Kurzgeschichte - Schattenjagd

  • Die Geschichte basiert aber einem Pen&Paper Abenteuer, dass ich mit meiner Partnerin gespielt habe. Melika ist auch ihr Charakter.
    Viel Spaß beim Lesen. :slightly_smiling_face:


    Schattenjagd


    Star Wars, die alte Republik


    Es ist eine dunkle Ära für den Orden der Jedi. Das Sith-Imperium hat vor Jahren den Jedi-Tempel auf Coruscant zerstört und viele der tapferen Verteidiger der Republik im letzten Krieg getötet.
    Die überlebenden Jedi haben sich auf ihre alte Heimatwelt Tython zurückgezogen, wo sie den zerbrechlichen Frieden dazu nutzen, eine neue Generation von Beschützern auszubilden.
    Eine neue Hoffnung keimt auf:

    Die junge Jedi-Ritterin Melika, stark in der Macht, zieht durch die Republik, um für Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen. Dabei wird sie von dem jungen eigensinnigen Wookie Gwavokk, der Söldnerin Warea Vangi, dem jungen Duros Jum Daa und dem Grophet Imyx begleitet.


    Kapitel 1


    „Melika“ erklang Vangis Stimme über das Interkom. „Eine Nachricht vom Jedi Orden auf dem Holoterminal.
    Die Twi'lek Jedi Melika unterbrach ihre Bewegungsmeditation, die das intensive Reinigen einiger Energieleitungen im Frachtraum beinhaltete und ging zu Holoterminal.
    „Ich bin auf dem Weg.“ sagt Melika. Auf dem Weg zum Holoterminal wischte sie sich mit einem Tuch die Hände und das Gesicht ab.
    In der Kabine mit dem Holoterminal waren auch einige Sitzbänke eingebaut. Auf einem der Sitzpolster schlief der Grophet Imyx. Er war das Maskottchen der Crew und genoss das Wohlwohlen aller, mit Ausnahme von Vangi.
    Flackernd erwachte das Hologramm. Der Grophet erwachte und wuffte verärgert.
    „Hier spricht Jedi Meister Relnex. Es tut mir leid, dass ich euch störe. Der Rat bittet euch darum, einen Auftrag für den Orden zu erfüllen.“
    „Natürlich Meister.“ Melika neigte ehrerbietig den Kopf. „Wie kann ich behilflich sein?“
    „Die Sicherheitsbehörden von Corscant haben uns ein Überwachungsvid zukommen lassen und um Unterstützung bei der Aufklärung eines Vorfalls gebeten.“
    Melika nickte verstehend.
    „Auf der Baustelle des Jedi-Tempel in Coruscant wurde ein Baudroide von jemanden mit einem roten Lichtschwert angegriffen. Die Arbeiter dort haben den zerstörten Droiden geborgen und das Vid weiter geleitet. Ich übersende euch das Vid.“
    Melika bestätigte den Empfang und spielte das Vid ab. Es war nur eine sehr kurze Aufnahme. Der Betrachter sah den Droiden aus dessen Sicht beim Arbeiten. Dann gab es eine Bildstörung und das Bild wackelte heftig. Der Droide war offensichtlich zu Boden gegangen. Dann sah man kurz eine schwarze Robe und eine rot leuchtende Lichtklinge. Dann endete die Aufnahme.
    Melika überlegte einen Moment, während sich Meister Relnex' Holo wieder aufbaute.
    „Wie alt die Aufnahme?“ fragt sie.
    „Fünf Tage.“ antwortete Relnex. „Ihr werdet uns beipflichten, dass es sich hier zweifellos um einen Angriff eines Sith handelt.“
    „Der Angriff des Imperiums ist mehrere Jahre her und der Tempel zerstört. Außerdem sollten alle Sith mit dem Vertrag von Coruscant abgezogen sein.
    „Offiziell schon.“ sagte Relnex. „Aber wir wissen vom SID, dass imperale Kräfte auf Coruscant untergetaucht sind. Über die Jahre hat der SID und der Jedi-Orden viele Anstrengungen unternommen, um alle imperialen Zellen auszuheben.“ Er machte eine Pause und musterte Melika über die Holoverbindung.
    Melika sah ihn nachdenklich an.
    „Wir sind uns bewusst, was wir Euch hier anvertrauen. Aber ihr hattet bereits in der Vergangenheit mit Sith zu tun und ihr seid Coruscant am nächsten.“
    Melika nickte.
    „Ich mache mich sofort auf den Weg.“
    Meister Relnex nickte ebenfalls. „Ich übersende euch alle weiteren Details. Tython Ende“
    Melika bestätigte den Empfang der Daten und ging zur Brücke. An der Schleuse bemerkte sie eine Bewegung. Der Durosjunge Jum Daa stand neben der Schleuse und untersuchte eingehend die Schottwand. Der Junge hatte sich nach dem Scharmützel mit den Piraten ihrer Crew angeschlossen.
    Melika lächelte.
    „Du hast dort einen Fleck übersehen, Jum.“
    Jum sah überrascht zu ihr herüber.
    „Was? Wo? Niemals!“ sagte er schlagfertig.
    „Doch. Dort.“ sie deutete auf die Wand und ging weiter zur Brücke.
    „Da is gar nichts.“ rief Jum ihr hinterher.


