Kalte Spuren - heißes Pflaster

  • Ein zirpendes Geräusch riß Valchoun aus dem Brüten über den neuesten Geschäftsberichten. Durch die abgeschatteten Panoramafenster flirrte das bunte Lichtchaos der Holoreklamen von denen auch die "seriöseren" Geschäftsviertel des Huttenmondes nicht verschont blieben. Zuerst warf er einen etwas genervten Blick auf das Sprachterminal auf dem Schreibtisch, das wohl der Urheber des Geräuschs war, dann jedoch betätigte er die blinkende Taste darauf. "Was gibt es Elgkha?"


    "Mein Lord, Eure Schwester ist eingetroffen. Sie scheint es mit Verlaub wieder eilig zu haben."
    Valchoun seufzte leise. Natürlich hatte sie es eilig. Vrynasha hatte es immer eilig, vor allem dann wenn sie wieder irgendwelchen ihrer obskuren Geheimprojekte nachging.
    "Ja, sie soll hochkommen... wobei, ich wette sie ist ohnehin schon auf dem Weg." Ein undefinierbarer schnaubender Laut vom anderen Ende und das Beenden der Sprechverbindung bestätigte Valchouns Annahme. Er öffnete eine Schublade seines riesigen Schreibtischs und entnahm ein kleinen mattsilbernen Zylinder mit dem Logo eines Nar Shaddaa Geldhauses. Dann lehnte er sich zurück und wartete. Lange musste er in der Tat nicht warten, bis die Tür des "Penthouse Büros" sich öffnete und seine nächste Blutsverwandte ausspie. Er blinzelte kurz und schüttelte dann nur unmerklich den Kopf. Wer immer versuchte sie zu imitieren würde schon an ihrem völlig unberechenbaren Kleidergeschmack scheitern.
    Sie hatte sich heute mal wieder für das Modell "Swoopfahrer" entschieden und statt einer ornamentierten Rüstung eine enganliegende Lederishose um die Beine, samt hochglanzpolierter kniehoher Nietenstiefel. Die passende figurbetonte Jacke mit Metallapplikationen an Schultern, Taille und Revers, baumelte an einem Finger über ihrer linken Schulter als sie zielstrebig auf den Schreibtisch des älteren Reinblüters zusteuerte.


    "Red Hot Spice? Vrynasha, du schaffst es immer wieder dich zu unterbieten." brummte er mißbilligend und warf noch mal einen finsteren Blick auf ihren Oberkörper. Diesen bedeckte ein ebenfalls recht engliegendes Teil aus irgendeinem glatten Stoff mit eingewebten Metallfäden die bei jeder Bewegung im Licht des Raumes funkelte. Unübersehbar war die Vorderseite in blutigem Rot mit den genannten drei Worten verziert, die bogenförmig um eine stilisierte Flamme angeordnet waren. "Ja habe ich auf der Promenade entdeckt, passt doch wie die Faust aufs Auge." antwortete Vryn amüsiert und drückte ihren Rücken etwas durch, um den Stein des Anstoßes noch ein wenig mehr in Szene zu setzen. Manchmal fragte er sich wirklich was sie mehr genoss. Der ganzen Welt die exzentrische Lebefrau vorzuspielen, die in Wirklichkeit eine duraniumharte Killerin war, oder aber auf den Geschmacksnerven ihrer eigenen Familie herumzutrampeln. Die alte panaschadische Blutlinie hatte einen Ruf zu wahren, demzufolge goutierte sie solche Entgleisungen und übte sich reflexhaft in Flurschadenbegrenzung. Ihr Ehemann war selbst Exzentriker und liebte Provokationen auf seine ganz eigene Art. Er lächelte gewöhnlich nur dezent, und bewies wie einfach es sein konnte über dererlei Eigenwilligkeit zu stehen, wenn einen die Meinung anderer über einen selbst einen Banthaköddel interessierte, so lange sie nicht zu deutlich ausgesprochen wurde. Aber weder Valchoun noch Lord Tryf würden sich jemals daran gewöhnen, und dererlei Angriffe auf den guten Geschmack kommentarlos passieren lassen. "Würdest Du wollen das Deine Töchter dich so sehen?" Ohne hinzusehen spürte er förmlich das süffisante zahnlastige Grinsen seiner Schwester. "Ich hab Tyrafi ein Holo geschickt, sie meinte ich soll ihr auch eins mitbringen. Das will sie dann zu Mutters Geburtstagsfeier anziehen."


    Valchoun griff sich an die spontan schmerzende Stirn. Warum hatte er auch fragen müssen. Sie spielte dieses Spiel nun schon so lange und ihm war eigentlich klar das er immer verlieren würde. Ungeachtet der Frage ob bald zwei Ausgaben von "Red Hot Spice", in Verachtung jedweder Etikette, durch everyndarische Anwesen stolzieren würden, er hätte wissen müssen, wer das Nexu fütterte brachte es zum Schnurren. "Aber ich denke Du weißt das ich nicht hier bin um modischen Ratschlag von Dir zu einzuholen, oder? Hast Du das Credmodul?" kehrte Vrynasha dann zum eigentlichen Grund ihres Besuchs zurück. Valchoun legte eine Hand auf den silbrigen Zylinder und schob ihn in Richtung der entfernten Tischseite. Besicherte Credmodule waren ein recht gewöhnliches Zahlungsmittel für nicht verfolgbare Transaktionen. Was immer Vrynasha also vor hatte, es war vermutlich wieder mit Ärger verbunden. Wieviel davon, konnte der geschäftliche Kopf des Everyndar Clans jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen und hätte er gewusst was die nächsten Tage passieren würde hätte er sich das Credmodul lieber in irgendeine Körperöffnung gesteckt, als es seiner Schwester auszuhändigen.
    "Will ich wissen wofür Du 30.000 anonymisierte Credits benötigst?"


    Seine Schwester stemmte eine Hand in die Hüfte und schnaufte demonstrativ. "Ziemlich sicher sogar. Wäre das erste mal das Lord Buchhalter nicht zumindest reflexhaft eine Quittung verlangt. Da ich aber nicht will das Mutter etwas erfährt, zumindest noch nicht, werde ich Dir nur sagen, wofür ich es nicht brauche: Hier auf Nar Hutten zu ärgern." Valchoun nickte deutlich, denn das war immer noch seine größte Befürchtung gewesen. Das letzte mal das seine Schwester eine der Organisationen des Mondes verärgert hatte, hatte es ihn mehrere Wochen intensiver Verhandlungen und eine Menge Credits in die gierigen Griffel einiger Hutten gekostet. Er hob den Blick zu dem seiner Schwester, deren Gesichtsausdruck immer noch den Eindruck erweckte seine Befürchtungen seien ja völlig aus der Luft gegriffen, und sie grundsätzlich unschuldiger als der ganze Rat der Jedi zusammen. "Ich erinnere mich noch lebhaft an die letzte Begebenheit, und ich wette die Hutten tun das auch. Unser Unternehmen ist auf Nar Shaddaa als Freihafen angewiesen. Ich habe keine Lust wieder wochenlang vor den Schnecken zu buckeln und mit Credits um mich zu werfen, um den angerichteten Schaden zu reparieren." Vrynashas spöttischer Blick verschwand. Sie erkannte wohl das ihn ernstliche Sorgen um den Fortbestand der Aktivitäten auf dem Mond umtrieben, also musste sie ihm zumindest soviel verraten, dass er sich sicher sein konnte dies würde keine negativen Auswirkungen auf die Geschäfte von Evryn Logistics haben.


    "Also gut Valchoun, ich benötige eine gefälschte Identität, aber keine vom schmierigen Ausweisfälscher um die Ecke. Sowas ist teuer. Ich muss einen Agenten in den republikanischen Raum schicken und sicherstellen, dass er nicht auffliegt. Ich habe hier auf Nar einen Kontakt der mir liefern kann was ich brauche, aber ich brauche Lord Import-Export ja wohl nicht erklären was gute Arbeit in diesem Bereich kostet." Noch schien Valchoun nicht gewillt seine Hand von den Credits zu nehmen, auch wenn ihn beruhigte das Vrynasha offenbar nur vorhatte den hiesigen Schwarzmarkt zu nutzen. Solange sie mit dem Verkäufer nicht in Streit geriet und ihm dann vor seinen Leibwachen die Nase oder noch wichtigere Dinge brach, würde es sich also ersteinmal nicht negativ auswirken. Die Erwähnung republikanischen Raumes war eine andere Sache, aber ein Agent der nicht auffliegen durfte würde sich eher unauffällig verhalten. Der Verdacht über den Sinn dieses Unternehmens ließ ihn jedoch nicht in Ruhe. "Noch ein paar kreative Titel für mich heute? Es geht sicher wieder um Vater! Wie lang soll das noch gehen?"


    Vryn beugte sich vor und ihr Kiefer schob sich etwas nach vorn, ein klares Zeichen das er richtig lag, sie aber auch nicht weiter diskutieren wollte. "Bis ich den fauligen Rancorzahnstein am Kragen habe der das angezettelt hat!" Valchoun schüttelte den Kopf. "Vryn, Vater ist seit 16 Jahren tot und begraben und nach dem ewigen Imperium sind es die am Attentat Beteiligten vermutlich auch. Warum kannst Du es nicht einfach ruhen lassen." Vrynashas flache Hand schlug auf den Tisch. Natürlich würde er wieder in dieser Art auf sie einreden, und wenn man es nüchtern betrachtete hatte er ja sogar recht. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit das die Ausführenden des Anschlags den Zakuulkrieg überlebt hatten? Aber sie hatte sich damals geschworen die Hintermänner zu finden und über die Jahre war es eine unauslöschliche Verpflichtung geworden. Nach dutzenden Sackgassen gab es nun letztlich noch eine unerwartete Spur die verfolgen musste solange sie noch warm war.


    "Schon gut..." knurrte der ältere Sith und nahm die Hand von dem Credit Stick. "Nur löse bitte nicht den nächsten galaktischen Krieg aus, der wird mir früh genug die Bilanzen versauen." Er lehnte sich in seinem drehbaren Chefsessel zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und wippte leicht vor und zurück, ein sicheres Zeichen das sich seine Geduld dem Ende näherte.
    Seine Schwester schnappte sich den silbrigen Zylinder ehe er eine Gelegenheit hatte es sich anders zu überlegen und versenkte ihn im Ausschnitt ihres skandalösen "Red Hot Spice" Oberteils. "Keine Sorge dafür bräuchte ich dann doch ein wenig mehr Geld. Valchoun ich verspreche Dir, wenn das hier auch eine Sackgasse ist höre ich auf, aber nicht vorher." Der ältere Sithlord war nur zur Hälfte geneigt ihr zu glauben und quittierte das halbherzige Versprechen mit einem möglichst neutralen Blick.


    "Wars das? Ich muß einen unserer Prokuristen noch auf Konzessionsverhandlungen vorzubereiten."


    Vrynasha setzte zu einer theatralischen Verbeugung an. "Nein mein ‌Sith Lord, ich werde mich dann mit Eurer Erlaubnis zurück ziehen."
    Diesmal war es an Valchoun die Augen zu rollen. "Geh mit der Macht, aber geh!" schnarrte er in Frustration, da er die spöttische Art seiner Schwester nur begrenzte Zeit ertrug. Mit einem leisen Lachen schlenderte die Reinblüterin in Richtung Ausgang. Was immer sie vorhatte es würde sicher wieder etwas sein, von dem sie guten Grund hatte es weder ihm noch ihrer Mutter zu offenbaren. Tryf war seit den Wirren des Krieges mit Zakuul noch mehr darauf bedacht die Resourcen und Kräfte des Hauses zusammenzuhalten. Das schloss auch insbesondere die rebellische Zweitgeborene ein.

  • Die Bassboxen donnerten in hartem Stakkato den Beat irgendeines Clubtracks der derzeit angesagten Sternchen von Nar Shaddas unermüdlicher Party- und Unterhaltungsindustrie. Lasersysteme mit der augenscheinlichen Feuerkraft von Großkampfschiffen projizierten holographische Visualisierungen der laufenden Musik in die von Kunstnebel durchsetzte Luft. Die Tanzfläche war brechend voll mit Vergnügungssüchtigen der gesamten Galaxis. Auf Nar verschwammen die Gegensätze der galaktischen Politik, kamen die meisten doch aus den gleichen Gründen hierher. Party, Spice, Nutten. All das was man in den festgefügten Strukturen der großen Machtblöcke immer nur unter Komplikationen erhielt. Da interessierte es auch niemanden ob das Gegenüber am Thresen ein republikanischer Soldat, ein Freihändler, oder ein imperialer Ministerialbeamter war. Ihr Kontakt, ein Informationshändler und Splicer, mit angemessenem Ruf in der Szene, hatte ihr vorgeschlagen sich in diesem Szeneclub zu treffen. Sie hatte einige Zeit investiert und diverse Kontakte gepauchpinselt bis „Bitmask“ wie er sich nannte zu einem Geschäft bereit war. Doch alle die sie fragte hatten ihr versichert wenn jemand liefern könne was sie brauchte, dann er.


    Andere Sith hätten angesichts solch einer Örtlichkeit eher pikiert die Nase gerümpft, und allenfalls noch einen Handlanger geschickt. Valchoun hätte für so ein Schwarzmarktgeschäft vermutlich eher eines der elitäreren Etablissments wie das Tchun Tchin gewählt. Schon um seiner Faszination für Twi'lek nachzukommen. Er ließ sich ungern darauf hinweisen, aber den kopfschwänzigen Grazien mit ihren schwungvollen Tanzdarbietungen konnte auch ihr älterer Bruder sich nicht entziehen, von ihrem Ehemann garnicht zu reden. Auch kam Vrynasha solch eine Location gerade recht, denn in dem vibrierenden Chaos eines Tanzclubs war sie weit eher in ihrem Element. Hier interessierte es nicht wer man war, woher man kam. Ob man irgendeiner Elite angehörte und daher eine besondere Behandlung erwartete. Die würde man hier auch eher nicht bekommen. Der größte Teil der Klientel bestand aus Leuten die gerade genug Credits hatten um sich eine Reise nach Nar leisten zu können. Das einzige was hier interessierte war, dass man seine Getränke zahlen konnte und keine Randale anzettelte.


    Das es sich bei der Frau in der engen Lederis Swooprider Kluft in Wirklichkeit um eine Sith handelte hätte man allenfalls aus direkter Nähe feststellen können, und die Mehrheit der Leute hier war deartig angetrunken oder zugedröhnt das ihre Aufmerksamkeitsspanne allenfalls noch für einen Blick auf das trainierte Hinterteil der vermeintlichen Swoopbraut reichte. Ein weiter Vorteil solcher Läden: Wenn sich jemand länger als diese Zeitspanne auf einen konzentrierte, wollte er entweder vögeln, oder aber seine Anwesenheit war kein Zufall.


    Zielstrebig und ohne Hast bahnte sie sich einen Weg durch die zuckende Masse. Wurde dann und wann angerempelt ohne jedoch darauf nennenswert zu reagieren. Sie hatte im Gegensatz zu vielen anderen ihres Schlages gelernt sich anzupassen, in der Masse so weit es ging zu verschwinden. Und diese Fähigkeiten waren gerade auch hier auf Nar oftmals hilfreich um an sein Ziel zu gelangen, würden noch viel unersetzlicher sein, bei dem was vor der Sith lag. Das war die größte Lektion aus dem Gespräch mit Captain van Arden gewesen. Dieses Vorhaben würde ihre Anpassungsfähigkeit auf die härteste Probe stellen. Das Reinblut erklomm die beleuchtete Treppe die zu einer höhergelegenen Ebene führte. Die meisten Clubs die es sich platztechnisch leisten konnten boten mehr als harte Beats und gute Drinks. Daher war es nicht ungewöhnlich das man in diesem Laden für eine handvoll Credits sichtgeschützte Separees mieten konnte.


    Diese erinnerten im Fall dieses Clubs an Riesenquallen, die mit ihren sanft changierend beleuchteten Schirmen und Vorhängen mit aufgestickten floureszierenden Tentakelmustern komfortable Polsterrunden umgaben und vor neugierigen Blicken verbargen. Für einen kleinen Aufpreis gab es auch einen quadratisch praktischen Handtaschen Gundark vor dem Zugang, der einem gewöhnlichen Ärger und neugierige Augen und Ohren vom Hals hielt während man sich innen aufhielt.
    Das die darin stattfindenden Dinge gewöhnlich die gesamte Bandbreite sozialer und assozialer Aktivitäten umfassten, bewies just in diesem Moment ein stattlicher Kerl der halb lachend halb schreiend, und vor allem splitter nackt, aus dem Vorhang einer der "Quallen" hervorschoss, dabei über irgendetwas stolperte und lang auf dem Boden direkt vor Vrynashas Füßen landete. Er schaute mit einem albernen Grinsen und reichlich angeheitert zu ihr hoch und machte wohl Anstalten sich an ihrem Knöchel festzuhalten. Momente später folgten zwei Frauen, die vorher allenfalls schemenhaft erkennbar waren. Aufgestyled in knappen Klamotten und Glitzerdekor im Haar, ohne Zweifel zahlende Kundschaft. "Danke Süße, fürs aufhalten. Der wäre uns fast entwischt." meinte die größere der Beiden ehe sie und ihre Gefährtin den Mann an den Knöcheln packten und ihn unter seinem offensichtlich gespieltem Protest wieder in das Separee zerrten. Offenbar war er zu vorgeglüht um seinen kraftlosen Griff an Vryns Knöchel gegen den gierigen Zug der beiden Partyschicksen aufrecht zu halten.


    Nach diesem kurzen Intermezzo hatte Vrynasha schließlich auch ihr Ziel erreicht. Sie gab dem bulligen Nikto, der in der neutralen Security Uniform vor dem Separee Wache stand, die kleine Chipkarte die sie als Mieter auswies. Er steckte sie kurz in das Lesegerät in seinem Handgelenk, wobei sein Blick auf das Lichtschwert an Vrynashas Gürtel fiel. Waffen waren auch in diesem Club regulär nicht erlaubt, aber wenige Clubbesitzer ließen sich mit Machtanwendern auf Diskussionen diesbezüglich ein. Warum auch. Wenn jemand dieses Schlags einen solchen Ort besuchte, dann in der Regel weil er Geschäften nachgehen wollte, bei denen Gewalteskalationen kontraproduktiv waren. Dazu war das Lichtschwert nur ein Problem mit dieser Klientel. Einem Schmuggler seinen Blaster und seine Vibroklinge abzunehmen konnte die meisten Gefahren für andere Gäste und den Club bannen. Bei Machtanwendern war das eher so effektiv, wie einem Rancor Gummikappen auf die Krallenspitzen zu stecken. Wenn er Randale machen wollte, hatte er auch ohne Lichtklinge noch genug Möglichkeiten zur Verfügung.


    Viel mehr schienen die Rädchen in dem massigen Schädel des Nikto wohl um die Frage zu rotieren, wie die Waffe an ihrer Hüfte mit der restlichen Erscheinung zusammenpasste. Aber auf Nar gab es genug kranke Sachen, warum nicht auch eine Sith die auf Swoopganglady machte, oder auch eine Swoopganglady ,die sich mit einer zugegeben verdammt echt aussehden Replik als Jedi oder Sith ausgab. Aber das waren Fragen die sich der Türsteher sicher schon eingehend beantwortet hatte. So trat er schließlich einen Schritt zurück und schob mit einem Arm den Vorhang zur Seite um den Gast eintreten zu lassen. Das Vorhangmaterial hatte offenbar auch stark schalldämpfende Eigenschaften, denn das Wummern der Musik war hier nichtmal ansatzweise so stark wie vor dem Separee. Vrynasha umrundete den niedrigen Tisch auf dem je nach Bestellung wahlweise Getränke, etwas zu essen, oder auch Tänzer oder Tänzerinnen auf den zahlenden Gast warteten. Zur Zeit gab es hier nur einen Krug mit frischem Synthwasser und zwei Gläser. Sie ließ sich auf der dem Eingang gegenüberliegenden Stelle des Sofarunds nieder und legte die Arme auf der gepolsterten Lehne ab. Nun hieß es warten. Vrynasha hatte dem Barkeeper ein Schlüsselwort genannt. Sollte eine weitere Person dieses Wort nennen würde er sie in Richtung des richtigen Separees weisen und auch an dem Nikto würde die Person vorbei gelangen. Die Nar Shaddari waren in der Tat perfekt organisierte Gastgeber, aber gut was erwartete man auch sonst von Clubbetreibern auf einem Planeten bei dem konspirative Geschäftstreffen einer vergnügungssüchtigen Klientel zum Tagesgeschäft gehörten.


    Lange musste sie in der Tat nicht warten ehe der Arm des Niktos erneut den Vorhang durchbrach und den Weg für eine drahtige Rutian freimachte. Das runde Gesicht der kleingewachsenen Frau war mit diversen Implantaten an Schläfen, Ohren und Lekkuansätzen gespickt. Eines ihrer Augen war offenbar mit Retinaimplantaten verbessert worden, dem leicht metallischen Schimmer ihrer Pupille nach zu urteilen. Eine bei Splicern sehr gebräuchliche Kybernetik, die das Nutzen eines Datapads oder anderen Anzeigegeräts während der Arbeit mit Comlinks oder Holonetzugängen überflüssig machte. Dafür gestaltete sich Augenkontakt mit solch augmentierten Personen etwas gewöhnungsbedürftig. Die Frau trat in das Separee und musterte ihr Gegenüber mit einer Mischung aus Vorsicht und Skepsis. "Bist Du Riot?" Absichernd blickte die Blaue sich in dem ansonsten leeren Separee um. Während sie auf Antwort wartete. Mißtrauen war des Splicers Lebensversicherung. "Bitmask?" kam es von den Lippen der Rothäutigen nur einsilbig. Aufmerksam beobachtete Vrynasha die Reaktion der Twi'lek auf diesen "Künstlernamen". Die Twi nickte knapp und trat dann ganz in den Sichtschutz der Lichtqualle ein.
    "Jepp das ist mein Name, Schwester!" erwiderte die Rutian, und die spontane unmittelbare Reaktion stand im Einklang mit der Aussage selbst. Vrynasha beugte sich vor um ihrem Gast die Hand zu reichen. "Tja, dann nennt man mich Riot." Der Tisch in der Mitte des Rundsofas hatte einen recht stattlichen Durchmesser, so dass die Reinblütige sich erheben musste. Der Handschlag der Hackerin fror unvermittelt ein. "Scheiße, Du bist ne Sith?", den Blick ihrer lavendelfarbenen Augen auf den Lichtschwertgriff geheftet, und diverse Muskelgruppen spannten sich wohl reflexhaft an, als vorsichtshalber auf Fluchtmodus geschaltet wurde. "Oh, hätte ich das erwähnen sollen?" Die Reinblüterin selbst, schien das jedenfalls nicht für sonderlich erwähnenswert zu halten.


    Die dunkel geschminkten Lippen der Rutian verzogen sich zu einem Lächeln als sie wohl dabei war sich zu fangen. "Hm, naja hätte mir jetzt gerade nen Herzanfall erspart. Muß ich jetzt mein Lord sagen?"
    Vrynasha löste den Griff an der Hand der Twi'lek und lümmelte sich wieder in die Polster des Sofas wobei sie die kantigen Absätze ihrer Nietenstiefel auf der Tischplatte parkte. "Würde implizieren ich hätte Dir was zu sagen. Hab ich aber nicht, sondern bin nur ein Kunde. Also belass es bei Riot... oder von mir aus auch Schwester." war die Antwort, die gleichzeitig den gewünschten Kommunikationsstil genauso zweifelsfrei festlegte wie ein direkter Befehl.
    Bitmask blinzelte irritiert. Sie hatte schon für Sith gearbeitet, aber selten war einer von denen persönlich zu so einem Treffen erschienen und wenn, dann erst recht nicht in so einem Aufzug, und mit dieser doch eher unkonventionellen Attitüde. „Dein Klamottengeschmack mußt du zugeben is bisschen eigen für ne Sith, oder?“ Vrynasha lachte kurz. „Wenn ich gewußt hätte, dass dir daran liegt, dass die halbe Promenade erfährt, dass Du mit dem Imperium Geschäfte machst, wäre ich in Zeremonienrüstung und mit Hofstaat hier aufgeschlagen.“ Das war zwar gelogen, lockerte die Atmosphäre aber sichtbar auf. Einen Sith mit Humor traf man nicht alle Tage und dieser schien auch auf Bitmasks Wellenlänge zu liegen wenn man die zuckenden Bauchmuskeln der Rutian betrachtete die sich ein Lachen gerade so verkniff. „Ne laß mal Schwester. Käme bei 'nem Teil meiner Kunden sicher nich so gut an.“


    "Wenn Du etwas zu trinken willst bestell ruhig. Ich halte mich an meinem Wasser fest." fügte die Sith noch hinzu und griff nach ihrem Glas während ihr Gast die Getränkekarte auf einem der in den Tisch eingelassenen Displays musterte. Dem Geschäftspartner einen auszugeben konnte nicht schaden, auch wenn die Modalitäten des Geschäfts schon vorher abgeklärt worden waren um zeitraubende Tischverhandlungen zu ersparen.Nach ihrer Bestellung wandte die Twi'lek sich wieder ihrem Gastgeber zu. "Also gut, hat Dein Agent schon mal mit einem Biofeldmodulator gearbeitet?" setzte die Hackerin an während sie einige Stücke exotischer, hochpreisig aussehender Tech aus den Beintaschen ihrer weiten Cargohosen zog und auf dem Tisch platzierte. Offenbar war der Frau der informelle Umgang der auf die Tagesordnung gesetzt worden war alles andere als unrecht. Riot schüttelte den Kopf. "Glaube nicht, hoffe das ist einfacher als nen Hypermateriereaktor per Hand zu kalibrieren." Bitmask hielt kurz inne und prustete dann verhalten. "Äh... naja sagen wir, wenn man einen Fehler macht, wird man höchstens verhaftet oder erschossen. Man explodiert nicht, zusammen mit dem halben Straßenzug. Scherz beiseite, hier ist er."


    Sie hielt ein flaches, längliches Kästchen aus mattschwarzem Material hoch, in dessen oberen Teil ein kleines Statusdisplay flimmerte. "Hier ein und ausschalten. Mit der Taste aktiviert und deaktiviert man die eigentliche Modulation. Die sollte nur aktiv sein wenn man davon ausgeht gescannt zu werden. Auch sollte man sich dann nicht allzu hastig bewegen, weil die Tarnung dann schlechter wird. Billige Bioscanner wie die Handgeräte von Securitypersonal und Zolldroiden checken das meist nicht, aber die Festgeräte an Raumhäfen und Sicherheitsschleusen haben in der Regel Heuristiken drin, die auf Unregelmäßigkeiten screenen. Wenn denen das Ergebnis suspekt ist, fordern sie zum Neuscan auf. Beim ersten mal passiert in der Regel nichts, aber ab dem zweiten mal werden die Beamten misstrauisch. Und das gilt besonders für eure Jungs, die paranoiden Beamten des ordnungsliebenden Imperiums." Die Spitze in Richtung ihrer Fraktion schmunzelte Vrynasha gelassen unter den Tisch. Freigeister wie es die meisten Hacker waren passten nicht in die festgefügte Struktur und Ordnung des Sith Imperiums. Von der sarkastischen Bemerkung sichtbar beleidigt zu sein wäre zuviel der Ehre. Außerdem hatte die Blaue natürlich recht. Im Imperium überlebte man nur wenn man paranoid war. "Noch was zu beachten?"


    Die Blaue nickte knapp. "Ja, so dicht wie möglich am Körperrumpf damit die Dämpfung gleichmäßig ist. Gerade Scanner mit Runddetektor peilen sonst das was faul ist.“ führte sie weiter aus. „Gibt es sowas wie ne Betriebsanleitung?“ fragte die Sith schließlich und kassierte erstmal nur ein amüsiertes Kichern der Rutian. „Schwester, die Dinger sind sogar hier in vielen Anlagen illegal und damit meine ich nicht Eine-Spende-ans-Kartell-illegal. Also ist glaubhafte Abstreitbarkeit ne geile Sache. Augenscheinlich ist das ein Teil zur Überprüfung auf Wanzen. Funktioniert zwar nicht richtig, aber dafür kann es ja zig Gründe geben. Für die eigentliche Funktion musst Du beim Einschalten den Schieber auf der linken Seite des Geräts nach unten drücken."
    Eine hereinschneiende Angestellte des Clubs mit einem Tablett unterbrach das Geschäftsgeschehen und stellte die bestellten Getränke, einen Cocktail und eine Flasche corellianisches Ale, auf dem Tisch ab, ehe sie sich mit einem freundlichen Lächeln umgehend wieder verzog. Den Gerätschaften auf dem Tisch wurde kein merklicher Blick geschenkt. Die meisten Kunden schätzten Diskretion mehr als alles andere, also wurden die Bediensteten in der Regel darauf gedrillt wenn überhaupt unaufällig nach dem Treiben der Gäste zu schauen. "Gut mein Zeug liegt auf dem Tisch, wo ist Deins... Schwester?" fuhr die Splicerin fort als die Bedienung den Bereich wieder verlassen hatte, und lehnte sich nun ihrerseits in die Polster, offenbar nicht geneigt fortzufahren ehe sie nicht die Bezahlung im Sichtfeld hatte.


    Vynasha förderte den besicherten Credstick zu Tage, den sie von ihrem Bruder erhalten hatte und platzierte ihn so, dass ihr Gegenüber das Logo des Geldhauses erkennen konnte, von dem er stammte. Die feinen Brauenlinien der Rutian hoben sich sichtbar etwas an. "Keine halben Sachen, hm?" sprach sie sichtlich beeindruckt. Renommierte, und damit verlässliche Banken beschränkten die Ausgabe anonymer Zahlungsmodule auf ihre profitabelsten und vertrauenswürdigsten Kunden. Schon um sich Scherereien mit Behörden zu ersparen, denen anonyme Credittransfers natürlich immer ein Dorn im Auge waren. Besicherte Sticks bekam man auf Nar in jeder Wechselstube und jedem Wettbüro. Allerdings konnte sich drastisch unterscheiden was „besichert“ und auch „anonym“ schlussendlich hieß. Einflussreiche Leute verließen sich da lieber auf jene der großen Banken. So gaben die Logos auf den Modulen, die man bei Deals als Bezahlung erhielt, auch immer indirekt Aufschluß darüber wie schwergewichtig die Kundschaft war, mit der man Geschäfte machte. Ein Bonus den man mit dem nötigen Geschick in Verhandlungsvorteile bei anderen Geschäftspartnern ummünzen konnte. Der Dienstleister auf den sich die Elite verließ durfte andere Preise nennen als der „Pöbel“. "Das Ding wäre in bestimmten Kreisen schon leer nen Hunderter wert." fügte die Hackerin vergnügt an.


    Die Reinblüterin zog die Mundwinkel nach oben. "Sieh es als Trinkgeld." Damit gab Vrynasha dem Modul einen Schubs so dass es in Richtung der Twi'lek über den Tisch rollte. Diese fing das begehrte Stück direkt an der Kante ab und steckte es an ein herkömmliches Prüfgerät für Creditmodule. Sofort zeigte es die erkleckliche Summe an, die für dieses Geschäft aufgerufen worden waren, und die Lekkuträgerin schien mehr als zufrieden. Bitmask begann nun ein kurzes Optikkabel auszurollen und den Biofeldmodulator mit ihrem mitgebrachten Terminal zu verbinden. "Hast Du die Biodaten die wir zur Abstimmung brauchen?" Die Reinblüterin zog einen Datenchip aus ihrem linken Stiefelschaft und ließ auch diesen über den Tisch gleiten. Der Chip wanderte in das tragbare Terminal und Bitmask vertiefte sich in ihre Welt aus Zahlen, kryptischen Mnemonics und Algorithmen. Vrynasha hielt sich derweil an ihrem Wasser schadlos, während sie den Blick auf die Vorhänge richtete. Die Innenseiten wurden von einem über dem Tisch montierten Projektor mit einem Rundumbild der Umgebung bestrahlt. Wohl eine zusätzliche Maßnahme des Betreibers um die absolute Diskretion seiner Räumlichkeiten zu unterstreichen. Es konnte zwar niemand direkt hineinsehen, man selbst sah aber alles was die Holocams draußen erfassten.


    Der wachsame Blick der Sith kreiste über der Umgebung, doch außer drei Niktos der Clubsecurity in ihren starren Türsteherposen und einigen gelegentlich vorbeigehenden Gästen zeigte sich nichts was gesteigerte Aufmerksamkeit erfordert hatte. "Bitmask" wie sie sich nannte, war offenbar lange genug im Geschäft um zu wissen wo man heikle Deals am ehesten abwickeln konnte, ohne lästige Aufmerksamkeit zu ziehen. "Oha... brat mir einer nen Vrblther!" entfuhr es der Hackerin unvermittelt und sie schaute mit steilen Stirnfalten auf das Display ihres Terminals. Dann wechselte ihr lavendelfarbener Blick in Richtung ihrer Geschäftspartnerin.

  • "Geht mich ja eigentlich nen feuchten Banthadung an, aber ich verwette meinen linken Lekku dass das da nen Bioscan von dir is, Schwester."
    Vrynasha zog nun ihrerseits die Stirn kraus. Die Sicherheit mit der sie ihre Vermutung äußerte, klang nicht nach einem Schuss ins Blaue um Informationen über seinen Kunden zu gewinnen und wenn die sichtbare Überraschung gespielt war, war sie verdammt gut. Also entweder war die Rutian eine echt abgebrühte Schauspielerin, die sogar die sensiblen Sinne einer Sithkriegerin übertölpeln konnte, oder aber sie war eine wandelnde Biosignaturenbibliothek. Normalerweise benutzte man ausgeklügelte Analyseprogramme um aus Bioscan Daten solche Rückschlüsse zu ziehen. Software die auf dem winzigen Programmierdeck der Hackerin sicher nicht lauffähig war. Sowas allein aus den Scandaten und den grafisch repräsentierten Mustern abzulesen erforderte ein hohes Maß an Kenntnissen über Spezies und ihre Scansignaturen. Sicher eine Fähigkeit die man auf dem Schmugglermond gut zu Geld machen konnte, wenn man in Falschidentitäten handelte.
    Vrynasha, die Geheimagentin in spe, legte den Kopf etwas zur Seite und lächelte möglichst unverbindlich. "Nur mal angenommen, dass wäre so, wäre das ein Problem?"


    Bitmask warf einen weiteren Blick auf ihr Datendisplay. "Hm... nun dann passen die ID Daten die ich eigentlich benutzen wollte nicht. Die Signaturen müssen zumindest in den Hauptmarkern ähnlich sein. Aber, ich würde meinen Splicertag nicht verdienen wenn ich nicht in der Lage wäre jeden zu maskieren." Mit diesen Worten schob sie ihre Finger mehrfach über das Display wohl einige andere Programmbereiche durchforstend. In ihr Tun vertieft steckte sie sich die Spitze ihres rechten Lekku in den Mund und nuckelte einige Zeit daran herum. Wohl eine Angewohnheit, die ihr peinlich war, da sie sie schnell und mit einem verstohlenen Blick in Vrynashas Richtung unterließ als es ihr wohl bewußt wurde. "HA! Hier!" triumphierte sie schließlich. Die Twi'lek schob ihr Terminal in Richtung Vrynasha. Zwischen einigen Angaben, die von Anordnung und Art auch auf gewöhnlichen ID Karten gespeichert waren, blickte der Sith eine rothäutige Frau mit schulterlangen amethystfarbenen Haaren entgegen. Eyafril Veladnia, Ruthofanierin, weiblich 36, Textilhändler.


    "Die is echt gut gelungen und ich wollte sie für ne besondere Gelegenheit aufbewahren. Aber hey, ich finde die passt echt zu dir auch wenn euer Modegeschmack reichlich unterschiedlich ist." ergänzte Bitmask frohgelaunt. Der Überschwang hieß entweder sie verbarg was oder war einfach nur zum Platzen stolz auf ihr Kunstwerk. Die Sith tippte erstmal auf letzteres und erhob keinen Einspruch, woraufhin Bitmask das Terminal wieder zu sich zog. "Irgendwas das ich über die Frau wissen sollte, Spielsucht, nervöse Ticks, nen eifersüchtiger Liebhaber der ihr nachstellt?" Die Twi'lek hob knapp eine Hand, als sie wohl bereits am Arbeiten war und sich konzentrieren musste. Nach kurzer Zeit hob sie wieder den Blick "Äh, nein, sie ist eine Kunstidentität, wenn auch eine sehr komplexe. Mein Kumpel baut die mit Hilfe einer von ihm entwickelten KI. Komplett mit Holonetzaktivtäten, Finanztransaktionen, die Braut hat angeblich sogar ein kleines Landhaus auf Alderaan. Ähm, dort vorbeigehen und die tatsächlichen Bewohner auf die Straße setzen, solltest Du aber nicht. Du wirst lachen, sie hatte tatsächlich mal nen Verehrer, niedlicher 19 jähriger Mirialaner, aber der hat sich seit Monaten nicht gemeldet." Zumindest grenzte das die Gefahr ein, dass die echte Ms. Veladnia in der Zwischenzeit irgendwelche unnötige Aufmerksamkeit gezogen hatte und man sie bei der Einreise gleich festsetzte. Der Verehrer würde indes kaum die Resourcen haben sie ausfindig zu machen. Das Ruthofanier und Reinblüter sich in vielen Elementen ihrer Phenotypie ähnelten reduzierte auch den Aufwand das Aussehen anzupassen.


    Für Vrynashas Ohren klang das fast schon zu genial um wahr zu sein und sie wusste nicht ob all das was die Twi'lek da von sich gab tatsächlich so den Tatsachen entsprach. Bitmask konnte ihr die Sorgen wohl aus dem Gesicht ablesen, denn sie sah sich bemüßigt das Bedenken aufzugreifen. "Klingt alles recht abgefahren, aber mein Kumpel hat sein Handwerk als Freelancer für ... gewisse Leute ... erlernt. Wenn die jemals was auszusetzen gehabt hätten, hätte er längst nen Unfall gehabt, oder wär in irgendeinem tiefen Loch verschwunden." Das beruhigte das Reinblut nur bedingt. Mit gewissen Leuten meinte die Twi'lek sicher einen oder gar mehrere der großen Geheimdienste und das war ein Bereich von dem sie sich eigentlich fernhalten wollte, als Amateurspionin. "Welche Gefahr besteht das diese ... Leute ... deinen Kumpel zwingen ihnen sämtliche anderen IDs auszuhändigen, die er erfindet?" bohrte Vrynasha nach, die Intonation der Twi'lek imitierend. Diese ließ sich erstmal in ihren Sofateil zurückfallen. Natürlich waren die Bedenken der Kundin gerechtfertigt. Aber angesichts der Beteiligten solche Bedenken zu zertreuen war reichlich unmöglich. Also blieb nur eine offene Erklärung, die gerade durch ihre Schönheitsfehler authentisch erschien, so unschön wie die Wahrheit nunmal war.


    Sie schüttelte den Kopf. "Willkommen im privaten Geheimdienstgeschäft Schwester. Gewisse Leute kassieren von Leuten wie mir und meinem Kumpel Anteile. Das Geld finanziert dann Projekte für die sie keine Formulare ausfüllen wollen, wenn du verstehst. Sozusagen ein Gentleman's Agreement unter Spionen. Sich diesen Ast abzusägen wäre nicht in ihrem Sinne. Angesichts der Art meiner Kunden wären sicher schon einige verschwunden, wenn die IDs verwanzt wären. Ich spiel in einer Liga wo man sich mit diesen Leuten arrangiert und beide Seiten was davon haben, oder man verschwindet. Mir is ersteres lieber. Die nehmen die Creds und schauen in die andere Richtung. Mein Kumpel erfährt auch nicht wann, wo und zu welchem Zweck ich welche ID verkaufe. Natürlich besteht immer die Gefahr in diesem Geschäft, dass es ein Leck gibt. Aber Du musst Dich jetzt entscheiden: Vertrauen und kaufen, oder wir packen unsern Kram und gehen. Mehr kann ich Dir nicht anbieten."

    Die Argumentation der Twi'lek hatte sicher ihre Lücken, aber alles in allem schien die Rutian ihren Job auf einem Level zu betreiben der weit über die gewöhnlichen Identitätenhändler hinaus ging. Die Erklärungen erweckten auch den Eindruck, sie höre diese Bedenken nicht zum ersten Mal, gleichzeitig hatte keiner ihrer Kontakte Zweifel gehegt das sie die beste Wahl war. Gefälschte IDs bekam man auf Nar schon für wenige hundert Credits wenn man die richtigen Leute kannte, oder einen oder zwei Gangbosse im ID Speicher des Holocoms hatte. Wie weit man damit dann kam, war doch oft recht variabel. Diese ganz spezielle Art von Rattataki Roulette wollte Vrynasha bei ihrer Mission bestimmt nicht spielen.
    Der Aufwand den die Rutian skizziert hatte, klang mehr nach dem was ein Geheimdienst treiben würde, für einen Agenten knapp unterhalb der Soldstufe einer Captain van Arden. Daher nickte Vrynasha nur und signalisierte damit, dass sie wünschte das Geschäft fortzusetzen. Wenn ihre inoffizielle „Spionageberaterin“ ihr etwas deutlich gemacht hatte, dann dass es eine schlechte Idee war bei der Infiltrationsidentität zu sparen, also jener mit der man versuchte in das Zielgebiet einzudringen. Die Hackerin zog den Datenchip der Vrynashas Biodaten enthalten hatte wieder aus ihrem Terminal und gab ihn seiner Besitzerin zurück.


    "Da drauf ist jetzt alles was Du brauchst um zu ihr zu werden. Zugangsdaten für ihre Holonetzaktivitäten, ein echtes Bankkonto, worauf ein Startbestand von circa 2.500 Credits sein wird, eine Comlink ID. Dazu Daten über bisherige Aktivitäten der letzten zwei Jahre und ihre kürzlichen Kontakte. Wirst ein zwei Tage brauchen um dir das wichtigste rein zufressen. Wenn du loslegen willst, meldest Du Dich mit der Comlink ID im Netz und rufst die Holobox an, die auf dem Chip notiert ist. Dann koppelt sich die KI ab, wird alle Aktivitäten bezüglich dieser Identität einstellen, und sämtliche Daten löschen, die in ihren Computerkernen gespeichert sind. Gratistip: Wirf die Comlink ID danach weg und verwende für die weitere Kommunikation nagelneue Coms. Und noch eine Warnung: Einer detaillierten geheimdienstlichen Prüfung wird sie nicht standhalten. Das ist Teil des Agreement was wir mit ...gewissen Leuten... haben um unser Geschäft unbehelligt betreiben zu dürfen. Die wollen natürlich nicht das man Identitäten auf SGD oder SID Niveau auf dem freien Markt kaufen kann, und sich dann womöglich bei ihnen einschleicht. Wenn die auf dich aufmerksam geworden sind hilft nur noch tot stellen, oder ein paar gute Connections zum gegnerischen Dienst."

    Schon aus dem Gespräch mit van Arden war Vrynasha der Gedanke gekommen, dass das Geschäft des Spions wesentlich komplizierter war als es der landläufigen Meinung entsprach. Die Offizierin hatte einige Punkte aufgeworfen auf die Vrynasha nie gekommen wäre bei der Planung ihres Unterfangens. Unauffälligkeit war in jedem Fall aber das A und O. Gerade um auch diesen größten anzunehmenden Unfall, die Entdeckung durch einen Geheimdienst, zu verhindern. Egal wie gut man sich vorbereitete, und welchen finanziellen Aufwand man trieb. Gleich tags darauf hatte ihr Weg sie durch die schier unendlichen Shoppingmeilen der besseren Teile des Schmugglermondes geführt, auf der Suche nach Dingen, mit denen aus Vrynasha Everyndar schließlich Eyafril Veladnia werden würde. Eine Sithkriegerin musste in eine Seidenhändlerin verwandelt werden, zugegeben kein leichtes Unterfangen. Ihr Bruder ahnte von alle dem nichts, ging davon aus das sie auf der Suche nach Nervenkitzel und unstandesgemäßer Unterhaltung auf dem Mond marodierte und rechnete jeden Moment mit dem Anruf eines Kartellbosses, der sich wahlweise über einen zerstörten Club, ein Dutzend verprügelter Handlanger, oder ähnliches Ungemach beschwerte. Dann würde er über die doch eigentlich vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Lord Valchoun und dem Huttenkartell lamentieren um die Reparationen in die Höhe zu treiben. Doch seine Befürchtungen bestätigten sich nicht. Zwei Tage später verabschiedete sich Vrynasha auf ihre gewohnte Art und verließ die Niederlassung in Richtung Raumhafen. Einen Lastendroiden im Schlepp, der einen geschätzten Zentner an Schachteln, Boxen und Koffern transportierte. Ja auch ein Kaufrausch war nicht unüblich und als Valchoun sie in Richtung des Speederlandepads davonziehen sah, fragte er sich insgeheim wie viele frustrierte Schreie der Entrüstung dieser Droide für Lord Tryf bereit hielt.


