Beiträge von Saph

    Ich fasse mich kurz, denn das meiste wurde hier schon mit meiner Meinung Deckungsgleich vorgetragen. Auch das letzte Kapitel hat nicht mehr wirklich was gerissen. Der Spannungsbogen war längst kaputt. Die letzten Kapitel war vieles entweder vorhersehbar oder verlief völlig unzufriedenstellend.
    Das Episodenformat empfand ich zwar nicht so schlimm, aber konzeptionell hat es KOTFE einfach nicht geschafft mein Interesse am MMO konstant aufrecht zu erhalten. Imperium und Republik sind immer noch verwaschen. Entgegen der bisherigen Entwicklung gibt man den Spieler immer weniger Freiheiten.
    Die Idee Verbündete in der Galaxie zu suchen ist durchaus reizvoll, aber die Entscheidung wer als Verbündeter in Frage kommt, wird dem Spieler quasi abgenommen. Es gibt viel zu wenig Entweder-Oder, sondern nur ein alles ist machbar. Das ganze Szenario war so auf Arcanns Imperium abgestimmt, dass der eigentliche Ur-Konflikt immer weiter in den Hintergrund rückt. Als Imperialer will man nicht ständig mit der Republik zusammen arbeiten und umgekehrt. Die Fraktionswahl bei der Charaktererstellung ist in der Hinsicht mittlerweile hinfällig.


    Toll wäre gewesen, hätte man die eine oder andere Welt wirklich zurück erobern können, aber so waren maximal die realtiv identisch aufgebauten Missionen gegen die Stationen im Orbit möglich. Das fühlte sich nicht wirklich wie ein galaktischer Krieg an. Toll wäre es gewesen hätte man zwischen Imperium und Republik mehr Konfliktpotential eingebaut. Toll wäre es gewesen, hätte man auch mal unbequeme Entscheidungen treffen müssen, bei denen z.B. ein Gefährte überlebt und ein anderer dafür nicht.


    Es war sicher nicht alles schlecht, aber Bioware hätte vieles besser machen können, vielleicht sogar müssen. Man kann jetzt nur das Beste für die weitere Geschichte hoffen, denn noch hat man nicht alle ehemaligen Gefährten wieder gefunden - was ich eigentlich als positives Feature empfand. Wirklicher MMO-Charakter oder Rollenspiellust kam mir aber seit KOTFE nicht mehr auf.

    Ich habe das neuste Kapitel nun auch mal durchgespielt und stimme dem Tenor hier überein - das war schlecht.


    Aus Sicht eines Sith-Inquistors ...


    Ich habe mir die neue Erweiterung bis zum aktuellen Kapitel auch mal angetan, war neugierig, wie das Spiel sich denn nun so entwickelt hat. Obwohl Bioware hier natürlich eine neue tolle Handlung aufzäunt, bin ich weitesgehend enttäuscht.
    Einige Gründe wurden hier schon genannt. Das Ganze spielt sich nun kaum noch wie ein MMO, sondern wie ein Single-Player Titel. Die Konsistenz der Welt ist zwar nicht zerstört, aber getrübt. Was mich an der Revaniter-Erweiterung schon gestört hat, wurde nun noch weiter intensiviert. Warum entscheidet man sich eigentlich noch für Republik und Imperium, wenn am Ende sowieso alles einerlei ist und man gemeinsam gegen einen neuen Feind ankämpfen muss? Das nimmt dem Spiel die Identität. Der ewig währende Konflikt zwischen Jedi und Sith rückt damit völlig in den Hintergrund.


    Wen das nicht stört, kommt sicher auf seine Kosten, aber ich hatte mir etwas anderes erhofft. Schade.

    Im Prinzip hat Jairah schon alles gesagt, was mir auch zu dem Event einfallen würde. Die kurzfristigen Ansagen, wann es weiter geht und die Spielzeiten mit 21 Uhr und später über mehrere Werktage in der Woche waren ein großes Manko für mich, so dass man als Spieler schon Probleme hatte, das Event als ganzes zu erleben und zu erfassen.
    Dadurch kann ich auch kein einwandfreies Urteil abgeben. Die RP-Gefechte mit der Republik waren interessant, unterhaltsam, aber phasenweise entglitt den ein oder anderen Spieler wohl eine gewisse Kampflogik. Unterm Strich sind das aber ein paar Patzer, mit denen man wohl leben und aus denen man lernen kann.


    So gesehen freue ich mich auch zukünftig wieder an RP-Events dieser Art teilnehmen zu können.

    Ich denke, jeder Mensch tickt anders und reagiert auch mit anderer Empfindlichkeit auf bestimmte Eindrücke und Erlebnisse. Daraus sollte man nun niemanden einen Strick drehen. Trotzdem muss man auch so viel Toleranz mitbringen und sich klar davon distanzieren dass man dem Zeichner irgendwelchen pädophilen Tendenzen (ja, trotz Pedobär, schreibt man das mit ä und nicht mit e) unterstellt.


    Der Charakter hat vielleicht nichts an, aber vielleicht doch. Es spielt letztendlich keine Rolle, da das kein essentielles Merkmal des Bildes darstellen soll. Wenn die Fantasie des Betrachters ihn so weit treibt, was da anzügliches oder gar perverses unterhalb der Schultern zu sehen sein könnte, sollte er sich erst mal selbst in Frage stellen.

    Mission: Two Aces , One Queen

    Selbst in Zeiten größter Krisen schien die Adelsgesellschaft auf Alderaan immer wieder Gelegenheit zu finden um kleinere Feiern abzuhalten. Es schien beinah wie ein Zusammenspiel von Illusion und Desillusion, dass sich dieser Tage auf dem Parkett eines Adelshauses abspielte.
    Als wollte man sagen, dass man selbst vom Konflikt des Imperiums mit der Republik unbetroffen war, lud man zu Speis und Trank und präsentierte sich in edelsten Trachten. Lediglich das massive Sicherheitsaufkommen am Eingang und innerhalb der Mauern von Schloss Cativia, deutete darauf hin, dass die Welt da draußen nicht ganz so in Ordnung war, wie man sie sich machte. Das Haus Cativia war ohnehin unbedeutend, aber reich genug um sich selbst in Zeiten wie diesen jeden Luxus leisten zu können. Hier, weit weg von Aldera und anderen Konfliktgebieten, war die alljährliche Ernte die einzig echte Sorge. Dennoch trat Fürstin Minet von Cativia, die heute ihre Krönung zum neuen Oberhaupt der Familie abhielt, mit einem flauen Gefühl im Magen, vor die versammelten Gäste. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters, war sie so wunderschön, dass sogar einige der Frauen im Saal sie beneideten. Ihr braunes Haar war zu einer pompösen Frisur geflochten und ihr prächtig, verziertes Kleid aus den edelsten Stoffen gewebt. Ihre Dankesrede hatte sie auswendig gelernt und trug sie übertrieben selbstherrlich vor. Durch das natürliche Dahinscheiden ihres Vaters vor einigen Wochen, hatte sie allein nun offiziell die Kontrolle über sein Vermächtnis.
    Sie wusste, um die Mordanschläge der letzten Tage auf andere, kleinere Adelshäuser, nachdem diese offen ihre Sympathien für das Haus Organa bekundet hatten. Die Wachen waren vervierfacht worden und dennoch wollte ihr kein Gefühl von Sicherheit entstehen. Jeder der hier Anwesenden konnte ein Attentäter sein, egal wie vertraut ihr die Gesichter ihrer Gäste auch schienen. Um ihren und den Platz ihres Hauses auf Alderaan zu sichern, hatte auch sie erste Bemühungen angestrengt, ein tieferes Bündnis mit dem Haus Organa einzugehen. Ihr Blick fiel auf ihren Mann, der reichlich ungeniert mit dem Dienstmädchen flirtete und auf ihre beiden kleinen Kinder, die sich über einen Tisch hinweg mit Essen bewarfen. Eigentlich hätte sie alles Glück der Welt haben können, doch der Druck über ein ganzes Adelshaus zu regieren, ließ ihr in letzter Zeit nur wenig Sinn für die angenehmen Dinge.


    Als die Feierlichkeiten voran schritten, entschloss sie sich an der frischen Luft zu entspannen. Von dem Geländer ihres Balkons, hatte sie einen guten Ausblick auf die Weinberge und die imposante Landschaft in der Dämmerung Alderaans. Unweit hinter ihr lag der Ballsaal aus dem die festliche Musik und die Gespräche ihrer Gäste zu hören waren. Kaum dass sie einige entspannende Atemzüge genommen hatte, gesellte sich ein edler Herr zu ihr auf den Balkon. Es handelte sich um Solomon Price, einen wohlhabenden Vogt, der in ihrem Hause diente. Er war einige Jahre jünger als sie, bekannte sie jedoch offen zu seiner Verehrung ihr gegenüber. Hinter seiner edlen, fast offiziersgleichen Kleidung, verbarg sich jedoch nichts anderes als ein Frauenheld, der für vielerlei Bettgeschichten bekannt war. Er strich sich über seinen feinen Oberlippenbart und reichte ihr mit der freien Hand ein Glas Wein. „Lady Cativia. Ihr seid schon den ganzen Abend so unnahbar. Gefällt euch die Feier zu Euren Ehren etwa nicht?“, fragte er freundlich und gesellte sich zu ihr ans Geländer. „Ah. Seid gedankt, Lord Price.“, erwiderte sie zunächst und nahm den Wein dankend entgegen. „Wisst Ihr, das Leben einer Herrscherin ist leider nicht nur von Feierlichkeiten und Glückseligkeit erfüllt.“, ergänzte sie nach einen ersten Schluck aus dem Glas. „Natürlich.“, gab Price anerkennend zurück und griff in die Innentasche seines Jacketts. „Ich wollte Euch dennoch höchstpersönlich zu Eurer Ernennung gratulieren und habe etwas Besonderes für diesen Anlass besorgt.“, meinte er und holte ein Glas aus puren Kristall hervor. Für einen Moment war Lady Cativia erschrocken, vermutete sie doch etwas anderes, doch wie üblich versuchte sich Price nur bei ihr einzuschmeicheln. „Was ist das?“, fragte sie erstaunt. „Das, meine Liebe, ist so selten und so wertvoll, dass es anderen Häusern ein Vermögen wert wäre. Ein Gefäß aus den seltensten Kristallen dieser Welt. Selbst ein Sturz auf den Boden, könnte es nicht zerbrechen. Es ist quasi unzerstörbar und so wunderschön wie ihr.“, erklärte er voller Genuss und hob es wie eine Krone an. „Ihr schmeichelt mir, Lord Price.“, erwiderte sie verzückt. Er drehte es, um sie von der Makellosigkeit des Objekts zu überzeugen, in der eigenen Handfläche umher, war wie gebannt vom Glitzern, welche die kristallinen Materialen mit sich brachten. Erwartungsfroh blickte er zu Lady Cativia um es ihr hinzureichen, doch in ihrem Gesicht stand eine merkwürdige Art von Entsetzen geschrieben. Verwirrt blickte Price auf sein Kristallgefäß zurück und sah auf einmal einige Blutspritzer daran. Erst jetzt, als seine Augen wieder zur Fürstin wanderten, bemerkte er, dass ihr Blick nicht seinem Geschenk angedacht, sondern einem Todesschmerz gegolten war. Ein Laserschuss hatte sich durch ihr Herz gebohrt und war zunächst noch von ihrer Hand verdeckt worden. Lord Price wurde bleich im Gesicht als er realisierte, was geschehen war. Sekunden später schrie er panisch auf und löste damit Alarm aus.


    In etwas mehr als einen Kilometer Entfernung vergewisserte sich die Schützin durch ihren Visor noch einmal ihres Treffers. Alles was sie gebraucht hatte war diese günstige Stelle an einer Bergkette und viel Geduld. Die Scharfschützin trug ihre imperiale Uniform unter einem weiten, dunklen Gewand versteckt. Blondes Haar ragte unter ihrer Kapuze hervor, die der Wind leicht berührte. Ihr Name war Saphire, doch es sollte nicht der Name des Mörders von Lady Cativia werden. In aller Ruhe stand sie auf, nahm das imperiale Gewehr und warf es zu einer Leiche, die unweit hinter ihr an einem Baum lehnte. Dank ihrer Handschuhe würden nur seine Fingerabdrücke auf der Waffe sein. Der Mann gehörte dem Haus Rist an und es war nicht wirklich neu, dass diese sich für alle Arten von Attentaten kaufen ließen. Er war der perfekte Schuldige, doch dass er eine imperiale Waffe bei sich hatte, sollte die Botschaft zweideutiger gestalten, so wie man es ihr aufgetragen hatte. Saphire handelte nicht aus niederen Beweggründen, sondern weil es ein Befehl war. Es war nichts Persönliches und mehr als ein paar Fotos und Zielkoordinaten wollte sie auch nie für ihre Mission haben. Ihr Blick fiel zu einer zweiten Leiche, unweit daneben, gekleidet in der Tracht vom Haus Organa. Die beiden waren so platziert, dass es aussah, dass sie sich gegenseitig im Kampf getötet hatten. Saphire schüttelte den Kopf bei den Gedanken daran, wie Siebzehn, ein Attentäterdroide aus ihrem Regiment, diese Leichen wohl besorgt hatte.
    Lady Cativia war die Dritte und Letzte auf ihrer Liste. Bei ihrem Opfer zuvor war es etwas kniffliger gewesen, doch zu ihrem Glück hatte sie große Ähnlichkeit mit einen der Dienstmädchen. Ihm wurde das Gift in Form eines gewöhnlichen Trankes durch sie wortwörtlich auf dem Silbertablett serviert. Eine Genugtuung dafür, dass der lüsterne Fürst ihr immer wieder während ihres Aufenthalts dort an den Po gegriffen hatte. Lediglich beim ersten Zielobjekt hatte sie keine Handhabe, denn Siebzehn bestand darauf, die Sache alleine durchzuziehen.
    Es war geschehen und sie durfte Alderaan wieder verlassen, doch nun, wo die Mission vorbei war, stellte sie fest, dass sie noch gerne etwas länger geblieben wäre. Hier konnte sie in ihrem Element sein, doch ihr war klar, dass sich der Krieg nicht nach ihr richtete, sondern nach dem, was nun folgen würde.

    Vorwort:
    In diesem Thread finden sich einige, kleinere Geschichten zu den Aktivitäten des Sturmregiments wieder. (Zumeist aus Sicht von Saphire Morrison) Diese entsprechen in der Regel bestimmten Begebenheiten des Rollenspiels innerhalb des Sturmregiments, welche entweder im Spiel ausgespielt wurden oder zum Beispiel für die Gerüchteküche von Interesse sein könnten. Inhalte der Geschichten gelten zwar als In-Game-Ereignisse, sind jedoch nicht zwangsläufig der Öffentlichkeit im vollem Umfang bekannt.

    Epilog: [Bonus-Kapitel] Unvergessen


    Kaas City war ungewöhnlich friedlich an diesem Abend. Die Stadt wirkte ruhig und eine sanfte Briese zog über Saphires blondes Haar hinweg. Die Luft roch nach Regen, aber das war nicht ungewöhnlich auf dieser Welt. Vor ihr ging es etwa hundert Meter in den Abgrund. Sie saß auf den Rand eines Daches, welches zum 17. Sturmregiment Kaas gehörte, jenem Regiment dem sie vor einiger Zeit beigetreten war. Saphire starrte nachdenklich auf ein Datapad in ihrer Hand, welches das Bild einer Frau zeigte. Ihre Gedanken und Erinnerungen schienen sich in diesen Minuten gänzlich auf die letzte Begegnung mit ihr zu beschränken.


    [Ein paar Tage zuvor …]
    Alderaan war eine Welt, die Jenseits der Konflikte zwischen dem Haus Thul und dem Haus Organa, auch friedlichere, fast vergessene Orte beherbergte. Inmitten einer blühenden Landschaft umgeben von unberührten Bergen, lag eine kleine Hütte, altmodisch gebaut, aus Baumstämmen und Holz. Frisches, grünes Gras wuchs um das Haus herum und ließ es wie einen Teil der hiesigen Natur wirken.
    Dennoch hatte eine seltsame, dunkel gekleidete Gestalt nur wenig für das Ambiente der Gegend übrig. Unter seinen weiten Mantel, verbarg er eine metallene Rüstung eines Kopfgeldjägers. Der Mann war unrasiert, wirkte jedoch keinesfalls ungepflegt und hatte einen fast militärisch kurzen Haarschnitt. Er hämmerte mit der rechten Hand einige male gegen die Tür der Hütte und blickte sich flüchtig um. Neben seinem Gleiter war noch ein weiterer geparkt, also musste jemand zu Hause sein. Gerade als er ein weiteres mal gegen die Tür hämmern wollte, öffnete eine Frau hektisch die Tür. Sie war Anfang dreißig und hatte langes, braunes Haar, welches zu einem Zopf gebunden war. Sie trug einfache, bürgerliche Kleidung und wischte sich mit einem Tuch die Hände ab. „Verzeihung. Ich war gerade beim Hausputz.“, sagte sie demütig, ohne zu realisieren, wer da vor ihr stand. Irritiert trat sie einen Schritt zurück, als der Mann an der Tür sich wortlos selbst einlud. Er blickte sich in der Hütte um und fand eine schlichte, jedoch schöne Einrichtung im Inneren der Hütte vor. „Schatz? Wer ist da?“, rief einer Männerstimme aus dem Hintergrund. Der Besucher entdeckte einen Mann Mitte dreißig, der einen Säugling auf dem Arm trug. Er war stattlich gebaut, wirkte jedoch eher wie einer der mit Handwerkzeug anstatt mit Waffen arbeitete. Seine Gattin stolperte fast, während sie rückwärts ging. „Wer seid Ihr?“, wollte auch sie schließlich wissen. „Michelle O’Neill?“, fragte der Fremdling mit düsterer Stimme nach, was ihr ein zaghaftes Nicken entlockte. Der Kopfgeldjäger stand nur einen Schritt im Zimmer und schien auch nicht weiter laufen zu wollen als er ihre Antwort hörte. „Ehemals Riley Hanaghan, wie ich dann richtig annehme.“, meinte der Mann düster lächelnd und zog einen Blaster aus seinem Hüftgurt hervor. Die Dame schien im Gegensatz zu ihren Gatten zu begreifen was vor sich ging und riss angsterfüllt ihre Augen auf. „Nein! Wartet!“, flehte sie eindringlich, als er den Blaster auf ihren Kopf ausrichtete. „Das passiert, wenn man das Imperium hintergeht.“, sagte der Mann mit düsterer Stimme und setzte an, die unbewaffnete Frau zu erschießen. Ihr ganzes Leben lief in Sekundenbruchteilen durch ihr Gedächtnis. Sie schloss ängstlich die Augen, hoffend dass es ihren Todesschmerz lindern würde. Sie hörte etwas, was wie ein Schuss klang und zuckte zusammen.


    Einen Augenblick später spritzte ihr Blut ins Gesicht, gepaart mit einigen Knochensplittern und Gehirnmasse. Der Schädel des Kopfgeldjägers war vor ihren Augen wie eine Melone zerplatzt, kurz nachdem sie ein zischendes Geräusch vernommen hatte. Die hübsche Frau schrie nicht, verharrte gänzlich ungerührt vor dem zu Boden sackenden Leib des Jägers. Ihr Mann versuchte das Ausmaß der Geschehnisse zu begreifen. „Michelle?! Was geht hier vor? Wer ist Riley?“, fragte er aufgeregt und legte seine Arme schützend um das Kind. Seine Frau besann sich, nahm ein Küchentuch und befreite ihr Gesicht von den blutigen Überresten des Kopfgeldjägers. Binnen Sekunden hatte sie sich wieder gefangen und wusste was passiert war. Ihr schwante dass sie vielleicht nur wenig Zeit hatte. „E-es tut mir Leid. Ich erklär es dir später. Vertrau mir bitte. Ich muss kurz weg.“, stammelte sie aufgeregt und lief hektisch aus dem Haus.
    Der Kopf des Mannes war nicht von selbst explodiert. Ihr war es erst nicht klar, aber jemand hatte sie gerettet. „Wo willst du denn hin?“, rief ihr Mann ihr nach, als sie sich auf den Gleiter schwang und ohne Erklärung davon brauste.


    Der Blick der Frau fixierte sich schon beim Start auf eine Anhöhe in etlicher Entfernung zu ihrer Hütte. Der Fremdling hatte ihren alten Namen gekannt und sie wusste was das zu bedeuten hatte. Das Imperium, für das sie einst unter den Namen Riley arbeitete, hatte sie tatsächlich nach so vielen Jahren aufgespürt. Sie wuchtete ihren Gleiter einen schmalen Pass hinauf und hoffte darauf baldmöglichst auf der zuvor fixierten Anhöhe anzukommen.
    Sie wartete nicht, bis ihr Gefährt auch die letzten Meter Fels und Gestein hinter sich ließ, sondern sprang ab und rannte zu einer kleinen Lichtung am oberen Ende der Anhöhe. Sie betete, sie hoffte, dass sie richtig gelegen hatte und als sie um einen weiteren Felsen herum huschte, bestätigte sich ihr Verdacht. Obwohl sie gerannt war, blieb sie einen Moment lang Atemlos als sie Saphire erblickte, die gerade aufbrechen wollte. Ihre alte Gefährtin hatte sich nicht sehr verändert, trug einen weißen Körperanzug mit einem roten, imperialen Wappen an den Schultern. Ihr blondes Haar wehrte harmonisch im aufkeimenden Wind. Sie trug ein imposantes Scharfschützengewehr um den Rücken geschnallt und hatte soeben bewiesen, dass sie noch damit umzugehen wusste. Saphires Miene war starr und regungslos als sie ihre alte Weggefährtin plötzlich vor sich sah. Riley hingegen strahlte vor Freude und lächelte. „Saph … Saphire! Du bist es wirklich!“, sagte sie aufgeregt und lief die letzten Meter zu ihr hin. Saphire verweigerte zunächst eine Reaktion. Für sie war es, als ob sie einen Geist sah, eine Erinnerung, die sie zu verdrängen versuchte, wie so oft schon zuvor.
    Riley schien trotzdem grenzenlos erleichtert. „Du warst das, du hast mich vor den Kopfgeldjäger gerettet, nicht wahr!?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Saphire schwieg weiterhin und schloss bedächtig die Augen, ganz im Gegensatz zu ihrer alten Gefährtin. „Es ist so ewig her. Ich bin so froh dich zu sehen.“, meinte sie und trat näher. Saphire zog plötzlich ihren Blaster aus dem Gürtel und hielt ihn auf Riley gerichtet. „Woher willst du wissen, dass ich nicht einfach danebengeschossen habe?!“, erwiderte sie schließlich mit ernstem Blick. Ihre Andeutung dass in Wirklichkeit sie das Ziel gewesen wäre, ließ Riley jedoch kalt. Sie kannte Saphire und wusste, dass sie sich unnahbar gab um sich vor aufkeimenden Emotionen zu schützen. Diese Barriere war brüchig und für Riley eher gläsern als steinern. Fast beschämend senkte sie ihr Haupt und machte einen Schritt zurück. „Es tut mir Leid, Saph. Es tut mir wirklich so Leid. Ich weiß … nichts was ich sage, könnte wieder gut machen, was ich dir angetan habe …“, sagte sie zögerlich, wurde doch jäh von ihren Gegenüber unterbrochen. „Ich habe dich geliebt, Riley! Du warst alles für mich!“, schrie sie verbittert in ihre Richtung, den Blaster nach wie vor auf sie gerichtet. Riley schrak auf, fast so als spürte sie Saphires Schmerz. „Ich … es …. ich … habe es vermutlich gar nicht verdient, gerettet zu werden. Ich bin auch nicht stolz auf das was ich getan habe … und werde dich nicht wieder um Verzeihung bitten, auch wenn ich gehofft habe, dass du mir eines Tages vergeben kannst. Aber ich habe es nicht bereut, Saphire. Ich habe einen Mann, ein Kind … eine richtige Familie. Ich habe mir ein Leben aufgebaut, meinen Traum erfüllt, wie ich es im Imperium nie hätte tun können. Und wenn ich wüsste, dass mich für ein paar Jahre dieses Glücks der Tod erwartet, würde ich dennoch nicht zurück und es ändern wollen. Töte mich, wenn du denkst, dass ich es verdient habe, aber töte mich nicht, weil ich Leben wollte.“, entgegnete sie ihr. Saphire senkte nach kurzen zögern den Blaster und ging wie entkräftet in die Knie. Allein der Anblick ihrer einstigen Gefährtin wog tonnenschwer, schwerer noch als die Tatsache dass sie einen offiziellen Auftrag des Imperiums unterwandert und sabotiert hatte. Tränen liefen aus ihren Augen und sie begann bitterlich zu weinen. Riley trat an sie heran und nahm sie in den Arm. „Es tut gut zu wissen, dass es dir gut geht.“, meinte sie mit sanfter Stimme. „Ich habe dich so sehr vermisst.“, antwortete Saphire traurig und legte ihre Arme um sie herum. Riley spürte wie innig Saphire sie umarmte und fürchtete sie würde nie wieder von ihr ablassen. „Du … hast mir auch gefehlt, Kleines.“, gab sie mit sanfter Stimme zurück und streichelte ihr übers Haar.


    Es vergingen noch einige Momente, bevor sich Saphire von Riley löste. Sie wischte sich rasch die Tränen aus dem Gesicht und stand wieder auf. „Ich werde ein paar Daten fälschen, die es so aussehen lassen, dass der Jäger Erfolg gehabt hat. Ich hoffe du kannst dann hier weiter glücklich leben.“, sagte sie, versuchte aber direkten Blickkontakt mit ihr zu vermeiden. Saphire fiel es schwer ihre alte Gefährtin anzusehen, ohne dass sie Gefühle und Emotionen aus vergangen Tagen überwältigten. „Du wirst nicht wieder kommen, oder?“, fragte Riley vorsichtig. Ihre Freundin schwieg und ging ein paar Schritte auf Abstand. „Nein. Allein das ich hier bin, wird Fragen aufwerfen. Ich habe einen technischen Defekt meines Raumschiffs angegeben und eine Notlandung bei Koordinaten hier ganz in der Nähe. Würde ich das wiederholen würde es verdächtig wirken.“, erklärte sie relativ gefasst und ging ein paar Schritte mit Riley. Es schien sie endlos zu quälen, sie nicht wieder sehen zu können, aber sie versuchte die Fassung zu wahren. „Ich muss los.“, merkte sie leise an und deutete in Richtung einer Lichtung in der ihr Raumschiff gelandet war. Riley schien einen Moment lang in Gedanken versunken, hielt Saphire jedoch plötzlich am Arm fest. „Warte!“, meinte sie, drehte sie zu sich um und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Ihre Retterin wiederstand nicht und ließ es geschehen. „Danke für alles, was du für mich getan hast … nicht nur heute, meine ich. Ich werde dich nie vergessen.“, sagte sie kurz darauf und schenkte ihr ein Lächeln. Saphire kämpfte mit ihren Emotionen. Sie wollte bei ihr bleiben, wollte dass der Augenblick ewig hielt, doch jede Minute länger an diesem Ort gefährdete sie und Riley gleichermaßen.


