Taya fiel nicht auf in den Massen der Personen, die durch die Gassen von Nar Shaddaa strömten. Lange hatte sie die Einwohner dieses Planeten beobachtet, und sich ihre Art der Bewegung, Kleidung und ihres Verhaltens zu eigen gemacht. Es war ihr wichtig in der breiten Masse untertauchen zu können. Diese Lektion hatte sie vor langer Zeit gelernt, als sie sich allein auf ihr natürliches Äußeres verließ. Durch ihre schmächtige Statur und ihr durchschnittliches Gesicht, fiel sie schon damals nicht direkt ins Auge. Die lange Narbe, die von ihrem Nacken zum linken Schulterblatt ging, war aber der Beweis dafür dass ihre Tarnung damals nicht ausreichte. Ihre langen Haare versteckten diese Erinnerung aber vor neugierigen Blicken.
Unscheinbarkeit war für ihre Art des Kopfgeldjagens überaus wichtig. Sie war nicht stark genug eine schwere Rüstung im Nahkampf tragen zu können, und verzichtete daher komplett auf schwere Panzerung oder großkalibrige Waffen. So war sie beweglich und flink, und konnte sich so auch im Kampf mehr als ordentlich behaupten. Doch eigentlich versuchte Taya ihr Ziel ohne viel Aufmerksamkeit auszuschalten, und vermied längere oder größere Kämpfe so gut es ging. Das war auch einer der Gründe weswegen man sie gerne beauftragte.
Sie folgte ihrem Ziel schon eine ganze Weile, obwohl sie genau wusste wohin er ging. Jeden dritten Tag ging er jeden Abend sein Außenlager überprüfen. Diesmal ging er zum ersten Mal in drei Wochen alleine dorthin, und diese Chance würde sie nutzen. Weiter folgte Taya ihrem Ziel, und nutzte dabei so oft es ging Gruppen um nicht aufzufallen. Solange sie sich in den zentralen Regionen bewegten, war es sowieso schwierig einen Verfolger ausfindig zu machen. Von allen Seiten prasselten Lichter und Töne auf die Sinne nieder. Jedes Geschäft und jedes Lokal versuchte durch grelle blendende Lichter gepaart mit lauter Musik oder Werbeslogans auf sich aufmerksam zu machen. Dadurch das alle Passanten, durch die Lichter andauernd in eine andere Farbe getaucht wurden, konnte man zusätzlich Verfolger schlechter wiedererkennen.
In den abgelegeneren Gebieten war dieser Schutz nicht mehr vorhanden, weshalb Taya den Abstand zu ihrem Ziel vergrößerte. Die grellen Lichter waren mehr und mehr verschwunden. Mit ihnen verschwanden auch immer mehr Passanten. Die Umgebung war nun weniger gepflegt, und wirkte im Vergleich zu den grellen zentralen Regionen schon fast heruntergekommen. Die industriellen Gebäude wurden immer zahlreicher, je weiter sich beide dem Ziel näherten. Gleichzeitig wurden die Passanten immer weniger und Taya machte öfter Umwege, damit sie nicht immer direkt ihrem Ziel hinterher lief. Sie achtete aber darauf das sie ihr Ziel nie zu lange aus den Augen zulassen. Durch die industrielle Bauweise waren die einzelnen Gebäude so lang, dass die Möglichkeiten überschaubar blieben, wenn er nicht wieder in ihrem Blickfeld auftauchen sollte.
Schließlich erreichten sie das Lagerhaus, und ihr Ziel verschwand ins Innere. Die Lagerhalle war zwar nicht mehr in einem guten Zustand, sah aber im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden gepflegt und neuer aus. Die Seiten bestanden zu einem großen Teil aus Fenster, die knapp einen Meter über den Boden begannen und dann bis knapp unters Dach gingen. Natürlich waren die Fenster geschützt durch ein starkes Gitter, das man so schnell nicht entfernen oder durchbrechen konnte. Im Gegensatz zu den anderen Lagern in der Nähe, hatte dieses ein Spitzdach, dessen Fenster zusätzliches Licht in das Lager fallen ließ. Wegen der vielen Fenster empfand Taya das Lager nicht gerade als Einbruchssicher. Am Anfang vermutete sie daher ein hochtechnisiertes Sicherheitssystem, aber diese Befürchtungen waren umsonst. Sie konnte bei ihren Erkundungen nur ein paar Kameras, die nur alle paar Sekunden eine Aufnahme machten, entdecken. Immerhin hatte das Lagerhaus nur einen Eingang, der von mehreren Kameras überwacht wurde.
Daher hatte sich Taya schon bei ihrem ersten Besuch einen alternativen Eingang geschaffen. Sie hatte die Kisten, die neben dem Lagerhaus standen, ausgenutzt und ein paar so verschoben, dass man mit etwas Akrobatik über mehrere Kisten auf das Dach kam. Mit einem Scanner in der Hand, wartete sie solange bis die Kameras an der Seite ihre Aufnahme gemacht hatten. Die wenigen Sekunden, die Taya nun hatte bis die Kameras wieder eine Aufnahme machten, reichten ihr aus. Sie sprintete aus ihrer dunklen Nische zu dem Lagerhaus, und schaffte es, mit ein paar Sätzen über die bereitgestellten Kisten, an einen Vorsprung zuspringen. Von dort aus konnte sie in eines, der nicht geschützten, Dachfenster schlüpfen.