Vergessenheit

  • Prolog (14 nVC)


    Dunkelheit erfüllte die Sicht des alten Mannes. Eine undurchdringbare Schwärze und das Gefühl von ihr erdrückt zu werden fuhr durch seine Glieder. Er hob eine Hand und versuchte sie zu erkennen, doch selbst aus solch einer kurzen Entfernung, vermochte er nichts zu sehen. Ungläubig fuhr er sich durch das Haar und machte einige Schritte auf einem scheinbaren Boden, der wie alles andere aus Finsternis bestand.
    Wo war er? Wie war er hier hin gelangt? Doch die wichtigste Frage, die dem Mann durch den Kopf ging und ihn mit Angst erfüllte, war die Frage, wer ER überhaupt war. Ohne jegliche Kenntnisse seines Lebens oder dem Gefühl für Raum und Zeit, schritt er weiter voran. War er lebendig oder tot? War er ein Lebewesen oder ruheloser Geist? Während die Fragen über ihn hereinbrachen und zu überwältigen drohten, trugen ihn seine Füße auf einem unbekannten Weg.
    Plötzlich durchbrachen Geräusche die Stille, obgleich es keine Anzeichen über deren Ursprung gab. Erst leise, dann immer lauter wie ein Donnergrollen. Und ein Grollen war es fürwahr, als ohrenbetäubende Detonationen sein Gehör fluteten. Artilleriebeschuss, das Kreischen von Kampfjägern, das Trampeln von Kampfstiefeln, gebrülllte Befehle....
    Der schwarze Vorhang zog sich zurück und schleuderte den alten Mann in eine Zeit, die er schon längst hinter sich gelassen hatte.



    Kapitel 1: Lehren des Krieges (27 vVC)


    Es war ein Jahr vergangen, seit das Sith-Imperium in die bekannte Galaxis zurückgekehrt war und seinen Vergeltungskrieg begann. Ein Jahr, in dem Welt um Welt in Flammen aufging und zahllose Leben gelassen wurden. Eine Schneise der Zerstörung zurücklassend, schlugen sich die Imperialen Truppen immer mehr in das Gebiet der Galaktischen Republik hinein und zwangen ihre Feinde immer wieder zum Rückzug, während die Zivilisten sich selbst überlassen wurden.
    Es war eine glorreiche Zeit für das Imperium, für die Sith. Die Dunkle Seite erstarkte und fegte über die Galaxis hinweg, wie es rechtmäßig sein sollte. Ein System nach dem anderen wurde von den Imperialen erobert und vergrößerte ihre Macht, ob gewollt oder nicht. Es sollte nicht mehr lange dauern bis sich ein weiteres dazugesellte...


    Bandomer. Ein Planet im Äußeren Rand, reich an Rohstoffen und Arbeitskräften. Dies war das nächste Ziel des Imperiums in diesem Sternensystem und der Krieg hatte auch hier bereits begonnen. Die Wrackteile der Raumschiffe in der Umlaufbahn waren der Beweis. Die einst so stolze Verteidigungsflotte des Planeten war mit einem Schlag beiseite gefegt worden; wie eine lästige Fliege, die man mit der Hand vertreibt.
    Doch nicht alles in der Umlaufbahn war so tot, wie es schien. Zwischen den Trümmerteilen schwebten die bedrohlich wirkenden Keilschiffe des Imperiums: Verbände aus Transportern der Gage-Klasse, Terminus-Zerstörer und Schlachtschiffe der Harrower hatten ihre Stellung bezogen und entluden ihre Bäuche in einem steten Strom aus Jägern und Landungsschiffen.
    Die weite Leere des Alls mochte dem Imperium gehören, doch nun musste noch der Planet an sich fallen.




    „ Delta-Kompanie, Stellung halten! … Feindlicher Beschuss in Sektor 7b. Unsere Truppen werden eingekesselt! … Sanitäter! … Wo bleibt die Verstärkung?!“



    Auf dem Schlachtfeld herrschte das reinste Chaos, als die Kommandeure ihre Befehle brüllten, schwere Kanonen das Feuer eröffneten, feindlicher Beschuss in die eigenen Reihen einschlug und Soldaten zur Front liefen.
    Das 5. Bataillon der Imperialen Invasoren war nahe der Hauptstadt gelandet und anschließend vorgerückt. Das Ziel war jedoch nicht die Stadt an sich, sondern die Hauptreaktoren derer. Sie lagen einige Klicks entfernt und waren beinah ebenso gut gesichert, wie die Stadt selbst. Feindliche Bunker, Geschützbatterien, ein ganzes Netzwerk aus Kampfgräben und mehrere Hundertschaften an republikanischen Verteidigern machten die Reaktoren zu einer wahren Festung.
    Sobald die Imperialen in Sichtweite gekommen waren, hatte der Beschuss eingesetzt und mit ihm das Sterben. In Zugzwang hatten die Kommandeure einen Sturmangriff angeordnet und während die Soldaten ihre Pflicht taten und nach vorne rannten, verweilten die Anführer hinten, auf einem sanften Hügel, und analysierten das Geschehen.
    Unter dieser auserwählten Gruppe befanden sich auch einige der Herrscher des Imperiums – Sith. In lange, dunkle Roben mit Kapuze oder schweren Plattenrüstungen gehüllt war ihnen allen doch eines zugleich; sie strahlten pure Arroganz und Überlegenheit aus. Während die Militärs brüllten, mit den Armen winkten und ihre Untergebenen anschrien, standen die Sith fast regungslos in dem Kommandozentrum und überblickten die Schlacht. Unter ihnen war auch ein junger Mensch mit kurzen, braunen Haaren und dunklen Augen. Das Gesicht war recht prägnant durch die leicht eingefallenen Wangen und der spitzen Nase. Auch dieser junge Mann wirkte so, als ob die Schlacht ihn nicht beträfe, doch einem Beobachter wäre aufgefallen, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte und der Kiefer leicht zitterte.


    „Aroval...“, stimmte eine der anderen berobten Gestalten an. Durch Kutte und Maske war unmöglich festzustellen, ob es sich ebenfalls um einen Menschen handelte. Jedoch ließ der Tonfall keinen Zweifel daran zu, dass diese Person über dem jungen Mann namens Aroval stand.


    Der Mensch wandte sich an sein Gegenüber und neigte leicht das Haupt. „Was kann ich für euch tun, mein Meister?“


    Der Unbekannte hab seine Hand und deutete auf die Fäuste von Aroval. Nur eine kleine Geste, aber mit solcher Bestimmtheit ausgeführt, dass Aroval automatisch seine Hände öffnete.
    „Du bist ein Sith. Verhalte dich auch dementsprechend und zeige keinem, was in dir vorgeht. Überlasse die Anteilnahme den einfachen Soldaten und Offizieren.“


    Der junge Mensch nickte sacht, zögerte jedoch. Dann hob er seine Stimme: „Es ist keine Anteilnahme, die mich bewegt, Meister. Vielmehr die Tatsache, dass wir hier oben stehen und nichts tun. In der Akademie wurde gelehrt, dass der Weg der Sith auf Stärke beruht. Doch anstatt uns zu beweisen und dem Feind zu begegnen, ihn zu bestrafen und des Lebens zu berauben, sehen wir nur zu. Ich will die Feinde des Imperators vernichten, so wie es mir bestimmt ist.“


    Der Meister bedachte seinen Lehrling mit einem langen Schweigen, ehe er den Kopf schüttelte.
    „Es gibt viele Wege einen Feind zu vernichten. Doch nur Schwachköpfe wählen den offensicht...“


    „ACHTUNG! Feindliche Jäger im Anflug. Sie haben die Verteidigung durchbrochen!“
    Der Warnruf eines Offiziers schallte über den Kampflärm hinweg und kam nicht eine Sekunde zu früh. Eine Staffel aus 3 Jagdmaschinen der Republik raste auf das Kommandozentrum und die Sith zu, um sie mit einem Hagel aus ihren Kanonen zu überziehen. Während der Meister von Aroval sich mit einem eleganten Sprung in Sicherheit brachte, warf sich der junge Mensch einfach hinter die nächst beste Deckung. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm schlugen die Laserbolzen in den Boden ein und schleuderten das Erdreich in die Luft, setzten Teile der Umgebung in Brand und rissen einige der Soldaten von den Beinen. Dann, so schnell sie gekommen waren, verschwanden die Jäger auch wieder.
    Mit zitternden Beinen erhob sich Aroval und sah sich um. Große Teile der Kommandozentrale lagen in Trümmern und hatten damit viele Offiziere begraben. Doch dies war nicht weiter wichtig, denn kein einziger der Sith war verletzt worden und Arovals Meister war mühelos imstande, den Befehl zu übernehmen. Eigentlich hatte er ihn ohnehin inne und die Militärs hatten ihn nur auf seinen Geheiß übernommen.


    Der maskierte Sith kam auf Aroval zu und wirkte nun keineswegs mehr so gelassen, wie noch kurz zuvor. Sein Zorn war durch die Macht deutlich zu spüren und auch seine Stimme bebte vor Zorn über die Dreistigkeit der Republik ihn, einen Sith-Lord, anzugreifen.
    „Vielleicht hast du Recht, mein Schüler. Die Zeit des Abwartens ist vorbei und der Feind wird unsere Macht spüren.“
    Mit einem Handzeichen bedeutete er den anderen Sith die Truppen an der Front zu verstärken und mit einem simultanen Zischen erwachten ein halbes Dutzend Lichtschwerter zum Leben und warfen ihr rötliches Licht auf ihre Träger. Dann eilten die Sith in Richtung Feind um ihr blutiges Werk zu beginnen.


    „Was erwartet Ihr von mir, mein Lord?“, fragte Aroval während er den übrigen Machtanwendern hinterher sah.


    „Du wirst nun die Lektion lernen, die ich dir eben erteilen wollte. Es gibt viele Wege einen Feind zu vernichten und der beste Weg ist derjenige, der einen selbst nicht in Gefahr bringt. Warum sollten wir uns dazu herab lassen die Narren der Republik persönlich zu stellen, wenn wir ihren Untergang doch mit einem bloßen Wort herbeiführen können?“


    Der junge Mensch sah seinen Meister forschend an und sinnierte über dessen Worte. Doch schließlich musste er sich eingestehen, dass er dem Intellekt des anderen bisweilen nicht folgen konnte.
    „Verzeiht, Meister. Doch was genau soll dies bedeuten?“


    Als Antwort auf die Frage seines Schützlings, hob der Meister die Hand und aktivierte seinen Comlink. Prompt meldete sich eine Stimme, welcher man den rauen Ton eines Imperialen Soldaten entnehmen konnte.
    „Hier Lord Vergere an die Desperation. Leiten Sie einen orbitalen Beschuss auf die Koordinaten 2.31.4-2 ein. Die Reaktoren sind zu stark befestigt, um sie einzunehmen. Ich erteile hiermit den Befehl, sie zu vernichten.“


    Ohne sonderliche Verzögerung wurde die Bestätigung gesendet: „Verstanden, mein Lord. Beschuß wird eingeleitet.“


    Aroval hatte es nicht gewagt seinen Meister mitten im Gespräch zu unterbrechen. Aber nun konnte er sich nicht zurückhalten und es platzte ungläubig aus ihm heraus.
    „Mein Lord, unsere Truppen sind viel zu nahe am Zielort des Beschusses. Ihr verdammt loyale Soldaten und womöglich auch Sith zum Tode. Noch können wir den Feind vernichten, ohne solche Maßnahmen einzuleiten.“


    „Loyalität, mein Schüler, wird dich immer ins Grab bringen. Außerdem... was sind schon ein paar hundert Leben, verglichen mit dem Willen des Imperators?“


    Bevor der junge Sith antworten konnte, wurde der Himmel erleuchtet als die Schlachtschiffe das Feuer eröffneten. Das Schlachtfeld wurde binnen Sekunden mit Tod und Zerstörung erfüllt, welche den Kampf davor bedeutungslos erschienen ließen. Doch ehe Aroval feststellen konnte, welchen Ausmaß der Schaden wirklich betrug, wurde er zurück in die Finsternis gerissen,die Erlebnisse des Schlachtfeldes verschwanden und ließen einen alten Mann auf dem Boden kauernd zurück.


