Kalte Spuren - heißes Pflaster

  • Etwas knarrte direkt über ihm als die Reinblütige zwischen den rostigen Stahlträgern des Aufzugsschachts herausfiel, sich zielgenau an einer herausragenden Metallstange abfing und diese als Angelpunkt benutzte um ihren Fall direkt über dem Boden in eine beschleunigte Vorwärtsbewegung in Richtung ihres Feindes umzumünzen. Noch ehe er die Chance hatte irgendetwas zu tun, rammte ihn etwas mit der Wucht eines, aus vier Metern Höhe herunterfallenden, Reinblutkriegers in die korrodierte Blechwand des Schuppens. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er meinte eine Rippe knacken zu hören, als ihm kurzzeitig Schwarz vor Augen wurde. In antrainiertem Reflex versuchte er nach seinem Lichtschwert zu greifen, doch die Halterung an seinem Gürtel war leer. Seine Gegnerin war nur unwesentlich größer, aber wesentlich kräftiger und hielt ihn mit ihrem Unterarm auf seiner Kehle und ihrem Knie seinem Schritt in Position um ihn an Gegenwehr zu hindern. Im Gegensatz zu ihm war sie eine erfahrene Kriegerin, die solche Griffe und Manöver im Schlaf beherrschte und das zeigte sich gerade in erschreckender Deutlichkeit. „Warum schauen so wenige nach oben, wenn sie sich in der Position des Jägers wähnen?“ zischte die Frau und ihr Blick in der Farbe von geschmolzenem Schwefel bohrte sich zornfunkelnd in Seinen. „Suchst du das hier?“ fuhr sie mit triumphalen Lächeln fort als sie Pelfeyns Kinn mit seinem eigenen Lichtschwert in die Höhe drückte. "Fühlt sich gut an in der Hand, ich wär tierisch angepisst wenn man mir so ein schönes Stück wegnehmen würde."


    „Glaub ihr wirklich mich zu töten hilft euch bei eurer Flucht?“ presste der Ritter unter Anstrengung hervor, versuchte dabei immer noch wieder vernünftig zu Atem zu kommen. Der Zorn eines gejagten Raubtiers, das sich zum Angriff entschlossen hatte, flaute merklich ab, ja sie schien fast ein wenig erheitert über seine Worte. „Glaubst Du wirklich Du wärst noch am Leben wenn ich dich töten wollte?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage und imitierte Pelfeyns bemüht ruhigen Tonfall mit parodistischer Übertreibung. Sie drückte den Griff des Lichtschwerts fester unter sein Kinn, um ihm ungeachtet ihres Spotts zu zeigen, in welcher Lage er sich befand. Ein kleiner Ruck ihres Daumens würde das Leben des Ritters sofort beenden.
    „Ihr seid gut darin Eure dunkle Präsenz zu verbergen Sith. Das muss ich euch lassen.“ Trotz der Tatsache, dass sie keinen Zweifel daran ließ es würde in jedem Moment einen toten Jedi geben, wenn sich die Sache in die falsche Richtung entwickelte, schien sie für den Moment keinerlei Gedanken daran zu verschwenden ihn zu töten. „Die dunkle Seite ist schlecht für den Teint, und ich bin eitel. Aber ich meine du versuchst gerade mich abzulenken. Vielleicht von der Tatsache das du dich gerade bemühst dein Holokom zu aktivieren?“ Ihr angehobener linker Brauensporn und ein weiterer Schubs des Lichtschwerts an seinem Kinn gaben der im Plauderton vorgetragenen Frage die klare Note einer Warnung.


    Mit deutlichem Schlucken zog Pelfeyn die Hand unter seiner Robe hervor und hob sie langsam und vorsichtig in das Blickfeld der Sith, die daraufhin gönnerhaft lächelte. „Nein eigentlich interessiert es mich wirklich. Ich habe noch nie solch widersprüchliche Signale empfangen.“ Das Reinblut legte den Kopf leicht zur Seite und musterte das Gesicht ihres Kontrahenten. Er war jung, sehr jung für einen Ritter. Seine Kampfreflexe zeigten zu deutlich, dass er wenig echte Erfahrung hatte, mit Gegnern die nicht innehielten wenn man eine vereinbarte Losung zur Aufgabe äußerte. Eier hatte er aber, angesichts seiner Lage seinem Wissensdrang nachzugeben. „Das würde mir zu denken geben, Jedi. Vielleicht suchst du einfach nach dem was du zu wissen glaubst, statt nach dem was wirklich zu finden wäre.“ Pelfeyn grübelte womöglich tatsächlich über ihre Worte nach. angesichts seines Ausdrucks. Aber nach diesem kurzen Intermezzo kehrten seine Gedanken recht schnell zur weitaus dringenderen Frage zurück: „Ihr wollt mich nicht töten, gut das glaube ich euch. Aber was wollt ihr denn dann tun?“


    Vrynasha wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, so als müsse sie über die simple Frage des Jedi erst noch nachdenken. Dennoch ließ die Antwort nicht lang auf sie warten: „Die Frage ist nicht was ich tun will, sondern was du tun willst. Nämlich deine Leute anrufen. Du willst Ihnen sagen ich hätte den Versorgungstunnel Esk Vier genommen, den du vorhin passiert hast.“ erklärte sie mit beschwörender Stimme.
    Der Jedi blinzelte zwei mal und rang sich dann selbst zu einem angespannten Lachen durch.


    „Ihr glaubt wirklich ihr könntet einen ausgebildeten Jedi mit einem Gedankentrick beeinflussen?“


    Die Antwort kam prompt in Form ihres Knies in seine Weichteile. „Nein, ich bevorzuge konkretere Überzeugungstechniken, ich wollte nur sehen ob ich dich zu einem weiteren Fehlschluß verleiten kann.“ Der Schmerz war nicht stark genug ihn zu lähmen, aber ihm war klar, dass sie ihre Aufforderung abseits der Gedankentrick Posse ernst gemeint hatte. „Keine Chance Sith, wenn mein Tod ein notwendiges Opfer ist werde ich es wohl erbringen müssen. Aber ich werde meine Leute nicht von deiner Spur werfen.“ Die Sith nickte langsam. Das es so einfach werden würde hatte sie nicht wirklich angenommen. Aber sie wollte ihm zumindest mitteilen, dass die Lust an Geduldsspielchen nicht zu ihren Tugenden gehörte. „Du langweilst mich mit Deinen Mordlustunterstellungen, Jedi. Du magst deine Opferbereitschaft vielleicht heroisch und konsequent finden, letzten Endes ist sie aber idiotisch, denn dein Überleben ist in der Gleichung meiner Flucht eine vernachlässigbare Variable. Entweder Du leitest sie in die falsche Richtung, oder sie finden deine Leiche. Beides verschafft mir Zeit und nur darum gehts.“ Ein leises Geräusch von der Seite drang an ihre Ohren und sie wandte den Blick nach links. Der Anblick der sich ihr bot ließ das Lächeln auf ihren Lippen wesentlich breiter werden, denn wie man unter Jedi wohl sagte. Die Macht war mit ihr? „Davon ab, was meinst du? Teilen die Zwei da deine Einstellung?“


    Er folgte dem Blick der Reinblüterin mit den Augen. Zwei Menschen, vielleicht zehn oder zwölf Jahre jünger als er selbst, halbe Kinder noch, waren mit Wassereimer und Gartenwerkzeug bewaffnet dabei die wackelige Behelfsbrücke zu überqueren um zu der Plantage zu gelangen. „Das würdet nicht mal ihr tun.“ Die Augen der Sith kehrten zurück zu denen ihres Gegenübers. „Stell mich nicht auf die Probe. Immerhin bist du mir gefolgt weil du mich für etwas abgrundtief Böses hältst, dass in der Macht eine Teerspur hinter sich herzieht. Also was, abgesehen von deiner Kooperation sollte mich davon abhalten? Und komm nicht auf die dumme Idee zu schreien.“ Ihre Stimme trug einen eiskalten Hauch von Entschlossenheit mit sich und ihre freie Hand löste sich von der Schulter des Ritters um sich in Richtung der beiden halbwüchsigen Gärtner auszustrecken.


    Er spürte deutlich die latente Macht sich manifestieren und nach zwei Sekunden hörte er die Verankerungen der Drahtseile stöhnen, die die Brücke in luftiger Höhe hielten. Die beiden Jungs, ziemlich genau auf der Mitte der etwa 50 Meter spannenden Brücke angekommen, bemerkten das drohende Unheil noch nicht sofort. Von den beiden ineinander verkeilten Machtanwendern im Schatten des Lagerschuppens hatten sie auch noch nichts bemerkt, und das Reinblut schien entschlossen ihre Drohung wahrzumachen. Das knirschende Geräusch verstärkte sich und jetzt bemerkten auch die beiden Jungs das da etwas seltsames vorging. Verwundert blieben sie stehen und ihre Köpfe wanderten von Links nach Rechts, als die ungewohnten Geräusche der improvisierten Konstruktion an ihre Ohren drangen und sie versuchten die Bedeutung dessen einzuschätzen. Es dauerte nur einige Momente, ehe der junge Jedi sich eines Besseren besann. „Nein, wartet… ich, ich tu was ihr verlangt.“ Er hatte nicht das Recht das Leben der beiden Jungen zu riskieren, noch dazu wenn ihr Tod an der gegenwärtigen Situation nicht viel ändern würde.


    Die Sith verharrte noch einen Moment in ihrer Haltung, doch das knarrende Geräusch der sich verformenden Stahlbolzen verstummte. Kurz meinte er sogar etwas Anspannung von der Sith abfallen zu spüren, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder von den beiden Halbstarken zu ihm zurück verlagerte, aber das konnte auch eine Täuschung sein, als die eigene Anspannung von ihm abfiel. „Das ist das einzig wirklich Positive an Euch Jedi, ihr seid in der Regel der Vernunft weit zugänglicher als die Meisten meinesgleichen.“ Der Ritter schaute nochmal besorgt in Richtung der beiden Halbstarken, die nachdem die Lage sich beruhigt hatte offenbar beschlossen hatten die Brücke doch noch zu überqueren. Ritter Pelfeyn wünschte sich, innständig, dass die zwei irgendetwas wichtiges vergessen hätten. Aber wie das immer war mit solchen Wünschen, sie gingen nie in Erfüllung. „Ihr wißt ja wo er ist.“ raunte er im Tonfall der Kapitulation und Vrynasha verschwendete keine Zeit das handliche Gerät aus der Gürteltasche ihres Gefangenen herauszufischen. „Nur Audio...“ knurrte sie warnend als sie dem Ritter zumindest so viel Freiraum ließ das er das Gerät bedienen konnte, das sie ihm vor die Nase hielt.


    Das Gespräch unter den wachsamen Argusaugen der Reinblütigen dauerte nur wenige Sekunden und der Ritter bemühte sich sogar um einen Tonfall, der nicht verriet, dass er gerade in einer etwas prekären Situation seine Kameraden verlud. Kaum war es beendet, da entschlüpfte ihm die Frage die ihm offenbar keine Ruhe ließ; „Warum seh ich eure Präsenz nicht wirklich?“ Sein Interesse war verständlich, er hatte all die Übungen und auch die ersten realen Einsätze gemeistert in denen seine Gabe verlangt war. Doch nun schien sie auf einmal zu versagen. Vrynasha lächelte, als hätte sie eigentlich nur darauf gewartet das der Jedi, jetzt wo die akute Gefahr gebannt schien, sie erneut mit dieser Frage belästigte. Es entbehrte angesichts seiner Lage nicht einer gewissen Ironie, aber Jedi waren halt seltsam. Sie beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, dass einen Ausdruck von Unverständnis auf seinem jungen Gesicht aufziehen ließ. „Das verstehe ich nicht.“ Doch sie sah sich zu keinen weiteren Erklärungen genötigt. „Vielleicht wirst du das irgendwann. Vergeß nicht das Sith meistens lügen, also könntest du auf meine Erklärung ohnehin nichts geben.“ Die Rothaut ging etwas auf Abstand. Auch der unangenehme Druck in seinem Schritt verschwand als sie einige Zentimeter Abstand zwischen sich und ihn brachte. „Und wie wollt ihr jetzt verhindern, dass ich meinen Leuten erzähle wo ihr wirklich lang seid?“ wollte der junge Ritter wissen, aber er hätte sich eigentlich an einer Hand abzählen können dass sie darauf eine, nicht schmerzfreie, Antwort hatte. „Einfache Übung,“ meinte sie nur. Das letzte was er sah, war sein eigenes Lichtschwert, als sie ausholte und ihm die gehegte Insignie seiner Berufung auf die Stirn trümmerte. Dann ging das Licht aus und er sackte reglos die Wand des Schuppens hinab.


    Kurz blickte sie sich nach hinten um, aber die Nachwuchsgärtner hatten noch immer nichts bemerkt. Waren mittlerweile damit beschäftigt Triebe zu beschneiden und miteinander zu quatschen. Sie ging vor dem Jedi in die Hocke und betrachtete ihn einen Moment. Sie hatten also jemanden mit einem Machtgespür bei sich, dass ihm erlaubte andere Machtanwender auch über Entfernungen zu lokalisieren. Vielleicht wäre es besser, ihn doch umzubringen, aber es gab auch einige Gründe die dagegen sprachen. Wenn sie anfing Leute wie ihn zu töten, würde man womöglich noch ganz andere Mittel auffahren um Jagd auf sie zu machen. Das konnte sie definitiv nicht gebrauchen. Das er ein seltsamer Vogel war, mit lebensgefährlicher Neugier gesegnet, war für sie ein weiterer Grund davon abzusehen. Sie hatte eine unerklärliche Affektion zu seltsamen Gestalten. Wenn er aufwachte und der Schlag ihm keine Amnesie beschert hatte, würde er über etwas nachdenken können. Inwieweit es seine Ortungsfähigkeiten verbesserte, oder ihn vielleicht sogar mehr verwirrte, war schwer zu sagen, ein kleines Glücksspiel also. Kurz überlegte sie ihm sein Lichtschwert zurückzugeben. Aber letztlich hatte sie selbst gerade mehr Verwendung dafür. Er würde den Verlust verschmerzen müssen. Sie hob das fallengelassene Comlink auf und zog das ID Modul aus dem Sockel, um es in den Komposthaufen neben dem Schuppen zu entsorgen.


    Dann trat sie aus dem Schatten, steuerte direkt auf die beiden Jugendlichen zu, die sie erst bemerkten, als sie nur noch wenige Meter entfernt war. Die zwei erstarrten augenblicklich, denn instinktiv wussten sie, dass diese Person, die da aus dem Nichts aufgetaucht war, womöglich eine Bedrohung darstellte. „Hey ihr zwei. Tut ihr mir einen Gefallen?“ Sie hob das entwendete Comlink in die Höhe. „Das Ding hier ist sicher ein paar Credits wert, ich schenk es euch wenn ihr für heute von hier verschwindet.“ Die zwei schauten sich unsicher an, dann zurück zu der rothäutigen Frau. Zumindest der ältere bemerkte das jüngst erworbene Lichtschwert, was in seinen Augen nicht dazu passen mochte, dass man ihnen offensichtliches Diebesgut anbot, und warum sonst sollte sie es anbieten wie saures Ale. Aber Hunger vertrug sich nicht immer mit Rechtstreue. Der Erlös konnte ihre Familie sicher ein paar Tage über die Runden bringen, und zu verschwinden lag ohnehin gerade in ihrem akuten Interesse. Der Ältere streckte seine Hand nach dem Gerät aus, ohne jedoch in seiner angespannten Haltung zu verhehlen das er eigentlich lieber gleich flüchten wollte.


    Vrynasha legte das Gerät in seine noch mit Pflanzsubstrat verklebte Hand. „Und jetzt lauft los.“ sagte sie begleitet von einer scheuchenden Bewegung ihrer Hände. Sie machten sich nicht mal die Mühe ihr Gartenwerkzeug zusammenzuräumen und türmten über die Brücke von der sie gekommen waren in die benachbarte Wohnarkologie. Die zurückbleibende Sith sah ihnen noch einen Moment nach, um sicherzustellen das sie den Wink des Schicksals tatsächlich verstanden hatte. Dann nahm sie Anlauf und sprang in Richtung der nächsten Brückensäule von der Plattform. Zielsicher fanden ihre Finger und Stiefelspitzen die Sprossen der Wartungsleiter und sie begann diese hinaufzuklettern. Noch hatte sie keine Idee wie sie aus dem abgesperrten Distrikt entkommen konnte, aber eine Schnellbahnbrücke schien schon mal eine gute Grundlage. Wenige Minuten danach hätte man ein Stöhnen aus Richtung des verfallenen Blechverschlags vernehmen können.


    Offenbar hatte da jemand einen gewaltigen Brummschädel.

  • Ein Officer reichte dem lädierten Pelfeyn ein Kühlpack das er von einem der anwesenden Meddroiden requiriert hatte. Kalkayn lief vor seinem jüngeren Ordenskollegen Kreise in den Bodenbelag und Captain Birans Miene verriet sehr deutlich, dass er mit der Leistung des neusten Neuzugangs alles andere als zufrieden war. „Wie kann euch solch ein Fehler unterlaufen Ritter?“ knurrte der narbengezeichnete Offizier und verschränkte die schwer gerüsteten Arme vor der Brust, während er an der nahen Wand lehnte. Solch eine Stümperei war er von den Jedi die seine Einheit bisher beraten und unterstützt hatten einfach nicht gewohnt. „Biran, ihr habt eure Enttäuschung nun zur Genüge zum Ausdruck gebracht. Ich werde mit Ritter Pelfeyn die Sache analysieren und herausfinden wie es dazu kommen konnte. Ihn mit Anschuldigungen zu überhäufen bringt uns der verlorenen Spur jedenfalls nicht wieder näher.“ Der Captain zwang Luft zwischen den zusammengepressten Lippen hervor und pochte mit dem Hinterkopf mehrfach gegen die Wand in seinem Rücken. So eine Pleite, der junge Pelfeyn war ihm als Geheimwaffe anempfohlen worden und auch Kalkayn hatte sich beeindruckt gegeben von der Stärke des Neuen. Nur leider bedeutete Stärke nicht immer Kampfstärke. Auf der Linie hatte er komplett versagt und war offenbar das krasse Gegenteil von Kalkayn, den Biran sich als sehr unangenehmen Gegner vorstellte, auch wenn er immer wieder betonte, dass gewaltsame Siege ihm die Unliebsten wären.


    Der Jungspund hatte zumindest einige Informationen und eine detaillierte Beschreibung der Frau liefern können, die mehr hergab als die körnigen Holoaufnahmen der Überwachungscams. Die Flüchtige war ohne Zweifel ein Reinblut, was für sich genommen schon bemerkenswert war. Das so jemand es überhaupt schaffte einen Fuß auf Coruscant zu setzen war außergewöhnlich. Sie war etwa in Kalkayns Alter, einige Jahre älter vielleicht und gebot laut Aussage des jungen Pelfeyn über eine ziemlich eindrucksvolle Präsenz. Seit ihrem Zusammenstoß mit Pelfeyn war sie darüber hinaus spurlos verschwunden, was alles andere als erbaulich war. Der ganze Distrikt war bis auf die niedrigen dreistelligen Ebenen durchforstet worden und keine Spur von der Roten. Darunter waren nur noch verrottete Versorgungsschächte, alte Schnellbahntunnel und Abwasserkanäle. Wenn sie dort unten war würde man sie sicher nicht finden.


    „Ich komme in ner halben Stunde zurück, ich hoffe bis dahin habt ihr eine Idee Kalkayn. Da draußen trottet eine Gefahr für die Allgemeinheit durch die Stadt und dank Eurem Juniorpartner hat sie jetzt auch noch ein Lichtschwert.“ In Unverständnis über diesen Faux pas schüttelte er nochmals den Kopf als er den notdürftig zum Hauptquartier umgestalteten Konferenzraums eines Hotels in der Nähe der Markanon Arkaden verließ. Pelfeyn linste zu dem älteren Ritter hinüber, vorbei am Rand des Kühlpacks denn ihn direkt ansehen wollte er nicht. Er schämte sich dafür so einfach aufs Kreuz gelegt worden zu sein. Der Captain war zurecht ungehalten über den Verlust seines Lichtschwerts. Er zweifelte stark daran, sie würde nun mordend und brandschatzend durch die Distrikte der Umgebung ziehen. Aber nichtsdestotrotz hatte er durch diesen Fehler ihre Position deutlich verbessert.


