Trigger - Snapshots

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    >>>Tag null<<<
    Coruscant, die Tore vor dem Raumhafen, irgendwann am Abend


    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchen die Stadtlandschaft Coruscants in ein Meer aus Farben, die noch nicht vom Schmutz stumpf gewordenen neuen Metallplatten der sanierten Hochhäuser werfen das Licht tausendfach zurück, spiegeln auf ihrer Oberfläche das Farbenspiel der Wolken am Himmel.
    Wärmende Sonnenstrahlen. Echte Sonnenstrahlen, von einem echten Himmel an einem Ort, an dem es echte Bäume gibt!
    Im Schneidersitz sitzt Trigger auf einem Mauervorsprung nahe der Hafentore und betrachtet das Schauspiel zwischen den Hochhausschluchten mit einem stillen Lächeln, ihre Hände liegen locker auf ihren von der Sonne warm gewordenen Oberarmen. Die Helligkeit sticht ihr in die Augen, so dass sie immer wieder blinzeln muss, die Feuchtigkeit, die sich sammelt lässt das Bild ein klein wenig verschwimmen, doch sie wird nicht wegsehen. Sie will diesen Anblick in ihr Hirn brennen, ihn mitnehmen wenn sie später in der Nacht wieder aufbrechen würde, zurück nach Shaddaa.
    Triple-Zero. Ich habe es geschafft. Ich habe es wirklich geschafft! Das Herz der Republik und ich bin... okay, vielleicht nicht unbedingt willkommen, aber zumindest geduldet. Jetzt ist die Galaxie grenzenlos, jetzt bin ich frei!
    Die Chiss schnieft und wischt sich verlegen mit dem Handrücken die Tränen von den Augen, ehe sie ihre Wangen hinab rinnen können. Aus den Augenwinkeln wirft sie einen Blick auf den Wachmann am Hafeneingang, der sie nervös beobachtet und dem sie gefühlte hundert Male versprechen musste nicht außer Sicht zu gehen, sich niemandem zu nähern und auch sonst keine Dummheiten zu machen.
    Was sie wohl glauben was ich tun könnte? Das frage ich mich jedes Mal wenn ich ihre Blicke spüre, manche ängstlich, viele feindselig. Aber es sind weniger geworden. Oder bilde ich mir das ein? Vielleicht bin ich auch nur dickfelliger.
    Sie lacht leise, peinlich berührt, als sie sich erneut über die Augen wischen muss.
    Meine Fresse, diese Heulerei wird ja langsam zur Gewohnheit! Ich muss mir das dringend wieder abgewöhnen, das ist ja wohl krass peinlich!
    Die Sonne ist nur noch ein schmaler roter Streifen der die Skyline in ein leuchtendes Rot taucht. Triggers Lächeln hat eine seltsame Tiefe bekommen.
    Die Sonnenstrahlen vergehen innerhalb weniger Sekunden, sind nur noch eine Erinnerung auf der nackten Haut ihrer Arme, und doch friert sie nicht. Verwundert bemerkt sie, dass dort etwas in ihrem Inneren ist, in ihrem Bauch, ihrer Brust, das sie wärmt. Sie macht sich nicht weiter die Mühe die Tränen wegzuwischen, die ihr langsam über die Wangen rollen, bemerkt sie nicht einmal. Das Geräusch dass aus ihrer Kehle dringt ist eine Mischung aus einem Jauchzen und Lachen.
    So also fühlte es sich an, wenn man wirklich zufrieden ist.

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    >>>Viele Tage zuvor<<<
    Alderaan, mitten in den Bergen


    Schweiß bedeckt als dünne, langsam auskühlende Schicht ihren Körper, ihr heißer, schneller Atem kondensiert in der kalten Luft der alderaaner Berge. Während die anderen Teilnehmer der Expedition seit Stunden nur gewichtig hin und her gehen, sich über das Frühstück beschweren, sich gegenseitig böse Blicke zuwerfen und tun was Sith und Mandalorianer eben so tun, wenn sie auf kleinem Raum in einem provisorischen Lager zusammengepfercht sind, hat sie trainiert. Lauftraining, eine halbe Stunde, immer und immer wieder um das Lager herum. Sit-Ups, Liegestütze, Klimmzüge an einer der Zeltstangen.
    Hab ja gedacht, dass sich vielleicht wenigstens einer der Mandos anschließt. Oder vielleicht son Machtwacklerkrieger. Aber sind sich wohl zu fein für echtes Training. Würd mich nicht wundern, wenn sie sich nur Stims klinken. Echt nicht!
    Jetzt ist es an der Zeit für einen ordentlichen Caf! Während sie in der Versorgungskiste nach einem kleinen Brenner und einer Tasse sucht, ignoriert sie die teils abfälligen, teils bösen Blicke der Gruppe von Sith, deren konspiratives Gespräch im Schatten der Ausrüstung ihre körperliche Nähe wohl unterbrochen hat. Sie schmunzelt.
    Ach kommt, das ist nur Rauch und kein Feuer. Als ich gestern bis zu den Ellenbogen in ölverschmiertem Metall gesteckt hab und euch gesagt habt, anpacken oder verschwinden, da habt ihr euch schneller wegbewegt als ne Spicenutte die vom Giggledust-Ausverkauf hört. Solang ihr ohne uns nichtmal die Lifte bewegt bekommt, braucht ihr die Techniker. Mehr als jeden anderen hier.
    Sie schmeißt den Brenner an und macht ein paar Schritte aus dem Lager raus. Es hat geschneit in der Nacht. Frischer Schnee, das Beste was man für nen Caf bekommen kann. Sie füllt die Alutasse, stopft den Schnee fest und füllt nochmal nach. Noch einmal stopfen, noch einmal nachfüllen und die Tasse ist voll.
    Ach Dreck, sollte Yvi und Aza auch gleich nen Caf machen. Machen den Eindruck von Leuten, die für nen Caf am Morgen über Leichen gehen.
    Sie schlendert zurück, stellt die Tasse auf den Brenner und kramt sich zwei weitere Tassen aus der Versorgungskiste. Die Sithgruppe ist wieder ins Gespräch vertieft, leiser dieses Mal.
    „Jemand nen Caf?“, fragt sie dazwischen.
    Böse Blicke, keine Antwort. Eine von ihnen sieht nicht einmal auf.
    Hast lange für geübt, was Sugar?
    Sie zuckt lässig mit den Schultern, brummt „Dann eb'n nich'“ in sich hinein und macht sich auf den Weg zwei weitere Tassen mit Schnee zu befüllen.
    Als sie weiterkommt, steht einer der Mandalorianer neben dem Brenner. Vollrüstung, wenn auch erstaunlich schlank gehalten für nen Mando, verspiegelter Helm.
    „Thornton, aye?“ Sie nickt ihm zu und nimmt die Tasse vom Brenner, stellt die nächste drauf. Das Wasser kocht inzwischen, schnell noch Cafpulver und schon bereitet sich der Geruch aus, der morgens so essentiell ist wie die Luft, die man atmet, das Training für den Körper.
    „Ja, Thornton. Mike reicht.“ Er nimmt seinen Helm ab.
    „Caf?“ Sie hält ihm die fertige Tasse unter die Nase.
    „Klar, warum nicht.“ Er greift nach dem Alu, pustet in die kochend heiße Flüssigkeit und trinkt schlürfend ein paar Schlucke.
    Okay, Punkt für dich. Du hast nen Vornamen und hast schon zwei Sätze mit mir gewechselt ohne einen auf arrogante Mandosau zu machen. Komm ich mit klar.
    „Was gibt’s? Wenn'de dein Gewehr doch brauchst, 's liegt'im Techlager.“ Sie tauscht wieder die Tassen auf dem Brenner und verwandelt kochendes Wasser in dampfenden Caf.
    „Nein, Blaster und Beskar müssen reichen.“
    „Wer oder'was is'n Beskar?“
    Was wird das hier? Smalltalk?
    Er klopft auf die Messerscheide, die unter seinem Rücken am Gürtel entlangläuft, der Griff der Mandalorianerwaffe nach rechts außen gerichtet. „Das ist ein Beskar. Unsere traditionelle Nahkampfwaffe.“
    Noch ein Punkt für dich. Knappe Worte, kurze Erklärung. Kein langes Blabla, kein Vortrag.
    Sie nickt und schlürft ihren Caf.
    „Ich wollte dich aber eigentlich fragen, ob du einen Schildgenerator über hast, für den Händler.“
    Ich hätte bestimmt einen... wenns mein Job wäre, den Fetten aus Kaas zu schützen. Isses aber nicht, das ist euer verdammter Job.
    Sie schüttelt den Kopf. „Nope, hab nur mein'n. Un'den geb'ich nich' her, solang'hier irg'ndwelche Machtschlamp'n mit Ding'n nach'mir schmeiß'n.“
    Er lächelt leicht, nickt, schlürft einen weiteren Schluck. „Ja, hab ich mir gedacht. Aber fragen kostet ja nichts.“ Er stellt die Alutasse auf einer Versorgungskiste ab und setzt seinen Helm wieder auf. „Danke für den Caf.“
    Sie sieht ihm mit hochgezogener Augenbraue hinterher, als er geht.
    Beeindruckend. Gibt’s also auch, Mandos, die keine Ego-Vollklatsche haben.
    Zwei Minuten später macht sie sich mit ihrer Caftasse und zwei weiteren zurück zum Technikerzelt. Den Brenner und Thorntons Tasse lässt sie stehen. Aufräumen ist schließlich nicht ihr Job.

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    >>>Tag zwei<<<
    Nar Shaddaa, mittags


