Ray - Lock and Load

  • Initial Briefing


    Taris - 1ATC


    Der Regen plätscherte dumpf auf die umliegende Flora und der Aufprall der dicken Tropfen wurde nur durch das Stapfen von schweren Stiefeln durch den Schlamm und dem Gemurmel von etwa 100 Soldaten übertönt, die unter einem provisorischen Unterstand Platz genommen haben. Ebenfalls im Schlamm. Rein faktisch betrachtet könnte die Situation kaum schlimmer sein. Es ist gerade erst ein Jahr her als Coruscant so vernichtend geschlagen wurde und man die Republik in einen Knebelvertrag gezwungen hat den die Polikter als Frieden bezeichnen. Nicht dass dadurch die Kampfhandlungen tatsächlich aufgehört hätten... der Unterschied besteht nur darin, dass man sie nun unter den Tisch kehrt. Ray ließ den Blick über die versammelte Mannschaft schweifen, er selbst stand am Rand der Truppe bei den restlichen Unteroffizieren, die einfachen Mannschaften hockten im Schlamm, die Offiziere standen auf einer Bühne die man nur aus ein paar Vorratskisten hochgezogen hat. Dann ging es los.


    "Aaaachtung!" ertönte es von einem Lieutenant auf dem Podium als ein Mann in Uniform auf die Bühne trat. Die Mannschaften am Boden sprangen auf und nahmen Haltung an, die Unteroffiziere inklusive Ray hoben die rechte Hand zum Salut, ebenso taten es die Offiziere. "Rühren." brummte der neue autoritäre Mittelpunkt der Szenerie von der Bühne und die Männer und Frauen in der Mitte sanken wieder in den Schlamm. "Für diejenigen unter ihnen die mich nicht kennen, ich bin Lieutenant Colonel Frank Kerren, neuer CO ihres Platoons und das bedeutet wir werden viel zu viel Zeit miteinander in diesem Drecksloch verbringen! Ist das jedem klar?" Es war keine Frage, es war eine Aufforderung und die versammelte Mannschaft reagierte entsprechend. "Sir, ja, Sir!" "Was war das? Wollt ihr die verfickten Rakghoule damit in den Schlaf lullen?" "Sir, nein, Sir!" ertönte es dann noch etwas lauter und bestimmter. "Gut zu wissen..." Der Colonel ging ein paar Schritte auf dem Podium auf und ab ehe er wieder das Wort an die Soldaten richtet. "Von diesem Moment an sind sie Teil der Operation Spearhead. Irgendwer da oben kam auf die glorreiche Idee dieses Drecksloch hier wieder in Besitz zu nehmen und hier Leute anzusiedeln! Keine Ahnung was der Mist soll, ich kann mir nur vorstellen irgendein Schreibtischwichser braucht Ergebnisse für den Wahlkampf! Der Punkt ist... wir errichten den Brückenkopf. Sie sitzen mit ihren Ärschen gerade mitten in Camp Alpha und wenn es nach mir geht tun wir das nicht mehr lange denn unser Ziel liegt nördlich von hier. Problem... verfickte Rakghoule, verschissen tödliche Flora und noch viel beschissenere Lage dieser Kugel nahe am imperialen Raum. Rechen sie jederzeit damit das der Scheiß hier den Bach runtergeht denn ansonsten sind sie tot! Haben das alle verstanden?" "Sir, ja, Sir" Noch lauter als vorher, der Mann weiß welche Knöpfe er drücken muss um an die Drill Sergeants aus der Grundausbildung zu erinnern, das ist zudem noch gleich viel effektiver da hier vor allem Soldaten auf ihrem ersten Einsatz saßen, frisch eingeschrieben nach der Misere auf Coruscant. Die Situation war mies... aber verdammt war die Moral gut. Rache ist ein unglaublich guter Motivator.