    „Aroval... ein Sith?“

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

  • Kapitel 2: Shae (49 vVC)


    Regen peitschte gegen die Durastahlwände des kleinen Anwesens und setzte den Vorhof unter Wasser. Natürlich regnete es auf Dromund Kaas so gut wie immer, da der Himmel des Planeten stetig mit dunklen Wolken verhangen war, welche ihre Anwesenheit unverfroren mit Gewittern und Stürmen kundtaten. Jede Person, die nicht von der Imperialen Thronwelt stammte, wurde dieses Wetters irgendwann überdrüssig und blieb meistens nur so lange, wie es wirklich nötig war. Doch die Einwohner des Planeten kannten nichts anderes und die meistens störte der Regen in keinster Weise, im Gegenteil. Es wird viel gemunkelt, dass die beständigen Wolken einst vom Imperator persönlich erschaffen wurden und was wären sie damit anderes, als ein Zeichen der Macht des Herrschers des Imperiums?


    Während das Unwetter seinen Lauf nahm, waren die kargen und dunklen Gänge innerhalb des Anwesens ruhig und verwaist; keine Schritte halten in ihnen wieder, keine Dienerschaften gingen ihren Aufgaben nach und keine Wachen standen auf ihren Posten und grummelten Verwünschungen, ob der ermüdenden Aufgabe, die ihnen zugeteilt worden war. Dennoch war das Anwesen nicht verlassen. Aus den tief liegenden Räumen des Gemäuers drangen leise Schreie einer Frau hervor, die mit einem furchtbaren Schmerz erfüllt waren. Stunde um Stunde setzte sich die scheinbare Pein fort, ehe für eine kurze Zeit Stille einsetzte, gefolgt von den ersten Lauten eines neu geborenen Lebens...


    6 Jahre später...


    Ein kleiner Junge ging zusammen mit einer Twi'lek durch die Gänge seines zu Hauses und musterte interessiert und mit großen Augen die vielen merkwürdigen Statuen und Wandteppiche, welche die Wände schmückten. Der junge hatte braunes Haar, dunkle Augen und trug eine schwarze Stoffkleidung, die mit edlen Stickereien versehen war und eindeutig darauf hinwies, dass es seinen Eltern keinesfalls schlecht erging. Die Twi'lek hingegen machte einen weniger behüteten Eindruck, denn obgleich ihre Kleidung nicht ärmlich war, so war sie doch wesentlich schlichter und nutzbringender gehalten. Dies galt besonders für den metallenen Kragen, welchen sie um ihren Hals trug und sie immer daran erinnern sollte, was sie eigentlich war.
    Mit einigen Schritten Entfernung folgte die Frau dem Jungen und hatte ihren Blick stets auf ihn gelegt.


    „Shae, was sind das eigentlich für Teppiche an den Wänden? Sollten sie nicht auf dem Boden liegen?“, fragte der Junge interessiert während er weiter voran stolzierte und den Kopf von einer Seiten zur anderen drehte.


    Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Twi'lek, obwohl sie nicht wusste warum. Der Junge war für sie eine Bürde, aber dennoch...
    „Nein, mein Herr. Das sind Flaggen, die gehören an die Wand. Seht ihr das Symbol auf ihnen? Es ist das Symbol des Imperiums, Eurer Heimat.“


    „Ach so...“, meinte der Junge und schritt weiter. Dann blieb er plötzlich stehen, so unerwartet, dass die Twi'lek beinah gegen ihn gestoßen wäre. In letzter Sekunde konnte sie sich stoppen und wich zurück. Leise atmete sie aus. Der Junge musterte indes eine der Statuen und zeigte mit einem Finger auf sie.


    „Und wer ist das?“


    „Es ist der Imperator. Der mächtigste Mann der Galaxis. Euer Vater folgt ihm, ebenso eure Mutter und viele, viele andere. Er ist sehr weise und eines Tages werdet auch Ihr ihm folgen, mein Herr.“

    Der Junge verzog leicht den Mund und legte den Kopf schief. Einige Sekunden starrte er das Abbild des mächtigsten aller Sith an, dann hob er die Hand und kratzte sich am Kopf.
    „Bist du ihm mal begegnet? Ist er nett oder eher so wie mein Vater?“


    Fast hätte Shae gelacht, sodass sie eine Hand vor den Mund legen musste, um es zu unterdrücken. Eigentlich gab es hier nicht viel zu lachen, aber seid der Nacht vor sechs Jahren hatte sich ihr Leben hier immerhin etwas gebessert. Nachdem sie sich wieder im Griff hatte, setzte sie zu einer Antwort an.
    „ Ich bin ihm nicht begegnet. Aber ich habe viel über ihn gehört und gelesen. Er ist sehr bedacht auf sein Volk, also auf Euch, euren Vater, eurer Mutter und alle anderen im Imperium. So wie es euer Vater auch bei Euch ist.“


    „Bedacht...“, murmelte der Junge in sich hinein. Dann lief er los, so schnell es für ihn möglich war, und schaute dabei zu Shae zurück, die perplex zurückblieb.
    „Komm, lass uns draußen was spielen.“, rief er der Twi'lek zu und achtete dabei nicht darauf, wo er hin lief. Der Sockel einer weiteren Statue ragte weiter hinaus als der Rest und an eben diesem stieß der Junge nun an, wodurch er stolperte und auf den harten Metallboden fiel.
    Shae rannte zu ihm hin und in ihrem Gesicht breitete sich Panik aus. Die Förmlichkeiten vergessen kniete sie sich neben den Jungen, richtete ihn in eine sitzende Position auf und suchte nach etwaigen Verletzungen. Zu ihrer Erleichterung konnte sie keine finden.


    „Geht es Euch gut, mein Herr?“


    Mit einem leisen Stöhnen hielt sich der Junge die rechte Wange und nickte dann knapp. Obwohl er scheinbar doch Schmerzen hatte, verzog er keine Mimik. Shae wusste, dass dies wohl an der Erziehung des Vaters lag und leichtes Mitleid schlich sich in ihren Blick.
    Gerade als sie den Jungen hochziehen wollte, spürte sie wie sich ihre Kehle zuzog und sie keine Luft mehr bekam. Mit einem spitzen Aufschrei griff sie zu ihrem Hals und rang nach Luft, während sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten.


    „Shae? Was hast du?“
    Der Junge sah zu der Twi'lek hoch, viel zu verwundert, um zu reagieren.


    Unfähig zu antworten beugte sich Shae nach vorne und ihr Blick zuckte wild durch den Gang, um nach der Quelle der Pein zu suchen. Schon bald fand sie diese, als sich eine weitere Person aus den Schatten einer Statue löste und in das Licht trat. Der Unbekannte war in dunkle Roben gehüllt, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen, die linke Hand erhoben und zu einer Klaue geformt. An ihrem Gürtel hing das unverkennbare Markenzeichen eines Sith – ein Lichtschwert.
    Mit lautlosen Schritten trat der Sith näher heran und die Stimme hallte kalt durch den Gang.


    „Unser Lord hat dir untersagt sein Kind erneut zu berühren, Sklavin. Du bist ungehorsam und der Lord hat keinen Nutzen für Diener, die nicht wissen, wo ihr Platz ist.“


    Unvermindert drückte der Sith mit seiner Macht die Kehle der Twi'lek zu und beachtete den Jungen, welcher immer noch auf dem Boden saß, in keinster Weise.
    Shae indes versuchte verzweifelt sich irgendwie aus dem Griff des Sith zu befreien, doch gegen die Macht, konnte sie nichts ausrichten. Ein Röcheln entglitt ihrem Mund und langsam merkte sie, wie ihre Sicht schwarz wurde. Sich vom Sith abwendend schaute sie noch ein letztes Mal zu dem Jungen, dem sie sechs Jahre lang gefolgt war. Ein letztes Mal wollte sie ihn berühren. Doch bevor ihre Hand ihn erreichen konnte, brach die Twi'lek zusammen und blieb reglos liegen.


    All dies konnte der Junge nur mit stillem Unverständnis beobachten und erst jetzt, da Shae vor ihm lag, löste sich seine Starre. Langsam rutschte er zu ihr herüber und stupste sie an. Aus dem Stupsen wurde schon bald ein Schütteln, doch auch dies bewirkte nichts. Ohne zu verstehen, was hier geschehen war, drehte der Junge sich zu dem Sith um und starrte ihn fragen an.


    „Was ist mit Shae? Schläft sie?“


    Ohne den Jungen einer Antwort zu würdigen, drehte die berobte Gestalt sich um und ging lautlos den Gang hinunter. Ebenso schnell wie sie erschienen war, verschwand sie auch wieder.
    Der Junge jedoch saß noch sehr lange neben seiner Shae und wartete auf den Moment, an dem diese aufwachen und die Augen wieder öffnen würde.

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

  • Kapitel 3: Aufstieg und Fall (14 nVC)
    An Bord der „Dunklen Inspiration“, niederer Orbit von Dromund Kaas


    Stille erfüllte den Raum an Bord es Imperialen Zerstörers, lediglich das Flüstern des Belüftungssystems war zu vernehmen. Für eine lange Zeit hatte keine Person diesen Ort betreten, denn nur ein Mann besaß die Zugangsberechtigung und dieser Mann war für Monate verschollen gewesen. Eine leichte Staubschicht hatte sich über den Boden verteilt, ebenso über die Imperialen Banner, über die Bilder an den metallenen Wänden und über die vielen Artefakte und Ausstellungsstücke, welche nicht durch ein Kraftfeld gesichert waren. Ebenso wie sein Besitzer war dieser Ort in eine Art Schlummer verfallen, darauf wartend, dass sein Herr zurückkehrte.
    Mit trägem Blick sah sich Darth Aroval in seiner persönlichen Sammlung um, welche er viel zu lange nicht besucht hatte, nicht besuchen konnte. Er blickte abwechselnd auf die Errungenschaften, welche er auf seinem Weg zur Macht angesammelt hatte und versuchte sich zu erinnern, wann er ihrer habhaft geworden war.
    Ein Holocron von einem längst verstorbenen Sith-Lord, Flimsirollen aus einem alten Tempel, diverse Sith-Talismane, eine antike Kriegsklinge der Dunklen Seite... mit gezielten Schritten durchquerte der alte Sith den Raum und wirbelte dabei den Staub auf. Er steuerte auf einen Abschnitt der Ausstellung zu, welcher für Außenstehende keinen besonderen Eindruck machte, für Aroval jedoch ganz besonders wertvoll war. Er blieb neben einem Podest stehen und fuhr mit einer seiner behandschuhten Hände über die Waffe, welche darauf verweilte. Feine Spuren bildeten sich in der Saubschicht und verliehen dem Objekt wieder eine kräftigere Farbe, als das monotone Grau des Schmutzes. Mit einem langen Blick bedachte Aroval den Griff des Lichtschwertes, welches einst seinem Meister gehörte und an ihn weitergegeben wurde, damit er die Lücke füllte, die das Ableben des Meisters hinterlassen hatte. Ein dünnes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Darth ab, als er daran dachte, was Lord Vergere, sein ehemaliger Lehrer und Mentor, wohl dazu gesagt hätte.


    Für einige Sekunden verweilte die Hand noch auf dem Schwert, dann wandte der Sith sich ab, näherte sich seinem eigentlichen Ziel und blieb knapp davor stehen. Wie auch alles andere überzog eine dünne Staubschicht das Objekt, doch die starken Farben konnten dennoch nicht überdeckt werden. Die Sith-Rüstung war immer noch klar zu erkennen. Eine dunkle Robe mit feinen Stickereien, welche Symbole der Sprache der Sith darstellten, war mit Rüstungsplatten verbunden worden, die mithilfe von Sith-Alchemie verstärkt wurden. Aggressive Akzente in roter Farbe verliehen dem ganzen ein archaisches Aussehen und ließen keinen Zweifel aufkommen, dass diese Rüstung für den Krieg geschaffen war.
    Aroval hob seine rechte Hand und fuhr über den Stoff der Robe hinweg, glitt über die ausgefransten Nähte des Stoffes und die Spalten im Metall. An jeden einzelnen Makel konnte er sich erinnern, denn er hatte sie alle miterlebt, als er die Rüstung im Krieg getragen hatte. Seit der Rückkehr des Imperiums und dem Ausbruch des ersten galaktischen Krieges, war dieser Verbund aus Stoff und Metall sein Begleiter gewesen, hatte dadurch Blastern und Lichtschwertern getrotzt... seit dem ersten Kampf vor mehr als vier Jahrzehnten bis zu dem Tag als er den Titel des Lords erstreiten konnte.