    Saphire schrak aus ihren Erinnerungen auf, als sie jemanden hinter sich auf dem Dach des Gebäudes hörte. Sie verharrte ruhig in ihrer Position als Lt. Sarah Keeler sich zu ihr gesellte. Sie war eine Veteranin des 17. Sturmregiments und hatte schon zahlreiche Schlachten geschlagen. Sarah war höchst offiziell gekleidet, was bedeutete, dass sie von einer Besprechung kam oder noch vorhatte, dorthin zu gehen. „Hier sind Sie also, PFC Morrison!“, stellte ihre Vorgesetzte mit mahnendem Unterton fest. Sie blickte über Saphires Schulter auf das Bild der Frau, welches sie noch in Händen hielt. „Was machen Sie hier? Wer ist das?“, wollte sie wissen, doch die Antwort ließ lange auf sich warten. Saphire blickte wehmütig über die Weiten von Kaas City hinaus und verlor sich beinah in Gedanken. „Niemand … nur … eine Erinnerung.“, antwortete sie schließlich mit apathisch anmutender Stimme. Ein Wassertropfen fiel auf das Display des Pads und Lt. Keeler wunderte sich, ob es Regen war oder eine Träne ihres Soldaten. Zumindest Letzteres erschien ihr unüblich. Sie reagierte, wie sie es fast immer tat. „Los, Private! Wir haben einen Einsatz vor uns. Ich erwarte Sie in 10 Minuten, fertig und ausgerüstet, unten am Eingang!“, sagte sie mit strenger Stimme und gab ihr einen Klapps auf den Rücken. Wie auf Kommando sprang Saphire auf und steckte das Pad weg. „Ja, Lieutenant!“, erwiderte sie gehorsam und ergänzte einen kurzen Salut. Lieutenant Keeler wirkte einen kritischen Blick auf die Scharfschützin. Sie fuhr mit ihrem Daumen unter Saphires rechten Auge hinweg und entfernte dadurch etwas, dass sie für eine Träne hielt. Ihre sonst so strenge Miene schien für einen Moment etwas Mitfühlendes in sich zu tragen. „Und sowas … will ich in Ihren Gesicht nicht mehr sehen.“, merkte sie beinah fürsorglich an. Saphire nickte entschlossen und eilte zum Ausgang um sich nicht für die Mission zu verspäten. Das Sturmregiment war zwar nicht das gleiche, was Riley hatte, aber letztendlich, so glaubte Saphire, hatte auch sie hier so etwas wie eine Familie gefunden.


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    [OOC: Nachwort]
    Damit endet die kleine Storyline um Saphires Vergangenheit. Weitere Kapitel zu ihrer Geschichte sind momentan nicht in Planung, wohl aber zu Nevren in dessen Geschichte Saphire noch mal einige Gastauftritte haben wird. Ich danke allen Mitlesern und Interessierten und hoffe angemessen unterhalten zu haben.
    Als kleines Dankeschön gibt es noch eine kleine Zeichnung von mir hinten dran, die Riley zeigt, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Allerdings kann ich überhaupt nicht zeichnen, also weder Augen, noch Haare, noch Lippen, noch irgendwas anderes, geschweige denn Schatten oder Coloration. Seht es mehr als kleines, peinliches Extra aus der Gedankenwelt des Autors :face_with_tongue:

    Glückwunsch zum Zweihundersten!


    Ich bin zwar kein Fan von musikalischen Hintergründen, weil ich denke, dass jeder für sich selbst ein Gefühl aus dem Text entwickeln sollte, aber man muss die Videos ja schließlich nicht starten. :smiling_face_with_sunglasses:


    Ich hatte bisher nur mal die ersten 4 Beiträge von Snapshots gelesen. Ich bin zwar neugierig, war dann aber als Leser dann zunehmend verwirrt. Klar, es sind Kurzgeschichten, aber zumindest am Anfang fällt es mir schwer Zusammenhänge aus deinen Erzählungen herzustellen. Ich versuche momentan noch Trigger einzuordnen. Sie ist ein Chiss und erfüllt zumindest bisher nur wenige Klischees der Chiss-Rasse. Soweit so gut.
    Doch dann werden Sith-Lords erwähnt, die sie komisch angucken als sie Caf macht. Man liest Stimmen in Kursiv, doch es fällt schwer zu verstehen woher diese kommen. Sind es ihre Gedanken oder hört sie etwas? Ich suche nach Kontext, aber zumindest am Anfang ist es schwer alles richtig einzuordnen, wenn man den Charakter gar nicht kennt. Ich denke, wenn ich diese Hintergründe noch erfahren könnte, könnte das Lesen auch weiterhin interessant bleiben.
    Abgesehen davon liest es sich ja recht angenehm, auch wenn die Kurz-Geschichten dann manchmal schneller zu Ende sind, als mir lieb ist. :slightly_smiling_face:

    [Flashback] Entfliehen


    Saphire stöhnte erschöpft als sie ihren Körper ein letztes mal auf Höhe einer Eisenstange in ihrer Unterkunft wuchtete. Sie hatte nicht gezählt, wie viele Klimmzüge es waren, sondern machte stets so lange, wie ihr Körper es zuließ. Sie schwitzte, trotz eines ärmellosen Oberteils und langen, blauen Sporthosen. Sie wollte sich nur noch waschen und dann ins Bett gehen, als auf einmal die ganze Raumstation erschütterte. Saphire behielt mit Mühe das Gleichgewicht, dachte erst an einen Meteoriteneinschlag, aber das hatte es in den vergangen elf Jahren, die sie hier war, noch nie gegeben. Alarmsirenen ertönten und aufgeregte Schreie der Wachen füllten die Hallen. Zwei weitere Erschütterungen folgten und rissen Saphire um. Funken sprühten durch ihr Zimmer und die automatische Zellverriegelung ihrer Tür setzte aus. Saphire reagierte schnell, rannte zur Tür und riss sie auf. Im ersten Moment, wollte sie sich nur in Sicherheit wissen.
    „Saphire!“, rief ein Menschenmädchen zu ihrer Linken und wank sie zu sich heran. Es war Judy, aus der Kabine neben ihr, die ebenfalls aus ihren Zimmer gelaufen war. Sie waren im gleichen Alter, doch sie war deutlich größer und dunkelhäutig. „Judy? Was ist hier los?“, fragte Saphire und eilte zu ihr. „Ich weiß nicht. Ich habe die Wachen brüllen hören, dass die Station angegriffen wird.“, antwortete sie aufgeregt. Egal wohin Saphire sah. Überall versagten die Zelltürfunktionen und Kinder strömten auf die Gänge hinaus. Es dauerte nicht lange bis die Wachen, die im Sektor verblieben waren, eine Gegenreaktion forderten. „Zurück in die Zellen!“, riefen sie lauthals und gaben zunächst Warnschüsse ab. Doch die meisten Kinder hatten zu sehr Angst und liefen panisch davon. Die Wachen taten was nötig war und schossen jedes flüchtende Kind nieder, das sie vor den Lauf bekamen.
    „Los! Wir müssen hier weg!“, forderte Judy, griff ihre Hand und riss sie mit sich. Die beiden Mädchen liefen begleitet von Blastergewehrbeschuss, die Treppen zum oberen Ausgang hinauf. In diesen Minuten war der Ausgang zum oberen Stationsbereich unbewacht, dort wo nur die Mitglieder von Red Moon Zugang hatten. Als sie den Hauptsaal hinter dem Zugang erreichten, hielten Judy und Saphire kurz inne. Auch hier waren keine Wachen mehr gewesen und andere Sicherheitsfunktionen der Türen schienen ausgefallen zu sein. Ohne gültige ID-Card, so wussten sie, würden sie von hier normalerweise nicht weiter kommen. Doch dieses mal standen ihnen alle Wege buchstäblich offen. „Ich bleibe nicht hier um abzuwarten, wie vielleicht die ganze Station noch in die Luft fliegt. Ich schlage vor, wir laufen zum Hangar und hoffen dass dort noch Schiffe stehen, mit denen wir abhauen können.“, meinte Judy entschlossen. „Einverstanden. Kennst du noch den Weg?“, erwiderte ihre Begleitung etwas erschöpft. Judy nickte und rannte los. Saphire folgte ihr, verlor sich aber in beinah in einer Art Trance. Adrenalin schoss durch ihre Adern, doch die Anstrengungen des Trainings zerrten noch an ihr. Alles schien wie in einem Traum und war doch so real. Zum ersten mal in ihren Leben verspürte sie ein für sie merkwürdiges Gefühl - das Gefühl über sich selbst bestimmen zu können.


    Sie kannten sich auf den oberen Ebenen eigentlich nicht aus, doch der Weg zum Hangar war ihnen vertraut. Sobald ein Kind auf dieser Station das erste mal eine Waffe tragen und abfeuern konnte, wurden sie unter Aufsicht auf Testeinsätze geschickt. Dafür war der Weg zu den Raumschiffen Voraussetzung. Meistens wurden sie auf Kleinkriminelle losgelassen oder mussten in Dschungelwelten wilde Bestien jagen. Saphires letzter Trainingseinsatz lag etwa 20 Standardtage zurück. Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie auf dem Dach eines Hochhauses auf Coruscant lag. Sie hatte Überblick über weite Teile eines Marktplatzes. Ihr Ziel war ein Mann, ein Mensch, der sich offenbar von den falschen Leuten Geld geborgt hatte, das er nun nicht mehr zurückzahlen konnte. Saphire bekam vor der Mission keine Namen oder Motive, erfuhr meistens erst danach davon. Nur Ein Bild und einen Ort an dem es geschehen sollte.
    Saphire lag da und wartete, das Gewehr an ihre Schulter gepresst, ihr rechtes Auge an den Visor gelegt. Das Zielobjekt war in Sichtweite gekommen, doch es gab ein Problem. Hunderte, wenn nicht gar tausende Zivilisten standen um ihn herum und kurz darauf wurde er auch noch von zwei Ordnungshütern angehalten. Scheinbar hatten sie bereits nach ihm gefahndet. Der Mann machte es ihr nicht einfach und lief durch die Menschenmengen vor dem Gesetz davon. Die Ordnungshüter waren ihm auf der Spur, doch Saphire sollte ihn besser vor ihnen erwischen. Die Distanz zum Ziel betrug bald über 1000 Meter. Sie wusste, dass die Trainer sie beobachteten. Würde sie daneben schießen oder gar die falsche Person treffen, würde das ihren Tod zur Folge haben. Sie hätte weglaufen können, doch sie wusste, dass sie einen Chip im Rücken hatte, mit der man sie jederzeit orten konnte. Ob sie den Abzug drücken würde oder nicht, lag letztendlich nicht in ihrer Entscheidungsgewalt, denn entweder er würde an diesem Tag sterben oder sie. Ihr Zielobjekt wollte gerade in eine Seitengasse flüchten, doch die Ordnungshüter waren nicht weit hinter ihm, drohten bereits damit das Feuer zu eröffnen. Saphire atmete ein, fast so als wolle sie sich selbst beruhigen. Sie streichelte bereits den Abzug ihres Gewehrs, während sie letzte Korrekturen in der Ausrichtung machte. Die Waffe war eher von altmodischer Technik, mit Projektilgeschossen, statt mit Laserbatterien. Saphire bevorzugte dies, denn letzte erzielten auf höhere Distanz nicht immer ihre volle Durchschlagskraft. Ihr Opfer schien über eine Mauer entkommen zu wollen, während die Gesetzeshüter bereits ihre Waffen nach ihm ausstreckten und ihn mahnten stehen zu bleiben. Saphire drückte ab, spürte den Rückstoß ihres Gewehrs und sah durch den Visor, wie der Kopf des Mannes wie eine Melone zerplatzte. Noch bevor die beiden Männer, die Recht und Gesetz auf Coruscant vertraten, überhaupt wussten was geschehen war, hatte das Mädchen ihre Position abgebaut und war zum vereinbarten Treffpunkt aufgebrochen.


    „Saphire! Vorsicht!“, rief Judy auf einmal und riss sie aus ihren Gedanken. Das Mädchen drückte sie an die Wand und lugte vom Gang aus in eine Halle hinein, die zum Hangar führte. Saphire beugte sich um sie herum und sah wie dort die Kämpfe um die Station bereits im vollen Gange waren. Für einen kurzen Moment wollte sie noch einmal glauben, dass die Streitkräfte der Republik endlich kamen um sie zu retten, doch die Soldaten der Angreifer trugen imperiale Wappen.
    Saphire entdeckte einen Sith in der Mitte der Imperialen, gehüllt in eine weite, schwarze Robe, sein Gesicht hinter einer metallenen Maske verborgen – ein Inquisitor, wie sie meinte. Er schwang sein rotes Lichtschwert und wehrte damit mühelos den Blasterbeschuss von Red Moon auf sich ab. Blitze schossen aus seiner freien Hand und erledigten gleich mehrere Soldaten und Droiden der Organisation. „Da kommen wir nicht durch.“, resümierte das blonde Mädchen angespannt. „Vielleicht gibt es einen anderen Weg hinein“, gab ihre dunkelhäutige Freundin zurück. Ihre Augen mussten nicht lange suchen. „Dort, ein Lüftungsschacht.“, riefen sie gleichzeitig.
    Beide Mädchen huschten am Sichtfeld der kämpfenden Parteien vorbei und entfernten das Gatter zum Belüftungsschacht. Fortan kroch Judy vor ihr her, wie sie hoffte, auf den Weg zum Hangar. Es war stickig und dreckig, aber es war der einzig sichere Weg nach draußen, wie man glaubte. Etwas unvermittelt hielt Judy kurz inne, wodurch Saphire, die sich wie in Trance voran arbeitete, mit ihrem Gesicht direkt in ihr Gesäß stieß. Judy stöhnte empört auf und drückte ihre Gefährtin mit den Fuß zurück. „Pass doch auf!“, schimpfte sie, während sie versuchte bei einer Gabelung der Schächte, die richtige Richtung zu wählen. „‘Tschuldige.“, gab Saphire kleinlaut zurück und besonn sich darauf, sich mehr zu konzentrieren. Der Anblick von Judys Hinterteil, welches sie in viel zu knappen Shorts bedeckt hielt, war ihr unangenehm, so dass sie bisher nicht allzu sehr nach vorn geschaut hatte. Sie entschloss sich etwas mehr Abstand zu halten um so etwas wie zuvor zu vermeiden.


    Die beiden kamen gut voran und wähnten sich schon am Ausgang zum Hangar, doch natürlich war das Voranschreiten im engen Belüftungsschacht nicht gänzlich Geräuschfrei. Im Hangar musste man sie gehört haben, denn die Soldaten dort fühlten sich veranlasst ohne Vorwarnung zu feuern. Der Schacht wurde von Blastersalben durchsiebt und riss schließlich auseinander. Judy fiel heraus und landete im Hangarbereich. Sie war tot bevor sie auf den Boden aufschlug, getroffen von mehreren Blasterschüssen. Saphire hatte Glück, denn sie hatte Abstand gehalten und die Soldaten hatten sie noch nicht gesehen. Sie wollte um Judy trauern, hielt aber jedes Geräusch hinter ihrem von Emotionen zerworfenen Gesicht zurück. Noch immer im Schacht kauernd, zog sie sich vorsichtig, so leise wie möglich zurück. Sie kroch den Weg, den sie gekommen war rückwärts weiter. Mit jedem Meter, dem sie dem Ende des Lüftungsschachts näher kam, wurde sie schneller und hektischer. Sie wollte nur noch weg.


    Wieder am Ausgangspunkt angekommen, nahm sie die erste beste Tür in Sichtweite und fand sich so in einer Kantine wieder. Es war eigentlich mehr eine Empfangslounge, von der man einen schönen Ausblick auf das Weltall bekam. Kaum, dass sie den Raum betreten hatte, prasselte Blasterfeuer auf sie nieder. Sie überlebte nur, weil sie über eine der imperialen Leichen am Boden stolperte und hinfiel.
    „Wartet! Das ist eine Schülerin!“, rief auf einmal eine vertraute stimmte und ließ das Blasterfeuer verstummen. Es war Grief, der Kommandant der Station und hohes Tier bei Red Moon. Zusammen mit einigen Soldaten, hatte er sich hinter einer Barrikade von Tischen verschanzt und schien hier die Stellung halten zu können. „Wie heißt du, Mädchen?“, fragte er, während Saphire sich aufrappelte. „Saphire …“, antwortete sie demütig. Sie wusste nicht, ob ihr nun der Tod drohte oder ob er ihr gnädig gesinnt sein würde. In Anbetracht der Situation entschied er sich für letzteres. „Hör zu, Saphire. Wir sind deine Familie. Wir haben die letzten Jahre für dich gesorgt, haben dir alles beigebracht. Kämpfe an unserer Seite und dir sei dein Fehltritt verziehen.“, wirkte Grief auf sie ein, denn er konnte jeden weiteren Kämpfer an seiner Seite gebrauchen. Saphire wusste dass er ein Lügner und Mörder war, dass er sie ausnutzen würde, so lange sie ihren Zweck erfüllen würde, aber sie sah keinen anderen Weg zu überleben als weiterhin treu zu dienen. Sie ging auf Grief zu, bereit eine Waffe im Empfang zu nehmen, da klimperte es hinter ihr. Sie drehte sich zu dem Geräusch um und riss entsetzt die Augen auf. „Granate!“, rief einer der Söldner von Red Moon. Das junge Mädchen versuchte sich durch einen Hechtsprung zu retten, doch die Wuchte der Explosion schleuderte sie noch weiter in eine Tischreihe hinein. Die Möbel zerbrachen unter der Wucht ihres Aufpralls. Zahlreiche kleine Wunden am ganzen Körper machten ihr zu schaffen. Sie fühlte sie orientierungslos und kroch ziellos am Boden entlang, Als sie aufblickte, sah sie wie der Sith von zuvor den Raum betrat, begleitet von einigen Soldaten des Imperiums. Saphire griff sich einen Herrenlosen Blaster und richtete sich soweit aus, dass sie in Richtung der Eindringlinge saß. Erschöpft und ausgelaugt lehnte sie an der Tischplatte, kaum fähig ihren Blaster zu halten. Die Soldaten und der Sith nahmen sie zunächst nicht wahr, wohl weil sie schon ziemlich tot aussah, bei so viel Blut und Dreck, was über ihren Körper verteilt war.


    Der Sith schien den Unterschied auszumachen und das Gefecht zu Gunsten des Imperiums beenden zu können, da streckte ihn Grief mit einer Schockpistole nieder. Diese Einmalwaffen waren eigentlich dazu gedacht um Opfer, die man lebendig brauchte, Kampfunfähig zu machen, doch auch hier erfüllte sie ihren Nutzen. Der Sith sackte zusammen und Grief nutzte die Gelegenheit ihm ein Messer in den Rücken zu jagen. Der Schmerz entriss ihm sein Lichtschwert, welches in Saphires Nähe rollte. Er ging zu Boden, doch Grief setzte nach, warf sich auf ihn und wollte ihm das Messer durchs Herz jagen. Der Sith wendete die Attacke mit seinem linken Arm ab und hielt Grief am Handgelenk fest. Der Kommandant von Red Moon verstärkte den Druck auf den Sith und legte seine zweite Hand hinzu. Der Verzweiflung nah, nutzte sein Gegner die Macht um sein Lichtschwert zurück zu holen, doch es hatte sich unglücklich zwischen zwei Stuhlbeinen verkeilt, so dass er wieder davon ablassen musste und seine zweite Hand zum Widerstand gegen das Messer hinzuzog.
    Beide hatten jedoch, bei dem Versuch das Lichtschwert zurück zu holen Saphire bemerkt. Grief sah ihren Blaster und forderte sie auf, den Sith zu töten. „Leg ihn um, Saphire! Schieß! Ich bin deine Familie! Du gehörst zu mir und nun knall ihn ab!“, schrie er sie eindringlich an. Saphire saß in der Zwickmühle. Sie hätte auch versuchen können, das Lichtschwert aus seiner Lage befreien zu können, um so dem Inquisitor zu helfen. Jede Bewegung schmerzte und so hob sie ihren Blaster an. „Nun schieß endlich!“, fauchte Grief aufgeregt, wissend, dass der Sith ihn irgendwann überwinden konnte. Saphire atmete schwer, doch während in der Realität vielleicht drei oder vier Sekunden vorbei gingen, blieb für sie die Zeit in diesem Moment für eine kleine Ewigkeit stehen. Sie hatte nicht vergessen, nichts von dem, was man ihr angetan und zugemutet hatte. Sie hatte keine Kindheit, keine Freunde, keine Freiheit gehabt. Stattdessen hatte man ihr Perfektion und Gehorsam beigebracht. Sie erinnerte sich an Anna, die von Grief als junges Mädchen vergewaltigt wurde, nur weil sie schön war. Saphire würde im nächsten Standardjahr 18 Jahre werden, doch so wie sie die Organisation kannte, war die dann angepriesene Freiheit wohl kaum umfangreicher als die, die sie während der Trainingsmissionen genoss. Sie verspürte keine Dankbarkeit. Wegen der Organisation spürte sie ohnehin recht wenig. Emotionen bedeuteten hier Schwäche und nur ohne diese konnte sie all das all die Jahre ertragen.
    Letztendlich richtete das blonde Mädchen mit dem burschikosen Haarschnitt ihren Blaster auf ihren Feind und drückte ab. Der Schuss bohrte ein tiefes Loch in Griefs Kopf und ließ ihn leblos von seinem Gegner fallen. Der Inquisitor raffte sich umgehend auf und ging auf das Mädchen zu. Er holte sein Lichtschwert zwischen den Stühlen hervor und aktivierte dessen roten Strahl. Er sagte nichts, während Saphire ihren Blaster auf ihn gerichtet hielt, bereit ein weiteres mal abzudrücken. Der Sith kam näher und kniete sich zu ihr nieder, so nah, dass ihr Blaster fast seine Brust berührte. Das Mädchen fühlte sich starr vor Angst, ihr Finger verkrampfte am Abzug. Sie wusste nicht, ob ihr der Kraft, der Wunsch oder der Wille fehlte, abzudrücken.
    Sie spürte wie seine Hand, bekleidet durch einen schwarzen Lederhandschuh, behutsam über ihre linke Wange strich. Mit selbiger fuhr er anschließend über ihr Haar und tätschelte sie beinah. Er zog ihr den Blaster aus der Hand und warf ihn weg. Schließlich wendete er sich wortlos ab und kehrte ins Gefecht zurück. Er schien auf dem Weg nach draußen etwas in seine Maske zu sprechen, doch sie verstand nicht was. Saphire würde nie seinen Namen erfahren.


    Sekunden später trafen zwei weitere Soldaten des Imperiums ein. Einer war seiner Ausrüstung nach ein Feldsanitäter, der andere seiner Uniform nach ein Colonel. „Wie ist dein Name?“, fragte letzterer, während der Sanitäter ihre Vitalfunktionen scannte. „Saphire.“, gab sie müde zurück. „Wie alt bist du?“, hakte er nach. „Siebzehn.“, antwortete sie mit schwacher Stimme, auch wenn es für den Colonel wohl er ein Test war, ob sie ihm vernünftig antworten konnte. „Wo sind die anderen Kinder, Saphire?“, wollte er schließlich wissen und musste schon beinah schreien, um sie bei Bewusstsein zu halten. Sie erklärte ihm den Weg so gut sie konnte, gestikulierte hin und wieder mit ihren Händen, doch obwohl sie sich sprechen hörte, merkte sie, wie sie kaum noch die Dinge um sie herum wahr nahm. „Okay, bringen Sie die Kleine aufs Schiff. Wir rücken vor.“, sagte der Colonel zu dem Sanitäter. Sekunden später wurde ihr schwarz vor Augen.


    Saphire erwachte auf der Krankenstation eines imperialen Kreuzers. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht ihr frische Kleidung zu bringen, doch als sie sich umsah, war ihr klar, warum ihr dieser Luxus nicht zuteilwurde. Überall lagen Soldaten, vielen von Ihnen ging es wohl noch schlimmer als ihr. Sie alle hatten am Kampf um die Raumstation teilgenommen. Erst in diesen Minuten begann sie zu realisieren, dass ihr Alptraum endlich vorbei war. Zum ersten mal seit Jahren, weinte sie wieder, doch dieses mal, waren es Tränen des Glücks.


    Einige Zeit später erfuhr sie, dass etwas mehr als 80 von den über 400 Kindern gerettet werden konnten. Es wären mehr gewesen, hätten die Wachen von Red Moon nicht das Feuer auf die Insassen eröffnet. Das Imperium hatte die Basis gestürmt, weil dort Attentäter ausgebildet wurden, die auch Sith oder andere wichtige Persönlichkeiten des Imperiums auf dem Gewissen hatten. Red Moon war nun nicht mehr und es gab keine Angaben von überlebenden Mitgliedern, an denen man sich hätte rächen können. Die verbliebenen Kinder, so auch sie, kamen in ein Auffangheim auf Droomund Kaas. Dort wurden sie gut behandelt und mit imperialer Propaganda gefügig gemacht, damit sie bald schon ein Teil des Systems werden konnten. Saphire brauchte das jedoch nicht um zu wissen, dass sie sich mit ihrem 18. Geburtstag beim imperialen Militär eintragen würde. Sie würde zwar in der Zeit im Heim versuchen andere Interessen zu entdecken, musste jedoch feststellen, dass sie nichts anderes konnte außer mit Waffen umzugehen. Das Leben, dass ihr von diesen Tage an bevor stand, war vielleicht nicht das Ideal ihrer verbliebenen kindlichen Fantasie, aber mehr als sie sich nach elf Jahren noch zu hoffen gewagt hatte. In Saphires Gesicht fand sich dieser Tage etwas ein, dass sie längst glaubte, verlernt zu haben: Sie begann zu Lächeln.

