufhalten würde, nicht zu wissen welche der vier abgehenden Türen sie benutzt hat. Sie nimmt die Flasche aus dem Mund, entkront sie mit den Zähnen und spuckt den Kronkorken aus. „Snatch, verdammte Scheiße, 's soll das?“, brüllt sie in den Bunker – bullshit, die Schotts zum Wohnbereich sind schallgeschützt, aber es muss raus - und hämmert die Faust auf das Türpad.
    Der Bunker zieht sich – aus Sicherheitsgründen – über das komplette Zwischengeschoss eines Wohnblocks. Ebenenstützend, verstärkter Boden, Decke und Wände. Und – vor Allem – viel Platz, in dem Snatch sich verkrochen haben kann.
    Sie ruft kein weiteres Mal; der Cyborg ist eindeutig geflohen und würde sowieso nicht antworten, stattdessen bewegt sie sich zügig den Hausfluren nachempfundenen Gang entlang, den Blick mit gerunzelter Stirn auf den Boden vor sich gerichtet, darauf konzentriert zu lauschen.
    Snatchs Stimme, leise aber eindringlich, von weiter hinten aus einem Bereich, den die Frau nicht einmal benutzt; nur deswegen zu hören, weil sie so hoch ist.
    „...dich verstecken!“, hört sie als sie sich zügig nähert, dann eine zweite Stimme, männlich, tief, mit seicht belustigtem Unterton: „Was anziehen darf ich mir noch, Süße?“
    Sie taumelt, stützt sich an der Wand ab und drückt gequält ächzend die Stirn gegen das kühle Metall als ihr Hirn entscheidet dass sie diese Stimme kennt und sich instant im Gewaltverfahren daran macht, diese Information zu verifizieren.
    Sie würgt gepresst.
    Ray
    Kneift die Augen zusammen und schlägt einmal fester mit der Stirn gegen das Metall um den Schwindel auf seinen Platz zu verweisen, als sich das Bild eines Endzwanzigers mit dunkelblonden, verwuschelten Haaren und stahlgrauen Augen in ihrem Verstand festigt.
    „Nein, du darfst dir nichts anziehen, du musst dich verstecken!“
    Ray. Dem sie die Nase gebrochen hat als er in das Hotelzimmer ihres Alias eingebrochen ist. Den sie sechs Wochen lang in einem Panic Room in Snatchs Bunker festgehalten hat. Den sie ein paar hundert Meilen entfernt auf einer von Shaddaas Ebenen knapp unter der Oberfläche ausgesetzt hat mit nichts weiter als einer Klamottentasche und einem tausend-Credit-Stick, als er keine Gefährdung mehr für ihre Bemühungen gewesen ist, eine Prototypen-Miniatur für militärische Raumfahrt wiederzubeschaffen, die ein Bastard aus den Kuat Drive Yards Werken gestohlen hat um sie sich gleich darauf selber stehlen zu lassen - womit noch ein Haufen mehr Bastarde in die Angelegenheit verwickelt worden sind.
    „Süße, was ist los? Du benimmst dich ja, als wenn ein Rancor durch deinen Bunker toben würde...“, murrt Ray auf Snatchs Gezetere nahe an der Panik.
    Sie stößt sich von der Wand ab und fällt in den Raum ein, aus dem die Stimmen dringen; nicht wie ein Rancor sondern wie ein Rylothscher Sonnensturm.
    Sie versteht nicht, was hier los ist, aber was sie versteht ist dass sie Ray hat leben lassen und er dadurch jetzt eine Gefahr für Snatch darstellt. Er ist ein Problem und Probleme werden gelöst!
    Vollkommen irritiert sieht der duschnasse Mann mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt und einem weiteren um den Kopf drapiert, ihr entgegen. Er versteht auch nicht, was ihr die bedeutend höhere Reaktionsspanne gibt.
    „Trigger, nicht!“, schreit Snatch panisch auf, als sie gegen ihn prallt, ihn an die nahe Wand zurücktreibt, den linken Unterarm auf seinen Hals presst.
    Glas und Ale ergießt sich über dem frisch Geduschten der die Arme hochreißt und ziellos nach seinem Hals tastet – die übliche Reaktion wenn man jemandem die Luft abschnürt, jeder will atmen – als sie die Flasche an der Wand über ihm zerschlägt; alles mit scharfen Kanten ist eine Waffe. Dann prallt der Cyborg gegen ihren Rücken, krallt sich fest und kreischt in ihr Ohr: „Lass ihn! Lass ihn in Ruhe!“
    Sie zögert. Snatchs Panik dringt zu ihr durch und zersprengt die kalte, harte Entschlossenheit, macht der Verwirrung Platz, die sie zweifeln lässt.
    Ray nutzt die Chance; eine Hand löst sich von ihrem Arm und schmettert sich mit Wucht unter ihr Kinn. Das weiter schreiende Gewicht auf ihrem Rücken verfremdet ihren Schwerpunkt, so dass sie einen Schritt zurückweicht – den der Mann nutzt, ihr das Knie gegen die Hüfte zu rammen.
    „Ray, lass sie“, kreischt es jetzt hochfrequent von ihrer Schulter, das behindernde Gewicht weicht und sie duckt sich ab, greift die zerbrochene Flasche fester und nimmt den linken Arm schräg vor die Brust um den nächsten Angriff abblocken zu können, jetzt wieder vollkommen bereit, den Typen fertig zu machen.
    „Schluss jetzt! Beide!“ Mit gerecktem Kinn macht Snatch einen Schritt in die Lücke zwischen den beiden Kontrahenten die entstanden ist, als die Chiss durch den Tritt zurückgetrieben wurde; Ray ist nicht nachgerückt, Entfernung ist das einzige was ihm gegen die Waffe in ihrer Hand die Chance gibt zu reagieren.
    Der Cyborg stellt sich seitlich und streckt die Arme aus, um beide zu stoppen – ein Kiesel zwischen zwei Felsen, aber seltsamerweise ein verdammt effektiver Kiesel. Sie macht natürlich keine Anstalten, die kleinere Frau anzugreifen – und er auch nicht.
    „Ich hab gerade geduscht“, mault Ray etwas heiser und legt die Hand an seinen Hals, schluckt mit verzogenen Mundwinkeln ein paar Mal.
    „Erklär'mir das“, knurrt sie das Hindernis an.
    „Das ist Ray“, stellt Snatch fest.
    „'s weiß ich!“, schnappt sie zurück.
    „Ach... echt?“, quatscht der Mann verblüfft dazwischen.
    „Gib mir die Flasche!“ Der Cyborg dreht den Handteller nach oben und winkt auffordernd mit den Fingern.
    „Nope!“
    Gib mir die Flasche!“
    Erklärung, Snatch! Jetzt!“
    „Ich... wohne hier?“, murmelt Ray. „Psychochiss standen nicht im Mietvertrag.“ Er nimmt die Hände hoch um das Handtuchkonstrukt um seinen Kopf zu lösen, stutzt und mustert sie nochmal genauer. „Äh...“, stellt er ziemlich eloquent fest. Man kann ihm ansehen dass Psychochiss hinter seiner Stirn Rädchen zum Rattern gebracht hat.
    „Er wohnt hier“, stellt nun auch Snatch fest, bedeutend nachdrücklicher als der Mann. „Wir arbeiten zusammen!“
    Mit etwas weniger Fokus auf ein Ziel nimmt sie jetzt auch wahr, dass dieser Teil des Bunkers bewohnt aussieht. Eingerichtet mit einem Sofa vor einer Holowand, auf dem Klamotten liegen, feuchtwarme Luft, die aus dem Bad dringt, ein zerwühltes Bett jenseits der offenen Schlafzimmertür.
    „Äh...“, stellt sie nun wiederum eloquent fest.
    „S...silay?“, Ray mustert sie immer noch ungläubig.
    Sie verzieht das Gesicht und verengt die Augen zu schmalen Schlitzen. „Yvanos“, knurrt sie. Silay'vano'skiah ist der Name des Alias gewesen mit dem Ray eine unschöne Begegnung hatte, und die Angewohnheit von Fremdrassen, es auf das erste Drittel statt auf den Kernnamen abzukürzen, ist zum Kotzen!
    „Ich hab mir von ner Frau die Nase brechen lassen?“, ist das Einzige, was ihm dazu einfällt - und scheinbar schwer erschüttert.
    „Un'ich brech'se dir gleich nochma'“, faucht sie zurück, macht einen erneuten Schritt nach vorne, wird aber von Snatchs Hand an ihrer Brust gestoppt.
    „Machste nicht“, schnappt der Cyborg und funkelt sie wütend an.
    „Scheiße...“, murmelt Ray und schüttelt verwirrt lachend den Kopf, deutet in Richtung des Schlafzimmers. „...darf ich mich wieder hinlegen und beim nächsten Aufstehen einfach so tun als sei das hier nicht passiert?“
    Sie zieht einen langsamen Luftstrom durch die Nase, lässt ihn genauso langsam wieder über halb geöffnete Lippen entweichen und macht langsam ein paar Schritte zurück, spreizt die Arme etwas ab um so etwas wie einen vorläufigen Waffenstillstand zu signalisieren. „...du'darfst mir verrat'n was du'hier machst“, antwortet sie gezwungen ruhig. „Un'zwar präzise.“
    Snatch seufzt.
    Ray auch. „Was genau an wohnen und arbeiten haste denn nicht verstanden?“
    Sie seufzt auch. Ungleich schwerer.
    „Er konnte ja nicht zurück nachdem du ihn umgebracht hast“, fängt Snatch an.
    Wollte nich'“, knurrt sie dazwischen. Auf Nar Haaska gilt er als tot und konnte sich dadurch dem Knebelvertrag mit der dortigen Huttenmatriarchin entziehen – es ist ihr Hebel gewesen, ihn trotz Gefangennahme bei der Stange zu halten, damit er sie mit wichtigen Insiderinformationen versorgt.
    Egal“, kommentiert der Cyborg spitz. „Er hat auf Shaddaa nach Jobs gesucht. Ich hab ihm ein bisschen was vermittelt und so kam eins zum anderen.“ Sie schnaubt empört. „Du warst ja nicht da!“
    „...eins'zum anneren“, wiederholt sie stumpf und mustert Ray aus zu schmalen Schlitzen verengten Augen, der sich jetzt doch das mit Ale und Glas gespickte Konstrukt vom Kopf baut und dabei zwar etwas genervt aber wieder ziemlich entspannt aussieht.
    Ja, ich weiß dass ich hier festgehalten wurde. Nein, ich bin nicht pissed. Nein, ich hege keine supervillain-Rachepläne, falls du das wissen willst.“ Mit hochgezogener Braue sieht er sie an. „Sechs Wochen Zelle sind ganz gut verkraftbar, wenn man dafür nen lebenslangen Vertrag loswird, glaub es oder nicht. Und er... äh... du hättest mich auch umbringen können, hm? Ich erinnere mich... dir gesagt zu haben, dass ich das nicht persönlich nehme.“
    Mit mahlendem Kiefer beobachtet sie ihn. Er wirkt aufrichtig, aber er ist ein Profi, das muss nicht viel heißen.
    „Zwo-siebzehn, drei-B, acht-acht, CXR, zwölf-sieben“, wendet sie sich gezwungen ruhig an Snatch. „Acht-zweiundzwanzig, neun-G, null-sieben, FPC, zweiundsiebzig-acht.“ Sie runzelt seicht die Stirn. „Sieben-neunundachtzig, fünf-P, vier-neun, WFU, achtunddreißig-zwo. Eeh, einfacher Intervall.“
    Ray weitet die Augen als habe sie auf einmal angefangen, in rylothsche Balztänze zu verfallen.
    „Kaskisch oder Boren-Re'los?“
    „Kaskisch.“
    „Äh... muss ich das verstehen?“, fragt der verwirrte Mann dumpf nach.
    „Würdestes versteh'n, wär's sinnlos“, murrt sie.
    „Neun-vierundfünfzig, acht-W, neun-fünf, WPY, vierundvierzig-fünf“, antwortet Snatch.
    Es ist simpelste Mathematik – wenn man den Intervall und die dazugehörige Formel kennt.
    „Du'schickst mir einma' die Stannardwoche die'nächste Reihe. Zwisch'ndurch veränner'ich den Intervall damit'de die'Dinger nich' auf Vorrat ableg'n kanns'. Seh'ich nich' einma' im Monat'dein Gesicht über'nen Comgespräch isser dran“, stellt sie knapp fest und deutet mit dem Kinn auf Ray.
    Der Mann schüttelt amüsiert lachend den Kopf. „Kontrollanrufe? Ernsthaft, Mutti?“
    Sie ist versucht, die Reste der Flasche über seinem Kopf an die Wand zu werfen, kann sich aber beherrschen.
    „Was für einen sinisteren Racheplan verfolge ich denn deiner Meinung nach hier?“, lächelt er sie spöttisch an und schmeißt das Kopfhandtuch in einem lockeren Bogen auf das Sofa. „Meinen Gefängniswächter töten? Oh, wait... hätte ich vier Monate Gelegenheit zu gehabt. Muss ich vergessen haben.“
    „Leck'mich“, knurrt sie und schmeißt die Flasche dem Handtuch hinterher, verschränkt die Arme vor der Brust.
    Snatch seufzt erleichtert und lässt die Arme sinken. Das ist für Shaddaa-Verhältnisse ja ein ziemlich lockerer Umgangston.
    Jetzt geh ich erstmal duschen...“ Er wackelt grinsend mit den Brauen. „...und übe dabei das manische Lachen.“
    Sie ächzt entnervt, lässt sich aber nicht zu einer Erwiderung hinreißen, wendet sich ab und stapft zurück in Snatchs Hauptraum des Bunkers.
    Als erstes besorgt sie sich ein neues Ale – und ist eine Sekunde lang versucht, stattdessen einen Whiskey zu nehmen, belässt es aber beim corellianischen. Dann lässt sie sich auf einen der Sessel fallen, legt die Füße auf dem Tisch ab und sieht düster in den Raum während sie an ihrer Flasche nuckelt.
    „Du verschwindest also wieder“, unterbricht Snatch nach Minuten ihr Gestarre. „Einmal die Woche eine Nachricht, einmal den Monat nen Anruf.“ Der Cyborg setzt sich vom Raumschott aus in Bewegung, tritt in ihr Blickfeld und lässt sich auf das Sofa links von ihr gleiten, lächelt matt und fügt leiser an. „Klingt nach länger...“
    Seufzend schließt sie die Augen, hebt die freie Hand und massiert sich mit sanftem Druck der Fingerspitzen die Stirn, nickt einmal knapp.
    Schweigend steht Snatch auf, geht um die Sofaecke herum und öffnet den Kühlschrank, schließt ihn kurz darauf wieder, gefolgt vom Zischen einer Fizzyglug-Dose. „Er ist okay. Wegen ihm musst du dir keine Sorgen machen“, klingt es nun aus ihrem Rücken.
    Noch einmal seufzend öffnet sie die Augen wieder und senkt den Blick auf die Aleflasche in ihrer Hand, pult mit dem behandschuhten Daumen am Etikett herum.
    „...wegen mir auch nicht“, fügt der Cyborg nach Sekunden an. Leise. Ernst.
    „Ladies, so leid mir das tut, ich muss...“, tritt ein inzwischen voll bekleideter Ray mit wieder nasseren aber halbwegs frisierten Haaren durch das sich öffnende Schott, kommt aber nicht weiter, bevor Snatch ihn unterbricht: „Ray... raus!“
    Er stutzt, blinzelt. „Das wollte ich gerade s...“
    „Ray! Raus!“, unterbricht der Cyborg ihn wieder.
    „Ist ja gut“, murrt der Mann und hebt abwehrend die Hände, umrundet die Sofaecke zum Schott. „Würd ja sagen, bis dann, aber wir können wahrscheinlich beide auf ein Wiedersehen verzichten, hm?“, gibt er noch einmal über die Schulter zurück, während die Verriegelung sich öffnet.
    Sie zuckt nur leicht mit den Schultern. „Bye, Ray.“
    Er erwidert die Geste und verschwindet hinter dem sich wieder schließenden Schott.
    Eine Weile sieht sie auf das Metall, lauscht den Sicherungsbolzen, die sich durch die Wand schieben um das Ding zu verriegeln. „Wie kommt'er rein?“, murmelt sie leise und nippt an der Flasche.
    „Er hat Codes, aber keine Mastercodes.“ Snatch umrundet sie wieder und setzt sich links von ihr auf die Sofalehne. „Ein Gedanke von mir und er ist ausgesperrt.“
    Wieder nickt sie knapp.
    „Ich mag ihn, weißt du? Er ist okay.“
    „Hmja, vielleicht...“
    Wieder schweigen sie. Wieder ist es Snatch, die Minuten später die Stille durchbricht. „Ich wusste, dass du vor ein paar Tagen auf Shaddaa warst.“ Schmal lächelnd trinkt sie einen Schluck aus der Dose. „Hab ein Auge auf deine Hangars. Nicht mehr nötig, hm?“
    Sie verzieht gequält das Gesicht, atmet zitternd einen langen Luftstrom aus.
    „Du kommst nicht wieder“, stellt der Cyborg fest. „Eigentlich kommst du schon seit Monaten nicht wieder.“ Die Frau steht auf und stellt ihre Dose auf dem Tisch ab, tritt an den Sessel heran und greift nach der Aleflasche. „Gib das her“, murmelt sie leise und stellt auch die Flasche ab. Dann krabbelt sie auf ihren Schoß und rollt sich zusammen. Schließt die Augen, als die Chiss zögerlich die Hand auf ihre Schulter legt.

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    Nar Shaddaa, im Zwischengeschoss eines Hochhauses zwischen Ebene zwei und drei, nachmittags


    Lange ist es still, so lange, dass sie sich nicht sicher ist, ob Snatch vielleicht eingeschlafen ist. Matt lächelnd löst sie den Blick von der gegenüberliegenden Wand, richtet ihn stattdessen auf das schmale Bündel auf ihrem Schoß, das die Hände flach auf die Armlehne gelegt und den kahlen Kopf darauf gebettet hat. Der Cyborg ist so klein! So schmal, blass und zerbrechlich!
    Sie presst die Lippen aufeinander und blinzelt langsam gegen das in ihren Augen aufziehende Brennen an.
    „Es war einmal vor langer, langer Zeit eine Prinzessin, die hatte sich im dunklen Wald verlaufen“, murmelt die Frau leise ohne die Augen zu öffnen.
    „Snatch... bitte...“, flüstert sie tonlos und verzieht gequält das Gesicht, kneift die Augen zu.
    „Sie war so schrecklich einsam und allein und obwohl sie jede Nacht weinte und schrie, hörte sie niemand.“
    „Lass das“, versucht sie es noch einmal, lässt den Kopf gegen die Lehne zurückfallen und legt sich die freie Hand flach auf das Gesicht.
    „Doch eines Tages durchquerte der blaue Riese den Wald, unerschrocken war er in der Finsternis, denn er war ein Riese, was sollte ihm schon etwas anhaben.“ Das Bündel auf ihrem Schoß regt sich, rollt sich auf den Rücken. Snatch greift ihre von der Schulter rutschende Hand und umschließt sie mit ihren Fingern. „Er hörte auf seinem Weg das Flehen und Schreien der Prinzessin und folgte neugierig den Geräuschen. 'Vielleicht ist es ein waidwundes Tier', dachte er bei sich. 'Das kommt mir gerade recht, ich habe Hunger'.“
    Sie ächzt leise. Spürt, wie ihre Kiefermuskeln sich verspannen.
    „Es ist wahr, weißt du? Du magst es nicht weil es wahr ist.“ Snatch sortiert an ihren Fingern herum, umschließt den kleinen und den Ringfinger mit der rechten, Mittel- und Zeigefinger mit der linken Hand. „Wie alt bin ich, Trigger?“, fügt der Cyborg leise an.
    Sie lässt sich Zeit mit der Antwort. Atmet tief ein und wieder aus, schiebt den Unterkiefer vor und zwingt die Muskeln dazu sich zu lockern, nimmt die Hand vom Gesicht und öffnet die Augen wieder. „Genau wiss'n wir'das nich'.“ Sie lässt das Kinn auf die Brust sinken und wendet Snatch das Gesicht zu. „Laut'den Bluttests vom'Doc etwa einun'zwanzig inzwisch'n.“
    „Ja!“ Die Frau nickt begeistert. Lächelt. „Einundzwanzig. Erwachsen!“
    „...mehr'oder weniger.“ Sie hebt leicht einen Mundwinkel.
    „Ich war nicht immer einundzwanzig, weißt du?“
    „Hmja, 's geht'den meist'n Leut'n so...“
    „Ich war mal vierzehn.“
    „Auch das passiert echt viel'n Leut'n...“
    Der Cyborg schnaubt, löst eine Hand von ihrer und knufft ihr gegen die Schulter. „Lass das! Du weißt genau was ich sagen will!“
    „Ach?“ Sie hebt eine Braue. „Weiß'ich das?“
    Snatch verengt einen Moment die Augen, nimmt die zweite Hand wieder runter und spielt weiter an der so viel größeren herum, knickt die Finger ein bis nur noch der Zeigefinger ausgestreckt ist. „Ich bin einundzwanzig. Und auch erwachsen!“ Kurz verzieht sie bockig das Gesicht, dann entspannen sich ihre Züge. „Ich durfte erwachsen werden...“, fährt die Frau leiser fort. „...weil es in der Galaxie eine Person gegeben hat, die mir das ermöglicht hat. Die mir geholfen hat.“ Sie hebt die Hand hoch und piekt der Chiss mit ihrem eigenen Zeigefinger auf die Brust. „...eine einzige.“
    Die Chiss lächelt dünn. „Eeh, wenn'de das so erzählst, klingt'das ja fast selbstlos...“
    Snatch lässt die Hände wieder sinken, löst ihre rechte aus dem Knäuel und wedelt damit abwinkend in den Raum hinein. „Ist mir doch total egal, ob das selbstlos war. Einfacher wäre es auf jeden Fall gewesen, mich in die Luftschleuse zu stopfen.“
    „Oh Honey, ich'war 'ne gute Million'n Ma' wirklich versucht, 's zu'tun.“
    „Haste aber nicht gemacht!“
    „Du has' dich in mein'n Schiffscomputer geklinkt... über 's scheiß Intercom!“
    „Haste trotzdem nicht gemacht!“
    „Du wars' praktisch.“ Schief lächelnd angelt sie mit der freien Hand nach Snatchs Arm, parkt ihn wieder auf dem Bauch. Das Gefuchtel geht ihr auf die Nerven.
    „...und du warst ätzend. Und ein Stinkstiefel. Und ein Griesgram. Und ein Sauertopf...“
    Sie schnaubt. „Eeh... is'das nich' alles'das Gleiche?“
    Snatch schnaubt auch. „Dann biste das eben potenziert!“
    Sie schmatzt nüchtern und hebt seicht die Brauen.
    „...aber du bist vor Allem meine Freundin“, spricht der Cyborg leiser, ernster weiter. „Jede Prinzessin braucht ihren Helden.“
    Sie zieht eine Seite der Unterlippe ein und kaut langsam darauf herum. Schweigt.
    „Du gehst, und das ist okay.“ Snatch lächelt leicht. „Ich finde es schade dass du nicht mehr vorbeikommst, aber wir können telefonieren. Und eigentlich...“ Die Frau schürzt die Lippen, nickt dann einmal. „...ist das ja sogar deine Pflicht.“
    „...meine'Pflicht“, wiederholt sie stumpf und runzelt fragend die Stirn.
    „Ja, deine Pflicht. Weißt schon...“ Die rechte Hand des Cyborgs windet sich aus dem lockeren Griff und wedelt wieder ziellos in den Raum, während sie im Plauderton fortfährt. „...Prinzessin gerettet, happily ever after, Zeit für neue Heldentaten und Abenteuer.“
    „Alter, Snatch!“ Ächzend verdreht sie die Augen.
    „Gut, anders...“ Umständlich richtet die Frau sich in eine sitzende Position auf, rutscht auf dem Schoß herum, bis ihr Gesicht sich kurz vor dem der Chiss befindet. Für einen Moment sehen die viel zu großen blassgrauen Augen vollkommen klar aus. „Ich will nicht dass du wegen mir traurig bist. Ich hab dich gebraucht und du warst da. Immer, sieben Jahre lang. Jetzt bin ich erwachsen und wir lassen los. Das ist in Ordnung, wir bleiben ja Freunde. Aber du musst ja auch irgendwann wieder machen was du willst, hm?“ Snatch lächelt - so ehrlich und aufrichtig wie man nur lächeln kann – während sich die großen, blassen Augen mit Tränen füllen.
    Sie schnieft, öffnet den Mund um etwas zu sagen, aber es kommt nichts raus. Was sollte sie auch sagen? Dass die kleine Verrückte immer ein Keil in ihrem Panzer gewesen ist? Dass es nie eine Option gewesen ist, sie abzustoßen? Wie oft sie sich unter all dem Ärger Sorgen gemacht hat? Wie wichtig sie ist?
    Sie schnieft ein weiteres Mal und umarmt die schmale Frau, deren Ärmchen sich um ihren Hals legen. Drückt sie sanft an sich und hält sie fest.
    „Du tropfst“, nuschelt Snatch gegen ihren Hals. Es kitzelt. Und sie „tropft“ wirklich. Aber es ist ihr egal.