    Auf der Brücke saß Vangi im Pilotensitz. Die reinblütige Sith mit den blassen honigfarben Augen sah über die Schulter zu Melika. „Haben wir einen Auftrag?“
    „Ja.“ sagte Melika. „Setzt bitte den schnellsten Kurs nach Coruscant.“
    „Aye, Käptn.“ bestätigte Vangi.


    Auf Coruscant angekommen wurden Melika, Vangi und der Wookie Gwavokk von den zuständigen Behörden direkt zur Baustelle des Jeditempels geschickt. Die Vorarbeiterin Aumo dort sollte ihnen mehr Details verraten. Vangi hatte sich zum Schutz vor neugierigen Blicken einen Helm mit verspiegelten Visier aufgesetzt.


    Für Melika war die Baustelle ein deprimierender Anblick. Vom eigentlichen Tempel standen nur noch einige Mauern. Die Bauarbeiten wurden hauptsächlich von schweren Baudroiden ausgeführt. Nur ein paar humanoide Arbeiter beaufsichtigten die Droiden. Aber für ein so großes und bedeutendes Gebäude waren es lächerlich wenig Arbeiter. In den Jahren des Wiederaufbaus waren gerade einmal der ganze Schutt weggeräumt worden. Ohne die Trümmer sahen die Ruinen des Tempels wie hohle zersplitterte Zähne im Kiefer eines Todkranken aus. Das ehemalige Leuchtfeuer der Hoffnung war zu einem finstren Grab geworden. Melika fröstelte. In der Macht war die Ausstrahlung der Ruine sogar noch düsterer. Melika konnte hundertfache Echos in der Macht hören. Echos der unzähligen Todesopfer, die der Angriff der Sith gekostet hatte. Gemeinsam mit Echos von Gewalt und Tod verdichtete alles zu einer gewaltigen Wolke von dunkler Machtenergie, die über diesen Ort hing. Routiniert schüttelte sie die Beklemmung ab und stählte sich gegen den Einfluss der dunklen Seite. Sie warf einen Blick zu ihren Gefährten. Vangi hatte den Anstand den Blick abzuwenden. Professionell sah sich die Söldnerin auf dem Gelände um. Ihr Blastergewehr hatte sie über der Schulter. Gwavokk sah sich ebenfalls um und grollte leise. Es gefiel ihm ebenfalls nicht.
    „Ihr müsst die Jedi sein.“
    Eine kräftig gebaute Zabrak kam auf Melika zu. Sie trug einen Overall und einen Schutzhelm.
    Melika nickte und verbeugte sich höflich.
    „Freut mich. Ich bin Aumo. Die Vorarbeiterin hier.“
    „Das ist Gwavokk und das ist Vangi. Sie arbeiten für den Orden.“ erklärte Melika.
    Aumo schob ihren Helm in den Nacken und schaute zu dem Wookie hoch. Der grinste sie freundlich an und zeigte dabei einen Spur zu viel seiner Zähne.
    „Dann kommt mal mit. Ich zeig euch gleich, wo wir den Droiden gefunden haben.“ sagte Aumo und winkte die drei hinter sich her.