    [Mission] Nacht über Alderaan


    Gewehrfeuer schlug neben Riley ein, während sie versuchte einen elektronischen Mechanismus eines Sprengsatzes außer Kraft zu setzen. Aufgeregt sah sie zu ihren wenigen noch lebenden Teamgefährten, die versuchten mit Blastern ihre Stellung zu halten. Von sämtlichen Fluchtwegen abgeschlossen blieb ihr nur die Wahl, die Bombe vor ihr zu entschärfen, bevor sie einen gewaltigen Damm, in dem man sich befand, zum Einsturz bringen würde. Dabei waren die Missionsparameter in den Morgenstunden noch relativ einfach gehalten. Man ahnte nicht, dass man bereits zu spät eingeteilt wurde, um für die Sicherheit eines Staudamms zu sorgen, der große Landstriche des Hauses Thul überfluten konnte, falls dieser zerstört würde. Zumindest hatte der imperiale Geheimdienst effizient genug gearbeitet um heraus zu finden, dass dieses Objekt als Anschlagsziel ausgewählt wurde.
    Dennoch war man der Art der Bedrohung keinesfalls gewappnet. Punkt 17:00 Uhr alderaaner Ortszeit drehten sämtliche Wartungsdroiden durch und begannen mit Waffen aus Verstecken das Feuer zu eröffnen. Eher zufällig war man zuvor über einen Sprengsatz im untersten Stockwerk gestoßen, den Riley bereits entschärft hatte. Nach ihren letzten Kenntnisstand waren es insgesamt drei, verteilt auf verschiedene Ebenen des Damms. Die angeforderte Verstärkung traf vielleicht nicht mehr rechtzeitig ein um sie heraus zu hauen und die Uhr am Timer der Bombe tickte gnadenlos herunter.
    Riley kam nur mühsam voran, weil verschiedene Codesegmente hochgradig verschlüsselt waren. Sie blickte sich zu ihren Leuten um und bemerkte dass nur noch zwei von ihnen lebten um ihr Deckung zu geben. Todesangst machte sich in ihr breit, doch so wollte sie nicht sterben.


    Plötzlich ertönte eine vertraute Stimme über Funk in ihr Ohr. „Verstärkungen sind eingetroffen.“, sagte eine Person und Riley versicherte sich sofort zurück. „Saph, bist du das?“, fragte sie. „Klar, oder denkst du ich lass dich hier so einfach drauf gehen?“, gab diese scherzend über Funk zurück. Riley lächelte, hatte aber wenig Zeit zur Freude. „Okay, Saph. Hör zu. Oben auf dem Damm ist ein Wachhäuschen. Meine Einheit hat mir durchgegeben dort einen weiteren Sprengsatz entdeckt zu haben. Ich habe keinen Funkkontakt mehr mit Ihnen.“, gab sie rasch durch. „Okay, ich check das mit meinem Team. Was ist mit dir?“, erwiderte sie entschlossen. „Ich bin drei Ebenen unter dir. Mein Team hier steht unter Dauerbeschuss, aber die Bombe oben hat Priorität.“, antwortete sie, während sie weiter versuchte den Sprengsatz vor ihr zu entschärfen.


    Einige Sekunden später erfolgte eine erste Rückmeldung von der Verstärkung. „Okay, die Bombe ist hier. Von deinen Leuten hat es keiner geschafft. Tut mir Leid.“, meldete Saphire. „Verdammt! … Okay, was zeigt die Uhr auf dem Display an?“, fragte Riley besorgt. „6 Minuten, 12 Sekunden.“, berichtete man ihr. „Was!? Ich brauch noch mindestens zwei Minuten allein für diese Bombe! Bis ich bei euch bin, geht das Ding hoch, wenn ich es überhaupt zu euch schaffe. Wenn nur eine explodiert, bricht der Damm. Ihr müsst sie entschärfen!“, rief Riley aufgeregt. „Okay, ich hab jemanden dabei. Wir sichern die Zone hier oben. Mach du nur, dass du da lebendig raus kommst, Riley.“, gab Saphire energisch zurück.


    Auch für Saphire sollte die Rettungsmission kein Selbstläufer werden, denn kaum hatte sie einen Mann, auf den Sprengsatz angesetzt, kamen schon von allen Seiten Droiden herbei, die auf sie feuerten. „Stellung halten!“, gröhlte sie ihren Mitstreitern zu, die sogleich das Feuer erwiderten. Mit ihrem Scharfschützengewehr hatte sie eine große Erfolgsrate, aber ihre leicht gepanzerte Uniformierung, würde nicht ausreichen um mehr als einen Treffer einzustecken. Sie musste sich vorsehen.


    Riley gelang es wenige Minuten später den Timer ihrer Bombe anzuhalten und schließlich den Sprengsatz zu entschärfen. Von ihren Leuten stand nur noch Sgt. Lethan, der fast zeitgleich durch mehrere Blasterschüsse zu Boden ging, wie sie ihre Arbeit beendet hatte. Riley nahm ihr Gewehr, bereit bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen, doch unter den Wartungsdroiden waren auch große Vierbeiner, die man mit einem Blastergewehr kaum empfindsam schwächen konnte. Sie schoss so viel es ging von den kleinen Droiden ab und wich den großen Geschossen bestmöglich aus. Innerlich wuchs in ihr Panik, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hier ihr Ende finden würde. Ihre Atmung wurde zunehmend hektischer, doch dann passierte etwas Unerwartetes.
    Plötzlich wurden die verbliebenen Droiden von einer Schockwelle gegen die Wand gewuchtet. Ein menschlicher Jedi-Ritter, gekleidet in einer weiten, weißen Robe, sprang aus einem der Seitengänge hervor und erledigte die Maschinen mit seinem blauen Lichtschwert in wenigen Sekunden. Riley war zu verdutzt um die Situation zu ihren Gunsten auszunutzen, denn schließlich rettete sie der Mann gerade. Reflexartig legte sie ihr Gewehr an als der Jedi sie nach getaner Arbeit bemerkte. „Wartet! Nicht schießen!“, rief er erschrocken und hielt seine Hände abwehrend nach vorn. „Ihr seid keine von denen, oder?“, fragte er als er sicher war, dass sie ihm ein paar Augenblicke Redezeit gönnen würde. „Ich weiß nicht wovon ihr sprecht, dreckiger Jedi.“, erwiderte sie verbissen. Im ersten Moment hätte sie geglaubt, die Jedi würden hinter dieser Aktion stecken, aber dann war es nicht schlüssig wieso dieser dann die Maschinen bekämpft hatte. „Ich weiß, das mag alles sehr schwer zu verstehen sein. Ich bin Jedi-Meister Nogtal Then. Lasst mich erklären …“, sagte er, bevor Riley empfindsam dem Abzug ihres Blastergewehres streichelte. Sie wusste, der Jedi könnte ihre Schüsse womöglich mit seinem Lichtschwer abwehren, doch er schien auf keinen Kampf aus zu sein. „Ich nehme an, ihr gehört zum Haus Thul. Alles andere würde wenig Sinn ergeben. Ich bin Botschafter des Hauses Organa. Jemand hier hat Sprengsätze im ganzen Damm verteilt und die Droiden mit einem Virus infiziert. Diese Sache muss von langer Hand geplant gewesen sein. In der Signatur des Virus sind Hinweise versteckt, die den Verdacht auf das Haus Organa lenken sollen, aber das stimmt nicht. M-meine Nachforschungen haben ergeben, dass dies hier das Werk vom Haus Rist sein muss. Vermutlich arbeiten sie im Auftrag vom Haus Ulgo. Das konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. A-aber, worum es geht ist, dass das alles hier dazu führen sollte, den Konflikt zwischen dem Haus Thul und Organa zu verschärfen. Wir sind letztendlich auf derselben Seite. Ihr müsst mir glauben!“, erklärte er ausführlich und steckte sein Lichtschwert wieder weg. „Schön und Gut. Und warum sollte ich dich nicht trotzdem einfach abknallen, Jedi? Ich kann ja sagen, es war einer der Droiden gewesen.“, blaffte Riley mutig zurück, doch der Jedi-Meister blieb besonnen. „Ich spüre einen großen Konflikt in Euch. Ihr seid Euch Eurer Taten bewusst, aber ihr seid nicht unbedingt stolz auf sie. Wir können beide hier noch lebend heraus kommen. Eure Leute oben, brauchen immer noch Eure Hilfe.“, antwortete er wissend. Fast wie aufs Stichwort funkte Saphire ihren Status durch.
    „Haben schwere Verluste erlitten. Können die Stellung nicht mehr lange halten.“, tönte es in ihr Ohr. Sie blickte noch einmal zum Jedi, ihr Gewehr noch immer auf ihn gerichtet, bereit zu tun was nötig war.


    Saphire sah sich derweil in einer kniffligen Lage. Sie hatte bis auf ihren Mann an der Bombe, all ihre Leute im Blasterfeuer der Droiden verloren. Ihr Gewehr war überhitzt und der Sprengsatz noch nicht entschärft. Im Funk war nur Rauschen zu hören und in ihr wuchs die Angst zu sterben. Schlussendlich krochen die kleineren Droiden durch die Fenster des Wachhäuschens ein. Saphire verteidigte ihre Stellung mit engagierten Blasterfeuer. Sie wusste nicht wie viele noch kommen würden, bemerkte aber, dass ihr Kamerad an der Bombe tödlich getroffen war. Sie war f die letzten verbliebenen Schock-Granaten nach draußen und hoffte damit so viele Droiden wie nur möglich zu erledigen. Die Agentin war erschöpft und die Uhr tickte die letzten 30 Sekunden hinunter. Das letzte Codesegment war noch nicht geknackt. Plötzlich sprang Riley von außen hinein und gesellte sich zu ihr. „Riley! Die Bombe!“, deutete Saphire aufgeregt an und ihre Freundin machte sich sogleich ans Werk. Das Blasterfeuer draußen wurde weniger, wenn gleich ihr nicht klar war, warum. Riley vollendete die Prozedur gekonnt und entschärfte die Bombe sieben Sekunden vor der Detonation. Kaum war die Gefahr gebannt, ließen sich die beiden Frauen erleichtert fallen. „Geschafft.“, ächzte Riley glücklich, aber erschöpft.
    Saphire wagte einige Minuten später einen Blick nach draußen und sah keinen kampffähigen Droiden mehr. Sie wusste nicht, dass der Jedi geholfen hatte und nahm an ihre Schock-Granaten hätten ihre Wirkung nicht verfehlt. „Ich schätze, wir haben es überstanden.“, meinte sie und atmete erleichtert aus.


    Die beiden Agenten saßen nach überstandenem Einsatz noch eine ganze Weile auf einem Bergvorsprung, der einen wunderschönen Ausblick auf Alderaans prächtige Landschaft und den geretteten Damm gab. Die Abenddämmerung setzte langsam ein und tauchte das Land in eine besinnliche Atmosphäre. „Hey Saph. Was hältst du davon, wenn wir das alles hinter uns lassen?“, fragte Riley verträumt und beugte sich über ihre angewinkelten Knie. „Was meinst du?“, erwiderte Saphire verwundert. „Ich meine, dass wir das Agentendasein aufgeben. Wir sind noch jung, wir haben noch so eine große Zukunft vor uns.“, sinnierte sie, doch Saphire musste schmunzeln. „Du meinst du willst in den Vorruhestand? Dafür musst du entweder uralt sein oder … ein Kind bekommen.“, meinte sie erheitert. Rileys Miene wurde jedoch betrübter. „Glaubst du wirklich die lassen mich ein Kind bekommen? Die reißen mir eher die Gebärmutter raus. Aber … ich möchte Kinder bekommen. Nicht heute, aber … irgendwann mal.“, gab sie wehmütig zurück. Saphires Augen waren geweitet und sie wollte etwas erwidern. Man merkte ihr die Betroffenheit an, aber es war schwer tröstende Worte für sie zu finden. Riley war für das Imperium in erster Linie eine Waffe, eine Waffe die zu funktionieren hatte, die sich im Einsatz keine Gefühle erlauben konnte. Aber nicht einmal Saphire war so naiv zu glauben, dass eine Mutter nicht an ihr Kind denken würde, wenn ihr ein riskanter Einsatz bevor stand. „Ich schätze, wir müssen Entbehrungen in Kauf nehmen, wollen wir eine Welt mit Frieden und Ordnung für alle.“, warf Saphire schließlich ein und verlor sich in Gedanken, beim Anblick der untergehenden Sonne. „Alderaan ist schön, findest du nicht.“, sagte Riley schließlich und lehnte sich wieder zurück. Sie lächelte und wendete sich Saphire zu. „Ja … wunderschön.“, erwiderte ihre diese, während sie ihr in die Augen sah. Riley lächelte noch etwas mehr und drückte Saphire sanft zu Boden. „I-ich m-meine …“, stammelte Saphire verlegen, als ihr bewusst wurde, dass sie etwas zweideutig geantwortet hatte. „Schon okay. Lass uns einfach noch ein Weilchen hier liegen bleiben, ja?“, meinte Riley schmunzelnd und legte sich neben ihre Mitstreiterin. „Aber heute Abend betrinke ich mich erst mal.“, resümierte Saphires Gefährtin abschließend, was beide zum Lachen brachte.


    Saphire erwachte am nächsten Morgen in einem übertrieben prunkvoll eingerichteten Hotelzimmer, so wie es für Alderaan eben üblich war. Sie war nackt, nur noch mit ihrem Slip bekleidet und erinnerte sich an fast gar nichts mehr. Mühsam versuchte sie die Erinnerungen des Vortages abzurufen und fand sich dort in einem Trinkwettstreit mit Riley wider. Sie wusste noch, dass ihre Freundin am Vorabend so niedergeschlagen war, dass man sich durch ein paar Drinks wieder auf andere Gedanken bringen wollte. Saphire musste sich eingestehen, dass sie an diesen Abend zu viel getrunken hatte. Sie richtete ihren Kopf nach links, wo zu ihrer Überraschung Riley lag, deren gänzlich nackter Körper nur halbherzig von dem Rest der Decke abgedeckt war. Saphire realisierte dass nicht nur ihre Bettdecke auf ihr lag, sondern auch noch Rileys linker Arm halb um sie geschlungen war. Sie lief augenblicklich so hochrot an, dass man glauben konnte, ihr Kopf würde gleich explodieren. „Oh nein! Oh nein! Was ist passiert?!“, kreischte sie und richtete sich panisch auf, wodurch ihre Bettnachbarin ebenso erwachte. „Oh, Guten Morgen, Saph.“, murmelte sie noch leicht verträumt hervor. „D-das tut mir so schrecklich Leid … ich … ich weiß nicht … wie das passieren konnte. Was ist überhaupt passiert?!“, stammelte sie hektisch. „Ganz ruhig, Süße. Du hast gestern Abend etwas zu viel getrunken. Ich konnte dich so nicht alleine lassen und hab dich mit auf mein Zimmer genommen.“, erklärte ihr Riley, die sich müde die Augen rieb. Saphire wusste vor Aufregung nicht, ob sie ihren Blick von ihr abwenden sollte oder nicht – also tat sie beides, immer wieder abwechselnd. „Es ist nichts schlimmes passiert, Saph. Ich hab uns ausgezogen und mich neben dir schlafen gelegt.“, erklärte sie mit ruhiger Stimme und hockte sich auf den Rand des Betts, während Saphire sich die Bettdecke beschämt bis zum Hals hochhielt. „Du warst so betrunken und … wir haben ein bisschen rumgemacht, aber ich wollte die Situation nicht ausnutzen.“, fuhr sie fort und ließ ihren Blick zur Uhr wandern, die auf einer Kommode eingebaut war. „Was, so spät schon?“, murmelte sie leise. „Das ist wohl der peinlichste Moment meines Lebens.“, stammelte Saphire mit hochrotem Gesicht. Sie stand noch immer etwas neben sich, als sie sich krampfhaft versuchte zu erinnern. Plötzlich hockte sich Riley auf ihren Schoß und legte ihren linke Hand um ihre Schulter, wodurch sie sie näher zu sich heran zog. Saphires Herz sprang vor Aufregung fast aus der Brust als sich der nackte Körper ihrer Gefährtin an sie schmiegte. „Ach, Saph. Bleib bitte einfach so wie du bist …“, sagte Riley mit einem seltsam in sich gekehrten Blick. „Riley … ich …“, wollte Saphire erwidern, wurde aber durch einen berstenden Schmerz in ihren Rücken unterbrochen. Riley hielt mit ihrer rechten Hand eine kleine Apparatur an selbigen, der ihre Freundin schockte und lähmte. Ihre Miene war so voller Bedauern, doch Saphire verstand nicht. Ihr ganzer Körper war wie betäubt und sie konnte kaum noch ihre Augen bewegen. „Es tut mir so Leid, Saph. Ich weiß, du hast es immer gut mit mir gemeint. Du hast eine Erklärung verdient.“, sagte sie und stieg von ihr herunter um sich anzuziehen. „Ich hätte dich gerne mitgenommen, aber nach unserem Gespräch gestern, wusste ich, dass du dich für das Imperium entscheiden würdest. Ich habe dich gestern Abend in der Bar betrunken gemacht, weil ich noch einen Kontaktmann hier auf Alderaan treffen wollte. Er hat mir gesagt, ich könne im Austausch von Informationen zur Republik übertreten, aber das Zeitfenster ist sehr eng. Ich bekomme eine neue Identität, eine neue Chance zu leben, Saphire. Ich möchte, dass du das verstehst. Ich kann das einfach alles nicht mehr. Ich will eine Familie gründen und in Frieden leben, nicht jeden Tag mein Leben für Mächte aufs Spiel setzen, die mir im Grunde nichts bedeuten.“, erzählte sie mit immer traurig werdender Stimme. „Riley …“, ächzte Saphire mühsam hervor, wenn gleich der noch anhaltende Schock der kleinen Apparatur alle weiteren Worte oder Reaktionen erstickte. „Ich wollte vor dir wach sein, damit ich dir das hier nicht antun muss. Bitte, vergib mir.“, fuhr sie traurig fort und gab Saphire noch einen letzten, innigen Kuss auf die Lippen. Eine einsame Tränke lief über Saphires Wange und zunächst war nicht klar, wem sie gehörte.
    Fertig eingekleidet und das nötigste Gepäck in einem Rucksack verstaut, verließ Riley schließlich das Zimmer und ließ ihre einstige Gefährtin zurück.


    Eine Stunde später blickte Riley den Jedi in die Augen, dem sie am Vortag im Damm getroffen hatte. Er hatte sie erfolgreich durch alle Passkontrollen des Raumhafens von Organa geschmuggelt und deutete nun an in sein Raumschiff zu steigen. Er war ein Ehrenmann und würde sie nicht betrügen, das spürte sie. Ihr neues Leben lag nur wenige Meter von ihr entfernt. Sie drehte sich noch einmal um, fast so als erwartete sie das Saphire doch noch auftauchen würde um zu versuchen sie umzustimmen. Riley erinnerte sich daran, wie Saphire ihr stets nachzueifern versuchte und dass sie Freunde bleiben konnten, weil sie es mit viel Herzblut und Einsatzwillen schaffte in das Agentenprogramm des Imperiums aufgenommen zu werden, so wie sie selbst zuvor. Die junge Frau ballte die Hand zur Faust, wissend dass ihr der kleine Blondschopf fehlen würde. Als das Raumschiff mit ihr abhob, war ihr klar, dass es nun kein Zurück mehr gab.

    [Mission] Vergessene Relikte


    Gebannt verharrte Saphire eine Zeit lang an einer Glasfassade, die ihr den Ausblick auf einen riesigen, orangefarbenen Gasgiganten erlaubte. Der Planet hatte nur vier Monde und lag in einem abgelegenen Sonnensystem. Auf einem dieser Monde, der im Grunde eine öde Gesteinslandschaft war, hatte sie sich Zugang zu der dortigen imperialen Geheimbasis verschafft. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es ihren neuen Verbündeten, dem Sith Nevren, gelungen war, diesen Ort aufzuspüren. Kopfschüttelnd wendete sie ihren Blick vom Ausblick ab und ging den Gang weiter voran, das Gewehr eng an ihren Körper angelegt. Es gab hier noch viel zu tun.


    Unbemerkt hatte sie es bis zu den Umkleiden geschafft. Über ein kleines Handgerät gelang es ihr Mühelos die dortigen Spinde zu hacken. Die ersten drei waren leer, doch im vierten Spind fand sie endlich eine passende Uniformierung. „Uh, ein Lieutenant.“, dachte sie leise vor sich hin und zog die Uniform über. Ihr schwarzer Vollkörperanzug mochte zwar vor Hitze und Kälte schützen, doch nun musste sie nicht mehr unbedingt durch Wartungsschächte kriechen um weiter voran zu kommen. Behutsam verstaute sie ihr Gewehr in einer Tasche und machte sich daran, weiter zu den Fahrstühlen vorzudringen. Dort angekommen, standen zwei Wachen bereit und salutierten standesgemäß als sie sich näherte. Einen Moment lang dachte sie daran, nach der Projektilwaffe an ihren Gurt zu greifen, erwiderte die Geste jedoch einfach und marschierte ungehindert in den Fahrstuhl ein. Von den vier möglichen Untergeschossen, musste in einem die Kommandozentrale liegen. Sie hoffte das Beste und wählte den Knopf für das erste Untergeschoss. Der Fahrstuhl sank erwartungsgemäß nach unten.


    Ihr Gefühl ließ sie nicht im Stich, denn hinter einer kleinen Vorhalle, konnte sie bereits einen Schriftzug erkennen, der andeutete dass sie hier richtig war. Ohne großes Aufsehen zu erregen lief sie am übrigen Personal vorbei. Niemand wollte ihren Pass sehen oder sie befragen. An für sich wäre das seltsam gewesen, doch wäre sie nicht über einen Versorgungsfrachter eingeschmuggelt worden, wäre ein Zugang zu dieser Mondstation ohne aufzufallen ohnehin kaum möglich gewesen. Offenbar war man nicht davon ausgegangen je entdeckt zu werden.
    In der Kommandozentrale angekommen, wurde sie jedoch gleich skeptisch von den vier eingeteilten Technikern beäugt. „Mein Name ist Lt. Wayne. Ich muss ihnen über ein Sicherheitsproblem auf Ebene 1 berichten!“, sagte sie mit strenger Stimme. „A-aber auf ihren Namensschild steht Raider, Sir.“, merkte einer der Techniker an. „Naja, Wayne interessiert‘s …“, gab sie schmunzelnd zurück, zog eine Projektilwaffe und feuerte lautlos auf die Techniker. Ihre extreme Treffsicherheit zeichnete sich aus, denn so waren die vier Techniker ohne größeren Aufwand durch Pfeilgeschosse betäubt wurden.


    Momente später hatte sie einen der Plätze der Techniker eingenommen und die Zugangstür elektronisch von einer der Konsolen verriegelt. „Okay, Nevren. Bestätige Übernahme des Kontrollzentrums. Checke die Datenbanken …“, berichtete sie anschließend über den eingebauten Funk ihres Anzugs. „Ausgezeichnet.“, gab er knapp zurück. „Ehm … Ihr hattet Recht. Die Basis scheint von Darth Malgus betrieben zu werden. Er hat hier einige Gelder dafür geschickt abgezweigt.“, merkte sie an, während sie die Datenbank weiter durchforstete. Obwohl sie keinen Zeitdruck verspürte, verfiel sie doch zunehmend in Hektik, denn die Information die sie suchte, schien nicht auffindbar. „Ich weiß nicht was er vorhat. Er plant irgendwas Großes. Testet hier geheime Technologien und … Moment. Da ist was …“, sagte sie nach einer Weile. „Du hast die Information gefunden?“, fragte Nevren über Funk nach. „Eh … nicht direkt. Nur einen Verweis. Sie scheint in einem separaten Archiv gespeichert zu sein. Da komme ich von hier aber nicht ran. Ebene 4, maximale Sicherheitsstufe. Das heißt, wenn wir da rein wollen, lösen wir Alarm aus.“, erklärte sie. „Verstanden. Kannst du die Sicherheitsmaßnahmen von dort aushebeln?“, wollte Nevren wissen. „Hm … ja, ich kann ein paar Schleusen und Türen öffnen, aber so wie die Protokolle hier aussehen, würde ich durch unautorisierten Zugriff Alarm auslösen.“, berichtete sie zögernd. „Okay, dann halt auf die harte Tour. Wie lange kannst du deine Stellung halten?“, tönte es über Funk zurück. „Ich vermute, die werden irgendwann mit schwerem Geschütz kommen. Die Tür hält vielleicht 3 Minuten. Also kann ich Euch vielleicht ein Zeitfenster von 7 Minuten verschaffen, maximal.“, erwiderte Saphire nervös. „Okay, bin bereits im vierten Untergeschoss. Gib alles frei!“, gab Nevren nüchtern zurück. „O-okay, aber Ihr werdet mich hier doch raushauen, o-oder?“, antwortete sie verunsichert, erhielt aber keine Antwort mehr. „Na, toll. Der hüpft getarnt durch die Gänge während ich hier als Zielscheibe diene.“, murmelte sie vor sich hin, während sie die Sicherheitsverriegelungen an der Konsole aufhob.
    „Sicherheitsprotokolle aufgehoben! Selbstzerstörung eingeleitet. Countdownende in T Minus 10.“, tönte es auf einmal aus der Sprechanlage der Basis. „Ach kommt schon! Ist das nicht ein bisschen übertrieben?!“, schimpfte Saphire und schlug frustriert auf die Eingabeoberfläche.
    Es vergingen nur Sekunden, da hämmerte es schon an ihrer Tür. Sie hatte gerade noch genug Zeit ihr Gewehr wieder hervor zu holen und Einsatzbereit zu machen, da fielen bereits die ersten Soldaten des hiesigen Sicherheitspersonals ein. „War ja klar, dass das auch die Tür hier entriegelt.“, ärgerte sie sich und eröffnete umgehend das Feuer. Die Wucht ihres Gewehrs zerfetzte sogleich den Kopf des ersten Angreifers. Ein weiterer wurde durch einen Schuss ins Herz gestoppt. Aufgeregt rief das verbliebene Personal nach Verstärkung.


    Alarmsirenengeheul durchzog die ganze Basis und Nevren war selbst ungetarnt der Einzige, der nicht in Richtung Ausgang lief. Die Gestalt in der langen, dunklen Robe, schien niemand zu kümmern. Das Personal schien mehr daran interessiert sein eigenes Leben zu retten als ihn aufzuhalten. „Selbstzerstörung in 9 Minuten. Bitte verlassen sie die Basis.“, tönte es aus den Lautsprechern hervor. „Die Kleine mag wohl Herausforderungen.“, dachte sich Nevren, doch so hatte er es zumindest sehr leicht ins Archiv vorzudringen. Einige Wachdroiden versuchten sich den Sith noch in den Weg zu stellen, fielen seinem rot schimmernden Doppellichtschwert jedoch binnen Sekunden zum Opfer. Als der Countdown bei 8 Minuten angelangt war, hatte er das Archiv bereits erreicht. Ein riesiger Lagerraum voller obskurer Gegenstände offenbarte sich ihm, geschützt hinter einer abgeschlossenen Glasfassade. Vor sich erblickte er eine gewaltige Konsole mit einem ebenso gewaltigen Speicherkern. Hektisch stellte er die notwendigen Parameter zur Datensuche ein. Der Countdown war bereits auf 6 Minuten herunter gelaufen, als er fand, wonach er gesucht hatte. Ohne weiter Zeit zu verlieren, lud er die Daten auf ein Pad hoch.


