[RP-Kolumne] Rollenspiel unter totalitärer Flagge


  • Lies mich weiter!

  • Entsprechende Threads hier sind ja auch
    Der Umgang mit dem totalitären System InGame
    und - wenn mir das gestattet ist mich selbst aufzuführen
    Dromund Kaas Slave-Mansion - Diskussion
    Denn auch Spieler, die eher nette, aber gesellschaftlich unten stehende Chars verkörpern, müssen mit dem "bösartigen" Spiel der totalitären und hier auch korrekterweise rassistischen Spieler zurecht kommen und das nicht persönlich nehmen.

  • Danke für den sehr gelungenen Artikel. Er spricht zwei unterschiedliche und dennoch verknüpfte Themenkomplexe an:

    • Wie viel Immersion ist nötig/möglich für rinr stimmige Darstellung von Charakteren, die einen sich deutlich von unserer Erfahrung unterschiedlichen Hintergrund haben, nicht nur kulturell und weltanschaulich, sondern tatsächlich eine tiefgehend andere Gedanken- und Gefühlswelt aufweisen, die für "funktionierendes" Spiel ja verstanden und nachvollzogen werden muss.
    • In wie weit ist die Darstellung (=Identifikation mit?) von aus unserer Sicht ethisch verwerflichen Charakterzügen, Vorstellungen Handlungen moralisch vertretbar? Eine Parallele zu anderen Medien, die z.B. als "gewaltverherrlichend" in der Kritik stehen, kann man durchaus vorsichtig ziehen, egal wie man zu besagter Kritik steht.

    Da (nicht-oberflächliches) Rollenspiel mehr beinhaltet als unterhaltsame und kreative Komponenten, sondern immer auch (beim Einen mehr, beim Andern weniger) psychologisches Reflexionspotential hat, kann es durchaus sinnvoll sein,einen Moment darüber nachzudenken, was man da spielt. Die Darstellung "böser" Charakterzüge ist so alt wie das Rollenspiel selbst und ich konnte in den letzten etwas über 30 Jahren Rollenspielerfahrung die unterschiedlichsten Spielarten davon beobachten. Es ist natürlich reizvoll, den "Schurken" zu spielen, da dieser sich die Freiheit nimmt, sich über gesetzte Regeln und Grenzen hinwegzusetzen. Es ist natürlich reizvoll, "Bosheit" als Ventil zu spielen, mim Spiel harmloser Dampf abzulassen, als dies IRL vielleicht möglich wäre. Es ist ohne Zweifel reizvoll, mit "Dunkle Seiten" in sich zu spielen, die man sich sonst nicht auszuleben traut. Das alles mag legitim sein, und ähnlich wie in Film, Literatur etc.) das Spiel bereichern; es kann aber auch ausufern, peinlich werden und im Zweifel frustrierend, wenn dadurch ingame-Konflikte entstehen, die offgame eskalieren. Für manch einen mag es auch schlicht verstörend sein, wenn die Mitspieler zu "Monstern" werden.
    Was Maly in dem Artikel beschreibt, geht sogar noch über das "Dunkle" im Individuum hinaus, denn in einer entsprechenden Spielumgebung ist das "Dunkle" ja das Normale, und jene, die gegen das Dunkle ankämpfen, sind bedrohliche Feinde (Star Wars: Terroristen haben den Todesstern gesprengt und Zigtausende Menschenleben gefordert...). Ein Charakter in diesem Umfeld, erlebt wahrscheinlich gar kein so intensiven inneren Konflikt, weil das "Böse", an dem er beteiligt ist, eine alltägliche Normalität darstellt und die Erhaltung der sicheren "normalen" Lebensumgebung, Pflichterfüllung etc. tatsächlich aus dieser Sicht erstrebenswert "Gute" ZIele sind. Die Erkenntnis, dass dies "falsch" ist, muss gar nicht kommen, wenn das was wir (Spieler) als "falsch" ansehen, aus der Sicht der Charaktere eben absolut nicht als falsch erscheint. Man muss sich nur vor Augen halten, was in unserer, modernen, aufgeklärten Gesellschaft alles "falsch" läuft, obwohl wir es nicht nur besser wissen sollten, sondern definitiv besser wissen, aber einfach verdrängen, weil so unbequem.
    Will man sich also auf entsprechend immersives Imperiums-RP einlassen und nicht den 100.000en heimlichen Systemkritiker spielen, so muss man nicht automatisch diabolisch,sadistisch oder "hintervotzig" spielen; aber mann muss sich darauf einlassen, dass dunkle, moralisch fragwürdige Bedingungenund Ereignisse den Alltag prägen. Man kann hier den vielzitierten Nazi-Mitläufer aus dem Dritten Reich aufführen; oder etwas kniffliger, den Bomberpiloten der Alliierten im letzten Krieg, der Zivilisten zerbombte; nicht als Kollateralschaden, sondern gezielt als Mittel der Demoralisierung (heute extrem fragwürdig, früher: Held).
    Das spielerische Experiment mit der Dunklen Seite sowohl der Umgebung als auch der agierenden Individuen kann eine sehr spannende Sache sein, aber es liegt nicht jedem und es ist daher ganz wichtig, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen, wenn es dem einen oder anderen Mitspieler zu "krass" wird.

    “Never ever go by the book. They will want you to, but you musn’t. If the lust is too strong, tear one page from a hundred books and make your own way. There is no formula for life, no equation on how to be a human being.”
    ― Christopher Poindexter

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