Hallo an alle!
Nachdem ich diese Stories zu Vainore bereits seit etlichen Wochen und sogar schon Monaten nur der Gilde zugestanden hatte, dachte ich mir, es wäre nett, wenn der Rest von euch auch daran Teil haben darf.
Long story short: Hier sind sie also! Have fun!
PS: Einige der Stories sind eher FSK 18! Bitte bedenkt dies, sollte ich das vergessen haben, extra zu kennzeichnen!
"Der Anfang"
Dreimal war sie schon fast den Hang hinab gestürzt und wäre dem sicheren Tod entgegen gefallen.
Es waren keine drei Monate bislang, die sie nun auf der Akademie war und ihre ersten Versuche, die Macht zu bändigen, für sich in Anspruch nahm.
Lhason war dabei von Beginn an stets ihr Begleiter gewesen. Der schlanke Menschenmann war, wie sie, noch mitten in der Pubertät und trotzdem schon als Akolyth recht weit in Wissen und Kraft.
Sie hatten beide immer eine Art Spiel daraus gemacht, sich gegenseitig anzuspornen und vorwärts zu treiben. Freundschaft wollte man es nennen. Nach einer verschwiegenen Nacht vielleicht auch mehr.
Beide genossen die Zeit, die sie miteinander hatten mehr, als ihnen je erlaubt gewesen wäre. Ein Verdachtsmoment und der Aufseher hätte sie bestraft für das, was sie füreinander empfunden hatten. Wie leicht es doch war, die Gefühle zuzulassen und sie sogar miteinander zu teilen, daraus manches Mal gar Kraft zu ziehen, um sich weiter voran zu bringen.
Jetzt jedoch kamen beide allmählich an ihre Grenzen, als der himmelhohe Hang sie in die Knie zwang und ihnen bewies, wieviel Kraft sie eigentlich noch brauchen würden, um derartige Gewalten überwinden zu können.
Gefühlt kletterten sie bereits seit Tagen, waren es vielleicht auch erst einige Stunden gewesen. Danais folgte Lhason und schob ihn gelegentlich mit einer Hand etwas an, als jener langsamer zu werden drohte.
Auf dem Gipfel dieses verfluchten Berges sollte ein Relikt liegen, welches sie für den Aufseher beschaffen sollten.
"Kommt damit wieder, oder stürzt euch besser direkt in den Tod!", hatte er ihnen zugezischt, ehe sie seinen Raum verliessen, um diese beschwerliche Reise in die Einöde Korribans anzutreten.
Niemand hatte sie vorgewarnt, wie gefährlich diese Kletterpartie sein würde. Nun aber, nach zähen Stunden, standen beide Akolythen kurz vor dem Zusammenbruch und sammelten letzte Reserven, um den Weg doch noch irgendwie zu schaffen. Es hatte den Anschein, als würde der verdammte Gipfel weiter wachsen, noch während die beiden versuchte, ihn zu erklimmen.
Es mochte langsam Abend werden, als die Zwei einen Unterschlupf in einer kargen Felsnische fanden und sich tief hinein zwängten. Es wurde kalt, als die Schatten das Licht fraßen und der Spalt sich tintenschwarz färbte. Wind jaulte davor und trieb hin und wieder feinste Sandwehen mit sich, die den beiden Freunden allmählich in den Augen brannten.
Selbst einfaches Sprechen bereitete schon kurzes Husten, so dass Schweigen langsam ihr Ausharren prägte.
Die Angst kroch Danais durch den Nacken.
Was, wenn sie es nicht schaffen würden?
Was, wenn jemand anderes vor ihnen oben angekommen wäre?
Sie starrte in der Finsternis seitlich zu Lhason.
Die Augen des jungen Mannes spiegelten das letzte Bisschen Licht aus der Ferne wider und sahen hier in der Dunkelheit befremdlich verloren und gebrochen aus. Ohne Zweifel waren sie sich nun zwar so nahe, dass sie seinen Atem spürte, doch entfremdete sie irgendwas an ihm, was auch in seinem Blick lag. Etwas, das sie nicht einzuschätzen vermochte. Sie beide hatten dasselbe Ziel, beide brauchten dieses Relikt. Doch dürften beide auch diesen Erfolg gemeinsam für sich verbuchen?
Würde der Aufseher das überhaupt zulassen?
Wäre das nicht sogar ein Geständnis, welches ihre geheime Freundschaft direkt verraten würde?
Und was wäre die Folge daraus?
In Danais Kopf formten sich wirre Gedanken, die ihr einerseits versuchten, die Freundschaft zu Lhason zu versichern, aber andererseits ihr dunkle Ahnungen vorzugaukeln, was geschehen würde, wenn er das Relikt alleine bergen würde, und nicht sie!
Er würde es nicht wagen, ihre Freundschaft einfach so wegzuschmeissen.
...oder doch?
Messerstichen gleich bohrten sich die Ahnungen tiefer vom Kopf hinab bis in ihr Herz. Schmerzen, die so ungewiss waren, dass sie nicht damit umzugehen vermochte!
Die Nacht zog sich sehr zäh dahin und die beiden Leiber froren in der eisigen Dunkelheit des Spalts hoch oben im Hang. Gelegentlich durchbrachen ferne Schreie einiger Wildtiere das monotone Jaulen des kalten Winds und kleine Schauer liefen die Rücken der beiden Akolythen hinab.