    Saphire verzweifelte, jedoch nicht weil immer mehr Wachen ihr das Leben schwer machten, sondern weil der Countdown gnadenlos herunter tickte. Sie versuchte derweil gegen die Selbstzerstörungsprozedur anzukämpfen, denn nicht einmal mehr vier Minuten vor Ablauf der Zeit, war niemand mehr daran interessiert in die Kommandozentrale einzudringen, zumal sich bereits einige Leichen am Eingang stapelten. „Hey Saph. Wir sollten nun zu den Rettungskapseln.“, tönte es auf einmal von der Tür aus. Es war Nevren, dessen fordernder Blick keine Widerworte dulden würde. „Aber es gehen vielleicht Unschuldige wegen mir drauf.“, meinte sie mit Blick auf die vier betäubten Techniker. „Du hast die Daten doch selbst gesehen. Darth Malgus hat hier keinen Kindergarten aufgebaut. Diese Leute haben bereits vom Imperator abgeschworen. Es sind alles Verräter. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er selbst auch zu einem wird.“, wirkte Nevren bestimmend auf sie ein. Schließlich ließ Saphire von der Konsole ab, aber wie die meisten Menschen war sie lieber unzufrieden als tot.


    Die Explosion der Station sah sie zusammen mit Nevren von einer Rettungskapsel aus. Sein Raumschiff, der Marke Fury kam bereits von der anderen Seite des Gasgiganten herbei geflogen um sie aufzusammeln. „War es das wirklich wert?“, fragte sie bedächtig. „So wie es aussieht, stand Malgus kurz davor weitere Informationen zu dem Rakata-Artefakt zu entschlüsseln.“, erwiderte Nevren und zog ein Bruchstück eines Obelisken unter seiner Robe hervor. „Es war da?“, staunte Saphire. „Ja, genau wie alles andere. Wenn Malgus den Standort der Rakata-Waffe herausgefunden hätte, wäre dies für ihn von unschätzbarem Vorteil gewesen. Diese Technologie darf weder dem Imperium, noch der Republik je in die Hände fallen.“, erklärte er und steckte das Relikt wieder weg. Saphire schwieg eine Zeit lang bedächtig, während die Fury ihre Rettungskapsel erfasste. „Aber Ihr werdet diese Waffe finden, nicht wahr?“, fragte sie zögerlich. „So lange diese Waffe existiert, ist niemand wirklich sicher in dieser Galaxis.“, antwortete er vielsagend und öffnete den Zugang zur Fury. „Komm. Wir haben noch viel vor.“, meinte er und deutete ihr an mit ihm an Board zu gehen. Saphire gehorchte, wohl aber auch, weil sie noch nie einen Sith wie ihm begegnet war. Er vermied es mit „mein Lord“ oder anderen Titeln angeredet zu werden. Er sah sich trotz einiger beeindruckender Fähigkeiten stets als Schüler eines größeren Meisters und obwohl er eine klare Abneigung zur Republik zeigte, so schien seine Loyalität zum Imperium doch nur oberflächlich.


    An Board erwartete sie bereits einer von Nevrens Leuten. Sein Name war Vendall, ein Söldner, der schon in vielen Schlachten gekämpft hatte. Neben ihn gab es noch einen Droiden, der sich um die Belange der Besatzung kümmerte. Vendalls Gesicht war von Narben überzogen und obwohl er bereits auf die fünfzig Jahre zuging war er immer noch gut in Form. Sie fragte sich, was ihn wohl überzeugt hatte, an Nevrens Seite zu kämpfen, war er doch mit den eintreiben von Kopfgeldern bisher immer noch erfolgreich gewesen. „Ich hoffe es lief alles wie geplant?“, fragte er mit seiner typisch rauen Stimme. „Ja, ein paar mehr Tote als gedacht, aber insgesamt effektiv.“, meinte Nevren und wedelte mit dem Datenpad hin und her.


    Gebannt starrten die drei einige Augenblicke später auf eine Konsole im Raumschiff um zu sehen, was Malgus bereits herausgefunden hatte. „Jetzt verstehe ich, warum er keine Fortschritte erzielt hat.“, meinte Nevren nüchtern. „Das sieht nicht gut aus.“, kommentierte Vendall die Datenanzeige und traf es damit relativ genau. Widerwillig wendete sich Nevren von der Datenauswertung ab und starrte in den Raum hinein. „Was ist los?“, fragte Saphire verwundert. „Der restliche Teil des Obelisken, der die Koordinaten enthält war auf Coruscant.“, erklärte der Sith enttäuscht. „Oh, das ist nicht gut.“, stimmte Saphire nickend zu. „Im zerstörten Jedi-Tempel.“, ergänzte Vendall mit entsprechender Miene. „Okay, das ist nun wirklich schlecht.“, meinte Saphire abermals. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass Malgus derjenige war, der vor einiger Zeit den Jedi-Tempel auf Coruscant zerstört hatte und deswegen sich selbst in den Weg kam, das Geheimnis um die Rakata-Waffe zu entschlüsseln. „Und wie gehen wir nun weiter vor?“, fragte die einstige Agentin unverdrossen.
    „Einige Jedi sollen den Angriff damals überlegt haben. Ich finde heraus wer und stelle unser Glück erneut auf die Probe.“, resümierte Nevren mit kühlen Blick. „Bis dahin seid ihr von euren Aufgaben frei gestellt. Ich rufe euch wieder zu mir, wenn ich neue Hinweise habe.“, ergänzte er nachdenklich und wendete sich seiner Crew zu. Saphire hatte bisher nur wenig über ihren Verbündeten in Erfahrung bringen können, aber er hielt seine Motive vor ihr nicht geheim, wenn gleich sie anderen nicht einmal von seiner Existenz oder dem was sie taten erzählen durfte. Sie hatte sich im angeschlossen, weil er etwas Gutes bewirken wollte, doch viele Fragen zu seiner Person blieben ihr bisher verborgen.


    Einige Zeit später, zurück auf Droomund Kaas, stand sie bereits einer neuen Aufgabe gegenüber, als sie sich auf Anraten ihres alten Vorgesetzten vor dem Rekrutierungsbüro des 17. Sturmregiments Kaas wieder fand.

    [Flashback] Blut an den Händen


    Ein Traum. Gebäude die nie gesehen, Gesichter, die nicht wieder erkannt wurden und doch erschien alles vertraut. Für einen Moment drangen Emotionen empor, die längst vergessen waren. Mit Tränen in den Augen wachte ein kleines Mädchen in ihrem Bett auf. Die eben erlebten Augenblicke aus der Traumwelt beherrschten noch im Wachwerden ihre Gedankenwelt.
    Um sie herum war nur Schwärze. Ein schmales Fenster zum Weltraum hin brachte etwas Licht von den Sternen in ihr Zimmer. Das Surren einer Raumstation machte ihr klar, wo sie sich befand – an einem Ort, den sie nur in ihren Träumen entfliehen konnte. Das Kind konnte nun nicht mehr einschlafen. Sie zog sich die Decke ab und kletterte aus ihrem Bett. Es war nicht das einzige Doppelstockbett im Zimmer, aber das, welches am Nächsten zum Fenster lag. Die Mädchen in den anderen Betten schliefen fest und sie gab sich alle Mühe diese nicht zu wecken.
    In der Dunkelheit spiegelte sich ihr Ebenbild im Fenster - blondes Haar, kurz und lieblos geschnitten, grüne Augen und ein grauer Schlafanzug am Leib. Auf ihrer rechten Brusttasche war ihr Name geklebt: Saphire Morrison. Auf der anderen Stand lediglich eine Zahl, eine ID um genau zu sein.
    Der Blick zur Tür erinnerte sie daran, dass es kein Entkommen gab. Sie wusste nicht, was sie mehr fürchtete. Die Strafen der Wachen oder zu sterben.
    Stundenlang hatte sie früher in die Sterne gestarrt in der Hoffnung, dass jemand kommen würde um sie und die anderen zu befreien. Aber es kam niemand und so verging Jahr für Jahr in der auch ihre letzte Hoffnung schwand. Sie erinnerte sich kaum noch an die Zeit in dem Waisenhaus in dem sie aufgewachsen war. Ihre Eltern hatte sie nie wirklich kennen gelernt. Sie war gerade einmal 2 Jahre, als sie weggegeben wurde. Die Menschen dort waren gut zu ihr gewesen, aber auch arm. Sie konnten ihr kaum mehr geben als sie zum Leben brauchte. Als eines Tages die Organisation kam, ließen sie sich kaufen und bestechen, so dass der Verlust mehrerer Waisenkinder wie Saphire wahrscheinlich nicht einmal gemeldet wurde.


    Sie fragte sich, warum gerade sie auserwählt wurde. Was hatten die Männer, die sie mitnahmen, so besonderes in ihr gesehen? Es waren Menschenhändler, die Kinder für alle möglichen Zwecke ausbildeten und sie dann als Söldner verkauften. Einige, wenige Mädchen, jene, die besonders schön waren, wurden in die Prostitution gezwungen oder als Sklavin verkauft. Viele von ihnen waren nicht mal zehn, so wie Saphire. Nach 4 Jahren Warten glaubte sie nicht mehr daran, dass die Republik sich noch für ihr Schicksal interessierte.
    Hier, in diesen engen Hallen einer Raumstation, die sich nach Außen hin als Versorgungsaußenposten der Republik gab, hatte sie nie Kind sein dürfen. Es gab hin und wieder Unterricht. Ihnen wurde Rechnen, Lesen und Schreiben beigebracht. Es überwogen jedoch die praktischen Stunden, in der man die Kinder zu sportlichen Höchstleistungen zwang. Ein Gramm zu viel auf den Rippen wurde nicht geduldet. Ungehorsam mit Peitschenhieben bestraft. Einige hatten versucht sich aufzulehnen, doch ihre Fähigkeiten reichten nie aus um die Wachen zu überwinden. Mit Ihnen wurde kurzer Prozess gemacht.
    Saphire wurde, wie die meisten anderen Kinder, für das Söldner-Programm gedrillt. Eines Tages wurden sie als leicht programmierbare Attentäter oder Selbstmörder verkauft werden. Letztendlich war jeder von Ihnen entbehrlich und selbst wenn man Erfolg hatte in dem was man tat, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass man sie nicht einfach eliminierte, um Spuren zu verwischen. Vorsichtig tapste sie schließlich ins Bett zurück, denn vor ihr lag noch ein langer Tag.


    Am nächsten Morgen stand der übliche Ausdauerlauf an. Sie hatten weder gegessen, noch getrunken und sollten sogleich Höchstleistungen erbringen. Danach sollte der jährliche Medizincheck folgen.
    Die Kinder hassten das, aber die Händler legten größten Wert auf die Gesundheit ihrer Probanden. Ein krankes Kind wurde isoliert, damit es andere nicht ansteckte. Mit etwas Glück wurde es gesund, bevor man es für untauglich einstufte und entsorgte. Als Saphire mit den anderen Mädchen ihre Unterkunft verließ, ebnete sich vor ihr zunächst der Blick auf die Anlage. Es ging zwei Stockwerke tiefer und noch eines nach oben, dort wo die Schulungsräume und die Medizinstation waren. Der Bereich war wie in einer Gefängnisanlage aufgebaut und genauso lebte es sich hier auch. Man konnte bis ins unterste Stockwerk hinab sehen, dort wo die Trainingshallen und Aufenthaltsräume waren, aber auch zu den gegenüber liegenden Unterkünften.


    Unten, in den Trainingshallen traf Saphire auf Anna. Sie war zur selben Zeit wie sie hier eingeliefert wurden, aber bereits 3 Jahre älter. Anna lächelte Saphire an als sie sie sah. Ihr waren einige Jahre mehr in Freiheit vergönnt gewesen als Saphire. Obwohl sie bald immer wieder die gleichen Geschichten von der Welt dort draußen erzählte, hörte sie ihr gerne zu. Dank ihr wusste sie, dass zwei große Mächte, die Republik und das Imperium um die Vorherrschaft in der Galaxis kämpften. Anna hatte ihren Optimismus anscheinend nicht verloren oder verbarg ihre wahre Gemütslage nur zu gut. Sie hatte ihre Eltern bei einem Überfall auf einen Raumtransporter verloren. Die Piraten hatten das Mädchen damals eine der wenigen Überlebenden einfach mitgenommen und an die Menschenhändler verkauft.
    Seither hatte sich Anna tapfer geschlagen. Sie ließ sich durch nichts unterkriegen und war zu einem schönen Mädchen gereift. Sie hatte schulterlanges, rotes Haar und ein hübsches Gesicht. Saphire wusste, was das für Anna bedeutete, jedoch wagte niemand offen darüber zu sprechen. Schlimme Dinge wurden verdrängt oder totgeschwiegen, denn alles was Anlass zur Besorgnis war, rief die Wächter auf den Plan. „Ich habe gehört, du hast nun eine eigene Zelle?“, fragte Saphire neugierig. Anna nickte fröhlich, während sie neben ihr lief. „Ja, ab einem gewissen Alter bekommt jeder seine eigene Zelle. Sie sagen, es wäre eine Belohnung, aber ich glaube, sie haben gemerkt, dass sich zwei Kinder in einem Zimmer irgendwann gegenseitig umbringen. Ist schlecht für’s Geschäft, schätze ich.“, merkte sie dann etwas gefasster an. Saphire war einen Augenblick lang neidisch, denn sie musste sich das Zimmer mit mehreren anderen Mädchen teilen. Das führte fast immer irgendwann zu Streit untereinander, aber vermutlich gab es nicht genug freie Zimmer für alle.


    Dreitausend Meter sollten die Kinder an diesem Morgen im Kreis laufen. Die Laufbahn war mit leichten Hürden bestückt, die jedoch mit der Zeit zu schier unüberwindbaren Hindernissen wurden. Es waren zumeist nur Wellen im Boden oder Vertiefungen, durch die man laufen musste, jedoch ging vielen Kindern bei solchen Distanzen die Kraft aus.
    Die Uhr lief und die Zeit begann gnadenlos nach unten zu laufen. Saphire war mit einem bauchfreien Leibchen, kurzen Hosen und Sportschuhen bekleidet. Kaum jemand trug mehr, denn die Raumtemperatur trat ihr übriges um sie ins Schwitzen zu bringen. Saphire lief, in jeder Runde die Uhr im Blick, die erbarmungslos herunter tickte. Wer es nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit schaffte oder sogar während des Laufs aufgab, musste mit schweren Strafen rechnen. Saphire sah ein Mädchen vor sich stolpern. Es fiel unglücklich und tat sich weh. Sie versuchte weiter zu laufen, doch ihre Füße wollten das Kind nicht mehr tragen. Sie war in Saphires Alter und wurde alsbald von den Wächtern von der Bahn gezogen. Dort erwarten sie Peitschenhiebe und andere Strafen. Im medizinischen Bereich würde sie zwar wieder aufgepäppelt werden, aber nur wenn sie Tortur überleben würde. Nicht nur Saphire schaute weg.
    Sie lief fast schon routinemäßig weiter und wurde am Ende Dritte des Laufs, hinter zwei Jungen, 15 und 16 Jahre alt. Sie hatte im Laufe der Jahre gelernt sich ihre Kräfte besser einzuteilen. Heute erwartete sie keine Bestrafung. Zwei weitere Kinder hatten nicht so viel Glück und verpassten die Zeitvorgabe.


    Die Duschräume danach waren nicht nach Geschlechtern getrennt, aber das machte nichts. Die Wasserdüsen waren an der Decke befestigt und ließen das Wasser nur eine begrenzte Zeit herunter. Es blieb ohnehin kaum Zeit sich umzuziehen und so duschten die meisten Kinder in kleinen Gruppen noch in ihren Trainingssachen. Wer zu spät kam, bekam keine zweite Chance. Saphires Kleidung durchweichte und legte sich beinah Transparent an ihre Haut. Eine unangenehme Kälte durchtrieb ihren Leib und drängte sie weiter. Scheinbar eine bewusste Maßnahme um die Kinder weiter zu drillen. Im Nebenraum waren getrennte Umkleiden in denen man sich eifrig abtrocknen und umziehen konnte, denn auch wenn der Lauf beendet war, tickte die Uhr für die Wachen und deren Programm weiter.


    Die Wächter in der Station wanken die Kinder anschließend zur Medizinstation und ließen sie in Reihe aufmarschieren. Ein etwas älterer, glatzköpfiger Mann mit einem Arztkittel wartete im Medizin-Untersuchungsraum. Bei der Anzahl der Insassen würde er wohl fast den ganzen Tag brauchen um fertig zu werden, weswegen er sich beeilte. Er untersuchte Jungen wie Mädchen jeder Rasse, scannte sie mit medizinischen Gerät ab, fragte nach körperlichen Beschwerden und nahm Blutproben. Keines der Kinder konnte eine Samtbehandlung von ihm erwarten, denn für ihn waren sie nur Ware.
    Anna und Saphire würden auch bald dran sein. Sie unterhielten sich leise, während sie in der Schlange warteten. „Ich hasse die Musterungen.“, grummelte Anna. „Geht mir auch so.“, erwiderte Saphire. „Hoffentlich bin ich gesund.“, gab ihre Freundin besorgt zurück. Die beiden verstummen sofort, als einige Sekunden später ein groß gebauter Mann an ihnen vorbei ins Zimmer des Arztes lief. „Das ist doch Lucius Grief, der Oberaufseher der Anlage. Auf jeden Fall ein ganz hohes Tier, hab ich gehört.“, merkte Anna an, nachdem er außer Hörreichweite war. „Wirklich? Was will der hier?“, wunderte sich Saphire. Hin und wieder kam es vor, dass er die Ausbildung der Schüler selbst unter Augenschein nahmen, wenn sie durch gute Ergebnisse auffielen, aber heute war er gekommen um der Musterung beizuwohnen.


    Als Anna einige Minuten später hinein gerufen wurde, bekam sie ein mulmiges Gefühl. Saphire sah ihr besorgt nach. Der Doktor ging zunächst Routinemäßig vor, die Griefs zwielichtiges Lächeln verhieß nichts Gutes. „Sie soll sich ausziehen.“, befahl er dem Arzt und stellte sich neben ihn. Anna wirkte verunsichert, fühlte aber, dass es besser war der Aufforderung Folge zu leisten. „Wie alt bist du?“, fragte er Anna, als sie ihr Oberteil abgelegt hatte. „Dreizehn.“, antwortete sie eingeschüchtert. Einige Momente später stand sie gänzlich nackt vor ihm und versuchte mit ihren Händen sich bestmöglich zu bedecken. „Schätze das unschuldige Ding bringt uns mindestens 500.000 Credits.“, merkte Grief kühl an, während er das Mädchen musterte. „Allerdings sollte ich hin und wieder Stichproben nehmen um mich der Qualität der Ware zu versichern, nicht wahr, Doc?“, ergänzte er abfällig lachend. Der Arzt wagte nicht zu widersprechen und wich zurück. Saphire sah mit aufgerissenen Augen an, wie Grief ihre Freundin packte und auf einen Untersuchungstisch warf. Was folgte konnte sie mit ihren jungen Geist kaum erfassen. Annas schmerzerfüllte Schreie drangen durch die ganze Halle und jeder der nah genug am Eingang zum Untersuchungsraum stand, konnte mit ansehen wie das hilflose Mädchen missbraucht und vergewaltigt wurde. Saphire weinte, kniff die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. Der Anblick erschütterte sie zutiefst. Andere Kinder wendeten sich beschämt ab. Sie betete innerlich für sich selbst und Anna dass es aufhört, dass morgen alles besser wäre, aber ihre Gebete blieben wie immer ungehört.


    Nach quälenden Minuten verstummten Annas Schreie und Grief ließ wieder von ihr ab. „Richten Sie das wieder her. Als Jungfrau bringt sie mehr ein.“, meinte er kaltherzig und deutete den Doktor an, das Kind zu behandeln. Annas leere, verweinte Augen starrten in Saphires Richtung. Sie konnte den Schmerz ihrer Freundin förmlich fühlen. Und auch wenn sie selbst von dieser Behandlung verschont blieb, so war Anna danach nie wieder so wie zuvor. Aus einem lebhaften Mädchen wurde eine stille, in sich gekehrte Person, die jede Berührung mit anderen Wesen scheute. Nach diesem Tag, wechselte sie keine Worte mehr mit irgendjemand. Ihren 14. Geburtstag erlebte das rothaarige Mädchen nicht mehr auf der Station. Bald darauf war sie verkauft und ihre einst so strahlende Seele für immer in den Händen zwielichtiger Gestalten mit düsteren Gelüsten verloren.

    [Mission] Nar Shaddar – Spice Boss


    Das Dröhnen von lauter Musik hallte durch die Spielhallen von Nar Shaddar. An dutzenden Spielautomaten oder Spieltischen versuchten Besucher ihr Glück in plötzlichen Reichtum zu finden. Für viele endeten diese Ausflüge mit hoffnungsloser Armut. Zwischen all den bunten Glitter und Trubel, bot dieses Ambiente einen hervorragenden Nährboden für illegale Machenschaften.
    Nar Shaddar galt als neutral im galaktischen Konflikt, was jedoch das Imperium nicht davon abhielt hier eigene Interessen zu vertreten. Saphire hatte ihre Dienstuniform gegen Ziviltracht getauscht, wirkte mit Weste und Taschenhose schon beinah wie ein Schmuggler. Sie schien an der Bar nur einen überteuerten Fruchtsaft zu trinken, doch da sie das schon beinah zwei Stunden lang tat, war dem geneigten Beobachter klar, dass sie nicht aus privatem Interesse in diesen Hallen war. Unauffällig hielt sie ihre linke Armschiene, in der eine Microkamera eingebaut war, immer wieder in die Richtung eines beleibten Herrn an einen der Spieltische. Er umgab sich mit leicht bekleideten Frauen und schien über einen unbegrenzten Vorrat an Spielchips zu verfügen. Ein auffälliges Tattoo lief von seiner rechten Gesichtshälfte bis in den Nackenbereich hinab. So ziemlich jeder hier im Casino wusste wer er war – ein Unterweltboss Namens Giraldo Vence. Er war wohl in so ziemliche jede Art von Drogenschmuggel, Korruption und Prostitution verwickelt, die auf dieser Welt stattfand, hatte seine Finger aber auch bei dubiosen Geschäften auf anderen Welten im Spiel. Auf Nar Shaddar wähnte er sich in Sicherheit, zumal zahllose Bodyguards im Raum für seine Sicherheit sorgten. Diese versuchten sich unauffällig zu verhalten, doch Saphire hatte seit ihrer Anwesenheit bereits 13 von Ihnen gezählt.
    Über einen Funkmodul im Ohr hielt sie Kontakt mit Riley, die der imperiale Geheimdienst ihr für diese Mission zur Seite gestellt hatte. Die beiden hatten sich seit ihrem ersten Treffen bei einem Einsatz auf einer Mienenstation langsam angefreundet und waren auf den letzten Missionen zu einem effektiven Duo geworden.
    „Okay, hier drin kommen wir nicht näher an ihn heran. Ich habe mich in seine Kommunikation gehackt. Er hat vor etwa 10 Minuten eine Limousine ins Rotlichtviertel bestellt. Bleib an ihm dran. Ich stoße dann zu dir.“, sagte Riley. Saphire nickte gedanklich. Sie musste nicht lange warten, bis Vence seinen Spieltisch verließ und mit einigen Damen in den Armen in Richtung Ausgang schlenderte. Ihr schauderte bei dem Gedanken noch länger auf Nar Shaddar verweilen zu müssen. Ein gezielter Schuss von einen der Dächer der Stadt und Vence wäre schon längst erledigt gewesen, aber der imperiale Geheimdienst wollte ihn lebend.
    Als er die Casino-Promenade mit einigen Frauen und den Leibwächtern verließ, folgte sie ihm unauffällig in einem Taxi.


    Saphire wirkte bald darauf ein wenig ungehalten, als sie schon beinah 15 Minuten am vereinbarten Treffpunkt im Rotlichtviertel wartete. Die Gegend behagte ihr nicht. Man konnte kaum zwei Schritte tun, ohne das Twi’leks ihre Dienste anboten. Auffällig unauffällig lehnte die Agentin an der Außenwand des Etablissements „Blue Cherry“. Dorthin hatte sich Vence zurückgezogen und war bisher nicht wieder heraus gekommen. Endlich meldete sich Riley auf einer gesicherten Leitung in ihre Ohrmuschel. „Hey, Saph. Kleine Planänderung. Wir schlagen hier zu. Dieser Trottel hat fast alle Wachen weggeschickt. Wir treffen uns drinnen. Ich bin schon da. Komm rein und warte dort auf weitere Anweisungen.“, sagte sie. „In Ordnung.“, erwiderte Saphire knapp. Sie war erleichtert, denn zum einen war Riley nichts passiert und wenn alles gut laufen würde, könnten sie schon bald von hier verschwinden.
    Der Türsteher der Blue Cherry ließ sie passieren, nachdem sie eine gefälschte ID vorzeigen konnte. Demnach wäre ihr Name Viola gewesen und sie im Schmugglergeschäft tätig. So konnte man ihre Spuren nie nachverfolgen. Der imperiale Geheimdienst verstand es seine Agenten unsichtbar zu halten.
    Drinnen wurde sie abermals von lauter Musik erdrückt. Leicht bekleidete Damen aller ästhetisch schönen Rassen tapsten durch die gefüllten Tische. Die meisten von ihnen fungierten wohl als Serviererinnen, denn auf der Bühne zogen andere Schönheiten gerade blank. Vence hatte sich sehr nahe an den Tänzerinnen (sofern man sie noch so nennen wollte) platziert. Er lachte schamlos und ließ seine Finger über den Busen seiner Begleiterinnen wandern. „Zumindest er amüsiert sich.“, grummelte Saphire ungehalten. Eine Angestellte der Blue Cherry kam schließlich zu ihr und bot ihr sogleich mehr als einen Tisch an. „Willkommen im Blue Cherry. Möchten Sie sich als Tänzerin bewerben oder sind Sie zur Unterhaltung hier?“, fragte die Twi’lek mit schmeichelnden Unterton. Saphire lief beinah rot an, war sogar kurz geschmeichelt, wank aber schnell entrüstet ab. „Ich hätte lieber einen Tisch.“, antwortete sie freundlich. Sich dort auf der Bühne vor allen Leuten zu entblößen war eines der letzten Dinge, die sie für das Imperium tun wollte.
    „In Ordnung. Folgen Sie mir bitte.“, gab die blaue Twi’lek zurück und geleitete sie an einen der wenigen freien Tische. Zufällig war dieser nur wenige Meter von Vence entfernt, was die weitere Beschattung vereinfachen sollte. Als sie platz nahm galten ihre Blicke zunächst ihm, bevor ihr einfiel, dass sie ihrer Tarnung wegen zumindest hin und wieder auf die Bühne schauen sollte.
    Sie musste sich zwar eingestehen, dass die Damen dort ganz ansehnlich waren, jedoch war sie nicht zum Vergnügen hier. Sie hoffte endlich etwas von Riley zu hören oder zu sehen. „Wo steckt sie nur?“, fragte sie sich leise. Sie hatte sich nicht erneut gemeldet oder gar blicken lassen. Unerwarteter Weise bekam sie einige Momente später schon mehr von Riley zu sehen, als sie gedacht hätte, denn ihre Partnerin erschien plötzlich in einem denkbar knappen Outfit auf der Bühne. „Oh man …“, stammelte Saphire überrascht. Wie paralysiert folgte sie den Bewegungen ihrer Gefährtin, die sich langsam, aber stetig dem Zielobjekt näherte. Riley tanzte an Stangen, übte sich in lasziven Posen und trug dabei gerade mal ein hautenges, goldglänzendes BH-Oberteil mit Höschen. Saphire war mittlerweile so rot angelaufen, dass Riley auf sie aufmerksam wurde und ihr zuzwinkerte. Sie hatte zwar durchaus eine makellose Figur und ein schönes Gesicht, aber dass sie so weit gehen würde, hätte Saphire nicht gedacht. Dabei war die Absicht der leicht bekleideten Agentin relativ klar. Würde es ihr gelingen Vence mit ihren Körper einzufangen, war er ein leichtes Opfer. In diesen Minuten schien ihr dies auch vollends zu gelingen, denn der Verbrecherboss wank sie zu sich heran und ließ sogar von seiner Begleitung ab.
    Riley stieg von der Bühne auf seinen Tisch hinab und versuchte ihn mit erotischen Gesten um den Finger zu wickeln. „Zeig mir mehr!“, verlangte Vence und löste das Bändchen von ihrem Rücken, dass ihr Oberteil noch an der richtigen Stelle hielt. Riley beugte sich schmachtend zu ihm nach vorn und flüsterte ihm ins Ohr. „Für unsere besonderen Gäste, haben wir immer ein Zimmer frei.“, sagte sie mit lustvollem Unterton und setzte ihre Tanzeinlage mit freien Oberkörper fort.


