Taya Crowe #1 - Unabhängig und allein

  • Taya fiel nicht auf in den Massen der Personen, die durch die Gassen von Nar Shaddaa strömten. Lange hatte sie die Einwohner dieses Planeten beobachtet, und sich ihre Art der Bewegung, Kleidung und ihres Verhaltens zu eigen gemacht. Es war ihr wichtig in der breiten Masse untertauchen zu können. Diese Lektion hatte sie vor langer Zeit gelernt, als sie sich allein auf ihr natürliches Äußeres verließ. Durch ihre schmächtige Statur und ihr durchschnittliches Gesicht, fiel sie schon damals nicht direkt ins Auge. Die lange Narbe, die von ihrem Nacken zum linken Schulterblatt ging, war aber der Beweis dafür dass ihre Tarnung damals nicht ausreichte. Ihre langen Haare versteckten diese Erinnerung aber vor neugierigen Blicken.
    Unscheinbarkeit war für ihre Art des Kopfgeldjagens überaus wichtig. Sie war nicht stark genug eine schwere Rüstung im Nahkampf tragen zu können, und verzichtete daher komplett auf schwere Panzerung oder großkalibrige Waffen. So war sie beweglich und flink, und konnte sich so auch im Kampf mehr als ordentlich behaupten. Doch eigentlich versuchte Taya ihr Ziel ohne viel Aufmerksamkeit auszuschalten, und vermied längere oder größere Kämpfe so gut es ging. Das war auch einer der Gründe weswegen man sie gerne beauftragte.


    Sie folgte ihrem Ziel schon eine ganze Weile, obwohl sie genau wusste wohin er ging. Jeden dritten Tag ging er jeden Abend sein Außenlager überprüfen. Diesmal ging er zum ersten Mal in drei Wochen alleine dorthin, und diese Chance würde sie nutzen. Weiter folgte Taya ihrem Ziel, und nutzte dabei so oft es ging Gruppen um nicht aufzufallen. Solange sie sich in den zentralen Regionen bewegten, war es sowieso schwierig einen Verfolger ausfindig zu machen. Von allen Seiten prasselten Lichter und Töne auf die Sinne nieder. Jedes Geschäft und jedes Lokal versuchte durch grelle blendende Lichter gepaart mit lauter Musik oder Werbeslogans auf sich aufmerksam zu machen. Dadurch das alle Passanten, durch die Lichter andauernd in eine andere Farbe getaucht wurden, konnte man zusätzlich Verfolger schlechter wiedererkennen.


    In den abgelegeneren Gebieten war dieser Schutz nicht mehr vorhanden, weshalb Taya den Abstand zu ihrem Ziel vergrößerte. Die grellen Lichter waren mehr und mehr verschwunden. Mit ihnen verschwanden auch immer mehr Passanten. Die Umgebung war nun weniger gepflegt, und wirkte im Vergleich zu den grellen zentralen Regionen schon fast heruntergekommen. Die industriellen Gebäude wurden immer zahlreicher, je weiter sich beide dem Ziel näherten. Gleichzeitig wurden die Passanten immer weniger und Taya machte öfter Umwege, damit sie nicht immer direkt ihrem Ziel hinterher lief. Sie achtete aber darauf das sie ihr Ziel nie zu lange aus den Augen zulassen. Durch die industrielle Bauweise waren die einzelnen Gebäude so lang, dass die Möglichkeiten überschaubar blieben, wenn er nicht wieder in ihrem Blickfeld auftauchen sollte.


    Schließlich erreichten sie das Lagerhaus, und ihr Ziel verschwand ins Innere. Die Lagerhalle war zwar nicht mehr in einem guten Zustand, sah aber im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden gepflegt und neuer aus. Die Seiten bestanden zu einem großen Teil aus Fenster, die knapp einen Meter über den Boden begannen und dann bis knapp unters Dach gingen. Natürlich waren die Fenster geschützt durch ein starkes Gitter, das man so schnell nicht entfernen oder durchbrechen konnte. Im Gegensatz zu den anderen Lagern in der Nähe, hatte dieses ein Spitzdach, dessen Fenster zusätzliches Licht in das Lager fallen ließ. Wegen der vielen Fenster empfand Taya das Lager nicht gerade als Einbruchssicher. Am Anfang vermutete sie daher ein hochtechnisiertes Sicherheitssystem, aber diese Befürchtungen waren umsonst. Sie konnte bei ihren Erkundungen nur ein paar Kameras, die nur alle paar Sekunden eine Aufnahme machten, entdecken. Immerhin hatte das Lagerhaus nur einen Eingang, der von mehreren Kameras überwacht wurde.
    Daher hatte sich Taya schon bei ihrem ersten Besuch einen alternativen Eingang geschaffen. Sie hatte die Kisten, die neben dem Lagerhaus standen, ausgenutzt und ein paar so verschoben, dass man mit etwas Akrobatik über mehrere Kisten auf das Dach kam. Mit einem Scanner in der Hand, wartete sie solange bis die Kameras an der Seite ihre Aufnahme gemacht hatten. Die wenigen Sekunden, die Taya nun hatte bis die Kameras wieder eine Aufnahme machten, reichten ihr aus. Sie sprintete aus ihrer dunklen Nische zu dem Lagerhaus, und schaffte es, mit ein paar Sätzen über die bereitgestellten Kisten, an einen Vorsprung zuspringen. Von dort aus konnte sie in eines, der nicht geschützten, Dachfenster schlüpfen.


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  • Im Lager verfolgte Taya dann die Bewegungen ihres Ziels aus sicherer Entfernung. Die stützenden Balken unterhalb des Daches waren dafür überaus praktisch, und sie konnte zusehen wie ihr Ziel mit einem Datapad die Waren im Lager kontrollierte. Taya war trotz des normalen Kontrollablaufs misstrauisch, da sie noch nicht ganz einordnen konnte warum die Kontrolle diesmal alleine erledigt wurde. Doch auch noch einer Weile konnte sie keine Anzeichen für eine Falle feststellen. Viel Zeit konnte sie sich ohnehin nicht mehr lassen, da sich der Kontrollgang seinem Ende neigte. Bald würde das Ziel die Position erreichen, und Taya musste bis dahin für den Hinterhalt bereit sein.
    Nahezu lautlos schritt sie über die Balken. Dabei hatte sie immer ein Auge auf ihr Ziel, falls sich etwas an seinem Verhalten ändern sollte. Zur Not würde sie auf ihren eigentlichen Plan verzichten, und das Ziel auch weniger dezent eliminieren. Die Hutten hatten bereits klar gemacht, das sie langsam ungeduldig wurden. Taya konnte sie immer wieder etwas beruhigen, wenn sie daran erinnerte, das eine unauffällige Beseitigung etwas mehr Zeit braucht. Doch ewig konnte sie die Hutten so nicht vertrösten.
    Unbemerkt hatte Taya ihre Zielposition, ein kleiner Weg oberhalb der unteren Kisten, erreicht. Der Weg bestand aus ein paar ineinander gesteckten Metallschienen, die recht notdürftig mit ein paar Seilen fixiert wurden. Das Lager schien überfüllt zu sein, was diesen Weg und somit ein provisorisches zweites Stockwerk nötig machten. Taya versteckte sich im Schatten einer der Kisten auf dem zweiten Stockwerk, und wartete nun auf ihr Ziel. Der Kontrollgang hatte inzwischen das zweite Stockwerk erreicht, und das Ziel war nun nur noch wenige Meter von Taya entfernt. Noch einmal atmete sie tief ein, und spannte ihren Körper an. Als dann das Ziel an dem Versteck von Taya vorbei gehen wollte, ließ sie sich drehend auf ein Knie fallen und fegte ihr Ziel, mit dem anderen Bein, von den Füßen. Als das Ziel sich gerade rechtzeitig mit den Händen auffangen konnte, war Taya bereits wieder auf den Beinen. Mit ein paar Sätzen war sie oberhalb ihres Ziel, und ließ sich mit ganzer Kraft auf den Rücken, des noch auf allen Vieren kniendes Ziels, fallen. Taya hörte wie er unter dem plötzlichen Gewicht ächzte und zusammensackte. Unverzüglich setzte Taya ihre Füße neben den Kopf des Ziels, und griff mit beiden behandschuhten Händen unter sein Kinn. Als sie sich nun mit aller Kraft nach hinten lehnte, brach sein Genick mit einem lauten Knacken. Sofort wich jegliche Spannung aus seinem Körper.


