14 NVC - Aufenthalt auf Kashyyyk - Tag 120

Der Wind wehte über den Vorsprung. Braune, zerschlissene Stiefel richteten sich auf dem Stück Fels, dass den Anblick auf eine weite, fast unendliche Landschaft lieferte. Sachte wehte die braune, zerfetzte Robe im Wind. Blau-grüne Augen fokussierten die Landschaft während der Wind immer wieder rote Strähnen in das Gesicht wehen lies. Die Luft zischte aus dem Mund nach oben über das Gesicht und versuchte die unbändigen Strähnen zu verscheuchen. Ein Brummen folgte und die Hände, zerkratzt, schmutzig griffen nach oben zu den Haaren. Kurz und knapp lösten sie den roten Pferdeschwanz des Padawan und zogen die Strähnen feinsäuberlich zusammen ehe wieder ein neuer Pferdeschwanz gebunden wurde, die Finger bewegten sich elegant und gekonnt. Das Stück Kleidung, dass es mal war eignete sich unter der Spannung gut um einen Zopf zu binden.


Er atmete tief ein, nahm die gesamte Luft, die Natur und die Gerüche in sich auf. Die Hände hinter den Rücken verschränkt. Der Wind erkletterte den Körper, wehte über ihn und durch ihn hindurch. An dem Gürtel hingen die zwei Lichtschwerter und ebenso ein mittelgroßer Beutel, gefertigt aus einem Stofffetzen. Während der Blick über die Landschaft ging waren es die Sinne, die fokussiert waren. Es erwärmte im Licht der Sonne zu stehen.

"Wohin...jetzt?"


Von rechts nach links wanderten die Augen. Das Meer hatte er schon länger hinter sich gelassen. Die Verfolger waren zwar immer wieder in der Nähe gewesen, doch seit langem schon nicht mehr so prägnant. Mag er wohl ihr Revier verlassen haben oder sie sich zu gut verstecken. Einen Blick hatte er erhaschen können. Katarn, zumindest glaubte er, dass es welche waren. Sie hatten ihn als Ziel gewählt, ihn gejagt und das mit gefährlicher Besessenheit. Er hatte sich wehren können, verteidigen. John hatte ihm geholfen. John half ihm schon seit Wochen und auch wenn sie erst Fremde waren und er unsicher war so begann doch eine recht gute Freundschaft. Die Natur und die Instinkte schaffen seltsame Bündnisse. Irgendwie war es beruhigend und entspannend. Endlich konnte er Kashyyyk wirklich genießen und wachte nicht mehr jeden Tag in den Gedanken auf, dass er den Tag nicht überleben würde, dass er die Prüfung nicht besteht, den Test versagt.


"Erstmal hier runter..."

Xine machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne an den Rand des Vorsprungs, kleine Kiesel stürzten hinab und der Blick des Padawan begutachtete den Boden. Der Weg nach unten würde anstrengend werden aber in der Nähe gab es sonst keine Möglichkeiten hinab zu kommen. So war er gezwungen das zu nutzen, was er dabei hatte. Seinen Verstand, seinen Körper und die Macht.


"Los geht's John."

Der Padawan setzte sich auf den Vorsprung, drehte sich langsam um und griff in den Felsen hinein um den Abstieg zu beginnen. John folgte ihm, nein John tat es ihm gleich. In letzter Zeit merkte er immer mehr wie sehr sie sich ähnelten. Fast so als ob die Jagd, die Instinkte den gleichen Weg entlang gehen würden. Innerlich befriedigte es, diesen Pfad mit solch einer Überzeugung zu gehen. Immer noch meditierte er jeden Abend und morgen. Zuerst war es anstrengend daran festzuhalten, jetzt wo kein Jedi, kein Meister und keine Regeln existierten. Mit der Zeit jedoch, merkte er wie er es selbst genoss und die Meditation ihn beruhigte. Ein seltsames Gefühl plötzlich ohne Regeln zu sein, erst jetzt merkte er, was er selbst wirklich wollte und brauchte. Manche Dinge vermisst man erst, wenn man sie verliert. Manche Dinge erkennt man aber auch erst dann, wenn sie einem nicht vorgesagt werden.


Eine halbe Stunde verging beim Abstieg, immer wieder spürte er den Verlust von Halt, rettete sich noch mit einem zweiten Griff oder verließ seine Position durch einen Sprung. Unten angekommen hatte er wieder festen Boden unter den Füßen, war ein paar Schrammen reicher und mit einem Grinsen belohnt. Adrenalin, Freude und Aufregung schossen durch den jungen Körper. Spannung lies den Körper aufleben. Es war ein sagenhaftes Gefühl.


Machte ihm das alles Spaß? - Nein, wieso sollte es auch? Er hatte sich schlicht mit der Situation abgefunden zu warten, zu hoffen und zu stehen. Stillstand war in mitten dieser Landschaft ein Todesurteil. Es waren kleine Freuden in dem sonst anstrengenden und dunklen Tag. Zwischen den Bäumen und Blättern verbarg sich hinter jeder Ecke eine Gefahr. Doch irgendwie hatte sich in ihm alles geändert. Er konnte klarer Denken, Handeln und Atmen. Die Last, die er sich selbst auferlegt hatte war von ihm gewichen.


"Hundertzwanzig Tage. Seit ihr stolz auf mich Meister? Oder würdet ihr noch mehr erwarten?"

Worte, die ihm Wind verklangen. Fragen ohne Antworten. Seine Intention war schwer zu erklären, mit einer Meditation, einer Freundschaft kam eine Erkenntnis, welche alles über den Haufen geworfen hatte. Die Tage des Überlebens waren längst vorbei. In ihm, um ihn herum fand er etwas, dass ihn gewissenhaft leitet. Mit diesem etwas gab es keinen Stillstand, keine Ausweglosigkeit und keine Ahnungslosigkeit. Der Tag begann und Xine begab sich mit John auf den Weg. Eine Stimme in ihm, ein Hauch flüsterte zu ihm, trieb ihn an. Es war weich, sanft und freundlich. Wegweisend.

Während der Padawan mit seinem neu gewonnenen Freund durch die Wälder marschierte, war es dieser Hauch der ihren Pfad ebnete. Der Hauch drang durch jede Faser, berührte jeden Baum, wehte im Wind mit und kannte jedes Rätsel. Egal wie wenig Hoffnung er hatte, wie erschöpft er war. Dieser Hauch hielt ihn zusammen, am leben, am Laufen.

Die Macht sprach und der Jedi folgte.