Alptraumleben
Das Kalte Wasser prasselte herab und fühlte sich auf der geschundenen Haut wie kleine Nadelstiche an. Besonders die Wunden, offenen Stellen an seine empfindlichen Lekkus brannten unter dem mit Reinigungsmittel versetzten Regen wie Feuer. Der über eine Springleranlage verteilte Regenguss war nichts was er oder die hunderten von anderem Gefangenem gerne ertrugen, vielmehr war es eine Massensäuberung, durch die der junge Twe’Lek zusammen mit anderen, imperialen Strafgefangenen getrieben wurde. Schockstangen und Energiepeitschen trieben sie wie nackte Tiere voran durch die Reinigungshalle. Am Ende des Viehtriebes mussten alle einzeln durch einen Bioscaner treten und ihren Arm in eine Tätowiermaschine stecken. Ein QR Code wurde wie ein Stempel eingehämmert, erst dann ging es weiter in den nächsten Raum.
Während der ganzen Prozedur fragte er sich wie er nur hier hergelangt war. Er hatte doch stets alle Regeln befolgt, war fleißig und sich nie kritisch gegen das Imperium geäußert. Selbst als sein Planet annektiert wurde und man ihm Haus und Hof weggenommen hatte nicht. Jeder hätte es verstanden, viele Nachbarn hatten es ihm geraden, doch er wollte nur in Frieden leben. Jetzt aber war er hier, auf der Straße der Verdammnis in Richtung Tod unterwegs.
Die Soldaten waren zum Morgengrauen in seinem Wohnblock erschienen um diesen zu räumen. Er hat nicht gezögert und sofort gepackt, war abmarschbereit gewesen noch ehe das Ultimatum verstrichen war. An der Hand neben sich war seine Liebste gewesen, zusammen wollten sie alles überstehen, doch als der Offizier seine Finger zur angeblichen Durchsuchung in die Hose seiner Freundin schob konnte er nicht anders. Unter ihrem flehenden und verängstigten Blick hatte er dem Offizier gepackt und weggezogen.
Seiner Tat folgten Schläge und Tritte, Ketten und Peitschenhiebe und eine Fließbandverurteilung wegen Aufwiegelei, Körperverletzung und Terrorismus. Die Richterin spuckte Gift und Galle, während sie ihm mitteilte, er hätte Glück, dass er weiterleben dürfe.
Der Schmerz jagte durch seinen Leib, als ihn eine Energierlanze weiter voran Trieb, durch eine Flur mit anderen Gefangenen in einen großen, hell erleuchteten Raum. Auf einer kleinen Plattform in der Mitte wurden sie zu zehnt aufgestellt, während hunderte Gestalten drum herum Zahlen wirr nach vorne riefen, dann wurde es still und er begriff wo er war. Noch immer nackt, frierend und die Hände vor sein Geschlechtsteil haltend versuchte er nicht auf zu fallen. Ein Medizindroide gab die physischen Daten jedes einzelnen Gefangenen von sich, kaum fertig wurden Zahlen gerufen. Zahlen die für imperiale Credits standen, welche die Käufer der Imperium für den Sklavenverkauf zahlten. Unweigerlich musste er an seine Liebste denken. Da die Soldaten ihn bei der Verhaftung bewusstlos geschlagen hatten, wusste er nicht wo sein Mädchen abgeblieben war. Ihre rosige, seidenweiche Haut, mit ihren herrlich violetten Augen. Sie war für eine Twi’Lek außergewöhnlich und hatte ihre Farbgebung einen menschlichen Einfluss in der Vergangenheit ihrer Familiengeschichte zu verdanken.
Als er an der Reihe war fühlte er wie sich sein Magen zusammenzog, er wurde verkauft wie ein Stück Fleisch. Doch wer kaufte ihn? Wohin würde man ihn bringen? In Gruben zum Kämpfen, in Minen zum Arbeiten? Würde er als Laborratte enden oder gar als Übungsobjekt für junge Sith? Angst ergriff ihn, lähmte ihn selbst dann noch als alles vorüber war und man ihn mit den anderen von der Plattform in einen weiteren Raum trieb.
