Etwas knarrte direkt über ihm als die Reinblütige zwischen den rostigen Stahlträgern des Aufzugsschachts herausfiel, sich zielgenau an einer herausragenden Metallstange abfing und diese als Angelpunkt benutzte um ihren Fall direkt über dem Boden in eine beschleunigte Vorwärtsbewegung in Richtung ihres Feindes umzumünzen. Noch ehe er die Chance hatte irgendetwas zu tun, rammte ihn etwas mit der Wucht eines, aus vier Metern Höhe herunterfallenden, Reinblutkriegers in die korrodierte Blechwand des Schuppens. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er meinte eine Rippe knacken zu hören, als ihm kurzzeitig Schwarz vor Augen wurde. In antrainiertem Reflex versuchte er nach seinem Lichtschwert zu greifen, doch die Halterung an seinem Gürtel war leer. Seine Gegnerin war nur unwesentlich größer, aber wesentlich kräftiger und hielt ihn mit ihrem Unterarm auf seiner Kehle und ihrem Knie seinem Schritt in Position um ihn an Gegenwehr zu hindern. Im Gegensatz zu ihm war sie eine erfahrene Kriegerin, die solche Griffe und Manöver im Schlaf beherrschte und das zeigte sich gerade in erschreckender Deutlichkeit. „Warum schauen so wenige nach oben, wenn sie sich in der Position des Jägers wähnen?“ zischte die Frau und ihr Blick in der Farbe von geschmolzenem Schwefel bohrte sich zornfunkelnd in Seinen. „Suchst du das hier?“ fuhr sie mit triumphalen Lächeln fort als sie Pelfeyns Kinn mit seinem eigenen Lichtschwert in die Höhe drückte. "Fühlt sich gut an in der Hand, ich wär tierisch angepisst wenn man mir so ein schönes Stück wegnehmen würde."
„Glaub ihr wirklich mich zu töten hilft euch bei eurer Flucht?“ presste der Ritter unter Anstrengung hervor, versuchte dabei immer noch wieder vernünftig zu Atem zu kommen. Der Zorn eines gejagten Raubtiers, das sich zum Angriff entschlossen hatte, flaute merklich ab, ja sie schien fast ein wenig erheitert über seine Worte. „Glaubst Du wirklich Du wärst noch am Leben wenn ich dich töten wollte?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage und imitierte Pelfeyns bemüht ruhigen Tonfall mit parodistischer Übertreibung. Sie drückte den Griff des Lichtschwerts fester unter sein Kinn, um ihm ungeachtet ihres Spotts zu zeigen, in welcher Lage er sich befand. Ein kleiner Ruck ihres Daumens würde das Leben des Ritters sofort beenden.
„Ihr seid gut darin Eure dunkle Präsenz zu verbergen Sith. Das muss ich euch lassen.“ Trotz der Tatsache, dass sie keinen Zweifel daran ließ es würde in jedem Moment einen toten Jedi geben, wenn sich die Sache in die falsche Richtung entwickelte, schien sie für den Moment keinerlei Gedanken daran zu verschwenden ihn zu töten. „Die dunkle Seite ist schlecht für den Teint, und ich bin eitel. Aber ich meine du versuchst gerade mich abzulenken. Vielleicht von der Tatsache das du dich gerade bemühst dein Holokom zu aktivieren?“ Ihr angehobener linker Brauensporn und ein weiterer Schubs des Lichtschwerts an seinem Kinn gaben der im Plauderton vorgetragenen Frage die klare Note einer Warnung.