    Es gibt wenig was so entspannend ist als den eigenen Körper bis an den Rand seiner Belastungsgrenze zu treiben.
    Trigger liegt ausgestreckt auf der Trainingsmatte in ihrem Hangar, Schweiß klebt ihr Shirt an den Körper und rinnt ihr über das Gesicht, langsam beginnt sie ihre Muskeln wieder zu spüren.
    Schwer atmend sieht sie zu der Deckenverstrebung hoch, dehnt den rechten Arm gegen einen aufziehenden Krampf, verzieht das Gesicht, als der unangenehme Schmerz erst aufflammt, dann langsam den Gegenmaßnahmen weicht.
    Oh fuck, das war wohl ein bisschen zu viel. Ich hätt aufhören sollen als es noch wehtat und nicht bis zu dem Punkt weitermachen sollen, wo man nichts mehr merkt.
    Aufstöhnend dreht sie sich auf die Seite, krümmt sich zusammen, als auch andere Muskeln beschließen, ihren Protest über die Behandlung durch Krämpfe kundzutun sei eine gute Idee.
    Eine Weile kann sie nichts anderes tun als es über sich ergehen zu lassen, die Zähne zusammenzubeißen und nach Möglichkeit nicht auf die Matte zu kotzen – dann ist es vorbei.
    Sie stemmt sich auf die Füße, ärgert sich über sich selbst, dass sie es zu weit getrieben hat, schwankt auf schwachen Beinen auf die „Berechtigte Zweifel“ zu.
    Während sie duscht, sind ihre Gedanken eine Nulllinie, das heiße Wasser prasselt auf ihre Stirn und rauscht in ihren Ohren. Als sie den Hahn nach Minuten mit einem Ruck auf kalt stellt, holt der Schock sie zurück aus ihrem Zustand des Nichtseins. Sie fröstelt, stellt das Wasser ab und schüttelt sich wie ein Hund im Regen.
    Ihr Weg zur Cafmaschine hinterlässt feuchte Fußspuren auf dem Bodengitter, sie verknotet ein Handtuch um ihre Taille und aktiviert das Gerät. Während der Geruch von frisch aufgebrühtem Caf die kleine Kochnische erfüllt, zieht sie ein schockgefrostetes Sandwich aus dem Kühler und stopft es in den Auftauer, ihre Bewegungen sind routiniert, Handgriffe, die jeden Tag gemacht werden, über Jahre schon. Sie entscheidet sich, die Kalzium- und Magnesiumdosis für heute zu erhöhen, spült die kleinen Pillen mit einem Schluck Caf runter, schüttelt sich und zischt, als sie sich die Zunge an dem viel zu heißen Getränk verbrennt.
    Mürrisch vor sich hinfluchend schlurft sie in die winzige Kapitänskajüte. Ein Bett, ein Metallschrank. Mehr gibt es nicht. Aber mehr braucht sie auch nicht.
    Sie greift nach der Schranktür, zögert, betrachtet kritisch die grobe Silhouette, die sich auf dem Metall spiegelt.
    Auf Effektivität getrimmt, aber schön ist echt anders.
    Als der Auftauer piept, öffnet sie mit einem Ruck den Schrank, verscheucht das leicht verzerrte Abbild. Sie schmeißt das Handtuch aufs Bett, schlüpft in eine einfache Hose, ein einfaches Hemd.
    Geistesabwesend tasten die Finger ihrer linken Hand mit leichtem Druck ihren rechten Oberarm ab, bis sie den harten Fremdkörper unter der Haut erspüren. Sie wendet den Kopf, sieht auf ihren Finger, presst ihn stärker auf die Haut. Scharf atmet sie ein, als stechender Schmerz den Muskel zusammenzieht. Willkommener Schmerz.
    Verrat. Eidbruch.
    Galliger Geschmack steigt ihre Kehle hoch, verbreitet sich in ihrem Mund.
    Hätte er's getan? Wirklich getan?
    Sie schüttelt den Kopf, ihre Stirn runzelt sich finster.
    Halt, er hat's getan. Eidbruch ist Eidbruch, kann man drehen und wenden wie man will. Klar, das Ding einzugehen war von vornherein bescheuert, nen Kontrakt ohne Rahmen, schwammig. Aber wenn man so doof ist, dann muss man auch dazu stehen. Nichts rechtfertigt Verrat. Nichts.
    Sie schließt die Schranktür, lehnt sich mit dem Hintern dagegen, presst die Hände auf das kühle Metall und seufzt leise.
    Und weiter? Wenn man's einmal macht, macht man's wieder. Das ist ne traurige Wahrheit. War ja schon kurz davor. Im krass großen Stil.
    Gedankenverloren lässt sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Viel zu sehen gibt es nicht. Trines Worte drängen sich in ihre Grübeleien. „Wenn du es geschafft hast ihn davon abzubringen, dann bedeutet das etwas. Etwas Großes.“
    Sie lächelt dünn.
    Mag sein. Aber das ist ne verdammte Grundsatzfrage. Kann ich jemandem trauen, der bereit ist, Verrat zu begehen?
    Der Auftauer piept wieder, reißt sie erneut aus ihren Gedanken. Gereizt schüttelt sie den Kopf und stößt sich von der Wand ab. Sie greift das Handtuch vom Bett auf dem Weg zur Tür.
    Plötzlich stockt sie, wendet den Kopf. Dreht sich langsam um. Ihre Augenbrauen berührten sich fast auf der Nasenwurzel, bilden zusammen mit der steilen Falte auf ihrer Stirn einen scharfen Pfeil. Sie fixiert das Datapad auf ihrem Bett, das bis eben noch von dem Handtuch verborgen war.
    Langsam macht sie die zwei Schritte zurück zum Bett, greift das Gerät und aktiviert es. Schnell hat sie sich zu den eingegangenen Nachrichten navigiert.
    Lange sieht sie auf den Text, der über den Bildschirm flimmert.
    „Ich freue mich sehr. Ich und Bouh vermissen dich und Janin, meine Droidin. Es ist viel passiert. Ich bin frei und die Jagd hat begonnen. Leider habe ich etwas getan, was nicht richtig war. Shione wird es dir erzählen. Egal was passiert. Meine Gefühle sind echt die hier im Spiel waren, sowie die für dich. Ich liebe dich.“
    Ein drittes Mal reißt das Piepen des Auftauers sie zurück in die Gegenwart. Sie schüttelt sich, blinzelt, versucht den nagenden Zweifel zu verdrängen, der wie eine Wompratte an ihren Eingeweiden nagt. Ihr Daumen schwebt einen halben Zentimeter über dem Delete-Button, aufgewühlt nimmt sie wahr, dass er zittert.
    Shione. Verrat. Echte Gefühle. Frei. Kodex. Meister. Fehler in der Kodierung. Zul. Hoth. Rache. Stolz.
    Ihr wird schlecht, als Gedankenfetzen durch ihren Verstand streichen. Chaotisch. Ungreifbar. Ihr frustrierter Aufschrei, als sie das Pad in die Ecke des Raumes schleudert übertönen das vierte Piepen des Auftauers. Hastig verlässt sie den Raum, hämmert mit so großer Wucht auf den Türknopf dass ihr die Hand schmerzt.
    Ich kann es nicht. Ich kann die Nachricht nicht löschen. Warum kann ich es nicht? Zweifel. Verdammte, verschissene Zweifel!
    Noch ein paar Mal piept der Auftauer, doch es ist keiner mehr da, der ihn hören kann. Trigger ist in die Stadt hinaus geflohen.

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    >>>Viele Tage zuvor<<<
    Nal Hutta, Bilbousa, ein abgelegener Automatenraum in einem Casino


    Kerzengerade, reglos wie aus Stein steht sie da, sieht der anderen, einen Kopf kleineren Chiss mit leerer, ausdrucksloser Miene hinterher. Die Fassade hält genau so lange bis der Major außer Sicht ist, dann sacken ihre Schultern zusammen, sie dreht sich zur Seite und schlägt mit der flachen Hand gegen den kalten Stahl der Wand. Schmerz gräbt sich in ihre Züge, als sie die Stirn gegen das Metall drückt, es gelingt ihr nicht, den gequälten Aufschrei zu unterdrücken.
    Sie hört, wie sich Schritte nähern. Aus dem Augenwinkel kann sie sehen, dass es die massive Gestalt des Mannes ist, dessen Auftrag es war das Treffen zwischen ihr und dem Major zu überwachen, sicherzustellen dass keinem von beidem etwas geschieht.
    Sie verliert ihn aus dem Blick, als er die Haupthalle des Casinos verlässt und hinter ihr in den ungleich kleineren Raum mit nur einer Handvoll blinkender Spielautomaten eintritt.
    Sie dreht sich nicht um, hält die Stirn weiter gegen die kühle Wand gedrückt. Er schweigt.
    Als sie endlich, nach Minuten, ansetzt etwas zu sagen, ist ihre Stimme leise und brüchig.
    „Ich hab'grad alles verrat'n woran'ich geglaubt hab.“ Ekel verzerrt ihre Züge, aber das sieht er natürlich nicht. „Für'ein einziges Wort.“
    Langsam dreht sie sich um. Sie legt ihre Handflächen gegen das Metall und lehnt sich haltsuchend an die Wand. Der Mann streicht die Kapuze des Hoodies zurück, der seltsam falsch an ihm aussieht. „Hm?“
    Ihre Lippen verziehen sich zu einem Zähnefletschen. „Chiss!“ Kalte Verachtung liegt in dieser einzigen Silbe, das Wort verkommt zu nicht mehr als einem Zischlaut.
    „Ah“, er lehnt sich neben sie an die Wand und dreht den Kopf zur Seite, lächelt ironisch. „Ich dachte, du sagst Familie.“
    Hohl lacht sie auf „Ich'hab gedacht, dass'ich die Scheiße hinner mir gelass'n hab. Aber'die bittere Wahrheit is', ich'bin nur'n verschiss'ner Kathhund, der an 'ner verdammt lang'n Leine läuft.“
    Er sieht sie nur nachdenklich an, schweigt wieder.
    Fassungslos schüttelt sie den Kopf, erst langsam, dann schneller. „Neun verdammte Jahre hab'ich mir eingebildet ich könnte wer anners sein, hab'mir was aufgebaut. 'n neues Leb'n.“
    Sie schnaubt so stark, dass sich ihre Nasenflügel blähen. „Scheiße, ich war zufried'n! Un'dann komm'n sie, pfeif'n, un'ich hab nix besseres zu tun als'zu spring'n!“
    Sein Lächeln ist ungewohnt mitfühlend und weich, als er ruhig antwortet. „Man kann vor allem davonlaufen. Nur nicht vor sich selbst.“
    Sie nimmt eine Hand von der Wand und fährt sich gereizt durch das Gesicht, durch die Dreads bis hin zum Nacken, umklammert ihn fest, nickt langsam. „Aye, so isses wohl. Egal wo'de dich verkriechst, 's holt'dich ein. Un'dann springt's dir in'den Rück'n. 's is'wohl an'der Zeit sich umzudreh'n un'sich zu stell'n.“
    Er nickt leicht. „Und was jetzt?“
    Sie strafft sich, stößt sich von der Wand ab und lässt die Schultern langsam kreisen. „Jetz' hab'ich nen Job zu erledig'n.“
    Er schmunzelt, macht ebenfalls einen Schritt von der Wand weg. „Und ich muss aus diesen Klamotten raus! Sehen wir uns später?“
    Sie schließt für einen Moment die Augen, kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken und schüttelt sich leicht, verbannt die Verbitterung der letzten halben Stunde an einen Ort tief in ihren Gedanken. Emotionen unterdrücken – das kann sie, das hat sie von klein auf gelernt. Ihr Lächeln ist dünn als sie wieder aufsieht. „Aye, seh'n uns.“
    Gemeinsam verlassen die beiden das Casino, machen sich auf den Weg zurück nach Shaddaa.

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    >>>Tag vier<<<
    Nar Shaddaa, später am Abend


