Vollkommen profane Raketentexte

  • Guten Morgen Sonnenschein


    Breeeeeep.
    Breeeeeeeeep.
    BreeeepBreepBreeeep.
    n vertrauter Penetranz hämmerte sich das Türsignal durch den Dunstschleier des Alkoholschlafs. Einseitig hob er das bleischwere Lid, und linschte unter rot geränderten Augen gerade über den Rand des Kopfkissens hinweg. Irgendwo in seinem Hinterkopf begannen sich diverse neuronanle Schalter umzulegen, die das Ende des traumlosen Bewusstseinszustands aus- und heftige Kopfschmerzen einläuteten. In einem spontanen Anflug aufsteigender Urkraft riss John den Arm nach oben und ließ ihn sackeschwer nach unten auf das blinkende Gerät fallen. Bläuliche Strahlen glommen auf, es rauschte und kratzte, ehe das Holo seines völlig durchgefrusteten, nun auch wild gegen die Tür hämmernden Vermieters in der Bildmitte erschien. Schnell wieder ausschalten.
    "Fuck..." Die graublaue Iride drehte sich einmal träge im Kreis, ehe die Lider wieder zusammenklappten und der große Kerl sich auf den Rücken wendete. Ein plötzlich zuckender Schmerz im Brustkorb verhinderte das nun angestrebte Wiedereinschlafen. Unfreiwilliger Realitätscheck: Irgendwas an den Rippen zechte wie Hölle. Linkes Auge von dumpfem Pochen umhüllt. Immerhin - er kannte noch seinen Namen und auch die Bettdecke roch vertraut nach Pomade. Gedankenfragmente schwommen durch das ethanolgetränkte Hirn - Partylichter, Bier, Mietmahnung. Corellianischer Shot, roter Lippenstift, Industrieanlage, Pizza, Kopfschmerzen.
    Schwerfällig begann er sich mit den Fingerspitzen abzutatschen. T-Shirt an. Jacke weg, Hose an, Stiefel an. Mehr Shots. Ein tiefes Grollen aus der Magengrube, pelziger Geschmack im Mund. Der Typ von der mit dem roten Lippenstift. Langsam dämmerte es. Das Gewebe um sein linkes Auge fühlte sich geschwollen und verhärtet an. Er klappte einen Arm zur Seite aus um nach einer der Wasserflaschen zu griffeln, die sich neben dem Bett liegend und stehend tummelten. Als er begriff, dass sich keine der Flaschen mehr inhaltsreich anfühlte, gab er den Vater aller Raketenseufzer von sich und blinzelte benommen. Zu viele Shots, nie wieder Alkohol.
    Ein langes Gähnen später drehte er sich vorsichtig auf die Seite um sich aufzurichten, dabei fiel sein Augenmerk auf das Saiteninstrument, dass in der Nähe des Bettes im Halteständer ruhte, und eine Einjahresschicht Staub auf dem Klangkörper trug. Es dauerte einen Moment, ehe er den leeren Blick davon lösen konnte und sich daran machte, das schwere Stiefelwerk von seinen Füßen zu lösen. Der sonst hochglänzend polierte, goldfarbene Schienbeinbeschlag hatte eine matte und krustige Schicht, und die bestimmt vierundzwanzig Stunden durchgetragenen Socken rochen nach Schweiß. Ein kurzes Schnüffeln am eigenen Shirt ließ ihn das Gesicht verziehen. Schon auf dem Weg hin zum Bad öffnete er die Hose, welche ihm Schritt für Schritt weiter über die Hüfte und den Hintern herunter rutschte. Ein eher zufälliger Seitenblick vergewisserte ihm, dass sein Holster noch über der Jacke auf einem Stuhl hing, und sich die beiden Standard-Blaster noch darin befanden. Wenigstens etwas an diesem 'Morgen', der sich von Anfang an vorgenommen hatte, ätzend zu John sein zu wollen.
    Countdown eingeleitet. Eins - Hose runter. Zwei - zielen. Drei - Wasser marsch. Es plätscherte gemächlich, während John das Haupt leicht in den Nacken legte und blinzelte. Langsam lichteten sich die Schleier und auch der Blick gewann wieder an Schärfe, obgleich seine Gedankengänge gleichbleibend rudimentär verblieben. Schütteln, einpacken.Am Waschbecken schaufelte er sich ein Groß an kaltem Wasser ins Gesicht und stellte fest, dass nach vorn Beugen nicht die beste Idee in diesem Zustand für seinen Kopf war. Völlig fertig blickte er in den Spiegel und erkannte den Grund für das Pochen im Gesicht. Von der Schläfe aus zog sich ein ordentliches Veilchen über den Wangenknochen bis übers Unterlid und prangte vor allem hier, wo die Haut dünn und verletzlich war, in einem tollen Purpur-Blau-Ton.
    "Alter..." kommentierte er geistreich das lädierte Gesicht, während die Wassertropfen in kleinen Bächen seine Wangen herunter ronnen, und in dichten Sideburns versiegten.
    Der Typ schien ihm ordentlich eine auf die Fresse gegeben zu haben. Nee, moment. ER hatte dem Typen ordentlich eins auf die Fresse gehauen un der violette Kranz war nur ein Zeichen dafür, dass er so einiges wegstecken konnte. Ein belustigtes Grollen drang aus seiner Kehle und zum ersten mal seit dem Aufwachen, kräuselte sich ein Mundwinkel nach oben. Ein routinierter Griff zur Seite aktivierte die Musikbox, aus dem bald eine flott-rollende Musik tönte und Johns Gang zur Dusche hin begleitete. Im Gehen tippte er noch eine Nachricht über das Display seines Chrons.
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    Textnachricht an 'TheSexy9' (Valeea)
    Ey
    nachher Filmesession bei mir
    bring caf mit
    und Burger (Sonnenbrillenemoticon)
    von 'Theoneandonlyrocket'
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    Der Klamotten entledigt, stieg er in die Dusche und begann zu summen.

