[Mission] Rep. Minenkolonie Isen 4 - Mission: Virus Station
Sirenengeheul hallte durch die Gänge eines imperialen Raumfrachters. Es signalisierte ein Ereignis auf das ein Großteil der Besatzung bereits ungeduldig gewartet hatte. Schwer bewaffnete Truppen liefen aus allen Abteilen herbei, den Finger in Gedanken schon am Abzug ihres Blastergewehres. Ziel war eine Versammlungshalle, die an das Raumdock grenzte. Ein größeres Transportschiff stand dort schon zum Abflug bereit.
Ein Offizier des Imperiums bahnte sich an den Truppen vorbei und stellte sich demonstrativ vor sie. Er war ebenso so kräftig gebaut wie die meisten der Männer, jedoch zeigte eine mit Abzeichen gespickte Uniform bereits etliche Verdienste auf. Seine Haare waren militärisch kurz geschnitten. Kleine Narben lugten unter seiner Bekleidung hervor. Er nahm eine kleine Fernbedienung aus einer Seitentasche und beendete per Knopfdruck die Sirene, nun wo er seinen Trupp vollständig versammelt vor sich sah. „Also schön Männer! Wir haben unsere Zielposition erreicht! Noch einmal der aktuelle Lagebericht. Wir haben nach wie vor keinen Kontakt zu unseren Mann in der Asteriodenkolonie Isen 5 und konnten auch über andere Kanäle keinen Kontakt zur dortigen Basis herstellen. Wir wissen nach wie vor nicht was sich dort zugetragen hat. Fakt ist, dass wir mehrere bestätigte Notrufe von Isen 5 abfangen konnten, die jedoch keine spezifische Aussage über die Art des Notfalls geben. Wir werden dies offiziell als einen Rettungseinsatz durchführen, haben aber nur noch begrenzt Zeit, bevor auch Truppen der Republik hier eintreffen werden. Das heißt, wir machen das schnell und sauber. Habe ich mir da klar ausgedrückt, Lt. Henson?“, sagte er mit strenger Stimme und blickte Vorwurfsvoll zu einen seiner Soldaten, der aussah als würde er in der Freizeit mit Wildtieren ringen. „Jawohl, Colonel Reaves! Keine imperialen Ritzereien in den Leichen, Sir!“, gab dieser mit brummiger Stimme zurück. „Das Primärziel bleibt unser Agent vor Ort, Agent Stewart. Wenn er lebt, befragen wir ihn und bringen ihn da raus. Wenn er tot ist, nehmen wir seine Leiche mit. Alle anderen Bewohner dieses Ortes sind entbehrlich.“, erklärte er und legte sich ein Gewehr über die Schulter. Prüfend wanderte sein Blick über seinen Trupp. Elf Soldaten hatte man ihm für diesen Einsatz zugeteilt, aber er wusste nicht ob diese Feuerkraft reichen würde, in Anbracht dessen, dass er nur darüber spekulieren konnte, was dort vor sich ging. Trotzdem gelang es ihm dies mit seiner finsteren Miene gut zu verbergen. „Also schön. Ich leite Squad 1. Henson, Bricks, Doyle, Klein und Biggins bilden mit mir zusammen die Vorhut. Die anderen sichern nach hinten ab. Riley – ich will das Sie das koordinieren!“, rief er und wies seine Leute gestisch an den Transporter zu betreten. „Jawohl, Sir!“, tönte eine weibliche Stimme zurück. Einige Soldaten des zweiten Squads stöhnten kurz auf, weil sie in dieser Mission einer Frau unterstehen sollten, fügten sich aber ohne weitere Widerworte. Riley lächelte zufrieden. Für eine Frau war sie mit fast 1,80 m relativ groß gewachsen. Ihr langes, braunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war zwar verglichen mit ihren männlichen Teammitgliedern ein Leichtgewicht, durch ihre Beweglichkeit und Koordinationsgabe aber gut für diese Aufgabe geeignet. Mit ihren 26 Jahren galt sie schon als überaus erfahren. Saphire stand beinah ehrfürchtig neben ihr. Riley war neben ihr die einzige Frau im Trupp. Einen Moment lang fühlte sie sich ihrer gar nicht würdig, aber sie war schon sehr aufgeregt wegen des Einsatzes und wollte unbedingt dabei sein. Sie musste sich erst aus ihrer Gedankenwelt befreien um nicht den Anschluss an Riley zu verpassen als diese sich zum Transporter aufmachte. Einen Moment später saß sie neben ihr im Schiff und war zum Abflug bereit.