    Die Vorarbeiterin führte sie durch kahle Gänge tiefer in die Gewölbe des Tempels.
    Dort war auch mehr Schutt zu sehen. Alle vier schwiegen. Die düstere Atmosphäre machte allen zu schaffen. Vangi hielt ihr Blastergewehr locker in den Händen und Gwavokk seinen Bogenspanner kampfbereit.
    „Hier ist es.“ sagte Aumo. Sie deutete den Gang entlang. Ein paar Schritt weiter vorn lag der Droide.
    „Wir haben alles so gelassen, wie wir es gefunden haben.“ fügte Aumo hinzu. „Nicht dass irgend jemand meiner Leute gerne hier unten ist.“ murmelte sie.
    „Sie sagen, es spukt hier.“ sagte sie an Melika gewandt.
    „Das tut es hier auch.“ sagte Melika. Sie ging zu dem zerschmetterten Droiden und ging in die Hocke, um ihn sich näher anzusehen.
    „Definitiv ein Lichtschwert.“ stellte Vangi das Offensichtliche fest.
    Die Spuren des Lichtschwerts an dem Droiden waren nicht zu übersehen.
    „Erst wurde das Gestell lahm gelegt und dann der Kopf abgetrennt.“ sagte Melika nach einer Weile.
    Geschmeidig stand sie wieder auf und sah den Gang entlang.
    „Dort entlang geht es in das Archiv.“ sagte sie, stieg über den Droiden hinweg und ging in die angedeutete Richtung.


    In Melikas Erinnerung war das gewaltige Archiv immer ein lebendiger warmer Ort des Lernens. Jetzt war er kalt und tot. Alle Regale und Archivterminals waren entfernt worden. Bis auf einige Risse in den Wänden und Blasterkrater in den Wänden gab es hier keine Kampfspuren. Vereinzelt standen Plastekpaletten mit Baumaterial herum.
    Bedächtig ging Melika die Haupthalle entlang und sah sich um.
    Gwavokk knurrte etwas in seiner Sprache.
    Melika blieb stehen und nickte.
    „Ganz genau.“ sagte sie. „Ich denke auch, dass sie hier hin wollten.“
    „Wieso sie?“ fragte Aumo. „Denkt ihr, dass es eine Gruppe von Sith war?“
    „Nein.“ antwortete stattdessen Vangi. „Aber vermutlich ein Sith und ein paar Kommandosoldaten. Sith beschäftigen sich für gewöhnlich nicht mit so etwas Banalen wie Infiltration.“
    „Ah ja. Wenn ihr das sagt.“ Aumo klang nicht überzeugt.
    „Wir teilen uns auf und sehen uns um.“ sagte Melika.


    Systematisch durchsuchten die drei das Archiv nach Hinweisen und Spuren. Selbst leer waren die Gewölbe noch riesig.
    Melika beobachte kurz das methodische Vorgehen ihrer beiden Begleiter. Gwavokk war als Wookie natürlich ein routinierter Jäger, der sich trotz seiner Technikaffinität mit der Spurensuche auskannte. Und Vangi sah man deutlich das strategische Vorgehen eines Kommandosoldaten an. Ihre Ausbildung im imperialen Militär war gerade in diesen Moment mehr als offensichtlich.
    Jedi dagegen wurden normalerweise nicht in der Spurensuche oder in militärischen Vorgehen unterrichtet. Jediritter hatten andere Möglichkeiten zu Verfügung.
    Sie schloss die Augen, verschränkte die Finger und atmete tief ein. Routiniert konzentrierte sie sich auf die Macht in ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie blendete die dunkle Hintergrundenergie aus und ließ sich von den Wirbeln und Strömungen treiben.
    Da. Sie spürte eine Verwirbelung der Macht ganz in der Nähe. Sie ging auf eine offenstehende Sicherheitstür zu. Doch dort spürte sie noch etwas anderes. Ein Art Zittern. Wie die unter Spannung stehende Saite eines Musikinstrument. Und das bedeutete meist tödliche Gefahr.
    Melika sah sich mit ihren weltlichen Sinnen vor der Sicherheitstür um. Vor der Tür waren selbst für das untrainierte Augen Spuren im Baudreck zu sehen. Doch im Türrahmen auf Höhe der Knie war eine kleine schwarze Scheibe zu sehen. Und am gegenüberliegenden Türrahmen war noch so eine Scheibe zu sehen.
    „Vangi. Gwavokk. Hier ist etwas.“ sagte Melika.