    Bei einem besonders tiefen Spalt in einer der Schulterplatten verweilte die Hand des Darth und sein Blick wurde nachdenklich, seine Gedanken wurden fortgetragen zu der Zeit als dieser Schaden entstand und sein Leben eine wichtige Wende nahm.


    Aroval, ein junger Sith von dreißig Jahren, befand sich in einer kleinen Höhle und atmete schwer. Er roch, wie die Luft erfüllt vom Ozon kürzlich abgefeuerter Blaster war, er schmeckte seinen eigenen Schweiß auf den Lippen und er sah die verstümmelten Leichen einiger republikanischer Soldaten, welchen er soeben das Leben genommen hatte. Mit raschen Schritten näherte er sich dem anderen Ende der Höhle, gegenüber das Ausgangs. Licht von aufgestellten Lampen erfüllte den natürlichen Raum und ließen dadurch den Schrein an der Wand erkennen, welcher die Artefakte und Geheimnisse enthielt, wegen denen er und sein Meister hierher kamen. Doch Arovals Blick galt nicht dem kleinen Tempel, sondern den zwei Personen davor. Eine von ihnen, ein Rodianer, war auf dem Boden zusammen gesunken und feine Rauchschwaden stiegen unter der braunen Robe hervor, welche das Alien trug. Der verbrannte Schnitt eines Lichtschwertes zog sich einmal über den gesamten Brustkorb dieses toten Jedi.
    Die zweite Person stand leicht gebeugt über dem Leichnam und man konnte die angestrengte Atmung vernehmen, welche die Erschöpfung eines Kampfes zwischen Jedi und Sith nach sich zog. Lord Vergere hatte seine Klinge noch aktiviert und das rote Glühen fiel auf die schwarze Rüstung des Sith-Lords, während dieser seinen gefallenen Feind betrachtete. Eine Kampfmaske verbarg dessen Gesicht und Identität, doch die kalte Stimme, welche ertönte, machte deutlich, dass er ein Mann war, welcher es gewohnt war, dass seine Befehle befolgt wurden und er keinen Sinn für Diskussionen hatte.


    „Ihr hättet mehr als nur Euch selbst und das halbe Dutzend Soldaten mitbringen sollen, Meister Ry'uuk. Ich hatte mehr von Euch erwartet, obgleich ich nicht sagen kann, dass ich unsere kleinen Spielchen gegeneinander vermissen werde.“
    Vergere drehte sich halb zu Aroval um, als er diesen bemerkte.
    „Schüler, hol die Artefakte aus dem Tempel. Ich will diesem Planeten noch heute verlassen.“


    Der junge Mensch stand einige Meter von seinem Meister entfernt und musterte diesen. Seid etwa zehn Jahren war er der Schüler dieses Sith, hatte von ihm mehr über die Macht, den Kampf und das Imperium gelernt, als er es von den Aufseher an der Akamedie je vermochte. Zehn Jahre lang hatte er unter ihm gedient, gelernt und gewartet bis er alles in sich aufgesogen hatte. Zehn Jahre lang hatte er gelernt seinen Meister zu täuschen, zu hassen und zu verachten.
    Langsam schloss Aroval seine Augen und atmete tief ein, um seinen Geist zu leeren. Dann fixierte er seinen Meister und öffnete sich für die Dunkle Seite.


    „Ich werde diesen Planeten verlassen, Lord Vergere. Doch nicht Ihr. Ebenso wie bei Meister Ry'uuk, ist euer Spiel vorbei. Das Imperium und auch ich brauchen Euch nicht länger. Ich werde Euch ersetzen und mehr erreichen als Ihr es je könntet.“


    Bereit für eine gewaltsame Antwort festigte der junge Sith den Griff um sein deaktiviertes Lichtschwert und beobachtete jede Bewegung seines Gegenübers. Mittlerweile war er gänzlich in der Macht der Dunklen Seite versunken, wurde von ihr durchströmt und gestärkt und er war sich sicher, dass seine Herrschaft über die Macht deutlich über der seines Meisters lag.
    Doch anstatt seinen verräterischen Schüler anzugreifen, drehte sich der Lord um und brach in ein kaltes Lachen aus, was Aroval eine Gänsehaut bescherte. Das Gelächter schallte mehrere Sekunden lang durch die Höhle, ehe es abstarb und Vergere den jungen Sith musterte.


    „Ich hatte mich schon gefragt, wann es dazu kommen würde. Doch hatte ich mit einem verschlagenen Plan gerechnet. Es ist mutig von dir mich direkt zu fordern, doch ist es ebenso unklug. Glaubst du wirklich, dass du einem Lord der Sith gewachsen bist? Und davon ab, du wirst nicht zu einem Lord, nur weil du einen anderen erschlägst. Macht, Einfluss, Kontrolle... dies sind die Werte eines Lords und du besitzt keine davon. Mein Meister wird nicht gerade erfreut sein, dass du mich getötet hast und wird dich vernichten. Das heißt natürlich... er würde es. Doch zuvor werde ich mich deiner annehmen.“


    Nun war es an Aroval sich ein Lächeln zu gestatteten. Dieser plumpe Versuch von Vergere um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen war geradezu dilettantisch und festigte ihn eher in seinem Urteil als das Gegenteil zu bewirken. Mit gezielten Schritten umkreiste er seinen Meister.


    „Ihr wart nie ein Mann der Worte und der Macht, die mit ihnen einhergehen. Doch während Ihr Euch damit beschäftigt habt blutige Schneisen mit eurem Schwert zu schlagen, habe ich den Wert der Politik und der Manipulation erkannt.
    Ich werde Euch nicht umgebracht haben, sondern Meister Ry'uuk. Ihr wart zu schwach um gegen diesen Jedi zu bestehen und seid gefallen, wohingegen ich die Macht besaß um das zu vollbringen, was Ihr nicht konntet. Wenn ich in das Imperium und zu eurem Meister zurückkehre, werde ich nicht nur die Artefakte geborgen, sondern auch einen Jedi-Meister vernichtet und Eure Stärke übertroffen haben. Die wichtigen Sith unserer Sphären werden erkennen, dass ich ein adäquater Ersatz für Euch bin und es wird sie nicht kümmern, dass Ihr nicht mehr seid. Ihr werdet vergessen werden. Und nun lasst es uns beenden... ich bin Eurer schon viel zu lange überdrüssig."

    Mit einem Druck auf die Aktivatortaste erwachte das Lichtschwert in Arovals rechter Hand zum Leben und gesellte sich zu dem leisen Summen von Lord Vergeres Klinge. Dann blieb er auf der Stelle stehen und fixierte sein gegenüber. Nun würde sich zeigen, ob er recht behielt.



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    Die beiden Sith standen einander gegenüber und bewegten sich nicht einen Zentimeter. Wie versteinert musterten sie sich, analysierten den Gegner, warteten auf eine Gelegenheit zum Angriff. Beide waren noch erschöpft von ihrem vorherigen Kampf, doch konnte sich keiner eine Schwäche erlauben. Ein leichter Rinnsal aus Schweiß ließ an Arovals Schläfe hinab, das Gewicht der Sith-Rüstung begann auf ihm zu lasten und das Gefühl des Lichtschwertes in seiner Hand war ein ständiger Begleiter, ebenso wie die Dunkle Seite, welche ihn erfüllte und von seinem Hass gegenüber Vergere genährt wurde.


    Mit einem plötzlichen Sprung griff der Sith-Lord schließlich an, vollführte einen Salto in der Luft und landete direkt vor seinem Schüler. Das Schwert des Lord wurde von unten hochgezogen und zielte auf die Beine. Aroval parierte, lenkte die Waffe ab und zog sich einen Schritt zurück, um Raum zu schaffen. Mit einer gewissen Eleganz folgte Vergere seinen Schüler und ließ sein Schwert kreisen, trieb Aroval mit geschwungenen Schlägen zurück, veränderte die Richtung des Angriffs und zeigte, was ein Meister des Makashi-Stils vermochte. Ohne Unterlass folgte ein Angriff dem nächsten, wechselte ohne Anstrengung zwischen Stoß und Parade und erinnerte mit der abgestimmten Beinarbeit eher an einen Tänzer, denn an einen mordenden Sith.
    Dem Schüler blieb nur wenig Zeit zum reagieren, er wich Schritt um Schritt zurück, lenkte die Schläge beiseite und verstärkte seine eigenen Angriffe mit der Macht, wenn er denn zu solchen die Gelegenheit bekam. Mit zusammen gebissenen Zähnen verkeilte er seine Waffe in die des Lords und stemmte sich dagegen. Zum ersten Mal war es an Vergere einen Schritt nach hinten zu tun, doch gewann er schnell wieder die Kontrolle zurück, indem er zur Seite auswich und Aroval durch den fehlenden Widerstand nach vorne stolperte. Mit einem eleganten Schlag aus der Rückhand suchte Vergere den Kampf zu beenden und seinem Schüler den Kopf abzuschlagen. Doch war Aroval nicht bereit so schnell aufzugeben, er beschwor die Macht herauf und schleuderte seinem Meister einen Schub entgegen, welcher den Sith-Lord erfasste und in die Luft beförderte. Mit einer Drehung kam der Lord wieder sicher auf den Boden auf und fixierte Aroval. Ein leichtes Knurren war unter der Kampfmaske zu hören.
    Der Schüler sammelte sich und machte sich bereit für den nächsten Angriff, während der Schweiß ihm in den Augen brannte und die ersten Seitenstiche bemerkbar machten. Er musterte den Lord und suchte nach Zeichen der Schwäche, doch dieser offenbarte nun seine wahre Kunst im Schwertkampf. Mit einem Sprint, welcher für einen normalen Menschen nicht möglich gewesen wäre, jagte er auf seinen Schüler zu, vollführte eine Drehung, wobei er Aroval das Schwert aus der Hand schlug, und riss seine eigene Waffe nach oben. Zu perplex um sich verteidigen zu können, wankte der Schüler einen Schritt nach hinten und behielt dadurch seinen linken Arm. Stattdessen durchschlug Vergere lediglich das Schulterpolster von Arovals Rüstung und hinterließ einen tiefen Spalt. Ohne innezuhalten brachte der Lord seine Waffe in eine erhobene Postion und ließ sie dann auf den schutzlosen Kontrahenten hinabfahren.


    Für Aroval selbst verging dieser Moment wie in Zeitlupe und er erinnerte sich an all die Ziele, welch er erreichen wollte, an die Pein, welche er bisher ertragen musste, er erinnerte sich an seine Zeit in seinem Elternhaus und an der Akademie, an die Schlachten gegen die Republik und die Wunden, welche er davon getragen hatte... und er erinnerte sich, dass dieser Kampf hier nichts gegenüber den Erlebnissen seiner Vergangenheit war.
    In einer schnellen Bewegung hab der Schüler seine Hände und ließ seinem Zorn, seinem Schmerz und der Dunklen Seite freien Lauf. Sith-Blitze manifestierten sich und schossen aus seinen Fingerspitzen auf den Lord zu, schlugen in dessen Schwert ein und rissen es ihm aus der Hand. Ein überraschter Aufschrei war zu vernehmen als die Energieladungen durch dessen Körper jagten und seine Rüstung verbrannten. Doch ebenso wie sein Schüler, war der Lord zu stur um zu sterben. Seine eigenen Hände erhebend, formte er eine Barriere gegen die Blitze und ließ sie dagegen an branden. Meister und Schüler standen sich gegenüber, nur wenige Zentimeter entfernt, zwischen ihnen ein Strom an potenziell tödlicher Energie und in einem Kampf des Willens verstrickt.
    Der Moment zog sich für beide Kämpfer schier endlos hin, dann brach der Schild und mit einem Schlag erfasste jegliche aufgestaute Energie den Lord, brannte sich durch ihn hindurch und ließ nicht mehr als eine verkohlte Hülle zurück, welche in sich zusammenfiel. Kein Schrei ertönte, zu abrupt war das Ende des Kampfes.
    Ohne darauf zu achten, ob er auch wirklich gewonnen hatte, stürzte Aroval zu Boden und die Umgebung um ihn herum flimmerte. Die Welt versank im Dunkel der Ohnmacht.