    Saphire musste sich einige Tische weiter nun redlich zusammen reißen. Manchmal war sie nicht einmal sicher wem ihre Blicke nun galten. Das ganze Ambiente trieb sie noch in den Wahnsinn und sie hoffte dass Riley schnell zum Abschluss kommen würde. Vence lachte vergnügt und nahm Rileys Hand. Es dauerte nicht lange und die beiden verließen mit den beiden anderen Damen den Tisch in Richtung der Hinterzimmer. Zwei Leibwächter folgten, nahmen aber diskreter Weise einen anderen Fahrstuhl in die Unterkünfte. Sie nutzte die Gelegenheit und schlüpfte mit einigen anderen Besuchern in selbigen Fahrstuhl.


    Im Bereich der extravaganten Wünsche angekommen, musste Saphire nur noch den beiden Wachen unauffällig folgen. Die beiden Cyborg-Menschen schienen stets über die Position ihres Chefs Bescheid zu wissen. Sie musste damit rechnen die Wachen ausschalten zu müssen. Vorsichtig prüfte sie, ob das Messer unter ihrer Zivilkleidung noch an der richtigen Stelle saß.


    Riley ließ sich währenddessen auf ein großes Bett zurück fallen, während die beiden Damen in Vence Begleitung begannen ihn auszuziehen. „Ihr beide dürft zusehen.“, verkündete er und gesellte sich zu ihr aufs Bett, während die anderen Begleiterinnen es sich anderweitig bequem machten. Zunächst schien alles nach Plan zu verlaufen. Er küsste sie und strich mit seiner Hand über ihren ganzen Körper. Eine Zeit lang verblieb er bei ihrem üppigen Busen. Als seine Hand jedoch plötzlich hart an ihren Hals griff, war ihr klar, dass etwas schief gelaufen war. „So, jetzt hatten wir unseren Spaß, Schlampe. Ich will jetzt wissen, wer dich geschickt hat. Und wenn ich auch nur glaube dass du lügst, wirst du es bereuen.“, sagte er mit rauer Stimme und fuhr mit einem Dolch gefährlich den Bauchnabel hinab. Riley röchelte und griff verzweifelt nach seinem Arm. Er war kräftig, kräftiger als sie es vermutet hätte. „Ich weiß nicht was Sie meinen, Urg!“, ächzte sie mit weit aufgerissen Augen hervor. „Falsche Antwort!“, erwiderte Vence und legte sein Messer gefährlich im Schritt seines Opfers an. „Nein! Bitte nicht! Ich … ich schwöre, ich sage die Wahrheit!“, bettelte sie verzweifelt, doch auch das überzeugte Vence nicht von ihrer Unschuld, so dass er dazu ansetzte sie für ihre Lügen zu bestrafen. Plötzlich öffnete sich die Tür und Saphire kam mit gezogener Handfeuerwaffe herein. Schnell hatte sie die Lage realisiert und richtete ihren Mini-Blaster auf Vence. „Imperialer Geheimdienst! Das Messer da weg, Vence!“, rief sie erzürnt. Die beiden anderen Frauen im Zimmer nutzten die Gelegenheit um davon zu laufen. Der Unterweltboss folgte der Anweisung auf ungewöhnliche Weise und warf seine Waffe Saphire in tödlicher Absicht entgegen. Sie konnte beiseite Springen, prallte dabei aber gegen eine Garnitur. Zwei mal schlug Vence noch auf Rileys Gesicht ein, gerade oft genug dass er sich sicher war, dass sie keine Probleme mehr machen würde. Die Zeit reichte ihm um sich nun um Saphire zu kümmern, die sich erst wieder aufrappeln und neu anlegen musste.


    Als Vence auf sie zustürmte drückte sie ab, doch ihre Waffe versagte nach dem ersten Schuss. Sie war bei Sturz beschädigt worden. Auch wenn der erste Treffer seinen Torso traf und ihn leicht betäubte, so reichte sein Adrenalinschub noch immer aus um Saphire zu packen und gegen die Wand zu wuchten. „Du bist mir ja ein hübsches Ding, Blondie. Ich glaube, ich werd’s euch beiden besorgen. Und dann werd‘ ich euch abstechen! Ich frag mich jetzt schon, was mir mehr Spaß machen wird.“, sagte er mit dämonischen Blick und riss Saphire zu Boden. Saphires Messer löste sich aus ihrer Halterung und rutschte davon. Sie hatte es gegen die Wachen eingesetzt, aber jetzt glitt ihre letzte Hoffnung davon. Die Agentin versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren, fing sich aber letztendlich immer wieder Schläge von Vence ein.
    Die Lage schien aussichtlos und Saphire begann sich langsam damit abzufinden, dass dieser Ort ihr Grab werden könnte. Vence jedoch stoppte plötzlich als sich ein stechender Schmerz in seinen Rücken bohrte. Er versuchte sich umzudrehen, aber der Schmerz machte es schwer. Riley zog Saphires Dolch aus seinem Rücken heraus, dort wo sie eben noch selbigen platziert hatte und setzte an erneut zuzustechen. „Hab ich vergessen zu sagen, dass ich dir furchtbare Schmerzen zufüge, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst?“, witzelte sie gen Vence und rammte das Messer in seine linke Wade. Schmerzschreiend ging der Unterweltboss in die Knie. Riley hielt ihm daraufhin das Messer an die Kehle. „Was tust du?!“, rief Saphire erschrocken. „Sie wollen ihn lebend, nicht unverletzt.“, gab ihre Gefährtin wütend zurück. Nach einem Schlag gegen den Kopf sackte Vence schlussendlich bewusstlos zu Boden. Die Mission war erfüllt und nur einige leichte Verletzungen sollten sie die nächsten Tage daran noch erinnern.


    Am Abend war der Einsatz beendet und die Agenten konnten sich auf die Zimmer ihres Hotels zurückziehen. Nachdenklich betrachtete sich Saphire im Spiegel ihres Bades. Die Schläge, die Vence gegen sie verteilt hatte, würden wohl keine bleibende Wirkung haben. Einige andere Agenten des Imperiums hatten ihn nach dem Einsatz weggebracht. Schon morgen wollte sie mit Riley nach Droomund Kaas zur Einsatzzentrale zurückkehren. Obwohl es schon spät war, klopfte es an Saphires Tür. „Ich bin’s - Riley.“, tönte es von draußen in ihr bescheidenes Zimmer hinein. Abgesehen von einem tollen Ausblick auf die Stadt hatte es nicht viel zu bieten.
    Wortlos öffnete sie Riley die Tür. „Hey Saph. Du bist noch wach. Gut.“, meinte ihre Gefährtin und trat mit einer Weinflasche in der rechen Hand ein. Riley hatte getrunken, wirkte aber noch wie der Herr über ihre Gedanken. Ihr Tänzerinnen-Outfit hatte sie zum Glück für eine gewöhnliche Ziviltracht eingetauscht. Nach diesem Tag war sie froh, sie auch wieder normal ansehen zu können.
    „Riley? Alles in Ordnung?“, fragte Saphire besorgt und schloss die Tür. „Ja ja, alles klar, soweit.“, sagte sie und lief zur Fensterfassade um dort die Aussicht auf die Stadt zu genießen. „Kommt mir aber irgendwie nicht so vor, Riley.“, erwiderte Saphire nachdenklich, worauf diese noch einen Schluck aus der Flasche zu sich nahm. „Na ja … eigentlich … vielleicht will ich mich irgendwie bei dir bedanken, dass du mich heute gerettet hast. Wir haben nun schon einige Einsätze zusammen durchgemacht. Heute wäre es beinah schief gegangen, nur weil ich den Plan kurzfristig geändert habe.“, erzählte sie mit Blick zur Stadt. „Ja, ist doch kein Problem. Du hättest das gleiche für mich getan und so schlecht war die Idee gar nicht … irgendwie, zumindest.“, gab ihre Gefährtin unbekümmert zurück und begann ihr Bett für die Nacht herzurichten. Ohne dass sie es erwartet hätte, schlang Riley plötzlich ihre Arme von hinten um sie herum und hielt sie fest. „Hey Saph. Du hast mich wirklich … gern, nicht wahr?“, fragte sie forsch und legte ihr Kinn auf ihre Schulter. Saphire hätte sich sicher aus der Umklammerung lösen können, begann aber lediglich sich zu räuspern. „W-warum fragst du so etwas? Wie kommst du darauf?“, gab sie leicht errötet zurück. „Keine Ahnung. Ist nur so ein Gefühl. So wie du mich auf der Bühne angesehen hast, so wie du nicht mal versuchst dich aus meinem Griff zu befreien, jede Geste, die du mir in den letzten Mission entgegnet hast.“, erwiderte sie analytisch. Die blonde Agentin schwieg bedächtig, wusste nicht welche Worte sie erwidern sollte, ohne das es ihr peinlich werden konnte. „Hey, das ist schon okay.“, wisperte ihr Riley zu und legte zwei Finger unter ihr Kinn. Widerstandslos drehte sie ihr Gesicht zu ihrem und gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund. Saphire reagierte zwar überrascht, aber einvernehmlich und schloss die Augen. Ihr Herz raste, ihr ganzer Körper schien auf einmal innerlich außer Kontrolle zu geraten. In diesem Moment war sie wie Wachs in Rileys Händen. „Nur, falls wir beim nächsten mal nicht mit dem Leben davon kommen.“, erklärte ihre Gefährtin ihr Tun und stieß sie behutsam aufs Bett. Saphire wusste nicht wie ihr geschah. Sie war von Gefühlen überwältigt und nahm jeder Berührung von ihr dankend entgegen. Sie mochte Riley, mehr als sie sich je bereit war einzugestehen, war sich aber nicht sicher was sie von ihr erwarten würde. Es fühlte sich seltsam an, sich zu ihr hingezogen zu fühlen und schließlich wollte sie auch professionell bleiben.
    Riley griff sich mit zwei Fingen an die Stirn und schüttelte sich kurz. „Es tut mir Leid. Ist vermutlich nur der Alkohol. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich sollte besser gehen.“, meinte sie nachdenklich und lief zur Zimmertür. Saphire wollte etwas erwidern, war aber von der Situation ohnehin schon überwältigt. „Nein! Ich … ich meine … du kannst bleiben, wenn du willst. Es macht mir nichts aus.“, erwiderte sie aufgeregt. Riley hielt inne und begann leise zu lachen. Der kleine Fehltritt zuvor schien ihr vergleichsweise harmlos zu dem was der Abend sonst noch so auf Nar Shaddaa für sie bereithielt. „Verdammt. Vermutlich hast du Recht. Ich sollte bleiben, sonst stell ich vermutlich heute Abend noch was Schlimmeres an. Du musst mich davon abhalten, okay?“, meinte sie erheitert und legte sich zu ihr aufs Bett. „Vergessen wir einfach was gerade geschehen ist, einverstanden?“, merkte sie an, was Saphire ein zaghaftes Nicken entlockte. Sie erzählten noch eine ganze Weile lang über vergangene, gemeinsame Einsätze, bis die Weinflasche leer war und sie schließlich friedlich nebeneinander einschliefen.


    Am nächsten Morgen war die Welt für Saphire wieder in die alte Ordnung gerückt. Nur für eine Nacht, für einen kleinen Moment, als Riley sie geküsst hatte, waren sie mehr als normale Freudinnen gewesen. Saphire spürte zum ersten mal in ihrem Leben tiefste Zuneigung zu einer anderen Person und sie hoffte dass Riley ihr dies eines Tages ehrlich erwidern würde.

    [Flashback] Schuldig


    Das Leben im imperialen Geheimdienst hatte für Saphire an seinen Vorzügen gewonnen. Im Deckmantel verschiedener Operationen durfte sie sogar in Luxussuiten übernachten, wenn es zum Beispiel darum ging eine bestimmte Person zu beschatten. In diesen Tagen wurde ihr jedoch eine Mission zugetragen, die ihre Karriere und dem Leben im imperialen Geheimdienst einen schweren Schlag versetzte.


    Zunächst war alles Routine. Ein Sith-Lord, der sich für äußerst wichtig hielt, war vor kurzem einem Attentat entgangen. Beweise dafür konnte er freilich nicht vorbringen, außer einem toten Sith. Jedoch reichte seine unerschöpfliche Paranoia aus, um schließlich einige Agenten des imperialen Geheimdienstes anzufordern, die seine Feinde ausmachen sollten.
    Lord Gracen hatte es sich im obersten Stockwerk einer Luxusunterkunft gemütlich gemacht. Er suchte in seiner Dekadenz die Provokation seiner Attentäter und ließ es sich gleichzeitig gut gehen. Er war kein Reinblut, sondern ein Mensch, der sich bei vielen Angelegenheiten wichtiger machte als er es war. Tatsächlich lagen seine jüngsten Erfolge im Kampf gegen die Republik schon einige Jahre zurück. Trotzdem hob er sich durch seine eigens geschaffene Propaganda zum Kriegshelden empor. Die meisten Agenten, die er angefordert hatte, waren in Nebenzimmern oder in benachbarten Gebäuden verteilt. Nur Saphire und Agent Miru, ein groß gebauter Cyborg, der an der Tür Wache hielt, waren in seiner unmittelbaren Nähe. Saphire hatte ihre Uniform in etwas legeres getauscht, das sie wie eine Untergebene des Sith-Lords wirken ließ. Wie Miru wirkte sie so als ob sie zum unmittelbaren Personal des Siths gehörten.
    Lord Gracen nutzte die Möglichkeiten seiner Unterkunft voll aus und vergnügte sich im hauseigenen Whirlpool mit zwei blauen Twi’lek Sklavinnen. Eigentlich war das ein gutes Zeichen, denn er schien sich sicher zu fühlen, was im Endeffekt die Aufgabe der Agenten war. Gedankenversunken spielte Saphire mit ihrem Agenten-Messer herum, ließ es mal auf der Fingerspitze balancieren, mal durch die Luft wirbeln, jedoch immer mit dem Blick nach draußen.
    „Hey, Saph … so nennen sie dich doch, richtig? Warum kommst du nicht zu uns?“, rief Gracen und hob sein Weinglas in ihre Richtung an. „Ich behalte lieber die Fensterfront im Auge, mein Lord.“, antworte sie unter leichtem Räuspern. „Ach, komm schon, Blondie. Es ist genug Platz im Pool für uns alle und ein Agent mehr oder weniger wird nicht gleich meinen Untergang bedeuten.“, rief er sichtlich angetrunken zurück. Saphire seufzte und steckte ihr Messer wieder in eine Hüfthalterung. Sie ignorierte die Avancen des Sith und zog es vor es sich auf einer Couch bequem zu machen. Es blieb ihr nur zu hoffen dass der Rest des Abends bis zur Ablösung schnell vergehen würde. Sie nahm ein Datapad aus einer Tasche nahe der Couch hervor und analysierte noch einmal, einige der Daten. Sie hoffte einen Hinweis auf den Attentäter zu finden oder zumindest einen Beweis, dass Lord Gracen das alles inszeniert hatte um seine Person im Imperium hervor zu heben. Durch seinen ausschweifenden Lebensstil hatte er sich unter den anderen Sith ohnehin einige Feinde gemacht.


    Plötzlich setzte sich Gracen neben ihr auf die Couch. Saphire zuckte kurz auf, war aber schnell erleichtert, dass er wenigstens eine Badehose trug. Zweifelsohne hatte er einen durchtrainierten Körper den viele Frauen verfallen würden, aber das interessierte sie an diesem Tag nicht. Als er sich nach hinten lehnte und die Arme auf der Rücklehne ausbreitete, wirkte es fast so, als wollte er mit seinem gestählten Oberkörper vor ihr Posieren.
    „Profi bis zum Schluss, was? Ich mag das. Diskret. Objektiv. Stets bei der Sache. Das zeichnet einen guten Agenten aus.“, sagte er und es wirkte dieses mal auch weniger abschätzig als in den Momenten zuvor. Saphire hatte gelernt, dass man einen Sith-Lord möglichst nicht verärgern sollte und legte ihr Datapad vorsichtig beiseite. „Die … Couch wird nass, mein Lord.“, merkte sie dezent an. „Ach was. Der einzige, den das hier stören könnte, bin ich. Und mir ist es egal. Ich hab hier alles was ich brauche. Wachen … Wein und eine schöne Dame an meiner Seite.“, erwiderte er und gönnte sich einen weiteren Schluck Wein aus seinem Glas. Saphire fühlte sich unwohl und wollte aufstehen, da legte er seine Hand auf ihr linkes Knie. „Bleib doch ein bisschen hier sitzen und leiste mir Gesellschaft.“, meinte Gracen und lächelte sie charmant an. Sie lächelte zaghaft zurück, viel mehr als Höflichkeit als aus Wohlwollen. „Entspann dich, Kleine. Genieß den Augenblick.“, säuselte er ihr zu. Saphire verzweifelte innerlich. Sie war angewiesen, die Wünsche eines Sith-Lords zu respektieren und ihnen Folge zu leisten, jedoch lief das Szenario langsam in eine Richtung, die ihr nicht gefiel. Gracen näherte sich mit seinem Kopf den ihren und deutete einen Kuss an, während seine Hand an ihrer Hose in ihren Schritt hinauf glitt. Noch bevor jedoch seine Lippen auf ihren Mund trafen, bohrte sich ein reißender Schmerz in sein rechtes Knie. Saphire hatte darin gerade mit voller Wucht ihr Messer versenkt und stieß den Sith-Lord weg. Agent Miru eilte zu den daraufhin aufschreienden Gracen, der sich wie eine Made am Boden wand.
    Saphire stand der Schweiß auf der Stirn. Was hatte sie nur getan? Sie hatte einen Sith-Lord angegriffen. Es geschah so schnell, wie ein unkontrollierbarer Reflex. Ihr Handeln begann sie erst danach zu realisieren. Durch den Schrei angelockt kamen weitere Agenten ins Zimmer. „Arg! Ich will dass ihr dieses Miststück festnehmt! Das büßt du mir! Ich werde dich leiden lassen!“, kreischte Gracen. Die junge Agentin verharrte mit geweiteten Augen an ihrem Opfer und ließ sich wiederstandlos festnehmen.


    [2 Tage später]
    Saphire blickte demütig aus dem schmalen Fenster ihrer Arrestzelle. Die Nacht brach gerade über Droomund Kaas ein, die Zweite, die sie in Isolation verbringen würde. Ihre Uniform hatte sie gegen ein graues Oberteil und Hose getauscht, so wie es sonst nur Leute aus Arbeitslagern trugen. Die Zelle erinnerte sie ein wenig an ihre Kindheit, nur dass ihr hier kaum mehr als eine unbequeme Trage zum Liegen und ein Eimer für etwaig andere Bedürfnisse blieb.
    Plötzlich hämmerte es 3 mal gegen ihre metallene Zellentür. Ein schmaler Schlitz öffnete sich auf Kopfhöhe und die Augen einer Wache starrten hindurch. „Ihr habt Besuch!“, tönte es unfreundlich, worauf sich das Schott wieder schloss. Die Tür öffnete sich und Lt. Coyle trat zu ihr in die Zelle. Als sich die Tür hinter ihm schloss, realisierte Saphire, dass er der erste Mensch war, den sie seit zwei Tagen gesehen hatte. Nachdenklich strich sich ihr Vorgesetzter vom imperialen Geheimdienst durch sein ergrautes Haar. Ihr war klar, dass er nicht gekommen war um sie in die Freiheit zu bringen.
    „Es war nicht einfach, überhaupt einen Besuchstermin für Sie zu bekommen, Agent Saph. Ich … habe gehört was passiert ist. Lord Gracen setzt alle Hebel in Bewegung um Ihnen eine möglichst grausame, wie tödliche Strafe zuteilwerden zu lassen. Agent Miru wurde quasi programmiert eine Aussage zu verfassen, die Lord Gracens Vorwürfe stützen … dass Sie ihn in Tötungsabsicht angegriffen haben.“, erzählte er mit gefasster Stimme. In seinen Augen lag eine gewisse Hilflosigkeit und Saphire spürte bereits, dass er ihr so schonend wie möglich beibringen wollte, dass es kein gutes Ende für sie nehmen würde. Schuldgefühle plagten sie, nicht nur wegen ihrer Lage, sondern weil sie den Ruf des imperialen Geheimdienstes beschmutzt hatte. „Sir, ich …“, erwiderte sie, wurde aber schnell von ihm unterbrochen. „Verdammt, Saph. Sie standen so kurz davor ins Ziffer-Programm aufgenommen zu werden. Ist Ihnen klar, dass sie eine große Karriere weggeworfen haben? Ich mochte Sie. Wir hätten Sie gut gebrauchen können, aber heute erhielt ich Anweisung Sie zu suspendieren. Ich kann also nichts mehr für Sie tun.“, sagte er und würgte damit jedes weitere Ihrer Worte ab. Traurig senkte sie den Kopf und wendete sich schließlich ab. „Es ist schon okay, Lieutenant. Sie sind mir nichts schuldig.“, gab sie mit leiser Stimme zurück. Worte fielen, wie bei einem Abschied für immer und es wirkte schon sehr bald so als ob Lt. Coyle ihre Grabrede hielt. Minuten später verließ er die Zelle und die Tür zur Freiheit schloss sich wieder.


    Saphire seufzte und setzte sich auf ihr Bett. Sie starrte zur Tür und verlor sich in Gedanken. Ohne dass es ihr zunächst bewusst war, so störte sie etwas beim Anblick ihrer Zelle. Etwas wirkte anders, obwohl alles genauso war wie zuvor. Sie beugte sich leicht vor und runzelte die Stirn. Ihr Instinkt war zuverlässig, jedoch wurde sie dennoch überrascht. Ihre Augen weiteten sich, als sich Sekunden später ein Mann in ihrer Zelle enttarnte, gekleidet wie ein Sith-Attentäter. Sie erstarrte einen Augenblick, während er behutsam seine Kapuze zurück zog. Der Eindringling zeigte keine Geste der Bedrohung. Sie kannte das Gesicht ihres unerwarteten Besuchers und hatte erfahren, dass man ihn Nevren nannte. Sie war ihm schon einmal begegnet und vermutlich war dieser Sith damals der einzige Grund warum sie noch am Leben war. „Ihr?!“, stammelte Saphire erstaunt. Nevren schwieg zunächst und starrte sie unentwegt an. „Was? Wie? …“, fragte die junge Insassin mit Blick zur Tür. Er musste sich mit Lt. Coyle hinein geschmuggelt haben. „Was wollt Ihr?!“, entgegnete sie ihm schließlich aufgeregt. Für einen Moment glaubte sie ein Schmunzeln in seinem emotionslosen Gesicht zu erkennen, doch es verschwand zu schnell. „Saphire Morrison … wirklich beeindruckend. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, was jemanden wie Euch wohl dazu bewegen könnte, einen Sith-Lord ein Messer ins Knie zu rammen und damit einen Alarm auszulösen, der das gesamte Personal aufschreckt.“, sagte er mit nüchternen Blick, bevor er fort fuhr. „Es konnte eigentlich nur zwei logische Erklärungen geben. Entweder wusstet ihr, dass ich an diesem Tag bereits im Raum war und habt deswegen einen möglichst spektakulären Alarm ausgelöst oder Ihr habt einfach Courage.“, meinte er. „I-Ihr? Ihr seid der Attentäter, den Lord Gracen fürchtete?!“, fragte Saphire erstaunt. „Das erste Attentat schlug fehl also engagierte man mich, in der Annahme dass mir gelingen würde, was meinem Vorgänger versagt blieb. Ihr habt mich schlecht dastehen lassen, ob Ihr es wolltet oder nicht.“, erklärte der Sith. Nevren blickte zur Tür und lauschte nach den Bewegungen auf dem Gang, wendete sich dann aber wieder seinem Gegenüber zu. „Ich habe Eure Akte studiert. Eine vielversprechende Laufbahn, habt ihr da. Euer weiteres Fortbestehen hängt nun von der Antwort auf meine folgende Frage ab.“, sagte er mit zwielichtiger Miene. Saphire schluckte und presste ihren Rücken zur Wand. „Ihr seid hier um mich zu töten?“, fragte sie mit zittriger Stimme, wenn gleich er nicht darauf antwortete. „Sagt mir, Saphire. Warum dient Ihr dient Ihr dem Imperium? Ihr seid doch eigentlich Corellianerin. Nun habt Ihr einen Sith angegriffen und alle Welt hält Euch für einen Spion der Republik. Einen Verräter.“, entgegnete er der Gefangenen. Ihr verstummte zunächst die Stimme. Sie hatte so viele Gedanken auf einmal, dass sie nichts davon ordnen konnte. Sie glaubte, dass ein falsches Wort schon ihr vorzeitiges Ende bedeuten konnte. „Ich frage noch einmal – warum dient Ihr dem Imperium?“, drängte Nevren und beugte sich bedrohlich zu ihr heran. Als es schon so schien als hätte sie keine plausible Antwort parat, erwiderte sie ihm plötzlich einen energischen Blick. „Ihr habt Recht. Ich wurde auf Corellia geboren. Ich sollte wohl der Republik dienen, wenn es allein danach ginge, aber ich erinnere mich nicht an diese Zeit. Ich erinnere mich nur an die Ressource Mensch. An skrupellose Menschenhändler, die sich dem corellianischen Gesetz mit schmutzigen Geldern entziehen. An Leute, die mir meine Kindheit genommen haben. Ihr wollt wissen, warum ich dem Imperium diene?! Im Imperium ist Verrat und Intrige allgegenwärtig. Sie umgibt mich wie die Luft zum Atmen und so klar wie das Wasser zum Trinken. Man weiß, dass man letztendlich nur sich selbst trauen kann. Bei der Republik erkennt man seine Feinde nicht, denn Verrat und Intrige sind dort im Schutzmantel der Demokratie verborgen. Ich verachte die Republik vom ganzen Herzen. Sie zeigt sich nach Außen hin gütig und mitfühlend, aber sie hat nichts getan … sie hat all die Jahre nichts getan um mich oder die anderen Kinder aus meiner Lage zu befreien! Wir waren Ihnen nicht wichtig genug! Ich war meinen Eltern nicht wichtig genug!“, antwortete sie aufgewühlt und mit jedem Wort mehr, drängten mehr Tränen aus ihren Augen. „Das Imperium kam und hat mich befreit. Es war das Imperium, dass mir das Gefühl gab etwas wert zu sein. Ich bekam eine Anstellung, wurde Rekrut, wurde ein anerkannter Teil der Gesellschaft. Es war mehr als mir mein ganzes Leben zuvor gegeben wurden war. Ich kann Ihnen nicht vergeben … die Republik hat nichts anderes verdient als Vergeltung.“, fuhr sie unter Trauer und Frustration fort.