    Sie!
    Nur dieses eine Wort fährt durch ihre Gedanken, füttert den Hass mit neuem Brennstoff.
    Sie zieht ihren Blaster, richtet ihn auf den Kopf der Rothaarigen während sie auf die Frau zugeht. An ihrer Seite ist eine andere, Twi'lek, schmal, es ist nur Lorfala. Keine Gefahr.
    Du hast mich gesehen. Früh genug um wegzulaufen. Aber du kannst nicht, nicht wahr? Du kannst einfach nicht, deine Angst lähmt dich. Ich kann es in deinen Augen sehen. Deine Panik.
    Lorfala sagt irgendetwas, als sie Shione erreicht, nur den Blaster zwischen sich und der anderen, direkt auf den Punkt zwischen ihren Augen gerichtet. Es durchdringt ihren Zorn nicht.
    „Trigger.. mach jetzt... bitte.. keinen Scheiß“, stammelt Shione sie an.
    Was? Scheiß wie dir ein Loch in deinen Kopf zu brennen? Keine Sorge, Schlampe. Das würde nur viel zu kurz wehtun.
    „Nenn'mir ein'n einzig'n Grund, warum'ich nich' abdrück'n sollte.“ Ihre Stimme ist fest, hart und kalt. Wie Eis.
    Na los... ich will hören was du zu sagen hast. Ob du wenigstens dazu stehst ein erbärmliches Dreckstück zu sein!
    Lorfala drängt sich zwischen sie. Ein unbedeutendes Hindernis. Sie greift der Kleinen an die Schulter und schubst sie aus dem Weg, grob. Sie sieht ihr nicht hinterher, als sie überrascht aufschreit und über den Boden schlittert, fällt.
    Wenn du schlau bist, bleibst du genau da liegen. Das war deine einzige Warnung.
    Shione wendet den Kopf, schreit auf. „Lor!“ Sie kneift die Augen zusammen. „Es tut mir so leid, Trigger. Ich wollte nicht.. ich wusste nicht... ich dachte...“
    Mehr Lügen. Mehr feiges Gestammel. Wenn wenigstens einer von euch beiden die Eier hätte nicht zu wimmern!
    Sie zieht ihren Blaster nach links, wenige Zentimeter nur, feuert einen Schuss ab, der so nah an Shiones Kopf vorbeigeht dass sie die Hitze spüren kann, den Bruchteil einer Sekunde nur, dann zielt er wieder zwischen ihre Augen.
    Sie sieht die Rothaarige zusammenzucken, die Augen fester zusammenkneifen.
    „Falsch! Versuch's nochma'.“
    Das Com der anderen Frau bimmelt, außerdem sagt Lorfala irgendetwas, Geräusche, die die Chiss nur am Rande wahrnimmt.
    „Trigger, bitte.. ich... es war ein Fehler... ein dummer Fehler... bitte, tu das nicht.“
    Immer noch die falsche Antwort!
    Dieses Mal zieht sie ihren Blaster nach rechts, feuert näher an Shiones Kopf vorbei, so nah dass sie sehen kann wie sich die roten Haare am Schläfenansatz unter der Hitze kräuseln. Kaum ist der Schuss gefallen, bewegt sie die Waffe wieder zurück, setzt die Mündung auf Shiones Stirn auf.
    Lorfala sagt etwas das sie nicht versteht, schreit sie an, dass sie sofort aufhören soll.
    „Wenn man euch in die Augen sieht fühlt man sich als würde man nackt auf Hoth stehen“, schießen ihr Mikes Worte durch den Kopf.
    Aber das siehst du nicht, Miststück. Du bist zu feige mich anzusehen, du bist so jämmerlich dass mir schlecht wird!
    „Los, sag'ihr warum ich's mache.“
    Ich will's hören! Aus deinem Mund!
    Die Rothaarige zuckt erneut zusammen, Tränen quillen aus ihren geschlossenen Augen. „Trigger... bitte...“, fleht sie, so leise dass es kaum zu hören ist.
    Heul soviel du willst. Winsel so viel du willst. Nichts davon wird dir nutzen, ganz im Gegenteil. Jede Träne, jedes gejammerte Wort werd ich mir merken. Das macht's für dich nur schlimmer.
    Sie hört hinter sich Bewegung. Mehr Bewegung als dass es Lorfala sein könnte. Aber sie dreht sich nicht um, heftet den Blick weiterhin auf Shione.
    „Ich habe einen Fehler gemacht, Lor. Ich hab... mit Kir...“ Die Stimme der Rothaarigen verebbt zu nicht mehr als einem Lufthauch. „...geschlafen.“
    Du weißt nicht, dass ich das noch nie gehört habe, oder? Dass er zu feige war, es auszusprechen. Dass er sich nur hinter seiner erbärmlichen, wertlosen Liebe versteckt hat. Wüsstest du es, hättest du es nicht gesagt.
    Eine weitere Stimme fährt durch ihren Zorn, seine Stimme, hinter ihr. „Lass sie gehen, Trigger.“
    Ihr Verstand verknüpft seine Anwesenheit mit dem Geräusch zweier Blaster die entsichert wurden, unterbewusst wahrgenommen, nur Sekunden zuvor. Sie wendet nicht den Kopf, zuckt nicht einmal.
    Oh nein, du wirst nicht abdrücken. Ich würd's tun, aber du hast einfach nicht den Stil dazu, nicht den Schneid, du charakterloses, widerliches Arschloch!
    „Würd'ich sie tot seh'n woll'n, würdest du nur ihre Leiche bewein'n könn'n. Noch lebt'sie. Geh un's bleibt so. Schieß un'ich drück ab!“ Ihr Stimme ist kalt.. so kalt.
    Wieder Lorfalas Stimme, am Rande, unwichtig. Shione, die jammert: „Kir... geh... bitte!“
    Wieder Geräusche hinter ihr, noch jemand kommt dazu, sagt etwas. Sie weiß dass sie die Stimme kennt, aber sie kann sie nicht zuordnen, versteht nicht einmal die gesprochenen Worte.
    „Halt die Klappe!“ brüllt Shione, reißt die Augen auf, ihr Blick auf einen Punkt hinter Trigger gerichtet, sie zittert, vor Zorn oder Panik, ihre Stimme überschlägt sich.
    „Du bis'nur ne Schlampe, die Schlamp'nsach'n macht. Du bis'den Schuss nich' wert. Selbst'die, die'an dir vorbeigegang'n sin' ham'nen lohn'nswertes Ziel getroff'n.“ Ihre Worte zwingen Shione, sie anzusehen, ihr in die dunkelroten pupillenlosen Augen zu sehen – endlich. Der Hals der Rothaarigen scheint wie zugeschnürt als sie schluckt, den Speichel schwer runterwürgt.
    Sieh hin, sieh genau hin. So sehr du auch suchst, du wirst kein Mitleid finden. Lass dich von dem Feuer nicht täuschen, es ist keine Wärme, es ist nur brennende Vergeltung. Vergiss nicht, was du siehst, vergiss es nie. Ich bin da. Immer. Irgendwo in deinem Rücken. Lauf, so schnell und so weit wie du kannst. Sieh nicht zurück, dreh dich nicht um.
    Lorfala hat sich wieder aufgerappelt, steht rechts von Triggers Blickfeld.
    Waffe! schrillt ein Alarm durch die zorneskalten Gedanken, doch ihr Blick löst sich nicht von Shione, sie senkt ihre Stimme weiter, bis die andere sie gerade so noch hören kann.
    „Verschwinne... solang'du noch kanns'. Un'komm nie wieder.“
    Langsam, unsicher macht Shione einen Schritt zurück. Trigger lässt den Blasterarm sinken, nicht seitlich, sondern nach vorne, dreimal zieht sie schnell den Abzug durch, sprengt Betonsplitter direkt vor Shiones Füßen aus dem Boden.
    Die Rothaarige schreit auf, sie springt nach hinten, fällt. Schiebt sich mit den Beinen noch ein Stück zurück, sieht mit vor Entsetzen geweiteten Augen zu der großen Gestalt vor ihr auf.
    „Tus doch einfach, wenns dir dadurch besser geht!“ schreit der erbärmliche Haufen Elend auf dem Boden sie an, schniefend und verheult. „Es spielt doch eh alles keine Rolle mehr!“
    Oh doch, das tut es. Ich schwör dir, der Tag wird kommen an dem du dir wünschst, ich hätte geschossen.
    Sie spricht ihre Gedanken nicht aus, sieht die Rothaarige nicht einmal mehr an. Ihre Lippen verziehen sich zu einem abscheulichen Lächeln, als sie im Vorbeigehen Shiones Hand unter ihrem Stiefel zermalmt, als sie trotz der schweren Sohle die Knochen unter dem Druck nachgeben und brechen spürt. Der gequälte Schmerzensschrei lässt etwas in ihr triumphieren.
    „Nein, du bist's nich' wert.“ Sie geht weiter ohne sich noch einmal umzudrehen. Keiner wird schießen, das weiß sie genau.

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    >>>Viele Tage zuvor<<<
    Kaas System, eine kleine Gefängnisstation im Orbit


    Alarmsirenen schrillen überall in dem gedrungenen Gebäudekomplex, rote Lichter blinken in alptraumhaften Stakkato über die Wände, über jeder Sicherheitstür eins.
    Trigger bewegt sich humpelnd und grob vor sich hin fluchend durch das Chaos aus Geräusch und Farbe, findet trotz der körperlichen Verfassung mit abgeklärter Ruhe ihren Weg. Der Alarm interessiert sie nicht, sie weiß dass er auf ein explodierendes Shuttle viel weiter vorne in dem Komplex abzielt. Auch an ihrem Armpad blinken rote Warnleuchten, in ihren Orten klingelt die freundliche Computerstimme ihres Rüstsystems, die sie immer und immer wieder darauf hinweist, dass sie einen kompletten Systemausfall zu verzeichnen hat.
    Sich selber durch ne beschissene Wand gesprengt, weil der Scheiß-Jammer die Scheiß-Zünder der Ladungen zerrissen hat, das darfste echt keinem erzählen! Scheiße, ich weiß verdammt nochmal dass ich nen Systemausfall hab, der verfickte Kurzschluss hat mich fast gegrillt!
    Wieder hämmert sie im Gehen auf ihrem Armpad herum, ohne hinzusehen, ihr Blick ist auf den schmalen Gang vor ihr gerichtet. Sie schafft es nicht, das System zum Schweigen zu bringen, das Pad reagiert nicht auf ihre Versuche.
    Ihre Haut kribbelt, am Schlimmsten ist es am Rücken, wo das Modul aufsitzt, ihr mit Sicherheit Verbrennungen zugefügt hat, als es abgeraucht ist. Es ist schlimm, das weiß sie. Aber nicht schlimm genug, die Sache abzublasen. Es gibt für den Auftrag nur diese eine Chance und sie wird sie nicht verstreichen lassen. Dafür ist zu viel Geld im Spiel, außerdem geht es um ihren Namen – wie bei jedem Deal.
    Vor sich hört sie schnelle Schritte. Sie bleibt stehen und hebt den Blaster, wartet ruhig ab. Kaltblütig feuert sie, als der Gefängniswächter um die Ecke am Gangende stürmt, er stöhnt überrascht auf, geht zu Boden. Sie humpelt weiter, feuert noch drei weitere Schüsse im Vorbeigehen in den leblosen Körper, nur um sicherzugehen.
    Die Uhr tickt. Sie hat keinen genauen Überblick über ihr Zeitfenster, denn auch ihr Com hat das EMP-Signal das die Sicherheitssysteme der Gefängnisstation auf ein Minimum reduziert hat, unbrauchbar gemacht. Sie muss schätzen – und sie hasst es zu schätzen.
    Dennoch bleibt sie an einer der Sicherheitstüren stehen, zieht den Laserschneider aus ihrem Gürtel und entfernt mit präzisen Bewegungen die Schalttafel. Der Schneider funktioniert, immerhin etwas. Sie lächelt schief unter ihrem Vollhelm.
    Schließlich hab ich versprochen ihm was mitzubringen.
    Keine 30 Sekunden hat sie gebraucht, dennoch ist die Verzögerung unprofessionelle sentimentale Scheiße. Natürlich weiß sie das, aber in diesem speziellen Fall ist ihr das egal.
    Zwei weitere Gänge noch, 12 weitere Türen, die sie rechts und links hinter sich lässt und sie hat ihr Ziel erreicht. Sie schiebt die kleine Sichtluke in der schweren Zellentür zur Seite, wirft einen aufmerksamen Blick ins Innere. Die Zelle ist klein, 2x2 Meter vielleicht. Sie schnaubt missmutig. Eine Sprengung ohne den Gefangenen an der Wand zu verteilen war keinesfalls möglich, zu wenig Raum, keine Deckung.
    „Und du bist wer?“ fragt der Gefangene von Zelle C-12 mit für seinen körperlichen Zustand erstaunlich fester Stimme und sieht von der schmalen Pritsche zur Sichtluke herauf. Sein linkes Auge ist gänzlich zugeschwollen, Arme und Beine sind mit dunklen Blutergüssen übersät, so gekrümmt wie er sitzt hat er wohl eine Vielzahl Schläge und Tritte in den Bauch einstecken müssen.
    „Russel schickt'mich“ antwortet sie ohne auf die Frage einzugehen. Es klingt dumpf, das Stimm-Modul des Helms ist natürlich ebenfalls im Arsch.
    Der Mann nickt leicht. Sie erkennt seine Bewegungen als die eines Mannes, der bereits abgeschlossen hat. „Es geht um den Code, nehme ich an. Nicht darum mich hier rauszuholen.“
    Sie zuckt mit den Schultern „Dich oder'den Code, so lautet der Deal. Krieg'dich hier nur nich' raus. Würd's mach'n wen'ich könnte, aber 's geht nich'.“
    Er erhebt sich stöhnend, beide Arme um den Bauch gelegt. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, dennoch lächelt er ruhig. „Das bedeutet du bist auf meine Kooperation angewiesen. Ohne meine Mithilfe kein Code. So ist es doch, oder?“
    Sie nickt knapp. „Aye, so isses. Aber'du has' die Wahl. Ich krieg'den Code un' erschieß'dich sauber oder'ich krieg'ihn nich'. Dann werd'n se dich nach Kaas bring'n. Un'da werd'n se dich foltern. Un'die könn'n das, glaub mir. Am Ende isses 's Gleiche, du bis' tot. Du kanns' nur unnerscheid'n ob'de schnell oder langsam sterb'n wills'. Das is'der Deal den'ich dir anbiete. 'n sauberen Tod geg'n den Code.“
    Er macht die zwei Schritte auf die Luke zu, mustert sie – mehr als einen Helm sieht er nicht, die elektronische Verdunkelung des Visiers ist zwar auch ausgefallen, aber seine Oberfläche ist verspiegelt.
    „Du hast einen seltsamen Akzent“, stellt er im Plauderton fest, als würden sie gemütlich in einer Bar stehen und hätten alle Zeit der Welt.
    „Hutt'nraum, Gosse“, antwortet sie knapp, angespannt sieht sie sich nach links und rechts um.
    „Hier ist mein Gegenvorschlag.“ Der Mann stützt sich mit den Händen an der Tür neben der kleinen Luke ab, scharfer Schmerz verzerrt sein Gesicht, dann entspannt es sich, er wendet ihr ruhig, schicksalsergeben den Blick zu. „Deine Bedingungen. Du bekommst den Code, ich dafür einen Schnellen Tod.“ Er lächelt, es wirkt traurig. „Und ein Versprechen.“
    Fuck! Nicht die Tour! Hab ich verdammt nochmal irgendwo ne Leuchtreklame überm Kopf auf der steht, dass ich ne scheißsentimentale Schwäche für die letzten Wünsche Sterbender hab, dass die Arschlöcher immer bei mir landen?!
    „Un'was für eins?“ Es gelingt ihr, ihre Stimme vollkommen gleichgültig klingen zu lassen.
    Sein Lächeln verschwindet, die Trauer bleibt. „Ich war einmal Republikaner...“, setzt er an.
    „Scheiße, quatsch'mich jetz' nich' mit deiner Leb'nsgeschichte voll!“, schnaubt sie barsch dazwischen.
    Tick, tack! Tick, tack! Die Zeit läuft und ich weiß nicht wie viel noch bleibt.
    „Glaubste nich' dass'ich deine Akte kenn? Rep, is'zu den Imps, hat'die Imps verascht un'is geschnappt word'n. Bla, bla. Is' bestimmt todtraurig un' belastet dein Gewiss'n un' alles, aber'ich hab weder die Zeit noch'den Bock, mir 's anzuhör'n.“
    Er runzelt die Stirn, nickt dann aber. „Gut, also die Kurzfassung. Ich habe eine Tochter. Sie dient in der republikanischen Armee.“ Wieder ein trauriges Lächeln. „Zumindest tat sie das, als ich sie zurückgelassen habe. Such sie. Finde sie. Sag ihr...“ der Mann senkt den Kopf. „...dass ich mich geirrt habe, dass es ein Fehler war zu gehen. Dass es mir leidtut, dass kein Tag vergangen ist, an dem ich mir nicht gewünscht habe die Zeit zurückdrehen und alles anders machen zu können.“ Seine Stimme wird sehr leise. „Und dass ich sie liebe.“
    Sie schließt die Augen und seufzt matt, ihre Finger greifen zum Scanner an ihrem Gürtel, lösen ihn aus seiner Verankerung.
    Drecksscheiße, jetzt ist das auch noch sonne rührselige Kacke! Ich bin nen Idiot! Ich bin nen Riesenidiot, mich auf den Scheiß einzulassen!
    Der Mann sieht wieder auf, sein Blick ist fest, auch wenn Tränen in seinen Augen schimmern. „Sag ihr, dass ich stolz auf sie bin. Und... sorg dafür, dass sie einen Anteil bekommt. Wenn ich ihr schon sonst als Vater nichts geben konnte, dann wenigstens ein finanziell sorgenfreies Leben.“
    Der Scanner springt nicht an. Fluchend schlägt sie ihn kräftig auf die Innenfläche ihrer gepanzerten Hand. Er piept verzerrt, komplett im Arsch scheint er nicht zu sein, immerhin war er ja aus als das EMP gezündet wurde. Noch einmal ein Schlag und die Kontroll-Leuchte blinkt grün auf.
    Geht doch! Gewalt ist immer ne Lösung!
    „Hier. Ich brauch'nen Bioscan. Un'den Code.“ Sie reicht das Gerät durch die Luke. „Ich finne sie, sag'ihr was'de gesacht has'. Das mit'der Kohle, 's kann'ich dir nich' versprech'n. 's is' nich' meine Entscheidung sonnern die'deiner Kumpel. Ich werd'sie nich' zwing'n. Sin' meine Klient'n.“
    Er drückt den Scanner auf seine Haut und hält ihn still während er ein Abbild seiner DNA erstellt, danach tippt er eine Zahlenreihe auf das kleine Display, reicht ihn dann wieder zurück.
    Der Alarm verstummt.
    Scheiße, keine Zeit mehr!
    „Ihr Name ist...“ die drei Schüsse, die in seiner Brust einschlagen, bringen ihn zum Schweigen. Für immer.
    „Find'ich alleine raus“, brummt sie, während sie den Blaster wieder wegsteckt und sich zügig zum Gehen wendet. „der Scheiß hat'so schon viel'zu lange gedauert.“
    Im Laufschritt lässt sie Zelle C-12 und ihren toten Bewohner hinter sich.