    Wieder zurück in der Gegenwart sah Darth Aroval an sich herab. Vor ihm stand ein leerer Rüstungsständer und das Kampfgewand, welches er für so lange Zeit nicht mehr getragen hatte, wog erneut schwer auf seinen Schultern. Mit einem leicht verwirrten Blick hob er den Kopf wieder an.
    Weshalb war er noch gleich hierher gekommen?

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

    2 Mal editiert, zuletzt von Aroval ()

  • Kapitel 4: Neue Bande (14 nVC)


    Monoton plätscherte der beständige Regen auf den matschigen Boden des Dschungels hinab, wo sich inzwischen tiefe Pfützen gebildet hatten. Moos und giftgrüne Sträucher bedeckten den Boden und an vielen Stellen brachen knorrige Wurzeln der umstehenden Bäume aus dem Erdreich hervor. Ein Blitz am wolkenverhangenen Himmel erhellte die Landschaft, ließ die Vegetation lange Schatten im sonstigen Zwielicht werfen und schreckte zugleich einige Dschungelkatzen auf, welche sich tiefer in den Wald zurückzogen um vor dem Unwetter geschützt zu sein.
    Die einzigen Spuren von Zivilisation in diesem Dschungel waren die Überreste einer steinernen Tempelanlage, die sich auf einer großen Lichtung erhob. Halb verfallen ragten die Ruinen aus dem Schlamm hervor, waren vom harten Wetter über Jahrhunderte abgewetzt worden, überwuchert mit Ranken und hatten den Großteil ihres alten Glanzes schon lange verloren. Stück für Stück eroberte die Vegetation von Dromund Kaas diesen unbewohnten Ort zurück.
    Doch wenngleich hier keine Menschen oder Sith mehr lebten, so nistete eine andere Präsenz an diesem Ort. Die Dunkle Seite war stark hier, quoll aus jedem Stein, jeder Pflanze und drohte alle Lebewesen in ihren Bann zu ziehen und in einer kleinen Höhle am Rande der Ruinen konzentrierte sich diese Ansammlung an Energie, denn hier befand sich das Herzstück des Tempels – ein kleiner Altar, verziert mir Runen der Sith, und an jeder Ecke durch einer Fackel begrenzt, welche mit blauen Flammen brannten und dem Dunkel der Kammer nur ein klein wenig Helligkeit verliehen.
    Schließlich fand sich hier doch noch ein Lebewesen. Ein alter Mann, gekleidet in schwarz-roter Robe, stand regungslos vor dem Altar, hatte die Hände vor der Brust gefaltet und ließ die Dunkle Seite der Macht auf sich wirken.


    Wieder einmal hatte sich Aroval an diesen Platz, seinen Rückzugsort, begeben und genoss in gewissen Maßen die Stille, die Einsamkeit und die Macht, welche ihm zu eigen war. Seit seiner Rückkehr von Tessien hatte er keine Zeit mehr dazu gehabt, zu beständig waren seine aufgaben gewesen. Er musste seine Berichte über den Kampfeinsatz verfassen, Fragen seines Meisters beantworten, neue Ordnungen in seiner Machtbasis schaffen, die Schulden abarbeiten, welche er sich mit dem Zusammenstellen der Flotte für Tessien aufgeladen hatte und sich um die Folgen des Verschwindens seiner Schülerin kümmern- von den alltäglichen bürokratischen Aufgaben eines Darth für das Imperium gar nicht zu sprechen.
    Seine Gedanken schweifen lassend, dachte der alte Sith an die wichtigsten Ereignisse und deren Bedeutungen zurück. Er hatte eine neue Schülerin: Sheysa Garrde. Das Bastardkind von Farran Garrde und durch die Abwesenheit von Seylar nun die beste Gelegenheit um seinen Griff um das Adelshaus weiterhin zu festigen. Doch sie war jung, politisch unerfahren und angreifbar für seine Feinde. Wäre nicht ihr Erbe, so hätte er dieses Mädchen wohl nie als Schülerin in betracht gezogen. Allerdings musste Aroval sich eingestehen, dass er derzeit leider nicht über alles die Kontrolle hatte und deswegen Kompromisse eingehen musste. Wie dem auch sei... zusammen mit der ehemaligen Jedi Ishijani, welche sich ihm angeschlossen hatte, würde Sheysa sich formen und stärken lassen. Hinzu kam noch Captain Stryder, welcher aufgrund seiner Adoption in das Haus Garrde ebenfalls zu einer Schlüsselfigur geworden war und demnach benutzt werden musste. Ein erfahrener Militär mit eiserner Loyalität zum Imperium und den Sith – es gab schlechtere Figuren.
    Haus Garrde würde weiterhin Aroval dienen. Ihm gehören.


    „Warum... zieht Ihr meinen Namen nicht in Betracht?“
    Die Stimme von Concabille, seiner Wächterin, hallte in seinem Kopf wieder und rief das Streitgespräch von vor einigen Tagen in Erinnerung. Es war die erste Begegnung, seit dem Kampf von Tessien, zwischen dem alten Mann und seiner langjährigen Dienerin gewesen und eigentlich hätte es ein erleichtertes Wiedersehen sein sollen. Doch stattdessen war das Klima um sie herum kühl und distanziert gewesen. Kein Lächeln, keine Aufheiterungen. Nur Diskussionen über die neuen Probleme, Schuldzuweisungen, Zwietracht und Unverständnis. Sie hatte ihn zurecht darauf hingewiesen, dass er einen neuen Lord an seiner Seite brauchte, da Seylar nicht mehr zur Verfügung stand. Als Darth durfte er einen Schüler mit Einverständnis eines Dunklen Rats zum Lord ernennen. Sheysa kam nicht infrage, doch Concabille besaß alles, was eine Sith braucht um sich Lord nennen zu dürfen und diese Position zu halten. Dies wusste er.
    Doch konnte er ihr diese Position anvertrauen? Konnte er es riskieren? Es hätte Vorteile, doch würde sie ihre Unabhängigkeit verlieren und unweigerlich in die Kreise der Sith-Politik verstrickt werden.. erneut. Er wusste, dass er diese Option offenhalten musste. Und dennoch...


    Momentan war Concabille jedoch ohnehin mit dem persönlichen Rachefeldzug von Sith Ro'ia beschäftigt. Diese rothaarige Frau ist die Schülerin von Seylar, wenn auch erst seit kurzer Zeit, und die Gefangennahme ihrer Meisterin hat in ihr eine blutige Rache geweckt. Obwohl Hinweise bestehen, dass eine andere Lord der Sith für Seylars Fall verantwortlich ist, so war dies kein Grund für solch kindische Aktionen, wie sich etwa mordend von Spur zu Spur zu schlagen. Zudem man ohnehin davon ausgehen konnte, dass Lord Drowl und ihre Anhänger weit mehr Einfluss und Macht besaßen als Ro'ia selbst und für Aroval wäre es kein Wunder, wenn die Rothaarige am Ende selbst den kürzeren ziehen würde. Nicht, dass es den alten Mann kümmerte, ob Ro'ia überlebt. Doch damit dies nicht zu einem Kleinkrieg ausartete, hatte er Concabille an die Seite der Sith gestellt, und natürlich, um alle Informationen aus erster Hand zu erfahren. Schließlich war Seylar nach allem eine loyale und talentierte Schülerin und so es sich ergibt, würde er sie auch wieder aufnehmen, wenngleich sich ihr Aufgabengebiet drastisch...


    Eine fremde Präsenz schlich sich in das Bewusstsein von Aroval und riss ihn aus seinen Gedanken. Er löste sich aus seiner starren Haltung und sah sich in der dunklen Höhle um. Die dunklen Umrisse einer weiteren Person zeichneten sich schemenhaft in dem Schatten am Eingang der Kammer ab, nur um nach einem Blinzeln zu verschwinden – zusammen mit der fremden Präsenz.
    Der alte Sith rieb sich die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Er brauchte Schlaf. Seit Wochen hielt er sich durch gelegentliche Meditationen aufrecht, doch auch diese Technik hatte ihre Grenzen und diese schienen mittlerweile überschritten zu sein. Mit einem leisen Seufzen machte sich der Darth auf zum Ausgang, um mit seinem Speeder zurück in sein kleines Anwesen nahe Kaas City zu fliegen.

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

  • Kapitel 5: Wein und Intrigen - I (14 nVC)


    Auf einer Veranda des Hauses Thuls saß ein älterer Herr in dunklen Roben und sah über das Geländer hinweg in den feurigen Sonnenuntergang, welcher die Landschaft fast wie ein Gemälde wirken ließ. In einer Hand hielt er einen edlen Kelch gefüllt mit Rotwein, der sein fruchtiges Aroma verströmte, und in der anderen Hand hielt er ein kleines, steinernes Fragment mit Gravierungen.
    Das Fragment sah alt aus, sehr alt, manch einer würde von antik sprechen. Doch in gleicher Weise sah es auch unscheinbar aus, wie ein kleiner Findling in den etwas hinein geritzt wurde. Doch jede Person, welche in den Wegen der Macht ausgebildet wurde, konnte spüren, dass die Dunkle Seite in dem Fragment pulsierte und ihm eine merkwürdige Art von Lebendigkeit verlieh.


    Der alte Mann, Darth Aroval, nahm einen Schluck seines Weins und gestattete sich ein kurzes Lächeln. Sein Treffen mit Lord Drowl war wirklich sehr interessant verlaufen und obgleich er dieses Reinblut davor nur als Werkzeug zur Stabilisierung von Haus Garrde betrachtet hatte, was sie zweifellos immer noch war, so musste er auch zugeben, dass sie einen gewissen Charme besaß. Ihr Interesse..., nein ihre Bessesenheit, an der Macht von Artefakten und Ritualen, übertraf möglicherweise sogar sein eigenes Verlangen danach. Dies, gepaart mit ihrer Arroganz und Selbstüberschätzung, konnte sie zu einem wertvollen Verbündeten für den Darth machen. Aus diesem Grund hatte er ihr auch Unterstützung im Austausch für ihre Dienste versprochen, wenngleich er wusste, dass sie natürlich ebenso dachte und ihn benutzen wollte. Doch alleine die Tatsache, dass sie es war, die ihm dieses kostbare Fragment als Zeichen des „Vertrauens und der Wertschätzung“ gegeben hatte, bewies, dass er am längeren Hebel saß.


    Erneut befeuchtete Aroval seine Kehle mit dem roten Getränk, stellte dann den Kelch auf einen nahen Tisch ab und griff zu seinem Datapad um eine Nachricht zu verfassen. Es war an der Zeit sich bei seiner Schülerin zu melden, welche dabei war diversen Adelshäusern vorstellig zu werden. Er musste zugeben, dass er Sheysa unterschätzt hatte, was ihren Umgang mit den Adligen anbelangte. Doch auch dies war nur ein weiterer Vorteil für ihn.


    „Schülerin,


    ich habe Eure Nachricht erhalten und bin sehr zufrieden. Selbst unter den Adligen Thuls habe ich euren Namen schon das ein oder andere Mal vernommen. Die Kunde eurer Aktivitäten zieht demnach Kreise und ich bin mir sicher, dass das bevorstehende Konklave zu unseren Gunsten verlaufen wird.
    Auch die Schwierigkeiten, welche Ihr in Zusammenhang mit Haus Damaris erwähnt habt, sollten dem nicht im Wege stehen. Ich habe mich mit Lord Drowl zusammen gesetzt und sie wird ihre Schülerin in die richtigen Bahnen lenken.
    Fahrt mit euren Bemühungen fort und erstattet Bericht, so es Neuigkeiten gibt, die sich auf unsere Ziele auswirken könnten.