Riley wirkte äußerst konzentriert als der Truppentransporter die letzten Kilometer zur Mienenkolonien zurücklegte. Trotzdem schien sie zu ahnen dass es für Saphire keine einfache Mission werden würde und wendete sich ihr zu. „Ich weiß, dass das Ihre erste Außenmission für das Imperium ist, Private Morrison, aber ich habe eine gute Bilanz vorzuweisen. Sterben Sie mir also bloß nicht weg.“, meinte sie in einen übertrieben distanzierten Ton. „Private Morrison?“, fragte die junge Rekrutin belustigt nach, wo sie doch von den Imperialen bisher anderes gewohnt war. „Ich habe noch nie deinen Nachnamen gesagt. Vielleicht komme ich ja sonst nicht mehr dazu, Saph.“, erwiderte sie amüsiert. Als einzige Frau, die sie bei diesem Einsatz begleitete war Riley schon beim Abflug des Raumfrachters schnell zu einer Bezugsperson geworden. Obwohl der Vorfall mit dem illegalen Waffenhandel schon Monate zurück lag, hatte sich Saph als Name schnell innerhalb ihres Teams eingebürgert. Sie ahnte, dass sie wohl weiter damit rechnen müsste, so angeredet zu werden, wobei es sie auch mit der Zeit immer weniger störte. „Wir sind gleich da! Schutzmasken aufziehen!“, tönte es von Colonel Reaves Augenblicke später.
Einige Minuten später scherte ihr Team aus, kaum dass sie den Einstiegspunkt in der Asteroidenbasis passiert hatten. Sie alle waren gut gerüstet und schwer bewaffnet. Bevorzugt schwere Blastergewehre, aber auch Granaten. Fast synchron erreichte sie mit Riley eine Einbuchtung in einer Wand hinter der sie Deckung finden konnten. Riley stand ihr auf der anderen Seite des Ganges gegenüber und instruierte ihr Team mit Handzeichen. „Saph! Du gibst mir Deckung.“, wies sie die junge Soldaten an. Der Stoßtruppe um Colonel Reaves eilte zügig voraus, während sie Schritt hielt und nach hinten absicherte. Bisher verlief alles ruhig.
Die Stromversorgung war noch stabil. Der Einstiegsbereich war gut beleuchtet und bot kaum Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Squad 1 preschte in eine Kantine vor, wo sich das Bild etwas änderte. Stühle und Tisch waren umgeworfen. An den Wänden und den Möbeln war beinah überall Blut zu finden. Leichen der Minenarbeiter lagen vereinzelt im Chaos. Die Beleuchtung war von einigen Blastertreffern beschädigt und flackerte unangenehm. Colonel Reaves mahnte mit einem Handzeichen zur Vorsicht. „Sieht nach Blasterfeuer aus.“, merkte er nachdenklich an. Die Geschwindigkeit in der man nun vorankam, hatte sich sichtlich minimiert. Jedes Geräusch, jeder Schatten, jede Bewegung in der Umgebung wurde feindselig betrachtet. „Keine toxische Verunreinigung, Sir. Wir könnten die Masken abnehmen.“, meinte er der Soldaten, der mit einem Gerät die Atmosphäre scannte. Colonel Reaves nickte zustimmend und befreite sich wie die meisten anderen Soldaten von der Schutzmaske.
Riley wies ihre Männer an zwei Seiteneingänge zur Küche und Sanitäranlage zu sichern, während Squad 1 zum Haupteingang vorrückte. Die automatischen Schiebetüren waren noch geschlossen. Ein Schalter an der Wand, betätigt von einen der Soldaten, öffnete sie beinah lautlos. Der dahinter liegende Gang war gänzlich dunkel. „Lichter ein!“, befahl Col. Reaves und ließ zwei seiner Soldaten vorrücken, nachdem diese die Leuchtaggregate an ihren Waffen aktiviert hatten.
Von der Kantine aus waren es etwa 20 Meter bis zur nächsten Räumlichkeit. Während Squad 1 diesen Bereich erreichte ließ Riley ihre Männer vorrücken, Saphire ihr wich ihr nicht von der Seite, stets darauf bedacht, dass ihr niemand in den Rücken fiel.