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    Coruscant, nahe eines Frachthafens etwa 300 Meilen vom Senatstower entfernt, später Abend


    Nar Shaddaa zu verlassen ist seltsam gewesen, wie das Durchtrennen von Seilen, die einen in Null-Gravitation an einen festen Körper binden. Treiben in Schwerelosigkeit ist kein erstrebenswerter Zustand, schweben als positiver Begriff muss eine Romantisierung von Leuten sein, die keine Ahnung davon haben was es eigentlich bedeutet – begrenzte Atemluft, nur durch einen Anzug von der kalten Leere des Alls getrennt, ohne Richtungskontrolle in vollkommener Abhängigkeit von anderen die einen wieder einsammeln.
    Stirnrunzelnd trägt sie die bestellte Kanne Caf inklusive zweier Becher an einen Ecktisch der Cantina im zweiten Obergeschoss einer Containerhalle, schüttelt leicht den Kopf.
    Nein, der Vergleich hinkt; vielleicht ist es mehr wie das geistige Eintreten in den Hyperraum. Der Normalraum – das, was sie kennt - liegt irgendwo zurück, es gibt so etwas wie eine grundlegende Sprungberechnung, aber sie kommt nicht an, umgeben von Materielosigkeit in die Dinge der echten Welt nur als Masseschatten hineinragen.
    Ja, das ist besser. Theoretisch kann sie jederzeit in den Normalraum eintreten, praktisch hat sie keine Ahnung, wo sie sich dann befindet. Also bleibt sie, kommuniziert über Knotenpunkte mit der Außenwelt. Versucht, in Erfahrung zu bringen was da draußen ist, um den Austritt zu sichern. Richtig viel Zeit hat sie nicht; die Unruhe, nichts zu tun zu haben, hat bereits eingesetzt und wird nur noch schlimmer werden, Gedankenkonstrukte mit Dingen die sie tun könnte – rein hypothetisch natürlich – haben sich aufgebaut und in einem Anflug von Langeweile hat sie erste Recherchearbeiten begonnen. Präventiv. Selbstverständlich.
    Sie zieht die Jacke aus und hängt sie über die Sessellehne, setzt sich, nimmt einen der Becher vom Tablett und gießt sich ein, wirft einen beiläufigen Blick auf die Uhr. Dreizehn Minuten zu früh, plus vier Minuten den Caf zu besorgen.
    Stirnrunzelnd richtet sie den Blick aus dem Fenster auf den kleinen Frachthafen in einiger Entfernung, in dem sie einen Stellhangar für die Sidekick zu einem Preis gefunden hat, der zumindest okay ist, dreihundert Meilen sind mit einem Mietshuttle schnell zurückgelegt. Es wäre nicht okay, wenn sie täglich aufs Schiff wollen würde - Zeitverschwendung, nur um ein paar Credits zu sparen – aber sie hat gar keine Ambitionen dazu.
    Sie pustet einen seichten Luftstrom in den Cafbecher, nippt dann einen vorsichtigen Schluck. Vor etwas über einer Stunde hat sie Blondie eine Nachricht geschrieben; sie hat ihm vor knapp zwei Monaten ein Versprechen gegeben und auch wenn widere Umstände diese ganze Urlaubs- und Huttenraumgeschichte etwas verzögert haben, werden Versprechen gehalten. Außerdem hat sie ein paar Fragen. Also hat sie ihm vor etwas über einer Stunde eine Nachricht geschickt. Dass der Urlaub vorbei ist und ob er Lust auf einen Caf habe. “Bestätige. Dropzone?“ hat die Antwort gelautet, die ETA wurde mit 1,2 Stunden angegeben, nachdem sie Koordinaten übermittelt hat. Schmunzelnd nippt sie einen weiteren Schluck Caf; irgendwie ist es immer beruhigend auf Leute zu treffen, die einen ähnlich großen Schaden haben wie sie.
    Sie senkt den Blick auf eins ihrer Pads, als er Minuten des Wartens später die Cantina betritt; zwei Sekunden vor dem verabredeten Zeitpunkt, ob er vor der Tür gewartet hat um das hinzukriegen?
    Kurz bleibt er stehen und sieht sich um. Sie ist nicht so schwer zu finden, abgesehen davon dass die Cantina sowieso nicht allzu voll ist, beläuft sich die Anzahl der anwesenden Chiss auf genau eins. Er trägt Zivilkleidung, das blaue Colossus-Shirt ist verdammt eng, aber immerhin ist er darunter trainiert und muss den Stoff nicht wie die meisten anderen Träger von engen Gravballshirts über Bauchmassen spannen. Zügigen Schrittes setzt er sich in Bewegung, als er sie entdeckt hat, streckt ihr mit etwas, das einem Lächeln halbwegs nahe kommt, die rechte Hand entgegen. „Captain Trigger.“
    Sie schüttelt seine Hand kurz und nickt grüßend, deutet auf den freien Platz, an dem er sich mit geradem Rücken setzt. Sein Blick streift die Cafkanne und den Becher auf dem Tisch, das Lächeln wird etwas deutlicher. „Ich würde mich ja für Ihre Wartezeit entschuldigen, wenn Sie nicht schrecklich überpünktlich wären. Ein Hoch auf Thermoskannen.“
    Sie prostet ihm mit ihrem Caf zu. „Aye, Thermoskann'n... gehört'auf jed'n Fall in'die Top hunnert der best'n Erfindung'n ever“, nickt sie. „'n Ab'nd, Staff Sergeant Sunshade.“ Sie zieht leicht die Brauen zusammen. „Eeh, oder Mister Sunshade, was Ihn'n lieber is'.“
    „Nur auf Platz hundert? Erinnern Sie mich daran noch in Erfahrung zu bringen, wie es um die anderen neunundneunzig Platzierungen steht“, erwidert er entgegen der versteiften Haltung in einem lockeren Tonfall, während er seinen Becher ebenfalls füllt, die prostende Geste mitsamt eines Nickens erwidert. Nachdem er einen vorsichtigen Schluck genommen hat, stellt er den Becher ab, faltet die Hände auf der Tischkante und mustert sie. Mit leicht geneigtem Kopf und einem Schulterzucken entgegnet er: „Mister Sunshade ist vollkommen in Ordnung, entgegen vieler Meinung existiere ich auch ohne Rangabzeichen.“ Er hebt den linken Zeigefinger an. „Korrekt ist seit Neuestem übrigens wieder Flight Lieutenant, aber das konnten Sie schließlich nicht wissen.“ Er pausiert kurz für einen weiteren Schluck Caf. „Wie erging es Ihnen im Urlaub? Zu einer punktgenauen Definition und möglichen Beschäftigungen gefunden?“
    Sie wölbt eine Braue. „Na'dann Glückwunsch. In'die Top hunnert ungleich Platz hunnert, hum? Bedeutet nur dass'es irg'ndwo zwisch'n eins un' hunnert'liegt, wo'genau 's rangiert, hab'ich selber noch nich' ganz eingeordnet.“ Sie nippt noch einmal an ihrem Becher, lehnt sich locker auf den Arm gestützt auf die rechte Armlehne. „Wie punktgenau'die Definition is', is' 'n bissch'n schwer abschätzbar, wenn'nur ein einziges Fallbeispiel vorliegt.“ Sie schmunzelt seicht. „Schätz, ich'kann nur'ne These aufstell'n die'sich weiteren Fallbeispiel'n stell'n muss um'sich zu festig'n oder verworf'n zu werd'n.“
    „Dann schlage ich vor dass Sie diese These vortragen und ich den Wert der Studie um meinen Fall bereichere“, nickt er. „So erreichen wir zumindest die Aussagekraft einer Stichprobe und können in Zukunft beliebig den Wahrheitsgehalt der These überprüfen.“ Er hebt die rechte Hand zu einer einladenden Geste, ehe er sie um den Cafbecher schließt und einen kräftigeren Schluck nimmt.
    „Mmmh“, brummt sie, nickt einmal und zieht die Stirn kraus, schwenkt den Cafbecher langsam in der linken Hand. „Eeh, also 's ging'ja nich' alleine um Urlaub, schätz, da gibt’s ne ziemlich feste Definition'für, sonnern um'die Gegeb'nheit'n die eintret'n müss'n dass'man son Urlaub – also 's Ausbrech'n aus'den beruflich'n Parametern – auch genieß'n kann.“ Sie hebt einen Mundwinkel. „'s is' krass'schwer, weil's zwing'nd nötig is' 's Denk'n 'n bissch'n zu reduzier'n, damit'das überhaupt geht. 's is' 'ne Momentaufnahme, die'wie die meist'n Momentaufnahm'n nur lauf'n kann wenn'man 's davor un' danach komplett'zur Seite geschob'n kriegt. Wirklich gut funktioniert'das nur, wenn'man sich mit'was umgibt, was'man wirklich mag, auf'das man'sich konzentrier'n kann wenn'man droht, abzuschweifen.“ Sie schürzt die Lippen und nippt nochmal am Caf, löst den Zeigefinger vom Becher und deutet über den Tisch. „Um'mal zu mutmaß'n würde 's bei Ihn'n vielleicht'ganz gut klapp'n wenn'se sich Ihre Kids schnapp'n un'... 'ne Woche'oder so in irg'ndnen Trainingslager fahr'n. Eeh, das is'aber nur'ne Beispieltheorie um'die These zu stütz'n.“
    Aufmerksam hört er zu, denkt einen Moment darüber nach. „Reichlich unspektakuläres Konstrukt, wenn man es so umschreibt“, hebt er die Schultern langsam und wiegt den Kopf nach links, dann nach rechts, während er einen weiteren Schluck aus seinem Becher nimmt. „Vor allem wenn Urlaub forciert wird, was doch dem eigentlichen Hintergrund sich zu erholen und zu tun was man will irgendwie gegenübersteht?“ Er stellt den Becher ab und umfasst mit der rechten Hand das Kinn, während er mit der linken vage gestikuliert. „Also zählen meine Turboski-Ausflüge sehr wohl, nach dieser These, trotz der damit verbundenen Arbeit und Anstrengung, zu Urlaub.“
    Sie nickt mit zusammengezogenen Brauen.
    „Wahrscheinlich würden die Kameraden des CLR ob dieser Unterhaltung und These nur ihren Kopf schütteln“, runzelt er die Stirn und zuckt erneut mit den Schultern. „Und? Ist Ihnen dieser korrekte Umgang mit Urlaub denn gelungen? Mit was haben Sie sich umgeben?“
    „Na, so wie'nen Typ der'nur für'seine Freizeit'lebt sich dazu zwing'n muss'zu arbeit'n, müss'n Leute die'für ihr'n Job leb'n sich eb'n dazu zwing'n 's ma' nich' zu mach'n. Find nich' dass'sich das so unwahrscheinlich anhört“, antwortet sie ebenfalls mit einem Schulterzucken und wechselt den Aufstützarm. „Der'Hintergrund sich zu erhol'n wird'damit auch nich' angetastet.“ Ein weiteres Mal zuckt sie mit den Schultern. „Zuminnest vom Arbeit'n erholt'man sich ja, indem man'was vollkomm'n anneres macht – total'egal ob'das auch fordernd is' oder nich'.“ Kurz denkt sie über das Gesagte nach, nickt dann langsam. „Aye, 'n Sporturlaub kann'genauso entspann'nd sein wie'an irg'ndnem Strand rumzulieg'n – was'mich persönlich ma' ziemlich langweil'n würde. Eeh, schätze, 's is' mehr'ne Kopfsache als'was Körperliches.“
    „Klingt schlüssig“, nickt er ihr zu. „Wahrscheinlich liegen Sie mit Ihrer These nah genug am korrekten Sachverhalt ohne einen weiteren Fall zur Überprüfung der These anzustreben, oder haben Sie Gefallen an Urlaub gefunden?“ Er nippt wieder an seinem Caf und kratzt sich mit der linken Hand an der rechten Augenbraue. „Wie haben Sie den Urlaub denn genutzt, oder haben Sie einen Weg gefunden, sich in Arbeit zu stürzen?“
    „Eeh, ich hab zwisch'ndurch gearbeitet, aber 's war'mehr 'n unglaublich blödes Verseh'n, nix wo'ich mich wirklich reingestürzt hätte.“ Schief grinsend winkt sie ab. „Ansonst'n war'ich 'n paar Tage hier...“ Ihr Zeigefinger hebt sich von der Lehne und beschreibt einen Kreis. „...un' 'n paar Tage'auf Alderaan.“ Sie zieht die Brauen leicht zusammen. „Okay, zugegeb'n... alles'an Kram abgezog'n der irg'ndwie Pflichtprogramm'war, war'das nich' wirklich lang, 'n bissch'n über'ne Stannardwoche vielleicht.“ Trocken schiebt sie hinterher: „Un' bevor'Sie frag'n, 's war ziemlich'legal – zuminnest in dies'm Teil'der Galaxie.“
    Er schmunzelt seicht. „Ausnahmsweise wollte ich keine Anspielung auf eine wahrscheinlich kriminelle Vergangenheit einer mir bekannten Person machen“, entgegnet er nicht weniger trocken. „Darf ich raten wie Sie die Tage hier verbracht haben?“ Er winkt ab, die Hand wandert sofort wieder an den Becher. „Ich tue es einfach, schließlich bin ich Offizier. Für irgendwas muss das ja gut sein. Sie sind früh aufgestanden, haben sich dann sportlich betätigt, tagsüber meist mit Bekannten und Kontakten getroffen, mehr Sport betrieben, vielleicht etwas an Hardware gebastelt oder über den state of the art informiert und vor Allem überlegt, in was für eine Arbeit Sie sich jetzt stürzen können.“ Er trinkt einen kräftigen Schluck und hebt die Brauen forschend an. „Vollkommen daneben, voll ins Schwarze oder nur ein paar Körner?“
    „Eeh, bis'auf die'Sache mit'der sportlich'n Betätigung lieg'n Se tatsächlich ma' ziemlich daneb'n“, lächelt sie schief in ihren Cafbecher, schürzt für einen Moment die Lippen und sieht mit gerunzelter Stirn wieder auf. „Bis'auf 'ne Sache, über'die ich leider nich' sprech'n darf, weil'mich total offizielle Schweigeklauseln verpflicht'n, die'aber nur'nen Tag meiner Urlaubszeit in Anspruch genomm'n hat, hab'ich Gedank'n an'Arbeit tatsächlich ma' versucht, 'ne Woche komplett wegzuschieb'n. Hey, die'Zeit zwisch'n den Jahr'n hab'ich nichma' Nachricht'n geguckt.“
    „Schade. Dabei wollte ich einen Gegenbeweis zu der These liefern, ich würde mich mit der Einschätzung von Personen schwer tun, fernab des beruflichen Umfelds und militärischer Qualitäten“, äußert er mit dem gleichen seichten Schmunzeln, lehnt sich vor und greift nach der Cafkanne, um sich neu einzuschenken. Sie lehnt sich auch vor um ihren Becher in Einschenkreichweite zu bringen, nickt dankend, als er ihn wieder auffüllt.
    „Aber in diesem Fall ist es umso besser, dass ich falsch lag“, fährt er fort. „Schließlich habe ich nicht gerade den angenehmsten Tagesablauf aufgestellt. Und jetzt, wo der Urlaub vorbei ist, haben Sie sich da schon Gedanken gemacht?“
    „Hmja, mehr'oder weniger.“ Matt lächelnd sieht sie zu wie sich Caf in ihren Becher ergießt, lehnt sich wieder zurück und stützt den Arm erneut auf der Lehne ab. „Hab'die letzt'n Tage im hutt space verbracht um...“ Beiläufig winkt sie ab. „...eeh, Verbindung'n zu kapp'n. Verträge'zu lös'n. Was'ich sagte.“ Sie schmatzt nüchtern, bemüht sich um einen neutralen Tonfall, aber eine Spur von Sarkasmus bleibt. „Ich'bin jetz' 'ne echte Kernwelt'nbürgerin.“
    „Dann lassen Sie mich einer der ersten sein, der Sie in den Kernwelten willkommen heißt“, hebt er den Cafbecher prostend an. „Wenn Sie das Richtige finden, ist es auch nicht annähernd so langweilig wie ein Strandurlaub, glauben Sie mir.“ Er klingt freundlich. Und lächelt. Immerhin ein paar Sekunden lang, bis seine Mimik wieder nüchternere Züge annimmt, so wie auch sein Tonfall. „Schon eine Idee was das Richtige sein könnte?“
    „Ich'hab... über'das nachgedacht, was'Sie sagt'n.“ Sie wendet den Blick einem der Fenster zu und sieht mit gerunzelter Stirn nach draußen. „Hab'die Verfassung'der galaktisch'n Republik geles'n.“ Kurz schnaubt sie kopfschüttelnd. „Eeh... un' hab'ne Handvoll Frag'n.“
    „Nur zu“, nickt er.
    Sie zieht die Unterlippe ein und kaut eine Weile darauf herum, ehe sie das Gesicht wieder ihrem Gesprächspartner zuwendet, etwas auf ihrem Platz zurechtrückt, sich gerader hinsetzt. „Technisch geseh'n muss'ich als Überläufer gelt'n. Eeh, dass'das genau genomm'n nich'den Tatsach'n entspricht is'da erstma' total irrelevent. Wie'genau is'das Verfahr'n bei Überläufern die'sich für irg'ndwas an offiziell'm Dienst verpflicht'n woll'n? Un'vor All'm... wie lange dauert'das? Minnest'ns? In'der Regel? Maximal?“
    Während sie spricht, nippt er mit nachdenklichem Blick an seinem Caf. Als sie fertig ist, schiebt er das Kinn etwas vor und kratzt sich mit dem rechten Zeigefinger an der Schläfe, bläht die Wangen leicht auf. „So tief bin ich dann doch nicht mit den exakten bürokratischen Abläufen und Reglementierungen vertraut, aber ich kann es – selbst wenn es bei Ihnen nicht der Wahrheit entspricht – auf Fälle innerhalb des Militärs beziehen. Bei einem Antrag, bei Erfassung, werden Sie vom SID durchleuchtet und müssen sich mit einigen Gesprächssitzungen anfreunden – das kann je nach Hintergrund Wochen in Anspruch nehmen. Vielleicht einen Monat und in Härtefällen noch mehr. Darauf würde ja nach Ergebnis eine Zulassung und Einschreibung erfolgen. Dass Sie eine medizinische Untersuchung bestehen würden, zweifel ich schonmal nicht an. Ihr Hintergrund bleibt nur dem SID und wenigen verantwortlichen Offizieren bekannt, wäre davon ab komplett unter Verschluss. Während des Dienstes werden Sie vielleicht überwacht, je nach Ergebnis des SID, und werden diese Überwachung erst mit fortwährend vorschriftlichem Dienst los.“
    Sie nickt langsam. Nippt einen weiteren Schluck Caf. „Wie'der SID Härtefall definiert, 's wiss'n Sie nich' zufällig?“, fragt sie nüchtern nach und hebt die Braue. „Eeh, un' weiter? Ich'mein, was is'n der Weg für'nen... nenn'n wir 's ma' Quereinsteiger?“
    „Nein, leider nicht. Aber ich denke es geht um Kriegsverbrecher, langjährige imperiale Militärs oder vermeintlich Indoktrinierte bei den Kriterien für Härtefälle“, hebt er etwas ratlos wirkend die Schultern und lehnt sich langsam zurück. „Quereinsteiger durchlaufen in der Regel die Grundausbildung, aber in vielen Fällen wird sie je nach Veranlagung, Fähigkeiten und Vorwissen drastisch verkürzt um direkt die spezifische Förderung je nach Truppenteil vorzunehmen.“
    Sie nickt langsam, trinkt genauso langsam ein paar Schlucke Caf. „'s bedeutet'auf jed'n Fall dass'man alles'an Ding'n komplett klär'n sollte. Eeh, nich' nur Altlast'n sonnern'auch sonst.“ Wieder hebt sie eine Braue. „Freund'n Bescheid geb'n un'so... weil'das mit Pech passier'n kann dass'die ein'n erstma' irg'ndwo 'ne verdammt lange Weile festsetz'n um'zu... durchleucht'n.“
    „Ich glaube nicht dass man Sie als jetzt anerkannte Bürgerin der Kernwelten dafür festsetzen wird. Man wird wahrscheinlich eher Termine anberaumen für diese Gespräche. Viele Termine wenn man bedenkt wie wenig erfolgreich Profiler und Researcher beim Erstellen einer Akte waren.“ Er schmunzelt leicht. „Aber generell sollten Sie definitiv alles komplett klären, wenn Sie diesen Schritt machen wollen.“
    Wieder geht ihr Blick zum Fenster, sie bläht die Wangen und lässt den Luftstrom, begleitet von einem seichten Nicken, langsam entweichen. „'s is'ne verdammt harte Entscheidung... ich'kann nich' nix mach'n, aber'so richtig groß is'mein Vertrau'n ins Kernwelt'nbürgertum nich' grad.“ Sie lächelt schmal. „Schätz, ich werd'da ma'... 'ne zweite Meinung einhol'n oder'so.“
    „Ist es“, nickt er langsam und beult mit der Zunge die rechte Wange etwas aus. „Und mehr als Ihre Fragen zu beantworten, diesen kleinen Schubs, kann ich zu der Entscheidung nicht beitragen – denn es ist ganz Ihre. Naja, ich könnte mich noch wiederholen dass ich Sie für ein wertvolles Asset halte dass ich nur ungern außerhalb unseres militärischen Apparats wissen würde.“ Wenig elopquent hebt er die Schultern an bevor er kräftig nickt und einen noch kräftigeren Schluck Caf nimmt. „Wenn Ihnen das hilft, sollten Sie das tun.“
    Sie zieht matt einen Mundwinkel hoch, richtet den Blick wieder auf ihren Gegenüber und nickt einmal. „Eeh, jemand'der sich nich' in irg'ndnem naiv-träumerisch'n Märch'nland befinnet un' Frag'n nüchtern un' präzise beantwortet is' verdammt viel'wert, glaub'n Sie ma'.“ Sie trinkt einen weiteren Schluck. „Schätz'auf lange Sicht hab'ich gar nich' so richtig viel'Wahl.“ Sie seufzt stoisch. „...also'geht das Dinge klär'n in'ne neue Runne. Hatte ich'ja so lange nich' mehr.“
    „Na, auch das ist immer noch besser als ein Strandurlaub. Sie werden das schon schaffen.“ Er schnaubt amüsiert, lässt einen Schluck Caf folgen und wiegt den Kopf von links nach rechts. „Wie viel Wahl Sie haben hängt in diesem Fall nur davon ab wieviele Optionen Sie sich selbst geben, es gibt sicher auch andere Tätigkeiten die Ihnen gefallen könnten – Sie müssen sie nur finden oder schaffen.“
    „Äh ja... klar.“ Sie schnaubt einen tonlosen Luftstrom knapp an ihrem Cafbecher vorbei, bevor sie ihn an die Lippen setzt und leert. „Planet'der unbegrentz'n Möglichkeit'n, eeh?“ Sie winkt ab. „Is'ja auch egal. Zweite Meinung einhol'n. Dinge klär'n.“ Sie verzieht die Lippen zu einem schiefen Grinsen. „...in'der Zeit möglichst kein'n Blödsinn anstell'n.“
    „Das klingt nach einer vernünftigen to-do-Liste“, nickt er bekräftigend und leert seinen Caf ebenfalls, deutet mit dem Kinn auf den Becher. „Aprospos to-do, so langsam muss ich wieder in die Kaserne. Was schulde ich Ihnen für den Caf, Trigger?“
    Irritiert blinzelt sie die Kanne auf dem Tisch an. „Äh... nix?“ Sie schnaubt belustigt. „Sollt'ich mir irg'ndwann ne Kanne davon nich' mehr leist'n könn'n, sag'ich Ihn'n Bescheid un' Sie zahl'n.“
    „Deal“, äußert er und erhebt sich, streckt den rechten Arm über den Tisch. „Hat mich gefreut, Trigger. Halten Sie mich auf dem Laufenden oder melden Sie sich wenn es wieder Fragen gibt.“
    Sie lässt sich auf die Füße gleiten und schüttelt schief lächelnd die ausgestreckte Hand. „Deal“, antwortet sie nickend. „Mich'auch.“
    Er nickt noch einmal abschließend, lächelt sogar wieder. Mit zwei kurzen Handgriffen zieht er das enge Shirt zurecht und setzt sich mit gewohnt zügigem Schritt in Bewegung. „Bis demnächst.“
    Sie nickt ihm hinterher, setzt sich wieder und füllt den Rest aus der Kanne in ihren Becher. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn tippt sie sich den Becherrand gegen die Unterlippe und starrt nach draußen.

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    Coruscant, Hochsicherheitsgefängnis XCZ-768, ein Besprechungsraum in Verwaltungsbereich


    Es ist still in dem Raum, der vom sanften Holoblau der in der Mitte des Tisches in die Luft projizierten Aufnahme beleuchtet wird. Die aufgenommenen Personen sprechen zwar, aber sie hat dem Holo den Ton abgedreht, beobachtet nur Gestik und Mimik, während sie sich mit dem Rand des mit beiden Händen gehaltenen Cafbechers gegen die Unterlippe tippt.
    Sie respektiert die Disziplin, die der Lord zeigt; die Anwesenheit des Jedi muss für ihn wie ein Schlag ins Gesicht sein - sogar sie, die so machtsensitiv ist wie eine Platte Durastahl, kann ihn spüren, seine Ausstrahlung fühlen als würde Wärme von ihm abstrahlen – und trotzdem gibt er auch nach Wochen der Gefangennahme nicht nach. Klar, physisch hat er massiv abgebaut, aber bis auf diesen kurzen Ausbruch im letzten Gespräch – kurz aber interessant – wirkt er sogar gefestigter, hüllt sich in seinen Spott und seine Abscheu wie in einen Mantel. Den wirklich schwachen Moment, ganz am Anfang, hat man dummerweise ungenutzt verstreichen lassen. Zweifel wären ein ziemlich guter Ansatzpunkt gewesen; sie glaubt nicht dass er an sich gezweifelt hat, aber wahrscheinlich an allem anderen, während er versucht hat zu verstehen was so übel schief gelaufen ist.
    Schmal zieht sie einen Mundwinkel hoch und nippt einen Schluck aus dem Becher. Oh, sie weiß genau, wie sich das anfühlt, wenn man wieder und wieder und wieder alles durchdenkt ohne einen Punkt zu erreichen an dem man peilt wo der Fehler gelegen hat. So ätzend!
    Das Holo stoppt und sie startet die Reihe von vorne – die des anderen Gefangenen hat sie rausgeschmissen, nachdem sie sie einmal gesehen hat. Uninteressant. Die halbwegs brauchbaren Informationen sind schon beim ersten Ansehen deutlich genug gewesen – aktiviert den Ton wieder und lehnt sich tief ein- und wieder ausatmend im Stuhl zurück, schließt die Augen und lauscht der Unterhaltung, begleitet von regelmäßig kleinen Schlucken aus dem Cafbecher.
    Bald schon löst sie eine Hand von dem Gefäß, legt sich die Finger an die Stirn und massiert sie mit sanftem Druck, verzieht leicht das Gesicht. Warum um alles in der Welt hat der Jedi die wenigen Informationen die er gehabt hat verschenkt anstatt sie zu verkaufen? Was hat er sich dabei gedacht? So eine Verschwendung!
    „...so lange Ihr lebt und mich mit Eurem Dasein reizt, werde ich mich nicht ändern. Nur der Tod bereitet mir ein Ende, Meister Teriso. Macht Euch nicht lächerlich indem Ihr glaubt mich, Lord Labrass, zu manipulieren“, erklingt der inzwischen so wohlbekannte, tiefe Bariton gepresst und markiert damit das Ende der Unterhaltung, gefolgt nur noch von zwei tiefen Atemzügen und dem Zischen des sich öffnenden und wieder schließenden Raumschotts.
    Leise schlägt das Metall des Bechers gegen ihre Schneidezähne, einmal, ein weiteres Mal, einem unregelmäßigen Takt folgend. Die Hand löst sich von ihrer Stirn und greift in ihre Haare, entfernt das Band mit dem sie die Dreads zurück gebunden hat. Die dicken Haarsträhnen fallen ihr sofort ins Gesicht.
    Sie öffnet die Augen wieder, blinzelt träge und richtet den Blick auf die Stelle des Tisches, an dem sie sich beinahe zwei Stunden mit dem Jedimeister unterhalten hat. Über Intelligenz und Weisheit, Ignoranz und Verallgemeinerungen. Sie mag, dass er seine Phrasen auch füllen kann, wenn man nachhakt. Dass er zuhört und auch zugesteht. Natürlich hat er diesen nicht fassbaren Machtmystizismus – andernfalls wäre er wohl kein Meister des Ordens – aber er besteht nicht nur daraus, hat sich nicht angewöhnt, seinen Verstand hinten anzustellen. In dieser Form kann sie das problemlos akzeptieren.
    Ungewöhnlich offen ist er gewesen; sie hätte nicht gedacht, dass er ihr „Ja“ derart bedingungslos akzeptieren würde – tatsächlich hat sie der Verlauf etwas überrascht. Vielleicht wäre es langsam mal an der Zeit, diese seltsame Offenheit einiger Leute einfach zu akzeptieren anstatt sich von ihr jedes Mal verblüffen zu lassen.
    Schief lächelnd schüttelt sie den Kopf, beugt sich vor und deaktiviert den Holoprojektor. Sie sollte die nächsten Tage zusehen dass sie sich mit Alan trifft, mit seiner Hilfe aus einer Idee ein Konzept machen, dass sie dem Jedimeister darlegen kann – um diese eine Wahrheit so geschickt und wertvoll wie möglich zu nutzen.
    Leise schnaubend gleitet sie auf die Füße und stellt den Cafbecher auf dem Tisch ab, streckt die Arme aus und dehnt Schultern und Rücken, bevor sie sich langsam in Bewegung setzt, um sich bei dem Wachmann an der Tür zu melden dass sie fertig ist, in der Hoffnung dass die ID-Karte mit der sie Zugang zu den Files und vor Allem zu dem Jedimeister bekommen kann, schon fertig ist. Eigentlich müsste es sie stören, dass für das Ding ein 3D-Scan zur Gesichtserkennung, ein einfacher Bioscan und der Abdruck ihres rechten Daumens genommen wurde, aber das ist nicht der Fall – ein Umstand der beinahe seltsamer ist als der Jedi.

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    Coruscant, ein kleinerer Megablock auf den unteren Ebenen, Raster 21, nachts


    Sie schließt die Tür des vielleicht 20qm großen Einraum-Appartements, aktiviert die Deckenbeleuchtung auf ein sehr gedimmtes Maß – sie hat Holoarbeit vor sich, da kann sie wirklich helles Licht nicht brauchen – und schlägt erst einmal den Weg in die winzige Kochnische ein um einen Caf aufzusetzen.
    „Hmmm, bah“, kommentiert sie brummend das sich in der Spüle stapelnde Geschirr, während routinierte Handgriffe die Cafmaschine füllen. Sie ist eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen, und dementsprechend sieht das Zeug auch aus – glücklicherweise sind es ausschließlich Cafbecher deren Inhalt nur eingetrocknet ist, nichts wirklich Ekelhaftes das hätte gammeln können.
    Während der Caf durchläuft, stellt sie die Becher in der Spüle aufrecht, füllt sie jeweils mit einem Tropfen Spülmittel und lässt heißes Wasser hineinlaufen; einen Geschirrspüler gibt es hier nicht.
    „Hum, Einwegbecher“, murmelt sie während die Gefäße unter einer weißen Schaumhaube verschwinden. Eine Kiste Caf-to-go-Becher würde das Problem lösen, sie müsste nie wieder abspülen. Auf der anderen Seite allerdings schmeckt Caf aus Alubechern nun mal am Besten! Leise brummend versenkt sie ihre Hände im Schaum, zischt scharf, als sie feststellt wie scheiße heiß das Wasser ist und lässt nochmal etwas kalt dazulaufen - Alu gewinnt die Prioritätenfrage, also wird sie da nicht drumrum kommen.
    „Fuck“, seufzt sie genervt und legt den Kopf in den Nacken. Schlau wäre es ja gewesen, schonmal Holos auf die Wand zu legen bevor sie die Hände nass macht und aufweicht. Unzufrieden vor sich hin murmelnd zieht sie die Hände ein weiteres Mal aus dem Wasser, lässt sie ein paar Sekunden abtropfen und wischt sie dann am Shirt ab. Handtücher besitzt diese Küche nicht.
    Sie stützt einen Arm auf die halbhohe Trennwand zum Rest des Raumes und macht einen Satz drüber, überbrückt die kurze Entfernung zum Standholo, auf dem sie das Sticketui mit den Datenträgern abgelegt hat, das sie schon vom Schiff geholt hat, nachdem sie das letzte Mal aus dem Gefängnis gekommen ist. Es ist eine Menge Material, das Alan ihr geschickt hat, als er die Narrenwind loswerden musste und das sie zumindest in den Teilen die sie etwas angehen kopiert hat; das komplette Groundworkmaterial plus alle Kameraaufnahmen vor Ort. Stunden an Holofiles, die den kompletten Weg dokumentieren.
    Sie aktiviert die Schirmgeneratoren, die die Fensterscheibe in eine Holowand verwandeln, teilt den Bildschirm in vier Teile und füttert das Holo mit Sticks, lässt die unterschiedlichen Aufnahmen über die Schirme flackern und macht mit dem unangenehmen Teil weiter – den Tassen in der Spüle – während sie den Blick schräg über die Schulter auf die Videos richtet.
    Fünfzehn Minuten später sind die eingetrockneten Ränder zumindest halbwegs entfernt und sie hat die Becher sogar klar abgespült, ehe sie sie zum Trocknen auf die Arbeitsfläche aufgereiht hat, ein Cafbecher ist mit inzwischen fertigem Caf gefüllt und befindet sich in ihrer Hand.
    Sie hat die Position gewechselt, sitzt auf der Trennwand, den Rücken an den Stützbalken gelehnt, die nackten Füße hintereinander auf der schmalen Mauer geparkt. Müde lächelnd beobachtet sie weiter den Bildschirm, denkt nebenbei an dem ganzen Themenkomplex herum. Es hat verdammt gut getan, Alan wiederzusehen, mit ihm später noch in Ruhe einen Caf trinken zu gehen – obwohl die Umstände vollkommen für den Arsch gewesen sind. Es hat gut getan zu sehen dass er endlich an einem Punkt ist, an dem er so etwas wie zufrieden wirkt.
    “Und genau das soll es sein: In eine Gegenwart steuern, in der die Zukunft erstrebenswert ist.“
    Sie schließt kurz die Augen und atmet einen tiefen Strom Cafgeruch durch die Nase. Es klingt so einfach – vieles von dem was Alan sagt klingt auf die Art wie er es sagt, so einfach.
    Leise lachend schüttelt sie den Kopf. Die Galaxie als ein großer Topf Suppe, ihre Bewohner die Teilchen die darin schwimmen und die Seiten der Macht als altes Ehepaar das sich uneins ist, was genau der Topfinhalt nun eigentlich werden soll und deswegen beide darin herum rühren. Etwas, das sie sich vorstellen kann!
    Unwirsch brummend richtet sie ihren Blick wieder auf die Holowand, zieht mit der freien Hand ein Pad aus dem Gürtel und aktiviert es mit dem Daumen, navigiert durch die Benutzeroberfläche und legt eine neue Datenbank an. Zeit mit der Arbeit anzufangen, sie will ein bisschen was schaffen, im besten Fall fertig werden, bevor ihre Ablenkung eintrifft.