    Ehre dem Imperator,
    Darth Aroval“


    Kurz überflog der alte Sith-Lord die Nachricht und sendete sie dann über eine gesicherte Leitung seines COMs an Sheysa, ehe er sich wieder seinen Gedanken, dem Sonnenuntergang und dem Wein widmete.

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    - Darth Aroval

  • Kapitel 5: Wein und Intrigen - II (14 nVC)


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    Leise plätscherte der Regen gegen die Fensterfront des luxuriösen Apartments, welches sich in einem der oberen Stockwerke der palastähnlichen Anlage von Haus Thul befand. Die Sonne war auf Alderaan bereits untergegangen und die Schwärze der Nacht hatte sich über die Umgebung ausgebreitet, hier und da unterbrochen von den Lichtern der Stadt; von den unzähligen Lampen, Gebäuden, Gleitern und Holo-Reklamen. Auch ein Großteil von Haus Thul war selbst um diese späte Uhrzeit noch hell erleuchtet. Doch nicht dieses eine Apartment. Wie ein dunkler Fleck zog es sich über die Gebäudewand und jeder, der es von außen betrachtete, dachte wahrscheinlich, dass es leer sei oder das der Bewohner bereits schlief oder es war dem Beobachter auch einfach egal.
    Tatsächlich jedoch war das Apartment nicht gänzlich verwaist. Eine kleine Lichtquelle gab es, die von draußen jedoch nicht zu sehen war: ein eingeschaltetes Holo-Terminal.
    In einem schwachen, unstetigen Blau stellte es gerade Nachrichten von ANN vor und derzeit wurden Ausschnitte von einem Treffen des Adelsrates gezeigt.



    „Die Hohen Häuser zu Alderaan, um deren Entscheidung ersucht wurde, bestätigen hiermit den Anspruch von Lady Shanora Garrde auf Führung das Hauses Garrde mit allen damit verbundenen Pflichten und Rechten.“



    Ein heiseres Lachen raunte durch die Suite und überlagerte für einen Moment die Berichterstattung, welche schon einige Tage alt war. Es war kein fröhliches Lachen, sondern vielmehr kalt, kratzig und alles in allem unangenehm.
    Aroval saß in einem der prunkvollen Sessel und seine Silhouette zeichnete sich in der Dunkelheit nur durch das schwache Leuchten des Holos ab. Mit den Fingern seiner linken Hand stütze er sein Kinn ab, während das Lachen seine Kehle verließ und nach einigen Sekunden versiegte um von einem feisten Lächeln ersetzt zu werden. Mit starrem Blick sah er erneut zu dem Holo-Terminal herüber. Er hatte sich diese Meldung über die Entscheidung des Adelsrates nun bereits viele Male angesehen und dennoch musste er feststellen, dass sein Amüsement darüber nicht abnahm. Shanora Garrde, Countess Shanora Garrde, hatte ihr Ziel erreicht, ebenso die Republik und die Jedi. Wahrscheinlich feierten sie noch ihren Erfolg, gaben sich der Freude hin, dass sie dem Imperium einen Schlag versetzen konnten, dass sie ihm, Darth Aroval, einen Schlag versetzen konnten. Wahrscheinlich schmiedeten sie auch bereits die nächsten Schritte, um ihren Feinden keine Erholung zu gönnen und sie endgültig von diesem Schlachtfeld zu vertreiben... Als wenn ihn dies noch wirklich interessieren würde.
    Sollten diese Narren ihren scheinbaren Sieg ruhig auskosten. Haus Garrde war für den alten Sith nicht länger von Interesse, denn es hatte seinen Zweck erfüllt und nun war es an der Zeit sich neue Dejarik-Figuren zu besorgen. Es gab mehr als genug, die sich ihm freiwillig unterwerfen würden. Ebenso hatten Sheysa und Seylar ihren Zweck erfüllt. Sie waren Schlüssel zu Haus Garrde gewesen und nun wurden sie nicht mehr gebraucht. Doch eine letzte Verwendung gab es noch für sie, denn sie konnten immer noch die Aufmerksamkeit der Jedi auf sich ziehen und sie weiterhin an diesen sinnlosen Streit auf Alderaan binden.


    Langsam griff er nach dem Kelch Wein, welcher offenbar ein omnipräsenter Begleiter des Darth geworden war, nahm einen Schluck und fixierte die flackernde Holo-Abbildung von Shanora. Er wusste, was sie dachte. Er konnte es an ihr sehen, an ihr spüren. Dieses kleine Mädchen dachte wirklich, dass sie ihm geschadet hatte. Dass sie ihm ein Teil seiner Macht genommen hatte. Doch verstand sie nichts von wahrer Macht und ihre Probleme in diesem Spiel hatten gerade erst begonnen.
    Wahre Macht... Die rechte Hand von Aroval schloss sich fester um das Fragment, welches er umklammert hielt. Dieses Artefakt, von Lord Drowl erhalten, war mehr Macht als es Haus Garrde jemals gewesen war. Die Augen des alten Sith-Lords begannen sich leicht zu verzerren und in einem kränklichen Orange zu leuchten und erneut entsprang ein kurzes Lachen dessen Kehle, während er die Dunkle Seite in sich aufwallen ließ. Lange Zeit hatte er nach solch einer Möglichkeit gesucht, um seine Pläne voranzutreiben, hatte unzählige Texte studiert, hatte sogar Machtwesenheiten versucht zu binden und nun wurde ihm diese Möglichkeit einfach zugeworfen. Von einer neuen Figur in seinem Netz, Lord Drowl.
    Anfangs nur eine weitere Sith, die von ihm Aufmerksamkeit erhaschen wollte, erwies sie sich doch als unverhofftes Sprungbrett. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, was sie ihm geschenkt hatte und wenn doch, dann würde er ihren Plänen zuvor kommen und sie an sich binden. Der Flug nach Voss in Begleitung von Drowl wird der erste Schritt sein. Die Zeit Alderaan hinter sich zu lassen war gekommen. Es gab nur noch ein paar letzte Instruktionen zu verteilen, ehe seine Suche nach Macht aufs neue beginnen konnte.

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

  • Kapitel 6: Die Wächterin (14 nVC)


    Aroval saß in dem gepolsterten Sessel und starrte auf das Display des Terminals vor ihm. Durch eines der geöffneten Fenster konnte er den Geruch der üppigen Vegetation riechen, welcher von einem sanften Wind hereingetragen wurde. Seid gut zwei Wochen befanden er und ein kleiner Teil seines Gefolges sich nun auf Voss und zumindest der alte Mann hatte sich noch nicht an das Klima und die Umgebung dieses Planeten gewohnt. Nur wenige Personen würden sagen, dass sie die andauernden Gewitter und Stürme von Dromund Kaas vermissen, doch wenn man einen Großteil seines Lebens dort verbrachte, lernte man wohl auch den Regen zu schätzen. Doch schon bald würde er wieder auf der Imperialen Thronwelt verweilen und dem Botschaftsviertel von Voss-Ka, wo er derzeit sein Quartier bezog, den Rücken kehren.
    Seine Forschungen hier auf Voss waren beendet und obgleich er keine neuen Erkenntnisse in Bezug auf seine Interessen erhalten hatte, so war dies weder unerwartet noch ein Grund zur Unzufriedenheit. Schließlich war diese Reise ohnehin eher darauf ausgelegt um Lord Drowl zu unterstützen und besser einschätzen zu lernen. Der flüchtige Kontakt zum hier ansässigen Haus Calderis, welches von Lord Drowl kontaktiert worden war, war zwar durchaus interessant und mitunter amüsierend gewesen, jedoch legten diese Sith mehr wert darauf sich und ihre Macht zu profilieren als wirklich von irgendeinem Nutzen zu sein. Sollten sie doch hier auf Voss verbleiben, im Imperialen Raum wären sie keine große Hilfe.


    Mit geübten Bewegungen glitten die behandschuhten Finger des Darth über das Terminal und tippten die letzten Zeilen in das Forschungsdossier ein, welches er für diese Reise erstellt hatte. Nun verblieben lediglich zwei Dinge hier auf Voss, zwei Gespräche. Zum einen eine Unterredung mit Lord Drowl über ihre weiteren Absichten und ein Austausch mit Sith Ghurab, dem Schüler von Concabille; seiner Wächterin.
    Mit einem leisen Seufzen schaltete er das Terminal ab und blickte zur Decke seines Quartiers. In den letzten Tagen kreisten seine Gedanken häufig um diese Frau, denn sie hatte sich verändert. Sie versuchte dies zu verbergen, doch er konnte es spüren, jedes mal wenn sie auf einander trafen. Er kannte sie nun bereits seit vielen Jahrzehnten, kannte ihre Gedanken, ihre Handlungen, ihre Emotionen... so glaubte er zumindest. Doch irgendetwas in ihr schien sich fortlaufend zu verändern und er musste herausfinden, was es war, ehe es zu spät wäre und er gezwungen würde zu handeln. Denn gerade jetzt durfte er keine potenziellen Gefahren in seinen Kreisen erlauben, nicht, wo er so kurz davor stand eine Macht zu erhalten, wie er sie seit langem gesucht hatte.
    Sith Ghurab war die beste Möglichkeit an Informationen zu gelangen, denn auch wenn Concabille es bestreiten würde, so war die Beziehung zwischen den beiden Schwertkünstlern keine banale Meister-Schüler Bindung. Er tat dies auch um ihretwillen. Sie einfach zu beseitigen wäre theoretisch zwar ein leichtes, doch gab es neben ihm selbst und der Zukunft der Galaxis auch noch wenige weitere Dinge, die dem alten Sith wichtig waren. Eines davon hatte er vor langer Zeit gefunden und seitdem niemals verloren...


    35 Jahre früher.


    Regen strömte vom Himmel herab und bildete tiefe Pfützen auf dem metallenen Boden des Übungsplatzes der Akademie von Dromund Kaas. Aroval, Aufseher der Akademie, stand zusammen mit einem seiner „Kollegen“ unter einem Vordach und hatte die Hände vor der Brust verschränkt. Mit ausdrucksloser Mimik schauten die zwei Sith zu einer Gruppe relativ junger Akolythen, welche sich gerade im Schwertkampf übten. Der Sturm hatte ihre Roben bereits durchnässt und ein scharfer Wind erschwerte ihre Bewegungen. Doch war dies nichts, was einen zukünftigen Sith auch nur im entferntesten beeinträchtigen sollte.
    Arovals Blick lag auf einem jungen Mädchen, welches sich mit einem wesentlich kräftigeren Akolythen duellierte und dennoch recht gut die Oberhand behielt. Er konnte sich nicht erinnern sie schon einmal gesehen zu haben und interessiert streifte er ihre Präsenz mit seiner Macht, um weitere Eindrücke von ihr zu gewinnen. Scheinbar bemerkte sie es, denn für eine Sekunde hielt sie inne, was ihrem Kontrahenten Gelegenheit gab einen Treffer zu landen, welcher sie von den Füßen riss und in eine Pfütze vor den beiden Aufsehern schleuderte. Aroval gab ein amüsiertes Lachen von sich und sah auf das Mädchen hinab. Scheinbar hatte er sich geirrt. Jemand, der sich so leicht ablenken und die Verteidigung sinken ließ, würde weder die Akademie überleben, noch ein Sith werden. Ohne die Akolythin weiter zu beachten, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Platz, um sich auf seine eigene Lehrstunde vorzubereiten.