    Taya schob die Leiche zum Rand des Weges und achtete darauf, dass der Leichnam kopfüber in die Tiefe stürzte. Der leblose Körper krachte zwischen zwei Kisten und Taya konnte aus der Entfernung erkennen, dass der Körper sich durch den Sturz noch zusätzliche Brüche und Verletzungen zugezogen hatte. Bei einer routinemäßigen Untersuchung wäre nicht nachvollziehbar, dass der Genickbruch nicht von dem Sturz stammen würde. Und da der Auftrag von den Hutten, die Nar Shaddaa kontrollierten, selbst kam, würde auch keiner genau hinschauen. Die Hutten wollten keine unnötigen Fragen zu dem Ableben haben. Niemand sollte mehr als einen vagen Verdacht haben, dass es kein Unfall war. Als Beweis für die Erledigung des Auftrags machte Taya noch ein Bild, und verließ das Lagerhaus dann auf dem gleichen Weg, wie sie hinein gekommen war.


    Draußen brach bereits langsam der Morgen an, und die Straßen wurden in ein schummriges Licht gehüllt. Kurz nachdem Taya das Lagerhaus verlassen hatte, wurden die Straßen mit mehr Leben gefüllt. Nachts war die Nachbarschaft wie ausgestorben, aber sobald der neue Tag begann füllten sich die Straßen mit Arbeitern. Taya ging in einem zügigen Tempo die Straßen Richtung Norden, und beobachtete aus den Augenwinkeln die Personen um sie herum. Sie nutzte extra umständliche Wege, um Verfolger erkennen zu können. Es war sehr unwahrscheinlich, dass jemand die selben Wege wie Taya gehen würde. Nach einem längeren Fußmarsch war sich Taya recht sicher, dass niemand ihr folgte. Dennoch ging sie zu einer nahegelegenen Haltestation der Nar Shaddaa Repulsorbahn, die Transportmöglichkeit für die nicht so reichen Bewohner des Mondes. Als sie den kleinen Bahnhof betrat kam gerade eine Linie an, und Taya stieg in die Bahn. An der dritten Station verließ sie wieder die Bahn, und lief nochmal ein paar Minuten zu Fuß weiter. Dabei lief sie öfters Schleifen und suchte abgelegene Gegenden auf. Taya war froh das sie sich immer auf den laufenden hielt, was auf Nar Shaddaa passierte. Sie wusste wo sich das Leben abspielte, wenn sie in der Masse untertauchen musste, oder wohin sich kaum jemand verirrte, wenn sie erkennen wollte ob jemand ihr folgt. Nach ungefähr eineinhalb Stunden, seit sie das Lagerhaus verlassen hatte, war sie sich sicher das ihr niemand folgt. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es inzwischen spät genug war. Die Hutten sollten nun erfahren haben, dass der Auftrag ausgefüllt wurde. Es war Zeit die Belohnung abzuholen.


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  • Taya wusste nicht wie lange sie schon wartete, aber es war eindeutig zu lange. Sie hatte schon in der Vergangenheit solche Machtspielchen ertragen müssen, da ihre Beziehung zu den Hutten nicht mehr die beste war. Giradda, einer der mächtigen Hutten auf Nar Shaddaa, wollte so wohl klar stellen, wer von wen abhängig ist. Normalerweise musste Taya dann etwas länger warten bis sie eine Audienz bekam, oder auf ein kleinen Teil des Kopfgeldes verzichten, weil der Auftrag in den Augen der Hutten nicht sauber genug ausgeführt wurde. Taya hatte sich inzwischen damit abgefunden, weil sie so eigenständig arbeiten konnte. Sie entschied lieber selbst über ihre Arbeitsweise und welche Aufträge sie ausführte, als sich den Wünschen Anderer zu beugen.


    Doch dieses Mal war das Machtspielchen noch deutlicher als normalerweise. Noch nie wurde Tayas Geduld solange auf die Probe gestellt, und noch nie hat man sie mehr ignoriert. Sie spürte wie jede verstreichende Minute ihre Nervosität und Unzufriedenheit wuchs. Endlich kam der Majordomus von Giradda zurück zu Taya. “Der große Giradda sendet euch sein Wohlwollen zum ausgeführten Auftrag. Bedauert es aber, das er keine Zeit für eine Audienz mit euch finden kann.” hofierte der Majordomus in seiner schleimigen Art, und übergab dabei Taya einen Creditchip. Taya seufzte, nahm den Creditchip und antwortete dem Majordomus schnippisch: “Richtet dem großen Giradda meinen Dank und meine Enttäuschung aus. Es wäre eine große Freude für mich gewesen wieder eine Audienz bei dem großen Giradda zu haben.” Anschließend verbeugte sich Taya besonders tief, und verließ ohne weitere Worte den Vorraum zu Giraddas Empfangshalle.


    Der Majordomus schaute Taya hinterher, bis sie den Raum verlassen hatte. Er konnte diese Kopfgeldjägerin nicht leiden, da sie wohl meinte die wichtigste Person von Nar Shaddaa zu sein. Eingebildet, Naiv und Taktlos war seine Definition von Taya. Er verließ den Vorraum durch die andere Tür, und betrat die Empfangshalle. Dort blieb er in der Nähe der Tür stehen, da der Hutte Giradda gerade im Gespräch mit ein paar anderen einflussreichen Hutten, die als kleine Hologramme vor ihm dargestellt wurden, war: “Sie ist effektiv, diskret und bietet uns auch sonst noch viele Vorteile. Ich stimme euch zwar zu das wir zu wenig Kontrolle über sie haben, aber wir sollten nicht vergessen das sie ihre Aufträge in letzter Zeit souverän ausführt hat.” Der Majordomus konnte die Antworten der anderen Hutten nicht verstehen, erkannte aber Antipathie und Missbilligung in den Antworten der anderen Hutten.


    Schon mehrmals hatte er solche Gespräche zwischen den Hutten von Nar Shaddaa über Taya mitbekommen. Lange Zeit hatte Giradda die Kopfgeldjägerin in Schutz genommen, aber in letzter Zeit schien sich seine Meinung zu wandeln. Einerseits weil die Kopfgeldjägerin diverse Aufträge aus seltsamen Gründen abgelehnt hatte, und andererseits weil der Majordomus sich größte Mühe gab ihr Ansehen bei Giradda zu untergraben. “Ich stimme euch zu.” antwortete Giradda den Hologrammen, “Aber wir sollten ihr dennoch den Auftrag erteilen. Danach können wir noch immer entscheiden ob wir sie weiterhin benötigen.” Wieder antworteten die Hologramme, diesmal mürrisch zustimmend. Dann verblassten die Hologramme, und Giradda winkte seinen Majordomus zu sich heran. “Herr, ich habe eure Botschaft an die Kopfgeldjägerin überbracht. Wie immer zeigte sie keinen Respekt für euch.” sagte der Majordomus, als er vor Giradda stand. “Danke Teel, sie wird wirklich langsam zu einer Last für uns. Dennoch möchte ich, dass du ihr folgenden Auftrag übermittelst.” antwortete Giradda, und übergab Teel Siln ein Datapad. Dieser verbeugte sich förmlich, und verließ danach die Empfangshalle.


    Außerhalb der Empfangshalle überflog Teel den Auftrag, den er der Kopfgeldjägerin übermitteln sollte. Wie immer war das Dossier über die Zielperson sehr ausführlich, was die Kopfgeldjägerin auch immer so verlangte. Andere Kopfgeldjäger brauchten nur einen Namen, aber diese Taya bekam immer alle Informationen mundgerecht serviert. Das war ein weiterer Grund warum Teel diese Kopfgeldjägerin nicht leiden konnte. Aber obwohl er wieder einen Auftrag der Kopfgeldjägerin erteilen sollte, war er recht positiv gestimmt. Das Ansehen von ihr hatte weiter gelitten, und es wird nicht mehr lange dauern bis die Hutten die Kopfgeldjägerin nicht mehr benötigen.
    Als Teel, ein wenig später, den Auftrag als Nachricht an die Kopfgeldjägerin vorbereitete, entfernte er gezielt Informationen aus dem Dossier. Er achtete dabei darauf, dass es nicht auffällt das Informationen aus dem Dossier entfernt wurden. Die fehlenden Informationen sollten reichen den Auftrag für sie deutlich zu erschweren. Und wenn sie scheitern sollte, da war sich Teel sicher, würden die Hutten sie loswerden wollen. Grinsend sendete Teel den Auftrag ab. “Es wird ein leichtes sein die Kopfgeldjägerin los zu werden.” dachte er “Schließlich ist sie auf sich allein gestellt.”


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  • Tayas Hand schmerzte noch immer als sie den Landeplatz ihres Schiffes betrat. Sie schaute nochmal unter das Tuch, was sie auf ihre Handknöchel presste, und stellte fest das die abgeschürfte Wunde inzwischen kaum noch blutete. Kurz nachdem sie Giraddas Anwesen verlassen hat, konnte sie ihre Wut nicht mehr herunter schlucken, und schlug mit voller Kraft mehrmals gegen die nächst beste Wand. Im Nachhinein konnte sie sich selbst dafür ohrfeigen, das sie ihre Gefühle mal wieder freien Lauf lassen hat.
    Das Ergebnis war eine schmerzende Hand, ein blutiges Tuch und ihre Wut war dennoch nicht verstrichen. Sie verfluchte noch immer Giradda, dafür das er ihr keine Audienz gab. Sie verfluchte auch alle anderen Hutten, weil sie um keinen Deut besser waren. Und am meisten verfluchte sie diesen schleimigen Teel Siln. Sie würde den Tag, wo Siln auf ihren Tisch als Auftrag auftaucht, ausgiebig feiern, und am Ende den Auftrag sogar kostenlos ausführen.