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    Die Sidekick, im Hafen von Coruscant, nachts


    Mit leicht geweiteten Augen starrt sie ins Leere, während auf den die Wand säumenden Hologeneratoren Tanaabs lokale Kanäle und Newsticker den Raum in ein Lichtstakkato tauchen. Den Ton nimmt sie nur noch als ein zorniges Summen wahr, das mit dem in ihren Ohren pulsierenden Blut um die Wette rauscht. Sie sitzt im Schneidersitz, die Handgelenke liegen auf ihren Knien, die Finger sind bewusst gerade ausgestreckt um die Alternative zu verhindern dass sie sich zu Fäusten ballen, denn wenn das passiert, würden sich wohl ihre Fingernägel in die Haut graben. Sie zwingt die Atmung durch die Nase - schwer, aber immerhin langsam, auch wenn sie dafür wirklich viel Konzentration aufbringen muss.
    Gestern ist es noch nur Tirahnn gewesen; übel aber überschaubar – und keine Überraschung. Dass Desire nicht aus dem Rennen ist, haben sie gewusst. Dass es mit der Festsetzung Labrass' zu einer wild card geworden ist, die irgendwann, irgendwo, irgendwie stechen würde ist auch klar gewesen. Ein faktisches Problem auf das man seine Anstrengungen konzentrieren kann, es zu lösen. Seinen Ursprung zu entschlüsseln, um ihm vielleicht irgendwann einen Schritt voraus zu sein, damit man ihn stoppen kann.
    Genau wie der Typ in seiner Zelle ein faktisches Problem ist – Kopfarbeit ohne irgendeinen emotionalen Anspruch. Warum auch? Der Mann ist einfach nur ein Bastard. Einer von Millionen Bastarden dieser Galaxie. Höchstens verachtenswert.
    Zu dem Geräusch von rauschendem Blut und dem Summen der leisen Tonspuren gesellt sich ein drittes, ein leises Schaben, und sie braucht einen Moment um zu verstehen dass es ihre Zahnreihen sind, die langsam mit Druck des verspannten Kiefers gegeneinander reiben.
    Gestern noch ist es wie ein Startschuss gewesen – zu einem Lauf der keine Überstürzung verzeiht. Den man ruhig und vernünftig angeht, um die Balance zwischen Kraftaufwand und Geschwindigkeit zu erlangen, die es einem erlaubt, ein optimales Ergebnis zu erzielen.
    Zielstrebig, aber keinesfalls kopflos haben sie sich an die Arbeit gemacht; sie hat sich vorher sogar noch die Zeit erlaubt mit Alan in Ruhe einen Caf zu trinken und sich zu unterhalten, ehe er mit seinem Meister zurück nach Tython geflogen ist und sie sich daran gesetzt hat, präventiv eine Auswahl aus Holobildern zusammenzustellen. Sie hat sich dann noch die Zeit erlaubt, sich gänzlich von der Arbeit ablenken zu lassen – das erste Mal dass es eine bewusste Entscheidung gewesen ist und kein Versehen. Weil sie beschlossen hat, es so zu wollen. Sie haben zwar auch über Tirahnn gesprochen, über Desire, aber verflucht, er hat gefragt also hat sie geantwortet! Und natürlich ist das ein beschissenes Thema, aber das bleibt es auch wenn man nicht darüber spricht. Noch nie hat sich irgendeine Form von unangenehmem Umstand dazu bequemt einfach zu verschwinden, nur weil man ihn totschweigt!
    Langsam wendet sie den Kopf und fixiert den Blick auf den neben ihr stehenden Cafbecher, löst eine Hand vom Knie und bewegt sie auf das Stück Alu zu, schließt konzentriert Finger um Finger darum.
    Heute morgen hat sie die Sidekick zurück in den Westport geflogen – nur für ein paar Tage, um einen Arbeitsplatz zu haben der nicht dreihundert Meilen oder dreizehn Ebenen weit weg ist, pure Bequemlichkeit, denn ein technischer Umzug dauert und kann nur in Angriff genommen werden wenn sie gerade nichts zu tun hat. Das Fertigstellen der Bilddatenbank hat den ganzen Tag in Anspruch genommen – ein geplanter Zeitrahmen, der genug Platz für Training und Mahlzeiten gelassen hat. Und für regelmäßiges Checken der Holopresse, um auf dem neuesten Stand zu sein.
    Es ist etwa zwei Stunden her, dass ihre Schlagwortsuche etwas Neues ausgespuckt hat; einen Artikel des Perlemian Holonet Courier, der in Bezug auf Tirahnn die Worte Kampf- und Giftstoff nennt, außerdem – der interessantere Aspekt – eine Verbindung zu zwei Anschlägen auf Tanaab herstellt indem er darauf hinweist, dass es eine solche Verbindung bis jetzt noch nicht gibt. Beide Bezugsereignisse – ein sehr aktuelles, das andere beinahe zwei Wochen alt – sind ihr in der Vielzahl von täglichen Holonachrichten bis zu dem Zeitpunkt des PHC-Hinweises entgangen und nach dem ersten Überfliegen der entsprechenden Schlagzeilen hat sie angefangen zu mutmaßen dass die Verbindung absichtlich hergestellt worden sein könnte.
    Langsam löst sie die Kiefersperre um einen Schluck des kalten Caf zu trinken, nicht weil sie ihn unbedingt trinken will sondern weil die mechanische Bewegung etwas Routiniertes hat, das die Starre durchbrechen kann.
    Sie hat mit Alan telefoniert. Hat ihm die Artikel verlinkt, die sie gelesen hat. Hat mit ihm darüber gesprochen was sie für Möglichkeiten haben. Einen Kontakt zum Journalisten des Artikels des Couriers herstellen um in Erfahrung zu bringen, wie er auf die Idee gekommen ist, die drei Ereignisse zu verknüpfen. Eintauchen in die Lokalpresse Tanaabs, um die neu aufgekommenen Anschläge genauer umreißen zu können. Das ist es, was sie anderthalb Stunden lang getan hat – und das Ergebnis ist erschreckend.
    Ächzend senkt sie den Kopf, stellt den Cafbecher zur Seite und kneift die Augen zusammen, presst sich die Handballen gegen die Schläfen, bevor sie langsam den Oberkörper auf die überkreuzten Beine senkt, bis sie mit der Stirn das kalte Glas des Holos berühren kann.
    Es ist nicht die Anzahl der Opfer der Reihe von Attentaten die in den gestrigen Abendstunden in Tanaabs Hauptstadt stattfanden - über die auch jetzt noch keine wirklich klaren Fakten vorliegen, weil die Presse des Planeten heillos überfordert wirkt – und des Ausgangs der “light a fire“-Gedenkfeierlichkeiten, die sie belastet. Jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde sterben Leute. Sie ist viel zu rational um dem Tod Fremder in einer Galaxie voller Dreck und Grausamkeiten irgendeine Bedeutung beizumessen.
    Es ist auch nicht die Todesart. Bei einer Explosion direkt zu verrecken geht ziemlich schnell, schlimmer dran sind die, die nicht sofort sterben – schwerverletzt verschüttet unter Trümmern; in engem Raum eingesperrt, bis sie keine Luft mehr zum Atmen haben; vielleicht weiterlebend, aber mit so schwer beschädigten Körperteilen dass sie für den Rest ihres Lebens darauf verzichten müssen. Die Toten durch die mit Atemgift versetzten Kerzen mögen zwar einen längeren Leidensweg gehabt haben, aber auch das passiert jede einzelne Sekunde in den Weiten der Galaxie. Hunger. Krankheit. Gewalt. Immer brutal, aber nie neu.
    Es ist das warum, das sie so schwer erschüttert. Es ist nicht einmal beiläufig. Nein, die Leben wurden zu einer Währung gemacht. Nicht nur die Ausgelöschten, sondern auch die derer, die in diesem Abgrund weiterleben. Ein präziser, vollkommen gnadenloser, von langer Hand vorbereiteter und minutiös umgesetzter Plan, der sehr viel mehr als nur Personen angreift – und das krass erfolgreich.
    Galle steigt ihre Speiseröhre hoch und füllt die Mundhöhle mit einem ätzenden Geschmack. Sie hebt die Stirn etwas an, um sie wieder auf das Glas fallen zu lassen. Einmal. Ein zweites Mal. Ein drittes.
    Das Talent zu verstehen wie Dinge funktionieren ist zu einem Fluch geworden; sie kann nur Bruchstücke übersehen, aber es reicht, um die Choreographie zu erkennen. Tirahnn ist kein Start gewesen, sondern der erste laute Ton in einem Orchester, das schon lange eine Zerstörungssymphonie spielt, nur zu leise als das man sie hätte hören können. Jetzt hat der Dirigent seinen seltsamen Stab gehoben.
    Sie schiebt die Hände in den Nacken und verschränkt die Finger ineinander.
    Das ist das Problem in einer Galaxie voller Dreck; man kann vielleicht irgendwas an Scheiße stoppen, aber es gibt so viel davon dass sie sowieso nachrutscht. Genausogut könnte man versuchen scheiß Tatooine mit einem scheiß Besen auszukehren!
    Ruckartig hebt sie den Oberkörper wieder an, fletscht die Zähne und verengt die Augen.
    Nein! Nein, das ist kein verdammter Grund. Untätigkeit ist keine Alternative!
    Gepresst ächzend zwingt sie ihre Muskeln dazu, locker zu lassen, lässt langsam die Schultern kreisen, bevor sie die Beine entfaltet und sich mit den nackten Hacken an den Rand der Glasscheibe zieht. Vollkommen weg von dieser bohrenden Hilflosigkeit ist sie ganz faktisch zu lange daran um sich noch konzentrieren zu können. Müde und dadurch unkonzentriert. Und das ist ein Grund, zu pausieren – ein rationaler, verständlicher Grund!
    Während sie die Holowände deaktiviert, denkt sie einen Moment darüber nach, nur ein paar Meter zu gehen. In die Kapitänskajüte in der ein Bett steht. Aber verdammt, dafür hat sie nicht für drei Tage die Hangarmiete im Westport bezahlt!
    Schnaubend angelt sie ihre Schuhe hinter dem Holo hervor. Den Weg nach Hause würde sie wohl gerade noch schaffen!

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    Coruscant, ein Loft-Appartement in einer der höheren Ebenen eines Wolkenkratzers, nachts


    Mit leisem Schlafmurmeln dreht sich die platinblonde Menschenfrau von der Seite auf den Rücken, die weiße Satindecke in einem weißen Bett in einem verdammt scheiße weißen Raum rutscht ihr über die Schulter und gibt Teile des Oberkörpers frei; kurz nur bis ihre Hand danach getastet und sie wieder bis zum Hals hochgezogen hat. Aufwachen tut sie von diesem Prozess nicht; sie hat einfach einen unruhigen Schlaf, dazu die rutschige Decke auf nackter Haut – es passiert ihr wahrscheinlich ständig dass sie nachbessern muss. So oft dass sie es auch tief schlafend tut.
    Gestern ist es ein Problem gewesen, dass die Frau scheinbar allergisch gegen Farben ist und dazu noch einen ziemlich minimalistischen Einrichtungsstil verfolgt; nicht einmal ziemlich unauffällige Stabkameras lassen sich in so einer Umgebung besonders gut verstecken. Glücklicherweise hat sie neben dem ganzen Weiß das von wirklich bescheuerten abstrakten Statuen und Bildern – sowohl Holo als auch Leinwand – durchbrochen wird auch ihr Arbeitsmaterial im großen Hauptraum, fein säuberlich in Regalen aufgereihte Kameras, Objektive und Stative. Und wenn sie so bitchy ist, unter dem Zeug auch ein paar an das Alarmsystem gelinkte Sicherheitskameras zu verstecken – die wenigsten Leute haben in ihren Wohnungen Kameraüberwachung – dann kann ein Eindringling ja wohl auch bitchy genug sein, das Gleiche zu tun. Außer die Sache mit dem Alarmsystem, natürlich.
    Heute allerdings ist das Weiß ein Vorteil. Die Frau trägt eine Schlafmaske über den Augen, dementsprechend wäre kurze Beleuchtung für eine Handvoll Holobilder sowieso nicht das Problem gewesen, aber Licht und Einbruch sind Intimfeinde und dementsprechend ist es ganz gut, dass dank der Raumfarbe eine minimal gedimmte Lichtquelle für die Aufnahmen reicht.
    Leise wendet die Chiss sich ab als sie hat was sie wollte - die drei Stabkameras die den Tag über Aufzeichnungen gemacht haben befinden sich bereits wieder in ihrer Tasche – und durchquert den großen Raum bis hin zu den Regalen, um die Sicherheitskameras wieder in ihren Urzustand zu versetzen. Beim Blick auf die Ecke des Raums, wo eine mit Blut bedeckte Plane hinter einer Anlage professioneller Holocams ausgebreitet liegt, bleibt sie kurz hängen und schüttelt den Kopf. Gestern ist das Ding noch nicht dagewesen und im ersten Moment heute hat sie es für echtes Blut gehalten – aber es ist nur die Filmvariante. Die Frau macht irgendeinen Scheiß der Holovids mit moderner Kunst verbindet und der komisch sein könnte, wenn der Umstand dass eine Menge Leute dafür einen Haufen Geld bezahlen, nicht so traurig wäre. Hoffentlich ist das, was sich da heute abgespielt hat und von der die fremden Kameras zumindest Teile aufgenommen haben müssen, nur höchstens halb so wirr wie der Netzauftritt der sogenannten Künstlerin, alles andere würde sie beim Sichten des Materials wahnsinnig machen!
    Abrupt geht sie weiter - manche Dinge muss und will sie gar nicht verstehen – und lässt die Sicherheitskameras wieder ihren Job machen, bewegt sich dann zur Wohnungstür, wo auch das Alarmsystem wieder auf volle Leistung gesetzt wird, ehe sie die Wohnung verlässt.



    Coruscant, ein anderes Appartement in einer der höheren Ebenen eines Wolkenkratzers, zwei Tage später, nachts


    Geduldig beobachtet sie das langsame Ausströmen des feinen Nebels aus der Dose in ihrer Hand, der ähnlich wie Trockeneis in nicht ganz so schweren Schwaden über ihre Hand zu Boden wallt und sich dort ausbreitet, bis er schon nach kurzer Zeit das Bett und damit den darin Schlafenden erreicht hat. Das ziemlich flüchtige Zeug hat nur eine leicht benebelnde Wirkung; bei Weitem nicht genug jemanden wirklich auszuschalten, eher ein Hilfsmittel dafür zu sorgen das jemand der schläft auch in diesem Zustand bleibt. Eine Sicherheitsmaßnahme für ein paar Minuten des Ungestörtseins. Natürlich ist das Zeug nachweisbar, an Rückständen auf Teppich und Bettdecke, auch nachdem es lange verflogen ist – aber um es nachzuweisen muss man danach suchen – und sie hat nicht vor Spuren zu hinterlassen, die den Argwohn wecken, dafür einen Grund zu geben.
    Sie stoppt das Ausströmen und verstaut die schmale Metalldose wieder im Gürtel, beobachtet noch eine Weile die tiefen, ruhigen Atemzüge des Schlafenden. Die Chancen stehen gut, dass der Mann einfach nur Pech gehabt hat - zur falschen Zeit am falschen Ort, ein falsches Comgespräch angenommen, mit dem falschen Kontakt gesprochen – aber warum er sich in eine Situation gebracht hat in der seine Privatsphäre keinen Credit mehr wert ist und in der sein Leben potentiell zu einer ziemlichen Hölle werden kann, spielt keine Rolle. Sie will wissen wie das passiert ist – und ist bereit verdammt weit zu gehen um es zu erfahren.
    Sie setzt sich in Bewegung auf den kleinen Nachttisch zu, auf dem sein Com liegt, langsam, um das Gas das schwerer ist als Luft nicht unnötig aufzuwirbeln - eher ein Reflex als Notwendigkeit, es würde ihren Luftfilter sowieso nicht durchdringen. Es ist ein gutes Com, frequenzverschlüsselt, inklusive Scramblerfunktion und White-Noise-Generator. Von außen so gut wie nicht abhörbar, zumindest nicht ohne wirklich üble Decodierung der Störsignale.
    Schmal lächelnd hebt sie das Gerät auf und dreht es in ihrer Hand, schiebt die Abdeckung auf und betrachtet den Chipsatz unter der Energiezelle, klemmt ihr Pad an. Von innen allerdings sieht das Ganze anders aus; ein weiterer Mikrochip auf dem Board, der über einen über das Pad gebooteten Kaltstart als systemeigen deklariert wird und die stattfindende Kommunikation in Zukunft auch an den dazu passenden Receiver senden würde. Aufspürbar. Aktivierbar. Ein Alptraum für jeden, der mit seinem Com arbeitet.
    Sie braucht acht Minuten. Die Hardware ist nicht das Problem, aber sein System dazu zu bringen, über ihren Bootsektor hochzufahren, damit sie den Chip bonden kann und er nicht mehr als neue Hardware erkannt wird, ist schon bedeutend fortgeschritteneres Niveau.
    Der Nebel ist schon fast verflogen als sie fertig ist, nur noch ein vielleicht handbreiter Streifen auf dem Boden existiert noch – und der würde sich schnell verteilen sobald sie die Tür öffnet.
    Sie schließt das technische Gerät wieder, legt es zurück auf den Nachttisch, dreht es leicht, bis es sich in ziemlich exakt der Position befindet in der es gelegen hat.
    Zufrieden nickend wendet sie sich ab. Sie muss noch eine Kamera wieder einsammeln, zwei Sniffer und einen Keylogger aus der wohnungseigenen Elektronik löschen und eine Schleife lösen – und dann hat sie auch erstmal die Nase voll von Einbrüchen. Vier in vier aufeinanderfolgenden Nächten sind eindeutig zu viel – auch wenn es eigentlich zweimal zwei gewesen sind, jedes Ziel doppelt, das ja theoretisch nicht voll zählt. Höchstens halb.



    Coruscant, die Sidekick in ihrem Hangar, einen halben Tag später


    Mit zügigen Schlucken leert sie den Cafbecher und nickt der Kameralinse zu als Snatch die Verbindung annimmt.
    „Hey Trigger“, begrüßt der Cyborg sie etwas zerknautscht aussehend als sei sie gerade erst aufgewacht.
    „Hey Sugar. Alles'klar bei'dir?“ Schief lächelnd mustert sie das Holobild. „Lange Nacht'gehabt?“
    „Es ist grad mal zwölf...“, murmelt ihr Gegenüber mürrisch. „Ja, hier ist alles klar. Genauso klar wie gestern und vorgestern und sowieso jeden Tag seit du weg bist.“
    „Eeh, 's is'kein Kontrollanruf.“ Gleichgültig zuckt sie mit den Schultern und angelt nach hinten nach der Cafkanne.
    „...sondern?“
    „Ich'hab was, das'auf Shaddaa erledigt werd'n muss. Eeh, ich'selber kann's nich' mach'n.“ Sie schürzt die Lippen und hebt eine Braue, schraubt langsam die Kanne auf um den Becher neu zu füllen.
    Snatch ächzt leise und legt die Hand auf den nackten Kopf. Gleich wird sie anfangen, mit den Fingernägeln über die Kopfhaut zu kratzen! „Geht das präziser?“
    Die Frau fängt an mit den Fingernägeln über die Kopfhaut zu kratzen.
    „'türlich geht'das präziser. Eeh, mach ma' nen Kanal'auf.“
    Der Cyborg blinzelt träge, nickt dann. „Ist offen.“
    Die Chiss stellt die Cafkanne ab, greift sich ihr Comboard und schubst das vorbereitete Datenpaket über den virtuellen Äther, nippt am Caf, während sie beobachtet dass Snatchs Augen leicht wegklappen, als die Cyberware in ihrem Hirn das Material besieht.
    „Was ist das?“, fragt die blasse Frau nach etwa einer Minute des Schweigens nach und blinzelt in die Kamera.
    Sie schüttelt nur leicht den Kopf.
    „Verstehe. Geht mich nichts an.“
    Sie nickt.
    „Die Anweisungen sehen Kontakt vor!“ Die Nase des Cyborgs rümpft sich leicht. „Terminal auf den unteren Ebenen. Irgendein Spinner für nen hunderter Stick.“ Der kahle Kopf schüttelt sich energisch. „Kann ich nicht. Weißt du genau!“
    Natürlich weiß sie das. Snatch aus ihrem Bunker zu kriegen ist ein verdammter Staatsakt!
    „Schick Ray“, antwortet sie gleichgültig.
    „Schick...“ Entrüstet weitet der Cyborg die Augen. „Bitte was? Erst willst du ihn totschlagen, jetzt benutzt du ihn?“
    Verärgert zieht sie die Brauen zusammen. „'türlich benutz'ich ihn. Er is' da. Ich'benutz jed'n – benutz'n un' benutz'n lass'n sin' die verdammt'n Säul'n sozialer Interaktion.“
    Snatch schnaubt leise. „Das klingt irgendwie falsch.“
    „...eeh, außerdem bezahl ich'dafür. 's is'nen einfacher Job. Was is', is'das nich' genau das, was'Ray macht? Sich geg'n Creds benutz'n zu lass'n?“
    Mit störrisch aufeinandergepressten Lippen starrt der Cyborg die Kamera an.
    „Un' 's is' nu' auch nich' grad'so, dass'ich verlange dass'hier irg'ndwer in'ne Turbine springt'oder so, hm? Ich'mein, unnere Eb'ne, 'nem Typ'n 'n Hunnerter in'die Hand drück'n dafür dass'er 'n paar Dat'n nach Anweisung ins Holo'schmeißt, 's überwach'n un' Enne... 's klingt jetz' nich' nach'dem Gefährlichst'n was'der gute Ray je in sein'm Leb'n gemacht'hat.“
    Snatch seufzt leise. „Wieviel?“
    „Taus'nd. Abzüglich der hunnert für'nen Typ'n.“ Sie zuckt ein weiteres Mal mit den Schultern. „Neunhunnert für'nen klein'n Spaziergang.“
    „Jaaaa, ist ja gut“, nörgelt der Cyborg. „Wir machen's. Wann?“
    „Hum, siebzehnhunnert Stannardzeit? Machbar?“
    „Heute?“
    „'türlich heute!“
    Snatch nickt einmal.
    „Gut. Eeh, kurze'Nachricht wenn's durch is'. Mit'nem Zeitstempel, wenn's sich verzögert hab'n sollte.“
    „Es wird sich nicht verzögern“, antwortet der Cyborg spitz.
    „Eeh ja... dass'nen Typ dem'man Dat'n in'die Hand'drückt versucht damit stift'n zu geh'n oder'so, 's kann natürlich nich' passier'n. Nie. Total ausgeschloss'n“, antwortet sie trocken.
    „Ray kriegt das hin!“
    „Aye, 's hoff'ich für ihn.“
    „Sonst noch was?“
    „Nope.“ Sie schüttelt leicht den Kopf.
    „Gut, dann kann ich ja jetzt Ray wecken. Er hat ja zu arbeiten. Hören uns.“
    Verblüfft nimmt sie zur Kenntnis, dass Snatch einfach aufgelegt hat.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, ein paar Tage später, früh am Morgen