    Einige Tage später bekam seine Gruppe neue Akolythen zugewiesen, die sich in den Augen der anderen Aufseher als würdig erwiesen hatten, um an seinem Unterricht teilzunehmen. Während er die neuen Namen und Gesichter in seinem Kurs der Sith-Politik betrachtete musste er bei einem Mädchen innehalten. Es war die Akolythin, welche er auf dem Übungsplatz betrachtet hatte und die er in der Gegenwart als Concabille kannte. Ein schmales Lächeln huschte über seine Züge, denn scheinbar wollte sich einer der anderen Aufseher einen Scherz erlauben. Dieses Mädchen würde keine Sith werden, er wusste es und die anderen mussten es ebenso wissen.
    Dennoch spielte er für die nächsten Wochen mit, obgleich er Concabille wesentlich schwerere Aufgaben stellte, unmögliche Aufgaben und er machte keinen Hehl daraus ihre Arbeiten vor aller Augen zu zerreißen. Doch schon bald musste er feststellen, dass dies andere Auswirkungen hatte als er erwartet hatte. Anstatt eingeschüchtert oder niedergeschlagen zu sein, konnte Aroval Trotz und den Drang sich zu beweisen in dem Mädchen spüren. Ihre Arbeiten wurden besser und es fiel immer schwerer noch nennenswerte Fehler zu finden und das nicht, weil ihm die Ideen ausgingen.


    Concabille nahm in den nächsten Jahren an immer mehr Kursen von ihm Teil und hatte die Überlebenschancen, welche Aroval ihr eingeräumt hatte, bereits überschritten. Tatsächlich war es nun an ihm ein immer größeres Interesse an diesem Mädchen zu entwickeln und aus den Schatten heraus verfolgte er ihre Entwicklungen auch außerhalb seines Unterrichtes. Sie war begabt im Schwertkampf, listig im Umgang mit den anderen Akolythen und ihr Verständnis der Macht und der Sith war nicht von der Hand zu weisen. Ohne es sich eingestehen zu wollen, empfand er einen gewissen Respekt für Concabille und begann Pläne für sie zu schmieden, da sich ihre Zeit auf der Akademie dem Ende näherte.


    Wenige Monate später stand schließlich ihre letzte Prüfung bevor. Aroval, nun ein Lord der Sith, hatte alles in die Wege geleitet um Concabille nach diesem Abend zur Schülerin zu nehmen, sofern sich als würdig erwies. Bei all ihrem Talent hatte die junge Frau noch niemals einer ausweglosen Situation gegenübergestanden und noch nie hatte sie beweisen müssen, dass ihr Wille auch dann stark war, wenn sich alle Chancen gegen sie zu wenden schienen. Diese letzte Prüfung musste sie absolvieren, oder er würde recht behalten und sie niemals eine wahre Sith werden.
    Am Abend des Tages war es schließlich so weit und eine Gruppe Aufseher und Akolythen wurde zusammengerufen, um die neuen Sith auszuwählen. Aroval konnte die Anspannung in Concabilles Gesicht sehen, ihre Erwartungen und Hoffnungen, dass sich ihre Mühen um seine Aufmerksamkeit nun auszahlen würden. Mit einem dünnen Lächeln fragte sich der Lord, was sie nun machen würde, als er seinen neuen Schüler ernannte – den Akolythen, welcher Concabille bei ihrem ersten Treffen unsanft in eine Pfütze befördert hatte.
    Die Reaktion der jungen Frau ließ nicht lange auf sich warten und ihre Emotionen wandelten sich von Hoffnung in Enttäuschung, in Unverständnis, in Zorn und in Trotz. Scheinbar ohne nachzudenken vor wem sie stand, schleuderte sie Aroval wüste Anschuldigungen entgegen und hätte er zuvor den anderen Sith und Wachen nicht gesagt, dass sie nichts unternehmen sollen, wäre ihr diese Respektlosigkeit zum Verhängnis geworden. Stattdessen war es an dem eben ernannten Schüler des Lords vorzutreten und die Ehre seines Meisters, und seine eigene, zu verteidigen.


    In einem kurzen und heftigen Schlagabtausch traf Lichtschwert auf Vibroklinge, doch Concabille wurde schnell zurückgedrängt, überwältigt und ihr Schwert entzwei geschlagen. Auf diesen Augenblick hatte der Lord gewartet und er fixierte die Akolythin sehr genau, als sich ihre Haltung änderte und sie instinktiv in eine tiefere Ebene der Macht sank als es bloßer Zorn ermöglichte. Nicht bereit zu sterben, formte sie die Macht zur Barriere um den tödlichen Schlag ihres Kontrahenten abzuwehren und den Stumpf ihres Schwertes in dessen Brust zu rammen. Sichtlich überrascht torkelte dieser zurück als er spürte, wie sein Leben ihn verließ. Doch ein letztes Aufbäumen, ermöglicht durch Wut und Rache, ließ ihn seine Klinge ein letztes Mal erheben, um Concabille mit sich zu nehmen.
    Aroval griff nach seinem Lichtschwert und warf es der Akolythin zu, damit sie dem Kampf ein Ende bereitete. Er war zufrieden. Sie hatte ihre letzte Prüfung bestanden und sich das Recht verdient an seiner Seite zu dienen.


    „Dieses Lichtschwert gehört nun meiner Schülerin.“
    Mit diesen Worten drehte er sich um, verließ den Raum und er spürte, dass seine neue Schülerin ihn gleichsam mit Verwunderung als auch Stolz hinterher sah.
    Der Lord hatte seine treuste Dienerin gefunden. Er würde sie lehren, er würde sie anleiten, er würde ihren Willen zu seinem machen.
    Sie war nun sein Wesen, sein Geschöpf. Sie würde für ihn leben und wenn nötig auch für ihn sterben.

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

    2 Mal editiert, zuletzt von Aroval ()

  • Kapitel 7: Bruch - I (14nVC)


    „Stell dir vor, es gäbe eine Welt, in der alles das endet, kein Leid, kein Tod, kein Krieg, keine Einsamkeit!“ Die Lippen des alten Mannes berührten fast Concabilles Ohr. Sie spürte seinen Atem, seine Erregung, als er sanft diese Worte aussprach, während seine klammen, kalten Finger ihr Handgelenk wie ein Schraubstock umschlossen hielten. „Alles wird enden und dann neu entstehen!“



    „Aroval, du bist kein Gott!“
    Sie wandte sich aus seinem Griff und trat einige Schritte zurück, drehte sich dann der Panoramascheibe zu, über die unablässig und hypnotisch der Regen von Dromund Kaas rann.
    „Was ist mit denen, die an diesem Leben, an dieser Existenz hängen? Willst du alle töten?“
    „Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Dieser Weg ist die einzige Hoffnung für das Universum, ich hatte gehofft du versteht das. Aber du scheint blind zu sein. Hat dich das Leben und deine jetzige Lage so werden lassen?“



    Aroval stellte sich hinter sie und sah über ihre Schulter in die Glasscheibe, suchte ihren Blick in der Reflexion und legte seine Hand behutsam auf ihren Bauch, als wolle er sie wie ein Liebender umarmen. Doch sein Blick war entrückt, als wäre er gar nicht im Hier und Jetzt.
    „Das da", kurz drückte er mit seiner Handfläche gegen ihren Bauch, „macht dich blind und deine unnötige Zuneigung zu diesem Reinblut.“
    Diesmal versuchte sie nicht, sich aus seinem Griff zu winden, sondern versteifte sich. Wie töricht war sie gewesen zu glauben, sie könnte ihr Geheimnis vor dem Darth verstecken. War er in ihrem Kopf in diesem Moment, oder spürte er nur das Leben in ihr? Und woher wusste er, dass Ghurab der Grund war, warum sie mit dieser Welt mehr und mehr ins Reine kam.



    Krampfhaft versuchte sie nicht an Ghurab in diesem Moment zu denken. Doch ihre Gedanken konnten sich nicht von denen losreißen, die ihr wichtig waren: Ghurab, Shanora, Sheysa und Aroval selbst. Noch nie hatte sie sich in seiner Nähe so unwohl gefühlt. Vielleicht war das ganze nur ein Test, wie damals auf der Akademie, als er ihre Entschlossenheit und ihren Willen prüfte. Sie hielt seinem Blick in der Reflexion der Scheibe stand, straffte ihre Haltung und schob dann seine Hand langsam von sich.
    „Aroval, komm zu dir. Was ist geschehen mit dir damals, als diese Machterscheinung, dieser Geist, dich in seiner Gewalt hatte? Mir scheint fast, als wäre ein Teil von dir nicht zurück gekommen, als man dich erweckte.“



    Die Augen des alten Mannes verengten sich, die Gesichtszüge wurden härter.
    „Concabille, du vergisst deine Position. Ich habe nichts verloren im Schlaf der Dunkelheit und in der Stille der Einsamkeit. Ich habe etwas gefunden: Erkenntnis. Einen Weg um alles Leid und allen Krieg ein für alle mal zu beenden.“
    „Zu welchem Preis? Du warst ein Mann, der mit Worten mehr bewegen konnte als andere mit Gewalt. Du musst nichts zerstören, um deine Welt zu ändern!“
    „Mann der Worte“, er lächelte abfällig, „wir haben immer nur geredet, und wo hat es mich hingeführt? Mein Imperium ist dabei sich in weiteren sinnlosen Kriegen selbst zu richten und die Republik ebenso. Diese Welt zerfällt und nun, wo ich weiß, welcher Weg gegangen werden muss, zweifelst du an mir, weil du an meinen überholten Lehren festhältst? Dinge ändern sich, entwickeln sich und doch du willst es nicht sehen. Du klammerst dich an dieses JETZT , an diese beschränkte Existenz. An deine Pläne, die nicht mehr meine sind, an deine eigene Zufriedenheit.“



    Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drehte Concabille langsam zu sich um, damit er ihr wieder gegenüber stand, während sie langsam den Kopf senkte, um ihn nicht ansehen zu müssen. Aus Furcht, er könne bemerken, dass sie einen Entschluss zu fassen begann, der nicht in seinem Sinne sein würde. Noch aber bestand die Hoffnung, dass sie den alten Mann aus seinem Wahnsinn, in den er immer weiter abdriftete, erwecken konnte. Doch dazu musste sie weiter an seiner Seite sein.
    „Ich bin zwei Mal für dich gestorben, Aroval und jedes Mal ließ ich ein Leben hinter mir, in dem ich einen Platz hatte und Wesen, die mir nahe standen. Ich habe dir immer vertraut und ich bin nach wie vor dein Geschöpf, dein Schwert und dein Schatten.“



    „Ich hatte gehofft, dass du mir freiwillig folgen wirst, doch du bist nicht überzeugt von meinen Plänen. Ich werde dir den Weg weisen und dir versprechen, dass all das Leid, welches du erfahren musstest, als die Schattenstadt dich hart gemacht hat, als die Lehren der Jedi deinen Verstand und deine Selbstdisziplin schärften, niemals geschehen sein wird. Wenn meine Vision wahr werden wird. Und alle, die sich gegen meine Pläne stellen, müssen beseitigt werden.“ Aroval sprach diese Worte sanft und leise und Concabille konnte spüren, dass er zufrieden lächelte.
    „Ich, soll deine Vollstreckerin werden?“
    „Das wird sich zeigen. Schicke mir deinen Schüler, aber verrate ihm kein Wort, das wir hier gesprochen haben.“



    Concabille nickte langsam und wandte sich dann zur Tür um zu gehen. Die Gedanken in ihrem Kopf rasten. Hatte sie einen Fehler gemacht, als sie ihn vor einem halben Jahr wieder "erweckte" und aus der Stase riss, die ihn vor dem, was damals Besitz von ihm ergriffen hatte, schützen sollte?


    Sie ging einige Schritte, dann blieb sie stehen und drehte sich erneut zu Aroval um...


