----- Bracca -----
Lor Muchard war eine echte Zierde seiner Rasse. Die glibberig-grünliche Haut glänzte wie ein fettiger Pfannensatz. Seine klumpigen Konturen wiesen zumindest einige scharfe Kanten auf und seine roten Augen kamen denen eines Allergikers gleich. Die fehlende Nase lies sein Gesicht ungewöhnlich platt wirken und Falten an den Winkeln seines schmallippigen, breiten Mundes erhoben den Anschein er würde stets mies gelaunt sein. Sein dürrer Hals, gar seine ganze karge Figur wurde von einem aufwendigen, weiten, petrolfarbenen Gewand mit hochstehendem Kragen verdeckt, aus dem nur seine kümmerlichen Hände mit fünf langen Fingern und ungepflegten Nägeln hervorkamen. Auf seinem Kopf thronte ein gleichfarbiger, hoher Turban und um den Hals baumelte eine silberne Kette. Wie viele Neimoidianer kroch auch Lor Muchard als Larve aus einem Ei und ernährte sich die erste Zeit von einer schleimigen Substanz, die er seinen Mitlarven stahl und hortete. Noch heute zehrt er von dieser Substanz, während andere Artgenossen bereits gehobenere Mahlzeiten zu sich nahmen, wie die beliebten Mulchpilze. Und genau wie viele andere Neimoidianer hat er sich ganz der Gier und dem Handel verschrieben. Er residierte auf Cato Neimoidia, dem Juwel unter den neimoidianischen Börsenwelten. Nicht so verkommen wie Deko oder Koru Neimoidia. Aber nicht nur seine enorme Selbstverliebtheit haben ihn zum Vorsitzenden des Handelsmagistrats gemacht, sondern vor allem seine betrügerische, verschlagene und egozentrische Art.
Mit klackenden Schritten und leichten Auf- und Abwärtsbewegungen bahnte sich der Mechno-Stuhl, auf dem er saß, den Weg durch die oberen Gänge der Produktionshalle. Durch die lange Glasfront hatte man einen freien Blick auf die Fließbänder und Maschinen, auf denen nach und nach Gussteile gefertigt und schließlich zusammengefügt wurden. Hier wurden Droiden gefertigt. Nicht nur irgendwelche, sondern State-of-the-Art Kampfdroiden aus Durastahl- und Polycarbon-Gerüsten, designt von MalTech Artifice und finanziert von der Bankengilde im Koradin-System. Erst kürzlich konnte das Handelsmagistrat einen Beschluss des republikanischen Senats erwirken, der dazu bemächtigte weitere Droiden zur Verteidigung der Handelsflotte zu produzieren. Die Handelsrouten im Outer Rim wurden gehäuft von Piraten überfallen, was den Gesellschaften große Umsatzeinbußen und den betroffenen Welten enorme wirtschaftliche Schäden einhandelte. Der Piratenbedrohung Herr zu werden kam aber einer Sisyphusarbeit gleich. Viele Politiker, Senatoren und Berater standen den Forderungen kritisch gegenüber. Man befürchtete, dass das Handelsmagistrat die angestrebten Regulierungen und Kontrollen der Droidenproduktion nicht einhalten würde, oder gar gegen die kriegsgebeutelte Republik rüsten könnte. Der Widerstand der Opposition verpuffte jedoch, als der Senator von Velga und stärkster Gegensprecher, Aristhod Hort, durch ein Attentat das Leben ließ.