    Auf ihrem Weg vom Bad bis in die Küche, der von einer feinen Tropfenspur und nassen Fußabdrücken gesäumt wird, reckt sie die Arme für einen Moment schräg in die Luft, um sie dann an den Ellenbogen einzuknicken und im Nacken zu verschränken. Sie bleibt vor der Cafmaschine stehen, betreibt noch eine Weile ausgiebige Spiele von Druck und Gegendruck, ehe sie die Arme sinken lässt um das Gerät zu programmieren, gefälligst seinen Job zu machen.
    Das Anfahren des Mahlwerks bricht die unangenehme Stille. Nicht dass sie generell etwas gegen diesen Zustand hätte, aber verdammt, sie hat sich daran gewöhnt, nicht alleine zu Bett zu gehen. Zu schlafen. Aufzustehen. Sie hat verdammt schnell angefangen die seichte Unruhe zu vermissen die er verbreitet, weil er einfach nicht still sein kann und die selbst dann da ist, wenn er bemüht ist sie nicht abzulenken.
    Die letzte Woche ist es besonders deutlich gewesen; das leise Zischen der Wohnungstür spät am Abend hat ziemlich effektiv das Ende ihrer Arbeitszeit markiert, weil er so gereizt gewesen ist wie ein verdammter Rancor im Käfig und sie sich einfach nicht hat konzentrieren können unter dieser ständigen Anspannung.
    Kulminiert ist es in... ja, was eigentlich? Einem Streit? Es ist eine Menge Frustration im Spiel gewesen. Aggression. Wut. Es ist nicht fair gewesen, das alles gegen sie zu richten - auch wenn er im Kern vollkommen Recht gehabt hat - und rational schonmal gar nicht. Aber was zwischen ihnen ist schon rational? Die Erkenntnis wie übel er sie treffen kann – nicht einmal aus berechnender Absicht sondern aus Zorn heraus – ist krass gewesen. Mittel zum Zweck. Informationsquelle. Anschuldigungen die wehgetan haben. Worte sind verfluchte Waffen!
    Gepresst ächzend schlägt sie die Faust auf die Arbeitsplatte neben der Cafmaschine, konzentriert ihren Blick darauf.
    “Die Emotionen, die Euch nun ablenken sind indes ein Teil von Euch. Nehmt Euch Zeit ihnen nachzugehen, zu erschließen was sie sind: Zorn, Ohnmacht, Wut oder Angst, Mitleid? All dies ist natürlich, all dies ist ein nicht zu leugnender Teil von uns. Wenn ihr Euch ihnen einmal gestellt habt, könnt Ihr Eure Fähigkeiten nutzen, ihrer Herr zu werden, Captain Trigger. Versucht ihren Nutzen zu erkennen: Ist zum Beispiel Zorn geeignet, gewissenhaft jeden Aspekt eines Themas zu erschließen? Würde er dafür sorgen, fehlerlos zu arbeiten? Würde Euch Mitleid und Sorge dazu bringen, weiteres Leid zu verhindern oder die Ursache zu erkennen, das bisherige zu beenden? Ihr könnt Euch also auch Euren Gefühlen mithilfe einer Analyse widmen und Ihr könnt darin erkennen, dass Emotionen dieser Art eine Hilfe sind, die Wichtigkeit unseres Tuns zu erkennen. Ich mutmaße, dass Ihr Effektivität und Prägnanz bevorzugt, dies wird Euch erlauben, Eure Emotionen und Gefühle als nicht nutzbringend einzustufen, ohne sie zu verleugnen. Ich erlaube mir ein Bild: Ihr könnt sie gleichsam an einem Ort unterbringen, der fern Eurer Aufgabe ist. Es ist keine leichte Übung, ich glaube aber dass Ihr sie gut bewältigen könnt, da Ihr über einen ausnehmend analytischen Geist verfügt, Captain Trigger.“
    Langsam zwingt sie tiefe Luftströme durch die Nase, erinnert sich an die tiefe Ruhe die der Jedimeister ausstrahlt, an seine Worte in seinem Tonfall, um die Erinnerungen auf ihren Platz zu verweisen, die aufziehen wollen; sie kann es sich verdammt nochmal nicht erlauben, sich von dem Ausbruch an Rührseligkeiten ablenken zu lassen, der diesem... Streit gefolgt ist. Es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür.
    Mit beiden Händen greift sie den Cafbecher, steckt die Nase in den daraus aufsteigenden Dampf und atmet das würzige Aroma ein, wendet sich abrupt ab und verlässt die Küche, durchquert den Hauptraum bis zum Fenster.
    Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit würde das Wetter umgestellt werden; jeder Megablock Coruscants bekommt einmal im Standardmonat drei Tage Regen – nur nachts natürlich, es regnet in Galactic City tagsüber nicht – um die Fassaden nicht staubstumpf werden zu lassen und die Luft zu befeuchten, einen Tag nur leicht, dann zwei Tage stärker. Sie fährt die Scheibe auf und verzieht leicht das Gesicht. Noch ist der hereinziehende Luftstrom unangenehm warm, erst gegen Mittag würde WeatherNet ihn langsam abkühlen um den Umschwung halbwegs natürlich zu simulieren. Trotzdem lässt sie das Fenster offen, die Stadtgeräusche vertreiben die Stille.
    Sie nippt einen schlürfenden Schluck aus dem Becher, schneidet kurz den Wohnzimmertisch um ihn abzustellen und geht sich erstmal mehr als nur ein Handtuch um die Hüfte anziehen. Ein kurzer Blick auf ihr Com verrät ihr, dass Kuze sich bis jetzt ziemlich still verhält; keine geführten Gespräche – Kunststück, es ist gerade mal sechs dreißig Standardzeit – und auch sein Fahrzeug steht still in seiner Garage. Sie fummelt den Earplug an, um über ein akustisches Signal gleich mitzubekommen, sollte der Kerl sein Com benutzen, legt ihren Gürtel aber nicht an sondern schmeißt ihn, wieder im Wohnzimmer angekommen, auf den Tisch, greift sich ihren Caf und lässt sich mit lang ausgestreckten Beinen aufs Sofa fallen.
    Das Treffen mit dem Journalisten ist zufriedenstellend verlaufen; der Optimalfall ist das natürlich nicht gewesen, dafür ist der Mann einfach zu zäh, aber es wäre bei jemandem mit seinem Beruf in seiner Gehaltsklasse auch ein ziemliches Trauerspiel gewesen, hätte er sich so leicht aus der Reserve locken lassen.
    Dass er bis auf das Rufen eines Taxis gestern keine Gespräche mehr geführt hat, ist allerdings schonmal ein gutes Zeichen; keine Zielstrebigkeit. Kein Plan, was er jetzt tun soll, wie er herausfinden soll was von dem wahr ist, was sie ihm vermittelt hat. Die Chancen stehen gut dass er verwirrt ist, mitsamt dem nagenden Gedanken dass zumindest Teile dessen wahr sein könnten. Lange hat er sich absolut souverän gegeben; würde sie nicht wissen dass er sich sehr wohl in einer für ihn realen Bedrohungssituation befindet, hätte sie es nicht gemerkt. Erst als sie ihn – nachdem sie ihm zweimal deutlich gemacht hat dass in erster Linie er etwas von ihr will, nicht andersherum – einfach hat stehen lassen, ist er spürbar ins Wanken geraten.
    Dass sie ihm schon mehr geben müsse, hat er gesagt. Dass sie gar nichts muss, hat sie geantwortet.
    Er muss. Ihre vermeintliche Hilfe verzweifelt wollen. Ihr glauben wollen, auch ohne dass sie ihm Beweise präsentiert. Mit Gewalt nach den Marionettenfäden greifen nutzt gar nichts, lenkbar ist nur wer sie freiwillig aus der Hand gibt – Psychoterror ist ein Spiel für Geduldige.
    Jetzt würde sie erstmal abwarten müssen. Ob er reagiert. Wie er reagiert. Sofort die Bedrohung erhöhen würde nur kontraproduktiv sein, die Spannung die er sich selber macht, ist genauso wertvoll wie die, die sie ihm machen könnte.
    Sie ächzt blinzelnd, schüttelt träge den Kopf und trinkt ein paar ordentliche Schlucke aus dem Becher. Es ist ein Arschlochspiel, aber am Ende zählen die Ergebnisse.
    Beiläufig angelt sie eins ihrer Pads vom Tisch und baut eine Netzverbindung über das Holo auf, navigiert sich durch die galaktischen Knotenpunkte in ein planetares Subnet, dessen lokale Berichterstattung vielleicht interessant sein könnte; es ist nur eine minimale Chance, aber sie kann den Unterschied zwischen hinterherrennen und einen Schritt voraus sein, ausmachen. Genug, es wenigstens versucht zu haben.

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    Coruscant, an Bord der Sidekick, ca. 21:30 Standardzeit


    „Ich glaube nicht das mir gefällt, was du tust...“ Das Holo gibt den skeptischen Blick blassblauer Augen wieder, die in einem Bunker auf Nar Shaddaa mit etwa fünf Sekunden Latenzzeit in eine Kameralinse starren.
    Gleichgültig zuckt sie mit den Schultern. „...un' ich glaub nich' dass'ich dich gefragt hab. Hasse'die Bilder?“
    Snatch presst die Lippen für einen Moment zu einem schmalen Strich zusammen, schnaubt einen kurzen Luftstrom durch die Nase. „Ich mein das ernst, Trigger. Das sind echte Leichen!“
    „So what?“ Die Chiss zieht die Brauen zusammen. „Ich hab'die nich' umgebracht, hum?“
    Der Cyborg senkt den Kopf etwas und schiebt die Unterlippe vor. „Die armen Frauen“, murmelt sie betrübt und schüttelt den kahlen Kopf.
    „Die steh'n auch nich'wieder auf, weil'de Mitleid mit den'n h...“ Die Chiss stockt, klemmt die Zungenspitze zwischen die Zähne und zieht leise zischelnd Luft durch die Zwischenräume, richtet den Blick an die Schiffsdecke. Es ist wahr – aber kein Stück taktvoll.
    „Du bist ein Arschloch“, murmelt Snatch und schließt für eine Sekunde die Augen; das Com vermeldet eingehende Daten.
    „Weiß'ich“, nickt sie der Kamera langsam zu und zieht matt einen Mundwinkel hoch. „Aber immerhin nur'nen Kleines, sonst würd'ich mir'ne Leiche mach'n anstatt'ne vorhand'ne zu nehm'n, hum?“ Auch das ist wahr – aber irgendwas daran ist scheinbar auch nicht taktvoll gewesen, zumindest unterbricht Snatch wortlos die Verbindung.
    Seufzend lässt sie das Kinn auf die Brust sinken, schiebt die Hände in den Nacken und verschränkt die Finger ineinander, schließt für eine Handvoll Atemzüge die Augen. So richtig will ihr auch nicht gefallen was sie tut; der Journalist ist ziemlich am Boden, seine Freundin – oder seine Ex, wie es sich gerade darstellt – beantwortet seit zwei Tagen seine Anrufe nicht mehr und heute, wo er es geschafft hat sich mit anderer Arbeit abzulenken, zieht sie die Schrauben enger.
    „Leck'mich doch“, brummt sie unwirsch und lässt die Arme wieder sinken, atmet tief durch und ruft die Bilder platinblonder toter Frauen auf, die Snatch von irgendwelchen Snuff-Pornoseiten des huttischen Holos geladen hat. Verdammt, es ist wahr; sie ist nicht verantwortlich dafür, dass so eine Scheiße in dieser Galaxie überhaupt existiert!
    Entschlossen presst sie die Lippen aufeinander und macht sich an die Arbeit.



    Coruscant, irgendwo auf den unteren Ebenen, der „Linum Sisters Tech“-Computerladen, 23:44 Standardzeit


    Es ist der Laden, von dessen Servern aus vor einiger Zeit die BE_AWARE-Seite gehostet wurde; sie weiß es, weil Alan sie vor vier Tagen schon einmal hierher geschickt hat, um ihn in ihr Netzwerk zu klemmen.
    Eine Alarmanlage im Verkaufsraum die den Namen nicht verdient hat, ein Alibi-Zahlenpad an Laden- und Serverraumtür, mehr Sicherheit gibt es nicht, nicht einmal Fake-Cams. Sie betritt den Server sogar, obwohl das nicht ihr eigentliches Ziel ist; wenn sie schonmal hier ist und etwas tut, das vielleicht eine Untersuchung nach sich ziehen könnte, dann kann sie auch das Pad wieder abziehen – Alan braucht es nicht mehr, das hat sie auf dem Weg hierher per Textnachricht geklärt.
    Nach dem kurzen Umweg bewegt sie sich in den winzigen Büroraum, in dem ein einziges, vollkommen cafverklebtes Terminal zwischen einem Haufen IT-Schrott steht, davor ein Bürostuhl der so alt aussieht, dass er wohl als Antiquität zu verkaufen wäre, würde er sich nicht in absolut sanierungsbedürftigem Zustand befinden.
    Die Tech ist sogar vernünftig, nur vollkommen veraltet und zigmal repariert – sie braucht eine Weile bis sie das Sammelsurium so zum Laufen bekommen hat wie sie es benötigt. Zügig läd sie die Bilddatei vom mitgebrachten Stick in ein Mailformat, bestimmt ein paar fremdgeroutete Kanäle und betrachtet das Bild der platinblonden Toten, das mit einem Schriftzug in dunkelgrau versehen ist, der 60 Standardstunden verkündet.
    Stumpf starrend wechselt sie die Blickrichtung auf die Zeitanzeige des Terminals, tickt mit dem behandschuhten Zeigefinger einen unregelmäßigen Takt neben der Entertaste auf die Konsole. Als die Uhr auf 00:00 Standardzeit umspringt, bewegt sie den Finger einen Zentimeter nach links und lässt ihn auf die Taste sinken.
    Ein paar Sekunden fängt die Mitteilung, dass die Nachricht versendet wurde ihren Blick, dann reißt sie sich los, deaktiviert die Geräte wieder, entfernt ihren Stick und schiebt Cafbecher und Stuhl wieder dahin zurück wo sie herkamen, ehe sie das Büro, dann den kleinen Laden verlässt.
    Verflucht, sie ist müde, also trifft sie die vernünftige Entscheidung, nach Hause zu fahren und zu schlafen.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, 7:35 am nächsten Morgen


    Am Horizont wandelt sich das Schwarz des Himmels in ein sehr dunkles Blau, das langsam in einen Ton von Lila übergeht. Ein Anflug von Licht, der die wenigen Möbel dazu bringt, tiefe Schatten zu werfen.
    Sie sitzt nur mit einer Stoffhose bekleidet mit angezogenen Beinen auf der Couch, das Kinn auf die Knie gestützt, die Arme um die Schienbeine geschlungen. Je heller es wird, desto weiter kneift sie die Augen zusammen; Dunkelheit taucht ihre Welt nur in klare Linien von Grau, behindert ihre Sicht ansonsten nicht, aber der Anfang der Morgendämmerung – dunkles Blau, Lila, irgendwann Rottöne, bis Coruscant Prime am Horizont auftaucht – blendet sie, solange ihre Augen sich im Nachtsichtspektrum bewegen, was sie natürlich tun, nachdem sie über fünf Stunden lang in einen unbeleuchteten Raum gestarrt haben.
    An Schlaf ist nicht mehr zu denken gewesen, seit sie um ziemlich genau 2:00 Standardzeit, nach gerade mal einer Stunde die sie im Bett gewesen ist, das Com geweckt hat. Rein faktisch hinterlässt das, was nahe Onderon passiert ist, den bitteren Geschmack von Ekel; es ist krass was für einen Schaden man mit ein paar Leichen und Sterbenden anrichten kann, wenn man sie nur richtig in Szene setzt, ziemlich offensichtlich weiß wie Leute funktionieren und keinerlei Skrupel hat, dieses Wissen auch anzuwenden. Kein Schiff sondern eine Bühne, ein weiterer übel choreographierter Akt in einem morbiden Stück, der nur vordergründig Leben angreift, aber eigentlich auf Dinge wie Moral, Tugend und Sicherheit zielt.
    Damit kommt sie klar. Es widert sie an, aber sie kommt damit klar. Erst hat sie das nicht komplett wegstecken können, die Erkenntnis in welcher Größenordnung sie sich bewegen und wie wenig sie tun können hat sie schockiert. Aber verdammt, der Jedimeister hat Recht; sie erkennt die Struktur und es ist gewohntes Terrain. Je komplizierter ein Setting wird, desto fehlerbehafteter wird es auch. Man muss die Schwachstellen nur finden!
    Eigentlich hat sie genau das tun wollen, als sie aufgestanden ist. Sie hätte es tun müssen. Aber Com und Pad liegen unangetastet auf dem Tisch; nicht der Bericht sondern der Zustand des Berichtenden beeinträchtigt ihre Funktionsweise, und das mit einer emotionalen Bandbreite, die es einfach nicht möglich macht, sie an einem Ort unterzubringen der fern ihrer Aufgabe ist. Nichts tun zu können. Nichts sagen zu können. Nichts besser machen zu können. Nicht einmal da sein zu können und das noch für über einen Standardtag! Hilflosigkeit gepaart mit Schmerz ergibt eine lähmende Mischung.
    Licht, das Spuren von Rottönen enthält dringt irgendwann durch das Fenster und taucht den Raum, den sie nur noch aus schmalen Schlitzen, geschützt durch die Wimpern, wahrnimmt in grelles Hell, das langsam verblasst, dafür aber Farbe annimmt, als ihr Hirn beschließt, es sei genug Licht für Normalsicht.
    Vorsichtig öffnet sie die Augen wieder, blinzelt ein paar Mal träge. Ein Arm löst sich von ihren Beinen und tastet nach dem Pad auf den Tisch. Sieben zweiundvierzig Standartzeit. Ächzend hebt sie den Kopf und lässt die Füße auf den Boden gleiten, dehnt die durch die zusammengefaltete Haltung verspannten Muskeln, ehe sie sich auf die Beine drückt. Sie schlurft einen Umweg, um sich ein Oberteil zu holen, bevor sie sich ans morgendliche Training macht.



    Eine Stunde, zweiundvierzig Minuten später


    Sie winkelt das rechte Bein nach hinten an, umfasst den Knöchel und streckt es langsam der Decke entgegen, lehnt den Oberkörper genauso langsam nach vorne, den zweiten Arm lang ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten.
    Der Fokus des Trainings hat die Starre durchbrochen, hat tatsächlich geschafft was ihr die Stunden vorher nicht gelungen ist. Okay, ein Ort fern ihrer Aufgabe ist es nicht, wohin sie den sentimentalen Kram geschoben hat, aber er ist immerhin fern genug, ihrer Gedankenwelt keine verdammten Knüppel mehr zwischen die Beine zu schmeißen.
    Tirahnn passt nicht ins Bild.
    Stirnrunzelnd starrt sie an die gegenüberliegende Wand. Es ist nur ein kleiner, unwichtiger Gedanke, keine bahnbrechende Erkenntnis. Aber er eignet sich hervorragend, ihn zu zerlegen.
    Light a fire, die derart minutiöse Planung der Anschläge in Pandath dass einer der Vergifteten mitten auf der Bühne zusammengebrochen ist, das in Szene gesetzte Horrorszenario auf dem Frachter – das alles sind Dinge, die über so etwas wie einen künstlerischen Anspruch verfügen. Eine Art Handschrift.
    Tirahnn ist... anders. Ein Container mit Zeitschloss – auch effektiv, aber alles andere als ein Kunstwerk.
    Natürlich, das slicen des Satelliten, die Holoseite, der Kontakt zu einem Journalisten – auch wenn das alles nur mutmaßlich die gleiche Quelle ist – ist raffiniert. Aber es ist ja vielmehr der Rahmen für alle Attentate. Und auch nicht gerade Kunst, eher nüchterne Präzision.
    Langsam winkelt sie das Bein wieder an, gleichzeitig hebt sich der Oberkörper. Kaum dass sie wieder gerade steht, wechselt sie die Seite und wiederholt die Bewegung.
    Eigentlich spielt es keine Rolle; dass die Hexe das nicht alleine tut ist auch ohne die Erkenntnis klar. Aber sie muss Zeit überbrücken! Einen unbekannten Zeitraum bis Kuze sich meldet – wenn er sich denn meldet – oder irgendwie anderweitig auf eine Art reagiert die ihr einen Ansatzpunkt gibt. Einen Zeitraum von über einem Standardtag bis Jake zurück ist und sie etwas tun kann. Irgendwas, auch wenn sie keinen Schimmer hat, was.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, nachts


    Stille.
    Sie sitzt mit angezogenen Beinen an der Wand, die nackten Zehen graben sich in die Trainingsmatte, die Arme liegen locker auf den Knien. Sie rollt langsam eine Wasserflasche in den gerade ausgestreckten Händen hin und her, den Blick auf das statische Rauschen des Holopads direkt vor ihr gerichtet, dass das Bild der geendeten Videospur ersetzt hat.
    Sechsunddreißig Tote – nicht mehr als ein Witz! Jede einzelne Sekunde stirbt auf Coruscant eine Vielzahl davon und hätte der Frachter irgendeinen Unfall gehabt - Versagen der Antriebe, einen Fehler in der Sprungberechnung oder etwas in die Richtung – wäre er vollkommen irrelevant, nicht einmal einen zweiten Gedanken wert. Aber er hatte keinen Unfall und so werden die gleichen Toten, die unter tausend anderen Umständen unerheblich gewesen wären zu etwas, das Überzeugungen erschüttern kann.
    Als er am späten Nachmittag wiedergekommen ist, haben sie geredet; er ist so weit weg gewesen, dass sie eine ganze Weile nicht gewusst hat, ob sie überhaupt zu ihm vordringt. Hartnäckig ist sie gegen seine Niedergeschlagenheit angegangen, um die Lethargie zu durchbrechen. Was ist passiert. Warum ist es passiert. Was kann man tun. Anders machen. Besser.
    “Lass mich in Ruhe!“
    So entmutigt...
    “Nein, tu'ich nich'!“
    Mit einem tonlosen Seufzen lässt sie den Hinterkopf gegen die Wand sinken, richtet den Blick statt auf die Elektronik an die Decke.
    „Hör'auf geg'n' was'zu kämpf'n. Kämpf'wieder für was!“
    “Ich bin es leid kämpfen zu müssen... weil der Kampf umsonst ist.“
    Sie schraubt die Flasche auf, spielt mit dem Deckel in der Hand, tippt sich mit der Flaschenöffnung gegen die Unterlippe.
    ...kann nachts schlafen... weil ich mir einrede es hört auf … umsonst... ich dachte der Schrecken endet... schlimmer und schlimmer... nicht besser... nur dreckiger... erledigt uns langsam... Frieden eine Illusion...
    Und hätte sie heucheln sollen? Lügen? Ja verdammt! Frieden ist eine Illusion! Zwei Leute reichen für einen Krieg! Der Dreck ist so allgegenwärtig dass die Dinge, die eine einzelne Person tun kann auch nicht mehr Effekt haben als in einen Ozean zu rotzen!
    “Vier Leute die leb'n dürf'n. Unzählige auf Onderon die'den nächst'n Morg'n erleb'n. Auf Tanaab. Auf Bogden. Du bis' nich' verantwortlich dafür dass'die Galaxie voller Arschlöcher is' un' du nich' jed'n davon stopp'n kanns'...“
    Sie trinkt einen langsamen Schluck, fährt mit dem Daumennagel die Rillen im Deckel ab.
    “Fuck'eeh, hört's auf? Nope, wahrscheinlich nich'. Aber 's is' kein verdammter Grund. 's ännert nix daran dass'vier Leute die'schon tot war'n morg'n ihre Aug'n aufschlag'n. Dass'die lach'n könn'n. Leb'n könn'n. Dafür isses echt ma' scheißegal dass'da drauß'n noch mehr Dreck'liegt. Dreck, den'de nich' weggeräumt kriegst.“
    Meister Teriso hat genau das gesagt.
    “Es liegt große Gefahr darin nur zu sehen was uns nicht gelingen kann. Manchmal ist der Blick auf den nächsten Schritt der nachhaltigere.“
    Sie hat es nur nicht verstanden.
    “Warum kämpfen? Warum leben? Warum die Mühe wenn eh alles in den Arsch geht am Ende?“
    “Für'die Chance dass'es besser'wird... un' wenn's nur'ne Hoffnung is'. Fuck'eeh, Fried'n, Gleichheit, der'ganze Kram... 's is'ne Utopie. Aber'auch mit dem Wiss'n dass'es so is' kannste – nee, musste - versuch'n so'nahe wie'nur möglich an'das Ideal ranzukomm'n. Weil's 'n verdammtes Ideal is'. 's isses was Idealist'n tun.“
    Ein Mundwinkel schiebt sich in die Höhe, leicht nur.
    Für den Mut anzuerkennen, dass es keinen klassischen wissenschaftlichen Beleg gibt...
    “Warum rücken diese Ideale nur immer mehr in die Ferne?“
    „'s mein'ich. Weil'de aufgehört has'
    für was'zu kämpf'n un' stattdess'n geg'n was kämpfst. Ich'find Dinge wie'sich Bilder'der Sith auf'nen Trainingsziel papp'n ziemlich erschreck'nd... 's läuft total konträr zum eig'ntlich'n Sinn. Fuck'eeh, du kämpfst geg'n Labrass, geg'n die Hexe, geg'n Desire. Anstatt für die ganz'n verdammt'n Leute zu kämpf'n der'n scheiß Leb'n mit'dem Dreck auf'dem Spiel'steht. 's führt'zu ner Scheiße wie ich'hab neunzig Prozent verlor'n anstatt dass'er Gedanke an'die zehn Prozent'geht, die'de gerettet has'.“
    Zum eigentlichen Sinn... die Erkenntnis dass es einen Sinn gibt ist seltsam beruhigend.
    Sie trinkt noch einen Schluck, hört mit der Spielerei an dem Flaschenverschluss auf und schraubt ihn stattdessen wieder auf das Hartplastik, zieht mit dem großen Zeh das Holopad in Reichweite ihrer Hand, um es aufzunehmen und zu deaktivieren.
    “Außerdem brauch'ich dich. Meine idealistisch'n un' moralisch'n Erfahrungswerte sin' ziemlich für'n Arsch. Ich'geb mir echt Mühe, 's irg'ndwie... hinzukrieg'n, trial an' error un'so. Aber'ey, ohne 'n Navi, dass'das 'drauf' hat, wird'das nur beschiss'nes Chaos.“
    Sie schnaubt einen leisen Luftstrom durch die Nase. Ziemlich unzulängliche Worte für das, was sie ausdrücken wollte.
    Schwungvoll drückt sie sich auf die Beine, hebt die Arme mit Flasche und Pad, streckt sie ausgiebig und drückt den Rücken durch, der durch das dreieinhalbstündige Sitzen in der gleichen Position mit vagem Schmerz protestiert. Sie setzt sich in Bewegung, sammelt ihren Gürtel von der Hantelbank und clippt das Pad zurück, geht zurück in den Wohnraum, den sie verlassen hat, damit Licht und Ton des Holos den Schlafenden nicht stören.
    Einen Moment bleibt sie neben dem Tisch stehen, lauscht auf die gleichmäßigen, leisen Atemzüge, lässt den Blick über die Couch wandern, bevor sie sich auf die Armlehne setzt und die nackten Füße auf dem Tisch ablegt. Gürtel und Wasserflasche wandern neben ihr auf den Boden, erleichtert um ein Textpad. Faktisch macht es gar keinen Unterschied für ihn ob sie nun wach ist oder schläft, und vernünftig wäre Letzteres.
    Sie aktiviert das Pad, regelt die Beleuchtung auf das Minimum herunter das sie noch schreiben können lässt und beginnt, einen Zwischenbericht an den Jediorden zu verfassen. Entgegen der Logik würde sie wach bleiben; man kann nicht immer vernünftig sein.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, früher Abend


    Sie lässt die schmerzenden, in Schlagpads steckenden Arme sinken, rollt langsam mit den Schultern, kippt den Kopf in den Nacken und starrt an die Decke. Schritte. Das leise Zischen der Badezimmertür. Stille.
    Er hat lange geschlafen, wirklich lange – knapp über zwölf Stunden. Ein paar Stunden davon ist sie selber weggedämmert, nachdem sie den Bericht an den Orden fertiggestellt und abgeschickt hat; in einer wahrscheinlich absurd komischen Haltung in der Arm- und Rückenlehne der Sofaecke involviert waren und die ihr Nacken eher weniger zum Lachen fand, worauf er deutlich beim Aufwachen hingewiesen hat.
    Es ist ein nervenaufreibender Tag gewesen. Gleich nach dem Wachwerden hat er sein Training aufgenommen, wortlos, mit einer Verbissenheit und Aggressivität die den Wunsch nach einem körperlichen Zusammenbruch förmlich herausgeschrien hat.
    Und danach... ist er wieder woanders gewesen. Weit weg, den Blick starr an die Wand gerichtet, grübelnd, zeitweilig unterbrochen von Trauer. Schuld. Er hat nichts gegessen, nur Wasser getrunken, geantwortet, wenn sie ihn angesprochen hat, neutral und knapp - das Nötigste nur, keine blöden Bemerkungen, kein seichter Spott – hat sie dabei kaum angesehen, berührt schon gar nicht. Wie ein Geist. Ein Toter!
    Den ganzen Tag hat sie versucht, irgendwie da zu sein ohne die Thematik ein weiteres Mal anzuschneiden, in der vagen Hoffnung dass es im Laufe des Tages zumindest besser werden würde. Wie lange kann er in den düstersten Teilen der Vergangenheit verharren? Verdammt, sie kann es nicht einschätzen, nicht nachvollziehen, es ist diese verfluchte Verdrängungsscheiße! Wo ihre Abgründe ein Regal sind, in dem der Dreck zwar immer präsent aber sortiert ist, analysiert und halbwegs abgeschlossen, da sind seine ein verfickter Schrank in den alles mit dem man sich nicht auseinandersetzen will ungesehen reingestopft wurde, so lange bis es einfach zu viel geworden ist; der Druck des letzten Mists hat die Schranktüren gesprengt und ihm ist alles entgegen gefallen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass er ihren Prozess des Ablegens Selbstzerstörung genannt hat und sie daraufhin genau das gefragt hat; wie lange funktioniert Verdrängung? Eine Frage, die jetzt eine Antwort erhalten hat; nicht lang genug!
    Als er am späten Nachmittag abrupt aus seinem Starren aufgestanden ist, nur um wieder ein Training zu beginnen, das viel zu aggressiv ist, hat sie begonnen nervös zu werden. Kuze hat sich gestern am frühen Nachmittag schon gemeldet um eine zweite Chance zu erfragen und es ist da schon vollkommen unvernünftig gewesen, ihm zu antworten dass er keinen Zeitpunkt vor heute Abend wählen solle – aber verdammt, sie hat einfach hier sein wollen, gestern. Sie hat gesagt dass sie hier sein würde, also ist sie hier gewesen!
    Am Morgen hat sie noch gedacht dass die Zeit bis zum Abend reichen könne, dass sich eine Verbesserung einstellt; Kuze sobald er sich meldet ein zweites Mal zu vertrösten wäre nicht mehr unvernünftig, es wäre unverzeihlich dumm – keine Option, so schwer es ihr auch fallen würde, zu gehen. Es würde heißen, auf die Chance zu verzichten, irgendwas zu erfahren, das ihnen hilft.
    Mit diesem Unbehagen, dass der Journalist sich nun jederzeit melden könnte, ist sie in den Trainingsraum gefolgt. Eine Weile hat sie die Verbissenheit mit der er erneut versucht hat, den Körper zu überlasten nur beobachtet, aber die Wut, mit dem er angefangen hat den Sandsack zu bearbeiten hat sie einfach nicht still ertragen können. Dumm genug für ein Sparring ist sie nicht gewesen – wenn sie gegeneinander kämpfen, schenken sie sich nichts und irgendwann ist immer der Punkt erreicht, an dem die anfänglichen Spielereien eiserner Zielstrebigkeit weichen, besser zu sein. Zu gewinnen. Dennoch gibt es Grenzen die eingehalten werden – nur in dem Zustand in dem er sich befindet hat sie nicht mit Sicherheit sagen können, ob er diese Grenzen noch erkennen würde. Dem Boxsack gegenüber ist das definitiv nicht der Fall.
    Also hat sie sich die Schlagpads genommen, aus dem Impuls heraus, ihn nicht sich selbst überlassen zu wollen. Anfangs hat er sie ignoriert, seine Aggression weiter gegen den Boxsack gerichtet. Aber sie ist offensiv hartnäckig geblieben, bis er irgendwann seine Aufmerksamkeit umgelenkt hat. Weniger zerstörerisch allerdings sind seine Schläge und Tritte nicht geworden.
    Sie stößt einen langsamen Luftstrom durch die Nase, fummelt die Schnallen der Pads auf und zerrt die Dinger ab, wirft sie achtlos in eine Ecke des Raums.
    „Fuck“, murmelt sie leise und wischt sich mit den flachen Händen durchs Gesicht, lässt die Handballen einen Moment auf den Augen liegen.
    „Fuck“, beschließt sie ein weiteres Mal als sie die Arme wieder sinken lässt, jetzt mit mehr Nachdruck – es ist ein Wort, dessen Bedeutung unglaublich vielfältig ist.
    Sie greift sich ihren Gerätegürtel von der Hantelbank, verlässt den Raum und schneidet im Wohnzimmer die Sofaecke, um das Ding auf den Tisch zu werfen – sollte Kuze beschließen, sich ausgerechnet jetzt zu melden, dann muss er verdammt nochmal warten!
    Sie geht weiter und verpasst dem Pad der Badezimmertür einen so energischen Schlag, dass ihre Handknöchel protestieren.
    „'n Ries'nteil von'dir hat'in Kauf genomm'n dass'de stirbst“, redet sie in den Raum hinein. Das Duschwasser läuft, die Wände der Kabine sind beschlagen, so dass nur eine Silhouette auszumachen ist. „Ich wette, 'n nich'ganz unerheblicher Teil wollte 's sogar.“ Sie wirft ihrem Spiegelbild einen schmal lächelnden Blick zu, bevor sie sich das Shirt über den Kopf zieht. „Versuch nich', mir'was anneres zu erzähl'n, Schuld ist'nen Zustand mit'dem ich'mich intensiv aus'nannergesetzt'hab.“ Das Kleidungsstück fliegt in die Ecke, eine Antwort bleibt aus, die Silhouette bewegt sich aber, als würde sie Oberkörper und Kopf drehen.
    Biste aber nich'. Musst leb'n. Darfst leb'n. Whatever.“ Die Hose folgt dem Oberteil. „'s is' der Ist-Zustand. Komm'damit klar!“
    So ist es einfach; klarkommen oder dran verrecken. Es gibt keine Alternative! Es ist den Versuch wert, ob ganz reale, greifbare Gegenwart etwas bewirken kann.