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    >>>Tag vier<<<
    Nar Shaddaa, tief in der Nacht


    Sie hat geweint, bis keine Tränen mehr kamen, gekotzt bis sie nicht einmal mehr Säure hochwürgen konnte, geschrien bis ihr die Stimme versagte. Jetzt gibt es kein Ventil mehr für den Schmerz, sie kann nur noch daliegen, gekrümmt, die Knie mit den Armen umklammert und versuchen es zu ertragen... irgendwie.
    Ihre Gedanken kreisen um die letzten Stunden, ziehen Momente der letzten Tage, der letzten Monate mit ein, versuchen den einen Punkt zu finden, an dem sie es hätte verhindern können, die eine Sekunde, die alles in andere Bahnen hätte lenken können.
    Das ist nicht fair!
    Sie fühlt sich so verraten, so beschmutzt, so benutzt. Und seit der Hass, der sie die letzten Stunden auf den Beinen gehalten und ihre Handlungen gelenkt hat, sie ausgebrannt hat fühlt sie sich so unglaublich schuldig.
    Ich hab nichts getan, das ist verdammt nochmal nicht fair!
    Genau so war es. Sie hat nichts getan, gar nichts. Sie war sich ihrer selbst so sicher gewesen, und selbst als der Zweifel aufkam, versuchte, sie zu warnen, hat sie sich nicht gerührt, paralysiert, unfähig, die Wahrheit zu sehen, die ihr so deutlich ins Gesicht geschrien hatte, mit jedem Blick, jeder neuen Lüge, der den Berg aus Lügen und Verrat so hoch gestapelt hat dass sie seine Spitze nicht mehr sehen konnte.
    Ihr Mund öffnet sich zu einem stummen Schrei, sie kann nicht verhindern dass seine Worte ihr mit der brutalen Deutlichkeit von Peitschenhieben in den Verstand fahren, seine Feigheit, sich hinter ihrer Liebe zu verstecken, selbst als er sie verrät.
    „Ich würde es vielleicht sagen, aber ich kann es nicht. Ich habe es einer Person versprochen, die mir so viel bedeutet wie du.“
    Deine Versprechen sind einen Dreck wert! Wie kannst du mich an sie verraten und gleichzeitig noch an deine eigene Ehre glauben? WIE?!
    „Ich fühle mich schlecht, so schlecht wie seit Jahren nicht mehr.“
    Du lügst! Du betrügst! Du verrätst die, die du behauptest zu lieben! Wie glaubst du fühle ICH mich, nachdem du mir ein Messer aus Lügen in die Brust gerammt hast? Nachgetreten hast, immer und immer wieder, als ich schon am Boden lag?
    „Ich liebe dich, das war mir bei deinem ersten Lächeln klar. Ich wollte und will immer für dich da sein.“
    Du lügst! DU LÜGST! Keins deiner Worte ist wahr, sie sind nur Waffen, hinter denen du deine Feigheit versteckst! Du hast mich nie geliebt, NIE!
    „Doch da war eine zweite Person. Sie verwirrte mich, machte mich neugierig, sie erschreckte mich. Doch es gärte etwas zwischen uns, schleichend, ohne dass ich es wahrnahm. Am Ende war mir klar, dass ich ihr gegenüber die selben Gefühle hege. Wärme, Zuneigung, Verbundenheit... Liebe“
    Ich will das nicht hören, ich WILL das nicht hören! Wie KANNST du behaupten, mich zu lieben? Mir verbunden zu sein? Das sind MEINE Schmerzen! MEIN Leid! Und DU bist dafür verantwortlich, DU trägst die Schuld! Du bist nichtmal in der Lage dich umzudrehen und es mir ins Gesicht zu sagen! Los! Dreh dich um! Sag es!
    „Ich liebe euch beide. Sie und dich.“
    Lügen, noch mehr LÜGEN! Versteck dich nicht hinter Liebe, du feiger, verräterischer Bastard! Die einzige Person, die du je geliebt hast, bist du selber!
    „Ich versprach ihr am Ende, sie nicht zu verraten, egal was kommt.“
    Und mich? UND MICH?
    Er weint. Wie kann er es wagen zu weinen, wenn sie doch diejenige ist, die von seinem Verrat zerfetzt wird. Hass ätzt ein scharfkantiges Loch in ihr Ich, schändet ihre Liebe und lässt nur noch den zerstörerischen Wunsch nach Vergeltung zurück.
    Sie zittert unkontrolliert. Oder hat sie unkontrolliert gezittert als sie sich gegenüberstanden? Es gibt keinen Unterschied mehr, die Momente verschmelzen zu einem, als der Schmerz so stark wird dass er in Wahnsinn umzuschlagen droht.
    Es gibt keinen Raum für Gnade, nicht ihm und auch nicht ihr selbst gegenüber, als sie sich seinen Ring aus dem Arm schneidet, seinen Blick mit ihrem fesselt, ihn dazu zwingt, sich nicht abzuwenden.
    Ich hab dich geliebt. Das erste und einzige Mal dass ich jemanden geliebt hab. Aber ich werde lernen dich zu hassen. Und ich lerne schnell.
    Kälte kriecht durch ihren Verstand, friert den Augenblick ein, zerschneidet ihr Innerstes mit eisigen Kanten.
    Du wirst bezahlen. Mit deinem Blut, deinem Schweiß und deinen Tränen. Es gibt nur eine Strafe für Verrat. Du... und auch sie. Das schwör ich dir. Und ich bin kein Eidbrecher.
    Ihr Verstand erstarrt in der Unfähigkeit auch nur einen Moment mehr zu ertragen.

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    >>>Viele Tage zuvor<<<
    Die „Berechtigte Zweifel“, auf dem Weg von Hutta nach Shaddaa


    Scheiße, scheiße, scheiße! Das war so nicht geplant! Verdammte Scheiße!
    Sie zieht scharf die Luft ein, als Neal ihr mit fast engelhafter Geduld einen Metallsplitter nach dem nächsten aus dem mitgenommenen Rücken zieht.
    Korden steht im Türrahmen der kleinen Krankenstation, sein leicht abwesender Blick zeigt deutlich, welche Spuren die Injektion hinterlassen hat, die sie ihm in den Hals gerammt haben.
    Maddock hat seine Hose wieder angezogen, nachdem er seine Oberschenkelwunde in Koltoverbände getränkt hat. Er sieht aus als hätte er Blut gepisst.
    Wir waren verdammt nochmal zu viert, und es hätte beinahe nicht gereicht. Hat zumindest nicht gereicht, Russel zu schützen. Verdammt! Die kriegen mich am Arsch, ich bin so fällig!
    Keiner von ihnen fragt, was eigentlich passiert ist. Sie hat sie bezahlt. Gut bezahlt. Und sie waren alles Profis.
    Achtzehn Prozent! Verdammt, das kann alles sein! Oder nichts. Scheiße, das hätte nicht passieren dürfen!
    Wieder zieht sie scharf die Luft ein, hämmert mit der Faust gegen die Metallwand. „Alter, 's tut weh!“
    Neal brummt nur. „Das wär ja auch noch schöner, wenn du die einzige wärst, der's nach so ner Schießerei nicht wehtun würde. Halt still, sonst tut's noch mehr weh!“
    Wie zum Beweis ist der nächste Splitter so verbogen, dass es sich anfühlt als würde er ihr den halbem Rücken aufreißen, als er sich langsam aus ihrem Fleisch löst.
    Wenn ich kotzen muss kotz ich dir mitten ins Gesicht, Arschloch!
    Das war nicht fair. Natürlich war das nicht fair, Neal war nicht derjenige gewesen der ihr aus unmittelbarer Nähe eine Blastersalve ins Rückemodul gejagt hat, nachdem die Schilde zu weit unten waren, den Schuss abzufangen. Aber es tat verdammt nochmal weh!
    Die meinen das echt ernst. Wie viele waren das? Sechs? Und sie wussten genau was sie taten. Das waren keine einfachen Rookies, das waren verdammte Profis! Imperiale Profis, die sind sich für nichts zu schade.
    Sie tastet am Gürtel nach der Tasche, die den Stick enthält und die Reste von Russels Pad. Kurz spaltet ein Grinsen ihre Lippen, als sie an den unscheinbaren Stick denkt, der so viel Ärger verursacht hatte.
    Jetzt hab ich das Scheißding. Und verdammt, ich werds behalten! Das müssen sie mir schon aus meinen kalten toten Fingern reißen, damit ich's aufgebe!
    Die Männer schweigen. So wie sie auch, sind sie damit beschäftigt, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Vielleicht was sie mit der Kohle machen, die sie ihnen bezahlt hat.
    Muss mich mit Snatch treffen. Dringend! Das darf keine Spuren hinterlassen. Und wir müssen wissen, was sie aus den achtzehn Prozent Datenmaterial ziehen können. Fuck, wenn der Idiot die Gespräche aufgezeichnet hat...
    Kolto kühlt ihren Rücken. Die routinierten Bewegungen, mit denen Neal den Verband anlegt verraten ihr deutlich, dass er das nicht das erste Mal macht.
    „Ich weiß nicht wie's euch geht, aber ich brauch was zu Trinken“, zerreißt Maddocks brummige Stimme die Stille.
    Sie nickt, zieht sich ein einfaches Shirt über. Der Autopilot hat das Schiff sicher in ihrem Hangar gelandet.
    „Na dann... ich lad'euch ein.“ Brummend öffnet sie die Luke der Zweifel, stapft los.
    Scheißdreck, das ist noch lange nicht vorbei.