    Kaum hatte sie das Schiff betreten, kam eine Twilek auf Taya zu. “Wo bist du so lange gewesen? Du bist mehr als überfällig! Und was ist mit deiner Hand passiert?!” schoss es aus der Twilek heraus. Taya lief an der Twilek vorbei, machte dabei eine abwiegelnde Geste, sagte “Lange Geschichte. Nichts ernstes. Später.” und ging in ihr Quartier. Sie mochte die Twilek zwar, aber manchmal übertrieb es Ari Tai mit ihren Sorgen. Taya wusste zwar das Ari inzwischen keinen anderen Fixpunkt mehr in ihrem Leben hatte, wünschte sich aber dennoch das Ari es nicht immer so dramatisieren würde.
    Seit mehreren Jahren zogen sie nun zu Zweit über Nar Shaddaa. Ari unterstützte Taya bei ihren Aufträgen, und hielt ihr auch gelegentlich während eines Einsatzes den Rücken frei. Taya musste immer wieder feststellen, das Ari inzwischen fast unverzichtbar war für sie. Die blauhäutige Twilek, die zwar eine stämmigere Statur hatte als Taya, war zwar im Kampf aber keine große Hilfe. Dafür hatte sie ein unglaubliches Talent an Daten heran zukommen. Selbst ohne dieses Talent wäre Ari für Taya mittlerweile sehr wichtig. Eigentlich musste sich Taya eingestehen, das Ari inzwischen schon zu einer Art Freundin geworden war. Taya zwang sich die Gedanken über Ari beiseite zuschieben, und versorgte stattdessen ihre verletzte Hand.


    Später, nachdem Taya die ganze Geschichte erzählt hatte, schaute Ari betrübt. Taya wusste schon was nun kommen würde. “Du musst endlich dein Einzelgänger Dasein aufgeben”, redete Ari ihr ins Gewissen. Als Taya darauf nicht reagierte, fuhr Ari fort: “Komm schon. Du weißt ganz genau das du nicht die Erste wärst, die die Hutten verschwinden lassen. Alleine bist du ein leichtes Ziel für sie, und zusätzlich wirst du immer abhängiger von den Hutten.” “Ich bin nicht abhängig von denen! Ich bin unabhängig! Deswegen mache ich das ganze ja auch alleine! Wenn es nicht mehr passen sollte, kann ich ja noch woanders arbeiten.“ fuhr Taya Ari an. Es war wie immer wenn Ari versuchte mit Taya über das Thema zu reden, und Taya hatte das Thema leid. “Aber woanders würde das doch...”, versuchte Ari auszuführen, wurde aber schroff von Taya unterbrochen: “Ich weiß schon was ich mache!” grollte Taya.
    Irgendwie schienen die Gedanken, die Taya über Ari hatte als sie vorhin das Schiff betrat, wie weggewischt. Eine Weile herrschte eine beklemmende Stille, bis Ari versuchte mit den Worten “Sei doch nicht so stur! Ich will dir doch nur helfen.” Taya zu beschwichtigen. Doch Taya warf Ari nur einen bösen Blick zu. Seufzend stand Ari auf und ging aus dem Gemeinschaftsraum. Als sie in der Tür stand, drehte sie sich nochmal um und sagte: “Du hast übrigens einen neuen Auftrag von Giradda bekommen. Wenn meine Meinung noch was zählt: Ich habe bei dem Auftrag ein mieses Gefühl.” Danach verließ sie den Raum.


    Für einige Zeit saß Taya, noch immer wütend, regungslos da. Schließlich ging sie zu dem Tisch auf dem die Akten über den nächsten Auftrag lagen. Doch als sie die erste Akte öffnete war dort kein neuer Auftrag. Es war eine Akte über eine Daten- und Gegenstand-Akquise Organisation. Auf der ersten Seite stand nur das Wort: SPHINX. Weiter unten auf der Seite hatte Ari handschriftlich “Falls du es dir anders überlegst... ;-)” notiert. Wütend pfefferte Taya die Akte in eine Ecke des Raumes, und studierte danach die zweite Akte, die den neuen Auftrag beinhaltete.


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  • Neun Tage waren seit dem Streit vergangen. So eine Meinungsverschiedenheit kam zwischen den beiden regelmäßig vor, und war nach einer kurzen Zeit schon wieder vergessen. Was aber mehr an Ari lag, als an Taya. Beide hatten danach zusammen den Job vorbereitet. Das Ziel war Corran Rostoni, ein wohlhabender, einflussreicher und kräftig gebauter Schlägertyp. Der Hauptgrund für den Auftrag durch die Hutten dürfte sein, das Corran gerade dabei war seine kleine Verbrecher Organisation auszuweiten. Taya vermutete das er dabei einigen auf den Füßen beziehungsweise den Hutten auf den Schwänzen herumtrat.
    Doch obwohl Corran sich auf den aufsteigenden Ast befand, hatte er seine Sicherheit noch nicht auf Topniveau gebracht. Es war recht leicht aus der Entfernung seine Villa zu beobachten und seine Gewohnheiten zu studieren. So ging er jeden Abend alleine für ein paar Stunden in einem abgelegenen Raum, der fast ausschließlich aus Fenstern bestand, trainieren. Gewohnheiten waren perfekt für Taya, da sie so ohne Probleme die Durchführung des Jobs planen konnte. Jeder erfahrene Sicherheitschef würde solche Gewohnheiten sofort unterbinden.


    Auch das Sicherheitssystem der Villa war nicht besonders ausgefeilt. Neben den paar Wachleuten seiner Organisation gab es zwar mehrere Alarmsysteme, aber die meisten konnte Ari schon über die Holonetz Anbindung unbemerkt ausschalten. Nur ein Alarmsystem war so eingerichtet, das man es nur innerhalb des Villa-Geländes ausschalten konnte. “Ari? Ich habe nun den Sender an der Leitung angebracht.” sagte Taya in ihr Funk. “Alles klar. Warte kurz... wird nicht lange dauern”, kam als Antwort zurück. Über den Sender sollte Ari nun auch in der Lage sein, die letzte Anlage zu deaktivieren. Diese Alarmanlage wurde in dem sonst sehr ausführlichen Dossier der Hutten nicht erwähnt. Taya war darüber zuerst etwas besorgt, schob dann aber die Gedanken über die Gründe für das Fehlen beiseite. Wahrscheinlich wurde der Auftrag einfach schlampig vorbereitet, was auch durch die Forderung einer schnelle Durchführung untermauert wurde. “Alles klar. Die Anlage ist aus, und ich kann auch keine Wachen in deiner Gegend entdecken”, unterbrach Ari die Gedankengänge von Taya. “Verstanden. Ich gehe dann rein”, antwortete sie, und betrat die Villa durch einen Seiteneingang.


    Leise huschte Taya durch die Schatten des Flures in Richtung Fitnessraum. Der Job schien erstaunlich einfach zu laufen, obwohl sie erst ein ungutes Gefühl hatte, den Job in so einer kurzen Zeit erledigen zu müssen. “Ich betrete nun den Fitnessraum. Ab jetzt Funkstille!” sagte Taya in ihr Funkgerät, und öffnete dann langsam und geräuschlos die Tür zum Fitnessraum. Aus dem Inneren des Raumes hallte ihr laute Musik entgegen, was Taya das Heranschleichen deutlich vereinfachte. In der Mitte des Raumes stemmte Corran wie jeden Abend seine Gewichte. Aus der Nähe war seine Figur noch beeindruckender als aus der Ferne oder auf Papier. Der zwei Meter Hüne lag mit freiem Oberkörper auf seiner Stemmbank, und hatte anscheinend keine Probleme, die für Taya mehr als unmöglichen Gewichte zu drücken. Das Training lenkte ihn aber auch ab, und Taya konnte sich unbemerkt seiner Kopfseite nähern.