    Gwavokk grollte, nachdem er sich die beiden Geräte vorsichtig angesehen hatte.
    „Eine Mine? Kannst du sie entschärfen?“ fragt ihn Vangi.
    Gwavokk sah über die Schulter zu den beiden Frauen, fletschte die Zähne und grunzte dann.
    „Na, das ist ja toll.“ sagte Vangi sarkatisch.
    Der Wookie holte sein Werkzeug aus seiner Tasche und machte sich an die Arbeit, die Mine zu entschärfen.


    Nach einer halben Stunde brüllte Gwavokk triumphierend. Gewandt stand er auf und bleckte die Zähne, was Melika mittlerweile als Wookiegrinsen kennen gelernt hatte. Er jonglierte die beiden Sensorsockel des Minenzünders in den Händen und jaulte vergnügt.
    Melika lächelte. „Daran gibt es keinen Zweifel. Du bist der Beste.“
    Zusammen mit Aumo betraten sie den Tresorraum. Der Raum dahinter war recht klein und bestand im wesentlichen aus mehreren fest in den Wänden verbauten Tresoren. Insgesamt waren es sechs Tresore. Alle waren geöffnet worden. Bis auf einen waren alle leer. Vor einem Tresor lagen ein Etui und uralte Keramikscherben. In dem anderen Tresor war ein Gestell mit vier uralten Lichtschwertern.
    „Und so wird aus der Jagd nach einem Sith eine Schatzjagd.“ sagte Vangi.
    „Dieser Raum ist gar nicht auf unseren Karten.“ sagte Aumo und studierte ihre Datentafel.
    „Das überrascht mich nicht.“ sagte Melika. „Wir Jedi schätzen Wissen. Aber wir wissen auch, dass manches Wissen gefährlich sein kann. Daher wird es gut verwahrt.“
    Nachdenklich untersuchte sie die Lichtschwerter.
    „Warum wurden die Lichtschwerter nicht mitgenommen? Auf dem Schwarzmarkt sind die ein Vermögen wert. Und das dort ist ein Sith Lichtschwert“ sagte Vangi und deutete auf das Schwertheft in der unteren Halterung. Ehrfürchtig nahm Melika das obere Lichtschwert aus der Halterung. Es war das lange Heft eines Doppellichtschwert. Es war alt. Sehr alt. Die Zeit und einige Kämpfe hatten Spuren auf dem Heft hinterlassen.
    Vangi sah Melika immer noch über die Schulter. „Der Kristall fehlt.“ sagte sie. „Bei allen fehlt der Kristall.“
    Melika schwieg und dreht das Schwertheft langsam in der Hand. Sie fühlte dunkle Energierückstände an dem Schwertheft. Echos von Schreien, Schmerz und Tod umgaben das Schwertheft. Sie legte es wieder in die Halterung zurück.
    „Das sind die Waffen von gefallenen Jedi und Sith. Sie wurden mit Absicht weggeschlossen.“
    Vangi griff in den Tresor und holte ein kleines unscheinbares Stück Kohle heraus. Es war nicht größer, als eine Fingerkuppe. Ruß bröckelte von dem Stück ab.
    „Ein ausgebrannter Kristall eines Sithlichtschwert. Das erklärt das Verhalten der Jedi. Aber nicht das des Sith.“
    Melika sah sich in dem Tresorraum um.
    „Er hat das mitgenommen, weshalb er hier war.“ sagte sie.
    „Und es ging nie um materiellen Reichtum.“ sagte Vangi. Sie sah sich weiter um. Gwavokk knurrte etwas. Die Frauen sahen ihn nachdenklich an.
    „Das stimmt.“ sagte Vangi. „Und da können wir weitersuchen. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wie ein Sith unerkannt nach Coruscant kommen kann.“ Sie überlegte einen Moment. „Ich kenne einen Schmuggler, der sich darauf spezialisiert hat, Waren und Personen nach Coruscant zu bringen und wieder weg.“
    „Dann fangen wir dort an.“ sagte Melika.