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    >>>Tag fünf<<<
    Hutta, Orbitalstation, nachts



    Es ist vorbei. Kir ist tot. Der eine Mann, den ich je geliebt habe existiert nicht mehr, ich habe ihn getötet.
    Der Blaster wiegt schwer in ihrer Hand, als sie die Lagerbucht der Orbitalstation Huttas hinter sich lässt, ihre Beine tragen sie irgendwie vorwärts, Schritt für Schritt, aber alles andere ist taub. Als wäre sie es, die leblos auf dem kalten Betonboden liegt.
    Ich habe es beendet. Zu meinen Bedingungen, nicht zu denen, die sie mir versucht haben aufzuzwingen.
    Der Moment steht ihr klar vor Augen, ihr Blaster an seiner Stirn, sein blinder Blick auf sie gerichtet, seine letzten Worte. „Ich liebe dich dennoch.“ Eine winzige Krümmung des Zeigefingers hat dem ein Ende bereitet. Sie hat es nicht geglaubt. Nicht mehr.
    Sie hört die schweren Schritte des Anderen hinter sich in der Bucht. „Geh und schlaf dich aus, ich räum hier auf“, hat er gesagt. Sie geht weiter, Schritt für Schritt, dreht sich nicht um.
    Es ist vorbei. Ich bin so müde. So unglaublich müde...
    Der brennende Ball an Emotionen, der ihr ständiger Begleiter geworden ist, hat sich zu einer glimmenden Kugel zusammengerollt. Er schmerzt nur noch dumpf.
    Benommen stellt sie fest, dass er sich verändert hat, dass seine zwei stärksten Motoren fehlen: Liebe und Hass, am Ende so fest ineinander geknotet, dass eins vom anderen nicht mehr zu unterscheiden war.
    Sie weiß nicht, wie ihre Füße es geschafft haben, sie weiterzutragen. Durch die Station, den Hangar, das Schiff bis hin zu ihrem Bett.
    Seltsam. Jetzt wo er nicht mehr ist, weiß ich nicht mal, ob er jemals wirklich existiert hat.
    Mit steifen Bewegungen legt sie ihre Rüstung ab, lässt sich dann auf das harte Bett fallen, zieht die Decke bis zum Kinn und schließt die Augen.
    Ihr letzter Gedanke, bevor die Dunkelheit eines traumlosen Schlafes sie umfängt, gilt nicht ihm. Auch nicht ihr. Sie gilt dem anderen. Ihm zuliebe hat sie die Schlampe zurückgelassen. Sie wird bezahlen, aber nicht auf seine Rechnung.
    „Du bist vermutlich der beste Humanoide in diesem... Schlachtfeld, ist dir das klar?“, hört sie ihn in den Dämmerzustand hinein sagen.
    Aber nur weil alle anderen schlechter sind als ich.
    Ihr Verstand schaltet ab.

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    >>>Tag 7<<<
    Auf einem Schiff in einem verlassen wirkenden Hangar, Shaddaa


    Als sie aufwacht, weiß sie einen Moment nicht, wo sie ist. Sie hat geträumt aber sie kann sich nicht erinnern. Die Bilder geistern schattenhaft durch ihren Verstand, entziehen sich ihrem Bewusstsein, bis sie vollständig verblasst sind.
    Als sie die Augen aufschlägt hat ihr Geist bereits drei Dinge wahrgenommen, die nicht stimmen.
    Viel zu weiches Bett. Nicht meins. Kühle Decke. Glatt. Seide vielleicht. Oder Satin. Der Geruch. Parfum? Creme?
    Sie erinnert sich sofort, als den Gedankenfragmenten ein Bild zugefügt wird.
    Natürlich. Ich bin bei Trine geblieben, gestern Nacht.
    Sie setzt sich auf, die Decke – es ist tatsächlich Seide, verdammt teure sogar – rutscht ihr von den nackten Schultern.
    Die Bettseite neben ihr ist leer. Sacht legt sie den Handrücken auf das vom Schlaf zerwühlte Laken.
    Warm, lange ist sie noch nicht weg.
    Langsam schwingt sie die Beine aus dem Bett, sucht ihre Klamotten zusammen und zieht sich an. Irgendwo jenseits der Kabinentür rauscht das Wasser einer Dusche.
    Ihr Blick fällt einen Moment nachdenklich auf die halbleere Flasche corellianischen Whiskeys, der auf der Ablage über dem Kopfende steht.
    Komm hör auf mit dem Scheiß! Es ist früh morgens, fang jetzt an zu saufen und du hörst nicht mehr auf bis du ein aufgedunsenes, kaputtes Wrack bist!
    Sie schüttelt die fixe Idee ab und setzt sich auf die Bettkante, schlüpft in ihre Stiefel. Stirnrunzelnd wirft sie einen kurzen Blick auf ihr Com. Sie hat nur sechs Stunden geschlafen, dennoch fühlt sie sich ausgeruht. Körperlich... und auch geistig. Sie ist verdammt weit davon entfernt sich wirklich gut zu fühlen, noch immer nagt Schmerz an ihr, aber er ist nicht mehr so beißend.
    Vielleicht hab ich mich auch einfach dran gewöhnt.
    Ein ganz zartes Lächeln kräuselt ihren rechten Mundwinkel, das erste seit Tagen, nicht fröhlich, aber ehrlich. Sie stützt die Hände auf das Laken und sieht einen Moment abwesend in den Raum hinein ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
    Es heißt, wenn man stirbt ist man immer allein. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es betrifft nicht nur den Tod, es betrifft jedes Ende. Du stehst am Ende da, siehst zurück und alles reduziert sich auf eine einzelne Frage: Bist du dir selbst treu geblieben? Wenn die Antwort ja lautet, dann kannst du weitergehen, selbst wenn hinter dir nur verbrannte Erde liegt. Weitergehen, weitermachen, nach vorne sehen, den Kopf oben halten, sich gegen den Wind stemmen. Denn wenn die Antwort ja lautet, dann hast du das eine[ bewahrt, was dir keiner nehmen kann. Was stärker ist als alles andere, was dich in den Spiegel sehen lässt ohne dass du kotzen musst. Was dich verdammt nochmal am Leben hält. Stil.
    Ihr Lächeln wird deutlicher, fast ist es stark genug, den harten Zug aus ihren Mundwinkeln zu betreiben. Sie steht auf und streckt sich, greift sich ihre Jacke und tritt auf den Schiffsgang hinaus, lauscht, aus welcher Richtung die Dusche zu hören ist. Es ist nicht schwer, herauszufinden, aus welchen Gründen auch immer stehen so gut wie alle Türen des geräumigen Schiffs offen.
    Sie lehnt sich in den Türrahmen der Badezimmertür und betrachtet einen Moment die verschwommene Silhouette der anderen durch den Dampf, der in der Luft steht.
    Du duschst zu heiß, Sugar.
    „Morg'n, Trine.“ Sie verschränkt locker die Arme vor der Brust. Obwohl sie die andere nicht lächeln sieht, kann sie es hören als die antwortet:
    „Guten Morgen Trigger. Gut geschlafen?“
    Überrascht nimmt sie wahr, dass ihre Lippen grinsen. „Irg'ndwie schon, aye.“
    „Bleibst du zum Frühstück?“
    Wieder ein Blick aufs Com, ein Seufzen. „Nope. Muss los, hab'noch 'n bißch'n was zu tun.“
    „Du meldest dich aber, ja? Wir sehen uns die Tage?“ Ein nackter Arm greift aus der Duschkabine, tastet nach dem Badelaken auf der Ablage.
    „Aye, seh'n uns. Bis dann.“ Sie stößt sich vom Türrahmen ab und geht. Hinaus in die Stadt, in die jeder kommt um etwas zu verlieren.

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    >>>Viele Tage zuvor<<<
    Shaddaa, ein leeres Gebäude in der Schattenstadt


    Yessss! Ein Plan der mal aufgeht. Komplett, ohne Fehler! Das Miststück ist ihm wirklich hinterhergerannt. Hass kann so berechenbar sein. Und jetzt steht sie da und kann nur zittern. Ein E-Netz in den Rücken und sie ist wehrlos. Fast schon zu einfach für den Preis.
    Sie stützt eine Hand auf die Kisten hinter denen sie Deckung gesucht hat und schwingt sich drüber. Der bullige Rattataki, mit dem sie zusammenarbeitet, springt hinter der Ecke hervor hinter die er geflüchtet ist, er reißt seinen Arm hoch und Flammen hüllen den unter ihrem Elektronetz zitternden Körper ein. Es stinkt, als ihre Synthklamotte verschmort, es stinkt noch mehr als die Flammen auf Fleisch treffen.
    Die schmächtige Frau geht zu Boden, ihr Lichtschwert rutscht ihr aus den kraftlosen Händen. Die Chiss stellt ihren schweren Stiefel auf das Heft. Eigentlich ist die Sith schon tot, doch ihre hassverzerrte Stimme weiß davon noch nichts, als sie den Mann anzischt, ihn verflucht, Speichel spritzt ihr auf die aufgesprungenen Lippen.
    Du hast dich echt mit den falschen angelegt, Sugar. Und dein größter Fehler war, dass du zurückgekommen bist.
    „Wie tötet man einen Sith?“ dringt ihre dumpfe Stimme aus dem Helm. Sie weiß dass der andere sie glasklar hört, sie haben im Vorfeld eine Funkverbindung eingerichtet.
    „Sag's mir“, erfüllt sein tiefes Brummen ihren Helm.
    „Schnell!“ Sie lacht heiser auf als ihre Blasterschüsse Gesicht und Brust der am Boden Liegenden zerfetzen und ihren Flüchen ein Ende bereiten.

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    Die Sidekick, irgendwo im Hyperraum, mittags


    Es ist dämmerig im kleinen Cockpit der „Sidekick“, die Notbeleuchtung erhellt den kleinen Raum nur unzureichend. Vor dem Fenster ziehen Sternschlieren vorbei, das leise rythmische Piepen des Bordcomputers vermittelt das beruhigende Gefühl dass der Sprung sauber eingeleitet wurde. Jetzt gibt es über Stunden nichts zu tun, solange bis das Schiff im Y'Toub-System wieder aus dem Hyperraum austreten würde.
    Zeit für ein Ale. Ein echtes, keins was nach Nerfpisse schmeckt. Und Sand! Alles auf dem verdammten Planeten schmeckt nach Sand! Sogar die verfluchte, viel zu heiße Luft! Ich hasse Sand!
    Mürrisch vor sich hinmurmelnd nimmt die Chiss die Beine von der Konsole, dreht den schweren Pilotensessel mit gekonntem Schwung um 180 Grad und kommt auf die Füße.
    Und ich hab mir die verfluchte Schulter verbrannt! Scheiße noch eins, ich hab die letzten Tage mehr Sunblocker als Blut im Körper gehabt und trotzdem hab ich mir die verdammte Schulter verbrannt!
    Ihre nackten Füße machen kaum ein Geräusch auf dem Metallgitter, der Stoff der weiten Hose und des ärmellosen Hemdes rascheln nur leise, doch das nicht abreißende unzufriedene Brummen begleitet sie auf dem Weg durch das Schiff.
    Erst als sie die „Kochnische“ erreicht, weicht ein schiefes Grinsen ihre Gesichtszüge auf.
    Kochnische... klar. Das ist ne verdammte, ausgewachsene Bar! Wer auch immer das Schiff gebaut hat, ich liebe diesen Mann!
    Sie angelt sich ein Ale – dunkel, bitter, corellianisch – aus dem Kühler und lehnt sich an die Bar. Es dauert fast eine halbe Flasche bis sie bemerkt dass sie leer vor sich hinstarrt und dabei gedankenverloren die oberste, aufgeplatzte Hautschicht von ihrer rechten Schulter pult. Die blaue Haut dort ist lila angelaufen, so dunkel, dass es fast schwarz wirkt.
    Sie schnaubt und drückt die kalte Flasche an ihre Schulter, schnippst die trockenen Hautfetzen von ihren Fingern.
    Sonne, Hitze, Sand... und viele Credits!
    Wieder grinst sie.
    Verdammt viele Credits. Fast genug um den Sand zu vergessen!
    Ein heiseres Lachen erfüllt den kleinen Raum.
    Und nen verdammter Orden! Meine Fresse, wer ist so blöd und heftet Yvi nen Orden an die Brust... und Val... und mir!
    Es ist ein seltsamer Job gewesen. Eigentlich weiß sie gar nicht genau was sie da draußen gemacht hat. Klar, eine Lieferung nach Anchorhead. Dann den Transport der Lieferung in verschiedene Brückenköpfe in die Wüste gewährleisten. Aber sonst? Ein Haufen Soldaten, Jedi und Sith verabreden sich schließlich nicht zum Spaß mitten im Dünenmeer von Tatooine. Irgendwas musste da draußen passiert sein, abgesehen von dem üblichen Knicklichtgerassel und Rumgeballer.
    Du bist zu neugierig als gut für dich ist. Total egal was die da wollten, solang zumindest eine Seite gut bezahlt.
    Sie fährt sich mit der Hand durch die Dreads; ein paar Körnchen Sand rieseln ihr aus den Haaren – immer noch!
    Lässiger Job, gute Bezahlung, schnelle Überweisung... nichtmal um den Papierkram musste ich mich selber kümmern. Warum verdammt noch eins bin ich unzufrieden?!
    Sie trinkt ihr Ale aus und lässt die Bar weiter vor sich hin murrend hinter sich, durchquert den niedrigen Flur bis hin zur viel zu geräumigen Kapitänskajüte. Mit ausgestreckten Armen lässt sie sich auf das große Bett fallen und starrt an die Decke.
    Warum...
    Viel weiter geht ihr Gedankengang nicht. Vier Tage Tatooine fordern ihren Tribut und sie ist eingeschlafen kaum dass ihr Körper realisiert hat dass er liegt.