Insider, oder wissende Experten behaupten, dass das Handelsmagistrat schon lange vor der Zustimmung des Senats eine neue Droidenproduktionsstätte auf Bracca in Betrieb nahm und so bestehende Verträge brach. Diese Vorwürfe wurden aber von allen acht Vorsitzenden des Magistrats abgeschmettert. In Wahrheit war dem aber genauso, wie es die Insider erzählten. Schließlich musste eine Flotte von mehreren hundert Schiffen aufgerüstet werden. Ein Unterfangen, das erst durch die Akquisition der neuen Fabrik und der Erweiterung jener auf Eriadu, Sluis Van und Utapau ermöglicht werden konnte. Auch auf das Design der Droiden wurde großer Wert gelegt. Moderne Legierungen, erweiterte, optronische Sensorik, eine 1.21 GigaParr-Prozessoreinheit und autarke Kommandosubroutinen definieren das neue Modell, das künftig die Sicherheit der Handelskreuzer und Kernschiffe garantieren sollte. Es war zwar MalTech Artifice und dessen CEO Bhu Mallinor, der sich verantwortlich für die Entwicklung zeichnete, doch war ein gewisser ‚Rembrandt‘ der eigentliche Schöpfer. Er war jüngst aus dem Strafvollzug Bogdens entflohen, nachdem er für die Organisation einer separatistischen Bewegung, illegaler Produktion einer Droidenarmee und Invasion der friedlichen Welt Arilia - einschließlich der begangenen Verletzung der meisten Wesensrechte - verurteilt wurde. Alleine der mangelnden Zusammenarbeit arilianischer und republikanischer Staatsanwälte, sowie einem motivierten Rechtsbeistand war es zu verdanken, dass der selbsternannte Virtuose nunmehr erneut eine Chance zu ergreifen versuchte, die Republik zu stürzen, statt sich der Todesstrafe zu stellen, die auf Hochverrat stand.
Dass das Handelsmagistrat mit einem verurteilen Separatisten kooperierte, störte keinen der Vorsitzenden weniger als Lor Muchard. Er sah die Jahrhunderte alten Geschicke des Handelsmagistrats schon zu lange, zu strikt von der Republik kontrolliert und entschied für sich, dass es Zeit war einen Umsturz zu wagen. Erst der Einfluss und die Vision seines neusten Gönners brachten ihm jedoch die Mittel und Wege, sowie die plötzliche Zustimmung der restlichen Magistratsvorsitzenden ein. Aber auch so wurde Lor Muchards Geduld auf eine Probe gestellt, denn die benötigten Droiden produzierten sich nicht von alleine und auch nicht so schnell, wie es der Neimoidianer gerne hätte.
„Ich versichere Ihnen, Vorsitzender, die Maschinen arbeiten mit maximaler Effizienz und die Produktion wird wie geplant fortschreiten. Die Jedi werden bezahlen.“, erklärt der großgewachsene Rembrandt, als er vor einem Abschnitt der Glasfront zum Stehen kam. Sein adretter Haarschnitt und die kahl rasierten Wangen fügten sich nahtlos in das teure, schwarze Designergewand ein.
Lor Muchard hielt neben ihm, schnaubte jedoch nur abfällig. „Die Jedi sind mir egal. Lord Patavius hat mir den Fall der Republik versprochen und mehr Credits, als ich zählen könne.“ - „Vorsitzender, ich denke Ihr unterschätzt die Macht der Jedi. Sie sind es, was die Republik noch zusammenhält. Wenn…“
Der Separatist wurde jedoch vor Lor Muchard unterbrochen: „Und Ihr unterschätzt die Macht von Lord Patavius, Rembrandt. Er hat die Kontrolle über die Ämter und den Orden der Jedi. Das hat er mir versichert.“ Rembrandt nickte mit einem pfahlen Lächeln auf seinen Lippen, dann hielt er die Erwiderung aber recht kurz. „Natürlich, Vorsitzender. Ich kümmere mich um alles, Ihr könnt Euch entspannen. Vorausgesetzt die Jedi Marsadi gehört mir.“
----- Coruscant -----