    Nevren lehnte sich zufrieden zurück und verschränkte die Arme. „Ich weiß, Saphire. Ich habe nicht an Euch gezweifelt. Ich wollte es nur aus Euren Mund hören.“, erklärte der Sith mit gemäßigter Stimme. Das verbitterte Gesicht der einstigen imperialen Agentin, blickte ihm trotzig entgegen. „Ihr hattet nie vor mich zu töten, nicht wahr?!“, fragte sie mutig nach. „Natürlich nicht! Ich wollte mich lediglich selbst von Euch überzeugen. Ihr seid nach wie vor nützlich. Für mich … für die Gesellschaft, für das Imperium. Ich werde Euch aus diesem Gefängnis holen. Ihr werdet bald wieder frei sein.“, antwortete er mit einem knappen Nicken. „Was? Wie? Ihr seid hier wie ich eingesperrt.“, meinte sie verblüfft und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Diese Zelle ist nicht gebaut, um Sith drinnen zu halten. Ihr könntet entkommen, sobald ich Euch den Weg bereite, aber ich rate davon ab. Zu fliehen wird nicht reichen um Euren bevorstehenden Todesurteil durch Lord Gracen zu entgehen. Es wäre genau genommen sogar kontraproduktiv, da es Euch unnötig verdächtig macht. Seid dennoch unbesorgt. Ein Konsortium von Sith wünscht den Tod von Lord Gracen und Dank Euch wird er mir ein allzu leichtes Opfer sein. Lord Gracen wird noch heute Nacht sterben und wo kein Kläger, da keine Strafe. Es ist bereits alles in die Wege geleitet. Ihr steht nun in meiner Gunst.“, erklärte er und setzte ein mildes Lächeln auf. Saphire wollte Widerworte leisten, aber sie konnte die Situation noch gar nicht richtig realisieren. Nevren wendete sich der Tür zu und führte eine Handbewegung mit der Macht aus. Sie hörte wie draußen an ihrer Zellentür ein Riegel klackte und sich die Tür unter dem Einfluss der Macht wie von selbst öffnete. Der Sith war kurz davor zu gehen, als sie schließlich doch noch ihre Stimme wieder fand. „Wartet! Wer seid Ihr?! … wer seid Ihr wirklich?“, fragte sie zunächst aufgeregt, dann jedoch mit demütiger Tonlage. Nevren wendete sich ihr ein letztes mal zu und lächelte beinah freundlich. „Das … werdet ihr schon bald erfahren.“, antwortete er lediglich und verschwand.


    Saphire blieb wie besprochen in ihrer Zelle zurück. Schon am nächsten Morgen kam Lt. Coyle mit den unterzeichneten Gefängnis-Entlassungspapieren herein. Freudestrahlend nahm sie das Datenpad zur Hand und versicherte sich kurz über den Inhalt des Schreibens. Lieutenant Coyle hatte jedoch schnell eine Kurzfassung für sie parat. „Irgendjemand bei den Sith scheint Euch zu mögen, Morrison. Die Anklage wurde fallen gelassen, nachdem Lord Gracen heute Morgen geköpft aufgefunden wurde. Der Angriff auf einen Sith-Lord erfüllt zwar weiterhin einen Strafbestand, aber man zeigt sich gnädig. Unter einer Bedingung … und die ist leider nicht verhandelbar. Wenn ich Euch vorzeitig aus den Dienst des imperialen Geheimdienstes entlasse, ist man bereit auf weitere Strafmaßnahmen zu verzichten. Ich hätte Euch gerne behalten, aber ich habe dem bereits zugestimmt. Wenn Ihr also heute dieses Gebäude verlasst, gehen wir getrennte Wege.“, fasste er zusammen und legte seine rechte Hand aufmunternd auf ihre Schulter. Saphire überlegte kurz und blickte ihn dankend an, denn sie wusste, dass dieser Weg alternativlos war.
    Als sie später einsam in ziviler Tracht das Justizgebäude verließ, wartete draußen bereits jemand auf sie. Nevren stand an einem Taxi bereit.

    [Flashback] Einsamkeit


    Als Saphire von ihrem Quartier in die Weiten des Weltalls sah, spiegelte sich ein eher trauriges Gesicht in ihrem Fenster wieder. Dort draußen funkelten ihr so viele Sterne entgegen und ein jeder, so glaubte sie, versprach ein besseres Leben. Von klein auf hatte sie nur den Drill und Gehorsam kennen gelernt. Kaum war sie fähig zu laufen gewesen, sollte sie schon Barrikaden erklimmen und Hindernisse meistern. Seit sie von einer Söldnerorganisation aus dem Waisenhaus gekauft wurde, war ihr Leben ein einziges Präzisionswerk. Jeder Tag lief Monoton vor sich hin. Aufstehen, Essen, Lernen, Trainieren, Essen und Schlafen. Saphire hatte vor einigen Wochen ihren vierzehnten Geburtstag erlebt und kannte kein Spielzeug oder gar Freiheit. Sie hatte außer der Raumstation, auf der sie lebte, kaum andere Welten gesehen, auch wenn es ihr und den anderen Kindern hin und wieder zugemutet wurde, auf wildfremden, meist wilden Planeten ein Überlebenstraining zu absolvieren.
    Bedächtig wendete sich das blonde Mädchen mit der Burschenfrisur vom Fenster ihres Quartieres ab. Ihr Blick viel auf einen Tisch, auf dem Einzelteile eines Blasters lagen. Sie nahm auf einen Stuhl daran platz und baute die Waffe beinah beiläufig in wenigen Sekunden zusammen. Es war schon lange keine Herausforderung mehr für sie gewesen, sie betriebsbereit zu machen. Es fehlte eine echte Energiequelle, dann hatte sie sich selbst richten können, wenn gleich andere Kinder dafür andere Wege in den Suizid fanden. Die Verzweiflung ihrer Mitschüler war ab einem gewissen Alter einfach so groß, dass sie sich in den Tod zu flüchten versuchten. Die Organisation vertuschte solche Vorfälle natürlich, wenn auch recht ungeschickt, so dass jedes Kind wusste, was es hieß, wenn ein anderes die Station auf Grund unvorhergesehener Umstände verlassen hatte.
    Ihre Räumlichkeit lud nicht gerade zu viel Kreativität ein. Ein Bett, ein Schreibtisch mit einem Informationsterminal und ein Kleiderschrank mit Spiegel. Zumindest hatte sie ein eigenes Bad, das außer einer Dusche und einem WC jedoch kaum etwas zu bieten hatte. Sie erinnerte sich an Zeiten, in denen sie sich die Kabine mit anderen teilen musste.
    Der Blick zur digitalen Uhr über der Tür erinnerte sie daran, dass bald wieder Ausgehzeit war. In ihrem Falle hieß das, sie konnte das Quartier verlassen um sich in einer der Trainingshallen aufzuhalten. Ein kurzer Signalton ertönte Sekunden später, dessen ein metallisches Geräusch folgte. Ihre Quartiertür war nun entriegelt und sie konnte nach draußen in die Haupthalle und die Trainingsanlagen der Raumstation.
    Saphire warf sich ein Handtuch über, dass sie sich auf ihren Bett bereit gelegt hatte und atmete tief ein. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel, strich sich kurz mit den Fingern durch ihr blondes Haar und richtete ihren Trainingsanzug.


    Die Haupthalle erinnerte ein wenig an eine Gefängnisanlage. Man konnte von dort zu den Quartieren der anderen Kinder oder nach unten zu den Trainingshallen. Alles war metallisch verkleidet und durch Kameras abgesichert. Erwachsene Sicherheitskräfte sorgten zudem dafür, dass niemand unerlaubt den Bereich verlassen konnte.
    Saphire wählte wie immer den Kraft und Ausdauerraum aus. An den meisten Tagen war der Besuch dort Pflicht, doch heute nicht. Sie war freiwillig dort, wohlwissen dass ein Großteil der anderen Kinder lieber die Übungs- und Simulationsräume nutzte um Aggressionen oder Frust abzubauen. Ihre Mitschüler waren zum Großteil Jungs verschiedener Altersklassen. Sie versuchte ihren maskulinen Ritualen, die sie untereinander pflegten, zumeist aus dem Weg zu gehen. Freunde konnte sie in diesen Tagen nicht finden. Als sie noch jünger war, hatte sie einige Mädchen, mit denen sie erzählen konnte, doch wenn sie nicht beim Überlebenstraining umgekommen waren, waren sie nun entweder durch Suizid gestorben oder hatten sich den Jungen untergeordnet.


    Wann immer sie auf den Laufband lief, stellte sie sich vor, dass sie ihre Füße eines Tages wenn von diesem Ort tragen würden. Gedankenversunken spulte sie auf diesem Gerät ihr übliches Pensum ab. Anders als für gewöhnlich sollte sie aber dieses mal nicht zum Ende kommen.
    „Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da?“, rief eine Jungenstimme hinter ihr mit zweifelhaften Unterton. Saphire ließ sich vom Laufband hinab gleiten und wendete sich dem Jungen zu. Es war Brian, einer von den Jungs, die Spaß daran hatten sich mit jedem Anzulegen, außer den Aufsehern. Er war zwei Jahre älter als sie und für sein Alter kräftig gebaut. Man konnte fast meinen, dass er stets versuchte sein Revier zu markieren und tatsächlich folgten ihm einige Jungen, so als ob er ein Alphamännchen wäre. Saphire hatte nicht mehr für ihn übrig als einen verachtenden Blick. „Was willst du, Brian?“, fragte sie leicht genervt. „Ach, ich und meine Jungs hängen hier nur ein bisschen ab. Einige von uns haben sich gefragt, ob du die nächste bist, die sich umbringt.“, erwiderte er frech grinsend. Saphire war Einzelgängerin und die meisten, die sich selbst richteten waren das ebenfalls gewesen. Sie versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren und ging zum nächsten Trainingsgerät – einem Boxsack. Brian und seine kleine Gefolgschaft folgten ihr jedoch. Sie ahnte bereits, dass er sie nicht ohne weiteres in Ruhe lassen wollte. „Wäre doch zu schade, wenn dir was passieren würde. Ich hab mit einen der Wächter gesprochen und ich hätte Erlaubnis dich etwas aufzumuntern. Wir suchen uns ein nettes kleines Plätzchen und bauen ein bisschen Stress ab.“, sagte er mit Blick auf ihren Po. Saphire hatte noch nicht einmal ihre Übung begonnen, da war ihr schon die Lust an allem vergangen. Eine Bande Jungs, die sie anglotzte, als wäre sie eine leicht bekleidete Tänzerin, war das letzte was sie in diesen Moment brauchte. „Hast du kein anderes Mädchen, das sich für dein Geblubber interessiert?“, gab Saphire ungehalten zurück. Brians Meute machte staunende Laute ihrer Schlagfertigkeit wegen, doch Brian selbst reagierte ungehalten. „Die meisten Mädchen hier, wissen meine Gunst zu schätzen. Glaub nicht, dass ich dich noch mal lieb bitte.“, fauchte er angesäuert. „Verschwinde einfach, Brian. Hier auf der Station gibt es noch mindestens fünfzig andere, denen du auf den Nerv gehen kannst.“, wiegelte Saphire ihn trotzig ab und wendete sich wieder ihrem Trainingsgerät zu. Brian erwiderte nichts, ballte wütend seine Hand zur Faust. Schließlich rannte er auf sie zu, packte sie und riss sie zu Boden. „Hör zu, Miststück! Du legst dich mit dem Falschen an! Ich hab gewettet, dass ich rum kriege und du lässt mich vor den Jungs schlecht dastehen! Ich werde diese Wette gewinnen – so oder so!“, schrie er wütend. Saphire richtete sich rasch wieder auf, wirkte ihm zunächst jedoch nur einen emotionslosen Blick entgegen. Sie war schon oft Zeuge von solchen Mutproben oder Wetten unter den Insassen geworden, allerdings bisher davon verschont geblieben. Dieses mal war es anders. Dieses mal sollte sie das Mädchen sein, das um Hilfe schrie, während sich andere an ihr vergingen. Einigen blieb nichts anderes als das zu ihrer Unterhaltung, doch an ihr, so schwor sich Saphire, sollten sie sich die Zähne ausbeißen. „Bevor ich’s mit dir tue, wirst du mich schon bewusstlos schlagen müssen.“, rief sie ungebrochen, was Brian sogleich als Aufforderung verstand sie anzugreifen. Klar, er war älter und kräftiger als das junge Mädchen, aber sie wusste sich zu helfen.


    Einem ersten Schlag gegen ihren Kopf wich sie aus, wie auf einigen weiteren, die dann folgten. Schließlich parierte sie einen rechten Haken, das bei Brian einen kurzen Moment der Verblüffung hervor rief. Blitzschnell holte sie mit ihren anderen Arm aus und schlug ihn mit der Faust gegen den Kehlkopf. Brian ließ röchelnd von ihr ab, fing sich jedoch gleich den nächsten schmerzhaften Treffer ein. Gnadenlos trat Saphire in seine Weichteile, was ihm schließlich schreiend zu Boden brachte. Nun ergriffen die übrigen Jungs an Brians Seite die Initiative, während andere Kinder im Saal das Schauspiel teilnahmslos betrachteten. „Na warte!“, rief einer von ihnen und stürmte auf sie zu. Saphire wehrte den Angriff mit einem Kick in sein Gesicht ab. Der Junge hatte ihre Beweglichkeit unterschätzt und fiel nach hinten um. Dennoch hatte dies zwei weiteren Jungen die Zeit verschafft, Saphire in die Zange zu nehmen. Einer packte sie von hinten und umklammerte ihren Oberkörper. Ein zweiter nutzte die Chance um ihr ungebremst mit der Faust in den Bauch zu schlagen. Ihr Opfer war vom Schmerz überwältigt und sackte kurz zusammen, lange genug, dass der Junge hinter ihr, ihre Arme greifen und sie an ihren Rücken pressen konnte. Saphire bekam ohne Deckung noch einige weitere Schläge zu spüren. „Das hast du nun davon. Mit uns legt man sich nicht an.“, tadelte sie der Junge vor ihr und griff an das Oberteil ihres Trainingsanzugs. Sekunden später war es in Fetzen gerissen und ermöglichte einen ersten Blick auf ihren freien Oberkörper, dem nur noch ein Sport-BH im Wege stand. „Da hab ich ja schon zehnjährige gesehen, die mehr zu bieten hatten.“, lästerte der Junge frech und legte seine rechte Hand auf ihre linke Brust, die nur ein Stückchen Stoff schützte. Saphire wusste dass sie in ihren Wachstum nicht mit anderen Mädchen ihres Alters konkurrieren konnte, machte sich aber auch nichts daraus. In diesem Moment war sie beinah froh, dass die beiden Jungen durch ihre Brust abgelenkt waren, denn das ermöglichte ihr einen Gegenangriff. Sie stemmte ihren Körper soweit auf, dass sie mit ihren Füßen ausholen konnte. Zunächst presse sie den Jungen vor sich damit weg und befreite sich von seinem Gegrabsche. Im nächsten Schritt nahm sich den Schwung um den Jungen hinter ihr mit ganzer Kraft gegen die Kniescheiben zu treten. Der Schmerz des Jungen war groß genug um seinen Griff weiter zu lockern und zu entkommen. Sie zögerte nicht lange und verpasste ihm einen Ellenbogencheck gegen den Kopf, hart genug um ihn zu Boden zu bringen. Ihr blieb noch gerade genug Zeit um den nun heranstürmenden Gegner von vorn, durch einen geschickten Tritt gegen seine Beine, von den Füßen zu holen. Saphire erwies sich als Gnadenlos und trat gegen beide Gegner nach, den einen mit voller Wucht gegen den Kopf, den anderen in die Weichteile.


    Brian und der andere Junge richteten sich derweil mühsam auf und dürsteten nach Rache. Er zückte ein Messer unter seiner Kleidung hervor und trottete auf sie zu. „Du kleines Biest! Ich stech‘ dich ab!“, ächzte er und stieß den anderen Jungen beiseite. Er schaffte es jedoch nicht mehr seinen Plan zu vollenden, als die Stimme eines Aufsehers seinen Plan durchbrach. „Schluss damit!“, tönte es von einem Mann, der bereits seine Hand an seinen Gürtel gelegt hatte um seinen Blaster zu ziehen. Er war überaus durchtrainiert – niemand mit denen sich die Kinder anlegen würden. Allein sein Aussehen sagte, dass man sich mit besser mit ihm gut stellte. „Was geht hier vor?!“, fragte er, verschaffte sich anhand der Situation aber selbst eine Antwort. Saphires Oberteil war zerfetzt und mehrere Jungs lagen sich krümmend um sie herum.
    „Saphire! Auf dein Quartier! Sofort!“, sagte der Aufseher mit strengen Blick. Einen Moment staunte sie, dass er ihren Namen kannte, denn normalerweise betitelten die Aufseher einen stets mit ‚du da‘. Sie zog die Fetzen ihrer Oberbekleidung zusammen und eilte davon. Brian wurde blass im Gesicht als der Aufseher sich ihm daraufhin näherte.


    Später hörte sie, dass Brian und seine Jungs ausgemustert wurden, was die offizielle Bezeichnung dafür war, dass sie nun entweder tot waren oder als Sklaven weiterverkauft wurden. Diese Strafe traf jeden, der sich nicht an die Regeln hielt oder einfach zu schwach war. Sie fragte sich, ob die Niederlage gegen ein Mädchen dafür ausschlaggebend war, während sie in ihrem Quartier in die Weiten des Alls sah und auf den nächsten Tag wartete.

    [Mission] Rep. Minenkolonie Isen 4 - Mission: Virus Station


    Sirenengeheul hallte durch die Gänge eines imperialen Raumfrachters. Es signalisierte ein Ereignis auf das ein Großteil der Besatzung bereits ungeduldig gewartet hatte. Schwer bewaffnete Truppen liefen aus allen Abteilen herbei, den Finger in Gedanken schon am Abzug ihres Blastergewehres. Ziel war eine Versammlungshalle, die an das Raumdock grenzte. Ein größeres Transportschiff stand dort schon zum Abflug bereit.
    Ein Offizier des Imperiums bahnte sich an den Truppen vorbei und stellte sich demonstrativ vor sie. Er war ebenso so kräftig gebaut wie die meisten der Männer, jedoch zeigte eine mit Abzeichen gespickte Uniform bereits etliche Verdienste auf. Seine Haare waren militärisch kurz geschnitten. Kleine Narben lugten unter seiner Bekleidung hervor. Er nahm eine kleine Fernbedienung aus einer Seitentasche und beendete per Knopfdruck die Sirene, nun wo er seinen Trupp vollständig versammelt vor sich sah. „Also schön Männer! Wir haben unsere Zielposition erreicht! Noch einmal der aktuelle Lagebericht. Wir haben nach wie vor keinen Kontakt zu unseren Mann in der Asteriodenkolonie Isen 5 und konnten auch über andere Kanäle keinen Kontakt zur dortigen Basis herstellen. Wir wissen nach wie vor nicht was sich dort zugetragen hat. Fakt ist, dass wir mehrere bestätigte Notrufe von Isen 5 abfangen konnten, die jedoch keine spezifische Aussage über die Art des Notfalls geben. Wir werden dies offiziell als einen Rettungseinsatz durchführen, haben aber nur noch begrenzt Zeit, bevor auch Truppen der Republik hier eintreffen werden. Das heißt, wir machen das schnell und sauber. Habe ich mir da klar ausgedrückt, Lt. Henson?“, sagte er mit strenger Stimme und blickte Vorwurfsvoll zu einen seiner Soldaten, der aussah als würde er in der Freizeit mit Wildtieren ringen. „Jawohl, Colonel Reaves! Keine imperialen Ritzereien in den Leichen, Sir!“, gab dieser mit brummiger Stimme zurück. „Das Primärziel bleibt unser Agent vor Ort, Agent Stewart. Wenn er lebt, befragen wir ihn und bringen ihn da raus. Wenn er tot ist, nehmen wir seine Leiche mit. Alle anderen Bewohner dieses Ortes sind entbehrlich.“, erklärte er und legte sich ein Gewehr über die Schulter. Prüfend wanderte sein Blick über seinen Trupp. Elf Soldaten hatte man ihm für diesen Einsatz zugeteilt, aber er wusste nicht ob diese Feuerkraft reichen würde, in Anbracht dessen, dass er nur darüber spekulieren konnte, was dort vor sich ging. Trotzdem gelang es ihm dies mit seiner finsteren Miene gut zu verbergen. „Also schön. Ich leite Squad 1. Henson, Bricks, Doyle, Klein und Biggins bilden mit mir zusammen die Vorhut. Die anderen sichern nach hinten ab. Riley – ich will das Sie das koordinieren!“, rief er und wies seine Leute gestisch an den Transporter zu betreten. „Jawohl, Sir!“, tönte eine weibliche Stimme zurück. Einige Soldaten des zweiten Squads stöhnten kurz auf, weil sie in dieser Mission einer Frau unterstehen sollten, fügten sich aber ohne weitere Widerworte. Riley lächelte zufrieden. Für eine Frau war sie mit fast 1,80 m relativ groß gewachsen. Ihr langes, braunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war zwar verglichen mit ihren männlichen Teammitgliedern ein Leichtgewicht, durch ihre Beweglichkeit und Koordinationsgabe aber gut für diese Aufgabe geeignet. Mit ihren 26 Jahren galt sie schon als überaus erfahren. Saphire stand beinah ehrfürchtig neben ihr. Riley war neben ihr die einzige Frau im Trupp. Einen Moment lang fühlte sie sich ihrer gar nicht würdig, aber sie war schon sehr aufgeregt wegen des Einsatzes und wollte unbedingt dabei sein. Sie musste sich erst aus ihrer Gedankenwelt befreien um nicht den Anschluss an Riley zu verpassen als diese sich zum Transporter aufmachte. Einen Moment später saß sie neben ihr im Schiff und war zum Abflug bereit.


    Riley wirkte äußerst konzentriert als der Truppentransporter die letzten Kilometer zur Mienenkolonien zurücklegte. Trotzdem schien sie zu ahnen dass es für Saphire keine einfache Mission werden würde und wendete sich ihr zu. „Ich weiß, dass das Ihre erste Außenmission für das Imperium ist, Private Morrison, aber ich habe eine gute Bilanz vorzuweisen. Sterben Sie mir also bloß nicht weg.“, meinte sie in einen übertrieben distanzierten Ton. „Private Morrison?“, fragte die junge Rekrutin belustigt nach, wo sie doch von den Imperialen bisher anderes gewohnt war. „Ich habe noch nie deinen Nachnamen gesagt. Vielleicht komme ich ja sonst nicht mehr dazu, Saph.“, erwiderte sie amüsiert. Als einzige Frau, die sie bei diesem Einsatz begleitete war Riley schon beim Abflug des Raumfrachters schnell zu einer Bezugsperson geworden. Obwohl der Vorfall mit dem illegalen Waffenhandel schon Monate zurück lag, hatte sich Saph als Name schnell innerhalb ihres Teams eingebürgert. Sie ahnte, dass sie wohl weiter damit rechnen müsste, so angeredet zu werden, wobei es sie auch mit der Zeit immer weniger störte. „Wir sind gleich da! Schutzmasken aufziehen!“, tönte es von Colonel Reaves Augenblicke später.