    „Dann war all das, was du mich je gelehrt hast, unnütz, Aroval?“
    Langsam drehte sie sich vollends wieder zu ihm um, während er ihr nur ruhig entgegenblickte.
    „Natürlich nicht. Kein Wissen ist unnütz und schon gar nicht umsonst. Nur führt es uns manchmal auf einen weiteren Pfad, anstatt zum Ziel.“ Mit diesen Worten drehte sich der alte Mann wieder der verregneten Fensterfront zu.
    „Es ist unerwartet und so fremd, Aroval. Und doch machst du den Eindruck, als trägst du diesen Plan nicht erst seit gestern mit dir. Warum hast du mich erst jetzt in deine Pläne einbezogen?“



    Concabille nährte sich ihm wieder, wenn auch lauernd und angespannt. Es schien, als ob all die Vertrautheit, die zwischen den Beiden geherrscht hatte, vergangen war. Beendet wie ein Holovid mit einem Ende, das einen nicht befriedigte.
    „Ich kann und will nicht glauben, dass ich auf einmal in deiner Existenz so wenig bedeute, dass du nicht mit mir darüber gesprochen hast, was du planst. Wir haben so viele Dinge gemeinsam erlebt und entwickelt.“



    Das edle Gewand des alten Sith raschelte, als er sich zu ihr umdrehte und seine rechte Hand leicht an ihre Wange legte, während er sie musterte.
    „Was glaubst du, was du für mich darstellst?“, fragte er sanft.
    Concabille griff nach der Hand, zog oder schob jene aber nicht weg, Auch wenn ihr die Berührung in diesem Moment unangenehm war.
    „Ich war immer das, was du nicht sein konntest. Also bin ich ein Teil von dir und dieser Teil spürt, dass etwas sich so geändert hat, dass es sich fremd anfühlt.“
    Mit einem milden Lächeln bedachte der Darth ihre Worte und strich mit dem Daumen über ihr Jochbein.
    „Ein Teil von mir also. Lass mich dir sagen, was mit Teilen von mir geschieht. Meine Frau wurde von mir getötet, meine Tochter mir entrissen und alles, was wirklich in mir wohnte von der Dunkelheit verschlungen, damit ich nichts habe außer dem Ziel, welches ich anstrebe.“
    Nun legte er, behutsam wie ein Flaum noch seine linke Hand an die andere Wange seiner einstigen Schülerin.
    „Du, Concabille, warst nicht das, was ich nie sein konnte. Du warst das, was ich von dir wollte. Wofür ich dich geschaffen und geformt habe. Kein Teil von mir, sondern meine Schöpfung. Seit jeher.“



    Energisch griff Concabille nach Arovals Handgelenken und schob sie langsam von sich weg.
    „Du lügst. Ich habe dich auf Alderaan erlebt, als wir im Keller saßen und dich gemeinsam von diesem Ding befreit haben. Wir waren verbunden und wir sahen in eine gemeinsame Richtung. Warum schiebst du nun all das von dir, als wäre es dir lästig?“
    „Weil es genau das ist: lästig, störend, ablenkend, verfälschend. Es ändert sich nichts, weil keiner das Wesentliche im Chaos sehen kann. Nur jene, die frei von solchen Dingen sind, können wahrlich etwas bewirken.“
    „Ich lenke dich also ab“, sie holte tief Luft, „von deinen Weltherrschaftsplänen.“ Ihre Hände lösten sich mit einem Ruck von seinen Handgelenken und sie trat einen Schritt von ihm zurück. Raus aus der Nähe, die immer bizarrer und unerträglicher wurde. Langsam schüttelte sie den Kopf. Seine Worte waren eingeschlagen wie Bomben auf Balmorra. Die Enttäuschung gab dem Zorn in ihr Raum um sich zu entfalten, während die Züge des alten Mannes sich verhärteten. Mit Mühe konnte sie diese Wut durch ihren Willen zu einem Stück Glut pressen, das von Fels umschlossen gehalten wurde.



    „Du verstehst nur, was du verstehen willst, Concabille. Du redest von Weltherrschaft und von dir als Ablenkung. Dabei begreifst du nichts von dem, was ich versuche zu erläutern. Deine Gefühle und deine Verlorenheit in diesem Chaos gleichen denen von vielen anderen.“ Noch immer war seine Stimme ruhig, beunruhigend emotionslos. Sein Blick fiel auf seine Hände, die eben noch von Concabille festgehalten worden waren.
    „Meine Gefühle behindern mich nicht. Sie halten mich mit der Gemeinschaft und dem Hier und Jetzt verbunden. Doch du siehst nur noch dich und deine Vision und bemerkst nicht, dass dich dieser Gedanke komplett gefangen hält. Ich habe gelernt meine Gefühle soweit in den Hintergrund zu stellen, dass sie meine Ziele nicht verfälschen.“ Entschlossen hob sie das Kinn und schob den Unterkiefer leicht vor. „Und ich bin nicht verloren!“



    Aroval schritt an Concabille vorbei zur Fensterfront und drehte ihr dabei den Rücken zu.
    „Deine Gefühle behindern dich also nicht.“ Er legte seine Hände auf dem Rücken ineinander. „Dann sollte es dir auch nichts ausmachen zu erfahren, dass ich sowohl Ghurab als auch Sheysa vernichten kann, wenn ich es wünsche. Ein Befehl und meine Agenten würden dies erledigen.“ Für einen Moment ließ er diese Worte wirken und fügte dann hinzu: „Du findest schließlich schnell einen neuen Schüler, der deiner würdig ist.“

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

    Einmal editiert, zuletzt von Aroval ()

  • Kapitel 7: Bruch - II (14 nVC)


    Da war sie also. Die Schlinge, welche er um ihren Hals legte, als sie begann ihm zu entgleiten. Einfach mit so einem Satz, mit den Schwächen, die er ihr gelassen hatte. Wohl wissend, dass er sie eines Tages als Leine nutzen kann, um sein „Geschöpf“, so wie er sie bezeichnet hatte, unter Kontrolle zu halten. Der Fels, der ihre immer stärker aufglühende Wut umschlossen hielt, begann bedrohlich zu knacken, rissig zu werden und Concabille mahnte sich selbst zur Ruhe.


    Gut – der verdammte Alte hatte seine ersten Karten gegen sie gespielt. In einem Spiel, dass bis vor kurzem noch beide gemeinsam gespielt hatten. Es galt Ruhe zu bewahren. Gefühle gibt es nicht – Frieden gibt es. Vielleicht war nun genau der Zeitpunkt, an dem es wichtig wurde, sich diesen Satz und seine Bedeutung ins Gedächtnis zu rufen. Sie blickte auf die geballten Fäuste und dann wieder auf den alten Darth.
    „Es wäre unnötig sie zu töten. Mir scheint, dass deine Vision deinen Blick für Effizienz trübt.“ Die Worte gelangen ihr erstaunlich ruhig und irgendwie schien Aroval zu gefallen, was er sah, denn er schien kurz zu lächeln oder vielleicht imitierte er auch nur eines.
    „Ich sagte nicht, dass ich das vorhabe. Du erlaubst dir ein vorschnelles Urteil aus Sorge. Interessant, nicht wahr?“
    „Auf was willst du hinaus, Aroval? Keines deiner Worte ist ohne Bedeutung und jedes Wort, dass du nicht sagst, bedeutet ebenfalls etwas. Ich bin nicht dumm.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle sie eine Barriere aufbauen, die der Alte nicht überschreiten konnte.
    „Außerdem würde Ghurab mit einem deiner Agenten sicher fertig werden. Er ist inzwischen stärker als mein Meister auf Tibrin seinerzeit.“



    Aroval schrägte leicht den Kopf bei diesen Worten. „Du hast Recht. Dieser Jedi war ein hervorragender Kämpfer. Doch leider machte er ebenso den Fehler meine Möglichkeiten zu unterschätzen. Du weißt, dass er versucht hatte sich mir zu entziehen?“ Er drehte sich vom Fenster weg, hin zu Concabille und beobachtete ihre Reaktion, ihren inneren Kampf, ihre Selbstdisziplin. Wie weit konnte man wohl die Schraube zuziehen, bis „sein Geschöpf“ ihren Willen nicht mehr gegen ihren Zorn stemmen konnte? „Ja, dein einstiger Jedimeister fand heraus, dass ich seine Tochter an Lord Ortrin übergeben habe. Es war äußerst interessant zu betrachten, wie die Gefühle dieses Jedi an die Oberfläche drangen. Doch gleichsam floh er und schwor mir Rache.“
    „Ich nehme an, das war dein Plan, Aroval?“
    „Nun, nicht ganz. Ich hatte nicht vor, dass er sich gegen mich stellt. Ich wollte ihn lediglich von der Falschheit des Wegs der Jedi überzeugen, an welchem er festhielt.“
    „Du hast dich also verkalkuliert.“
    „So bedauerlich das ist, so stimmt es in diesem Fall. Doch zum Glück wurde dieser Vorfall bereits bereinigt und mit Akolythin Ishijani habe ich eine neue Chance bekommen.“ Wieder lächelte er zufrieden. So verdammt zufrieden, dass Concabille kurz den Blick senken musste, um sich nicht zu vergessen und sich dem Zorn hinzugeben, als sie die Bedeutung seine Worte, so beiläufig im Plauderton gesagt, zu verstehen begann.
    „Bereinigt? Und..Chance auf...was?“, hakte sie dennoch zögernd nach, während sie die Antwort fürchtete, die einen aufkommenden üblen Verdacht bestätigen könnte.


    Arovals Blick auf sie herab wurde immer erdrückender. Als würde seine Präsenz versuchen alles Leben in dem Raum vor sich auf die Knie zu zwingen.
    „Die Chance erneut ein Wesen zu kreieren, das sowohl Kenntnisse in den Lehren der Jedi als auch den Lehren der Sith besitzt. Und was den Vorfall mit deinem alten Meister betrifft, so weilt er wieder hier.“ Leicht lächelnd ergänzte der alte Lord dann mit ausgesuchter Freundlichkeit: „Möchtest du ihn sehen?“



    Hitze, rote Wut schoss durch ihre Adern. Noch immer hielt ihr Wille und diese erdrückende Präsenz des alten Darth sie davon ab dem Drang nach Zerstörung nachzugeben.
    „Ein Wesen...kreieren...das?“ Ihre Atmung wurde schneller, das blieb dem alten Mann nicht verborgen, doch er schien die Ruhe selbst.
    „Ich...will ihn sehen, ja, später. Was meinst du mit „Wesen kreieren“ Aroval?“
    „Eigentlich solltest du bereits wissen, was ich damit meine. Schließlich sagtest du, dass jedes meiner Worte etwas bedeute und du nicht dumm seist. Eine Einschätzung die ich teile.“



    Mit hastigen und energischen Schritten eilte Concabille auf den alten Sith zu und ergriff ruppig seinen Oberarm, doch nichts schien ihn aus der Ruhe zu bringen. Sein Blick glitt hinab auf ihre Hand, die sich in seinen Oberarm krallte.
    „Bin auch ich einfach nur eine deiner Kreationen, dieser „Wesen“?“, knurrte sie gepresst.
    „Ich sagte es bereits. Du bist, was ich wollte. Was hast du gedacht, weshalb ich dich damals Verbindung zu den Jedi aufnehmen ließ und woher der IGD plötzlich darüber Bescheid wusste? Weshalb dachtest du, hat man dich damals nicht als Verräterin getötet, sondern in die Schattenstadt gebracht und was dachtest du, warum du damals zu den Jedi fliehen, du dich ihres Wissen bereichern und nach all den Jahren zu mir zurückkehren konntest? Bist du wirklich so naiv zu glauben, dass dies alles der Wille der Macht oder dein Schicksal gewesen sein soll?“ Er lachte kurz leise und amüsiert auf und fuhr dann ruhig fort. Den Blick immer noch auf die Hand seiner einstigen Schülerin an seinem Arm gerichtet.
    „Es geschah, weil ich es wollte, Concabille. Weil ich dieses Leben für dich bestimmt habe, als meine Schülerin und mein Wesen.“
    Ihr Griff um seinen Arm wurde fester und die Glyphen auf den Armschienen der Rüstung seiner Kriegerin begannen zu glimmen.

    „Das ist nicht wahr!“
    , knurrte sie leise und noch immer beherrscht. „Sechs Jahre Schattenstadt, der Verlust meines Namens, der Verlust meiner Familie und meines Hauses. Alles nur wegen.....dir?“
    „Ich hab dich nie belogen und es ist nicht nötig, dass ich nun damit beginne. Ich habe diesen Plan jahrzehntelang verfolgt, nur damit du dich entwickelst“, erläuterte der alte Mann sachlich und ruhig, als würde er ihr die Ergebnisse einer Sozialstudie darlegen, bei der sie das Objekt der Forschung war.