Hier wurde Ihnen allen ein Halsband umgelegt und verschlossen. Ganz beiläufig erklärte ein Droide die Funktion, dass ein Sender auf der Frequenz der jeweiligen Halsbänder einen Stromschlag auslösen würde und der Versuch es zu entfernen eine Sprengladung zünden würde. Folter und Tod war alles was ihm geblieben war. Nachdem das Halsband dran war bekam er schlichte Kleidung in auffallenden Orange, jedoch keine Schuhe, ehe es weiter in Richtung einer Shuttlerampe ging.
Während die meisten anderen Sklaven weiterhin wie Vieh in ein altes, verrostetes Shuttle gezwängt wurden, hatte man ihn und ein paar andere auf eine Nebenrampe gebracht. Dort wurden sie in Kisten gesperrt, wogegen sich zwei der Mitsklaven wehren wollten. Mit Stromschlägen und Stockhieben wurden sie gefügig gemacht, bis alle Sklaven in ihrer Kiste verladen waren. Das gnadenlose, präzise Vorgehen der imperialen war eine schockierende Ernüchterung, er hoffte immer noch, alles sei nur ein Alptraum aus dem er schnell erwachen würde, doch tief in seinem Inneren war ihm klar, dass Grauen hatte erst begonnen.
Der helle Schrei des kleinen Sklavenmädchens tat ihm in der Seele weh, doch er verharrte, erst gestern hatte er zum wiederholten Male versucht einem anderen Sklaven bei zu stehen und dies schmerzlich bereut. Zwischen fauchte die Energiepeitsche auf während der Wärter, ein grobschlächtiger Mensch, ausholte und die Peitsche kurz darauf einen blutigen Striemen auf dem Unterarm des Mädchens mit dem sie ihr Gesicht schützte, hinterließ. Die Prügelstrafe wurde zur Erziehung eingesetzt, immerhin hatte die Kleine eine teure Teetasse der Herrin fallen gelassen. Die rothäutige Sith saß derweil in ihrem hohen Stuhl und erfreute sich sichtlich an dem Leiden des Mädchens. Er haderte, kämpfte mit sich selbst, doch dann gewann die Ehre in ihm. Mutig sprang er auf, warf sich zwischen dem Mädchen und dem Wärter. Dieser griff nach der Fernbedienung für das Schockhalsband, doch zu spät. Mit einem einzigen Faustschlag konnte er den Wärter zu Boden schicken. Er fühlte sich gut, heroisch, zumindest für jenen kurzen Moment bis ihn eine unsichtbare Macht ergriff, ihm die Luft zum Atmen nahm. Wie in einem Schraubstock wurde ihm die Kehle zu gedrückt und er verlor den Halt unter den Füßen, schwebte letztlich wenige Zentimeter über den Boden, verzweifelt nach Luft ringend. Die Sith hatte ihn mit ihrer mystischen Gabe gepackt, hielt demonstrativ die Faust erhoben und ihr Gesicht war voller Hass. Das letzte was er sah als sich die rote Faust der Hexe öffnete, war wie sich der Raum veränderte und er gegen die Wand geschleudert wurde. Dem Schmerz beim Aufprall folgte Dunkelheit.
Kaltes Wasser wurde ihm ins Gesicht geschleudert, einige Eisbrocken darin ritzten seine Wangen auf. Blinzelnd sah er sich um, die Glieder schmerzen ihn, was aufgrund seiner Lage keine Verwunderung war. Man hatte ihn wieder einmal nackt an einem Gestell in Form eines X gekettet. Umgeben war er von kargem Stein, eines alten Gewölbes in dem es nach Blut, Urin und erbrochenem stank.
Vor ihm befand sich ein alter Tisch der mehr einer Folterbank ähnelte als es ihm lieb war, darauf war eine junge Twe’Lek gefesselt, deren rosige Haut im kargen Fackelschein glänzte. Er wusste sofort wer sie war, seine Liebste, sein Mädchen. Die reinblütige Sith betrat den Raum und sofort verbeugten sich die beiden Wachen, einen davon konnte er als jenen Widerling identifizieren, den er zuvor niedergeschlagen hatte.
