Verbogenes Gitter, verbogener Geist

  • Vorwort
    Ohne jeden Handlungsfaden werden hier Kurzgeschichten erzählt. Ausschnitte. Sie beleuchten stets ein eigenes, mentales Gefängnis, die Welten aus Sicht eines anderen. Belanglose Wesen im Universum der Superhelden. Wer meine Werke für den Humor schätzt sei vorgewarnt das dies ernste Thematik behandelt. Der Feedbackbereich befindet sich Hier
    Und warum hat Rosena hier was gepostet? Ich mags.






    Vinny Toxnur
    Hyperraumroute 0921459 Taheca - Dromund Kaas


    Vertraut umschloss die in Ledaris gehüllte Hand ihr Ziel, einen Steuerknüppel, funktional und schmucklos, das kalte Gefühl der Macht wahrnehmend. Eins mit der Maschine. Der erste Reflex des Erwachens, das verbliebene Auge öffnete sich, reagierte auf das gedämpfte Licht, auf die stetig und in regelmäßig blinkenden Armaturen. Lebenserhaltungsmessungen. Schildleisten. Energieversorgung. Waffensysteme. Navigation. Sensoren. Kommunikation. Komfort? Komfort war für diesen Moment zweitrangig. Grau, harte Kanten und übersichtliches Interface. Zivile Imperiale Raumfahrtkonstruktion in ihrer vollen Blüte. Auf sein Erwachen und damit verbundenen erhöhten Herzschlag reagierte das System, die bisher gedämpfte Duraglas-Scheibe ließ das Cockpit erhellen, grelles Blau flutete den Innenraum, alltägliche Schönheit der Hyperraumreise, kaum beachtet und doch so allgegenwärtig, der Verstand konnte sich Stunden in den wirbelnden Mustern verlieren. Der Arm streckte sich aus, berührte Eingabebildschirme, flutete seinen Besitzer mit der Wucht von in verständliche Worte gefassten Systeminformationen. Beliebt für ihre Wendigkeit und effiziente Reichweite waren die Shak-Sternenjäger der Modellklasse 891 als Kurierschiffe zu gutem Ruf gelangt. Kurierschiff, das ist eine formale Umschreibung für einen fliegenden Metallsarg mit Lebenserhaltungssystemen. Serie oder Investition, das waren Wahl zwischen Verschuldung oder einem gesichtslosen Tod im Nirgendwo.
    Der Blick, der sich an die neu gewonnene Helligkeit gewöhnt hatte betrachtete die Aussicht aus dem Dreieckigen Sichtfenster. Auf beiden Seiten zeigten die Tragflächen nach vorne, unter ihnen jeweils ein langes, graues Rohr verlaufend. Versender von roten Energienadeln. Wer sie empfing, dem schlug es die Luft aus den Lungen. Ebenfalls in Form von spitzen Dreiecken - die Tragflächen - , die scharf und bedrohlich ihre Kante vorstießen brachte der gut gemeinte Versuch der Konstrukteure der 891-Serie stets einen belächelnden Blick bei. Dem Zeichner sei doch nur jedes Werkzeug - mit Ausnahme des Zeichendreiecks - zerbrochen!


    6 Minuten bis zum Eintritt in den Normalraum. Jede Auslösung, jeder Daumendruck konnte ein Leben beenden. Nicht einmal ein Hoheitszeichen prangte auf seiner Montur, noch auf seinem Raumer, nicht die Ideologie, nur das pure Geld trieb ihn dazu! Ein weiteres Wesen, vergessen wie Millionen andere. Ein starrer Körper in unendlicher Leere. Helden längst geschlagener Schlachten. Ein Eintritt in den Normalraum war das riskanteste. Für wertvolle Sekunden gab sich der Raumjäger als hilflose Beute ab - Eskortenflug war wirklich leicht, ein ruhiges Händchen in der Formation, ein paar Sekunden früher aus dem Sprung durch die Galaxis zurückfallen. 1524. 1524-mal war er nun bereits zurück gefallen, jedes Mal aufs neue Innerlich gestorben, fünf Jahre lang durchlitt er mehrfache Tode vor seinen Augen. Wer auch immer den wechselnden Schützlingen zu Leibe wollte. Hyperaumkreuzung für Hyperraumkreuzung fielen sie zurück, die Systeme ihre neue Routen berechnend. Begrüßt von ewig leuchtenden Lichtern, in Farben von Rot über Blau, Gelb bis hin zu Grün, den Reisenden empfangend und in die ewige Ruhe führend. Das abstrakte Bild eines Echsenvogels, der seine geschlüpften Jungtiere mit blutigen Credits fütterte. Sladjana. Fünf Jahre war sie nun alt. Die rechte Tragfläche zierte eine kleine, mit dem fröhlichen, ungetrübten Geist eines Kindes gemalte Blume in bunt schillernden Farben.
    Mit einem Zischen fiel sein Sternenjäger in den Normalraum zurück, die Beleuchtung passte sich an, Systeme erwachten zum Leben. Adrenalin befreite ihn von seinen Gedanken, Instinkt übernahm seine Führungsrolle.


