Prolog (14 nVC)
Dunkelheit erfüllte die Sicht des alten Mannes. Eine undurchdringbare Schwärze und das Gefühl von ihr erdrückt zu werden fuhr durch seine Glieder. Er hob eine Hand und versuchte sie zu erkennen, doch selbst aus solch einer kurzen Entfernung, vermochte er nichts zu sehen. Ungläubig fuhr er sich durch das Haar und machte einige Schritte auf einem scheinbaren Boden, der wie alles andere aus Finsternis bestand.
Wo war er? Wie war er hier hin gelangt? Doch die wichtigste Frage, die dem Mann durch den Kopf ging und ihn mit Angst erfüllte, war die Frage, wer ER überhaupt war. Ohne jegliche Kenntnisse seines Lebens oder dem Gefühl für Raum und Zeit, schritt er weiter voran. War er lebendig oder tot? War er ein Lebewesen oder ruheloser Geist? Während die Fragen über ihn hereinbrachen und zu überwältigen drohten, trugen ihn seine Füße auf einem unbekannten Weg.
Plötzlich durchbrachen Geräusche die Stille, obgleich es keine Anzeichen über deren Ursprung gab. Erst leise, dann immer lauter wie ein Donnergrollen. Und ein Grollen war es fürwahr, als ohrenbetäubende Detonationen sein Gehör fluteten. Artilleriebeschuss, das Kreischen von Kampfjägern, das Trampeln von Kampfstiefeln, gebrülllte Befehle....
Der schwarze Vorhang zog sich zurück und schleuderte den alten Mann in eine Zeit, die er schon längst hinter sich gelassen hatte.
Kapitel 1: Lehren des Krieges (27 vVC)
Es war ein Jahr vergangen, seit das Sith-Imperium in die bekannte Galaxis zurückgekehrt war und seinen Vergeltungskrieg begann. Ein Jahr, in dem Welt um Welt in Flammen aufging und zahllose Leben gelassen wurden. Eine Schneise der Zerstörung zurücklassend, schlugen sich die Imperialen Truppen immer mehr in das Gebiet der Galaktischen Republik hinein und zwangen ihre Feinde immer wieder zum Rückzug, während die Zivilisten sich selbst überlassen wurden.
Es war eine glorreiche Zeit für das Imperium, für die Sith. Die Dunkle Seite erstarkte und fegte über die Galaxis hinweg, wie es rechtmäßig sein sollte. Ein System nach dem anderen wurde von den Imperialen erobert und vergrößerte ihre Macht, ob gewollt oder nicht. Es sollte nicht mehr lange dauern bis sich ein weiteres dazugesellte...
Bandomer. Ein Planet im Äußeren Rand, reich an Rohstoffen und Arbeitskräften. Dies war das nächste Ziel des Imperiums in diesem Sternensystem und der Krieg hatte auch hier bereits begonnen. Die Wrackteile der Raumschiffe in der Umlaufbahn waren der Beweis. Die einst so stolze Verteidigungsflotte des Planeten war mit einem Schlag beiseite gefegt worden; wie eine lästige Fliege, die man mit der Hand vertreibt.
Doch nicht alles in der Umlaufbahn war so tot, wie es schien. Zwischen den Trümmerteilen schwebten die bedrohlich wirkenden Keilschiffe des Imperiums: Verbände aus Transportern der Gage-Klasse, Terminus-Zerstörer und Schlachtschiffe der Harrower hatten ihre Stellung bezogen und entluden ihre Bäuche in einem steten Strom aus Jägern und Landungsschiffen.
Die weite Leere des Alls mochte dem Imperium gehören, doch nun musste noch der Planet an sich fallen.
„ Delta-Kompanie, Stellung halten! … Feindlicher Beschuss in Sektor 7b. Unsere Truppen werden eingekesselt! … Sanitäter! … Wo bleibt die Verstärkung?!“
Auf dem Schlachtfeld herrschte das reinste Chaos, als die Kommandeure ihre Befehle brüllten, schwere Kanonen das Feuer eröffneten, feindlicher Beschuss in die eigenen Reihen einschlug und Soldaten zur Front liefen.
