14 NVC - Aufenthalt auf Kashyyyk - Tag 240

Schweiß lief über die Haut hinab, Blut pumpte durch die Adern. Wie in Zeitlupe zog sich der Blick über die Umgebung, erfasste jedes Detail. Der Verstand lief auf Hochtouren, verknüpfte Gelerntes mit dem Instinkt. Die Muskeln brannten vor Anstrengung. Es war die Jagd, die durch den Körper schoss und an jeder Station den Feueralarm auslöste. Doch es war nicht das Gefühl eines Jägers sondern die des Gejagten, der Beute.


"...Rechts"

Zischte der Padawan die Worte aus seinem Mund, es war ein kurzer Sprung gegen einen Baum um sich von da abzustoßen und die Richtung abrupt zu wechseln, eine Rolle folgte und die Bewegung ging fließend in ein Rennen über. John war dicht bei ihm und sie hörten, wie die Krallen eins Katarns sich in den Baum rammten. Sie zerrissen die Rinde und splitterten etwas Holz hinaus. Ein zweite Katarn umging dem Umweg über den Baum und setzte die Jagd fort.


In den vergangenen vier Monaten, waren John und Xine weit weg von dem eigentlichen Ausgangspunkt gewandert. Tag um Tag gingen sie voran, Woche um Woche erreichten sie neue, unbekannte Gebiete. Immer wieder gab es Landmarken. So gut sich der Padawan zurecht finden konnte, sei es in der Stadt oder Wildnis, so sehr war er hier an seine Grenzen gelangt. Sie irrten nicht, war es die Macht, die den Jedi leitete aber verloren hatte er sich. Wo er sich nun wirklich befand in mitten des riesigen Planeten war für ihn ein Rätsel.


Manchmal machten John und Xine Späße darüber, dass sie vermutlich bald merken würden, dass sie seit Tagen im Kreis liefen. Natürlich war es ein greifbarer Gedanke aber doch achteten sie penibel darauf nicht durch etliche Problematiken, genau diese Sorge zu erfüllen. Am Ende konterte Xine immer und immer wieder mit der gleichen Aussage. Sollte die Macht es vorhaben, dass sie im Kreis liefen, dann wäre dies das neue Ziel. Natürlich war John nie damit zufrieden, warum auch? Er spürte die Macht schließlich nicht und trabte einem Menschen mit zwei Lichtschwertern hinterher, der dachte, dass eine unsichtbare, alles durchdringende Energie ihn leitete. Wüsste er nicht, wie und was Jedi sind so wäre Xine vermutlich nur ein weiterer Verrückter gewesen. Das Zeugnis, dass sie voran schritten kam recht schnell, als sie die Bekanntschaft von zwei Katarn machten und zur Flucht gezwungen waren.


"Er kommt näher."

"Nur noch ein Stück."

John war leicht hinter Xine als der Katarn blitzschnell aufholte und zum Sprung ansetze. Die flache Hand und ein saftiger Machtstoß wirbelten das Tier gegen einen Baum wo John ihm in einer flüssigen Bewegungen einen Schlag verpasste. Ein äußerst kräftiger wie sich herausstellte, als das Tier kurz verwirrt schien. Es war nicht viel aber wieder am Rennen konnte man etwas Distanz aufbauen ehe schon der Gefährte auf dem Weg war die Beute wieder einzufangen.