Mit deutlichem Schlucken zog Pelfeyn die Hand unter seiner Robe hervor und hob sie langsam und vorsichtig in das Blickfeld der Sith, die daraufhin gönnerhaft lächelte. „Nein eigentlich interessiert es mich wirklich. Ich habe noch nie solch widersprüchliche Signale empfangen.“ Das Reinblut legte den Kopf leicht zur Seite und musterte das Gesicht ihres Kontrahenten. Er war jung, sehr jung für einen Ritter. Seine Kampfreflexe zeigten zu deutlich, dass er wenig echte Erfahrung hatte, mit Gegnern die nicht innehielten wenn man eine vereinbarte Losung zur Aufgabe äußerte. Eier hatte er aber, angesichts seiner Lage seinem Wissensdrang nachzugeben. „Das würde mir zu denken geben, Jedi. Vielleicht suchst du einfach nach dem was du zu wissen glaubst, statt nach dem was wirklich zu finden wäre.“ Pelfeyn grübelte womöglich tatsächlich über ihre Worte nach. angesichts seines Ausdrucks. Aber nach diesem kurzen Intermezzo kehrten seine Gedanken recht schnell zur weitaus dringenderen Frage zurück: „Ihr wollt mich nicht töten, gut das glaube ich euch. Aber was wollt ihr denn dann tun?“
Vrynasha wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, so als müsse sie über die simple Frage des Jedi erst noch nachdenken. Dennoch ließ die Antwort nicht lang auf sie warten: „Die Frage ist nicht was ich tun will, sondern was du tun willst. Nämlich deine Leute anrufen. Du willst Ihnen sagen ich hätte den Versorgungstunnel Esk Vier genommen, den du vorhin passiert hast.“ erklärte sie mit beschwörender Stimme.
Der Jedi blinzelte zwei mal und rang sich dann selbst zu einem angespannten Lachen durch.
„Ihr glaubt wirklich ihr könntet einen ausgebildeten Jedi mit einem Gedankentrick beeinflussen?“
Die Antwort kam prompt in Form ihres Knies in seine Weichteile. „Nein, ich bevorzuge konkretere Überzeugungstechniken, ich wollte nur sehen ob ich dich zu einem weiteren Fehlschluß verleiten kann.“ Der Schmerz war nicht stark genug ihn zu lähmen, aber ihm war klar, dass sie ihre Aufforderung abseits der Gedankentrick Posse ernst gemeint hatte. „Keine Chance Sith, wenn mein Tod ein notwendiges Opfer ist werde ich es wohl erbringen müssen. Aber ich werde meine Leute nicht von deiner Spur werfen.“ Die Sith nickte langsam. Das es so einfach werden würde hatte sie nicht wirklich angenommen. Aber sie wollte ihm zumindest mitteilen, dass die Lust an Geduldsspielchen nicht zu ihren Tugenden gehörte. „Du langweilst mich mit Deinen Mordlustunterstellungen, Jedi. Du magst deine Opferbereitschaft vielleicht heroisch und konsequent finden, letzten Endes ist sie aber idiotisch, denn dein Überleben ist in der Gleichung meiner Flucht eine vernachlässigbare Variable. Entweder Du leitest sie in die falsche Richtung, oder sie finden deine Leiche. Beides verschafft mir Zeit und nur darum gehts.“ Ein leises Geräusch von der Seite drang an ihre Ohren und sie wandte den Blick nach links. Der Anblick der sich ihr bot ließ das Lächeln auf ihren Lippen wesentlich breiter werden, denn wie man unter Jedi wohl sagte. Die Macht war mit ihr? „Davon ab, was meinst du? Teilen die Zwei da deine Einstellung?“
Er folgte dem Blick der Reinblüterin mit den Augen. Zwei Menschen, vielleicht zehn oder zwölf Jahre jünger als er selbst, halbe Kinder noch, waren mit Wassereimer und Gartenwerkzeug bewaffnet dabei die wackelige Behelfsbrücke zu überqueren um zu der Plantage zu gelangen. „Das würdet nicht mal ihr tun.“ Die Augen der Sith kehrten zurück zu denen ihres Gegenübers. „Stell mich nicht auf die Probe. Immerhin bist du mir gefolgt weil du mich für etwas abgrundtief Böses hältst, dass in der Macht eine Teerspur hinter sich herzieht. Also was, abgesehen von deiner Kooperation sollte mich davon abhalten? Und komm nicht auf die dumme Idee zu schreien.“ Ihre Stimme trug einen eiskalten Hauch von Entschlossenheit mit sich und ihre freie Hand löste sich von der Schulter des Ritters um sich in Richtung der beiden halbwüchsigen Gärtner auszustrecken.