    Plötzlich ein Ruf aus der Menge. "Sollen sie kommen, wir treten den Imperialen Wichsern in ihre Ärsche!" Der Colonel blickt auf, grinst schief und macht einen Schritt auf den Schreihals zu. "Wie bitte Soldat?" Der Mann springt auf, kaum älter als 20, packt sein Gewehr und nimmt Haltung an. "Wir treten den imperialen Wichsern in ihre Ärsche, Sir!" "Woho... der Mann hat es verstanden! Und was macht der Rest meines Platoons?" "Wir treten in imperiale Ärsche, Sir!" antwortete nun die ganze Mannschaft aus voller Lunge. "Ha! So will ich das haben! Weggetreten!" Und so schnell wie der ach so harte CO erschienen war verschwand er auch wieder. Keiner der hier Anwesenden Mannschaftler würde den Mann je wieder zu Gesicht bekommen. Aber sie waren nun motiviert. Diese Art von Motivation die sich durch Unruhe und Wut im Bauch äußert. Eine gefährliche Motivation, aber Ray kannte die Spielchen. Soldaten müssen gefährlich sein, immerhin sind sie hier um zu töten.

  • Routine


    Coruscant - 16 ATC


    "... Zwar konnte der Angriff des Feindes abgewehrt werden, jedoch nicht ohne dabei nicht zu unterschätzende Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Die 632. Flotte musste sich aufgrund diverser Schäden an verschiedenen Schiffen gänzlich aus dem System zurückziehen, die verbleibenden drei Battallione am Boden sind aufgrunddessen von jeglichen Versorgungslinien abgeschnitten. Wir rechnen mit einem erneuten Angriff dess Feindes in etwa..."


    Ray schloss kurz das organische Auge und reibt sich die Schläfen mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand. Die Kybernetik im rechten Auge klackte dabei kurz. Der Ausgang des Berichtes war klar, Zeit den nächsten zu überfliegen.


    "... Ein Aufrechterhalten diser Überfalltaktiken ist in meinen Augen gänzlich unmöglich. Aufgrund der bereits geschilderten Verluste in Personal und Material empfehle ich daher diesen Posten aufzugeben und unsere Bemühungen auf die Angriffe des ewigen Imperiums zu konzentrieren. Das Sith Imperium wird..."


    Ein Schluck Caf... ein großer Schluck Caf. Er hebt den Kopf vom Display in seinem Büro und brummt genervt, außerdem verspürt er ein Kribbeln im Rücken und sein rechtes Bein juckt.


    "... Zwar konnten wir dank der Unterstützung durch den Orden der Jedi Erfolge im Sinne der Missionsparameter erzielen, jedoch erlitten wir bei der Verteidigung dieses Sektors erhebliche..."


    Die Atmung beschleunigt sich, ein Ziehen im Bein, das Kribbeln im Rücken beginnt wirklich zu stören. Noch ein Schluck Caf, Caf schafft klare Gedanken.


    "... zwei Platoons vollständig aufgerieben, Admiral Koriaz samt Stab gefallen, die 32. Flotte muss..."


    Seine Lippen beben, Schweiß rinnt an den Schläfen herunter, das Kribbeln im Rücken schreit in förmlich an sich zu bewegen, zu rennen, etwas zu tun... irgendetwas. Aber der Schmerz im rechten Bein wird nur noch schlimmer, erinnert ihn an Schrapnelle, an Feuer und an den Geruch von verbranntem Fleisch. Er blickt sich hektisch in seinem Büro um, Bilder an den Wänden, ein einziges auf dem Schreibtisch daneben eine Blasterpistole. Der falsche Ort einfach der falsche Ort, schneller Atem, Anstrengung. "Fuck!" Ein kurzer Moment der Erleichterung als er Energie in Form eines Schlages auf den Tisch loswird während er den Fluch aus voller Lunge brüllt. Niemand hört ihn, er ist der einzige der noch im Büro ist. Dann kehrt das treibende Kribbeln wieder zurück, das Ziehen im rechten Bein. Ray springt auf, greift nach der Uniformjacke und wirft sie sich hastig über, die Knöpfe werden auf dem Weg zur Tour routiniert geschlossen, ganz im Gegensatz zum Gang der weniger routiniert erfolgt. Er humpelt, zieht das rechte Bein ein Stück nach, brummt genervt und schlägt förmlich auf das Display an der Tür sodass sie sich öffnet und er weiter eilt.