Hell klimpernd schlug das dünne Messer dreifach gegen das hohe, schmale Glas, welches mit einer leicht rosafarbenen, prickelnden Flüssigkeit gefüllt war. Skye räusperte sich, um zusätzlich die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich zu ziehen und versicherte sich, mit einem umherschweifenden Blick, dass sie auch jeder gut sehen konnte. Es war für sie noch immer ungewohnt mal keine Tunika, oder Robe des Ordens zu tragen, sondern festliche, gar feierliche Kleidung. Ihr mitternachtsblaues Kleid war am unteren Ende schräg beschnitten und ragte am tiefsten Punkt gerade einmal bis knapp über die Kniebeuge. Das schulterfreie Stück hatte rechts einen Ärmel, während der linke Arm frei blieb und so Platz für ein Armband ließ, das jedoch nicht ganz in den Stil des Abendkleides passen wollte. Wenn man genau hinsah erkannte man, dass das Accessoire handgemacht war und das Ordenssymbol trug. Eines der neueren Erinnerungsstücke der Jedi-Ritterin, welches sie stets an ihren alten Padawan Daeron Ashar erinnern sollte. Aus dem tiefen Blau des Stoffes, die Nachmittagssonne reflektierend, stachen einige funkelnde Fasern hervor. Und auch die hochhakigen Schuhe standen im starken Kontrast zu den halbhohen Stiefeln der klassischen Jedi-Tracht. Auch für einige der Anwesenden war der Anblick von Skye in einem Kleid eher ungewohnt oder befremdlich, da die Robe, oder auch ihre Kampfrüstung nicht zu zeigen vermochte, welch grazile Figur sich darunter verbarg. Heute war ihr Lichtschwert ferner von ihr, als es jemals in den vergangenen sechs Jahren war. Skye hatte sich nicht lange auf diese Laudatio vorbereiten können, weshalb sie sich, wie so oft, auf das verließ, was die Macht ihr flüsterte.
„Sehr geehrte Damen und Herren, wir erheben unsere Gläser heute auf Mister und Misses Captain Jaizen Hawk, deren Licht der Liebe und Zuneigung jede noch so dunkle Stunde zu erhellen vermag. Und während ich leider nicht viel zu Evelyn sagen kann, fällt es mir schwer aus den Dutzenden Anekdoten, die ich mit Jaizen teile, die passendste herauszusuchen. Im Leben eines Jedi gibt es nicht viele Konstanten, nicht viel auf das man sich verlassen kann. Freundschaften gehören leider auch nicht dazu. Jedi retten Leben, schützen die Schwachen, oder versuchen es zumindest. Wir entsagen der Liebe, um diese Pflicht zu erfüllen. Aber Jaizen war es, der mir mehr als einmal das Leben gerettet hat. Mit dem ich das Schützenloch geteilt habe. Mit dem ich eine Verbindung habe, die sogar für einen Jedi außergewöhnlich und außergewöhnlich wertvoll ist. Jetzt ist es an der Zeit, dass du jemanden anderes beschützt. Wir heben unsere Gläser heute auf Captain Jaizen Hawk, hervorragender Offizier, liebender Ehemann und kühnster aller Höllenhunde.“
Während moderater Applaus durch die sitzende Menge rauscht und Skye es schafft sich einzelne Tränen zu verkneifen, verriet ihr Blick zu Hawk, dass er sich nicht beherrschen konnte. In Mitten des Chaos, das der Krieg über die Galaxis brachte, gab es doch immer Momente des Friedens, wie diesen, in denen alles gut schien. Für Skye auch immer eine Zeit großer Demut und Nachdenklichkeit. Erst kürzlich konnte das Imperium von Tepasi vertrieben werden, nachdem es die friedliche Welt in einem Blitzschlag eroberte. Skye beerdigte Ritter Faren Unari, der sie ein langes Stück ihres Weges begleitete, ihr mit Rat und Tat zur Seite stand und dem sie ihre Probleme klagen konnte. Sie hatte ihrem Padawan, Daeron, die Ritterprüfungen abgenommen und ihm kurz darauf mitgeteilt, dass er jetzt selbst einen Padawan haben würde. Bald würde er seinen eigenen Weg gehen. Jaizen Hawk wurde nach ihrem Einsatz und seiner Verwundung auf Saleucami befördert und bekam das Ja-Wort seiner Frau noch oben drauf. So endete auch sein Weg an Skyes Seite, nachdem beide über fünf Jahre gegen Zakuul und das Imperium kämpften. Aber für Skye war es genauso, wie sie es auch sagte. Es gehörte dazu, dass ein Jedi auf lange Sicht nur den Orden hat - Freunde gehen eigene Wege, oder finden den Tod. Skye war es gewohnt, hat sie doch nicht nur einen Padawan, sondern auch ihre drei besten Freunde aus ihrer Anwärterzeit verloren. Unweigerlich führte dies zu einer unnahbaren, harten Fassade und das unterbewusste Distanzieren von zu engen Beziehungen. Verluste waren für Skye noch immer nicht leicht, aber die Erkenntnis, dass jene, die in die Macht eingehen, ihren Frieden finden, hält deutlich schneller Einzug, als noch vor wenigen Jahren.