    „Kalkayn, ich wollte das vor dem Captain nicht erwähnen, aber irgendwas passt nicht ins Bild.“ Der ältere Ritter schreckte aus seinen ganz eigenen Gedanken zu dem Vorfall auf und blickte zur Seite. „Das du frontal in sie hineingerannt bist wie ein Padawan im ersten Jahr, obwohl Deine Gabe zu sehen ihr eigentlich eine Zielscheibe auf den Rücken hätte malen sollen?“ Die Frage klang ätzend sarkastisch und war wohl auch so gemeint, denn Kalkayn schaute etwas verwundert als der jüngere Jedi schuldbewußt nickte. „Genau, sie ist mir in den Rücken gefallen. Das hätte nicht passieren dürfen. Ich dachte erst sie verfügt über irgendeine Fähigkeit, die es ihr erlaubt ihre Präsenz zu maskieren, aber es war vielmehr als hätte die Unschärfe natürliche Ursprünge.“
    Ein mürrisches Brummen erklang als Kalkayn den Blick zum Fenster wandte. Sicher er hatte sich schon seine Gedanken darüber gemacht. Aber er war eher der Frage nachgegangen, ob der junge Ritter über Gebühr gelobt worden. War er womöglich gar nicht so begabt wie man es ihm erzählte? Er hatte angeblich schon einige solcher Suchen erfolgreich absolviert und bei zumindest einer davon, war Kalkayn selbst Zeuge gewesen. Aber entweder funktionierte das Ganze nur unter sehr engen Voraussetzungen, oder aber die Fähigkeiten Pelfeyns waren einfach nur übertrieben dargestellt worden. „Welchen natürlichen Ursprung sollte es haben, dass die Manifestation ihrer dunklen Seite so verschwimmt das du direkt an ihr vorbei ins Verderben rennst.“ Pelfeyn zögerte einige Momente ehe er zu einer Antwort ansetzte. Was er sagte klang für seine eigenen Ohren irgendwie dämlich, aber in Ermangelung einer anderen Erklärung wurden auch die Absurden plausibel: „Es könnte an dem liegen was sie zu mir sagte, ehe sie mich k.o schlug.“


    Ein deutliches Augenrollen des älteren Ritters zeigte dessen Desinteresse an den Einlassungen einer Sith, die wohl kaum riskierte die wahre Ursache für Pelfeyns Unvermögen zu offenbaren. „Was hat sie denn gesagt? Vermutlich wars ein Märchen, aber wir haben ja eh gerade nichts anderes zu tun.“ Kalkayns ablehnende Haltung motivierte den anderen Jedi nicht gerade dazu seine Idee zu präsentieren. Aber schließlich rückte er nach einer kurzen Suche nach den richtigen Worten doch damit heraus: „Auf die Frage welches Geheimnis sie berge sagte sie, jede Klinge hat zwei Seiten, doch der nützliche Teil ist die Schneide zwischen ihnen. Wer sich entscheidet wird vom Meister zum Werkzeug, also warum entscheiden?“
    Kalkayns Atem setzte einen Moment aus, so als hätte er mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit. „Was hat sie gesagt?“ er blickte nunmehr statt desinteressiert eher verwirrt wenn nicht gar beunruhigt. Was immer er sonst für einen Unsinn erwartet hatte, dieser Satz traf ihn anscheinend unvorbereitet. Pelfeyn wollte gerade zur Wiederholung ansetzen, aber sein älterer Kollege winkte ab. „Nein laß es gut sein, ich habe verstanden was du sagtest.“ Die Gedanken begannen in seinem Kopf zu rotieren. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit das es das war, was er vermutete? Er hielt die Wahrscheinlichkeit für verschwindend gering. Sie war nach der Beschreibung Pelfeyns viel zu alt, viel zu weit fortgeschritten in ihren Fähigkeiten. Dennoch war ihre Wortwahl recht speziell und in gewissem Maße unverwechselbar.


    Er richtete seinen Blick wieder auf Pelfeyn. „Erstmal kein Wort zum Captain darüber. Der ist ohnehin schon genervt genug über diesen ersten Fehlschlag. Ich werde einen Bekannten kontaktieren, der uns da vielleicht weiterhelfen kann.“ Der jüngere Ritter betrachtete sein Gegenüber nun mit geweckter Neugier. „Du weißt etwas darüber? Ist es eine fremdartige Sithschule? Irgendein sektiererischer Kult?“ Kalkayn schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht genau was es ist, ich habe ähnliche Worte schon einmal gehört. Das führt jetzt aber zu weit und wir sollte nicht spekulieren. Ich finde es viel bemerkenswerter, dass sie dir diesen Einblick gewährt hat. Mach dir erstmal keine weiteren Gedanken darüber bis ich Ritter Torn kontaktieren konnte.“
    Pelfeyns, wohl seinen jungen Jahren geschuldete, Neugier wollte nicht so einfach weichen. „Wer ist dieser Torn?“ Kalkayn biss sich auf die Zunge dafür, dass ihm der Name so einfach rausgerutscht war. „Er ist ein Bekannter, wir lernten als Padawane oft gemeinsam. Er ist ein findiger Geist und hat ein Talent dafür die richtigen Fragen zu stellen und Antworten darauf zu finden. Ich meine auch, er war für den Orden eine Zeit lang als Ermittler tätig. Leider haben wir einander, kurz nach dem Erreichen der Ritterschaft, aus den Augen verloren. Aber ich glaube ich weiß wie ich Kontakt zu ihm herstelle.“


    Als Kalkayn mit seinen Ausführungen zu Ende gekommen war, wartete er ab wie der Jüngere das aufnehmen würde, aber Pelfeyn nickte nur knapp. „Keine Sorge, ich werde Biran nichts von alldem erzählen. Erstmal werde ich offensichtlich froh darüber sein, dass sie mich nicht umgebracht hat und noch härter daran arbeiten sie zu finden.“ verlautete Pelfeyn sozusagen als Schlusswort, genau zum rechten Zeitpunkt.
    Die Automatiktür des Konferenzraums fuhr zischend zur Seite und Captain Biran trat hastigen Schrittes ein. „Gentlemen, packen sie ihren Kram. Wir haben gerade die Nachricht erhalten, dass eine Frau auf die, die Beschreibung der Flüchtigen passt im Kelemeek Distrikt gesehen wurde. Sie hat im Streit einen Ganger durch einen Sicherheitszaun geworfen, dass war sicher keine ansässige Hausfrau.“ Wo Machtfähigkeiten versagten, reichte manchmal eben einfach ein wachsamer Anwohner.





    Vrynasha wühlte durch den Koffer, den sie an einem sichtgeschützten Ort deponiert hatte, ehe sie zur Entführung Raitons aufgebrochen war. Zwar war der Koffer unentdeckt geblieben, aber ihr Versuch sich wieder dessen Inhalts zu bemächtigen nicht. Der Pilot eines löchrigen Lastspeeders meinte wohl er hätte einfaches Spiel mit der einsamen Plünderin. Nun lag er wimmernd am Fuße eines Energierelais, halb zugedeckt von dem aus Plastikbändern bestehenden Sicherheitszaun, dessen dünne Metallpfosten der Aufprallwucht des Kriminellen nicht gewachsen waren. Er verfluchte seine Peinigerin in blumigsten Worten, hatte aber offenbar Schwierigkeiten sich zu rühren . Mit einem kurzen Schmunzeln fragte die Reinblüterin sich, wieviele Synonyme für Liebesdienstleisterin, oder wahlweise interspezieelle oder auch innerfamiliäre Sexualpraktiken, sie heute noch erlernen würde. Ansonsten ignorierte sie ihn, klaubte das Nötigste aus dem Behältnis. Die Credchips und Eyafrils Comlink waren ersteinmal das Wichtigste.
    Eigentlich hatte sie letzteres zurücklassen wollen, aber die Signalleuchte oben auf dem Gerät zeigte eine eingegangene Nachricht an. Sie aktivierte die Wiedergabe: „Miss Veladnia, schade dass ich sie nicht erreiche, aber ich habe nochmal nachgedacht. Ich mag es zwar nicht entführt zu werden, noch viel weniger mag ich es aber ermordet zu werden. Wenn sie immer noch an Langfield interessiert sind, rufen sie mich schnellstmöglich zurück.“


    Das konnte natürlich eine Falle sein. Auch der Investmentberater schaute sicherlich gelegentlich Holonews und es wäre schon reichlich seltsam, wenn er aus der Berichterstattung keine Schlüsse zog. Auch hatte die Citysecurity ihn sicher befragt zu der ganzen Affäre und vielleicht arbeitete er mit ihnen zusammen. Andererseits, es wäre einem pensionierten Kopfgeldjäger wie Raiton zuzutrauen, dass er vorhatte den Drahtziehern des Ganzen privat einen Besuch abzustatten. Sich bei der vermeintlichen Journalistin Hilfe zu holen, deren maßgebliche journalistische Fähigkeit wohl darin bestand für Titelzeilen zu sorgen, während ihre Fähigkeiten im Verbiegen von Visagen weitaus ausgefeilter waren, wirkte da logisch. Wenn sie in der gegenwärtigen Situation etwas gebrauchen konnte, dann einen Verbündeten der sauer genug war sich reinzuhängen.

  • „Mr. Raiton, da ist ein Captain Sartala von der Raumhafenbehörde für sie, er sagte es wäre dringend.“ Toshan warf einen Blick auf das Chronometer und dann auf das Holoterminal an dessen Leitungsende seine Empfangsdame wohl auf Anweisungen wartete wie zu verfahren sei. Raumhafenbehörde? Seit dieser Entführung vorgestern waren mindestens drei Ermittler bei ihm gewesen um ihn auszufragen. Wer,wie viele, welches Motiv. Er hatte sich schon gefragt ob die Behörden nicht miteinander kommunizierten. Er hatte nachdem Eyafril aus dem Gleiter gesprungen war Anzeige auf der nächsten Wache erstattet. Das über Markanon was passiert war, hatte er aus den Medien erfahren,und er war schockiert über die Erkenntnis, dass womöglich seine alten Geschäftspartner darin verwickelt waren. Aber solange nicht Mrs. Veladnia selbst irgendwelche Feinde im Schlepptau gehabt hatte und das eigentliche Ziel des Anschlags war, gab es eben nur diese Erklärung.


    Ihr Interesse an seiner alten Firma Raiton-Langfield, war wohl der Schlüssel. „Sir?“ erinnerte ihn die freundliche Stimme seiner Empfangslady daran das er über seinen Gedanken ihre Anfrage vergessen hatte. Eigentlich passte ihm das garnicht. Er hatte einen guten Teil der letzten zwei Tage auf Securitystationen und mi tBeamten zugebracht und so war Arbeit liegen geblieben. Abgesehen von der Beruhigungskampagne die er starten musste nachdem einige der Investoren erfahren hatten das er irgendwie da mit drin hing. Nun also Verhör Nummer vier.


    „Ja, führen sie ihn rein. Morgen kommt vermutlich noch wer von der Steuerbehörde, oder vom Zoll, oder der Holonetpolizei.“ DerAuftrag wurde bestätigt und gerade hatte Raiton einige Flimsikladden zusammengeräumt, öffnete sich auch schon die Tür des Büros und der Captain wurde hereingeführt. Zuerst einmal fiel auf, das der Mirialaner nicht in Uniform war. Hoffentlich war er nicht genauso ein Captain wie Veladnia eine Reporterin. „Mr. Sartala, sie kommen eigentlich etwas ungünstig und außerdem habe ich ihren Kollegen schon alles gesagt was ich über die Entführerin weiß.“ Der Mirialaner kam auf den Schreibtisch zu und streckte die Hand aus.„Das kann ich mir vorstellen Mr. Raiton. Aber das ist ein Mißverständnis. Ich wollte ihnen etwas über die Frau mitteilen, nicht umgekehrt.“


    Toshan wurde hellhörig. Das mit dem Missverständnis hatte er dieTage schon mal gehört und fand sich tags drauf in einem entführten Gleiter, mit dieser Wahnsinnigen am Steuer. „Sie können sich ausweisen?“ fragte er lauernd, noch ehe er die Hand des Gegenübers ergriff. Von Überraschungen, und Leuten die nicht waren was sie vorgaben, hatte er sichtlich genug. Der Mirialaner lächelte entschuldigend und zog eine ID Karte der Raumhafenbehörde aus seinerJacke, die zumindest einer groben Prüfung nach echt war. Nach einigen Sekunden genauer Betrachtung reichte Raiton die Karte ihrem Besitzer zurück. „Sie verstehen, das ich derzeit etwas vorsichtig bin.“ Der Captain nickte und nahm auf Raitons Angebot hin auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch Platz. Der Blick des Mannes wurde noch ein wenig ernster. „Ich möchte eine Sache vorausschicken.Egal was sie mit der Information anschließend tun, sie haben sie nicht von mir. Wir haben uns nie getroffen. Kann ich darauf zählen?“


    Raiton lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beäugte sein Gegenüber mit steigender Skepsis, dennoch war er gewillt ein Risiko einzugehen wenn das tatsächlich Licht ins Dunkel brachte. Wenn ihm nicht passte was er hörte, konnte er es sich ja immer noch anders überlegen. Er nickte bestätigend. „Unter welchem Namen kennen sie die Frau? Eyafril Veladnia oder Dogan Mathrali?“ hob Sartala an und das er gleich zwei ihrer Identitäten kannte, war zumindest schon malein Hinweis darauf, dass er wirklich über Informationen verfügen könnte, die Toshan noch nicht hatte. „Ersteres, der zweite Name sagt mir garnichts.“ erwiderte der Ex-Kopfgeldjäger und beschloss erstmal nichts weiter preis zu geben. „Aber Mrs. Veladnia ist ihre Entführerin?“ Toshan nickte und lehnte sich etwas nach vorn, denner rechnete damit das der werte Captain auf irgendeine Pointe zusteuerte. Dieser zog ein Datenpad heraus und aktivierte es. „Gut,dann muss ich noch eine kurze Frage stellen, ehe ich ihnen das hier zeige. Wie kam Mrs. Veladnia in den Transporter der über Markanon explodierte?“


    Raiton seufzte leise, als der Anschein aufkam der Captain wollteihm doch nur die Zeit stehlen? „Stand das nicht im Bericht? Sie ist in vollem Flug aus meinem Gleiter gesprungen.“ Der Mirialanernickte nochmals : „Ja das stand in der Tat im Bericht, es stand nur nicht da warum sie das getan hat.“ Ein kleines Detail was in dem Aufhebens um den Anschlag auf die Arkaden wohl untergegangen war.„Sie wollte verhindern das die Typen in dem Liefergleiter uns aus dem Himmel schießen. Die hatten irgendeine Fahrzeugabwehrwaffe auf uns gerichtet. Da hat sie mir das Steuer übergeben und ist bei 240 Klicks die Stunde aus dem Pilotensessel gehüpft. Ich ging eigentlich davon aus sie würde draufgehen.“


    Da er wusste wer die rote Frau tatsächlich war, war ihm erklärlich warum sie eben nicht, wie vermutet drauf gegangen war,und so ergab das obskure Manöver auch Sinn. Als Raiton nichts weiter hinzuzufügen gedachte, seine Mimik aber andeutete, dass er sich für dieses Treffen nicht unnötig Zeit nehmen wollte, tippte Sartala kurz auf eines der Symbole des Datenpads und reichte es dem Manager ohne einen weitere Kommentar herüber. Raiton blickte auf das Pad und sein Stuhl ruckte ein Stück zurück, als er es nicht rechtzeitig schaffte seine Überraschung zu unterdrücken. „Wenn das ein Scherz sein soll, ist er scheiße, Captain.“ entfuhr es dem plötzlich heiser gewordenen Raiton während er nach einer der Synthwasserflaschenangelte die er eigentlich für seine Kunden auf dem Schreibtisch stehen hatte.


    Einfach das Bild irgend eines Sith Reinbluts auf ein Datapadspielen konnte jeder. Aber ausgerechnet das Reinblut auf seinem Datapad spazieren zu tragen, dessen Name Raiton an den Tiefpunkt seiner vormaligen Karriere erinnerte, dass konnte dieser dubiose Mirialaner nur fertig bringen, wenn er sehr viele Dinge wusste, die er nicht wissen sollte. „Soll ich raten? Sie kennen auch diese Identität ihrer Entführerin, ihre Tatsächliche will ich anfügen.“Es war mehr eine nüchterne Feststellung als ein Tipp.


    Raiton nickte nur schwach, während er kurz die Informationen überflog die Captain Sartala neben dem Bild zusammengestellt hatte.„Es ist lang her, aber ja ich kenne zumindest den Namen ihrer Familie. Wie sind sie da ran gekommen?“ fragte er immer noch etwas schockiert, und es brauchte einiges um einen Toshan Raiton zu schockieren. „Ich bin Ermittler Mr. Raiton und nachdem die Frau mir mit einer Waschraumtür die Nase eingeschlagen und eine ganze Verkehrswache zerlegt hat, beschloss ich meinen Job zu machen.“Raiton blinzelte Sartala nur mehrfach an. „Das war auch sie?“ rutschte es ihm überrascht heraus und er zeigte auf das Pad. Der Captain nickte langsam. „Also, ich bin sicher, diese Sith ist wegen ihnen hier auf Coruscant und hat mittlerweile mehr Ärger verursachtals einer von uns vertragen kann. Ich muss sie finden und das möglichst vor irgendeiner der anderen Hundertschaften die derzeit mehrere Stadtsektoren durchkämmen. Wenn sie also das Motiv beleuchten könnten, oder womöglich wissen, auf was sie aus ist,wäre das wirklich hilfreich.“


    Der alte Haudegen im Maßanzug nahm den Mirialaner akribisch inden Blick. Seine Formulierungen hatte es nicht direkt gesagt, aber er klang nicht, als wäre der Auftrag sie zu finden offiziell. Auch schwang die Andeutung mit der inoffizielle Auftrag hätte ihn schon auf Kollisionskurs mit seiner offiziellen Berufung gebracht. Toshan lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und schob das Datenpadmit spitzem Zeigefinger auf dem Schreibtisch hin und her. „Sie sind vermutlich über den Namen Raiton-Langfield auf mich gekommen? Ich habe bis vor etwa 15 Jahren in einer anderen Branche gearbeitet Mr.Sartala. Damals kannte man mich in der Kopfgeldjägervereinigung unter dem Rufnamen Quicksilver. Als ich als Privatier genug Prämien zusammen hatte, gründete ich mit einem befreundeten Söldner, namens Aldon Langfield, ein Sicherheitsunternehmen. Regulärere Einkünfte, kalkulierbarere Risiken.“ Die Motive klangen mehr als plausibel wenn man einen gewissen Überblick über das Kopfgeldjägergeschäft hatte, das nicht selten wenig Geld für viel Risiko bot, und an gute Akquisen musste man ja auch erst mal kommen.


    „Das ganze ging mehrere Jahre gut, dann akquirierte Langfield einen Auftrag des Großmoguls der damals neutralen Welt Belvonor III. Es ging um die Sicherheit eines Staatsempfangs mit ranghohen Diplomaten mehrerer Sternensysteme, darunter ein Sithlord namens Ronavis Everyndar, der wie sie ja ermittelt haben, der Vater der Dame war. Bei dem Empfang kam der Lord ums Leben, wurde von zweien unserer Scharfschützen erschossen, angeblich weil er den Mogul angreifen wollte.“


    „Angeblich?“ hakte Sartala nach und Raiton nickte. „Beweise habe ich nie gefunden, aber irgendwas stank an der Sache. Der Mogul zahlte neben dem vereinbarten Sold eine stattliche Belohnung von einer dreiviertel Million an unsere Firma, für die Rettung seines Lebens.“


    Der Raumhafenoffizier nickte leicht und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Stattliche Summe, aber für so einen Potentaten nicht ungewöhnlich. Warum hatten sie nach wie vor den Verdacht etwas sei unsauber?“ Raiton atmete durch und fuhr fort: „Langfield versuchte irgendwas zu vertuschen. Holoaufnahmen des Einsatzes verschwanden, waren verfälscht. Er versuchte immer irgendwelche logischen Erklärungen zu präsentieren. Schließlich überließ er mir einen Teil seines Belohungsanteils. Eine Woche später ging eine weitere dreiviertel Million ein. Von einem Konto eines transgalaktischen Zahlungsdienstleisters. Die Spur verlor sich in einem Gewirr aus Scheinfirmen und obskuren Treunhandfonds. Ich konfrontierte Langfield damit aber der wiegelte ab, beschwor unsere Freundschaft, dass unsere Regel keine linken Geschäfte zu machen heilig war. Aber erklären woher das Geld war, konnte er auch nicht. Die Woche drauf knallte ich ihm einen Buyout Vertrag auf den Schreibtisch und stieg aus. Ich bekam nicht einmal die Hälfte des Werts meiner Anteile, aber mit Auftragskillern wollte ich nichts zutun haben.“


    „Und daraufhin haben sie alle Spuren die von ihnen zu Raiton-Langfield Enforcements führten getilgt.“ präsentierte Sartala seine Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass er nirgends,außer dem Namen, auch nur einen einzigen Hinweis darauf gefunden hatte, dass Raiton jemals an so einem Unternehmen beteiligt gewesen sein könnte.