Die Dunkelheit blieb ihnen auch in den folgenden Gängen treu, doch in keiner Ecke, die man ausleuchtete war etwas Verdächtiges oder gar die Zielperson zu sehen. Einige Minuten später erreichte man eine Beladehalle, die tiefer in das Gestein des Asteroiden führte. Sie war riesig, dadurch auch schwer auszuleuchten. Saphire umklammerte ihr Gewehr fest. Sie war es gewohnt eines für Scharfschützen zu tragen, aber in Anbetracht der Missionsumstände hätte sie damit wohl wenig ausrichten können.
„Bricks?! Was macht die Energieversorgung? Etwas Licht wäre nicht schlecht.“, merkte Col. Reaves, an, während einer Soldaten gerade versuchte sich in ein Terminal zu hacken um die Beleuchtung wieder her zu stellen. „Habs gleich, Colonel.“, erwiderte dieser zuversichtlich. Nur einen Moment später flackerte die Beleuchtung wieder auf. „Keine Ahnung, Sir. Jemand hat sie manuell … ab…geschaltet.“, fügte er an, kam aber ins Stottern, als er seine Lage erkannte. Sie waren quasi von Droiden umstellt, wenn gleich diese inaktiv waren. Es waren Arbeiter-Einheiten, von denen manche sogar 3 Meter Höhe maßen. „Seltsam. Sie scheinen alle hier versammelt. Warum nur?“, wunderte sich Riley. Sie ahnten noch nicht, dass sie bereits beobachtet wurden.
„Okay, Riley. Wenn der Lageplan stimmt, müssten sich dort drüben die Unterkünfte dieser Ebene befinden. Durchsuchen, 10 Minuten! Die anderen sehen sich hier um. Bricks. Probieren Sie, ob sie den Fahrstuhl für Ebene 2 zum Funktionieren bekommen.“, befahl Colonel Reaves nach Inspektion der Lage. Jeder machte sich sofort ans Werk. Durch die Wiederhergestellte Beleuchtung war es für Rileys Trupp nun einfacher vorzurücken. Auch in den Unterkünften traf man auf deaktivierte Droiden. Es handelte sich um medizinische- oder Dienereinheiten. Sie standen inmitten des Chaos, zwischen Blut und Leichen der bisherigen Bewohner. „Verdammt. Was ist hier nur passiert? Und warum sind die Droiden hier?“, fragte Riley zähneknirschend.
Die Unterkünfte teilten sich in mehrere Abteile auf. Riley teilt ihre Leute in 2-er Trupps auf, die nach und nach die Unterkünfte untersuchen sollten. „Saph. Du kommst mit mir. Wenn wir Glück haben finden wir unsren Agent hier und können wieder verschwinden.“, meinte sie und lief mit ihr zu einer der Behausungen. Drinnen fanden die beiden jedoch das gleiche Bild vor, wie zuvor. Es wirkte so als wären die Minenarbeiter selbst überrascht worden. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. „Wer immer dieser Leute getötet hat, war sehr sorgfältig.“, merkte Saphire an. „Vielleicht auch nicht. Der hier lebt noch.“, widersprach Riley und stieß einen auf den Boden liegenden Arbeiter an. Er war schwer verletzt und lag unrettbar im Sterben. Blut lief aus allen sichtbaren Körperöffnungen. „Hey, was ist hier passiert?“, fragte sie wenig mitfühlend. „F-fli…flieht. Die Droiden … Virus … in der Haupt…Haupt-KI.“, röchelte er mit letzter Kraft. Die beiden Soldaten schraken auf als kurz darauf die Tür zum Quartier von selbst zuschlug. Riley versuchte die Nerven zu bewahren und funkte Col. Reaves an. „Sir, ich glaube etwas hat die Verwaltungs-KI der Kolonie und die Droiden infiziert. Wir sollten schleunigst …“, berichtete sie mit zittriger Stimme. Ein Blasterschuss beendete den Funkkontakt und es sollte nicht der letzte sein, den sie hörten.
Colonel Reaves hatte geistesgegenwärtig reagiert und einen Dienerdroiden nieder geschossen, der ihn gerade angreifen wollte als Riley ihn anfunkte. Nach und nach aktivierten sich die Droiden wie von Geisterhand und Verteidigungskanonen begannen aus den Boden zu fahren. Eine elektronisch verzerrte Stimme, drang aus den Lautsprechern in die Halle. „Feindeinheit entdeckt! Organische Lebensform eliminieren! Eindringling! Eindringling!“, rief die Stimme, worauf die Droiden hörig reagierten. Sie bedienten sich an den Waffen der Gefallenen oder hatten bereits entsprechend modifizierte Gerätschaft bei sich, doch das Hauptproblem war ihre zahlenmäßige Überlegenheit.