    Vangi und Melika besuchten als ersten eine Spedition namens Brisk Limited. Laut Vangis Informationen war der Geschäftsführer der Spedition, ein Weequay namens Samda Viilin, ganz dick im Schmuggel verwickelt. Nach einer nachdrücklich geführten Diskussion gab er widerwillig seine Informationen preis. Währenddessen durchsuchteGwavokk vom Schiff aus das Holonet nach Hinweisen. Er fand heraus, dass es in der Unterwelt Coruscants verteilte Safehouse für Individuen gab, die nicht auffallen wollten.
    Eines dieser Safehouse war die Bar Meltdown in vierten Distrikt. Sie befand sich etwa fünf Ebenen unter der Oberfläche, je nachdem, welchen Maßstab man anlegte. Das Meltdown war eine opulent eingerichtete Bar, die einem noch recht jungen Hutten namens Arpa gehörte. Sein, ihr oder besser sier geringer Körperumfang wies daraufhin, dass sier noch recht jung für einen Hutten war. Sier war etwa genauso groß wie Melika und hatte sieren Körper mit bunten Bemalungen geschmückt.
    In einem recht zivilisierten Gespräch erklärte sich Arpa bereit, für eine entsprechende Entlohnung sich nach dem verschollenen Sith umzuhören. Da Melika nicht so viele Credits und auch sonst nichts von Wert zur Hand hatte, versprach sie Arpa, von vielen Komplimenten begleitet, einen Gefallen. Dier Hutten war für alle überraschend damit einverstanden.


    Einen Tag späte bekam Melika von dier Hutten eine Komnachricht. Im Club Enigma in den unteren Ebenen war ein Sith gesehen worden.


    Im Club Enigma herrschte heute Abend eine ausgelassene Stimmung. Eigentlich wie jeden Abend. Der Club war ein exklusiver Geheimtipp für alle, mit einem erlesenen Geschmack und dem nötigen Kleingeld. Spice, ausgewählte Alkoholika oder amüsante Gesellschaft. Das Enigma konnte alle Wünsche erfüllen. Momentan war es nur mäßig besucht. Aber der Abend war ja noch jung.
    Eine riesige Lavalampe hinter der Bar tauchte die Bar in diffuses, sich ständig veränderndes Licht.
    Stampfende Beats bildeten den Takt für lebensechte Holotänzerinnen. Unter der Decke des Raums flogen sogar kleine Plattformen mit weiteren solcher Hologrammen herum. Vangi und Melika betraten zusammen den Club. Vangi trug ein elegantes hochgeschlossenes Abendkleid und darüber einen Umhang mit Kapuze aus schweren dunkelroten Stoff. Ihrer für diesen Besuch entworfenen Rolle entsprechend hatte sie dezent Make Up und Schmuck angelegt. Melika trug eine nicht zueinanderpassende Körperrüstung und trat damit als Söldnerin, Leibwächterin und Dienerin auf. Sie sah sich wachsam im Club um. Beide suchten sich einen freien Tisch in einer Nische.
    Schon nach kurzer Zeit kam eine aufreizend gekleidete Twi'lek an ihren Tisch und erkundigte sich nach ihren Wünschen.
    „Einen Blurrgfeuer und einen Hyperdrive bitte.“ sagte Vangi.
    Die Twi'lek nickt und notierte sich die Bestellung auf einem Datenpad.
    „Und ... „begann Vangi. „Ich möchte ein Zimmer für die Nacht.“
    Die Twi'lek lächelte und nickte verstehend. „Für zwei?“
    Vangi nickte.
    „Und vielleicht noch eine Begleitung?“ fragte die Twi'lek vielversprechend.
    Vangi sah Melika an. „Nein. Vielleicht später.“
    Die Twi'lek nickte verstehend. „Das Zimmer wird umgehend für Euch hergerichtet.“