  • Mittlerer Rand
    Nar Shaddar
    Hutt-Raum
    Häuserblock: 382 g


    Das Feuer. Die flammende Hitze die einem entgegenschlug. Die Gefahr des Erstickens. Und das schlimmste wie er fand, die undurchdringbare Dunkelheit. Sie verfolgte ihn. Bei allem was er tat. Egal ob er versuchte den Schmutz am Rande des Feuers abzukratzen oder wenn er vor den Flammen zurückwich. Die Dunkelheit verfolgte ihn stets. Aber das waren die Gefahren seines Berufes. Berufsrisiko eben. Er wurde von einer dreckigen Wohnung zur nächsten geschickt. Überall das gleiche, wie der Vorspann eines Buches. Familien öffneten, meist mürrisch die Türen, zeigten ihm barsch das Heizungsfeuer und dem Rohreingang. Sie sagten meist noch „machen Sie ja schnell“ und verschwanden dann. Sie ließen ihn alleine. Alleine vor dem Eingang in das Kaminrohr des Brennkamins den er zu säubern hatte. Und die Dunkelheit erwartete ihn immer schon, sobald er sich in die Öffnung zwängte. Dann stand er in einem Kreisrunden, nach oben rohrförmigen Eingang, wich den nach oben steigenden Flammen aus. Er musste denken, etwas sehen und atmen. Das viel einem in einem eingezwängten Loch sehr schwer.


    Er nannte das Kaminrohr immer seine „private Hölle“. Den was für die Familien ein warmer Segen war, war für ihn unerträglich. Aber das war sein Beruf. Er machte es nur wegen der Kohle. Er hatte eine Familie auf Nar Shaddar zu versorgen, ohne Credits würden sie verhungern. In seiner „persönlichen Hölle“ drinnen, musste er versuchen mit seinen, schon abgenutzten, Kletterhandschuhe die Wände raufzuklettern. Versuchen den Flammen auszuweichen. Zu atmen. Und für jedem Armzug nach oben musste er hoffen, das die Kletterhandschuhe hielten und er nicht Meterweise wieder nach unten viel und zermatscht zu werden. Allerdings würde er bevor er den Boden berührte, verbrennen. Mit all diesen Gedanken machte er sich immer an den Aufstieg. Den Dreck, weswegen er in der „privaten Hölle“ war, sah man in der Dunkelheit leuchten. Auf der einen Seite sah es wunderschön aus. Es war wie wenn Sterne herabregneten, durch die Glut die herab viel. Doch wenn die Glut einmal auf ihn fiel, hatte er Pech gehabt. Sie war so heiß das sie sich durch, seinen steifen abgenutzten Anzug in die Haut brannten. Und von der Haut, durch die Knochen. Am besten durch den ganzen Körper, wie ein Tunnel der erst aufhörte wenn keine Haut, Muskeln, Fleisch oder Knochen mehr übrig waren. Wie ein lebendiger Wurm der sich einen Tunnel gräbt, und das mit rasiermesserscharfen Zähnen. So hoffte er, nie das Pech zu haben, getroffen zu werden. Bis jetzt hatte es immer funktioniert. Er redete sich ein, solang er daran glaubte es zu schaffen, schaffte er es auch. Er redete sich immer ein, alles wird gut werden. Er würde alt werden. Und glücklich, reich und zufrieden. Das sagte er sich immer, immer wieder.