    „Hat mich einen guten Teil meines Erlöses aus den Anteilen gekostet. Einen Slicer hier, einen Anwalt dort. Es dauerte vier Monate um die Spuren weitgehend zu tilgen. Den Rest besorgte die Zeit. Langfield verließ bald danach das Glück. Zu hartnäckig hielt sich das Gerücht sie hätten doppeltes Spiel getrieben. Ende der Geschichte.“ Raiton nahm noch einen Schluck Synthwasser undschüttelte angewidert den Kopf. Aus einer Schreibtischschublade förderte er dann zwei Tumbler und eine Flasche Savareenischen Brandy zu Tage.


    Wasser war jetzt leidlich geeignet um seinen zusammengekrampften Magen zu entspannen. Ohne überhaupt zu fragen ob sein Gegenüber auch einen wolle, füllte er beide Gläser zwei Finger breit und schob eines davon in Sartalas Richtung, der es mit einem gemurmelten Dank annahm. „Glauben sie Mrs. Everyndar wollte sie töten?“ fragte der Captain, nachdem er sich einen kleinen Schluck des teuren Gebräus einverleibt hatte. Raiton schüttelte den Kopf. Er war sich sicher, dass es nie in ihrem Sinn gewesen war. Aber es gab ein Ziel das ihm weitaus plausibler schien: „Sie will denjenigen der den Auftrag gab. Ich weiß darüber nichts, aber das konnte sie nicht ahnen. Ich weiß nicht mal ob Langfield die Identität des Auftraggebers kennt.“ Sartala schien zumindest soweit beruhigt, als damit nicht nur Raiton und sein Geschäftspartner aus der akuten Gefahr heraus waren.
    „Gut Mr. Raiton, das Angebot erscheint ihnen von einem republikanischen Beamten vermutlich etwas schräg, aber wir sollten uns zusammentun und dieser Sith unter die Arme greifen. Ich, damit sie schneller vom Planeten verschwindet. Sie, damit sie schneller bekommt was sie eigentlich will, und ihre ehemaligen Geschäftspartner nicht nochmal auf die krude Idee kommen sie umzubringen.“


    Sartalas Vorschlag klang in der Tat alles andere als sauber, aber letztendlich war er die logischste Option wenn man die Schwierigkeiten einberechnete die diese Sith und die ungeklärten Ressentiments zwischen Raiton und seinen Ex-Kumpanen bedeuteten. Außerdem war Raiton noch nie ein sonderlicher Moralapostel gewesen und schlug ein: „Ich habe sie gestern kontaktiert, leider nur die Holobox. Ich hoffe sie meldet sich, wenn das passiert erfahren sie es sofort, bleiben sie also in der Nähe.“



    Der Verbindungsaufbau dauerte viel zu lang, für Vrynashas Geschmack. Doch schließlich meldete sich der Ex-Kopfgeldjäger. Sie hatte zur Sicherheit die holographische Übertragung deaktiviert. Sie musste möglichst sparsam mit Informationen sein, die es ermöglichten sie zu lokalisieren. „Mrs. Veladnia? Ich hätte nicht gedacht das sie sich nochmal bei mir melden.“ erklang freundlich die Stimme Raitons aus dem Comlink. Vrynasha spähte durch die Büsche, die die kleine Bank umgaben. Sie hatte einen winzigen Flecken Grün in dem Stahl und Durabeton Moloch entdeckt, den dieser Stadtdistrikt darstellte. Hoch über dem Park schwebte an einer Stahlrohrbrücke eine künstliche Sonne und man konnte fast meinen es wäre ein friedlicher Mittag, statt früher Abend. In der Entfernung störten einige Sirenen ein wenig das Großstadt Idyll, aber sie waren für Vrynashas Gefühl weit genug weg um sie nicht in akute Alarmbereitschaft zu versetzen.„Raiton, ich habe ihre Nachricht bekommen, und mir gehen im Moment leider ein wenig die Optionen aus. Ich denke sie haben die Holonachrichten verfolgt?“


    Sie fühlte sich nicht gänzlich wohl dabei, in einem fast Unbekannten ihre einzige Aussicht auf einen Verbündeten zu haben.Wenn er sie reinreiten wollte, würde er jede Möglichkeit haben. Sie war seit Stunden auf den Beinen und wann immer sie einen Holonewsmonitor an einer Wand sah, sah sie Truppenshuttles, Soldaten und Untertitel die zeigten, dass die Schlinge enger wurde.
    „Ja, die Stadt ist ein wenig in Aufruhr, vorsichtig ausgedrückt. Moment...“ Es sirrte kurz im Com als die Verbindung kurz getrennt,dann wieder aufgebaut wurde. „So, jetzt ist es sicherer. Wo sind sie jetzt gerade?“ Vrynasha zögerte etwas. Sie setzte gerade alles auf einen vollen Sabbac, während die nächste Karte eher dazu führen würde, dass sie hochging. „Kelemeek, obere Wohnebenen. Keine Ahnung wie das hier genau heißt.“ Das war zwar geflunkert, aber ihm den Namen des Parks zu nennen, war trotz einer vorgeblich gesicherten Verbindung keine gute Idee. „Sehen sie irgendwo Hinweisschilder mit 3 Rauten die mit einem roten Winkel verbunden sind? Darunter befinden sich ein Buchstabe, sowie eine zweistelligeZahl.“ Kurz erhob die Reinblüterin sich und hielt Ausschau. Sie hatte irgendwo am Eingang des Parks einen Wegweiser gesehen.


    „Ja das sehe ich. Was ist damit?“ Sie würde den Teufel tunund ihm genau sagen was davon sie sah. „Diese Wegweiser führen zu einem der größeren Lufttaxiterminal. Folgen sie ihnen. Welcher Buchstabe ist unter dem Symbol zu sehen?“ Vrynasha zögerte als sie mit sich rang ihm diese Information zu geben. „Leth, es ist der Buchstabe Leth. Die Zahlen lauten drei sieben.“ Es herrschte einige Momente Stille, doch dann meldete Raiton sich wieder. „Sie werden zu Fuß etwa eine halbe Stunde brauchen, ich benötige von Lightspire mindestens eine, wenn nicht durch die ganzen Luftraumsperrungen sogar mehr. Kelemeek selbst wird derzeit nicht überwacht, aber ich werd Umwege machen müssen. Ich nehme diesmal meinen privaten Gleiter, selbes Fabrikat aber ohne Beulen. Wäre erfreulich wenn er in dem Zustand verbleibt. Viel Glück.“


    Die Verbindung wurde getrennt und Vrynasha schaltete das Holocom aus. Damit verhinderte sie zwar eine weitere Kontaktaufnahme, aber sie konnte keine Risiken mehr eingehen. Sie schloss den Mantel bis zur obersten Schnalle und zog ihre improvisierte Lasha Kapuze ins Gesicht ehe sie den Park verließ. Wie als bezöge sie daraus ein Stück mehr Sicherheit schob sie die rechte Hand in die geräumige Tasche des Mantels und umfasste das Lichtschwert des jungen Ritters, der sie konfrontiert hatte. Sie hasste es die Kontrolle zu verlieren und nun musste sie sich einem eigentlich Unbekannten ausliefern,dessen Motive sie nicht wirklich einschätzen konnte. Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber ein seit Jahrzehnten verloren geglaubter Bekannter meldete sich machtvoll zu Wort: Angst.

  • Coruscant war eine Welt über die die Nacht keinerlei Macht besaß. Die Sonne war bereits hinter den riesigen Arkologietürmen der Ecumenopolis versunken, aber es wollte einfach nicht dunkel werden. Die Beleuchtungseinrichtungen der bodengebundenen von Speedern, Transitbahnen und Fußgängern genutzten Wege, die Positionsmarkierungen der Luftstraßen, die grellen Holoreklamen. Alles vermischte sich zu einer Kakophonie aus Formen und Farben, die jemandem der das nicht gewohnt war schwindelig werden lassen konnte. Aus einer Ecke im Halbschatten in unmittelbarer Nähe des Lufttaxi Terminals betrachteten zwei gelbe Augen die Szenerie, hafteten hier und da an Leuten, folgten verwundert einem Himmelsbus, dessen Rumpf mittels holographischer Projektoren in eine rot leuchtende Werbefläche für den „Imperial Club“ verwandelt war. Der Gestaltung nach wohl ein Nachtclub. Sie musste zweimal hinschauen um zu registrieren, dass die straff frisierte Hololady die von der Reklame herrisch herunterschaute tatsächlich eine militärisch wirkende Uniform anhatte. Unfassbar diese Republikaner, oder war es der Versuch die seinen größten Alptraum in etwas Angenehmes zu verwandeln, während man einer heißen imperialen Soldatin ein paar Credits extra zusteckte, und dafür ein vielversprechendes Zwinkern bekam?


    Absurde Vorstellung.


    Keiner der um sie herum hastenden Passanten registrierte die grau gekleidete Frau im Halbdunkel die sich in einer bizarren Welt gefangen sah und darüber hinaus von den Schergen dieser Welt verfolgt wurde. Sie wartete mittlerweile fast eine Stunde, aber der Vorteil war, dass sie zusätzlich eintreffende Sicherheitskräfte frühzeitig bemerken würde, wenn diese erschienen um eine Sithlady hochzunehmen, die auf Empfehlung eines Kopfgeldjägers hier erscheinen würde.
    Ein Silber gehaltener Gleiter setzte auf einem der öffentlichen Landepads auf. So wie schon ein zwei mal zuvor, geschehen. Vrynasha war wieder drauf und dran aus ihrem heimeligen Versteck hinter einem Cafstand hervorzutreten und darauf zuzuhalten. Doch wieder erwies es sich als das falsche Gefährt. Denn von den beiden Togrutas die ihm entstiegen war sicher keiner der erwartete Investmentberater. Der Betreiber des Cafstands trat vor sein Geschäft. Nach einem geschäftigen Tag hatte er wohl beschlossen, das die Nacht, wenn schon nicht auf den Planeten, wenigstens auf ihn noch gebührlichen Einfluss hatte. Der schlanke, noch ziemlich junge Mann summte leise, fröhlich vor sich hin während er die Metallrohrtische zusammenklappte und in einem Lagerkasten unterhalb seiner Theke verstaute.
    Als er damit fast fertig war bemerkte er wohl die stille Gestalt am Rande seines Sichtfelds und wandte den Blick zu der Fremden, die wohl schon eine geraume Zeit die Seitenwand seiner Cafküche als Stütze mißbrauchte. Er schob sich die widerspenstige hellblaue Mähne aus dem Gesicht, die er offenbar mittels irgendeines saphirfarbenen Glitterpulvers aufgehübscht hatte. Vrynasha forschte in ihrem Spezieswissen aber angesichts seiner fröhlichen Attitüde, selbst nach einem harten Arbeitstag, konnte es eigentlich nur ein Zeltron sein. Wenn man hinzuzog dass seine Hautfarbe sich nur minimal von der Vrynashas unterschied, war das schon fast zwingend.
    Der Bursche war vermutlich nicht einmal halb so alt wie sie selbst und so kam ihr die Ansprache des Blauhaarigen gleich doppelt irritierend vor: „Süße, jetzt bin ich aber beleidigt. Hängst eine gefühlte Stunde an meinem Laden rum ohne dir nen Caf mit mir zu gönnen. Wie find ich das?“


    Die Wahl ihres schattigen Platzes hatte das eigentlich vermeiden sollen und ihre Unerfreutheit über seine Aufmerksamkeit stand wohl deutlich in ihrem Gesicht. Mit einem sportiven Tritt gegen die Klappe der Lagerbox schloss der Mann seine Aufräumarbeiten ab und trat dann zu seiner späten Besucherin hinüber. „Nich so biestig werte Lady, das gibt Falten.“ erteilte er ungefragt Rat, in einer Fröhlichkeit versprühenden Art, die ihn sicher zum Highlight jeder Party erheben würde. Er musste ein gutes Stück zu der Frau hochschauen, aber das schien ihn nicht zu stören, als er fortfuhr. „Kann ich dich irgendwie aufheitern? Du scheinst gerade echt in den Seilen zu hängen. Ich bin gut in sowas.“


    Wie wärs mit in einer Bodenspalte verschwinden? Sich spontan in saphirfarbenen Glitter auflösen und vom Wind verweht werden? Die Reinblütige ging gedanklich noch drei andere Varianten durch, aber wollte nicht unnötig unfreundlich werden. Sie spürte deutlich, dass der Überschwang des Jungen und sein Bemühen um ihre Laune echt waren und allzu ruppige Antworten würden vielleicht mehr unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. „Harten Tag gehabt und ein paar ziemliche Probleme derzeit.“ nuschelte Vrynasha in bedrücktem Tonfall, in der Hoffnung diese allgemeine Erklärung würde den Burschen daran erinnern, das er Feierabend hatte, den er sich von den Sorgen irgendeiner Frau am Wegesrand sicher nicht verderben lassen sollte.


    „Ja das hör ich viel in letzter Zeit und ich finds toll das ich was dagegen tun kann." führte er aus und deutete damit auf seinen Cafstand. "Ich wollte vor dem Krieg Eventmanager werden, weißt Du? Parties und Konzerte organisieren, wo die Leute so richtig durchdrehen. Naja, die Agentur wo ich anheuern wollte wurde zerbombt, fünf Jahre hatte eh keiner Geld für Parties und dann noch das hier...“ Er schob den Ärmel seines losen nur halb zugeknöpften Hemds zurück und entblößte eine Armprothese. Keine die sonderlich viel Geld gekostet hatte. So schnell konnten Träume zerschlagen werde, dachte sich das Reinblut, auch wenn es seiner guten Laune wohl nur minimalen Abbruch getan hatte: „Naja, nu verkauf ich Caf mit dem Schuß guter Laune, eben das selbe nur in Klein. Sagmal hast heut abend schon was vor? Ich kenn da nette Läden und meine Kumpels und sind echte Trübsalkiller!“ Die Brauen des übereifrigen Blauhaars wippten enthusiastisch auf und ab. Es stand zu befürchten das er nicht so einfach abzuschütteln war. Aber seine Sorglosigkeit war schon amüsant. Einfach zu später Stunde eine wildfremde finster dreinblickende Frau ansprechen die im Schatten seines Cafcontainers lungerte. War das die Coruscanter Variante eines Blind Dates?


    Vrynasha machte einen Schritt vor, so dass das grelle Licht der nahen Landeplatzbeleuchtung auf sie fiel. „Ich hab keine Kohle und mehr Scheißlaune als wir beide auf Dauer ertragen wollen.“ wies sie das Ansinnen des Jungen etwas barscher als beabsichtigt ab, nur um mit einem versöhnlichen Zwinkern hinzuzufügen: „Außerdem könnte ich locker deine Mutter sein.“ Der Zeltron musterte sie mit einem betroffenen Gesichtsausdruck. „Wollte dir nicht zu nahe treten, und wärst du meine Mutter wärst du vermutlich noch vor mir auf der Party." Er fuhr mit Daumen und Zeigefinger an seinen Mundwinkeln hinauf, in der stillen Aufforderung zu lächeln.
    Sie tat ihm den Gefallen und zog ihre Mundwinkel nach oben. Das Lächeln erreichte, für einen kurzen Moment selbst ihre schwefelfarbenen Augen, die der Jungspund plötzlich völlig fasziniert betrachtete. Vrynasha beschloss das Spiel, worin immer es bestand, mitzuspielen. Auch wenn das hieß die Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment auf etwas anderes zu richten, als die Umgebung. Ihre Blicke versenkten sich ineinander und tatsächlich hob das kleine Spielchen sogar die Laune des Reinbluts ein klein wenig an. Wenn einer zurückweichen würde, dann aber er, dass sollte klar sein. Doch sie hatte die Intention des Ganzen wohl fehlinterpretiert. „Hey das dein Tag soo scheiße war, konnte ich nicht ahnen." bemerkte er sichtlich überrascht.


    Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie mal gelernt hatte, diese Humanoiden hätten empathische Fähigkeiten und somit war es sehr wohl möglich, dass er ihre derzeitige Gemütslage präziser erfasst hatte, als ihr lieb sein konnte. „Mich an nem andern Tag zu erleben würde dich schockieren. Aber momentan habe ich echt andere Sorgen, also sei so gut und gib auf, ja?“ Die Mundwinkel des Jungen fielen herunter und er hob resignierend die Schultern. „Schade für mich und für dich. Aber was immer dich gerade umtreibt. Hau ihm saftig auf die Nase!“ Kurz schien er selbst irritiert über seine Äußerung und fuhr sich verlegen durch sein Glitterhaar. „Aber nur, wenns nich anders geht, echt jetzt.“
    Mit einem letzten Zwinkern wandte er sich um und streunte die Fußgängerpromenade hinab nur um kurze Zeit später von der Menge verschluckt zu werden. Er würde womöglich einige Zeit brauchen die verwirrenden Emotionen zu sortieren die er empfangen hatte, wenn er überhaupt noch einen Gedanken daran verschwendete.


    Über die zugegeben aufheiternde Begegnung mit dem Zeltron hatte sie den schwarzgrauen Gleiter mit verdunkelten Scheiben gar nicht bemerkt, der die Plattform nahe der Cafbude belegt hatte. Seine Positionsleuchten waren nach wie vor eingeschaltet, der Pilotensitz schien besetzt. Das Modell erinnerte unverwechselbar an Raitons Firmengleiter den sie vor zwei Tagen gekapert hatte. Aber noch harrte sie an ihrer Warte aus und beobachtete das Gefährt. Nach einigen Minuten öffnete der Pilot, ein Mensch, die Tür und stieg aus. Er trug einen dunklen Maßanzug und hatte einen abgedunkelten Sonnenvisor auf der Nase, was bei Nacht irgendwie seltsam erschien. Da er sich suchend umblickte hielt er wohl nach jemandem Ausschau. Ja, das war er. Sie sammelte sich kurz und begann dann zielstrebig auf den Gleiter zuzuhalten. Es dauerte nur wenige Schritte bis der aufmerksame Raiton sie bemerkte. Er verschwand wieder in seinem Gleiter und eine der hinteren Türen öffnete sich während gleichzeitig die Aggregate starteten. Zumindest bemerkte sie nirgendwo an den Rändern des Platzes irgendwelche Bedrohungen, also würde wohl nicht gleich ein Dutzend republikanische Soldaten auf sie zustürmen.


    Vrynasha stieg ein und warf die Tür hinter sich zu, als ihr Blick auf die gegenüberliegende, nicht erwartungsgemäß leere, Sitzbank fiel.


    Die Zugestiegenen packte ihn völlig unvorbereitet am Kragen seines Hemdes und riß ihn schräg nach vorn. Er hatte damit rechnen müssen das sie impulsiv reagierte, aber seine Erwartung wurde haushoch übertroffen. Noch ehe er auch nur seinen protestierenden Ausruf platzieren konnte, lag er strampelnd im Fußraum zwischen den gegenüber angeordneten Sitzbänken und spürte das Knie der Reinblütigen zwischen seinen Schulterblättern. Wie sie so plötzlich an seinen Dienstblaster gekommen war konnte er nur raten. Aber das er die Waffe nun an seinem Hinterkopf vorfand, ließen in ihm Zweifel aufkommen das es so eine gute Idee gewesen war mitzukommen.