    „Sag mir ..warum?!“, herrschte sie ihn an. Ihre Stimme hatte die Ruhe längst verloren, doch Aroval lächelte sie nur sanft an und seine Stimme war wie Watte, die sein Gegenüber umschmeicheln und einlullen wollte.
    „Sieh in dich hinein und sage mir, dass dieses Wesen, das du nun bist, nicht wert war geschaffen zu werden?“
    „Kein Wesen hat es verdient das alles zu erleben. NICHTS kann das rechtfertigen. Du hast mit mir gespielt, hast dich daran ergötzt, dass ich dir hörig war, dass ich dir bedingungslos vertraute. Du hast es genossen zu sehen, wie ich mich immer wieder nach oben kämpfte. Das ist....abartig!“ Mit einem Ruck löst sie ihre Hand von seinem Oberarm und starrte ihn angewidert und fassungslos an. Alles um sie herum schien sich zu drehen, zu zerfallen. Wie in einen Sog zu geraten, der alles verschlingen wollte. Sie hörte ihren Herzschlag in ihren Kopf, spürte das Blut in den Adern rauschen, während der Alte nur da stand und sie anblickte, als wären seine Worte nur völlig belangloses Geplauder.


    „Ich habe jeden Tag betrauert, was ich dir antun musste, als ich noch dazu fähig war. Aber für das Ziel war diese Entwicklung nötig. Stell dich nicht selbst über das Schicksal der Galaxis.“
    „Über das Schicksal? DU willst Gott spielen! Nein – falsch - du spielst Gott. Ich nehme dir deine Heuchelei nicht mehr ab. Nicht nachdem, was ich eben erfahren habe.“, sie drehte sich weg von ihm, konnte den Anblick des Mannes nicht mehr ertragen, der ihr auf einmal so fremd geworden war. Für einen Moment verharrte sie angespannt, dann wandte sich Concabille ihm langsam wieder zu. Sie wollte ihm zeigen, dass seine Worte und die Wahrheit darin sie nicht zerstören konnten. Es war deutlich Stolz in ihrer Stimme zu erkennen.


    „Weißt du was, Aroval? Diese Zeit bei den Jedi, bei meinem Jedimeister, hat mich stärker gemacht als du denkst.“ Nun war es sie, die lächelte, auch wenn es ein bitteres Lächeln war. „Ich habe von ihm gelernt keine Furcht zu haben vor eigenen Entscheidungen und durch Ghurab habe ich gelernt die Freiheit zu schätzen. Du hast mir vielleicht meine Vergangenheit genommen, doch die Zukunft gehört immer noch allein mir.“



    Verengten sich etwa die Augen des Darths, als seine Schülerin nun einen weiteren Versuch unternahm, der seine Autorität in Frage stellte?
    „Dein Jedimeister hat dich stark gemacht, weil ich wollte, dass du stark wirst und auch Ghurab wandelt an deiner Seite, weil ich es will. Ich habe dich immer gelenkt, also versuche nicht dich aus etwas zu befreien, wenn du nichts anderes kennst. Zwing mich nicht dich zu vernichten. Zwing mich nicht mein Werk von Neuem beginnen zu müssen.“ Concabille war die Strenge in der Stimme Arovals nicht entgangen. Auch seine Fassade der Ruhe bröckelte also. Ein kleiner Triumph für sie, wenn auch ein sinnloser.


    „Das würde dich mehr verletzten als mich, wenn du „dein Werk“ zerstören müsstest, hm?“, entgegnete sie keck und lachte freudlos.
    „Ghurab ist an meiner Seite, weil ER es will und der Jedi sah in mir seinen Weg. Du siehst, nicht alles läuft nach deinem Willen.“
    Der alte Lord hob eine Braue, tippte etwas in sein Comlink und schritt dann an Concabille vorbei auf seinen Schreibtisch zu.
    „Du irrst dich Concabille. Jeder, auf den ich mein Zeichen gesetzt habe, folgt meinem Willen. Der Versuch dies zu ändern, verläuft immer gleich.“
    Ein humanoider Dienerdroide betrat den Raum und ging auf den Schreibtisch zu. Er trug zwei Dinge mit sich: eine kleine Urne und eine kleine, metallene Box. Beides stellte er vor dem Darth ab und zog sich dann wieder zurück.
    „Dinge ändern sich, Aroval“



    Der Angesprochene sah über seine Schulter nach hinten.
    „Natürlich. Doch nicht alle. Ich glaube, hier ist die Person, die du sehen wolltest.“
    Durch ein Schnippen der Finger seiner rechten Hand, öffnete sich der Verschluss der Box. Dann klappten der Deckel und eine Seitenwand auf und gaben den Blick auf den abgetrennten Kopf des Jedi preis, welcher in einem kleinen Stasefeld ruhte.
    Concabille erstarrte. Dann zerbrach der Fels, der bis eben noch die Glut des Zorns umschlossen hielt und voller Hass entlud sich die Emotion in Form eines Machtschubs auf den Tisch zu, auf dem die Behältnisse mit dem grausigen Inhalt standen. Der Schub fegte Box, Urne und einige Datapads vom Tisch und verteilte sie auf dem Boden dahinter. Der Kopf des Jedi flog dabei heraus und landete gut sichtbar vor einem der Fenster, von wo aus er seine einstige Padawan mit entsetztem, bizarrem Blick anstarrte. Das wuchtige Vibroschwert Concabilles fand nun wie von selbst den Weg in ihre Faust. Die Glyphen auf den Armschienen glühten.


    „WARUM!“ Vor Zorn bebend lag ihr Blick nun wieder auf Aroval, der sich kein Stück bewegt hatte und offensichtlich mit der Situation durchaus zufrieden schien.
    „Ich sagte bereits, dass er versucht hat sich mir zu entziehen. Ich kann nicht erlauben, dass meine Pläne und Geheimnisse von Personen gekannt werden, die mir nicht folgen. Die Galaxis kann auf so etwas keine Rücksicht nehmen.“
    Schwer atmend starrte sie auf Arovals Rücken, während die Finger sich immer enger um das Heft des Schwertes pressten, so dass ihre Fingerknöchel schon weiß hervor traten. Dann folgte sie ihrer Wut und entließ sie in einem brachialen Schrei, während sie das Schwert in Richtung des alten Mannes schleuderte.


    Ungebremst und mit voller Wucht raste das Vibroschwert auf den Rücken des Darth zu, um kurz bevor es ihn unweigerlich traf mit einem knappen Wink Concabilles an ihm vorbei gelenkt zu werden. Krachend fuhr es in die pompöse, alles überragende Statue des Imperators und bliebt dort im Stein stecken.


    Das war es also – alles umsonst. Jedes Ziel nur eine Lüge. Das ganze Vertrauen nur gezüchtete Hörigkeit einer besseren Dienerin für seine kranken Pläne. Das sah er also in ihr. Ein Produkt seiner Pläne, das sich nun mit diesem Angriff gegen ihn gestellt hatte. Sie würde also noch einmal sterben. Dieses Mal endgültig. Doch das hatte sie damals auch geglaubt. Eine Lektion, in der sie es damals geschafft hatte, allen Hass zu überwinden und auch die Furcht vor dem Ende. Doch für was? Für eine weitere Lüge, die sie für ihn gelebt hatte.



    Aroval war nur ein kleines Stück zur Seite gewichen, als das Schwert an ihm vorbei gesaust war. Nun hatte er eine Hand halb erhoben und drehte sich langsam zu seinem Geschöpf um, welches bebend im Raum stand. Die Hände immer noch zu Fäusten geballt und den Kopf gesenkt. Er griff nicht zu seiner Waffe und auch nicht nach der Macht der Dunklen Seite. Mit einem väterlichen Lächeln legte er behutsam die Arme um sie, wie bei einem verstörten Kind und platzierte seinen Kopf neben ihrem. Wie in Trance ließ Concabille die Umarmung zu, während das Blut durch ihre Adern hämmerte und der Atem noch immer raste.


    „Nun spürst du die Wut, die Trauer. Das Chaos der Galaxis in seiner reinsten Form.“ Sanft strich er ihr übers Haar. „Ist es das, was du willst? Ist es das was andere erfahren sollen? Überall werden Wesen zurück gelassen in Verzweiflung und Wut. Ich will das nicht und ich weiß, dass es dir genauso geht. Hilf mir, dass diese Tode, wie der deines Jedimeisters, nicht mehr von Nöten sind. Und wenn du es nur aus Hass mir gegenüber tust. Wenn du es willst, darfst du mich vernichten, ehe die Galaxis neu beginnt.“
    Kraftlos legte die Sith ihre Arme um den alten Meister. Alle Dämme brachen und die Kriegerin begann wie ein Kind zu schluchzen aus Frust, Enttäuschung und der Erkenntnis, dass nichts war, wie es schien. Auf bizarre Weise war der Alte die einzige Konstante in ihrem Leben und er wusste es genau, als er mit seiner rechten Hand ihren Hinterkopf stütze und ihn dich an seine Schulter zog. Entrückt und teilnahmslos starrte er geradeaus, während sein Geschöpf an seiner Seite zu brechen drohte.


    Er ließ ihr den Moment, den Halt, welchen sie suchte und erst als er spürte, wie ihr Atem ruhiger wurde, streckte er die linke Hand zur Seite weg und riss mit der Macht die Sith-Vibroklinge aus der Statue des Imperators. Schwer landete die Waffe auf den Metallplatten und seine Hand umschloss das Heft der Waffe, wobei es ihm sichtlich schwer fiel die Klinge mit einem Arm in der Luft zu halten. Langsam löste er sich von ihr und hielt ihr die Waffe mit beiden Händen entgegen.


    „Du willst deinen Weg selbst beschreiten? Dann triff nun deine Entscheidung, Concabille. Hilf mir oder stoße mir diese Klinge durch die Brust.“
    War er sich so sicher, dass sie ihn nicht töten würde? Würden ihre Schwächen, die er genauso sorgfältig gepflegt hatte wie ihre Stärken, nun greifen und sein Plan aufgehen?


    Noch immer stand die Frau zitternd vor ihm, starrte auf das Schwert, wirkte wie in Trance. Dann packte sie mit beiden Händen nach der dargebotenen Waffe, hielt sie mit beiden Fäusten waagrecht vor sich als Aroval nun seine Hände darunter weg zog. Er wartete ab. Alles, was er sagen wollte, hatte er gesagt.


    Langsam und schweigend sank die Kriegerin vor dem Darth auf ein Knie, den Kopf weiter gesenkt und langsam drehte sie das Schwert so, dass das Heft auf den alten Lord zeigte, der mit einem zufriedenen Lächeln die rechte Hand ausstreckte und das Heft der Waffe berührte.
    „Ich danke dir und ich werde mein Versprechen halten. Solltest du mich vernichten wollen, so steht es dir frei, wenn wir am Ende des Wegen angelangt sind. Steh auf und lass uns voranschreiten, Lord Invicta Concabille.“



    Wie er es liebte, wenn ein Plan aufging. Da stand sein Geschöpf und funktionierte genau so, wie er es geplant hatte. Ein neuer Lord, noch etwas wacklig auf den Beinen, doch treu wie ein Akk-Hund. Ein scharfes Schwert - seine Waffe. Zufrieden wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu.


    Er sah nicht, wie die neue Lord den Blick auf den Kopf des einstigen Jedimeisters legte, als wolle sie sein Bild für immer in ihre Seele brennen. Er sah nicht, wie sie dem Kopf in einer fast unmerklichen, kleinen Geste ehrerbietend zunickte, als hätte sie den sterblichen Überresten soeben etwas versprochen und er sah nicht, wie ihre Hand nach dem unscheinbaren Ring, welcher an einer Kette um den Hals geschlungen war, griff und ihn für einen Moment mit festem Druck umschlossen hielt.


    "Ich danke Euch, Meister....für diese weitere ...Chance." Mit diesen Worten verließ sie den Raum des Darth.

    "Aus Liebe werden Opfer gebracht, welche Hass hervorbringen und dich wahren Schmerz lehren."
    - Darth Aroval

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