    Taya wartete, bis Corran gerade anfing, die Hantel auf seine Brust zu senken. Dann hastete Taya die letzten Meter zu Corran, der durch die lauten Schritte die Anwesenheit der Kopfgeldjägerin bemerkte. Wegen den Gewichten auf seiner Brust war er aber nicht in der Lage, einfach aufzuspringen. Man konnte sehen, wie er mit aller Kraft versuchte, die Gewichte rechtzeitig über seinen Kopf hinwegzustemmen, doch Taya war schneller. Mit beiden Händen und mit aller Kraft drückte sie die Gewichte auf ihn herunter, und die Hantel landete automatisch am niedrigsten Punkt seines Oberkörpers: seinem Hals. Eine Weile sah Taya die Überraschung in Corrans Gesicht, doch auf einmal kehrte die Entschlossenheit, die er auch schon beim Trainieren gezeigt hatte, zurück. Mit all seiner Kraft drückte er das Gewicht der Hantel, trotz Tayas Kraftanstrengungen die Hantel nach unten zu drücken, langsam von seinem Hals weg. Während er das anscheinend Unmögliche vollbrachte, fing er an Taya anzugrinsen. Was Taya mit einem verdutzten Gesicht und einem überraschten “Was zum?!” kommentierte. Corran grinste durch Tayas Reaktion noch selbstsicherer, und drückte das Gewicht weiter von seinem Körper weg. Taya handelte aus Reflex, als sie noch ein Knie auf die Hantel hob. Nun lag fast ihr ganzes Gewicht auf der Hantel. Nur ein Fuß berührte noch, um das Gleichgewicht zu halten, mit den Zehenspitzen den Boden. Das neue zusätzliche Gewicht war schließlich auch Corran zuviel. Sein Grinsen verschwand und die Hantel sank langsam wieder nach unten.


    Danach war es für Corran nur noch ein Kampf um Kraft und vor allem um Luft. Aber beides schwand mit jeder Sekunde, und nach einer Weile wurde er von beidem verlassen. Sein Körper wurde schlaff, und Taya war sich nun sicher, dass sie ihr Gewicht von der Hantel nehmen konnte. Sie überprüfte anschließend noch ihre Umgebung nach Spuren, die ihre Anwesenheit während des Vorfalls hätten verraten können. Konnte aber keine entdecken. Ohne Spuren einer zweiten Person würde Corrans Ableben nach einem Trainingsunfall aussehen, und nicht nach einem gezielten Mord. Jeder konnte sich mal überschätzen und so lange trainieren, bis ihm die Kraft fehlte, die Hantel alleine auf die Ablage zu heben. Erleichtert machte sich Taya auf den Weg zur Tür. “Jetzt nur noch unbemerkt raus...”, dachte Taya, als auf einmal auf dem ganzen Gelände eine Alarmsirene ertönte. Automatisch warf Taya einen Blick zurück auf Corran, der noch immer regungslos auf der Hantelbank lag. Durch die Haut seiner linken Brust leuchtete regelmäßig eine rote Lampe. Als Taya erkannte, was das für ein Gerät war, verzog sie genervt das Gesicht und seufzte leise: “Ne... oder?”


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  • Sie verstand es nicht. Wie hatte sie so etwas übersehen können? Ein Herzschlagsensor war ein bekanntes Absicherungsmittel, und würde eigentlich bei jeder Überprüfung auffallen. Diese Geräte nutzte man zur Abschreckung, da sie erst nach dem Tod des Trägers einen Alarm auslösen. Niemand lässt sich so ein Gerät in den Körper operieren, damit sein Tod gerächt wird, sondern damit niemand auf die Idee kommt, den Träger zu töten. Taya war sich sicher: der Herzschlagsensor musste im Dossier erwähnt worden sein. “Aber wie konnte ich das überlesen? Ich habe das Dossier mehrmals durchgearbeitet”, dachte sich Taya, als sie plötzlich aus den Gedanken gerissen wurde. “Hallo?! Rede mit mir! Was ist bei dir los?!” kam Aris Stimme aus dem Funk. “Viel Scheiße, Ari. Der Kerl hatte einen Herzschlagsensor. Kannst du mir sagen, wie die Lage ist?” antwortete Taya. Sie machte sich bewusst, dass sie sich um das Dossier Problem später kümmern sollte. Sofern sie dazu noch kam, denn erstmal musste sie hier raus kommen. “Die meisten Wachen bewegen sich auf dich zu. Zwei Wachen bewachen weiterhin den Haupteingang. Als erstes solltest du aber von diesem Präsentierteller verschwinden!” sagte Ari, und hatte damit Recht. Der Fitnessraum war wirklich ein schlechter Aufenthaltsort. Er bestand fast ausschließlich aus Fenstern, die vermutlich einem Blasterschuss nicht standhalten würden. Taya wollte es auf keinen Fall herausfinden, und machte sich auf den Weg raus aus dieser dreckigen Villa.


    Die Leute von Corran waren überall, und Taya kam, weil sie ihnen lieber aus dem Weg ging, nur langsam voran. Ari war Taya eine große Hilfe, da sie weiterhin Zugriff auf das Sicherheitssystem hatte, und Taya somit immer rechtzeitig vor Wachen warnen konnte. Taya huschte zügig von Versteck zu Versteck. Sie kannte nur ein Ziel, und das war der Ausgang. Dabei ging sie vorsichtig vor, und vermied direkte Konfrontationen. Vorsichtig lehnte sich Taya nach vorne, um den Gang zu überblicken, der direkt zum Seiteneingang führte. Als sie keine Wache entdecken konnte, sprintete Taya den Flur hinunter bis zur Ecke, hinter der sich der Seiteneingang verbarg. Doch kaum war sie um die Ecke gebogen, blieb sie abrupt stehen. Der Ausgang, der ihr rettendes Ziel sein sollte, wurde von einer dicken Metalltür verborgen. “Ehm, Ari? Ich hab hier ein kleines Problem”, stellte Taya mit Erstaunen fest. “Ich sehe es. Moment...”, war die knappe Antwort von Ari. Doch Taya wollte in der Sackgasse nicht so lange ausharren, bis Ari was auch immer erledigt oder herausgefunden hatte: “Ari, ich kann hier nicht lange warten! Bekommst du die Tür auf, oder wie geht es weiter?” Wieder kam nur eine knappe, diesmal aber etwas gereizte, Antwort von Ari: “Ich sagte Moment!” Nach einer gefühlten Ewigkeit spuckte Ari endlich die erhofften Informationen aus: “Geh zum Haupteingang, der rechte Gang ist im Moment sicher. Der Eingang ist bewacht von...” Mitten im Satz riss die Funkverbindung ab, und aus Tayas Ohrstöpsel kam nur noch ein statisches Rauschen.


    “Großartig!” dachte Taya und schaltete den Funkempfänger aus, bevor sie sich auf den Weg zum Haupteingang machte. Eilig durchquerte sie den rechten Seitengang, der, wie Ari es sagte, unbewacht war. Beim Haupteingang angekommen, konnte Taya sich denken was Ari ihr mitteilen wollte. Der Eingang wurde von mindestens drei Wachposten kontrolliert. Zwei standen in der Villa vor der Tür, und mindestens ein weiterer bewachte den Eingang von außen. Taya merkte sich die Positionen der beiden Wachen, und nahm ihr Blastergewehr vom Rücken. Sie machte noch einen weiteren Kontrollblick bevor sie eine Rauchgranate in den Vorraum warf. Innerhalb von Sekunden war der ganze Raum voller Rauch. Mit zwei gezielten Schüssen feuerte Taya auf die beiden Positionen, an denen sie den jeweiligen Kopf der Wachen vermutete. Das Poltern von beiden Seiten der Tür, nahm Taya als Bestätigung für ihre Treffer an. Als die Tür sich zischend öffnete, feuerte Taya reaktionsschnell auf die Seite der Tür, wo sie den dritten Wachposten vermutete. Eine Bestätigung, wie bei den ersten beiden Wachen, konnte sie nun nicht mehr wahrnehmen, da inzwischen alle Wachen den Vorfall bemerkt hatten. Es herrschte Geschrei und erneut heulte ein Alarm über das Gelände. “Keine Zeit mehr für irgendein Versteckspiel”, dachte sich Taya, und befestigte ihr Blastergewehr wieder auf dem Rücken. Noch einmal atmete sie tief durch, ehe sie los rannte. Mit großen Sätzen sprintete sie aus der Eingangstür auf das offene Gelände vor der Villa. Kaum hatte sie den Schutz ihrer Rauchwolke, die sich inzwischen auch außerhalb der Villa verbreitet hatte, verlassen, flogen ihr die Blasterschüsse um die Ohren. Ohne sich umzuschauen rannte sie weiter. Das einzige das Taya wahrnahm, war die rettende Grenzmauer. Die Blasterschüsse schlugen weiter rund um sie herum ein, als Taya die Mauer erreichte. Im vollen Lauf sprang Sie an die Mauer, und kletterte akrobatisch über das letzte Stück. Auf der anderen Seite der Mauer rannte sie direkt weiter, ohne zu kontrollieren ob sie weiterhin verfolgt wird.