    Am Glutpunkt angelangt, nahm er zitternd ein altes Messer, das zu einem Spaten umfunktioniert wurde vom Gürtel. Und versuchte, ohne sich zu verbrennen, den Dreck abzukratzen. Je weiter und höher er kam, destso spährlicher wurde der Rauch. Allerdings steigerte sich die Absturzgefahr. Es war eine schweißtreibende Arbeit. Jedes mal auf Todesangst. Und wenn er glaubte er hätte es geschafft, den schlimmsten Teil überwunden musste er das ganze Rohr wieder hinunterklettern. Präzise, ohne Fehler. Jeder falscher Schritt nach unten konnte sein Leben beenden. Er konnte nur Millimeter mit den Händen nach unten rutschen, da er nicht sah wohin er rutschte. War es in eine vergessene Glut? Eine Flamme die sich verirrt hatte? Oder einfach eine rutschige Stelle an der er den Halt verlor, abrutschte und stürzte? Es war ähnlich einem Casino. Man konnte Gewinnen. Man konnte allerdings jederzeit unerwartet verlieren. Und die Chance zu Verlieren war höher als die zu Gewinnen. Wenn er es geschafft hatte und unten angelangt war, konnte er meist fast nicht mehr atmen, so dicht war der Rauch. Tastend, verfolgt von der ewigen Dunkelheit, musste er den Hebel finden um den Ausgang zu öffnen. So kurz vor dem Ziel Tasteten seine Brandblasenden Hände um die meist glatte heiße Oberfläche. Auch hier hatte er die Chancen sehr gut verbrannt, erstickt oder seine Hände zu verlieren. Sehr gut. Denn durch den nebligen, dichten Rauch sah man im Grunde des Kamins nichts. Die Glut sah man nicht, er würde sie nur spüren wie sie sich durch seine Hand fraß. Das machte ihn immer Angst. Diese Blindheit. Das Hoffen es zu schaffen. Der Wille der bröckelt. Zu überleben.


    Wenn seine Finger den harten Hebel erfassten, durchzogen ihn leicht betäubte Glücksgefühle, die jedoch meist kurz darauf erstickt wurden. Sein Rachen streikte. Seine Luftröhre schloss sich. Seine Stimmlippen schlossen sich nicht mehr. Der Rauch hatte ihn unter seiner Gewalt. Hustend und Keuchend kam er dann schließlich ins Licht zurück. Es brannte in den Augen. Aber die Dunkelheit wich zurück. Von den Familien kam ein kurzes Nicken, kein Dankeschön. Er hatte nur einmal ein Dankeschön bekommen. Das war als er sich fast den Arm verbrannt hatte und alle dachten er würde sterben. Deshalb hoffte er, er würde so schnell keines bekommen. Die meisten bedankten sich nur an einem Toten, ansonsten war er ein letztes Stück Dreck in der Galaxis. Er war nur eines Nicken würdig. Das Dankeschön war für die Toten.


    Einen Monat später bekam er ein Dankeschön. Ein junges Mädchen sagte es zu ihm. Sie hatte seine heiseren Schreie gehört als er fiel. Den dumpfen Aufschlag, als die verkokelten Überreste am Boden aufschlugen. Das Mädchen hatte die Tür zum Brennkamin geöffnet. Der Rauch und die Hitze waren in das gesamte Wohnungsgebäude geströmt. Der Geruch nach Verbranntem blieb lange an jedem Möbelstück haften, die letzte Erinnerung an ihn. Das Mädchen hatte ihn erblickt und traurig „Dankeschön“ gemurmelt. Nach einem kurzen Stocken „Es tut mir leid“.

    “Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.”