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    Dromund Kaas Raumhafen, die „berechtigte Zweifel“, später Abend


    „Dreckige, kleine, stinkende, billige Twi'lek-Hure!“ dringt es immer und immer wieder knurrend aus der kleinen Badnische der „Berechtigten Zweifel“, fluchend, beschwörend, fast wie ein Mantra.
    Trotzdem sie es zigmal mit lauwarmem Wasser ausgewaschen hat, brennt Triggers linkes Auge immer noch wie eine Supernova, sie hat das Glas zwar abwehren können das Lorfala nach ihr geworfen hatte aber der billige Fusel, dessen einziger Zweck es zu sein schien eine besonders hohe Konzentration an Alkohol zu enthalten, war ihr dennoch ins Gesicht gespritzt.
    Sie blinzelt in den kleinen Spiegel über dem Metallbecken, stützt die Hände auf den Beckenrand; das Auge ist eine Spur dunkler als das andere, kaum zu sehen. Ganz anders als der Ärger, der ihr Gesicht verzerrt.
    Dummes kleines Mädchen! Glaubst du wirklich, ich hätte sie umbringen lassen? Glaubst du, ich hätte ihr nicht in die Augen sehen wollen, wenn sie stirbt?
    Ihre Nasenflügel blähen sich unter abfälligem Schnauben.
    Und diese imperialen Weicheier! Gucken wie nen Bantha im Regen, wenn ein Glas durch die Bar fliegt. Meine Fresse, auf Shaddaa würd ich euch mit den Reflexen nicht mal einen Standardtag geben.
    Sie lächelt dünn.
    Es war nicht mal befriedigend ihr die Panzerhand durchs Gesicht zu ziehen. Sie zu Boden gehen zu sehen. Es war einfach... egal. Sie war einfach egal!
    Eine steile Falte entsteht auf ihrer Stirn als sie die Augenbrauen zusammenzieht.
    Aber dass man aus ner imperialen Bar fliegt weil man ner Twi'lek eine feuert... einer, die nicht mal wem gehört... das hätt ich auch nicht geglaubt ohne es zu sehen.
    Sie schüttelt leicht den Kopf und stößt sich vom Waschbecken ab. Zeit, diesen trostlosen, ständig verregneten Drecksplaneten zu verlassen. Nicht einmal ihr Ziel hat sie in der Bar angetroffen, das Unternehmen ist auf ganzer Linie gescheitert.
    Seufzend streicht sie sich die Dreads aus dem Gesicht und macht sich auf den Weg ins winzige Cockpit der Zweifel. Wieder fällt ihr die hintergründige Unzufriedenheit auf, die sie nicht so recht einzuordnen weiß.
    Na, was solls. Ein weiterer beschissener Tag in einem beschissenen Leben. Zeit, ins Sammelbecken der gescheiterten Existenzen zurückzukehren. Zurück nach Hause. Zurück nach Shaddaa.

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    Nar Shaddaa, Rotlichtviertel, tief in der Nacht


    Verbraucht wirkendes Rot ist die vorherrschende Farbe des etwa 5x5 Meter großen Raums. Der Teppich, die Wandfarbe, die Lampenschirme, auch das verschlissene plüschig-samtige Laken auf dem auf billige Weise üppig wirkendem Bett, dem mit Abstand dominantesten Möbelstück hier, sind in unterschiedlichen Schattierungen von Tief- bis Dunkelrot gehalten.
    „Hutt'nscheiße Junge! Du klingst wie'nen brünftiger Bantha-Alpha, 's kannste doch nich' ernst mein'n!“, brummt es von dem nur in eine leichte Hose bekleideten Körper der lang ausgestreckt auf dem Bett liegt und in seinem dunkelblau die einzige Ausnahme in diesem Meer von rot bildet.
    Junge stöhnt weiter, spitze weibliche Schreie gesellen sich dazu, kaum gefiltert von der Wand zwischen der Chiss und dem kopulierenden Pärchen.
    Ungläubig lachend rollt sich Trigger auf den Bauch und angelt auf dem Boden nach ihrem am Gürtel klemmenden Pad.
    Meine Fresse, wenn ihr euch hören könntet! Das glaubt euch doch echt keine Sau dass das Spaß macht, das klingt eher nach wirklich harter Arbeit. Oder als wenn ihr gleich verreckt oder so. Manchmal ist weniger echt mehr!
    Ein Zimmer in einem der zahlreichen Stundenhotels im Rotlichtviertel von Shaddaa ist kein guter Ort wenn man es ruhig liebt, aber es ist einer der besten Orte wenn man seine Ruhe haben will, wenn man es drauf anlegt, nicht gefunden zu werden.
    Sie rollt sich wieder zurück auf den Rücken, aktiviert das Pad und klickt sich mit einer Hand durch die Seiten, bis sie einen Musikstream im Holo findet, der irgendwelche blöde Underground-Musik von Bands spielt, von denen noch nie jemand etwas gehört hat und von denen auch sicher nie jemand etwas hören würde.
    Sie dreht den Lautstärke-Regler höher, so dass die sehr eindeutigen Geräusche aus dem Nebenzimmer in den Hintergrund gedrängt werden und lässt das Pad neben ihrem Kopf auf das Kissen fallen, starrt an die Decke.
    Wie idiotisch muss man eigentlich sein um von einer Scheiße in die nächste zu stolpern?
    Zuerst bemerkt sie gar nicht, wie ihr Oberkörper bebt und als das Kichern ihre Kehle erreicht ist es viel zu spät, es niederzuringen. Am Anfang ist es nur leise und wirr, aber über Sekunden schwillt es an, unbändig und aufgedreht. Sie ergibt sich dem Reflex sich auf die Seite zu drehen und die Beine anzuziehen, Lachtränen lassen ihre Sicht verschwimmen.
    Geil... wahnsinnig werden ist jetzt genau das Richtige. Das macht mein beschissenes Leben zwar kein Stück besser aber vielleicht interessiert mich der Mist dann nicht mehr.
    Es dauert Minuten die sich wie Stunden anfühlen bis das Lachen verebbt und sie japsend und erschöpft zurücklässt. Ihr Bauch tut weh und ihre Augen brennen, aber irgendwie hat es gut getan, es war wichtig gewesen!
    Scheiße, ich krieg das hin. Irgendwie krieg ich den Mist wieder hin! Die finden das nie raus. Die sind viel zu sehr mit ihrem eigenen Dreck beschäftigt als dass sie was raus finden könnten. Wir sind gut gewesen. Verdammt gut! Ich hau nicht ab hier, lieber verreckt ich! Die Kunst ist den tödlichen Fehler erst ganz am Ende zu machen. Und ich muss nur diesen Kerl vergessen... echt mal, dass man auf so viele verschiedene Arten lächeln kann, das gehört verboten, das ist doch nicht fair!
    Das Pad plärrt Reggaeklänge in ihr Ohr, der Sänger hat einen schweren nautolanischen Akzent.
    Yeah, fickt euch selber ihr Arschlöcher -Musik. Genau so siehts aus!
    Sie dreht den Lautstärke-Regler noch ein wenig auf, lauscht schief grinsend der lässigen Melodie und wippt mit den nackten Füßen.
    Beim Refrain stockt sie für einen kurzen Moment.
    No rest for the wicked...
    Und wieder kann sie nicht anders als zu lachen.

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    Tief in einem Traum


    Es ist nicht vollkommen dunkel, aber es fühlt sich in den Augen so an. Schwarzer Sand erstreckt sich so weit das Auge reicht, wird an der Horizontlinie von einem ebenso schwarzen Himmel abgelöst, wolkenlos, sternlos.
    Scharfer Wind wirbelt den Sand auf, treibt in ihn Wolken wie zornige Insektenschwärme vor sich her, richtungslos und chaotisch.
    Sie rennt. Egal wohin, Hauptsache weg! Wenn sie stehenbleibt, eine Sekunde nur, wird der heiße Sand ihr die Füße verbrennen. Sie sind taub, lange schon, als wären sie eingefroren, die Fußspuren die sie hinterlassen füllen sich mit winzigen Seen aus dickflüssigem Blut als würde es aus dem Boden in die Mulden quillen.
    Auf ihrem Weg weht der Wind Körper frei, bleiche Gesichter mit leerem Blick, erstarrt zum Zeitpunkt ihres Todes. Sie kennt die Personen, jede einzelne von ihnen, schließlich war sie es, die sie getötet hat.
    Das leise Zischen des vom Wind bewegten Sands wird aggressiver, formt sich zu Wortfetzen, deren Inhalt sie nicht versteht. Aber der Sinn ist klar; es sind die Anklagen der Toten, verstärkt durch das Stechen der feinen Sandkörner auf ihrer Haut.
    Sie rennt weiter. Am Horizont gehen die Sonnen auf.
    Eine ist das Gesicht eines Chiss, Versorgungsoffizier Meraj'amre'oran, sein Blick ist gleichgültig und kühl.
    „Du wirst keinen Auftrag bekommen. Du wirst Csilla verlassen. Heute noch. Für immer.“ Hat er Csilla gesagt? Oder hat sie Shaddaa verstanden? Im Zischen des Sandes klingen die Worte gleich.
    Die zweite ist der Kopf einer Menschenfrau. Künstlich und schön.
    „Ich bin sicher, blau passt gut zu den Vorhängen.“ Sie lacht klirrend und als die Sonnen voll am Himmel stehen wird es kalt.
    Die Landschaft verändert sich, obwohl sie nicht vorwärts kommt; schmutziggrauer Beton und rußig angelaufener Stahl ersetzen den Sand, die Weitläufigkeit weicht engen Straßenschluchten an deren Rändern düster-kalte Hochhäuser bedrohlich aufragen.
    Sie läuft weiter, frierend nun, passiert Personen und Personengruppen.


    Captain Veyla Sax hustet keuchend an einer Straßenecke. Sie spuckt einen schwarzen Schleimklumpen aus der sich zu einem Skorpion formt dessen Chitin das bunte Neonlicht wiederspiegelt. Das Tier versucht wegzukrabbeln aber die Frau packt ihn am Stachel, hebt ihn hoch und lächelt irre, summt, während sie ihm mit einem Messer Zeichen in seinen Panzer ritzt.


    Grell leuchende Holowerbung... ein Lächeln.


    Kynarek steht an einem Imbiss und winkt ihr zu ehe er genüsslich in einen Fisch beißt, der noch in seinen Händen zappelt.


    Grell leuchende Holowerbung... ein Lächeln.


    Yvi und Alastar verschwinden Hand in Hand in einer Querstraße. Die Twi'lek lacht rauchig und ruft ihr hinterher: „Wir gehen jetzt mit der Wumpratte verbrennen. Sollen wir dir was mitbringen?“


    Grell leuchende Holowerbung... ein Lächeln.


    In einem Café sitzt Shione und füttert Kir, der wie eine Bauchrednerpuppe auf ihrem Schoß sitzt, mit heißer Schokolade. Sein drittes Auge auf der Stirn zwinkert ihr im Vorbeilaufen zu.


    Grell leuchende Holowerbung... ein Lächeln.


    Kenzo ist an seiner Cyberware an einen Stahlträger gekreuzigt, Katharin sitzt vor ihm im Schneidersitz auf dem Boden und beschmeißt ihn gelangweilt mit Stims. Er nickt der Vorbeilaufenden ironisch lächelnd zu. „Hauptsache, wir haben Stil, nicht wahr?“


    Grell leuchtende Holowerbung... ein Lächeln.


    Jenseits eines Hochsicherheitszauns sitzen Ivory und Sol unter einem Baum im Gras. Ivory winkt sie rüber. „Komm zu uns, hier ist es ruhig.“
    Sie weiß dass das stimmt. Aber sie weiß auch dass der Zaun nicht überwindbar ist. Würde sie ihn berühren, würde der Starkstrom sie auf der Stelle töten.


    Sie rennt gegen eine Stahltür. Sackgasse. Sie kann nicht mehr, jeder Atemzug brennt in ihrer Brust. Erst jetzt bemerkt sie dass sie etwas in den Händen hält, so fest gegriffen dass ihre Finger taub sind. In der einen Hand ist es ein Blaster, die andere hält eine Energiezelle, auf deren Plastikummantelung in geschwungenen Buchstaben „Trine“ geritzt ist.
    Natürlich! Jetzt weiß sie wieder wo sie hin wollte, hat ein Ziel!
    Sie rammt die Energiezelle in den Blaster und reißt die Stahltür auf. Der Hangar ist in das dämmrige Licht der Notbeleuchtung getaucht. Er ist vollkommen leer, nur in der Mitte steht eine Person mit dem Rücken zu ihr, dunkle weite Robe, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
    Ihr Blickwinkel verändert sich, bewegt sich um die Gestalt herum, ohne dass ihre Füße sie vorwärts tragen. Von der Seite kann sie erkennen dass da noch eine zweite Person ist, sie wird von der in der Robe umarmt, schützend, fast sanft.
    Als sie sich halb herum bewegt hat – oder der Hangar sich halb um sie herum gedreht hat? Sie hat sich nicht bewegt... oder doch? - löst sich die Gestalt aus der Umarmung. Es ist Trine und es ist doch nicht Trine, ihr Lächeln ist traurig aber ihre Augen sind kalt.
    Der Blaster wiegt schwer in ihrer Hand als sie ihn anhebt, so unglaublich schwer! Der Arm der ihn hält zittert, sie keucht angestrengt, richtet den Lauf auf Trine.
    „Ich bin da..“, krächzt sie.
    Trine kommt auf sie zu, langsam. In der rechten Hand hält sie ein Messer, dessen Klinge das Hangarlicht wieder spiegelt.
    Obwohl die Frau näher kommt bekommt sie sie nicht ins Ziel, so sehr sie es versucht.
    Trine bleibt vor ihr stehen und hebt die linke Hand, streicht ihr sanft mit den Fingern über die Wange, Fingern die so kalt sind als gehörten sie einer Toten.
    „Aber du bist zu spät“, flüstert sie zärtlich.
    Als sie ihr das Messer in den Bauch rammt wacht Trigger schreiend auf.