    Doch die Ronavis Spirit verließ das Dock nicht. Vrynasha hatte sich an Bord ihrer alten Identität entledigt. Ließ Schmuckstücke, Insignien, jeden Hinweis auf ihre wahre Herkunft, und mit einiger Überwindung selbst ihr Lichtschwert auf dem getreuen Schiff zurück. Die Dockgebühr hatte sie bis Ende des Monats im Voraus bezahlt und den Raumhafen dann wieder verlassen. Allerdings war die Sith nicht mehr gesehen. Der Dockmeister hatte sich gewundert warum die Hangarmiete im Auftrag Lord Vrynashas von einer finsteren in Staubmantel und Filtermaske gehüllten Gestalt bezahlt worden war, aber die Hutten interessierte ob die Kasse stimmte, nicht wer dafür sorgte, und dem Dockmeister lag es fern Fragen zu stellen. Fragen stellen, bei gehobener Kundschaft war ein Kündigungsgrund auf dem Huttenmond, bei dem man besser auch eine gute Hinterbliebenenversicherung hatte. Der wortkarge maskierte Söldner Dogan Mathrali, eher zuhause in weniger gesellschaftsfähigen Teile des Zielgebiets, war die einfachere Rolle von beiden. Im Gegensatz zu Eyafril war es eine gute aber gewöhnliche Fälschung, die nur aus einer ID und einigen wenigen digitalen Spuren im Holonet bestand. Sie würde Straßenkontrollen überstehen, solange diese nicht mit einer Leibesvisitation garniert waren. Aber schon die fehlerhaften Biodaten auf der ID würden einem Abgleich mit dem Träger nicht standhalten. Jedoch lag er sowohl von Erscheinung als auch Naturell weit näher am Sith-Original, so dass sie bei seiner Verkörperung weniger Fallstricke vorfinden würde. Es war ein erster Test in Verkleidung aufzutreten. Die Dockarbeiter waren misstrauisch gewesen. Ein herbeigerufener HuttSec Söldner hatte gefragt, ob er mit Erlaubnis des Schiffseigners, oder des Kartells im Hangar herum stromerte. Der vorgewiesene, und zweifelsfrei echte, Evryn Logistics Freelancer Ausweis hatte ihn jedoch überzeugt. Sith beschäftigten nun mal allerlei lichtscheues Gesindel, dass ungern das Gesicht zeigte. Das sie mit dem Lord selbst sprachen realisierte offenbar keiner von Ihnen. Die unterste Stufe war also gemeistert. Doch die nächsten Tage standen im Zeichen der Meisterung der wesentlich anspruchsvolleren Rolle.


    Eine Woche war vergangen seit Vrynasha mit der selbstbewußten Twi'lek namens Bitmask zusammengesessen hatte, um ihre weitaus fortschrittlichere Tarnidentität zu kreieren. Das Hotelzimmer war gehobene Mittelklasse. Die Klientel der Bleibe bestand hauptsächlich aus Leuten die eher legale Geschäfte auf dem Huttenmond hatten. Ein oft unterschätzter Aspekt des riesigen Freihafens. Natürlich war er vornehmlich als Hort organisierter Kriminalität und allerlei verbotener Genüsse galaxisweit bekannt. Da trat dann die Tatsache, dass tagtäglich Kilotonnen an Waren aus allen Enden der Galaxis auf Nar Shaddaa umgeschlagen wurden gern in den Hintergrund. Natürlich verdienten auch hier die Hutten mit, stellten die Infrastruktur, die den galaktischen Handel am Laufen hielt. Auch den nötigen Schutz, für dessen Notwendigkeit sie selbst sorgten, indem sie der gewöhnlichen Kriminalität freien Lauf ließen, solange es sich rentierte. Das man schnell auch mal als Kollateralschaden enden konnte, wenn zwei Hutten aneinander gerieten war eine reale Gefahr. Die galaktische Händlerschaft war aber mehr als bereit diese Gefahr zu aktzeptieren wenn sie dafür unbehelligt von den Bürokratiemonstern der großen Machtblöcke Geschäfte miteinander machen konnten.
    Das Gesicht, das aus dem Spiegel herausschaute, war immer noch gewöhnungsbedürftig. Die Frau war nicht mehr komplett fremd, aber es brauchte immer noch einige Sekundenbruchteile dieses Gesicht als das Eigene zu registrieren. Vorsichtig perfektionierte Vrynasha alias Eyafril die Lidstriche die ihre Augen farblich unterstrichen. Das die Natur ihr statt gerundeter Brauenwülste, spitze Sporne hatte angedeihen lassen kaschierte die Reinblüterin mit einem modischen Stirnschmuck, ähnlich denen, wie sie auf Ruthofan nach ihrer Recherche derzeit angesagt waren. Die Befestigung hatte sie zwar an ihre eigene Anatomie anpassen müssen, aber jemand der schon Lichtschwerter aus ihren Bestandteilen zusammengesetzt hatte würde an solch einer Aufgabe nicht scheitern. Das nun permanent an kurzen Kettchen hängende Glasperlen an ihrem oberen Sichtfeldrand herumtanzten war ein wenig enervierend für jemanden der auf Bewegungen am Sichtfeldrand meist mit Alarmierung reagierte. Aber es war die simpelste Methode das augenfällige Merkmal ihrer wirklichen Herkunft zu überspielen. Leute die sie sahen würden sich eher an das funkelnde Modeaccessoire erinnern, als daran das die Gesichtskonturen die es großteils verdeckte, zu spitz und zu lang für eine Ruthofanierin waren. Was nicht zu verstecken war, musste überspielt werden. Die Fingernägel hatte sie präzise golden lackiert und sich in eine dunkle meergrüne Robe aus schimmerndem Cerlin gehüllt. Hochgeschlossen und mit langen ausgestellten Ärmeln würde das nicht gerade preisgünstige Stück sowohl den Eindruck der Betuchten, etwas spleenigen Geschäftsfrau bekräftigen, als auch sämtliche anderen verräterischen Merkmale ihrer Anatomie verschwinden lassen.


    Genau wie das Blasterholster an ihrem linken Oberschenkel. Van Arden hatte zwar eher zu etwas zivilerem wie einem Schocker geraten, aber noch befand sie sich in einem Umfeld wo das ihrer Meinung nach kaum ausreichend wäre. Nachdem sie mit ihrem Äußeren zufrieden war schaute sie einige Zeit sinnierend in den Spiegel. Die letzten Tage war sie in das Leben der Ms. Veladnia eingetaucht. Morgens und vormittags hatte sie die umfangreiche Datenbank und das Holonet studiert und sich des Abends in der Anwendung ihrer Kenntnisse und Einschleifung der Gewohnheiten ihrer neuen Identität geübt. Dann sich im öffentlichen Raum in ihrer neuen Rolle bewegt. Luxuseinkaufsmeilen, gehobene Bars, und auch den auf Nar allgegenwärtigen Casinos intensive Besuche abgestattet. Ein spannender Höhepunkt war auch der Besuch des örtlichen Evryn Frachtterminals. Einen Metallkoffer, gefüllt mit Mr. Mathralis Habseligkeiten galt es vorauszuschicken. Sie war in den dortigen Räumlichkeiten bekannt, wie auch ihr Bruder. Im Gegensatz zum republikanischen Raum war die Familie hier auf Nar nicht auf ein Dickicht aus Scheinfirmen angewiesen. So zierten auch Wandbilder der drei führenden Familienmitglieder die repräsentativen Teile des Terminals, vergegenwärtigten jedem Mitarbeiter stets für wen er eigentlich arbeitete. Doch keiner der Angestellten schien zu ahnen wer da über den Langstreckentarif, samt eingeschlossener Transportversicherung und Lagergebühr seufzte.


    Doch heute Abend war es Zeit für ihre selbstauferlegte Abschlussprüfung. Der Mann der jeden Moment in der Lobby des Hotels eintreffen würde, hatte Eyafril zwar noch nie persönlich getroffen. Im Gegensatz zu den anderen Leuten, denen sie die letzten Tage begegnet war, hatte er aber schon Kontakt mit ihr gehabt. Zumindest mit der KI die diese Identität bis vor kurzem noch verkörpert hatte. Sogar zwei Holokom Gespräche hatten sie schon geführt und sich dabei über Geschäftsmöglichkeiten ausgetauscht. Dabei war die Rede von einer kleineren Ladung Chaughaine Stoffballen gewesen, die der Händler wohl veräußern wollte. Auf die Anfrage per Holomail ob die Ware noch verfügbar war, hatte er umgehend positiv geantwortet und sich auch zu einem kurzfristigen persönlichen Treffen in einem der Restaurants des Hotels bereit erklärt. Er rechnete sich wohl gute Chancen aus, ein erfolgreicher Geschäftsabschluss wäre zum Greifen nahe. Die letzten Stunden hatte sich immer mal wieder Zweifel gemeldet, ob sie das wirklich schon drauf hatte, aber bei aller Akribie und dem Drang sich perfekt vorzubereiten tickte in ihrem Hinterkopf permanent das Chronometer das zur Eile mahnte. Das war also jetzt der letzte Test ob sie bereit war. Wenn sie aufflog würde das kaum nennenswerte Konsequenzen haben. Er war ein Stoffhändler mit Geschäftsinteressen, der sich von dem Schock einem Sith gegenüber zu sitzen womöglich schnell erholen würde und nichts täte was das entlarvte Gegenüber verärgern könnte. Schon gar nicht wenn es reale Kontaktdaten von ihm besaß. Aber wenn sie es nicht einmal schaffte ihn zu überzeugen, wie sollte ihr das bei Leuten gelingen, die schon von Berufs wegen damit rechneten, dass man womöglich nicht das war was man vorgab? Mit einem letzten Zurechtzupfen ihrer falschen violetten Haare erhob sie sich und schlüpfte in die zu ihrer Garderobe passenden Schuhe. Die recht hohen Absätze waren schon nach dem Anziehen anstrengend und ließen Eyafril noch größer erscheinen als sie ohnehin war. Aber was tat man nicht für die Schönheit. Sie schob noch den Blaster in ihr Schenkelholster und strich das Kleid glatt. Mit einem tiefen Atemzug, so als würde sie einen Tauchgang antreten verließ sie das Zimmer in Richtung der Lobby.

  • Sie hatte nur kurze Zeit in der Lobby gewartet, als ihr Gast eintraf. Der etwas untersetzte, aber gepflegte, adrette Herr der das Hotel betrat, schien sie sofort zu erkennen und steuerte auf sie zu ohne sich erst nach ihr erkundigen zu müssen. „Miss Veladnia, ich bin entzückt sie persönlich zu treffen, Berlon Mikyados zu Ihren Diensten.“ eröffnete er ein wenig übertrieben und freundlich lächelnd die Unterhaltung. Ließ sich sogar zu einem galanten Handkuss hinreißen, wahrte ansonsten aber einen professionellen geschäftsmäßigen Abstand. Auf dem Weg in das Restaurant, in dem Eyafril bereits einen Tisch reserviert hatte konnte er sich natürlich einige Komplimente in Richtung seiner, ihn auch dank des Schuhwerks um gut einen Kopf überragenden, Geschäftspartnerin in spe nicht verkneifen. Normalerweise hätten derartige Dinge Vrynasha zotige Kommentare entlockt, oder sie hätte dem „Schleimer“ den Ellbogen in die Rippen gerammt. Eyafril indes übte sich ganz in der smarten Geschäftsfrau mit einer Schwäche für Holovid Glamour. Sie lächelte bedankte sich artig, deutete an das er sicherlich ein wenig übertrieb, sie aber seine charmante Art an Geschäftspartnern durchaus schätzte.
    Das Gespräch wurde nach der Vorspeise aber glücklicherweise doch sehr schnell geschäftsmäßig. Sie erkundigte sich nach der Herkunft und der Qualität der angebotenen Ware, er warf ein, dass er bei einem Erstgeschäft Vorkasse bevorzugte, überreichte ihr aber auch eine Probe des zum Verkauf stehenden Stoffes. Man spekulierte kurz über die Chancen für Chaughaine in der kommenden Ruthofanischen Modesaison. Eine Phase in der Vrynasha mehrfach spürte wie der Boden unter ihren Füßen zu spiegelglattem Eis wurde. Spätestens hier zeigte sich wohl der Unterschied zwischen abgebrühten Elitespionen und Amateuren.


    Sie war für eine Sith sicher bestens informiert, was mögliche und unmögliche Modetrends anging. Aber mehr als die Holonetseiten die sie stundenlang zu den Aspekten ihrer Rolle durchwühlt hatte, wusste sie nunmal nicht über Ruthofan, geschweige denn über die Modebranche eines Planeten, der im galaktischen Geschehen eher eine Fußnote an einer Fußnote war. Dennoch kam man bis zur Ankunft des Desserts zu einer Einigung. Er hatte sich etwas gewunden, als die dezent süßholz raspelnde Rothäutige am anderen Ende des Tisches den Preis, begleitet von einem feinen Uxisteak, knapp unter seine Schmerzgrenze schmelzen ließ, aber letztlich war der Textilhandel ein hartes Geschäft und der Posten um den es ging klein genug, um ihn als Investition in zukünftige lukrativere Beziehungen zu sehen, selbst wenn nach Verpackung und Fracht keine nennenswerte Marge mehr übrig blieb. Natürlich hatte Mr. Mikyados darauf bestanden den erfolgreichen Geschäftsabschluss in einer in Laufentfernung gelegenen Bar zu begießen. Erfreulicherweise ohne weitere Hintergedanken. Er hatte sie auch nach einigem Smalltalk, bei dem dann doch das Chronometer ein wenig aus dem Blick geraten war, zurück zum Hotel begleitet. Er würde eine Dame wie Eyafril nicht des Nachts allein dem Treiben auf der Promenade überlassen wollen, so seine Beharren. Der Ablauf einer solchen Belästigung und sein Gesicht dazu malte sie sich zwar amüsiert aus. Letztlich war sie aber froh, dass es nicht offenbar wurde, wer hier im Zweifel wen beschützt hätte. So hatte sie den Schein einer geschäftstüchtigen aber ansonsten harmlosen Frau wahren können.„Nun denn Ms. Veladnia, sowie die Gutschrift verbucht ist wird es mir eine Freude sein die Ware zu versenden. Die Zieladresse bitte per Holomail um Fehler zu vermeiden. Wir wollen ja einen guten Start haben.“ Eyafril lächelte und nickte zustimmend während sie Mr Mikyados vor dem Eingang des Hotels die Hand reichte. „Sicher doch, ich werde den Credittransfer noch heute beauftragen. In jedem Fall freue ich mich, dass es noch Leute gibt die Geschäftsverhandlungen in angenehmer Atmosphäre bevorzugen.“ Dann wandte sie sich fast ein wenig hastig um, und eilte sich auf direktem Weg ihr Zimmer zu erreichen. Zurück auf ihrem Zimmer sank sie mit dem Rücken gegen die Tür und hielt einige Momente reglos die Luft an. Schließlich entwich sie zischend zwischen ihren zusammengepressten Lippen. Der Handel war perfekt. Wie sie Valchoun den Ankauf von 25 Ballen hochgradigen Chaughains erklärte, würde sie sich bei Zeiten ausdenken.


    Doch nun gab es erst einmal eine akute Krise zu bewältigen. Mit gänzlich undamenhaften Knurrlauten zerrte Eyafril sich die goldenen Stilettosandalen von den Füßen, die ihr die Verkäuferin zu dem Kleid als perfekte Vollendung empfohlen hatte. Sie war derartiges nicht gewohnt. Hielt sich lieber an Schuhwerk mit geringer Neigung, schon aus dem Umstand heraus, dass sie als Kriegerin sicheren Stand bevorzugte. Nicht das sie auf den polierten Speerspitzen unsicher umhergewackelt wäre. Den Gang darauf beherrschte sie, bewegte sich augenscheinlich fast ebenso leichtfüßig wie Frauen die sowas routinemäßig trugen. Aber der Schmerz, der noch ein vielfaches schlimmer wurde, als sie ihre Füße endlich wieder in natürliche Haltung bringen konnte, ließ sie die Designentscheidung bereuen. Wie giftiges Ungeziefer warf sie die Folterinstrumente in eine Ecke und streckte sich erst einmal auf dem Bett aus. Warum taten sich Frauen so etwas an, nur um Blicke auf sich zu ziehen? „Notiz an mich. Mehr als 5 imperiale Standardcentimeter sind ein Kriegsverbrechen."


    "Mein Sithlord? Ihr hattet doch befohlen das man euch informiert wenn in den Geschäftsprozessen Unregelmäßigkeiten auftreten, die im Zusammenhang mit Eurer Schwester stehen könnten?" Valchoun Everyndar blickte zu dem Holoterminal, auf dem das Gesicht eines seiner Finanzmanager zu sehen war. „Ja, was haben sie?“ Neben dem Gesicht des Managers erschien ein weiteres holografisches Fenster, darauf einige Auszüge aus Computerberichten. Zum einen die Ausgabe eines Freelancer Ausweises an einen gewissen Dogan Mathrali, den seine Schwester autorisiert hatte, zu dem es aber keinerlei Vertragsinformationen gab. Und zumindest bezahlt werden wollten solche Leute ja, also lag der Schluss nahe das dieser Mann nicht existierte, oder es zumindest nicht sein echter Name war.Zum anderen der Beleg einer Mietvorauszahlung bis Ende des Monats für den Hangar, den Vrynasha bei ihrem letzten Besuch benutzt hatte. Abgegangen von dem Privatkonto das bei der Firma für solche Zwecke unterhalten, und aus Firmenmitteln versorgt wurde. „Die Informationen sind leider schon drei Tage alt, ich habe sie erst heute beim wöchentlichen Revisionslauf entdeckt.“ führte der Angestellte aus, und schien sich im Tonfall schon vorauseilend dafür zu entschuldigen. Mit mehr Erfahrung im Spionagegeschäft hätte sie die Miete sicher anders bezahlt, aber es war wohl einer jener kleinen Fehler, die viele Spione aller Güteklassen zu Fall bringen konnten.


    „Wieso hat sie den Hangar gemietet? Sie ist doch…“ Ein kurzer Moment der Schockstarre befiel Valchoun als er das zurückliegende Gespräch mit seiner Schwester in das Gedächtnis zurück rief. Durch die Stimme seines Angestellten wurde er aber in die Gegenwart zurückgeholt: „Ich habe, da sie das sicher fragen würden, im Raumhafen anrufen lassen. Das Schiff liegt im Hangar und wurde von Lord Vrynasha seit über einer Woche nicht betreten oder verlassen.“ Valchoun bedankte sich bei seinem Angestellten für seine aufmerksame Arbeit und ließ vom Fahrdienst einen Speeder vorfahren. Außer ihm hatte niemand zu dem Schiff Zutritt und er musste prüfen was da vor sich ging. Die Fahrt über versuchte er aus den wenigen Fakten die er hatte mögliche Szenarien zu entwerfen und kein einziges davon gefiel ihm. Einen Agenten hätte sie von Kaas-City, Nar Shaddaa oder sogar Panasch führen können. Warum also die Vortäuschung ihrer Abreise. Das Schiff stand still in der großen Halle und es schien nichts ungewöhnlich. Mit lautem Zischen und ohne Auffälligkeiten fuhr die Einstiegsrampe im Heck herunter als Valchoun sich mit seinem ID Chip identifizierte. Auch die Luftschleuse öffnete sich ohne Probleme und das dunkle Schiffsinnere erhellte sich, in dem Moment als er den kurzen Eingangskorridor hinter der Schleuse betrat. Nichts deutete daraufhin, dass Vrynasha überhaupt vorgehabt hätte abzureisen. Zumindest das beruhigte ihn, denn es hatte sie wohl auch niemand an der Abreise gehindert. Alles hatte seine Ordnung. Keinerlei Kampfspuren, das Quartier war in ordentlichem Zustand. Ihr Kleiderschrank stand halb offen und so überquellend voll wie er war, war es unwahrscheinlich das Kleidung für eine längere Reise fehlte.


    Doch etwas störte ihn an dem augenscheinlichen Frieden und es dauerte einige Momente des stummen um sich Blickens ehe er wusste was war. Auf der Kommode stand ein kleines Schmuckkästchen mit durchsichtigem Deckel. Darin befand sich entgegen jeder Gewohnheit ihr antiker Kopfschmuck, seit Generationen ein Erbstück der Familie. Ohne ihn war sie eher selten anzutreffen. Wenn sie sich nicht gerade auf intensives Kampftraining oder eine Raumkampfübung vorbereitete, war die uralte unbezahlbare Arbeit ihr ständiger Begleiter. Ihr Vater hatte ihr das Stück geschenkt als sie die Akademie abgeschlossen hatte. Betrachtete man die Verbissenheit mit der sie über alle die Jahre seine Mörder gejagt hatte, erklärte sich auch das sie sich fast nie davon trennte. Das sie abgereist war und dieses Kleinod zurückließ, ließ einen mehr als beängstigenden Verdacht in ihm aufkeimen. Das ganze Geplapper über Agenten und Geheimermittlungen war eine Geschichte und sie hatte sich in Wirklichkeit auf etwas vorbereitet von dem sie erwartete, das es so schief gehen konnte, dass sie davon nicht zurückkehrte. Womöglich hatte sie sogar die Urheber des Attentats ausfindig gemacht und beschlossen, wie es nunmal ihre Art war, diese allein zu konfrontieren. Einen Sith konnte in der Regel wenig schockieren, aber Valchoun musste sich erst einmal auf die Bettkante setzen um den Verdacht zu verdauen. Das Attentat war damals so minutiös geplant, die Spuren so exzellent verwischt worden. Wie konnte sie erwarten mit diesen Leuten allein fertig zu werden?
    Auf der Suche nach weiteren Hinweisen öffnete er die Schublade des Nachttisches. Dort fand er etwas das die Himmelfahrtskommando Theorie sofort entwertete, und irgendwie kam er sich selten dämlich, aber nicht wirklich beruhigt vor. Ihr Lichtschwert lag dort neben einem Datapad und ein paar Chips. Welcher Sith würde freiwillig seine wichtigste Waffe zurücklassen wenn er auf einen Feldzug ging? Bei einer altgedienten Kriegerin wie Vrynasha war es schon ungewöhnlich das sie ein Bad nahm ohne das es griffbereit auf dem Wannenrand lag. Und dann den Planeten ohne es verlassen? Niemals! Dieses letzte Puzzlestück drängte ein Szenario in den Vordergrund das er bereits innerlich als den schlimmsten Fall eingestuft hatte. Es gab, zusammen mit den Schmuckstücken und dem im Voraus bezahlten Hangar, nur zwei mögliche Erklärungen: Zum einen eine überraschende Entführung vor dem zu Bett gehen und Valchoun bedauerte die armen Tropfe, die sowas bei seiner Schwester abziehen wollten. Wesentlich wahrscheinlicher war: Es gab keinen Agenten, es hatte ihn nie gegeben. Vrynasha WAR der Agent, und das bedeutete das sich ein Sith, ein Reinblut obendrein, auf dem Weg in den republikanischen Raum befand, oder sogar schon dort war.

  • -- NebuLines Flug NL XAH-1138 – fünf Tage nach Abreise von Nar Shaddaa --

    Der winzige leuchtende Punkt in der Entfernung hatte sich mittlerweile zu einem imposanten Andockring gemausert. Zwei konzentrisch angeordnete Strukturen, die von zahlreichen Speichen zusammengehalten wurden. Die Orbitalstation diente jenen Schiffen als Liegeplatz, deren Abmessungen und Masse ihnen eine Landung auf einem der Raumhäfen des Planeten verwehrte. Dies galt insbesondere für die langgestreckten bauchigen Passagierlinienschiffen, die die großen interstellaren Flugrouten bedienten und Tausende von Fluggästen auf einmal sicher durch die Schwärze des Alls transportierten. Aber auch größere und kleinere Charterschiffe sowie einige wenige Luxusliner befanden sich in unterschiedlichen Phasen von An- oder Abflug in der Umgebung des mattgrauen mit winzigen Lichtpunkten gespickten Doppelrings. Aus dem inneren Segment entsprang ein nicht endender Strom aus Shuttles und anderen Kleinschiffen. Sie hatten die Aufgabe Passagiere und Fracht zwischen Planet und Station zu transportieren. Die Bordcrew hatte durchgeben lassen, dass man in 20 Minuten docken würde und alle Passagiere, die das Schiff verließen, aufgefordert sich entsprechend vorzubereiten. Eyafril Veladnia stand an dem kleinen Fenster ihrer Schiffskabine und blickte hinaus in den Weltraum vor dessen mit Sternen durchsetzter Schwärze sich der Planet und sein künstlicher Begleiter abzeichneten. Die Tage an Bord des Schiffes waren zu einer langgezogenen Geduldsprobe geworden.


    Ein eng begrenzter Raum, ohne Fluchtmöglichkeiten, nahezu lückenlos überwacht. Aufgrund von Piratengefahren, die in Folge der Nachwehen des Kriegs bestanden, befand sich auch ein kleines Kontingent republikanischer Soldaten an Bord, um den Gästen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Das war für die Mehrheit der Fluggäste sicher auch ein überzeugendes Konzept. Doch beim Anblick republikanischer Rüstungen und Embleme überkam die Textilhändlerin jedes mal die über Jahre antrainierte Erwartung einer Konfrontation. Die sichtbaren Auswirkungen in Gang und Körperhaltung zu unterdrücken erforderte anfangs nahezu übernatürliche Willenskraft. Sie musste sich daran gewöhnen, dass Soldaten und Sicherheitsleute in unmittelbarer Nähe nicht primär als Bedrohung wahrgenommen werden durften. Sonst würde sie früher oder später verraten das sie etwas verbarg. So galt es den unverfänglichen Kontakt mit ihnen zu üben. Nach zwei Tagen gelang es ihr bereits entspannt an ihnen vorbeizugehen und sie am Dritten gar freundlich zu grüßen. Aber sie war um jede Stunde froh wo sie im Schutz ihrer Kabine ihnen nicht begegnen würde.


    Doch nun wurde Eyafril wieder unruhig beim Anblick ihres Zielplaneten. In spätestens vier Stunden würde sie entweder in einer Hotelbar einen Cocktail schlürfen, oder in einem SID Knast angekettet von einem bärbeißigen Vernehmungsoffizier oder gar einem blasierten Jedi zu der großen imperialen Verschwörung befragt werden, deren finsterer Vorbote sie sicher war. Sie gab sich keinerlei Illusionen hin. Wenn bei der Einreise etwas schief ging, war die Mission beendet ehe sie richtig begonnen hatte. Sie hatte keine Exitstrategie. Denn sie würde diese erst nach ihrer Ankunft installieren können. Es gab genau eine einzige Chance alles richtig zu machen und unendlich viele es gnadenlos zu vermasseln. Denn den wahren Grund ihres Versuchs Fuß auf einen republikanischen Planeten zu setzen, würde ihr kaum jemand glauben.


    Stimmengewirr, plärrende Durchsagen, hektische Überprüfung ob noch alles vollständig war. Das alles noch garniert mit kreischendem Nachwuchs oder lautstarken Debatten, wer denn nun dafür verantwortlich war das der Koffer aufplatzte und seinen Inhalt über das gesamte Gepäckfördersystem verstreut hatte. Elementares Chaos, das sich an den durch Holoschilder markierten Routen entlangwand. Wer gewohnt war mit Privatschiffen zu reisen, im eigens gemieteten Hangar zu landen und die Formalitäten bei einem meist gelangweilt drein schauenden Beamten zu erledigen, oder gar erledigen zu lassen. Für dessen Sinne war die lärmende Kakophonie eines öffentlichen Raumhafenterminals während der Hauptverkehrszeit, sicher ein eindrückliches Erlebnis. Auch Eyafrils Augen schossen immer wieder von links nach rechts, versuchten den Überblick zu behalten, in einer Umgebung gegen die ein Frontabschnitt von Balmorra sicher geordnet ausgesehen hatte. Erschwerend kam hinzu das kein Frontverlauf erkennbar war und auch niemand einem die Flanken und den Rücken deckte, während man sich der gegnerischen Stellung, auch Zollstation genannt, näherte. Je ein bewaffneter Soldat warf ein wachsames Auge auf die Kundschaft der paarweise angeordneten Einreiseschalter und auch patroullierten Wachmannschaften durch die Hallen. Ein gewohntes Bild eigentlich, doch diese Soldaten würden sich nicht mit einem ehrfürchtigen, oder zumindest geheuchelten „Mein Sithlord!“ verneigen, wenn sie erkannten wer die, Frau war, die in dem Strom mitschwamm. Eyafril hatte sich wieder für helle Kleider entschieden, verschleierte ihre Gestalt unter einem weit schwingenden Mantel aus cremefarbener Schimmerseide, mit passender Bluse und fingerlosen Handschuhen, die ihren Tastsinn nicht unnötig behindern würden. Eine nahezu zwanghafte Farbwahl, bedachte man in welche Farben sich Sith für gewöhnlich zu kleiden pflegten. Übertrieb sie es womöglich ein wenig mit ihrem Drang sich größtmöglich von ihrer alten Identität abzusetzen? Angesichts des bunten Treibens hunderter Spezies, das sich durch den Raumhafen wälzte, kam sie zu dem Schluß dass die Frage wohl müßig war. Hier gab es alles an Farben, Formen und Gesichtern. Die Vielfalt die der Republik zueigen war, entpuppte sich als immenser Vorteil wenn man untertauchen wollte. Ein ausladender Hut mit buschigem Federschmuck und auffällige bunte Ohrgehänge als farblicher Aktzente, würden wie schon einmal, den Blick und die Erinnerung auf diese Details lenken, die nichts über ihre wahre Natur verrieten.


    Der Strom kam nahezu zum erliegen, als er sich ähnlich einem Flussdelta, in vereinzelte Stränge auftrennte, die sich auf die kleinen Blechwürfel verteilten, in denen die Einreisebeamten sich gegen die Flut stemmten. Einen Schritt, dann warten, einen Schritt - warten. Alles unter den wachsamen Augen der Sicherungssoldaten die sich, wenn auch eher in gelangweilter Routine, die einzelnen Reisenden ansahen und wohl lediglich nach Auffälligkeiten fahndeten. Eines der Pärchen passierten die Sith in Fausthiebentfernung und sie fürchtete schon, dass ihre heller hervortretenden Knöchel am Koffergriff auffallen würden, doch nichts geschah. Dennoch, sie spürte die selbe Anstrengung wie in einer nervenaufreibenden Schlacht. Aber nicht der Kampf, es war der Nicht-Kampf der sie auslaugte. Sie konnte stundenlang mit einem Lichtschwert auf Gegner einprügeln, ohne allzu sichtbare Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Doch ihr Herzschlag fuhr Achterbahn, Muskelgruppen die zum Führen einer Klinge und der nötigen Beinarbeit gebraucht wurden verkrampften schmerzhaft, als sie zwar die unmittelbare Bedrohung wahrnahmen, aber nicht in den in Jahren antrainierten Bewegungsmustern agieren durften.
    „NÄCHSTER!“ bellte der penibel uniformierte Zabrak in seinem kleinen Blechwürfel der gerade groß genug für Stuhl, Terminal und Scannerkonsole war. Bei all dem Spähen nach Leuten die sie womöglich entlarven konnten, hatte sie gar nicht bemerkt, dass die Personen vor ihr schon abgefertigt ihrer Wege gingen. Ruckartig setzte Eyafril sich in Bewegung und trat an die winzige Theke hinter der der Zabrakbeamte mit bemüht freundlicher Mine seinen Dienst versah. „ID Chip, Zolldokumente, Waffenlizenzen, und falls nötig Einreisegenehmigung.“ spulte er monoton seinen Text ab. Er klang eher wie ein abgenutzter Protokolldroide als ein fühlendes Wesen. Aber fünftausend Mal am Tag den selben Text beten zu müssen hatte wohl diese Wirkung. Die innerliche Frage ob sie bei den teils endlosen Rezitationen des Sithkodex auf der Akademie in ihrem ersten Jahr genauso geklungen hatte, zauberte der Reinblüterin ein Lächeln auf die Lippen, dass sie auch gleich verwendete um den Eindruck einer freundlichen Reisenden zu verstärken, die glücklich war ihr Ziel endlich zu erreichen.


    Auch wenn das Lächeln nahezu verschwendet war. Denn der Zabrak würdigte sie nur eines flüchtigen Blickes als er das Holobild auf der ID Karte mit ihrer Erscheinung abglich. Während er sich dann über sein Terminal beugte und diverse Angaben überprüfte, fasste Eyafril unauffällig in die Knopfleiste ihrer Bluse und betätigte den Schalter dessen genaue Position sie sich zwei Tage lang eingeprägt und auf dem Weg hierher noch drei mal geprüft hatte. Dann strich sie über den Stoff um den Eindruck zu erwecken, sie sei mit einem ihrer Blusenknöpfe in Streit darüber ob er nun wirklich ordnungsgemäß geschlossen war oder nicht. Der Zabrak kratzte sich unterhalb eines seiner Stirnhörner und schüttelte mit einem leisen Schnauben den Kopf. „Tur mir leid, das kann jetzt etwas dauern. Das Ausweisdokument wurde letzte Woche erst erneuert, und bei Aussenweltlern werden die Daten erst bei der ersten Einreise abgerufen.“ bemühte er sich dann um Erklärung für die Verzögerung, auch wenn seine Miene erkennen ließ dass er die Verzögerung missbilligte. „Ja, musste ich als gestohlen melden. Nar Shaddaa ist eben Nar Shaddaa.“ log die Rothäutige. Der Beamte nickte teilnahmslos und starrte dabei auf sein Terminal, tippelte genervt auf der Kante des kleinen Schreibpults hinter dem er saß. „Ja, übles Loch nich wahr...“ der Rest ging unter, aber er schien die Geschichte zumindest zu schlucken. „Bitte dann zum Scanner.“


    Der Teil der Prozedur der nun endgültig beweisen würde, ob das Geld gut angelegt war. Das Reinblut atmete nochmal tief durch und bewegte sich dann etwas langsamer als gewohnt auf den gelben Kreis vor ihr am Boden zu, der den Scanbereich markierte. Das grüne Strahlenbündel hüllte sie ein und begann den Eigenheiten ihrer bioelektrischen Felder nachzuspüren. Es dauerte nur einen gefühlten Sekundenbruchteil ehe ein brummender Ton erklang und eine Signallampe an der Scanvorrichtung auf Rot sprang. Das war es wohl wovor Bitmask sie gewarnt hatte. Der Zabrak blickte überrascht bis genervt drein, sprengte das doch nun endgültig die enge Taktung der Abfertigung. Eyafril hingegen verlor fast die Fassung und ihr ganzer Körper schien sich zum zerreißen zu verspannen, im Widerstreit zwischen Kampfbereitschaft und dem Drang unauffällig zu wirken. Hatte sie womöglich in der Aufregung den falschen Knopf gedrückt? Hatte die Twi'lek sie beschissen?
    Ihre Nervosität musste auch der Zabrak bemerkt haben, so unschlüssig wie er sie betrachtete. Doch statt die Security zu rufen schickte er sich an sie zu beruhigen. „Keine Sorge Miss, wir sind nicht im Imperium, hier schauen sie nicht gleich in ein paar Blaster, wenn so was passiert. Einfach mit dem Gesicht zu mir, dann haben wir es gleich.“ führte er mit einem eingeübten Kundenservice Tonfall aus. Aber vermutlich waren Leute die diese Prozeduren nur unter Nervosität über sich ergehen ließen wohl nicht allzu selten, genau wie Scanfehler. Die Stoffhändlerin erwischte sich dabei wie sie zum Widerspruch gegen seine Verleumdung ansetzte, wandte sich dem Zabrak jedoch nur zu, und schluckte ihre Bemerkung lieber herunter. Dann wartete sie möglichst reglos auf den nächsten Versuch. Wieder wurde ihr Blickfeld etwas von dem grünen Strahlenband getrübt. Wenn es jetzt nicht klappt bin ich geliefert kam es ungebeten in ihre Gedanken. Das Scanfeld schwand und die vorher noch aggressiv sith-rote Warnlampe wechselte mit einem schon fast fröhlichen „Fiep“ auf freundliches Mirialaner Grün. Der Zabrak zog die Mundwinkel etwas nachdrücklicher nach oben und gab Eyafril ihr Ausweisdokument zurück als sie wieder einen Schritt zum Thresen hin machte.„Willkommen in der galaktischen Republik Miss! NÄCHSTER!“ Mit nun weitaus zuversichtlicherem Gesichtsausdruck nahm sie die ID wieder an sich und überschritt die rotweiße Linie die das Ende der Kontrollzone markierte. Es fühlte sich fast an, wie der finale Schwertstreich der einen Gegner fällt, als der flache Blockabsatz ihres Riemenschuhs auf den polierten Bodenplatten hinter der Markierung aufsetzte. Sie hatte die feindlichen Linien durchbrochen und das Hinterland stand ihr nun offen.



    Einige Minuten später trat Eyafril Veladnia alias Vrynasha Everyndar in die Freihheit des Terminalvorplatzes. Das Bild in Umgebung des Raumhafens war von Gebäuden dominiert zwischen denen hindurch sich die Luftstraßen schlängelten, deren allgegenwärtiges Dröhnen die Luft erfüllte. Ein gängiger Anblick auf dicht besiedelten Planeten. Es war Nar Shaddaa nicht ganz unähnlich, nur war die Luft sauberer, es war hell und freundlich und zumindest im Augenblick lungerten nirgends zwielichtige Gestalten herum. Stattdessen warteten Lufttaxis in akuraten Reihen auf ankommende Reisende. Die Fahrer die noch keine Kundschaft erspäht hatten lehnten an ihren Gefährten oder lümmelten in den offenen Fahrgastzellen, die Beine aus dem Fahrzeug gehängt. Einige rauchten, die nächsten tratschten, oder plapperten in ihre Comlinks. Schon das wäre vor einem imperialen Raumhafen undenkbar. Solche Disziplinlosigkeit würde der zuständige Transportoffizier niemals dulden. Was ihr auch sofort auffiel: Es gab auffällig wenige Droiden für den Passagiertransport.
    Eine gelassene aber auf ihre Weise chaotische Geschäftigkeit, die so ganz anders war, als Kaas-City das unter dem Gewicht der strengen Blicke der imperialen Autorität immer uhrwerkartig, schweigend und erstarrt in dienstlichen Routinen erschien. Am positivsten fiel jedoch die Abwesenheit des Depressionen verursachenden Kaas-City Regens auf. Auf Kaas Geborene mochten es nicht verstehen, aber als Einheimische einer heißen Wüstenwelt drückte der ständige Niederschlag und mehr noch der stets zwischen schwarz- graublau und grau-blauschwarz schwankende sonnenlose Himmel auf ihr Gemüt.


    Dann hatte auch sie die Aufmerksamkeit eines Taxipiloten, der ihr auffällig zuwinkte. „Hey Miss!? TAXI?! Hier zu mir, für sie beste Rate, Miss!“ Warum nun ausgerechnet für sie, irritierte. Normalerweise gab es doch feste Tarife. Aber sie rief sich in Erinnerung, dass die persönliche Freihheit, für die sich die galaktische Republik immer ungerechtfertigt rühmte, wohl auch auf solche Diensttätigkeiten Anwendung fand. Es war fremdartig, normalerweise nutzte sie eigene Fahrzeuge, wahlweise mit einem Sklaven des Hauses als Chauffeur. Taxis waren etwas für Leute weit unterhalb ihres Standes. Mit einer Hand den Hut auf dem Kopf haltend, den eine Windböe versucht hatte zu stehlen, trat sie an das schon etwas abgenutzt aussehende Gefährt des rothaarigen hageren Menschen heran. Er war bestenfalls in seinen Zwanzigern und warf hastig seine halb fertige Kippe auf den Boden. Er umrundete sein Fahrzeug, griff nach Eyafrils Koffer und fand plötzlich ihre Hand die bis eben noch ihren Hut gehalten hatte an seinem Hals vor. Die Augen traten etwas aus den Höhlen, als er sie völlig überrascht anschaute. „Miss? Ich will nur helfen?“ krächzte er und versuchte erfolglos ihre Hand zu lösen.
    So überraschend wie die Attacke gekommen war, war sie auch wieder vorbei und die Lady mit den grazilen behandschuhten Rancorklauen entschuldigte sich. „Tut mir leid. Ich wurde kürzlich Opfer eines Überfalls. Komme gerade von Nar Shaddaa.“ sagte sie mit sichtlichem Erschrecken über sich selbst und versuchte sich in einem freundlichen unschuldigen Lächeln. So als wäre dies eine völlig valide Erklärung für ihren Angriff, und dessen Vehemenz. Der unsichere Unterton in der Stimme war derweil nur zur Hälfte gespielt, denn sie hatte sich von ihren, von ungewohnten Umgebungen und Situationen überanstrengten, Sinnen und Reflexen übertölpeln lassen. War unachtsam geworden, nachdem die Anspannung des soldatenverseuchten Ankunfterminals von ihr abgefallen war. „Eh ja sicher Miss, wette aber die Gangster hatten eher keinen Spaß mit ihnen.“ erwiderte der Taxipilot und grinste verunsichert während er sich den Hals rieb. Dann griff er erneut betont langsam nach ihrem Koffer. Dieses mal nahm sein neuester, offenbar resoluter Fahrgast die Hilfe widerstandslos an und begab sich auf den Rücksitz. Nachdem er das Gepäck verstaut hatte, sprang ihr Chauffeur betont lässig über die Einstiegskante in den Pilotensitz und Augenblicke später glitt das Taxi die Startspur entlang, die vom Raumhafenvorplatz in den Verkehrsstrom führte. „Fejfam Dynasty Hotel... bitte.“ gab Eyafril ihr Fahrtziel bekannt und schob die Höflichkeitsfloskel hinterher. Etwas das ihr in der Heimat kaum in den Sinn gekommen wäre, hier gehörte es zum guten Ton und man wollte weder zu angenehm als auch unangenehm auffallen. Der Pilot nickte bestätigend ehe er beschleunigte, ein wenig Höhe gewann und sich dann auf einer der, die Stadt durchkreuzten Luftstraßen einfädelte. „Erstes mal hier?“ versuchte er sich in Konversation um die monotone Fahrt ein wenig zu überbrücken. Das gehörte wohl auch zur republikanischen Gastlichkeit, also beschloss sie erst einmal mitzuspielen. „Ja! In der Tat. Hab es mir etwas anders vorgestellt. Nicht so chaotisch.“ Der Pilot lachte ehrlich amüsiert. „Das hier is noch garnichts. Togian ist ein kleiner Spaceport. GalCen oder Liston wenn sie da ankommen, das ist chaotisch. Kommen sie also von weit her?“ Immer mal wieder zu seinem Fahrgast zurückschauend, was sicher gegen irgendwelche Vorschriften verstieß, fädelte er sich durch den Verkehr und zeigte auch dann und wann anderen Verkehrsteilnehmern eine unflätige Geste wenn sie seiner Meinung nach was falsch machten, oder ihn behinderten. „Ruthofan, Belica City.“ Das darauf folgende „Ah ja!“ offenbarte, dass er keine Ahnung hatte wovon sie redete. Aber das war immer noch besser, als jemand Kundiges der sie auf irgendeinen Fauxpas hinwies, den sie sich als ruthofanische Dame nicht hätte leisten dürfen. Zum Beispiel ihren Chauffeur zu erdrosseln. „Is nich Teil der Republik, oder?“
    Eyafril schüttelte den Kopf und beschwor ein Lächeln auf ihre Lippen, dass sowohl Freundlichkeit gegenüber ihrem Piloten, als auch Faszination für die Umgebung zeigen sollte. "Waren sie denn schon mal im Imperium?" Von all den neugierigen Fragen, die so ein Taxipilot stellen konnte, war es natürlich ausgerechnet diese. "Imperium? Ich bin nicht lebensmüde. Wir von den Außenwelten werden da doch nur rumgestoßen, als Xenoratten beschimpft und ausgebeutet. Nein, nein. Da bleib ich schön weit weg." Unbewußt bleckte sie die Zähne, angesichts dessen was sie gerade gesagt hatte und richtete dann den Blick auf die Umgebung um das Thema nicht vertiefen zu müssen. Auf der rechten Seite hatte sich die Szenerie dramatisch gewandelt. Statt Büro- und Wohntürmen, die um einen Platz an der Sonne wetteiferten, erstreckte sich ein Quadratkilometer großes Trümmerfeld durchsetzt von diversen Durastahlgerippen. Die Ursache dieser Verwüstung war schnell ausgemacht. Das verbogene, geborstene Wrack eines Zakuul Großkampfschiffs, das sich inmitten dieser Brandnarbe nahezu lotrecht in den Boden gegraben hatte. An einigen Randbereichen des veheerten Bezirks waren Heberdroiden und anderes schweres Gerät dabei Schutt und Wrackteile auf Lastgleiter zu verladen, um die Fundamente der ehemaligen Gebäude freizulegen. Auch hatten an einigen Stellen bereits Neubauten begonnen erste zarte Strukturen in den Himmel zu strecken. „Togian, wir nannten es früher auch Blingbling City. Dort hatte es vorher echt schicke Schmuckmärkte und Manufakturen. Dann kam der Zakuulkreuzer da in der Mitte und es war Ladenschluss. Die Regierung hat wohl endlich das Geld den Wiederaufbau zu starten, aber die brauchen wohl noch ein zwei Jahre um die Reste wegzuräumen. Gibt halt wichtigere Gegenden als diese hier.“


    So zog sich die Fahrt fast dreiviertel Stunde hin, in der die von weit Angereiste die Umgebung zusehends neugieriger betrachtete und der Taxipilot ihr in seiner jovialen Art erklärte was sie sah. Ein zwei mal wurde sie hellhörig, stellte noch ein zwei zusätzliche Fragen und prägte sich den Ort so gut sie konnte ein. Schließlich hielt man an einem niedrigeren, etwas in die Jahre gekommenen Gebäude. An dessen Fassade prangte der Name des Hotels in dem Eyafril abzusteigen gedachte. Auch wenn schon ein paar Zellen des Holoprojektors offenbar kurz vor dem Ausfall standen, war das Hotel als beliebt bei gehobenen Geschäftsreisenden beworben worden. Also würde es innen wohl mehr her machen, als seine Fassade vermuten ließ. Sie bezahlte den Taxipiloten der kurz zögerte als sie keine Wechselchips wollte. Vermutlich war das Trinkgeld zu hoch. Imperialen Transportpiloten gab man keinerlei Trinkgeld, und dem persönlichen Chauffeur schon gar nicht. Aber das war nun unerheblich. Die Sith in der Haut der Stoffhändlerin wollte nur noch in das vorläufige Sanktum, des bereits auf sie wartende Hotelzimmers. Dessen Tür durfte sie dann nach dem kurzen Check-in auch endlich hinter sich schließen.