    Eine halbe Stunde später standen Vangi und Melika in einer opulent eingerichteten Suite. Ein rundes fast drei Meter durchmessenes Bett dominierte den Raum. In einer Ecke befand sich ein dreieckiger Whirlpool, in dem warmes Wasser mit aromatischen Zusätzen blubberte. Melika und Vangi sahen sich aufmerksam um. Dann holte Vangi ein kleines Gerät unter ihrem Kleid hervor und begann den Raum abzutasten. Melika aktivierte ihr Komm. „Wampa zwei, bitte kommen?“ Es war nur Rauschen zu hören. „Wampa zwei, kannst du mich hören?“ fragte sie nochmal und wartete. Wieder nur Rauschen.
    „Nichts. Kein Signal.“ sagte sie.
    „Sicherlich abgeschirmt.“ sagte Vangi aus einer Ecke des Raums. „Alles andere hätte mich auch sehr überrascht.“
    „Verstehe.“ sagte Melika nachdenklich. Sie beobachtete das strategische Vorgehen der Sithsoldatin. Ihr wurde bewusst, dass die Ausbildung im Jeditempel doch nicht ganz so umfassend war, wie sie gedacht hatte. Sie war froh darüber mit Vangi und Gwavokk zusammen zu arbeiten. Auch wenn sie der Sith nicht so recht vertraute. Sie war übergelaufen und hatte dem SID wertvolle Informationen angeboten, damit der SID ihre Sicherheit garantierte. Ihre jetzige Arbeit für den Jediorden und die Republik wurde als eine Art Sozialdienst betrachtet. Mit Gwavokk war es ähnlich. Er war bei einem Einbruch in einen Czerka-Komplex hier auf Corscant verhaftet worden. Melika hatte ihn aus dem Gefängnis geholt und seine Haftstrafe zu Arbeitsstunden für den Jediorden umgewandelt. Im Gegensatz zu der Sith vertraute sie dem Wookie voll und ganz. Beide hatten wertvolle Fähigkeiten für ihre Mission.
    „Alles sauber.“ sagte Vangi. Melika sah zu ihr und nickte. „Dann müssen wir jetzt nur noch den Sith finden.
    „Das wird schwierig werden.“ sagte Vangi. „Wir können nicht alle Zimmer durchsuchen.“
    Melika ging zum Bett. „Das stimmt.“ sagte sie. „Aber das brauchen wir auch nicht. Ich hoffe, dass der Sith sich selber verrät.“ Sie setzte sich auf die Bettkante und wippte kurz auf der Polsterung. Dann ließ sie sich nach hinten fallen und lächelte genüsslich. Verdeckte Einsätze hatten definitiv ihre Vorteile.
    Vangi verstaute ihren Scanner und sah zu Melika.
    „Und was machen wir jetzt?“ fragte sie. Melika lag auf der Bettkante und hatte die Augen geschlossen. „Wir warten. Ich werde den Sith in der Macht suchen.“
    Vangi nickte. „Verstehe.“ Sie kannte sich zwar in der Theorie die Machtfähigkeiten von Sith und Jedi aus. Aber ihr fehlte die Fähigkeit, die Macht zu manipulieren. Das war seit jeher ihre Schande gewesen. Und ein Grund, das Imperium hinter sich zu lassen.