    etwa zweieinhalb Stunden später


    Dass sie eingeschlafen sein muss bemerkt sie erst, als das Vibrieren des Coms – Metall auf Glas – dem Zustand ein Ende bereitet. Er ist auch höchstens halb wach, zumindest klingt das Geräusch das er macht, als sie ihren Arm unter seinem hervorbugsiert um nach dem Gürtel zu angeln, danach.
    Sie zieht das Ding an die Kante, fummelt das Com ab und bedient mit dem Daumen den Nachrichteneingang. Es ist Kuze, er gibt einen Zeitpunkt in anderthalb Stunden an; sein Timing ist nicht gerade grandios, hätte aber auch bedeutend beschissener sein können.
    „Der Journalist“, brummt sie das Com an. „'s heißt, ich'muss los.“
    „...jetzt?“, begleitet sie schwacher Protest, während sie sich in eine sitzende Position windet.
    „Komm'mit“, fordert sie ihn auf. Es ist ein Risiko; im schlimmsten Fall verpisst sich der Mann wenn er mit einer weiteren Person konfrontiert wird oder sagt gar nichts mehr oder bekommt etwas gesagt, das sich nicht in das einfügt, was sie ihm jetzt über Tage suggeriert hat. Sie nimmt es in Kauf.
    Er stützt sich auf die Ellenbogen und schüttelt leicht mit dem Kopf. Lächelt. Zwar matt nur aber es ist ein scheißverdammtes Lächeln. „Nein, ich bin echt fertig. Ich nutze die Nacht lieber um zu schlafen und lasse mir morgen berichten.“
    Brummend nickt sie, kommt auf die Füße und clippt das Com wieder an den Gürtel, lässt das Ding aber erstmal liegen um sich Klamotten zusammenzusuchen und anzuziehen.
    Ledermantel und Swoophelm in einem, die Bettdecke im anderen Arm kommt sie fünf Minuten später wieder aus dem Schlafzimmer; er hat nicht den Eindruck erweckt als habe er vor nochmal aufzustehen um die Liegefläche zu wechseln und wenn er es doch tut wird das Tragen einer Decke ihn wohl nicht umbringen.
    „Bis'später.“ Die Worte werden von einem Deckenbündel begleitet, dass den Körper auf dem Sofa ansteuert, sich dabei entfaltet und halb auf dem Boden, halb auf ihm landet.
    „Pass auf dich auf“, klingt es von irgendwo darunter.
    Sie schnaubt leise. „Aye, immer.“ So gut wie immer. Meistens. Oft genug dass das Gefahrenpotenzial beim Treffen mit einem Journalisten nicht besonders hoch ist.
    Sie zieht den Mantel über, während sie das Schauspiel beobachtet wie die Decke in Bewegung kommt und sich zurechtsortiert, verschwindet dann. Schnell. Bevor sie es sich noch anders überlegt.

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    Coruscant, Ebene 13, Metablock 21-BZ, Raster 227, in der Untertunnelung eines Arbeitercontainers


    Sie hat sich mit dem Journalisten an einem Nachtclub namens Psychotronic verabredet – genau wie das letzte Mal. Anders als das letzte Mal hat sie ihn allerdings nicht wieder durch den Club bis in eine Bar zwei Blocks weiter gelotst sondern ihn vor dem Eingang mit dem Bike abgefangen und ist ein Stück mit ihm gefahren. Sich zweimal am gleichen Ort mit dem gleichen Ablauf zu treffen hätte bedeutet dass er sich hätte vorbereiten können; wer sagt ihr dass er, nachdem sie ihm wieder den Nachtclub genannt hat, nicht zu der Bar gefahren ist und irgendwas gemacht hat? Das letzte Mal hat er, bevor er sein Com ausgestellt hat, seine Position übermittelt – sie hat ihn gelassen, mit dem sicheren Wissen dass sie gewarnt werden würde, würde sich jemand nähern. Bei einem zweiten Treffen am gleichen Ort könnte ein zweiter Mann bereits warten. Zugegeben, das ist vielleicht etwas übertriebenes Gedankengut für ein Treffen mit dem Journalisten eines mittelmäßig großen Kernwelten-Holokuriers, aber manche Verhaltensweisen sitzen tief und man kann nie vorsichtig genug sein. Aus genau diesem Grund hat sie die Fahrt über auch seinen Comempfang gestört, ohne es ihm zu sagen, natürlich; das Gerät ist zwar nach neuestem Stand der zivilen Technik abgeschirmt und das Signal verschlüsselt, wie sie dem Gerät als sie seine Elektronik in der Hand gehabt hat entnehmen konnte, aber sie wollte das Com weder angreifen noch seine Frequenz auslesen, hat lediglich seine direkte Umgebung mit Störsignalen erfüllt – das geht immer!
    „Guten Abend, Mister Kuze“, begrüßt sie ihn nachdem sie das Bike im Tunnel geparkt hat, unter dem Helm elektronisch verzerrt und wieder auf eine klare Aussprache konzentriert. Man hört natürlich, dass mit der Sprache etwas nicht stimmt; sie ist nicht in der Lage normal normal zu sprechen, es wird langsamer und die einzelnen Silben sind deutlich ausformuliert – als würde jemand vorlesen oder einen Vortrag halten vielleicht.
    „Guten Abend. Sie bringen mich wirklich zu den hübschesten Plätzen. Die Herzen der Menschen müssen Ihnen zufliegen“, antwortet der Mann, löst die Arme von ihrer Hüfte und steigt ab.
    Sie schwingt sich ebenfalls vom Bike. „Ich kann mich nicht beschweren“, gibt sie mit einer Spur Belustigung zurück und setzt sich in Bewegung, auf einen der Wohnblockeingänge zu, vorbei an einem nautolanischen Lebensmittelladen und einem Pflanzengeschäft auf der einen, einem Second Hand Laden und einem Kiosk auf der anderen Seite, drei der Geschäfte liegen im Dunklen, lediglich der Kiosk hat noch auf.
    Sie schenkt der Umgebung nur wenig Beachtung – das Ziel ist zufällig gewählt. Kuze hingegen, der das nicht wissen kann, sieht sich aufmerksam um, mustert durch die Scheibe des Kiosks die Personen im Inneren, während er ihr folgt.
    In einem der Durchgänge in den Wohnblockbereich bleibt sie stehen, mustert kurz die Klingelleiste des Containers – so gut wie jeder von denen verfügt über eine Vielzahl von leeren Wohnungen, so auch dieser. Drittes Stockwerk, Gang C, Zimmer siebzehn klingt gut. Dass die doppelflüglige Transparistahl-Eingangstür hinter der sich ein schmuckloser, neonbeleuchteter Gang mit je drei Fahrstuhltüren auf jeder Seite erstreckt keine Keycard benötigt sondern sich durch schlichte Bewegungssensorik öffnet ist noch besser.
    Kuze biegt hinter ihr in den Durchgang ein, folgt noch kurz mit dem Blick einem Twi'lek der sich, aus dem Kiosk kommend, mit einem Sechserträger Bier den Haupttunnel entlangbewegt, sieht dann zu der sich öffnenden Tür, direkt im Anschluss zu ihr. „Sind Sie gerade eingebrochen?“, fragt er gedämpft.
    „...und wie genau hab ich das gemacht? Mit Gedankenkraft?“ Kopfschüttelnd geht sie an zwei der Fahrstuhltüren vorbei, drückt bei der dritten auf der linken Seite das Türpad, die Anzeige über der Tür verkündet, dass der Fahrstuhl sich aus dem fünften Stock nach unten in Bewegung setzt – scheiße langsam.
    „Skalarwellen in Ihrer Armbanduhr? Sie sind die Expertin“, antwortet er auf die Frage, die keine Antwort erwartete in einem halbernsten Ton, kurz probiert er von innen die Bewegungssensorik nochmal aus, ehe er sich neben sie bequemt, die Anzeige mit dem Blick streift und dann lieber den Gang im Auge behält.
    „Haben Sie nicht bei unserem letzten Treffen beschlossen, es sei nur Show und ich nur jemand mit ner wilden Theorie?“ Der Fahrstuhl hat es inzwischen immerhin bis hinunter in den zweiten Stock geschafft.
    „Ja. Und ich halte das immer noch für das Wahrscheinlichste“, antwortet er, etwas gepresst jetzt, atmet durch. „Ich erkläre es Ihnen wenn wir da sind, wo... auch immer Sie hin wollen, in Ordnung?“
    Sie nickt einmal. Schweigt. Sie hat das Gespräch nicht angefangen. Die Fahrstuhltüren öffnen sich, sie tritt ein und drückt die drei, hält die Hand vor den Sensor in der Tür, bis Kuze ihr gefolgt ist. Er schweigt auch, sein Blick wandert in die oberen Ecken der Kabine, er wirkt ein bisschen angespannt.
    Als die Türen sich nach einer gefühlten Ewigkeit öffnen – das Ding muss zu den verdammt langsamsten Fahrstühlen der Galaxie gehören und nutzt die vollkommen veraltete Zugelektronik statt Repulsortechnologie – orientiert sie sich nur kurz nach den Gangbezeichnungen, setzt sich dann in Bewegung, Gang C entgegen, biegt ab und bleibt vor der Nummer 17 stehen. Kuze folgt ihr. Schweigend.
    Fünfmal tippt sie auf das Pad, dann öffnet sich die Tür – es ist einfach, wenn man den Werkseinstellungscode unterschiedlicher Betreiberfirmen kennt; zieht in einem Wohnblock jemand aus, wird das Pad genau darauf zurückgesetzt, damit sich der Verwalter nur eine Codierung merken muss anstatt Dutzende. „Jetzt bin ich eingebrochen“, kommentiert sie trocken ihr Tun, wenn es auch weiterhin nur elektronisch verzerrt nach außen dringt. „Auch wenn es glaub ich nur Hausfriedensbruch ist bei einem unbewohnten Zimmer.“
    „Grandios“, antwortet Kuze nur und tritt hinter ihr in das typische 1-Zimmer-Appartement mit winzigem Bad und Kochnische ein, das in dieser Form milliardenfach auf Coruscants unteren Ebenen existiert.
    „Ist Ihr Com noch an?“, fragt sie nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, schiebt die Hand unter den Mantel und tastet am Gürtel nach dem Scanpad. Natürlich ist sein Com noch an.
    „Yeah. Sie schalten wieder mit Gewalt alles aus?“, fragt er und zieht das Gerät aus der Tasche.
    „Nein.“ Sie schüttelt den Kopf und zieht den Scanner hervor. „Heute bitte ich Sie Ihre Elektronik auszuschalten um Sie dann nach elektrischen Signaturen abzutasten.“ Niemals der gleiche Ablauf.
    „Reizend“, antwortet er trocken, deaktiviert das Com und reicht es ihr. Sie aktiviert das Gerät, deaktivert das Störsignal, setzt die Scandaten auf elektronische Impulse und Frequenzmuster, bevor sie ihn kurz abtastet. Er breitet sogar die Arme aus. Kein Ausschlag.
    Nickend steckt sie das Gerät zurück, löst die Vergurtung des Helms und nimmt ihm vom Kopf – wie bei ihrem ersten Treffen verrät ihm die Sturmhaube darunter mit der freien Augenpartie etwas, aber nicht alles.
    „Gut. Sind Sie fertig mit dem Vorspiel?“, schlägt er seinen charmant-trockenen Humortonfall an.
    „Machen Sie schon schlapp?“ Sie schnaubt belustigt, nickt dann aber.
    „Mich hat eine Quelle aus Tirahnn kontaktiert, die ich gesucht habe“, beginnt er zu reden, nüchterner nun. „Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass es sich bei der Quelle um eine Fälschung handeln könnte. Ich selbst kann das nicht entscheiden, gehe aber davon aus dass Sie sehr motiviert wären, mir das zu beweisen. Immerhin erzählen Sie die ganze Zeit schon dass ich an der Nase herumgeführt werde. Mein Angebot ist also das Folgende: Sie sind bei dem Gespräch mit der Quelle dabei. Sie kriegen alle Chancen, mich zu überzeugen, dass es sich um eine Fälschung handelt und ich schreibe einen Artikel über das, was dann an Wahrheit noch übrig bleibt. Dafür legen Sie Ihre Karten auf den Tisch.“
    Natürlich. Das klingt wahrscheinlich. Sie legt ihre Karten auf den Tisch, von denen sich ein paar damit beschäftigen, dass sie den Typen überhaupt erst unter Druck gesetzt hat, einfach nur um ihm mehr Grund zu geben, mit ihr zu sprechen.
    Sie legt den Kopf schief und runzelt die Stirn, Teile davon verschwinden unter der Sturmhaube, aber er wird es an ihren Augen erkennen können. „Alle meine Karten kriegen Sie genausowenig von mir wie ich von Ihnen“, antwortet sie nach einem Moment des Nachdenkens. „Würde ich jetzt zustimmen, wäre Ihnen ziemlich klar dass das gelogen ist.“ Sie zuckt leicht mit den Schultern. „Ich gebe Ihnen etwas. Eine Karte. Sagen Sie mir was Sie wollen und ich sag Ihnen ob ich das hab.“
    „Okay.“ Er überlegt nur kurz. „Was ist wirklich auf Tirahnn passiert?“
    „Ich war nicht da, ich habe auch nur eine Quelle. Das bedeutet, wirkliche Details kann ich Ihnen nicht geben, nur den Rahmen.“ ...den er schon hat. „Ich rate Ihnen allerdings, die Frage zu überdenken, es ist bedeutend unspannender als das, was Sie sich vorstellen.“ Es ist sogar komplett wahr.
    „Oh, das riskiere ich!“
    Sie zuckt leicht mit den Schultern. „Gut... meine Informationen über Tirahnn.“ Ein belustigtes Schnauben kann sie sich nicht verkneifen. „Ist ein Deal mit dem ich leben kann.“
    Kurz verengt er etwas die Augen. „Um 9 Uhr soll ich eine sichere Verbindung aufbauen nach einer Anleitung die ich bekommen habe. Sie haben wahrscheinlich keine Lust zu mir in die Redaktion zu kommen, also suchen Sie sich am Besten einen Ort aus.“
    Sie zuckt ein weiteres Mal mit den Schultern. „Irgendwas an Hinterzimmer in irgendwas an Bar, Cantina, Caf... ist mir eigentlich fast egal.“ Eine Hand verschwindet unter dem Mantel, sie zieht ein Pad hervor und tippt beiläufig darauf herum. „Ich guck mal was Sie so in der Nähe haben von Ihrer Redaktion aus“, erklärt sie ihr Tun. „Wie genau soll Ihre Kontaktaufnahme aussehen? Comgespräch? Textbasierend? Wissen Sie da was?“
    „Com. Er oder sie wird aber die eigene Stimme verzerren. Es geht mehr darum meine Stimme zu verifizieren, nehme ich an. Ich soll das Gespräch über ein Terminal routen. Ich habe ein Programm dafür bekommen, das die Einwahl dann selbst erledigen soll. Eine Verbindung, danach funktioniert das Programm nicht mehr.“
    Einen winzigen Moment überlegt sie, nach einer Kopie dieses Programms zu fragen; zu viel Interesse allerdings würde nur einen Preis fordern und in nicht einmal mehr acht Stunden kriegt sie es sowieso nicht hin, Alan zu kontaktieren um irgendwas mit dem Ding anzufangen. „Spiegeln Sie es, bevor Sie es benutzen“, rät sie ihm stattdessen in ziemlich nüchternem Tonfall. „Mit Pech müssen Sie dem SID irgendwann beweisen dass Sie nicht in imperiale Machenschaften verwickelt sind und dann sind Sie über alles froh, was Sie vorlegen können.“ ...außerdem hat sie bessere Chancen an das Ding ranzukommen, wenn er er kopiert. Zur Not indem sie es klaut.
    Seine Miene verfinstert sich. „Das soll der verkackte Polizeistaat mal versuchen. Die zerreiße ich in der Luft mit ihren Diktaturmethoden.“
    Armer Irrer. „Und genau deswegen haben Sie das Problem“, antwortet sie trocken. „Sie sind nicht zufällig auf die Infos gestoßen sondern weil man Sie lenkt. Weil Sie genau das schreiben was die wollen. Willkommen in einem Krieg der jenseits der Fronten geführt wird...“ Warum lügen, wenn die Wahrheit ihren Zweck erfüllt?
    Er schnaubt. „Sie reden wie die! Sie sagen mir dass ich auf irgendwelche Geheimdienste vertrauen soll, ihre Macht schon nicht zu missbrauchen.“
    Überrascht weitet sie die Augen. Das hat sie an welcher Stelle bitteschön gesagt?
    „...denn man hat ja mächtige Feinde und wenn man nicht mit deren Mitteln kämpft hat man schon verloren...“
    Falsch. Man braucht bessere Mittel.
    „Ich halte die Demokratie für verteidigungsfähig und -würdig, Miss.“
    Sie lässt sich besser nicht zu einem Kommentar dazu hinreißen. Oder zu einem Hinweis dass Republik und Demokratie bei Weitem nicht dasselbe sind.
    „...und ich bin nicht bereit jedes moralische Prinzip einem möglichen Sieg über größenwahnsinnige Bastarde zu opfern“, schließt er.
    Sie schnaubt ein trockenes Lachen. „Nein... glauben Sie mir, ich halt den SID für die beschissenste Sache die die Republik je hervorgebracht hat.“ Mehr Wahrheiten die besser funktionieren als Lügen. „Was ich sage ist, dass Sie für Imperiale arbeiten. Nicht mehr. Nicht weniger. Und das...“ Sie sieht vom Pad hoch, wölbt die linke Braue. „...hat nichts mit verteidigungswürdiger Demokratie zu tun, auch nicht mit moralischen Prinzipien oder Diktaturmethoden. Es ist schlicht und ergreifend Hochverrat. Der einzige Punkt der für Sie spricht ist, dass Sie das nicht bewusst tun. Ändert aber erstmal wenig.“ Sie schmatzt nüchtern. „Tatsächlich benutzt man Sie um genau diese ach so wertvollen moralischen Prinzipien anzugreifen.“
    „Sie drohen mir damit vor irgendeinem Geheimgericht eine hanebüchene Spur zu irgendeinem imperialen Agenten zu legen und mich dann nach Militärgesetzgebung erschießen zu lassen? Ich bin nicht der größte Journalist der Galaxis aber das würde diese Regierung nicht überstehen!“
    Wie naiv er ist – als würde irgendeine Form von Beweisführung stattfinden, wenn die beschließen dass er ein Problem ist! Sie schnaubt belustigt. „Verstehen Sie mich wirklich nicht oder wollen Sie mich einfach nicht verstehen? Die Spur muss niemand legen, sie ist schon da...“ Na gut, Halbwahrheit. Kommt auf die Definition von Spur an. „...benutzen Sie doch einfach mal das Ding was da in Ihrem Schädel liegt. Ihre sogenannte Quelle auf deren Informationen hin Sie einen Artikel geschrieben haben der nichts weiter ist als ein erster Schritt Imperialer Propaganda... denken Sie über die ein paar Minuten nach. Sie sagten ja selber dass sie eventuell eine Fälschung ein könnte.“
    Er sieht sie finster an. Schweigt.
    „Tiak'daka übrigens“, schiebt sie sachlich hinterher. „Dritte Ebene, der gleiche Metablock wie Ihre Redaktion. Ist ein Frühstückscaf, wird also schon aufhaben. Ich kümmere mich darum zu gucken ob die irgendwas an abgetrennten Räumlichkeiten haben.“
    „Gut“, antwortet er kühl. „Wir treffen uns acht Uhr dreißig dort. Sonst noch was?“
    „Ja.“ Sie nickt einmal und schiebt das Pad zurück unter den Mantel. „Ich werde ganz sicher nicht sprechen, solange diese Comverbindung besteht. Ich nehme an, Sie sind in der Lage, gleichzeitig mit mir zu texten und mit Ihrer Quelle zu kommunizieren?“
    „Kriege ich hin.“
    Sie nickt ein weiteres Mal. „Gut. Dann war es das. Soll ich Sie noch wo absetzen oder schaffen Sie es alleine?“
    „Ich schaff das so.“ Er mustert sie scharf. „Aus Interesse: Wenn Sie mich nicht an den SID verraten, was ist dann Ihr Interesse an der Angelegenheit?“
    Einen Moment schweigt sie, richtet den Blick auf die Vergurtung des Swoophelms, sortiert sie zu den Seiten. Als sie antwortet, ist es ein vollkommen sachlicher Tonfall. „Moralische Prinzipien schützen. Den Scheiß stoppen, bevor wirklich noch etwas passiert. Leben retten.“ Keine Lügen.
    Er runzelt die Stirn, verengt die Augen etwas. Kurz öffnet er den Mund, schließt ihn wieder und sagt dann: „...gute Nacht, Miss. Wir sehen uns morgen.“
    Sie stülpt den Helm über den Kopf und schließt die Schnallen. „Bis morgen, Mister Kuze“, antwortet sie nickend, jetzt wieder über die Helmlautsprecher verzerrt, setzt sich dann in Bewegung, raus aus der Wohnung hin zu den Fahrstühlen.
    Verdammt, sie muss in ihr nur eine Viertelstunde entferntes Wohnungsloch fahren anstatt zurück an die fast eine Stunde entfernte Oberfläche; es ist fast zwei, bei einem Treffen um halb neun muss sie spätestens halb acht da sein um das Caf, das sie nicht kennt, auf Tauglichkeit zu überprüfen – mit genug Zeit, umzudisponieren, wenn nötig. Und sie braucht Schlaf! Leise seufzend macht sie sich auf den Weg.

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    Das Tiak'daka, ein Frühstückscaf auf Coruscants dritter Ebene, 09:33CST


    Sie sieht dem Mann hinterher, wie der das Caf verlässt, die Straße überquert und in Richtung des Ebenentunnels abbiegt, wo sich auch ein Taxistand befindet. Erst als sie ihn nicht mehr sieht, atmet sie einen langen, seufzenden Luftstrom aus. Unangenehm warm schlägt der Atem zurück; noch immer trägt sie die Sturmhaube und hat Kuze ihr Gesicht nicht gezeigt, der Swoophelm liegt neben ihr auf der Sitzbank.
    “Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich mit dem Ding auf dem Kopf unter Menschen begeben. Am Tag auch noch.“
    „Wer sagt, dass ich das gemacht hab, hm? Ich könnte das Ding auch hier erst aufgesetzt haben.“
    „Stimmt. Aber in dem Fall müssten Sie Sorge haben dass ich mir irgendwie das Material von Kameras in der Umgebung besorge oder – noch einfacher – jemanden frage. Also hatten Sie das Teil wohl schon auf.“
    „Außerdem ist Swoopkleidung unauffälliger als Sie vielleicht denken mögen. Fahren Sie irgendwo mit einem Bike vor, stört es niemanden, dass Sie entsprechende Kleidung und einen Swoophelm tragen.“
    „Außer jemand fürchtet Drive-by.“

    Der entscheidende Punkt beim Drive-by ist das drive; sie hat ihr Bike neben dem Caf geparkt und ist zum Eingang geschlendert, hat beiläufig auf einem Pad herumgetippt, während sie sich artig in die Schlange am Tresen eingereiht hat, die Vergurtung des Helms gelöst, ihn aber nicht abgenommen, stattdessen mit kurzen Bemerkungen, Nicken und weiterer Padbedienung dem Umfeld vermittelt dass sie verdammt nochmal telefoniertkein Drive-by-Muster.
    Wenn man erstmal einen Caf bestellt, nach Geschäftsführer oder Schichtleiter gefragt hat und genug Credits über den Tresen geschoben hat, etwa ein Viertel der Tische des Ladens für zwei Stunden zu reservieren, dann juckt es sowieso keinen mehr.
    Wer sich nicht verstecken kann, lernt ziemlich schnell zu täuschen.
    Abrupt wendet sie den Blick vom Eingang ab, zieht ihr Com unter dem Mantel hervor und tippt erstmal eine kurze Nachricht; wenn man sich mit bis später verabschiedet, sollte man gute zehn Stunden danach zumindest ein Lebenszeichen von sich geben. Danach schwingt sie die Beine von der Bank, wendet sich voll dem Tisch zu, stützt sich auf die Unterarme und fixiert den müden Blick auf die zwei Textpads auf dem Tisch, die sie mitgebracht hat um über einen Niedrigfrequenzlink mit dem Journalisten nonverbal kommunizieren zu können.
    Nach dem üblichen Geplänkel – exzentrisch ist eins ihrer Lieblingsadjektive, gleich neben exotisch und interessant – hat er sie überrascht, indem er sie einfach fragte, ob sie eine Kopie des Programms haben will. Kein Preis. Nicht einmal eine dumme Bemerkung, während er ihr das Ding auf einen Datenstick gezogen hat. Alan würde es sich so schnell wie möglich ansehen müssen – sie hat die Einwahl auf Kuzes Bildschirm beobachten können und das Routing nachzuvollziehen, übersteigt definitiv ihr Netzverständnis.
    Sie senkt den Kopf und schließt die Augen halb, lässt das Comgespräch vor ihrem geistigen Auge noch einmal Revue passieren.