    Erst als sie eine belebtere Region erreichte verlangsamte sie ihr Tempo, und begann damit ihre möglichen Verfolger abzuschütteln. Dazu nutzte sie diesmal wieder die Repulsorbahn, indem sie Linie und Richtung impulsiv wechselte. Nun konnte Taya auch endlich wieder den Funkempfänger aktivieren. “Ari, ich bin draußen. Ich bin auf dem Weg zurück zum Schiff”, eröffnete Taya das Gespräch nach der langen Zwangspause. Hektisch reagierte Ari auf das Lebenszeichen von Taya: “Taya! Geht es dir gut? Dieser Mistkerl hatte ein Notfallprogramm, welches das Haus komplett nach außen abschottet. Es hat mich rausgeworfen und ich konnte es von außen nicht umgehen.” Taya erklärte ihr alles was geschehen war, nachdem der Funk unterbrochen wurde. Dabei erwähnte sie regelmäßig, wie sehr sie sich darüber ärgerte den Herzschlagsensor übersehen zu haben. “Mach dir da mal keinen Kopf. Ich habe inzwischen das Dossier nochmal durchgesehen, und es steht dort nichts von einem Herzschlagsensor. Wenn man genau danach sucht, kommt es einem sogar so vor, als wenn die Information entfernt wurde. Aber das ist nur ein Gefühl, das ich habe.” Mit diesen Worten bestätigte Ari die Vermutungen, die Taya die ganze Zeit im Kopf herumspukten. “Diese verdammten Hutten!” dachte Taya.


    Der Majordomus nickte seinem Informanten zum Abschied noch einmal zu, und schaute ihm regungslos hinterher, bis er die Tür des Vorraums hinter sich geschlossen hatte. Jetzt, wo der Majordomus alleine im Raum war, formte sein Mund ein breites Grinsen. Ja, er freute sich. Es hatte alles genauso geklappt, wie er es geplant hatte. Die fehlende Information über den Herzschlagsensor, die er elegant entfernt hatte, ließ die Kopfgeldjägerin geradewegs in die Falle laufen. “Wird Zeit, das ich mir ihren Kopf hole”, flüsterte Teel leise zu sich selbst, und öffnete die Tür zum Empfangssaal. Langsam, nahezu lautlos, ging er auf seinen Herrn, den Hutten Giradda zu. Auf den letzten Metern senkte Teel seinen Kopf, und kurz vor dem Hutten verbeugte er sich tief und förmlich. Er blieb solange in der tiefen Verbeugung, bis der Hutte ihn ansprach: “Teel, was gibt es Wichtiges, dass du störst?” Nachdem sich der Majordomus erhoben hatte, antwortete er: “Herr, das Wort der Straße berichtet von der Ermordung Corran Rostonis. In seiner Villa soll noch immer der Alarm läuten und Unruhe herrschen. Von der Kopfgeldjägerin haben wir noch nichts gehört, aber wahrscheinlich ist sie entkommen.” Teel musste nicht die Konsequenzen des fehlgeschlagenen Plans, den Konkurrenten diskret zu entfernen, erläutern. Kaum hatte er seinen Bericht beendet, stieß Giradda ein wütendes Schnaufen aus und schlug vor Wut einen kleinen Tisch um, der neben seinem Thron stand. “Ich will die Kopfgeldjägerin! Jetzt sofort!” brüllte Giradda in seiner Wut. “Jawohl, mein Herr. Ich werde alles nötige veranlassen”, sagte Teel emotionslos, während er sich erneut tief und förmlich verbeugte. Danach ging er genauso langsam aus der Empfangshalle, wie er sie betreten hatte. Die Flüssigkeiten, die noch vor kurzem in diversen Flaschen auf dem kleinen Tisch gestanden hatten, verteilten sich auf dem Boden. Ein teurer Wein, leicht dickflüssig und rot, nahm dabei die größte Fläche ein, und erinnerte an menschliches Blut.


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  • “Dir ist schon klar was das für dich bedeutet, oder?” sagte Ari, und wärmte damit wieder das Thema, was sie seit dem Corran Auftrag regelmäßig ansprach, auf. “Natürlich weiß ich das! Hör auf mich damit zu nerven!” antwortete Taya schroff, und fuhr dann fort: “Was meinst du, warum wir uns hier verstecken?” Direkt nach dem Debakel hatte Taya ihr Raumschiff in ein Asteroidenfeld, etwas abseits von Nar Shaddaa, geflogen, und dort dann alle unnötigen Systeme runter gefahren. Über einen kleinen Satelliten, den sie zwischen Nar Shaddaa und dem Asteroidenfeld abgesetzt hatte, konnte Ari weiterhin mit dem Nar Shaddaa Holonetz kommunizieren. Dieser Signal Verstärker verursachte zwar eine Spur, der man folgen konnte, aber das Risiko musste Taya eingehen. Ohne eine Verbindung zu Nar Shaddaa konnte Ari keine Hintergründe zu dem Debakel herausfinden. Und die würde Taya noch benötigen, um die Hutten zumindest etwas zu beruhigen.


    “Du solltest dir wirklich endlich Verbündete suchen, Taya. Das du bisher alleine überleben konntest lag doch nur daran, dass du keinem ausreichend auf den Füßen herum getreten hast. Aber das hat sich ja nun geändert, nicht wahr?” sprach Ari das Thema, nach einer kurzen Pause, erneut an. Taya, die gerade dabei war das Corran Dossier erneut durchzugehen, stoppte sofort in ihrer Bewegung. Ruhig legte sie die Seiten, die sie gerade in der Hand hatte, auf den Tisch, und drehte sich dann zu Ari um. Den Ausdruck, den Taya dabei auf dem Gesicht hatte, ließ Ari erschaudern. “Jetzt hör mir mal genau zu”, sagte Taya scharf. “Ich bin es wirklich Leid mit dir über dieses unnötige Thema zu diskutieren. Ich habe bereits ohne dich überlebt, und musste damals auch nicht Hungerleiden. Wenn du nicht deine verdammte Arbeit machst, sollten wir vielleicht unser Abkommen überdenken.” Tayas Augen funkelten Ari weiter an, nachdem sie die Drohung ausgesprochen hatte. Ari wollte gerade etwas entgegnen, doch bevor sie ansetzen konnte, fuhr Taya fort: “Treib es nicht auf die Spitze! Ich habe kein Problem dich direkt hier vor die Tür zu setzen. Also: Psssst! Erledige einfach deine Arbeit. Sobald du die entsprechenden Beweise gefunden hast, brauche ich mir auch keine Gedanken um die Hutten mehr machen. Dann müssen wir uns hier auch nicht mehr verstecken, wie ein...” Ein dumpfer Alarmton unterbrach Taya mitten im Satz.


    Auf einer Konsole, die auf der anderen Seite des Raumes stand, leuchte eine kleine rote Leuchte im Takt des Alarms. Sofort eilte Taya durch den Raum, um den Grund für das Warnzeichen herauszufinden. “Ein Schiff nähert sich uns, und es hält direkt auf uns zu!” berichtete Taya erstaunt. Sie hatte zwar damit gerechnet, dass jemand dem Signal folgen würde, aber nicht dass es so schnell passieren würde. Hektisch fuhr Taya die Systeme für die Verteidigung hoch, da sie mit einem direkten Angriff rechnete. Im gleichen Moment spürte sie eine Berührung an ihrer Schulter. Ari war zu ihr herüber gekommen, und hatte ihre Hand auf Tayas Schulter gelegt. “Das wird nur er sein. Ich wollte dich ja warnen, aber du hast mich ja nicht gelassen”, sagte Ari beruhigend. Fragend schaute Taya über ihre Schulter zu Ari. “Er?” sagte sie konsterniert. Ari drängelte sich an Taya vorbei zur Konsole, um die Verteidigungssysteme wieder auszuschalten, und antwortete dabei salopp: “Na, der Kontakt von der SPHINX. Ich hab für dich mit ihm einfach mal Kontakt aufgenommen. Sie sind sehr interessiert an deiner Person, und wollten dich treffen.” Das Gesicht das Taya nun machte, war schwer einzuordnen. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Empörung und auch etwas Sympathie, wäre wohl die beste Beschreibung gewesen.


    Das Schott des anderen Raumschiffes schloss sich gerade, als Taya ihr eigenes Schiff wieder betrat. Während sie den Zugang ihres Schiffes schloss und den Abdockvorgang startete, dachte sie über das gerade beendete Gespräch nach. Er, “der Kontakt der SPHINX” wie ihn Ari nannte, trug den Namen Nick Denton, und gab sich selbst als CEO der SPHINX aus. Taya, die sich vor dem Gespräch vorgenommen hatte möglichst unfreundlich zu sein, hatte ihr Gegenüber die ersten 15 Minuten an geschwiegen. Doch das störte Nick Denton anscheinend nicht, denn er erzählte die ganze Zeit einfach über die SPHINX. Taya musste im Nachhinein zugeben, dass sie, je mehr er von der SPHINX erzählte, immer aufmerksamer zuhörte. Etwas später erwischte sie sich dabei, das sie Nick von ihrer Arbeit erzählte. Erschrocken über sich selbst, verschloss sie sich erneut, und beantwortete die Fragen von Nick Denton so knapp wie möglich. Die Unterhaltung endete schließlich ohne ein klares Ergebnis, und Taya war froh darüber, dass sie nicht zusagen musste. Sie würde das ganze einfach wieder auf sich beruhen lassen. Als sie den Raum verließ, rief Nick Denton ihr noch beiläufig hinterher: “Hey, wenn du dich entschieden hast, meld dich einfach.”