    Melika nutzte den angenehmen Luxus des Bettes und ließ sich in eine tiefe Machtmeditation treiben. An diesem Ort war die Macht dick, voller Wirbel und reichte von leichten rosaroten Strömungen bis hin zu dunkelroten Sümpfen dunkler Energie. Melika konnte Echos der Gier, Lust, Angst und Gewalt spüren. Es war schwierig, dabei gelassen und rational zu bleiben. Die Energie der dunklen Seite umschmeichelte und liebkoste Melika. Halb ausgeformte Verlockungen wisperten in der Macht. Dann spürte sie etwas. Ein kleiner Nexus dunkler Energie. Wie eine kleine Sonne der dunklen Seite. Sie pulsierte in einem dumpfen Rhythmus. Das musste der Sith sein. Melika zog ihre Sinne zurück in ihren Körper und öffnete die Augen. Die ruhige, rationale und relativ verständliche Umgebung der Suite empfing sie. Sie atmete noch einige Augenblick ruhig durch. Dann richtete sie sich auf. „Ich habe ihn gefunden.“
    „Und ich habe auch eine Idee, wie wir in sein Zimmer kommen.“ sagte Vangi. Sie stand von einem der Schränke der Suite. Sie holte einen Kleiderbügel mit einem undefinierbaren Gebilde aus dünnen Stoff und komplizierten Seidenbändern hervor. Sie hielt es Melika hin und lächelte breit.
    „Zieht das an.“
    Melika zog erstaunt beide Augenbrauen nach oben.
    „Was ist das?“
    „Ein...Negligé.“
    „Das zieh ich nicht an.“
    Vangie grinst breit.


    Nach einer kurzen und nachdrücklich geführten Diskussion half Vangi Melika in das Negligé.
    „Das passt nicht.“ schimpfte Melika. „Das ist für jemanden mit schmaleren Hüften. Und es kneift und juckt gleichzeitig!“
    „Unsinn.“ sagte Vangi. „Hier sind Bänder. Und da auch. Seht ihr.“


    Etwas später betätigte Vangi die Türklingel. Sie hatte immer noch ihr Abendkleid an. Darüber trug sie wieder den Umhang mit Kapuze. Melika hatte ein mehr als offenherziges Ensemble aus halb durchsichtigen Stoff und knappen Seidenbändern an, dass mehr zeigte, als verhüllte. Außerdem trug sie ein Halsband, an dem eine dünne Silberkette befestigt war. Das Ende der Silberkette lag in Vangis Hand. Demütig hatte die Jedi den Kopf gesenkt und die Hände vor dem Körper gefaltet. Die Rolle der Sklavin konnte sie überaschend überzeugend spielen.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt.
    Ein muskulöser Mann um die dreißig, nur mit einem seidenen Morgenmantel begleitet, schaute nach draußen. Er strahlte eine markante Härte und Entschlossenheit aus.
    Vangi hob den Kopf ein wenig, so dass man unter der Kapuze ihre kupferrote Haut sehen konnte.
    „Unsere Herren schicken mich mit einem Geschenk.“ schnurrte Vangi.
    Der Mann schaut erstaunt erst zu Vangi und dann zu Melika.
    „Bitte wartet einen Moment.“
    „Natürlich.“ Vangi lächelte nachsichtig.
    Eine Minute später öffnete sich die Tür und der Mann ließ die beiden Frauen eintreten. Der Raum war ähnlich wie der andere eingerichtet. Es gab einen wichtigen Unterschied. Auf dem zerwühlten Bett lag eine junge gutaussehende Frau. Sie war offensichtlich nackt und nur mit einem Laken bedeckt. Die Sith hatte blasse fast weiße Haut und lange weiße Haare, die in der Stirn zu einem Pony geschnitten waren. Um die Augen und am Kinn trug sie die markante Sith-Tätowierung. Sie stütze sich auf einen Ellenbogen und musterte die beiden Frauen. Der Mann im Morgenmantel stand wachsam in einer Ecke und hatte die rechte Hand hinter dem Rücken verborgen.
    „Was wollt ihr?“ fragte die Sith.
    „Mein Herr lässt Euch grüßen.“ sagte Vangi glatt. „Und er lässt euch dieses Geschenk überbringen.“
    Sie deutete auf Melika. Melika hielt noch immer demütig den Kopf gesenkt.
    „Ach. Tut er das?“ fragte die Sith sarkastisch. „Und wer ist ...?“
    Melika ließ mit der Macht ihr Lichtschwert, dass sie kompliziert in dem Negligé verborgen hatte, in ihre Hand gleiten und sprang die fünf Meter auf die Sith zu. Die Sith reagierte ebenso schnell. Ihr Lichtschwert glitt unter einem Kissen hervor in ihre Hand. Die Sith parierte den von oben gekommen Hieb. Dann trat sie nach Melikas Beinen. Melika sprang über den Tritt hinweg. Mittels der Macht warf die Sith ihr Seidenlaken nach Melika und sprang auf die Beine. Wütend fauchend griff sie an. Melika zerschnitt das Laken und hieb auf die Sith ein. Vangi feuerte währenddessen mit ihren Blaster auf den Mann. Später erzählte sie bei sich jeder bietenden Gelegenheit, bei dem wohl denkwürdigste Lichtschwertduell der Galaxie Zeuge gewesen zu sein. Eine halbnackte Twi'lek Jedi kämpfte auf einem Bett gegen eine nackte Sith. Die Lichtklingen wirbelten rasend schnell herum und summten. Stoffreste und Flocken der Polsterung wirbelten durch die Luft. Die Jedi wickelte mittels der Macht ein Lacken um den Fuß der Sith. Die Sith taumelte. Dann schlug Melika nach dem Lichtschwert der Sith. Der Hieb traf und das Schwertheft wurde knapp oberhalb der Hand der Sith zerteilt. Die Sith schrie, als ihr Schwert in einer kleinen Explosion explodierte. Dann fiel sie mit einer verbrannten Hand auf das Bett.
    „Ergebt euch.“ sagte Melika und hielt der Sith die Spitze der Lichtklinge unter das Kinn. Die Sith sah hasserfüllt zu Melika auf.
    „Niemals.“ fauchte die Sith.
    „Du hast die Wahl. Entweder du stirbst hier oder du gehst als Padawan nach Tython.“
    Die Sith presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Vangi hatte den Soldaten überrascht und niedergeschossen. Jetzt zielte sie auf die Sith. Die Spannung zischen der Sith und der Jedi war sogar für sie greifbar.
    Der Gesichtsausdruck der Jedi war entschlossen und grimmig. Sie bluffte nicht.
    Dann schlug die Sith die Augen nieder.
    „Einverstanden. Ich ergebe mich.“