    ~


    Das VL-10 ST Blastergewehr gehört zu den unüblicheren Modellen im republikanischen Militär. Das liegt primär an seinem Status als Waffe verschiedenster Special Forces Einheiten und dem damit einhergehenden Bestreben den Feind soweit möglich im Dunkeln über die Bewaffnung der selbigen zu lassen. Es besteht aus 7 abmontierbaren Einzelteilen, etwaige Aufsätze wie Granatwerfer oder Visiere nicht mit einberechnet. Die verwendete gaszelle fasst 32 Blasterbolzen, die Feuergeschwindigkeit beträgt etwa 600 Schuss pro Minute womit es sich knapp unter dem Standard der regulären Truppen bewegt. Die geringe Feuergeschwindigkeit wird durch erhöhte Präzision kompensiert was in einer effektiven Feuerreichweite von etwa 800m resultiert, zumindest in der Theorie. In der Praxis erfordert ein Treffer auf diese Distanz nicht nur einen fähigen Schützen sondern auch ein optimiertes Visier sowie präzise Vorbereitung auf den Schuss. Ray ist kein Scharfschütze aber er bevorzugte die Reichweite und kombinierte die Waffe daher mit einem Standard ACOG Visier was ihm, je nach aktueller Einstellung, einen Vergrößerungsbereich von 1,5x bis 3x verschaffte, eine optimale Einstellung für Gefechte auf einer Distanz von 100 bis 300m. Für CQB Situation griff er auf die Fex-82 Streukanone zurück, ein Modell welches an der Unterlaufschiene eines Gewehres befestigt und bedient werden kann. Die benutzte Gaszelle fasst 6 Schuss, die Feuergeschwindigkeit beträgt 100 Schuss pro Minute. Der größte Vorteil des VL-10 ST liegt allerdings in der Anwendung unterschiedlicher Munitionsmodifikationen. Durch ein Display an der Waffe ist es möglich die Temperatur, Durchschlagskraft und Mannstoppwirkung zu modifizieren, das ist besonders dann wichtig wenn man es sowohl mit Droiden als auch mit organischen Gegnern zu tun hat. Mannstoppwirkung ist beim Kampf gegen Droiden gänzlich irrelevant wohingegen ein hochtemperierter Bolzen die Panzerung des Droiden schlichtweg schmilzt und damit Schwachstellen offenlegt.


    Ray wusste das alles nicht nur, er rezitierte es in Gedanken wie ein Mantra während er die Waffe zusammenbaute. Der Schießstand war leer, was nicht verwundert bedenkt man die späte Uhrzeit. Schließlich war die Waffe einsatzbereit, Ray griff nach einem Magazin und schob es in den Slot, dann entsicherte er die Waffe und Schoss. Das Hologram auf der anderen Seite des Schießstandes hatte nun mit diversen Salven aus Blasterbolzen zu kämpfen. Es dauerte nicht lange bis die Gaszelle leer war und Ray die nächste einlegte um das Feuer erneut zu eröffnen.


    Ruhe... endlich Ruhe.

  • Chaos


    "Nur eine weitere Routinemission." Beruhigende Worte für Ray. Sie vermitteln Sicherheit, Stabilität, eine Richtlinie der man folgen kann. Das Problem bestand nur darin dass es keine Routinemissionen gibt. Jeder Einsatz beginnt nüchtern mit einem Plan, mit einer klaren Vorgehensweise aber die wenigsten enden auch so. Die Fähigkeit zur Improvisation unterscheidet einen guten Soldaten von einem schlechten und auch wenn Ray das alles wusste... Pläne vermittelten weiterhin Sicherheit.


    "Wir schreiben null-sieben sechzehn nvC. Vor wenigen Stunden haben wir erfahren dass die republikanische Flotte als nicht mehr handlungsfähig eingestuft wurde und ich bin sicher, Sie werden das innerhalb der nächsten Tage ebenfalls erfahren. Diese Aufzeichnung dient dem worst case Szenario dass Coruscant im Laufe der nächsten Wochen oder Monate angegriffen wird und Sie zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort sind."