    Punkt neun Uhr, nachdem es Sekunden nach Start des Einwahlprogramms überhaupt erst einen Wählton gab, der dann nochmal ein paar Sekunden in der Luft hing, bis die Verbindung aufgebaut wurde, meldet sich am anderen Ende der Leitung eine verzerrte Stimme mit leicht nervösem Klang. „Identifikation?“
    „Hier ist Jian Kuze, Perlemian Holonet Courier. Sie wollten mich sprechen.“
    Das kurze Zögern ist
    perfekt bemessen. „Ja... klingt nach Ihnen. Ist Ihre Position abhörsicher?“
    Kuze sieht zu
    ihr. Sie zuckt locker mit einer Schulter, lässt den Blick kurz durch den Raum schweifen und nickt dann. Die Sicherheit von acht freien Tischen um sie herum plus der Tatsache, dass hier niemand einen Grund hat sie abzuhören, muss reichen.
    „Gesichert, BE_AWARE“, antwortet Kuze gekonnt ruhig. „Was wollten Sie mir sagen?“
    Sie weitet etwas die Augen. Bis jetzt hat der Journalist mit noch keinem Wort
    erwähnt, welche Quelle er hat – lediglich dass es sich um eine Quelle auf Tirahnn handelt.
    „Sie suchen mich“, fährt die verzerrte Stimme fort. „Wegen meiner Page, richtig?“
    Mit verengten Augen sieht Kuze zu ihr, sein Tonfall allerdings bleibt unverändert ruhig: „Das ist korrekt. Ich will es von Ihnen selbst hören.“
    “Denken Sie für ein paar Sekunden lang über die technischen Möglichkeiten eines einfachen Sergeants nach der in einer unwichtigen Stadt auf einem unwichtigen Hinterhofplaneten stationiert war“, tippt sie in das Textfeld und schubst die Nachricht auf das Linkpad herüber.
    „Ich war Sergeant auf Tirahnn“, fährt BE_AWARE fort. „Das wissen Sie. Sie wissen auch, dass wir die Kontrolle verloren haben. Aber ich habe noch was nicht geschrieben: Als die Lage schon so aussah als würden wir die Straße verlieren, haben wir einen Befehl von ganz oben bekommen. Der Lieutenant hat ihn mir nur kurz gezeigt. Aber ich habe ihn gesehen. Wir... hatten den Auftrag die betroffenen Zivilisten zu liquidieren.“
    Kuze sieht auf sein Pad, nickt knapp. „Wissen Sie wer den Auftrag erteilt hat?“
    „Nein. Nur dass er von ganz oben kam.“
    „Was haben Sie getan als Sie den Befehl erhalten haben?“
    „Ich habe mich erst gewehrt. Mein Lieutenant war aber klar: Wenn wir die Leute nicht erschießen würden, würden wir die Lage nicht unter Kontrolle bekommen. So war die Ansicht des Oberkommandos. Dann haben wir scharfe Munition genommen und sind ausgerückt.“
    “Ein Befehl ohne eine digitalisierte Unterschrift ist nichts weiter als ein nicht verifiziertes Dokument“, tippt sie Kuze eine weitere Nachricht.
    Verdammt, sie kann sich
    ohne lange drüber nachdenken zu müssen ein gutes Dutzend Situationen ausmalen, in der scharf schießen sogar die vernünftige Entscheidung gewesen wäre – aber darum geht es hier nicht sondern einzig darum, dass die Stimme am anderen Ende der Leitung lügt!
    “Einwand zur Kenntnis genommen und geprüft“, antwortet Kuze ihr schriftlich, mündlich formuliert er in erbärmlich einfühlsamen Tonfall: „Was genau ist passiert?“
    „Wir haben zuerst noch das Protokoll eingehalten und die Leute angewiesen, zurück in ihre Häuser zu gehen, aber... niemand hat die Anweisungen befolgt. Wir haben Warnschüsse abgegeben und sie sind ausgerastet, kamen auf uns zu. In der Situation hätten wir auch ohne den Befehl wahrscheinlich den Kopf verloren und mit dem Befehl... wurde es ein Gemetzel.“
    “Wann?“, tippt sie und lauscht mit leicht verengten Augen der Stille im Comkanal.
    „Wir hatten der Republik vertraut, verstehen Sie?“, fährt die verzerrte Stimme fort. „Befehl und Gehorsam. So macht man das als Soldat. Als Beschützer des Volkes. Und wir haben unsere eigenen Leute abgeknallt wie Vieh. Das reinste Chaos.“
    Kuze tippt, während BE_AWARE spricht.
    “01-24 habe ich die Info bekommen. Vier Tage nach Anfang“, geht auf ihrem Textpad ein. „Was ist dann passiert?“, fragt er ruhig weiter.
    “Namen. Fakten. 'Der Lieutenant', ich bitte Sie... was ich höre ist Gefasel“, tippt sie kopfschüttelnd zurück.
    „Ich... habe abgebrochen. Ich bin weg gekommen. Und dann habe ich angefangen, die Wahrheit zu verbreiten. Und ich habe gemerkt dass das gefährlich ist.“
    „Ich verstehe, dass das eine schwierige Position für Sie ist. Aber ich fürchte, ich brauche etwas Belastbares von Ihnen, Sir. Haben Sie einen Beweis für das, was passiert ist?“
    BE_AWARE schweigt, nach Sekunden hakt Kuze nach: „Sind Sie noch da?“
    Erst
    dann gibt es eine Antwort. „Ich kann Ihnen nichts geben, das meinen Aufenthaltsort verraten würde.“
    Kuze atmet durch. „Ich verstehe, Sir, aber ich brauche trotzdem irgendetwas. Den Namen Ihres Vorgesetzten oder Aufnahmen von der Ausführung Ihrer Befehle.“
    „Es gibt keine Aufnahmen von den Erschießungen. Aber ich kann Ihnen etwas anderes geben das wir bekommen haben und das der Welt verschwiegen worden ist.“
    “Die Spannung steigt...“, tippt sie Kuze. Die Freakshow ist dermaßen gehaltlos, dass sie sich den Sarkasmus einfach nicht sparen kann.
    Kuze runzelt die Stirn und schweigt. Dass auch
    er alles andere als überzeugt ist, ist ihm deutlich anzusehen.
    „Kurz nachdem es los ging, wurde ein Container gefunden. Mit einem Zeitschloss. Wir wurden angewiesen, solche Container unbedingt an die Zentrale zu melden und die Region sofort als Quarantänezone zu betrachten. Ich habe noch ein Bild von dem Container. Das bekommen Sie. Das ist alles, was ich Ihnen geben kann. Ich muss untertauchen.“
    Sie schrägt den Kopf und nickt langsam. Zugegeben, es
    ist nicht schlecht gemacht; hätte der Typ jemanden gegenüber der nicht einmal hinterfragen will, würde die ganze Schiene sogar Erfolg haben können. Genug kleine Wahrheiten, erstmal glaubwürdig zu sein.
    „Eine Frage noch, Sir“, antwortet Kuze. „Ihr technisches Equipment überrascht mich. Wie sind Sie als Sergeant an sowas heran gekommen?“
    BE_AWARE lacht trocken und freudlos. „Ich bin der eine Typ der das Glück hatte im richtigen Moment die richtigen Leute zu kennen. Die anderen Leute aus meiner Einheit treten garantiert nicht mehr als Zeugen auf. Erzählen Sie den Leuten die Wahrheit, Mister Kuze. Vielleicht, wenn die verfickte Regierung weg ist und nochmal dreißig Jahre vergangen, dann sehen wir uns mal.“
    Sie presst die Lippen aufeinander um ein Schnauben zu unterdrücken.
    Ihr springt da gerade eine beinahe komische Form von Zynismus mit dem nackten Arsch ins Gesicht. Gerade der letzte Satz ist echt gut! “WIE wenig das eine Antwort ist, muss ich Ihnen kaum sagen, oder?“, tippt sie.
    “Letzte Chance, wenn Sie noch was fragen wollen“, antwortet Kuze schriftlich.
    “Wer SIND die richtigen Leute im richtigen Moment?“, schickt sie zurück.
    Ruhig und höflich formuliert Kuze: „Was meinen Sie mit
    richtigen Leuten, Sir?“
    „Leute, die Technik haben und einen verschwinden lassen können. Ich habe Ihnen aber schon gesagt, dass ich Ihnen nichts über meine Position verraten werde. Guten Tag, Mister Kuze.“ Kaum hat BE_AWARE zuende gesprochen, beendet er die Verbindung.


    Ächzend wischt sie sich mit den behandschuhten Händen durchs Gesicht, lässt sie dann wieder auf die Tischplatte sinken. Eine Weile haben sie über den Bullshit gesprochen; wobei es richtiger heißen müsste, dass sie ihn zerrissen hat – in winzig kleine Fetzen, die nichts übrig gelassen haben. Nicht dass das bei der Vorlage sonderlich schwer gewesen wäre.
    Irgendwann hat sie ihn gefragt, woran er eigentlich interessiert ist; an der Wahrheit oder an seiner Story.
    “Jetzt beantworte ich Ihre Frage: Nein, ich verzichte nicht auf die Wahrheit für die Story. Aber ich traue Ihnen auch nicht. Sie haben vielleicht moralische Prinzipien, aber Sie sind keine Demokratin. Sie wollen das Volk vielleicht retten, aber Sie entscheiden in Selbstjustiz, was Sie tun dürfen und was nicht. Sie sind nicht einen Deut besser als die Geheimdienstarschlöcher. Ich weiß dass meine Quellen nichts taugen. Ich hatte gehofft, dass ich Sie trotzdem aus der Reserve locken könnte. Dass Sie vielleicht bereit wären, irgendwas Preis zu geben, mit dem ich die Öffentlichkeit wirklich informieren kann. Über das hinaus, was sowieso alle wissen und sich nicht mehr verheimlichen lässt. Ich hätte Ihre Imperiumsstory gedruckt, wissen Sie? Aber Sie wollen gar nichts Gedrucktes, nicht wahr? Sie wollen keine Öffentlichkeit. Und es kotzt mich an, dass Sie wahrscheinlich Ihren Willen kriegen werden.“
    Falsch gehofft. Sie hat ihn von Anfang an wissen lassen, was sie will. Seine verdammte Quelle. Nicht mehr, nicht weniger. Alles andere ist – er hat es bei ihrem ersten Treffen sogar gesagt – nichts weiter als Show. Ein Setting, da ran zu kommen und ihn nebenher vielleicht davon abzuhalten, irgendwelchen Dreck zu schreiben, der mehr schadet als nutzt. Aufklärung ist nie ein Teil des Konstrukts gewesen.
    “Was ist nicht will ist eine Berichterstattung, die den Versuch einiger Leute, in einem alles andere als intakten System trotzdem das Richtige zu tun durch den Dreck zieht. Was ich nicht will ist dass diese Arschlöcher, für die Leben eine Währung sind mit der man Druck ausüben kann, moralische Prinzipien und Ideale angreifen kann, Erfolg haben!“
    Ruckartig hebt sie den Kopf, zieht die Brauen zusammen.
    ...dass meine Quellen nichts taugen...
    Quellen. Mehrzahl!
    Sie starrt an die Wand gegenüber, die Brauen zusammengezogen, beide Daumen trommeln einen unregelmäßigen Takt auf die Hüllen der Textpads, während sie die Unterlippe einzieht und darauf herumkaut.
    Sie hat eine Planung, die das Ende des Ultimatums betrifft, dass vermeintliche Erpresser Kuze gegeben haben. Sie schiebt sie zur Seite.
    Anders. Neu.
    Passiert nichts, erweist sich die Bedrohung als Fake, kratzt das an ihrer Glaubwürdigkeit. Außerdem muss sie noch offene Enden loswerden; der Tracker an seinem Fahrzeug ist egal, desynchronisiert sie das Gegenstück ist es nur ein Ding, das ab und zu mal einen Impuls ins Nichts sendet. Der Splitter in seinem Com allerdings sieht schon anders aus; den will sie wiederhaben. Und sie will verdammt nochmal die zweite Quelle!
    Das lässt sich verbinden. Nicht perfekt. Bei weitem nicht perfekt. Lücken sind da – aber grobe Schnitzer? Nein. Nur nicht Erklärtes, keine Widersprüche.
    Schwungvoll kommt sie auf die Füße, greift sich die beiden Pads und ihren Helm, verlässt schnellen Schrittes den Laden.
    Flexible Moral: Wenn man keine Beweise hat – oder die, die man hat nicht herausgeben kann oder will – muss man sich eben welche fälschen!

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    Coruscant, im Straßenverkehr an der Oberfläche, 15:57CST am gleichen Tag


    Langsam fädelt sie ihr Bike durch Coruscants Tagverkehr; das Fahren hier bleibt eine in absurde Regeln und Formen gepresste Katastrophe, wenn man Shaddaas eher Richtlinien folgende Verkehrslage gewöhnt ist.
    Theoretisch ist das zurückliegende Treffen mit dem Journalisten ein voller Erfolg. Sie hat ihren Splitter wieder – zugegeben, das Ding direkt vor seinen Augen aus dem Com auszubauen ist dreist gewesen – und er hat ihr von seiner zweiten Quelle erzählt, außerdem hat sie die ganze Geschichte für ihn rund machen können. Nicht perfekt, er hat natürlich immer noch Fragen offen, aber sie ist guter Dinge dass sie sich inzwischen genug Glaubwürdigkeit ergaunert hat, dass er ihr ihre Teilantworten zumindest als Option abkauft; sie hat ihm gegenüber von Anfang an nicht gerade freigiebig mit Informationen gehaushaltet so dass die schwammige Antwort wie sie den vermeintlichen Agenten gefunden hat für ihn wohl eher unter Sie sind eine exzentrische Frau fällt als dass sie an ihrer Glaubwürdigkeit kratzt.
    Schwer seufzend verlässt sie den Hauptstrom an einer der Abfahrten, biegt auch hier noch einmal ab und fährt ein Stück, bis sie sich in einer bedeutend ruhigeren Fahrrinne befindet die sie einfach verlassen kann um am Straßenrand anzuhalten.
    Ein weiteres Mal seufzend nimmt sie den Helm ab, klemmt ihn hinter sich in die Halterung, verschränkt die Arme auf der Steuerkonsole und bettet die Stirn darauf.
    Praktisch allerdings hat sie gar nichts. Auf den Verdacht hin dass bei dem Artikel den er geschrieben hat, etwas nicht stimmt – dass Verbindungen hergestellt wurden die nicht bekannt sein dürften, dass jemand lenkend seine Finger im Spiel haben könnte – hat sie zwei Wochen Zeit in den Kerl gesteckt. Arbeit. Energie! Und wofür? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Recht gehabt zu haben ist ja nett, aber es bringt sie nicht weiter; die eigentliche Zielsetzung irgendwie an eine der Quellen ranzukommen ist auf ganzer Linie nicht erfüllt.
    Der eine besteht nur aus einem Alias, Morningstar, hat sich selber als hochoffiziell republikanisch – Senat oder Oberkommando – dargestellt, hat einmal mit dem Journalisten telefoniert – nicht so ohne weiteres zurückverfolgbar, natürlich – um ihn auf die Story heiß zu machen, ein zweites Mal um ihm den vermeintlichen Erschießungsbefehl und ein älteres Memo zum Verhalten bei Seuchen und Biowaffenangriffen dass den Befehl zumindest stützt zu übermitteln. Danach hat er sich nicht mehr gemeldet. Toter Kontakt, kalte Spur.
    Von dem zweiten, BE_AWARE, hat sie nichts weiter als das Einweg-Einwählprogramm auf einem Stick; ob das irgendwo hinführt würde sich erst ergeben, wenn Alan sich eingehender mit dem Ding beschäftigt hat, aber er hat schon bei der Rückverfolgung des Urhebers der Holoseite die Spur bei einem gehackten Wettersatelliten über Tirahnn verloren, ihre Hoffnungen dass das Einwahlprogramm weniger professionell ist und sie irgendwie weiterbringen kann, ist gering.
    Was also hat sie in zwei Wochen Arbeit erreicht? Nichts. Gut, vielleicht hat sie den Mann beschäftigt gehalten und nachdenklich genug gemacht, dass er keinen weiteren Mist geschrieben hat, aber das ist erstens nicht gesichert und zweitens sowieso ein verdammt schwacher Trost; höchstens ein Schönreden einer erbärmlichen Erfolgsbilanz.
    Sie schüttelt den Kopf, ohne die Stirn von den Armen zu heben.
    “Machen Sie die Augen wieder zu, Mister Kuze. Gehen Sie zurück in Ihre kleine, sichere Zuckerwelt, in der Imperiale nur irgendwelche Großkotze sind und nicht Leute die ganz real jederzeit an jeder Stelle Leben von irgendwelchen Leuten vernichten. Gehen Sie sich über Kameras an öffentlichen Plätzen beschweren, weil Sie sich überwacht fühlen, während Sie gleichzeitig erwarten, dass Sie schon irgendwer vor irgendwas schützt. Es ist vierzehn Jahre her, dass die Imperialen auf Coruscant standen und in den Köpfen der Coruscanti schon nicht mehr existent. Bitte, glauben sie daran dass Sie sicher sind und der einzige Gegner das System ist, aber lassen Sie die Leute, die in einer sehr viel realeren Welt leben, ihren Job machen.“
    Das hat ihn angepisstso sehr, dass seine berufliche Souveränität endlich den verdammten Bach runtergegangen ist und er auf seine Zurückhaltung gepfiffen hat. Hätten Blicke töten können, wäre sie wohl einfach umgekippt.
    “Wollen Sie wissen, was Aurek-Trill ist? Man war so aufmerksam, es mir zu sagen. Punkt 13:47 sollte meine Freundin umgebracht werden. Also verzeihen Sie mir, wenn ich ein Interesse daran habe, persönlich zu wissen, wer und wo diese Arschlöcher sind!“
    Aurek-Trill, Asell-Tarja. Oder auch: Die Bedrohung die es nie gab – und die dennoch ihren Zweck erfüllt hat, Druck zu erzeugen. Feinfühlig zumindest ist ganz definitiv nicht ihre starke Seite; sie weiß nicht einmal was an der Erwiderung, dass sie der Sache also langsam näherkommen, so dermaßen taktlos gewesen ist, dass er ausgerastet und auf sie losgegangen ist. Das hat sie überrascht. Sie hat seinen Schlag zwar abwehren können, aber einen Moment hat sie massiv gegen den Reflex kämpfen müssen, ihm ernsthaft weh zu tun; sie hat sein Com in der Hand gehabt, das sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als robuster als sein Nasenbein erwiesen hätte, dazu eine aufgerollte Werkzeugtasche direkt hinter ihr. Verflucht, das hätte auch gut eskalieren können! Sein – oder ihr – Glück ist gewesen, ein vollkommen ungeübter Nahkämpfer zu sein; hätte er sich schneller bewegt, präziser, hätte sie anders reagiert, als er versucht hat, seine Hände an ihren Hals zu legen.
    Sie ächzt gepresst. Ein Angriff – tödlich am Besten – auf einen besserverdienenden Kernweltenjournalisten mitten in einem Oberflächen-Einkaufszentrum-Parkhaus. Das hätte sie ja gerade gebrauchen können. Hätte ihr Leben bestimmt besser gemacht.
    Glücklicherweise ist es aber nicht eskaliert – sie hat ihn überwältigt und festgehalten ohne Schaden anzurichten.
    “Halten Sie Ihre verfickte Fresse! Das ist meine Angelegenheit! Und wenn Sie mir nicht helfen sondern mich aufhalten wollen, verpissen Sie sich zurück zu Ihrem imperialen Heimatplaneten oder sonstwohin!“
    „Nein, es ist
    nicht Ihre Angelegenheit. Leute sind gestorben, Leute werden sterben, weil ein paar Großkotze ein ganz mieses Spiel spielen. Ich sagte Ihnen – schon bei unserem ersten Treffen, dass ich mich für Sie einen Scheiß interessiere, sondern hinter ihren Quellen her bin. Die hängen nämlich an diesen Großkotzen und ich habe ein Interesse daran sie zu stoppen. Entweder, Sie können sich daran irgendwie beteiligen oder Sie sind einfach nur Zeitverschwendung. So, und zwar genau so sieht's aus... also?“
    Erst hat er versucht sich loszureißen. Sinnlos. Dann hat er sie angekeift. Auch sinnlos. Dann hat er sich allmählich beruhigt – und sie hatten endlich die Gesprächsbasis, für die sie gedroht, manipuliert und gelogen hat.
    „Fuck“, ächzt sie gepresst, hebt den Kopf wieder an, richtet sich auf und legt ihn in den Nacken.
    Vollkommen umsonst.
    “Mal sehen, was ich als Sidekick tauge. Machen Sie's gut, Galactic Computer Girl. Oder Data Supernova.“
    Bitter lächelnd schnaubt sie einen kurzen Luftstrom durch die Nase. Sie will nach Hause. Schlafen. Sich wenigstens eine Weile nicht mit dem Scheiß beschäftigen. Stattdessen zieht sie ihr Com und tippt Alan eine kurze Nachricht: “Können heute noch los. Meld dich.“
    Es dauert keine zwei Minuten, bis seine Antwort eintrifft; er schafft es bis 22:00CST nach Coruscant. Sechs Stunden Zeit, ein paar Sachen zu packen, was zu essen und sich zu verabschieden, bevor sie nach Tanaab fliegen. Hoffentlich mit besseren Ergebnissen als das hier.
    Langsam lässt sie die Schultern kreisen, atmet tief ein und wieder aus, dann setzt sie den Helm wieder auf und startet die Maschine, um die Fahrt wieder aufzunehmen.

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    Coruscant, das Gravball-Außenfeld der 'Coruscant Colossus', später Nachmittag


    Es ist nicht so voll wie das letzte Gravball-Spiel von Blondies Kids das sie in dem Transpariglas-Würfel vor dem Dome der Erwachsenen gesehen hat; es ist kein Wochenendspiel sondern das eine Spiel pro Saison das unter der Woche stattfindet, aus welchen Gründen auch immer.
    Junior Coreleague 3 kündigt die Projektion auf dem oberen Rand des Würfels an, Coruscant Colossus 0 : 0 Alderaan Aristocrats die Reihe darunter und die beiden Mannschaften verlassen gerade die Katakomben – die Coruscanti in goldenen Trikots, die Alderaaner in grün-weiß - als sie sich einen Stehplatz weiter unten an der mittigen Tribüne sucht, sich gegen die Absperrung zu den Sitzplätzen eine Reihe darüber lehnt, bewaffnet mit einem Plastikbecher stillem Wasser und einer Mujafrucht – nicht aus dem Stadion sondern vorher beim Einkaufen besorgt – lässt sie den Blick über Feld und Trainerloge schweifen, bereit, einem Spiel zu folgen, dessen Regeln sie gerade mal im Ansatz versteht.
    Warum sie gewusst hat, dass heute ein Spieltag ist – warum sie Anteil an den Ergebnissen nimmt – kann sie nicht einmal mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht weil Blondies Begeisterungsfähigkeit dafür sie fasziniert. Es ist genau das Richtige gewesen, ein paar Stunden rauszukommen, das Holo Holo und das beschissene Reinblut Reinblut sein zu lassen; wenn einem vom dauerhaften Gestarre auf den Holoschirm die verdammten Augen anfangen zu tränen, sollte man eine Pause machen!
    Der langgezogene schrille Pfiff konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf das Spielfeld, gerade rechtzeitig um zu sehen wie der kleine Rodianer direkt nach Anstoß vorschnellt, das Spielgerät mit seinem Stick schnappt und mit einem gezielten Schlag in die eigene Hälfte zu einem seiner Mitspieler dirigiert – das Manöver sorgt für nur leichte Bewegung in den Reihen der Alderaaner, anstatt dass sie zumindest in Teilen dem Ball folgen, stellen sie sich nur in die Räume ihrer eigenen Spielhälfte. Erst als die Colossos-Junioren in geordneter Reihe die Mittellinie überwinden, löst sich ein bulliger Twi'lek in grün-weiß, um den Rodianer unter Druck zu setzen, auch in seine Mitspieler kommt Bewegung, als sie die potentiellen Laufwege der Goldenen blockieren.
    Stirnrunzelnd beißt sie in die Muja, kaut langsam, während sie den Blick von einem Grün-weißen zum nächsten bewegt. Wie koordiniert die Bewegungen sind, wie taktisch dieses Defensivverhalten ist, das die Colossus-Jungs dazu zwingt, den Ball immer und immer wieder nach hinten zu spielen um ihn nicht zu verlieren, das ist auch als blutiger Anfänger deutlich zu erkennen.
    Sie vergisst das Kauen, als plötzlich wieder der Rodianer am Ball ist, der genau den richtigen Moment abgepasst hat seine dem Gegner überlegene Beweglichkeit zu nutzen, über einen Wandsprung vor den Twi'lek zu kommen. Ein weiterer Absprung, dieses Mal schräg ins Feld, bringt ihn hinter die erste Linie der Verteidiger, sein Manndecker kann ihm nur noch folgen, ihn nicht mehr ausbremsen.
    Das bringt ein wenig Unruhe in die bis dahin perfekte Koordination der Alderaaner; ein anderer Grün-weißer ist gezwungen, den Torweg zu versperren, was einem Nautolaner im goldenen Trikot die Gelegenheit gibt, die Verteidigerlinie im Sprint zu durchbrechen.
    Der Rodianer dreht sich mitsamt Ball einmal um die eigene Achse, wartet beobachtend, bis sein Verfolger rechts an ihm vorbeirauscht um die Torlinie zu blockieren, nur um den Ball vom Stick fallen zu lassen um ihn links an dem Jungen vorbei zu schießen – nicht auf das Tor zu sondern in die entstandene Lücke in der Verteidigung, die gleichzeitig mit dem Ball von dem Nautolaner erreicht wird, der das Ding aus der Luft fischt, den Schwung nutzt um einen großen Satz zu machen und sein Team mit einem souveränen Treffer ins linke obere Eck in Führung zu bringen.
    „Woah“, murmelt sie an dem Stück Frucht in ihrem Mund vorbei, begleitet von schon vor dem Abschluss aufbrandenden Jubel des natürlich vornehmlich goldenen Publikums, beeilt sich aufzukauen und mit einem Schluck Wasser nachzuspülen, ihr Blick streift die Trainerzone, in der Blondie aufgesprungen ist und seiner Begeisterung durch Grinsen und Klatschen zum Ausdruck bringt.


    Tanaab – es ist ein seltsames Gefühl gewesen, mit statt an Offiziellen vorbei zu arbeiten, sich nicht unter dem Radar zu bewegen sondern im Gegenteil empfangen, supportet und sogar geschätzt zu werden. Ein bisschen zu sehr von allem vielleicht, wenn man bedenkt, als was für ein anstrengender, gnadenloser Fasler Senior Officer Biggs der Pandath Sicherheit sich schon bei der offiziellen Begrüßung im Hafen erwiesen hat – und diesen Zustand bis zu ihrer Abreise anderthalb Tage später auch immer wieder unter Beweis stellen musste.
    Dass das Bildmaterial von der Gala gut sein würde, bei einem so pressewirksamen Ereignis ist zu erwarten gewesen – aber dass die Ablage so perfekt sein würde, die ganze Struktur der örtlichen Datenbank, die Zugriff auf Berichte, Befragungsprotokolle, Beweissicherung und so weiter gewährt hat, das hat sie positiv überrascht. Dass sie nicht nur mit zähneknirschender Koorperation konfrontiert wurden sondern wirklich willkommen gewesen sind, ist irritierend gewesen.
    Technisch ein voller Erfolg; die Behörden haben die Täter der Bombenattentate ausmachen können, während Alan und sie den Hergang der Morde auf der Gala vollständig rekapitulieren konnten, inklusive des Nachweises eines Täters – ein weiterer Name eines Sith, nicht unbekannt, er hat schon bei Lord Labrass unter Kontrakt gestanden. Natürlich lange wieder von Tanaab verschwunden, genauso wie die beiden Imperialen, die die Bomben gelegt haben.
    Sie haben ihren
    Job gemacht; sie haben alles herausgeholt, was sie nur herausholen konnten. Und doch...


    Ein schriller Pfiff reißt sie zurück aus ihrer Gedankenwelt. Schnaubend schüttelt sie das Kaleidoskop an Bildern vor ihrem inneren Auge ab, ersetzt es durch das Geschehen in dem Würfel. Das Spiel ist unterbrochen, einer der Goldenen rappelt sich gerade wieder auf, bevor er – mit Widerwillen auf beiden Seiten – einem Menschenjungen in Grün-weiß die Hand schüttelt.
    „Hm“, kommentiert sie brummend und erinnert sich an die Frucht in ihrer Hand, beißt ein weiteres Stück ab und beobachtet kauend wie das Spiel wieder aufgenommen wird.
    Mehr Pfiffe folgen im weiteren Spielverlauf, mehr Unterbrechungen die den Aktionen der Alderaaner folgen, die ihrer begrenzten Kenntnis nach wohl in den Bereich des taktischen Fouls fallen – und mit jedem weiteren sinkt die Spielfreude der Kids in Gold merklich. Bald schon haben sie an Raum verloren, die Alderaaner übernehmen die Offensive mit bedeutend mehr Ballbesitz als in den ersten Minuten des Spiels. Mehrfach schaffen sie es gefährlich nahe vors Tor, indem sie dem demotivierten Gegner Lücken aufdecken, meistens über die linke Seite, wo der Twi'lek der Coruscanti immer wieder ausmanövriert und stehen gelassen wird.
    Die Stimmung drückt auf das Team, die kurzen Unterbrechungen, nachdem der Ball fünfmal in Folge nur knapp am Tor vorbeigegangen ist, sind vor Allem damit gefüllt, dass die Kids in Gold sich lautstark über ihren Teamkollegen aufregen – was seiner Motivation nicht gerade hilft.
    Mit zusammengezogenen Brauen beobachtet sie den nächsten Anlauf der Alderaaner über links, kaut auf dem Strohhalm des Wasserbechers herum; die Muja ist lange aufgegessen. Überrascht zieht sie einen scharfen Luftstrom durch die Nase und lässt den Becher sinken, als die Grün-weißen dieses Mal keinen Erfolg haben; mit aller Verbissenheit die der Twi'lek aufbringen kann, wirft er sich in die Bahn des anstürmenden Gegners, der noch versucht, den Ball weiterzuspielen, aber zu spät erkannt hat dass sein Gegenüber von irgendwo Energie zusammengekratzt hat. Der Twi'lek springt ab, fischt den Ball direkt aus der Luft, wirbelt um die eigene Achse und sprintet – die Bande als Teil seiner Laufbahn nutzend – in die gegnerische Hälfte.
    Hartnäckig prescht er vorwärts, gefolgt von dem Alderaaner, dem er den Ball abgenommen hat, zwei weitere Grün-weiße in der eigenen Hälfte, die ihm den Weg weit vor dem Tor abschneiden würden, keine Anspielstation in Gold auf seiner Höhe. Er wirbelt den Ball in die Luft, springt hinterher und kickt ihn mit all dem Frust, der sich in den letzten Spielminuten angesammelt hat, quer durch die Gegnerhälfte, kurz bevor sich das alderaaner Dreieck um ihn schließen kann. Und trifft! Mitten ins Tor!
    Keuchend stößt sie den angehaltenen Luftstrom aus, blinzelt auf das Spielfeld, während Jubel die Tribüne erfüllt. Beobachtet, wie die anderen Goldenen vor Freude schreiend auf den Twi'lek zulaufen, der bullige Zabrak, der während der Unterbrechungen zu seinen größten Kritikern gehört hat, allen voran. Lachend fällt er dem Twi'lek-Jungen um den Hals, bevor beide von einer Traube Teamkollegen begraben werden.