    „Was bei den Sternen hat der Grünling hier verloren!?“ herrschte sie nach vorn in Richtung des Pilotensitzes und bemerkte nebenbei das Raiton bereits abgehoben hatte. „Bitte, ich will es ihnen diesmal erklären bevor sie etwas Dummes tun, aber dazu bräuchte ich zumindest etwas Luft.“ keuchte Sartala, machte aber sicherheitshalber keine anderen Anstalten sich von dem Griff der impulsiven Sithlady zu befreien. Ihr Blick wechselte wieder von Raitons Rücken zu dem Mirialaner. „Auf die Erklärung bin ich gespannt.“ fauchte sie, sah sich aber weder bemüßigt Blaster oder Knie von ihren derzeitigen Plätzen zu entfernen. „Ich will ihnen helfen, den Planeten zu verlassen.“ Die Erklärung schien dem Kopfgeldjäger am Steuer des Gleiters kaum ausreichend den Geist ihrer Wut zurück in seine Flasche zu bugsieren und so ergänzte er Sartalas krächzende Einlassung. „Bitte Lord Everyndar, wir haben alle drei gemeinsame Interessen die wir besprechen sollten, ohne das der arme Captain den Zorn des Imperiums zu spüren bekommt.“


    Scheiße! Sie war endgültig aufgeflogen, man wusste nicht nur was, sondern auch wer sie war. Aber es war die Referenz auf gemeinsame Interessen und die Flughöhe von etwa dreihundert Metern, die Vrynasha, trotz ihres überreizten Gemüts, davon abbrachten kurzen Prozess mit den Mitwissern zu machen. Einige Momente noch bohrte sich ihr Blick in den Kopf des hilflos am Boden liegenden Captain, ehe sie sich schließlich soweit möglich erhob und den Mann an seinem Kragen zurück auf die Sitzbank hob. Dann lümmelte sie sich auf die ihm gegenüber liegende Bank und platzierte ihren Fuß mit merklichem Druck direkt zwischen den Beinen des Captains, der sich zwar ein wenig wand, aber lieber keinen Protest erhob. Den Blaster behielt sie in der Hand und auf seinen unglücksseligen Besitzer gerichtet. „Ich versichere ihnen, ich habe kein Interesse daran sie an die Behörden auszuliefern. Ebensowenig wie Mr. Raiton.“ beschwor Shim seine Absichten. „Sie sind mit dem Ziel hierher gekommen, die Spuren der Mörder ihres Vaters zu verfolgen, habe ich Recht? Daher ihr Interesse an Mr. Raiton. Ich möchte ihnen dabei helfen und gleichzeitig dafür sorgen das sie den Planeten sicher verlassen können.“


    Vrynasha brummte nur mißmutig als sie die Erklärung zur Kenntnis nahm. „Und da haben sie zwei sich zusammengerottet und beschlossen einer Sith bei ihrer persönlichen Vendetta zu helfen?“ warf sie dann eine Frage auf, die sich wohl jeder in ihrer Situation gestellt hätte. „Wie ich in meiner Nachricht an sie schon sagte. Ich mag Leute nicht, die mich umbringen wollen und nachdem sie mir das Leben gerettet haben, durch diese irre Nummer vorgestern, schulde ich ihnen wohl was.“ warf der Anzugträger vom Pilotensitz aus ein. Vrynasha hörte den beiden wortlos zu als diese ihr die Details erläuterten. Der finstere Blick wechselte von Raitons Rücken, denn er selbst konzentrierte sich auf das Steuern des Gleiters, und dem ihr gegenüber Sitzenden, der merkwürdig klein wirkte und von seinen bisherigen Erfahrungen mit dem Reinblut nachhaltig eingeschüchtert erschien. Wechselseitig offenbarten sie ihre Erkenntnisse über die ganze Situation und schilderten ihr ihre jeweiligen Beweggründe.


    „Also gut, sie wollen mir helfen dieses Abenteuer sicher zu beenden ohne in einem SID Knast zu enden, weil sie ihr alter Kommandeur darum gebeten hat. Wenn ich wetten müsste, hat meine Mutter ihn um ihren kleinen Finger gewickelt.“ fasste sie zusammen und deutete mit dem Blasterlauf in Shims Richtung. „Sie wollen diesen Mordversuch geklärt haben und sicher sein das sich das nicht wiederholt. Ich hab sie zwar davor bewahrt, aber ihn schätzungsweise auch verursacht.“ fügte sie an mit einem Deut des Blasters in Raitons Richtung, der die Geste aber vermutlich nicht wahrnahm, da er durch den dichten Abendverkehr navigierte. Beide bestätigten die Zusammenfassung, auch wenn sie deutlich sah, dass die Information Colbrani wäre von Vrynashas Mutter „um den Finger gewickelt“ worden in dem Mirialaner zu arbeiten begonnen hatte, hoffentlich hatte er keine zu lebhafte Fantasie wie Vrynasha selbst, das würde seinem Weltbild nachhaltigen Schaden zufügen.


    „Fein, ein Investmentberater, ein republikanischer Raumhafenbeamter und ein Lord der Sith gegen die Coruscanter Unterwelt. Gefundenes Fressen für die tolle republikanische freie Presse. Ich hoffe sie haben die Fotos für die Titelseiten schon parat." spöttelte die Sith ehe sie dann etwas frustriert schnaufte. "Nur ich bin bisher von einer Sackgasse in die nächste gestolpert und nur kalten Spuren nachgehetzt. Wieso glauben sie, dass es zu dritt besser läuft, angesichts dessen das die halbe verfluchte Stadt mich jagt?“ Die Antwort ließ nur so lang auf sich warten wie Raiton damit beschäftigt war auf einen anderen Skyway zu wechseln.


    „Weil ich weiß wo wir Aldon Langfield finden.“

  • Ritter Pelfeyn saß mit geschlossenen Augen in seinem Sitz im Shuttle und versuchte sich zu konzentrieren, sich an den unzähligen Strudeln, Strömungen und Unregelmäßigkeiten der Macht auf dem Planeten, oder zumindest der näheren Umgebung entlangzuhangeln und sie nach Spuren dieser Sith abzusuchen. Er spürte sie immer noch deutlich und das wo sie zumindest den letzten Informationen nach in einem Stadtteil aufhielt der noch 30 Klicks entfernt lag. Aber sie hatte bei ihrer direkten Konfrontation mit ihm zwei Fehler gemacht. Zum einen hatte sie ihren Geist relativ ungeschützt gelassen als sie ihn angegangen war. Ein Umstand der ihn mehr verwirrt und verunsichert hatte, als irgendetwas von dem zu bestätigen was er als gesicherte Erkenntnis über eine Sith ihres Potentials betrachtete. Aber das war etwas das er erst einmal wohlweislich auf die Seite schob. Spätestens seit dem Angriff Zakuuls und dessen Rittern hatte man schmerzlich erfahren, dass sich Machtanwender weit weniger in binäre Begriffe wie „Hell“ und „Dunkel“ unterteilen ließen, als man es all die Jahrhunderte gelehrt bekommen hatte. Das es Lehren gab die wesentlich komplexer, und in seinem Dafürhalten auch gefährlicher waren, weil sie jene die ihnen nachfolgten unberechenbarer machten.
    Aber er hatte sein Vorgehen angepasst und zumindest im Groben ihre „Witterung“ wieder aufnehmen können. Befreit von der irrigen Annahme, er könne sie leicht über ihren Schatten der dunklen Seite ausfindig machen, der jedem Anwender dieser dunklen Kräfte anhaftete, fühlte er nun zumindest, dass Captain Birans Informationen bezüglich Kelemeek vermutlich richtig waren. Noch immer entzog sie sich einer genauen Lokalisierung, aber die ungewohnte Art sich auf die Spuren und Energien eines anderen Machtanwenders einzulassen, war trotz seines ausgeprägten Talents dafür hinderlich. Ihm sein Lichtschwert zu stehlen, war ihr zweiter Fehler. Zwar nutzte ihm die abhanden gekommene Waffe nicht wirklich dabei sie aufzuspüren, aber es bestärkte seine Motivation es zu tun. „Sie ist noch in Kelemeek, aber ich glaube, sie ist in Bewegung.“ hörte man von dem sich nach wie vor meditativ gebenden Rotschopf.





    Toshan fluchte lautstark und hieb mit der flachen Hand gegen das Display auf der Mittelkonsole des Gleiters. Sowohl der Mirialaner der, die Sith den ganzen Flug über mit einer Mischung aus Unbehagen und Neugier im Auge behalten hatte, als auch Vrynasha wandten sich nach vorn. „Was ist los?“ fragten sie wie aus einem Mund und warfen sich einen irritierten Blick zu, den Vrynasha in ein verschmitztes Grinsen verwandelte. Zeit ein wenig Eis zu brechen, wenn der Captain mit ihr tatsächlich in den Kampf gegen eine ganze Waffenschmugglerbande ziehen sollte. Denn darauf würde es vermutlich hinauslaufen. „Über West-Togian und dem Togian Trümmerfeld wurde gerade Flugverbot verhängt. Ich muss landen, aber vielleicht kommen wir noch auf dem Boden in den Block rein.“ Das klang nicht gut, musste aber noch nichts heißen. Die Behörden liefen gerade amok, wegen einer einzelnen Sith, es konnte also einfach nur das Resultat irgendwelcher Algorithmen sein, die versuchten die Bewegungen Vrynashas nachzuvollziehen.
    Die unschönere Variante war, dass der Jedi den sie verschont hatte, nun doch einen Weg gefunden hatte sie zu lokalisieren, dann würde auch das Versteck das Sartala in Aussicht gestellt hatte nicht weiter helfen. Der Gleiter tauchte in die engen Schluchten zwischen den Arkologietürmen des westlichen Togian Distrikts hinab. Zumindest des Teils, der nicht von dem Zakuulkreuzer platt gemacht worden war. Dieser Sektor war noch nie ein sonderlich gediegenes Viertel gewesen. Eine Mischung aus staatlich unterstütztem Wohnraum für Einkommensschwache, Vergnügungspromenaden mit Bars und Nachtclubs unterer Preissegmente. Aber mit dem riesigen unübersichtlichen Ruinenfeld neben dran, hatte es sich binnen der fünfjährigen Besatzung in ein Wumprattenloch verwandelt in dem Kriminalität, Schmuggel und halbseidene Geschäfte blühten und die vergnüglicheren Etablissements auf einige wenige Bereiche verdrängt hatten. Die Arkologien waren zu großen Teilen unbeleuchtet. Hier und da sah man sogar offenes Feuer flackern, dass die Bewohner in ihren Behausungen hoch über den oberen Promenadenebenen entzündet hatten. Das ein Raumhafenbeamter ausgerechnet hier ein Safehouse hatte, war grotesk. Aber sie kannte den Mirialaner nun auch nicht wirklich gut. Er wirkte nicht wie ein korrupter Beamter, eher erschreckend vorbildlich, aber jeder hatte eine Vergangenheit und jene die vermochten sich daraus zu befreien verkehrten sich nicht selten in ihr komplettes Gegenteil.


    Mit leichtem Ruck setzte der Gleiter auf und schwenkte auf eine der, nunmehr völlig überfüllten Gleitbahnen. Denn alles was auf den zahlreichen Skyways unterwegs war, die den Sektor durchschnitten musste plötzlich auf den Boden um dort einfacher überwachbar zu sein. Die Befürchtung es würde auch Kontrollpunkte geben bestätigte sich leider schneller als nur irgendwie wünschenswert. „Auch das noch! Kontrollposten vierhundert voraus.“ knurrte Raiton und versuchte mit dem Gleiter irgendwie an den Rand der Straße zu kommen, was nicht einfach war, da im Vorlauf des Kontrollpostens der Verkehr nunmehr nahezu zum erliegen kam. „In 30 Metern müsste eine Lieferrampe unter die Geschäftspromenade auf der rechten Seite führen.“ warf Sartala vom Rücksitz aus ein. Ein Blick Raitons offenbarte das der Mirialaner recht hatte, auch wenn rote Warnleuchten die Sperrung der besagten Rampe anzeigten. „Sicher das ich die benutzen kann ohne aufzufallen?“ Doch die Frage wurde von einem leicht ranzigen einstrahligen Kleingleiter voraus beantwortet, als dieser ebenfalls ausscherte und die Warnbaken einfach ignorierte. Der Zustand des Fahrzeugs deutete daraufhin das es ein Ortskundiger war und so entschloss sich Raiton es dem Anderen gleich zu tun.


    Die Rampe führte einige Ebene in die Tiefe, weg von der Hauptverkehrsbahn und in einen Tunnel unterhalb der umliegenden Arkologien. Das man sich nicht mehr auf einem Hauptverkehrsweg befand bemerkte man recht schnell,als Unrat und defekte Fahrzeuge den Wegesrand zu säumen begannen und Hinweisschilder und Beleuchtung tot waren. Raiton schaltete die Scheinwerfer des Gleiters eine Stufe hoch. „Irr ich mich, oder ist das eine der schlimmsten Ecken von Galactic City die es gibt?“ fragte der alternde Kopfgeldjäger während er vorsichtshalber seinen Blaster auf den leeren Beifahrersitz legte und die Türen über die Zentralsteuerung verriegelte. „Nichtmal ansatzweise Mr. Raiton. Aber ja es ist einer der wenigen Distrikte die soweit nach oben verfallen sind. In den meisten anderen Vierteln fängt das wesentlich weiter unten an."


    Vrynasha spähte durch die abgedunkelten Schreiben nach draußen und versuchte parallel in sich hinein zu horchen. Wo immer man gerade hinsteuerte, sie spürte das diese Gegend alles andere als einladend war. Das Triebwerk des Eintrahlers der den Weg gewiesen hatte flammte plötzlich heller auf und der Pilot beschleunigte nur um dann eine scharfe Rechtskurve in einen Seitentunnel hinein zu nehmen. Offenbar hatte er sich verfolgt gefühlt und wollte wohl abstand gewinnen. Das Reinblut warf einen mißtrauischen Blick in den Seitentunnel, aber der Vorausfahrer war verschwunden. „Ganz ruhig da hinten. Der Gleiter hält Kleinwaffenbeschuss problemlos stand. Manche Marotten wird man halt auch nicht los wenn man die Branche wechselt.“ erklang von vorn Raitons nahezu wohlgelaunte Stimme als er wohl die Anspannung seiner Passagiere bemerkte.


    Klang schlüssig das jemand wie er einen gepanzerten Gleiter sein Eigen nannte. Sartala starrte konzentriert auf sein Datapad das eine Übersichtskarte der Umgebung zeigte. „Hundertfünfzig dann links und danach der Esk neun neun Röhre folgen bis zu einer Aufwärtsrampe in circa vierhundert.“ erteilte Raiton Navigationsanweisungen. Vrynasha bekam die folgenden Richtungswechsel nur am Rande mit. Langsam kamen ihr ernstliche Zweifel, dass sie bei dieser Operation überhaupt irgendetwas richtig gemacht hatte. Natürlich würde sie das niemandem auf die Nase binden. Sie hatte nach wie vor das Gefühl auf der richtigen Spur zu sein, insbesondere jetzt, da Raiton bestätigt hatte, dass Langfield noch am Leben war. Das seinem vormaligen Geschäftspartner die Geschehnisse um Belvonor herum auch huttisch vorkamen und das es ganz offensichtlich Ungereimtheiten gab, konnte nur bedeuten das man auf der richtigen Fährte war. Aber zu welchem Preis? Republikanische Soldaten jagten ihr nach, Jedi waren auf sie aufmerksam geworden und sie war, zog man den Kopfgeldjäger im Ruhestand und den seltsamen Mirialaner ab, völlig allein. Letztenendes hätte sie natürlich Skalron verständigen können. Der hatte bestätigt, dass er auf Coruscant war und jederzeit bereit stand sie zu exfiltrieren. Aber so kurz vor dem Ende aufzugeben und den Schwanz einzukneifen. Diesen Kampf gegen sich selbst zu kämpfen hielt sie für ausichtslos.


    Nachdenklich musterte sie Sartala der nach wie vor Raiton Richtungsanweisungen gab, sich mehrfach nach Alternativen umsah, wenn die eigentlich angedachte Route unpassierbar war. Sie hatte nun erfahren worum es ihm ging und hätte er ihr das schon auf dieser Verkehrswache gesagt, würden vermutlich gerade nicht Hundertschaften die Gegend durchkämmen und die Holocamsequenzen, die sie mehr oder minder deutlich abbildeten, auf den Newsstreams in Endlosschleife laufen. Sicher hätte er sie spätestens hinter dem Ausgang eingeweiht, aber so weit ließ sie es ja nicht kommen. Nun hing er mitten drin in dieser Jagd und seine Chancen standen gut, dass er zusammen mit seinem Bruder im Knast endete. Verurteilt wegen Kollaboration mit dem Imperium, was nicht mal formal stimmte, denn sie war ja nicht in imperialem Auftrag hier. Aber diese Details würden vermutlich weder die imperiale, noch die republikanische Justiz interessieren, wenn schon Verwandte mit schlechtem Beispiel voran gegangen waren. Was immer sein ehemaliger Vorgesetzter ihm versprochen hatte, war es das wirklich wert? Das er sich keinen Illusionen hingab was ihn erwartete, wenn die Sache schief ging, hatte er deutlich gemacht. Es nötigte der Sith ein großes Maß an Respekt ab, dass er es trotzdem durchzog. Sie spürte zwar seine steigende Unsicherheit und seine Nervosität, die womöglich noch zu einem Problem werden könnten, aber er schien einer der Männer zu sein, die hinter ihren Entscheidungen standen.


    Sartala bemerkte ihren Blick und hob seinen von dem Datapad. Die schwache Beleuchtung des Pads und die nur sporadisch vorhandenen Straßenbeleuchtungen tünchte sein Gesicht in einer seltsam türkisen Farbe. „Lord Everyndar, wir werden das schaffen.“ versuchte er sie zu versichern, missdeutete ihren Blick wohl weitgehend, da sie dererlei Versicherungen sicher nicht brauchte. „Vrynasha. Mein Name ist Vrynasha und je seltener sie 'Lord' sagen desto besser wird es für uns sein wenn wir wieder unter anderen Leuten sind.“ stellte die Reiblütige mit gedämpfter Stimme fest und ließ ihre Augen weiter auf dem Captain ruhen. Das er diesem Blick eine ganze Weile stand hielt, zeugte von einer substantiellen inneren Stärke des Mannes. „Mein Name ist Shim und ich hoffe immer noch dass ich in ein paar Stunden aufwache und feststelle dass das alles hier nur irrer Spicetrip ist und sie sind nur der besorgte Taxipilot der seinen Fahrgast nach Hause bugsiert.“ Er lächelte etwas gequält in ihre Richtung und wandte sich dann wieder seinem Pad zu als Raiton erneut um Anweisungen bat. „Das wäre eher Raitons Job. Ich bin der Piratencaptain, bei dem sie gerade völlig zugedröhnt einen zehnjährigen Heuervertrag unterschrieben haben. Raten sie mal von wem sie das Spice hatten.“ Sartala prustete leise und warf ihr unter seinem Pony einen verschmitzten Blick zu. Sie hatte Humor und konnte einen fast erheitern, wenn sie nicht dabei war einem die Nase zu verbiegen oder einen zu zwingen den Teppich von Raitons Gleiter zu kosten.