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    Dromund Kaas, vor dem Raumhafen, früher Abend


    Es regnet. Natürlich regnet es. Die bleigraue Wolkendecke ist hier genauso Standard wie der ewig blaue Himmel auf Tatooine. Unveränderlich, gleichbleibend, vorhersehbar.
    Die schweren Tropfen platzen auf der roten Außenhülle ihres Swoops als sie es aus der Hafenanlage schiebt, zerplatzen zu hunderten kleinerer Tropfen auf der vornehmlich weißen Oberfläche ihrer High-Tech-Rüstung. Das trommelnde Geräusch auf dem Vollhelm nervt sie, also nimmt sie ihn ab und hängt ihn an einen Griff des Bikes.
    Für einen Moment schließt sie die Augen und legt den Kopf in den Nacken, lässt den Regen auf ihr Gesicht prasseln.
    Kaas City, Herz des Imperiums. Meine Fresse, hier war ich ewig nicht mehr! Halt, das stimmt nicht... ist erst ein paar Wochen her. Korrigiere: Hier war ich ewig nicht mehr mit einem Auftrag!
    Sie schiebt das Swoop weiter, heraus aus dem belebten Hafenbereich, den schmalen fast überwucherten Dschungelweg entlang, der direkt nach Kaas City führt und den sie hier Straße nennen, schwingt sich auf den Sitz und lässt die Turbinen schrill aufheulen.
    „Na dann... Showtime!“ Ein erwartungsfrohes Grinsen spaltet ihre Lippen als sie Gas gibt.


    Dromund Kaas, Hangar 17, die „berechtigte Zweifel“, Stunden später.
    Sie versiegelt die Schiffsluke und schaltet mit kurzem Druck auf ihr Pad das Licht an. Vollkommene Stille umfängt sie als das Zischen des Schotts verebbt ist und die Außenwelt ausgesperrt hat.
    Sie braucht nur ein paar Minuten, die schwere Rüstung abzulegen und an den Generator zu koppeln, sich etwas Bequemeres anzuziehen – eine einfache Hose und ein ärmelloses Shirt, barfuß wie fast immer auf ihren Schiffen. Die Speicherzelle aus der Helmkamera nimmt sie mit, außerdem ein Handtuch, das sie sich auf den Kopf legt, macht sich auf den Weg ins Cockpit.
    Während sie routiniert den Schiffscomputer anweist, die Sprungkoordinaten umzudrehen und zurückzurechnen, eine Abfluggenehmigung und einen Platz auf der Sprungplattform einzuholen, rubbelt sie sich die Haare trocken.
    Viele bekannte Gesichter. Zu viele? Bekanntheit hat seinen Preis. Irgendwann wird es verflucht schwer den Überblick zu bewahren wer was weiß, wem man was verkaufen kann, wer vor den falschen Leuten die falschen Dinge erwähnen könnte. Aber genau das ist der Reiz, oder etwa nicht? Es ist wie das Fliegen durch ein Meteroritenfeld. Manche Brocken zerschellen am Schild, andere musst du umschiffen, ohne den anderen zu nah zu kommen. Und eine falsche Entscheidung kann dich grillen. Gnadenlos. Genau darum geht’s doch! Drumrumfliegen... das kann ja jeder!
    Die Genehmigung kommt schnell, die Wartezeit auf der Sprungplattform beträgt 117 Standardminuten. Wenig für imperiale Verhältnisse, aber es ist ja auch mitten in der Nacht.
    8 Minuten später schwebt die „Berechtigte Zweifel“ im Leerlauf im Orbit, wartet auf ihren Sprung.
    Die Chiss prüft ob der Timer läuft, dann verlässt sie das Cockpit wieder, das Handtuch bleibt liegen – wahrscheinlich tagelang -, die Speicherzelle nimmt sie mit, zusammen mit einem Ale aus dem Kühler. Beides parkt sie auf dem großen Holoterminal zwischen, schraubt zügig eine der Abdecktafeln im Treppenaufgang ab und versenkt ihren Arm in dem dunklen Loch, tastend, bis er sich um einen an die Außenhülle geklebten Metallkasten schließt.
    Es dauert exakt 265 Sekunden, die elektronischen Sicherheitsmechanismen auszuschalten, eine gute Zeit. Mehr als 300 Sekunden und das Magnetfeld in seinem Inneren zerstört die Daten auf der kleinen Festplatte unwiederbringlich.
    Sorgfältig überprüft sie ob das Holoterminal vom Netz ist, ehe sie den Datenträger anstöpselt. Sofort flackern Daten auf, hunderte an Ordnern, mit Daten, Namen und Orten benannt, in einem engen Netz miteinander verwoben. Eine Weile sieht sie konzentriert auf das Gebilde, regungslos, dann fängt sie an, all das einzuweben was sie heute erfahren hat, die Bilder aus der Helmkamera einzuspeisen. Neue Ordner. Neue Namen. Neue Verknüpfungen. Ein virtuelles 3D-Spinnennetz aus Millionen Fäden, fein genug, jede Erschütterung aufzufangen.
    Wenn man gleichzeitig für und gegen jeden arbeitet, alleine, ohne Rückendeckung... dann nutzt kein Blaster, keine Granate irgendwas. Dann sind Informationen deine einzige Waffe... falsche wie echte!
    Sie braucht länger als eine Stunde. Als die Sprungfreigabe eintrifft, sind die Kamerabilder und der Speicher des Holos schon seit Minuten gelöscht, die kleine Festplatte wieder gesichert und verstaut.
    Es ist an der Zeit, nach Nar Shaddaa zurückzukehren.

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    Nar Shaddaa, die „Berechtigte Zweifel“, mittags


    Es ist still im kleinen Trainigsraum der „Berechtigten Zweifel“, der Sandsack, der die letzte halbe Stunde Triggers schnelle Schläge einstecken musste, schwingt noch minimal nach, so leicht dass die schwere Kette an der er hängt kein Geräusch verursacht.
    Die Chiss steht keinen Meter entfernt mit dem Rücken zum Sandsack auf der Trainingsmatte, die nackten Arme mit Gewichten an den Handgelenken zur Seite ausgestreckt. Tiefe aber ruhige Atemzüge blähen ihre Nasenflügel, während ihr Schweiß über die Stirn rinnt. Schweiß hat auch ihr Trainingstop durchtränkt, klebt den Stoff der Hose an ihre Beine und bedeckt die nackten Arme und Bauchmuskeln mit einem ölig glänzenden Film.
    Sie hält den Kopf aufrecht und die Augen geschlossen, konzentriert sich auf den in ihren Armen aufziehenden Schmerz.
    Langsam winkelt sie das rechte Bein an, stellt den Fuß flach an die Innenseite des linken Oberschenkels, verharrt so, ruhig, ohne zu wanken.
    Herzlichen Glückwunsch, du idiotische Banthakuh. Das hast du so gnadenlos verbockt, sehr viel schlimmer hätte es nicht werden können!
    Sie schnaubt kurz.
    Klar! Das muss jetzt sein, nä? Ne beschissene Selbstanalyse. Einfach mal so tun als sei alles in Ordnung, einfach weitermachen, das ist wohl nicht drin, hm?
    Könntest du es denn? Ach komm, du würdest doch nicht klarkommen. Wie erbärmlich du darin bist dich selbst zu belügen, das hast du doch die letzten Wochen beeindruckend zur Schau gestellt. Wenn du's drauf anlegst, kannst du jedem was vormachen. Jedem. Aber dir selber? Nein, dazu bist du nicht in der Lage.

    Ihre Arme fangen an vor Anstrengung zu zittern, die Gewichte versuchen sie nach unten zu drücken, aber sie hält dem Druck stand.
    Ich könnt mir einfach einreden dass es gut gelaufen ist. Hey, ich hab's hinter mir, kein Grund zur Aufregung. Das Leben geht weiter. Jobs zu erledigen, Creds zu verdienen, krasse Scheiße zu erleben. Ist ja nicht so dass ich nichts zu tun hab.
    Wieder schnaubt sie.
    Oh ja, natürlich! Und das funktioniert wie lange? Was ist es das nächste Mal? Wieder eine Nachricht die du schreibst, wenn du total betrunken bist? Eine Comverbindung, die überflüssig ist und nur Ärger macht? Hey, mein heißer Favorit, nur für den Fall dass du wirklich durchhalten solltet, ist Zufall. Die Galaxie kann gar nicht groß genug für beschissene Zufälle sein, man gut dass du das nicht genau weißt. Ach, und a prospos total betrunken: Du kannst natürlich auch noch zu Spice greifen. Das macht dein Problem nicht kleiner, aber immerhin verschafft es dir Momente in denen du es vergessen kannst. Hab ich mal gehört.
    Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen, bilden zusammen mit der steilen Falte des Ärgers auf ihrer Stirn einen scharfen Pfeil.
    Ich nehm kein Spice! Ich bin zwar bescheuert, aber nicht total bescheuert!
    Du meinst genauso wie du dich nicht betrinkst? Weil du zwar bescheuert aber nicht total bescheuert bist? Es erfüllt mich mit Stolz, wie eisern du in der Lage bist an deinen Prinzipien festzuhalten. Wirklich beeindruckend!

    Sie knurrt gegen den Schmerz an, vor Anstrengung und vor Frust, zwingt die Arme weiter, auszuharren. Noch immer schwankt sie nicht.
    Ach halt die Fresse!
    Oh ja. Sehr erwachsen. Und so vernünftig! Bringt dich bestimmt weiter.

    Ein Teil ihrer Gedanken schafft es irgendwie hämisch zu klingen.
    Ich hab gesagt, halt die Fresse!
    Ja, mehrfach schon. Gerade nicht das erste Mal. Funktioniert hat es nie.

    Langsam hebt sie ihre Arme über den Kopf, als sie spürt dass sie nicht mehr in der Lage ist, sie gerade zu halten, wechselt in Zeitlupe das Standbein. Von außen betrachtet ist nichts zu sehen von dem Sturm der in ihr tobt.
    Als hätt ich ne verdammte Wahl! Ist ja nicht so dass ich irgendwas machen kann außer irgendwie klarzukommen!
    Du kommst aber nicht klar, das ist das verfluchte Problem! Erzähl nix, du hast doch schon angefangen, dich in Frage zu stellen!
    Das ist doch Blödsinn!
    Ach, tatsächlich? Und der Job? Hast du gezögert ihn anzunehmen? Oder hast du nicht gezögert?
    Ich hab ihn angenommen. Das reicht doch.
    Das war nicht die Frage. Hast du gezögert?
    Ja verdammt! Hab ich! Na und?! Angenommen hab ich ihn trotzdem. Und keinen weiteren Gedanken dran verschwendet!
    Du weißt dass das nur der Anfang war?
    Halt die Fresse!
    Oh-oh.... trifft's etwa einen Nerv?

    „Halt'die verdammte Fresse!“ schreit sie auf und fährt aus dem Stand herum. Sie schreit ein zweites Mal auf, vor Schmerz dieses Mal, als ihr rechter Fußrücken mit voller Wucht gegen den Sandsack prallt. Ein drittes Mal, vor Zorn und vor Frust, als sie das Trainingsgerät mit der Schulter rammt und von vorne beginnt, es mit kurzen, schnellen Schlägen einzudecken.

