-= Prolog =-
Dromund Kaas, Kaas-City - 'Ardas'-Komplex: Penthouse , spät in der Nacht
"Die Intensität mit der der Kampf um Rhen Var geführt wurde war nicht vorherzusehen. Nicht vom Imperator, nicht vom dunklen Rat und auch nicht von einem seiner Mitglieder; Darth Mekhis. Der Planet in seinen Ressourcen und seiner Infrastruktur so arm, schien für viele den harten Kampf auch garnicht wert. Allein die Lage des Planeten im Tobali-System verhalf diesem Eisbrocken zu einer strategischen Relevanz, denn ein weiterer Brückenkopf auf dieser desertierten Welt hätte uns den Einzug in die Kernwelten der Republik erleichtert. Die Flotte unter Darth Mekhi's Kontrolle startete ihre Offensive am -" Döt-Döt-Döt - Rüde wird die tiefe Stimme bei ihrer Erzählung, die ansonsten behagliche Stille des Raumes, gestört. Die Maschine, der Urheber der Störung, belässt es nicht nur bei akustischen Signalen und es dauert nur einen Moment bis eine kleine rote Diode sich anschickt, die Dunkelheit des Raumes, die wie ein Nebel über allem liegt und nur Silhouetten zurücklässt, in kurzen Abständen durch ihr Aufleuchten zu vertreiben.
Ich hätte das Holocom deaktivieren sollen. Mit einem Mal kehrt Bewegung in das Stillleben der in Dunkelheit getauchten Suite ein. Die Silhouette eines Menschen, gehüllt in einen weiten Mantel, erhebt sich aus dem Schneidersitz und verlässt die mit Kissen gespickte Nische des Raumes. Auf den Kissen bleibt, nicht mehr verdeckt durch den Menschen, ein roter Schimmer zurück, ausgehend von einer kubusförmigen Gerätschaft. Ein Holocron. Zielstrebig tragen weite Schritte die Silhouette der Quelle des Lärms, des Holocoms, entgegen. Während jenes weiter munter den Eingang einer Kommunikation signalisiert klatscht der Mensch einmal fest in die Hände. Auf dieses Signal hin wird der Raum in gleißend weißes Licht getaucht und die Augen des Mannes erfahren eine kurzzeitige Blendung. Es dauert einen Moment bis jener seinen Weg fortsetzt. Er rafft mit beiden Händen den Gürtel seines weiten Mantels, der sich während der Bewegung sanft an den trainierten Körper schmiegt, enger, korrigiert akribisch den Sitz an seinen Schultern, und lässt sich schlussendlich in den Sessel vor der Konsole sinken. Ein einzelner Druck seines linken Zeigefingers lässt das nervtötende Piepen des Geräts verklingen, tilgt die enervierte Miene des Sith, und der bläuliche Schimmer einer Holoprojektion gesellt sich zu dem gleißenden Licht der Deckenlampen. Die Projektion, nicht größer als eine Nachttischlampe, zeigt einen vollgerüsteten Mann der sein Gesicht durch ein Tuch fast zur Gänze verhüllt hat. Trotz all seiner Maßnahmen entlarven seine Augen und die Tattoos den Rattatak, seinen Leibwächter. Nach einem respektvollen, eher formell professionellem Neigen des Hauptes ertönt die ölige, tiefe, Stimme seines Leibwächters über die kleinen Boxen des Holocoms. "Mein Lord, verzeiht die Störung. Miss Trigger lässt berichten, dass sie Ihren Auftrag ausgeführt hat und nun bereit ist den Kontrakt zu einem Ende zu bringen. Wie soll ich verfahren?" Der Mann, Lord Labrass, bewegt seinen Unterkiefer langsam von links nach rechts, als würde er mit den Backenzähnen etwas zermahlen, und verschränkt etwas unterhalb seiner Brust, sodass man durch den tiefgeschnittenen Mantel seine Muskeln kurzzeitig sieht, die Arme. "Sie werden nichts unternehmen, bis wir nicht von Ossus wiedergekehrt sind. Unterrichten Sie Miss Trigger davon, dass sie nächste Woche ein Treffen wünschen um die Bezahlung zu übergeben und die Informationen über unser Paket einzuholen. Die Chiss soll den Ort des Treffens festlegen. Als Zeichen unseres Vertrauens, versteht sich." Die Augen des Rattataks, die dank des kleinen Schlitzes durch den sie gucken fast schon glühen, schließen ihre Lider für einen Moment um dessen Bestätigung zu signalisieren. "Wenn Sie nichts weiter zu berichten haben, das meine Zeit wert ist, dann können Sie sich entfernen und wieder den Vorbereitungen für Ossus widmen." Es herrscht eine Weile Schweigen in der die Projektion des Rattataks auf das markante Kinn seines Gegenübers, oder in die stechend grünen Augen, blickt und sichtlich seine Möglichkeiten abwägt. Schlussendlich folgt nur eine professionelle Neigung des verschleierten Hauptes: "Mein Lord." Und das Holocom deaktiviert sich wieder, nachdem die Verbindung beendet wurde. Der Blick aus den grünen Augen des Sith liegt noch eine Weile auf der leeren Wand, stiert durch die verschwundene Projektion, bevor er das Holocom mit ein paar schnellen Eingaben auf der Konsole zur Gänze deaktiviert. Keine Störungen mehr.