    Raiton hatte das Tempo schon wegen der schlechten Übersicht drastisch gedrosselt. Trotzdem purzelten die beiden Fahrgäste fast von ihren Bänken als er die Bremstriebwerke auf Vollast zündete. Vrynasha erkannte schneller als der Mirialaner was dies verursacht hatte. Der Gleiter stand nahe des Ausgangs des Tunnels, der sich hier in einen nach oben offenen Graben verwandelte. Die Suchscheinwerfer mehrerer Überwachungsdrohnen tasteten mit ihren knochenweißen Lichtfingern den Boden des Grabens ab. „Banthapoodoo. Die haben die Grenze wirklich dicht gemacht. Können wir noch weiter runter?“ fragte Raiton seinen Navigator, da er vermutete, dass allenfalls die oberen Ebenen derartig lückenlos überwacht waren. Dieser wischte hastig auf seinem Pad herum, schüttelte aber den Kopf. „Nein, die Tunnel unter uns sind für einen Gleiter nicht passierbar und zum großen Teil mit Gittern gesichert.“ Noch einige Momente sondierte Shim die Lage auf seinem Pad und raufte sich die Haare. „Vrynasha, wie gut sind sie zu Fuß?“ fragte er schließlich mit einem resignierenden Seufzen und warf dem Reinblut einen fast schon entschuldigenden Blick zu. Raiton mischte sich vom Vordersitz aus ein. „Zu Fuß? Das ist doch Irrsinn. Außerdem müssten wir die Ausrüstung mitschleppen und das würde ziemlich auffallen.“


    Die zwei wollten gerade die Fürs und Widers erörtern als Vrynasha dazwischen ging. „Gut, suboptimal, verstehe. Aber wie lang werden die den Lobeltanz hier aufführen?“ Nun lagen sowohl Raitons als auch Vrynashas fragender Blick auf dem Captain. „Zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Solange brauchen sie meist für ein Standardsuchmuster in einem Megablock.“ Die Sith nickte und wandte sich dann an Raiton. „Geben sie Shim die Koordinaten von Langfields Aufenthaltsort. Nach ihnen wird nicht gesucht, sie können sich also ohne weiteres auf den Weg nach Hause machen. Treffen sie uns morgen dort mit der Ausrüstung. Shim und ich sehen zu, dass wir sein Safehouse in Togian erreichen.“ Der offenbar nicht um seine Meinung Gefragte nickte nach einem kurzen Zögern. „Klingt nach nem Plan.“ meinte er zögerlich.


    Vrynasha entriegelte die Tür des Gleiterfonds und stieg aus. Dann eben zu Fuß.

  • „Was soll das heißen, nichts gefunden? Sagen sie mir nicht sie ist in die Abwasserkanäle entwischt. Das würde zwar zu so einer wieseligen Wumpratte passen, aber sie kennt sich hier nicht aus. Sie wäre irre da allein herumzuspazieren.“ bellte Captain Biran frustriert in den Funk während er aus seinem Sitz aufsprang und die Tür des Shuttlecockpits aufstieß um in den dahinter gelegenen Passagierraum zu gelangen. „Verfluchte Hexe!“ wuchtig trat er gegen einen der Waffenspinde im vorderen Teil des Raumes und warf einen genervten Blick in Richtung der beiden Robenträger. Diese schien sein Wutausbruch nicht im Mindesten zu tangieren. Typische Jedi eben. Die zwei saßen sich gegenüber auf dem blanken Metallboden und sprachen gedämpft miteinander. Mehrfach hatte Biran sich bei den Zweien vergewissert das die gesuchte Person noch in Kelemeek war und je näher man kam desto sicherer war der junge Rothaarige sich. Doch keines der Suchteams hatte auch nur ansatzweise etwas gefunden. Keine Sicherheitscam, kein Patroulliendroide, nichts.


    Biran hatte vermutet das es einfacher werden würde. Jetzt da man wusste, dass man eine reinblütige Sith suchte, hätte jeder Bioscanner im Viertel ihre Signatur registrieren können, wenn sie in der Nähe vorbeiging. Sie hätte unmöglich einen der Checkpoints passieren können. Sollte sie doch in den Untergrund des Megablocks abgetaucht sein? Dann hätte sich das Problem vermutlich von selbst erledigt. Von da unten kam nicht oft wieder was an das Tageslicht.
    „Kalkayn! Ich hoffe der Junge hat was neues zu berichten!?“
    „Sie bewegt sich zügig in Richtung Nordost. Vermutlich in einem Gleiter oder Speeder. Aber genau ist das nicht zu sagen.“
    Biran schnaubte abschätzig über solch vage Angaben. Dann wendete er sich dem in der Wand eingelassenen Taktikterminal zu und rief eine Umgebungskarte auf. Er brauchte nicht lang um die aktuelle Position des langsam dahingleitenden Shuttles zu finden und verkleinerte die Karte etwas. Dann griff er nach dem Funkgerät an der Schulterhalterung seiner Rüstung. „Spessan, Meldung an die Luftraumüberwachung. Wir müssen die Flugverbotszone verlegen. Von Kelemeek und Altram, nach West Togian und dem daneben liegenden Trümmerfeld. Die sollen alles an Drohnen rausschicken was sie in irgendwelchen Kammern finden können und jeden scheiß Gleiter zur Landung zwingen der sich dort in der Luft befindet.“


    Für einen Block von Galactic City, war es in diesem Teil nahezu gespenstisch finster. West Togian, war von den meisten regulären Bewohnern verlassen worden, je schlechter die Infrastruktur von der darbenden Planetenverwaltung instand gehalten werden konnte. Natürlich hatte man sich zuerst um den Erhalt der wohlhabenderen Teile des Stadtplaneten gesorgt. Da blieb unter dem Joch der Zakuul kaum genug übrig auch noch Stadtdistrikte zu unterhalten, die von jeher am Tropf der reicheren Teile hingen.
    Fast alle Beleuchtungseinrichtungen waren mehr oder minder defekt. Flimmerten, oder waren ganz verloschen. Hier und da flackerte noch eine leidlich lesbare Werbetafel vor sich hin. Solch ein Viertel wäre auf Dromund Kaas sicher schon längst dem Erdboden gleich gemacht und komplett neu aufgebaut worden. Aber das war hier vermutlich nicht so einfach. Vrynasha war schon fasziniert davon, wie zielsicher der Mirialaner voran ging, so als wüsste er genau wohin er wollte. Die wenigen Leute auf den Plattformen und Brücken beachteten das ungleiche Paar nicht weiter. Dennoch beharrte Shim darauf, dass sie sich dicht bei ihm hielt. Nicht das er wirklich Angst hatte, eine der abgerissenen Gestalten würde seiner Begleiterin gefährlich werden können. Aber es galt Aufmerksamkeit zu vermeiden. Auch hier patroullierten dann und wann Sicherheitsdroiden, die es zu meiden galt. Da waren Leute die Hinweise geben konnten nicht hilfreich. Also hielt sich Vrynasha dicht hinter ihrem Führer. „Ich hoffe sie wissen wo wir sind.“ raunte die Sith dem Vorausgehenden leise zu, was dieser mit einem leichten Nicken bestätigte. „Tu ich, keine Sorge. In spätestens 10 Minuten ist der Spuk vorbei.“
    Woher er diese Sicherheit nahm konnte sich Vrynasha nicht erklären, aber er war sich zumindest sehr sicher, dass dort wo sie hingingen niemand nach ihr suchen würde. Aber ihr ging der junge Jedi nicht aus dem Kopf, den sie am Leben gelassen hatte. Wenn es stimmte was sie vermutete, würde sie sich allenfalls in einem sehr tiefen Loch auf dem Boden der natürlichen Oberfläche von Coruscant verstecken können.
    „Was ist mit den Jedi, die werden mich auspüren?“ fragte sie leisem Ton und blickte sich dabei um, für den Fall das irgendwer die Worte aufschnappen würde. „Mag sein, aber in diesem Distrikt wird das Militär nicht so einen Aufriss machen, wie anderswo. Ist bei den Leuten die hier noch leben nicht gut angekommen, dass man sich nen Scheiß um sie gekümmert hat, während der Besatzung. Wenn Biran schlau ist hält er die Füße still, sonst endet er schnell selbst als Schlagzeile.“
    Shim bog nach rechts in eine Zone die noch relativ gut beleuchtet war. Hauptsächlich die Holoreklamen einiger Nachtclubs und Bars warfen ihr vielfarbiges Licht auf die blanken Bodenplatten. Die Pflanzkübel, die die Mitte der Fläche zierten waren verwildet und verdorrt. Auch hier hatte sich wohl in den letzten Jahren keiner darum gekümmert. Shim wurde etwas schneller im Gang, bemüht diesen offenen Platz zügig zu überqueren. Plötzlich drängte eine größere Gruppe Leute aus einer Seitengasse. „Fickt Euch! Verschwindet von hier, ihr Bonzenhäscher!“ brüllte ein bulliger Nikto mit grollender Stimme und warf ein Stück Durabeton das er irgendwo gefunden hatte in die Gasse zurück, aus der er gerade mit seinen Kumpanen gehastet war. Shims Blick wurde hektisch als er nach einer Möglichkeit suchte so schnell wie möglich den Ort des Geschehens zu verlassen. Den davonlaufenden Obdachlosen zu folgen hielt er für die schlechtere Variante und packte Vrynasha kurzentschlossen am Unterarm um sie in Richtung eines anderen Ausgangs zu zerren. Soviel dazu, Biran würde die Füße still halten.


    Kaum hatte der Halbschatten eines nahen Querganges beide verschluckt, flackerten auch schon Signalleuchten und Securitydrohnen sirrten im Tiefflug über den Platz, während Lautsprecher Anweisungen quäkten sich ruhig zu verhalten und an Ort und stelle zu verbleiben bis man aufgefordert wurde den Platz zu verlassen. Shim fasste es nicht, dass man allen Ernstes entschlossen war alles umzugraben. Die Soldaten gingen, nach dem was er sah auch nicht gerade freundlich mit den Leuten um, die, die Behandlung alles andere als gelassen aufnahmen. Es dauerte nichtmal zwei Minuten ehe an einer Stelle ein Handgemenge ausbrach, dass glücklicherweise ein wenig Ablenkung erzeugte. Shim blickte versichernd zu seiner Begleiterin, doch diese wartete wohl darauf was er jetzt täte. Wenigstens schien sie noch daran festzuhalten niemanden umzubringen. „Da lang, wir müssen von den Hauptwegen runter,“ erklärte er nur kurz. Ihren Arm ließ er vorsichtshalber los, da die Spannung ihrer Muskeln verriet, dass sie sich nicht wie ein ungezogenes Kind durch die Gasse schleifen lassen wollte. „Wissen sie wirklich was sie tun, Shim?“ fragte sie und selbst im Zwielicht der dunklen Gasse wirkte ihr Gesicht ernstlich besorgt. „Können sie mich das später nochmal fragen?“ Er deutet auf die Einmündung in der gerade zwei gerüstete Soldaten aufgetaucht waren und mit ihren gleißenden Suchleuchten die zähe Dunkelheit durchschnitten. Sie spürte förmlich wie der blauweiße Kegel sie erfasste als sie gerade losspurtete und die energischen Rufe bestätigten, dass man sie bemerkt hatte. „Stehen bleiben!“ Blechern knarrte der durch das Helmkom verzerrte Befehl in die Gasse. Doch Vrynasha und Shim dachten nicht mal im Traum daran. Es war beiden klar, dass man sofort die Verfolgung aufnehmen würde. Wenn man sie aber noch nicht erkannt hatte, war es fraglich das die Verfolgung lange aufrecht erhalten wurde. Dieser Stadtteil wimmelte von Individuen die allen Grund hatten vor Securitykräften zu flüchten. Es waren meist weit trivialere Gründe, als die Einstufung als planetares Sicherheitsrisiko. Aber all die Halunken und lichtscheuen Gestalten die sich in den vergangenen Jahren in Togian angesiedelt hatten taugten den Umständen entsprechend passabel als Nebelgranate.


    Dann und wann flackerten die Lichtkegel der Suchlampen und verrieten das man die Verfolger vielleicht nicht gerade im Genick hatte, aber sie die Fährte noch nicht verloren hatten. Schon nach der übernächsten Ecke um die der Mirialaner hastete, hatte Vrynasha jeden Überblick verloren. Sie meinte einmal zu erkennen, dass der Captain wohl eher im Kreis rannte, aber vielleicht gehörte das ja zu seiner Taktik. Für den Moment beschloss sie einfach nur ihm zu folgen, was dazu führte das sie ihn fast über den Haufen rannte als er abrupt stehen blieb und einen Schritt zurück machen wollte. Direkt vor ihnen bog surrend ein schwebender Suchdroide um die Ecke und richtete sofort die beiden Suchscheinwerfer auf die Flüchtigen aus. Eine metallene Stimme erklang. „Dies ist eine Maßnahme der republikanischen Sicherheit. Heben sie ihre Hände über den Kopf und warten sie auf Sicherheitskräfte zu ihrer Identifikation.“ schnarrte die fliegende Maschine und ließ ihre mehrfarbigen Signalleuchten rotieren um nahe Ordnungskräfte auf sich aufmerksam zu machen.


    Vrynashas Gedanken arbeiteten fieberhaft an einer Fluchtoption. Der Droide würde ihnen ohne weiteres folgen können, solange sie kein enges Loch, oder eine Tür fanden durch die sie verschwinden konnte. „Shim, wo lang?“ zischte sie ihrem Begleiter zu als sie langsam die Hände anhob um zumindest zum Schein den folgsamen Bürger zu geben. „Das hat keinen Zweck, der Droide kriegt uns.“ Vryns Blick glitt über die nähere Umgebung. „Lassen sie den Droide meine Sorge sein, suchen sie lieber einen Fluchtweg.“ drängte sie den Mirialaner dazu, nicht so schnell aufzugeben. Denn zumindest sie war nicht bereit so schnell die Waffen zu strecken.


    Der Sergeant, musterte das Bild, das sein Suchdroide ihm übermittelte. Es waren in dieser Gasse zwei Personen gemeldet worden, die sich einem Aufruf zur Identifikation widersetzt hatten. Die zwei sahen basierend auf den empfangenen Biosignaturen danach aus, als wären sie die letzten Minuten auf der Flucht gewesen. Wie wohl knapp die Hälfte der derzeit auf den Straßen befindlichen Personen. Für so eine Suche nach einer Flüchtigen hatte es ja unbedingt ein Schandfleck wie West Togian sein müssen. „U-9, schalte mein Comsignal durch.“ gab er die Anweisung an den Droiden, damit dieser ermöglichen würde zu den Beiden zu sprechen.


    Eine der beiden Gestalten, vermutlich weiblich winkte mit einer ihrer folgsam gehobenen Hände, so als versuche sie auf sich aufmerksam zu machen, während die andere Person, ein Mann, nur wie eine Salzsäule da stand. „Miss, bitte verhalten sie sich ruhig bis die Einsatzkräfte vor Ort sind.“ Doch sie hörte nicht auf, dem Droiden aus einigen Metern Entfernung zuzuwinken. Kurz beugte sie sich vor als ihr Begleiter die Lippen bewegte, doch es war zu leise um es zu registrieren. Dann blickte sie wieder direkt zu dem Droiden und deutete nachdrücklich mit der Hand auf die rechte Seite, so als wolle sie auf etwas hinweisen. „Miss noch einmal, verhalten sie sich ruhig, und keine Gespräche zwischen ihnen und ihrem Begleiter!“ Doch davon ließ die Fremde sich nicht abbringen. Der Sergeant seufzte. Sollte das Mädel wirklich glauben der Droide würde jetzt zur Seite blicken und man könne sich verkrümeln? Weit gefehlt. „U-9, schwenk deine zweite Kamera nach rechts und sieh nach, was sie will.“ Da würden sie schon früher aufstehen müssen. Eine Notausstiegsbrücke des rechten Gebäudes kam in das Sichtfeld der Kamera. Wie alles hier morsch und korrodiert und kaum noch den Anforderungen des Galactic City Bauamtes entsprechend. Darauf hatte irgendjemand auch noch regelwidrig ein altes rostiges Schallspülgerät abgestellt. Der Securitybeamte traute seinen Augen nicht, als das alte Haushaltsgerät von einer unsichtbaren Kraft beschleunigt wurde, das Geländer der Brücke durchbrach und in grader Linie auf die Kamera zuflog. Sekundenbruchteile später füllte ein verwitterter Slogan das Bild aus „Czerka SoniDish – keine ist gründlicher.“ Dann wurden die Monitore dunkel – beide.


    „Was zum Henker!“ keuchte Shim als der Droide plötzlich von einem aus dem nichts auftauchenden Haushaltsgerät zur Seite geschleudert wurde. Mit einem panischen Zirpen zerbarst der Droide in einem Funkenregen, als er zwischen der gegenüberliegenden Gebäudewand und dem Schallspülergeschoss zermalmt wurde. Die nähere Umgebung wurde mit seinen Baugruppen berieselt, ehe beide Stücke Technikschrott herunterfielen und das quaderförmige Haushaltsgerät die rauchenden und knisternden Reste des Droiden unter sich begrub. „Sie den Fluchtweg, ich den Droiden, habe ich doch so gesagt.“ Shim schüttelte nur perplex den Kopf. „Ich dachte sie wollten ihn ablenken?“ wand er ein, setzte sich aber ungeachtet seiner Verblüffung in Bewegung. Ihm graute vor dem Moment wo sie sich bereit erklärte Soldaten "abzulenken". Die Konfrontation mit dem Securitydroiden hatte wertvollen Vorsprung gekostet und die rauchende Ruine würde ja nun recht deutlich zeigen das man auf dem richtigen Weg war. „Hab ich wohl geschafft oder? Die Kopfschmerzen vergisst er nicht so schnell.“

    Man hechtete mehrere Treppen hinunter auf eine untere Ebene. Rohrleitungen und Kabelstränge, die wohl die umliegenden Gebäude mit Energie und Wasser versorgt hatten bildeten die Szenerie. Hier unten war es nahezu dunkel, so dass Shim mit der taktischen Lampe seines Blasters den Weg beleuchten mußte. Unrat und nicht mehr benötigte Haushaltsgegenstände. Hier und da ein improvisiertes Lager eines Obdachlosen, ausgeschlachtete Servicedroiden. Doch die Verfolger wollten nicht locker lassen und schließlich war die Reise, nach einer falschen Abzweigung wieder zu Ende. Energisch rüttelten die beiden an einem den Korridor überspannenden Schutzgitter, doch trotz des allgegenwärtigen Verfalls um sie herum wollte dieses Teil natürlich nicht nachgeben. „Scheiße wir sitzen in der Falle. Das Gitter muss nachträglich eingebaut worden sein.“ Verzweifelt blickte er in die Schwärze des Tunnels hinter dem Gitter, die ein baldiges Entkommen versprach, wären nicht diese Metallstreben im Weg.
    Vrynasha seufzte leise und blies eine ihrer aus der Frisur gefallenen schwarzen Haarsträhnen aus ihrer Stirn. „Hat man das eingebaut um uns draußen zu halten – oder irgendwas da drinnen?“ fragte sie ihren Fremdenführer mit einem Deut in Richtung des dunklen Tunnels. Dann zog sie das Lichtschwert aus ihrer Manteltasche, blickte sich aber noch nach einer Alternative um. „Ist egal, wenn sie das Gitter aufschneiden wissen sie, dass sie auf der richtigen Spur sind. Die wenigsten Kleinkriminellen tragen auf ihrer Sauftour Plasmaschneider mit sich herum. Wir müssen zurück zu dem Hauptkorridor und dann weiter nach Westen.“ versuchte der Mirialaner seine Begleiterin von irgendwelchen Kurzschlüssen abzuhalten. „Das schaffen wir nicht, wenn es blöd läuft rennen wir mitten in sie rein und dann habe ich nur noch eine Alternative.“


    Shim schluckte leicht und ließ das Licht der Lampe auf das Lichtschwert in ihrer Hand fallen. „Nein, ich will nicht das jemand drauf geht! Die machen nur ihren Job!“ stieß er gepresst hervor und bemühte sich trotz seiner Aufregung die Lautstärke seiner Stimme zu drosseln. Vrynasha knurrte leise und schüttelte den Kopf. „Shim, vergessen sie nicht was ich bin. Ich werde mich nicht fangen lassen. Sie wandern ein paar Jahre in den Knast, was die mit mir machen werden, darüber will ich nicht nachdenken.“


    Sie stöberte in dem kleinen Raum herum, der aus dem leicht verbreiterten Korridor und dem Abschlussgitter gebildet wurde. Auf der Suche nach entweder einer Fluchtmöglichkeit oder zumindest einem tauglichen Versteck. „Wir sind hier in der galaktischen Republik, Vrynasha. Was ihr mit Gefangenen macht weiß ich, aber hier ist das anders.“ Ein freudloses Lachen der Reinblütigen, als sie eine Plane anhob und ergründete was sich darunter befand. „Fangt nicht mit diesem Schwachsinn an, Republikaner. Für Propaganda fehlt mir gerade echt der Nerv. Nicht das wir Zeit für eine Diskussion über Gefangenenrechte hätten.“ Sie lauschte kurz und nickte bekräftigend, als die Geräusche aus dem dunklen Korridor zeigte das die Verfolger ihnen noch auf den Versen waren. „Sie müssen einfach nur glauben es wäre die richtige Fährte.“
    Mit diesen Worten zündete die Rothäutige ihr Lichtschwert und schwang es in zwei wuchtigen Streichen durch das Absperrgitter hindurch. Ein satter Tritt ihres Fußes ließ das an den Enden rotglühende Metall unter Funkenschlag in den dunklen Tunnel hinter dem Gitter schlittern.