Riley und Saph schossen sich aus ihrer Unterkunft frei. „Squad 2 – Rückzug! Aufschließen zu Squad 1!“, befahl Riley, hörte jedoch bereits das nicht alle aus ihrer Einheit der Situation gewachsen waren und von den Droiden überwältigt wurden. „Saph! Gib mir Deckung. Ich glaube, ich habe vorhin einen Technikraum gesehen. Vielleicht schaffe ich es ja, die KI zu deaktivieren.“, rief sie der jungen Rekrutin zu. Nur zwei weitere aus ihren Squad hatten es aus den Unterkünften geschafft und schossen sich den Weg zu Col. Reaves frei. Saphire nahm nur noch wahr, wie Blasterfeuer um sie herum abgefeuert wurde. Dass sie nicht getroffen wurde, verdankte sie eher dem Glück als ihrem Können. Sie wurde von allen Seiten befeuert. Die Droiden verfehlten sie oft nur knapp, bis sie und Riley Deckung auffinden konnten. Saphire schoss unentwegt, bis ihre Waffe zu überhitzen drohte. „Es sind zu viele!“, rief sie, während die Schüsse wie Regenwasser auf ihre Deckung einprasselten. Riley reagierte mit einer Rauchgranate. Binnen Sekunden waren sie und Saphire im Rauch verschwunden und versuchten zum Technikraum vorzudringen. Riley sollte Recht behalten, doch die Tür war von innen verbarrikadiert. „Verdammt. Sie geht nicht auf!“, fluchte sie und trat energisch dagegen. „Die Droiden werden uns bald eingeholt haben!“, warnte Saphire. Die Tür war zu stabil um sie aufzuschießen und die Elektronik zur Türöffnung nicht offen zugänglich. Sie wollten schon aufgeben als der Zugang plötzlich von selbst aufging. Ein Mann tauchte dahinter auf und wank die beiden Frauen hinein. „Schnell!“, rief er. Kaum waren sie drinnen schloss er die Tür wieder und riegelte den Zugang mit einem Mechanismus ab am Terminal ab.
„Wer sind Sie?!“, fragte Saphire ernst, die Waffe auf ihn gerichtet. „Agent Howell – imperialer Geheimdienst.“, erwiderte dieser sofort, die Hände leicht angewinkelt. „Howell? Wir hatten Agent Stewart erwartet.“, warf Riley ein. „Dann sind sie zu spät. Der ist tot.“, antwortete er wenig mitfühlend. „Und was machen Sie dann hier?!“, wollte Saphire wissen. „Stewart und ich waren befreundet. Ich wollte ihn eigentlich nur besuchen, aber kurz nachdem ich hier ankam, kam es zu diesem Massaker.“, erklärte er bereitwillig. „Also, was ist hier passiert?“, fragte Riley mit strengen Blick. „Agent Stewart erzählte mir von verdächtigen Personen, die sich seit einigen Tagen hier herum trieben. Er hatte herausgefunden, dass es sich um Leute handelte, die einer cyberkriminellen Organisation angehörten. Allerdings hatte er keine Beweise, die seine Tarnung nicht hätte auffliegen lassen, um sie beim hiesigen Wachdienst anzuzeigen. Als ich ankam war es bereits zu spät. Diese Leute haben einen Virus in die KI der Basis eingespeist, die sie aggressiv gegen organische Lebensformen vorgehen lässt. Ein Akt von Terrorismus. Stewart starb bei dem Versuch sie aufzuhalten. Die haben sich selbst in die Luft gejagt und ihn mit in den Tod gerissen. Ich entkam nur knapp. Danach brach hier das Chaos aus. Die KI infizierte alle Droiden … ich versuchte sie aufzuhalten! Ich konnte einige Ebenen vor ihr schützen, doch dafür sitzen die Leute dort unten nun seit Tagen dort fest, so wie ich hier. Die KI hat das Licht abgeschaltet, ich fand nicht heraus und die Droiden standen überall herum als ob sie auf mich warteten.“, erzählte Howell verbittert.
