Die Wochen vergehen

Die Wochen vergehen
...die Zeit verrinnt.


Ich habe es akzeptiert. Wow. Das wurde mir bewusst, als ich wieder einmal an einem Abend am Versuch scheiterte, ein wenig RP zu betreiben, ohne Schmerzen. Als ich mich wieder einmal hin- und herwand, um eine Position zu finden, die nicht schmerzte. Ohne Erfolg. Da hatte ich den Gedanken «Dann halt nicht.» und habe mich wieder auf das RP konzentriert. Ich verspürte in dem Moment keine Wut. Keine Trauer. Mir schossen sogleich die Fragen durch den Kopf, die ich mir vor ein paar Wochen gestellt hatte. «Werde ich die Schmerzen irgendwann einfach akzeptieren und mit ihnen Leben, so wie ich es mit meiner Lichtallergie und den damit verbundenen Schmerzen mache?» Damals hatte mich dieser Gedanken noch wütend gemacht. Ich war so sauer auf mich selbst und alle auf dieser Welt und zugleich so traurig, dass ich mit meinen Tränen einen ganzen See hätte füllen können. Aber jetzt? An diesem Abend? Nichts. Es war mir egal. Ich hatte es akzeptiert. Klar, es gibt noch immer Momente, in denen das anders ist. Momente, in denen ich mich selbst schlagen könnte vor Wut, weil ich einfach nicht in der Lage bin, ein Essen mit der Familie oder mit Freunden zu geniessen. Weil ich nicht in der Lage bin, zeitlich flexibel zu sein und mich nicht an Termine halten kann und immer noch dauernd allen absagen muss und damit immer öfter meinem eigenen Lebensmotto wiederspreche.
Wer will findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.
Dem stimme ich noch immer zu. 100%. Doch habe ich gemerkt, dass sich dieses «nicht wollen» auch auf unfreiwilliger Basis abspielen kann. Denn ich will zurzeit viele Dinge nicht, weil ich sie einfach nicht schmerzfrei ausführen kann. Oder ich will sie nicht, weil ich mich lieber auf andere Dinge konzentriere, als auf Zukunftstechnisch gesehen eher unwichtige Dinge.
Meine Sicht auf die Welt und auf die Menschen hat sich aber auch allgemein geändert. Ich habe gemerkt, dass ich nicht muss. Dass ich zu nichts verpflichtet bin und ich gut auf alle Menschen verzichten kann, die meine Situation nicht verstehen. Meine Traurigkeit und mein Nichtverstehen darüber, hat sich nun also in Gleichgültigkeit und Wut gewandelt. Ich scheue mich nicht mehr, den Leuten klar zu sagen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, wenn sie mich nicht verstehen. Ich scheue mich nicht mehr, allen möglichen und unmöglichen Terminanfragen (RP, Dates, RL-Freunde-Treffen) unverblümt abzusagen, wenn die Schmerzen gerade wieder schlimmer sind. Es ist mir egal geworden, ob diese Leute das dann auf sich selber beziehen und denken, ich wolle mich nicht mit ihnen treffen. Denn wenn sie so von mir denken, dass ich nicht in der Lage sei, ihnen das ehrlich ins Gesicht zu sagen, dann kennen sie mich ohnehin viel zu wenig, als dass sie meine wertvolle schmerzfreie Zeit verdient hätten.
Ausserdem ist mir bewusstgeworden, dass ich glücklich bin. Das klingt jetzt seltsam, ich weiss. Aber es wurde mir wörtlich bewusst, weil ich von vielen als traurig angesehen wurde. Viele hatten und haben die Erwartung an mich, dass ich mich weinend in ihre Arme werfe, an Depressionen leide oder ähnliches. Doch dem ist nicht so. Ich bin glücklich. Ja, ich habe Schmerzen. Ja, diese Schmerzen bringen mich ab und an fast um den Verstand. Ja, meine Eltern tun mir jeden Tag aufs Neue weh. Einerseits damit, weil sie mich überhaupt nicht verstehen, andererseits aber auch körperlich, durch ihre Anti-Rücksicht. (Beispiel: Auf dem Weg zu einem Familienabendessen zum Spass eine kleine Vollbremse im Dorf. Lustig weil: Meine Mutter erschreckt da immer so süss. Überhaupt nicht lustig weil: Das hat mir einen Schlag in den Rücken gegeben.) Und ja, es ist höchst mühsam in der Schule. Und ja… ich habe meine Momente, in denen ich weinend oder vor Wut schreiend zusammenbrechen könnte.
Aber ich bin nicht unglücklich. Im Gegenteil. Ich liebe mein Leben. Ich liebe jeden Moment darin und jeden Menschen, der zu mir hält. Meine beste Freundin… Nichts, rein gar nichts in der Welt gibt es, was ihren Wert für mich aufwiegen könnte. Mein Bruder, der einfach der beste der Welt ist. Meine Klasse, die mich einfach akzeptiert hat, wie ich bin und mir nur grinsend zuzwinkert, wenn ich wieder an der Wand anlehne und dem Unterricht lausche, statt zu sitzen. Oh und ich liebe die Abende, in denen ich mich mal wieder auf einen TS traue und einfach… willkommen bin. Als normaler, gesunder Mensch. Mein Rücken einfach nur scheiss egal. Hach und ich liebe es, mit meinen Foren-RPG-Freunden zu schreiben. Sie sind einfach… einfach für mich da. Das klingt so simpel, bedeutet aber so unheimlich viel.
Auch ein RP, was ich vor kurzem angefangen habe, in einer Gilde. Es ist den Leuten dort wahrscheinlich nicht bewusst, und… das muss es auch gar nicht zwingend, aber diese Abende mit ihnen, bedeuten mir mehr, als ihnen vielleicht bewusst ist. Jeder RPler kennt doch dieses Gefühl. Das Gefühl, in andere Welten zu tauchen, sich von ihnen mitreissen zu lassen und alles, einfach alles andere darum herum zu vergessen und einfach nur den Traum einer perfekten, kleinen Welt zu geniessen. Und genau diese Menschen in genau dieser Gilde ermöglichen mir das.
Das heisst nicht, dass andere RPler, mit denen ich gerne RP schreibe, das nicht könnten. Doch habe ich einfach nicht die Zeit für mehr als einen RP-Charakter, kombiniert noch mit meinem kleinen Lieblingstwink, der übrigens den gleichen Effekt hat, wie besagter Char in besagter Gilde.
Ich frage mich manchmal, ob das verrückt ist. Oft ist die Antwort Ja, aber oft auch Nein. Denn es fühlt sich richtig an und kann etwas, was sich so richtig anfühlt, so falsch sein? Denn habe ich die kleine Gruppe aus dem Foren-RPG und diese Gilde nun so sehr ins Herz geschlossen und sie haben mir alle beide nun so sehr geholfen, dass sie für mich den Stand zweier kleiner Familien eingenommen haben. Besonders, wenn man Familie so definieren will, dass alle Mitglieder in guten, wie in schlechten Zeiten für einander da sind, jeden Einzelnen einfach so akzeptieren, wie er ist und man zusammen ein kleines Elite-Team ist, das Grosses erreichen kann und wird.
Aber ich verfange mich gerade in Träumereien und schweife viel zu sehr ab. Was ich aussagen will: Ich bin glücklich. Ich habe die besten Freunde, die man sich vorstellen kann und ein wundervolles Leben. Ich habe kreative Wirbel. Aber das ist cool.