Ruhige Streichmusik setzte ein und motivierte einige Gäste dazu langsam zu tanzen. Skye konnte nicht tanzen. Sie vermochte sich zeitgleich gegen vier, oder auch fünf bewaffnete Wachen durchzusetzen und ein Ataru anzuwenden, das seines Gleichen suchte. Aber die Beinarbeit, die bei einem simplen Walzer gebraucht wurde, stellte die Ritterin vor eine ganz eigene, nicht zu meisternde Herausforderung. Stattdessen wanderte ihr Blick an den Rand der Hochzeitsgesellschaft, wo ein Herr in Jedi-Roben stand und Skye subtil herüber orderte. Bastion Martiis war ein weiterer, enger Vertrauter Skyes, den sie während ihres Einsatzes auf Bacara kennenlernte. Er hat den vollen, runden Bart behalten, mit dem sie ihn kennenlernte. Die schwarzen Haare waren inzwischen aber lang gewachsen und zu einem Zopf gebunden. Zwischen den dunklen Haaren, entlang des linken Auges, war eine blassblaue Linie sichtbar. Wenngleich Bastion seit nunmehr 40 Jahren im Orden ist, trug er die traditionelle Kiffar-Clanverzierung mit Stolz. In der Erwartung schlechter Neuigkeiten, denn Bastion tauchte nur dann bei Privatveranstaltungen auf, wenn es irgendwo brannte, schob sich Skye zu ihm hinüber. Dabei fielen ihr auch die zwei Pads auf, die Bastion in seiner Hand hielt.
Skye atmete tief durch und begann das vermutlich verheißungsvolle Gespräch mit einem Tipp aus blauem Dunst: „Hat das Imperium wieder eine Offensive gestartet?“
Bastion schüttelte den Kopf und reichte ihr zunächst wortlos eines der Pads. Skye überflog den Inhalt neugierig, dann irritiert. Mit genau so einem Blick schaute sie dann zu Bastion hoch.
„Ein Padawan? Oh nein… nein. Bastion, ich habe Daeron gerade erst fertig ausgebildet.“ - „Das ist wahr und das macht dich zu einer Ritterin, die einen neuen Padawan ausbilden kann. Genauso wie Daeron direkt einen Schüler zugewiesen bekommen hat.“
Der Orden hat jüngst begonnen diversen schülerlosen Rittern einen Padawan zuzuweisen, um die durch Zakuul und den Krieg ausgedünnten Reihen der Jedi wieder mit einer neuen Generation Machtanwender zu versorgen. Dass ein Ritter, der lange keinen Schüler erwählt hatte, früher oder später einen Padawan vom Rat zugewiesen bekam, war nicht unüblich. Schließlich gehörte es auch zu den Pflichten eines Ritters weitere Jedi auszubilden. In so einem großen Stil hatte Skye es jedoch bislang noch nicht mitbekommen.
Skye schloss einen Moment die Augen und atmete erneut tief durch. „Ich dachte ich hätte jetzt endlich mal sowas wie ‚frei‘.“
Bastion hob das zweite Pad und schmunzelte durch den dichten Bart: „Ich schließe mich dir an. Du hängst da nicht alleine drin, Skye.“
Erneut ging Skyes Blick auf ihr Pad, um den Namen ihres neuen Schülers zu lesen. Airen Enda, 14 Jahre.