    Eine halbe Stunde verbrachte sie auf dem winzigen Balkon des Zimmers. Sie ließ dort einfach die belebte Atmosphäre der Stadt um sie herum auf sich wirken, den ungewohnten Eindrücken und Empfindungen nachspürend die sie umgaben. Es war nicht ihr erster republikanischer Planet. Doch die anderen waren Welten die unter der Zermürbung von Gefechten und Bombardement dahinsiechten, sich nicht mehr zu rühren wagten. Deren einst vielleicht lebenslustige Gesellschaft in Bombenkratern kauerte und hoffte das es endlich vorüber ging. Den Planeten ohne diese Einflüsse wahrzunehmen, war ein ganz eigenes Erlebnis und sie war sich noch nicht sicher, wie ihr Geist es einzuordnen gedachte. Schließlich aber ging sie in das Zimmer zurück und suchte in ihrem Koffer das zweite Comlink heraus. Sie hatte es sich zusammen mit einem anderen Gerät neu in einem Techladen des Raumhafens auf Nar Shaddaa gekauft, so wie man es ihr geraten hatte. Nach der Infiltration war vor der Exfiltration und dazu galt es Voraussetzungen zu schaffen. Sie rechnete nicht damit ihr Zielgebiet auf die selbe Weise zu verlassen wie sie es betreten hatte. Sie aktivierte das Com und rief auf dem Display eine Holonet Seite auf. Nach der Anmeldeprozedur berührte sie eines der bunten Icons die die verfügbaren Kontakte darstellten und begann auf der holographischen Tastatur eine kurze Nachricht einzugeben. Unverfänglich, unverdächtig. Aber die richtigen Augen würden zwischen den Worten lesen was wichtig war.

  • „Und sie hat ich wirklich nichts gesagt, Vetch? Ich meine, bisher wart ihr immer der Erste, der von ihren obskuren Unternehmen erfahren hat. Über das Warum spekuliere ich lieber nicht, aber sie hat euch ja auch rekrutiert und diesen Schritt offenbar bisher nicht bereut.“ Valchoun lief vor einem der Panoramafenster seines Penthouse Büros Kreise in den dicken Teppich. Vorgestern hatte er entdeckt das seine geschätzte Schwester Lord Vrynasha allen ernstes in den republikanischen Raum gereist war. Ohne einen Hinweis auf den Ort, die Dauer, ab wann man sich Sorgen machen sollte. Sie war berüchtigt für ihre Alleingänge, aber derartiges wirkte selbst für sie etwas übertrieben. Was auch immer sie dort zu finden hoffte, es schien ihr solide genug, dass sie kurzfristig von Elitekrieger auf Spion umgesattelt hatte. Etwas das, kannte man ihr Temperament, einfach nur schiefgehen musste. „Ich versichere Euch mein Lord, sie hat nichts gesagt, nicht mal angedeutet. Um ehrlich zu sein habe ich das letzte mal vor etwa sechs Monaten mit ihr gesprochen. War ja auch für euch reichlich im Einsatz.“
    Das befriedigte den Reinblüter überhaupt nicht. Es war leider plausibel das Vetch log. Das tat er gelegentlich um die Frau zu decken, die lange Jahre seine Nemesis war. Wenn man bedachte wie erbittert sie sich vor 10 Jahren bekämpft hatten. Vrynasha hatte ihm mehrfach Schiffe unter dem Arsch weg geschossen, er schließlich eines ihrer wertvollsten Besitztümer, einen selbst erbeuteten republikanischen Kampfbomber, gestohlen und an die Republik zurück verkauft. Wie man es wendete, diese Loyalität zu ihr, war völlig irrational. Genauso, das sie ihn in die Dienste des Hauses genommen, statt ihm einfach den Kopf von den Schultern zu schlagen, wie sie es mit den meisten tat, die ihr über längere Zeit derart zusetzten. Wer beschäftigte freiwillig jemanden der einen so dreist bestohlen hatte wie Skalron Vetch? Aber er musste neidlos zugeben, dass er seither loyal war. Er war eigenwillig, aber er war loyal und das schienen beides Eigenschaften, die Vrynasha wohl schätzte. Mochte er in letzterem übereinstimmen. Ersteres war in Valchouns Dafürhalten etwas das man ihm besser aus dem Leib geprügelt hätte, ehe man ihn wieder in einen Pilotensitz ließ. Aber auch im Dienste des Transportunternehmens hatte er sich bewährt, hatte die Verluste auf Piraterie trächtigen Routen um die Hälfte reduziert durch seine Anleitung anderer Piloten und die Nutzung seiner alten Kontakte. Er war nützlich, aber er hatte einfach viel zu viele Ecken und Kanten.


    „Ich meine, ein Reinblut, ein Sithlord, im republikanischen Raum. Womöglich in einer Großstadt einer dicht besiedelten Welt. Wie lange kann sowas gut gehen, selbst wenn man bedenkt das sie anpassungsfähig ist und scheinbar doch einiges an Vorbereitungen getroffen hat. Vor allem wie ist sie dorthin gelangt? Die Spirit ist im Hangar, von den Kurierschiffen fehlt keines, und unsere Frachtercaptains hätten es wohl gemeldet wenn sie sich bei Ihnen eingeschifft hätte.“
    Vetch zuckte die Achseln und kratzte sich etwas ratlos am Nacken. „Blinder Passagier?“ Valchoun schnaubte. „Machen sie sich nicht lächerlich. Meine Schwester, die nach spätestens vier Stunden die Langeweile umtreibt, eine Woche in einem Frachtcontainer eingesperrt? Wohl kaum.“ Dann war da noch die Möglichkeit das sie einfach einen Linienflug genommen hatte. Wobei das nahezu die selbe Qualität hatte. Man konnte sich leibhaftig vorstellen, was passierte, wenn die exzentrische Reinblüterin gezwungen war im Speisesaal neben einer übergewichtigen Konzerndrohne zu essen, die noch die Hälfte ihres Platzes mitbeanspruchte, während eine verwöhnte Xenoblage demonstrativ von hinten gegen Vryns Stuhllehne trat um seine Mutter dafür zu maßregeln, das sie seiner Hohheit einen zweiten Nachtisch verweigerte. Denn letzten Endes verkehrten zwischen Nar und den meisten republikanischen Welten hauptsächlich Passagierschiffe für mittlere bis schmale Einkommensklassen und Touristenbomber die Vergnügungssüchtige und ihre Credits in die Griffel der Hutten karrten. Die Reichen und Schönen steuerten den Huttenmond aus naheliegenden Gründen lieber mit dem eigenen Schiff an.


    Ein Pfeifton durchschnitt die eingetretene Stille im Büro. Skalron Vetchs Augen weiteten sich etwas und man mochte fast meinen er würde rot werden. Der Ton hatte seinen Ursprung am Gürtel des Ex-Piraten, der kurzzeitig bemüht schien es zu ignorieren. In Anwesenheit eines Sithlords ging man nicht einfach an sein Com, soviel hatte selbst Vetch mittlerweile gelernt. Doch Valchouns auffordernder Blick änderte seine Meinung. Der Captain zog das Gerät aus seinem Gürtelholster und aktivierte es. „Oh nein das ist kein Anruf.“ wollte er schon abwinken, erstarrte jedoch dann in der Bewegung, statt es wieder am Gürtel zu verstauen. Stattdessen hantierte er an dem Display während sich Valchoun neugierig näherte. Vetch versuchte zwar das Com so zu drehen, das der Lord es nicht gleich einsehen konnte, doch das ihn überragende breitschultrige Reinblut ließ nicht locker, wohl in der Hoffnung Vetch würde Neuigkeiten zu dem gerade diskutierten Thema erhalten. Hastig huschten Skalrons Finger über die holographischen Buchstaben unterhalb des Displays. „Ist das jetzt euer Ernst? Wir haben wohl gerade andere Probleme!“ entfuhr es dem Sith als er erkannte was der Pirat da gerade so geschäftig trieb. Das Display war ausgefüllt von einer Holonet Seite, die dem Design nach wohl zur Anbahnung von „Bekanntschaften“ gedacht war. Prominent im Bild, war das Holo einer von Kopf bis Fuß in wallende Schleier gehüllten Person, in einer Pose die an exotische Ekstasetänze erinnerte. Einzig ein silberblau glänzendes Vibrorapier, mit einem kunstvoll verzierten, Griff in ihrer Hand schien den Eindruck des geheimnisumwitterten Quells erotischer Fantasien etwas zu kontakarieren. Wobei, es gab ja bekanntlich nichts, dass nicht zumindest irgend einem kranken Geist in dieser Galaxis Erregung verschaffen konnte. Das Pseudonym „Schleierfechterin“ deutete zumindest darauf hin, dass die Person weiblich war, oder sich zumindest als weiblich ausgab. Das ein niveauloser Kerl wie Vetch die Dienste solcher Holonetangebote in Anspruch nahm, wunderte Lord Valchoun nicht im Mindesten. Aber das er es wagte gerade jetzt dem Ruf einer seiner zahllosen Frauenbekanntschaften zu folgen verdiente eigentlich einen Schlag auf den Hinterkopf.


    Schleierfechterin:“Hey Piratencaptain, bin so einsam in der Ferne. Magst Du nicht auf Kaperfahrt gehen?“


    Er hatte nicht viel Niveau erwartet, aber der Text bestätigte das selbiges wohl tatsächlich nur von unten wie Arroganz aussah. Er wollte sich mit dem Innenleben des Piraten auch kaum in dieser Hinsicht befassen, und so sah er fassungslos zu, wie sein Scherge ungeachtet der an ihn gerichteten Frage, seines Lords, zu einer noch gruseligeren Antwort ansetzte.


    T*Raumpirat:“Auf Kaperfahrt unter Deinen Schleiern? Was für Verlockungen erwarten mich denn?“


    Es dauerte nur einige Sekunden, ehe statt eines weiteren literarischen Schlags in die Magengegend ein Hologramm über Vetchs Comlink flimmerte. Die Hand und der schlanke Unterarm einer Frau an denen lasziv einer der seidigen Schleier hinabfloss, die das Antlitz der „Schleierfechterin“ verhüllten. Irritierender als das Hologramm selbst war Vetchs Reaktion darauf. Dieser ließ ein langes Ausatmen hören, wie als würde Anspannung von ihm abfallen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Das brache Valchoun nun doch aus der Fassung. „Vetch, ihre aus Kitschholos stammenden Balztänze können wohl warten, bis wir eine Lösung für unser Problem haben!“ polterte er los, und verpasste dem Piraten, den angedachten Schlag mit der flachen Hand auf seine Schädelplatte, so dass dieser wohl auch vor Schreck einen Schritt nach vorn machen mußte. Eine eindeutige letzte, wenn auch viel zu sanfte, Warnung an seinen Untergebenen. Erst jetzt schien der Pirat aus seiner, von mysteriösen verschleierten Schönheiten regierten Traumwelt, in die hässliche Realität des von einem zunehmend zornigen Sith regierten Büros zurückzukehren. „Ich bitte ergebens um Verzeihung mein Sithlord.“ Entgegen der Eindrücke die Vetch gewöhnlich bei Valchoun hinterließ, fehlte der Bitte jeder spottende Unterton, so als hätte er realisiert, dass er kurz davor war mehr als nur körperlich gezüchtigt zu werden. Doch dieser Eindruck zerstob gleich wieder im nächsten Satz des ehemaligen Piraten. „Es ist aber nicht so wie ihr denkt, mein Sithlord.“


    Valchouns Augen flammten bösartig auf, als er die wohl klischeehafteste Erläuterung für das absolut respektlose Verhalten seines Untergebenen erhielt. „Das sagt ein Kerl zu seiner Frau, nachdem sie ihn mit zwei Nutten-Hutten im Ehebett beim Schwänzeln erwischt hat. Ich zähl jetzt bis drei, dann hab ich ne Erklärung die mir passt, oder ihr Gesicht wird sich zur Attraktion neuer Gespielinnen nur noch sehr bedingt eignen!“ brüllte er los und hatte offenbar Mühe sich noch zurückzuhalten um Vetch eine letzte Chance zu gewähren. In dieser Gemütsverfassung sah man ihn selten und es war höchste Zeit für Vetch Dampf aus dem Kessel zu lassen.
    Der Ex-Pirat suchte scheinds nach Worten für das was er gerade getan hatte, als Valchoun ungerührt zu zählen begann. „Eins!“ Fast so als würde das was er zu formulieren seelische Qualen bereiten, stotterte er los, kam aber über einige halbgare Satzanfänge nicht hinaus. „Zwei!“ Wieder setzte Vetch an, verwarf den Versuch wieder. Es schien, als gäbe es etwas vor dem er noch mehr Angst hatte, als der Drohung seines Gegenübers. Als Lord Everyndar für die letzte Zahl Luft holte, schoss es schließlich schrill aus Skalron hervor: „Es ist ein toter Briefkasten, mein Lord!“ und er wich instinktiv einen halben Schritt zurück. Die Annahme seine Offenbarung wäre zu spät um den Zorn des Sith abzulenken, war ja nicht gänzlich aus der Welt.


    „Ein was?“ hakte der Sith nach, aber er hatte es kaum ausgesprochen als ihm dämmerte worauf Skalron hinauswollte. „Das ist SIE?“ Ihm wurde speiübel bei dem Gedanken das seine Schwester mit diesem schamlosen Kerl derartige Wortspiele spielte. Egal zu welchem Zweck auch immer. Es lief ihm einfach eisig den Rücken runter, und das wo er von seiner Schwester schon so manche kulturellen Tiefpunkte gewohnt war. Doch Skalron gedachte ihm ernstlich das Debakel noch im Detail auseinanderzusetzen. „Sie hat mich vor ein paar Jahren erwischt, wie ich auf dem Schiffscomputer der Spirit mit ein paar Damen hier drin kommunizierte. Nachdem sie mich mit neuen Spitznamen wie 1-Credit-Romanautor und Bordell-Hologrammwerbetexter, versehen hatte, kam ihr diese, wie ich zugeben muss fragwürdige, Idee dort Exfiltrationsinformationen auszutauschen.“ Er hielt kurz inne, wohl um zu prüfen wieviel der ungeschminkten Wahrheit der Lord noch ertrug ehe er überschnappte und Skalron die Scheiße aus dem Leib prügelte. „Sie meinte, es sei wohl der unwahrscheinlichste Ort wo man versteckte Nachrichten suchen würden. Aus der ganzen Galaxis, ohne Spezialausrüstung erreichbar, keine Signaturen die Verdachtsmomente erzeugen konnten. Ich war einfach zu perplex um es ihr auszureden. Ganz ehrlich mein Lord, glaubt mir bitte: Sie hat mich gezwungen!“ Valchoun machte eine wegwerfende Geste. „Ja klar, als ob man Euch zu so einer sittlichen Entgleisung zwingen müsste. Und erspart mir ja die Details über die angedachten Zwangsmaßnahmen.“ Er schnaubte kurz in einer Mischung aus verrauchendem Zorn und Frustration. Frustration darüber, dass jedes mal, wenn er dachte sie hätte beim Ausloten von Niveauabgründen den solide Boden erreicht, seine Schwester ihm zeigte wie gut sie darin war Planetenkerne anzubohren. „Ihr versichert mir also, das dieses widerliche Zeug nichts damit zu tun hat, dass ihr euch meiner Schwester gegenüber unangemessen verhaltet?!“ Vetchs Blick sagte mehr als tausend Worte, aber er begann auch augenblicklich es wortreich abzustreiten: „Mein Lord! Mir käme nicht in meinen kühnsten Träumen in den Sinn Eurer Schwester nachzustellen. Sie ist wie ihr meine Herrin und ich ihr in diesen Belangen gänzlich unwürdiger Diener!“ Der Ex-Pirat bemühte sich ernstlich um einen überzeugenden Ton, in Anbetracht der Vorstellung, was Valchoun zu tun geneigt wäre, wenn ihm Zweifel an dieser Versicherung kam. „Ehrlich Skalron, ein einfaches: Hey ich bin auf Taris, hol mich bei diesen Koordinaten! Reicht das nicht?“ Die Frage spie Valchoun aus, als hätte er in eine faulige Mujafrucht gebissen.


    Skalron scheuerte mit der flachen Hand über seine zweckmäßige Stoppelhaarfrisur, so als hege er nun Vorstellungen davon, wozu Vrynasha fähig wäre, wenn sie erfuhr was er gerade tat. Doch schließlich siegte der Respekt vor demjenigen Reinblut, dass in just diesem Augenblick in der Lage wäre ihm den Tag zu versauen. „Es ist so mein Lord. Das zugegeben auch für meine Verhältnisse unterirdische Liebesgeflüster transportiert Lageinformation. Ihre Frage ob ich sie erbeuten will, bedeutet ich soll sie an einem Ort abholen. Das Hologramm, oder eine Nachricht die solche Elemente verwendet ist ein Indikator wie hoch sie die Bedrohungslage einschätzt. Weiche, romantische Dinge wie Seide, Blumen, Federwedel stehen für alles grün, wenn sie mit Schwierigkeiten oder gar mit Gefangennahme rechnet dann...“ Valchoun hob eine Hand und reckte den Zeigefinger direkt vor Skalrons Gesicht warnend in die Höhe. „Vetch – ich sagte – keine - Details! Mein Mittagessen war zu gut, als das ich es jetzt über meinen Teppich verteilen will!. Es reicht mir völlig, zu wissen dass meine Schwester überhaupt solch ein scheußliches Zeug für Leute wie sie, lesbar im Holonet hinterläßt!“ Was war eigentlich aus guter alter Verschlüsselungstechnik geworden?! „Und wo, beim fauligen Rancor ist sie jetzt?“ herrschte er den Captain schließlich an. „Das weiß ich noch nicht mein Lord, ich kam noch nicht dazu das zu fragen.“ stellte Skalron fest und rührte wie schon die letzten Minuten keinen Muskel. Valchoun starrte ihn nur fassungslos an, so als verstehe er nicht worauf sein Scherge wartete. Das dieser nach den letzten Minuten selbst zum Atmen um Erlaubnis bitten würde entfiel dem Reinblüter irgendwie. „Na dann – Beeilung! Wenn es sein muss eben auch mit euren Puffmetaphern, verdammt nochmal!“
    Vetch ließ sich das nun nicht zweimal sagen und wandte sich wieder dem Comlink zu, während Valchoun sich mit hörbarem Knurren und irgendeinem sicherlich wenig schmeichelhaften Kraftausdruck in seiner Muttersprache in Richtung Fenster wandte. Dieser lüsterne, verlauste Pirat sollte zumindest so lange aus seinen Sinnen verschwinden, bis er die gestellte Frage beantworten konnte.


    T*Raumpirat:“Welcher der funkelnden Sterne führt mich zu meiner Beute?“


    Es sollten einige quälende Minuten tödlicher Stille im Büro des Lords vergehen, bis das Comlink erneut einen Laut von sich gab, der Skalron instinktiv zusammenzucken ließ. Valchoun stand weiter mit dem Rücken zu seinem Untergebenen und starrte finster brütend aus dem Fenster. Daher registrierte er zuerst nur ein lautes Husten als sich Skalron wohl an seinem eigenen Speichel verschluckte. „HEILIGES Grophetsteak!“ Das Reinblut nahm den Piraten wieder in den Blick und schon wieder keimte Ärger auf, als der sich offenbar bitten ließ ihn aufzuklären. „Will ich wissen mit welch kranken Fetischen meine Schwester ihren derzeitigen Aufenthaltsort beschreibt?“ Vetch äußerte nichts, machte nur die zwei Schritte vor, die er brauchte um an den Lord heranzutreten. Dann hielt er ihm ohne weitere Worte der Vorwarnung das Comlink vor die Nase. Valchoun hatte schon befürchtet ungeschönt zu erleben zu welch Obszönitäten seine Schwester fähig war. Aber stattdessen blickte er nur auf nüchterne blanke Zahlen.


    Schleierfechterin: "0 - 0 - 0" - gefolgt von dem Hologramm eines sich immer wieder lockend krümmenden Zeigefingers.


    "Vetch, was soll das? Ich versteh euer schamloses Erotikgeschwätz nicht, ich werde auch eure Zahlenspielchen nicht verstehen.“ Der Ex-Pirat schaute ihn nur hilflos an und machte keinerlei Anstalten zu einer Erklärung anzusetzen.
    Nun war es zur Abwechslung Valchoun der erschrocken einen Großteil seiner Gesichtsfarbe verlor. Denn das er ihm eine Aufklärung schuldig blieb, bedeutete wohl, dass das kein Code war. Oder vielmehr war es einer der in der ganzen Galaxis keinerlei Erläuterung bedurfte. Der Reinblüter legte sich die flache Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf, dabei einige weitere Verwünschungen in der Sprache seiner Vorfahren von sich gebend, oder vielleicht waren es auch Gebete, da war Skalron sich unsicher. „Wenn ich Mutter das erzähle, kocht sie Blutsuppe aus mir.“ Vetch verspürte kurz die Regung seinem Dienstherrn aufmunternd auf die Schulter zu klopfen, wiederstand dann aber doch. Er hatte Lord Tryf bisher nie live erlebt. Aber wenn es etwas gab, vor dem Valchoun, und selbst Vrynasha Respekt hatten, dann war es die Everyndarälteste.

  • Coruscant – Keleemek Distrikt, Block D5-Ebene E-92


    Leise wummernd glitt das Speederbike die von dämmerigem leicht flackerndem Zwielicht erfüllte Gasse entlang. Der Fahrer, eine finster aussehende Gestalt in schwerer Swoopbikermontur und einem ausgefaserten Staubmantel ließ den Blick dabei von links nach rechts wandern, so als suche er etwas. Die Beleuchtungseinrichtungen über der Gasse warfen fahlgelbes Licht in die Gegend was allem ein ungesundes Aussehen verlieh, nur durchbrochen von den gelegentlichen Holoreklamen der kleinen Geschäfte die die Gasse säumten. Krämerläden, Lebensmittel. Hier und da ein Kleidungsgeschäft oder Techshop. Der eine oder andere Händler saß in seinem Klappstuhl vor seinem Geschäft, da um diese Zeit wenig Kundschaft unterwegs war. Das kam dem Biker aber gerade recht, der sich so einen besseren Überblick verschaffen konnte. Die wenigen Passanten trugen alle Sorge, die Aufmerksamkeit des Kerls nicht zu erregen und betrachtete man die Tags der Gangs die hier teils übereinander an Wände, Säulen und zerbrochenen Fensterscheiben leerer Geschäfte gesprüht worden waren wunderte das nicht.


    Dieses Viertel hatte eine durch die Sprüharbeiten gut dokumentierte Geschichte von Bandenkriegen hinter sich und da war man als einfacher Bewohner, der hier nur versuchte zu überleben sehr bemüht solchen Leuten aus dem Weg zu gehen. Dogan Matharil, Söldner und incognito reisender Sithlord hatte sich die Worte des Taxipiloten gut eingeprägt, als er von den Gangaktivitäten sprach. Wo die übelsten dieser Sorte rumlungerten, hatte das zweite Alter Ego Eyafril den arglosen Mann gefragt und, wenn auch unwissentlich, bestätigte er, dass ihre Informationen korrekt waren. Die Blutsleens waren eine nicht sonderlich große, dafür aber gut ausgerüstete und rücksichtslose Gang mit stringenter Führung, die in diesem Teil des Kelemeek Distrikts operierten. Den Namen des Bosses kannte der Pilot, der offenbar aus der Gegend stammte, zwar nicht. Aber die wenigen Merkmale die er über ihn wusste passten zu der Person auf die sich Vrynasha bei ihrer Suche als erstes konzentrieren wollte. Budian Kreymak, der Truppführer der Einheit, die damals mit der Sicherheit beauftragt war. Kreymak war eine der wenigen Personen von denen Vrynasha die Bestätigung erhalten hatte, dass sie überhaupt noch lebten. Die andere Person war Aldon Langfield, Chef des Söldnerunternehmens das der Mogul engagiert hatte. Doch dessen Aufenthaltsort war nur auf den Planeten selbst eingrenzbar. Ihn also ohne fundierte Informationen zu suchen, völlig aussichtslos. Das Aktionsgebiet der Blutsleens hatte Dogan nun gefunden, ausweislich eines noch unversehrten Sleenkopfes in roter Sprühfarbe, an der verrammelten Tür eines aufgegebenen Techladens. Der Künstler hatte darauf geachtet die Farbe so aufzutragen, dass sie an der Schnauze des Reptils herablief und den Eindruck herabtropfenden Blutes erweckte. Blieb die Frage wo diese Leute sich versteckten, denn die Gangs markierten zwar vielerorts ihr Revier, ihr Hauptquartier war aber in der Regel nur Eingeweihten bekannt. Schon aus Angst vor rivalisierenden Gangs, die dieses Wissen jederzeit für einen Überfall nutzen konnten. Aber wenn man bedachte womit Gangs ihr Geld verdienten, würde es nur ein wenig Zeit und Geduld benötigen. „Folgt dem Geld mein Lord.“ Das waren van Ardens Worte gewesen. Zwar hatte sie des in einem anderen Kontext gesagt, ging es doch eher um das Geld das vermutlich als Lohn für Lord Ronavis Ermordung geflossen war. Aber in diesem konkreten Fall würden früher oder später Geldeintreiber auftauchen und genau auf diese würde sie warten. Dogan manövrierte das Bike in die Deckung eines ausgebrannten Lieferspeeders und stellte die Repulsoren ab. Auf der anderen Straßenseite befanden sich mehrere Geschäfte, deren Inhaber sicher für den „Schutz“ der Sleens zahlen mussten. Ordnungskräfte gab es hier ansonsten keine. Nichtmal ein paar Securitydroiden hatte die Coruscanti Sicherheit erübrigt für diesen offenbar abgeschriebenen Teil der Stadt. Er befand sich ein gutes Stück unterhalb der Ebenen, auf denne man wenigstens während weniger Stunden Tageslicht sah, und die künstlichen Beleuchtungen in den ungastlichen Tunneln verhinderten gerade mal das man über Unrat fiel oder ähnliches. Wie auch im Imperium waren Geld und Personal knapp und so blühte das Gangwesen in den unübersichtlichen Labyrinthen von „Galactic City“ sicher ebenso reichhaltig wie auf Nar Shaddaa. Jedoch ohne die regulierende Faust des seit Jahrhunderten fest etablierten Huttenkartells.


    Sie hoffte das eines der Geschäfte heute Zahltag hatte und sie sich dann mit den Geldeintreibern ein wenig unterhalten konnte. Diese waren meist junge Rekruten, die sich für die Gang beweisen mussten, in Begleitung eines einzelnen Erfahreneren. Also ein beherrschbares Risiko. Selbst wenn ein kampferfahrenes Mitglied dabei war, würde es sich durch sein Verhalten verraten und damit zum Erstschlagsziel werden, wenn es zu einer Auseinandersetzung kam. Vorsorglich öffnete Dogan das Holster der Blasterpistole am Gürtel und löste auch die Verriegelung des Vibroschwerts auf dem Rücken um es bei Bedarf schnell ziehen zu können. Dann hieß es abwarten. Bald schon näherte sich, unter dröhnender Musik, ein Speeder. Ein ehemaliges Luxusmodell, jedoch auf eine Weise abgenutzt und verunstaltet die jedem Liebhaber solcher Gefährte das Herz bluten ließ. Der Speeder hielt vor der Ladenzeile und drei Typen stiegen aus. Allesamt in schäbige Biker und Pilotenjacken gekleidet. Einigermaßen einheitlich in Farbe und Aufmachung, und alle hatten natürlich das Gangemblem auf dem Rücken. Ein vierter Typ blieb im Wagen sitzen. Womöglich rechneten sie doch mit dem Auftauchen der Security, und mit denen scheuten Gangs oft die Konfrontation, selbst auf ihrem eigenen Land. Die drei Schläger sahen sich um, zwei erhielten Anweisungen von dem Dritten und sichteten auch kurz die Winkel und Nischen neben den Läden. Dann betraten sie gemeinsam das mittlere der drei Geschäfte, einen Kleiderladen. Vrynasha alias Dogan schwang ihr rechtes Bein über den Sattel und stieg von der Maschine. Zeit ein paar Sleens aus dem Maul bluten zu lassen.


    Dromund Kaas – Anwesen des Lords Anechour Theress


    Lord Theress lehnte entspannt in der Chaiselounge und schwenkte gemächlich den edlen Kristallkelch in seiner Hand. Die Augen halb geschlossen gab er einen wohligen Brummlaut von sich ehe er den Kelch an die Lippen führte um ein wenig der dunkelroten Flüssigkeit zu nehmen, die wohl aus der Auradium verzierten Flasche stammte die auf einem kleinen Beistelltisch in einem Kühler lag. „Ja, genau da Koyi, ruhig ein wenig fester.“ raunte er der jungen Twi'lek zu, die am Fußende der Chaiselounge auf dem Boden saß und Anechours rechten Fuß massierte den er dazu auf einem kleinen Schemel abgelegt hatte. Die Angesprochene die wenig mehr trug als ihr Sklavenhalsband nickte stumm und ging etwas beherzter zu Werke. Ihr Herr quittierte dies mit einem erneuten Laut des Wohlergehens und lehnte sich noch etwas fester in die edlen Polster seiner Sitzgelegenheit. Es war eine ganze Weile her, seit er sich diesen Luxus gegönnt hatte, aber heute nachdem die Anstrengungen der letzten Grabungsexpedition endlich verflogen waren, war er in der Stimmung dazu. Er spürte das sich jemand näherte und blickte zur Seite. Eine weitere meerblaue Rutian hatte sich mit demütig gesenktem Kopf genähert und hielt ein silbernes Tablett mit einem darauf platzierten Holokom in der Hand. Sie war von Koyi nicht zu unterscheiden, und er liebte es die beiden Schwestern mal im Zwillingslook und mal gänzlich unterschiedlich zu kleiden. Die Gegenwart der Beiden war außerordentlich entspannend und angenehm, und sie hatten ja auch keinen Grund sich über ihr Los im Haus Theress zu beschweren. Gelegentlich fragte er sich natürlich was seine Gattin bezweckt hatte, als sie die Zwillinge von einer ihrer obskuren Reisen mitgebracht hatte. Aber wer war er, solch ein perfekt auf seine Vorlieben abgestimmtes Geschenk geringzuschätzen. Das Holokom störte natürlich das Idyll. Insbesondere wenn es ungeduldig blinkend eine eingehende Verbindung anzeigte. Doch mit einem leichten Seufzen stellte er das Glas auf das Beistelltischchen und bedeutete Supisy mit einem Wink, dass sie sich nähern durfte. Dies tat sie, kniete sich neben das Lager ihres Herrn. Dann reichte sie ihm das Tablett mit dem Kommunikationsgerät hin. Unwillig sich mehr zu bewegen als notwendig, und damit womöglich die wohltuenden Impulse von Koyis Massage zu stören, aktivierte er das Gerät noch auf dem Tablett liegend und wandte den Blick dann dem sich aufbauenden Hologramm zu.


    „Schwager! Welch Freude Dich zu sehen. Wie laufen die Geschäfte im fernen Huttenland?“
    Das Bild Valchouns flackerte noch etwas und die Miene des anderen Reinbluts deutete darauf hin, dass bei diesen Geschäften irgendwas im Argen lag. Aber Anechour würde kaum Interesse an dem Befinden seines Schwagers heucheln, oder die besorgte Miene kommentieren. ER hatte angerufen, also wollte er was. Das würde der distinguierte Lord Theress ihm sicher nicht aus der Nase ziehen. „Oh ganz gut eigentlich. Die Erlöse stabilisieren sich langsam und es geht aufwärts.“
    Sicher das mochte sein, nur Valchoun würde ihn sicher nicht anrufen um ihm von seiner Geschäftstüchtigkeit vorzuschwärmen. „Das heißt ich muss nicht meine – wie sagt Deine Schwester immer – Gangsterschnecke verkaufen um Dich beim Kartell auszulösen?“ Valchoun lachte etwas gequält, und man merkte ihm an, dass sich seine Laune bei der Thematik eher noch verfinsterte. Die Referenz auf den massivgoldenen Hutten, der seit Jahren in der Eingangshalle des Theress – Everyndar Anwesens stand und Besucher empfing, war es eher nicht. Es war immer wieder faszinierend wie viel man über die Haltung von Leuten erfahren konnte, wenn sie unvorbereitet mit der eigenwillig dekorativen Kapitalanlage des Lord Theress konfrontiert wurden. Wenn aber der Hutte nicht für die Gewitterwolken verantwortlich war, die sich über dem Kopf von Anechours Schwager zusammenbrauten, konnte es also nur die ebenfalls erwähnte Schwester sein.


    „Ich hätte ein etwas delikates Anliegen, Schwager.“ und der Angesprochene musste unweigerlich etwas breiter Lächeln als sich sein Verdacht bestätigte. „Lass mich raten, Dein Anliegen ist etwa einen Meter und sechundsiebzig groß, langbeinig, hat dichtes schwarzes Haar das zum Zerwühlen einläd, ist darüberhinaus die Mutter meiner äußerst wohlgeratenen Nachkommenschaft, und sieh hat was ausgefressen." Er machte eine kleine wohldosierte Pause in der er Valchouns holographische Züge scheinbar eingehend studierte und fuhr dann mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht fort: "Wenn ich aus deinem Gesicht lesen müßte: Sie hat gerade dem hohen Kanzler der galaktischen Republik während einer Pressekonferenz ihr Lichtschwert bis zum Griff in den Hinterausgang gerammt und dabei 'Für die Republik' in die versammelten Camdrohnen gebrüllt!? “ Ausgehend von Valchouns nervös zuckender linker Braue, gratulierte Anechour sich zu einem Volltreffer. „Nicht ganz, aber viel fehlt wohl nicht.“ Ja er hatte maßlos übertrieben, aber da Valchoun seine Version nicht wirklich dementiert hatte, war Anechours Neugierde geweckt. Er hatte nicht einmal ein wenig geschmunzelt und das konnte zweierlei bedeuten: Es war ihr etwas tatsächlich ernstes zugestoßen, was Anechour definitiv nicht hoffte, oder sie hatte wirklich getan, worüber er gerade schwadroniert hatte – dabei dann eben „Für das Imperium!“ gerufen, oder was immer Valchoun mit „nicht ganz“ meinte. „Also gut Valchoun, laß mich nicht dumm sterben.“ ließ er sich vernehmen, die Jovialität für den Moment verflogen. Vorsorglich griff er nach seinem Weinkelch um gegebenenfalls in dem teurem Tropfen zu ertränken was ihm an Valchouns Einlassung nicht passen würde. „Ich weiß nicht wieviele Klicks zwischen ihr und dem Hinterteil des hohen Kanzlers erstrecken, aber Du weißt wie sie Speeder fährt, lang dauern würde es sicher nicht.“ Anechour fixierte das Hologramm seines Schwagers mit lauerndem Blick. „Ach Schwager, sie fliegt wild, aber selbst sie würde es durch die republikanische Orbitalverteidigung kaum bis zum Senatsplatz schaffen.“ Valchoun blickte weiterhin mit erstarrten Gesichtsmuskeln aus dem Holocom.


    „Anechour, ich sagte Speeder, nicht Raumschiff.“


    Ein lautstarkes Schlucken mit anschließendem deutlichem Räuspern erklang von der Chaiselounge und Supisy eilte sich ihrem Herrn eine der Servietten anzubieten die auf dem Beistelltisch bereit lagen. Das Angebot wedelte er aber nur mit einer Handbewegung davon. „Willst du mir damit sagen meine Frau hätte sich nach Galactic City abgesetzt?!“ Nun kam er doch nicht umhin ein wenig erschrocken zu schauen. Das Hologramm verzog keinen Muskel und wenn das Valchouns Art war, auch mal einen Streich zu platzieren der ihn unerwartet erwischte, war ihm das gelungen. Er entspannte sich also augenblicklich wieder. Das folgende Lachen war der goldenen Gangsterschnecke in der Eingangshalle würdig. „Jetzt hast Du mich fast gehabt, Schwager.“ Doch statt selbst zu lachen und damit seinen Sieg zu reklamieren blieb Valchoun reglos. „Ist ja gut, sag jetzt das es ein Scherz war, und dann erklär mir womit ich dir behilflich sein kann.“ Nach wie vor keine Regung des Everyndar Erstgeborenen und Anechour aktzeptierte das Unausweichliche.
    Tief atmete er durch und sortierte schnell wieder seine Gedanken die zumindest für einen Moment aufstoben wie eine Schwarm Shyracks zur Fütterungszeit. „Sie ist – auf Coruscant – Verstehe – soll schön sein - um diese Jahreszeit. Ich hoffe sie bringt mir - ein Souvenir mit? Nen Jedikopf vielleicht? Wäre äußerst – dekorativ im Salon.“ Der Schluck aus dem Weinkelch fiel etwas tiefer aus als sonst. Ansonsten versuchte er, nur mittelmäßig erfolgreich, zu wirken als wäre er nicht im Mindesten beunruhigt. „Woher hatte sie das Geld für diesen Irrsinn? Sie braucht ein Schiff, Ausrüstung, Leute. Solche Bewegungen wären mir aufgefallen, auch wenn ich im Gegensatz zu Dir keine Freude an Buchhaltung habe.“ Der Gesichtsausdruck des holographischen Gegenübers wirkte nun ein wenig als ramme man ihm gerade ein Vibromesser in den Oberschenkel und drehe es genüsslich einmal um die eigene Achse. Er brauchte jedenfalls kein Wort sagen um das Geheimnis zu lüften. „Schwager, wenn das ein Versuch war den Begriff Risikokapitalgeber neu zu definieren. Dann spreche ich dir hiermit Lob und Anerkennung aus.“ Damit prostete er dem holographischen Konterfeit seines Schwagers zu und gönnte sich noch einen deftigen Schluck "Bist Du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Es hätte Dir klar sein müssen das sie wieder - Dinge - tut."


    Im Grunde wusste Anechour nicht ob er laut lachen sollte. Weil ungeachtet der Frage was Vrynasha vorhatte, hatte sie zumindest schon mal dafür gesorgt das ihr Bruder zur Erheiterung beitrug. Sorgen machte er sich nur bedingt. Vrynasha bestand aus hundertsechundsiebzig Zentimeter Draufgängertum, aber sie war nicht dumm und überschätzte sich in der Regel nur selten. Sie hatte sich sicher penibel auf dieses Projekt vorbereitet und wenn ihr derweil der Eindruck gekommen wäre, sie würde sich daran verheben hätte sie es sein gelassen. Sicher es war eine Mischung aus langjähriger Erfahrung mit ihren teilweise irrwitzigen Eskapaden, aber auch eine gute Portion Zweckoptimismus die ihn zu dieser Ansicht verleiteten. Es wurmte ihn aber vor allem, dass sie ihn, wie den Rest ihrer Familie, im Unklaren gelassen hatte. Natürlich hätte er sie gefragt ob sie das wirklich für sinnvoll erachtete, aber er hätte es ihr kaum versucht auszureden. Nach fast 10 Jahren Ehe wusste er das nun wirklich besser. Aber er hätte vielleicht selbst noch das eine oder andere beisteuern können um die Erfolgsaussichten etwas zu erhöhen und Risiken zu verringern. „Also Valchoun, Du wirst verstehen dass ich ihr jetzt kaum nachfliegen und sie zurückholen werde, oder?“ Der Everyndarsohn nickte und holte tief Luft. „Darum geht es auch garnicht. Ich habe ihren Kettenhund von Ex-Piraten losgeschickt um das zu erledigen. Er kann sich nach wie vor im republikanischen Raum unbehelligt bewegen und ist darüber hinaus ihr Mann der Wahl für solche Jobs. Ich hab ein anderes Problem.“


    Valchouns Mimik und Zögern ließ ein diabolisches Lächeln auf Anechours Lippen aufziehen und er beschloss das Problem für seinen Schwager in nur ein einzelnes Wort zu gießen: „Tryf!“ Das betretene Gesicht seines Schwagers entlockte ihm erneut ein Lachen. „Du möchtest das ich ihr das so charmant verkaufe, dass Du nicht anschließend selbst die Republik um Asyl ersuchen musst? Sehr geschickt Schwager! Jetzt wo Du mich zum Mitwisser gemacht hast, habe ich wohl kaum eine andere Wahl.“ knurrte der Lord während er sein Weinglas leerte und es Supisy hinhielt, so dass sie nachschenken konnte. Alle Kinder der respektgebietenden Clanältesten hatten mittlerweile gelernt, dass der Angeheiratete Lord wusste, wie er seine Schwiegermutter handhaben musste, um sie nach einem Fiasko dieser Größenordnung davon abzubringen den Familienstammbaum zurecht zu stutzen. „Aber ich bin mir sicher Du bist in der Lage mich auch zu motivieren es auf eine Weise zu tun das nicht nur ich ihrem Zorn entgehe, oder?“ Nun lehnte sich Anechour wieder entspannt zurück. Sein Schwager kannte ihn zu gut um ein unzureichendes Angebot zu unterbreiten. Es wäre eine willkommene Gelegenheit sich die Credits und die Beziehungen seines Schwagers zunutze zu machen um sich mal wieder richtig von den Strapazen der zahlreichen Forschungsreisen der letzten Jahre zu erholen. Nach einigen Minuten Verhandlungen, mit dezent eingestreuten Hinweisen darauf wie unamüsiert Lord Tryf darüber wäre diese Geschichte vom maßgeblichen Verursacher präsentiert zu bekommen, hatte man sich auf ein äußerst dekadentes Unterhaltungsprogramm geeinigt, das einige der teuersten Lokationen umfasste und die exklusive Aufmerksamkeit einiger sehr teurer Unterhaltungsspezialisten. Aber Valchoun sollte noch ein wenig mehr bluten. Während er mit der rechten Hand die herzige Supisy mit einer ihrer eigenen Lekkuspitzen an der Nase kitzelte, und ihr damit ein verstohlenen Kichern entlockte, kam ihm noch etwas in den Sinn. „Nun Du weißt das Deine Mutter gerade auf Felador weilt, zu diesen müßigen Gefangenenaustausch Verhandlungen mit der Republik? Das ist eine ziemliche Strecke von Kaas City.“ Valchouns Gesicht verfinsterte sich, denn er wusste worauf diese Schikane hinauslaufen sollte. Demonstrativ atmete er tief ein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist unverschämt Anechour! Ich glaub dein goldener Türsteher färbt etwas arg auf dich ab.“ Doch bevor sein Schwager sich geneigt sah die Bereitschaft Tryf gegenüber zu treten zurückzuziehen fuhr er fort. „Ja die Antagonist steht auch zu Deiner Verfügung.“ Valchouns völlig überzüchtete CEO Schleuder von einem Kurierschiff war nicht nur schneller als alles an Bord dessen Anechour sich jemals befunden hatte. Man wünschte sich auch angesichts der Ausstattung eher, dass sie langsamer wäre, um alle Annehmlichkeiten nutzen zu können. „Keine Sorge, bis auf den Piloten bring ich mein eigenes Personal mit.“ ergänzte er mit einem amüsierten Blick in Richtung seiner Twi'lek Zwillinge. Was immer er auch von dem Stunt seiner geschätzten Ehegattin halten sollte. Für ihn war jetzt zumindest schon mal ein lohnendes Vergnügen abgefallen. Über ihre mangelnde Bereitschaft ihn ins Vertrauen zu ziehen, würde er zu gegebener Zeit mit ihr sprechen.

  • Es war mal wieder einer jener langweiligen Tage an denen alles für seinen Geschmack einfach zu glatt ging. Kreymak hatte sie rausgeschickt um die Kundschaft aufzusuchen und Inkasso zu betreiben. Nichts spannendes. Die drei Grünschnäbel die er mitnehmen sollte hatte er schnell eingeteilt und kurz und knapp instruiert. Er und zwei von ihnen gingen in die Läden um Druck zu machen. Der dritte blieb draußen im Speeder. Öde Routine, aber der Boss hatte es angeordnet. Die ganze Tour war erfolgreich gewesen, doch wie immer musste es einen geben der sich zierte seinen Beitrag für die Sicherheit des Viertels zu leisten. Die Diskussion wurde etwas hitzig und so verlor der Anführer des Trupps die Ladenfront für einen Moment aus den Augen. Eine lässliche Sünde eigentlich, bedachte man den Ruf der Sleens in diesem Distrikt, doch den dunkel gekleidete maskierte Neuankömmling, der sich aus dem toten Winkel dem Speeder näherte, scherte dieser Ruf wohl offensichtlich nicht.
    Leicht mit dem Kopf wippend lauschte der Fluchtfahrzeugpilot irgendeiner Musikform die Dogan eher an kaputt gehende Droiden denn Musik erinnerte. Er war sich der nahenden Gefahr offenbar nicht bewusst, erwartete mangels Erfahrung nicht auf dem eigenen Territorium angegriffen zu werden. Erst als auf einmal ein Schatten in seinem Augenwinkel auftauchte schaute er überrascht nach links, doch da war es schon zu spät. Die Seitenscheibe des Speeders bot der mit einem verstärkten Handschuh bekleideten Faust des Maskierten keinerlei nennenswerten Widerstand. Die Transpariplast Splitter die ihm ins Gesicht flogen nahmen ihm für einen Moment die Sicht. Trotzdem versuchte er seinen Blaster aus dem Holster zu ziehen, von dem der Anführer eigentlich gesagt hatte, er sollte ihn sicherheitshalber auf den Beifahrersitz ablegen. Doch schon spürte er den eisernen Griff des Unbekannten an seinem Nacken. Dann wurde es schwarz, als sein Kopf an der Steuerkonsole aufschlug. Nachdem Dogan sich vergewissert hatte, dass der Speederfahrer k.o. war und sicher keinen Alarm schlagen würde, wandte er sich dem Geschäft zu. Die Sleens im Laden hatten das kleine Gerangel vor dem Geschäft offenbar nicht mitbekommen, denn es waren lediglich einige zu Bruch gehende Gegenstände zu hören, gepaart mit dem Kreischen und Zetern einer Frau. Die Ganger hatten an der Tür vorsorglich das „Geschlossen“ Schild aktiviert, aber die Tür ließ sich trotzdem öffnen. Die drei Gestalten in Blutsleen Kluft waren offenbar so vertieft in die "Diskussion" mit dem Ladenbesitzer das sie garnicht merkten welch Unheil sich von hinter einem mannshohen Regal näherte.