    Sie hatten eine spärliche Spur verfolgt, ein Sith, womöglich in Zusammenhang mit ihrer Agenda. Es stellte sich heraus dass dem nicht so war, sie haben ihn dennoch ausgeschaltet... der Jedi der für diesen Einsatz hinzugezogen wurde wurde dabei verletzt. Selbst der Orden muss sich dem wahnwitzigen Plan eine Offensive gegen das Sith Imperium aufrechtzuerhalten beugen. Dann auf dem Rückflug ein weiterer, spontaner Einsatzbefehl von Charr. Corellia war das Ziel. Coronet unter Angriff und irgendjemand kam auf die beschissene Idee dass ein Häftling in einem Hochsicherheitsgefängnis vor Ort doch besser nicht die Chance erhalten solle in all dem Chaos zu fliehen und man stattdessen ein Team entsendet um sich des Problems endgültig zu entledigen. Letzteres sprach Charr natürlich sehr vage aus. Diese Mission widerrum war nicht einmal Routine, sie war von vorn bis hinten improvisiert und endete wie sie enden musste. Man sammelte unterwegs einen verlorenen Lieutenant mit dem gleichen Ziel auf, eine Freundin befand sich wohl dort im Gefängnis und er wolle sie retten. Lebensmüder Idiot. Vor Ort hatten die gefangenen bereits das Gefängnis übernommen und hielten Teile des Personals sowie andere Zivilisten als Geiseln. Und das inmitten eines Kriegsgebietes. Hat eigentlich jeder in dieser verdammten Galaxis seinen Verstand verloren?


    "Sollten Sie dies also zu Gesicht bekommen... ist dieses Szenario eingetroffen. Der Feind steht vor Galactic City."


    Er hatte nicht aufgepasst. Wenn man es gewöhnt ist gegen Profis vorzugehen vergisst man sehr leicht wie gefährlich Amateure sein können. Jemand der aus Angst hinter seiner Deckung sitzen bleibt und keinen einzigen Schuss abgibt. Jemand den man übersieht bis es zu spät ist und er in einem Moment der Panik den Abzug aus nächster Nähe betätigt. Die erste paar Blasterbolzen der Salve hat seine Panzerung noch abgefangen, die nächsten paar schmolzen sie dahin und die letzten bohrten sich gnadenlos in seinen Bauch. Aber er hatte Glück gehabt. Sein Darm war weitestgehend unversehrt, ebenso wie sein Magen allerdings hatte ein verirrter Bolzen ein Stück seiner Panzerung in eine seiner Nieren getrieben. Das Glück bestand auch vielmehr darin dass sich unter den Geiseln eine zivile Ärztin befand, ironischerweise eine Freundin des lebensmüden Lieutenants und jemand dem Ray bereits auf Coruscant begegnet ist. Zhay sagte das sei wahrscheinlich eine Fügung der Macht. Wenn Fügungen der Macht mit derart viel Mist einhergehen kann sie Ray gern gestohlen bleiben.


    "Sie werden nicht, ich betone nicht zurückkehren. Sie kennen die Übermacht des Gegners."


    Er kam erst wieder auf dem Schiff zu sich, alles nach dem Moment der Verwundung war nur noch ein verwischter Fiebertraum in seinem Gedächtnis. Aber er lebte. Ein Tag Ruhe im Hyperraum bei dem sein Bett, wie der Doktor den sie aufgesammelt hatten es nannte, zur Pilgerstätte der Truppe wurde. So viel zur Krankenruhe. Nicht dass man auf dem kleinen Frachter bei derart vielen Personen sonderlich viel Privatsphäre gehabt hätte. Am zweiten Tag des Fluges erfolgte die Nachricht.


    "Senior Agent Johnson, im Speicher Ihres Dienstcoms befindet sich ein File mit der Kennung 5-Cherek-Orent-7. Wenn Sie dieses File öffnen, werden Sie zu einer Passworteingange aufgefordert. Das entsprechende Passwort lautet fuckthisshit. Zusammen. Alles klein. Das File enthält Ihre Notfallpläne inklusive der Koordinaten Ihres nächsten Ziels. Es gibt Agenten in dieser Galaxie die - ähnlich wie wir - mit dem Schlimmsten gerechnet haben anstatt wegzusehen. Sie sind also nicht allein. Denken Sie bitte immer daran was wir nie besprochen haben. Wie es um Ihre Anstellung und um Ihre Pflichten bestellt ist. Dass wir kämpfen werden, auch gegen einen Gegner der unbezwingbar scheint."