    Einige Minuten später scherte ihr Team aus, kaum dass sie den Einstiegspunkt in der Asteroidenbasis passiert hatten. Sie alle waren gut gerüstet und schwer bewaffnet. Bevorzugt schwere Blastergewehre, aber auch Granaten. Fast synchron erreichte sie mit Riley eine Einbuchtung in einer Wand hinter der sie Deckung finden konnten. Riley stand ihr auf der anderen Seite des Ganges gegenüber und instruierte ihr Team mit Handzeichen. „Saph! Du gibst mir Deckung.“, wies sie die junge Soldaten an. Der Stoßtruppe um Colonel Reaves eilte zügig voraus, während sie Schritt hielt und nach hinten absicherte. Bisher verlief alles ruhig.
    Die Stromversorgung war noch stabil. Der Einstiegsbereich war gut beleuchtet und bot kaum Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Squad 1 preschte in eine Kantine vor, wo sich das Bild etwas änderte. Stühle und Tisch waren umgeworfen. An den Wänden und den Möbeln war beinah überall Blut zu finden. Leichen der Minenarbeiter lagen vereinzelt im Chaos. Die Beleuchtung war von einigen Blastertreffern beschädigt und flackerte unangenehm. Colonel Reaves mahnte mit einem Handzeichen zur Vorsicht. „Sieht nach Blasterfeuer aus.“, merkte er nachdenklich an. Die Geschwindigkeit in der man nun vorankam, hatte sich sichtlich minimiert. Jedes Geräusch, jeder Schatten, jede Bewegung in der Umgebung wurde feindselig betrachtet. „Keine toxische Verunreinigung, Sir. Wir könnten die Masken abnehmen.“, meinte er der Soldaten, der mit einem Gerät die Atmosphäre scannte. Colonel Reaves nickte zustimmend und befreite sich wie die meisten anderen Soldaten von der Schutzmaske.
    Riley wies ihre Männer an zwei Seiteneingänge zur Küche und Sanitäranlage zu sichern, während Squad 1 zum Haupteingang vorrückte. Die automatischen Schiebetüren waren noch geschlossen. Ein Schalter an der Wand, betätigt von einen der Soldaten, öffnete sie beinah lautlos. Der dahinter liegende Gang war gänzlich dunkel. „Lichter ein!“, befahl Col. Reaves und ließ zwei seiner Soldaten vorrücken, nachdem diese die Leuchtaggregate an ihren Waffen aktiviert hatten.
    Von der Kantine aus waren es etwa 20 Meter bis zur nächsten Räumlichkeit. Während Squad 1 diesen Bereich erreichte ließ Riley ihre Männer vorrücken, Saphire ihr wich ihr nicht von der Seite, stets darauf bedacht, dass ihr niemand in den Rücken fiel.
    Die Dunkelheit blieb ihnen auch in den folgenden Gängen treu, doch in keiner Ecke, die man ausleuchtete war etwas Verdächtiges oder gar die Zielperson zu sehen. Einige Minuten später erreichte man eine Beladehalle, die tiefer in das Gestein des Asteroiden führte. Sie war riesig, dadurch auch schwer auszuleuchten. Saphire umklammerte ihr Gewehr fest. Sie war es gewohnt eines für Scharfschützen zu tragen, aber in Anbetracht der Missionsumstände hätte sie damit wohl wenig ausrichten können.
    „Bricks?! Was macht die Energieversorgung? Etwas Licht wäre nicht schlecht.“, merkte Col. Reaves, an, während einer Soldaten gerade versuchte sich in ein Terminal zu hacken um die Beleuchtung wieder her zu stellen. „Habs gleich, Colonel.“, erwiderte dieser zuversichtlich. Nur einen Moment später flackerte die Beleuchtung wieder auf. „Keine Ahnung, Sir. Jemand hat sie manuell … ab…geschaltet.“, fügte er an, kam aber ins Stottern, als er seine Lage erkannte. Sie waren quasi von Droiden umstellt, wenn gleich diese inaktiv waren. Es waren Arbeiter-Einheiten, von denen manche sogar 3 Meter Höhe maßen. „Seltsam. Sie scheinen alle hier versammelt. Warum nur?“, wunderte sich Riley. Sie ahnten noch nicht, dass sie bereits beobachtet wurden.


    „Okay, Riley. Wenn der Lageplan stimmt, müssten sich dort drüben die Unterkünfte dieser Ebene befinden. Durchsuchen, 10 Minuten! Die anderen sehen sich hier um. Bricks. Probieren Sie, ob sie den Fahrstuhl für Ebene 2 zum Funktionieren bekommen.“, befahl Colonel Reaves nach Inspektion der Lage. Jeder machte sich sofort ans Werk. Durch die Wiederhergestellte Beleuchtung war es für Rileys Trupp nun einfacher vorzurücken. Auch in den Unterkünften traf man auf deaktivierte Droiden. Es handelte sich um medizinische- oder Dienereinheiten. Sie standen inmitten des Chaos, zwischen Blut und Leichen der bisherigen Bewohner. „Verdammt. Was ist hier nur passiert? Und warum sind die Droiden hier?“, fragte Riley zähneknirschend.
    Die Unterkünfte teilten sich in mehrere Abteile auf. Riley teilt ihre Leute in 2-er Trupps auf, die nach und nach die Unterkünfte untersuchen sollten. „Saph. Du kommst mit mir. Wenn wir Glück haben finden wir unsren Agent hier und können wieder verschwinden.“, meinte sie und lief mit ihr zu einer der Behausungen. Drinnen fanden die beiden jedoch das gleiche Bild vor, wie zuvor. Es wirkte so als wären die Minenarbeiter selbst überrascht worden. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. „Wer immer dieser Leute getötet hat, war sehr sorgfältig.“, merkte Saphire an. „Vielleicht auch nicht. Der hier lebt noch.“, widersprach Riley und stieß einen auf den Boden liegenden Arbeiter an. Er war schwer verletzt und lag unrettbar im Sterben. Blut lief aus allen sichtbaren Körperöffnungen. „Hey, was ist hier passiert?“, fragte sie wenig mitfühlend. „F-fli…flieht. Die Droiden … Virus … in der Haupt…Haupt-KI.“, röchelte er mit letzter Kraft. Die beiden Soldaten schraken auf als kurz darauf die Tür zum Quartier von selbst zuschlug. Riley versuchte die Nerven zu bewahren und funkte Col. Reaves an. „Sir, ich glaube etwas hat die Verwaltungs-KI der Kolonie und die Droiden infiziert. Wir sollten schleunigst …“, berichtete sie mit zittriger Stimme. Ein Blasterschuss beendete den Funkkontakt und es sollte nicht der letzte sein, den sie hörten.
    Colonel Reaves hatte geistesgegenwärtig reagiert und einen Dienerdroiden nieder geschossen, der ihn gerade angreifen wollte als Riley ihn anfunkte. Nach und nach aktivierten sich die Droiden wie von Geisterhand und Verteidigungskanonen begannen aus den Boden zu fahren. Eine elektronisch verzerrte Stimme, drang aus den Lautsprechern in die Halle. „Feindeinheit entdeckt! Organische Lebensform eliminieren! Eindringling! Eindringling!“, rief die Stimme, worauf die Droiden hörig reagierten. Sie bedienten sich an den Waffen der Gefallenen oder hatten bereits entsprechend modifizierte Gerätschaft bei sich, doch das Hauptproblem war ihre zahlenmäßige Überlegenheit.


    Riley und Saph schossen sich aus ihrer Unterkunft frei. „Squad 2 – Rückzug! Aufschließen zu Squad 1!“, befahl Riley, hörte jedoch bereits das nicht alle aus ihrer Einheit der Situation gewachsen waren und von den Droiden überwältigt wurden. „Saph! Gib mir Deckung. Ich glaube, ich habe vorhin einen Technikraum gesehen. Vielleicht schaffe ich es ja, die KI zu deaktivieren.“, rief sie der jungen Rekrutin zu. Nur zwei weitere aus ihren Squad hatten es aus den Unterkünften geschafft und schossen sich den Weg zu Col. Reaves frei. Saphire nahm nur noch wahr, wie Blasterfeuer um sie herum abgefeuert wurde. Dass sie nicht getroffen wurde, verdankte sie eher dem Glück als ihrem Können. Sie wurde von allen Seiten befeuert. Die Droiden verfehlten sie oft nur knapp, bis sie und Riley Deckung auffinden konnten. Saphire schoss unentwegt, bis ihre Waffe zu überhitzen drohte. „Es sind zu viele!“, rief sie, während die Schüsse wie Regenwasser auf ihre Deckung einprasselten. Riley reagierte mit einer Rauchgranate. Binnen Sekunden waren sie und Saphire im Rauch verschwunden und versuchten zum Technikraum vorzudringen. Riley sollte Recht behalten, doch die Tür war von innen verbarrikadiert. „Verdammt. Sie geht nicht auf!“, fluchte sie und trat energisch dagegen. „Die Droiden werden uns bald eingeholt haben!“, warnte Saphire. Die Tür war zu stabil um sie aufzuschießen und die Elektronik zur Türöffnung nicht offen zugänglich. Sie wollten schon aufgeben als der Zugang plötzlich von selbst aufging. Ein Mann tauchte dahinter auf und wank die beiden Frauen hinein. „Schnell!“, rief er. Kaum waren sie drinnen schloss er die Tür wieder und riegelte den Zugang mit einem Mechanismus ab am Terminal ab.
    „Wer sind Sie?!“, fragte Saphire ernst, die Waffe auf ihn gerichtet. „Agent Howell – imperialer Geheimdienst.“, erwiderte dieser sofort, die Hände leicht angewinkelt. „Howell? Wir hatten Agent Stewart erwartet.“, warf Riley ein. „Dann sind sie zu spät. Der ist tot.“, antwortete er wenig mitfühlend. „Und was machen Sie dann hier?!“, wollte Saphire wissen. „Stewart und ich waren befreundet. Ich wollte ihn eigentlich nur besuchen, aber kurz nachdem ich hier ankam, kam es zu diesem Massaker.“, erklärte er bereitwillig. „Also, was ist hier passiert?“, fragte Riley mit strengen Blick. „Agent Stewart erzählte mir von verdächtigen Personen, die sich seit einigen Tagen hier herum trieben. Er hatte herausgefunden, dass es sich um Leute handelte, die einer cyberkriminellen Organisation angehörten. Allerdings hatte er keine Beweise, die seine Tarnung nicht hätte auffliegen lassen, um sie beim hiesigen Wachdienst anzuzeigen. Als ich ankam war es bereits zu spät. Diese Leute haben einen Virus in die KI der Basis eingespeist, die sie aggressiv gegen organische Lebensformen vorgehen lässt. Ein Akt von Terrorismus. Stewart starb bei dem Versuch sie aufzuhalten. Die haben sich selbst in die Luft gejagt und ihn mit in den Tod gerissen. Ich entkam nur knapp. Danach brach hier das Chaos aus. Die KI infizierte alle Droiden … ich versuchte sie aufzuhalten! Ich konnte einige Ebenen vor ihr schützen, doch dafür sitzen die Leute dort unten nun seit Tagen dort fest, so wie ich hier. Die KI hat das Licht abgeschaltet, ich fand nicht heraus und die Droiden standen überall herum als ob sie auf mich warteten.“, erzählte Howell verbittert.
    Riley überlegte eine Zeit und setzte sich schließlich an die Kontrollstation des Technikbereiches. „Ich schätze ich weiß was zu tun ist.“, meinte sie und begann sich durch hunderte von Menüs und Eingabeflächen zu tippen. „Ihr seid eine Hackerin?“, fragte Howell ungläubig, während an der Tür bereits die ersten Droiden scharrten. „Das vielleicht nicht, aber mit etwas Glück haben diese Leute das Backup-System der Anlage nicht mitinfiziert. Wenn die KI nach der Wiederherstellung keine Befehle mehr sendet, kommen wir hier vielleicht noch lebendig raus.“, erklärte sie. „Ein Backup-System? Ihr kennt euch anscheinend mit solchen Systemen aus?“, wunderte er sich. „Ja, hab früher als kleines Mädchen mal auf so etwas wie diesem hier gelebt. Mein Vater war da Sicherheitsoffizier.“, antworte sie, während ihr vor Aufregung der Schweiß von der Stirn perlte. „Wie lange brauchst du dafür?“, fragte Saphire nervös mit Blick zur Tür. „Gib mir … 2 Minuten … das ist alles schon so lange her.“, gab Riley angespannt zurück. Es donnerte heftigst an der Tür, die sich unter dem Druck der Geschosse langsam verbog. „Äh, ich glaube nicht, dass die Droiden so lange warten werden. Wir müssen improvisieren.“, erwiderte Saphire und begann so viel wie möglich entbehrliche Gegenstände zu einer Deckung aufzustapeln. „Helfen Sie mir, Howell!“, rief sie und forderte den Agenten zur Mitarbeit auf. Hastig brachten die beiden alles zusammen, was nicht niet- und nagelfest war und bauten es hinter Riley zu einer provisorischen Deckung auf – vorwiegend bestehend aus Tischen und Stühlen.


    Augenblicke später berstete die Tür unter dem Dauerfeuer der Droiden. Sofort darauf feuerte Saphire mehrere Salben nach draußen und streckte damit einige der Angreifer nieder. „Das wird aber verdammt knapp!“, rief sie aufgeregt und feuerte unentwegt weiter. Howell tat sein bestes mit einem kleinen Blaster, konnte damit aber kaum Schaden anrichten. „Ich hab‘s gleich!“, erwiderte Riley, die sich der Gefahr durchaus bewusst war. „Die Waffe glüht!“, schrie die junge Soldatin nur wenige Augenblicke später. Geistesgegenwärtig schaltete die Überhitzungssicherung aus, schoss noch ein paarmal und warf ihr Gewehr in die Gegnermassen, die versuchten in den Raum einzudringen. Die Explosion des Gewehrs warf zwei Droiden zurück, verschaffte ihr einige Sekunden Zeit. Auch Howells Blaster war am Ende. In ihrer Verzweiflung griff Saphire nach Rileys Gewehr, stürmte damit zur Tür und schlug es den ersten besten Droiden gegen den Kopf als dieser versuchte hinein zu kommen. „Bwah! Nimm das!“, kreischte sie. Der Droide wurde von der Wucht des Schlages glatt von den Füßen gerissen und bekam keine Gelegenheit sich neu aufzurichten. Mit lauten Gebrüll und einem Feuerstoß-Modus des Gewehres, der auf kurze Distanz großen Schaden verursachen konnte, feuerte sie ihm den Kopf weg. Weitere Droiden sollten das gleiche Schicksal erleiden, wenn auch nicht jeder einen Kopftreffer erhielt. Einen Moment lang glaubte sie die Oberhand zu haben, doch eine herbeifliegende Rakete belehrte sie eines Besseren. Das Geschoss traf die Außenwand des Raumes und legte beinah alles in Trümmern. Saphire hatte sich durch einen Sprung hinter die Barrikade zu retten geglaubt, wurde jedoch von der Wucht der Explosion gegen die Konsole geschleudert an der Riley saß. Saphire wurde beinah bewusstlos und gab sich innerlich ihren Schicksal bereits hin. „Saph!“, rief Riley besorgt, ließ sich aber nur kurz von dem Umstand abbringen, dass sie nun ohne ihre Soldatin weiter machen musste. Sie war nur noch wenigen Eingaben von ihrem Ziel entfernt. Es zählte jede Sekunde und die Droiden kamen bereits gefährlich nah.


    In der Beladehalle waren die Kämpfe ähnlich weit fortgeschritten. Colonel Reaves sah sich bereits mit seinem Ende konfrontiert als um ihn herum Raketengeschosse einschlugen und seine Deckung wegschossen. Verzweifelt drückte er den Abzug seines Gewehres, welches hemmungslos überhitzt war. „So ein verfluchter Mist!“, schrie er und stürmte ohne seine Waffe auf einen der Angreifer zu. Dieser reagierte mit unpräzisen Blasterschüssen, doch gerade als sein Ziel zu nah war, um es zu verfehlen, ließ er die Waffe fallen und fuhr herunter. Colonel Reaves krachte förmlich in den wehrlosen Droiden und riss ihn zu Boden. Erstaunt sah er sich am Boden liegend um. Die einzigen Schüsse, die er nun noch hörte kamen von seinen Männern, die bis dahin überlebt hatten. Kein Droide reagierte mehr auf äußerliche Einflüsse. Die Geräuschkulisse um ihn herum ließ erahnen das gerade mit der Stations-KI ein Neustart gemacht wurde. Das Licht ging kurz aus, aber mit jeder Sekunde in der nichts feindseliges passierte, glaubte er, das alles seine Richtigkeit hatte. „Lt. Riley meldet erfolgreicher Reboot des Backupsystems. Infizierte KI beseitigt.“, tönte es im Funk. „Scheiße, man! Wir haben‘s geschafft!“, jubelte er erfreut. Augenblicke später stapfte Riley mit Saphire eingehackt aus den Rauschwaden des Technikraums. Howell folgte ihnen erleichtert und erstatte sogleich beim Colonel Bericht.


    Auf dem Rückflug erinnerte nur noch ein kleines Pflaster an Saphires Stirn daran, dass man knapp dem Tod entronnen war. Das Imperium war nun sicher gewarnt vor etwaigen verdächtigen Aktivitäten, auch wenn es den Verlust einiger guter Männer bedeutet hatte. Zurück an Bord des Raumfrachters, der gewissermaßen nur als Tarnung fungierte, nutzen die meisten Überlebenden die Zeit bis zur Rückkehr auf eine Heimatwelt damit die Gefallenen mit diversen alkoholischen Getränken zu betrauern.
    Saphire stand währenddessen noch etwas wirr vor ihrem Kleiderspind. Es fiel ihr schwer das erlebte zu verarbeiten, auch wenn es mit jeder Minute leichter wurde. Sie hatte sich gerade ein Handtuch umgelegt und war bereit für eine entspannende Dusche. Riley war ihr bereits zuvor gekommen und kam gerade aus den Duschräumen hervor. „Hey Saph. Du bist ja auch hier.“, rief sie und machte somit auf sich aufmerksam. Saph schloss beiläufig ihren Spind und wendete sich ihr zu. „He-Hey … Riley.“, stammelte sie überrascht als sie bemerkte, dass diese ihr Handtuch nur um die Hüfte gewickelt hatte und dadurch etwas freizügiger herum lief. Saphire war bemüht ihr nicht auf die Brüste zu starren, während diese sich zur ihr begab. „Das war klasse heute, Saph. Ich glaube, hättest du nicht bis zum Schluss durchgehalten, wären wir da nicht mehr lebendig raus gekommen.“, bedankte sie sich. Saphire nickte etwas übereifrig, brachte aber keinen Ton heraus. „Also, falls ich wieder raus muss, werde ich darauf bestehen, dass du wieder in meinem Team bist. Was hältst du davon?“, meinte Riley und rubbelte sich mit einem anderen Handtuch die Haare trocken. Erst war ihr nicht klar, warum Saphire auf einmal so seltsam auf sie reagierte, jedoch verriet sie eine aufsteigende Röte und ihr angestrengter Blick. „D-die Ehre … i-ist ga-ganz meinerseits.“, stotterte sie verlegen. Riley lachte amüsiert. „Verstehe ... ist dir mein Anblick unangenehm? Gefällt dir nicht was du siehst?“, gab sie grinsend von sich. „Doch … doch, natürlich! Ich meine … nein … ich … ähm … ich sollte … ich sollte …“, stammelte Saphire peinlich bewogen vor sich hin. „Hey, mach dir mal keine Sorgen. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufbewahrt. Ich nehm’s dir nicht mal übel. Ich find auch, dass ich gut aussehe.“, meinte Riley kichernd und gab ihr einen Klapps auf den Rücken. Saphire torkelte verschämt in Richtung Dusche. Je mehr sie sagte, je peinlicher wurde es nur für sie. Sie war jedoch froh, dass Riley sie als vollwertiges Teammitglied sah und sie war erleichtert, dass sie beide heil aus der Basis entkommen konnten. Nach all der Zeit, in der sie sich allein durchsetzen musste, hatte sie endlich jemanden gefunden, der zu ihr halten würde. Trotz dem Toten von Isen 5, fühlte sich Saphire so glücklich wie schon lange nicht mehr.

    [Mission] Hoth: Weißer Schlund, Basisoperation


    Obwohl es helllichter Tag war, peitschen Schneeböen gegen eine kleine Bunkeranlage des Imperiums auf Hoth. Eine Landefähre, die ganz in der Nähe stand, war binnen Minuten vereist. Es war eine unwirkliche, lebensfeindliche Welt, doch an strategischer Bedeutung hatte Hoth in letzter Zeit für das Imperium zugenommen. In der Ankunftshalle hatte sich ein Trupp aus mehreren dutzend Mann gesammelt, allesamt in Kampfanzügen und schweren Blastern oder Gewehren bewaffnet. Einige überprüften ihre Ausrüstung, andere unterhielten sich. Es waren keine Stühle aufgestellt, also suchte man sich Frachtkisten oder andere taugliche Gegenstände zum Sitzen um die Wartezeit zu überbrücken.


    Schließlich trat ein Offizier des Imperiums in den Raum ein und ließ über eine Fernbedienung ein Bild aus einer Kommandoplattform projizieren, welches das Zeichen des Imperiums darstellte. Sofort eilten die Männer herbei und nahmen Haltung an. „Stillgestanden!“, rief einer der Männer, dessen Embleme ihn als Squad-Leader klassifizierten.
    Der Offizier nahm seine Kappe ab und strich sich kurz über seine haarlose Kopfhaut. Ein feiner Schnauzer verblieb die einzige Behaarung auf seinem Kopf, obwohl er kaum älter als vierzig Jahre aussah. Im Gegensatz zu den anderen trug er eine hochrangige Uniform des Imperiums. „Also schön. Die Zeit drängt und wir haben heute noch viel vor.“, sagte er mit nüchterner Stimme und deute mit einer Geste an, bequem zu stehen. Viele der anwesenden Männer und Frauen machten davon Gebrauch. „Für diejenigen, die mich noch nicht kennen, ich bin Colonel Riggs und ich leite unsere heutige Operation.“, fuhr er fort und nutzte die Fernbedienung um das holografische Banner des Imperiums in eine 3-Dimensionale Übersichtskarte zu verwandeln.“Hoth wird seit geraumer Zeit für freien Piraten als Umschlagplatz und Lager benutzt. Bisher waren ihre Aktivitäten zu vernachlässigen, doch in den letzten vierzehn Tagen gab es sechszehn Überfälle auf imperiale Versorgungslinien, Spähposten und Truppen des Imperiums. Das Imperium wird dies nicht länger ungestraft hinnehmen.“, erklärte er, während einige Punkte auf der Karte aufleuchteten. „Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass sich die meisten Überfälle von einer Organisation verübt wurden, die sich selbst der Weiße Schlund nennt. Der imperiale Geheimdienst hat uns einige seiner fähigsten Leute zur Verfügung gestellt, die detaillierte Informationen über den Aufenthaltsort, respektive der Basis des Weißen Schlunds herausfinden konnten. Ziel der Mission wird es sein, die Piratenbasis auszuschalten.“, erklärte er und trat ein paar Schritt zur Seite.


    Ohne weitere Aufforderung traten zwei Agenten hinter den Reihen der Einsatztruppe hervor und stellten sich zu Colonel Riggs. „Das sind Agent Nigel Kensington und Saphire Morrison.“, fügte dieser zunächst an, bevor er den Agenten das Wort überließ. Nigel war etwas kräftiger gebaut als der Colonel, aber auch noch einige Jahre jünger. Sein feiner, dunkler Bart ließ ihn neben seiner weiblichen Begleitung deutlich männlicher erscheinen. Bei beiden war die Tracht eher auf die kalten Wetterbedingungen ausgelegt als dass sie Schutz vor etwaigen Splittergranaten oder anderen Geschossen versprach, wie bei den Soldaten. Saphire brachte mit ihrer zierlichen Figur und den geflochtenen, blonden Haar eine gewisse feminine Note mit ein, jedoch schien die Truppen etwas anderes an ihr zu beunruhigen.
    „Moment! Sagten Sie Saphire Morrison, Sir?! DIE Saphire Morrison?“, fragte einer der Soldaten, noch bevor Nigel ein Wort zur Lage sagen konnte. „Was?! Echt? Ihr schickt uns Saph?!“, tönte ein anderer überrascht.


    Nigel wendete sich zu seiner Begleitung und musterte sie zweifelnd. „Kennt Ihr einige dieser Leute etwa?“, fragte er neugierig. Saphire senkte den Kopf und ließ in Erwartung, dass sie ohnehin nicht zu Wort kommen würde, einen der Soldaten sprechen. „Was? Sie kennen Saph nicht, Sir? Die war mal eine von uns und hat sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Namen gemacht.“, merkte einer an. „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“, fragte Nigel neugierig nach. „Ich .. äh … war einige Zeit lang in diversen Regimentern als Soldat zugeteilt, bevor ich das Angebot vom Geheimdienst bekam. Ich habe mir dort einen … gewissen Ruf erworben.“, antwortete sie schüchtern.
    „Haben Sie noch nie davon gehört, warum man sie in unseren Kreisen immer nur Saph nennt, Sir?“, rief einer der Soldaten grinsend. Nigels Blick forderte eine Antwort und Saphire gab sie ihm. „Als ich noch jünger war … bei meinem ersten Einsatz hab ich Mist gebaut. Ich sollte aus der Ferne mit meinem Gewehr einen Beobachtungsposten beziehen, während ein Agent des Imperiums einem Informanten strategische Lagepläne für Waffen der Republik abkaufen wollte. Die Lage … wurde hitzig, weil man sich nicht einigen konnte. Unser Einsatzleiter wollte wohl einen Statusbericht, aber die Verbindung meiner Ohrmuschel war schlecht … und … ich drückte ab.“, erzählte sie mit leichter röte im Gesicht. „Sie haben abgedrückt?“, fragte Nigel irritiert.
    „Sie hat -- Saph! Feuer! -- verstanden, statt Saphire … und hat den Kerl aus gut einem Kilometer den Kopf weggeblasen!“, rief ein Soldat dazwischen, sprach aber eher in einer gewissen Ehrfurcht als in Spott von inr. „Seit dem Vorfall nennen mich alle Saph …“, fügte sie seufzend hinzu. „Alle Achtung. Wie ist es für Sie ausgegangen?“, wollte Nigel wissen. „Ziemlich blutig, aber wir haben bekommen was wir wollten. Mein Einsatzleiter wurde trotzdem degradiert, weil er den Einsatz nicht wie vorgesehen zum Abschluss gebracht hat. Ich glaube er ist jetzt Wartungstechniker.“, erwiderte sie, ließ ein Bedauern aber kaum erkennen.
    „Sollten wir uns nicht auf das Wesentliche besinnen, Agent?“, warf Colonel Riggs ein. „Ähm … natürlich.“, entgegnete dieser und wand sich der Projektion zu, „Unabhängig von dieser Sache, bestehen keine Zweifel an der Tauglichkeit von Ms. Morrison uns bei dieser Mission zu unterstützen. Wir haben die Basis der Piraten hier in Sektor U-14 ausfindig gemacht. Der Haupteingang ist durch Automatikgeschütze bestens abgesichert. Dennoch gibt es eine Möglichkeit über einen kleinen Versorgungstunnel einzudringen. Er ist zu schmal um ihn mit voller Montur oder schweren Gerät zu durchqueren, jedoch können leicht bewaffnete Truppen dort eindringen und ins Innere der Basis gelangen. Diesen Teil werden Agent Saphire und ich übernehmen.“, erklärte er, während sich die Darstellung des Hologramms passend zu seinen Worten visualisierte. „Wir überwinden die Wachen im Inneren und deaktivieren die Automatikgeschütze für den Innen- und Außenbereich. Ihre Truppen werden dann vorrücken und die Basis einnehmen. Sollte das sich auf Grund von unvorhersehbaren Umständen nicht umsetzen lassen, haben wir Erlaubnis die Basis zu sprengen. Team Delta wird dafür mit entsprechenden Sprengsätzen ausgestattet. Der Treffpunkt für die Übergabe ist dann hier.“, fuhr er fort und ließ einen Punkt in der Karte aufleuchten. „Priorität hat jedoch die Rückeroberung der gestohlenen Güter und Befreiung möglicher imperialer Geiseln, falls sie noch leben.“, verdeutlichte Nigel mit Nachdruck.