Er spürte deutlich die latente Macht sich manifestieren und nach zwei Sekunden hörte er die Verankerungen der Drahtseile stöhnen, die die Brücke in luftiger Höhe hielten. Die beiden Jungs, ziemlich genau auf der Mitte der etwa 50 Meter spannenden Brücke angekommen, bemerkten das drohende Unheil noch nicht sofort. Von den beiden ineinander verkeilten Machtanwendern im Schatten des Lagerschuppens hatten sie auch noch nichts bemerkt, und das Reinblut schien entschlossen ihre Drohung wahrzumachen. Das knirschende Geräusch verstärkte sich und jetzt bemerkten auch die beiden Jungs das da etwas seltsames vorging. Verwundert blieben sie stehen und ihre Köpfe wanderten von Links nach Rechts, als die ungewohnten Geräusche der improvisierten Konstruktion an ihre Ohren drangen und sie versuchten die Bedeutung dessen einzuschätzen. Es dauerte nur einige Momente, ehe der junge Jedi sich eines Besseren besann. „Nein, wartet… ich, ich tu was ihr verlangt.“ Er hatte nicht das Recht das Leben der beiden Jungen zu riskieren, noch dazu wenn ihr Tod an der gegenwärtigen Situation nicht viel ändern würde.
Die Sith verharrte noch einen Moment in ihrer Haltung, doch das knarrende Geräusch der sich verformenden Stahlbolzen verstummte. Kurz meinte er sogar etwas Anspannung von der Sith abfallen zu spüren, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder von den beiden Halbstarken zu ihm zurück verlagerte, aber das konnte auch eine Täuschung sein, als die eigene Anspannung von ihm abfiel. „Das ist das einzig wirklich Positive an Euch Jedi, ihr seid in der Regel der Vernunft weit zugänglicher als die Meisten meinesgleichen.“ Der Ritter schaute nochmal besorgt in Richtung der beiden Halbstarken, die nachdem die Lage sich beruhigt hatte offenbar beschlossen hatten die Brücke doch noch zu überqueren. Ritter Pelfeyn wünschte sich, innständig, dass die zwei irgendetwas wichtiges vergessen hätten. Aber wie das immer war mit solchen Wünschen, sie gingen nie in Erfüllung. „Ihr wißt ja wo er ist.“ raunte er im Tonfall der Kapitulation und Vrynasha verschwendete keine Zeit das handliche Gerät aus der Gürteltasche ihres Gefangenen herauszufischen. „Nur Audio...“ knurrte sie warnend als sie dem Ritter zumindest so viel Freiraum ließ das er das Gerät bedienen konnte, das sie ihm vor die Nase hielt.
Das Gespräch unter den wachsamen Argusaugen der Reinblütigen dauerte nur wenige Sekunden und der Ritter bemühte sich sogar um einen Tonfall, der nicht verriet, dass er gerade in einer etwas prekären Situation seine Kameraden verlud. Kaum war es beendet, da entschlüpfte ihm die Frage die ihm offenbar keine Ruhe ließ; „Warum seh ich eure Präsenz nicht wirklich?“ Sein Interesse war verständlich, er hatte all die Übungen und auch die ersten realen Einsätze gemeistert in denen seine Gabe verlangt war. Doch nun schien sie auf einmal zu versagen. Vrynasha lächelte, als hätte sie eigentlich nur darauf gewartet das der Jedi, jetzt wo die akute Gefahr gebannt schien, sie erneut mit dieser Frage belästigte. Es entbehrte angesichts seiner Lage nicht einer gewissen Ironie, aber Jedi waren halt seltsam. Sie beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, dass einen Ausdruck von Unverständnis auf seinem jungen Gesicht aufziehen ließ. „Das verstehe ich nicht.“ Doch sie sah sich zu keinen weiteren Erklärungen genötigt. „Vielleicht wirst du das irgendwann. Vergeß nicht das Sith meistens lügen, also könntest du auf meine Erklärung ohnehin nichts geben.“ Die Rothaut ging etwas auf Abstand. Auch der unangenehme Druck in seinem Schritt verschwand als sie einige Zentimeter Abstand zwischen sich und ihn brachte. „Und wie wollt ihr jetzt verhindern, dass ich meinen Leuten erzähle wo ihr wirklich lang seid?“ wollte der junge Ritter wissen, aber er hätte sich eigentlich an einer Hand abzählen können dass sie darauf eine, nicht schmerzfreie, Antwort hatte. „Einfache Übung,“ meinte sie nur. Das letzte was er sah, war sein eigenes Lichtschwert, als sie ausholte und ihm die gehegte Insignie seiner Berufung auf die Stirn trümmerte. Dann ging das Licht aus und er sackte reglos die Wand des Schuppens hinab.