    Coruscant würde fallen, kein Zweifel. Sie hatten nicht einen Erfolg erringen können in diesem Jahr des Krieges gegen einen Feind der aus dem nichts auftauchte... nicht einen. Ein Moment des irritierten Schocks, dann Angst, dann Panik, dann ein Anfall... dann Ruhe. Er hatte sich zusammenreißen müssen um eine Ansprache in die Stille des Raums werfen können. Wenigstens einen Funken Motivation erzeugen, nur einen Funken! Er war sich nicht wirklich sicher ob er das erreicht hatte. Aber sie arbeiteten jetzt. Überprüften und warteten die wenige Ausrüstung die sie haben bevor sie ihr neues Ziel erreichen würden. Ylesia, das dortige Bureau... wahrscheinlich eher irgendein safehouse. Der Doktor hatte sich um ihn gekümmert, zu seinem Pech oder Glück war sie auch noch Psychologin, er war sich da noch nicht so recht sicher. Patch kam kurz vorbei... selbst er konnte keine großartigen Witze mehr reißen. Jetzt hatte er die Ruhe nach der er sich die ganze Zeit gesehtn hatte aber jetzt hasste er sie. Nutzlos in einem Bett liegen während seine Heimat in Flammen aufgeht. Nach Charr hatte Decker das Wort erhoben, hat seine Form einer Ansprache gehalten.


    "Sie wurden alle sorgfältig ausgewählt. Nicht nur wegen Ihrer Fähigkeiten, sondern vor Allem aufgrund Ihres Charakters und Ihrer Determination. Nicht wenige von Ihnen müssen jetzt etwas zurücklassen, sei es hier auf Triple Zero oder an anderen Orten im Kern. Wir verlangen diesen Kampf nicht von Ihnen, aber wir wissen dass Sie ihn annehmen werden. Wir werden unser Möglichstes tun, ein Auge auf ihre Verbliebenen zu haben, aber Sie alle sind klug und erfahren genug zu wissen, dass wir in diesem Szenario nichts garantieren können. Vertrauen Sie uns, einander und der Determination unserer Kräfte. An die Arbeit, Countersphere!"


    Pah. "An die Arbeit!" Welche Arbeit? Fast 30 Jahre beim Militär, ob nun bei der Navy oder beim Geheimdienst und noch nie hatte er sich so nutzlos gefühlt wie jetzt. Nicht einmal lapidare Aufgaben hatte er als nutzlos abgetan, nicht einmal die Zeit als Analyst hatte er als nutzlos abgetan und das obwohl er den Posten verabscheut hatte. Es gab Protokolle, es gab Regeln, es gab einen Weg dem man folgen konnte und es hat 30 Jahre gedauert aber nun saß Ray in einem Krankenbett irgendwo im Hyperraum und fragte sich: "Wozu?"


    30 jahre Regeln und seine Heimat brannte zweimal. Das Protokoll hatte versagt. Eine Erkenntnis die einen Mann bricht, und sei es nur für einen Moment, vermutlich geht damit jeder unterschiedlich um. Ray jedenfalls schlief. Die Erschöpfung hatte ihn eingeholt.

  • Alte Freunde


    Carida - 17 ATC


    "Ich hab' gehört Sergeant Gardner hat mit ihr vor versammelter Mannschaft den Boden aufgewischt." "Darf die das?" "Aye... muss schön sein als Drill Sergeant. Den ganzen Tag Leute zusammenscheißen. Herrlich." "Ach halt doch dein Maul..."