    Genauso schnell war die Waffe wieder erloschen und sie zog eine Abdeckplante ein Stück zur Seite, unter die sie vorher schon gespäht hatte. "Ob das Gitter was draußen oder drinnen halten soll wissen wir vermutlich bald." Mit diesen Worte ruckte sie an dem metallenen Deckel einer alten Frachtkiste, beim zweiten Versuch gaben die korrodierten Scharniere mit leisem Knarren nach. Leer, besser konnte es unter den gegebenen Umständen kaum werden. „Rein da!“ zischte sie auffordernd und deutete auf die halb offen stehende Metallbox. Das Behältnis war recht schmal, aber sicher lang genug für einen menschengroßen Humanoiden. Staub, Dreck und ein paar mumifizierte Gerippe irgendwelcher Kleintiere ließen es aber keine sonderlich einladende Option sein. „Was? Nein, wer weiß was da vorher drin war?!“ Der gelbe Blick der Reinblütigen nahm die Schärfe einer Rasierklinge an als sie die Lippen aufeinanderpresste und einen Schritt auf ihn zu machte. Sie packte den Mirialaner im Genick und zog sein Gesicht nahe an ihres heran. „Ich habe genau diese eine Chance, hier herauszufinden wer meinen Vater auf dem Gewissen hat. Sie haben versprochen mir dabei zu helfen. Ich sagte Gefangennahme ist keine Option. Sie haben also jetzt die Wahl. Verbringen sie ein paar Minuten ihres Lebens in einer Blechkiste mit ein paar toten Ratten, oder leben sie damit, dass zwei ihrer Kameraden von lebenden Exemplaren hier unten gefressen werden, nachdem ich mit ihnen fertig bin.“ Mit dem Griff des erbeuteten Lichtschwerts deutete sie nachdrücklich in die Öffnung der Kiste. Shims Augen waren schreckgeweitet, über die unvermittelte Aggression. Auch wenn diese weitaus besser zu einer Sith passte, als das was er bisher von der Rothäutigen erlebt hatte, erschreckte es ihn nachdrücklich. Er nickte kaum merklich und gehorchte widerwillig. Einige Lichtreflexe sich nähernder Suchlampen und das Fiepen eines Funkgeräts, insbesondere aber der angespannte Blick der Reinblütigen in Richtung des Korridors, trieben ihn dann zur Eile. Er schob notdürftig mit dem Fuß die Tiergerippe an das Ende wo schließlich seine Füße landen würden und legte sich dann flach auf den Boden der Kiste.


    „Gut ich bin, versorgt und was ist mit – Könnten wir darüber bitte nochmal...“

  • Das Zentrum der Galaxis war für viele Lebewesen Heimat, ein Ort der Sehnsucht. Oder ein Ort, an dem sie mehr Macht ansammelten, mehr Geld verdienten, Einfluss gewannen. Der Planet, der sich von allen anderen schon durch seine lückenlose Bebauung und einen extremen Hunger auf Versorgungsgüter unterschied. Für einen Mann unter den vielen Milliarden auf Triple Zero ansässigen Personen aber war Coruscant vor allem eines: Ein Garant für Kopfschmerzen. Gerne hätte Jedi-Ritter Aloncor Torn deswegen auf seine aktuelle Mission verzichtet, aber durch die letzten Jahre der Verfolgung musste der Orden neue Verbindungen knüpfen.


    Vieles war während der Zakuul-Herrschaft über die Galaxis erodiert, so mancher frühere Unterstützer hatte sich vom Orden und seinen Idealen abgewandt. Das war vielleicht der schlimmste Nebeneffekt der Ereignisse, dass die geschlagene Wunde nicht im Fleisch des Ordens geschlagen worden war, sondern in seinem Herzen. Ob sie überhaupt heilen konnte, würden die kommenden Jahre zeigen. Vielleicht brauchte es eine neue Generation an Jedi, um alles während Zakuul Geschehene zu vergessen und Platz für einen neuen Weg zu machen.


    Für den Jedi-Diplomaten galt es nun, sich mit Geschäftsleuten und potentiellen Geldgebern zu treffen, deren Bereitschaft abzuschätzen, sich für den Orden einzusetzen. Die Ausbildung neuer Jünglinge, die Unterhaltung der verschiedenen Niederlassungen, Tempel und Archive und Ausrüstung sowie Ausstattung kosteten nicht gerade wenig Geld.
    Ein Aspekt, der vor den vielen anderen Aufgaben des Ordens gerne einmal unterging, aber nichtsdestoweniger wichtig war. Irgend jemand musste sich um profane, aber überlebenswichtige Aufgaben wie diese kümmern. So verhandelte er nicht wie einst Friedensschlüsse zwischen verfeindeten Parteien, sondern vor allem um Credits, Sachspenden und künftige Möglichkeiten, nach Jünglingen suchen zu dürfen.


    Der einst idealistische Padawan Aloncor hätte sich vermutlich sehr über den wesentlich pragmatischeren Ritter Torn gewundert, aber auch das gehörte zum Leben eines Jedi dazu: Die Dinge zu erledigen, die notwendig waren. Gerade eine gesicherte Finanzierung war für den Orden wichtig, nachdem sie in den letzten Jahren so vieles verloren hatten.
    Für die meisten Außenstehenden mochte es wirken, als ginge alles so bequem und geruhsam weiter wie bisher, aber auch die Jedi hatten unter den vergangenen Jahren viel zu leiden gehabt. So manche Ordensgeschwister waren unter der Verfolgung abtrünnig geworden oder bezweifelten den Weg der Jedi, ganz zu schweigen von der ständigen Unstetigkeit aller Verhältnisse.


    Gemächlich schritt er einen belebten Boulevard auf der dritten Ebene entlang und blickte in den überaus bewegten Himmel des Planeten. Speeder, Swoopbikes und Frachtransporter verstopften die Speedways, heute viel noch mehr als zu jener Zeit, als er noch als Padawan über die Flure des Jedi-Tempels von Coruscant gewandelt war. Für den Empathen bedeuteten viele Lebewesen in seiner Umgebung eine stetige Flut an Empfindungen, die ungebremst auf ihn einprasselten. Ein so belebter Planet wie Coruscant allerdings erinnerte ihn eher an eine Sturmflut, die niemals enden wollte. Mit den Jahren hatte er sich zwar eine gute geistige Abwehr zugelegt, aber je mehr Zeit er auf dem Planeten verbrachte, desto eher schlich sich ein dauernder Kopfschmerz in jeden neuen Tag ein.
    Inmitten dieses Gewühls aus so unterschiedlichen Spezies fiel der Mann in den mittleren Jahren in einer etwas schäbigen, abgewetzt wirkenden dunkelgrauen Robe nicht sonderlich auf. Er bewegte sich mit der Hilfe eines schlichten Gehstocks aus dunkelgrauem Holz in einem leicht hinkenden Gang vorwärts und ließ den Blick immer wieder über die Umgebung schweifen, um potentiellen Stressfaktoren wie Schlägern oder über das Com-Gerät gebeugt laufende Passanten auszuweichen.


    Auf den ersten Blick hätte man ihn vermutlich eher für einen nicht gerade wohlhabenden Reisenden gehalten denn für jemanden, dessen Geduld schon so manche Kriegspartei mit deren Gegnern versöhnt hatte. Als sich Aloncor Torn ein grell pinkfarbenes Eis bei einem Straßenhändler kaufte, verloren sich seine Gedanken in einer Vergangenheit, in der Coruscant schon einmal den Angriff feindlicher Kräfte hatte aushalten müssen. Wenige Tage vor dem Übergriff des Imperiums hatte er sich mit einem anderen Padawan aus dem Tempel fortgestohlen, um genau diese Sorte Eis zu essen, die so verlockend nach überreifen Beeren schmeckte. Trotz einer gewissen Wehmut, die er mit dieser Zeit verband, überwog doch die Freude darüber, etwas wiedergefunden zu haben, das er verloren geglaubt hatte. Vor dem Angriff von Coruscant hatte er noch gedacht, sein Weg war vorgezeichnet, klar zu erkennen - und dann war doch alles anders gekommen. Es war über zwanzig Jahre her und doch wurde das pinke Beeren-Eis noch immer hier auf der Promenade verkauft. Der Besitzer des Standes mochte gewechselt haben, aber das Angebot nicht, trotz allem.


    Das Eis schmeckte nach wie vor so beerig und süß wie damals, eigentlich viel zu süß für Aloncors Geschmack. Eine warme, nach Öl und Ruß riechende Windwoge strich von einer viel weiter unten liegenden Ebene herauf und ließ die Robe um seine Beine, das fleischige wie das kybernetische, flattern. An die Balustrade gelehnt, betrachtete der Jedi das Gewimmel vor der mit einer großen Menge bunter Werbeschilder dekorierten Einkaufsmeile eine Ebene tiefer. Hier fiel noch genug Licht hinab, sodass tagsüber keine künstliche Beleuchtung gebraucht wurde, aber das würde sich am späten Nachmittag schnell ändern. Die hinter allen Kulissen lauernden Schatten jedoch spürte er trotz seiner geistigen Abschirmung deutlich.
    Gerade als er die Eiswaffel verspeist und seine Finger von den klebrigen Resten der Süßspeise befreit hatte, ließ sein Com den typischen Signalton für eine eingegangene Nachricht erklingen. Die mit seiner Frequenz verbundene Postbox ließ ihn etwas blinzeln, immerhin war es seit langer Zeit das erste Mal, dass ihn jemand darüber anschrieb. Und der Absender steigerte sein Erstaunen noch, aber auch die Neugierde auf die Nachricht.



    Von: Ritter Kalkayn Teletha
    An: Ritter Aloncor Torn
    Verschlüsselung: Standard, Grün - Klassifkation vertraulich
    Betreff: Hilfeersuchen


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    Ich grüße Euch, Ritter Torn,


    ich weiß nicht ob Ihr Euch noch an mich erinnert. Mein Name ist Kalkayn und ich war zur selben Zeit Padawan auf Coruscant wie Ihr. Zur Zeit bin ich als Berater einer Militäreinheit zugeteilt, die auf Sithverfolgung spezialisiert ist. Die Anfrage mag Euch eigenartig und vor allem unvermittelt vorkommen. Ich stehe jedoch in meiner Rolle als Berater ein wenig vor einer Wand und würde gerne Antworten finden.
    Die Razerkompanie jagt derzeit eine Sith, die mir einige Rätsel aufgibt und auch wenn es derzeit so aussieht, als würden wir sie früher oder später erwischen, stellt sich mir bis dahin die Frage, ob wir in irgend etwas reinlaufen, dass Unschuldige gefährden könnte.


    Der Orden hat mir Ritter Pelfeyn zur Seite gestellt, einen sehr jungen Mann mit beeindruckenden Fähigkeiten im Lokalisieren von anderen Machtanwendern. Und hier beginnen die Probleme schon: Er kann die Präsenz der Sith zwar spüren, aber von lokalisieren kann keine Rede sein, was dazu führte das sie ihn angriff und ihm sein Lichtschwert abnahm. Pelfeyn kam zwar mit dem Leben davon, da sie davon absah den Jungen zu töten, aber die Frage bleibt wie sie der Entdeckung entgehen konnte.
    Pelfeyn bestreitet dies zwar, aber offenbar kann die Frau ihren Geist auf eine obksure Weise abschirmen, die ihre dunkle Präsenz nahezu völlig zerstreut. Stellt sich also die Frage, welche Fähigkeiten sie noch hat und warum sie sich so weitgehend atypisch verhält. Die meisten anderen Sith hätten die Chance genutzt, einen jungen kampfunerfahrenen Ritter der ihnen derartig einfach auf den Leim geht, aus dem Weg zu räumen.


    Da sich wegen unseres Einsatzes derzeit ganze vier Sektoren von Galactic City in Aufruhr befinden und die Medien hilfreicherweise noch munter Spekulationen ins Kraut schießen lassen, will Biran Antworten und die kann ich ihm derzeit nicht geben. Ein weiterer Aspekt warum ich Euch um Hilfe ersuche, ist folgender: Captain Biran, der Einheitsführer der Razer Kompanie, ist für seine robusten Methoden berüchtigt. Ich bin mir aber sicher, dass wir diese Krise ohne allzuviel Gewalt beilegen können. Die Sith hat sich bisher nahezu bemüht, niemanden zu töten. Ich spüre aber auch sehr deutlich, das sie zu enormer Zerstörung fähig ist, wenn man sie dazu provoziert. Gerade weil sie sich jedoch bisher atypisch rücksichtsvoll verhalten hat, würde ich gern friedliche Möglichkeiten ausschöpfen. Ihr habt Euch im Orden durchaus den Ruf erworben, ungeklärte Fragen beantworten zu können und friedliche Lösungen zu finden, wo andere das für unmöglich halten.


    Daher bitte ich Euch, mir zu helfen.


    Hochachtungsvoll,
    Ritter Teletha


    Eine Sith auf Coruscant, die noch keine Schneise der Zerstörung hinterlassen hatte und selbst für einen darin besonders begabten Padawan nicht aufzuspüren war - eine interessante Mischung gleich mehrerer Probleme. Für einen kurzen Moment schweiften die Gedanken des Jedi-Diplomaten in eine Vergangenheit, in der er auf Tython die Bekanntschaft einer ehemaligen Sith gemacht hatte. Inzwischen eine Bekehrte, die sich von den grausamen Werten ihrer einstigen Ausbildung so stark abgewandt hatte, dass die helle Seite der Macht nun ihre Schritte lenkte. Ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, der Geruch nach blauen Blüten und den Wiesenkräutern in der Nähe des Tempels schien fast greifbar. Dann schottete er seine Gedanken vor der Vergangenheit ab und richtete seine Konzentration auf die Gegenwart.


    Eines hatte sich zumindest seit seiner Padawanzeit nicht verändert: Noch immer war Ritter Teletha trotz aller Dringlichkeit seines Anliegens etwas verpeilt, immerhin fehlte in der Nachricht ein konkreter Treffpunkt oder ein direkter Hinweis darauf, wo er zu suchen beginnen sollte. Der teils etwas verträumte, oftmals geistesabwesende Padawan Kalkayn jedenfalls war oft zur Zielscheibe des Spotts seiner Mitpadawane geworden, hatte aber letztendlich doch immer sein Ziel erreicht.
    Glücklicherweise gab es aber für Ritter Torn nun die Möglichkeit, das Holonet zu nutzen, was für die Padawane damals streng verboten gewesen war. Selbst auf einem belebten Planeten wie Coruscant war die Sperrung gleich mehrerer Bezirke eine Besonderheit, die umgehend in der Presse landete, sodass er schnell fündig wurde. Keine besonders angenehme Gegend, überlegte Aloncor, aber auch keine, in der er dringend Verstärkung gebraucht hätte.


    Er orientierte sich an einer der auf dieser Ebene noch für Touristen aufgestellten Informationssäulen über den Standort des nächsten Taxistandes und begab sich langsamen Schrittes dorthin. Natürlich würde er nicht direkt in einen gesperrten Bezirk fliegen können, aber doch nahe daran, alles andere überließ er den Gegebenheiten vor Ort. Wie immer ließ sich der Jedi von seinem Instinkt leiten, dem Gefühl, dass er einen Weg finden würde, das Problem zu lösen, auch wenn es auf den ersten Blick etwas kurios wirkte. Beim letzten, allzu bekannten Sith-Besuch auf Coruscant war schließlich der halbe Planet in Flammen aufgegangen, dieses Mal schienen die Vorzeichen ziemlich anders zu sein. Dennoch, bei Sith konnte man nicht vorsichtig genug agieren.


    Als er den Taxistand erreicht hatte, musste Aloncor einige Minuten warten, bis ein freies Gefährt die Warteposition erreichte. Eine junge Mirialanerin, die noch vor ihm dran gewesen wäre, öffnete den Schlag des knallgelb lackierten, aber ziemlich heruntergekommen wirkenden Gefährts und prallte zurück, dem Jedi ihren Platz in der Schlange mit einem angewiderten Gesichtsausdruck überlassend. Aloncor stieg ein und versuchte, den aus dem Inneren des Speeders hinausquellenden Gestank nach kaltem Fett, unglaublich intensivem Parfum auf der Basis vergammelter Früchte und tagealtem Schweiß zu ignorieren, als er der Nikto-Fahrerin sein Ziel nannte. Einen Vorteil hatte der ätzende Geruch auf jeden Fall: Bereits nach wenigen Atemzügen waren die Geruchs-Rezeptoren in Aloncors Nase so überfordert, dass sie ihren Dienst einstellten. Und solange das Taxi den Zielort erreichte, war das auf jeden Fall das geringere Übel. Natürlich tat er das, was ein vernünftiger Mann in seiner Situation auf jeden Fall auch getan hätte und griff nach seinem Com-Gerät.


    Von: Ritter Aloncor Torn
    An: Ritter Kalkayn Teletha
    Verschlüsselung: Standard, Grün - Klassifkation vertraulich
    Betreff: Re: Hilfeersuchen


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    Ich grüße Euch, Ritter Teletha,
    da ich mich derzeit auf Coruscant befinde, kann ich Eurem Hilfeersuchen umgehend nachkommen. Bitte seid doch so gut und lasst mich wissen, an welchen Orten die letzten Sichtungen der Sith vorkamen und wo Ihr Euch befindet. Es wäre zudem hilfreich für erste Überlegungen, wenn Ihr mir möglichst viele Eurer Informationen über die Gesuchte zukommen lassen könntet, damit ich nicht im Nebel stochern muss. Je präziser die Informationen, desto eher lässt sich auf ein mögliches Verhalten schlussfolgern.


    Ein so zielgerichtets und vor allem offensichtlich bisher unblutiges Verhalten lässt für mich im Augenblick nur einen Schluss zu: Die Sith hat ein Ziel hier auf dem Planeten, das sie bislang noch nicht erreicht hat, und vermeidet so viel Kollateralschaden wie möglich, um sich Optionen offen zu halten.
    Entweder ist sie einfach nur klug genug, den unblutigen Weg zu zählen, um sich bei einer Gefangennahme noch eine Hintertür offen zu lassen, oder aber wir haben es mit einer Sith zu tun, deren philosophischer Ansatz nicht zwingend auf der andauernden Ausrottung Andersdenkender fußt. Das ist ungewöhnlich, aber nicht unmöglich - nicht zuletzt deswegen wäre es unbedingt nötig, so viel über sie herauszufinden wie Ihr nur könnt. Herkunftsplanet, Ausbildungstradition, bekanntes Auftreten im Imperium und so weiter.


    Ich bin auf dem Weg. Möge die Macht mit Euch sein,
    A. Torn

  • Die Plane fiel zurück in Position als Vrynasha den Deckel der Kiste schloss und nach wenigen Sekunden erweckte nichts mehr den Eindruck als wäre hier jemand in den letzten Tagen gewesen. Lediglich ein leises gelegentliches Poltern klang gedämpft in dem Raum, als man sich in den beengten Verhältnissen sortierte.
    Shim, versuchte halbwegs in eine bequeme Lage zu kommen, was angesichts eines blanken Blechbodens unten, und fünfundsiebzig Kilo Reinblutkrieger oben, kein leichtes Unterfangen war. Er fingerte mit seiner Waffenhand nach dem Schalter des taktischen Lichts und als er ihn gefunden hatte war es plötzlich pechschwarz um ihn herum. Irgendwie ertappte er sich kurz bei der Vorstellung, eigentlich ein paar dämonisch gelb leuchtende Augen in der Finsternis sehen zu müssen. Aber vermutlich war das eine der vielen urbanen Legenden die über Sith kursierten. Lediglich den warmen Luftzug ihres Atems spürte er, sowie ihre Arme die seinen Kopf einrahmten. „Keine Sorge, ich beiße eher selten.“ flüsterte das Reinblut in sein Ohr, dass sie nun aufgrund ihrer Position direkt über ihm ohne größere Probleme erreichen konnte. Diese völlig absurde Situation überforderte ihn einfach und so fühlte er sich zwischen einem deftigen Fluch und hilflosem Lachen hin und her gerissen. Das wäre eine Schlagzeile, wenn man ihn zusammen mit einer Sith aus einer alten Blechkiste sammelte.