    Taya brauchte keine Organisation, die ihre Entscheidungsmöglichkeit einschränken würde. Die Vorteile, die ihr die SPHINX bringen würde, waren einfach zu gering, um ihre Freiheit aufzugeben. Noch einmal schaute Sie aus dem Fenster, um dem Schiff von Nick Denton hinterher zusehen, ehe sie zurück dem Gemeinschaftsraum ging. “Wie lief das Gespräch?” fragte Ari sofort, als Taya den Raum betrat. “War okay”, erwiderte Taya knapp, und widmete sich sofort wieder dem Dossier. “Das kannst du dir sparen. Ich habe inzwischen einiges herausgefunden”, sagte Ari und schaute danach schweigend Taya an. “Und was?” hakte Taya nach einer Weile des Schweigens nach. Doch Ari antwortete nicht auf Tayas Frage, sondern sah sie nur erwartungsvoll an. “Ist ja gut. Es war nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe. Insgesamt war es ein nettes Gespräch, was dann aber ohne ein klare Bekenntnis endete. Ich habe also nicht zugesagt, oder sowas”, beantwortete Taya die im Raum schwebende Frage. Ari war nun am schmunzeln, und sagte: “Aber du hast auch nicht abgesagt.” Bevor Taya noch etwas erwidern konnte, erzählte Ari was sie neues heraus gefunden hatte: “Über Choo Inabe, eine unserer Kontakte in Giraddas Organisation, habe ich das vollständige Dossier erhalten. Sie hat es direkt aus Silns Büro stibitzt, und rate mal worauf im kompletten Bericht extra hingewiesen wird”, berichtete Ari stolz. Taya musste nicht lange nachdenken, um zu wissen worauf Ari hinaus wollte. “Ein kleines Gerät, was in die Nähe des Herzens eingesetzt wird?” fragte Taya höhnisch. Ari nickte schmunzelnd, und erzählte dann weiter: “Unser guter Majordomus war sogar so unvorsichtig, das man ihm nun seine ‘Nachbesserung’ direkt zuordnen kann.” Taya konnte nicht anders, und grinste über das ganze Gesicht. Auf diesen Tag hatte sie lange gewartet, und sie würde den Niedergang von diesem schleimigen Teel Siln genießen. Schon kurze Zeit später war das Raumschiff auf den Weg zurück nach Nar Shaddaa.


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  • Taya landete ihr Raumschiff in einem abgelegenen Raumhafen auf Nar Shaddaa, um weniger Aufsehen zu verursachen. Nach der ereignislosen Landung schaltete Taya alle Systeme des Raumschiffes ab, und verließ es anschließend über die Rampe. Mit einer Hand an ihrem Gewehr, was auf ihrem Rücken befestigt war, überprüfte sie die Umgebung nach Anzeichen für einen Hinterhalt. Ihr Schiff stand in einem runden Landefeld, was von Mauern umgeben war. Verteilt auf dem Landefeld standen, in unregelmäßigen Abständen, verschiedene Kisten. Einige waren aufeinander gestapelt, und somit höher als Taya, andere kamen ihr nur bis zur Hüfte. Insgesamt konnte sie keine Anzeichen für einen Hinterhalt auf dem Platz erkennen. Es gab nur einen Eingang zu dem Landefeld, und Taya konnte auch hier nichts ungewöhnliches feststellen. Als letztes überprüfte sie die Mauer und die darüber hinausragenden Hochhäuser von Nar Shaddaa. “Scharfschütze” schoss ihr durch den Kopf, als sie einen Lichtblitz, in einem der oberen Fenster der Hochhäuser, bemerkte. Im gleichen Moment spürte sie einen intensiven Schmerz in ihrem rechten Bein, und der Klang eines einzelnen Blasterschusses hallte über den Landeplatz. Instinktiv nahm sie ihr Gewehr vom Rücken, und sprintete, leicht humpelnd, zu einem Stapel Kisten auf ihrer linken Seite. Dort, vor dem Scharfschützen geschützt durch einen weiteren hohen Stapel, inspizierte sie als erstes ihr Bein. Die Wunde war zum Glück nicht lebensgefährlich. Aber schon bei dem kurzen Sprint merkte sie, dass sie das Bein nun nicht mehr richtig belasten konnte. Taya rannte, so schnell wie es mit der Verletzung ging, zu dem Stapel, der dem Scharfschützen für eine freie Schussbahn im Weg war. Jetzt wo sie direkt an dem Stapel lehnte, müsste der Schütze schon das Haus wechseln, um Taya wieder ins Zielkreuz zu bekommen. Doch plötzlich hatte Taya neue Sorgen, als ihr die Blasterschüsse, aus Richtung des Landeplatzeingangs, um die Ohren flogen.


    Ari hatte gerade gemütlich im Holonetz gestöbert, als ein Blasterschuss sie aufschrecken ließ. Sofort war sie in das Cockpit geeilt, um herauszufinden was draußen passierte. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass Taya angeschossen war, und gerade zu einer Deckung humpelte. Die Wunde musste schlimmer sein, da Taya sich sonst viel schneller bewegte. Kaum hatte Taya ihre Deckung erreicht, entdeckte Ari beim Eingang eine Gruppe von Personen. Die vier Menschen, vermutlich Kopfgeldjäger, suchten unverzüglich Deckung, und eröffneten das Feuer auf Taya. “Ich muss ihr helfen. Das schafft sie nicht allein!” dachte sich Ari, und sprintete los in Richtung Ausstiegsluke. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, wurde das Schiff durchgeschüttelt und ein Alarm hallte durch die Gänge. Etwas glücklich, dass sie das Gleichgewicht halten konnte, legte sie die letzten Meter zur Luke zurück. Vor dem Schiff konnte Ari diverse kleine Feuer sehen, und auch den Rest eines Kondensstreifens konnte sie erkennen. Raketen! Was anderes kam nicht in Frage, und Ari wusste dass das Schiff nicht viele Treffer aushalten würde. Schnell aktivierte sie an einer Konsole die Schilde des Raumschiffes. Kaum hatten sich die Schilde aufgebaut, schlug bereits die nächste Rakete ein. “Taya!” schrie Ari über den Landeplatz, aber Taya reagierte nicht. Durch die vielen Kampfgeräusche konnte Taya sie vermutlich nicht hören. “Was tun? Was tun?!” dachte Ari hektisch und nervös. Als ihr endlich eine Möglichkeit einfiel, rannte sie zurück ins Cockpit. Auf den Weg dorthin schlugen zwei weitere Raketen ein, und ein hektischerer Alarm kündigte den baldigen Ausfall der Schilde an. Endlich im Cockpit angekommen fuhr sie alle, für einen schnellen Start, nötigen Systeme hoch, und aktivierte danach die Funk Verbindung zu Taya. “Taya! Ich bringe das Schiff in Sicherheit!” rief sie in das Funkgerät, aber als Antwort kamen nur Störgeräusche. “Na, großartig!” dachte sich Ari, und hob sobald wie möglich mit dem Schiff ab.


    Taya drehte sich überrascht um, als sie das Dröhnen der Triebwerke ihres Raumschiffes vernahm. “Was zum Clawbird machst du da, Ari?” murmelte Taya zu sich selbst. Da sie bereits versucht hatte Ari per Funk zu erreichen, wusste sie das irgendwo in der Gegend ein Störsender sein musste. Sie wollte Ari als Hilfe zu sich rufen, damit sie die Kopfgeldjäger am Eingang und den Scharfschützen beschäftigte. Taya hätte sich dann eine bessere Position suchen können, von der sie die Jäger hätte ausschalten können. Aber als das Raumschiff schließlich abhob und im dunklen Himmel verschwand, war Taya klar was passierte. Ari hatte sich lieber selbst gerettet, als das Risiko einzugehen mit Taya gemeinsam überwältigt zu werden. Rasend vor Wut ging Taya ein höheres Risiko ein, und schoss gezielter auf die Angreifer. Da sie nun nicht mehr den Eingang nur mit Streufeuer überzog, musste Sie auch länger aus ihrer Deckung hervorkommen. “Die ganze Zeit von Zusammenarbeit faseln, und dann seinen ‘Partner’ bei etwas Gefahr im Stich lassen!” dachte sich Taya, als sie den Jäger mit dem Raketenwerfer direkt zwischen den Augen traf. “So löst man solche Probleme!” sagte Taya zu sich selbst, aber im Kopf an Ari gerichtet. Taya konnte es nicht nachvollziehen, warum Ari einfach mit dem Schiff davon geflogen war. Selbst wenn das Schiff zerstört worden wäre, hätte man die Explosion als hervorragende Ablenkung benutzen können. Doch Ari war abgehauen, und Taya war mal wieder auf sich allein gestellt. Aber obwohl Tayas Ausgangssituation nun schlechter war, konnte sie die Angreifer zurückdrängen. Ein weiterer Kopfgeldjäger wurde getroffen, und sank in sich zusammen. “Ich schaffe das auch alleine. Ich brauche keine Unterstützung”, dachte Taya, noch immer wütend. Nun waren es die beiden verbleibenden Menschen, die kaum aus ihrer Deckung herauskamen und blind auf Taya feuerten.