In einer fließenden Bewegung erhebt sich Labrass aus seinem Sessel und dreht dem Holocom den Rücken zu. Auch jetzt ist das Licht noch so gleißend hell, dass er die Augen zu kleinen Schlitzen verengt hat während sein Blick durch das Wohnzimmer der Suite wandert. Es ist so dekadent, so pompös, das es ihn selbst von Zeit zu Zeit anwidert: Seine nackten Füße wandern stets über schwarzen Mamor, direkt über einer Fußbodenheizung die dem Stein eine angenehme Wärme verleiht. Seine Wände sind geschmückt mit den Bannern des Imperiums und seiner Handelsgesellschaft. Holoprojektion teurer Kunstwerke, die das Imperium während des Krieges an sich gebracht hat und dazwischen massive Regale in denen sich vieles mit einem geradezu antiken Schein sammelt: In gläsernen Röhren versiegelte Schriftrollen, in verschiedenstes Leder gebundene Bücher, und steinerne Schrifttafeln. Möbel, gefertigt aus dem starken Holz der Wroshyr-Bäume, weiß lackiert. Eine in den Boden eingelassene halbkreisförmige Couch bespannt mit rotgefärbtem Nexuleder. Ein Holoschirm der direkt aus der Decke fährt und sich angenehme drei Meter von der Sitzecke entfernt befindet. Und zu guter Letzt ein Panoramafenster, so breit wie der ganze Raum, ausgestattet mit schwarzen Blenden die auf Kommando herunterfahren, durch das man einen wunderbaren Blick auf die anderen Komplexe dieses Viertels und die Zitadelle hat. Man würde alles, reiche Geschäftsmänner oder Erben, mit diesem Lebensstil in Verbindung bringen, aber keinen schlachtgeschmiedeten Feldherren des Sith-Imperiums. Er ist sich mittlerweile selbst nicht mehr sicher ob es sich um eine geschickte Verklärung seines eigentlichen Wesens handelt, oder ob die Jahre als Geschäftsführer der Xar-Handelsgesellschaft ihm einem Wandel unterzogen. Ein bitteres Schicksal für jemanden, der vor zwölf Jahren noch an dem bedeutensten in den Chroniken erfassten Angriff auf die Jedi, die Republik, teilnahm und sich seine Position mit den zahllosen Schnitten seines Lichtschwertes verdient hat. Langsamen Schrittes, als würde die Lethargie seiner eigenen Gedanken seinen Körper lähmen, kehrt er an seinen Platz in der Sitznische zurück, wo das kubusförmige Holocron auf ihn wartet.
Mittlerweile ist er in einem Alter, in einer Position, die es von ihm verlangt sein Vermächtnis für kommende Generationen aufzuzeichnen. Seine persönliche Biographie, eingerückt in den Kontext des großen Krieges, soll den Anfangspunkt seines Holocrons darstellen. Wenn die Selbstreflektion nur nicht so schmerzhaft wäre. Die Erinnerungen an all die Konflikte, die Esse, in der sein Wesen und seine Kraft geschmiedet wurde, stechen wie tausende kleine Messer nach seinem Herzen. Jeder Klingenstoß schickt sich an, die Hülle zu durchdringen um die Leidenschaft die ihn groß gemacht hat freizusetzen und seine Selbstbeherrschung zu sprengen. Ein Sith-Krieger bezieht seine Stärke aus seinen Gefühlen, seinen primitiven Instinkten: Angst, Zorn, Leidenschaft, Schmerz. Viele degradieren sich in ihrem Eifer zu einem primalen Tier. Nur die Stärksten lernen von ihren Gefühlen zu zehren ohne je ein gewisses analytisches Kalkül, die Kontrolle, zu verlieren. Labrass gehört zu Letzteren, zur Elite der Sith-Gesellschaft und des Imperiums. Er ist ein Sith-Lord. Doch die letzten Wochen haben ihm gezeigt wie selbst jemand mit seiner Selbstbeherrschung mürbe werden konnte und plötzlich gegen - nicht mit - seinen Gefühlen kämpfen musste. Er fand über Tage wenig Schlaf, war erstaunlich kurz angebunden und ist nicht selten kurz davor gewesen seine Beherrschung zu verlieren. Die Messerstiche, dieses unsägliche Verlangen, sich wieder in einem Konflikt auf Augenhöhe zu verlieren, haben an seiner Fassung gezehrt. Noch kann er seine innere Aufgewühltheit eben dort belassen, hinter seiner Stirn, und zeigt weder Feind noch Freund eine Veränderung seiner Fassade.
Unter einem langgezogenen Seufzen entfernt er seine Hände wieder vom Holocron, erhebt sich und erklimmt die kleinen Stufen ,die zu seiner Couch führen, um die Kuhle wieder zu verlassen. Heute finde ich keine Ruhe mehr um mich den Aufzeichnungen zu widmen. Unter zwei schnell aufeinanderfolgenden Klatschern erlischt das Licht des Raumes und die tiefschwarzen, metallenen, Blenden schieben sich nahezu geräuschlos vor das Panoramafenster. Die zurückgebliebene Dunkelheit wird nur von dem roten Schimmer des Holocrons, das weiter auf den Kissen ruht, schwach durchdrungen und für einen ewig langen Moment starrt er auf jenen. Es folgt ein enerviertes Schnauben, gefolgt vom leisen Klatschen seiner nackten Fußsohlen auf dem schwarzen Mamor, und Labrass verschwindet in sein Schlafzimmer.