Mit süffisanter Stimme erklärte die Sith ihm, dass sie für die kleine Dirne, so bezeichnete sie seine Geliebte, fast ein Vermögen an Credit hatte ausgeben müssen und hoffte sie würde das Hundertfache wieder für sie verdienen. Sie hatte auch schon eine gute Idee, man würde sie anschaffen lassen und sie nur von den sonst weniger reinlichen und solventen Arbeitskräften begatten lassen, dies würde deren Moral doch sicherlich steigern und so wäre ihr Dienst ein Gewinn für alle im Imperium.
Seine Freundin, bereits erwacht lauschte mit ängstlichem weinen den Worten, sah flehend hoch zu ihrem Helden, der sie beim Versuch der Rettung doch erst in diese Lage gebracht hatte.
Er verfluchte die Hexe für ihre Worte, ihre Pläne, bat darum, dass man seine Liebste verschonen solle und er würde alles dafür tun. Versprach sein Leben und ewige Treue, doch im Grunde hatte er nichts außer Leere Worte, denn die Sith hatte alles in ihrer Hand.
Die Hexe trat an seine Liebste heran, beide blickten zu ihm und obwohl sich die Lippen der Sith bewegten, vernahm er nicht was sie flüsterte. Nur der immer mehr gepeinigte Gesichtsausdruck seiner Freundin sagte ihm, dass es schreckliche Dinge waren die sie ihr erzählte. Am Ende nickte seine Liebste nur und schloss die Augen, bevor sie von den Wachen abgeführt wurde.
Wieder sprach die Hexe zu ihm mit dieser vor Abartigkeit triefenden Stimme.
"Sie hat eingewilligt als meine Hure zu arbeiten, selbst die perversesten Wünsche der Freier zu erfüllen, nur damit du weiterleben darfst und ich dich nicht an deinem eigenen Gedärm im Innenhof aufhängen lasse. Welch Glück für dich, doch so ganz ohne Lektion kann ich dich nicht verschonen. Männliche Tiere sind oft so von ihren Hormonen getrieben, dass sie deswegen dumme Dinge tun, daher habe ich beschlossen, dass wir dich von dieser Last befreien. Deine Liebste wird eh genug Sex haben, da braucht sie keinen mehr mit dir."
Bis er richtig die Worte begriff, hatte die Sith bereits ein kleines, gebogenen und sehr scharfes Messer gezückt. Sein ganzes aufbäumen, schreien, fluchen und zappeln war hoffnungslos. Nichts konnte verhindern, dass sie mit festem Griff seine Hoden umfasste, nach oben zog und die Klinge darunter ansetzte. Sie blickte mit ihren roten Augen in die seinen, genoss seine Angst, seine Panik, seine Verzweiflung, dann fühlte er nur noch Schmerzen. Diese unaussprechliche Pein raste durch seinen Körper, ihm wurde schlecht davon und er musste sich übergeben, ehe er erneut das Bewusstsein verlor.
Das gleißende Sonnenlicht brannte auf dem Wüstenplaneten heiß, vor allem in der Mittagshitze. Sie saß am Rande eines kleinen, aufwendig betriebenen Gardens mit Blick auf die nahen Mienen. Dort im Schatten eines Berges arbeitete ihr Liebster, ihr Beschützer. Sie hatte sich, ihr Leben geopfert, tat jeden Tag aufs Neue unaussprechliche Ding, nur damit er leben konnte und doch saß der Schmerz so tief in ihr. Nicht nur weil sie dazu gezwungen wurde, sondern weil sie es für ihn tat und immer, wenn sie sich sahen, auch wenn es nur auf Entfernung war so wie hier immer dann, wenn sie seine Augen suchte, er sie nur stumpf ansah ehe er den Blick abwendete. So wie dieses Mal auch, er saß mit den anderen Sklaven beim Essen, eine der wenigen Pausen die ihnen in der harten Minenarbeit vergönnt war. Sie sah zu ihm hinüber, beobachtete ihn in der Gruppe auf dem Boden im Staub sitzenden Männern, er sah nicht gut aus, aber er lebte. Sein Blick glitt zu ihr hinüber, sie lächelte, wollte ihm gerade winken als er den Blick wieder senkte. Wieder fühlte sie diesen stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Ja sie lebten, aber ihr Leben war ein einziger Alptraum.