    Einmal editiert, zuletzt von Rosena ()


  • Cadan Zhalto
    Damaris-Club, Nar Shadaa


    „Willst du dich nicht zu uns stellen? Du störst nicht, Mann.“ Durch den trüben Nebel fixiere ich das Gesicht des Mannes, der sich mit den zwei Frauen unterhält, deren Gesellschaft ich zuvor suchte. Ein Gesichtsloser, dessen Gesichtsinhalt wie Kerzenwachs herab geschmolzen ist steht ausdruckslos – ist es fies das zu sagen? Er kann ja nichts dafür, so ohne Gesicht – daneben. Ich sitze. Warum sitze ich? Überdurchschnittlich groß starren mich seine Augen an, schwarz und leer. Ich sehe meine eigene Reflektion, wie sie sich selbst sieht und sich selbst sieht und sich selbst sieht. Wie ein zähflüssiger Kaugummi rinnt die Stille herab, bis Ich mich wortlos erhebe. Wasserfallgleich plätschern seine Worte herab, tosender Lärm übertönt jede Unterhaltung. Alles ist unscharf, abgesehen von seinem Gesicht, der Gesichtslose scheint sich in Sekunden aufgelöst zu haben, was ziemlich abwegig wäre, denn Sekunden sind kein Zustand. Wackelig ist mein Stand, als ich zum gehen ansetze, undurchdringliches Grau wabert in der Umgebung. Den Klängen folgend taste ich mich zur Musik, lasse sie über mich ergehen, lasse ihre Härte auf meinen geöffneten und doch blockierten Verstand einprasseln – Zeitlupe. Ich bin schneller als die Zeit. Sie alle um mich herum tanzen ekstatisch, und doch für mein Auge in jedem Detail und langsam sichtbar. Knisternd entfalte ich das Stück Verpackung um die blutrote Tablette, warum auch immer dieses Geräusch hörbar ist in Anbetracht der lauten Musik, eben jene Tablette zwischen meine Fingerspitzen zu schiebend, öffne ich den Mund und zerkaue das Wundermittel, dem unausstehlich bitteren Geschmack folgend verziehe ich das Gesicht. In einem Moment trage ich ein Cocktailglas, das auch sofort wieder verschwindet. Schwarz und Violett rauscht an mir vorbei, der Rausch des Negativen reißt in endlose Tiefe.
    „Hast du was gezogen?“ Wem diese Stimme gehört? Keine Ahnung. Schon wieder sitze ich. An einem vollkommen anderen Ort! Jegliche Verbindung zu den vorherigen Erlebnissen ausradiert. Verneinend brummend versuche ich die geöffneten Augen erneut zu öffnen. „Siehst aber so aus. Voll die Pupillen, Alter.“ Wilde Neonflimmer durchbrechen den Dunst, die Skyline , über die die Penthouse Terrasse einen Ausblick gibt und je weiter ich starre, desto weiter dehnt sich der Horizont. Die Stimme gehört ihm – der auf dem Geländer sitzt, das den Abgrund abschirmt, der erschreckend tief nach unten gähnt. Lässig zieht er an einem glühenden Stängel, der exotisch riecht, bietet mir etwas an, so glaube ich zumindest, was ich auch mit einem Kopfschütteln ablehne.
    Unglaublicher Schmerz reißt mich aus der Dunkelheit – ich war schon wieder völlig weggetreten, von dem Geländermensch fehlte wieder jede Spur - , als sich mein komplettes rechtes Bein verkrampft, ich schreie auf, glaube ich zumindest und kriege nur von einer weiteren Stimme die Anweisung das Bein durchzustrecken. Der Schmerz klimmt ab, die Schwärze umarmt mich erneut.

  • Sie alle waren keine Ungeheuer – nur eben auf der Straße


    Irgendwo.
    Irgendwann.
    Irgendwohin.

    Auf der Straße.




    Sie zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Es war kalt. Nicht das es sie gestört hätte. Die ersten paar Monate war es schwer gewesen auf der Straße zu leben.
    Sie sah zu wie ihr Atem gefror und wirbelnd durch die Nacht zog. Obwohl, nein, nicht schwer. Im Gegenteil, es war einfach. Seit sie gegangen war, ihrem Leben dem Rücken gekehrt hatte. Weg von den Sprüchen ihrer Schwester die sie schimpft das sie doch mal das Arbeitsamt auf Nar Shaada aufsuchen sollte – was sie ja eigentlich getan hatte. Anfangs war sie voller Hoffnung und Zuversicht hinein marschiert, hatte die anderen Arbeitslosen nicht beachtet und sich für was besseres gehalten. Sie für ihre unbewegten Mienen verachtet. Doch dann -immer öfters- ging sie hinein ihre Hoffnung in den Händen halten in das Arbeitsamt. Doch das Lächeln auf ihren Lippen erfror immer mehr. Die Beamten dort arbeiteten hektisch -ungenau. Selbst im Stress winkten sie alle einmal durch und verabschiedeten sie mit einem Lächeln was so viel bedeutet wie „Bewegt Euch raus und verschwindet.“ oder auch wie sie es insgeheim nannte, das „Arsch-Gesicht-lächeln“.