    Harmonie. Die Vereinigung von Entgegengesetztem zu einem Ganzen. Es ist nicht alles perfekt. Es ist nie alles perfekt, wie könnte es, in einer so fehlerbehafteten, kaputten Galaxie. Aber manchmal - immer öfter in der letzten Zeit - erwischt sie sich bei dem Gedanken dass es einfach keine Rolle spielt. Dass Perfektion vielleicht gar nicht in allen Bereichen erstrebenswert ist, sondern all die kleinen Fehler und Unebenheiten ihren Wert haben, um einen Punkt zu erreichen, der sich einfach richtig anfühlt. Um einen Platz zu haben, an den man gehört, mit all seinen Macken und Ticks, die ihn verdammt nochmal genau zu diesem Platz machen!


    Auftrieb und Tempo auf dem Spielfeld – die Phase der Lustlosigkeit ist gänzlich vergessen, mit neuem Elan durchwirbeln die Colossus die Abwehr der Alderaaner.
    Wieder ist es der kleine Rodianer, der am Ball ist; er sprintet Haken schlagend durch die gegnerische Hälfte, stößt sich mit beiden Beinen vom Boden ab um zu einem Wallsprint anzusetzen, setzt den rechten Fuß auf – und knickt ab!
    Scharf zieht das Stadion die Luft ein. Die Sekundenbruchteile, die der Junge den Halt verliert, von der Wand abrutscht und hart auf das grüne Gesicht kracht, ist es vollkommen still, bevor sich der kollektive Luftstrom, begleitet vom Pfiff des Unparteiischen, in Gemurmel der Unruhe auflöst.
    Gegner, Mitspieler, der Schiedsrichter und kurz darauf ein mit First-Aid-Kit heraneilender Blondie sammeln sich um den Jungen am Boden und verdecken die Sicht, bis sich der Trainer mit dem benommenen Jungen in den Armen wieder erhebt und ihn zur Bank bringt.
    Der hängende Kopf des Jungen und der Sanitäter, der ihn unter Blondies besorgtem Blick verarztet, sprechen eine deutliche Sprache, dass dieses Spiel für den Rodianer gelaufen ist.
    Die erste Hälfte ist vorbei.


    Kuze. Die überraschende Nachricht, dass er mit ihr sprechen muss, Tage nachdem sie das Thema für abgeschlossen gehalten hat. Sie ist natürlich davon ausgegangen dass auch dem Journalisten die Übertragung aus dem Senat nicht entgangen ist, aber dass der Senator ihm im Interview von einer Nachricht von einem ihr bis dato unbekannten Sith erzählen würde und dass das schlagartig ihre wackelige Glaubwürdigkeit zementieren würde – woher hätte sie das wissen sollen?
    Es ist
    gut dass er zu ihr gekommen ist. Sie für einen verdammten Comic-Superhelden hält. Nicht nur für sie, nicht nur weil er sich als ganz brauchbare Quelle erwiesen hat. Nein, auch für ihn. Er ist – auch wenn ihm zumindest ein Mindestmaß an Bedrohung allmählich bewusst geworden ist, er ist ziemlich nervös gewesen – so verdammt naiv in seinem Glauben an Wahrheit und Aufklärung. So überzeugt von dem Mist, dass er es nie begreifen würde, dass es nicht nobel sondern im Gegenteil grausam wäre, der Galaxie eine Wahrheit aufzudrängen, die sie vielleicht gar nicht hören will – die meisten Leute halten verzweifelt an ihrer Illusion von Sicherheit fest. Sie wollen blind sein. Daran glauben dass es zwar irgendwo einen Krieg gibt, der sie aber schon nicht betreffen wird. Vielleicht kann sie ihn vor sich selbst schützen.
    Er hat ihr erzählt, dass er einen Kontakt zu Senior Officer Biggs bekommen hat und ein Interview führen würde – sie hat ihn bestätigt, in dem Wissen, ihn nicht
    stoppen zu können. Ihm gleichzeitig gesagt, dass sie sich für die Information revanchieren würde. Es ist gut ihn so weit zu haben, dass er seine Informationen mit ihr teilt – weil sie nur so Informationen konstruieren kann, die mit seinen nicht kollidieren. So viel Wahrheit wie möglich, so viel Lüge wie nötig – das Prinzip des Bluffens.


    Die zweite Halbzeit beginnt. Statt des Rodianers steht nun ein weiterer Twi'lek für die Coruscanti auf dem Feld; blau, fast einen Kopf kleiner als sein grüner Kollege. Auch auf der anderen Seite hat es einen Wechsel gegeben, der Manndecker der Position ist durch einen schwarzhaarigen Menschenjungen ersetzt worden – und schon bald stellt sich heraus, dass der ein ziemliches Aas ist! Wann immer 'Lekki' - wie der Blaue von Blondie und seinen Mitspielern gerufen wird – einen Vorstoß wagt, den der kleine Wichser mit sportlichen Mitteln nicht stoppen kann, wird er ätzend, tackelt hart oder zerrt ihm am Trikot. Geschickt außerhalb der Wahrnehmung des Unparteiischen ist er einfach nur unangenehm, immer und immer wieder.
    'Lekki' hingegen beweist für einen so jungen Kerl ein erstaunliches Maß an Fassung und Disziplin – mit beinahe professioneller Ruhe rappelt er sich immer wieder auf, ohne auf die Provokationen einzugehen.


    Tryak. Von allen verschissenen Agenten der ganzen verdammten Republik, warum ausgerechnet der? Der mehr nachtragende Typ ist eine Formulierung, die nicht gerade eine entspannte Zeit verspricht. Hätte er nicht einfach weg bleiben können? In einen Sarlacc fallen? Mit einer Banthaherde kollidieren?
    Zugegeben, bei ihrer letzten Begegnung hat sie sich vielleicht
    nicht gerade von ihrer liebenswürdigsten Seite gezeigt, aber wenn man sich voll laufen lässt um dann Scheiße zu quatschen die andere Leute gefährdet, dann sollte man verdammt nochmal dankbar sein dass man noch lebt!
    Er sei professioneller als nachtragend, hat er ihr gesagt. Man könne die
    Sache später noch klären. Eine Einigung mit der sie leben kann - wenn sie denn stimmt, was sie ganz sicher nicht so ohne weiteres schluckt.
    Wie sehr verabscheut er sie wirklich?
    Wie weit würde er gehen, sie das spüren zu lassen? Und – die beunruhigendere Frage - wie viel davon wäre sie bereit hinzunehmen?
    Sie muss
    verdammt vorsichtig sein; merkt er, wie wichtig ihr diese Chance ist, kann das richtig unangenehm werden, wenn er seine Professionalität vielleicht doch nicht so hoch stellt wie er behauptet.


    Torjubel reißt sie aus ihren Gedanken. Überrascht sieht sie sich um, löst schnell die Verspannung der rechten Hand, die sich unterbewusst zur Faust geballt hat. Drei zu null für die Coruscanti bei sechs Minuten verbleibender Spielzeit mit dem Nautolaner als Schützen, der überschwänglichen Begeisterung seiner Teamkollegen nach.
    Sie blinzelt träge, konzentriert den Blick brummend wieder auf das Spielfeld, nicht bereit, sich noch mehr ablenken zu lassen und Teile des Spiels zu verpassen. So wirklich viel zu verpassen gibt es allerdings nicht mehr, wie ihr in den nächsten Minuten klar wird; Blondies Jungs haben ihre Offensivbemühungen eingestellt und schlagen sich den Ball in den eigenen Reihen nur noch hin und her, lassen den Gegner gegen die heruntertickende Uhr anlaufen – sinnlos, bei dem Vorsprung. Das sieht scheinbar auch der Unparteiische ein und pfeift das Spiel trotz der Verletzungspause und der Unterbrechungen ab, ohne Nachspielzeit einzuräumen.
    Während Teile der Tribüne in Bewegung kommen, beobachtet sie wie die Kids beider Teams sich die Hände schütteln, abklatschen und sich umarmen, bevor beide Mannschaften sich in der jeweiligen Trainerzone sammeln.
    Schmunzelnd folgt sie den Goldenen mit dem Blick, Blondie tätschelt lächelnd Köpfe und Schultern, verteilt Getränkeflaschen und redet auf die Jungs ein, während die ausgelassen flachsen, inklusive des Rodianers, dessen weißes Patch quer über die grüne Rüsselschnauze das Scheinwerferlicht reflektiert.


    Es ist gut gewesen, mal wieder mit Alan unterwegs zu sein. Einen Flug für sich gehabt zu haben, auf dem so viel anders gewesen ist ohne dass sich zwischen ihnen etwas geändert hat.
    Er hat ihr
    Kekse gebacken, außerdem ein Holoalbum mit Bildern von Tython mitgebracht. Viel grün und von Flüssen durchzogene Berge. Einen Becher. Natürlich, er sagte dass sie einen Becher von ihm bekommt. Ob er so lange gesucht hat bis er eine vollkommen zerknautschte Aluversion gefunden hat? Oder hat er nachgeholfen? Es ist empirisch bewiesen, Caf schmeckt aus Gefäßen aus Alu nun einmal am Besten!
    Zwei Bücher. Keine Holobooks, sondern Nachbildungen von solchen großen Dingern zum Umblättern, wie sie
    irgendwann mal genutzt wurden, gebunden in echtes Leder. Sie sind mit Märchen gefüllt und sie ist sich nicht sicher, ob Alan sie damit ärgern wollte. Märchen! Für Kinder! Fuck!
    Es ist irgendwie
    entspannend gewesen, ihm bei seinen Trainingseinheiten zu helfen, die er ohne jegliches Murren durchgeführt hat; seine körperliche Verfassung ist um einiges besser geworden und auch wenn es seinen Sinn hatte dass er sie gebeten hat, seine Gleichgewichtsübungen zu sichern, ist das Ergebnis für jemandem der erst ein paar wenige Monate trainiert mehr als ansehnlich gewesen.
    Mit ihm wieder zu
    arbeiten, auf diese ganz spezielle Weise bei der sie noch so viel verbalen bullshit verfassen können und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen - funktionieren, hat sie erleichtert. Es ist so viel passiert, es hat sich so viel zwischen sie geschoben; ohne die Erfahrung, dass der Kern unangetastet geblieben ist, hätte sie vielleicht irgendwann gezweifelt.
    Auf dem Rückweg hat er sie dazu getrieben mit ihm das Schiff aufzuräumen. Das
    ganze verdammte Schiff. Bis auf die Lagerkisten. Die bleiben verflucht nochmal wie sie sind! Aber alles an Geschirr, alles an Wäsche - alles was irgendwo rumgelegen hat. Er hat sogar alles abgewischt! Das letzte Mal dass die Sidekick so sauber gewesen ist wie nach dem Flug muss gewesen sein, als sie sie bekommen hat.


    Lächelnd senkt sie den Blick, fummelt an dem flach geknüpften Lederband am Gürtel herum, das mit einem Metallplättchen versehen ist, auf das ein corellianischer Frachter graviert ist. Auch von Alan, eigentlich ein Armband – aber am Handgelenk kann sie so etwas nicht gebrauchen.
    Die Ränge haben sich bis auf wenige Elternteile und zwei Reinigungskräfte komplett geleert, die Transpariglasscheiben des Würfels sind aufgefahren worden und so trägt der über den Platz wehende Wind Teile von Blondies Ansprache an die Kids herüber. „Auf diesen Sieg könnt ihr stolz sein, auch auf diese Leistung, das war schließlich der Tabellenführer“, führt er lächelnd, von einer goldenen Traube umgeben, aus. „Aber auch jetzt dürfen wir nicht abschalten. Wir lassen das morgen direkt sacken, das ist dann Vergangenheit, und werden nicht übermütig denn auch die Duro Devils stellen dieses Jahr eine richtig, richtig gute Mannschaft. Sie haben auch gegen die Aristocrats gewonnen und noch in der Saisonunterbrechung neue Spieler von den Marauders abgeworben. Das ist furchtbar schwer einzuschätzen, aber egal ob sich die Devils damit verstärkt haben oder nicht, das wird kein Selbstläufer.“ Große Kinderaugen hängen an dem blonden Mann, während die Jungs jedes seiner Worte aufsaugen. „Wir werden wieder unser A-Game bringen und genau darauf die kommende Woche hinarbeiten.“ Er klatscht in die Hände und legt die linke dann vorsichtig auf dem Kopf des Rodianers ab. „Zigg hier zählt schließlich auf uns.“
    Die beinahe ehrfürchtige Stile der Kids wird durch wieder aufbrandendes Geflachse und Lachen abgelöst, Blondie fasst dem Rodianer unter die Achseln um ihn schwungvoll auf seine Schultern zu heben. „Aber jetzt ab in die Kabinen, den Sieg könnt ihr heute erstmal noch mit euren Eltern feiern bevor es morgen wieder im Training an die Arbeit geht. Hopp!“
    Er wendet sich um, den Katakomben zu, und die um ihn wogende Traube setzt sich in Bewegung.
    Leicht lächelnd hebt sie die Hand, tippt sich mit zwei Fingern an die Schläfe, ehe die Fingerspitzen beider Hände in den Hosentaschen verschwinden und auch sie sich in Bewegung setzt.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, vormittags


    “...wovon träumt ein Schiff wenn es nicht fliegt?“
    „Vom Flieg'n.“
    „...es ist eine schlimme Sache, wenn wir nur vom Fliegen träumen können... während wir starr sein müssen.“
    „Wir sin' keine Schiffe.“
    „Nein..? Vielleicht sind wir es und träumen davon Personen zu sein.“
    „'s is' 'n
    vielleicht das grundlag'nlos is'. Sich mit grundlag'nlos'n Vielleichts zu beschäftig'n is' Zeitverschwennung.“
    „...oh, das ist ein kaltes Ding... ihr Schatten ist wie Quecksilber.“

    Gepresst ächzend blinzelt sie, reißt den Blick vom Datapad los und heftet ihn stattdessen auf die Skyline vor dem offenen Fenster.
    “Loras Gemrim, einem 0nvC gefangen genommenen republikanischen Offizier, der jetzt in den Diensten der Sith-Seherin Liobe auf Voss steht. Tätigkeitsfeld vermutlich Bereich Logistik. Wohnhaft in Liobes Anwesen gegenüber dem Marktplatz, auf neutralem Gebiet.“
    Tief ein- und langsam wieder ausatmend wischt sie sich mit der Hand durchs Gesicht, lässt die gespreizten Finger durch die Dreads gleiten, rutscht von der Fensterbank auf die Füße.
    „Fuck'eeh“, murmelt sie heiser, schiebt die Hand weiter bis in den Nacken und bearbeitet ihn mit festem Druck der Fingerkuppen.
    In der Akte des Reinbluts ist das Orakel nicht erwähnt gewesen. Sie hat aber gewusst dass sie zumindest mal im Dunstkreis von Haus Calderis gewesen ist; Alan hat ihr von der Tentakelfresse in rot mit voll der lieben Stimme und den Scherbenaugen...
    “...stechend gelbe, glasige Augen...“
    „...Spiegelaug'n...“

    ...erzählt. Sie hat gedacht, dass es nur eine kurzfristige Allianz gewesen ist, als der Name nicht aufgetaucht ist. Nein... sie hat es nicht gedacht, sie hat es gehofft. Ein Unterschied. Eine kurze Hoffnung nur, bis sie das Material durchgesehen hat, das Jestocost ihr überstellt hat; die bisherigen Erkenntnisse des Ordens über den Lord, in denen ihr Name und ihre Beschreibung Erwähnung fand.
    „Fuck“, murmelt sie ein weiteres Mal, greift sich abrupt den Cafbecher – die verbeulte Aluvariante die Alan ihr geschickt hat – und wendet sich zur Küche ab um ihn erneut zu befüllen.
    “Tod in ihrem Schatten... tausendfach...“
    In ihrem Bericht über Lord Treag hat sie auf die Gefährlichkeit dieser Frau hingewiesen – so sachlich wie möglich. Aber wie berichtet man sachlich über einen Umstand der es nicht ist? Der ihr verdammte Angst macht? Wird schon bei einer simplen Begegnung extrem gefährlich dem gerecht? Dem, was die Frau tut und was sie ist?
    “...ah... das Herz ist ein unberechenbares tückisches Ding... es pumpt Blut... da-dam-da-dam... da-dam... und doch ist es mehr als nur ein williges Arbeitstier.“
    „Raus'aus mein'm Kopf, du'Dreckstück“, knurrt sie gepresst und drückt sich den linken Handballen gegen die Schläfe, während sie mit links Caf aus der Kanne von der Warmhalteplatte in den Becher füllt – es ist eine lächerliche Aufforderung. Sie würde nie vergessen, wie diese Frau wie mit kalten, dürren Fingern durch ihren Geist gestreift ist, auf der Suche nach irgendwas; erst behutsam, dann – als sie anfing von der Gedankenwelt die sie erwartet hat, überflutet zu werden – schärfer. Wie wehrlos sie dem ausgesetzt gewesen ist. Schutzlos. Hilflos. Bis die Frau sich in ihrem Kopf letztendlich der Wut hingegeben hat und zersprungen ist, in unzählige Spiegelscherben, die sich in jeden ihrer Gedanken gebohrt und sie gelähmt haben.
    „Fuck!“, beschließt sie ein weiteres Mal mit Nachdruck, lässt die Hand von der Schläfe auf die Arbeitsplatte schnellen, ballt sie auf dem Weg zur Faust.
    Seit Tagen, seit sie über den Namen in den Unterlagen gestolpert ist, verfolgt die Frau sie in ihren Träumen. Diese verdammten Augen!
    Es hilft, beim atemlosen aus dem Schlaf gerissen Werden nicht alleine zu sein. Beruhigung in der Nähe einer Umarmung zu finden. Es hilft – aber es reicht nicht.
    Es reicht auch nicht, sie in einem Absatz ihres Berichts sachlich als extrem gefährlich einzustufen.
    Vielleicht sollte sie sie bei dem Treffen heute Abend ansprechen. Davor warnen wie bedrohlich und uneinschätzbar das Orakel des Lords ist. Vielleicht sollte sie es aber auch lassen; alles, was sie über die Sith sagen könnte, wäre untrennbar mit persönlichen Erfahrungen verknüpft. Erfahrungen die sie nicht bereit ist, zu teilen.
    Vielleicht sollte sie sich einmal mit Jestocost unterhalten – privater. Das hatte sie sowieso vor, alleine weil Alans Berichte über seine Begegnung mit der Sith... beunruhigend gewesen sind.
    “Ist doch kacke, Trig. Weißte, ich würde die echt gern mal wiedersehen, aber ich will mich mit keinem treffen, der dich fast umgelegt hätte.“
    Beunruhigend genug, davon auszugehen dass sie auch sein Hirn gefickt hat. Jestocost sollte davon wissen.
    „Ey leck'mich doch...“, knurrt sie und lässt den Blick durch den Raum huschen, auf der Suche nach irgendwas, das in der Lage ist, die düstere Scheiße auf ein Nebengleis ihrer Gedanken zu verbannen. Ihr Blick bleibt auf der Küchenschere zwischen den Messern an der Wand hängen, und ihr Mundwinkel hebt sich. Eine halbe Sekunde später realisiert ihr Hirn, warum.


    ~ Ein paar Tage zuvor ~
    Ihre Hand schnellt hoch, als er ihr in lockerem Bogen eine Tüte zuschmeißt, wortlos, direkt nach dem Reinkommen, noch
    bevor er Mantel oder Barett abgelegt hat.
    Die Finger graben sich in das Plastik, erfühlen etwas
    Weiches im Inneren des Behältnisses. „Was is'das?“, fragt sie mit hochgezogener Braue, sieht am ausgestreckten Arm vorbei.
    „Ein Shirt“, antwortet er
    unglaublich auskunftsfreudig, schmeißt eine zweite Tüte auf das Sofa und legt jetzt auch seinen Kram ab.
    Mit skeptisch gerunzelter Stirn streift ihr Blick erst die zweite Tüte, wandert weiter zu der in ihrer Hand. Sie nimmt den Arm runter und entfaltet die Öffnung, versenkt die zweite Hand im Inneren und zieht das Stoffbündel hervor. Ihr Stirnrunzeln
    verstärkt sich, als sie das Ding entfaltet; es ist ein graues Coruscant Colossus Shirt. Kindergröße.
    „Äh...“, kommentiert sie das Teil und sieht fragend wieder auf.
    Statt Aufklärung zu leisten, fischt er die andere Tüte wieder vom Sofa, öffnet sie und zieht ein
    weiteres Shirt heraus. Es ist grün, das Logo der Alderaan Aristocrats prangt darauf – und es ist auch in einer Konfektionsgröße, die eindeutig für noch nicht Ausgewachsene gemacht ist.
    „Die Alderaaner fordern Revanche“, teilt er nun endlich mit, fasst das Shirt am Kragen und hält es sich vor die Brust, grinst darüber hinweg – es ist
    absurd zu klein!
    Sie blinzelt, lacht heiser auf. Den
    ganzen gestrigen Abend hat sie ihm den drei zu null Sieg der Mini-Colossus über die Mini-Aristocrats unter die Nase gerieben – und den ganzen gestrigen Abend hat er das Ergebnis angefochten. Von Schummeln ist die Rede gewesen. Von Bestechung des Unparteiischen. Vom Gönnen eines Erfolgserlebnisses, damit die Weicheier nicht wieder heulen.
    „Wir fechten das jetzt aus!“, beschließt er mit
    Nachdruck, schmeißt das Shirt auf den Tisch und fängt an, die Uniform aufzuknöpfen. „Ich bin Alderaan, du Coruscant!“
    „In
    den Dingern?“ Wieder auflachend hält sie das graue Shirt hoch, mustert es noch einmal. „Un' wo genau zieh'n wir'uns die hin?“
    „Höre ich da eine
    Aufgabe?“, gibt er grinsend zurück.
    Sie verengt die Augen, verschränkt die Arme locker vor der Brust und deutet mit dem Kinn auf den Tisch, ehe sie die nackten Füße darauflegt. „Na'los...
    das will'ich seh'n!“
    Auch
    er verengt die Augen zu schmalen Schlitzen, nickt einmal. „Ich bin dabei...“


    Es sind die komischsten zehn Minuten ihres Lebens gewesen, zu beobachten wie er wirklich versucht hat, das Ding anzuziehen, so lange nicht bereit zu akzeptieren dass es einfach nicht geht, bis es an der Seite gerissen ist, als er es mit Gewalt über die viel zu breiten Schultern kriegen wollte. “Hab'ich da etwa'ne Aufgabe gehört?“, hat sie sich natürlich nicht sparen können, das Geräusch zu kommentieren, woraufhin er in die Küche gestürmt ist und das Logo einfach ausgeschnitten hat. “Du bist dran“, hat er sie wissen lassen, während er sich das Ding mit in mehreren Bahnen um die Brust geschlungenem durchsichtigem Tape befestigt hat.
    Sie hat das Shirt sogar angezogen bekommen. Gut, sie hat ihre Arme nicht senken können, von atmen mal ganz zu schweigen, aber es war angezogen. Mindestens dreißig Sekunden sogar in einem Stück, bis die ersten beiden Risse das Problem mit der Bewegungsfreiheit der Arme erledigt haben!
    Dann haben die Coruscanti ihren Sieg vom Vortag noch einmal untermauert – auch wenn die Alderaaner das zerrissene Shirt natürlich als Cheating deklariert haben und sich als moralischer Sieger sahen.
    Grinsend nickt sie der Schere zu, die es geschafft hat, die Düsternis aus ihrem Hirn auf die Ersatzbank zu setzen. Nicht weg, aber für den Moment unwichtig. Platz für wirklich akute Dinge.
    Sie greift sich die Caftasse und macht sich zurück auf den Weg ins Wohnzimmer, wo ein Pad mit einer ganzen Menge Dingen darauf wartet, noch einmal durchgegangen zu werden.

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    Coruscant, ein Appartement über der Stadt, kurz nach Mitternacht