  • Fahrtrance


    Ein Tritt nach unten, ein Sirren erklingt. Der schwere Körper gerät in Bewegung, beginnt zu vibrieren, rote Lichter flackern an den Seiten. Ruhige Hände umgreifen die Lenker, drehen die Rota nach unten, den Schub nach oben. Andrücken, Kickstart, festhalten. Von jetzt auf gleich Geschwindigkeit, Fußgänger werden zu Schemen, die Geräuschkulisse der Stadt verebbt. Werbeslogans rutschen in undeutlichen Kauderwelsch, Lachen, Schreien, Japsen und Johlen verebben zum Hintergrundrauschen. Die Penetranz der neonlichternen Zerstreuungsangebote, die nicht enden wollenden Versuchungen einer Stadt die niemals schläft, verlieren mit jeder Meile an Gewicht. Allein die schwarzen Silhouetten der Skyscraper am Horizont verbleiben, ragen ehern und stoisch in einen dunkelroten Himmel. Tag und Nacht, Nacht und Tag, relative Begriffe auf Nar Shaddaa.
    Endlose Highways schlängeln sich durch die Stadt, zu Boden, über schwebende Plateaus, bis hoch in die Wolken. Es sind die wenig prominenten Wege die man kennt, kennen muss, wenn man dem Lärm zu entkommen sucht. Weg von dem bunten Stress der Entertainmentindustrie, hinabgetaucht auf die Bahnen, die zwischen massigen Industriekomplexen vorbeiführen. Geschickt umfahrene Hindernisse erzählen von einer Grundvertrautheit zwischen Mensch und Maschine, erlangt durch hunderte Fahrten, tausende zurückgelassener Meilen, oder schlicht einer gut funktionierenden Intuition. Fahrer und Gefährt, eine Einheit. Der kalte Fahrtwind erfrischt den Geist, betäubt die Sinne. Die Physik der Geschwindigkeit erreicht den Punkt einer tranceähnlichen Wirklichkeit. Aus den Boxen tönt Musik, die diesen Zustand in eine Hülle taucht.


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