    „Wenig beruhigend.“ brummte er nur möglichst leise und versuchte seinen, von dem zurückliegenden Dauerlauf durch die Tunnel, unruhigen Atem in den Griff zu kriegen. „Wovor fürchten sie sich jetzt mehr, Shim? Vor mir, oder ihren Kameraden? Das letzte, was wir jetzt brauchen können ist eine Panikattacke, also einfach entspannen.“ Möglichst lautlos versuchte er erneut seine missliche Lage am Boden der Kiste etwas zu verbessern und fragte sich ob es wirklich klug wäre auf diese Frage jetzt zu antworten. Letztlich war sein Mundwerk aber schneller als seine Bedenken. „Betrachten wir es mal nüchtern. Sie sind die gefährlichste Kreatur die mir in meinem ganzen Leben begegnet ist und drei Tage später liege ich mit ihnen in einer Kiste, während meine Kameraden Jagd auf sie machen.“ rekapitulierte er die gegenwärtige Situation und fügte einen seufzenden Ton an, der irgendwo zwischen Hilflosigkeit und Verzweiflung lag. Abseits aller Erwartungen hatte Vrynasha für seine Beschwerde nur ein leises Lachen übrig und die in diesem Fall sich sicher nicht aufdrängende Frage:

    „Sind sie so stürmisch oder ich einfach nur so unwiderstehlich?“


    Sie spürte zu deutlich, wie der Mirialaner unter ihr zu Stein erstarrte als sein Hirn versuchte die obskuren Gedankengänge seiner Mitinsassin nachzuverfolgen. Die absolute Dunkelheit in dem Behältnis verwehrte ihr das natürlich, aber die Vorstellung das Gesicht zu sehen das er jetzt sicher gerade machte zauberte ein, ebenso unsichtbares, Lächeln auf ihre Lippen. Er wollte gerade zu einer Replik ansetzen als er ihre Fingerspitzen auf seinen Lippen spürte. „Später.“ hauchte es in sein Ohr und er hielt unwillkürlich den Atem an. Sowohl weil die intensive Nähe dieser unberechenbaren Frau, seine verbliebenen Sinne mit reichlich unerwarteten Eindrücken bombardierte, als auch aufgrund der Schritte metallbeschlagener Kampfstiefel im Raum. Die waren wohl der eigentliche Grund, dass sie ihm verweigerte eine angemessene Antwort zu äußern.


    Seine versteinerte Anspannung wich einem unkontrollierbaren Zittern. Ihm wurde speiübel und das die kräftige Kriegerin es sich mehr oder minder auf ihm gemütlich gemacht hatte vereinfachte es nicht gerade die letzte Mahlzeit bei sich zu behalten. Es war einfach unplausibel dass die Soldaten nicht den Raum durchsuchten und sie schließlich finden würden und er malte sich, in Ermangelung anderer Beschäftigung in hässlichen Farben aus was dann passieren würde.
    Dann war da noch die verfluchte Dunkelheit. Wenn einer der Sinne nutzlos wurde, verhielt es sich meistens so, dass man die anderen umso intensiver erlebte. Insbesondere wenn das Adrenalin einem durch die Adern jagte und die Nerven körperweit roten Alarm ausriefen, weil man in einer Situation steckte, zu deren Ausmalung es einem vor Tagen noch an der notwendigen Phantasie gemangelt hatte.


    Er vernahm unnatürlich deutlich das leise Geräusch, als die Hand der Sith sich fester um den Griff ihres Lichtschwerts schloss, spürte ihren sich beschleunigenden Atem, der warme Windstöße an einem Ohr entlang streichen ließ und ihre trainierten Muskeln die sich anspannten um in Aktion zu treten sollte es nötig werden. Er wäre wortwörtlich hautnah dabei wenn diese rote Furie zu einem tödlichen Wirbelsturm explodieren würde, sollte einer der Soldaten dumm genug sein diese Kiste zu öffnen. Er betete zu allem was ihm gerade einfiel, das dies nicht geschähe.


    Das Vrynasha es ernst meinte, sich ihrer Gefangennahme womöglich auch mit brutaler Gewalt zu verweigern hatte sie auf dem Polizeirevier gezeigt und sie schien im Gegensatz zu damals nicht mehr geneigt Leben zu schonen. Er hatte keine andere Möglichkeit ihr sein Unbehagen darüber zu signalisieren und so legte er seine Hand mit spürbarem Druck an ihre Seite, in der Hoffnung sie würde das als Geste der Beruhigung deuten und nicht als schrägen Annäherungsversuch. Eine wortlose Bitte nichts zu überstürzen, auch wenn er selbst kurz davor war in Panik davon zu rennen. Sie schien den Wink zu verstehen, oder hatte im Gegensatz zu ihm einfach Nerven aus Duraniumdraht. Er spürte ihre Wange wie sie sich merklich gegen seine drückte, ein Echo seiner Hand, an ihrer Seite. Noch war sie also bereit sich ihm zu Liebe zu mäßigen. Aber sollten Biran und die Soldaten sie weiter in die Enge treiben, könnte sich das schlagartig ändern. Das war Shim so klar wie ein Sonnenaufgang am Morgen.


    Es raschelte als jemand draußen die Plane anhob. Silbrige Lichtfäden flirrten, als das grelle Licht der Lampe durch Ritzen der korrodierten Kiste in das Innere fiel, und er konnte nicht verhindern wie sich seine Hand unwillkürlich in die Hüfte der Sith grub. Jeden Moment rechnete er damit das die Lady auf ihm zur tödlichen imperialen Variante eines Kistenteufels mutierte. Doch glücklicherweise hielt das Interesse der beiden Soldaten nicht lange genug an und die Plane fiel wieder hinab. Erneut kehrte völlige Dunkelheit ein. Shim spürte wie ihm der Sauerstoff ausging, da er vor lauter Anspannung das Atmen vergessen hatte. Einer der beiden Soldaten setzte über Funk eine Meldung ab, dass die beiden Flüchtigen ein Absperrgitter durchbrochen hatten und vermutlich in südlicher Richtung auf dem Weg in Richtung der Besh Schnellbahnachse waren.


    Die Schritte waren noch nicht ganz verhallt als Shim endlich die Luft aus seinen Lungen entweichen ließ nur um danach wieder hastig einzuatmen und nochmal die Luft anzuhalten, in der Befürchtung vorschnell gewesen zu sein. Nicht auszudenken was passierte, wenn einer der Soldaten das Geräusch vernahm und sie zurück kamen. Erst nach einigen weiteren ewigen Sekunden die nur durchbrochen waren von sich weiter entfernenden Schritten entspannte er sich langsam. „Was hat mich nur geritten.“ wisperte er schließlich und fingerte am Boden der Kiste nach der Seitenlampe seiner Blasterpistole. Viel Licht war es nicht das irgendwo zwischen dem Kistenboden und seinem Oberschenkel heraussickerte, da die Waffe bei dem überhasteten Einstieg in die Kiste dazwischen geraten war. Aber es reichte um die beengte Umgebung wenigstens wieder wahr zu nehmen. Vrynasha hob den Kopf wieder soweit an wie es der Kistendeckel erlaubte. Was nicht sonderlich viel war, denn schließlich fand sich ihr Gesicht nur haaresbreit von seinem entfernt. Der schwefelfarbene Blick der Frau aus dieser äußerst unschicklichen Entfernung ließ Shims Atem noch einmal kurz stocken. Vor allem der Umstand das ihre Lippen zu einem fast amüsierten Lächeln geschwungen waren, passte nicht dazu, dass man gerade der Entdeckung durch das Militär entgangen war. Aber vielleicht war sie auch nur erleichtert das es so glimpflich abgelaufen war.


    Der Anblick sorgte zumindest dafür das sein Zittern merklich nachließ. „Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Was immer es ist, es hat uns beide dazu gebracht die wohl größte Dummheit unseres Lebens zu begehen, nicht wahr?“ antwortete die Sith in leisem Flüsterton und ihre Mundwinkel hoben sich noch ein wenig weiter an. Shim konnte dem unmöglich widersprechen, zumindest bezogen auf sich selbst, und per Linienflug nach Coruscant zu fliegen um Privatdetektiv zu spielen rangierte sicher auch für eine Sith am oberen Ende der Leichtsinnsskala. So schaffte er es sogar sich selbst zu einem Lächeln durchzuringen, obwohl ihm der direkte Augenkontakt schwer fiel. Nicht zuletzt auch eingedenk dessen wie schnell sich ihr Lächeln in Zornesfunkeln verwandeln konnte, dachte er daran zurück wie sie ihn hier hinein komplimentiert hatte. Die Erkenntnis in allem was derzeit passierte nur ein sehr marginales Mitspracherecht zu haben, war etwas das Shim seit seiner Grundausbildung beim Militär eigentlich nicht mehr gewohnt war.


    Er versuchte mit seiner linken Hand an den Kistendeckel zu gelangen. Doch dieser Versuch endete mit einer Reinbluthand an seinem Handgelenk und zusätzlicher Last auf seiner linken Körperseite als sie sich nicht mehr auf eben jenen Arm stützte. „So schnell geht uns die Luft hier drin nicht aus, und es ist besser wenn sich hier eine Weile gar nichts regt.“ Er war sich nicht ganz sicher ob sie das ernst meinte, unternahm aber keinen weiteren Versuch die Kiste zu öffnen. „Und was machen wir so lange?“ Zur Antwort rutschte sie ein wenig mehr in Richtung des Fußendes des Behältnisses und legte ihren Kopf auf der Schulter des Captains ab. „Wie wärs mit kurz ausruhen.“ Shim konnte nicht anders als fassungslos mit den Augen zu rollen. Sie hatte gut reden, sie lag ja einigermaßen weich. Er seufzte ergeben und versuchte trotz ihres Gewichts seine Hüften etwas zu verlagern, da die linke davon aufgrund der atypischen Belastung langsam wirklich weh tat. „Soll ich ihnen vielleicht noch den Nacken kraulen, oder so?“ Das solch eine Provokation angesichts dessen, was sich da mit ihm in dieser Kiste befand, ein gefährliches Spiel war, fiel ihm erst ein als es schon zu spät war. Doch wie immer schaffte Vrynasha es ihm brachial die Erkenntnis ins Gesicht zu schlagen, dass sie eine ziemlich schräge Vertreterin ihrer Art war. Fassungslos betrachtete er wie sie wieder seine Hand ergriff und in Richtung ihres Nackens bugsierte. Am Rande seines Blickfeldes meinte er ein diebisches Grinsen zu sehen.


    Wie konnte man so schnell von einer offenbar zu allem entschlossenen kaltblütigen Killerin, zu einer vorwitzigen Komikerin mutieren? „Bei der nächsten Kiste steigen sie als erstes ein.“ grummelte Shim leise vor sich hin, weigerte sich aber demonstrativ ihrer wortlosen Aufforderung nachzukommen. Lediglich ein provokantes Schnarchen antwortete ihm. Sie fand das anscheinend wirklich witzig?! Nach einigen Momenten ließ sie sich auch noch zu einem dubiosen Friedensangebot herab: „Das nächste mal such ich eine gepolsterte Kiste, ist das ein Angebot?“ Hätte er sich nicht um Stille bemühen müssen hätte er spätestens jetzt lautstark etwas erwidert, das sich für einen Gentleman nicht geziemte, so aber blieb ihm nichts weiter übrig als ein mehr oder minder drohendes Knurren von sich zu geben. Wer den Schaden hatte brauchte noch nie für den Spott zu sorgen.



    Kalkayn Teletha atmete betont und konzentriert ein und aus lenkte seine Gedanken auf irgendetwas beruhigendes, friedvolles, zumindest auf irgendetwas das ihn von dem Schwall an Verwünschungen ablenkte der sich minütlich aus Birans Mund ergoss sowie ein weiteres Einsatzteam nicht mehr an Erfolg zu bieten hatte als ein paar Spicedealer, Datenschieber und illegale Slicer, die es in diesem Stadtviertel offenbar so zahlreich gab, das man sich ernsthaft fragte um welchen hohen zweistelligen Prozentsatz die Kriminalität auf Coruscant sinken würde wenn man diese Distrikte aus dem Orbit bombardierte. Auch Pelfeyn übte sich derzeit in Meditation, war aber eher damit beschäftigt seine Zielperson genauer zu lokalisieren.


    Coruscant war für einen so unerfahrenen Jedi wie Pelfeyn dabei eine enorme Herausforderung. West Togian setzte dem ganzen noch die Krone auf. Soviel Abschaum und kriminelle Energie die sich in diesem Distrikt versammelt hatte, gewürzt mit vermutlich einer Menge abgerissener Gestalten unter denen auch ungeschulte Machtsensitive waren, die in diesem aufgegebenen Teil von Galactic City hofften unbehelligt ihr Ding machen zu können. Der rote Kreis den Pelfeyn auf die interaktive Holokarte gezeichnet hatte war in der vergangenen Stunde um circa ein Viertel kleiner geworden – umfasste also nurmehr 8 Megablocks mit schätzungsweise einer halben Million Einwohnern. Mit ein Grund für Birans miese Laune.


    Aber die Tatsache das die Soldaten mir ihren minutiös koordinierten Abläufen beim Durchkämmen des Distrikts auch keine besseren Ergebnisse lieferten, verschaffte Ritter Teletha zumindest ein wenig Genugtuung. Ein diskretes Pling seines Comlinks riss ihn aus seiner halbgaren Meditation. Er zog er das Gerät aus seiner Gürteltasche hervor und öffnete die eingegangenen Nachricht. Er studierte sie kurz und bot einiges an Selbstbeherrschung auf um seine innerliche Freude zu kaschieren.


    Biran war mittlerweile vollends auf Krawall gebürstet. Er würde von einer friedlichen Lösung nichts hören wollen, sondern die Frau finden und neutralisieren. Für ihn war es ein Sakrileg das ein Sith, ein Reinblut dazu, das Zentrum der galaktischen Republik mit ihrer Anwesenheit besudelte und es ihr offenbar auch noch gelang ihn tagelang an der Nase herumzuführen. Aber je länger die Sith sich dem Zugriff entzog und je mehr Kalkayn den Eindruck gewann, dass sie ein Ziel verfolgte dem unnötige Todesopfer nur im Weg stünden, umso gewillter war er Alternativen zu erwägen. Die Anfrage um Information war indes nicht allzu einfach zu beantworten. Er wusste ja selbst kaum etwas über die Zielperson. Spezies, geschätztes Alter, vermutete Ausbildung, und die Tatsache das sie offenbar einer atypischen Auslegung des Sithcodex anhing. Das waren erstmal die Fakten die als einigermaßen gesichert angesehen werden konnte. Dann war da noch dieser seltsame Satz den sie zu Pelfeyn gesagt hatte. “Ein Dolch hat zwei Seiten, doch das Nützliche ist die Schneide zwischen ihnen.“




    Wenn überhaupt war Torn am ehesten jemand der sich auf sowas einen Reim machen. Er war ein äußerst gebildeter Mann und wagte dem Vernehmen nach viele Blicke über den Tellerrand hinaus. Denn ansonsten gab es nur noch die Informationen im Umfeld des erstmaligen Auftauchens der Sith. Der Vorfall über den Markanon Arkaden, aber dazu brauchte er Zugriff auf die Datenkonsole. Kurz keimte in ihm das Gefühl des Verräters auf, aber dieses wurde schnell beiseite gewischt, denn er ahnte das Birans Vorgehen mit hohem Blutzoll verbunden wäre. Mit einem versichernden Blick in Pelfeyns Richtung und schließlich auch in der des gerade mal wieder lautstark sein Mißfallen artikulierenden Captains erhob Kalkayn sich und ging die drei Schritte zu dem Datenterminal hinüber, dass in den Frachtraum des Kommandoshuttles eingebaut war. Er versuchte den Eindruck zu erwecken er täte nichts Ungewöhnliches und rief die Datensätze auf die sich mittlerweile im Fundus der Razer Kompanie angesammelt hatten. Immer wieder warf er einen kurzen Seitenblick in Richtung der Gruppe Militärs im hinteren Teil des Shuttles und versuchte die verfügbaren Informationen sinnvoll zu ordnen:



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    Gesuchte Zielperson:
    Sith Reinblut, weiblich. Geschätztes Alter 35-45 Jahre, Kriegerausbildung wahrscheinlich, beherrscht mindestens Djem So / Shien, genaue Herkunft unbekannt, offenbar allein operierend, Infiltrationsvektor unbekannt.
    Anhänge: nach Aussage von Ritter Pelfeyn Nagala gefertigtes Phantombild



    Markanon Arkaden - vermuteter Sprengstoffanschlag: Laut Forensikbericht Explosion eines militärischen Sprengkörpers. Zielperson machte bei Vernehmung durch Verkehrssicherheit Angabe sie wäre entführt worden und hätte in Notwehr gehandelt. Anhänge: Tatortholos, Forensikbericht, vorläufiger Autopsiebericht drei gefundener Todesopfer


    Markanon West – Entführungsmeldung:
    Geschädigter: Raiton, Toshan – Investmentberater, wohnhaft im Lightspire Distrikt, gab zu Protokoll gegen 13:35 Lightspire Ortszeit von einer unbekannten weiblichen Person entführt worden zu sein. Durch ihre Vermummung konnte der Geschädigte keine Personenbeschreibung liefern. Befragt zu den starken Schäden an seinem Gleiter sagte Mr. Raiton aus, es habe während der Entführung einen Angriff durch unbekannte Dritte gegeben.
    Anhänge: Beweisholos Gleiter des Opfers, Holomitschnitt der Vernehmung; Funkprotokoll Traffic Security Markanon Distrikt über zwei sich duellierende Gleiter



    Traffic Security – Markanon Mitte: Randalevorfall
    Dogan Mathrali, weiblich, Beteiligte am Markanon Sprengstoffvorfall, verwüstete das mit der Untersuchung beauftragte Bereitschaftsrevier der Traffic Security. Unmittelbar vor dem Vorfall sollte die Frau von der Raumhafenbehörde in Ausweisungsgewahrsam genommen werden.
    Vorgang durchführender Beamter: Cpt. Sartala, Shim – Senior Ermittler Schmuggel und organisierte Transportkriminalität Coruscant Nordwestgruppe.
    - Vernehmung bisher nicht erfolgt, da Cpt. Sartala seit der Beurlaubung durch seine Vorgesetzte unauffindbar ist.
    Anhänge: Tatortholos, Holoaufzeichnungen der Vernehmung von 8 Augenzeugen.

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    Drei Fälle die erst einmal nur oberflächlich miteinander zu tun hatten, aber es waren die einzigen Ansatzpunkte die man einem an dem ganzen Hergang Unbeteiligten übermitteln konnte. Kalkayn hoffte inständig Torn könne was damit anfangen und so kopierte er die Datensätze schnell auf sein Comlink um diese einer Antwort an Aloncor beizufügen. Unauffällig tippte er noch einige eigene Worte zu der Nachricht


    Ritter Torn,


    vielen Dank für Euren Einsatz. Ich teile eure Einschätzungen vollumfänglich, weswegen es mir ein Anliegen ist Blutvergießen soweit möglich zu vermeiden.
    Unsere Soldaten haben in den vergangenen Jahren mehr als genug geblutet. Gegen das Imperium, gegen Zakuul. Sollte es in diesem Fall möglich sein Blutvergießen zu vermeiden, so sollten wir sie nutzen.


    Leider muss ich mich für die miserable Informationslage entschuldigen. Wir haben zu der Zielperson bisher weder einen Namen, noch einen Herkunftsort. Wenn ich aber raten müsste, würde ich nicht annehmen sie stammt von den imperialen Kernwelten. Sith sind zwar unberechenbar und scheuen sich auch nicht davor sich komplett zu verstellen um ihre Ziele zu erreichen. Aber sollte die gezeigte Einstellung tatsächlich ihre Überzeugung sein, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sie auf Korriban oder einer sonstigen etablierten Akademie ausgebildet wurde. Hoffentlich geben euch die Daten im Anhang ein paar Ansätze die ihr unabhängig der Ermittlungen hier verwenden könntet. Derzeit befindet sich die Zielperson irgendwo in West-Togian, einem Elendsdistrikt, was die Suche nach ihr nicht einfacher macht und zusätzlich eine Eskalation durch die wenig sensible Vorgehensweise Captain Birans droht. Leider habe ich keine Idee wie ich die Situation derzeit entschärfen kann. Ich bin zwar Captain Birans Berater, aber er scheint mehr und mehr meiner Ratschläge in den Wind zu schlagen. Wenn ein persönliches Treffen sinnvoll erscheint gibt es nahe der Lemurada Arkologie eine kleine Cantina namens "Beshas Theke". Ich kenne den Betreiber und er kann gegen ein paar Credits für ungestörte Atmosphäre sorgen.