Das 5. Bataillon der Imperialen Invasoren war nahe der Hauptstadt gelandet und anschließend vorgerückt. Das Ziel war jedoch nicht die Stadt an sich, sondern die Hauptreaktoren derer. Sie lagen einige Klicks entfernt und waren beinah ebenso gut gesichert, wie die Stadt selbst. Feindliche Bunker, Geschützbatterien, ein ganzes Netzwerk aus Kampfgräben und mehrere Hundertschaften an republikanischen Verteidigern machten die Reaktoren zu einer wahren Festung.
Sobald die Imperialen in Sichtweite gekommen waren, hatte der Beschuss eingesetzt und mit ihm das Sterben. In Zugzwang hatten die Kommandeure einen Sturmangriff angeordnet und während die Soldaten ihre Pflicht taten und nach vorne rannten, verweilten die Anführer hinten, auf einem sanften Hügel, und analysierten das Geschehen.
Unter dieser auserwählten Gruppe befanden sich auch einige der Herrscher des Imperiums – Sith. In lange, dunkle Roben mit Kapuze oder schweren Plattenrüstungen gehüllt war ihnen allen doch eines zugleich; sie strahlten pure Arroganz und Überlegenheit aus. Während die Militärs brüllten, mit den Armen winkten und ihre Untergebenen anschrien, standen die Sith fast regungslos in dem Kommandozentrum und überblickten die Schlacht. Unter ihnen war auch ein junger Mensch mit kurzen, braunen Haaren und dunklen Augen. Das Gesicht war recht prägnant durch die leicht eingefallenen Wangen und der spitzen Nase. Auch dieser junge Mann wirkte so, als ob die Schlacht ihn nicht beträfe, doch einem Beobachter wäre aufgefallen, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte und der Kiefer leicht zitterte.
„Aroval...“, stimmte eine der anderen berobten Gestalten an. Durch Kutte und Maske war unmöglich festzustellen, ob es sich ebenfalls um einen Menschen handelte. Jedoch ließ der Tonfall keinen Zweifel daran zu, dass diese Person über dem jungen Mann namens Aroval stand.
Der Mensch wandte sich an sein Gegenüber und neigte leicht das Haupt. „Was kann ich für euch tun, mein Meister?“
Der Unbekannte hab seine Hand und deutete auf die Fäuste von Aroval. Nur eine kleine Geste, aber mit solcher Bestimmtheit ausgeführt, dass Aroval automatisch seine Hände öffnete.
„Du bist ein Sith. Verhalte dich auch dementsprechend und zeige keinem, was in dir vorgeht. Überlasse die Anteilnahme den einfachen Soldaten und Offizieren.“
Der junge Mensch nickte sacht, zögerte jedoch. Dann hob er seine Stimme: „Es ist keine Anteilnahme, die mich bewegt, Meister. Vielmehr die Tatsache, dass wir hier oben stehen und nichts tun. In der Akademie wurde gelehrt, dass der Weg der Sith auf Stärke beruht. Doch anstatt uns zu beweisen und dem Feind zu begegnen, ihn zu bestrafen und des Lebens zu berauben, sehen wir nur zu. Ich will die Feinde des Imperators vernichten, so wie es mir bestimmt ist.“
Der Meister bedachte seinen Lehrling mit einem langen Schweigen, ehe er den Kopf schüttelte.
„Es gibt viele Wege einen Feind zu vernichten. Doch nur Schwachköpfe wählen den offensicht...“
„ACHTUNG! Feindliche Jäger im Anflug. Sie haben die Verteidigung durchbrochen!“
Der Warnruf eines Offiziers schallte über den Kampflärm hinweg und kam nicht eine Sekunde zu früh. Eine Staffel aus 3 Jagdmaschinen der Republik raste auf das Kommandozentrum und die Sith zu, um sie mit einem Hagel aus ihren Kanonen zu überziehen. Während der Meister von Aroval sich mit einem eleganten Sprung in Sicherheit brachte, warf sich der junge Mensch einfach hinter die nächst beste Deckung. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm schlugen die Laserbolzen in den Boden ein und schleuderten das Erdreich in die Luft, setzten Teile der Umgebung in Brand und rissen einige der Soldaten von den Beinen. Dann, so schnell sie gekommen waren, verschwanden die Jäger auch wieder.