    Hätte Taya nicht die Verletzung als Handicap, wäre sie schon lange zum Eingang gesprintet, und hätte die Jäger aus kurzer Distanz erledigt. Aber mit ihrer aktuellen Geschwindigkeit könnte sie alternativ auch einfach aufstehen und laut “Hier bin ich!” rufen. Der Scharfschütze würde kurzen Prozess mit ihr machen, wenn sie aus ihrer Deckung herauskommen würde. Daher hatte Taya ihre Position auch nicht gewechselt, was sie normalerweise längst getan hätte. Ihr gefiel es nicht, dass sie noch immer an der selben Position fest hing. Es kam ihr auch so vor, als wenn die beiden Jäger am Eingang sie nur hinhalten sollen. Immer wieder versuchte Taya ihre Umgebung nach weiteren Angreifern zu überprüfen. Doch das war aber ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen, da sie, ohne das Raumschiff im Rücken, nur nach Vorne eine Deckung hatte. Als Taya wieder eine Salve auf den Eingang feuern wollte, sah sie noch gerade rechtzeitig wie ein Kopfgeldjäger eine Granate in ihre Richtung warf. Ohne große Alternativen kniete sich Taya hin, und versuchte mit Rücken und Armen ihren Körper vor der Explosion zu schützen. Durch die Deckung, die der Explosion stand hielt, erlitt Taya keine weiteren Verletzungen. Nur viel Staub und kleine Trümmerteile landeten auf ihr, und behinderten ihre Sicht. Nachdem sich der Großteil des Staubs gelegt hatte, wollte Taya gerade wieder eine Salve auf den Eingang abfeuern. Doch plötzlich vernahm Taya eine Bewegung in ihrem Rücken. Hastig drehte sich um, und feuerte dabei wild mit ihrem Gewehr. Doch ehe sie den Kopfgeldjäger richtig anvisieren konnte, schoss er, unbeirrt von ihrem wilden Schießen, auf Taya. Sie konnte noch das blaue Licht des Betäubungsschuss erkennen, ehe ihr Schwarz vor Augen wurde.


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  • Teel stand über Tayas bewusstlosen Körper, und lächelte selbstzufrieden. Er wollte seinen Erfolg auskosten, und hatte deswegen auch den Gedanken, die Kopfgeldjägerin einfach selbst zu töten, verworfen. Mit den Problemen, die eine Beseitigung von ihr verursacht hätte, wäre er schon fertig geworden. Sein Herr, der Hutte Giradda, wäre zwar nicht erfreut gewesen, hätte aber den Verlust der Befriedigung, der Kopfgeldjägerin beim Sterben zuschauen zu können, schnell überwunden. Teel hatte die Arme der Kopfgeldjägerin auf ihren Rücken fixieren lassen, damit man sie, falls sie auf dumme Ideen kommen sollte, nicht einfach erschießen muss. Es wäre schade wenn sie einen so schnellen Tod bekommen würde. Als die Kopfgeldjägerin langsam anfing sich zu bewegen, befahl Teel den Wachen die Gefangene in die Empfangshalle zu bringen. Erfreut rieb sich der Majordomus die Hände, und zischelte Taya, die gerade auf ihre Beine gehoben wurde, ins Ohr: “Herzlich Willkommen zu deinem qualvollen Ende.”


    Taya vernahm dumpfe Stimmen, als sie zu sich kam. Sie wurde durch irgendeinen dunklen Flur geschliffen, dabei streiften ihre Füße die meiste Zeit über den Boden. Nur manchmal konnte sie ihre Beine so koordinieren, das sie ein paar Schritte machte. Ihr Kopf dröhnte von den Nachwirkungen der Betäubung, und ihre Handgelenke waren aufgescheuert von den massiven Schellen, die sie wohl angelegt bekommen hatte während sie bewusstlos war. Jede paar Meter wurden ihre Sinne schärfer und ihre Schritte koordinierter. Inzwischen hatte sie auch erkannt, das sie von Giraddas Wachen durch den Flur geschliffen wurde. “Schöne Scheiße”, dachte sich Taya in dem Moment, wo sie in Giraddas Empfangshalle geführt wurde. Auch wenn Taya noch nicht komplett sehen konnte, bemerkte sie das der Raum gefüllt war mit verschiedenen Anhängern von Giradda. Taya konnte sich denken, was das bedeutete. Während sie sich im Asteroidenfeld verstecken musste, hatte sie auch verschiedene Berichte über die aktuelle Lage auf Nar Shaddaa gelesen. Die Hutten waren in einem kleinen Krieg mit den restlichen Anhängern von Corran. Es war kein Krieg, der die Hutten hätte gefährden können, aber jeder Verlust von Gewinn oder Personal wurde von den Hutten bestraft. Taya war sich sicher, das sie nun als Exempel dienen sollte, damit alle sehen was die Hutten mit jenen machen, die eine Last für sie waren. “Herr, großer Giradda, hier ist sie. Die Kopfgeldjägerin, die euch einen bedeutenden Teil eures Vermögen gekostet hat”, hörte Taya die schleimigen Worte von Teel, als sie vor Giradda in die Mitte der Halle gezerrt wurde.


    “Ah, die kleine Kopfgeldjägerin”, begann Giradda, dessen Stimme für Taya noch tiefer und dumpfer klang als sonst. “Ein Verstecken vor den Hutten ist nutzlos und aussichtslos.”, setzte er fort, bis Taya ihn krächzend unterbrach: “Ich war auf den Weg zu euch, Giradda. Ich wollte euch Beweise bringen, die zeigen...” “Schweig!” schrie Teel mitten in Tayas Satz. “Wie kannst du es wagen den großen Giradda zu unterbrechen?” brüllte er sie an, und gab einer der Wachen ein Zeichen. Der Wachmann nickte kurz, und schlug Taya mit einem ausgeschalteten Vibro-Stab so kräftig in die Kniekehlen, dass Taya auf ihre Knie geschleudert wurde. “Wir brauchen keine weiteren Beweise mehr. Das Huttenkartell hat entschieden das du für deine Versäumnisse bestraft wirst”, dröhnte Giraddas Stimme in Tayas Kopf. Noch immer waren ihre Sinne durch die Betäubung leicht vernebelt. “Aber Giradda, ich habe Beweise das ihr hintergangen wurdet durch euren eigenen Majordomus”, versuchte Taya erneut auszuführen. Doch statt einer Antwort erhielt Taya nur ein lautes dröhnendes Lachen von Giradda, und nahezu alle im Raum stimmten nach und nach in sein Lachen ein. Nur Teel lachte nicht, sondern funkelte Taya an. “Und die Beweise kannst du nun vorbringen?” fragte Giradda höhnisch, nachdem er aufhörte zu lachen. Taya antwortete nicht direkt, sondern wollte sie sich erst wieder aufrecht hinstellen. Aber eine der Wachen stieß sie wieder unsanft zu Boden. Diesmal konnte sie das Gleichgewicht nicht mehr halten, und landete mit ihrem Gesicht im Dreck. Ein paar spöttische Kommentare und etwas Gelächter durchdrangen die Halle, während sich Taya erneut auf ihre Knie rappelte. “Nein, ich habe die Beweise natürlich nicht bei mir. Ich...”, wollte Taya gerade erklären, ehe Teel sie erneut unterbrach: “Herr, wollen sie wirklich einer verzweifelten Versagerin irgendwelchen Glauben schenken? Es ist doch offensichtlich das sie ihrer gerechten Strafe entkommen möchte.” Sofort schaute Taya zornig zu Teel, und wünschte sich seinem schleimigen Dasein ein Ende bereiten zu können. Giradda hingegen stimmte Teel zu. “Ja, wir haben uns lang genug an diesem Schauspiel ergötzt. Bringt sie fort, und bereitet sie für die Arena vor.”, sagte er und machte mit seinem kurzen Arm eine Geste, die Tayas Todesurteil unterschreiben sollte.