    „Sefal wir waren jetzt echt ne Weile geduldig. Der Boss hat mir gesagt ich hätte freie Hand wenn Du diesmal nichts auspuckst.“ herrschte der Wortführer den Ladenbesitzer an, einen blassblauen Nautolaner der mittleren Alters war und reichlich verzweifelt drein schaute. Ob die blasse Farbe ein Resultat der Unmutsbekundungen der Gangmitglieder war? Diese hatten bereits einiges des Ladeninventars in der näheren Umgebung verstreut. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass einer der Sleens eine wesentlich jüngere Nautolanerin mit verdrehtem Arm auf eine Vitrine mit Modeschmuck drückte um sie ruhig zu stellen. Eines aber war klar, die Jungs meinten es ernst.
    „Also hast Du die Credits, oder muss deine Tochter sie abarbeiten?“ Damit war wohl die junge Frau gemeint, die gerade mal so erwachsen war und immer wieder versuchte den Griff des Sleens zu lösen. Dieser ließ aber nicht locker, und bei den Worten seines Anführers grinste er dreckig und presste seinen Unterleib wiederholt an den exponierten Hintern der jungen Nautolanerin. Zumindest für ihn war klar, welcher Art die Arbeit wohl sein würde. „Ich beiß, Dir den Schwanz ab du Kröte!“ zischte die offenbar streitbare couragierte Frau, sehr zur Erheiterung der Bandenmitglieder. „Sleens sind Reptilien, keine Kröten.“ mischte sich ungefragt eine, durch ein Sprachmodul verzerrte Stimme in die Unterhaltung ein. Die Gangmitglieder die Dogan bisher den Rücken zugewandt hatten fuhren herum, auch Sleen Nummer 3, die Kröte, schien den Maskierten nicht bemerkt zu haben als er das Geschäft betrat und ließ ruckartig die Nautolanerin los. Sich ihrer überlegenen Mannstärke bewußt, beschlossen sie den Eindringling in seine Schranken zu weisen. Das hier war schließlich ihr Block!„Hau ab, Alter. Der Laden ist gerade geschlossen.“


    Der Maskierte machte aber keine Anstalten dem Folge zu leisten. Stattdessen kam er sogar noch einen Schritt näher. „Da die Klamotten hier nicht mein Stil sind, bin ich vermutlich wegen Euch Handtaschen hier.“ Dogans Einschätzung hatte ihn nicht betrogen. Es waren Grünschnäbel, zumindest nahmen sie beinahe reflexartig mit ihrem Anführer Blickkontakt auf, so als erwarteten sie Anweisungen. Nur der Wortführer in der Mitte, entlarvte sich durch seine lauernde Haltung wohl als der Erfahrenste der drei. Vier wenn man den träumenden Fahrer einschloss. Einer der Neulinge, ein bärtiger Typ mit langem zum Zopf gebundenen Haar, zog eine kurze Blasterpistole und stapfte auf den ungebetenen Neuankömmling zu, der wohl über die örtlichen Herrschaftsverhältnisse aufgeklärt werden musste. Direkt vor ihm angekommen hielt er ihm die Knarre direkt an die Stirn. „Entweder Du haust jetzt ab du Penner, oder ich baller dir ne Ladung Plasma in den Schädel.“ Die Sith in der Söldnerkluft fühlte deutlich, dass der Sleen nicht ohne Erlaubnis seines Anführers handeln würde. Aber es würde wohl nur kurze Augenblicke dauern, bis dieser die Erlaubnis erteilte. „Wie soll das gehen mit gebrochenem Handgelenk?“


    Dogans linke Hand schoß nach oben und schloss sich um den Unterarm des Sleens, wobei dieser durch die Wucht des Zugriffs zur Seite gedrückt wurde. Ein Schuss löste sich, schlug aber harmlos in die Fensterfront des Geschäfts ein. Der Söldner griff mit der zweiten Hand nach und schmetterte das Handgelenk seines Gegners abwärts, auf die Stange eines fest montierten Kleiderständers. Das Gelenk bedankte sich für die Behandlung mit einem hörbaren Knirschen und der Sleen verlor unter einem Schmerzensschrei seine Waffe. Den immer noch gehaltenen Arm als Hebel nutzend drehte er den Gangster mit dem Rücken zu sich, woran sich in einem einzigen perfekt choreographierten Bewegungsablauf eine Halbdrehung und ein kraftvoller Tritt in die Kniekehle des Sleens anschloss. Kaum sackte der Bartträger auf die Knie machte sein Hinterkopf auch noch Bekanntschaft mit seinem Ellbogen und er kippte wie ein nasser Sack vorn über und fiel mit dem Gesicht auf den Boden. Das ganze hatte sich dermaßen schnell zugetragen, dass die verbliebenen Gangster noch in ihrer Schrecksekunde verharrten als schon vollendete Tatsachen geschaffen waren. Beide griffen nach ihren Vibromessern, die sie aufgrund der beengten Verhältnisse für die bessere Wahl, als ihre Blaster hielten. Der maskierte Angreifer zog als Antwort das Vibroschwert von seinem Rücken und ließ es einmal in seiner Hand kreisen. Hinter den Gangstern nutzte derweil die junge Nautolanerin die Gunst der Stunde und flüchtete sich zu ihrem Vater, der irgendwie die Welt nicht mehr verstand. „Letzten Endes brauche ich nur einen von Euch lebend, also können wir diese Komödie ruhig zu Ende spielen.“


    Die beiden Sleens schauten zu ihrem gefällten Kameraden dann wieder zu dem Angreifer, dessen Art mit dem Reglosen umzugehen gezeigt hatte, dass er seine Kampftechnik nicht beim Raufen auf der Straße erlernt hatte. Der Chefgeldeintreiber war der erste, der sich wohl keine Chance ausrechnete dem Gegner beizukommen und ließ das Messer fallen. Sein noch einsatzfähiger Mitstreiter folgte nach einigen Sekunden verwirrten Dreinblickens. „Hinsetzen!“ befahl Vrynashas Alter Ego barsch und deutete mit der Spitze des Vibroschwerts auf den Platz vor einem Sockenregal. „Habt ihr was da um die Arschlöcher zu fesseln?“ fragte er dann die Ladeneigentümer. Der ältere Mann, der offenbar schon die Rache der Sleens für diesen Zwischenfall fürchtete schüttelte angsterfüllt den Kopf. Seine Tochter indes schnappte sich einige Gürtel von einem Ständer und hielt sie dem unheimlichen Maskierten entgegen. Dieser deutete jedoch nur mit dem Kopf in Richtung der beiden, die sich im Schneidersitz vor dem Regal niedergelassen hatten. „Taoli nicht!“ wollte ihr Vater noch einwenden, aber der jungen Frau schien es opportun die offenbare Aggressivität dieses Typen nicht noch auf sich selbst zu lenken. Sie eilte sich, und zaghaft ging sie dabei auch nicht vor, wie der Laut des Unbehagens kundtat, den der Sleen der sie vorher im Griff gehabt hatte zeigte. Derweil hatte Dogan den dritten Mitstreiter neben seine Kumpane geschleift und ihn mit ein paar Ohrfeigen ins Reich der Wachenden zurückgeholt. Auch er wurde von Taoli mit einem der Gürtel gefesselt und jaulte kurz auf als sein angebrochenes Handgelenk diese Behandlung nicht guthieß.
    Dann zog sich die junge Frau wieder zu ihrem Vater zurück, der ihr einen warnenden und bittenden Blick zuwarf und sie so wortlos anflehte die Unterstützung für diesen Wahnsinnigen nicht fortzusetzen.
    Dogan baute sich vor den drei Handlangern seines ersten Primärziels auf.


    „Also ich suche Budian Kreymak, euren Boss. Ihr werdet mich zu ihm bringen, dann dürft ihr auch euer miserables Leben behalten.“


    Die beiden Grünschnäbel tauschten wieder nervöse Blicke mit ihrem Anführer, trauten sich aber wohl nicht etwas zu tun ohne sein Plazet. „Wenn der Boss dich sehen will, und das will er nach der Nummer sicher, wirst du das schon merken.“ giftete dieser los, statt die gewünschte Information preiszugeben. Natürlich war Loyalität zum Anführer die Lebensessenz des Bandenwesens. Aber es wirkte, als wäre keiner der drei schon so lang in diesem Geschäft, dass ihre Loyalität größer war als ihr Selbsterhaltungstrieb. Dogan wandte den Kopf zu den unsicher dreinblickenden nautolanischen Zivilisten. Der Alte war sicher keine Hilfe, dank seiner Sorgen um die Zeit nach diesem Alptraum. Aber die Junge, vorerst sicher vor Mißhandlung durch die Sleens, schien gerade in einer Gemütsverfassung die man nutzen konnte.


    „Kleine? Nenn mir eine Zahl zwischen eins und drei.“


    Die Augen der Nautolanerin schossen nervös zwischen den Gangstern, Dogan und ihrem Vater hin und her, unschlüssig was sie jetzt tun sollte. Dann erklang zaghaft das Wort „Drei.“ Dogan wandte den Kopf wieder in Richtung der Banditenreihe, ließ die Spitze seines Vibroschwerts in den Hals des rechten Sleens fahren ohne auch nur den geringsten Moment des Zögerns. Ein gurgelnder Laut quoll zusammen mit reichlich Blut aus der hässlichen Wunde und der Getroffene kippte zur Seite weg. Die beiden Ladenbesitzer schrien entsetzt auf, während die verbliebenen Gangster, völlig überrascht von der gezeigten Kaltblütigkeit, nur mit offenen Mündern zu ihrem Gegner starrten. Dogan wandte sich nun dem linken der drei zu, jenem der vorher die junge Taoli drangsaliert hatte. „Du willst bestimmt nicht, dass ich sie nochmal nach einer Zahl frage, oder?“ Der Bandit schaute zu seinem Opfer und schluckte merklich. Taolie zitterte zwar noch vor Angst am ganzen Leib, ihr Blick ließ aber ahnen welche Zahl sie als nächstes nennen würde, wenn sie die Gelegenheit bekam.


    „Hören sie auf, das ist doch Wahnsinn!“ mischte sich der ältere Mann wieder ein, der sich wohl zumindest soweit gefangen hatte, dass er versuchte die Sleens davon zu überzeugen dass er das Geschehen nicht begrüßte.


    „Ich höre dann auf, wenn einer dieser Nerfdung Haufen mich zu seinem Boss bringt.“ erwiderte Dogan kalt und konzentrierte sich wieder auf die Sleens. „Du sagst kein Wort! Die Jungs werden sicher in ein paar Minuten hier sein“ zischte nun der Obersleen zu seinem verbliebenen Untergebenen. „Wie kommst Du darauf? Weil ich nicht nach einer Zahl zwischen eins und vier gefragt habe? Glaubst du ernsthaft ich hätte euren Wachposten vor der Tür Hilfe holen lassen?“ Darauf antwortete nur ein ungläubiger Blick. Es bedeutete, dass sich der Wachposten wohl nicht an die Anweisungen gehalten hatte die man ihm gab, und wohl eiskalt erwischt wurde deswegen. „Okay ich machs, ich bring Dich zum Sleenbau.“ sprudelte es aus dem linken Reptil hervor, das nun offenbar die Nerven verlor. „Wirst Du nicht!“ fuhr sein Anführer ihn an. Die surrende Vibroklinge fuhr dem Truppführer der Sleens direkt in die Brust, und beendete jedweden weiteren Widerspruch. Aus Reflex griff er noch in einer letzten Kraftanstrengung danach, sank dann aber tot gegen das Sockenregal. "Ich sagte ja, ich brauch nur einen von euch lebend." erwiderte der Klingenkämpfer und richtete damit seinen maskierten Blick, und die bluttropfende Vibroklinge, auf den letzten verbliebenen Banditen. Dieser schüttelte verzweifelt den Kopf stammelte wild drauf los: "Ich hab gesagt ich bring dich hin, ja? Ich schwörs ich mach keinen Ärger."


    Taolis Vater begann verzweifelt zu schimpfen. „Warum tun sie das, wir wollen ihre Hilfe nicht! Wissen sie was die mit uns tun werden, wenn sie nicht mehr da sind?“ zeterte er in purer Verzweiflung. Doch sein Einspruch verhallte scheinds ungehört. Stattdessen bückte der Maskierte sich zu dem toten Anführer hinunter, was den letzten verbliebenen Gangster der eingeknickt war, dazu veranlasste panisch ein Stück abzurücken. Nach kurzer Zeit hatte der Kämpfer offenbar gefunden was er suchte und trat dann in Richtung des Tresens. „Glaubst du ernsthaft, ich bin der selbsternannte Rächer der Unterdrückten? Es war nie meine Absicht irgendwem zu helfen, nur das wird denen scheißegal sein. Du, ich und die Bandenkröten da, sind nur zufällig am selben Ort, du bist dummerweise der Gearschte, naja nach den toten Nerfdung Haufen da." Er machte eine Pause und entleerte den Beutel den er dem Sleenanführer abgenommen hatte. Eine größere Anzahl Credchips in unterschiedlicher Stückelung klimperte auf die Theke. "Aber was passiert ist, ist passiert, hör auf zu jammern und fang an Deine Optionen zu betrachten.“ Es war für diese Gegend ein wahres Vermögen, vermutlich das Geld zahlreicher „Schutzbedürftiger“ das die Sleens auf ihrer Tour bisher eingesammelt hatten. „Sie verstehen nicht Mister. Wenn sie erfahren was hier passiert ist müssen wir dafür zahlen.“ Dogan schnaubte frustriert über soviel Begriffsstutzigkeit. „Wenn Du dumm genug bist hierzubleiben sicher.“ grollte er dann, stützte sich dabei auf den Credchip übersähten Tresen. Es konnte doch nur offensichtlich sein, was er mit seiner Handlung bezweckte. „Es ist ein hartes Leben hier ja, aber es ist unser Leben. Wollen sie das nicht verstehen?“ Auf den Alten war jeder weitere Versuch verschwendet, also wandte Dogan sich an Taoli, die offenbar weniger bereit war, sich mit ihrer Situation abzufinden. „Das klingt jetzt hart, aber ich kann Dir nur auf eine Weise helfen.“ Die Handschuh bewehrten Hände des Kämpfers schoben die Creditchips auf dem Tresen zu einem stattlichen Haufen zusammen und dann in Richtung der jungen Frau.


    „Ich werde mich jetzt mit dem Boss der Sleens unterhalten. Danach komme ich zurück. Wenn ihr dann noch hier seid, schieße ich Deinem Vater in den Kopf, damit er dich nicht für seinen Unwillen Chancen zu ergreifen bezahlen läßt. Das hier sind mehr Credits als Euer ganzer Laden wert ist, also sieh zu das ihr was draus macht.“ erklärte der Fremde nüchtern, und sein Ton ließ keinen Zweifel daran das er das wohl ernst meinte.


    Taoli erschauerte bei den Worten, ahnte aber das der Fremde es ernst meinte. Schließlich nickte sie aber nur stumm und hastig, begann die Credchips in den Beutel zurückzufüllen. Obwohl ihr Vater anfänglich Anstalten machte sie aufzuhalten, hatte die junge Frau beschlossen sich in diesem Fall durchzusetzen, auch um ihrem Vater das Leben retten. Der Maskierte wandte sich seinem verbliebenen Gefangenen zu und zog ihn unsanft auf die Füße. Dann verließen beide das Ladenlokal. Taoli ergriff eine Hand ihres Vaters, und legte den Credchip Beutel hinein. „Es gibt keinen anderen Weg. Völlig egal ob er zurückkommt oder nicht, hier können wir nicht bleiben.“

  • Lord Tryf saß im sonnendurchfluteten Park des feladorischen Edelresorts, das die Regierung dieser neutralen Welt als Ort für die Verhandlungen zwischen den beiden Machtblöcken zur Verfügung gestellt hatte. Auch lange nach Ende des letzten direkten Kriegs zwischen Imperium und Republik, gab es noch Gefangene auf beiden Seiten. Immer mal wieder, auf Initiative einzelner Würdenträger, wurde über den Austausch dieser Gefangenen verhandelt. Meist setzten sich die Delegationen aus Hinterbänklern zusammen. Leuten deren Heimatwelten noch Söhne und Töchter vermissten. Geführt wurden diese Verhandlungen abseits des großen Polittheaters und auch in der Regel nur unter der Duldung der jeweiligen Obrigkeit, die allenfalls ein Interesse daran hatte ihre Soldaten zurückzubekommen. Die meist neutralen Welten, die sich als Ausrichtungsorte hergaben erhofften sich davon, von einer der beiden großen Fraktionen, oder zumindest deren regionalen Repräsentanten, positiv betrachtet zu werden. Auch wenn die wenigsten davon wichtig genug waren um überhaupt beachtet zu werden. Ein in schlichte graue Gewänder gekleideter Mann, dessen schwarzer Haarschopf sich schon vorn recht lichtete und andernorts weiße Stellen zeigte näherte sich der steinernen Bank die von einer halbrunden Hecke gegen neugierige Blicke geschützt war. „Lord Tryf?“ sprach er die Sitzende, und offenbar nachdenkliche Reinblüterin an. Ihre obere Gesichtshälfte war wie gewöhnlich bis über die Nase von einem durchscheinenden tiefblauen Schleier verhüllt. Dieser wies sie in ihrem eigenen Kulturkreis als Person der herrschenden Elite, und überdies als Witwe aus. Auch wenn dererlei im Imperium selbst unüblich war, sie war eine Traditionalistin, die es nicht einsah jahrhunderte alte Traditionen zu ändern, nur weil andere sie nicht kannten. Sie wandte ihren Kopf zu dem Neuankömmling und richtete sich etwas gerader auf. „Früher waren Deine Titulaturen für mich fantasievoller.“ erwiderte die Angesprochene mit einem Unterton der Enttäuschung. Der ältere Mann verzog die Lippen zu einem Schmunzeln, und näherte sich dann weiter, um sich neben sie auf die Bank zu setzen.


    „Also am Konferenztisch würdest Du doch dergleichen sicher nicht hören wolle, oder?“ sagte er gutmütig. Für einen Beistehenden wäre es offensichtlich das die beiden sich schon weit vor Konferenzbeginn kennengelernt hatten. „Oh da würde ich mir eher Gedanken um die restlichen Mitglieder der Delegationen machen als um mich. Deine Senats- und Militärfreunde wären sicher mehr als neugierig auf deine Erklärung. Aber hier sind wir ja nicht am Konferenztisch, Colonel.“ feixte Tryf und musste wohl bei der Vorstellung verdutzter Gesichter auf der republikanischen Seite des Tisches leise glucksen.
    „Du wolltest mich privat sprechen und hier bin ich. Ich hoffe natürlich das du nicht versuchst den Verlauf der Verhandlungen zu beeinflussen.“ Die Reinblüterin tätschelte wie selbstverständlich den Arm des Mannes und lachte leise. „Keine Sorge, nichts dergleichen. Ich wollte dich nur zum Essen einladen heute Abend.“ fuhr Tryf im Plauderton fort und erntete dafür einen skeptischen Blick.


    „Noch mehr essen? Heut abend wird doch von unseren Gastgebern wieder reichlich aufgetragen.“ stellte Colbrani fest. Tryf schürzte die Lippen und erläuterte ihr Ansinnen in konspirativem Tonfall. „Oh ich dachte eher an etwas Individuelleres, ohne das engagierte Geschnatter der anderen Delegationsmitglieder.“ Colbrani roch so langsam die Lunte die ausgelegt war. „Etwa der Versuch der Entführung eines republikanischen Würdenträgers?“ Tryf verschränkte brüskiert die Arme vor der Brust. „Colonel, welch impertinente Verfälschung der Tatsachen! Ich bestehe auf der Formulierung: vorübergehende Entführung ohne politische oder finanzielle Erpressungsabsicht.“ stellte sie in bester Imitation des bürokratisch, legalistischen Tonfalls fest, dem sie beide sich noch für mehr als eine Woche ausgesetzt sehen würden. Die Verhandlungen waren zäh und jeder Fortschritt, der nicht von Geschehnissen der galaktischen Politik am nächsten Tag sabotiert wurden war sauer verdient. Beide lachten, doch Tryfs Lachen erstarb weit zu früh als das dieser Umstand ihrem alten Bekannte nicht auffallen würde. „Aber es ist alles in Ordnung oder?“ Dem Colonel fiel die plötzliche Gemütsveränderung tatsächlich auf und so charmant – und skandalös - die Idee eines gemeinsamen privaten Abendessens auch wäre, ihm drängte sich der Verdacht auf es war nur eine harmlose Einleitung zur Verschleierung des wahren Ansinnens. „Ja, du kennst mich immer noch recht gut. Ich wollte auch eigentlich, nein vergiss es.“ fuhr sie sich nach den ersten Sätzen selbst ins Wort, schüttelte dabei resolut den Kopf. Ob es tatsächlich der eigene Stolz war, der ihr verbot fortzufahren, oder aber nur ein Trick um seiner Hilfsbereitschaft einen Tritt in den Hintern zu versetzen war nicht erkennbar. Bei einer Frau wie Lord Tryf war beides denkbar. „Tryf, kann ich etwas für dich tun, mir scheint es geht nicht nur um gesellschaftliches Geplänkel?“ fragte er nur schlicht und das Reinblut hob den schleierbedeckten Blick zu ihm. „Es kostet einiges an Überwindung, aber ich würde dich tatsächlich gern um einen diskreten, privaten Gefallen bitten. Einen für den nur jemand in deiner Position in Frage kommt.“


    Mikhael Colbrani, seines Zeichens Colonel der republikanischen Streitkräfte hatte anfänglich versucht jeglichen privaten Kontakt zu dieser sehr langjährigen Bekanntschaft zu vermeiden. Hatte der Delegationsleitung sogar seine Entpflichtung angeboten und im Hinblick auf seine Beziehung zu der Imperialen mit offenen Karten gespielt. Aber davon hatte die, die Delegation führende Senatorin nichts wissen wollen. Hatte argumentiert, dass seine Kenntnisse wichtiger wären, als etwaige frühere Kontakte. Dennoch, zu schnell bestand die Gefahr, dass es in den Kreisen, in denen Colbrani seit dem Beitritt seiner Heimatwelt zur Republik verkehrte, skandalisiert würde. Genau aus dem Grund, dass sie womöglich versuchen würde ihn zu kompromittieren. So blickte er sich auch erst versichernd in der näheren Umgebung um, auf der Suche nach Neugierigen, die das Gespräch womöglich hätten wahrnehmen können. Das man sich in seiner Position quasi vertraulich mit einer Sith und ohne Zeugen unterhielt, konnte Karrieren ganz schnell torpedieren. So zögerte er auch einen Moment ehe er signalisierte, dass er sich ihr Anliegen zumindest anhören wolle. „Du hast doch sicher noch Kontakte in den Sicherheitsapparat?“ setzte die Sith an. Colbrani beschlich ein ungutes Gefühl, aber er schuldete ihrer gemeinsamen Vergangenheit zumindest das er sie ausreden ließ. Er hatte sie als eine sehr selbstbewusste, stolze Frau kennengelernt und so war es durchaus eine Erklärung für ihre Druckserei, wenn sie ihn, einen nominellen Kriegsgegner, um etwas bitten musste. Trotzdem beschlichen ihn Zweifel daran, es könnte sich wirklich nur um etwas rein Privates handeln, wie sein argwöhnischer Blick bewies. „Ja?“ kam es dann auch entsprechend kurz und unverbindlich.


    „Könnte einer Deiner Kontakte, sagen wir, eine Person unauffällig aufspüren und von ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort auf einer republikanischen Welt entfernen, ohne das offizielle Stellen davon Wind bekommen?“ Mikhael begann sich empört zu erheben. „Das ist ernstlich enttäuschend, Tryf. Das Du sowas auch nur erwägen kannst. Du solltest mich besser kennen, als das Du...“ Doch ehe er sich entfernen konnte, griff sie nach einer seiner Hände, kräftig aber ohne tatsächliche Gewaltanwendung. „Mikhael bitte! Es ist nichts dergleichen. Es geht um meine Tochter Vrynasha. Sie ist diese Person.“ führte Tryf weiter aus und es führte tatsächlich dazu, das ihr Gesprächspartner sich wieder zu ihr setzte. „Vrynasha? Warum sollte sie sich auf einer republikanischen Welt befinden?“ Er konnte ihr Gesichtskonturen unterhalb des Schleiers allenfalls schemenhaft erkennen, aber die Mundpartie formte ein Lächeln, dass eher verzweifelt denn alles andere erschien, ehe sie weiter sprach. „Nun wenn ich das wüsste, hätte ich es vielleicht sogar verhindern können. Aber so kennen wir sie. Allein mit dem Kopf durch die Wand. Erst springen dann nachdenken wie man sich auf dem Boden abfängt.“ Unter diesen Umständen vermutete Mikhael nun eher keinen doppelten Boden mehr. „Und wo ist sie?“ traute er sich schließlich zu fragen. „Coruscant, du weißt ja. Halbe Sachen sind nicht ihres!“ kam die entwaffnende Antwort gefolgt von einem freudlosen kurzen Lachen. Mikhael fiel alles aus dem Gesicht. „Tryf, entwickelst Du auf unsere alten Tage einen ähnlich seltsamen Humor wie dein verstorbener Gemahl, oder meinst Du das ernst?“ Lord Tryf schüttelte den Kopf „Letzteres Mikhael, wenn ich dich einfach nur erheitern wollte, würde ich mit dir über Senatorin Malkans gestrige Kopfbedeckung lästern. Nein, sie ist dort, wir wissen nur nicht wo. Alles was wir wissen ist das Datum an dem sie von Nar Shaddaa abreiste und das sie wohl einen Linienflug der NebuLines genommen hat.“


    Entgegen ihrer Absicht ihn nicht zu erheitern prustete Mikhael los. „Einen Linienflug? Deine Tochter? Und das ohne in den null neunhundert Nachrichten als Covergirl zu enden?“ Tryfs Hand die bisher auf Mikhaels Oberarm geruht hatte, wurde zur Faust und boxte den Grauhaarigen tadelnd in die Rippen. „Sehr lustig, Herr Colonel. Ich habe meine anderen Kontakte schon befragt. Niemand hat etwas mitbekommen, das man sie entdeckt oder festgesetzt hätte. Sie hat es wohl wirklich auf den Planeten geschafft und will die Drahtzieher hinter dem Attentat auf Ronavis zu finden. Frag mich nicht nach den Hintergründen. Ich weiß nicht mal worauf sie die Annahme stützt sie ausgerechnet auf Coruscant zu finden. Und schon gar nicht weiß ich was sie geritten hat selbst dorthin zu fliegen. Ich fürchte ich werde dir gegenwärtig nichts dafür bieten können, aber ich denke du verstehst, warum ich mich an sonst niemanden wenden kann.“ Für die mit allen Wassern gewaschene Matrone die sie war, klang sie ungewöhnlich offen und ehrlich. Der Colonel zwirbelte mehrmals seinen kurzen Kinnbart als er die Situation zu erfassen suchte. Ein Sithreinblut auf Coruscant, das klang wie ein Rancor im Geschirrladen, vor allem wenn es um so ein Temperamentsbündel ging, wie das was er vor Jahrzehnten unter dem Namen Vrynasha kennengelernt hatte. „Ich kann es versuchen, aber mit so wenigen Informationen, wäre es der sprichwörtliche Floh im Wampapelz. Zumindest wenn sie noch nicht verhaftet wurde. In dem Fall wird es dann aber schwer bis unmöglich, sie da rauszuholen.“ Er grübelte kurz über die möglichen Optionen, schüttelte mehrmals den Kopf als er eine nach der anderen verwarf. Doch schließlich bemühte er sich um einen optimistischen Gesichtsausdruck. „Ich werde ein zwei Holoanrufe tätigen. Gibt da jemanden von der Coruscanti Raumhafensicherheit der mir was schuldet, aber versprechen werde ich dir nichts.“ Der sichtbare Teil von Tryfs Gesicht spiegelte für einen Moment aufrichtige Dankbarkeit wieder. Insbesondere da ihr alter Bekannter die Tatsache, dass sie keine Gegenleistung bieten konnte einfach übergangen hatte. Etwas das einem Sith in der Tat nicht oft passierte. Mit der Möglichkeit einer Lösung ihres akuten Problems kehrte auch ihr Selbstbewusstsein sehr schnell zurück. „Also, noch steht meine Einladung an dich, und du erwägst es sicherlich.“ Da war sie wieder die stolze von ihrer Wirkung auf ihre Umwelt überzeugte Sithlady. Aber vielleicht war es auch schlicht der Wunsch sich von dem dräuenden Unheil ihrer auf der republikanischen Hauptwelt eskalierenden Tochter abzulenken. Mikhael warf ihr wieder einen mißtrauischen Seitenblick zu. Die ehrwürdige Matriarchin des Everyndarclans schob mit den Zeigefingern in einer linkischen Geste ihren Gesichtsschleier auf die Stirn zurück, so dass ihr Gesprächspartner nunmehr auch ihre Augen ungehindert sehen konnte. „Wenn du ehrlich bist, reizt dich so ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit, das sehe ich dir an.“ raunte sie verschwörerisch und sie schien fest davon überzeugt, das er ihr schlussendlich auf den Leim ging. Unbewusst schaute er sich wieder nach Gaffern um während er leise lachte und dann sein Blick zu den bernsteinfarbenen Augen seiner alten Bekannten zurückfand. „Die Gefahr eines Skandals ist dir aber schon bewußt, oder?“ Tryf schürzte neckisch die Lippen und rückte ein wenig näher an Colbrani heran. „Oh, das schöne ist, wir haben im Imperium keine Klatschmagazine die gleich am nächsten Tag die Frage stellen, wer der attraktive, stattliche Herr ist, der fern des offiziellen Programms meine Suite aufsucht und sich dabei holographieren lässt.“


    Eine recht unverblümten Flirtattacke, und es weckte tatsächlich einige Erinnerungen, die er trotz der Tatsache, dass eine nominellen Feindin darin verstrickt war, nicht missen wollte. Aber noch wollte er der Versuchung der dunklen Seite nicht erliegen. „Dafür haben wir in der Republik aber umso mehr davon.“ Doch er wusste es besser, als anzunehmen sie würde so schnell aufgeben. „Wärst du Soldat geworden, wenn du das Risiko scheuen würdest? Nein! Wenn Dir also der Sinn eher nach einer Sith-Oper und lieblichem panaschadischem Roten steht, statt nach diesem langweiligen Unterhaltungsprogramm heut Abend.“ bot sie in bester Teufel-auf-der-Schulter Manier an. Colbrani setzte wieder ein maßregelndes Gesicht auf „Hat dir sicher schon lange niemand mehr gesagt das du für dein Alter unmöglich dreist bist, oder?“ Wenn er versuchte den Eindruck zu erwecken er wäre gänzlich abgeneigt, so gelang ihm dies bestenfalls moderat. Tryf erhob sich von ihrer Sitzgelegenheit und trat dem noch sitzenden Colonel direkt gegenüber, nunmehr leicht vorgebeugt auf ihn hinabblickend. „Meine Tochter ist dreist, ich bin lediglich entschlossen. Außerdem, selbst wenn ich es könnte, du würdest doch garnicht wollen das ich mich ändere, Mikhael.“ stellte sie fest, mit dem von oben herab blickenden Augenaufschlag einer Diva, die Arroganz zur edlen Kunstform erhoben hatte. Schnippisch zupfte dann ihre linke Hand den Gesichtsschleier wieder in seine ursprüngliche Position, was in diesem Kontext wie der fallende Vorhang einer Theaterbühne zwischen dem ersten und dem zweiten Akt wirkte. „Neun uhr, Suite vier sechs sechs und bring Appetit mit.“ beschloss sie das Treffen mit ihrem alten Bekannten und im Grunde auch die Frage ober er die Einladung annähme oder nicht. Dann ging sie ihres Wegs ohne sich noch einmal umzudrehen und irgendwie meinte Colbrani zu sehen, dass ihr Hüftschwung etwas ausgeprägter war, als die letzten Tage. Aber was wusste er schon darüber, was in einer Sithfrau vorging, deren Tochter gerade in der sprichwörtlichen Rancorhöhle im Müll wühlte.

  • Budian Kreymak, Chef der Blutsleen Bande spähte auf seine Karten. Er war recht zuversichtlich das er die beste Hand am Tisch hatte. Der Pott war überschaubar, aber hey ein Spiel unter Freunden sollte wenn möglich niemandem das Hemd ausziehen. Er warf eine seiner Karten ab und zog eine weitere. Fünf, genau darauf hatte er gewartet, denn damit kam er auf präzise 23. Doch die Runde fand nicht zu ihrem Ende, denn in der alten Lagerhalle einer Transportshuttlefirma, in der die Sleens es sich häuslich eingerichtet hatten erhob sich Geschrei. Es gab eine recht massive Rangelei, ein einzelner Schuss fiel, einige unterdrückte Flüche und Schmerzensschreie, dann hörte man hauptsächlich beschwichtigende Rufe.
    Brummend warf Kreymak seine Karten auf den Tisch und erhob sich, dabei nach dem Blaster an seinem Gürtel greifend.


    Erneut ertönte ein lauter Schlag und die Tür flog auf. Ein Kerl mit tätowierter Glatze, und in Sleenkutte flog Rücken voran hindurch. Diesem folgte, eher langsam gehend, ein drahtiger maskierter Kerl der einen weiteren Bandenbruder am Kragen vor sich herschob und ihm dabei einen schweren Blaster unter das Kinn drückte.


    „Ganz ruhig, dann wird auch keiner verletzt, gerade Euer Bruder hier weiß wie ich drauf bin also macht keinen Scheiß!“
    Kreymak traute seinen Augen nicht. Hier mitten in seinem Hauptquartier polterte jemand durch die Tür, versaute ihm seine Sabaccrunde und hatte dann auch noch den Nerv alle zum Ruhigbleiben aufzufordern. Der alternde Söldnercaptain zog seinen Blaster und richtete ihn auf den Fremden, der nach wie vor einen seiner Geldeintreiber am Kragen hatte. Der tätowierte Glatzkopf, ohne Schwierigkeiten einen Kopf größer und anderthalb mal so breit wie sein Kontrahent rappelte sich vom Boden auf und wich nervös zurück. Sein Blasterholster war leer, also lag die Waffe vermutlich irgendwo in der Shuttlehalle. Als die Geisel die Reaktion seines Bosses sah fing sie nervös herumzutrippeln, ohne jedoch damit viel auszurichten.
    „Boss bitte, der Typ hat Bolt k.o. geschlagen und Malc und Tevvin eiskalt abgemurkst. Ich leb noch weil ich ihm sagte ich würde ihn zu dir führen.“


    Unter anderen Umständen hätte Kreymak nicht gezögert zu beenden was der Fremde begonnen hatte, aber der Typ sah nicht aus wie ein Mitglied einer konkurrierenden Bande. Eher wie jemand aus Kreymaks altem Geschäftsfeld und seine alten sich rührenden Instinkte sagten ihm unterbewusst, dass es, zumindest im Moment, keine gute Idee war es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen. Tevvin war mittlerweile vier Jahre in der Gang gewesen, und ein knallharter Straßenkämpfer mit fünf Kerben auf seinem Messergriff. Wenn der Fremde ihn einfach so kalt gemacht hatte, dann standen die Chancen momentan nicht zum Besten, vor allem weil er derzeit auch noch mit einem lebenden Abwehrschild bewaffnet war. Auch warnte ihn ein wesentlich subtileres gänzlich ungutes Gefühl vor dem Kerl. Eines das ihn in seinem ganzen Leben nur ein paar mal beschlichen hatte. Etwas Unbestimmbares das wie ein tödlicher Schatten dem Fremden anhaftete und nach hohem Blutzoll roch. Kreymak hob die Hände und richtete den Blaster in Richtung Decke, dabei blickte er sich um, signalisierte seinen vier Kameraden im Raum, jetzt ja nichts Dummes zu versuchen.
    „Gut, bleiben wir erstmal ruhig! Ich denke mal das wir können das regeln, oder? Credits? Ware? Alles verhandelbar.“


    Die anderen zogen sich etwas zurück als der Fremde mit seiner Geisel näher an den Sabacctisch trat. Als ihn nur noch zwei Schritte von diesem trennten schubste er die Geisel auf die Knie und drückte ihm die Blastermündung ins Genick. „Ich will nur das du ein paar Fragen beantwortest. Dann geh ich meiner Wege und ihr könnt weiter euren erbärmlichen Geschäften nachgehen.“ Kreymak nickte und signalisierte zumindest grundsätzliche Bereitschaft. „Gut, dann lass hören.“ knurrte er und legte langsam den Blaster auf den Kartentisch, ließ dabei sein Gegenüber nicht eine Sekunden aus den Augen. Aus dem Augenwinkel entdeckte er wie sein glatzköpfiger Schläger unauffällig nach seinem Holokommunikator fingerte. Es war wohl seine Absicht die gesamte Gang zu alarmieren, die derzeit über zwei Distrikte verteilt ihren Geschäften nachging. Es würde eine Weile dauern, also würde Kreymak Zeit schinden müssen, wenn man es drauf anlegte, den Angreifer schlicht mit personeller Übermacht zu überrollen.


    „Belvonor III, 7 nVC. Ich will wissen wer euch den Auftrag gegeben hat.“


    Kreymak blinzelte etwas irritiert. Das war mehr als 15 Jahre her? Belvonor? War er überhaupt jemals dort gewesen? Dann jedoch fiel es ihm wieder ein. Ja er war dort gewesen. Es war einer der einprägsamsten Einsätze überhaupt gewesen. „Das war der Mogul selbst, er hatte uns angeheuert einen Staatsempfang zu beschützen.“ erklärte sich der Bandenanführer, sich völlig unklar was den Eindringling an dieser uralten Geschichte interessieren konnte. „Und seinen Gast zu erschießen?“ Kreymaks Magen zog sich unmittelbar zusammen. Es waren damals nach dem Vorfall einige Theorien in der Öffentlichkeit diskutiert worden. „Er hat versucht den Mogul zu töten.“ korrigierte Kreymak den Fremden. Dieser schüttelte jedoch den Kopf und fixierte Kreymak durch die Sehschlitze seiner Maske, so als wolle er nur mit dem Blick ihm das Hirn aus dem Schädel schneiden. „Das ist die offizielle Version, ja. Aber die interessiert mich einen Scheiß.“ Verdammt noch mal! Wie konnte das sein? Kreymak kannte die genauen Hintergründe nicht, wusste nicht was Langfield damals für einen kruden Deal abgeschlossen hatte. Er wusste nur es hatte sich für die Kompanie enorm gelohnt. „Hey Bruder, beruhig dich. Ich weiß darüber nichts. Ich weiß nur das aus dem HQ zwei Scharfschützen nachkamen. Angeblich weil unser Auftraggeber von Plänen eines Attentats auf sich erfahren hatte. Die haben den Sith ausgeknipst als er auf einmal aufsprang und sein Lichtschwert zündete. Mehr weiß ich nicht.“


    Der Unbekannte gab ein verächtliches Schnauben von sich und schubste seine Geisel mit der Blastermündung am Hinterkopf. „Scheint mir dein Boss hat kein Interesse an deinem Überleben, hm?“
    Der Angesprochene schaute mit panischem Ausdruck über die Schulter zurück. „Aldon Langfield, wo ist der?“ bohrte die Sith in Verkleidung nach. „Was Langfield? Keine Ahnung, ich glaub der ist tot, aber was hat der damit zu tun?“ Kreymak stählte seinen Geist, er würde versuchen zu bluffen. Wenn das schief ging gab es ein Blutbad. „Der hatte die Kopfgeldjäger Sparte unter sich. Die Söldnereinsätze wurden von Raiton eingeworben.“


    Eine dreiste Verdrehung der Tatsachen, und ein gefährlicher Sabaccbluff, denn sein Gegenüber war offenbar gut informiert. Entweder ein imperialer Agent der den Tod eines Sithlords ermittelte, oder womöglich ein Söldner den die Hinterbliebenen angeworben hatten. „Wer?“ fragte der Söldner unwillig. „Toshan Raiton, das war Langfields Partner. Rate mal warum es Raiton-Langfield Enforcements hieß.“ Ein nachdenkliches Brummen erklang hinter der Maske als wohl die Plausibilität der Angaben erwogen wurde. Der Name Raiton war in dem ganzen Konstrukt nur als Randnotiz aufgetaucht, als jemand der das Geschäft geschmissen hatte und der sollte nun auf einmal der Kopf des Ganzen sein. Wenn dem so war, warum wurde er dann von seinem ehemaligen Untergebenen so einfach ans Messer geliefert? „Wo find ich den?“ Kreymaks Hirn arbeitete auf Hochtouren. Der Fremde durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen, dass er gerade verladen wurde, auf der anderen Seite musste er aufpassen den offenbar dünnen Geduldsfaden des Mannes nicht überzustrapazieren.


    Er zögerte gekonnt, so als würde er seine nächste Antwort sehr genau erwägen. „Raiton Trusts, in der Lightspire Arcologie. Er hat sich kurz nach Belvonor in den Ruhestand verabschiedet und eine Investment Firma aufgemacht. Das Büro befindet sich dort. Keine Ahnung wie gut seine Geschäfte laufen, aber zumindest kann er sich nen Luxusspeeder und nen Piloten dazu leisten. Haben wir jetzt nen Deal? Ich hab dir gesagt was ich weiß, du lässt meine Leute in Ruhe?“


    Ihm schwante das es noch zu früh für die Jungs war, hier zu sein. Aber da war es vielleicht gar nicht schlecht wenn er ihn jetzt los wurde. Für das was sich durch das Auftauchen dieses Typen am Horizont abzeichnete, würde man womöglich jeden Mann benötigen. Der Fremde nickte nur knapp und zog seine Geisel wieder auf die Füße. So wie er gekommen war ging er dann auch, den mittlerweile nur noch angsterfüllt wimmernden Grünschnabel mit sich ziehend als er sich langsam Schritt für Schritt aus dem Hauptquartier der Gang zurückzog. Erst draußen am Eingang stieß er ihn von sich und sprang in den neben ihm stehenden Speeder, mit dem Tevvin und seine Jungs zum Geldeintreiben gefahren waren, rauschte dann wie vom Rakghul gejagt davon. Als die Jungs ihm nachsetzen wollten gebot Kreymak ihnen Einhalt. „Ganz ruhig, zwei Tote für ein paar Fragen reichen mir für heute. Keiner nimmt die Verfolgung auf. Wer sich nicht fernhält und es überlebt kriegts anschließend mit mir zu tun.“


    Kurz ließ er sich von seinem immer noch zitternden Geldeintreiber schildern was genau passiert war und beglückwünschte sich, dass seine alten Instinkte noch so gut funktionierten. Hätte er nicht auf Verhandlung gesetzt hätte es vermutlich einige Tote gegeben. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass man es mit einem SGD Killer oder ähnlichem zu tun hatte. Er holte seinen Holokommunikator heraus und öffnete einen Kanal. Der Bluff war zwar gelungen, aber es würde wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis der Fremde bemerkte das er auf eine falsche Fährte gesetzt wurde. Spätestens wenn er mit Raiton sprach würde es ihm klar werden und bis dahin hatte man idealerweise einen Plan. Es dauerte nicht lange bis das Gesicht des ehemaligen Vorgesetzten im Holokom erschien.


    „Aldon, wir haben ein verdammtes Scheißproblem. Hier ist gerade son unfreundlicher Zeitgenosse aufgetaucht der mich nach der Belvonor Sache damals befragt hat.“


    Sein Gesprächspartner wirkte überrascht doch Kreymak beschloss es ihm nochmal ins Gesicht zu reiben.„Ja DIESE Belvonor Sache. Ich weiß nicht was du da damals für einen Scheißdeal an Land gezogen hast, aber ich glaub der fällt uns gerade gewaltig auf die Füße und das wo ich meinen Anteil schon längst ausgegeben habe.“


    Langfield fuhr sich durch das lichter werdende Haar. Das was sein ehemaliger Einsatzleiter ihm gerade erzählte klang doch mehr als unwahrscheinlich. Aber auf der anderen Seite würde er ihm doch eine eher zeitgemäßere Lüge auftischen als das. „Der Reihe nach Bud, wer war der Kerl?“ Kreymaks Ausdruck wurde etwas ungläubig. „Oh klar, nachdem er einen meiner erfahrensten Straßenkämpfer und einen Grünschnabel abgemurkst hat, hatte ich natürlich nichts besseres zu tun, als ihn nach seiner ID zu fragen. So wie der Typ bei meinen Jungs auftauchte und sie auseinander nahm, war er vermutlich ein imperialer Agent, oder irgendein Kopfgeldjäger oder Söldner, den dieser Sithclan von damals angeworben hat. Ist doch völlig egal, wenn der Typ rausfindet das ich ihn verarscht habe macht der Vrblther Häppchen aus uns.“


    Langfield konnte dem nur widerwillig zustimmen. Wenn diese Sithfamilie jemanden angeheuert hatte, kam er sicher aus der galaktischen Elite. Denn die Hinterbliebenen dieses Sithlords hatten das damals schon nahezu persönlich genommen und verfügten bestimmt über die Mittel, sich das beste zu kaufen, dass man für Credits und Gefallen bekommen konnte. Die Frage war nur warum sie es jetzt taten. Die zweite Theorie mit dem imperialen Agenten verwarf Langfield recht schnell, denn das machte nach all den Jahren keinen Sinn. Ein toter Sith, war für das Imperium nach so langer Zeit eben nur ein toter Sith. So oder so, das Problem war jetzt da, und es war auch noch mehrschichtig.
    Seit es wieder bergauf ging mit der Republik wurden auch die Sicherheitsbemühungen in den heruntergekommenen Distrikten von Galactic City wieder verstärkt. Der Senat hatte ein gesteigertes Interesse daran die in den letzten Jahren florierende organisierte Kriminialität zurückzudrängen.


    Das Vorgehen des Fremden sprach nun für jemanden, der bereit war mit äußerster Brutalität vorzugehen und damit gegebenenfalls auch eine Menge Staub aufzuwirbeln. Das konnte angesichts von Langfields und Kreymaks Geschäften also auf zweifache Sicht unangenehm werden. Zum einen, konnte ein Amok laufender Elitesöldner seine halbe Organisation aufrollen ehe man ihn stoppen konnte, zum zweiten könnte er dabei soviel Aufmerksamkeit bei den Behörden erregen, dass in seinem Fahrwasser das Geschäft insgesamt hochging, da die Behörden die Reste aufwischten. Beides nichts das Langfield gefiel.


    „Also gut, wo ist der Typ jetzt?“ fragte er den Blutsleen Boss und schien wohl bereits zu eruieren wen er damit beauftragen würde den Kerl zu stoppen.