Mit zitternden Beinen erhob sich Aroval und sah sich um. Große Teile der Kommandozentrale lagen in Trümmern und hatten damit viele Offiziere begraben. Doch dies war nicht weiter wichtig, denn kein einziger der Sith war verletzt worden und Arovals Meister war mühelos imstande, den Befehl zu übernehmen. Eigentlich hatte er ihn ohnehin inne und die Militärs hatten ihn nur auf seinen Geheiß übernommen.
Der maskierte Sith kam auf Aroval zu und wirkte nun keineswegs mehr so gelassen, wie noch kurz zuvor. Sein Zorn war durch die Macht deutlich zu spüren und auch seine Stimme bebte vor Zorn über die Dreistigkeit der Republik ihn, einen Sith-Lord, anzugreifen.
„Vielleicht hast du Recht, mein Schüler. Die Zeit des Abwartens ist vorbei und der Feind wird unsere Macht spüren.“
Mit einem Handzeichen bedeutete er den anderen Sith die Truppen an der Front zu verstärken und mit einem simultanen Zischen erwachten ein halbes Dutzend Lichtschwerter zum Leben und warfen ihr rötliches Licht auf ihre Träger. Dann eilten die Sith in Richtung Feind um ihr blutiges Werk zu beginnen.
„Was erwartet Ihr von mir, mein Lord?“, fragte Aroval während er den übrigen Machtanwendern hinterher sah.
„Du wirst nun die Lektion lernen, die ich dir eben erteilen wollte. Es gibt viele Wege einen Feind zu vernichten und der beste Weg ist derjenige, der einen selbst nicht in Gefahr bringt. Warum sollten wir uns dazu herab lassen die Narren der Republik persönlich zu stellen, wenn wir ihren Untergang doch mit einem bloßen Wort herbeiführen können?“
Der junge Mensch sah seinen Meister forschend an und sinnierte über dessen Worte. Doch schließlich musste er sich eingestehen, dass er dem Intellekt des anderen bisweilen nicht folgen konnte.
„Verzeiht, Meister. Doch was genau soll dies bedeuten?“
Als Antwort auf die Frage seines Schützlings, hob der Meister die Hand und aktivierte seinen Comlink. Prompt meldete sich eine Stimme, welcher man den rauen Ton eines Imperialen Soldaten entnehmen konnte.
„Hier Lord Vergere an die Desperation. Leiten Sie einen orbitalen Beschuss auf die Koordinaten 2.31.4-2 ein. Die Reaktoren sind zu stark befestigt, um sie einzunehmen. Ich erteile hiermit den Befehl, sie zu vernichten.“
Ohne sonderliche Verzögerung wurde die Bestätigung gesendet: „Verstanden, mein Lord. Beschuß wird eingeleitet.“
Aroval hatte es nicht gewagt seinen Meister mitten im Gespräch zu unterbrechen. Aber nun konnte er sich nicht zurückhalten und es platzte ungläubig aus ihm heraus.
„Mein Lord, unsere Truppen sind viel zu nahe am Zielort des Beschusses. Ihr verdammt loyale Soldaten und womöglich auch Sith zum Tode. Noch können wir den Feind vernichten, ohne solche Maßnahmen einzuleiten.“
„Loyalität, mein Schüler, wird dich immer ins Grab bringen. Außerdem... was sind schon ein paar hundert Leben, verglichen mit dem Willen des Imperators?“
Bevor der junge Sith antworten konnte, wurde der Himmel erleuchtet als die Schlachtschiffe das Feuer eröffneten. Das Schlachtfeld wurde binnen Sekunden mit Tod und Zerstörung erfüllt, welche den Kampf davor bedeutungslos erschienen ließen. Doch ehe Aroval feststellen konnte, welchen Ausmaß der Schaden wirklich betrug, wurde er zurück in die Finsternis gerissen,die Erlebnisse des Schlachtfeldes verschwanden und ließen einen alten Mann auf dem Boden kauernd zurück.
„Aroval... ein Sith?“