An Schlaf war nicht zu denken.
Viel hatten beide an Mühen auf sich genommen und im Rausch ihres gemeinsamen Erfolgs den Überblick und Fokus ihres Handelns jäh verloren. Sith wollten beide werden, jene Krieger und Machtanwender, die zumeist einsam und gnadenlos die Galaxis knechteten. Konnten sie dies noch, nun, da sie mit den Gefühlen rangen, was wichtiger war - Freundschaft oder Macht?
Danais erkannte schleichend, dass diese Nacht ihnen beiden eine Entscheidung abverlangen wird. Und sie haderte unentschlossen in diesem verdammten Spalt, Haut an Haut mit einem Jungen, der sehr wahrscheinlich gerade dieselben Gedankenspiele vollführte, wie auch sie! Da waren diese Trugbilder, wie beide eng umschlungen in einer versteckten Kammer ihre Körper mit Händen und Zunge erkundeten. Wie heisser Atem die Lippen des Gegenübers wärmte und die Blicke einander so nah waren, dass man sich nicht mehr klar betrachten konnte, ohne den Schleier der Gefühle überwinden zu müssen. All die Jahre der engen Gemeinsamkeit, der Gefühle und der Freuden...
...und nun das hier!
Der Druck ihrer Kiefer liess die Zähne darin schmerzen, so angespannt war sie, während sie ausharrte, was der baldige Morgen ihnen beiden bringen würde. Nicht einmal mehr zittern konnte sie, so sehr war sie von den Gedanken abgelenkt. Ihre Gefühle suchten einen Fokus, wollten die Freuden und die Liebelei verdrängen, um klarer und kraftvoller zu werden. Die Gedanken schafften vorerst, was ihr Herz nicht konnte und legen einen Deckel auf das brodelnde Chaos, damit ihr Verstand wenigstens offen genug für Pläne war.
Eine Ewigkeit später schimmerten erste violette Schemen am Horizont, die alsbald einen Sonnenaufgang ankündigen würden.
Niemand bewegte sich.
Sie spürte die vor Anspannung verhärteten Muskeln des Jungen direkt neben sich, wie er ihre vermutlich auch erahnen konnte.
Was tun?
Wenn sein Kopf ihm dieselben Ideen eingepflanzt hatte, wie ihr, blieb ihr nicht viel Zeit, um zu verhindern, dass sie als zerschellter Leichnam unten am Fuß des Hangs endete.
Was folgte, kam ihr fast wie in Zeitlupe vor, so langsam und träge formten sich die Bewegungen neben ihr und auch ihre Reaktionen darauf. Kaum dass Lhason sich federnd aus der Anspannung lösen wollte, hatte sie ein Bein nach vorn gegen einen Felsgrat gestemmt. Sie hatte verschiedene Möglichkeiten im Geiste durchgespielt, die alle mit ihrem Tode geendet wären, weil er nunmal stärker war, als sie. Doch jetzt nutzte sie das, was ihr als eine der wenigen Chancen übrig blieb und gewährte Lhason den Schwung seines Aufstehens, drückte sich mit dem Bein nach hinten und gab ihm mit dem anderen einen Tritt. Der Junge hatte es gerade so geschafft, ihr rechtes Hosenbein zu packen, als er auch schon mit dem Hintern aus dem Spalt ragte und drohend über dem Abgrund hing!
"Was...?!", stammelte der junge Akolyth fassungslos, als begriff er nun langsam den Ernst der Lage.
"Nein! Tu das nicht! Bitte!"
Sein Geschrei trieb Danais nur mehr dazu an, weiter und weiter zuzutreten. Erst gegen seinen Bauch, dann das Knie und schliesslich gegen die Hand, die versuchte, den Körper noch weiter im Spalt zu halten. Tränen rannen ihr haltlos über das Gesicht und sie presste die Augen zu, als wollte sie verhindern, mit ansehen zu müssen, zu was sie gerade fähig war! Was sie gerade inbegriffen war, für immer von sich zu stoßen! Immer wieder trat sie zu!
Erst als das Schreien sich mit einem Mal schnell entfernte und Licht auf ihr Gesicht fiel, liess sie sich nach hinten sinken und atmete schnell und flach durch.
Es war ein Traum. Wie ein anfangs nur allzu schöner Traum, der nun schrecklich und finster endete.
Für sie und für ihn.
Sie hatten sich beide belogen, lebten mit dem Betrug eine sehr lange Zeit glücklich und zufrieden, aber zogen sich auch gegenseitig tiefer hinein.
Das fand nun ein Ende.
Der Morgen graute, als Danais den Gipfel erklommen hatte und sich müde und erschöpft auf einem Felsen nieder liess, neben dem eine kleine Steinstatuette lag. Sie hatte wenig Augen für das Relikt und nahm es nur mit einer Hand auf, um es eng an ihren Leib zu drücken. Andere Dinge wühlten tief in ihr und trieben sie durch ein Labyrinth aus Gefühlen gesättigt mit Dunkelheit und Kälte.
Erst Stunden später wurde sie vor der Akademie aufgelesen und zu dem Aufseher gebracht.
Sie war nun bereit für die nächsten Schritte als werdende Sith.
Aber alles hat seinen Preis.