[align=center]----- Tython -----
„Aua!“, fuhr es aus Airen heraus, „Pass doch auf!“
Kandri hingegen zog noch weiter an der langen dunkelbraunen Haarsträhne, die künftig den traditionellen Padawanzopf bilden sollte. „Stell dich nicht so an, Mann! Du willst doch einen guten ersten Eindruck bei Meisterin Marsadi hinterlassen, oder etwa nicht?“
„Natürlich!“, entgegnete er. Trotzdem musst du mir deswegen nicht gleich die Haare ausreißen, ergänzten seine Gedanken stillschweigend. Airen war nervös, wenn nicht sogar aufgekratzt, denn gleich würde er seine neue Meisterin Skye Marsadi kennenlernen. Der 14-jährige hatte das Gefühl eine ganz besondere Last auf den Schultern zu tragen. Der Name Enda brachte seit Jahrhunderten machtsensitive Abkömmlinge hervor und wurde nicht selten mit berühmten Jedi-Dynastien, wie der Familie Shan, genannt. So empfand Airen es, dass von ihm Großes verlangt wurde. Und zu Großem war er auch bestimmt, da war er sich sicher. Normalerweise wurden Kinder von Familien, die mit dem Orden verbandelt waren, weitaus früher an die Jedi übergeben, als erst mit fünf. Aber die Zakuul-Herrschaft hatte vieles erschwert. Airen erinnerte sich, wie ein großgewachsener Lasat nach Brentaal IV kam und ihn mit zu einer kleinen Siedlung auf Charra nahm. Dort lebten mehrere Jedi zusammen und dort lernte er das erste Mal aus erster Hand, was die Macht war. Vor fünf Jahren war er dann nach Tython gekommen. Zum Tempel. Kandri hingegen wuchs bis zu ihrem zehnten Lebensjahr auf ihrer Heimatwelt Mikkia auf und wurde dort von einem ithorianischen Jedi entdeckt, der eigentlich seine Vorräte aufstocken wollte. Sie hat noch sehr gute Erinnerungen an das Gespräch zwischen dem Jedi und ihren Eltern, in der Kandri als Hoffnung für die Republik bezeichnet wurde. Sie kam direkt nach Tython und lernte dort, im Clan, Airen kennen. Dass beide nun zeitgleich zu Padawanen ernannt wurden lag auch daran, dass Kandri in den vier Jahren ihrer bisherigen Ausbildung ein hohes Maß an Reife zeigte. Die blauhäutige Mikkianerin mit den tiefvioletten Augen sollte die neue Schülerin von Bastion Martiis werden. Mikkianer verfügten weder über Ohren, noch Haare. Stattdessen entwuchsen dem Kopf mehrere tentakelähnliche Ranken, die als Hörorgane fungierten und so beweglich waren, dass sie zu schweben schienen. Das machte das Flechten eines Padawanzopfes jedoch schwierig. Stattdessen entschied sich die quirlige Jedi dazu, ähnlich wie viele Togruta und Twi’lek, eine kleine Perlenkette an ihrem Haupt zu befestigen.
„Glaubst du, dass wir sofort nach Ilum aufbrechen, um unsere Kristalle zu finden?“, fragte Airen schließlich eindeutig neugierig, was Kandri dazu wohl dachte. Diese antwortete jedoch gewohnt besserwisserisch.