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    Nar Shaddaa Raumhafen, die „Sidekick“, später Vormittag


    Holosterne - paarweise, Dutzende davon - werden in blassblauen Licht in den großen Aufenthaltsraum der Sidekick projiziert, drehen sich um sich selbst oder um einen gemeinsamen Schwerpunkt. Auf einem Bildschirm an der Wand flackern mit hoher Geschwindigkeit Zahlenreihen, unterschiedlichste Formeln, Kurvenberechnungen.
    Trigger sitzt auf einer Kiste, die Beine zum Schneidersitz angezogen, ein Pad auf dem einen, eine Caftasse auf dem anderen Knie. Ihr Blick schweift zwischen der Holowand, dem Pad und den Sterngruppen im Raum hin und her, seit über einer halben Stunde schon, die Stirn konzentriert gerunzelt, die rechte Unterlippe leicht geschwollen vom darauf herum kauen.
    „'s sin' zu wenig Infos, Sugar. Viel zu wenig Infos“, brummt sie zum wiederholten Mal. „Wo is'das Baryzentrum? Elliptisch oder Kreisbahn? Masse? Geschwinnigkeit? Wie soll'ich 'n mit nix ne Route berechnen, die'uns nich' umbringt, eeh?“
    Dennoch macht sie weiter. Natürlich macht sie weiter. Immerhin hängt ihr Leben davon ab, sauber die eine Route zwischen Zwillingssternen hindurch berechnen zu können, in der sich die Gravitation, die so stark ist dass sie Planeten zwischen sich zerquetschen kann, vollkommen aufhebt.
    Es ist vollkommen bescheuert, diesen Flug zu planen. Bescheuert, riskant und unmöglich. Nein... nur fast unmöglich. Und genau das macht den Reiz aus. Ein einziger Fehler in der Rechnung, eine falsche Komponente vielleicht, und das war's. Endgültig und gnadenlos. Es würde nicht einmal genug Zeit bleiben zu bedauern. Kein Moment in dem das eigene Leben an einem vorbeiziehen würde wie in schlechten Holos. Keine letzten Worte. Es würde einfach vorbei sein.
    „Ich werde natürlich alleine fliegen, du musst mich nur leiten“, hatte der Fremde in der Bar zu ihr gesagt.
    Wenn ich dies'n Flug plan, dann gibt’s nur genau ein'n Ort an'dem ich mich befinne wenn'de fliegst: Neb'n dir im Cockpit!“ war ihre Antwort gewesen.
    Geile Scheiße! Ich hab ihn nicht mal gefragt was er genau bezahlt. „Eine ordentliche Summe“ kann so gut wie alles sein. Aber fuck, ich würd's umsonst machen! Nein, ich würd sogar was drauflegen!
    Sie grinst. Und zittert. Die feinen Härchen an ihren Armen stellen sich auf, als ihr Blick erneut über die Doppelsternholos schweift.
    Hoffentlich kann er fliegen. Gut fliegen, also so richtig gut fliegen. Er war locker, aber wenn er unter Druck Nerven zeigt... wenn ich Nerven zeige...
    Sie bemerkt wie sich ihr Atem beschleunigt, nur bei dem Gedanken daran in diesem einen Schiff auf diesem einen Flug zu sitzen.
    Sie springt von der Kiste, läuft auf und ab wie ein Tier im Käfig, zu geladen um weiter sitzen zu bleiben. Rechnet, murmelt Zahlen und Buchstaben vor sich hin, tippt auf ihrem Pad herum, korrigiert und erweitert, immer und immer wieder, wie im Fieber.
    Erst Stunden später ist sie zufrieden... und vollkommen erschöpft.

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    Dromund Kaas, Raumhafen, die „berechtigte Zweifel“


    Akribisch prüft Trigger ihre Werkzeuge und Gerätschaften, die sie im Schiff zusammengesammelt hat, eins nach dem anderen, gut verteilt im Innenraum, immer da wo sie sie gebraucht und einfach liegengelassen hat.
    Wie viele Leute haben sich inzwischen über ihre Unordnung lustig gemacht? Dutzende? Sie lacht leise, als sie den Ionenschneider aus einer Kiste voller Nieten zieht.
    Unordentlich isses nur wenn ich nicht weiß wo mein Krempel ist.. so ist es nur kreativ! Gut für das Gedächtnis und so. Training.
    Minutenlang sieht sie mit kritisch gerunzelter Stirn in die Werkzeugkiste, die sie gerade zusammengepackt hat.
    Fehlt was? Schwer zu sagen bei der schwammigen Ansage. Hab alles Grundlegende plus nen paar Extras. Wahrscheinlich isses wie immer und mir fehlt genau das eine was ich hier hundertfach rumliegen hab aber nicht damit gerechnet hab es zu brauchen.
    Sie brummt zufrieden und klappt die Kiste zu, versiegelt sie mit einem kleinen elektronischen Schloss.
    Passt schon. Passt immer.
    Im Vorbeigehen aktiviert sie den alten Techdroiden, winkt ihn hinter sich her.
    „Hör'zu. Ich will dass'du von dem Zeitpunkt an dass'wir 's Schiff verlass'n alles was'de hörst un' siehst un'so in'ner Backup-Datei speicherst. Irg'ndwann später werd'ich dir den Befehl geb'n, dein'n Speicher der letzt'n Stund'n zu lösch'n. 's machste auch. Aber's Backup, 's tasteste nich' an. Klar soweit?“
    „Natürlich, Captain. Hauptspeicher löschen, Backup-Speicher uangetastet lassen. Ich habe verstanden.“
    Die Chiss brummt nickend. Deutet auf die Werkzeugkiste.
    „Mitnehm'n un' an'der Tür wart'n.“
    Sie lauscht den Droidenschritten von Metall auf Metall, als er ihren Befehl ausführt, während sie die Treppe hochspringt, zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Werkzeug: Check! Backup: Check! Plan B fehlt noch. Für die Wumpratten hinter den Ecken.
    Sie lehnt sich ans Holoterminal, zieht ihr Pad und tippt eine Nachricht.
    „Wenn du das liest, steck ich in der Scheiße und du hast die einmalige Gelegenheit ein paar Schulden loszuwerden...“ tippt sie schnell, gefolgt von einem Abriss ihres momentanen Auftrags, Namen, Orte, Daten, Kontakte. All die kleinen Dinge, die nie jemand von ihr erfahren würde, wenn alles glatt lief. Dinge, die Genicke brechen konnten, wenn jemand versuchen würde, sie zu verarschen.
    „Zeitfenster...“ Sie legt den Kopf schief und überlegt einen Moment. „Einen Stannardtag? Zu lang? Zu'kurz? Eeh... passt.“
    Ihr Com klingelt. Sie ignoriert es. Kein guter Zeitpunkt.
    Nickend präpariert sie die Nachricht. Schickt sie ab, nach Hutta, wo sie exakt 24 Standardstunden in einem Verteilerpostfach ausharren würde, ehe sie an eine Handvoll Leute weitergeleitet würde, die hoffentlich Willens und in der Lage waren, sie rauszuboxen.
    Das Com gibt keine Ruhe. Gereizt seufzend reißt sie es aus dem Gürtel.
    Wer auch immer grad seinen Arsch in Scheiße geparkt hat, ich hol ihn dieses Mal nicht raus!
    Ihr Daumen erstarrt einen halben Zentimeter über dem Annahmeknopf, als sie im Display erkennt wer es ist.
    Oh fuck! Nein! Nicht du... nicht du!
    Sekundenlang starrt sie auf das Com, kämpft das Chaos von Emotionen nieder, das ihre kühle Gelassenheit durchbricht.
    Sie schließt die Augen, atmet tief ein, zwingt sich zur Ruhe.
    Dann nimmt sie das Gespräch an.

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    Dromund Kaas, Raumhafen, die „berechtigte Zweifel“


    Einen Moment steht sie nur da, schließt die Augen und rührt sich nicht. Sie sortiert ihre Gedanken, erstellt einen Plan, was sie zu tun hat. Dann macht sie sich an die Arbeit.
    Als erstes die Sprungfreigabe. Weg aus diesem Dreckloch, Kurs auf den Huttenraum, dann eine kurze Textnachricht an das Verteilerpostfach auf Hutta, um die Stunden zuvor geschriebene Nachricht zu zerstören.
    Sie schaltet den alten Techdroiden auf Standby und entfernt ihm die Hauptplatine und die beiden zusätzlichen Speicherplatinen, lässt seine Hülle – die Werkzeugkiste immer noch in der Hand – im Vorraum des Schiffs stehen.
    Das Holoterminal blinkt; eine eingegangene Nachricht.
    Während sie Kynareks Aufzeichnung zuhört, zieht sie sich die Stiefel aus, schmeißt sie irgendwo an die Wand, löst den winzigen Speicherchip aus der Brille.
    Sorry Kyn, kein Bonus, kann ich mir nicht leisten. Ob ich mich rauswinden kann?
    Sie grinst schief.
    Bleibt abzuwarten, hum? Bis jetzt war ich darin immer ganz gut.
    Einen Moment überlegt sie, gleich zu antworten.
    Nein, eins nach dem nächsten. Bloß nicht durcheinanderkommen.
    Sorgfältig klemmt sie das Holo ab, isoliert seine Kanäle, bevor sie die Speicherchips des Droiden dran anschließt.
    „Dann woll'n wir ma' seh'n was'du...“
    Sie runzelt die Stirn, legt den Kopf leicht schief, sieht auf den Datenschrott, der in geisterhaftem Blau durch die Luft über dem Holo flimmert.
    „Hast es also gefund'n, du kleines Miststück. Sorgfältig warste, has' beide Platin'n erwischt!“ Ihr Lächeln zeugt von Anerkennung, respektvoll nickt sie.
    „Un'? Wieviel is'dir aufgefall'n? Weißt'du jetz' mehr über mich als'ich über dich? 'ne Idee, warum'ich nem 'borg erlaub, sich an mein'n Droid'n zu stöpseln?“
    Weiterhin lächelt sie während sie den Datenschrott untersucht, ob noch irgendwas zu retten ist.
    „Ich hab'dir die Platine sogar freigelegt, hab'dich aufgefordert, dich dranzuhäng'n. Als hätte man'den Speicher nich' mit'nem akustisch'n Signal lösch'n könn'n. Merkste was?“
    Ihr Respekt wächst als sie feststellt wie sorgfältig der Cyborg gearbeitet hat, wie er jede abgehende Verbindung des Hauptspeichers mit einem Lesefehler belegt hat um auf die tieferen Speicherebenen des Droiden zu kommen.
    Richtig beeindruckt wär'ich, wenn'de 's ohne Augments geschafft hättest... so isses leider'nur gut geschummelt, eeh?“
    Sie löscht die Daten des Droiden. Restlos. Die auf dem Holospeicher, die auf der Hauptplatine, auf beiden Nebenplatinen.
    Ob sie bemerkt hat dass er keinen Standardtag vorher erst bespielt wurde? Er hat sie abgelenkt. Von der Sekunde an, dass sie ihn gesehen hat. Und das hat er verdammt gut gemacht.
    Sie lässt einen Scan über den isolierten Kanal laufen, der auch noch die letzten Datenreste aufstöbern und zerstören soll, zieht die nun unbespielten Platinen ab und baut sie wieder in die Hülle, lässt den Droiden deaktiviert an der Ladeluke stehen. Loswerden würde sie das Ding auf irgendeinem namenlosen Planeten mitten im Huttenraum.
    Meine Fresse, du warst so scheiße schwer aus der Reserve zu locken! Spielst du immer so defensiv oder lag's an mir? Musste ganz schön hoch stapeln um mal nen Effekt sehen. Zu hoch? Wie weit hast du gemerkt wohin ich will? Waren die skeptischen Fragen allgemeine Paranoia oder war das schon speziell?
    Der Scan ist durch, die Droidendaten gelöscht. Sie hängt die Techbrille ans Com und zieht die Bilder der Blaupausen auf den isolierten Kanal.
    Fühlst du dich eigentlich sicher, dadurch dass du an meinem Droiden hingst? Sicher genug?
    Sie lächelt verschlagen als sich die Bilder aufbauen, eins nach dem anderen. Eine Gesamtansicht und jedes einzelne Modul im Detail. Für einen kurzen Moment kommt ihr der Gedanke, es nachzubauen. Lachend verwirft sie ihn. Was soll sie auch damit.
    Interessante Wette. Noch interessanter dass du drauf eingegangen bist. Ich weiß noch nicht was es mir über dich verrät, aber sei dir sicher, das find ich raus! Ein Standardjahr. 'ne verdammt lange Zeit. Und ein verdammt guter Grund so lange zu überleben. Nur um sagen zu können, ich hab's ja gesagt.
    Wieder lacht sie, ihre Haut kribbelt wie unter Spannung.
    „Es geht also ums Risiko und nicht um den Sieg?“, hast du mich gefragt... wenn du wüsstest, wie Recht du hast!
    Routiniert öffnet sie sie Abdecktafel hinter der sich ihr wichtigster Datenträger versteckt, befreit ihn aus seinem Hochsicherheitsgefängnis und stöpselt ihn an das Holo.
    Die nächste halbe Stunde ist sie mit dem Eintragen von Informationen beschäftigt. Ein neuer Ordner für das Projekt, neue Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Personen, ein paar Einträge in schon bestehenden Ordnern.
    Ihr Ordner steht zu weit am Rand. Viel zu weit am Rand! Die Chiss markiert ihn, zieht in weiter ins Zentrum, fast mittig. Dann nickt sie langsam, lächelt schief.
    „Wir beide werd'n noch'ne Menge Spaß mit'nanner hab'n“, flüstert sie leise, fast zärtlich.
    Dann schaltet sie das Holo aus, verstaut den Chip wieder sorgfältig und macht sich auf den Weg in ihr Cockpit.

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