John hatte das bereits öfter getan, Xine geholfen. Sei es Pflanzen sammeln, irgendwo hinaufklettern oder ein Lagerfeuer machen. Vieles ging einfacher mit Johns Hilfe und wenn sie nach einem langen Tag an einem Lagerfeuer saßen und gegessen hatten kam es meist zu einem Gespräch. Meist war John eigentlich ruhig, schwieg und lies Xine vor sich hin reden. Wie ein kühler Stein blickte er den Padawan lange an. Viel musste John nicht sprechen, eigentlich kein einziges Wort, denn während Xine immer wieder Problemfragen aufstellte reichte es den jungen Jedi für seine Erkenntnisse wohl wenn einfach nur irgendjemand oder irgendwas zuhörte. In gewisser Weise war die Begegnung mit John eine Art Läuterung oder Wegweiser, denn seit sie zusammen unterwegs waren machte sich der Padawan zwar Gedanken zur Liebe, Bindung und seiner Strafe, tat dies jedoch viel zielgerichtete. Manchmal philosophierte er über den Sinn seines Aufenthalts, seines Lebens und den Dingen, die durch ihn geschehen sind, doch meist bremste sein Verstand ihn zu glauben, dass seine Fehler einem höheren Wohl dienten. Schicksal mag eine schöne Vorstellung sein, doch nicht mit dem Bild des Padawan gemein gehen. Vielleicht hatte die Macht einen Plan, vielleicht konnte sie eine Zukunft zeigen, doch diese Zukunft war nicht fix. Fehler waren damit nicht zu entschuldigen, denn sie führten zu einer möglicherweise alternativen Zukunft. So auch sein Fehler, der zu dieser Zukunft führte. Was er ablegen konnte war bedauern, Bedauern über seine unkontrollierten Gefühle, Bedauern über Meister Sirkos Enttäuschung, Bedauern über seinen Aufenthalt. Seine Zukunft war nun, was hier passierte, was vor ihm lag und wollte er, dass diese Zukunft noch mehr als zehn Minuten anhielt musste er sich um die lästigen Verfolger kümmern, die erneut zum Angriff ansetzten.


"Mut..."

Es brummte und summte als die blauen Lichtschwerter sich aus ihrem tiefen Schlaf erhoben und die Umgebung in ein leuchtendes Blau tauchten. Die Bewegung des Padawan wechselte durch einen Sprung in die vertikale, trennte einige Äste von den Bäumen und lies sie in den Weg der Kreaturen gelangen. John hielt sich zurück, wenn sich zwei Lichtschwerter zündeten war es immer gut sich nicht zu nahe daran aufzuhalten.


Der Ast störte überhaupt nur einen der Verfolger, der Zweite setze zum Sprung an und bekam eine böse Schnittwunde auf die Seite, als sich die blaue Klinge über die Haut zog. Jaulend prallte das Tier gegen einen Baum und blieb liegen. John ging langsam Schritte zurück, entfernte sich von Xine und dem annähernden, zweiten Jäger. Er bemerkte den Abhang hinter sich nicht. Tief, erbarmungslos und dunkel.


"...noch einer"

Erneut zischten die Worte nur aus Mund, wurden übertönt vom Brummen der Klingen. Es erlosch eine Klinge, als der zweite Sprung ansetzte. Der Padawan duckte sich weg, hielt die Klinge zum Schutz über sich und erwischte den Schweif des Tieres. Im Moment des Gefechts hatte er nicht bedacht, wer hinter ihm war und auf wen nun das Tier angeflogen kam. Viel Zeit verging nicht, zu wenig für ein Wort und viel zu wenig für eine Reaktion. Das Tier prallte auf den Boden und riss John mit den Abgrund hinab. Er sagte nichts, wohl aus Schock wegen dem Ungetüm, stattdessen hörte man Xine brüllen, welcher sich an die Schlucht warf und mit einem ausgestreckten Arm versuchte irgendwas zu retten.


"Jooohnn!"

Brannte es aus tiefster Kehle in den Abgrund hinein. Zu spät. John, der Stein, wurde vom Tier mit gerissen. Langsam flackerte das Bild eines Menschen vor dem geistigen Auge, als sein Werkzeug, dass er liebevoll gefertigt hatte und das ihn seither gute Dienste erwiesen hatte, samt dem Tier in das dunkle Nichts hinab stürzte. Er keuchte, schwitze. Der Blick des Padawan war auf die Dunkelheit gerichtet. Schon wieder hatte er etwas verloren, schon wieder hatte er einen Fehler gemacht. Wann würde das enden?