    Ray konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er war erschreckend gut gelaunt gerade und vermutlich war es das beste dass er diesen Trip allein unternimmt. Er hasste dumme Kommentare über seinen Humor oder sein seltenes Grinsen. Er brummte... ein gut gelauntes Brummen. Der Grund für seine gute Laune war der Ort an dem er sich befand. Die Akademie von Carida, einer der größten und prestigeträchtigsten Ausbildungsstandorte des Republikanischen Militärs. Das letzte mal war er vor fünfzehn Jahren hier, lange nach seiner Grundausbildung, die hatte er ohnehin auf Coruscant absolviert. Hier hatte er ein Programm absolviert das aus harten Soldaten noch Härtere hätte machen sollen. Special Forces. Damals ein großes Wort, im Moment ein Hauch einer Erinnerung. Merkwürdig wie die Zeit Ansichten beeinflusst. Vor ihm stand eine Statue deren Sockel allein bereits einen Kopf größer war als er, darauf das in Stein festgehaltene Abbild eines Kriegers. Simple Kleidung, ein Speer in der rechten Hand, die Haltung angespannt und bereit. Eine Erinnerung an die bescheidenen Beginne der Soldaten. Aber selbst seine gute Laune wurde durch exakt zwei Dinge getrübt. Zum einen sein Aufzug. Sonnebrille, tief ins Gesicht gezogenes Cappy und ein Mantle der den Großteil der sonstigen Körpermerkmale verbarg. Blue hätte ihn zusammengeschissen wie sehr er damit hervorstach. Zu seinem Glück war es hier zu voll um hervorzustechen. Ray stand auf dem zivilen Bereich des Campus', dort wo selbst Schulklassen Exkursionen abhielten um sich die selben Statuen anzusehen vor denen Ray stand. Dazu der übliche Mix aus Touristen und zivilen Arrbeitskräften und den hin und wieder hineingestreuten Personen in Uniform. Hier stach niemand hervor.


    Der zweite Grund war die Plakette am Sockel der Statue auf der diverse Namen eingeritzt wurden. Keine Widmung, keine Erklärung und hin und wieder muss man sich sogar fragen ob das nun tatsächlich ein Name oder ein Scherz sein soll. Niemand heißt Sweets. Es war die Gedenkplakette für die Gefallenen der Special Forces Division die hier ihre Ausbildung absolviert hatten. Darunter Personen die offiziell natürlich niemals auch nur mit dem Militär in Kontakt standen, also beschränkte man sich hier auf Spitznamen. Ein absurder Kontrast zu dem Krieger auf dem Sockel. Heute gibt es keine Glorie mehr für Helden.
    "Drekhan wollte deinen Namen ergänzen." Ray riss den Kopf herum, die helle Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Neben ihm war eine Frau aufgetaucht, irgendwo zwischen 50 und 60, das ordentlich zusammengebundene Haar bereits ergraut. Sie trug die Uniform eines Colonels. Ray brummte. "Fick dich Mac." "Oho, der Herr hat Flüche gelernt. Treibt einen der Geheimdienst etwa doch aus seiner Wohlfühlzone?" Sie grinste breit, Ray brummte nochmal. Warum war jeder so gut darin ihn zu necken? "Was macht der Alltag?" Mac seufzte. "Die Akademie kämpft. Wir haben finanzielle Schwierigkeiten seit den Friedensverträgen, auf der anderen Seite gibt es aber auch weniger Rekruten."


    "Na dann... " erhob Mac wieder das Wort nachdem sie ein paar Minuten gemeinsam auf die Plakette gestarrt haben. "Du hast fünf Minuten um mir zu erklären was verdammt nochmal jemand hier tut der laut seiner Akte als vermisst gilt. "Ich brauche deine Hilfe." "Aye, natürlich brauchst du meine Hilfe. Schau dich an, du siehst lächerlich aus. Sich so zum Affen zu machen muss ja einen guten Grund haben." Ray brummte. "Du bist jetzt im Stab von Drekhan, ja?" "Aye." Du siehst die Akten der Anwärter?" "Aye...?" Das Heben ihrer Augenbraue ging nahtlos in ihre Stimmlage über. "Ich brauche Namen. Von Leuten die unsere neuen Vertragspartner genauso sehr hassen wie du dem Geruch von ausgebrannten Gaszellen." Sie verzog das Gesicht ein wenig vor Ekel. "Und was willst du damit anstellen?" "Kann ich nicht sagen." Sie seufzte schwer, dann nickte sie. "Damit sind wir quitt." "Absolut quitt." antwortete Ray und nickte.


    "Wie geht es dir?" erhob Mac schließlich wieder das Wort nachdem sie erneut für ein paar Minuten schweigend auf die Plakette gesehen haben. "Ich mache meinen Job. Und dir?" "Der Job." Ray schnaubte belustigt. "Chia Fitel." brummte er dann. "Chia Fitel." antwortete Mac.