    Die Tage zogen sich dahin und sie ging fleißig ins Arbeitsamt -in einem das hoffnungslos überfüllt war. Doch, wie die Tage so dahinfliegen wird es zum Alltag....diese ewige Sinnlosigkeit. Ihr Tagesablauf bestand daraus: Spät aufstehen... Bier kaufen ...ins Arbeitsamt quälen...Bier trinken...über das Leben philosophieren...Ach halt, nein. Sie musste kurz schmunzeln. Wohl eher darüber zu philosophieren was für Idioten diese fetten Würmer sind ….. über das Leben nachgrübeln … zum Entschluss kommen das es nicht besser wird...noch mehr Bier trinken und in die ein oder andere Cantina verkrümeln. Aber das war als sie noch dort war, in ihrem schützendem Zuhause umgeben von einer Familie die ihr täglich sagte was sie mit ihren 28 Jahren schon alles erreicht hatte. Nämlich nichts.


    Irgendwann fing ihre Schwester an damit zu drohen sie rauszuschmeißen wenn sie keinen Job finden würde. Sie nahm es nicht ernst und erwiderte immer wieder „Ach, Sis ich hab doch ne'n Job oder für was geh ich in die Cantina?“ An ihrer Figur konnte niemand meckern und für das ein oder andere Credit war es ein leichtes mit anzüglichen Lächeln in die Cantina herein zu spazieren, ihre zerknitterte Bluse aus versehen etwas zu weit offen. Aber davon wollte ihre Familie nichts hören, sie solle sich nach einem festen Einkommen umsehen. Das tat sie auch, mit dem unterschied das es den Beamten im Amt schnurz war was aus ihr wurde, sondern eher selbst damit beschäftigt waren nicht im Sturm der Papierflut zu ertrinken. Und dann fing sie an sich Geld zu leihen, anfangs in der Familie und als sie den Geldhahn zudrehten fragte sie bei alten Bekannten nach.


    Anfangs war sie mit dem geliehenen Geld zuversichtlich auch wenn sie es mied über die Zukunft nachzudenken. Was ist wenn das Geld aus ist, sie das geliehene Geld zurückzahlen musste. Und sie dann nichts hatte außer einen Entschuldigten Blick der versuchte zu sagen „Nur noch ein paar Credits – dann zahle ich das doppelte zurück“. Sie hatte sich nie als Feigling gezeigt, war es ihrer Meinung auch jetzt noch nicht. Sie wahr dazu gezwungen da sie sich einredete das sie keine andere Wahl hatte oder wollte. Sie verscherzte es sich mit allen. Und dann kam das unerwartete auch wenn es überfällig gewesen war. Ihre Schwester schmiss sie aus der Wohnung.


    Und das nicht einmal des Geldes wegen, nein sie hatte ihr den Freund ausgespannt und die Nacht mit ihm verbracht als sie auf Geschäftsreise – ja sie ist eines der höheren eingebildeten-ich-bin-besser-als-du-je-bist Tiere- war. Dabei wollte sie doch nur etwas Credits von ihm haben. Als Grund nannte ihre Schwester ihre Drogensucht, sie mache ihr Leben kaputt -und das von ihrer Schwester. Ob das stimmte wusste sie nicht, aber eines wusste sie. Ab da war sie auf der Straße. Und sie konnte sich nicht entscheiden ob es gut oder schlecht war, besser als vorhin oder noch mieser, ob positiv oder negativ...spielte das eine Rolle? Sie war hier.


    Grimmig blickte sie auf den kleinen braunen Terrier -der die Nase durch den Dreck schleifend- neben ihr lief. Er lebte ebenso hier, die Straße war ihre Heimat. Sie rollt mit den Augen. Dieses „Die Heimat ist da wo mein Gleiter ist“ ging ihr zwar auf die Nerven, aber sie konnte es nicht anders ausdrücken. Es war so. Sie beide waren eine Zweck-Gemeinschaft. Er war zwar klein -ja fast schon mit einem süßen Aussehens aber er hatte ein gutes Gebiss. Und das wurde gebraucht. Sie war schließlich nicht allein auf der Straße, nein es gab unzählige von ihnen.