    „Auf dem Weg zu Raiton.“ hörte er eine völlig unerwartete Antwort, die ihn erstmal nur blinzeln ließ. Langfield schüttelte ungläubig den Kopf. „Was zum Henker! Der weiß doch über die Sache gar nichts! Hat mir damals die Hölle heiß gemacht und mir wegen seines verqueren Ehrenkodex seine Anteile vor die Füße geschmissen.“ Kreymak setzte an sein Gegenüber zu beschwichtigen. „Ja, aber ich wollte Zeit schinden. Dort wo Raiton ist, kann der Typ sich nicht so aufführen wie hier unten. Lightspire ist ein Edelsektor mit eigenem Sicherheitsdienst. Wir müssen jetzt nur zusehen, dass wir unser Zeug verstauen und erstmal abtauchen. Der Mann wird früher oder später auffällig werden und dann muss er sich verziehen, bis dahin halten wir den Kopf unten.“ Langfield beglückwünschte Kreymak zwar dazu, dass er zu so einem Zug fähig war, aber das nun sein alter Partner als Bauernopfer vorgeschickt wurde, schmeckte ihm überhaupt nicht. „Du hast Recht Bud. Wir schaffen alles zur Togianbasis. Meine Jungs bereiten ein paar Lastgleiter vor. Wir laden das wichtigste auf und schaffen es ins Labyrinth auf den unteren Ebenen. Aber ich muss erstmal Raiton warnen!“


    Das war nun etwas das Kreymak nicht gefiel. Wenn Raiton den Eindruck erweckte, er wüsste das Ärger in seine Richtung unterwegs war, würde der Fremde zu schnell merken das er gewarnt wurde. Wäre Kreymak selbst in dessen Position würde er statt sich mit Raiton zu befassen, sofort zurückkehren. Der Radau rief die Coruscant Security auf den Plan und die, die noch übrig waren starrten dann für ein paar Jahre auf blau leuchtende Eindämmungsfelder. Blau war eine eklige Farbe. „Das übernehm ich Aldon. Sieh einfach zu, dass alles vorbereitet ist. Meine Jungs werden spätestens in drei Tagen bei dir aufschlagen.“ Es war nicht gerade ein fairer Zug Langfield ins Gesicht zu lügen, aber der alte Haudegen war zu besorgt um das Wohlergehen seines Ex-Partners und verlor dabei die akute Gefahr für die eigenen Belange aus den Augen. Nachdem er das Gespräch beendet hatte tat er ersteinmal einen Moment garnichts, außer reglos sein Gewinnerblatt anzustarren, dass immer noch auf dem Tisch lag. Aber an Weiterspielen wollte wohl keiner in der Runde gerade denken.
    Schließlich wandte er sich an den Glatzkopf, der vorhin den Notruf an die Gang abgesetzt hatte.


    „Spalder, du nimmst zwei Jungs mit und ihr fahrt nach Lightspire. Behaltet Raiton im Auge, aber sorgt dafür das ihr nicht auffallt. Also was vernünftiges anziehen und statt eurer abgefuckten Rostlauben nehmt ihr den Skylane.“ Der Glatzkopf nickte und setzte sich im Laufschritt in Bewegung.


    „Man ich hatte nen reinen Sabacc!“ fluchte Kreymak mit einem letzten Blick auf seine auf dem Tisch liegenden Karten.

  • Captain Shim Sartala schritt in schneidigem Gang den langen Korridor im Verwaltungstrakt des Kelemeek Raumhafens entlang. Seine Uniform der Raumhafensicherheit saß tadellos und mehrere Mitglieder des Wachschutzes die den Gang auf dem Weg zu ihrem Einsatzort entlangliefen grüßten formell als sie den Offizier passierten. Unter seinem Arm klemmte ein Datenpad und obwohl er einen völlig routinierten Eindruck machte wurde er innerlich unruhiger mit jedem Schritt der ihn näher an sein Ziel heranführte.
    Zumindest ein Kamerad hatte ihn bereits gefragt was er hier wolle, da er ja eigentlich im Urlaub war. Aber er hatte nur auf einen dringlichen Vorgang verwiesen, der ihn während seiner freien Tage erreicht hätte und der keinen Aufschub duldeten. Nachdenklich betrachtete er die Spiegelung die seine trainierte Erscheinung in der adretten Uniform an die polierten Metallwände warf, die er passierte.


    War das die künstliche Beleuchtung oder wirkte das sonst tiefe Grün seiner Haut heute ein wenig blasser als sonst. Seufzend fuhr er sich durch sein schwarzes Haar und richtete einige verirrten Strähnen. Es war offensichtlich, dass der Mirialaner durchaus einiges auf sein Aussehen gab und darauf achtete stets dem besten nachzueifern was sein Volk zu bieten hatte. Er war nicht eitel, aber auf sein Äußeres zu achten konnte nie schaden, wie die beiden tuschelnden Stewardessen nahelegten die ihn eine auffällig lange Zeit mit dem Blick verfolgten. Er hob kurz zwei Finger an die Stirn und zwinkerte, was die beiden dazu brachte plötzlich angestrengt auf ihre Comlinks zu schauen als hätten sie gerade eine total dringende Nachricht erhalten. Mit einem breiten Schmunzeln setzte Sartala seinen Gang fort. Das er bei den Frauen gut ankam wusste er, aber es eins ums andere Mal bewiesen zu bekommen verschmähte man natürlich auch nicht. Doch die Gedanken kehrten recht schnell zu der vor ihm liegenden Aufgabe zurück. Er hatte sich schon nach dem Ende des Hologesprächs mit Colbrani gefragt, ob dieser Gefallen die fortgesetzte Gunst des Colonels wert war. Er hatte seit er zur Raumhafenbehörde gewechselt war einige Erfahrung mit verdeckten Ermittlungen gesammelt. Für die Sondereinheit Schmuggel- und Infiltrationsabwehr zu arbeiten brachte dererlei mit sich. Aber wohl fühlte er sich bei diesem irregulären Auftrag nicht. Er sollte eine nichtmal namentlich bekannte Person lokalisieren, die unter einer Tarnidentität eingereist war. Die Tochter einer „guten Bekannten“ die offenbar auf bestem Weg war, mehr Ärger zu verursachen als sie verkraften konnte. Ansonsten hatte Colbrani sich bedeckt gehalten. Wo kam sie her? Wer war sie? Und vor allem am wichtigsten: Was wollte sie hier, dass so viel Ärger verursachen konnte? Eine Kriminelle war sie vermutlich nicht. Colbrani nutzte zwar durchaus seine Kontakte in verschiedene Ecken der galaktischen Gesellschaft. Aber Kriminelle waren zumindest nach Sartalas Wissenstand nicht darunter, sah man vom handelsüblichen der Korruption nicht ganz abgeneigten Senator, oder sonstigen schmierbaren Beamten ab.


    Viel eher war es wohl der Nachwuchs irgendeiner von Colbranis prominenten Bekanntschaften deren Familie nicht wollte, dass irgendwas Rufschädigendes im Holonetz auftauchte. Das die Unbekannte von Nar Shaddaa eingereist war, legte zwar nahe, dass welcher Rufschaden auch immer drohte schon längst angerichtet war, aber er hatte keinen wirklichen Grund gefunden Colbrani die Bitte abzuschlagen. Aber da wußte er ja auch noch nicht auf was ihn sein ehemaliger Vorgesetzter ansetzte, in diesem Fall hätte er ihn wohl auch nur freundlich gebeten sich zum Sarlacc zu scheren.


    Er hatte sich also an die Recherche gemacht, sich wohl bewußt dass er vor Vollmachtsanmaßung und Falschangaben nicht würde zurückschrecken dürfen. Das war etwas das Sartala hasste wie die Pest. Kameraden die von ihm bei solcherlei erwischt wurden konnten selten mit Nachsicht rechnen und nun war er womöglich selbst darauf angewiesen. Aber es half nichts ohne Vortäuschung einer Geheimermittlung hatte er keine Möglichkeit an die notwendigen Informationen zu kommen. Denn die die er erhalten hatte waren spärlich – großzügig formuliert. Die Frau hatte einen Nebu Lines Linienflug genommen, nach Aussage Colbranis einen der wenigen Direktflüge ohne Zwischenaufenthalt. Die Nebu Liner kamen alle am Broddarak-Rings Stardock an und dessen Shuttlelinien terminierten an ursprünglich sechs Raumhäfen auf Coruscant: Liston, Galactic Central, Keleemek, Senatorial Docks, Bonchaka und Pallaim Industrial.


    Pallaim konnte man streichen. In relativer Nähe zu größeren Schiffswerften gelegen, war er Kollateralschaden als die ewige Flotte die Werften angriff. Seither ein Trümmerhaufen, der frühstens in einem Jahr wieder den Betrieb aufnehmen würde. Liston, GalCen und die Senatorials wären aufgrund ihrer Nähe zum Senatsdistrikt ein heißes Pflaster für jemanden der mit falscher Identität reist. Es sei denn die Person wäre von einem Geheimdienst darauf vorbereitet worden. Und wenn ein Geheimdienst beteiligt war, hätte man einen risikoärmeren Einreiseweg gewählt. Trotzdem hatte er die Wachlogs dieser Raumhäfen kurz geprüft, in dem fraglichen Zeitraum aber keine Vermerke entdeckt die auf sein Ziel schließen ließen. Allein dieser nicht dienstliche Zugriff auf die Systeme hatte ihn fahrig werden lassen.
    Er gehörte zwar seit einigen Jahren – dank Colbrani – zur einer Abteilung der Raumhafenbehörde, die nicht selten notgedrungen auch gegen die eigenen Leute ermittelte. Seine Zugriffe waren also nicht von vornherein verdächtig, aber er hatte immer darauf wert gelegt, dass er sich an die Vorschriften hielt und nun hatte er mindestens vier davon in fünf Minuten verletzt - uneinholbarer Rekord für den integeren Mirialaner.


    Blieben Bonchaka und Keleemek. Kleine Häfen abseits der großen planetaren Hauptverkehrsadern und eigentlich nur von Leuten genutzt, die in unmittelbarer Nähe ihr Reiseziel hatten. Eine fünfzig prozentige Chance den richtigen Raumhafen zu erwischen und dann seine täglich 250.000 Passagiere nach Auffälligkeiten zu untersuchen. Was hatte er sich eigentlich gedacht diesen Auftrag anzunehmen? Während er auf das Überwachungsbüro des Ankunftterminals Besh zuschritt studierte er sein Datenpad auf dem sich ein Auszug des Nebu Lines Flugplans befand. Eine willkommene Ablenkung, da er so dem Security Officer am Zugang nicht direkt in die Augen blicken mußte. Dieser öffnete ohne weitere Frage die Tür und ließ den Captain passieren. Er schaute auf und sah sich umgeben von Sicherheitsmonitoren und den Leuten die sie beobachteten, um auffälliges Verhalten der Passagiere zu registrieren und gegebenenfalls die Security zu alarmieren. Der Wachhabene erhob sich und trat auf den mirialanischen Offizier zu. „Sir, wie kann ich sie unterstützen?“ fragte er in dienstlichem Tonfall, der deutlich verriet, dass der Mann alles andere als erfreut über den unangemeldeten Besuch war. Erneut vermied es Sartala sein Gegenüber direkt anzuschauen. „Ich muss einige Überwachungsholos von letzter Woche sichten, Einreiseschalter und Vorplatz.“ Da er keinen dienstlichen Befehl vorlegen konnte musste sich er sich auf seine Autorität als Offizier verlassen. So überwand er also seine Skrupel und nahm den Wachhabenden direkt in den Blick, setzte vorsorglich die intensiv geübte „… oder sonst!“ Miene auf, die eigentlich für Leute reserviert war, die das taten was er gerade tat. Sich über Vorschriften hinwegsetzten oder diese zu liberal interpretierten um eine eigene Agenda zu verfolgen.


    Der Wachhabende musterte den Mirialaner etwas befremdet nickte dann aber. „Suchen sie was Bestimmtes?“ fragte er während er seinen Besucher zu einem der Auswerteterminals begleitete, an dem eine junge Frau mit kurz geschorenen Haaren gerade Holos im Schnelldurchlauf betrachtete. „Eine Person, die ziemlich sicher illegal eingereist ist.“ Wider erwarten lachte der Wachhabende leise los. „Welchen der eintausend die das täglich tun hätten sie denn gern?“ Sartala hob mißbilligend eine Braue, so als wäre es für ihn außer Frage, dass jeder einzelne dieser Tausend längst im Knast saß. Der Wachhabende rollte mit den Augen und pustete leicht Luft zur Seite aus. „Is ja gut. Reynes, zeigen sie dem Captain was er sehen will.“ Damit klopfte er seiner Analystin auf die Schulter und ließ Sartala mit ihr zurück um wieder seine Station einzunehmen, womöglich ganz froh, dass der ungebetene Gast sich nicht wirklich mit ihm zu beschäftigen gedacte. Die junge Frau deutete freundlich auf einen Stuhl der neben ihr stand und auch bei ihr schien Sartalas Äußeres zu verfangen wie er recht schnell bemerkte. Aber das wäre nur dienlich, sie würde während sie seine Oberarme studierte und sich vielleicht ein paar Tagträumen hingab, keine unnötigen Fragen stellen. „Der sechzehnte diesen Monats 0900-1400. Wir beginnen mit den Einreiseschaltern.“ ordnete er trocken an und versuchte dabei möglichst dienstlich zu wirken, ohne der jungen Frau jedoch zu sehr in ihre Gedanken bezüglich seiner Erscheinung hineinzupreschen. Die junge Ms. Reynes beendete die gerade stattfindende Wiedergabe, notierte sich ihren Stand auf einem Datapad. Dann begann sie auf den Kontrollen des Terminals zu hantieren um die gewünschten Datenbestände aufzurufen. Es dauerte nicht lang bis sie die entsprechende Aufzeichnung startete die nun auf drei Monitoren die lange Reihe der Einreiseschalter im Terminal zeigten. Es waren zu viele um sie von einer Holokamera im Auge behalten zu lassen und somit waren es auch eigentlich zu viele um sie allein zu sichten. Er und Ms Reynes teilten sich die Aufgabe und sie schien nach anfänglicher Ablenkung durch den stattlichen Mirialaner neben sich auch ganz bei der Sache.


    „Wonach suchen wir genau?“


    Wenn er nur eine bessere Beschreibung gehabt hätte als weiblich und kommt von Nar. „Weibliche Reisende, Alles was nach einer Unregelmäßigkeit in der Abfertigung aussieht.“


    Reynes nickte und begann den Vorlauf der Holos zu beschleunigen. Angesichts des genannten Zeitraums sah sie schon ihren Dienstschluss davon schwimmen, auch wenn es hässlichere Gründe dafür gab. Immer mal wieder stoppte sie die Aufnahme, manchmal aus eigenem Antrieb, manchmal wenn Sartala sie dazu anwies. Jede potentielle Störung der Abfertigung wurde notiert und ein Standbild der Aufzeichnung auf ein neben den Abspielgeräten stehendes Terminal transferiert. Nachdem das Ende der Aufzeichnung erreicht war betrachtete er jedes einzelne Bild wiederholt. Zehn sortierte er bereits von Anfang an aus, da die abgefertigte Person auf der Ausschnittsvergrößerung dann doch männlich wirkte. Da verließ sich Sartala auf sein Auge für verdächtige Typen. Blieben jedoch die 250 nachweislich weiblichen, und eine handvoll Personen unbestimmten Geschlechts, die vermutlich wegen eines defekten ID Chips, eines fragwürdigen Abreiseorts oder einer abgelaufenen Lizenz für irgendetwas mit dem Einreisebeamten diskutierten. Eine paar Dutzend Aussetzer beim obligatorischen Bioscan für Nicht-Bürger war auch dabei, aber nichts was nominell verdächtig wirkte. Auch wenn die gesuchte Person vermutlich keine republikanische Bürgerin war, sprach nichts dagegen das sie sich eine entsprechende falsche ID besorgt hatte. Sich auf die zu beschränken die gescannt wurden, wäre also fahrlässig.


    Aber so oft er die Bilder auch nacheinander durchsah keine der Personen erschien ihm irgendwie abseits der Norm. Schließlich schüttelte er genervt den Kopf. Das ging ja gut los. „Gut machen wir mit dem Vorplatz weiter.“


    Reynes wirkte nach zwei Stunden intensiven Starrens auf Holoaufzeichnungen schon ein wenig erschöpft, nickte aber ergeben. Kurz verdunkelten sich die Monitore ehe erneut Bilder erschienen. Diesmal den Vorplatz des Terminals mit seinen Lufttaxireihen. Das Gewusel wirkte dank der Beschleunigung hektisch. Je länger sich Sartala hier aufhielt desto wahrscheinlicher war es, dass irgendwer blöde Fragen stellte. Mehrmals schaute er über die Schulter zu dem Wachhabenden, doch der kümmerte sich nicht um seinen Besucher. Gerade als sein Blick von so einer Routine zurückkehrte sah er etwas das ihn aufmerken ließ. Er konnte es nicht direkt fassen.


    „Anhalten, haben sie das gesehen?“ sagte er etwas lauter als er eigentlich beabsichtigt hatte und Officer Reynes zuckte etwas zusammen betätigte aber sofort die entsprechende Kontrolle auf dem Analystenpult. „Was soll ich gesehen haben?“ Der Mirialaner schnaubte etwas, aber vielleicht tat er der jungen Frau Unrecht, die sich ja eigentlich auf die Monitore auf ihrer Seite konzentrieren sollte. „Egal, fahren sie mal ein Stück zurück.“. Die Reisenden auf dem Vorplatz legten den Rückwärtsgang ein was dem ganzen eine kommödiantische Note verlieh. Er wusste nicht auf welches Element des Bildes er sich konzentrieren sollte, hatte ja nur aus dem Augenwinkel etwas wahrgenommen, was vermutlich seinen langjährig geschulten Sinnen bei der Beobachtung von großen Ansammlungen von Personen geschuldet war. Immerhin hatte er jahrelang genau das getan, als er noch einfacher Wachmann war. „Normale Geschwindigkeit.“ sagte er knapp und die Bewegungen der Leute auf dem Vorplatz normalisierte sich. Schon als er sich eingestehen wollte einem Irrtum erlegen zu sein, war es diesmal die junge Frau neben ihm die selbst das Bild anhielt. „Sir, sehen sie mal.“ meinte sie unvermittelt und deutete auf einen Bereich im oberen Drittel des Bildes, dort wo sich die zweite Reihe der Lufttaxis befand. „Haben sie vielleicht das da gesehen?“


    Die Frau hatte den richtigen Job, soviel musste Sartala ihr zugestehen. Das ganze wäre einem normalen Betrachter vermutlich nicht mal aufgefallen und jetzt wo er direkt hinsah hätte er es womöglich auch übersehen in der Erwartung von etwas Spektakulärem. „Sieht so aus als würde es da eine Tätlichkeit geben Sir.“ ergänzte Reynes ihre Beobachtung. „Haben wir eine Holocam die näher dran ist? Vielleicht ein besserer Winkel?“ Reynes durchforstete die Aufzeichnungen mit der Agilität eines alten Archivars der einem auch im volltrunkenen Zustand noch sagen konnte in welcher Reihe sich die Datenchips mit Abhandlungen über Balzrituale balmorranischer Borrmus befanden. „Hier, die Taxiankunftsbahn.“


    Das Bild wechselte und zeigte das Geschehniss einige Sekunden vorher aus einem anderen Winkel. Am rechten Rand des Bildes stieß sich ein Taxipilot von seinem Gefährt ab und winkte einer Person außerhalb des Bildes. Einige Sekunden später trat eine Dame in einem weit schwingenden weißen Mantel und einem recht übertriebenen Hut ins Blickfeld, der ihr Gesicht völlig verdeckte. Sie führte einen mittelgroßen Koffer mit sich, so wie es viele Geschäftsreisende taten die hier für einige Tage oder ein bis zwei Wochen blieben. Der Taxipilot erklärte der Dame mit sichtlichem Überschwang wohl seine Dienstleistungen und griff dann nach ihrem Gepäckstück. Weder Sartala noch Reynes trauten ihren Augen als die elegant gekleidete Frau den Piloten am Hals packte, die Bewegung mit einer kaltblütigen Präzision ausführte, die zu allem, aber sicher nicht zu einer gewöhnlichen betuchten Reisenden passte. „Können sie das vergrößern?“ Reynes nickte und stellte an einigen Reglern ihres Pultes herum bis der Ausschnitt fast ein Drittel der verfügbaren Monitorfläche einnahm. Die Analystin ließ die Aufzeichnung nochmal ein Stück vorher beginnen. Ja es gab keinen Zweifel, die Frau in teurer Garderobe packte den Piloten am Hals, so als habe er gerade versucht sie zu berauben. Auf Sartalas Anweisung spielte seine Sitznachbarin das Geschehen nochmal langsam ab. Sartala beschlich das Gefühl er hatte gefunden was er suchte, nur gefallen tat es ihm nicht sonderlich. Er hatte eine verwöhnte Politikertochter auf Abwegen oder die Ehegattin eines jähzornigen Ehemannes auf der Flucht erwartet. Aber der eiskalte und äußerst präzise Griff nach dem arglosen Taxipiloten legte eher anderes, weitaus düsteres nahe.


    Der Captain musste sich erst einmal sammeln und rieb sich nachdenklich das Kinn. Was zur Hölle verschwieg Colbrani. Reynes blickte zu dem Mann neben ihr und auch sie schien nicht mehr recht zu wissen, was sie von dem Gesehenen halten sollte. „Schauen wir uns die Bilder von den Kontrollen an. Ich wette sie ist dabei.“ schlug Reynes vor. Sartala nickte und die eifrige Holoanalystin ging zu Werke. Er sah ihr an das Fragen in ihrem blonden Kopf rotierten, sie sich aber hüten würde diese zu stellen. Es musste einen Weg geben zu verhindern, dass sie gegenüber ihrem Vorgesetzten oder Kameraden etwas ausplauderte. „Ich hoffe sie behandeln das vertraulich. Noch gibt es keinen Grund schlimmes anzunehmen, aber ich muss sie trotzdem bitten mit niemandem über unseren Fund zu sprechen. Es könnte sein, dass der Ermittlungserfolg sonst gefährdet ist.“ erklärte Captain Sartala der weitaus jüngeren Frau. Diese blickte über die Schulter zu ihrem Wachhabenden und dann wieder in das Gesicht des Mirialaners. „Nein auch gegenüber ihrem Dienstleiter nicht.“ Reynes schien kurz ihre Optionen zu erwägen, wobei ihr Blick auch die Rangabzeichen des Mannes neben ihr streiften. Schließlich nickte sie. „Aber sie zwingen mich jetzt nicht die Aufnahmen zu manipulieren, oder?“ Was dachte die Frau was hier gerade passierte? Allein schon der Umstand das sie derartiges für möglich hielt ging ihm gegen den Strich. Immerhin bedeutete das, dass solche Ansinnen womöglich tatsächlich geäußert wurden. „Selbstverständlich NICHT Officer. Das hier ist eine geheime aber dennoch völlig legale Ermittlung der Sondereinheit für die ich arbeite.“ Zuviele Details waren tödlich für jede erfundene Geschichte, er hoffte das sie keine weiteren Fragen stellte.


    Ms Reynes nickte und dann wandten die beiden sich den vorher gesammelten Standbildern zu. Lange dauert es nicht bis sie tatsächlich feststellten, dass es bei der Einreise der weiß Gekleideten Unregelmäßigkeiten gegeben hatte. Irgendwas hatte den ID Abgleich verzögert und der Bioscan hatte außerdem einen Fehler produziert. Zumindest hatte Reynes sich dies zu dem Holobild notiert das die beiden gerade betrachteten. Sartala reichte ihr einen Datenchip und ließ sich die Holosequenz darauf kopieren. Wider besseren Wissens wehrte er sich nicht gegen die Protokollierung der Datenherausgabe und unterschrieb schneller als er es bereuen konnte das Pad mit dem Ausgabebeleg. „Danke Officer Reynes für ihre Kooperation, und wie ich sagte Diskretion.“ Die junge Beamte nickte unsicher. Er musste hoffen, dass sie es ernst nahm und nicht, sowie er die Sicherheitswarte verlassen hatte, ihrem Chef ungefragt alles servierte. Er verabschiedete sich mit einem freundlichen Lächeln und erhob sich dann rasch. „Was gefunden Captain? Kann ich meine Analystin jetzt wieder haben?“ Der Dienststellenleiter wirkte etwas genervt von der langen außerplanmäßigen Beschäftigung seiner Untergebenen mit irgendwelchen nebulösen Ermittlungen.



    „Sicher Sergeant, aber leider habe ich die kostbare Zeit von Officer Reynes umsonst beansprucht.“ sprach er etwas lauter, so dass Reynes den Wink auf jeden Fall mitbekommen würde. Offenbar froh den ungebetenen Gast loszuwerden brummte er nur mißmutig und verabschiedete Sartala mit einem locker lässigen, gänzlich unmilitärischen, Salut. Kaum hatte Sartala die Warte verlassen lehnte er sich, just außerhalb der Sichtweite des Wachmannes vor der Tür an die Wand des Korridors und stieß mehrfach mit dem Hinterkopf gegen das kühle Metall. Jetzt musste er nur noch zu dem Einreiseschalter und an die Aufzeichnung der Einreiseformalitäten kommen. Hoffentlich war der gerade diensthabende Beamte genauso beeindruckt von einem ranghohen Sicherheitsoffizier, der in irgendeiner Geheimermittlung unterwegs war. Er wusste das er Spuren hinterließ. Wenn das ganze eskalierte war er am Arsch und er zweifelte daran das Colbrani ihm da raushelfen konnte. Dennoch war es wie mit allem was er begann. Er brachte es zu Ende. Womöglich wäre er ein einziges Mal von diesem Credo abgewichen, wenn er gewußt hätte in was für ein Abenteuer er gerade hineinschlitterte.

  • Einige Stunden nachdem ein ihr noch unbekannter Captain der Raumhafenbehörde erstmals bemerkt hatte, dass sich hinter der Bitte seines Freundes mehr verbarg, als eine verlorene Maid auf Abwegen betrat eben jene Maid das Eingangsportal der Lightspire Arkologie. Das gewaltige Gebäude dessen Fundamente hunderte Meter tief in der vor Aeonen schon verschwundenen Planetenoberfläche der galaktischen Stadt verankert waren, hatte den Angriffen der vergangenen Jahrzehnte weitgehend getrotzt. Bis auf einige wenige Spuren hatten Bautrupps auch Fassadenschäden ausgebessert und im Vergleich zu Keleemek war der ganze Distrikt um die hoch aufragende Arkologie immer noch eine jene Oberklassegegenden, die gern gezeigt wurden wenn man über Galactic City als Lebens- und Arbeitsort sprach.


    Das sich unter dieser glitzernen Oberfläche hässliche Verwesung im ewigen Zwielicht verreckender Beleuchtungseinrichtungen verbarg erwähnte man in diesen Momenten ungern. Für Vrynasha war Coruscant, so wie sie es jetzt am eigenen Leibe kennengelernt hatte, wahrlich ein Sinnbild der Republik. Nach außen vorbildlich, sauber und integer, mit dem Versprechen von Wohlstand und Freihheit für jeden, ungeachtet dessen was er war. Doch unter dieser dünnen Schicht Schmuckmetall zeigte die korrupte Senatspolitik, egoistische Wirtschaftsinteressen und unter der zahmen unentschlossenen Strafverfolgung florierendes organisiertes Verbrechen seine hässliche Visage. Gärten Konflikte unterschiedlicher Spezies und Kulturen im Namen der freien Entfaltung des Einzelnen, während die wenigen Mächtigen den einfachen Bürger mal hätschelten und mal bei lebendigem Leib ausbluten ließen, je nachdem wie es gerade opportun war. Sicher das Imperium ging mit der breiten Masse der Bevölkerung nicht besser um. Man nutzte die Ressourcen die man hatte, auch wenn es Opfer erforderte. Aber abzüglich der Propaganda versteckte man sich nicht hinter der wirren Scharade einer „Herrschaft des Volkes und der Freihheit“. Man sagte den Leuten offen wofür sie da waren, was ihre Rolle war und das ihr Dienst und ihre Opfer notwendig sind. Die Untergebenen aktzeptierten das und erfüllten ihre Rolle in der imperialen Maschinerie mit dem Stolz ein Teil des großen Ganzen zu sein. Wer aufbegehrte wurde zurechtgewiesen, und machte sich dann nützlich, oder wurde eben aus dem großen Ganzen entfernt.


    In Vrynashas Weltsicht war das bei weitem die ehrlichere Variante.


    Es dauerte etwas bis sie sich, wieder in der Gestalt der umtriebigen Textilhändlerin Eyafril Veladnia, orientiert hatte. Das schiere Ausmaß, dieser Turmstadt war ein wenig überwältigend und erst nach einer Stunde hatte sie den richtigen Turbolift gefunden der sie auf Augenhöhe mit vielen anderen der größeren Himmelstürme in der Umgebung bringen würde. Das Foyer das sie von dort aus betrat war kühl, nüchtern und gradlinig eingerichtet. Über dem Empfangsthresen stand in schmucklosem Aurebesh der Name des Unternehmens das hier seinen Sitz hatte. „Raiton Trusts“.
    Das was Vrynasha über den Mann recherchiert hatte wollte nicht so recht zu der Behauptung des Gangbosses passen, er wäre ein Söldnerchef, oder es zumindest mal gewesen. Wenn das der Fall war, hatte er seine Vergangenheit gut vergraben, denn alles was man seit 20 Jahren über diesen Mann finden konnte waren seine geschäftlichen Erfolge, seine illustren Vertragspartner und die Tatsache, dass er wohl nebenher für eine republikanische Stiftung, die sich der Bekämpfung von Piraterie und ihren Folgen verschrieben hatte, als Kurator fungierte.
    So jemand sollte einmal eine berühmt berüchtigte Krach- und Schießgesellschaft angeführt haben? Irgendwie schwer vorstellbar, aber auch hinter ihrem Bruder in seinen vornehmen Anzügen und teuer eingerichteten Büros würde niemand einen Sithlord vermuten. Wäre da nicht die Abstammung die auch edelster Zwirn nicht verbergen konnte. Die freundliche Dame am Empfang begrüßte den Neuankömmling mit der polierten Freundlichkeit, wie sie in vermögenden Kreisen erwünscht und verlangt war.

    „Herzlich willkommen bei Raiton Trusts. Kann ich etwas für sie tun?“


    Eyafril stellte sich kurz vor und gab an sie hätte einen Termin bei Mr. Raiton persönlich. Eigentlich war es reines Glück gewesen. Sie hatte erwartet mehrere Tage warten zu müssen, aber Mr. Raiton hatte sich kurzfristig bereit erklärt die Perspektiven einer potentiellen Neuinvestorin in einem kurzes Vorgespräch zu erörtern. „Mr. Raiton ist derzeit noch in einer Investorenkonferenz, vielleicht einen Caf so lange?“ Die Sith in ihr war schon daran reflexhaft abzulehnen, aber sie war mittlerweile derartig tief in ihre Tarnidentität eingetaucht, dass sie mit minimaler Verzögerung und einem freundlichen Lächeln aktzeptierte. „Sicher doch, sehr gern. Naturgesüßt und wenns geht mit einem Drittel Banthamilch.“
    Die aufgesetzte Freundlichkeit gewürzt mit einer Prise gestelztem Tonfall ergab eine Mischung bei der sich Vrynasha in gewisser Weise schon vor sich selbst schüttelte und sich fragte ob sie in der Lage wäre die neureiche Ruthofanierin, die sich mitterlweile in ihrer Haut breit gemacht hatte, wieder loszuwerden.


    Die Empfangsdame wies Eyafril den Weg zu einer komfortablen Sitzgruppe. Dann huschte sie zurück um wohl den bestellten Caf in die Tat umzusetzen. Die Möblierung war zwar sehr bequem, aber dem Design des Raumes gemäß, von eher technokratischem Flair. Eyafril atmete etwas durch. Momente in denen sie zwar unbeobachtet war, aber dennoch nicht zu sehr aus der Rolle fallen durfte waren willkommen kurz zu entspannen und sich zu sammeln. Mit geheucheltem Interesse nahm sie eine der, auf hochqualitativem seidenglänzendem Flimsi gedruckten Investorenbroschüren zur Hand. Diese waren sicherlich nicht ohne jede Beeinflussungsabsicht, in dem Wartebereich platziert worden und von Aufmachung und Haptik wohl auf finanzstarke Klientel zugeschnitten. Geschäftsberichte, Kapitalentwicklung, Rendite vor Steuern, Kernkapitalquote, Diversifikationsmodell, Credit-Flow, Investmentphilosophie.
    Warum war der Kerl nicht Vertriebsingenieur bei Corellia StarDrive geworden? Da würde sie das Huttese was in diesen Werbebroschüren stand wenigstens kapieren.


    Das ihr Bruder allen Ernstes Erfüllung in so etwas fand, war ihr völlig schleierhaft. Glücklicherweise hatte sie nicht wirklich vor eine finanzstarke Investorin zu mimen. Sie hatte sich für ihr Gespräch mit Raiton stattdessen eine, wie sie hoffte, effektivere Taktik zurecht gelegt, die auf Überraschung beruhte. Der bald, erneut mit fast unterwürfiger Freundlichkeit servierte, Caf war dann auch fast leer und die Broschüre das zweite Mal überflogen, ehe eine Gruppe teuer gekleideter Herrschaften aus dem hinteren Bereich kam. Sie diskutierten lautstark und es klang sehr nach Verstimmung über irgendetwas. Mindestens drei verschiedene Sprachen neben Basic und das Dutzend Leute bestand aus Angehörigen von sechs Spezies. Credits waren womöglich tatsächlich das einzige verbindende Element der Galaxis und während im imperialen Raum die größten Mengen davon in der Hand von Menschen und Reinblütern lag, war die Republik auch in diesem Belang die elementare Unordnung.


    Einige Minuten später kam die Empfangsdame auf die Sitzgruppe zu und bat Eyafril ihr zu folgen. Man erreichte durch einen längeren Korridor von dem einige kleinere Büros und zwei große Konferenzräume abgingen eine Glasfront mit geätzten Mustern, die soviel der Sicht nahmen, dass man zwar erkennen konnte das sich jemand im Inneren des Büros befand, aber man nicht genug Einzelheiten erkannte um Rückschlüsse zu ziehen. Hinter einem großen Schreibtisch saß ein älterer Herr mit tiefschwarzen Haaren in einem schneidigen Geschäftsanzug, der einer Uniform nicht ganz unähnlich wirkte. Stil hatte dieser Republikaner zumindest schonmal. Aber auch das war ein Element das nicht dazu passte das der Mann mal Söldner gewesen sein sollte.


    „Mrs. Veladnia für sie Mr. Raiton.“


    Der Mann blickte auf als seine Angestellte den Weg für seinen neusten Gast freigab. Seine Miene wirkte freundlich, auch wenn Vrynasha deutlich spürte das er sich gerade massiv über irgendetwas geärgert hatte. Vermutlich hing das zusammen mit der bunten Entourage die geschäftig diskutierend das Büro verlassen hatte. Aber Eyafril verfügte natürlich nicht über diese erweiterten Sinneseindrücke ihres „Wirts“ und so trat sie einfach nur näher heran. Raiton erhob sich von seinem Stuhl und umrundete den Schreibtisch um seinem Gast die Hand zu geben, dabei neigte er sogar seinen Oberkörper etwas vor. Einen Moment ertappte sie sich bei der Befürchtung enttarnt worden zu sein. Warum sollte sich ein Republikaner verbeugen. Wurden echte Agenten auch irgendwann derartig paranoid?

    „Mrs. Veladnia, herzlich willkommen. Wie ich sehe haben sie sich schon über meine Institution informiert.“
    merkte er freundlich an, dabei auf die Broschüre deutend die Eyafril aus dem Empfangsbereich hatte mitgehen lassen. Er nickte seiner Angestellten kurz zu woraufhin diese sich zurückzog. Dann setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Bei Erwähnung der tatooine-trockenen Zahlenwüste in ihren Händen überkam Vrynasha ein gewisser Hustenreiz, den sie aber wohlweislich unterdrückte und stattdessen nur die lächelnde Miene Raitons erwiderte und sich setzte. "Aber sicher doch. Ich nutze gern jede Gelegenheit mich zu informieren." Den Deut zu bereitstehenden Synthwasserflaschen auf der Seite des Schreibtischs quittierte Eyafril mit dankbarem Blick, aber einem schlichten Kopfschütteln. „Also wie kann Raiton Trusts ihnen behiflich sein?“


    Ohne zu zögern setzte die vermeintliche Textilhändlerin dazu an ihr, nicht minder vermeintliches, wahres Gesicht zu offenbaren. „Mr. Raiton, ich fürchte ich muss mich bei ihnen entschuldigen. Ich bin keine Investorin, sondern Journalistin. Ich recherchiere gerade an einer Geschichte für Sold und Vertrag.“ Einer der Vorteile wenn man sich aus seiner Vergangenheit und aus reinem Interesse für Militärpublikationen interessierte und es nicht beim imperialen Boten oder dem „Navy“ Journal beließ. Wenn Raiton tatsächlich einmal ein Söldnerunternehmen geleitet hatte, kannte er dieses Magazin.


    „Renommiertes Medium, in der Tat, aber wie komme ich zu der Ehre? Ich wüsste gerade nicht wie ich ihnen da helfen soll, denn ich beschäftige keine Kontraktoren. Hier auf Coruscant braucht man so etwas glücklicherweise eher selten.“ Auch wenn er scheinbar erheitert lachte, seine Zuvorkommenheit schwand rapide und der Blick, der die Rothäutige traf zeugte von gezündetem Misstrauen. „Nun meine Recherchen befassen sich mit den eher irregulären Einsatzgebieten für käufliche Streitkräfte. Insbesondere die Verwicklung bekannter Söldnerunternehmungen in politische Anschläge und Auftragsmorde."


    Raitons Gesicht wurde noch ein wenig finsterer. „Mrs. Veladnia, sehen sie sich um. Das hier ist ein Investmentunternehmen und kein Rekrutierungsbüro. Auch ist es nicht der Audienzsaal eines alderaanischen Adeligen, wo die Inanspruchnahme solcher Dienste womöglich zum guten Ton gehört.“ Sein Zynismus hatte für Vrynasha einen gewissen Charme, aber sie wurde den Eindruck nicht los, sie hatte ein Thema angeschnitten, dass er nicht zu erörtern wünschte. Schließlich fuhr er fort: „Es mag sicher sein, dass Söldner zu meinen Kunden zählen für die ich ihre hart verdienten Handgelder anlege, aber woher diese das Geld beziehen geht mich nichts an. Selbst wenn ich es wüsste würde ich ihnen nichts darüber sagen, da meine Kundschaft Diskretion erwartet und auch verdient.“ Das Chronometer tickte rasend schnell auf null runter. Denn das Raiton von der Thematik alles andere als angetan war, war offensichtlich und so war es auch nur noch eine Frage der Zeit bis er sie auffordern würde zu gehen. „Oh nein, das verstehe ich vollkommen. Es geht mir eher um ihre eigenen Aktivitäten. Sie waren doch einer der Gründer von Raiton-Langfield Enforcements?“


    Die Miene des Firmenchefs versteinerte schlagartig. Jetzt bemühte er sich nichteinmal mehr um geschäftsmäßig, höfliche Mimik. „Diese Unterhaltung ist zu Ende! Ich denke sie finden allein raus?“ Er hob eine Hand und wies in Richtung Tür, während die andere Hand sich auf den Knopf des Holoterminals in seinem Schreibtisch legte. Dies würde ihn wohl wahlweise mit dem Empfang oder aber dem Sicherheitsdienst der Arkologie verbinden. „Mr. Raiton ich bitte sie, das ist nun etwas übereilt. Ich versichere ihnen,“ Raiton schnitt ihr barsch das Wort ab. „Sie versichern mir jetzt einzig, dass sie meine Räume verlassen und wir uns nie wieder begegnen. Sollte in ihrem Artikel mein Name auftauchen, hören sie von einer Advokatenkanzlei in diesem Gebäude, die sich jemand wie sie sicher nicht leisten kann und jetzt RAUS!“ Die vorher noch höflich deutende Hand wurde zu einem einzigen ausgestreckten Finger der zur Tür wies. Vrynasha war kurz davor über den Schreibtisch zu hechten, die freundliche Maske der als ruthofanische Textilhändlerin verkleideten ruthofanischen Journalistin fallen zu lassen. Sie hatte es freundlich versucht, aber sie konnte bekanntlich auch anders. Doch Eyafril war klar, dass das zu allem möglichen führen würde, aber nicht zu ihrem Ziel den Urhebern des Anschlags auf Ronavis näher zu kommen.

    „Selbstverständlich Mr. Raiton. Einen schönen Tag.“
    setzte sich somit ihre Tarnpersönlichkeit durch, wenn der knurrende Unterton auch nicht überhörbar war. Sie erhob sich und wandte sich zum gehen, hoffte dabei dass Raiton nicht doch noch den Sicherheitsdienst rief. Sie durfte keine Aufmerksamkeit erregen und als angebliche Journalistin aus einem hochpreisigen Bürogebäude geworfen zu werden fiel da sicher hinein. Innerlich jedoch schwor sie Raiton, dass er sich darauf gefasst machen konnte ihr wieder zu begegnen, wenn auch nicht in ihrer freundlichen Schale.

  • Der Gleiter glitt langsam auf das Landepad des Hotels zu. Das Fejam Dynasty war ein Hotel der gehobenen Mittelklasse, wie es Geschäftsleute oft nutzten. Das passte zumindest zu den Personalien die Shim Sartala von der Einreisekontrolle erhalten hatte.
    Noch einmal blickte er auf das Holoprofil das auf seinem Datapad angezeigt wurde, während er den Gleiter auf einen der Landeplätze abstellte. Es hatte eine Weile gedauert den Taxipiloten zu finden, auch dauerte es ein wenig bis dieser sich an die Frau erinnerte. Es war vermutlich weniger die Zeit, als eher die zwanzig Credits die schließlich den Besitzer gewechselt hatten, aber der Captain fand es schlüssiger damit zu wedeln als mit seiner Dienstmarke.
    Es gab Taxipiloten die allergisch auf Kontrollen reagierten und sofort Beschwerden einreichten. Das konnte Shim nicht gebrauchen unter den momentanen Umständen. Noch immer verfluchte er Colbrani dafür, dass dieser nicht präziser gewesen war. Er war sich hunderprozentig sicher, dass der Colonel ihm Wichtiges unterschlagen hatte. Noch immer bekam er den Angriff der Frau auf den Taxipiloten nicht aus dem Kopf. Der Pilot hatte erklärt, sie wäre wohl auf Nar Shaddaa ausgeraubt worden und daher noch etwas angespannt gewesen. Doch er war lange genug Soldat gewesen um bei den Bildern anderes zu vermuten, als der naive Taximann.
    Der war am ehesten noch zu sehr dem exotischen hübschen Lächeln erlegen, als über die Frage nachzudenken wie die Frau ihn so hatte packen können ohne das er checkte was ihn getroffen hatte.


    Das Foyer zeigte wesentlich mehr Klasse als die angegraute Fassade und die Holoreklame an der Gebäudefront. Diverse Sitzgruppen eine größere Bar, alles in allem aber ein gewisser klassischer Stil wohl mit reichlich Importholz von irgendeiner Dschungelwelt. Die Rezeption war derzeit mit einem Nautolaner besetzt und einem silbernen Protokolldroiden. Offenbar erwartete das Hotel des öfteren auch Gäste die kein, oder nur schlechtes Basic sprachen und von einem Hotel dieser Preisklasse also auch erwarten durften in ihrer Heimatsprache begrüßt zu werden.


    Aus seiner Jackentasche beförderte Shim einen dunkelblauen Flimsiplastumschlag und setzte dann Kurs auf die Rezeption. Geduldig wartete er während der vor ihm stehende Rodianer mit dem Auschecken beschäftigt war. Als der Rezeptionist sich schließlich dem Mirialaner zuwandte reichte dieser ihm den Umschlag. „Für Mrs Eyafril Veladnia bitte.“ Selbstverständlich hatte er den Umschlag auch mit ihrem Namen beschriftet. Der Rezeptionist wandte den Umschlag ein zwei mal in der Hand und legte ihn dann unter die Theke. "Sicher und sie sind?" wollte er dann der Vollständigkeit halber wissen. Sartala hob abwehrend die Hände „Ich bin nur der bezahlte Bote Sir, tut mir leid, auf dem Umschlag ist kein Absender notiert. Hab mir nur ein paar Credits verdient.“
    Der Rezeptionist nickte, mit einem letzten skeptischen Blick und wandte sich dann auch schon dem nächsten Gast zu der gerade an die Rezeption trat. Für Sartala begann jetzt die Zeit des Wartens, vorher wandte er sich jedoch in Richtung Ausgang. Ein simpler Bote würde sicher in der Hotelhalle nicht herumlungern dürfen.


    Es war gar nicht so einfach eine Position vor dem Hotel zu finden in der man unerkannt warten konnte. Drinnen hatte man ihn schon nach zwanzig Minuten argwöhnisch beäugt und so hatte er sich entschlossen die Eingangshalle zu verlassen und irgendwo nahe des Haupteingangs Posten zu beziehen. Der Hoteleingang war nicht sonderlich groß, auch war das Hotel nicht exklusiv genug um irgendeine arme Seele, oder einen Droiden im Eingangsbereich abzustellen, die Leute begrüßten und in Anwesenheit einer automatischen Tür sonst nicht viel zu tun hatten.