    Saphire kannte die Einsatzpläne bereits, weswegen ihr Interesse an den weiteren Worten ihres Kameraden eher gespielt war. Den Plan, den Nigel ausgearbeitet hatte fand sie gut, wenn gleich er nicht gänzlich Risikofrei war, aber das war es fast nie. Sie hatte bereits einige Einsätze an seiner Seite hinter sich und wusste sich auf ihn zu verlassen, genau wie er auf ihre Fähigkeiten baute. Doch letztendlich wollte sie, wie wohl alle in diesem Raum, nur möglichst bald wieder runter, von dieser kalten Einöde.


    Wenige Stunden später war es soweit. Im Schutz der Dunkelheit und unter drückender Kälte, öffnete Saphire eine Luke des Versorgungstunnels, der gut getarnt unter dem Schnee versteckt war. Ihre Maße kamen Ihr beim Vorankommen im engen Schacht durchaus entgegen. Lediglich beim Einstieg verhedderte sie sich kurz mit ihrem Gewehr. Fortan kroch sie zielstrebig voran und lauschte in den Funk. Die Versorgungsschächte brachten in der Regel Atemluft in das Innere der Anlage, was sich entsprechend in der Temperatur innerhalb des Schachtes niederschlug. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, wäre sie sogar noch schneller gekrochen.
    Sie hatte Glück – am Ende des Schachts war keine Wache zu sehen. Er führte in einen Gang, an dem einige Unterkünfte und Lagerräume angeschlossen waren. Unbemerkt stieg sie aus dem Schacht und zog ihre Kapuze zurück um ihr Sichtfeld zu erweitern. Lautlos schlich sie weiter, stets die Karte der Anlage vor ihren inneren Auge. Bisher verlief alles so wie geplant.


    In der Nähe hörte sie Stimmen. Sie hatte die Bewaffnung um sich gegen etwaige Angreifer zu wehren, jedoch war es von Vorteil unbemerkt bis zur Steuerzentrale zu gelangen um keinen Alarm auszulösen. Vorsichtig schlich sie an den Wänden entlang und näherte sich der Geräuschquelle. Sie hatte ein Quartier des Weißen Schlund erreicht. Der Zugang war offen gestaltet, aber zum Glück musste sie nur vorbei und nicht hinein. Von der Geräuschkulisse konnte sie etwa 4 Personen ausmachen, jedoch bestand die Möglichkeit dass es noch mehr von ihnen im Raum gab. Einer der Piraten erzählte gerade einen schmutzigen Witz und löste damit allgemeines Gelächter aus. Eine gute Gelegenheit für Saphire am Eingang unbemerkt vorbei zu huschen, was sie auch schnell in die Tat umsetzte. Trotzdem wartete sie noch einige Sekunden auf der anderen Seite des Zugangs um sicher zu stellen dass sie niemand gesehen hatte. Erst als sie sicher war, ging sie leise weiter.


    Der restliche Weg zum Kontrollraum mit der Steuerzentrale der Abwehrgeschütze war unspektakulär. Die größte Gefahr bestand fortan darin sich in den Gängen zu verlaufen, da der Weiße Schlund nur wenige Wachen im inneren der Anlage aufgestellt hatte. Die Wenigen, denen sie begegnete, konnte sie leicht umgehen, indem sie sich kurz in dunklen Ecken oder hinter Gegenständen versteckte.
    Die Zeitplanung war bisher aufgegangen und Saphire erreichte den Zielort fast pünktlich. Erwartungsgemäß war der Raum, den sie hinter der Deckung einer Ecke erspähte, bewacht. Zwei Mitglieder des Weißen Schlunds lehnten wenig professionell an einem Gerüst vor dem Eingang, ein Dritter saß ihnen auf einer Lagerkiste gegenüber und erzählte Anekdoten von früheren Heldentaten, die er vermutlich nie begangen hatte.
    Saphire hatte leichtes Spiel und griff in ihre Gürteltasche. Die drei Piraten waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht einmal merkten, dass eine kleine, metallische Kugel am Boden auf sie zurollte. Erst als das Objekt gegen den Stiefel eines der Männer stieß, schauten sie verdutzt nach unten. „Ey, was ist das?“, fragte einer und beugte sich wie seine Gefährten zu dem Objekt herunter. Nur eine Sekunde später explodierte die Kugel lautlos in grellen, weißen Licht, hell genug um alle drei für mehrere Sekunden zu blenden. „Arg, ich kann nichts mehr sehen!“, rief einer und hielt sich verzweifelt die Augen. Er torkelte blind um sich tastend zurück und stieß sich am Geländer. Er wollte nach seiner Waffe greifen, die er dort zuvor abgestellt hatte, fand diese jedoch nicht. Er wurde nervöser und hektischer als er kurz danach hörte, wie die Klinge eines Messers sich durch das Fleisch seiner Gefährten schnitt und deren Körper röchelnd zu Boden sackten. Saphire verschonte auch den letzten Piraten nicht und stieß ihm ihr Messer durch die Schädeldecke. Nur um sicher zu gehen, nahm sie es erneut zur Hilfe um die Kehle des Mannes aufzuschlitzen, so wie sie es bei seinen Gefährten gemacht hatte.
    Es war brutal, aber notwendig, da Blasterfeuer womöglich einen Alarm ausgelöst hätte. Reuelos ging sie weiter und steckte das Messer wieder weg, nachdem Sie es mit einem Tuch gereinigt hatte. Sie mochte es eigentlich nicht, Wesen auf diese Weise zu töten, jedoch ließen ihr die Missionsparameter keinen Spielraum. Sie wusste, würde sie hier scheitern, würden die Leben ihrer imperialen Verbündeten auf dem Spiel stehen.


    Fast auf die Sekunde genau, meldete sich Nigel in ihrer Ohrmuschel. „Bereich gesichert. Geschütze im Außenbereich deaktiviert.“, flüsterte er ihr über Funk zu. „Bin am Kontrollraum für die Innengeschütze.“, erwiderte sie nüchtern und nahm einen kleinen Mini-Computer aus einer anderen Seitentasche hervor. Mit ihm sollte es ihr ein leichtes sein auch ohne Zugangscode in den Bereich eindringen zu können. Kaum war ein Überbrückungskabel angeschlossen, ratterte eine Routine durch ein kleines Programm, welches ihr die Tür in wenigen Sekunden öffnete.
    Dahinter verbarg sich ein Raum mit mehreren Überwachungsmonitoren für den Innenbereich. Ein unbewaffneter Pirat des Weißen Schlundes saß an einem Terminal und überwachte grob die Aufnahmen der Kameras. Saphire erkannte, dass dieser Mann nicht mehr als ein Ingenieur war und schaltete ihm mit einem Kopfstoß ihrer Gewehrwaffe aus, kaum dass dieser den Eindringling bemerkt und „Was zum Geier …“ gesagt hatte.
    Die Steuerkonsole bediente sich herkömmlicher Technik, so dass es ihr ein leichtes war die Geschütze für den Innenbereich zu deaktivieren. „Geschütze deaktiviert.“, berichtete sie über Funk.
    “Gut! Bereich sichern und halten, bis Sie die Freigabe zum Verlassen bekommen.“, befahl Nigel zufrieden. Saphire nutzte die Gelegenheit um den Ingenieur zu fesseln und brachte sich mit ihrem Gewehr für etwaige Angreifer in Stellung. Nun hatte sie endlich die Feuerfreigabe.


    Es dauerte nicht lange und Alarm brach in der Basis aus. Es war klar dass die imperialen Truppen in die Basis eindrangen. Die Piraten schienen sichtlich überrascht dass ihre Geschütze nicht feuerten. Sie wurden eiskalt und oftmals ohne vollständige Bewaffnung erwischt. Somit hatten die Soldaten des Imperiums leichtes Spiel. Sichtlich aufgewühlt versuchten einige ihren Bereich zu erstürmen um die Geschütze zu reaktivieren. Saphire hatte kaum Mühe die Truppen durch ihr Scharfschützengewehr von dieser Idee abzuhalten. Viele fielen durch einen präzisen Kopfschuss zu Boden, andere flüchteten direkt wieder als sie merkten dass ihre Kameraden starben. Nach dem allgemeinen Chaos wurde es ruhig in der Basis. Saphire blickte erleichtert über einen kleinen Haufen Leichen hinweg, denn die Aktion schien erfolgreich beendet. „Nigel? Missionsstatus?“, fragte sie über Funk, erhielt jedoch keine Antwort. Sie wunderte sich und wiederholte die Frage. Das Ergebnis war dasselbe. Zögerlich verließ sie ihre Stellung und wiederholte die Anfrage weitere male. Sie fühlte, etwas stimmte nicht. Je weiter sie Richtung Ausgang lief, je unruhiger wurde sie. Ihr war klar, dass ihr zumindest eine Einheit aus einem Squad des imperialen Einsatzkommandos hätte begegnet sein müssen. Ihre einzige Hoffnung war es Nigel im 2. Kontrollraum zu finden. Im Gang dorthin traf sie auf tote Imperiale, die wie eine Spur aus Leichen zum Kontrollraum führten.
    Vorsichtig beugte sie sich zu einer der Toten herunter und begutachtete deren Verletzung. Es erschien ihr seltsam, dass Nigel sie desbezüglich nicht angefunkt hatte. Die Wunden des Soldaten stammten zu ihrem Erstaunen von einem Lichtschwert, so wie es nur die Jedi und Sith einsetzten. Die Vermutung lag nahe das sich ein Jedi im Gebäude befand. Allein dieser Gedanke rettete sie als sie kurz darauf Reflexartig einem herbei fliegenden Lichtschwert auswich, das wie ein Bumerang zurück in die Hände ihres Besitzers fand. Ihr Pony roch etwas angekohlt, aber das war ein geringer Preis dafür, dass Ihr Kopf noch auf ihren Hals saß.


    Der Jedi schmunzelte zufrieden und ließ sich Zeit mit dem nächsten Angriff. Er war groß und kräftig gebaut. Seine hellbraune Haarpracht reichte bis zu seinen Schultern und sein Gesicht war von einigen Narben verziert. „Ah, noch ein Überlebender des Imperiums.“, sagte er, während Saphire leicht verängstigt zurück kroch. „Euer kleiner Überfall, war wirklich gut geplant. Leider hat er meine Tarnung nun auffliegen lassen. Die anderen Stützpunkte des Weißen Schlund würden skeptisch reagieren, wenn Sie erfahren, dass ich als einziger aus diesem Massaker entkommen konnte.“, erklärte er und wirbelte sein Lichtschwert intensiver. Saphire ahnte, dass sich daraus gleich ein Angriff ergeben würde. Die Intention des Jedi war in Anbetracht der vor ihr liegenden Leichen wenig zweifelhaft. Es blieb ihr keine Zeit mehr nach ihrem Gewehr auf ihren Rücken zu greifen und ihn anzuvisieren, so dass sie improvisieren musste, wollte sie überleben.
    Der Jedi kam ohne Vorwarnung auf sie zugestürmt und schlug zu. Die Agentin wich dem Schlag des Lichtschwerts zunächst aus, indem sie sich nach hinten fallen ließ, wenn gleich es ihr kaum die Möglichkeit gab, einem weiteren Hieb noch ausweichen zu können. Der Jedi schien diese Chance nutzen zu wollen, rechnete aber nicht damit das Saphire im Fallen etwas aus ihren Gürtel zog und ihm in das Lichtschwert warf. Die Eisgranate explodierte direkt vor dem Jedi. Der eisige Partikelstaub würde ihn für einige Sekunden erstarren lassen, jedoch nicht lang genug um mit dem Gewehr zum Gegenschlag auszuholen. Elegant rollte Saphire sich im Fallen ab, griff den Blaster eines toten Kameraden und platzierte einen Schuss im Kopf des Bewegungsunfähigen Jedi. Nur eine Sekunde später verblasste die Wirkung der Granate und ließ den Jedi leblos zu Boden sacken. „Deine Tarnung kannst du behalten, Jedi.“, ächzte Saphire angespannt. Ihr Herz raste, denn sie war dem Tod noch einmal entronnen. Zum Glück war sie auf zwei Meter genauso zielsicher wie auf zwanzig.


    „Saphire! Hier!“, rief auf einmal eine schwächliche Stimme aus dem Kontrollraum. Es war Nigel, der sich den Bauch hielt. Er blutete stark und sackte im Türrahmen zusammen. Saphire eilte rasch zu ihm und forderte über Funk einen Sanitäter an. „Es tut mir Leid, Agent. Ich habe die Lage falsch eingeschätzt. Nun sind fast alle tot. Ich werde es wohl auch nicht mehr schaffen.“, röchelte er mit schmerzverzerrter Miene. “Nein! Sagt das nicht!“, widersprach sie heftig mit traurigem Gesicht. “Es ist egal. Ihr habt das gut gemacht … mit dem Jedi. Die Mission war ein Erfolg … nur das zählt letztendlich.“, sagte er mit letzter Kraft, während seine Augen an Leben verloren. „Nein! Agent! Agent!“, rief sie und rüttelte verzweifelt an ihm. Nigel rührte sich nicht mehr, seine Atmung und sein Herzschlag stoppten. Er hatte zu viel Blut verloren.
    Saphire wendete sich innerlich zerrüttet ab. Eine Basis war gefallen, doch der Jedi hatte noch von weiteren berichtet. Saphires Informationen sollten sich als nützlich erweisen und die Mission würde später als Erfolg gewertet werden, doch während sie an den Leibern ihrer toten Kameraden vorbei schlenderte, fühlte es sich keineswegs wie ein Sieg an.


    [Mission] Droomund Kaas: High-Tower Assault


    Vergleichbar mit einem abgestimmten Uhrwerk gingen uniformierte Streitkräfte des Imperiums auf den Dächern von Kaas-City in Stellung. Verteilt auf mehrere Gebäude hatten sie schnell Übersicht über einen Tower, in dem eine Handelsfirma ihren Sitz hatte. Die Fassaden des Gebäudes waren zum Großteil durch Glaselemente verkleidet, wodurch den Streitkräften je nach Position ein guter Blick in das Gebäude gewährt wurde. Weitere Truppen sammelten sich in mehreren Stoßtrupps am Haupteingang. Saphire hatte von ihrer Position durch ihr Scharfschützengewehr einen guten Blick darauf. Um möglichst lange unentdeckt zu bleiben, hatte sie sich hingelegt. Ein seichter Wind glitt über ihr blondes Haar, während sie den Instruktionen des Operationsleiters mit einer kleinen Ohrmuschel folgte.
    Die Dämmerung setzte gerade ein als die Truppen am Eingang ins Gebäude vorstießen und den Pförtner ohne weiteres Aufsehen mit einem Betäubungsschuss erledigten. „Checked!“, tönte es im Funkverkehr und die Einheiten stießen weiter zum Fahrstuhl vor.
    „Squad Alpha und Gamma sind im Gebäude. Alles verläuft wie vorgesehen. Bravo, Echo, Foxtrott - hat jemand das Zielobjekt in Sicht?“, tönte es im Funk von der Kommandozentrale. „Negativ.“, schallte es nacheinander zurück und Saphire schloss sich wortgleich der Meldung an.
    Das Gebäude hatte über 40 Stockwerke und war dadurch nur schwer im Detail überschaubar. Stockwerk für Stockwerk prüften die Scharfschützen auf den Dächern verdächtige Aktivitäten in den Etagen nach, während die Truppen am Boden sich im Treppenhaus und den Fahrstühlen verteilten.


    Saphires Kommandeure hatten keinerlei Zweifel dass sich das gesuchte Subjekt noch im Gebäude befinden musste. So lange hatte man Zachan heimlich beobachtet und ausspioniert als dass man sich irren konnte. Das Unternehmen hatte längst geschlossen – nur er blieb stets noch etwas länger. Erst dadurch hatte er Verdacht erweckt. Nach außen hin gab er sich stets als guter Geschäftsmann, doch mittlerweile galt es als sicher, dass er auch über Drittunternehmen Waffen und Technologie an Piraten verkaufte. Seine Gier nach Profit hatte ihn eine Lage gebracht, die seinen sicheren Tod bedeutete. Zachan war nicht dumm und selbst Saphire wusste, dass es trotz des massiven Truppenaufgebots keine Erfolgsgarantie für den Einsatz gab. „Saph? Liam? Damon? Irgendwelche Aktivitäten auf der Eingangsseite?“, fragte ihr Squadleader leicht nervös. „Nichts.“, erwiderte Liam und kurz darauf auch von Damon über Funk. Saphire zögerte mit ihrer Antwort als sie kurz darauf etwas Undefinierbares durch ihren Zielvisor geglaubt hatte zu sehen. Sie konnte nicht zuordnen ob es ein Schatten war oder nur eine optische Täuschung. „Eventuell eine Aktivität im …. 34. Stock.“, sagte sie schließlich. „Bestätigen!“, forderte ihr Squadleader ihre Kameraden auf den anderen Positionen auf, doch die kurze Hoffnung das Zielobjekt gefunden zu haben erfüllte sich in diesem Moment noch nicht.
    „Wärmesignatur in Etage 32 geortet. Rücken vor zur visuellen Überprüfung.“, funkte die Einheit im Gebäude plötzlich dazwischen. Die Anspannung stieg.


    Es dauerte nicht lange bis die erste Einsatztruppe im Gebäude die Position erreicht hatte. „Ziel bestätigt ….“, hörte man jemanden kurz darauf im Funk rufen. Schüsse und Kampfgeräusche folgten. Die kleine Hoffnung, die Sache unblutig beenden zu können hatte sich soeben zerschlagen.
    Die Einheit hatte mit einen Schmuggler gerechnet, jedoch nicht, damit, dass er in seinem Büro Automatikgeschütze eingebaut und sie bereits erwartet hatte. Saphires Echo-Sqaud konnte durch ihre Gewehre Reflexionen der Schüsse im 32. Stock sehen, jedoch nicht das Zielobjekt oder Leute aus dem anderen Squad. „Objekt auf Vorderseite im 32. Obergeschoss bestätigt. Kein visueller Sichtkontakt.“, meldete Damon.
    „Was ist da los?! Ich erwarte Meldung!“, schrie ihr Kommandeur zurück. „Stehen unter Beschuss! Zielobjekt ist bewaffnet und …. Ahhhr!“, gab ein Kämpfer der Einheit im Gebäude zurück, bevor ein undefiniertes Geräusch den Kontakt abreißen ließ. Saphire horchte auf und versuchte verzweifelt irgendetwas erspähen zu können. „War das gerade ein Lichtschwert?“, fragte sie im Funk nach. Die Antwort erübrigte sich, als Zachan einige Augenblicke später mit einem violett leuchtenden Lichtschwert ans Fenster trat. „Bestätige! Zielobjekt trägt ein Lichtschwert!“, rief Damon aufgeregt und machte sich feuerbereit. Wo man ihn in Steckbriefen bisher als stattlichen Mann in eleganter Kleidung Anfang 40 gesehen hatte, lächelte er nun mit den grässlich gelben Augen eines Siths zu den Positionen der Scharfschützen hinauf. Saphire schrak kurz zurück, denn es schien so als ob Zachan genau wusste, was ihn dort draußen erwarte. Er hielt eine Art Fernbedienung in der anderen Hand und zögerte nicht einige Schalter darauf umzulegen. Explosionen erschütterten die umliegenden Dächer. Todesschreie ihrer Squad-Mitglieder hallten ins Saphires Ohr. Sie ahnte dass auch ihre Position mit Sprengladungen präpariert gewesen sein musste. Es blieben ihr kaum die Zeit ihre Lage zu realisieren, während sie die chaotischen Meldungen im Funk überwältigten. Zu ihrer Überraschung brachte Zachan nicht zu Ende was er angefangen hatte. Zuerst glaubte sie, dass eine Fehlfunktion auf ihrer Position verhindert hatte, merkte jedoch schnell dass sich die Erklärung innerhalb des Gebäudes befand.


    Squad Alpha und Gamma waren sicher tot, doch jemand anderes hatte plötzlich das Interesse des Sith-Verräters geweckt. Saphire sah atemlos zu, wie sich hinter Zachan eine dunkel gekleidete Person enttarnte, die sie nicht kannte. Nur wenige Sith verfügten über diese Technologie, vor allem jedoch Sith-Attentäter, die so ungesehen kamen wie sie verschwanden. Nun wurde ihr klar, was sie zuvor ein paar Stockwerke höher zu sehen geglaubt hatte. Er war etwas größer, aber kaum kräftiger als sein Gegenüber gebaut, hatte kurzes, dunkles Haar und ein narbenfreies Gesicht.


    Die Machtkraft des Fremden entriss Zachan die Fernbedienung. Er drehte sich unbeeindruckt zu dem anderen Sith um, sah ihm entschlossen entgegen. „Und wer seid Ihr? Ihr gehört nicht zu diesem lächerlichen Unterfangen, nicht wahr?“, fragte er mit herablassender Stimmlage. Wortlos zog der Attentäter ein Doppellichtschwert hervor und aktivierte eine rote Lichtklinge. „Ein Kampf?! Ihr werdet hier genauso sterben wie alle anderen.“, geiferte Zachan enthusiastisch zurück. Saphire wollte die Gelegenheit nutzen um das Zielobjekt zu beseitigen, doch obwohl ihr Schuss präzise war, durchschlug er die Fensterfassade nicht. Das Glas warf kleine, ungefährliche Risse, brach aber auch nach dem zweiten und dritten Schuss nicht. Zachan nahm es nur beiläufig zur Kenntnis. „Diese Narren haben geglaubt ich hätte keine Vorkehrungen für das hier getroffen. Dieses Glas wird so schnell nicht brechen. Den Moment haben wir für uns ganz allein. Genießt ihn, es wird Euer letzter sein!“, rief er aufgeregt und lief auf seinen Gegner zu. Zachan zeigte, dass er in der Schwertkampfkunst durchaus begabt war und ließ seinen Gegner schnell in Verteidigung gehen. Emotionslos parierte dieser all seine Angriffe oder wich aus. Den Kampf schien der Sith-Verräter zu dominieren, doch sein Gegenüber schien bisher lediglich mit ihm zu spielen. Zu leichtfüßig agierte er und zu versiert war seine Technik. Aus einer unscheinbaren Situation heraus, ging er zum Gegenangriff über und trennte Zachans Schwerthand von seinem Arm, wenn gleich die Attacke selbst in der Enthauptung seines Gegners gegolten hatte. Diesen Schlag vermochte Zachan unter Schmerzen auszuweichen, jedoch nicht der Macht, des Attentäters, die ihn gegen das Fenster wuchtete. Wieder schrie er auf. Der Attentäter stürmte auf ihn zu und beendete es mit einem letzten Hieb, direkt durch das Herz seines Opfers. Das Ende seines Schwertes bohrte sich durch den Körper und stieß durch das Schutzglas ins Freie. Fassungslosigkeit stand Zachan im Todesmoment in die Augen geschrieben. Diesem Attentäter war er nicht gewachsen. Leblos fiel er zu Boden, während das Fensterglas hinter ihm zusammen brach.


    Saphire hatte nun freie Sicht auf den Attentäter. Er gehörte sicher nicht zu ihrer Einheit, aber er könnte trotzdem in die Sache verwickelt sein, vielleicht sogar eine Gefahr darstellen. Ihr Finger streichelte den Abzug. Der Mann sah ihr scheinbar wissend entgegen, doch als er sein Doppelklingenlichtschwert deaktivierte und sich abwendete, verließ Saphire die Kraft abzudrücken. Immerhin war die Mission erfüllt, wenn auch unter großen Verlusten und wenn auch nicht durch ihr Mitwirken. „Zielobjekt eliminiert! Ich bestätige! Zielobjekt eliminiert!“, rief sie in den Funk, was dort zu einen Ausstoß von Erleichterung führte. Sie ignorierte die ein oder andere Lobpreisung ihrer Vorgesetzten und warf die Ohrmuschel weg. Sie musste wissen, wer der Mann war, dem sie dies alles zu verdanken hatte. Hastig verließ sie das Dach, denn sie hoffte ihn vielleicht noch abfangen zu können. Dieses Glück war ihr an diesem Tag nicht vergönnt.


    Einige Abende später war sie es, die noch nach Dienstschluss in dem Büro ihrer Agenteneinsatzzentrale saß. Schon den ganzen Tag hatte sie digitale Akten durchforstet und erhofft einen Hinweis auf den Attentäter zu finden, jedoch bisher erfolglos. Phantomzeichnungen und Notizen lagen auf ihren Bildschirm verstreut. Sie war so versunken in ihre Aktivität, dass sie zunächst nicht bemerkte, wie sich jemand von hinten näherte. Sie erschrak als er vortrat und einen ihrer Ausdrucke hochhob. Das schummrige Licht ließ erkennen, dass es sich um Lt. Coyle handelte, den Leiter einer Spionage-Abteilung. „Sie sollten endlich heimgehen und die Sache vergessen.“, riet er ihr. „Aber ich muss wissen …“, wollte sie erwidern, bevor er sie rasch unterbrach. „Sein Name ist Nevren - ein Sith-Attentäter. Wir wissen nicht viel über ihn. Sicher ist nur, dass ein anderer ihn beauftragt hat um ihn auszuschalten. Mehr werden Sie nicht herausfinden. Vermutlich hat er darauf gesetzt, dass sich Zachan mehr auf Ihre Einsatztruppe konzentriert und ihn somit nicht bemerkt.“, erzählte er mit ruhiger Stimme. Saphire war einen Moment lang sprachlos, obwohl sie ja selbst einen Bekannten vom Geheimdienst vor einigen Tagen gebeten hatte, eben solche Informationen zu besorgen. „D….Danke.“, erwiderte sie, während Lt. Coyle sich daran machte im Dunkel zu verschwinden. Saphire erwischte sich dabei, wie sie sich in Gedanken an Nevren verlor. Sie hatte ihm ihr Leben zu verdanken, obwohl er vielleicht kaum besser war, als der Abschaum, den sie und ihre Einheit sonst so beseitigen mussten. Sie lächelte zufrieden und packte zusammen. Endlich würde sie wieder etwas ruhiger schlafen können.