    „...dass sie es mir nicht so einfach machen ist mir klar, ich rede auch von Vermessungen von mehren Wochen. Ich kann nicht eine Drohne drüberfliegen lassen und aufgrund einer Messung reagieren, zu viele Variablen die wir damit nicht abdecken können. Ich denke da an ein ganzes Team, wissenschaftlich, daher auch ein Forschungsschiff, das wohl ne ganze Menge Arbeit ist.“
    Sie fixiert mit zusammengezogenen Brauen den letzten Bissen Burger in ihrer Hand, schiebt den Unterkiefer vor und atmet tief ein und wieder aus. „...un' die ham'...“ Sie stockt kurz, fährt düsterer fort: „...'ne vollkomm'n uneinschätzbare Komponente.“ Langsam drückt sie den letzten Happen Burger mit Daumen und Zeigefinger fest zusammen, mit starrem Blick beobachtet sie das Herausquellen der Sauce.
    „Ich deute das mal als ein 'es soll öfter Burger geben'“, kommentiert er mit einem Seitenblick ihr Tun. „Was genau meinst du damit?“
    Sie schüttelt unwirsch den Kopf, stopft sich hastig den letzten Bissen in den Mund, hebt die Aleflasche und tippt sich mit der Öffnung gegen die Unterlippe, während sie kaut, spült mit einem Schluck nach, als sie fertig ist, bevor sie die Flasche auf den Oberschenkel sinken lässt. Langsam schabt ihr Daumennagel über die Kante des Etiketts, der Blick darauf fixiert. „Im'Gefolge 's Darths... befinnet'sich 'ne Sith, die...“ Sie schürzt die Lippen und zieht die Brauen noch weiter zusammen. „...Dinge sieht. Eeh, irg'ndwie. Machtscheiße. Frag'mich nich'...“
    „Dinge?“ Er zieht eine Braue hoch und seine Stirn legt sich in Falten.
    „Dinge. Alles'Mögliche. Total nich' einschätzbar. Fuck'eeh...“
    „Meinst ne Art Hellseherin oder so, die weiß was wir tun bevor wir es tun oder was für ne Scheiße?“
    Sie wendet das Gesicht ab, presst die Lippen aufeinander und nickt leicht. „So... in'der Art. Eeh, nich' alles... 's is'ne total wahnsinnige Frau. Aber'eeh... an'dem Scheiß is' was dran. 's is' keine Spinnerei.“ Leiser fügt sie an: „Sie is' krass gefährlich...“ Dann presst sie die Zahnreihen hart aufeinander, bemüht, sachlich zu bleiben. Beherrscht.
    „Was, du willst mich doch verarschen, oder? Woher weißt du das?“ Unglaube schwingt in seinen Fragen mit.
    Sie löst den Druck des Kiefers, nur um stattdessen die rechte Seite der Unterlippe zwischen die Zähne zu ziehen und darauf herumzukauen. Langsam, sich bewusst auf die kontrollierte Bewegung konzentrierend, lehnt sie sich vor, um ihren leeren Teller auf den Tisch zu schieben.
    „Los, sag schon, ich mein...“ Er neigt den Kopf. „...ich werd dir deinen Kopf nicht abreißen, schocken kannst mich nicht mehr und irgendwie glaub ich auch nicht dass du es hinbekommst das ich dich nicht mehr mag.“ Er lehnt sich in ihre Bewegung, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. „Also mach nicht so einen Aufstand und sei nicht so... angespannt... nervös, oder was auch immer, das passt nicht zur Lady Boom!“ Ehrlich lächelnd setzt er sich wieder aufrecht.
    „Ich'hab...“ Sie schüttelt leicht den Kopf, senkt den Blick wieder auf den Daumen, der das Schild der Aleflasche mit dem Fingernagel bearbeitet. „...sie'hat...“ Tief atmet sie ein, zitternd wieder aus. „...mich'fast...“ Sie wird leiser. „...umgebracht.“ Gänzlich tonlos fügt sie an: „In mein'm Hirn.“ Zahnreihen schaben aufeinander, während sie weiter auf die Flasche starrt, die Fingerspitzen der freien Hand mit Duck in ihren Oberschenkel gräbt.
    Er stellt die Flasche weg, lehnt sich zu ihr rüber und schließt die Arme um sie. „Ich verspreche dir...“ Unterdrückter Zorn liegt in seiner Stimme. „...ich lass nicht zu dass sie ne zweite Chance bekommt.“ Er schweigt einen Moment, als er fortfährt, klingt er weich. Beruhigend. „Nun glaub ich dir, dass sie gefährlich ist, sonst hätte der Rancor sie zerfleischt.“ Sanft legt er die Lippen an ihre Schläfe. „Zusammen machen wir sie fertig!“
    „Fuck'eeh... sie is'...“, murmelt sie heiser und legt die Stirn an seine Schulter. „...die'einzige Sith vor'der ich... echt Angst hab. Also... über'akut hinaus“, zwingt sie sich zum Weiterreden. Anspannung lässt sie zittern.
    „Dann sollten wir sie auf jeden Fall mit in den Fokus nehmen bei unseren Aktionen und Ermittlungen, auch gegen sie muss es ein Mittel geben und als solche Gefahr müssen wir gegen sie vorgehen.“ Seine Arme umschließen sie enger, drücken sie an ihn.
    Sie lächelt bitter, schiebt die Aleflasche blind tastend an die Sofalehne, klemmt sie fest um ihre Arme um ihn zu legen. Es hilft, sich festhalten zu können. Es hilft, halbwegs sachlich zu bleiben. Zielorientiert. Weiter zu sprechen. „Gibt's... aye... un'ich schätz, sie is' scharf auf'dieses Mittel.“
    Etwas ist mit der Sith passiert, nachdem sie in ihrem Hirn Amok gelaufen ist. Die Frau hat geschwankt, als sie selber das Bewusstsein verloren hat und zu Boden gegangen ist. Und als sie aufgewacht ist, auf der Krankenstation der Sunset, hat die andere neben ihr im Bett gelegen. Sie ist anders gewesen. Normaler. Weniger bedrohlich.
    Dass die Frau sich für sie interessiert, hat Alan ihr gesagt. Dass sie sie – genau genommen ihren Arsch – in seinem Kopf gesehen hat.
    Er wendet ihr das Gesicht zu, küsst mehrfach ihre Schläfe, gibt ihr Raum für ihre Gedanken, bevor er weiterspricht: „Welches Mittel? Glaub mir Trigger, wir machen sie fertig. Wir beide und die anderen bekommen das hin, solange wir zusammenstehen kann uns nichts besiegen, auch keine Sith! Du bist die verdammt nochmal verfickt Beste die ich kenne!“ Die Eindringlichkeit seiner Stimme dringt durch den düsteren Schleier in ihrer Gedankenwelt, als wäre er nicht mehr als dünne Spinnweben. „Zudem bist du nicht alleine, du hast ein verdammt gutes Team. Alan...“ Ganz am Rande fällt ihr auf dass er diesen Namen nicht mit dem üblichen Widerwillen ausspricht sondern vollkommen ernst. „...mich... und noch andere!“
    „Schätz, sie is'... hinner'mir her...“, redet sie leise weiter. Weiterreden. Verflucht, es hilft. Es aussprechen nimmt den Gedanken einen Teil der Schärfe. „...weil'se mit mein'm Kopf nich' klarkommt. Dass'se versucht'hat mein Hirn zu röst'n, war'ne Reaktion.“ Bei den Sternen, dieser ungefilterte Zorn, als die Sith feststellte dass es zu viel ist. Dass sie überfordert ist. „...weil'se nich' klarkam“, endet sie tonlos, ohne dass sie etwas dagegen tun kann, beschleunigt sich ihre Atmung bei der Erinnerung, ihre Fingerkuppen graben sich in seinen Rücken.
    „Sie versteht dich nicht, sie kann nicht eintauchen, weil du zu gut bist!“, presst er das Gesagte in eine Theorie. Verdammt, wie kann er so überzeugt klingen? So vollkommen sicher?
    „Sie is'...“ Sie ächzt gepresst. „...in mein'n Gedank'n... zersprung'n. Hat'sich wie taus'nde kleiner Spiegelscherb'n in mein'n Kopf'gebohrt. Jed'n Gedank'n lahmgelegt. Weil'se... keine'Ahnung...“ Sie schüttelt hilftlos den Kopf, presst die Lippen wieder aufeinander und schnieft leise.
    „Wir bekommen das hin, sie wird dir nie wieder so etwas antun!“ Wieder diese absolute Zuversicht. Verdammt, sie will ihm glauben!
    „Fuck'eeh...“ Konzentriert löst sie den Druck ihrer Finger ein wenig, zwingt den Atem in langen Zügen durch die Nase, während er ihr mit einer Hand durch die Dreads streicht, sie weiter an sich gedrückt hält. Minuten der Stille, in der ihr Atem allmählich ruhiger wird, die Anspannung und damit das Zittern abebbt.
    „Ich'hab...“, beginnt sie heiser, räuspert sich leise und schluckt einmal hart. „...hab'das... unner Kontrolle.“ Wieder atmet sie tief ein und aus, nickt einmal zur Bestätigung, als sie feststellt dass ihr Atem tatsächlich wieder ruhig ist. „Geht'schon wieder...“
    Er nickt ihr zu, denkt gar nicht daran, die Umarmung zu lösen. „Ich weiß dass du das unter Kontrolle hast. Wie ich sagte, du bist die Beste.“
    „'s wird'mich nich' beeinträchtig'n...“, murmelt sie leise. Verdammt, es darf sie nicht beeinträchtigen!
    „Wird es nicht“, gibt er bestätigend zurück.
    Sie hebt den Kopf an, atmet weiter betont tief, löst eine Hand von seinem Rücken, um mit dem Handballen die Feuchtigkeit von ihren Wangen zu wischen.
    Lächelnd sieht er sie an, lässt die Tränen vollkommen unkommentiert. Langsam richtet sie sich wieder gerader auf, reckt das Kinn, einen Moment huscht der so übliche stolze Trotz über ihre Züge, wird aber schnell von einem ehrlichen, dankbaren Lächeln abgelöst. „Ja... hm... dunkles'Kapitel“, redet sie weiter, etwas verlegen. „Eeh, Kernaussage is', die is' echt gefährlich... un' unberech'nbar.“
    Er lehnt sich noch einmal vor um ihr einen schnellen Kuss zu geben, richtet sich dann auch wieder gänzlich auf. Nickt. Zurück zur Sachlichkeit. „Das sollten die anderen auch wissen, vielleicht können die Jedi was tun... eine Art Schutz vor ihr oder ihren Fähigkeiten erstellen oder sie in die Irre führen.“
    „Ich'hab... eeh, versucht in mein'm Bericht sachlich darauf hinzuweis'n. 's is' 'n bissch'n schwierig ohne dass'es in'was Persönliches abrutscht. Schätz, ich'sollte da ma' mit'Meister Alde faktisch drüber sprech'n. Der'hat von'dem Machtscheiß Ahnung.“
    „...oder mit Alan privater, der dann seinem Meister vermittelt.“ Wieder fehlt der Erwähnung Alans gänzlich die übliche Aversion.
    „Nee, 's geht... Alan nix'an.“ Sie schüttelt leicht den Kopf. Alan weiß von ihrer Begegnung mit der Frau. Nicht im Detail, aber dass sie nahe daran gewesen ist, sie zu töten. Seine Reaktion ist bedenklich gewesen.
    Er nickt. „Wie du willst, dann ist Meister Alde die richtige Wahl, denke ich.“
    „Geht'ja nich' um'den persönlich'n Scheiß...“ Sie lächelt matt. „...sonnern'um 's ganz solide annere. Schutz'vor ihr, Jedikram.“
    „Aber es ist wichtig, wer weiß was sie mit schwächeren Geistern tun kann.“ Er nickt erneut, lächelt schief. Ich meine, mich würde sie wohl schneller klein bekommen und wenn sie auf Voss ist, brauchen wir einen entsprechenden Schutz.“
    „Na, 's ging'da nich' um Stärke... eher'um Reizüberflutung“, stellt sie richtig, zuckt einmal mit den Schultern, stellt fest dass das gut gegen die Verspannung ist und wiederholt das Schulterzucken ein paar Mal locker. „Egal. Eeh, den Typ'n mitbekomm'n der'bei den'n in... Gefang'nschaft, Obhut, whatever is'? Gemrim? Ehemaliger republikanischer Soldat, im'Jahr null in Kriegsgefang'nschaft gerat'n un' für'tot erklärt word'n?“
    Sie sprechen weiter, eine ganze Weile noch, jetzt wieder vollkommen themenorientiert. Gemrim. Die Gefangene PSB-037. Bis spät in die Nacht. Eigentlich hätte sie noch einen Bericht an Jestocost schreiben müssen, aber verdammt, das kann bis morgen früh warten!

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    Borosk, Sektor #40, Lager Besh-40, abends


    Sie nennen es das Loch, und es gibt keinen passenderen Namen für die Ansammlung von Wellblechbaracken auf schlammigem Grund. Zwei Aufklärer haben sie im Orbit abgeholt und bis in den Sektor begleitet, am Boden wurden sie mit gezogenen Waffen - auf sie gerichtet - empfangen, inklusive der charmanten Frage, was das für eine Scheiße sei.
    Ritter Teral hat nur freundlich darüber hinweggelächelt und den Soldaten mitgeteilt dass es ihnen auch eine Freude sei, sie zu sehen, wohingegen Ilokai – nein, Ritter Duskweaver – den Männern mitgeteilt hat dass das Captain Trigger sei – und sie gerade auf eine offizielle Vertreterin des SID zielen würden. Scheiße!
    Gut, man hätte natürlich damit rechnen könnten dass es mit ihrer Hautfarbe nicht gerade ein entspannter Plan ist, einen Sektor anzufliegen, der sich auf einem sich im umkämpften Zustand befindlichen Planeten befindet, aber in Begleitung zweier Ritter des Ordens hat sie das nicht als so problematisch eingestuft – wie hätte sie denn ahnen können dass einer davon beschließt, es sei eine gute Idee, sowas zu erzählen!
    Nachdem das Thema zu Sergeant Railees Zufriedenheit irgendwie geklärt gewesen ist, hat er sie in die Baracken geführt; PSB-037 ist in einem am Gang von Bewaffneten bewachten Zellenblock untergebracht und nachdem der Soldat die Tür geöffnet hat, lässt er sie alleine.
    „Verfickte Scheiße!“, kommentiert die im Inneren der Zelle auf und ab laufende, mit Handfesseln bestückte Rattataki das Eintreten des Mirialaners, nimmt eine lauernde Haltung an und weicht an die Wand zurück.
    „Du hast dich versprochen, das wird 'guten Tag' ausgesprochen auf Basic“, erwidert der Ritter, sieht sich gleichgültig in der Zelle um und deutet dann auf Tisch und Stuhl in der Mitte. „Setz dich.“
    Ritter Teral folgt ihm, sie neigt kurz grüßend das Haupt in Richtung der Gefangenen. „Seid gegrüßt, Anosha“, lächelt sie der Rattataki mit ihrem scheinbar unerschöpflichen Pool aus Freundlichkeit entgegen. Sie selber bleibt in der Tür stehen, verschränkt die Arme locker vor der Brust und lehnt sich mit der Schulter in den rechten Türrahmen.
    „Was ist das für eine verschissene Sache hier?“ Die Rattataki verbleibt mit dem Rücken an der Wand, der misstrauische Blick huscht zwischen ihr und den beiden Jedi hin und her. „So werden Asylanträge in der verfickten Republik behandelt?! Was macht die Chiss hier?“
    Sie schnaubt leise, verzieht die Mundwinkel zu einem etwas ironischen Lächeln. „Die'hat irg'ndwann ma' 'n Asylantrag in'der verfickt'n Republik gestellt“, beantwortet sie trocken zumindest die letzte Frage.
    „Ihr könnt Euch entspannen, Anosha. Wir sind hier aufgrund Eures Asylantrags“, lächelt Ritter Teral freundlich. „Bitte, setzt Euch doch.“ Sie deutet locker gen Stuhl, dann auf sich und Ilokai. „Die Chiss ist eine Republikanerin. Der Mirialaner und ich sind Ritter des Jediordens. Ihr könnt Euch also sicher fühlen.“
    Ritter Duskweaver verschränkt die Arme vor der Brust, weniger locker als die Chiss, sieht kurz zur Tür, dann wieder zu der Gefangenen, bestätigt auch noch einmal, dass sie sich mittlerweile Republikanerin nennen dürfe. Das dürfte inzwischen auch der Dümmste verstanden haben!
    Die Rattataki blinzelt verwirrt. „...Kraddagh! Sicher geht mal ganz anders!“ Dennoch folgt sie der Aufforderung und setzt sich, schiebt die gefesselten Hände unter die Tischplatte.
    „Vielen Dank“, kommentiert Ritter Teral das Setzen, geht selber auf die Pritsche zu und lässt sich darauf nieder, streckt die Beine locker aus, während die Chiss die Braue ein Stück hebt und den Kopf etwas zur Seite neigt, einen Blick unter den Tisch andeutend. Mit einem Schulterzucken sieht sie wieder ins Gesicht der Gefangenen. Schweigt.
    „Wir würden es sehr schätzen, wenn Ihr kooperiert“, fährt Ritter Teral fort. „Das bedeutet, Antworten auf unsere Fragen geben ohne uns zu beschimpfen, irgendwas nach uns zu werfen oder uns anderweitig anzugreifen. Wir werden im Gegenzug dasselbe tun. Verstanden?“ Weiterhin klingt sie freundlich und vollkommen ruhig.
    Die Rattataki nickt, ihr Körper steht sichtlich unter Spannung. Sie faltet die gefesselten Hände ineinander und drückt die so entstandene Faust von unten gegen die Tischplatte. „Hab' schon verstanden. Immerhin besser als Private Superblaster zuzusehen wie er versucht, ne scheiß Army-Ration aufzureißen.“
    Ritter Duskweaver hebt eine Braue, wirft einen schweigenden Seitenblick zur Tür.
    „Sehr erfreulich“, beschließt Ritter Teral lächelnd, verschränkt Arme und Beine locker. „Fangen wir also am Besten von vorne an. Ihr habt Euch freiwillig ergeben und Asyl erbeten obwohl Ihr offensichtlich für das Imperium gekämpft hattet, noch dazu ein Lichtschwert getragen habt. Meine Fragen dazu lauten: A – Warum wollt Ihr zu der Republik? Und B – Wieso bezeichnet Ihr Euch selber nicht als Sith?“
    Die Gefangene springt auf, die Hände drücken gegen die Tischplatte, als wolle sie den Tisch von sich wegstoßen. „Verfickte Scheiße! Wie oft noch! Weil ich keiner bin!“, braust sie auf. „Diese verfickten, reinblütigen Sektierer und ihr gesamter scheiß Kodex kann mich mal! Stärke bricht Ketten... eine Scheiße macht Stärke im Imperium!!“
    „Eeeey, hinsetz'n, ruhig bleib'n!“, schnaubt es schroff aus dem Türrahmen. „Die'Lady hat'ne einfache Frage'gestellt, da tut's ja'wohl auch'ne einfache Antwort!“
    Die Jedi nickt freundlich in ihre Richtung. „Was sie sagt, Anosha. Wir werden uns ruhig unterhalten.“
    Die Rattataki schnaubt, sekundenlang steht sie unter Spannung im Raum, der Blick wandert gehetzt von einem zum anderen. Schließlich wendet sie sich dem Stuhl zu, hebt ihn betont langsam vom Boden, stellt ihn wieder hin und lässt sich darauf fallen, ohne dass ihre Anspannung sich löst.
    Brummend beobachtet sie den Weg der Frau, nickt, als sie sich wieder setzt, verlagert ihr Gewicht gänzlich auf das rechte Bein.
    „...ich will zur Republik, weil ich weit weg vom Imperium sein will. Verflucht, die werden mich umbringen, wenn sie mich kriegen und das auch nur, wenn ich verschissenes Glück habe!“ Die Gefangene sieht in Richtung der Jedi auf der Pritsche, für einen Moment wirkt sie eher resigniert als angriffslustig. „Ich will kein Sklave sein, Ma'am. Ich will nicht eine Waffe sein, eingesetzt zum Vergnügen oder Nutzen anderer... das war ich verdammt noch eins lage genug.“
    Der Mirialaner nickt seiner Jedikollegin einmal zu, verharrt ansonsten still.
    Die Chiss schiebt die Unterlippe leicht vor, beobachtet die Rattataki mit seicht gerunzelter Stirn. „...'s de 's verdammt schwer hab'n wirst, auch in'der Republik, 's weißte wahrscheinlich?“
    „Wo nicht?“, gibt die Rattataki zurück. „Verfickte Scheiße! Scheint definitiv nen Fluch zu sein, Macht nutzen zu können.“
    „Ich'dacht eher an'die Spezies“, zuckt sie mit einer Schulter.
    „Leck mi...“ Anosha unterbricht sich. „Also, wie geht das jetzt weiter hier?“
    Sie deutet mit dem Kinn zur Pritsche. „Du has' 'n Deal angebot'n, da sitzt'dein Verhandlungspartner. Ich'bin hier nur...“ Sie schnaubt belustigt. „...eeh, 's gute'Beispiel oder'so.“
    Die Rattataki seufzt schwer. Dass ihr Widerstand allmählich bröckelt, ist ihr deutlich anzusehen. „Es ist ein Deal, Jedi. Ich will Garantien, dann gebe ich euch, was ich habe.“
    „Zuerst bringen wir dich von hier weg“, schaltet sich der Mirialaner nun doch dazu, verharrt weiterhin unbeweglich.
    „Wohin!?“ Sofort spannt Anosha sich wieder an.
    „Coruscant“, antwortet Ritter Duskweaver wie aus dem Blaster geschossen, was ihm einen Blick inklusive minimal gehobener Braue von Ritter Teral einbringt.
    „...verfickte Scheiße!“, gibt die Rattataki genauso spontan zurück, sieht mehrfach von einem Jedi zum anderen. „Was erwartet mich auf Coruscant, welche Sicherheiten habe ich?“
    „So kann man es auch nennen...“, seufzt der Mirialaner und klingt fast so etwas wie amüsiert, macht ein paar Schritte von der Wand weg. „Ich will nicht wissen was du weißt, weil du uns sowieso nicht glauben oder gar trauen wirst, bis wir dort sind. Du wirst denken, wir verlangen dir jetzt alle Informationen ab und verkaufen dich dann wieder an das Imperium für noch mehr Informationen. Ich will nur wissen wie prekär diese Informationen sind. Prekär genug, uns mitten im Nichts aus dem Hyperraum zu reißen? Ich bin ganz gerne auf solche Dinge vorbereitet.“ Er folgt mit dem Blick einer der Wandverstrebungen, macht einen Schritt um den Tisch herum. „Im Gegenzug dazu verspreche ich dir, dass du auf dem Flug ohne irgendwelche Alpträume schlafen kannst.“
    Beide Augenpaare – Jedi wie Chiss – sehen in Richtung des Mirialaners. Ritter Terals eher abwartend, ihre eigenen unter seicht gerunzelter Stirn. Sie weiß wie ungern Ilokai Versprechen gibt.
    Misstrauisch beobachtet Anosha seine Bewegung um den Tisch herum. „Keine Ahnung, wie präkär die sind? Ein Lor der Sith, irgendwelche Scheiße, die man ihm geben will, nen paar Namen. Ich hab's dem dämlichen Serge gesagt!“ Kurz hält sie inne, fährt vorsichtig, beinahe höflich fort: „Und wie wollt ihr diesen ganzen Scheiß aus meinem Hirn schneiden?“
    „Tatsächlich, da ich eine elende Optimistin bin, habe ich die Vorstellung, dass Ihr uns alles freiwillig erzählen werdet“, lächelt Ritter Teral.
    Brummend nickt die Chiss in Richtung der sitzenden Jedi. Natürlich. Sie ist schließlich auch bekannt dafür, ein elender Optimist zu sein.
    Die Gefangene hebt die gefesselten Hände. „Vertrauen. Eine Scheiße ist Vertrauen!“
    Sie hebt steil eine Braue, fängt kurz einen Blick von Ilokai auf der ihr sagt, dass ihm irgendwas nicht gefällt. „...der Vertrau'nsvorsprung sollte dadurch gegeb'n sein, dass'wir dich mitnehm'n ohne dass'de auch'nur die Zähne aus'nannergekriegt has', Sweetie... finneste nich', 's reicht für'den Anfang?“
    Die Rattataki kneift die Augen zusammen, starrt wütend in Richtung der Tür, so angespannt, dass jederzeit damit zu rechnen ist, dass sie wieder aufspringt.
    „Hände“, fordert der Mirialaner sie auf, Anoshas Aggression rutscht in Irritation ab, stirnrunzelnd streckt sie die Hände aus – und Ritter Duskweaver macht sich tatsächlich daran, ihre Handfesseln zu lösen.
    Die Chiss ächzt gepresst, verdreht die Augen. „Zerlegste irg'ndwas auf mein'm Schiff, zerleg'ich dich“, brummt sie knurrend, leise nur, mehr zu sich selbst als in den Raum gerichtet.
    „Ich kann den Scheiß nicht aus deinem Kopf schneiden“, beantwortet der Mirialaner nun die Frage, betrachtet die Handfesseln kurz, ehe er sie auf dem Tisch ablegt. Anosha reibt sich die Handgelenke und kreist mit den Schultern. „Das kann keiner. Es wird auch keiner tun. Das ist etwas, mit dem du selbst klarkommen musst. Wir können dir nur zeigen wie das funktioniert. Für eine, vielleicht zwei Nächte Schlaf wird eine gewisse Suggestion ausreichen, um dein Bewusstsein und Unterbewusstsein abzulenken. Danach musst du es selbst lernen.“
    Misstrauisch blickt Anosha zwischen den Anwesenden hin und her, nickt dann sehr langsam. „Lord Treag unter Darth Calderis“, murrt sie leise.
    Die Chiss löst eine Hand aus der Verschränkung der Arme, lässt sie langsam am Handgelenk kreisen. Ilokai geht ruhig wieder um den Tisch herum.
    „...ich sollte den verschissenen Sith, seine Umgebung und ein paar Begriffe prüfen, also spazierte ich auf Voss einfach rein, das Gebiet ist neutral... war denen sowas von egal, natürlich haben sie mich geschnappt. Verschissene Cyborg-Schlampe!“ Der wachsame Blick folgt dem Jedi bei seinem Lauf. „Scheiße, könnt ihr das lassen, Myl... Sir?!“
    „Geht verschiss'ne Cyborg-Schlampe auch'nen bissch'n präzier?“, hakt sie mit steil gehobener Braue nach.
    „Ilokai“, verbessert Ilokai das Sir und verharrt an Ort und Stelle annähernd bewegungslos.
    Wieder sondiert Anosha die Konstellation, es wirkt als würde sie nach Flucht- oder Angriffswegen suchen. „Major Takematsu“, fährt sie irgendwann fort, der Blick bleibt an der Tür hängen. „Sie hat mich verhört.“
    Die Brauen der Chiss ziehen sich leicht zusammen, sie neigt interessiert den Kopf. „Krieg'n wir das ma' hin ohne dass'man dir jedes'Wort aus'der Nase zieh'n muss? Du'hattest 'n Auftrag. Eeh, Auftraggeber? Kontaktaufnahme? Wann'war das? Was hat'er dir gegeb'n?“
    „Fick dich!“, fährt die Rattataki sie an. „Ihr wollt mein Wissen, ich will das verschissene Asyl!“
    Die Chiss atmet tief ein, hält den Luftstrom kurz in aufgeblähten Backen, lässt ihn dann langsam über nur minimal geöffnete Lippen entweichen. „Korrekt. Falls dir'das noch nich' aufgefall'n is', Sweetie... daran arbeit'n wir'grad!“
    „Nenn mich noch einmal Sweetie und ich steche dir deine verfluchten roten Augen aus!“, schnappt Anosha zurück.
    Ilokai hebt die Hände mit offenen Handflächen, eine in Richtung der Rattataki, eine in Richtung der Tür. „Wir sollten auf dein Schiff gehen“, redet er betont ruhig, den Blick gehoben.
    Die Gefangene hebt an, etwas zu sagen, schweigt aber bei der Geste des Jedi, kurz bleibt ihr Blick auf ihm hängen, geht dann weiter zur Tür.
    Die Chiss öffnet die verfluchten roten Augen etwas weiter, schüttelt leicht den Kopf. „Ach'echt?“, lächelt sie schmal. „Ich könnte dir 'n bissch'n was sag'n zu Asyl im republikanisch'n Raum als Angehöriger einer Spezies, die'se da eig'ntlich eher vor dem Lauf ihrer Gewehre hab'n... ich'würds sogar tun. Eeh, aber'deine Gesprächsbereitschaft – Sweetie – is' krass fürn Arsch.“ Sie zieht die rechte Seite der Oberlippe leicht hoch, der Ton wird etwas barscher. „Krieg'das hin. Un' krieg'das möglichst schnell hin. Sons' hasse wirklich 'n verdammtes Problem mit'deiner Asylanfrage. Deine verfickte Republik is'kein scheiß Märch'nland, in'dem auch'für den letzt'n Wichser alles'gut wird. Willste'da hin, willste'da was Besseres erreich'n als...“ Sie deutet vage in den Raum. „...das hier, dann musste'dafür was tun!“
    Während sie spricht, hebt der Mirialaner die Hand, die er in ihre Richtung ausgestreckt hatte, massiert sich unter leichtem Durchatmen die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger, die andere Hand weiter ausgestreckt. Sie beachtet ihn nicht, beobachtet stattdessen Anoshas Reaktion.
    Fick d...“, braust sie zuerst auf, stoppt sich aber in der zweiten Silbe selber durch festes Zusammenpressen der Lippen. Die Stirn der Rattataki runzelt sich, die Fäuste werden geballt. Deutlich arbeitet in ihr etwas, während ihr Blick weiter vom leuchtenden Tiefrot angezogen wird. Erst nach Sekunden bewegt er sich gehetzt zur Hand des Jedi, langsam, als müsse sie es gegen einen Widerstand tun, nickt sie. Dann steht sie auf – genauso langsam, sehr darauf bedacht, nicht hektisch oder aggressiv zu wirken.
    Die Chiss nickt brummend, ein Mundwinkel hebt sich minimal, als ein Anflug von Akzeptanz über ihre Züge huscht.
    Die Rattataki atmet tief durch, neigt angestrengt den Kopf vor dem Jedi, wendet den Blick dann der Tür zu. „Ich hatte den Auftrag von einem Hutten. Er wollte den Sith etwas verkaufen, ich denke, er wusste selbst noch nicht was genau das sein soll. Ich bekam einige Suchbegriffe mit. Als ich von Calderis verhört wurde, erfuhren sie auch das. Diese Cyborg-Schlampe ist verschissen gut in ihrem Job!“
    „Ich kann mir denken was es war...“, murmelt der Mirialaner, lässt langsam die Hand an seine Seite sinken.
    „Die'Begriffe ham was genau umfasst?“, fragt sie nüchtern weiter, fügt leiser brummend an: „Man'wird auch nich' imperialer Major wenn'man nich' gut is' in'dem was'man tut...“ Kurz streift ihr Blick, ohne dass sie den Kopf bewegt, die zweite Jedi, die noch immer einfach nur freundlich und ruhig vor sich hin lächelt. Gruselig!
    „Recherche, Chiss. Ich hatte Schlagwörter: Fermid, Jedi, Machtanwender, Padawan, Flucht, Desertion, 1078vvC. Dazu ein paar Namen: Calderis, Templar und Raluka, Treag, Eldira Variss. Habe wenig genug rausgefunden, außer dass die verfickten Calderis keinen Spaß verstehen.“
    Sie schnaubt einen trocken-amüsierten Luftstrom durch die Nase, nickt einmal. „Aye, tun'se nich'. Eeh, mich inneressiert vor All'm dein...“ Sie schmatzt nüchtern. „...Gastspiel bei den'n. Vom Land'n auf Voss bis'hin zum Verschwind'n. In all'n klein'n, schmutzig'n Details. Aber'ich...“ Sie sieht erst zu Ritter Teral, dann zu dem Mirialaner, runzelt leicht die Stirn. „...hab'auch keine Einwänne, wenn'wir erstma' hier verschind'n. 'n Sprung in'die Kernwelt'n is' lang, kein'Grund, hier rumzusteh'n, oder?“
    Beide Jedi nicken bestätigend, Ritter Teral erhebt sich von der Pritsche.
    Sie stößt sich mit der Schulter vom Türrahmen ab, wendet Anosha das Gesicht zu und zieht die Brauen zusammen, der Tonfall wird eindringlicher: „Un'ich mein'das wirklich ernst... 's is' mein Schiff un' biste'der Meinung, mein'n Besitz irg'ndwie blöd anzugeh'n, dann werd'ich echt pissig... un' 's wär schade, müsst'ich pissig werd'n, wo'wir uns grad so gut versteh'n...“ Ohne den Blick zu lösen, neigt sie den Kopf leicht.
    „Ich bin mir sicher, niemand von uns hat irgendeinen Grund pissig zu werden“, lächelt Ritter Teral. „Ebenso können wir uns auf dem Flug entspannt unterhalten, nicht wahr?“
    Anosha hält eine ganze Weile aus dunklen Augen in entschlossener Mimik Stand, dann senkt sie den Blick, nickt einmal. „Dein Schiff, deine verschissenen Regeln. Lass mir verfickte Fesseln anlegen, wenn dich das beruhigt. Ich bin's gewohnt.“
    Der Mirialaner deutet der Rattataki den Weg zur Tür. „Nur meine Hand“, warnt er leise, ehe er eben die auf ihrer Schulter parkt, worunter sie sichtlich zusammenzuckt.
    Nickend wendet die Chiss sich ab, gibt den Türrahmen frei. „Nich' nötig, nope. Solang'de die Regeln kenns', sin' wir locker...“
    Nicht einmal eine halbe Stunde später sind sie in der Luft – nach diesem Debakel aus Missverständnissen, Railees Wunsch die Gefangene möglichst schnell loszuwerden und maßloser Kompetenzüberschreitung, das darin geendet ist dass die einzige Person, die keine Berechtigung dazu hat, eine Gefangenenübernahme zu quittieren, dafür zwei Unterschriften hergegeben hat. Noch eine Stunde später, haben die Aufklärer sie wieder an die Orbitgrenze geleitet und sie wechseln in den Hyperraum. Zurück nach Coruscant.

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