    “Giradda! Giradda! Hört mir doch zu! Es ist Teel, der euch hintergangen hat!” schrie Taya, als die Wachen sie grob hochrissen. Doch Giradda würdigte Taya keines Blickes mehr. Als Taya gerade an, einem übers ganze Gesicht grinsenden, Teel vorbei geführt wurde, ging ein Raunen durch die Halle. Verzweifelt versuchte Taya ein Blick nach hinten zuwerfen, um zu sehen was das Raunen verursachte. “Mir gefiel das Schauspiel, und ich hätte gerne mehr von den Beweisen gehört” durchbrach eine Stimme das Raunen. “Nick? Nick Denton?” sagte Taya leise, als sie die Stimme erkannte. “Denton, ich weiß nicht was das ganze hier mit dir zu tun hat, und es interessiert mich auch nicht. Die Kopfgeldjägerin muss für ihr Versagen büßen”, sagte Giradda in einem scharfen Ton zu Nick Denton, der lässig in der Mitte der Halle auf und ab schritt. “Nun, um zu erklären was das mit mir, oder genauer gesagt mit der SPHINX, zu tun hat, bin ich ja hier”, sagte Nick Denton ruhig. Bevor Giradda darauf antworten konnte, zog Nick Denton einen Blaster und richtete ihn auf Giradda. “Und mit diesem kleinen Spielzeug erkaufe ich mir dafür eine Audienz”, sagte Nick weiterhin ruhig, und deute dabei auf seinen Blaster. Einen kurzen Moment war Giradda erstaunt, ehe er wieder laut anfing zu lachen. “Es ist keine gute Idee in mein Haus zukommen, und mir dann zu drohen. Auch nicht für einen Nick Denton, und erst recht nicht alleine!” drohte Giradda, und gab ein Zeichen an seine Wachleute.
    Nick Denton fing an zu schmunzeln, und sagte trocken zu Giradda: “Deswegen bin ich ja auch nicht alleine hier.” Kaum hatte Nick Denton seine Worte ausgesprochen lösten sich aus der Masse mehrere Personen. Alle waren bewaffnet und hatten ihre Waffen entweder auf Ziele gerichtet, oder hielten sie einfach lässig fest. Taya, die es inzwischen geschafft hatte sich umzudrehen, erkannte viele Gesichter aus der SPHINX Akte, die Ari ihr gegeben hatte. Auch Ari konnte sie unter den Personen ausmachen, was ein kurzes Lächeln auf ihr Gesicht brachte. “Nun gut, Denton. Ich höre, und wehe ich bin am Ende nicht überzeugt”, sagte Giradda missmutig. “Ich benötige auch nicht viel Zeit um mein Anliegen vorzustellen”, sagte Nick und deutete auf Taya. “Die Kleine da gehört zur SPHINX, und ich habe es nicht gerne wenn ich einen fähigen Jäger verliere. Selbst wenn sie Mist gebaut hätte, würden wir es nicht zulassen, das sie einfach hingerichtet wird”, erläuterte Nick, und schaute während des letzten Satzes drohend in Richtung Giradda. “Aber die Lage ist hier ja anders”, fuhr er fort und schaute nun wieder entspannt zu Giradda. “Was Taya über die Beweise sagte ist richtig, und ich habe sie zufälligerweise mitgebracht. Ari?” formulierte Nick und deute anschließend auf Ari, die nach vorne trat und ein Datapad zückte.


    Ari erklärte die Beweise sachlich und detailliert, und schaute dabei immer wieder verachtend zu Teel. Als sie schließlich die Herkunft der Daten bewiesen hatte, ohne dabei die Quelle preiszugeben, begann sie damit darzulegen wie und von wem das Dossier verändert wurde. Teel, der bisher die ganze Zeit ruhig da stand, hatte genug gehört, und zog plötzlich einen Blaster, mit dem er auf Ari zielte. “Du elendige Twi’lek Schlampe” rief er, kurz bevor er seinen Abzug betätigte. Der Klang von zwei direkt nacheinander abgegebenen Blasterschüssen durchzog den Raum, und das Datapad , mit den Beweisen, fiel zu Boden. Ari torkelte ein paar Schritte zurück, und hielt sich den Oberarm. Teel war schlimmer getroffen. An seiner rechten Schulter klaffte ein großes Loch in seiner Kleidung, und man konnte darunter das verbrannte Fleisch sehen. Tayas Blick fiel sofort auf einen Mann mit schwarzen Haaren, der sich etwas Abseits stand. Sie erkannte ihn wieder als Krayton Durell aus der Akte, die Ari für sie zusammen gestellt hatte. In seiner Hand hielt er noch den Blaster, mit dem er gerade auf Teel geschossen hatte. Durch seine Erfahrung hatte er die Situation rechtzeitig erkannt, und konnte daher knapp vor Teel abdrücken. Nur dadurch hatte Teel sein Ziel verfehlt, und Ari wurde nur am Oberarm getroffen.


    Der getroffene Majordomus wankte keuchend rückwärts, bis er über eine Stufe, direkt vor Tayas Füßen, fiel. Im gleichen Moment als er auf den Boden aufschlug, riss sich Taya von ihren Wachen los. Mit einem gezielten Tritt kickte sie Teel seinen Blaster aus der Hand, und ließ sich dann auf so auf ihre Knie fallen, dass sein Kopf genau zwischen den Knien war. Für eine Sekunde schaute sie feixend zu ihm herunter, und genoss seinen angsterfüllten Blick. In der nächsten Sekunde holte sie mit ihrem ganzen Körper Schwung, und drehte dann ruckartig ihre Beine zur Seite. Das knackende Geräusch, das sein brechendes Genick machte, durchzog beschwingend Tayas Körper, ehe sie grob, an ihren gefesselten Armen, von den Wachen hochgerissen wurde. Sie ließ es mit sich geschehen, nahm es eigentlich kaum wahr, da die Genugtuung die reale Welt verschleierte. Während all dem regte Giradda keinen Muskel, und stierte anschließend Taya an. Schließlich formte er mit seinem breiten Mund ein Schmunzeln, und sagte anerkennend: “Genau das zeichnete dich immer aus, Kopfgeldjägerin. Ich denke, deine Dienste werden demnächst wieder benötigt, nachdem wir nun das kleine Missverständnis aufgeklärt haben.” Der Hutte machte anschließend noch eine Geste, um den Wachen mitzuteilen das die Schellen nicht mehr nötig waren. “Passe!” fauchte Taya, während die Wachen ihr die Schellen abnahmen. Nick Denton, der sich inzwischen unauffällig zu Taya bewegt hatte, legte einen Arm um sie, und sagte dann salopp in Richtung Giradda: “Wenn du die Dienste der SPHINX brauchst, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst.” Danach schob er Taya ruhig aber bestimmt aus der Empfangshalle hinaus.


    “Danke...”, sagte Taya leise, als Nick Denton und sie wieder unter dem dunklen Himmel von Nar Shaddaa waren. “Kein Ding!” antwortete Nick und schlug so kräftig auf Tayas Rücken, dass sie ungewollt einen Schritt vorwärts machte. “Weisst du, Taya? Wir halten halt zusammen, und zwar besonders wenn die Scheiße am kochen ist. Du schuldest mir aber nun was, und ich denke ich werde die Schuld auch gleich einfordern.”, fuhr er fort, und grinste Taya an. “Wie jetzt?! Du meinst du holst mich aus der Patsche, und kannst einfach über mich bestimmen?” sagte sie, und igelte sich wieder in ihre Abwehrstellung ein. Aus Nick Denton platze ein lautes Lachen heraus, und er legte eine Hand auf die Schulter von Taya, während er sich nach vorne krümmte vor Lachen. Beinahe hätte Taya seine Hand von ihrer Schulter geschlagen, aber Nick Denton konnte gerade noch rechtzeitig beschwichtigen: “Keine Sorge, Kleine. Nicht das, was du nun denkst. Das einzige was ich von dir verlange, ist eine Antwort auf die Frage.” Welche Frage gemeint war, musste er ihr nicht erklären. Sie hatte die Worte, seitdem er ihr die Frage gestellt hatte, durchgängig im Kopf. Während ein Teil in ihr die Frage längst zustimmend beantwortet hatte, unterdrückte ein größerer instinktiver Teil die Frage durchgängig. “Du willst doch unabhängig bleiben, oder nicht?” fragte sie sich selbst im Kopf. “Aber nicht, wenn ich weiterhin allein bin! Ich schaff es nicht mehr alleine”, gestand sie sich endlich ein. Schmunzelnd hob sie ihren Kopf, und schaute Nick an. “Und? Bist du nun dabei?” fragte er Taya, und sie antworte etwas zögerlich und mit leiserer Stimme: “Ja, ich glaube schon.” “Ausgezeichnet, dann komm gleich mal mit. Dann zeig ich dir alles”, sagte Nick Denton lässig. Im gleichen Moment kamen die restlichen SPHINX auch aus Giraddas Domizil, und Ari sprang Taya, trotz ihrer Verletzung, sofort um den Hals. Wie immer wusste Taya nicht wie sie damit umgehen sollte, und drückte Ari leicht zurück. Gemeinsam entfernten sich die SPHINX von Giraddas Anwesen, und Taya war irgendwie glücklich.


    Ende


    Falls es jemand bis hier hin geschafft hat: Kritik und Lob ist beides willkommen.


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