    Die Stunden vergingen und womöglich hatte der Taxipilot doch das falsche Hotel genannt. In diesem Block gab es Dutzende davon. Wenn der Rotschopf sich also geirrt, oder ihn gar belogen hatte konnte er die Sache abbrechen. Doch schließlich bewegte sich eine Person auf den Eingang zu die Sartalas Blick einfing. Eine weite Robe aus schwer fallendem Stoff in dunklem Blau mit mattgoldenen Borten. Sie stieg gerade aus dem Taxi als er sich schon wieder dem Datenpad zuwenden wollte. Kurz meinte er rote Haut gesehen zu haben, als die Frau das Gesicht in seine Richtung wandte.
    Da sie Handschuhe trug konnte er nicht mit einem zweiten Blick seine These prüfen, also folgte er der Frau umgehend in das Hotel. Sie steuerte direkt auf die Aufzüge zu, wurde jedoch vom Rezeptionisten zu sich gebeten. Als dieser ihr einen blauen Umschlag aushändigte musste der Mirialaner sich beherrschen keinen Ausruf des Triumphs fahren zu lassen.
    Er konnte sich eben doch noch immer auf seine Instinkte verlassen. Leider hatte er dabei die Instinkte seines Opfers unterschätzt. Kaum hatte diese den Umschlag von dem dienstbeflissenen Hotelangestellten erhalten, versuchte sie nicht etwa ihn zu öffnen, sondern blickte sich in der Hotelhalle um. Unweigerlich blieb ihr Blick auch an dem etwas planlos im Eingangsbereich stehenden Mirialaner hängen der sich beeilte möglichst unbeteiligt in eine andere Richtung zu schauen. Jetzt überstürzt die Hotelhalle zu verlassen wäre ein sicherer Garant dafür aufzufliegen.
    Aus den Augenwinkeln meinte er zu bemerken wie sie ihn einfach einen Moment zu lange anschaute ehe sie sich umwandte und beschleunigten Schritts ihren Weg zu den Aufzügen fortsetzte. Er würde kurz warten und dann nachsehen auf welche Ebene der Lift fuhr.


    Der Besuch bei Raiton war für sich genommen ernüchternd gewesen. Wenn auch kein vollständiger Fehlschlag. Das Raiton so abrupt abwehrend reagiert hatte, schien der Behauptung Kreymaks Recht zu geben. Der Überraschungsangriff war also wohl die richtige Taktik gewesen, denn sie hatte den smarten Investorenberater dazu gebracht, derartig heftig zu dementieren, dass er es eigentlich auch hätte zugeben können.
    Sie hatte auf der Fahrt zurück von Lightspire nochmal auf ihrem Comlink verschiedene Holonetseiten abgegrast aber auch dieses mal nichts Aussagekräftiges gefunden. Ein weiterer Aspekt der ihr als Kriegerin Respekt für das Agentenhandwerk abnötigte. Im Nebel zu stochern und kleinste Teile zusammenzusetzen, war etwas das ihr schnell an der Geduld nagte. In Anbetracht ihrer Behauptung sie wäre Journalistin passte Raitons Reaktion jedoch ins Bild.
    Wer sich soviel Mühe gegeben hatte, seine Verbindungen in die Söldnerszene zu tilgen, würde nicht sehen wollen, dass diese Verbindungen wieder hergestellt wurden. Schon garnicht in einem galaxisweit anerkannten Militärmedium, und somit plausibler, als Gerüchte die man in irgendwelchen Cantinas munkelte. Leider hatte sie nur rein garnichts über Raitons Rolle in dem Attentat auf ihren Vater erfahren.


    Als sie ins Hotel zurückkam wollte sie schnellstmöglich auf ihr Zimmer. Sie musste sich auf den nächsten Schritt vorbereiten und über die Ergebnisse des Letzten nachdenken. Sie gab dem Taxipiloten die Barchips und wandte sich dann dem Eingang zu. Doch ihr Weg durch die Hotelhalle zum Lift wurde von dem Rezeptionisten unterbrochen der sie freundlich hinüber bat. „Mrs Veladnia, das hier wurde für sie abgegeben.“ Der blaue Flimsiumschlag trug nur ihren Namen, und er schien nicht sonderlich viel zu enthalten. Wäre es irgendeine Notiz des Hotels gewesen hätte der Umschlag vermutlich zumindest das Logo des Hotels getragen. Da der Hotelangestellte keine Anstalten machte ihr etwas darüber mitzuteilen, was hätte er auch berichten sollen, blickte sie sich in der Eingangshalle um.
    War das irgendein Trick? Ihr Blick fiel auf diverse Personen, die gerade als heimliche Beobachter in Frage kamen, doch so recht schien sich niemand für sie zu interessieren, bis auf einen jungen Kerl nahe der Bar, der aber wohl eher von ihrer Erscheinung fasziniert war. Dann war da noch dieser Mirialaner nahe des Eingangs, der kurz hinter ihr das Hotel betreten hatte. Sie hätte schwören können er hätte in ihre Richtung geschaut, aber als sie ihn genauer in den Blick nahm interessierte er sich nur für eine große Wandtafel, die wechselnd den derzeitigen Abflugplan des Keleemek Raumhafens und eine Übersicht aktueller Holonetzmeldungen anzeigte.


    Sie drehte sich um in Richtung Aufzüge. Sollte jemand versuchen ihr zu folgen, würde er schon früher aufstehen müssen. Sie betätigte die Taste drei Ebenen unterhalb derer auf der sich ihr Zimmer befand. Dort verließ sie den Lift und schaute sich im Korridor um. Eine dem Lift genau gegenüber liegende Servicetür, wohl ein Raum indem Arbeitsmaterialien für Reinigungsdroiden gelagert wurden, war glücklicherweise unverschlossen. Sie betrat den engen Raum dahinter und schloss die Tür soweit das lediglich noch ein Spalt offen blieb. Welch ein Segen das automatische Türen hier nur an den Gästezimmern montiert waren. Der zweite Lift setzte sich kurz nachdem sie ausgestiegen war abwärts in Bewegung. Nach einigen Zwischenstops erreichte er die Eingangshalle nur um dann wieder aufwärts zu fahren. Sicherheitshalber schloss sie die Tür noch ein wenig weiter, spähte mit einem Auge durch den dünnen Schlitz der kaum noch Licht aus dem Korridor in die dunkle Kammer ließ. Sie ertappte sich sogar dabei die Luft anzuhalten, als die Tür sich öffnete.


    Doch statt eines verdächtigen Subjekts verließen zwei ältere, gehoben gekleidete Twi'lek den Lift und wandten sich ohne zu zögern nach links um den Korridor entlang wohl zu ihrem Zimmer zu gehen. Nachdem Eyafril sicher war, dass die beiden außer Sicht waren öffnete sie die Kammer und rief erneut den Lift um schließlich zu ihrer Etage zu gelangen. Wurde sie langsam paranoid? Als sie ihr Zimmer betreten hatte zermarterte sie sich den Kopf. Es kannte jemand ihren Namen und wusste in welchem Hotel sie wohnte. Hatte jemand aus Valchouns Umfeld herausgefunden was lief und versuchte sie, womöglich gar in seinem Auftrag, zu kontaktieren?
    Unmöglich war es nicht, aber dazu hätte er Informationen gebraucht, von denen sie sich sicher war, dass sie sie nicht zurückgelassen hatte. Schließlich fiel ihr der seltsame Umschlag wieder ein, vielleicht würde er Aufschluß darüber geben. Sie öffnete ihn, aber er war leer. Es hatte also niemand versucht ihr eine Nachricht zu übermitteln, außer jener, dass man sie entdeckt hatte.


    Die auffällige Farbe sprach bei einem zweiten Nachdenken aber eher dafür, dass es nicht um die Botschaft ging, sondern darum zu erkennen wer sie empfing. Der Überbringer musste sich also in der Hotelhalle befunden haben und wusste jetzt zumindest das er richtig gelegen hatte. Hatte sie womöglich bei ihrer tollkühnen Reise doch irgendwelche stillen Alarme ausgelöst? Falls ja, was hinderte die Sicherheitskräfte daran zuzugreifen? Wie auch immer, sie musste hier verschwinden und das schnell und sie musste auf eine Konfrontation vorbereitet sein. Sie zog ihre Gepäckstücke aus dem Schrank und warf sie aufs Bett. Mit Dogans Aufmachung, konnte sie sich in dieser Gegend hier schwer bewegen ohne noch mehr aufzufallen. Eyafril war im Grunde verbrannt, denn wer immer ihr nachstellte war über diese Tarnidentität informiert. Sie war durch Raitons Unkooperativität aber gezwungen noch weitere Tage hier zu bleiben, nur hier musste sie ersteinmal weg. Dachte man an heroische Agentenholos hatten die ja einen Führungsoffizier der in solchen Fällen eingriff und Ausweichstrategien ersann und neue Informationen und Arbeitsmaterialien organisierte. Nur den hatte sie nicht, also musste sie improvisieren. Sie hätte zwar Skalron kontaktieren können, er wäre sicher hilfreich beim Untertauchen, aber er stellte ihre Exfiltrationsstrategie und so musste sie den Kontakt zu ihm bis zuletzt vermeiden. Ungebeten kam ihr der Gedanke das der Ex-Pirat in irgendwelchen Cantinas rumlungerte, Coruscanter Weiber abschleppte, während sie vor einem ominösen Widersacher reissaus nehmen mußte. Durch sein verwegenes Auftreten hatte er da in vielen Kreisen leichtes Spiel. Aber das naheliegende zuerst. Wenn sie weder als Dogan, noch als Eyafril hier ohne weiteres rauskam, dann gab es noch die dritte Alternative, es einfach ohne konkrete Tarnung zu versuchen und darauf zu setzen, dass man entweder nach einem finsteren maskierten Söldner oder alternativ nach einer modebewußten Textilhändlerin suchte.

  • „Coruscant an Shim?!“ die Stimme seiner Partnerin klang genervt. Sie hatte es schon schräg gefunden, dass er trotz zwei Wochen Urlaub nicht den Eindruck erweckte er sei erholt. „Wie was?“ er blickte von seinem Terminal auf und bemerkte wie Ewa die Backen aufblies. Sie mochte es nicht ignoriert zu werden.


    „Ich hab gefragt wann wir die Beweislisten von dieser Razzia am Liston Spaceport durchgehen?“


    Shim war noch immer nicht ganz los von seinem Versuch das Rätsel zu lösen wohin Eyafril Veladnia, seine Zielperson hin verschwunden war. Vorgestern hatte sie ihn eiskalt abgehängt und war verschwunden. Aus dem Hotel hatte sie ausgecheckt und er war sich recht sicher, dass sie auf einem Speederbike an ihm vorbei gerauscht war, als er in seinem Gleiter vor dem Hotel auf der Lauer gelegen hatte. Er meinte sogar sich zu erinnern, dass sie ihn direkt angesehen hatte als sie an ihm vorbeizog, so als wolle sie ihm mitteilen, dass er nicht unerkannt geblieben war. Ein Speederbike, samt der dazu passenden Lederismontur passte irgendwie gar nicht zu der Lady, die seinen Köderumschlag in Empfang genommen hatte, und schon garnicht die Rücksichtslosigkeit mit der sie darauf davon gebrettert war.


    „Ach so die Liste, ja. Da war ja noch was.“ kehrte Shim Sartala schließlich in die Gegenwart zurück. Ewa schnaubte lautstark, setzte dann aber ein freundliches quasi interessiertes Lächeln auf.

    „Komm Shim, rück raus. Wie heißt sie?“
    Sartala stutzte und blinzelte seiner Partnerin entgegen. „Wer?“


    Obwohl seine Gedanken seine naive Frage sofort überholt hatten, wartete er noch auf Ewas Erläuterungen. Aber er wusste natürlich wohin die Reise ging.


    „Na deine neue Flamme? Die scheint dich ja die Tage mächtig zu beschäftigen. Ein paar schlaflose Nächte gehabt?“


    Die dunkelhäutige Frau auf der anderen Seite des großen Schreibtischs schnalzte frech mit der Zunge und kniff das linke Auge zu einem Zwinkern zusammen. „Wie kommst denn darauf?“ fragte er überrascht und zögerte kurz ehe er das verschmitzte Grinsen eines Ertappten hinzufügte.


    Ewa hob spottend die Brauen. Sartalas Umtriebe waren ja nun nicht nur in der Abteilung bekannt. Unter Kollegen wusste man viele Dinge von einander, nicht alle davon wollte man auch wissen. „Hab da vorgestern das Bild von dieser rassigen Violetthaarigen auf deinem Com gesehen. Mal ehrlich, hatte sie kein Hübscheres für dich? Das sah echt aus wie ein Fahndungsholo.“ Die Gequältheit von Shims Gesichtsausdruck war weniger der Tatsache geschuldet das seine langjährige Partnerin sich abfällig über das Bild der neusten Angebeteten geäußert hatte. Vielmehr verfluchte er sich das Ewa das Bild überhaupt gesehen hatte. In ihrem Überschwang ihren Partner grundsätzlich jedes mal mit seinen neuen Eroberungen zu foppen fuhr sie fort: „Also wenn Du meine Meinung hören willst. Ich finde grün und rot ist schon ein recht drastischer Kontrast. Aber hey, du magst es ja ungewöhnlich nech?“


    Natürlich wollte er ihre Meinung auch diesmal nicht hören. Aber das hatte sie noch nie abgehalten. Erneut also dieses dreiste Zwinkern in Richtung des Mirialaners, dass von einem breiten Grinsen mit reichlich weißen Zähnen untermalt wurde. Manchmal fragte er sich wie viel Kopfholo hinter der Stirn der schwarzhäutigen Menschenfrau ablief, wenn sie über das Liebesleben ihres Partners philosophierte. Das sie auf ihn stand konnte er mit Sicherheit ausschließen. Sie war seit mehr als fünf Jahren mit einer ebenfalls menschlichen Luftraumüberwachungsoffizierin glücklich, aber womöglich interessierte sie an dem Holostreifen auch eher die weibliche Hauptrolle und er war nur das schmückende Beiwerk.


    „Nein, das ist nichts.“ winkte er einsilbig ab und hoffte das Thema damit abzuschließen. Ewa prustete belustigt, entschied sich aber ihn vom Haken zu lassen. Stattdessen nahm sie ein Datapad auf, winkte ihm damit zu und erhob sich von ihrem Schreibtisch. „Na komm, auf dieser Liste stehen 900 Beweismittel, ich will damit nicht noch morgen zubringen und du willst ja heut abend womöglich wieder zu der geheimnisvollen Roten.“
    Sartala atmete entspannend aus, das war einfacher gewesen als befürchtet. Er wollte sich gerade erheben als auf seinem Terminal in der oberen Ecke eine rote Warnmeldung erschien. Er tippte auf die Meldung und überflog den Inhalt. Ein unterdrückter Fluch entfuhr ihm, dann sprang er auf und zog an seiner Partnerin vorbei, die Beweisliste offenbar schon wieder vergessen.


    „Eh Shim, willst du nicht dein Pad mitnehmen? Shim!? Hey Grünling! Ah, knutsch doch einfach nen Hutten, verdammt nochmal! MÄNNER!“ Noch ein paar weitere garnicht damenhafte Verwünschungen folgten dem Mirialaner als er fast im Laufschritt das Büro verließ. Als er außer Sicht war schaute die resolute Ewa in die Gesichter der irritierten zurückgebliebenen Kollegen, die ihre Schimpfkanonade wohl aufmerksamer verfolgt hatten, als derjenige auf den sie zielte. „Was? Der kann mich echt mal!“ Mit einem frustrierten Grollen wandte sie sich ab und verließ angesäuert das Büro - durch einen anderen Ausgang als ihr Partner. Sie war sich recht sicher, dass die 900 Beweismittel nun von ihr allein überprüft wurden.



    Toshan Raiton hatte es eilig heute. Die letzten zwei Investorengespräche hatten ihn etwas länger beschäftigt als vorgesehen und so war er spät dran. Er hatte eigentlich eine halbe Stunde früher aus dem Büro verschwinden wollen um sich noch in Ruhe für den Abend vorbereiten zu können, aber nach wie vor ging in diesen schwierigen Zeiten das Geschäft vor Privatvergnügen. Sein Pilot wartete bereits geduldig im Gleiter als Raiton endlich einsteigen konnte. „Tut mir leid, ist etwas später geworden. Sollten sie eine Geschwindigkeitsstrafe bekommen geht die auf mich.“
    Der Bedienstete nickte kurz und schmunzelte etwas. Dann beschleunigte er den Gleiter in Richtung Portal des Gleiterhangars. Ein überraschter Ausruf des Piloten erscholl als er das Steuer rumriß und versuchte eine Kollision zu verhindern. Doch der Swoopfahrer war aus dem nichts direkt vor dem Eingang aufgetaucht. Ein Schlag ließ den schweren Gleiter erzittern als das kleinere Fahrzeug im vorderen Bereich einschlug. Der Fahrer des Swoops stieg gezwungener Maßen über die Griffstange ab, polterte über die Frontpartie nur um dann auf der anderen Seite des Fahrzeugs zu Boden zu fallen. „Verdammter Mist, ich hab ihn nicht kommen sehen, Sir!“ rief der Pilot außer sich und blickte erschrocken zu seinem Arbeitgeber zurück.


    "Ruhig bleiben. Sehen sie nach ihm, ich kümmere mich um den Notruf.“ wies Raiton seinen Piloten ruhig an. Auch wenn ihm ein genervtes Seufzen entfuhr, da das Malheur jetzt weitere Verzögerungen bedeutete. Er angelte in seiner Jacke nach dem Comlink. Der Pilot stieg aus und näherte sich dem reglosen Unfallopfer. Raiton fand auch schließlich sein Com und rief gerade die Holobox des Medizinischen Notdienstes auf, als er ein Geräusch von draußen vernahm das nicht nach geleisteter Erster Hilfe klang. Der Swoopfahrer war in die Hocke gesprungen und hatte dann mit einem gezielten Tritt in die Magengegend des Piloten diesen aus dem Gleichgewicht gebracht. Dann sprang er auf die Füße, packte den Mann am Kragen und hieb ihm mit der Faust direkt ins Gesicht. Das konnte nichts gutes bedeuten und als Raitons Pilot gänzlich zu Boden ging versuchte der im Fahrzeug verbliebene Manager irgendwie an die Türkontrolle des Gleiters zu gelangen. Doch das gestaltete sich vom Rücksitz alles andere als einfach.


    Der Swoopfahrer ließ sich davon nicht beirren und sprang auf den Fahrersitz. Offenbar kannte er sich mit solchen Fahrzeugen aus, denn noch ehe die Tür ganz geschlossen war ruckte das Gefährt nach vorn und beschleunigte direkt in den Vekehrsstrom. Raiton hatte eigentlich einen Unfall melden wollen, doch das hier sah eher nach einer Entführung aus. Er trennte also die Verbindung zum medizinischen Notdienst und überlegte kurz stattdessen die Citysecurity zu wählen.

    „Was soll das? Wer sind sie?“
    offensichtliche Fragen, die wohl jeder reflexhaft stellte, wenn jemand sich plötzlich des Fahrzeugs bemächtigte in dem man sitzt. Doch noch war der Unbekannte wohl damit beschäftigt sich mit hoher Geschwindigkeit in den Coruscanter Stadtverkehr einzuordnen und dann das Tempo zu drosseln. Nunmehr bemühte er sich nicht weiter aufzufallen. Antworten jedenfalls erhielt Raiton aber keine.


    Vrynasha spürte plötzlich den Druck eines Blasterlaufs an ihrem Hinterkopf. Ihre Geisel hatte sich gefangen und verriet einmal mehr, dass sie in Sachen Finanzinvestments offenbar ein Quereinsteiger war. „Gut das reicht jetzt. Ich hoffe für sie dass es meinem Fahrer gut geht, sonst haben sie jetzt echt ein Problem. Ausscheren und landen, sofort!“ kam es betont beherrscht vom Rücksitz. Entweder wurde der Mann öfter entführt und hatte Routine, oder aber er gehörte zu einem Schlag von Leuten, dem vermummte, Piloten prügelnde und Gleiter entführende Gestalten keine sonderliche Angst machten.
    Mit einem dezenten Schubs des Blasters verlieh er seiner Forderung Nachdruck. Statt zu gehorchen wechselte Vrynasha den Leitstrahl und folgte dem Verkehr der in eine tiefere Ebene floß. Es war immer wieder verblüffend wie Millionen von Vekehrsteilnehmern das coruscanter Luftstraßennetz nutzen konnten ohne das es in einem heillosen Chaos endete. „Sind sie taub, oder wollen sie einen Blasterbolzen in den Schädel?“ fragte Raiton nach, der zumindest erwartet hätte eine Knarre würde ein wenig zur Argumentationsverstärkung taugen.


    „Weder noch Mr. Raiton. Wenn ich die Antworten habe die ich von ihnen benötige werde ich jedoch landen und niemandem wird etwas passieren.“


    Raiton meinte die Stimme zu kennen, verband sie aber eigentlich nicht mit einem abgerissenen Söldner in Lederiskluft. Das die Person ihn namentlich ansprach ließ aber eine mögliche Verwechslung oder ein Zufallsverbrechen ausscheiden. „Was zur Hölle glauben sie wer sie sind? Sie landen jetzt diesen Gleiter oder ich verziere die Windschutzscheibe mit ihrem Hirn!“ Das war so gar nicht der gediegene Geschäftsmann, den Vrynasha kennen gelernt hatte. Also war es mehr als wahrscheinlich das Kreymak die Wahrheit gesagt hatte. Er klang wie jemand der zumindest in früheren Jahren einem weitaus raueren Geschäft nachgegangen war. Eier hatte er jedenfalls, auch wenn seine Drohung Vrynasha gelassen schmunzeln ließ. Raiton war offenbar nicht ungefährlich, aber lebensmüde war er auch nicht. „Unwahrscheinlich Mr. Raiton. Von ihrer gegenwärtigen Position aus und bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Gleiters würden sie nie rechtzeitig die Kontrollen übernehmen können um bei meinem Tod eine Kollision mit dem Gegenverkehr oder einem der Gebäude zu verhindern.“


    Wie zum Beweis scherte der Gleiter ein wenig zu weit nach links aus und touchierte beinahe einen entgegenkommenden Frachtgleiter, dessen Pilot die grellen Frontleuchten aufblitzen ließ als er die vermeintliche Gefahr bemerkte. Raiton schien diese Argumentation wohl zu schlüssig als das er es auf einen Versuch ankommen lassen wollte. „Gut sie haben die Kontrolle. Aber verraten sie mir was das hier werden soll?“ Die Argumente des Fremden waren leider zu bestechend. Trotz seines Nachgebens war er aber noch nicht bereit die Waffe aus dem Genick des Entführers zu nehmen. Warum kam ihm diese Stimme nur so verdammt bekannt vor.


    „Ich will Informationen von ihnen zu Raiton-Langfield Enforcements. Sie sind einer der Gründer richtig?“ setzte der Entführer an und jetzt wurde Raiton auch klar woher er diese Stimme kannte. „Mrs. Veladnia? Ist das etwa die ruthofanische Geschmacksrichung von investigativem Journalismus?“ Er hörte ein weitaus helleres Lachen vom Pilotensitz. Offenbar hatte die Frau ihre Stimme künstlich ein wenig tiefer gemacht, hatte sich aber nun entschlossen dies zu beenden, da sie ja ohnehin enttarnt worden war.


    „Kreativer Ansatz finden sie nicht?“ stellte sie eine Gegenfrage und wider seiner inneren Instinkte nahm er nun die Waffe vom Kopf der Frau. Für eine Reporterin, selbst für die eines Söldnermagazins, hatte sie ein Nervenkostüm aus Cortosid und zeigte sich von der Waffe nicht im Mindesten beeindruckt. Das zusammen mit der von ihr erwähnten Problematik der Steuerung eines Gleiters vom Rücksitz aus, ließ es Raiton recht sinnlos erscheinen sie weiter zu bedrohen. „Glauben sie allen ernstes sie können ihre Story bringen wenn ihr Redakteur erfährt wie sie sie recherchiert haben? Ich fordere sie nochmal auf den Gleiter zu landen und dann reden wir auch über Raiton-Langfield, ja?“


    Sie schien sein Angebot kurz zu erwägen, starrte kurz auf die Mittelkonsole mit den Rückkameras. Dann blickte sie nach rechts über die Schulter. Es war tatsächlich die Ruthofanierin die vor einigen Tagen in seinem Büro vorstellig geworden war, auch wenn sie jetzt schwarze Haare hatte und ein Kopftuch trug das sie zu einer Art Staubmaske gewickelt hatte. Lediglich ihre Augenpartie und der Haaransatz waren sichtbar, aber ihre Augen waren jene deren er sich in seinem Büro gegenübergesehen hatte.


    „Ihr erster sinnvoller Vorschlag Mr. Raiton. Und ihre Eskorte würde sich sicher nicht an einer Lady vergreifen, oder?“ Raiton blickte irritiert drein. „Wovon sprechen sie?“ Die Situation wurde zusehends undurchsichtiger und Raiton blickte durch die hinteren Fahrzeugscheiben in den Verkehr. Denn das war das einzige was er mit dem Verweis auf eine etwaige Eskorte in Verbindung bringen konnte. „Dunkelgrauer Skylane Citylifter, fünf Uhr. Der folgt uns seit wir Lightspire verlassen haben.“ Toshan suchte den rückwärtigen Verkehr mit den Augen ab und schließlich fand er das Gefährt das seine Entführerin wohl meinte.


    „Ich hab keine Eskorte. Sicher das der uns verfolgt?“ Die Frau auf dem Pilotensitz schüttelte kurz den Kopf und lachte. „Die hielten bisher Abstand aber seit ein paar Sekunden versuchen sie aufzuholen. Sie haben mit ihrem Comlink doch wohl keine Dummheit begangen Mr. Raiton?“
    So wie sich der Liefer Gleiter durch die Kolonnen schlängelte hatte er es offenbar eilig. Was die Frau sagte klang also nicht unplausibel. Aber Raiton war sich keiner Schuld bewußt. „Ich bin Geschäftsmann, kein Politiker, und wie ich ihnen sagte: Ich beschäftige keine Söldner.“ Zur Überprüfung ihres Verdachts wechselte Vrynasha alias Eyafril in eine aufsteigende Spur und verließ somit den gegenwärtigen Verkehrsstrom. Tatsächlich, der Skylane hatte rein zufällig die selbe Idee. „Der folgt uns tatsächlich. Ich hab aber keine Ahnung wer das sein soll.“ erklärte Raiton seiner Entführerin. Die vermeintliche Journalistin brummte nur zur Antwort und änderte erneut den Kurs in Richtung eines der großen Gebäude. Ein Tunnel führte direkt durch den riesigen Turm hindurch. Vielleicht wäre man dort in der Lage die Verfolger abzuschütteln, die sich mittlerweile auf nur einige dutzend Meter herangearbeitet hatten. Unauffälligkeit war ihnen mittlerweile völlig egal und das bedeutete vermutlich nichts Gutes. „Feinde haben sie auch keine?“ fragte Eyafril vom Vordersitz und versuchte die Verfolger im Blick zu behalten. Raiton schüttelte verneinend den Kopf. Allerdings nahm er sicherheitshalber den Blaster wieder zur Hand, auch wenn er damit diesmal nicht auf seine Entführerin zu zielen gedachte. Das die Verfolger nichts gutes vorhatten zeigte sich just in dem Moment wo man den Tunneleingang der Arkologie erreichte. Der Skylane beschleunigte plötzlich rapide und setzte sich auf gleiche Höhe, ehe er plötzlich nach links zog. Die Absicht war klar. Die hatten vor Raitons Gleiter in den Gegenverkehr zu schubsen.

  • Captain Sartalas Dienstgleiter rauschte unter Missachtung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit aus dem Hangar der Raumhafenbehörde und setzte auf dem Horizons Skyway Kurs in östlicher Richtung. Für echte Notfalleinsätze hätte er sich von der Flugkontrolle von der Leitstrahlpflicht befreien lassen können, aber das wollte er natürlich aus naheliegenden Gründen nicht tun. Also musste er sich wie jeder durch den Verkehr mühen und das wo er es doch recht eilig hatte. Die Alarmierung die er erhalten hatte bezog sich auf die ID des Swoopbikes mit dem Mrs. Veladnia an ihm vorbeigezogen war. Das die Meldung sich jedoch auf eine mutmaßliche Entführung bezog war etwas das ihm gerade eine Menge Sorgen machte. Die Ruthofanierin hatte sich bisher gut unter dem Radar bewegt, doch nunmehr war sie darauf umso spektakulärer erschienen. Er würde also womöglich nicht mehr viele Gelegenheiten erhalten ihr nahezulegen Coruscant zu verlassen und mittlerweile schwante ihm auch warum Colbrani so darauf gedrängt hatte. Das Comlink fiepte und eigentlich brauchte er nicht drauf zu schauen wer der Anrufer war. Kurzentschlossen drückte er Ewa einfach weg und konzentrierte sich auf den dichten Verkehr. Doch die Menschenfrau ließ nicht locker. Noch drei mal fiepte das Teil vor sich hin bis er es schließlich einfach ausschaltete. Er hatte jetzt gerade wirklich andere Probleme.



    Das Geräusch knirschenden Metalls tat in den Ohren weh. Vrynasha hatte den Gleiter zwar sofort in den Sinkflug gedrückt aber der Skylane hatte zu schnell auf ihre Spur gewechselt als das man der Kollision vollends entging. Schlimmer noch hatte das Abtauchen den Aufschlagswinkel so verändert das man zwar nicht direkt in den Gegenverkehr geschleudert wurde, aber der Gleiter bedrohliche Schlagseite bekam und die Vertikaltriebwerke somit ihren Job nicht mehr richtig tun konnten. „Festhalten das wird hässlich!“ brüllte die vermeintliche Journalistin und drückte den Beschleuniger voll durch, versuchte zumindest die Längsachse des Fahrzeugs wieder zu stabilisieren. Nicht nur den Fahrzeugen auf den unteren Flugebenen mußte sie ausweichen, sondern auch bemerkte sie wie der Abstand zu den Tunnelwänden bedrohlich klein wurde.
    Raiton, der sich von seinem Sitz abgeschnallt hatte um seiner Entführerin beizukommen wurde durch den Aufschlag hilflos im Fond des Gleiter umhergewürfelt und fluchte mehrfach als er sich diverse Körperteile am Innenleben seines Luxusfahrzeugs prellte.


    Ein weiterer Schlag durchfuhr den Gleiter als er irgendeinen technischen Aufbau an der Tunnelwand streifte und die Hälfte davon in der näheren Umgebung verteilte. Dann aber hatte Vrynasha das Gefährt endlich wieder unter Kontrolle. Ein kurzer Blick auf die Instrumente verriet zumindest keine fatalen Schäden die, die Flugfähigkeit beinträchtigten, billig würde die Reparatur aber sicher nicht werden.


    „Also gut Mrs. Veladnia, Klartext: WEN von uns beiden versuchen die gerade zu töten?“ knurrte der Geschäftsmann aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs, während er den Moment verhältnismäßig ruhiger Fluglage nutzte um zwischen den Lehnen hindurch sich auf den Beifahrersitz zu quetschen. „Haben sie Feinde? Vielleicht welche von ihren alten Geschäftskontakten, die nicht wollen, dass sie mit einer Journalistin reden?“ fragte die Rothäutige und versuchte den Gleiter wieder in den Verkehrsfluß zu manövrieren, dabei hielt sie immer wieder hektisch nach den Angreifern Ausschau. „Also wenn sie eine Journalistin sind, bin ich der uneheliche Sohn von Kanzlerin Saresh.“ schimpfte Raiton während er seinen Blaster aus dem rückwärtigen Fußraum angelte.


    „Keine Zeit jetzt für Erklärungen. Sieben – strich – sieben.“ erwiderte Vrynasha knapp und verfiel dabei in jahrelang genutzten Jagdfliegerjargon, während sie den Beschleunigungshebel wieder durchdrückte um den schwerfälligen Luxusgleiter auf Geschwindigkeit zu bringen. Raiton spähte durch die Transparistahl Scheibe die das Schiebedach des Fahrzeugs bildete und erkannte das die Frau die Wahrheit sprach. Der Skylane war offenbar modifziert worden, denn für einen Liefergleiter, der eigentlich für Kurierdienste gebaut war, hatte das Gerät beachtliche Beschleunigungswerte.


    „Also gut, auch ein Manager wird irgendwann sauer!“ Damit hieb Raiton auf den Knopf der das Sonnendach zurückfahren ließ und richtete seinen Handblaster auf das herannahende Fahrzeug. Mehrfach drückte er den Abzug und sandte blaue Blasterbolzen in Richtung der Gegner von denen fast alle trafen. Einer der Scheinwerfer verpuffte in einer Wolke Splitter, leider war das aber auch die einzige Wirkung. Vrynasha mußte lachen und warf einen Seitenblick zu ihrem unfreiwilligen Begleiter. „Also wenn sie Investmentberater sind, dann bin ich auch ne Journalistin. Oder haben sie so zu schießen für den Fall säumiger Kundschaft gelernt?“ Mit einem unwirschen Knurren schickte Raiton eine weitere Blastersalve in Richtung des Skylanes der daraufhin abdrehte als einer der Bolzen ein nettes Loch auf der Pilotenseite in die Windschutzscheibe stanzte. „Mrs. Veladnia, würden sie mich mit ihren Fragen nerven wenn sie nicht genau wüssten das ich vor Raiton Trusts Kopfgeldjäger war? Vorsicht neun Uhr von unten!“ Vrynasha war nicht undankbar für diesen Hinweis, da sie den Skylane der Angreifer hinter einem weiteren Tunnelaufbau aus den Augen verloren hatte. Diesesmal ging sie voll auf die Bremse und zog scharf nach rechts weg direkt auf die Wand zu, nur um den Gleiter wieder zu beschleunigen und in einer steilen Kurve parallel zur Wand zu ziehen und zwischen meterdicken Rohrleitungen ersteinal außer Sicht der Unbekannten zu kommen.

    „Kopfgeldjäger? Meine Quellen sagen sie leiteten die Söldneroperationen bei Raiton-Langfield.“


    Es war schwer sich bei den hektisch vorbeirauschenden Innereien der Arkologie auf den eigentlichen Grund dieser Fahrt zu konzentrieren, aber sie musste endlich an Informationen gelangen die etwas brachten. Raitons Gesichtsausdruck nahm nahezu aggressive Züge an. „Wer hat ihnen diesen Scheiß erzählt. Langfield war der Söldner. Sollte wohl für sie nicht schwer sein das zu verifizieren. Mein Jagdname war Quicksilver und richten sie diesem Arschloch, das sie informiert hat, aus wenn ich ihn erwische verklag ich ihn bis er seine Mama verkau … SCHEISSE ANHALTEN!


    Zeitgleich sahen die beiden die Gefahr voraus. Die Angreifer hatten sich am Ende des Grabens in Position gebracht. Die Rinne entlang der Tunnelwand war gerade mal breit genug für ein Fahrzeug und das auch nur wenn der Pilot eine ruhige Hand hatte. Erschwerend kam hinzu das er am oberen Rand durch Rohrleitungen verengt war und man ihn demzufolge nicht mehr ohne weiteres nach oben verlassen konnte. Vrynashas Jagdfliegerinstinkte hatten mittlerweile komplett die Kontrolle übernommen und arbeiteten hektisch an einem Plan. Raitons energische Forderung sofort stehen zu bleiben hörte sie nur gedämpft. In einer Jagdmaschine hatte man in der Regel Ziel- und Manöver Computer die einem viel der Beurteilung der Umgebung abnahmen. Ein herkömmlicher ziviler Atmosphärenfluggleiter konnte mit dererlei natürlich nicht aufwarten. Die Angreifer konnten also völlig zurecht davon ausgehen, dass die Flüchtigen in der Falle saßen und aufgeben mussten. Womit sie nicht rechneten war, dass der Pilot des gejagten Fahrzeugs andere Möglichkeiten hatte. Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, um ihre herkömmlichen Sinne weitgehend abzudämpfen. Die Augen ganz zu schließen wie sie es nicht selten in solchen Situationen tat traute sie sich nicht. Raiton hätte womöglich in die Steuerung gegriffen oder ähnliches, und ihm jetzt zu erklären dass sie blind nicht selten besser flog als sehend würde zu lange dauern. Ihre Machtsinne breiteten sich in dem schnell schmaler werdenden Raum zwischen dem Ende des Tunnels und dem Gleiter aus, durchdrangen und betasteten Materie, fahndeten nach einem Ausweg aus der Misere. Früher hatte sie ihre Sinne so genutzt um Wege durch Asteroidenfelder zu finden die andere kaum nachvollziehen konnten. Jede Art von Materie warf Schatten in der Macht und wer in der Lage war diese Schatten zu deuten konnte Dinge erkennen die das sichtbare Licht nicht offenbarten.



    "Halten sie das verdammte Ding an sie bringen uns um!"


    Doch die Macht war wohl mit ihr, wie ein Jedi sicher gesagt hätte. Denn keine Sekunde zu spät bemerkte sie einen Ausweg aus der misslichen Lage, der ohne die Unterstützung ihres Machtgespürs jedoch unmöglich zu nutzen gewesen wäre. Ohne ihren gerade etwas überforderten Passagier zu warnen riss sie die Längsachsenkontrolle nach links und ging auf Umkehrschub. Angesichts der beengten Verhältnisse rutschte der Gleiter die gewölbte Grabenwand hinauf, als das Heck des Gefährts versuchte die Front zu überholen. In einem nahezu perfekten Moment erreichte er die obere Grabenkante, wo fast wie bestellt die Rohrleitungen für etliche Meter in der Gebäudewand verschwanden. Unter Funkensprühen und gänsehaut erzeugendem Knirschen schlitterte der Gleiter aus dem Graben hinaus, schlug mehrfach lautstark auf den stumpfen Metallplatten des Gebäudes auf und trudelte dann direkt über die Köpfe der verblüfften Citylifter Crew in die Freiheit als der Tunnel auf der anderen Seite der Arkologie endete. Im selben Moment gab Vrynasha wieder Schub. Raitons Business Gleiter war keine Jagdmaschine, aber die Antriebsleistung reichte um den Gleiter unter freien Himmel gerade so daran zu hindern zu viel Höhe und Geschwindigkeit zu verlieren.


    Es war mühsam das Gefährt wieder in eine stabile waagerechte Fluglage zu bringen, aber ihre Verfolger konnte nur hilflos zusehen, wie ihre Beute aus dem Arkologietunnel schoss und davon zu ziehen drohte. „Und sowas lernt man in Redaktionskonferenzen!? Hatten sie gerade allen Ernstes die Augen zu?“ wetterte Raiton und blickte nach hinten um zu prüfen was die Verfolger nun zu tun gedachten. In Raitons dafürhalten war es ohnehin nur noch eine Frage von Minuten bis sich zu dem Skylane noch ein paar Patroulliengleiter der Citysecurity gesellten. Das irgendwelche Gestörten Luftkampf im Stadtverkehr veranstalteten konnte nicht lange unbemerkt bleiben.


    Auf Raitons Frage ging sie nicht weiter ein. Er würde einfach irgendwann zu der Erkenntnis kommen das er sich geirrt hatte. „Ich hoffe sie kennen sich aus, wir brauchen irgendwelche dichten Gebäude um die loszuwerden.“ merkte die Rothäutige stattdessen an, die ihren Stunt an der Tunnelwand scheinds schon verdaut hatte. Fast so als mache sie soetwas täglich. Raiton überlegte kurz und blickte sich in der umliegenden Szenerie um. „Markanon Arkaden. Da gibt es einen Zugang zur unterirdischen Trans Sektor Schnellachse.“ sagte er knapp und deutete auf eine Gruppe aus sechs rötlich glänzenden Pyramidenstümpfe an deren unteren Enden helle Holoreklamen flirrten. Unterirdisch bedeutete wieder eng, aber oft auch verwinkelt. Man konnte also weit eher ohne überlegene Geschwindigkeit, die dieses Gefährt einfach nicht bot, entkommen.


    Und das war bald nötig denn gerade in dem Moment als Vrynasha den Kurs änderte war der Feind auch schon wieder in Sicht. „Die sind hartnäckig. Was verdammt nochmal wollen die von ihnen Mrs. Veladnia?“ Die Rothäutige blickte empört zu ihrem Nachbarn: „Von mir? Die versuchen gerade mit ihrem Gleiter die Landschaft umzugestalten, nicht mit meinem.“ Raiton konnte sich der Logik nicht entziehen, wollte aber auch nicht daran glauben das die Killer es einfach so auf ihn abgesehen hatten. „Warum wollen die verhindern das ich mit ihnen spreche?“ setzte er nach, doch die Frau reagierte auf diese weitere Frage nur mit einem unterdrückten Knurrlaut als sie der Verfolger dicht hinter sich gewahr wurde.


    Nun hatten die unbekannten Angreifer sich eine andere Taktik überlegt. Statt eines weiteren Rammversuchs zogen sie auf gleiche Höhe und hielten Abstand. Einer der Insassen des Lieferfahrzeugs öffnete die Seitentür und hantierte mit einem kurzen gewehrartigen Objekt das einen etwas mehr als armdicken Lauf besaß. „Das ist jetzt nicht deren Ernst?!“ entfuhr es dem ehemaligen Kopfgeldjäger und bewegte so seine Pilotin ebenfalls zu einem Seitenblick. „Gut, für vorhin haben die eh noch ne Antwort verdient.“


    Diesmal war es die vermeintliche Journalistin, die sich für Vollkontakt entschied. Sie zog scharf nach links um zu verhindern das der Schütze seinen Plan in die Tat umsetzte. Laut krachend kollidierten die Fahrzeuge und wie erhofft warf es den Schergen in den Frachtraum des Skylanes zurück, wo er sich wohl erstmal würde sortieren müssen. Die Typen waren offenbar zu allem entschlossen und wenn nicht bald eine Securitystreife auftauchte würden langsam die Optionen ausgehen. „Raiton, hat das Ding hier Kopilotenkontrollen?“ Der Angesprochene der gerade überlegte wie er seinen Blaster nochmal zum Einsatz bringen konnte ohne seiner Entführerin direkt an der Nase vorbeiballern zu müssen schüttelte den Kopf. „Nein warum?“ Statt einer Antwort packte sie Raitons freie Hand und legte sie an den Hauptsteuerknüppel „Weil sie übernehmen müssen. Das mit den Arkaden war ein guter Plan, aber der Bewegungsspielraum ist zu eng wenn diese Tusken mit einem Raketengewehr auf uns schießen.“

    Raiton blickte zweifelnd zu seiner Entführerin, denn abgesehen davon das er sich gerade bemühte den Gleiter geradeaus fliegen zu lassen während seine Begleiterin das Gefährt trotz ihrer Aussage in einen Sinkflug in Richtung der Arkaden gebracht hatte, wusste er nicht welche Optionen sie meinte zu haben. Selbst bewaffnet war sie ja nicht. „Was immer sie vorhaben es muss bald passieren der Typ hat sich schon berappelt.“ trieb er die Frau trotzdem zur Eile an. Tatsächlich war der Feind bereits wieder in eine günstige Position gekommen und der Schütze schickte sich an erneut auf sein Ziel anzulegen. Diesmal gesichert von einem seiner Kumpane. „Ja ich weiß und auch wenn unsere Unterhaltung eigentlich nicht beendet ist muss ich mich jetzt verabschieden. Ich zähle bis drei dann ziehen sie nach links oben weg. Wenn sie ihn passiert haben steil nach unten und versuchen sie in den verdammten Pilotensitz zu kommen.“


    Raiton blinzelte, nun völlig irritiert. Das was sie da von sich gab, klang verdammt danach das sie gedachte jenen Pilotensitz zu räumen. Ein Blick auf die Fluganzeigen ließ das wie eine total bescheuerte Idee aussehen. Bei fast 200 Klicks in der Stunde auszusteigen war wohl ein sicheres Todesurteil. Dennoch nickte er folgsam und beobachtete fassungslos wie die angebliche Journalistin die Fahrertür des Gleiters aufstieß. Was immer sie jetzt vorhatte er war sich sicher, dass es irgendwas zwischen lebensmüde und total wahnsinnig war. „DREI!“ rief sie über die Schulter zurück, unter völliger Ignoranz des Umstands das man gewöhnlich bei eins zu zählen begann. Wie vereinbart drückte Raiton das Steuerhorn nach links hinten und die beiden Kontrahentenfahrzeuge näherten sich schnell einander an, wobei Raitons Gleiter aber Höhe gewann und so den Gegner überflog. Der Raketengewehrschütze hatte schon das Ziel aufgenommen wollte aber anscheinend noch auf die veränderte Situation reagieren. Ein explodierendes auf einen zufliegendes Gleiterwrack war eine schlechte Siegoption. „Und was mach ich dann wenn sie in den Tod gesprungen sind?“ brüllte Raiton über den Fahrtwind hinweg, auch wenn er sich langsam fragte ob das nicht einfach nur ein total kranker Alptraum war. „Sie wurden entführt! Also gehen sie zur Security und erstatten Anzeige!“ Dann war der Pilotensitz plötzlich leer und Raiton sah nur noch das Dach des Skylane unter sich hinwegziehen. Das brachte ihn in die gute Position sich vom Feind zu lösen, insbesondere da die Mannschaft in dem Transporter wohl gerade andere Probleme hatte wenn das was die Frau vorgehabt hatte geglückt war.


    Er hatte in seiner Zeit als Quicksilver einige kranke Scheiße mitgemacht. Aber das hier wäre definitiv ein Grund gewesen nen Drogentest zu machen.


    Spalder, der tätowierte Glatzkopf aus der Crew, die Kreymak angewiesen hatte Raiton zu überwachen, traute seinen Augen nicht als sich plötzlich die Fahrertür des Gleiters öffnete und das Gefährt, diesmal wohl unter der Kontrolle Raitons auf sie zu kam. Nichtmal eine Blasterpistole hatte die Person dabei, die plötzlich sprungbereit auf dem Trittbrett saß und allen Ernstes hunderte Meter über dem Erdboden aus dem Gefährt sprang. Noch viel unfassbarer war indes, dass sie zielgenau auf ihn zuflog. Die Arme nach vorn gestreckt, in so einer dämlichen fliegenden Heldenpose wie man sie in Actionholos über weltrettende Jediritter sah. Für den Moment vergaß er völlig dass er eigentlich das Raketengewehr auf Raitons Gleiter abfeuern wollte. Dann schlugen auch schon fünfundachtzig Kilo reinblütiger Furie in ihn ein. Sein Kumpel hatte angesichts dieses Einschlags nichts ausrichten können und ging selbst in die Knie als Spalder unter der Angreiferin begraben wurde. Ungläubig schaute der Glatzkopf zu der rothäutigen Frau hinauf die plötzlich auf seiner Brust kniete. Das verstieß einfach gegen jedes Gesetz der Physik. Wie konnte jemand soetwas bei dieser Geschwindigkeit abziehen? Doch über seine völlige Überraschung hinweg war er zumindest geistesgegenwärtig genug mit dem Lauf des Raketengewehrs, den auf ihn herabsausenden Faustschlag abzublocken. Zeitgleich versuchte sein Kumpel der mit ihm zusammen im Frachtabteil des Gleiters agierte die Frau von der Seite in den Schwitzkasten zu nehmen. Das gelang zwar, aber der Versuch sie von Spalder herunter- und besser noch aus dem Gleiter hinauszubefördern ging fehl. Mit jaulendem Schmerzensschrei krümmte er sich vorn über als die rechte Faust der Frau seine Familienjuwelen fand. Unmittelbar danach verschob die andere Faust die Mittellinie seiner Nase und er wankte zurück gegen die Wand die Frachtkabine und Fahrer voneinander trennten.