    Einige hatten es geschafft sich ein Leben auf der Straße aufzubauen, so sehr sie diesen Satz auch nie verstehen würde wie so etwas geht. Und was für ein Leben das war, wusste sie auch nicht. Dafür war sie noch zu kurz auf der Straße – noch nicht lange genug.


    Sie alle verband eines, dieser Kick von Freiheit. An keine Regel gebunden zu sein. Das Gefühl der Selbstbestimmung. Doch manchmal fragte sie sich ob diese Freiheit nicht eine Einbildung war. Seufzend griff sie an ihren Gürtel um eine Flasche vom Gürtel zu nehmen und prostete den ein oder anderen zu, der an ihr vorbei im dunkeln seines Weges ging. Vielleicht würde sie mal wieder das Arbeitsamt besuchen, allerdings nicht der Arbeit wegen, nein, es war eher eine Art Treffpunkt. Dann könnte sie mit den anderen die Beamten spöttisch angrinsen, dann hatte wenigstens einer von ihnen ihren Spaß.


    Sie alle waren schließlich keine Ungeheuer. Nur eben auf der Straße.

    “Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.”

    2 Mal editiert, zuletzt von Rosena ()

  • Mittlerer Rand


    Nar Shaddar


    Hutt-Raum


    Häuserblock: 75x Zimmer 108





    Ich konnte nicht mehr in den Spiegel schauen. Denn wenn ich hinein schaute, sah ich nur eine Kopie von der Person die ich
    wirklich war.
    Traurige Augen und ein lebloses Wesen sahen mich da an.
    Ich hörte einen Knall. Hörte wie ich schrie. Wollte weg. Wollte das alles so wird wie es früher war. Dann wachte ich auf.



    Ein schrecklicher Traum. Der gleiche wie jede Nacht. Jede Nacht seit dem Tag
    an dem alles schief lief. Ich schlief wieder ein. Wieder träumte ich von dem Wesen welches mich innerlich beherschte.



    Als ich aufwachte konnte ich nicht mehr schreien. Ich hörte die Vögel nicht draußen
    zwitschern, ich roch nicht den himmlischen Geruch der Eier die in der Küche unserer Nachbarn brutzelten und ich merkte auch nicht wie schön mein Leben am helligten Tag eigentlich sein konnte.



    Angst hatte ich nur in der Nacht. Seit dem Tag, als wir angegriffen wurden.


    Reden konnte ich nicht darüber. Mit niemanden mehr. Ich hatte mich abgewendet von fast allen Menschen, Freunden, Familie.
    Die Wahrheit die mich seit Jahren versuchte beinahe aufzufressen.
    Die Wahrheit das ich meine Freunde sterbend zurücklies. Und ich wie ein Feigling davonlief.



    Und seitdem Lebe ich hier. In diesem Dreck.
    Ich setzte mich auf die Bettkante auf und ich merkte wie mir die Nacht durch die Knochen ging.
    Als meine Füße auf dem Boden aufkamen, knirschte es vor Dreck.


    Ich wollte aufstehen, dem inneren Drang folgend sich etwas zu essen zu machen,
    bis mich die Realität zurückholte. Das hier war nicht mehr mein altes Leben.


    Seufzend legte ich mich zurück aufs Bett und drehte mir einen Joint.
    Das Essen konnte warten, Credits hatte ich eh keine werde mir wahrscheinlich später etwas schnorren.


    Ich schloß die Augen und zog an meinem Joint. Stellte mir vor wie es wäre ganz wo anders zu sein. Stellte mir vor die Welten zu retten. Wie mich alle wie einen Helden begrüßten.
    Darin schwelgte ich noch eine Weile bis ich dann doch aufstehen musste.


    Mein Blick fuhr zum Boden. Dort lag ein Bild.
    Feigling schoss mir durch den Kopf, wegen mir waren sie tot.


    Ich trat auf das Bild und ging aus dem Zimmer, die Tür knallte hinter mir zu.

    “Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.”

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