„Unsere Meister wollen uns sicher erst einmal vernünftig kennenlernen. Schließlich wurden wir nicht erwählt, sondern zugeordnet. Außerdem findet der Kristall den Jedi, nicht umgekehrt. Und Ilum ist nach wie vor Kriegsgebiet. Ich denke nicht, dass Meister Martiis sich auf eine solche Odyssee einlassen würde.“ - „Hey, Meisterin Marsadi sicherlich auch nicht!“, grätschte Airen ihr ins Wort, „Sie ist bestimmt sehr weise. Und stark! Ich habe von ihren Kriegseinsätzen gelesen. Irre, was sie schon alles erlebt hat!“
„Das ist kein Wettkampf, Airen.“, entgegnete Kandri mit einem kecken Schmunzeln auf den Lippen, „Und jetzt komm. Die beiden warten sicherlich schon auf uns!“
Airen und Kandri standen auf, zogen mit geschickten Griffen ihre Tuniken zurecht und warfen sich die Mäntel über, in denen sich die Jedi seit jeher verbargen. Was seltsam war, denn wenn man durch die Ebenen Coruscants, oder durch Aldera wanderte, sah man nur ganz wenige Leute mit solchen Mänteln und dennoch schien nie jemand einen Jedi als solchen zu erkennen. Fast, als kämen sie einem Tarnumhang gleich. Die beiden angehenden Padawane verließen das Quartier, in dem Airen, zusammen mit sieben weiteren Anwärtern untergebracht war. Viel Raum für Persönlichkeit oder Individualisierung war hier nicht. Je zwei Schüler teilten sich ein Etagenbett. Gelernt wurde in Gruppen, sogenannten Clans, gemeinsam mit einem Meister. Airen und Kandri wurden dem Squall-Clan zugeordnet und gemeinsam in der Grundform des Lichtschwertkampfes, dem Shii-Cho, sowie diversen weltlichen, philosophischen und machtzentrierten Feldern geschult. Der Tempel auf Tython bot den Jedi nun schon über ein Vierteljahrhundert eine Zuflucht. Zumindest in den meisten Fällen. Bereits zwei Mal mussten sich die Jedi gegen Eindringlinge zur Wehr setzen - wurden beim zweiten Mal sogar vertrieben und beinahe ausgelöscht. Aber die Jedi kehrten zurück, wie immer, und bauten den Tempel wieder auf. Nun erinnerte nur noch wenig an den Überfall der Zakuul, der sich inzwischen zum zwölften Mal jährte. Airen und Kandri gingen in die große Hall, von wo zwei große Bögen den Weg in die erste Etage wiesen. In Mitten dieser Bögen erblickten sie das riesige, schwebende Dodekaeder, das sofort an ein Jedi-Holocron erinnerte. Das ‚Eye of Zallow‘, benannt zu Ehren von Jedi-Meister Ven Zallow, der beim Sith-Überfall auf Coruscant sein Leben ließ. Airens Blick wanderte durch die Halle und fing eine Vielzahl vom Jedi diverser Spezies auf. Einige unterhielten sich, entweder mit anderen Rittern und Meistern, oder mit ihren Padawanen. Andere studierten Pads, oder gingen hinaus ins Freie. Man merkte nur wenig vom Chaos des Krieges, welches seit einigen Jahren in der Galaxis Einzug hielt und jeden Beteiligten eine gewisse Anspannung aufzwang. Statt jedoch raus zu gehen gingen die beiden Padawane in den Westflügel des Tempels, in eine der zahlreichen Mediationskammern. Der vereinbarte Treffpunkt. Hier, sobald sich die Tür schloss, war es vollkommen still. Lediglich vier rot gepolsterte Sitzgelegenheiten standen zueinander ausgerichtet in der Mitte des Raumes. Pfahles Licht drang durch die Lamellen an den Fenstern. Keine Ablenkungen von außen, damit man sich ungestört auf die Meditation konzentrieren konnte. Doch sie schienen zu früh zu sein. Meisterin Marsadi und Meister Martiis waren noch nicht da.
„Sind wir auch wirklich im richtigen Raum?“, fragte Airen, der sich zwar sicher war, sich aber gerne nochmal versicherte. Schließlich wusste er, dass auf Kandri immer Verlass war, wenn es darum ging aufmerksam zu sein. Die Frage beantwortete sich jedoch von selbst, als sich die Tür zur Kammer aufschob und zwei Jedi mit strammen Schritten hineinkamen. Er mit schwarzen, langen Haaren und buschigem Rundbart. Sie mit aschblondem Zopf und königsblauen Augen. Airen und Kandri erschraken zeitgleich und wandten sich zur Tür um. Der überraschte Blick der beiden Padawane musterte die hinzugestoßenen Ritter aufmerksam, ehe die Erkenntnis einsetze und man sich hochachtungsvoll verbeugte.
„Meister!“, entfuhr es beiden gedrückt, voller Demut und eventuell auch etwas Angst. Die beiden Ritter schmunzelten jedoch und schauten sich ein wenig amüsiert an. Dann nickte Skye. „Und ihr müsst Airen und Kandri sein. Schön euch kennenzulernen.“