    Spalder versuchte nunmehr mit dem Kolben des Raketengewehrs auf die Frau einzuschlagen die diesen Versuch jedoch mit einem beherzten Griff auf halbem Weg stoppte. Spalders Aktionswinkel war einfach zu ungünstig und die Frau zugegeben weit stärker als sie auf den ersten Blick aussah.
    Vrynasha hoffte das Raiton sich an den Plan gehalten hatte. Für sie bestand die Welt in diesem Moment nur noch aus dem Frachtabteil des Liefergleiters und den beiden Vollpfosten die versucht hatten sie und Raiton aus dem Himmel zu pusten. Den einen unter ihr auf dem Boden erkannte sie. Es war der Wachmann am Eingang von Kreymaks Hauptquartier gewesen der sich ihr erfolglos in den Weg gestellt hatte. Der unbekannte Kerl zu ihrer Linken hantierte mit seinem Blasterholster und der Glatzkopf versuchte vehement sein Gewehr von ihr loszureißen. Ohne groß zu überlegen griff sie nach dem nächstbesten das sie im Augenwinkel wahrnahm. Es war eine Taschenlampe die in einer Wandhalterung nahe der geöffneten Schiebtür ruhte. Sie schleuderte die Lampe nach dem an der Trennwand kauernden Gangster. Das stabförmige Wurfgeschoss traf das Handgelenk des Mannes woraufhin sein Blaster losging. Der Bolzen bohrte sich direkt neben dem Glatzkopf in das Bodenblech. Die offenbar durchschlagstarke Waffe hatte mehr Schaden angerichtet als das kleine Loch im Boden vermuten ließ, zumindest wenn man nach dem plötzlichen gequälten Jaulen eines sterbenden Vertikaltriebwerks urteilte, das in mehreren Bucklern des Gleiters mündete. Die lautstarken Flüche des Fahrers, die man selbst über den Fahrtwind hinweg hörte bekräftigten das ganze noch. Aber Sekundenbruchteile später musste die angriffslustige Kriegerin erkennen, dass nach „Panne“, in der Regel „Desaster“ kam.


    Das verdammte Raketengewehr ging los. Der Rauch des Treibsatzes vernebelte kurz die Sicht. Mit einem lauten Schlag bohrte sich das Projektil in die Trennwand zur Fahrerkabine und blieb dort Feuer speiend stecken. Entweder war es ein Blindgänger oder aber diese Möchtegernattentäter hatte eine Rakete mit Zeitzünder benutzt. Herausfinden welche Hypothese zutraf lag nicht im Sinne der Sith und so tat sie das einzige was ihr in diesem prekären Moment noch einfiel. Mit einer Rolle rückwärts beförderte sie sich nunmehr ein zweites Mal innerhalb weniger Minuten in luftiger Höhe aus einem dahinrasenden Gleiter ins Ungewisse. Aber war sie nicht immer schon ein Fan der Devise gewesen: Erst springen, dann schauen wie man sich am Boden abfing?

  • Captain Sartala wechselte erneut die Flugbahn und überholte dabei nicht ganz regelkonform einen Lastgleiter. Zeitgleich fingerte er am Terminal auf der Mittelkonsole herum und suchte nach der Funkfrequenz der Luftverkehrskontrolle. Der Holocombulletin der ihn zu seinem übereilten Aufbruch animiert hatte sprach von einer beobachteten Entführung eines Personengleiters durch den Piloten des Swoopbikes dessen ID zu dem Bike passte das die gute Mrs. Veladnia benutzt hatte um von ihm weg zu kommen. Es war also nicht davon auszugehen, dass sie oder ihr Entführungsopfer sich noch in der Nähe der Lightspire Arkologie aufhielten. Aber die Entführung war zumindest gemeldet worden, also würde der Verkehrskontrollfunk vielleicht Aufschluss über Position und Kurs des entführten Gleiters geben. Schließlich hatte sich das Dienstfunkgerät auf den Kanal eingeklinkt und ihm war nun klar, dass das kein sonderlich gutes Ende nahm.


    „...Patroullie Besh Abschnitt Süd. Melde zwei Gleiter mit stark überhöhter Geschwindigkeit auf dem Senator Baruta Skyway, Waffengebrauch festgestellt, mehrfache Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Erbitte Anweisungen.“

    Während der Captain dem Funk weiter zuhörte auf dem gerade zwei weitere Gleiterpatroullien angewiesen wurden in Richtung der Markanon Arkaden auf Abfangkurs zu gehen öffnete Sartala das Navigationssystem des Gleiters. Wenn die zu den Arkaden auf dem Weg waren würde er fast eine halbe Stunde dorthin brauchen. Das waren keine guten Vorzeichen. Andererseits was wollte er unternehmen. Solange der entführte Gleiter in der Luft war konnte er garnichts tun. Erneut knackte es im Funk. „Hier Markanon Station. Wir müssten in 30 Sekunden Sichtkontakt bekommen. Haben sie Kennungen?“


    Kurz darauf meldete sich wieder einer der Securitygleiter. „Nur von dem einen. Dunkelgrauer Skylane Citylifter Aurek-vier-vier-neun-Mern-Osk-Grek-neun-neun-null, zugelassen auf einen Holgrud Spalder. Der andere war irgendein schwarzes Luxusmodell Marke Managerschleuder, aber wir haben ihn in dem Tunnel der Haymenon Arkologie verloren ehe wir ihn scannen konnten.“ Dem Knurren der Gegenstelle nach eine recht unbefriedigende Antwort. Sartala beschleunigte weiter und fädelte sich zwischen zwei Passagiertransportern hindurch, was ihm sicher ein paar ungehörte Flüche eintrug, aber jede Minute zählte. Denn während seine Zielperson mit der Citysecurity Rennen flog, stieg die Gefahr das sie das Rennen verlor.
    „Hier Markanon wir haben Sichtkontakt. Schalten Traktorstrahl auf.“ Doch plötzlich plärrte nur noch ein „Was zur Hölle!“ aus dem Funk, dann riß die Verbindung ab.



    Der Wind rauschte in ihren Ohren und übertönte die anderen allgegenwärtigen Geräusche Galactic Cities. Sie brauchte einige Sekundenbruchteile, die ihr vorkamen wie Minuten um ihre Position zu korrigieren und ihren Fall zumindest ein wenig abzubremsen. Unter ihr waren die Gebäude dieser Markanon Arkaden, die rasend schnell näher kamen. Kurzzeitig überstrahlte ein greller Blitz die Sonne, dann rollte auch schon ein schweres Donnern aus mehreren Richtungen von den blank polierten Gebäuden des Arkadenkomplexes heran. Zumindest ein paar Sekunden des Weiterlebens hatte ihr der waghalsige Sprung aus dem Gleiter also offenbar beschert. Denn die Explosion einige Meter über ihr konnte nur der Liefergleiter gewesen sein. Doch wie überlebte man jetzt einen Sturz aus über 100 Metern Höhe. Hektisch blickte die Sith sich nach irgendetwas um das ihren Aufprall abdämpfen würde, denn allein mit einem Machtschild wäre es in dieser Situation nicht getan. Einige Meter vor und viele Meter unter sich sichtete sie eine breite Durabetonbrücke die sich zwischen zwei der Arkadenpyramiden spannte. Ein verglastes achteckiges Bauwerk mit einer Art Fahrzeugpark davor war zu erkenne. Zumindest deuteten die gelben Markierungslinien darauf hin die von oben wie ein Landekreuz und Stellplatzmarkierungen aussahen. Auf einem der Plätze stand ein Fahrzeug und auch wenn es sicher aus Blech war, war es ein geeigneterer Landepunkt als das Kuppeldach des gläsernen Achtecks. Sie zog die Beine an und versuchte durch Bewegung ihrer Arme die Füße gen Boden auszurichten. Flach aufschlagen wäre ungeachtet eines bremsenden Machteinsatzes tödlich.



    Er war sicher nicht der Einzige der seinen Caf verschüttete als aus heiterem Himmel direkt über ihren Köpfen ein gleißender Lichtblitz aufflammte und das laute Donnern einer Explosion die Wände der umgebenden Gebäude erzittern ließ. Die zeitgleich eintreffende Druckwelle ließ zwei Scheiben des Monitorraumes bersten. Mit schreckgeweiteten Augen blickte der Verkehrsofficer in die Luft über der Verkehrskontrollbrücke. Einen Gleiter hatte es hundert Meter über der Brücke zerlegt und nun war eine Kaskade Trümmer dabei, vermengt mit brennendem Treibstoff, hinabzustürzen. Als die ersten geborstenen Metallteile auf den Beton schlugen flüchtete er an den Ort der ihm in dem Moment am sichersten schien. Das Innere seines Dienstgleiters. Sein Partner hatte die selbe Idee, da auch dieser plötzlich auf dem Sitz neben ihm auftauchte und panisch die Tür ins Schloss warf.


    „Brat mir einer nen Bantha, was war das denn?“ fragte der und blickte mit weit aufgerissenen Augen nach draußen wo immer mehr Trümmerteile unter infernalischem Scheppern herunterregneten. Schlimmer noch, fielen zahlreiche davon an der Brüstung vorbei hinab auf die Promenade, die um diese Zeit dicht gepackt mit Fußgängern war. Blieb zu hoffen, dass diese schnell Deckung suchen konnten. Kollegen rannten aufgescheucht im Zickzack zwischen herab regnenden Flammenbällen hindurch und versuchten so zu verhindern von etwas erschlagen zu werden. War das ein Terroranschlag? Ein Angriff des Imperiums? Aus dem aktiven Funkgerät schnarrte ein Notruf. „Explosion über der Markanon Arkade. Notruf an alle Einheiten. Ich wiederhole Explosion über dem Markanon Einzelhandelssektor. Dies ist keine Übung!


    Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Dann erklang ein ohrenbetäubender Schlag. Zeitgleich schrien die beiden jungen Officer auf und rutschten fast in den Fußraum des Gleiters hinunter als irgendetwas mit ungeheurer Wucht auf dem Blechdach über ihren Köpfen aufschlug. Alle Scheiben splitterten und die Türen sprangen aus den Schlössern als die Dachholme sich nach unten einfalteten und der Raum über den Köpfen der beiden Officer drastisch reduziert wurde. War einer der Antriebe womöglich auf sie drauf gestürzt? Oder ein Frachtcontainer. Froh darüber, dass die solide republikanische Wertarbeit des Polizeigleiters offenbar das Schlimmste verhindert hatte, und angesichts der Tatsache das kurz darauf der Trümmerregen abklang, verließen die beiden jungen Officer nach einigen weiteren Sekunden der Schockstarre, den Schutz des demolierten Dienstgleiters um sich einen Überblick zu verschaffen.


    Doch weit kamen sie nicht, denn einer der Beiden bemerkte aus dem Augenwinkel das es sich mitnichten um ein Trümmerstück handelte das ihren Gleiter demoliert hatte. „Ich glaub mein Akk-Hund hat Flühe!“ entfuhr es ihm, als er sich dem Gleiter zuwandte um sich zu vergewissern das er keiner optischen Täuschung erlegen war. Schon hatte er seinen Blaster in der Hand und richtete ihn in Richtung des Gleiters. „Jayce! Sag mir das Du das auch siehst!“ Überrascht über den warnenden Ausruf wandte der Angesprochene sich um und taumelte erschrocken einen Schritt zurück, wobei er auch nach seiner Dienstwaffe fischte. Nicht etwa ein Antriebsteil oder Frachtcontainer war auf ihr Dienstfahrzeug gestürzt. Vielmehr wohl eine der Insassen. Die Person kauerte noch reglos auf dem Dach des Wracks, das um sie herum massiv eingdrückt war. Aufgestützt auf die Füße und die linke Faust. Zu allem Überfluss sah die Person alles andere als tot aus, was man nach so einem Absturz eigentlich guten Gewissens hätte erwarten dürfen.
    Die übermenschliche Anstrengung hatte Vrynasha schmerzhaft bewusst werden lassen, dass auch erfahrene Machtanwender Grenzen hatten. Sie hatte sie womöglich sogar ein Stück weit überschritten. Die Umgebungsgeräusche waren arg gedämpft so als hätte man ihr in jedes Ohr ein Pfund Watte gestopft. Aber sie war am Leben und es schien auch nicht so als hätte sie sich schwerwiegend verletzt. Ihre Fingerknöchel und Fußballen taten höllisch weh von dem Aufschlag. Sie hatte sich zwar im letzten Moment mit einem nach unten gerichteten Machtstoß abgefangen, was letztendlich die Ursache dafür war, dass das Dach des Gleiters nun eher die Gestalt einer Badewanne, denn eines Daches hatte. Aber dennoch war der Aufprall stark genug gewesen um zumindest eine leichte Verstauchung zu verursachen. Ihr Gehör rauschte und bunte Sternchen tanzten vor ihren Augen. Es hatte ihr jedes Gramm Konzentration abverlangt den Stoß genau so auszuführen das er sie auf ein nicht lebensbedrohliches Maß abbremste ehe sie Kontakt mit hartem Untergrund bekam, ohne dabei allzu offensichtlich nach Machteinsatz auszusehen. Noch immer mußte sie sich bemühen ihre Tarnung aufrecht zu erhalten und da passte es nicht auf einem Machtfeld zu Boden zu schweben. Langsam nahm sie ihre Umgebung wieder klarer war und auch die pochenden Schmerzen in ihren Gliedern.


    „Wenn sie mich hören, nehmen sie jetzt ganz langsam die Hände über den Kopf.“ hörte sie eine Stimme sagen, doch der Sprecher schien nicht so recht von sich selbst überzeugt. Stand womöglich selbst noch ein wenig unter Schock von den Ereignissen der vorangegangenen Sekunden. Alles andere war ein Gemisch aus panischen Schreien die von der Promenade heraufschallten, jaulenden Securitysirenen und dem Fauchen von Feuerlöschdroiden die mittlerweile versuchten den brennenden Treibstoff unter Kontrolle zu bekommen. Auf der anderen Seite wurde eine weitere Waffe gezogen dann eine Dritte und eine Vierte, offenbar von anderen die aus der näheren Umgebung herbeigeeilt waren.


    Vrynasha erwog ihre Optionen. Die Brüstung der Brücke war fast zehn Meter entfernt und dahinter ging es nochmal 50 Meter in die Tiefe. Ob sie Kraft für einen weiteren solchen Sturz hatte war unsicher aber es schien zumindest der einzige Weg hier ohne Kampf weg zu kommen. Ohne ihr Lichtschwert war es recht aussichtslos sich mit einem Dutzend Securityleuten mit gezückten Waffen anzulegen, daher schied Konfrontation aus. Warum hatte ihre Rettung in der Not auch ausgerechnet eine Stationsbrücke der Luftverkehrssicherheit sein müssen. Verstohlen blickte sie sich zu den Seiten um aber mit jeder Sekunde erregten die aufgeregten Rufe mehr Aufmerksamkeit und bald hatte sich das ganze Dutzend Cops das die Sith momentan ausmachen konnte um den zerstörten Gleiter geschart. Etliche davon hatten ihre Waffen gezogen. Die entscheidende Frage war, ob ihre Tarnung noch intakt war. Wenn jemand den Verdacht hegte einen Machtanwender vor sich zu haben würde es in Kürze wohl nicht bei Securitybeamten bleiben.


    Also vielleicht doch das Brückengeländer? Erneut forderte sie jemand mit nunmehr entschlossenerem Ton auf die Hände über den Kopf zu heben. Sie hatte noch zwei oder drei Sekunden bis sie sich entscheiden musste. Wenn sie nun aufsprang und das Brückengeländer ansteuerte wäre sie ziemlich sicher zu schnell für Gegenmaßnahmen. Die Beamten würden sich gegenseitig ins Kreuzfeuer bekommen wenn sie einfach leichtfertig drauflos ballerten. Und wenn sie ein paar Kniffe anwandte wäre es schwierig einen gezielten Schuß abzugeben. Sie spannte ihre Beinmuskeln kurz an und machte sich sprungbereit. „Nexuköddel...ich werde es so oder so bereuen.“ knurrte sie dann zu sich selbst und verwarf ihren ursprünglichen Plan.


    Sie hob langsam die Arme über den Kopf wie angeordnet, konnte nur hoffen das noch niemand erkannt hatte was da vor ihm saß. „Gut und jetzt langsam aufstehen wenn sie das auch können.“ Sie konnte und befolgte auch diese Anordnung eines der Officer. Sie drehte sich in Richtung des Sprechers und glaubte in diesem Moment die richtige Entscheidung getroffen zu haben. 10 Cops mit Blastern im Anschlag, das wäre in jedem Fall schief gegangen und im schlimmsten Fall erwischte sie einer davon mit der Betäubungsladung während sie über das Geländer hechtete, was einen sicheren Sturz in den Tod bedeutet hätte. Nein, für den Moment musste sie sich eingestehen das all ihre Kampfkunst und ihr Geschick im Machteinsatz nichts an ihrer Situation ändern konnten. Sie musste sich irgendwie aus dieser Sache herausquatschen und wie ihr das gelingen sollte hatte sie noch nicht die geringste Ahnung.


    „Officer Fletham, helfen sie der Person vom Gleiter.“


    Na wenigstens wussten sie wie man eine Dame behandelte.

  • Der Raum war schmucklos mit grauen blanken Wänden und einereinzelnen Tür. Auf der Milchglasfüllung konnte man in Spiegelschrift das Wort „Anhörung“ lesen, das wohl auf der Außenseite der Tür den Sinn des Raumes bekannt gab. Kalte Fluoreszenzleuchtelemente erhellten den Raum, hatten aber anscheinend auch schon bessere Tage gesehen wenn man von dem nervtötenden Flackern ausging das alle paar Sekunden die Helligkeit im Raum schwanken ließ. Außer einem simplen Metalltisch und einigen Stühlen gab es auch sonst nichts auf das Vrynasha ihre Aufmerksamkeit hätte verwenden können.


    Die Tür öffnete sich und ein Uniformierter kam herein, ein Datenpad und einen großen Cafpott in einer Hand, „Deck Chief“ stand auf dem Pott, was irgendwie nicht ganz zu der Erscheinung des Mannes passte. Ungebeten fiel Vrynasha ein, dass der Flugleiter unterdem sie ihre Fliegerkarriere begonnen hatte, genau den selben Potthatte. Angeblich ein Beutestück von einem republikanischen Kampfschiff. Nachdem er die Tür mit dem Fuß ins Schloss geschubst hatte, warf er das Pad auf seiner Seite des Tisches ab und stellte dann den Cafbecher wesentlich sanfter daneben, um den dampfenden Inhalt nicht zu verschütten. Schließlich setzte er sich auf den Stuhl und stützte die Ellbogen auf den Tisch, musterte sein Gegenüber einige Momente lang, welches sich bemühte möglichst unbeteiligt zu schauen und die Hände brav vor sich auf dem Tisch gefaltet ließ.„Also Mrs. Matharil, ich hätte zwar gewettet Dogan ist ein Männername, aber in ihrer ID ist kein Geschlecht vermerkt, und ich hoffe mal ich beleidige sie nicht damit, dass sie ein doch recht weibliches Gesicht haben.“


    Die Mundwinkel der rothäutigen Frau die dem Beamten gegenüber saß zuckten nur ein wenig, ansonsten äußerte sie nichts. Ihr Kopftuch hatte man ihr abgenommen und so sah man nun ihr gesamtes Gesicht, samt der schwarzen Haartracht. Der Blick ihrer lapisfarbenen Augen ließ es dem Beamten leicht kühl den Rücken hinunterlaufen. Diese Augen wirkten irgendwie stechend, bedrohlich.Aber er war nur ein kleiner Verkehrsbulle, vielleicht war er einfachnur total von der Schiene wegen dem wie sie hier aufgeschlagen war -im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm ging einfach dieser Augenblick nicht aus dem Kopf als die Rothaut auf das Dach des Gleiters zweier Kollegen gestürzt und dann allen Ernstes aus eigener Kraft vom demolierten Wrack hinuntergestiegen war. Vielleicht war es das, was an ihn an diesem durchbohrenden Blick der Frau so nervös machte. Er war nicht dumm. Die Wahrscheinlichkeit das es hier nicht mit rechten Dingen zuging war recht hoch, und das die Frau sich bisher nicht als Jedi geoutet hatte, ließ Raum für unschöne Spekulationen. „Sie werden verstehen das wir so eine Show wie vorhin nicht alle Tage sehen. Ich würde sie nun also bitten mir zu erklären was da passiert ist. Langsam und der Reihe nach.“


    Vrynasha wusste, das ihre nächsten Worte vermutlich darüber entschieden ob sich eine Gelegenheit zur Flucht bot. Er mochte ein kleiner Straßenbulle sein, aber auch der konnte dafür sorgen das sie im Knast landete und früher oder später würden andere Teile des Sicherheitsapparats auf sie aufmerksam werden wenn Berichte über den Unfall ihre Kreise zogen und das taten sie bereits wie der Coruscant News Channel Monitor in der Eingangshalle des Polizeireviers ihr eindeutig verraten hatte. Irgendeine Holokamera auf einem der Gebäude hatte die Explosion des Gleiters aufgezeichnet und der Vorfall war mittlerweile in den Regionalnachrichten des Distrikts gelandet.
    „Nun was soll ich sagen? Diese Gangster haben mich entführt und bei dem Versuch mich zu befreien kam es eben zu diesem – Unfall.“

    Eine knappe simple Story, zuviele Details konnten einen schnell in Widersprüche verstricken auf die der Uniformierte sicher nur zueifrig lauerte.


    „Entführt? Wer waren die?“


    „Keine Ahnung.“


    „Wissen sie warum die sie entführen wollten?“


    „Keine Ahnung.“


    „Können sie mir dann vielleicht sagen wie sie den Sturz überlebt haben?“


    „Glück - und meine Repulsorstiefel vermutlich.“


    Die Rothaut war verdammt einsilbig aber war sie deswegen schon verdächtig? Womöglich stand sie genauso unter Schock wie die meisten seiner Kollegen. Andererseits, wenn sie wirklich das Opfer war, hatte sie eigentlich keinen Grund sich so bedeckt zuhalten. Außer natürlich ihr Aufenthalt hier war für sich genommen schon ein eigener Straftatbestand. Das sie noch keinen Advokaten verlangt hatte konnte auch Verschiedenes bedeuten, und ihre Unwissenheit darüber dieses Recht zu haben war die harmloseste.


    „Was hat die Explosion verursacht?“ versuchte er dann das Gespräch wieder in eine etwas andere Richtung zu lenken. Natürlich wusste er das schon. Die Forensik hatte bereits nach einer ersten Augenscheinnahme des Gleiterwracks erkannt das es sich um Militärsprengstoff gehandelt hatte.
    „Ich hab versucht mich zu befreien. Der eine Kerl, son großerGlatzkopf, hantierte mit einem Raketengewehr. Das hab ich versucht ihm zu entreißen. Es ging los und die Rakete durchschlug die Rückwand der Pilotenkanzel. Mehr weiß ich nicht. Ich bin in Panik durch die offene Tür ins Freie gesprungen.“

    Nicht selten waren wohldosierte Wahrheitssplitter das beste Mittel Leute vom Kern der Wahrheit abzulenken. Mit Erfolg wie Vrynasha meinte, als sie bemerkte wie sich das undeutbare Gesicht des Officers für einen Moment glättete. Vermutlich hatte sie seine Erkenntnisse bestätigt und sich etwas aus der Schusslinie genommen. Insbesondere, da Vrynasha nicht davon ausging, einer der drei Gangster hätte überlebt, um ihre Aussage dahingehend zu korrigieren wie sie überhaupt in den Gleiter gekommen war. Der Officer überflog einige Textzeilen auf seinem Datenpad. „Warum hantierte der Mann mit dem Raketengewehr?“
    „Keine Ahnung. Ich glaube der wollte einen anderen Gleiter damit abschießen. Der Kumpan von ihm öffnete kurz vorher die Tür und brüllte irgendwas wie '2 Uhr'.“
    Auch das würde sich mit eventuellen Überwachungsdaten decken, denn das Gerangel auf dem Skyway war der Verkehrssicherheit nicht entgangen und entsprechend aktenkundig.
    „Wieviele Leute waren außer ihnen noch in dem Gleiter?“


    „Der Pilot, der Raketenschütze und sein Kumpel, der ihn an der offenen Tür sicherte. Drei also.“ sagte die Frau mit grüblerischer Miene, als versuche sie zu rekapitulieren ob sie nicht was übersehen hatte.
    Erneut nickte der Officer und musste eingestehen, dass sein anfänglicher Verdacht vielleicht doch etwas vorschnell gewesen war. Er ging selten unvorbereitet in eine Vernehmung und sowohl der Vorabbericht des Sprengstofftechnikers als auch das Funkprotokoll der Luftsicherheit über die zwei, sich duellierenden, Fahrzeuge bestätigte die Aussage und schlussendlich waren in dem Wrack drei Leichen gefunden worden. Zumindest Teile davon.


    „Haben sie das andere Luftfahrzeug gesehen? Durch die offene Tür vielleicht?“ Vrynasha hielt kurz inne und schüttelte dann den Kopf. „Coruscant Skyways, da is soviel unterwegs. Keine Ahnung auf welchen davon er schießen wollte.“
    Die Tür öffnete sich und ein anderer Uniformierter steckte den Kopf hinein. „Sarge? Da ist ein Offizier von der Raumhafenbehörde, wegen der Gefangenen.“ Der „Sarge“ war offenbar unerfreut über diese Störung. Ob es daran lag, dass er gestört wurde, oder am berühmt berüchtigten Kompetenzgerangel der verschiedenen Behörden untereinander, konnte Vrynasha nicht beurteilen. Jedoch warf er kurz einen kühlen Blick auf seine Gefangene und erhob sich dann mit einem tonlosen „Nicht weggehen, bin gleich zurück,“ wohl die schräge Art von Beamtenhumor die außer ihnen selbst wohl niemand witzig fand der hier zu Gast war.


    Dann verließ er das Vernehmungszimmer. Leider konnte die Reinblüterin nicht erkennen was sich vor der Tür abspielte. DerTonfall jedoch verriet zunehmende Verägerung, auch wenn der Sarge sich sehr bemühte so leise zu sprechen, dass seine Verdächtige nichts erwähnenswertes mitbekam. Nach einigen Minuten, zunehmend hitzigerer Diskussion, öffnete sich die Tür wieder und der Sarge betrat zusammen mit einer zweiten Person das Zimmer. Die Sith zuckte kurz zusammen als sie erkannte wen der Verkehrspolizist da im Schlepptau.Sie hatte ihn nur zwei kurze Momente gesehen. Einmal in der Hotelhalle und einmal auf dem Vorplatz als sie mit dem Swoop an ihm vorbeigezogen war. Es war der Mirialaner, ohne Zweifel. Jetzt zwar in Dienstuniform, aber wenn sich Vrynasha etwas merken konnte, dann waren es Gesichter. Der Gesichtsausdruck des Verkehrspolizisten war finster. Offenbar schätzte er es nicht, wenn man in seinem Zuständigkeitsbereich wilderte, und was anderes konnte das Auftauchen des Mirialaners nicht sein. „Das hier ist Captain Sartala von der Raumhafenbehörde. Er will sie zum Bleytan Stardock überführen, von wo aus sie in Richtung ihrer Heimatwelt abgeschoben werden sollen.“



    Verdammt! Das war nicht gut. Schon allein aus dem Grund, dass von diesem Sternendock sicher keine Schiffe in Richtung Panasch oder Dromund Kaas verkehrten. „Warum?“ fragte sie mit gespielter Empörung. Der „Sarge“ seufzte nur und richtete den Blick ergeben auf den Mirialaner der auch sofort loslegte: „Verstoß gegen Abschnitte 141, 145, 318 der Einreisekontrollverordnung für Bürger blockfreie Welten. Desweiteren gemäss Artikel 187 dem Vorwurf des Verschaffens gefälschter Identitätsdatensätze in zwei Fällen, sowie der vorsätzlichen Nutzung gefälschter Identitätsdaten bei der Einreise über einen regulierten Raumhafen der galaktischen Republik. Verboten nach Artikel 9a des Gesetzes gegen Identitätsdiebstahl.“ Es klang schon fast wie eine abgespielte Aufzeichnung, so wie der geschniegelte Grünling das runterbetete. Aber zumindest schien für den Captain die Tatsache, dass sie einen Liefergleiter in die Luft gesprengt und danach ein Dienstgleiter der Citysecurity zum Schrotthaufen gemacht hatte, eine untergeordnete Rolle zu spielen.
    „Captain, wie stellen sie sich das vor? Die Frau sitzt hier weil sie im Verdacht steht einen Sprengstoffanschlag auf die Markanonarkaden begangen zu haben,“ warf der Sarge ein und stemmte in steigender Frustration die Fäuste auf den Tisch. Denn das eine Abschiebung bedeutete, dass die Frau ungeschoren davon kam war für ihn sonnenklar. Die Zusammenarbeit mit Behörden auf neutralen Planeten gestaltete sich immer schwierig.


    Der Captain warf einen Blick auf den Verkehrspolizisten, dem man eine gewisse Arroganz nicht absprechen konnte. „Haben sie bisher Beweise dafür gefunden, die einen Aufschub rechtfertigen? Wenn nicht nehm ich die Dame jetzt mit.“
    Der Officer fluchte lautlos, denn nach seinem Kenntnisstand sprach tatsächlich eher alles dafür, dass sie in irgendeiner Weise Opfer dieses Vorfalls war und nur mittelbar die Ursache. Er schüttelte dann auch resignierend den Kopf. „Also dann Lady, gehen wir, der Transporter müsste gleich hier sein.“ Vrynasha nickte nur seufzend und erhob sich. Zumindest kam sie aus diesem Raum hinaus. So lange dieser Captain nicht eine ganze Kohorte an Wachen mitgebracht hatte eröffneten sich somit vielleicht neue Fluchtoptionen. Ihr war klar, dass sie dann endgültig zur Gejagten werden, und sich in Zukunft sehr bedeckthalten musste. Captain Sartala hatte es irgendwie ungewöhnlich eilig und schob die vermeintliche Mrs. Matharil. oder auch Mrs. Veladnia ungeduldig vor sich her. Wachen hatte er keine dabei. Irgendwas passte hier nicht so richtig zusammen, denn es gab auch keinen Flimsikram zur Gefangenenübergabe. Stattdessen bemerkte sie eine deutliche Anspannung bei dem Mann. Aufmerksam beobachte Vrynasha ihre Umgebung, evaluierte Fluchtrouten. Sartala hatte ihr leichtsinnigerweise nicht einmal Handschellen angelegt. Nicht das die gewöhnlichen Handfesseln, die Securitykräfte verwendeten, einer Machtanwenderin irgendwelche nennenswerten Hindernisse in den Weg gelegt hätten. Zu einfach ließ sich der Mechanismus öffnen wenn man wusste wie er im Inneren funktionierte und wo kinetische Kräfte wirken musste um ihn zum Entriegeln zu bringen. Etwas das man vielleicht nicht auf der Sithakademie lernte, aber Vrynasha war schon immer vielseitig interessiert gewesen. Schließlich entdeckte sie über einer Automatiktür ein Hinweisschild das ihr gelegen kam.
    „Captain, ich müsste aber kurz nochmal wohin.“ Auf den ungläubigen bis fragenden Gesichtsausdruck Captain Sartalas hin deutete sie mit einer Hand auf das Schild über der Tür und er hob verstehend die Brauen.So gänzlich recht schien ihm das nicht, aber welche plausiblen Einwände hatte er, ihr das zu verweigern. Er verstellte ihr den weiteren Weg und betätigte mit einer Hand das Türterminal. „Fünf Minuten, wir haben ein Shuttle zu erreichen.“ knurrte er freudlos und wies in Richtung der offenstehenden Tür. Er hatte die örtlichen Zuständigen mit seinem Eingreifen mehr oder weniger überrumpelt. Er war sich sicher, seine Anschuldigungen würden bei er Prüfung standhalten wenn man den Fall der Frau genau untersuchte, nur soweit wollte er es nicht kommen lassen. Je mehr Zeit der Sarge und seine Kollegen hatten nachzudenken und womöglich Hologespräche zu führen, umso wahrscheinlicher war es das man bemerkte, dass es keinen offiziellen Auftrag zur Abschiebung der Verdächtigen gab.


    Er hatte dem unausweichlichen Abgang der Dame, zwar nur eigenmächtig vorgegriffen, aber sollte ihm jemand auf die Spur kommen würde das Fragen aufwerfen die er nicht beantworten wollte.
    Vrynasha betrat den Waschraum der sich hinter der Tür befand und diese glitt zu. Sartala verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wartete ungeduldig darauf, dass die Frau wieder herauskam.Glücklicherweise lag der Raum im Inneren des Gebäudes. Es gab keine Außenwände, keine Fenster und durch den Lüftungsschacht würde nicht mal die drahtige Ewa passen, die über einen Kopf kleiner war als Mrs. Veladnia alias Mrs. Matharil. Das er das Terminal mit seiner Security ID zusätzlich verriegelt hatte, gab ihm die Sicherheit, dass sie tatsächlich nur das tat was man in so einem Raum eben tat. Nach einigen Sekunden klopfte es aber bereits von innen an die Tür. Shim fluchte unterdrückt, denn sie spielte hier Spielchen während die Zeit knapp wurde.


    Genervt entriegelte er die Tür und diese öffnete sich. „Was?!“ wollte er den Grund für die weitere Verzögerung erfahren. Doch statt einer Erklärung langte nur eine rote Hand durch den breiter werdenden Türspalt, packte ihn zielsicher am Kragen seiner Uniformjacke, nur um ihn mit einem kräftigen Ruck zielsicher gegen die Kante der noch nicht ganz offenen Tür zu ziehen. Sterne explodierten in Shims Gesichtsfeld als das Nasenbein Kontakt mit der Türkante bekam. Sie hatte ihn eiskalt ausgetrickst. Ein weiteres mal spürte er wie er nach vorn gezogen wurde. Diesmal knallte er jedoch nicht an die Tür, sondern stolperte über ein ausgestrecktes Bein seiner Angreiferin und flog der Länge nach in den hinter der Tür liegenden Waschraum. Noch völlig desorientiert versuchte er sich an irgendwas festzuhalten und seinen Sturz abzufangen. Aber der an der Wand montierte Handtrockner war für solche Belastungen nicht ausgelegt, riß mit einem hässlichen Knirschen aus seiner Verankerung. Mit dem Teil im Arm schlug Sartala auf dem Boden auf und konnte noch erkennen wie die Tür sich schloss. „Verdammt!“ Hektisch warf er den abgerissenen Händetrockner in die nächste Ecke und rappelte sich auf die Füße, während er versuchte seine tränenden Augen klar zu kriegen. Mit einem Schritt war er wieder an derTür und wollte gerade den Öffner betätigen, als dieser Plan von einem Funkenschwall vereitelt wurde, der plötzlich aus dem Kästchen im Türrahmen hervorstob. Dann war das Kästchen dunkel. Mit einem Ausruf der Frustration hieb Shim auf den Öffner, aber wie erwartet rührte sich nichts. „Elende Huttenbraut! Mach die scheiß Tür auf!“ Noch ein paar Schläge auf den Türöffner, aber die Tür blieb einfach zu.


    Viel besorgniserregender war jedoch die Geräuschkulisse die sich vor der Tür entwickelte. Gerufene Befehle, Poltern und Krachen, wohl herrührend von herumfliegender Büroeinrichtung. Zwei, drei Blasterschüsse und Schmerzensschreie. Zwei mal polterte etwas gegen die Tür, dann ging eine der großen Transparischeiben zu Bruch die die einzelnen Arbeitsbereiche voneinander trennten. Wieder Blasterfeuer und ein ganzer Sturzbach von Flüchen. „Sie hat mir die Hand gebrochen!“ hörte er einen der glücklosen Officer brüllen, als dieser wohl erfolglos versuchte, die Ruthofanierin an der Flucht zu hindern. „Pass auf Jim.“ Wieder krachte irgendwas Schweres gegen die Tür, mit einer Gewalt, dass die ganze Konstruktion in ihrer Verankerung ächzte. Innerhalb weniger Sekunden war in dieser eigentlich beschaulichen Verkehrswachtstation die Hölle losgebrochen. Die Officer die hier Dienst taten, waren in der Regel mit Temposündern und Fahrzeugdieben befasst. Das mal jemand randalierte war auch nicht ungewöhnlich. Diese elementare Urgewalt die sich gerade aber einen Weg durch ihr Büro bahnte war etwas auf das sie nicht vorbereitet waren. Colbrani hatte einige Fragen zu beantworten.


    „Was'n da draußen los?“ hörte Shim zu allem Überfluss auch noch eine weibliche Stimme von rechts. Als er zur Seite schaute sah er das Gesicht einer jungen Twi'lek die mit sichtlichem Unbehagen im Gesicht über den oberen Rand ihrer Kabinentür spähte.„Widersetzlicher Gefangener.“ erwiderte Sartala hilflos und hob die Hände. Wieder einmal log er ja nicht wirklich, auch wenn das angesichts des Radaus eine offensichtliche Untertreibung war.
    „Ich hab sie! ARGH!“. Wieder das Klirren einer Scheibe und die recht dreiste Behauptung des ungesehenen Kollegen ließ schmerzhafte Schlüsse darüber zu, was da gerade eine weitere Büroscheibe zertrümmert hatte.
    Das es nicht ganz so laufen würde wie er sich das gedacht hatte, stand zu befürchten. Aber „Eskalation“ war angesichts dessen was sich vor der blockierten Tür abspielte eine politisch korrekte Verniedlichung.
    Dann war unvermittelt Ruhe, von einigem schmerzerfüllten Stöhnen und der ängstlich vorgebrachten Frage ob „die Irre“ nun weg sei,mal abgesehen.


    Ein ungutes Gefühl kroch die Wirbelsäule den mirialanischen Captains hinauf. Wenn diese Tür endlich aufging, war er sowas von geliefert.

  • „Sie sind dran,“ grinste die Twi'lek und reichte ihrem mirialanischen Mitgefangenen ihr Datapad auf dem die beiden in den letzten anderthalb Stunden Geschicklichkeitsspiele gespielt hatten während die Servicedroiden erfolglos versuchten die Waschraumtür wieder instand zu setzen. Die Elektronik war ein sekundäres Problem. Aber die Schienen waren verzogen und so blockierte die Tür nach wenigen Zentimetern. Doch eine weitere Runde „Tanz auf dem Sarlacc“ fiel aus. Die Droiden hatten als letzte Maßnahme die halbe Wandverkleidung demontiert um die Tür insgesamt auszubauen und so gelangten Captain Sartala und die Twi'lek wieder aus ihrem Waschraum hinaus ins Freie – mitten in den Einschlagskrater einer Orbitalkanone. Zertrümmertes Sicherheitsglas, umgeworfene Möbel. Die Menge an Flimsi das überall verteilt lag deuteten auf Tage an Arbeit hin die ganzen Vorgänge wieder richtig zu sortieren. Mehrere Krankentragen standen nebeneinander auf einer hastig freigeräumten Fläche. Darauf lagen einige Uniformierte, deren Verletzungen von Meddroiden versorgt wurden. Wenigstens gab es keine Tragen die völlig zugedeckt waren, etwas das bei dem sich bietenden Bild nicht selbstverständlich war.


    Sartala war schlichtweg überwältigt von dem Ausmaß der Zerstörung, das hier von einer einzigen vorgeblichen Textilhändlerin, mit gefälschten Reisedokumenten angerichtet worden war. Auch die junge Beamte die mit ihm im Waschraum eingesperrt war als das Chaos tobte, blickte aus großen Augen fassungslos um sich, unfähig irgendetwas zu sagen. Schließlich quiekte sie nur erschrocken auf und eilte zu einer der Tragen auf der sie wohl ihren Partner entdeckt hatte. Doch die aufgeregt schnatternde Leidensgenossin verlor schon bald seine Aufmerksamkeit als er seinen Namen vernahm. „SHIM SARTALA!“ brüllte es aus dem Korridor der zu den Einzelbüros der höhergestellten Beamten führte. Ewa stand dort, die Hände in die Hüften gestammt mit einem Blick, der ihn persönlich für das Chaos hier verantwortlich zu machen schien. Mit einem entschiedenen Wink deutete sie auf eines der Büros. Das Gewitter über ihrer Stirn war nahezu sichtbar. Schließlich hatte er eigentlich eine ermüdende Beweismittelsichtung mit ihr bearbeiten sollen heute, statt mit einer Verkehrsbeamten stundenlang „Tanz auf dem Sarlacc“ zu spielen. Die Tür zu dem Büro stand einen Spalt offen und durch die eingesetzte Transpariplastscheibe erkannte er die Sihouette einer Togruta. „Ich hoffe sie reißt dir den Arsch auf Captain Mustergültig.“ knurrte Ewa nur, als er vorbei ging mit einem bösartigen Funkeln in den Augen. Der Mirialaner betrat das Büro und die Togruta blickte von einem Holoterminal auf das auf dem Tisch stand. „Tür zu, Shim.“ befahl sie nur tonlos und wartete darauf das der Captain gehorchte.


    „Chief ich glaube ich hab da was zu erklären.“ setzte Sartala an, doch Chief Xi'kazi schnaubte nur angriffslustig „Ja! Könntest damit anfangen warum du ohne meine Freigabe, und noch wichtiger ohne deine Partnerin, versuchst eine offenbar gefährliche Verdächtige in Abschiebehaft zu nehmen?“


    „Ich wusste nicht das sie gefährlich ist. Zumindest nicht SO gefährlich.“ Die Togruta schaute ihn nun völlig entgeistert an. „Shim? Hast du dir den Schädel angeschlagen als sie dich im Waschraum entsorgt hat? Warum weiß ich nichts von dieser Ermittlung? Wo ist die Anzeige der Einreisekontrolle? Willst Du mir wirklich erzählen, das hier ist ne offizielle Sache?“


    Sie fixierte ihn durchdringend mit ihren tiefvioletten Augen und drückte den Rücken durch um größer zu wirken. Eine instinktive, wenn auch völlig überflüssige, Dominanzgebärde. Denn man konnte dem Mirialaner ansehen das er nicht versuchen würde sich da irgendwie rauszuwinden. Chief Xi'kazi hatte ein Näschen für irreguläre Situationen. Jetzt noch irgendwas hinzukonstruieren war ziemlich sinnlos und würde seine Lage nicht verbessern. Nach einem tiefen Durchatmen schüttelte Sartala den Kopf und trat näher zu seiner Vorgesetzten. „Nein war noch nichts offizielles. Ein Freund hatte mir nen Tip gegeben, er bat mich das diskret zu regeln und ich wollte den Fall erst eröffnen wenn ich was Konkretes habe.“


    Xi'kazi ließ einen verächtlichen Zischlaut hören, ehe sie mit ihrer hellen Stimme fortfuhr. „Wow, bezüglich der Diskretion war das Erfolg auf ganzer Linie, Shim.“ ätzte sie und deutete in Richtung des Bürofensters das nach wie vor das Bild eines Bombeneinschlags bot. Dann fuhr sie in tadelndem Tonfall fort: „Der Captain dieses Reviers will von mir wissen, warum einer meiner Jungs in seinem Stall einen lebenden Thermaldetonator zündet. Ich finde doch, dass das ne sehr berechtigte Frage ist. Wer war dieser 'Freund'?“


    „Colbrani.“ antwortete Shim kleinlaut. Geheimhaltung hin oder her. Seine direkte Vorgesetzte anzulügen, soweit ging seine Loyalität gegenüber dem alten Offizier nicht. „Colonel Colbrani? Dein ehemaliger Verbandskommandant?“ bohrte sie nach, was der Mirialaner mit einem langsamen Nicken bestätigte. „Das er dich damit in den Banthadung reitet hätte dir wohl klar sein müssen? Denke ist dringend Zeit dein Verhältnis zu ihm zu überdenken. Wer ist die Frau?“ Wahrheitsgemäß schüttelte Sartala den Kopf, denn alles was er über sie wusste schien erfunden.
    „Angeblich eine ruthofanische Textilhändlerin, aber angesichts des Chaos da draußen ist das wohl eher unwahrscheinlich.“ Sein Gesicht verriet wie dämlich er sich gerade vorkam, aber das brachte Xi'kazi nicht dazu locker zu lassen.
    „Danke Captain Offensichtlich. Wäre ich jetzt NICHT drauf gekommen. Warum wollte er das du sie irregulär ausweist?“ wollte sie stattdessen wissen, doch auch an dieser Information kamen ihm mittlerweile Zweifel. „Eine Bekannte von Colbrani bat ihn das zu arrangieren, weil sie Angst hatte ihre Tochter würde hier Ärger bekommen. Ich ging davon aus das es einfach nur ein reiches Mädchen auf Abwegen ist.“


    Erneut dieses aggressive Zischen von Seiten der Togruta, ehe sie knurrend erwiderte: „Shim, du hast echt Schwein das keiner drauf gegangen ist. Das 'Mädchen' hat fünf Officers einen Besuch in der Medstation beschert.“ Doch noch war sie mit dem Tadel nicht fertig. „Mal davon abgesehen das du mit diesem Vorgehen etwa ein halbes Dutzend Vorschriften verletzt hast, und da ist mutwillige Gefährdung von Kollegen noch nicht inbegriffen.“ Ein frustrierter Laut erklang während sie sich energisch die Montrals mit der flachen Hand rieb. Eine Geste die man von ihr immer dann sah, wenn sie kurz vor der Kernschmelze stand.
    „Verdammt, ich habe kaum Spielraum den Mist hier abzubiegen, das ist dir klar oder? Du hast ne fleckenlose Akte und riskierst das für deinen ehemaligen Commander für… was eigentlich?“ erneut fixierte sie ihn und verschränkte wieder die Arme vor der Brust, wohl um weiterem zwanghaften Montralscheuern vorzubauen.
    „Er setzt sich dafür ein Shalins Fall nochmal aufzurollen.“ Xi'kazi blickte ihn mit entgleisten Gesichtszügen an. Ihre blau gestreiften Lekku zuckten unruhig, was darauf hindeutete das sie Schwierigkeiten hatte diese Information einzuordnen.