Riley überlegte eine Zeit und setzte sich schließlich an die Kontrollstation des Technikbereiches. „Ich schätze ich weiß was zu tun ist.“, meinte sie und begann sich durch hunderte von Menüs und Eingabeflächen zu tippen. „Ihr seid eine Hackerin?“, fragte Howell ungläubig, während an der Tür bereits die ersten Droiden scharrten. „Das vielleicht nicht, aber mit etwas Glück haben diese Leute das Backup-System der Anlage nicht mitinfiziert. Wenn die KI nach der Wiederherstellung keine Befehle mehr sendet, kommen wir hier vielleicht noch lebendig raus.“, erklärte sie. „Ein Backup-System? Ihr kennt euch anscheinend mit solchen Systemen aus?“, wunderte er sich. „Ja, hab früher als kleines Mädchen mal auf so etwas wie diesem hier gelebt. Mein Vater war da Sicherheitsoffizier.“, antworte sie, während ihr vor Aufregung der Schweiß von der Stirn perlte. „Wie lange brauchst du dafür?“, fragte Saphire nervös mit Blick zur Tür. „Gib mir … 2 Minuten … das ist alles schon so lange her.“, gab Riley angespannt zurück. Es donnerte heftigst an der Tür, die sich unter dem Druck der Geschosse langsam verbog. „Äh, ich glaube nicht, dass die Droiden so lange warten werden. Wir müssen improvisieren.“, erwiderte Saphire und begann so viel wie möglich entbehrliche Gegenstände zu einer Deckung aufzustapeln. „Helfen Sie mir, Howell!“, rief sie und forderte den Agenten zur Mitarbeit auf. Hastig brachten die beiden alles zusammen, was nicht niet- und nagelfest war und bauten es hinter Riley zu einer provisorischen Deckung auf – vorwiegend bestehend aus Tischen und Stühlen.
Augenblicke später berstete die Tür unter dem Dauerfeuer der Droiden. Sofort darauf feuerte Saphire mehrere Salben nach draußen und streckte damit einige der Angreifer nieder. „Das wird aber verdammt knapp!“, rief sie aufgeregt und feuerte unentwegt weiter. Howell tat sein bestes mit einem kleinen Blaster, konnte damit aber kaum Schaden anrichten. „Ich hab‘s gleich!“, erwiderte Riley, die sich der Gefahr durchaus bewusst war. „Die Waffe glüht!“, schrie die junge Soldatin nur wenige Augenblicke später. Geistesgegenwärtig schaltete die Überhitzungssicherung aus, schoss noch ein paarmal und warf ihr Gewehr in die Gegnermassen, die versuchten in den Raum einzudringen. Die Explosion des Gewehrs warf zwei Droiden zurück, verschaffte ihr einige Sekunden Zeit. Auch Howells Blaster war am Ende. In ihrer Verzweiflung griff Saphire nach Rileys Gewehr, stürmte damit zur Tür und schlug es den ersten besten Droiden gegen den Kopf als dieser versuchte hinein zu kommen. „Bwah! Nimm das!“, kreischte sie. Der Droide wurde von der Wucht des Schlages glatt von den Füßen gerissen und bekam keine Gelegenheit sich neu aufzurichten. Mit lauten Gebrüll und einem Feuerstoß-Modus des Gewehres, der auf kurze Distanz großen Schaden verursachen konnte, feuerte sie ihm den Kopf weg. Weitere Droiden sollten das gleiche Schicksal erleiden, wenn auch nicht jeder einen Kopftreffer erhielt. Einen Moment lang glaubte sie die Oberhand zu haben, doch eine herbeifliegende Rakete belehrte sie eines Besseren. Das Geschoss traf die Außenwand des Raumes und legte beinah alles in Trümmern. Saphire hatte sich durch einen Sprung hinter die Barrikade zu retten geglaubt, wurde jedoch von der Wucht der Explosion gegen die Konsole geschleudert an der Riley saß. Saphire wurde beinah bewusstlos und gab sich innerlich ihren Schicksal bereits hin. „Saph!“, rief Riley besorgt, ließ sich aber nur kurz von dem Umstand abbringen, dass sie nun ohne ihre Soldatin weiter machen musste. Sie war nur noch wenigen Eingaben von ihrem Ziel entfernt. Es zählte jede Sekunde und die Droiden kamen bereits gefährlich nah.