    Mit ihrer Gefangen verließen Melika und Vangi das Enigma. Sie verließen sich darauf, dass der Besitzer hinter ihnen aufräumen würde. Die Beute der Sith aus dem Tempel hatten sie gefunden und sichergestellt. Die Sith hatte zwei wertvolle Jediholocron, ein Sith Holocron, einige Datenkristalle, einige Relikte der Sith und die Lichtschwertkristalle in ihrem Besitz gehabt. Ebenso hatten sie die Garderobe und die gesamte Ausrüstung der Sith beschlagnahmt. Vom Schiff aus schickte Melika eine Holonachricht und einen Bericht an die Sicherheitsbehörden. Kurze Zeit später setze das Schiff Kurs auf Tython.


    Gwavokksaß auf dem Pilotensitz und grollte etwas.
    Melika saß auf dem Platz des Copiloten und nickte. Die Sith war im Laderaum an einen Notsitz gefesselt worden. Zusätzlich war sie geknebelt worden und hatte einen Sack auf dem Kopf. Vangi bewachte sie dort.
    Der Wookie grollte wieder.
    „Das weiß ich. Und auch der Jedirat weiß das.“ Melika sah Gwavokkan.
    „Aber wenn nur der Hauch einer Chance besteht, sie zur hellen Seite zu bekehren, dann müssen wir das nutzen. Es gab schon zu viele Tote in dem Kampf zwischen heller und dunkler Seite.“
    Gwavokk sah sie nachdenklich an und nickt dann.
    „Auf Tython wird sie doch auch nur eingesperrt.“ sagte Jum Daa.
    „Ja, das wird sie. Und dann werden die Jedimeister mit ihr reden. Und vielleicht wird sie erkennen, dass sie mit der hellen Seiten Frieden finden kann.“
    Jum Daa dachte darüber nach.
    „Ich glaube nicht, dass die Bösen sich ändern können.“ sagte er.
    Melika sah ihn an und schwieg nachdenklich.

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