    Möge die Macht mit euch sein, und danke nochmals
    Ritter K. Teletha


    Vielleicht würde er mehr Ermittlungsgespür haben als die hier Versammelten. Noch einmal war er einen sichernden Blick in Richtung Captain Birans, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und eine holographische Karte des Togian Trümmerfelds studierte. Sollte Biran zu früh erfahren was sein berater gerade im Begriff war zu tun, war Kalkayn seinen Beraterposten vermutlich los. Doch angesichts des zunehmend kompromisslosen Vorgehens des Captains, war das womöglich nicht der schlechteste Ausgang. Mit einem Kopfschütteln scheuchte er die aufkeimenden dunklen Gedanken fort und drückte auf „Senden“. Nun hieß es wieder warten.

  • „So still auf einmal? War das jetzt wirklich so traumatisierend?“ fragte Vrynasha ihren derzeit eher brummigen Begleiter, dessen letzte längere verbale Äußerung eine gründliche Beschwerde über die Druckstellen war, die er nun an diversen Körperstellen hatte. Nicht verwunderlich, nachdem er fast eine Stunde in einer engen Blechkiste für die Reinblutlady die mirialanische Matratze gemimt hatte. Seither beschränkte er sich auf knappe Ansagen über den Weg. Glücklicherweise war man seit dem Aufbruch aus dem Versteck keinen Sicherheitsleuten mehr begegnet. Man war, für Galactic City sicher ungewöhnlich, sogar weitgehend allein auf der Straße. Doch die derzeitige Situation in der Stadt bot mehr als eine gute Erklärung. Es war schon eine recht vorgerückte Stunde, doch immer wenn zwischen den Gebäuden in variablem Zustand des Verfalls die Aussicht etwas besser wurde, sah man Suchgleiter mit ihren Scheinwerfern die Nacht erhellen. Sie hatten definitiv noch nicht aufgegeben, sich nur derzeit auf einen anderen Teil des Distrikts konzentriert. Shim blieb stehen und trat an die Brüstung der Plattform heran die sie gerade überquerten. Mit Blick auf die Lichtshow, die das Militär veranstaltete, gönnte er sich erst einige Momenten Bedenkzeit. „War den Umständen entsprechend nicht so schlimm wie befürchtet,“ erwiderte er mit einem Seitenblick zu dem Reinblut das sich neben ihn an die Brüstung gestellt hatte um das Aufhebens zu betrachten für das sie verantwortlich war. „Nur Colbrani sagte es wäre ein einfacher Job. Die verwöhnte Tochter einer Freundin aus Galactic City rausschaffen, ehe sie sich Ärger einhandelt und dafür würde er dafür sorgen das der Fall meines Bruders nochmal aufgerollt wird. Wie wahrscheinlich ist es, dass man den Fall eines mutmaßlichen Kollaborateurs neu aufrollt wenn sein Bruder offenbar von der selben Sorte ist?“

    Vrynasha trat etwas dichter heran und nickte dabei ein wenig. Sie war dankbar für die Hilfe des Mirialaners, und bewunderte seine weitgehend lakonische Art mit der Scheißsituation umzugehen in die sein ehemaliger Vorgesetzter ihn gebracht hatte. Aber sie merkte, dass er ein schweres Päckchen mitschleppte, angesichts dessen was drohte wenn man ihn erwischte und daran war man nun schon zwei mal vorbeigeschrammt. Vielleicht suchte man ihn sogar schon, weil man ihn auf den Holoaufzeichnungen des gelynchten Suchdroiden identifiziert hatte. Aber das würde sie lieber nicht erwähnen. „Sie hatten die Möglichkeit auszusteigen. Raiton hätte sie sicher nicht gezwungen mitzumachen, und ich gebe ihnen die Möglichkeit jetzt noch mal. Ich habe die Koordinaten von Langfields Unterschlupf und Raiton wird morgen Abend dort sein, ich zieh das zur Not sogar allein durch, und ich verspreche ihnen danach werde ich vom Planeten verschwinden, wie abgemacht und meine Mutter soll sich wagen Colbrani etwas anderes zu sagen, als das sie alles gegeben haben um mich hier rauszupauken.“

    Shim schüttelte den Kopf und wandte seinen Blick von der nächtlichen Szenerie zu seiner Begleiterin. „Genau davor hätte ich die meiste Angst. Um alle die, die ihnen dabei in die Quere kommen. Ich würde gern weiter Wege finden die dafür sorgen, dass niemand Unschuldiges zu Schaden kommt. Ohnehin, ist die Eskalation womöglich meine Schuld. Wenn ich ihnen auf der Verkehrswache gesteckt hätte, was ich wirklich vorhabe, wäre es nie so weit gekommen.“ Vrynasha schüttelte den Kopf und legte in der Absicht ihren Kameraden wider Willen aufzumuntern den Arm um seine Schultern. „Das wissen sie doch gar nicht, Shim. Ihnen sollte klar sein, dass ich niemals den Planeten verlassen hätte, ohne zu versuchen an Langfield und die Informationen über den Auftraggeber heran zu kommen. Wer weiß wodurch ich noch hätte auffliegen können. Auch wenn man ihnen sicher eingeschärft hat einer Sith nichts zu glauben: Es tut mir ehrlich leid, dass sie da jetzt in diesen Strudel geraten sind. Also nochmal, wenn sie sich jetzt umdrehen und gehen, werde ich das akzeptieren. Ich bin vermutlich der mieseste Agent den das Imperium je würde losschicken können, und das hier ist nicht ihr Kampf.“
    Erstmalig seit dem Kistenvorfall zeigte sich ein Lächeln auf Shims Gesicht und er versuchte auch nicht sich der Annäherungsgeste Vrynashas zu entziehen. Stattdessen schüttelte er entschieden den Kopf, als er seine Position klar machte:


    „Ich seil mich jetzt sicher nicht ab. Da ich aber der vermutlich mieseste Kollaborateur bin, den das Imperium je würde anwerben können, sind sie gewarnt.“


    Mit einem leisen Lachen zog das Reinblut Shim näher, was diesen wohl ein wenig auf dem falschen Fuß erwischte als er kurz das Gleichgewicht verlor und somit vollends gegen sie taumelte. Doch die Sith hatte genug festen Stand um ihn daran zu hindern richtig zu stolpern. Sie grinste spitzbübisch und korrigierte die Einschätzung des Captains wohlwollend: „Na vielleicht der zweit mieseste. Als Fremdenführer und Kopfkissen sind sie ganz passabel.“
    Er konnte einfach nicht widerstehen und rammte ihr aus Reflex den Ellbogen in die Seite. So wie er es gelegentlich bei Kameraden tat, wenn diese auf seine Kosten Witze landeten. Der giftige gelbe Blick ließ ihn das aber unmittelbar bereuen und er versuchte sich erfolglos aus ihrem Arm zu befreien der unmittelbar seinen Griff verstärkt hatte. „Eh also...“ versuchte er kleinlaut zu einer Entschuldigung anzusetzen, doch in just dem Moment brach das Reinblut in Gelächter aus.


    „Wenigstens ein Mann mit Kampfgeist. Wer irre genug ist einer Sith den Ellbogen in die Rippen zu stoßen ist auch irre genug so einen Coup abzuziehen. Letzte Chance abzuhauen Shim. Sie sollten wissen, Verrat verzeihe ich im Gegensatz zu ein paar Handgreiflichkeiten sicher nicht.“ wobei ihr Miene klar zeigte, dass bei aller Erheiterung der letzten Sekunden, sie den letzten Teil bitter ernst meinte. Verräter bekamen bei ihr keine zweite Chance.
    Er hatte diese Entscheidung jedoch schon getroffen, als er zu Raiton in den Gleiter gestiegen war. Es wäre sicher besser gewesen dem Colonel zu sagen er soll sich zum Teufel scheren. Zu dessen Verteidigung mußte man natürlich sagen, dass dem alten Offizier sicher nicht in den Sinn gekommen war, Shim solle der flüchtigen verwöhnten Tochter beim Sprengen eines Waffenschmugglerrings helfen. Aber die wenigsten Pläne überlebten den ersten Realitätskontakt, so auch dieser.
    Der Captain indes hatte nicht die geringsten Gewissensbisse diese Kriminellen heimzusuchen und zur Not mit einer Sith nach ihnen zu werfen. Waffenschmuggler waren Abschaum der gerade in den letzten Jahren eine Vielzahl vom Problemen verursachte und meist kämpfte die Raumhafenbehörde auf verlorenem Posten. Also wenn man schon mal so einen Meinungsverstärker an der Hand - im Arm - in jedem Fall zur Verfügung hatte, warum nicht gleich noch seinen eigentlichen Job nebenher erledigen. In jedem Fall bemühte er sich die Zweifel der Reinblüterin gründlich zu zerstreuen.


    „Ich habe noch nie jemanden verraten, Vrynasha. Da werde ich nicht bei jemandem damit anfangen, der mich dafür, ohne mit der Wimper zu zucken, in zwei Hälften hauen würde. Mit einer Sithlady nachts um die Häuser zu ziehen, das steht sicher nicht auf meiner 'sollte-man-getan-haben' Liste. Aber einen zerstörten Suchdroiden, und mehrere Stunden Hetzjagd später, kanns kaum noch schlimmer werden. Aber bitte: Keine weiteren Blechkisten!“
    Trotz der eigentlich angespannten Situation wirkte die Leichtigkeit mit der Shim sich mit seiner Situation arrangierte ansteckend und ihre eigenen Sorgen verschwanden für einen Moment als sie Shims Art sah mit der Situation umzugehen. Sie hätte es weitaus schlechter treffen können. Man war nun wider Willen aneinander gebunden für den Moment, aber es schien als beschloss Shim angesichts dessen nicht länger in Panik zu verfallen.
    „Gut, da das geklärt ist sollten wir endlich zusehen das wir von der Straße runter kommen.“ brach Shim dann nach einem kurzen Moment der Stille das Schweigen und löste sich von der Plattformbrüstung und seiner rothäutigen Begleitung. Die Gunst der Stunde, dass die Security gerade an anderen Stellen die Nacht zum Tag machte sollte man nicht als gegeben ansehen.


    Nach etlicher Zeit in verlassenen dunklen Gassen trat man wieder auf eine etwas breitere Straße hinaus, auf der auch noch einiges an nachtaktivem Publikum unterwegs war. Im Gegensatz zu den Hintergassen war diese Straße sogar einigermaßen gepflegt und die Leuchtreklamen der Nachtclubs die diesen Weg säumten befanden sich in Zuständen die den Schluß nahe legten es gäbe hier noch Credits zu verdienen. Die Stimmung war aber dennoch angespannt und die Wortfetzen die Vrynasha von der einen oder anderen herumstehenden Gruppe aufschnappte hatten vor allem ein Thema: Den Militäreinsatz über ihrem Stadtdistrikt. Allen gemein war, dass man wenig gute Worte fand. Eben für jene Leute, die versuchten die Bürger vor der Bedrohung des Imperiums zu schützen. Aber das man sie zu später Nachtstunde mit Radau aus den Betten riss und sie auf der Straße filzte, ihnen die Feierlaune verdarb, für die sie sich ein paar spärliche Credits zusammengekratzt hatten. Das kam eben nicht sonderlich gut an.
    „Ich will nicht genau wissen was das für ein sicheres Haus ist, oder?“ fragte die Sith und blickte sich dabei etwas aufmerksamer in der näheren Umgebung um. Nachtclubs und andere eher halbseidene Unterhaltungsbetriebe säumten die Straße und vor vielen davon rumorten die wenigen Feierlustigen, die sich trotz Ausnahmezustand und Securityrazzien in das Coruscanter Nachtleben gewagt hatten. Doch statt zu antworten bahnte Sartala sich zielsicher seinen Weg die Straße entlang, wobei er immer wieder Ausschau nach neuen unschönen Überraschungen hielt. Irgendwie beschlich sie das Gefühl der Captain hätte noch eine Überraschung parat. Sie sollte Recht behalten.





    Wieder einmal störte das Holokom seinen Nachtschlaf, nicht das es nun noch eine Rolle spielte. Die Konferenz war mit mehr oder minder erfreulichen Ergebnissen zu Ende gegangen und er hatte sich auf eigene Kosten noch einige Tage in dem Resort einquartiert um die Annehmlichkeiten dieser zurückgezogenen Welt zu genießen und nach den anstrengenden Tagen zu entspannen. Da halfen die täglich eintrudelnden Nachrichten wenig, die besagten das in mehreren Distrikten Coruscants momentan Ausnahmezustand herrschte und hunderte von Militärs unter Führung einer Sithjäger Kompanie diese Stadtteile auf den Kopf stellten. Ja und manche dieser Updates bekam er nunmal spät nachts wenn vernünftige Leute schliefen. Genervt aktivierte er auf der Seite liegend das Teil ließ es aber auf dem Nachttisch liegen. Die ID des Anrufenden war ihm unbekannt, aber diese vehemente Person hatte ihn nun schon das vierte Mal in Folge aus dem Schlummer gerissen. Zeit es hinter sich zu bringen.


    „Hier spricht Colonel Colbrani! Wer immer sie sind, es ist hier fünf Uhr morgens und ich hab Urlaub. Also scheren sie sich zum Sarlacc und hinterlassen bei meinem Adjutanten eine Nachricht!“
    Das Hologramm einer Togruta mit blauweißen Lekku und tiefvioletten Augen baute sich auf und ihr Gesichtsausdruck ließ die Frage aufkommen wer gerade gereizter war. Die verkniffene Mimik der Frau ließ ihn zögern das Gerät abzuschalten. Was sie als erstes sagte, tat dann sein übriges um ihn wach zu bekommen. „Nein Colbrani, das werde ich sicher nicht tun, denn dann würde ihr Adjutant erfahren, dass sie einen MEINER Beamten auf ein scheiß Himmelfahrtskommando geschickt haben!“
    Colbrani ruckte hoch, denn die Äußerung konnte nur bedeuten das die aktuelle Vorgesetzte Sartalas seinen Vormaligen anrief, offenbar mit der Absicht ihm eine verbale Abreibung zu verpassen. Die violetten Augen schienen dunkelrote Funken zu sprühen. „Sie sind Chief Xi'kazi?“ fragte er verblüfft, denn es war schon bemerkenswert das sie ihn ausfindig gemacht hatte. „Ich bin vor allem stinksauer, Colonel! Shim ist einer meiner besten Ermittler und sie reiten ihn in die Scheiße, weil irgendwer sie um nen Gefallen bittet. Locken ihn dann noch mit falschen Versprechungen, weil sie wissen das neben seinem Laster für zweifelhafte Bekanntschaften, der Kerl stumpf wie'n garmorreanischer Lastgleiterpilot ist, wenn es um seine missratene Verwandtschaft geht!“
    Colbrani rieb sich die Augen um endlich richtig wach zu werden und ein paar Sekunden zu haben um seine Gedanken zu sortieren. „Chief, ich habe ihm nichts versprochen, was ich nicht zu halten bereit bin und ich war mir des Risikos selbst nicht gänzlich bewusst. Woher sollte ich wissen das die Frau plötzlich ausrastet und Dinge in die Luft sprengt?“ War der Kerl wirklich so naiv, oder noch schlimmer, glaubte er Xi'kazi wäre es, weil sie ein paar Jährchen jünger war als er. In jedem Fall trugen seine Einlassungen nicht dazu bei, den Dampfdruck in ihren Montrals zu senken.
    Xi'kazi ließ zischend Luft zwischen ihren Lippen entweichen und einer ihrer Lekku kringelte sich in einem Ausdruck purer Frustration.



    „Du bakotha Gizka watap! Mi k'ya nah ma mrr'go et mi mrrg'ack k'ya.“ (* Mein verschissener Gizka tanzt! Ich kann nicht so viel essen wie ich kotzen will!)
    fauchte sie und verfiel dabei in die Sprache ihres eigenen Volkes, die Colbrani nicht verstand. In Summe klang es aber aber nach nichts sonderlich Schmeichelhaftem. Dann fuhr sie im selben angesäuerten Ton auf Basic fort „Oh lassen sie mich überlegen Colonel? Weil sie ne verdammte SITH ist vielleicht? Die machen sowas! Die sprengen Dinge, töten Leute, verprügeln Polizisten, verbreiten Panik wo immer sie auftauchen und überziehen einfache ehrliche Leute mit Furcht und Schrecken." belehrte die Togruta ihr Gegenüber bezüglich seines offensichtlichen Denkfehlers, der letzte Satz offenbarte aber ihren eigentlichen Grund so in Rage zu sein: "Am schlimmsten aber ist, dass Shim lebenslang in den Knast wandert wenn man ihn mit ihr erwischt!“


    Wer glaube die Frau eigentlich das sie war, ihm so über den Mund zu fahren, er würde wohl ihren Vorgesetzten anrufen müssen. Würde das nicht die Frage aufwerfen was er denn nun mit einem Sith Infiltrator auf Coruscant zu tun hatte, wäre es tatsächlich eine Option, so aber war das zwar ein nettes Gedankenspiel, aber ohne weitere Konsequenz. „Chief Xi'kazi, ich weiß ehrlich gesagt nicht was sie jetzt von mir wollen. Er wird ja wohl kaum nach dem ganzen Aufhebens noch hinter ihr her sein.“ Auch wenn Sartala bei seinem kürzlichen Anruf anderes hatte vermuten lassen, Colbrani glaubte nicht das der Captain so leichtsinnig sein würde. Aber der Chief war offenbar anderer Ansicht:

    „Oh sicher Colonel. Ich hab ihm gesagt er soll sich in seiner Wohnung einschließen und sich für jeden außer mich und seine Partnerin unsichtbar machen. Jetzt raten sie wo er NICHT ist?! Klingelt da was?“


    Das klang in der Tat nicht wirklich gut, aber musste nun nicht unbedingt das bedeuten was die Togruta meinte. Vielleicht war er auch auf Nummer sicher gegangen und hatte sich bei seiner schrulligen Tante einquartiert, oder war in irgendeine zweifelhafte Absteige entschwunden. Sartala kam ursprünglich aus Kreisen, die hätten vermuten lassen, das er eher Kunde, denn Mitarbeiter der Ordnungsbehörden werden würde. Auch wenn seine späteren Erfolge sehr einfach darüber hinwegtäuschen konnten. Bezüglich seiner Verwandtschaft hatte Chief Xi'kazi aber einen validen Punkt. Er fühlte sich berufen für sie in die Bresche zu springen wo immer er konnte, und ein kurzes Zwicken seines schlechten Gewissens erinnerte den Colonel daran, dass es tatsächlich sehr berechnend und egoistisch gewesen war ihn ausgerechnet mit neuen Erkenntnissen bezüglich seines Bruder zu ködern. Denn das konnte er nicht ablehnen.
    „Chief, was soll ich ihrer Meinung nach jetzt tun? Abblasen kann ich das ganze wohl kaum noch, wenn nicht mal sie ihn erreichen. Er ist in vielerlei Hinsicht Perfektionist, auch dabei sich in den Morast zu reiten.“ Er war froh, dass das hier nur ein Hologespräch war, denn er traute der Togruta durchaus zu handgreiflich zu werden. Auch kam ihm beim zweiten Nachdenken über das was er gerade gesagt hatte der Eindruck er klänge ein wenig zu sorglos bezüglich des Lebens seines ehemaligen Kameraden. „Tschuldigen sie die Störung Colonel, mögen ihnen die Konferenzhäppchen im Halse stecken bleiben.“ Zum zweiten Mal in einer Woche wurde eine Holoverbindung unhöflich gekappt, ehe man sich Etikette gemäß verabschieden konnte. Mit einem unwirschen Schnauben schubste er das Holokom zurück auf den Nachttisch und grummelte Unverständliches während er versuchte zum Schlaf zurück zu finden.

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