    „Shalin? Dein Bruder der wegen Kollaboration verurteilt wurde?“


    Sartala nickte knapp und wandte den Blick durch eines der Fenster in ein Nachbarbüro. „Nicht zu fassen Shim. Du riskierst deine Karriere weil du nicht glauben kannst das dein Bruder tatsächlich mit dem Imperium kollaboriert hat!“ Der Miralaner schüttelte den Kopf und atmete tief ein. „Ich weiß das er unschuldig ist und Colbrani hat angedeutet es gäbe neue Ansatzpunkte.“ beharrte er auf seinem Standpunkt, auch wenn ihm das angesichts der Lage idiotisch erschien.
    Xi'kazi stieß sich von dem Schreibtisch ab und lief einige Schritte auf und ab. Entweder suchte sie nach weiteren Dingen die sie ihrem Starermittler an den Kopf werfen konnte, oder vielmehr nach Auswegen aus dieser Situation. Das war schwer zu sagen. Die Tür des Nachbarbüros öffnete sich derweil, und einige Personen betraten den Raum. Eine bunte Mischung aus schwer gerüsteten Soldaten, einem Mann in langen Gewändern und zwei Beamten der Verkehrssicherheit. Sie scharten sich um ein Holoterminal und begannen lebhaft zu diskutieren. Shim erstarrte als sein Blick auf die Leute fiel.


    „Wer sind denn diese Panzerschränke?“ fragte Xi'kazi, als sie bei ihrem auf und ab durch das Büro inne hielt und die Anspannung ihres Untergebenen bemerkte. Er war der Ex-Militär, also war das eher sein Metier.
    „Das ist Captain Biran, der Chef der Razer Kompanie samt seinem Jedi Berater.“ Shims Stimme klang seltsam krächzend, so als hätte er plötzlich einen staubtrockenen Hals. „Die Razer Kompanie? Was das fürn Haufen, das die Jedi dabei haben? " frage Xi'kazi neugierig, doch die Gesichtsfarbe Shims, die von sattgrün mittlerweile auf fahlgelb gewechselt hatte, ließ nun doch Sorgenfalten auf ihrer Stirn erscheinen. "Das sind Sithjäger, Chief." würgte Sartala nur hervor und ein unschönes Knistern schien die Luft spürbar aufzuladen.


    "Und wieso sollten sich Sithjäger für Randale auf einer Verkehrswache interessieren?" entfuhr es der Togruta, doch ihre zögerliche Aussprache, zum Ende des Satzes, deutete an das ihre Gedanken ihre Worte gerade einholten. Die Blicke der beiden kreuzten sich für einen Moment als sie zeitgleich die Köpfe in Richtung des anderen Fensters richteten, in dessen Sichtbereich gerade zwei Beamte dabei waren einen umgeworfenen Schreibtisch wieder aufzurichten.


    Das gab der Zerstörung einen ganz neuen, noch wesentlich finstereren Sinn. „Oh Shim, ich dachte bisher, du stehst bis zu den Knien in der Scheiße, aber ich glaube, Du solltest vorsichtshalber die Luft anhalten.“ brummte die Togruta und verfiel in hektische Betriebsamkeit. Sie zog ein Datapad aus ihrem Gürtel und aktivierte es. Ihre Finger flogen über das Eingabefeld und es war nicht sicher ob sie Sartalas Worte überhaupt bewußt wahrnahm. „Chief wenn du mich suspendieren willst werde ich keinen Einspruch erheben.“


    Xi'kazi schüttelte vehement den Kopf und tippte unbeirrt weiter. „Schnauze Shim, ich muss mich konzentrieren, denn daraus wird nichts. Du hast gerade Urlaub beantragt, aus gesundheitlichen Gründen wegen der traumatischen Erfahrung blah blah und so weiter. Ich hab das genehmigt unter der Auflage das Du danach zu unserem Psychodoc gehst," führte sie in einem Schwall an Worten aus, ehe sie ihrem Untergebenen das Pad vor die Nase hielt: "ID-Chip zur Bestätigung bitte!“


    Damit hielt sie ihm das Pad entgegen, mit einem bereits vollständig unter seinem Namen ausgefüllten Antrag. „Woher hast du mein Kennwort?“ Die Togruta hob einen Finger warnend in die Höhe, setzte dazu ein zuckersüßes Lächeln das die Reißzähne ihrer Spezies unheilvoll zur Geltung brachte. „Bist Du hier gerade in irgend einer Position Sicherheitsrichtlinien zu zitieren, eh? Bestätige und dann verpiss dich. Seh ich dich die nächsten 10 Tage im Büro oder in deinem Systemaccount ist ne Suspendierung das Harmloseste was ich mit dir anstelle. Comlink aus, Tür nicht aufmachen, und sprich mit niemandem. Wenn jemand nach den Falldaten fragt werde ich behaupten du hättest dein Dienstpad aus Versehen mit nach Hause genommen und ich erreiche dich nicht.“


    Sartalas Blick wechselte unsicher zwischen dem Pad und den violetten Augen seiner Vorgesetzten. „Chief, ich weiß das zu schätzen aber...“ wollte er ansetzen aber der resolute Blick der Togruta würgte seine erneute verklausulierte Bitte um Disziplinarmaßnahmen ab. „Ich verliere nicht einen meiner besten Ermittler weil er hell wie'n Sith Tempel in der Birne ist, sowie es um seine völlig verkorkste Familie geht. Bestätige und dann zisch ab bevor dir irgendwer hier Fragen stellen kann.“


    Er durchschaute Xi'kazis Kalkül. Derzeit waren alle in heller Aufregung, die Lage unklar und Schnellschüsse wahrscheinlich, insbesondere wenn imperiale Verstrickung im Raum stand. Ähnlichen Verhältnissen war seiner Meinung nach auch die Verurteilung seines Bruders geschuldet, abgesehen von dem miesen Advokaten dem das Militär ihm zur Seite gestellt hatte. Wenn etwas Zeit verstrich ehe man sich mit seinem Fall befassen konnte, war die Wahrscheinlichkeit größer das er mit einem blauen Auge davon kam. Schließlich konnte er sich in großen Teilen darauf berufen nicht gewusst zu haben, dass ein angesehener Offizier der republikanischen Armee ihn anscheinend auf eine Sith angesetzt hatte, ohne ihn in diesen Umstand einzuweihen.



    „Wieviele Tote?“ fragte der Robenträger in beinahe meditativem Tonfall. Der Sarge schaute erschrocken zu dem Jedi. „Wie meinen sie das? Keinen einzigen, glücklicherweise. Ich verstehe immer noch nicht warum eine Spezialeinheit für die Jagd auf republikfeindliche Machtanwender hier zuständig sein sollte.“
    Der Mann in der langen etwas speckigen Robe strich sich durch den säuberlich gestutzten kurzen Kinnbart. „Nun weil wir es hier aller Voraussicht nach mit einem Machtanwender zu tun haben und republikfreundlich erscheint er mir nicht gerade, wenn ich mir ihre Dienststelle so anschaue.“
    Der Sarge war ein einfaches Gemüt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen wie das zusammenpassen sollte. Und so lachte er nur etwas hilflos ehe er einen Schluck aus seiner glücklicherweise unversehrten „Deck Chief“ Tasse nahm. „Und aus welchem Grund sollte einer von euch Robenträgern hier auf unserem Revier randalieren. Ihr kamt mir bisher immer recht tiefenentspannt vor.“



    Der Jedi lächelte ruhig und wechselte nicht mal die Klangfarbe seiner Stimme als er dem Sarge eine unschöne Offenbarung machte. „Niemand sagte, es wäre ein Jedi gewesen.“ Der Sarge blinzelte und fast mochte man die Zahnräder in seinem Schädel rattern sehen. „Moment, wollen sie sagen, das war 'nen Sith?“ Erneut nur dieses phlegmatische Lächeln was den Sarge jedoch dazu veranlasste einen sehr tiefen Schluck aus seiner Tasse zu nehmen.
    „Schauen sie her.“ begann der Jedi und spielte erneut die Aufnahmen der Überwachungscams auf dem Holoterminal ab um das die bunte Truppe sich geschart hatte. „Was ist das da in ihrer Hand?“ fragte der Lichtschwertträger. Der Sarge beugte sich vor und kniff etwas die Augen zusammen. „Der Schockstab eines der Officer.“ Der Jedi nickte leicht und stellte eine weitere Frage. „Benutzt sie ihn, wie man einen solchen Schockstab nutzen würde?“ Der Sarge schüttelte den Kopf.


    „Nein, sie schwingt ihn eher wie ein Vibroschwert.“ Eine andere Einstellung folgte, deren schmerzhaften Ausgang der Sarge aus nächster Nähe beurteilen konnte. Reflexhaft fuhr seine Hand an die rechte Seite seines Kopfes wo der Schockstab ihn getroffen hatte. Der Bluterguß schmerzte höllisch und er kannte sich mit Blutergüssen aus. Er war in seiner Freizeit Wettkampfboxer, hatte schon einige derbe Schläge an den Schädel bekommen, ohne auch nur zu schwanken. Aber die Rothäutige hatte ihn mit diesem einen Schlag einfach auf den Rücken gelegt, ihn für eine viertel Stunde ins Land der Träume befördert. Aus der Distanz der Überwachungskamera sah das ganze schon tanzartig, nahezu elegant aus, wie sie zwei Schritte die Wand hochlief in einer waagerechten Pirouette über den Schreibtisch flog, und dem dahinter kauernden Sarge aus der Drehung heraus den Schockstab ungebremst auf die rechte Schädelseite zimmerte.


    „Diese Bewegungsabläufe deuten darauf hin das wir es hier mit jemandem zu tun haben der in Djem So unterrichtet ist und wenn ich raten müsste, das seit vielen Jahren.“ Vom Sarge ertönte nur ein planloses „Aha? Was immer das nu is.“. Was immer es war, es hatte diese Frau dazu befähigt fast ein Dutzend Officer zu übertölpeln, und mehr musste er eigentlich nicht wissen. Das es nach Jedisprech klang verlieh dem Ganzen eine unschöne Note und der Robenträger war anscheinend begeistert davon den Sarge an seinem Wissen teilhaben zu lassen. „Shien ist auch ein gebräuchlicher Name für diesen Kampfstil und auch wenn sie eben kein Lichtschwert trägt sind die Bewegungssequenzen unverwechselbar. Ihre Leute hatten somit Glück im Unglück. Hätte sie auch nur eine Vibroklinge gehabt, gäbe es nun einige Hinterbliebene zu benachrichtigen.“


    Gelähmt von der Eröffnung eine Sith hätte sein Revier verwüstet blinzelte er in Richtung des Terminals auf dem die Holos weiter liefen. „Wie bitte kommt ein Sith nach Coruscant? Also zumindest in diesen Tagen? Ich meine die Plünderung habe ich ja selbst noch mitbekommen.“ Irgendwie weigerte sich sein Verstand zu akzeptieren das er dem Fleisch gewordenen Bösen gegenübergessen und ihm gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr vorgeworfen hatte.


    „Das versuchen wir noch zu ergründen. Sie sagten ein Captain der Raumhafenbehörde hätte die Frau in Abschiebehaft nehmen wollen?“
    Es dauerte einige Sekunden ehe der Sarge wieder von dem Monitor wegschaute um zu antworten. „Eh ja, ein Mirialaner namens Sarata, nein Sartala war der Name.“ Der Jedi nickte während einer der schwer gerüsteten Soldaten Notizen auf einem Datapad machte. „Ist der noch hier?“ fragte der zweite Soldat dessen Gesicht von zwei hässlichen Narben auf Kinn und Stirn verunziert wurde.
    Der Sarge nickte. „Ja die hat ihn im Waschraum eingesperrt. Die Instandsetzung hat ihn wohl erst vor ein paar Minuten da rausholen können weil die Tür bei dem Kampf kaputt ging."


    „Janex holen sie diesen Captain. Wir müssen mit ihm sprechen.“ befahl der Vernarbte knapp, woraufhin der Andere sein Datapad wegsteckte und das Büro verließ.

  • Das Piepen des Comlinks bohrte sich in Colbranis eigentlich recht erholsamen Nachtschlaf. Zwei mal, drei mal. Dann war er zumindest so weit, dass er im Dunkeln seines Quartiers danach fischen konnte. Polternd landete das quengelige Ding auf dem Boden, als er es versehentlich vom Nachttisch wischte und es nicht mehr rechtzeitig zu greifen bekam. Mit einem genervten Knurren lehnte er sich mit dem Oberkörper aus dem Bett um es aufzuheben. Die ID des Anrufers ließ in ihm eine böse Vorahnung aufkeimen, aber er aktivierte das Gerät und nach einigen Sekunden hatte sich das Bild eines Mirialaners manifestiert.


    „Sartala, es ist hier halb vier in der Nacht und morgen ist der letzte Verhandlungstag. Ich hoffe sie haben einen guten Grund.“ knurrte er unwillig in Richtung des Coms während seine Augen sich an die unvermittelte flirrende Helligkeit des Geräts gewöhnten. „Nein, Nein, ich saß gerade bei einem hellen Corellianischen und einer Episode Lieutenant Lekku und dachte mir ich ruf mal meinen guten alten Kriegskumpel Colbrani an.“ Die versteinerte Miene des Captains strafte seine Worte aber sehr deutlich lügen. Er wirkte aufgekratzt und Colbrani meinte eine ziemlich deutliche Schwellung auf seinem Nasenrücken zu erkennen. Dann platzte es auch schon aus ihm heraus: „Verdammt nochmal NATÜRLICH habe ich einen guten Grund! Die Tochter, wenn es denn wirklich die Tochter ist, Ihrer Freundin, wenn sie denn wirklich Ihre Freundin ist!“


    Den aggressiven Tonfall des anderen Offiziers war Colbrani nicht gewohnt. Es musste einiges passiert sein um den eigentlich beherrschten Mirialaner soweit zu treiben das er um diese Uhrzeit seinen ehemaligen Vorgesetzten so anblaffte. Welche Komplikationen es auch gegeben hatte, er gab Colbrani definitiv die Schuld daran und noch ehe der Colonel fragen konnte was eigentlich passiert war, kam sein Gegenüber ihm zuvor.
    „Die Sache ist völlig außer Kontrolle geraten! Sie hat in Markanon einen Liefergleiter direkt über der Einkaufspromenade in die Luft gesprengt und danach die dortige Verkehrswache zerlegt, mehrere Officer so verprügelt das sie tagelang dienstunfähig sind und den ganzen verschissenen Distrikt in Alarmzustand versetzt.“


    Ja das konnte man wohl Fug und Rechtens als „Außer Kontrolle“ bezeichnen. „Wie konnte das passieren?“ fragte der grauhaarige Offizier und versuchte durch den ernsten gefassten Tonfall sein Gegenüber zu beruhigen, ihn vielleicht auch ein wenig daran zu erinnern, dass man unter Offizieren die Form wahren sollte, selbst wenn die Lage angespannt war. Die Art wie die Antwort gegeben wurde offenbarte jedoch, dass gerade ein wenig aussichtslos war. „Das ist eine gute Frage. Vielleicht erzählen sie mir das? Angefangen damit, wann sie mir sagen wollten, dass ich eine verfluchte Sithbraut jage!“


    Beinahe reflexhaft regelte Colbrani den Ton des Holokoms ein wenig herunter so als befürchtete er das irgendjemand auf das konspirative Gespräch aufmerksam werden würde. „Wie kommen sie denn auf sowas?“ erwiderte der Colonel nur knapp, aber er merkte wie sich seine Kehle zuschnürte und er selbst diese wenigen Worte nicht ganz klar herausbrachte. „Colonel verarschen kann ich mich alleine! Sie können mir nicht erzählen sie wußten das nicht!“ setzte Sartala nach und seine Augen kniffen sich zusammen so als wolle er Colbrani selbst über das Hologramm hinweg mit seinen Blicken durchbohren. „Sartala, ich kann das alles erklären, aber nicht jetzt. Halten sie sich in Deckung, ich regel das.“
    Der Mirialaner schnaubte angewidert. „Sie klingen wie mein Chief, nur hält die jetzt im Gegensatz zu ihnen den Kopf hin, damit ich abtauchen kann. Daher kann ich ihr das glauben. Wenn sie mich von Anfang an eingeweiht hätten, hätte ich die Sache anders angehen können. Jetzt ist die verdammte Razer Kompanie hinter der Lady her und ich kann mich bei Tag nicht vor die Tür trauen! Sie kennen meine Situation, wußten was für mich und meinen Bruder auf dem Spiel steht. Was glauben sie, was jetzt passiert wenn ich mit dieser Scheiße in die falsche Beziehung gesetzt werde?!“


    Colbranis Geist war noch nicht völlig auf der Höhe durch die nächtliche Ruhestörung. Man wurde ja nicht jünger. Natürlich verstand er die Aufregung des Mirialaners, aber ihn jetzt dermaßen vulgär anzupöbeln verbesserte seine Situation ja nun auch nicht. „Sartala jetzt beruhigen sie sich erst einmal. Es kann sein das ich ihnen einige irrelevante Details unterschlagen habe, die letzten Endes vielleicht doch relevant waren." Die Miene Sartalas schwankte zwischen Unglauben und offener Wut. "Das ist ALLES was sie dazu zu sagen haben? Das sie die Relevanz von ein paar Details falsch bewertet haben? Die Frau sprengt Dinge in die Luft, sie ist eine verdammte Sith Colbrani! Sie hätte Leute töten können! Viele Leute! Und das ist für sie ein irrelevantes Detail?!" Shim hatte sich endgültig in Rage geredet und nahm auf die Position seines ehemaligen Kommandeurs keine Rücksicht mehr. Er fühlte sich zu Recht verraten. Das erkannte in Teilen wohl auch der Colonel der den anderen Offizier sich ausschimpfen lies bis er sich wenigstens ein wenig beruhigt hatte. Ihn zur Ordnung zu rufen würde sicher keinen Sinn haben. Schließlich atmete Colbrani tief durch nachdem die Schimpfkanonade durch war. "Ich kümmere mich darum, halten sie den Kopf unten, ich melde mich.“
    Einige Momente lang schaute Sartala nur ausdruckslos aus seinem Hologramm. „Nein Colonel, SIE halten den Kopf unten, und sagen sie ihrer ominösen Freundin ich werde alles tun um diese Sith vom Planeten zu schaffen, aber danach sind wir fertig miteinander. Rufen sie mich dann nie wieder an.“


    Der Colonel wollte noch etwas erwidern aber starrte letztlich nur noch in die Dunkelheit des Zimmers als das Hologramm bereits erloschen war.


    Immer noch wütend warf Sartala das Holokom auf seinen Schreibtisch. Es war ein Versuch gewesen. Aber das Colbrani sogar jetzt noch leugnete das Sith im Spiel waren, ließ Sartala daran zweifeln dass er irgendeinen Teil dazu beitragen würde, ihn aus dem Schlamassel rauszuholen. Letzten Endes war man sich doch immer nur selbst der Nächste. Ersteinmal musste er also selbst herausfinden womit er es eigentlich zu tun hatte.
    In Ermangelung anderer Beschäftigung, in seinem abgedunkelten Appartment, aktivierte er das Holonetterminal. Colbrani hatte ihn von irgendeiner diplomatischen Konferenz angerufen und schließlich standen die Chancen ja nicht schlecht, dass der Anstifter des Ganzen sich auch dort befand. Nach einigen wenigen Suchanfragen hatte Sartala tatsächlich Holonetzartikel zu dieser Konferenz aufgetan. Es ging um die Klärung des Verbleibs von Kriegsgefangenen und deren möglichen Austausch, also waren da auch Imperiale zugegen. Viel Aufmerksamkeit hatte dieses Treffen in den Medien nicht erhalten, aber zumindest für Holos der Delegationen hatte es gereicht. Die neutrale Welt auf der das ganze stattfand hatte natürlich regionale Medien die dem Ereignis andere Bedeutung zumaßen als die galaktischen Medienhäuser.


    Shim zoomte das Bild der imperialen Delegation möglichst groß heran um Details erkennen zu können. „Also schön, wer von Euch Sklaventreibern hat mich in diese Lage gebracht.“ murmelte er zu sich selbst, während er die zwei kurzen Reihen der hauptsächlich Uniformierten imperialen Gestalten absuchte. Eine Visage verkniffener und hässlicher als die Andere, und keine davon erschien als jemand der Colbrani dazu anstiften konnte einen seiner ehemaligen Männer zu verheizen. Alle bis auf eine. Er kniff etwas die Augen zusammen und vergrößerte einen Abschnitt des Bildes noch ein wenig mehr. Die Detailschärfe war nicht gerade blendend, aber die Gestalt in der aufwändigen azurblauen Robe hatte sein Interesse geweckt. Unter den ganzen grauen und beigen Uniformen war sie ein ziemlich auffälliges Farbspektakel, und wenn er eines wußte, war es die Tatsache das Colbrani eine Schwäche für Frauen hatte, die sich mysteriös und exotisch gaben. Eine Schwäche die er mit dem alten Colonel teilte wie er zähneknirschend zugeben mußte, und daher erlaubte sich die kühne These das sie aller Vorraussicht nach die Wurzel des Übels war.


    Colbranis Heimatplanet war erst vor etwa 20 Jahren zur Republik gestoßen es war also sogar gut möglich, dass er sie sogar von der Zeit davor noch kannte. Ihr Gesicht war leider nicht wirklich zu erkennen, da die obere Hälfte von einem Schleier verdeckt war. Aber irgendwas kam ihm seltsam bekannt vor. „Das ist doch...“ Um seinen Verdacht zu prüfen nahm er sein Holokom wieder vom Tisch und suchte das Bild der Ruthofanierin aus dessen Speicher. Er verdeckte die obere Hälfte, der darauf noch violetthaarigen Hasardeurin, mit der Hand und hielt das Gerät neben den Bildschirm des Terminals.
    Nein sein erster Impuls trog ihn nicht. Es waren tatsächlich unzweifelhafte Ähnlichkeiten. Die Frau auf dem Konferenzholo mochte sicher älter sein, aber womöglich hatte Colbrani ja nichtmal gelogen, als er sagte die Mutter der Sithlady hätte ihn gebeten.


    Ein Blick auf den Begleittext des Bildes klärte Sartala auf. „Sithlord Tryf Everyndar, Gesandte des panaschadischen Konglomerats.“ war dort noch vor diversen Generälen und sonstigen ranghohen Offizieren zu lesen. Irgendwie verwehrte sich Shims Fantasie dagegen, Sith wären zu Diplomatie fähig. Aber die Vergangenheit hatte ja gezeigt das sie es durchaus zu nutzen verstanden, wenn auch meist zum Nachteil derer die sich auf diese Diplomatie einließen. Und je länger er das Bild Mrs. Veladnias betrachtete desto mehr Ähnlichkeiten zu reinblütigen Sith bildete er sich ein.


    Die Holomeldung über die Konferenz, gab ihm zumindest genug Stichworte an die Hand mit denen er seine Suche fortsetzen konnte und es dauerte nicht mal eine viertel Stunde bis seine flüchtige Widersacherin ihn aus seinem Holoterminal anblickte. Ein kurzes Frösteln überkam ihn und sein Nasenbein begann kurzzeitig wieder zu schmerzen als er an den Moment dachte, unmittelbar bevor er von einer Klotür außer Gefecht gesetzt worden war. Aus „Eyafril Veladnia“ wurde für Shim nunmehr „Vrynasha Everyndar“.


    Der Text, der mit dem martialischen Bild der Sithkriegerin, in einer rotgoldenen Zeremonienrüstung verziert worden war, versöhnte Sartala zumindest in soweit mit seinem Schicksal, als das er aus ihm ganz klar herauslesen konnte, nicht den Hauch einer Chance gehabt zu haben. Sie war Veteranin des kalten Kriegs, hatte unter der Zakuulherrschaft im Widerstand gedient. Das Unheil nahm in dem Moment seinen Lauf als sie entschieden hatte zu fliehen, was nicht zuletzt wohl auch sein eigenes Verschulden war. Hätte er sie nur in einem unbeobachteten Moment über seine wahren Intentionen aufgeklärt, hätte sie sich vielleicht entschieden mitzuspielen statt die Wachstation umzudekorieren.
    Es blieb jedoch die Frage nach dem Motiv. Warum kam so jemand wie sie unter all den erschwerten Bedingungen auf die republikanische Hauptwelt? Das sie in imperialer Geheimmission unterwegs war, war nahezu auszuschließen. Der SGD wäre kaum so dämlich jemanden zu schicken, der in so vieler Hinsicht Gefahr lief aufzufallen. Die Reinblüterin hatte sich gar nicht mal ungeschickt angestellt und betrachtete man es genau, war es der eine Fehlgriff, nach dem Hals des Taxifahrers, der Shim auf ihre Spur gebracht hatte. Sie war aber sicher keine ausgebildete Agentin, oder überhaupt mit Missionen vertraut die ein großes Maß an Diskretion erforderten.
    Also war sie wohl aus eigenem Antrieb und leidlich vorbereitet hier her gekommen. Aber wenn sie derartigen Aufwand trieb und ein solches Risiko einging, was stand für sie auf dem Spiel, das zu rechtfertigen?


    Über mehrere Stunden wühlte der Mirialaner sich durch das Holonetz, lernte etwas über eine Region der Galaxis von der er noch nie zuvor gehört hatte. Der Everyndar Clan, dem die Blaugewandete auf dem Konferenzholo vorstand, gehörte zur dortigen Prominenz und sowohl diese Lord Tryf als auch deren verstorbener Gatte waren seit vielen Jahren mit diplomatischen Angelegenheiten befasst. Das was er über die Tochter erfuhr, legte eher den Schluß nahe das sie auf den Plan trat wenn die Diplomaten versagt hatten. Einen recht respektablen Ruf hatte sie sich als Piratenjägerin in den unwegsamen Gegenden der unbekannten Regionen erworben. Schließlich fand er einen alten Holonetzartikel darüber das Lord Ronavis, Vrynashas Vater, auf einem Staatsbankett getötet worden war, weil er wohl den Gastgeber angegriffen hatte.
    Das war zumindest die offizielle Lesart. Einige andere Präsenzen, mit eindeutig imperialer Ausrichtung, kolportierten eher die Version eines gezielten Attentats auf den Lord aus unbekannten Motiven. Aber auch ein Anschlag der Republik wurde erwogen, da Lord Ronavis wohl recht erfolgreich darin sein konnte neutrale Welten zur Kooperation mit dem Imperium zu bewegen. Er wollte das Ganze schon als nutzlose Spur verwerfen, als er schließlich über eine verwaiste Holonetzerklärung im Archiv einer Söldnerpublikation stolperte.


    „… Raiton-Langfield Enforcements verwehrt sich gegen jedwede andere Deutung dieser Vorfälle. Der Großmogul erteilte uns den Auftrag die Sicherheit zu gewährleisten und das haben wir getan. Auch die örtlichen Behörden bescheinigen uns vollauf im Rahmen des Auftrags gehandelt zu haben und wir werden zu jeder abweichenden Äußerung juristische Schritte erwägen.“


    Mit dem Namen „Raiton“ hatte der heutige Tag seinen scheußlichen Anfang genommen. In dem Moment als auf seinem Dienstterminal die Entführung eines Zivilgleiters gemeldet worden war. Dieser lief auf eine Firma namens „Raiton Trusts“, und angesichts dieser alten Meldung konnte das einfach kein Zufall sein. Es fehlte nun noch der Teil warum sie Raiton zwar entführt, aber nicht getötet hatte. Mehr noch, wie sie dann in den Lastgleiter gekommen war, der anschließend über den Arkaden explodiert war. Vermutlich würde er es bereuen aber er musste das hier zu Ende bringen, schon um aufzuklären in was für einen Sumpf Colbrani ihn da hineingezogen hatte. Ihm war speiübel wenn er daran dachte was für Konsequenzen
    seine Beteiligung an dieser ganzen Sache haben konnte. Letztendlich könnten mißgünstige Gestalten ihm das als Fluchthilfe auslegen, aber viel schlimmer konnte es nun schon nicht mehr werden. Ersteinmal würde er das letzte Puzzlestück organisieren müssen.



    Drei mal hieb etwas gegen das Lüftungsgitter, bis dieses schließlich nachgab und mit metallischem Krachen in den Servicetunnel fiel. Sekunden später zwängte sich eine dunkle Gestalt durch die Öffnung die eigentlich dafür da war verbrauchte Luft aus dem Gebäude zu entsorgen. Die Handvoll Obdachloser die sich den Umstand einer kostenfreien Heizung zunutze machten und auf dieser unteren Ebene der Arkaden ihre Behausungen errichtet hatten zogen sich in deren Schatten zurück. Selbst hier unten war niemandem das Aufhebens entgangen das die letzten Stunden in diesem Stadtsektor gewütet hatte. Explosionen, Sirenen, der eine oder andere Ältere unter den gesellschaftlich abgehängten Gestalten, die hier hausten, wurde womöglich an den Angriff der Zakuul oder gar des Imperiums erinnert.


    Das dann plötzlich jemand aus diesem Abluftschacht klettert, sich verstohlen in alle Richtungen umschaut und das Weite sucht, war ein guter Grund nichts gesehen und auch nichts gehört zu haben.

  • „Sie wollten das doch klein halten, Captain Biran? Wie verträgt sich das bitte damit?“ Der Sarge der Verkehrswachtstation, deutete verständnislos auf die drei Truppenshuttles die über den Arkaden kreisten und offenbar Landeplätze suchten. Der Captain der „Razer“ Kompanie verzog das vernarbte Gesicht zu einer unwilligen Grimasse. „Das war bevor einer ihrer Verkehrsdompteure den Mist an die Medien durchgestochen hat.“ schnarrte er nur, und man hörte ihm an, dass ihm die Aussicht den ganzen Stadtsektor durch das Militär abriegeln zu lassen, selbst nicht passte. „Einer von meinen Leuten? Was soll das heißen! Was können wir dafür, dass irgendein Büromieter Holokameras aufstellt?“
    Captain Biran schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht Sergeant, denn auf den ersten Holos war weder zu erkennen das eine Sith auf einem ihrer Dienstgleiter gelandet ist, noch das sie anschließend ihre Wache umgegraben hat. Das Material stammt von Cams der Verkehrssicherheit und auf die haben nur ihre Leute zugriff.“
    Dem Sergeant entfuhr ein lautes „Banthadreck!“ ehe er sich umwandte und nach einem der Officer brüllte „Alle Mann antreten in 5 Minuten, in dem was von unserem Briefingraum übrig ist.“ Es war schlimm genug was passiert war, aber nun bestand die Gefahr einer Massenpanik. Sicher der Hauptgrund, warum der hartgesottene Captain gleich den ganzen Sektor dicht machte. Wenn die Medien verantwortungslos rausposaunten was man ihnen zusteckte, konnte sonst was passieren. Zu schnell schnell geriet es außer Kontrolle und wenn wirklich einer seiner Leute verantwortlich war, wollte er das geklärt haben. "Schöner Mist ist das." brummte der Sarge und blickte dann auf die Promenade hinunter die sich zumindest im südlichen Teil wieder mit Leben füllte. "Irgendwas von ihrem Spezialmann da unten?" fragte er seufzend, aber Biran schüttelte nur wortlos den Kopf.



    Es hatte eine Weile gedauert bis sie den Weg zurück in die zivilisierten Teile des Komplexes gefunden hatte. Es war für die Sith wirklich erschreckend wie dünn der polierte Firnis der Ecumenopolis tatsächlich war und wie schnell man auf das schäbige verrottete Fundament stieß, auf dem diese dünne Schicht republikanischen Glanzes ruhte. Aber natürlich, hatte Coruscant und die Republik genauso unter der Knute Zakuuls gelitten wie das Imperium. Viele Leute hatten entweder im Krieg oder in den erdrückenden Zeiten danach alles verloren, und so war es nicht verwunderlich das die Fäulnis aus den Tiefen des Stadtplaneten hinaufstieg und ihr hässliches Gesicht auch knapp unter der Oberfläche zeigte.
    Aus dem Schatten einer Nische, nahe des Aufzugs, spähte sie über die immer noch in Teilen abgesperrte Promenade. Innerhalb der Absperrungen waren Droiden damit beschäftigt Trümmerteile zu zerlegen und für den Abtransport vorzubereiten, doch der weitab des eigentlichen Unglücks gelegene Teil war bereits wieder betriebsam. Die Coruscanti hatten sich anscheinend sehr schnell von dem Schock des vermeintlichen Sprengstoffanschlags erholt. Etliche der Geschäfte und Marktstände waren bereits wieder geöffnet und auch tummelte sich wieder reichlich Kundschaft auf der Jagd nach Schnäppchen. Was sollte man auch sonst tun, nachdem jedwede Verkehrsverbindung auf Anordnung des Militärs gekappt worden war. Die Bevölkerung des Stadtplaneten war offenbar pragmatisch, dennoch lag eine gewisse Angespanntheit in der Luft.


    Truppenshuttles erfüllten die Luft mit dem Dröhnen ihrer Triebwerke und Lautsprecherdurchsagen quäkten, die die Bevölkerung aufforderten Ruhe zu bewahren und Verdächtiges dem nächsten Soldaten zu melden. Warum hatte sie auch mehr als zwei Stunden gebraucht um aus dem Gewirr aus Versorgungskorridoren und Lüftungsschächten wieder ins Freie zu finden. Aber hier bleiben konnte sie nicht. Sie musste in Bewegung bleiben und es irgendwie schaffen den Sektor zu verlassen. In Ermangelung von Ortskenntnis konnte sie das kaum über die unteren Ebenen tun. Der Holocom Empfang dort unten war im wahrsten Sinne des Wortes unterirdisch und Hinweisschilder zeigten, dank verrosteter Halterungen und dem allgegenwärtigen Vandalismus in solch verwahrlosten Gegenden in alle möglichen, nur nicht die korrekten Richtungen.
    Sie atmete noch einmal tief durch und trat in einem Moment, von dem sie glaubte niemand würde in just jetzt in diese Richtung blicken, zwischen zwei der Promenadenstände. Niemand nahm in diesem Moment von ihr Notiz, wie es aussah. Der dicke Ithorianer der den linken Stand betrieb verhandelte gerade mit zwei Frauen. Sein Stand bot eine reiche Auswahl an Schals, Halstüchern in verschiedensten Farben und Materialien, und er wurde nicht müde zu beteuern nach welch strengen Qualitätskriterien er seine Ware auswählte. Dabei war er so engagiert, dass er gar nicht bemerkte wie eines seiner gepriesenen Stücke den Besitzer wechselte. Zügig, aber auf keinen Fall hektisch passierte Vrynasha den Stand, das Tuch in Ermangelung von Möglichkeiten einfach über den Arm drapierend, als gehöre es genau dort hin. Kaum war sie um eine weitere Ecke gebogen wand sie den weichen dunkelgrauen Stoff um ihre Schultern und bedeckte auch ihren Kopf.


    Glücklicherweise war es groß genug um daraus eine bequeme Kapuze zu formen. Den vorderen Rand zog sie sich dabei etwas tiefer ins Gesicht, so dass sie gerade noch darunter hervor spähen konnte. Zwei drei mal wechselte sie die Richtung, als Soldaten ihren Weg zu kreuzen drohten. Trotzdem nahm sie sich die Zeit an einem weiteren Stand noch etwas mehr Verkleidung zu organisieren, als ihr Blick auf einen farblich passenden Mantel fiel. Den zu klauen traute sie sich dann aber doch nicht und wickelte das Geschäft auf reguläre Weise ab. Die Standbesitzerin musterte sie etwas irritiert ob des modischen Fehlgriffs, eine staubige Lederismontur mit einem Lasha Schal zu kombinieren, aber erkannte wohl darin hauptsächlich die Geschäftsgelegenheit, dem Elend mit einem modischen Mantel abzuhelfen. Hätte sie in ihrer Freizeit mehr Holovids geschaut wäre ihr das Auftreten der Fremden, angesichts der momentanen Vorgänge vielleicht verdächtig vorgekommen, insbesondere weil die Kundin nicht mal großen Wert auf die, in diesen harten Zeiten übliche, Feilscherei legte.


    In ihrer neuen Verkleidung hoffte sie die Promenade unerkannt verlassen zu können, doch jeder Ausgang den sie ansteuerte war mit einer Handvoll Soldaten besetzt, die Passanten erst nach einer ID Prüfung passieren ließen, oder aber nachdem sie feststellten, dass ein Sith Reinblut sich eben kaum als hagerer Rhodianer tarnen konnte. Wenn die offiziellen Ausgänge nicht taugten musste sie irgendwie anders hier weg. Sie war sich sicher, dass die durch die Luft schwirrenden Securitydrohnen die Umgebung scannten und früher oder später auffallen würde, dass eine einzelne Person den Platz nicht verließ und immer kurz vor Erreichen eines Ausgangs kehrt machte. Doch das war dann ganz unvermittelt ein eher untergeordnetes Problem. Sie erstarrte in ihrem Gang als sie plötzlich etwas wahrnahm das sie insgeheim bereits befürchtet hatte.
    Ein vorsichtiger Blick nach links offenbarte ihr, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Mit dem Rücken zu ihr stand in nur wenigen Metern Entfernung ein Mann mit kurz geschorenen roten Haaren in einem bodenlangen weiten Gewand. Das schmucklose Graubraun und das unwillkommene Kribbeln in ihren Fingern konnten nur eines bedeuten, und gerade als ihr dieser Gedanke kam schickte der Unbekannte an sich zu ihr umzudrehen.



    Abrupt fuhr er herum und erschreckte dabei einen vorbeigehenen Mann, der zwei große Tragetaschen mit den heutigen Einkäufen dabei hatte. Dieser blickte ihn nur verständnislos an und ging dann eine Verwünschung murmelnd seines Weges. Hektisch suchte der junge Ritter den schmalen Raum zwischen den Promenadenständen mit seinem Blick ab. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass das was er gerade gespürt hatte keine Täuschung war, denn das Gefühl war noch da. Doch er konnte unter den geschäftigen Promenadenbesuchern niemanden ausmachen auf den die Beschreibung nur ansatzweise gepasst hätte. Eine Nautolanerin der drei quengelige Jungs am Rockzipfel hingen, einen weisbärtigen Menschen, der mit einem Verkäufer den Preis für einen Satz Besteck aushandelte. Mehrere Leute die eher ziellos Waren durchstöberten. Nein er sah sie nicht, war sich aber sicher das sie hier war.


    Er machte einige forsche Schritte in die Richtung und blickte sich dabei weiter aufmerksam um, horchte intensiv in sein Inneres, so wie sein vormaliger Meister es ihm beigebracht hatte. Er wollte schon nach seinem Comlink greifen um seinen Verdacht zu melden, aber bisher war es nur ein Gefühl, er brauchte Konkreteres. Noch einige weitere Schritte führten ihn auf eine Kreuzung. Argwöhnisch schaute er in jede der drei sich bietenden Richtungen und überließ es seiner Intuition einen der Wege auszuwählen. Der Linke der auf den großen freien Hauptplatz unter der Arkadenbrücke führte. Dort wo jetzt dank dieser Sith alles einem Schlachtfeld glich und Droiden mit der Trümmerbeseitigung beschäftigt waren. Er haderte ein wenig mit seinem Los. Während Ritter Kalkayn mit Captain Biran die Sicherungsmaßnahmen koordinierte hatte der ältere Ritter ihn losgeschickt um der Flüchtigen nachzuspüren. Sicher, genau das war eines seiner Talente, aber wohl fühlte er sich dabei nicht. Was würde passieren wenn er sie aufscheuchte und sie noch mehr Schaden anrichtete. Er blickte sich weiter um, doch überall waren nur normale Leute von denen nichts weiter ausging als generelle Nervosität angesichts der Vorfälle, oder vielleicht auch die Aufregung eines Taschendiebs kurz vor einem Zugriff. Eher aus dem Augenwinkel nahm er einen Schemen wahr, der gerade eine Treppe hinab aus dem Sichtfeld entschwand. Das Kribbeln in seinem Nacken verstärkte sich und so änderte er seinen Kurs in Richtung der Treppe die auf eine Ebene unterhalb der Promenade führte.


    Als er am oberen Absatz ankam sah er gerade noch wie eine verhüllte Gestalt in dem Durchgang verschwand, der ausweislich der Schilder in Richtung einer Parkmöglichkeit für Personengleiter führte. Er musste Sorge tragen, das sie ihn nicht gleich bemerkte und so versuchte er seinen Geist soweit abzuschirmen wie es nur eben ging ohne die nach wie vor wahrnehmbare Präsenz der Sith zu verdrängen. Eine Übung die nicht einfach war, aber auf die er durch seinen Meister trainiert worden war als man sein Talent erkannte unterschiedliche Machtpräsenzen zielsicher zu lokalisieren. Pelfeyn war erst seit wenigen Wochen ein vollwertiger Ritter, aber er fühlte sich der Aufgabe gewachsen und so zögerte er nicht der verhüllten Person auf die Parkebene hinab zu folgen. Vorgebeugt spähte er auf die fahl beleuchtete Fläche. Aber außer in Reihen aufgestellten Passagiergleitern war nichts weiter zu sehen. Insbesondere keine andere Person. Das Militär hatte den Luft und Bodenverkehr des Sektors komplett stillgelegt und so machte es für niemanden Sinn zu seinem Gleiter zu gehen.


    Etwas schepperte und der Klang schien aus einem nicht einsehbaren Teil des Parkdecks zu kommen. Er eilte sich die Quelle des Geräuschs zu lokalisieren, auch wenn er direkten Sichtkontakt vermeiden mmusste. Aber er mußte verhindern das ihr Vorsprung allzu groß wurde. Eine halb geöffnete Gittertür fing Pelfeyns Aufmerksamkeit. Ein mobiles Magnetschloss, dass die Tür vor unberechtigtem Öffnen geschützt hatte lag zerstört und noch etwas qualmend auf dem Boden daneben. Sie suchte also einen Weg an den Militärkontrollen vorbei und in den Gängen unterhalb der Promenadenebene konnte man sich sicher noch weitgehend unbehelligt von Sicherheitskräften bewegen, da diese erst langsam in notwendiger Zahl eintrafen. Es bot sich somit eine Möglichkeit zur Flucht. Das galt es zu verhindern.


    Er nahm eine Abzweigung und beschleunigte seine Schritte noch ein wenig weiter. Sein Gefühl wurde stärker, aber irgendetwas war ungewohnt, anders als sonst und das machte dem jungen Ritter Sorgen. Er hatte unter Ritter Kalkayns Führung in nur zwei Fällen einen anderen Machtanwender aufgespürt. Deren Machtschatten hatte er nahezu optisch wahrnehmen können. Aber in diesem Fall war es eher ein diffuser Nebel der in einer bestimmten Gegend sich verdichtete. Vielleicht beherrschte die Sith es ihren Geist nahezu vollständig abzuschirmen. Eine unter Sith nicht allzu häufige Befähigung, weil sie weitaus verwundbarer für Emotionen waren und diese schon naturgemäß in die Umgebung projezierten. So hatte man es ihm zumindest beigebracht. Vielleicht war es auch irgendeine sinistre Disziplin der dunklen Seite über die man ihm eben nichts beigebracht hatte. In jedem Fall konnte er sie nicht präzise verorten, er wußte nur das sie irgendwo vor ihm war. Egal wie sehr er sich auf die Wahrnehmung dunkler Machtströmungen konzentrierte das Bild wurde einfach nicht deutlicher.


    Die Geräusche der Stadt sickerten zusehends wieder in die Stille der verwinkelten Korridore ein, was darauf hindeutete das man auf eine Fläche unter freiem Himmel zusteuerte. Der Gang öffnete sich schließlich hin zu einer freien Fläche auf der Anwohner soetwas wie Hydroponiken zur Selbstversorgung angelegt hatten. Eine Schnellbahnbrücke spannte sich über die Ebene hinweg. Sorgfältig suchte er mit den Augen und anderen Sinnen die niedrigen Reihen aus improvisierten Pflanzgestellen ab. Es hieß sie hätte kein Lichtschwert dabei, aber angesichts dessen was auf der Wachstation passiert war, machte sie das nicht harmlos. Der Nebel unheilvoller Präsenz wurde mit jedem Schritt dichter, als der Ritter langsam, sich immer wieder umwendend, das kleine Freigelände überquerte. Aber nirgends manifestierte sich etwas, dass ihre Position verraten wollte. Ausgerechnet auf einem Stadtplaneten mit seiner unübersichtlichen teils über Jahrhunderte gewachsenen Infrastruktur eine solche Jagd auszuführen, war unschön. Beobachtete sie ihn womöglich aus irgendeinem der zahlreichen Verstecke in dieser Gegend?


    Auf der anderen Seite dieser improvisierten Plantage befand sich ein halb eingestürztes Gebäude. Bautrupps hatten das meiste der losen Trümmer bereits entfernt, aber noch immer fehlten Teile der Außenwände und lediglich die Metallstreben und Bodenplatten ragten ins Freie. Der Schaden musste schon beim ersten Angriff der Zakuul geschehen sein, denn man sah hier und da einige Flechten und andere Stellen an denen die Vegetation die Ruine besiedelt hatte. Unter einem Vorsprung des Gebäudes, der vielleicht einmal ein Aufzugsschacht gewesen war, befand sich ein halb aufgeschobenes Tor, dass offensichtlich provisorisch eingebaut war. Außer dem Tor gab es nur eine wackelige improvisierte Brücke, die angesichts dessen das sie sich nicht bewegte die letzten Minuten sicher nicht betreten worden war. Da sie sich nicht unter den Pflanzkübeln verkrochen hatte, musste sie versucht haben durch das Tor voran zu kommen. Zügig überbrückte er die Distanz und presste sich an die schützende Wand ehe er sich vorbeugte und durch die Öffnung in das dahinterliegende Halbdunkel spähte. Außer ein paar Fässern und Agrarzubehör befand sich nichts in dem Schuppen, schon gar kein bis dahin ungesehener Ausgang. In die Enttäuschung mischte sich schnell der Impuls akuter Bedrohung und die Erkenntnis einen katastrophalen Fehler begangen zu haben.

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