Kurz blickte sie sich nach hinten um, aber die Nachwuchsgärtner hatten noch immer nichts bemerkt. Waren mittlerweile damit beschäftigt Triebe zu beschneiden und miteinander zu quatschen. Sie ging vor dem Jedi in die Hocke und betrachtete ihn einen Moment. Sie hatten also jemanden mit einem Machtgespür bei sich, dass ihm erlaubte andere Machtanwender auch über Entfernungen zu lokalisieren. Vielleicht wäre es besser, ihn doch umzubringen, aber es gab auch einige Gründe die dagegen sprachen. Wenn sie anfing Leute wie ihn zu töten, würde man womöglich noch ganz andere Mittel auffahren um Jagd auf sie zu machen. Das konnte sie definitiv nicht gebrauchen. Das er ein seltsamer Vogel war, mit lebensgefährlicher Neugier gesegnet, war für sie ein weiterer Grund davon abzusehen. Sie hatte eine unerklärliche Affektion zu seltsamen Gestalten. Wenn er aufwachte und der Schlag ihm keine Amnesie beschert hatte, würde er über etwas nachdenken können. Inwieweit es seine Ortungsfähigkeiten verbesserte, oder ihn vielleicht sogar mehr verwirrte, war schwer zu sagen, ein kleines Glücksspiel also. Kurz überlegte sie ihm sein Lichtschwert zurückzugeben. Aber letztlich hatte sie selbst gerade mehr Verwendung dafür. Er würde den Verlust verschmerzen müssen. Sie hob das fallengelassene Comlink auf und zog das ID Modul aus dem Sockel, um es in den Komposthaufen neben dem Schuppen zu entsorgen.
Dann trat sie aus dem Schatten, steuerte direkt auf die beiden Jugendlichen zu, die sie erst bemerkten, als sie nur noch wenige Meter entfernt war. Die zwei erstarrten augenblicklich, denn instinktiv wussten sie, dass diese Person, die da aus dem Nichts aufgetaucht war, womöglich eine Bedrohung darstellte. „Hey ihr zwei. Tut ihr mir einen Gefallen?“ Sie hob das entwendete Comlink in die Höhe. „Das Ding hier ist sicher ein paar Credits wert, ich schenk es euch wenn ihr für heute von hier verschwindet.“ Die zwei schauten sich unsicher an, dann zurück zu der rothäutigen Frau. Zumindest der ältere bemerkte das jüngst erworbene Lichtschwert, was in seinen Augen nicht dazu passen mochte, dass man ihnen offensichtliches Diebesgut anbot, und warum sonst sollte sie es anbieten wie saures Ale. Aber Hunger vertrug sich nicht immer mit Rechtstreue. Der Erlös konnte ihre Familie sicher ein paar Tage über die Runden bringen, und zu verschwinden lag ohnehin gerade in ihrem akuten Interesse. Der Ältere streckte seine Hand nach dem Gerät aus, ohne jedoch in seiner angespannten Haltung zu verhehlen das er eigentlich lieber gleich flüchten wollte.
Vrynasha legte das Gerät in seine noch mit Pflanzsubstrat verklebte Hand. „Und jetzt lauft los.“ sagte sie begleitet von einer scheuchenden Bewegung ihrer Hände. Sie machten sich nicht mal die Mühe ihr Gartenwerkzeug zusammenzuräumen und türmten über die Brücke von der sie gekommen waren in die benachbarte Wohnarkologie. Die zurückbleibende Sith sah ihnen noch einen Moment nach, um sicherzustellen das sie den Wink des Schicksals tatsächlich verstanden hatte. Dann nahm sie Anlauf und sprang in Richtung der nächsten Brückensäule von der Plattform. Zielsicher fanden ihre Finger und Stiefelspitzen die Sprossen der Wartungsleiter und sie begann diese hinaufzuklettern. Noch hatte sie keine Idee wie sie aus dem abgesperrten Distrikt entkommen konnte, aber eine Schnellbahnbrücke schien schon mal eine gute Grundlage. Wenige Minuten danach hätte man ein Stöhnen aus Richtung des verfallenen Blechverschlags vernehmen können.
Offenbar hatte da jemand einen gewaltigen Brummschädel.