  • Happy Birthday


    Carida - 20 ATC


    Der Wecker meldete sich mit einem simplen aber nichtsdestotrotz eindringlichen Piepton. Ray fasste blind nach seinem Pad um den Ton zu ersticken. 14 Uhr. Mhia war also nicht vorbeigekommen. Er brummte, genervt von sich selbst dass es ihn nervte dass die Frau nicht vorbei gekommen ist. Das würde er ihr gegenüber natürlich nie zugeben, genauso wenig wie die Tatsache dass er langsam damit begann romantische Fantasien zu haben. Nicht dass er darauf in irgendeiner Form reagieren würde, es ist einfach weder die Zeit noch der Ort für eine Beziehung und sie würde sich ohnehin nie im Leben darauf einlassen. Hinzu kommt die Tatsache dass er genau wusste dass diese Gedanken nur dadurch hervorgerufen worden dass sie im Moment die einzige Person war der er sich anvertraute, dazu weiblich und nicht allzu unansehnlich. Er war auch nur ein Mann. Verdammt Hormone. Er brummte nochmal genervt.


    Die übliche Morgenroutine, sofern man es denn Morgen nennen kann. Die Temperaturen machen es geradezu unmöglich in der Mittagshitze zu arbeiten also sind die meisten dazu übergegangen ihren Tagesrhythmus nach hinten zu verlegen. Er war noch früh dran... noch früher falls Mhia ihn 3 Uhr morgens aus dem Bett holt um die Geschehnisse zu besprechen. Dann der Gang vor den Spiegel. Er rasierte sich täglich, vorbei die Zeiten des lächerlichen Bartschattens. Des halben Bartschattens umgenau zu sein. Der größte Nachteil, rein aus kosmetischer Sicht, ist einfach die Tatsache dass auf Narbengewebe meist keine Haare wachsen. Was das, und andere Dinge, angeht war er von der alten Schule und benutzte Rasierschaum und Rasierklinge. Dinge die man sich im Dschungel angewöhnt weil der elektrische Apparat einfach zu laut wäre. Außerdem fühlte es sich gut an eine Rasierklinge zu besitzen, sie zu pflegen, sie ordentlich zu verpacken. Ordnung. Dann die Haare. Er duschte stets Abends nach dem Training, niemand schläft gern verschwitzt ein, also blieb es morgends nur beim zurückkämmen der Haare an ihren geordneten, angestammten und vor allem richtigen Platz. Mittlerweile waren sie alle grau, nicht dass ihn das störte. In seiner Jugend hatte sein Schopf ein sehr dunkles Braun und die Reste davon vermischten sich mit dem Fehlen des Pigments zu einem vergleichsweise dunklen Grau. Ja es gefiel ihm sogar. Dann die Kleidung. Keine Uniform mehr aber das Ritual des Ankleidens hatte immer noch einen gewissen Nachhall für ihn. Alles dort wo es hingehört, alles an seinem Platz. Manchmal ist es schön Pedant zu sein.


    Dann war er fertig. Das ganze hatte ihn kaum fünfzehn Minuten gekostet und nun griff er nach seinem Pad um es zu verstauen, die Arbeit ruft schließlich. Als Ray jedoch danach greift sticht ihm die Datumsanzeige ins Auge und er brummt. Er hatte Geburtsag. Und vor allem hatte er vergessen dass er Geburtstag hat, es war einfach nicht wichtig hier draußen. Er brummte. Fünfzig? Er müsste fünfzig geworden sein, war das richtig? Irgendwann hatte die genaue Zahl seines Alters einfach die Bedeutung verloren sodass es ihm jedes mal aufs neue schwer fiel sich daran zu erinnern. Aber doch das müsste stimmen. Fünfzig Jahre. "Huh..." entglitt es ihm. War er überrascht? War das überhaupt wichtig? Er driftete in Gedanken ab, lange genug um dem Display seines Pads wieder Zeit zu geben sich zu verdunkeln. Er sah sich in der Spiegelung und musste kurz leise lachen. Trigger hätte kritisch die Stirn gerunzelt über den scheinbar plötzlich auftretenden, manischen Anflug. Mhia hätte sicher eine mentale Notiz gemacht und versucht herauszufinden was in ihm vorgeht.