In der Beladehalle waren die Kämpfe ähnlich weit fortgeschritten. Colonel Reaves sah sich bereits mit seinem Ende konfrontiert als um ihn herum Raketengeschosse einschlugen und seine Deckung wegschossen. Verzweifelt drückte er den Abzug seines Gewehres, welches hemmungslos überhitzt war. „So ein verfluchter Mist!“, schrie er und stürmte ohne seine Waffe auf einen der Angreifer zu. Dieser reagierte mit unpräzisen Blasterschüssen, doch gerade als sein Ziel zu nah war, um es zu verfehlen, ließ er die Waffe fallen und fuhr herunter. Colonel Reaves krachte förmlich in den wehrlosen Droiden und riss ihn zu Boden. Erstaunt sah er sich am Boden liegend um. Die einzigen Schüsse, die er nun noch hörte kamen von seinen Männern, die bis dahin überlebt hatten. Kein Droide reagierte mehr auf äußerliche Einflüsse. Die Geräuschkulisse um ihn herum ließ erahnen das gerade mit der Stations-KI ein Neustart gemacht wurde. Das Licht ging kurz aus, aber mit jeder Sekunde in der nichts feindseliges passierte, glaubte er, das alles seine Richtigkeit hatte. „Lt. Riley meldet erfolgreicher Reboot des Backupsystems. Infizierte KI beseitigt.“, tönte es im Funk. „Scheiße, man! Wir haben‘s geschafft!“, jubelte er erfreut. Augenblicke später stapfte Riley mit Saphire eingehackt aus den Rauschwaden des Technikraums. Howell folgte ihnen erleichtert und erstatte sogleich beim Colonel Bericht.
Auf dem Rückflug erinnerte nur noch ein kleines Pflaster an Saphires Stirn daran, dass man knapp dem Tod entronnen war. Das Imperium war nun sicher gewarnt vor etwaigen verdächtigen Aktivitäten, auch wenn es den Verlust einiger guter Männer bedeutet hatte. Zurück an Bord des Raumfrachters, der gewissermaßen nur als Tarnung fungierte, nutzen die meisten Überlebenden die Zeit bis zur Rückkehr auf eine Heimatwelt damit die Gefallenen mit diversen alkoholischen Getränken zu betrauern.
Saphire stand währenddessen noch etwas wirr vor ihrem Kleiderspind. Es fiel ihr schwer das erlebte zu verarbeiten, auch wenn es mit jeder Minute leichter wurde. Sie hatte sich gerade ein Handtuch umgelegt und war bereit für eine entspannende Dusche. Riley war ihr bereits zuvor gekommen und kam gerade aus den Duschräumen hervor. „Hey Saph. Du bist ja auch hier.“, rief sie und machte somit auf sich aufmerksam. Saph schloss beiläufig ihren Spind und wendete sich ihr zu. „He-Hey … Riley.“, stammelte sie überrascht als sie bemerkte, dass diese ihr Handtuch nur um die Hüfte gewickelt hatte und dadurch etwas freizügiger herum lief. Saphire war bemüht ihr nicht auf die Brüste zu starren, während diese sich zur ihr begab. „Das war klasse heute, Saph. Ich glaube, hättest du nicht bis zum Schluss durchgehalten, wären wir da nicht mehr lebendig raus gekommen.“, bedankte sie sich. Saphire nickte etwas übereifrig, brachte aber keinen Ton heraus. „Also, falls ich wieder raus muss, werde ich darauf bestehen, dass du wieder in meinem Team bist. Was hältst du davon?“, meinte Riley und rubbelte sich mit einem anderen Handtuch die Haare trocken. Erst war ihr nicht klar, warum Saphire auf einmal so seltsam auf sie reagierte, jedoch verriet sie eine aufsteigende Röte und ihr angestrengter Blick. „D-die Ehre … i-ist ga-ganz meinerseits.“, stotterte sie verlegen. Riley lachte amüsiert. „Verstehe ... ist dir mein Anblick unangenehm? Gefällt dir nicht was du siehst?“, gab sie grinsend von sich. „Doch … doch, natürlich! Ich meine … nein … ich … ähm … ich sollte … ich sollte …“, stammelte Saphire peinlich bewogen vor sich hin. „Hey, mach dir mal keine Sorgen. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufbewahrt. Ich nehm’s dir nicht mal übel. Ich find auch, dass ich gut aussehe.“, meinte Riley kichernd und gab ihr einen Klapps auf den Rücken. Saphire torkelte verschämt in Richtung Dusche. Je mehr sie sagte, je peinlicher wurde es nur für sie. Sie war jedoch froh, dass Riley sie als vollwertiges Teammitglied sah und sie war erleichtert, dass sie beide heil aus der Basis entkommen konnten. Nach all der Zeit, in der sie sich allein durchsetzen musste, hatte sie endlich jemanden gefunden, der zu ihr halten würde. Trotz dem Toten von Isen 5, fühlte sich Saphire so glücklich wie schon lange nicht mehr.