    Die Antwort darauf war simpel. Er hatte sich einfach nur an ein altes Sprichwort erinnert und musste lachen. "Alte Soldaten sind schwer zu töten." Vielleicht ist ja etwas dran?

  • Romance Novels


    Carida - 20 ATC


    Es gibt kaum jemanden in dieser Galaxis ohne ein dunkles Geheimnis. Irgendeinen Aspekt der eigenen Vergangenheit, irgendeine Tat, eine Eigenschaft oder eine Macke die man im besten Fall vor seinem gesamten Umfeld geheim halten will. Das kann, je nach Situation, funktionieren oder auch nicht. In der Regel sieht sich jedes Individuum früher oder später damit konfrontiert dass eine Person von besagtem Geheimnis erfahren hat ohne dass sie das hätte tun sollen. Und in der Regel ist die Reaktion darauf ein Mix aus Scham, Wut, Ablehnung und Streit. Rays Geheimnis war pink.


    Ray wusste von vier Personen in der gesamten Galaxis die von seinem Geheimnis wussten. Als allererstes war da seine Ex-Frau. Das verwundert nicht, immerhin war sie über Jahre sein Lieferant auch wenn sie nicht aufhören wollte von Büchern aus echtem Papier zu schwärmen. Wie unpraktisch. Natürlich auch Trigger, weil er wie üblich nicht dazu in der Lage gewesen war ihr irgendetwas in bezug auf seine Person zu verheimlichen. Dann wäre da noch Decker bei dem sich Ray bis heute nicht sicher war wie der Mann das verdammt nochmal herausgefunden hat. Aber er hatte ihm einen Präsentkorb zukommen lassen. Mit einem Buch. Der Bastard. Und zu guter letzt Mhia. Mhia hätte eigentlich nicht zählen sollen. Eigentlich hätte sie in die Kategorie der Personen fallen sollen die zwar von den Umständen wissen aber schlicht und ergreifend nicht zum eigenen Umfeld gehören sodass es genauso gut egal sein könnte. Sie war Ärztin, sie hatte ihn zusammengeflickt, er hatte auf der medbay gelesen und sie hatte es eben mitbekommen, er hat es ihr sogar erzählt. Was hätte schon schief gehen sollen? Ja... genau.


    Mhia blieb. Über Jahre. Man lernte sich kennen, freundete sich an, half sich gegenseitig dabei auf Kurs zu bleiben. Oh bei den Sternen wem macht Ray etwas vor, er hat sich verknallt. Mit gutem, rationalem Grund wie sein Hirn ihm zu verstehen gab. Mhia war hübsch. Nicht auf eine erschlagende Art und Weise wie es mit überwältigender Schönheit der Fall gewesen wäre. Nein sie war... niedlich. Sie konnte kaum an ein Schimpfwort denken ohne rot zu werden, hatte ein Lächeln dass selbst Ray dazu veranlassete einen Mundwinkel zu heben und war außerdem klein. Was soll man sagen, Ray mag schlicht und ergreifend kleine Frauen. Vielleicht hat das mit diversen Traumata von muskulösen Chiss zu tun die fast einen Kopf größer sind als er? Wer weiß. Aber Mhia ist nicht nur einfach hübsch sondern auch kräftig. Sie sagt was sie denkt, tut was sie für richtig hält und lässt sich kaum etwas vorschreiben das sie nicht selbst auch verlangen würde. Qualitäten die Ray respektiert. Und dann hat sie ihn zum Essen eingeladen und sie haben getanzt und bei den verdammten Sternen es war eine verdammte Ewigkeit her dass ihm jemand derart nahe war der ihm kein Messer in die Kehle rammen wollte.


    Irgendwo schrie eine Stimme in Rays Kopf dass er verdammt nochmal runter kommen soll, da das nur eine hormonelle Reaktion auf das Ausbleiben von Sex ist. Ray hörte sie nicht. Ray machte sich Gedanken darüber dass er nun zwei pinke Geheimnisse hatte und er zumindest eins davon mit noch niemandem hatte teilen müssen. Teilerfolg.

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